2000 Chancen suchen - Reifenpresse.de
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66<br />
Felgenreport<br />
Leichtmetallfelgenreport<br />
<strong>2000</strong><br />
Teil 2:<br />
<strong>Chancen</strong> <strong>suchen</strong><br />
Wer sich nicht mit <strong>de</strong>r Erstausrüstung belasten<br />
musste, schien sich freuen zu können:<br />
Ob LAG, rial, SRF o<strong>de</strong>r die Kollegen z. B. in<br />
Italien - die westeuropäischen Ersatzmärkte<br />
und vor allem <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche nahmen immer<br />
noch genügend „Aftermarket-Rä<strong>de</strong>r“ auf. Borbet/AAG,<br />
Ronal o<strong>de</strong>r S+M hatten in <strong>de</strong>r Erstausrüstung<br />
soviel zu tun, dass sie <strong>de</strong>n Umrüstmarkt<br />
vernachlässigen mussten. Der eine<br />
mag das etwas stärker getan haben als <strong>de</strong>r<br />
an<strong>de</strong>re. Gewiss aber ist: Zeigt die Erstausrüstung<br />
Bremsspuren, wird keiner freiwillig Kapazitäten<br />
einmotten. Was nicht in <strong>de</strong>r Erstausrüstung<br />
abgesetzt wer<strong>de</strong>n kann, wird umgeleitet<br />
in die Ersatzmärkte. Weil die großen OE-<br />
Lieferanten in ihren Werken ohnehin die Kostenschraube<br />
bis zum Anschlag gezogen haben,<br />
wird es für die reinen Produzenten für<br />
Ersatzbedürfnisse eng, sehr eng bei <strong>de</strong>r Ko-<br />
stenkalkulation. Ihre Sorgen wer<strong>de</strong>n dann<br />
an<strong>de</strong>re sein, <strong>de</strong>nn Freu<strong>de</strong> hatten die (meisten)<br />
Bediener <strong>de</strong>r Ersatzmärkte nicht: Die Preise<br />
liegen am Bo<strong>de</strong>n, und keiner weiß, wie sie<br />
wie<strong>de</strong>r angehoben wer<strong>de</strong>n könnten.<br />
Vielleicht wäre die ernsthafte Rückbesinnung<br />
Ronals o<strong>de</strong>r Borbets auf die Ersatzmärkte<br />
mehr eine Chance <strong>de</strong>nn drohen<strong>de</strong>r Knockout<br />
für einzelne Anbieter, weil die Ersatzmarktspezialisten<br />
sich herausgefor<strong>de</strong>rt fühlen könnten<br />
und kreative Kräfte entfalten. <strong>Chancen</strong>los<br />
wären sie möglicherweise in <strong>de</strong>r Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
mit <strong>de</strong>n Goliaths <strong>de</strong>r OE-Branche<br />
nicht, sie stehen im Markt, wissen vielleicht<br />
besser um aktuelle Trends <strong>de</strong>r Ersatzmärkte<br />
und können in diesem „Mo<strong>de</strong>markt“ sehr flexibel<br />
reagieren. Sie sind „Flop-resistenter“.<br />
Reine OE-Werke sind ten<strong>de</strong>nziell eher auf<br />
größere Stückzahlen getrimmt und wer<strong>de</strong>n<br />
sich oft nur unter Schmerzen in flexible Einheiten<br />
verwan<strong>de</strong>ln. Nicht die Stückzahl 3.000<br />
Alugussrä<strong>de</strong>r wird in Zeiten <strong>de</strong>r nach unten<br />
gerichteten automobilen Konjunktur fertigungstechnisch<br />
relevant sein, son<strong>de</strong>rn 300.<br />
Die Automobilhersteller und ihre großen<br />
Zulieferer von Aluminiumfelgen sehen fast<br />
unisono noch in <strong>de</strong>r ersten Hälfte dieses Jahrzehnts<br />
einen rapi<strong>de</strong>n Einschnitt in <strong>de</strong>n Ersatzmärkten<br />
voraus. Das („Schreckens“-)Szenario<br />
wird - angefangen bei Premium-Marken wie<br />
Merce<strong>de</strong>s o<strong>de</strong>r BMW - so gezeichnet, dass<br />
die Automobilhersteller <strong>de</strong>n Zubehör-Markt<br />
an sich reißen. Im schlimmsten Falle dadurch,<br />
dass für bestimmte Mo<strong>de</strong>lle auch nur bestimmte<br />
Felgen „freigegeben“ und in <strong>de</strong>n Fahrzeugpapieren<br />
bin<strong>de</strong>nd vorgeschrieben sind,<br />
wie das bei Reifen ja schon teilweise Usus (Beispiel<br />
Porsche) ist. Nur wer in <strong>de</strong>r Erstausrüstung<br />
bei solch einem Autohersteller engagiert<br />
ist, wür<strong>de</strong> Eingang auf diese gewiss sehr<br />
knapp gehaltene Liste fin<strong>de</strong>n. Die nur auf die<br />
Ersatzmärkte fixierten Rä<strong>de</strong>rhersteller und die<br />
damit verbun<strong>de</strong>nen Marken hätten das Nachsehen.<br />
Fords Engagement bei Reifen (vgl. erstmalig<br />
in NEUE REIFENZEITUNG 9/99) sollte<br />
doch auch <strong>de</strong>n Anbietern von Aluminiumfelgen<br />
zu <strong>de</strong>nken geben. Noch ist die eingeschränkte<br />
Rä<strong>de</strong>rfreigabe eine Horrorvision für<br />
die Aftermarket-Beglücker, sie entbehrt aber<br />
keineswegs <strong>de</strong>s Realitätssinnes. Ob sich das<br />
Menetekel schon bis Mitte <strong>de</strong>s Jahrzehntes<br />
bewahrheitet, wissen wir nicht. Die Optimisten<br />
<strong>de</strong>r Ersatzmärkte wollen die Gefahren<br />
auch gar nicht sehen und bewegen<br />
sich im Hier und Jetzt.<br />
Und doch gibt es immer<br />
noch <strong>Chancen</strong>, besser zu sein<br />
als an<strong>de</strong>re! Ein Beispiel (siehe<br />
auch Kasten S. 70): Soviel Gebrauchtwagen<br />
wie nie zuvor<br />
stehen <strong>de</strong>rzeit auf <strong>de</strong>n Höfen <strong>de</strong>utscher Autohändler.<br />
Deren alte Regel lautet: Geht das<br />
Geschäft mit Neuwagen runter, bewegt sich<br />
das mit Gebrauchten nach oben. Und in Fahrzeuge<br />
aus zweiter o<strong>de</strong>r gar dritter Hand ist<br />
<strong>de</strong>r Verbraucher immer noch geneigt, ein bis<br />
zwei Tausen<strong>de</strong>r zu stecken, um das Auto für<br />
sich „maßzuschnei<strong>de</strong>rn“. Individualisierung<br />
aber ist die Domäne <strong>de</strong>r Marken BBS, Borbet,<br />
ATS, Artec o<strong>de</strong>r RH Alurad. Gera<strong>de</strong> „Marken“,<br />
die auf <strong>de</strong>r eher preisgünstigen Schiene<br />
angesie<strong>de</strong>lt sind, können hier einen zusätzlichen<br />
Vertriebskanal erschließen, und einige<br />
tun das ja. In <strong>de</strong>m harten Gebrauchtwagenmarkt<br />
sind nämlich schon viele Händler von<br />
sich aus auf <strong>de</strong>n Trichter gekommen, die betagten<br />
Altmo<strong>de</strong>lle optisch aufzuwerten. Man<br />
erinnere sich: Als die neuen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r als<br />
Absatzmarkt vor einer Deka<strong>de</strong> neu hinzuka-<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>
68<br />
Felgenreport<br />
Der genaue Blick verrät neuartige Rä<strong>de</strong>r: Pax-Reifen - wie hier beim Seat Salsa -<br />
verlangen an<strong>de</strong>re Felgen, diese messen 7,5 J x 18“<br />
men und die Automobiltransporter<br />
gen Osten ausgebucht waren,<br />
hatte sich das Spielchen schon<br />
mal <strong>de</strong>rart gestaltet, dass diese<br />
Gebrauchten optisch aufgewertet<br />
wur<strong>de</strong>n, um - manchmal geschah<br />
das wohl - die potenziellen Kun<strong>de</strong>n<br />
von Fahrzeugmacken abzulenken.<br />
Die Gebrauchtwagenhändler<br />
müssen <strong>de</strong>n Absatz <strong>de</strong>r<br />
oftmals in Zahlung genommenen<br />
„Schätzchen“ auch ankurbeln,<br />
weil die Zinslast immer stärker<br />
drückt, je länger - und das ist<br />
schon mal mehr als ein halbes<br />
Jahr - die Autos auf <strong>de</strong>m Hof das<br />
Pappschild in <strong>de</strong>r Windschutzscheibe<br />
tragen, das sie als<br />
Schnäppchen ausweisen soll. Und<br />
tragen sie Aluminiumfelgen, so ist<br />
das schon mal ein Argument<br />
mehr gegenüber <strong>de</strong>m Kaufinter-<br />
essierten. Auch wenn das Rä<strong>de</strong>r-<br />
Design vielleicht ein wenig aus<br />
<strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong> ist (dafür waren die<br />
Felgen ja auch etwas billiger zu<br />
haben). Deswegen müssen sich<br />
eher teure Markenanbieter wie<br />
BBS o<strong>de</strong>r RH nicht unbedingt<br />
grämen, schließlich zeichnen sich<br />
gera<strong>de</strong> Oberklasse-Fahrzeuge<br />
beson<strong>de</strong>rs langer Lebenszyklen<br />
aus. Und wer einen schon etwas<br />
in die Jahre gekommenen Jaguar,<br />
ein S-Klasse-Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r vorletzten<br />
Generation und gar einen<br />
gebrauchten Ferrari fährt, <strong>de</strong>r ist<br />
gemeinhin kein Knauser und bereit,<br />
in teure und glänzen<strong>de</strong> Rä<strong>de</strong>r<br />
zu investieren, die <strong>de</strong>r heutigen<br />
Mo<strong>de</strong> entsprechen und nicht<br />
jener, die en vogue war, als die<br />
Erstzulassung erfolgte.<br />
Darüber spricht man nicht<br />
Dennoch gilt: Die Preise sind<br />
„ausgelutscht”<br />
Auf Seiten <strong>de</strong>r Aluminiumfelgenhersteller<br />
gibt es ein Tabuthema:<br />
Über Preise spricht man nicht!<br />
Auf Seiten <strong>de</strong>r Automobilhersteller<br />
gibt es ein Lieblingsthema: Mit<br />
<strong>de</strong>n Zulieferern über Preise re<strong>de</strong>n!<br />
– Wie das aussieht, ist leicht<br />
vorstellbar und im Prinzip oft genug<br />
von vielen Komponenten-<br />
Lieferanten geschil<strong>de</strong>rt wor<strong>de</strong>n.<br />
Die Einkäufer <strong>de</strong>r Automobilindustrie<br />
tischen ihren Gesprächspartnern<br />
von <strong>de</strong>r Zuliefererseite<br />
in mehr o<strong>de</strong>r weniger regelmäßigen<br />
Abstän<strong>de</strong>n die For<strong>de</strong>rung<br />
auf, bei <strong>de</strong>n Preisen einen Betrag<br />
X – sagen wir mal sechs Prozent<br />
– nachzugeben. Oft genug wur<strong>de</strong>n<br />
– solche Fälle sind ja bekannt<br />
gewor<strong>de</strong>n – auch bestehen<strong>de</strong><br />
Verträge in Frage gestellt. Dem<br />
Hersteller von Aluminiumrä<strong>de</strong>rn<br />
- <strong>de</strong>r sich an Preiserhöhungen in<br />
<strong>de</strong>r Erstausrüstung gar nicht<br />
mehr erinnern kann, so lange liegen<br />
sie zurück - ist es gar nicht<br />
vergönnt darauf hinzuweisen,<br />
dass er doch in <strong>de</strong>n letzten Monaten<br />
höhere Kosten zu beklagen<br />
hatte. Ihm ist schon bevor er um<br />
mo<strong>de</strong>rate Preiserhöhungen nachfragen<br />
konnte <strong>de</strong>r Wind aus <strong>de</strong>n<br />
Segeln genommen. Ausgesprochen<br />
o<strong>de</strong>r unausgesprochen steht<br />
im Raum, dass über <strong>de</strong>n Folgeauftrag<br />
ja noch nicht entschie<strong>de</strong>n<br />
ist. Der Autohersteller zeigt seine<br />
Muskeln, <strong>de</strong>r Zulieferer ist hin<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>
und her gerissen: Wie ernst meint es <strong>de</strong>r Verhandlungspartner,<br />
kann er ihm wi<strong>de</strong>rstehen<br />
o<strong>de</strong>r legt ein sich bald auftuen<strong>de</strong>s Loch in <strong>de</strong>r<br />
Fabrikauslastung nahe, die Preise doch besser<br />
„in Demut zu empfangen”, wie ein Vorstand<br />
eines Reifenherstellers einmal einräumte?<br />
Als nun diese Fachzeitschrift bei Zulieferern<br />
um ein Gespräch „über OE-Preise” nachfragte,<br />
fühlten sich prompt gleich zwei davon<br />
bemüßigt, dieses Ansinnen an ihre(n) Großkun<strong>de</strong>n<br />
weiterzuleiten. Brav, sehr gut erzogen!<br />
Dann zog die Maulkorbproduktion <strong>de</strong>utlich<br />
an. Einzelne Automobilhersteller machten<br />
Druck, wenn nur irgend ein Preis nach<br />
draußen sickert, dann ist es zappenduster,<br />
dann wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Zulieferer die Brocken nur<br />
so um die Ohren geschmissen. Entwarnung:<br />
Die Aluradpreise für bestimmte Automo<strong>de</strong>lle,<br />
die bekannt sind, lassen ohnehin höchstens<br />
sehr bedingt Rückschlüsse auf „Durchschnittspreise”<br />
zu. Die Zeiten, in <strong>de</strong>nen ein Automobilhersteller<br />
gut zahlte, die an<strong>de</strong>ren abgestuft<br />
schlecht bis schlechter, sind ohnehin (weitgehend)<br />
passé. Zumal oft genug Autohersteller<br />
A weiß, was B zahlt. Also zahlen alle „unauskömmliche<br />
Preise”.<br />
Die Materie ist viel zu kompliziert, als dass<br />
sie an einem ganz bestimmten Rad auch nur<br />
annähernd exemplarisch aufgedröselt wer<strong>de</strong>n<br />
könnte. Vielleicht wäre es aber mal lohnend,<br />
einen Beitrag über das Selbstverständnis o<strong>de</strong>r<br />
gar Selbstbewusstsein von Zulieferern zu<br />
schreiben? – Das Problemfeld Preise ist je<strong>de</strong>nfalls<br />
ein „hochsensibles Thema”, das von Fahrzeughersteller<br />
zu Fahrzeughersteller, von<br />
Zulieferer zu Zulieferer an<strong>de</strong>rs gesehen wird.<br />
Zunächst einmal: <strong>de</strong>n Preis gibt es nicht.<br />
Ob ein aus Aluminium gegossenes 15-Zoll-<br />
Rad, auch in <strong>de</strong>r Erstausrüstung, mit 70 Mark<br />
(ob plus o<strong>de</strong>r minus „X” lassen wir mal dahin<br />
gestellt) berechnet wird, sagt noch nichts, aber<br />
auch rein gar nichts darüber aus, ob das Rad<br />
angemessen, zu billig o<strong>de</strong>r zu teuer ver- o<strong>de</strong>r<br />
eingekauft wird. Abgesehen<br />
davon, dass es aus Sicht <strong>de</strong>s<br />
Einkäufers im Zweifelsfalle<br />
eher zu teuer und aus Sicht<br />
<strong>de</strong>s Verkäufers eher zu billig<br />
ist. Der Preis setzt sich aus<br />
einer ganzen Reihe von Komponenten<br />
zusammen, einige<br />
Beispiele:<br />
- Manches Styling ist produktionstechnisch<br />
einfach<br />
schwer zu realisieren, <strong>de</strong>r<br />
Technische Beson<strong>de</strong>rheiten wie das<br />
Abstreckverfahren (hier Alulite von<br />
AWI) fließen in die Rä<strong>de</strong>rkosten ein<br />
Ausschuss (bei OE-Akzeptanz können schon<br />
mal 20 Prozent „durchfallen”, <strong>de</strong>ren Mängel<br />
von keinem Beschicker <strong>de</strong>s Ersatzmarktes<br />
moniert wür<strong>de</strong>n) ist möglicherweise höher als<br />
bei „leichteren” (bezogen auf die Herstellung)<br />
Rä<strong>de</strong>rn.<br />
- Der Gewichtsaspekt wird nicht nur durch<br />
die Dimensionierung <strong>de</strong>s Ra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>finiert, vielleicht<br />
gibt es weniger o<strong>de</strong>r mehr bruchgefähr<strong>de</strong>te<br />
Bereiche, sprich muss mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />
„Speck” an bestimmten Stellen aufgebracht<br />
wer<strong>de</strong>n, um auf <strong>de</strong>r sicheren Seite zu<br />
sein. Vielleicht kann das angestrebte Radgewicht<br />
auch nur durch einen (schließlich auch<br />
in die Kalkulation mit einfließen<strong>de</strong>n) Arbeitsschritt<br />
wie das Abstreckverfahren (siehe Fotos)<br />
erreicht wer<strong>de</strong>n.<br />
- Der Faktor Rohstoffpreise ist zu berücksichtigen.<br />
Geht <strong>de</strong>r Aluminiumpreis rauf,<br />
müsste auch <strong>de</strong>r Automobilhersteller an jetzt<br />
höheren Kosten partizipieren – aber er „ziert<br />
sich”, <strong>de</strong>n so genannten „Materialteuerungszuschlag”<br />
zu berappen. Umgekehrt gilt: Geht<br />
<strong>de</strong>r Preis runter, will auch <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> an diesem<br />
Segen teilhaben – und er wird ganz<br />
munter, wenn er die Chance wittert, einen<br />
Nachlass einfor<strong>de</strong>rn zu können. So ganz wird<br />
die eigentlich simpel erscheinen<strong>de</strong> Rechnung<br />
ohnehin nie aufgehen, <strong>de</strong>nn es ist oftmals vom<br />
„Gespür” <strong>de</strong>s Aluminium-Einkäufers abhängig,<br />
ob es sich lohnt, jetzt zu „bunkern” o<strong>de</strong>r<br />
Felgenreport<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong> 69
70<br />
Felgenreport<br />
auf noch günstigere Aluminiumpreise zu hoffen.<br />
Das „Risiko” lässt sich nur sehr bedingt<br />
auf zwei Schultern verteilen. Gleiches gilt im<br />
Prinzip für Energiepreise, die Liberalisierung<br />
dieses Marktes führt aber nicht schon per se<br />
zu einem Vorteil, die so genannte Öko-Steuer<br />
zwingt auch dazu, über Lan<strong>de</strong>sgrenzen zu<br />
schielen und zu ermitteln, ob dort billigerer<br />
Strom verfügbar ist. Aktuell (siehe oben) führen<br />
<strong>de</strong>r hohe Auslastungsgrad aller renommierter<br />
Hersteller und die wie<strong>de</strong>r angezogenen<br />
Preise fürs Material dazu, dass <strong>de</strong>r Preis<br />
für ein 15-Zoll-Rad eher über als unter 70<br />
Mark liegt.<br />
- Im Prinzip – so menschenverachtend dies<br />
klingen mag – ist ein Energiepreis genauso in<br />
<strong>de</strong>r Kalkulation zu berücksichtigen wie <strong>de</strong>r für<br />
Arbeitskräfte. Natürlich geht es um Produktionen<br />
in (vermeintlichen) Niedrigkostenlän<strong>de</strong>rn.<br />
Die können bei einem Produkt wie<br />
Leichtmetallfelgen aber auch schnell ihren<br />
begünstigten Status verlieren, Beispiel Südafrika.<br />
Sind an<strong>de</strong>re Län<strong>de</strong>r „streikanfälliger” als<br />
Deutschland? Drohen Unruhen in <strong>de</strong>r Bevöl-<br />
Man gönnt sich ja sonst nichts<br />
Je größer <strong>de</strong>r Gebrauchtwagen, <strong>de</strong>sto<br />
eher Aluminiumfelgen<br />
Gebrauchte Autos mit vernünftiger Ausstattung<br />
lassen sich viel leichter und zu einem<br />
besseren Preis verkaufen als Fahrzeuge, <strong>de</strong>nen<br />
es an gefragten Details fehlt. Manches<br />
karg bestückte Automobil tut sich heute sogar<br />
schwer, überhaupt noch einen Käufer<br />
zu fin<strong>de</strong>n. Das be<strong>de</strong>utet jedoch nicht, dass<br />
je<strong>de</strong>s Mätzchen am Auto auch <strong>de</strong>n Wie<strong>de</strong>rverkaufswert<br />
hebt, warnen die Experten von<br />
Dekra. Extras zahlen sich nur dann aus, wenn<br />
sie sinnvoll und nützlich sind.<br />
Als Faustregel gilt: Je größer <strong>de</strong>r Wagen,<br />
<strong>de</strong>sto wichtiger ist die Ausstattung für <strong>de</strong>n<br />
Wie<strong>de</strong>rverkauf. Daneben spielen die Art <strong>de</strong>s<br />
Fahrzeugs - Pkw, Kombi, Van, Cabrio o<strong>de</strong>r<br />
Gelän<strong>de</strong>wagen -, das Image <strong>de</strong>r Marke, die<br />
Versicherungsklasse und die Schadstoffkategorie<br />
für <strong>de</strong>n Wie<strong>de</strong>rverkauf eine Rolle.<br />
Worauf Autokun<strong>de</strong>n heutzutage beson<strong>de</strong>ren<br />
Wert legen, haben die Marktbeobachter<br />
von Schwacke untersucht. Dabei zeigte<br />
sich: Luxus ist „in“. Schon Kleinwagen bieten<br />
heute Merkmale, die früher <strong>de</strong>r Oberklasse<br />
vorbehalten waren, wie etwa eine Klimaanlage.<br />
Fahrzeuge mit individueller, umfangreicher<br />
o<strong>de</strong>r gar kompletter Ausstattung<br />
liegen beson<strong>de</strong>rs gut im Rennen. Im Detail<br />
unterschei<strong>de</strong>n sich die Wünsche <strong>de</strong>r Autofahrer<br />
von Fahrzeugklasse zu Fahrzeugklas-<br />
kerung? Versickert einiges in Kanälen (Korruption),<br />
die eine ferne Unternehmenszentrale<br />
nicht sehen kann? Verlangen Zöllner Bakschisch,<br />
um einen betreffen<strong>de</strong>n Container<br />
rechtzeitig freizugeben? Selbst Erdbebengefährdung<br />
kann standortentschei<strong>de</strong>nd sein.<br />
Fragen über Fragen, <strong>de</strong>ren Beantwortung<br />
heute an<strong>de</strong>rs ausfallen kann als vor o<strong>de</strong>r in<br />
zwei Jahren. Wer regional „breit diversifiziert”<br />
ist, min<strong>de</strong>rt das Risiko.<br />
- Ähnlich wie bei Automobilherstellern hat<br />
sich auch bei Zulieferern herauskristallisiert,<br />
dass „Monsterwerke” nicht <strong>de</strong>r Weisheit letzter<br />
Schluss sind. Die Skaleneffekte großer<br />
Stückzahlen wer<strong>de</strong>n leicht aufgefressen durch<br />
„sonstige Kosten” angefangen bei infrastrukturellen<br />
Maßnahmen (Parkplätze, Zufahrtstraßen<br />
...). In einem großen Werk können nicht<br />
Produkte billiger produziert wer<strong>de</strong>n nur weil<br />
es größer ist. Welches „die richtige” Jahreskapazität<br />
für ein einzelnes Werk ist, wird auch<br />
durchaus unterschiedlich gesehen. Um eine<br />
„Hausnummer” zu nennen: Die meisten Fertigungsexperten<br />
für OE-Rä<strong>de</strong>r kalkulieren mit<br />
se aber ganz erheblich.<br />
Zu <strong>de</strong>n Ausstattungs-Tops <strong>de</strong>r Kleinwagen<br />
gehören Servolenkung, Airbag, Schiebedach,<br />
Klimaanlage und ABS. Wenig gefragt<br />
sind bei <strong>de</strong>n Kleinen Le<strong>de</strong>rausstattung,<br />
Leichtmetallfelgen, Automatik, Türen hinten<br />
und elektrische Fensterheber. In <strong>de</strong>r Mittelklasse<br />
ist das Maß aller Dinge die Klimaanlage<br />
mit weitem Abstand vor Airbag, Schiebedach,<br />
ABS und Servolenkung. Weniger<br />
honoriert wer<strong>de</strong>n hier Navigationssystem,<br />
Sitzheizung, Radio/CD-Spieler und eine ausgefallene<br />
Optik. Auch in <strong>de</strong>r Oberklasse ist<br />
eine Klimaanlage Pflicht. Gut im Rennen liegen<br />
neben <strong>de</strong>r Vollausstattung auch Automatik,<br />
Airbag und ABS. Die Fahrer von Vans<br />
legen großen Wert auf Klimaanlage, Airbag<br />
und ABS, weniger dagegen auf Dieselmotor<br />
und eine ausgefallene Optik, sagen die<br />
Experten. In <strong>de</strong>r Gunst <strong>de</strong>r Fahrer von Gelän<strong>de</strong>wagen<br />
liegen Klimaanlage, zum Fahrzeug<br />
passen<strong>de</strong> Mehrausstattung und ausgefallene<br />
Optik vorn. Nicht so wichtig ist hier<br />
ABS. Open-Air-Fans erwarten von ihrem<br />
Cabrio in <strong>de</strong>r Regel elektrisches Ver<strong>de</strong>ck,<br />
Le<strong>de</strong>rausstattung, Klimaanlage und ausgefallene<br />
Optik. Generöser zeigen sie sich,<br />
wenn Funkverriegelung, Sitzheizung o<strong>de</strong>r<br />
einzelne Sicherheits<strong>de</strong>tails fehlen. Dekra Info<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>
Hochglanzeffekte – hier auf einem Chrysler Stratus Cabrio – wer<strong>de</strong>n auch von Fahrern großer<br />
Limousinen, <strong>de</strong>nen man sonst eher „Un<strong>de</strong>rstatement” beimaß, in zunehmen<strong>de</strong>m Maße geschätzt:<br />
Und sorgen in <strong>de</strong>r Rä<strong>de</strong>rproduktion für Mehrkosten<br />
min<strong>de</strong>stens 750.000 bis maximal 2.000.000<br />
Einheiten. Und wenn OE-Verantwortliche ihren<br />
Rä<strong>de</strong>rpreis berechnen und verfügen über<br />
mehrere auditierte Werke, so überlegen sie,<br />
wo <strong>de</strong>r Auftrag am kostengünstigsten und die<br />
Bedürfnisse <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n am ehesten zufrie<strong>de</strong>nstellend<br />
(manch einem ist das „Ma<strong>de</strong> in<br />
Germany” immer noch wichtig) erfüllt wer<strong>de</strong>n<br />
kann. (Aftermarket-Werke scheinen mit<br />
300.000 bis 600.000 p. a. im Trend zu liegen.)<br />
- Gera<strong>de</strong>zu albern ist das Spiel um Losgrößen:<br />
Automobilhersteller neigen dazu, <strong>de</strong>n<br />
Verkaufserfolg eines künftigen Mo<strong>de</strong>lles bzw.<br />
die angestrebte Ausstattungsquote mit Aluminiumfelgen<br />
in rosa Farben zu zeichnen.<br />
Darauf fällt nun wirklich kein guter Verkäufer<br />
mehr rein. Zumal es weitgehend Usus gewor-<br />
Felgenreport<br />
<strong>de</strong>n ist, Aufträge nach einem prozentualen<br />
Schlüssel zu verteilen. Wem ein 40-prozentiger<br />
Anteil bei einem bestimmten Mo<strong>de</strong>ll zugesprochen<br />
wird, kann es sich oftmals sparen,<br />
anhand <strong>de</strong>r vom Fahrzeughersteller prognostizierten<br />
Stückzahlen seine eigenen Losgrößen<br />
berechnen zu wollen. Wann haben<br />
die je gestimmt? Immerhin gilt: Die Stückzahl<br />
500 ist in <strong>de</strong>r Erstausrüstung eine Kleinserie,<br />
im Ersatzgeschäft aber durchaus gang<br />
und gäbe. Umrüstzeiten sind ein Kostenfaktor.<br />
- Bestimmte „Features” kosten einfach: Einige<br />
Automobilhersteller bestehen nach wie<br />
vor auf Buchsen, an<strong>de</strong>re nicht. Soll das Rad<br />
glanzgedreht sein o<strong>de</strong>r nicht? Soll es einen<br />
Chromglanzeffekt aufweisen, dank Kugelpolierung<br />
erstrahlen o<strong>de</strong>r matt schimmern? Muss<br />
es warm ausgelagert wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r ist dies nicht<br />
nötig? Usw. usw. – Da ist eine lange Liste abzuarbeiten.<br />
- Und da sind noch die Aspekte, die über<br />
das eigentliche Produkt hinaus gehen, wie:<br />
- Liefergeschwindigkeit und Flexibilität: „Just<br />
in time” und „Just in sequence” sind von Seiten<br />
<strong>de</strong>r Automobilhersteller gerne gebrauchte<br />
Ausdrücke. Und <strong>de</strong>nnoch we<strong>de</strong>ln sie mit<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong> 71
72<br />
Felgenreport<br />
tatsächlichen o<strong>de</strong>r vermeintlichen Angeboten<br />
aus Fernost und wer<strong>de</strong>n auch nicht rot, spricht<br />
man sie auf diesen schon vom Transportweg<br />
her unbestreitbaren Nachteil ferner Werke an.<br />
Schließlich – so ihre Argumentation – stamme<br />
von dort nur <strong>de</strong>r „Grundbedarf”. Falls etwas<br />
draufzusatteln ist, haben hiesige Hersteller<br />
die nötige Flexibilität vorzuhalten. Schon<br />
geringe und immer mal wie<strong>de</strong>r mögliche<br />
Än<strong>de</strong>rungen im Fahrwerkbereich bzw. an <strong>de</strong>r<br />
Bremse während <strong>de</strong>r normalen Serienproduktion<br />
von Autos führen diese Argumentation<br />
ad absurdum. Darum ist es übrigens auch für<br />
hiesige Hersteller riskant, nur um <strong>de</strong>r höheren<br />
Losgröße willen einen 2-Jahres-Bedarf „auf<br />
Hal<strong>de</strong>” zu produzieren. Vielleicht hat <strong>de</strong>r Lagerbestand<br />
in nur wenigen Monaten nur noch<br />
Materialwert.<br />
- Produktsicherheit: Gera<strong>de</strong>zu schick schien<br />
es in <strong>de</strong>n letzten Jahren gewor<strong>de</strong>n zu sein,<br />
mit <strong>de</strong>r Knute einer Verringerung <strong>de</strong>r Zuliefererzahl<br />
zu drohen. Gut gebrüllt, Löwe – <strong>de</strong>n<br />
Sprung hast du vergessen. Abgesehen davon,<br />
dass je<strong>de</strong>nfalls rä<strong>de</strong>rseitig über alle Fahrzeugmarken<br />
und über die letzten Jahre wenig geschehen<br />
ist, überwiegt doch wohl mittlerweile<br />
die Einsicht, dass dies bei einer Komponente<br />
wie Aluminiumgussrä<strong>de</strong>rn zumin<strong>de</strong>st risikobehaftet<br />
ist. Auch bei <strong>de</strong>n renommiertesten<br />
Produzenten stellen sich immer mal wie<strong>de</strong>r<br />
„Probleme” ein, vor Qualitätsschwankungen<br />
ist auch kein hiesiger Produzent mit absoluter<br />
Sicherheit gefeit. By the way: Wie soll das erst<br />
bei fernen Wettbewerbern sein, <strong>de</strong>ren Probleme<br />
erst sechs Wochen, nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Container<br />
auf <strong>de</strong>n Seeweg geschickt wur<strong>de</strong>, evi<strong>de</strong>nt<br />
wer<strong>de</strong>n? – Immerhin nehmen die Autobauer,<br />
je<strong>de</strong>nfalls solange es sich um Massenmo<strong>de</strong>lle<br />
han<strong>de</strong>lt, Worte wie Single Sourcing<br />
o<strong>de</strong>r selbst „Global Sourcing” seltener in <strong>de</strong>n<br />
Mund, als sie dies noch vor zwei, drei Jahren<br />
taten. Statt von Globalisierung re<strong>de</strong>n die ersten<br />
schon von „De-Globalisierung”. Wohl<br />
<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r es einmal versäumt hatte, mit <strong>de</strong>n<br />
Lemmingen zu rennen.<br />
- Entwicklungskompetenz: Blickt man nur<br />
wenige Jahre zurück, so war <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r<br />
Rä<strong>de</strong>r aus Eigenproduktion <strong>de</strong>r Fahrzeugher–<br />
steller noch <strong>de</strong>utlich größer. Dann wur<strong>de</strong> es<br />
opportun, solche Komponenten fertigungstechnisch<br />
aufzugeben, die nicht zur „Seele”<br />
eines Autos gehören. Grob gesagt gelten Achse,<br />
Motor und Karosserie als tabu (stimmt ganz<br />
so auch nicht mehr), alles an<strong>de</strong>re kommt auf<br />
<strong>de</strong>n Prüfstand. Outsourcing nannte man das<br />
(inzwischen hat man auch gelegentlich von<br />
einer Trendwen<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>m Begriff „Insourcing”<br />
gehört). Wer die Rä<strong>de</strong>r nicht mehr selber<br />
herstellt, gibt auch die Entwicklungskompetenz<br />
sukzessive auf. Zwar sind Rä<strong>de</strong>r- und<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>
McGard-Radmontagesätze<br />
McGard als führen<strong>de</strong>r Hersteller<br />
von Radsicherungen, Sicherungsprodukten<br />
und ver-<br />
Die Dreiecks-Box <strong>de</strong>r Radmontagesätze<br />
passt problemlos in je<strong>de</strong>n Felgenkarton<br />
chromten Sechskantmuttern<br />
liefert in sämtliche Kontinente<br />
dieser Welt mit <strong>de</strong>n Schwerpunkten<br />
Europa und Nordamerika.<br />
In Europa ist McGard<br />
Alleinlieferant renommierter<br />
Fahrzeughersteller, wie beispielsweise<br />
DaimlerChrysler,<br />
Designabteilungen von Autobauern<br />
weiterhin (unterschiedlich<br />
stark) in Entwicklungen involviert;<br />
ob aber die hübsche Zeichnung<br />
auch produktionstechnisch und<br />
zu akzeptablen Kosten umgesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n kann, wird vernünftigerweise<br />
von Technikern und Kaufleuten<br />
<strong>de</strong>s Rä<strong>de</strong>rherstellers festgestellt.<br />
- Entwicklungs- und kreative Designkompetenz<br />
(die Trennung ist<br />
aka<strong>de</strong>mischer Natur) sollte eigentlich<br />
das Preisargument aus<br />
<strong>de</strong>m Fel<strong>de</strong> schlagen – und das<br />
passiert wohl auch bei Automobilherstellern,<br />
<strong>de</strong>ren Einkäufer<br />
nicht nur im Hier und Jetzt agieren,<br />
son<strong>de</strong>rn auch an morgen<br />
<strong>de</strong>nken. Wobei gelegentlich <strong>de</strong>r<br />
kreative Aspekt nicht (o<strong>de</strong>r noch<br />
nicht) hoch genug eingeschätzt<br />
wird: Rä<strong>de</strong>rhersteller sind in zunehmen<strong>de</strong>m<br />
Maße gezwungen,<br />
mit externen Designbüros zusammenzuarbeiten<br />
(die schicken<br />
auch Rechnungen), weil das<br />
Porsche, Volkswagen und Volvo.<br />
Neben Standard-Radsicherungen<br />
für <strong>de</strong>n Aftermarkt bietet<br />
McGard auch komplette<br />
Radmontagesätze<br />
an. Je<strong>de</strong>r Radmontagesatz<br />
enthält vier Radsicherungen,<br />
einen Radsicherungsschlüssel,<br />
vier verchromte<br />
Ventilbolzen mit<br />
Gummibeschichtung sowie<br />
eine Tasche zur<br />
Schlüsselaufbewahrung<br />
und Sechskantmuttern<br />
mit lebenslanger Garantie<br />
gegen Rost.<br />
Der Vorteil für <strong>de</strong>n<br />
Kun<strong>de</strong>n besteht darin,<br />
dass bei <strong>de</strong>n Radmontagesätzen<br />
alles in einer Box geliefert<br />
wird. Der Bestellvorgang<br />
ist entsprechend einfacher und<br />
die dreieckige Box passt in die<br />
Ecke <strong>de</strong>r Radverpackung, so<br />
dass beim Versand nichts verloren<br />
gehen kann bzw. beschädigt<br />
wird. dv<br />
hauseigene „Kreativpotenzial” an<br />
Grenzen stößt, ja stoßen muss.<br />
Um davor gefeit zu sein, in „eingefahrenen<br />
Gleisen” zu verharren,<br />
sind Sichtweisen externer<br />
Spezialisten („Künstler”) notwendig.<br />
Eine Untersuchung von<br />
McKinsey in Zusammenarbeit<br />
mit <strong>de</strong>r RWTH Aachen hat gar<br />
ergeben, dass innovative Unternehmen<br />
22 Prozent ihrer Forschungs-<br />
und Entwicklungsaufgaben<br />
auslagern, weniger innovative<br />
nur 8 Prozent! – Wird dann<br />
ein <strong>de</strong>m Automobilhersteller genehmes<br />
Styling platziert, hat <strong>de</strong>r<br />
Entwickler (so sei er weiterhin genannt,<br />
mag er sich auch externer<br />
Spezialisten bedient haben) die<br />
erste Chance: Baumuster, Freigabe,<br />
Prozessaudit (scheint vermehrt<br />
nach <strong>de</strong>m absur<strong>de</strong>n Motto<br />
zu erfolgen: Wer die schärfsten<br />
Prüfkriterien hat, ist <strong>de</strong>r Beste) –<br />
das ganze Spielchen läuft ab. Den<br />
Auftrag hat er damit aber immer<br />
noch nicht <strong>de</strong>finitiv, er kann im-<br />
Felgenreport<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong> 73
74<br />
Felgenreport<br />
mer noch durch einen billigeren Konkurrenten<br />
(Schatten- o<strong>de</strong>r B-Entwickler) aus <strong>de</strong>m Feld<br />
geworfen wer<strong>de</strong>n. Das ist zwar offenkundig<br />
unfair, aber soll schon passiert sein. Wobei das<br />
Ganze etwas perfi<strong>de</strong>r abläuft, zwei Szenarien.<br />
Erstens: Der eigentliche Entwickler erhält bei<br />
<strong>de</strong>r prozentualen Verteilung <strong>de</strong>r Or<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />
geringeren Teil, weil er (aus Sicht <strong>de</strong>s Automobilherstellers)<br />
„zu teuer” ist. Der zweite<br />
Hersteller, <strong>de</strong>r sich an die Entwicklung „rangehängt”<br />
hat o<strong>de</strong>r vom Automobilhersteller<br />
zum „Ranhängen” genötigt wur<strong>de</strong> (in<strong>de</strong>m ihm<br />
die Blaupause gegeben wur<strong>de</strong>), bekommt <strong>de</strong>n<br />
Löwenanteil. Zweitens: Der eigentliche Entwickler<br />
ist nach einem Jahr Lieferung außen<br />
vor und muss sich neu empfehlen, wie<strong>de</strong>r mit<br />
einer zukünftigen Kreation. Für die laufen<strong>de</strong><br />
Serie reichen „billigere” Zulieferer.<br />
- Die Frage nach eigenem Entwicklungspotenzial<br />
nicht nur in technischer, son<strong>de</strong>rn auch<br />
in ästhetischer Hinsicht spaltet die Zulieferer:<br />
Firmen wie Hayes Lemmerz, Superior, Montupet,<br />
Fundo und neuerdings wohl AWI (die<br />
Aftermarket-Marke Wolfrace wird wohl an<br />
Smith’s Wheels/Südafrika verkauft) haben sich<br />
aus <strong>de</strong>n Umrüstmärkten zurückgezogen bzw.<br />
hatten damit noch nie etwas „am Hute”. Die<br />
spannen<strong>de</strong> Frage lautet, ob Ronal, S + M, BBS<br />
o<strong>de</strong>r Borbet wegen ihrer unzweifelhaften größeren<br />
Nähe zum Verbraucher damit gegenüber<br />
<strong>de</strong>n Erstgenannten einen echten Vorteil<br />
genießen. Können externe Stylingbüros etwaige<br />
hauseigene Schwächen beheben und zu<br />
welchen Kosten? Denn auch ein Vertriebsapparat<br />
fürs Ersatzgeschäft muss immer wie<strong>de</strong>r<br />
auf seine Rentabilität hin in Frage gestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Auf die „Kultur” <strong>de</strong>s Umgangs miteinan<strong>de</strong>r<br />
– Automobilhersteller auf <strong>de</strong>r einen Seite,<br />
Zulieferer auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren – ist die NEUE<br />
REIFENZEITUNG in früheren Alurä<strong>de</strong>rreports<br />
wie<strong>de</strong>rholt eingegangen. Natürlich zeigt Opel/<br />
GM ein an<strong>de</strong>res Gebaren als Volkswagen, die<br />
Wolfsburger wie<strong>de</strong>rum ein an<strong>de</strong>res als die<br />
Münchner usw. – Und immer wie<strong>de</strong>r hängt<br />
das Proce<strong>de</strong>re eher an einzelnen Personen<br />
<strong>de</strong>nn an Vorgaben wie „Tan<strong>de</strong>m” (Merce<strong>de</strong>s-<br />
Benz) etc. Das sind zumeist nur recht nichtssagen<strong>de</strong><br />
Worthülsen. Der Ausdruck „Würger”<br />
ist mit einem Mann verbun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r erst für<br />
Opel/GM und später für Volkswagen wirkte.<br />
Eine <strong>de</strong>rartige Personifizierung gibt es <strong>de</strong>rzeit<br />
wohl nicht, wenngleich Zulieferer gelegentlich<br />
die „Faust in <strong>de</strong>r Tasche” ballen mögen,<br />
wenn sich ein bestimmter Herr angesagt hat.<br />
Gera<strong>de</strong> aktuell läuft offenkundig eine „Preisrun<strong>de</strong>”<br />
wie zu „besten Lopéz-Zeiten”. Langjährige<br />
Verkäufer fühlen sich schon mal als<br />
Selfma<strong>de</strong>-Psychologen und bemühen sich, die<br />
Motive ihres Gegenüber zu verstehen. Sie<br />
wissen, dass auch die Einkäufer „unter Druck”<br />
stehen. Bei<strong>de</strong> Seiten haben – siehe oben –<br />
natürlich abweichen<strong>de</strong> Interessen. Aber es gibt<br />
auch Aspekte, bei <strong>de</strong>nen sie gut beraten wären,<br />
das Einigen<strong>de</strong> stärker zu beachten. Ver<strong>suchen</strong><br />
wir, durch bei<strong>de</strong>r Brillen zu blicken.<br />
Wer dabei bestimmte Firmen o<strong>de</strong>r Personen<br />
vor seinem geistigen Auge hat, <strong>de</strong>m sei gesagt:<br />
Das ist natürlich völlig unbeabsichtigt.<br />
Die Autoindustrie – die Konkurrenz ist<br />
mör<strong>de</strong>risch<br />
Taucht <strong>de</strong>r Einkäufer einer Komponente bei<br />
einem Zulieferer auf, so wird dieser hofiert.<br />
Es wird regelrecht ein Programm für ihn gemacht,<br />
er soll wohlgestimmt wer<strong>de</strong>n. Geht <strong>de</strong>r<br />
Verkäufer zum Automobilhersteller, ist’s im<br />
Prinzip nicht an<strong>de</strong>rs: Dem Einkäufer wird „Honig<br />
um <strong>de</strong>n Bart geschmiert”, dass <strong>de</strong>r gesamte<br />
Fußbo<strong>de</strong>n zu verkleben droht. Eine<br />
Übertreibung? – Na ja, nieman<strong>de</strong>m soll persönlich<br />
zu nahe getreten wer<strong>de</strong>n. Aber nachvollziehbar<br />
ist das schon: Der Rä<strong>de</strong>reinkäufer<br />
eines Automobilherstellers ist im eigenen Hause<br />
ein eher subalterner Mitarbeiter, beim Zulieferer<br />
bzw. in <strong>de</strong>ssen Augen wird er zum<br />
Schicksalsbringer hochstilisiert.<br />
Die Automobilhersteller neigen dazu, von<br />
Preis- und Kun<strong>de</strong>nanalysen zu sprechen, tatsächlich<br />
han<strong>de</strong>lt es sich dabei aber meistens<br />
um „heiße Luft”. Unerfahrene Verkäufer mögen<br />
sie damit beeindrucken können. Erfahrenen<br />
Verkäufern gelingt es beim Gang durch<br />
die Fabrik schon, <strong>de</strong>n Abgesandten <strong>de</strong>s Autoherstellers<br />
langsam und unmerklich auf ein<br />
Eis zu schieben, das zum Rand hin immer<br />
dünner wird. „Zu tief” in die Materie möchte<br />
mancher Einkäufer auch gar nicht reingetaucht<br />
wer<strong>de</strong>n, sieht er doch das Risiko, bei <strong>de</strong>r „Spezialisten-Kompetenz”<br />
<strong>de</strong>s Zulieferers „<strong>de</strong>n<br />
Kürzeren zu ziehen”. Den „richtigen” Preis zu<br />
fin<strong>de</strong>n ähnelt einem Pokerspiel.<br />
Egal, welchen Fahrzeughersteller man<br />
herauspickt: Je<strong>de</strong>r glaubt, bei qualitativen<br />
Aspekten selber das Nonplusultra zu sein nach<br />
<strong>de</strong>m Motto „Was die Kollegen in Köln machen,<br />
wäre bei uns un<strong>de</strong>nkbar” o<strong>de</strong>r „Die Versuchsabteilung<br />
in Stuttgart ist da wohl nicht<br />
ganz so streng”. – Schwamm drüber, das haben<br />
Mitarbeiter von Automobilherstellern zur<br />
Genüge zum Besten gegeben. Wobei man<br />
sich nicht darüber lustig machen und auch<br />
keine Ignoranz unterstellen sollte: Wer sich mit<br />
seiner Marke i<strong>de</strong>ntifiziert und an sie glaubt,<br />
erfüllt eine Voraussetzung, um einen guten<br />
Job zu machen.<br />
Die Konkurrenzsituation zu konzernfrem<strong>de</strong>n<br />
Marken beeinflusst auch das Verhalten<br />
<strong>de</strong>s Einkäufers. Er möchte auf keinen Fall<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>
Chrom, Chromeffekt<br />
o<strong>de</strong>r „nur“ Hochglanz? (Bild AWI)<br />
„schlechter abschnei<strong>de</strong>n” bei seinem Zulieferer<br />
als <strong>de</strong>r Einkäufer einer an<strong>de</strong>ren Automarke:<br />
Bekommt <strong>de</strong>r Wettbewerber XY tatsächlich<br />
noch einen zusätzlichen „Rabatt”, wie ihm<br />
mal (ggf. von einem an<strong>de</strong>ren Zulieferer) geflüstert<br />
wor<strong>de</strong>n ist? Lei<strong>de</strong>r sind einige wenige<br />
Manager (nicht unbedingt die Verkäufer) auf<br />
Seiten <strong>de</strong>r Rä<strong>de</strong>rindustrie nicht „so sauber”<br />
wie bei an<strong>de</strong>ren Komponenten, wo es eine<br />
Art „Ehrenko<strong>de</strong>x” gibt nach <strong>de</strong>r Devise „Über<br />
Mitbewerber spricht man nicht und schon gar<br />
nicht schlecht”. Na ja, wenn das so ist, dann<br />
sollten die Einkäufer<br />
auch nicht so oft<br />
danach fragen. Dass ein Autohersteller bzw.<br />
sein Komponenten-Einkäufer gegenüber seinem<br />
Zulieferer gewissermaßen „misstrauisch”<br />
ist, sei ihm nachgesehen. Er wird nicht nur<br />
von Mitbewerbern mit gezielten Informationen<br />
„beeinflusst”, son<strong>de</strong>rn hat auch einen<br />
„Chef über sich”, einen „Vorturner”, <strong>de</strong>r ihm<br />
permanent sagt, er solle sich nicht von <strong>de</strong>m<br />
kecken kleinen Zulieferer „über <strong>de</strong>n Tisch ziehen<br />
lassen”.<br />
Es ist aber auch die Konsolidierung <strong>de</strong>r<br />
Automobilhersteller zu be<strong>de</strong>nken: Volvo und<br />
Felgenreport<br />
Jaguar sind keine Konkurrenten mehr, son<strong>de</strong>rn<br />
Partner unter <strong>de</strong>m großen Ford-Dach.<br />
Natürlich weiß <strong>de</strong>r Ford-Manager die Jaguar-<br />
Preise, kennt <strong>de</strong>r Volvo-Manager die Jaguar-<br />
Zulieferer und <strong>de</strong>ren Ansprüche. So muss es<br />
auch sein, <strong>de</strong>nn nur so lassen sich die viel<br />
beschworenen Synergien heben. Es macht<br />
keinen Sinn, dass die Einkäufer sowie Techniker<br />
mehrerer Marken eines Konzernes das<br />
Werk XY nacheinan<strong>de</strong>r be<strong>suchen</strong> und auf OE-<br />
Tauglichkeit inspizieren. Weniger das höhere<br />
Volumen (bei <strong>de</strong>m Produkt Rä<strong>de</strong>r je<strong>de</strong>nfalls)<br />
als vielmehr die gebün<strong>de</strong>lten Arbeitsabläufe<br />
schaffen Kostenvorteile. Das ist eine Gefahr<br />
für kleinere Zulieferer für nur eine Marke, die<br />
auf <strong>de</strong>r Strecke bleiben könnten. Es ist aber<br />
auch eine Chance, jetzt aufgrund <strong>de</strong>r guten<br />
Kontakte zu einer Marke auch für an<strong>de</strong>re interessant<br />
zu wer<strong>de</strong>n. Die Jaguar-Verantwortlichen<br />
wer<strong>de</strong>n zu registrieren haben, dass beispielsweise<br />
Stahlschmidt + Maiworm seit Jahren<br />
einen guten Job bei Volvo macht. Ein an<strong>de</strong>res<br />
Beispiel: Aktuell einziger Rä<strong>de</strong>rzulieferer<br />
für die vier Konzernmarken Volkswagen,<br />
Audi, Seat und Skoda mit jeweils guten Volumina<br />
ist Ronal. Also wird auch erwartet, dass<br />
sich <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Hersteller um die Nobelmarken<br />
Rolls-Royce und Bentley kümmert.<br />
„Schon wie<strong>de</strong>r ein neuer Ansprechpartner”,<br />
stöhnen gelegentlich Verkäufer und <strong>de</strong>nken<br />
daran, dass damit ein Aufbau von Vertrauen,<br />
eine erquickliche Kommunikation, also<br />
eine gute Beziehung aufzubauen ist. Obendrein<br />
muss wie<strong>de</strong>r mal jeman<strong>de</strong>m erklärt<br />
wer<strong>de</strong>n, wie das mit Alurä<strong>de</strong>rn so läuft. Das<br />
Abtasten beginnt: Han<strong>de</strong>lt es sich um einen<br />
„grünen Bengel”, einen „Wa<strong>de</strong>nbeißer”, einen<br />
Karrieristen (<strong>de</strong>r bald wie<strong>de</strong>r weg ist), einen<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong> 75
76<br />
Felgenreport<br />
Mehr<br />
Informationen<br />
unter<br />
www.reifenpresse.<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r ohne Nachkarten keinen Tag<br />
verstreichen lässt - o<strong>de</strong>r tatsächlich<br />
endlich mal einen seriösen<br />
und verständigen Verhandlungspartner,<br />
solche Leute soll es ja<br />
noch geben? Usw. usw. – Wie<br />
gesagt: Ein guter Verkäufer hat<br />
psychologisches Geschick. Geworben<br />
sei aber auch um Verständnis<br />
für die Personalien <strong>de</strong>r<br />
Einkaufsabteilungen: Wenn Einkäufer<br />
„zu lange” auf ihrem Posten<br />
sind, können sich „Seilschaften”<br />
bil<strong>de</strong>n, kann es zu persönlichen<br />
Sympathien kommen, die<br />
in einer rational bestimmten Geschäftsverbindung<br />
gefährlich sein<br />
können. Viele Konjunktive. Der<br />
Einkäufer müsste prinzipiell erst<br />
einmal alle Zulieferer „gleich lieb”<br />
haben und dürfte seine Entscheidungen<br />
nicht von Sym- o<strong>de</strong>r<br />
Antipathien abhängig machen.<br />
Die Erfahrung lehrt: Das ist oftmals<br />
nicht so.<br />
Die Zulieferer: Kampf um<br />
Emanzipation<br />
Der Mut, einem Großkun<strong>de</strong>n ein<br />
„So nicht” entgegen zu schmettern,<br />
ist bei <strong>de</strong>n Zulieferern nicht<br />
sehr ausgeprägt. Ihr „Wohl und<br />
Wehe” hängt allzu oft von <strong>de</strong>r<br />
Gunst <strong>de</strong>r Automobilhersteller ab.<br />
Und manchmal drängt sich <strong>de</strong>r<br />
Eindruck auf, dass Einkäufer nonchalant<br />
über die (sehr berechtigten)<br />
Ängste beim Zulieferer hinweggehen:<br />
An einem Großauftrag<br />
können Arbeitsplätze hängen,<br />
Schicksale von Familien.<br />
Nicht Moralin soll gepredigt wer<strong>de</strong>n,<br />
aber etwas mehr Verantwortlichkeit<br />
beim Han<strong>de</strong>ln und Denken<br />
über <strong>de</strong>n Tellerrand <strong>de</strong>s eigenen<br />
Jobs hinaus darf man wohl<br />
einfor<strong>de</strong>rn.<br />
Der Verkäufer hat in einer<br />
Hinsicht die gleiche Crux wie <strong>de</strong>r<br />
Einkäufer: Er muss einen ermittelten<br />
Preis gegenüber einem<br />
Vorgesetzten „verteidigen”. Bei<br />
einem großen Automobilhersteller<br />
ist die Hierarchie zumeist<br />
mehrstufiger, beim Rä<strong>de</strong>rverkäufer<br />
steht über ihm direkt die Geschäftsführung,<br />
aufgrund <strong>de</strong>r<br />
mittelständischen Struktur vieler<br />
gar <strong>de</strong>r Gesellschafter. Das Rad<br />
wird nicht nur an <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n<br />
verkauft, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Preis auch<br />
an die „oberste Heeresleitung”.<br />
Die Akzeptanz im eigenen Hause<br />
kann im Einzelfalle genauso<br />
schwierig zu erlangen sein wie<br />
beim externen Kun<strong>de</strong>n. Wer „extrem<br />
scharf” kalkuliert, ist gut<br />
beraten, sich abzusichern, bevor<br />
<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Preis zugesagt<br />
bekommt.<br />
Und manchmal ist ein Verkäufer<br />
zu bedauern: Natürlich hat<br />
er über die Jahre ein Wissen aufgebaut,<br />
was machbar ist und ab<br />
welcher Grenze „draufgezahlt”<br />
wird. Das altmodische Wort „unauskömmlich”<br />
ist noch längst<br />
nicht ausgerottet. Die Zeiten, in<br />
<strong>de</strong>nen ein Rä<strong>de</strong>r-Verkäufer sich<br />
genüsslich die Hän<strong>de</strong> reiben<br />
konnte, liegen ohnehin mehr als<br />
zehn Jahre zurück. – Und dann<br />
kommt von oben <strong>de</strong>r „politische<br />
Preis”: Weil zum Beispiel bei einem<br />
bestimmten Automobilhersteller<br />
seit Jahren <strong>de</strong>r Einstieg<br />
missglückt ist bzw. man sich unterrepräsentiert<br />
fühlt, wird ein<br />
„Kampfpreis” gemacht. Gelingt<br />
<strong>de</strong>r Einstieg, sind die Folgen leicht<br />
zu erahnen: Man selber wird<br />
auch künftig an diesem „Kampfpreis”<br />
gemessen, und dieser Preis<br />
wird vom Automobilhersteller angestammten<br />
Zulieferern mit echter<br />
o<strong>de</strong>r gespielter Empörung<br />
unter die Nase gerieben nach<br />
<strong>de</strong>m Motto „Wenn Du drin bleiben<br />
willst, musst Du nachziehen”<br />
o<strong>de</strong>r schlimmer noch: „Ihr habt<br />
mich seit Jahren über <strong>de</strong>n Löffel<br />
balbiert”. – Das Vertrauen ist hin,<br />
<strong>de</strong>r Flurscha<strong>de</strong>n groß und reicht<br />
weit über das Firmengelän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
sündigen Zulieferers hinaus.<br />
Der „gute” Zulieferer versucht,<br />
sich als „Full Service Supplier”<br />
zu positionieren, gewissermaßen<br />
ein Paket zu verkaufen. Das<br />
kann bei je<strong>de</strong>m Automobilhersteller<br />
unterschiedlich „gepackt”<br />
sein: Sind Radbolzen und Ventile<br />
im Komplettpreis bereits enthalten?<br />
Beim Smart lag die „Rä<strong>de</strong>rhoheit”<br />
gar beim Reifen-, pardon<br />
Modullieferanten Continental;<br />
ein Trend, <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>re folgen<br />
wer<strong>de</strong>n? Inwieweit wird <strong>de</strong>r Automobilhersteller<br />
noch mit logi-<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>
stischen Details „behelligt”? Inwieweit<br />
hält <strong>de</strong>r Zulieferer einen „Puffer”<br />
bereit (plötzlich höherer Bedarf<br />
an Rä<strong>de</strong>rn aus verschie<strong>de</strong>n-<br />
Franken-Industrie:<br />
Mehr als „nur“ ein<br />
Stückchen Blei<br />
Der in Würzburg ansässigen<br />
„Franken-Industrie“ sprach die<br />
Deutsche Gesellschaft zur Zertifizierung<br />
von Managementsystemen<br />
(DQS) gemäß <strong>de</strong>n For<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>s Verban<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r<br />
Automobilhersteller (VDA 6,1)<br />
und <strong>de</strong>n Vorschriften <strong>de</strong>r amerikanischen<br />
Automobilindustrie<br />
(QS 9000) dieses international<br />
be<strong>de</strong>utsame Zertifikat zu. Bereits<br />
1996 war <strong>de</strong>m Unternehmen<br />
die Qualitätsnorm DIN EN<br />
ISO 9001 beglaubigt wor<strong>de</strong>n.<br />
In diesem Sinne ist auch <strong>de</strong>r<br />
neue Fähigkeitsnachweis ein<br />
Ausdruck für einen hohen und<br />
sich folgerichtig entwickeln<strong>de</strong>n<br />
Standard <strong>de</strong>r innovativen und<br />
marktpolitischen Geschäftstätigkeit.<br />
Die „Franken-Industrie“, als<br />
traditionsreiche Würzburger Firma<br />
aus <strong>de</strong>r 1907 gegrün<strong>de</strong>ten<br />
„Mechanischen Werkstätte und<br />
Kunstschlosserei Christian<br />
Blick in eine <strong>de</strong>r weitläufigen Werkhallen<br />
<strong>de</strong>r „Franken-Industrie“ Würzburg mit<br />
ihrem mo<strong>de</strong>rnen Maschinenpark<br />
sten Grün<strong>de</strong>n) und zeigt damit<br />
„Flexibilität”? Das hat übrigens mit<br />
Auslaufen eines Automo<strong>de</strong>lls und<br />
damit Auslaufen bestimmter Rä-<br />
Stenz“ hervorgegangen, hat<br />
sich nach <strong>de</strong>m Wie<strong>de</strong>raufbau<br />
<strong>de</strong>r im Krieg zerstörten Anlagen<br />
auf Entwicklung und Produktion<br />
von Auswuchtgewichten<br />
konzentriert. Schon 1957 wur<strong>de</strong><br />
sie Erstausstatterin für Merce<strong>de</strong>s,<br />
bald auch für BMW,<br />
Opel und VW.<br />
Heute exportiert das Unternehmen,<br />
das 75 Mitarbeiter beschäftigt,<br />
in enger Partnerschaft<br />
mit <strong>de</strong>r weltweiten Automobilindustrie<br />
seine für Personenwagen<br />
und Omnibusse, für Lkw,<br />
Motorrä<strong>de</strong>r und Oldtimer<br />
selbstentwickelten Produkte in<br />
viele Län<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r EU, nach Osteuropa,<br />
ins Baltikum, nach Japan,<br />
Taiwan und in die USA.<br />
Das neueste Erzeugnis <strong>de</strong>s renommierten<br />
Hauses ist die originäre<br />
„Form 30“, ein Universalgewicht<br />
für alle gängigen<br />
Speichenrä<strong>de</strong>r. dv<br />
Die „Franken-Industrie“ Würzburg entwickelt für alle Segmente <strong>de</strong>r<br />
Automobil-Industrie - Pkw, Lastwagen, Busse, Motorrä<strong>de</strong>r und Oldtimer<br />
- in eigener Forschung Auswuchtgewichte je<strong>de</strong>n<br />
Typs. Selbst für Speichenrä<strong>de</strong>r<br />
älterer Bauart bietet das<br />
Unternehmen das<br />
passen<strong>de</strong> „Stückchen Blei“<br />
Fotos: Werksaufnahmen<br />
Felgenreport<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong> 77
78<br />
Felgenreport<br />
<strong>de</strong>r noch nicht mal ein En<strong>de</strong>: Dass späterer<br />
größerer Ersatzbedarf auch kleinerer Serien<br />
aus Kostengrün<strong>de</strong>n beim Automobilhersteller<br />
über Jahre in <strong>de</strong>n Büchern steht, ist nicht<br />
bekannt: Die kapitalbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> und teure Lagerhaltung<br />
von Rä<strong>de</strong>rn bzw. Werkzeugen für<br />
alte Rä<strong>de</strong>r (Aufbewahrungsfrist i. A. 15 Jahre),<br />
die vielleicht nie benötigt wer<strong>de</strong>n, obliegt wie<br />
selbstverständlich <strong>de</strong>m Zulieferer. Dessen Denken<br />
muss permanent von <strong>de</strong>r Frage geleitet<br />
sein, wie er sich beim Automobilhersteller<br />
noch „unentbehrlicher”<br />
machen kann. Überhaupt ist<br />
das ganze Feld <strong>de</strong>r Logistikleistungen<br />
höchst<br />
kompliziert und unterliegt<br />
einem permanenten<br />
Wan<strong>de</strong>l: Es reicht keineswegs<br />
mehr, mit einem<br />
Lkw Felgen von A (Rä<strong>de</strong>rfabrik)<br />
nach B (Automobilfabrik)<br />
zu bringen. Wer bezahlt <strong>de</strong>nn die<br />
Rechnung, wenn eine Montagestätte „zwischengeschaltet”<br />
ist? Wird an <strong>de</strong>n „Modullieferanten”<br />
(Komplettradmontage) o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n<br />
Automobilhersteller berechnet? Wenn ein<br />
Kun<strong>de</strong> die mit Rä<strong>de</strong>rn bela<strong>de</strong>nen Lkw für eine<br />
bestimmte Zeit an einen bestimmten Ort beor<strong>de</strong>rt,<br />
so ist das für ihn eine kleine Message.<br />
Der Rä<strong>de</strong>rhersteller wird aber möglicherweise<br />
(„am liebsten” kurzfristig) Beladung und<br />
Transport während <strong>de</strong>r Nacht (auch das sind<br />
höhere Kosten) zu organisieren haben usw.<br />
usw.<br />
Kompetenz in Erstausrüstungsfragen kann<br />
bei allen renommierten Zulieferern vorausgesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n. Wer bislang nur im Ersatzmarkt<br />
tätig war o<strong>de</strong>r einem Nischenanbieter Rä<strong>de</strong>r<br />
lieferte, muss diese Kompetenz erst aufbauen.<br />
„Reibungsverluste” gera<strong>de</strong> am Anfang einer<br />
Geschäftsbeziehung können selten vermie<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n. Ein Beispiel: Automobilhersteller<br />
verlangen gemeinhin ein Audit entsprechen<strong>de</strong>r<br />
Werke, vorher läuft nichts. Selbst<br />
wenn das Equipment <strong>de</strong>r Fabrik topmo<strong>de</strong>rn<br />
sein sollte, selbst wenn die Arbeiter bestens<br />
geschult sind, ja selbst wenn das Produkt für<br />
sich genommen über je<strong>de</strong>n Qualitätseinwand<br />
erhaben sein sollte, fehlt immer noch das I-<br />
Tüpfelchen: die Kompetenz <strong>de</strong>s Managements.<br />
Dazu gehört eine Menge: Beste<br />
Sprachkenntnisse wer<strong>de</strong>n vorausgesetzt, die<br />
Anfragen aus Dearborn – selbstre<strong>de</strong>nd in<br />
Englisch - stehen morgens auf <strong>de</strong>m Bildschirm,<br />
sind ellenlang und sollen bis Feierabend abgearbeitet<br />
sein – selbstre<strong>de</strong>nd in Englisch.<br />
Sonst droht Ungemach! Verkäufer von Aluminiumfelgen<br />
an die Erstausrüstung neigen<br />
jobbedingt zum Hecheln.<br />
Kampf <strong>de</strong>r Rä<strong>de</strong>rtechnologien<br />
Zunächst einmal gilt: Wenn die Rä<strong>de</strong>r auch<br />
in <strong>de</strong>r Erstausrüstung immer größer dimensioniert<br />
wer<strong>de</strong>n, so kommt dies anspruchsvollen<br />
Technologien wie <strong>de</strong>m klassischen Schmie<strong>de</strong>rad<br />
und <strong>de</strong>m Modulrad zu<br />
Gute, auch das konventionelle<br />
Gussrad<br />
profitiert.<br />
Je größer das Rad, je<br />
komplizierter das Herstellungsverfahren,<br />
<strong>de</strong>sto teurer: eine „Faustregel”,<br />
die sich im entsprechen<strong>de</strong>n Schaubild wie<strong>de</strong>rfin<strong>de</strong>t.<br />
Abweichungen von diesen Näherungswerten<br />
sind nicht selten. Stahl-, Leichtbau-<br />
Stahl-, Aluband- und Leichtbau-Schmie<strong>de</strong>rä<strong>de</strong>r<br />
sind auf ungleich höhere Losgrößen angewiesen.<br />
Die Werkzeuge bei <strong>de</strong>n „billigen”<br />
Rä<strong>de</strong>rn sind wesentlich teurer. Das ist kein<br />
Paradoxon, son<strong>de</strong>rn steht in engem Zusammenhang<br />
mit <strong>de</strong>n Losgrößen. Diesen Zusammenhang<br />
hatten die <strong>de</strong>utschen Automobilhersteller<br />
(im VDA) vor Jahren auch gesehen und<br />
für die Rä<strong>de</strong>rherstellung umzumünzen gesucht:<br />
Es sollte ein kostengünstiges (um das<br />
Wort „billig” zu vermei<strong>de</strong>n) Einheitsrad ent-<br />
stehen, z. B. in 6 o<strong>de</strong>r 6,5 x 15 Zoll: Das war<br />
<strong>de</strong>r „Eisprung”, aus<br />
<strong>de</strong>m später das<br />
Leichtbau-Schmie<strong>de</strong>rad<br />
von Fuchs wur<strong>de</strong>.<br />
Das Rad gibt es also,<br />
es ist sogar wettbewerbsfähig,<br />
aber die<br />
I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s Einheitsra<strong>de</strong>s<br />
für Audi, BMW,<br />
Merce<strong>de</strong>s und Co.<br />
erwies sich als nicht<br />
tragfähig.<br />
Die Top-Produkte<br />
– also auch teure –<br />
im Wi<strong>de</strong>rstreit <strong>de</strong>r<br />
Technologien sind<br />
das Modular-, das<br />
Magnesium- und das<br />
klassische Schmie<strong>de</strong>rad.<br />
Das legendäre<br />
Flügel-Rad für Por-<br />
300<br />
250<br />
Konvent. Stahlrad<br />
Leichtbau-Stahlrad<br />
Alubandrad<br />
Konv. Leichtbau-Schmie<strong>de</strong>rad<br />
Leichtbau-Schmie<strong>de</strong>rad<br />
(mit Anbind. am Felgenhorn)<br />
Konventionelles Alugussrad<br />
Hohlspeichenrad<br />
Schmie<strong>de</strong>rad<br />
Modularrad<br />
Magnesiumrad<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
sche und <strong>de</strong>r Klassiker <strong>de</strong>s Merce<strong>de</strong>s-Barock-<br />
Ra<strong>de</strong>s galten lange Zeit als Nonplusultra. Es<br />
hat in <strong>de</strong>r Tat lange gedauert, bis Merce<strong>de</strong>s<br />
sich davon überzeugen ließ, dass gegossene<br />
Aluminiumrä<strong>de</strong>r auch etwas taugen könnten.<br />
Fuchs hat als exklusive Rä<strong>de</strong>rschmie<strong>de</strong> in Europa<br />
lange, fast zu lange am Schmie<strong>de</strong>n<br />
nach alter Technologie festgehalten,<br />
wobei es korrekterwei-<br />
se ja nicht nur um Schmie<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn auch<br />
um Fließdrücken geht. Vor allem <strong>de</strong>r Oberflächenglanz<br />
ist zwar bis heute von an<strong>de</strong>ren<br />
Technologien nie erreicht wor<strong>de</strong>n, aber die<br />
lange anhalten<strong>de</strong> Design-Behäbigkeit von<br />
Fuchs wur<strong>de</strong> erst in <strong>de</strong>n letzten zwei, drei Jahren<br />
überwun<strong>de</strong>n und erlaubt jetzt eine Renaissance<br />
dieser Technologie (Knetlegierung<br />
AlMgSi1).<br />
Mehrteilige Leichtmetallrä<strong>de</strong>r sind solche,<br />
bei <strong>de</strong>nen gegossene o<strong>de</strong>r geschmie<strong>de</strong>te<br />
Schüsseln bzw. Sterne mit Schrauben an einer<br />
Felge befestigt wer<strong>de</strong>n. Der hohe Aufwand<br />
<strong>de</strong>r Mehrteiligkeit kann zwar teilweise dadurch<br />
kompensiert wer<strong>de</strong>n, dass ein Styling verschie<strong>de</strong>nen<br />
Felgenbreiten zugeordnet wird. Den-<br />
Kosten nach Rä<strong>de</strong>rtechnologien<br />
(Annäherungswerte für 15-Zöller)<br />
in Mark<br />
Der MX-5 ist noch immer <strong>de</strong>r erfolgreichste Roadster aller Zeiten.<br />
Die ersten Leichtmetallfelgen für <strong>de</strong>n Japaner stammten aus<br />
Australien von Mullins Wheels (Salisbury)<br />
Neue Reifenzeitung 3/<strong>2000</strong><br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>
noch bleibt das Produkt immer noch „relativ<br />
teuer” in <strong>de</strong>r Herstellung, vor allem weil es<br />
ten<strong>de</strong>nziell immer noch für Kleinserien gedacht<br />
ist. Außer<strong>de</strong>m erwartet <strong>de</strong>r Verbraucher,<br />
dass das einzelne Modul bei Beschädigung<br />
ersetzt (repariert) wird – auch dieser Aufwand<br />
muss betrieben wer<strong>de</strong>n. Unterschie<strong>de</strong>n wird<br />
im Allgemeinen zwischen Zwei- und Drei-Teilern.<br />
Problematisch waren in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />
vor allem Korrosion (z. B. auf Grund min<strong>de</strong>rwertiger<br />
Verschraubungen) und Dichtigkeit:<br />
Mit <strong>de</strong>m Trend zu Zweiteiligkeit und gewachsener<br />
Erfahrung (BBS sei genannt) wur<strong>de</strong>n<br />
auch etwaige Dichtigkeitsprobleme signifikant<br />
verringert.<br />
An einem Magnesiumrad haben eigentlich<br />
alle renommierten Leichtmetallfelgenher–<br />
steller irgendwann einmal „rumgedoktert” –<br />
es ist auch zu verlockend: Das Material ist noch<br />
leichter als Aluminium und die Produktionsprozesse<br />
sind sehr ähnlich. In letzter Konsequenz<br />
(lassen wir einmal Felgen für <strong>de</strong>n Motorsport<br />
beiseite) fehlt bis heute <strong>de</strong>r „Durchbruch”<br />
für straßentaugliche und volumenstarke<br />
Magnesiumrä<strong>de</strong>r. Außer<strong>de</strong>m hat ein Magnesiumrad<br />
einen nicht zu unterschätzen<strong>de</strong>n<br />
Nachteil: Es sieht so aus wie ein Aluminiumrad<br />
– wo wäre <strong>de</strong>r sichtbare High-Tech-Vorteil<br />
(<strong>de</strong>r Gewichtsunterschied steht ja nicht<br />
drauf)? Vorreiter und gewiss das kompetenteste<br />
Unternehmen in dieser Hinsicht ist<br />
Speedline, tritt aber seit Jahren bei <strong>de</strong>r Magnesiumtechnologie<br />
auf <strong>de</strong>r Stelle.<br />
Preislich unter <strong>de</strong>n drei genannten „Hochpreis-Varianten”,<br />
aber noch über <strong>de</strong>m konventionellen<br />
Gussrad ist das so genannte „Hohlspeichenrad<br />
angesie<strong>de</strong>lt. Stahlschmidt + Maiworm<br />
sowie Porsche haben diese – eigentlich<br />
seit langem bekannte – Technologie verfeinert.<br />
Patentrechtlich geschützt durch Porsche<br />
ist aber nur ein Teil <strong>de</strong>s Produktionsprozesses<br />
(das Reibschweißen), neue Varianten (z. B. bieten<br />
sich statt eines wie<strong>de</strong>r zu entfernen<strong>de</strong>n<br />
Sandkernes nach <strong>de</strong>m Hohlguss Aluminiumschäume<br />
an, die an Ort und Stelle verbleiben<br />
können) sind in <strong>de</strong>r Erprobung. Der Hinweis,<br />
bei Hohlspeichenfelgen han<strong>de</strong>le es sich „um<br />
einen alten Hut”, ist zwar einerseits richtig,<br />
an<strong>de</strong>rerseits berechtigt er nicht zur Verunglimpfung<br />
dieser Technologie: Schließlich<br />
konnte S+M sie erfolgreich beim Porsche Turbo,<br />
<strong>de</strong>r Merce<strong>de</strong>s-S-Klasse und <strong>de</strong>m Audi A8<br />
platzieren – und das ist doch wohl (abgesehen<br />
von <strong>de</strong>r BMW 7er-Klasse) die Crème <strong>de</strong>s<br />
<strong>de</strong>utschen Automobilbaus! Zumal es S+M<br />
zwischenzeitlich gelungen ist, von <strong>de</strong>r ursprünglichen<br />
Hohlspeiche (ein Zweiteiler) auf<br />
die einteilige, anspruchsvollere und technischfinanziell<br />
sinnvollere Variante umzuschwenken.<br />
Erwähnt sei auch das Abstreckverfahren,<br />
das dünnere Bleche (also geringere Radgewichte)<br />
und <strong>de</strong>nnoch hohe Festigkeitswerte<br />
erlaubt. Auch dieser Arbeitsschritt sollte eigentlich<br />
von <strong>de</strong>n Automobilherstellern dahingehend<br />
honoriert wer<strong>de</strong>n, dass sie etwas tiefer<br />
in <strong>de</strong>n Beutel greifen. Wie schmal <strong>de</strong>r Grat<br />
ist, beweist die abwägen<strong>de</strong> Überlegung von<br />
Rä<strong>de</strong>rherstellern, ob sich die Millionen-Investition<br />
in diese Technologie rentiert.<br />
Einteilige Felgen im „Mehrteiler-Look” sind<br />
Erstausrüstern ein Gräuel, im Umrüstmarkt<br />
haben Verbraucher diesen Dünkel nicht: Sieht<br />
doch keiner, also kann das Rad ein paar Märker<br />
mehr kosten. Die volumenmäßig größte<br />
Gruppe <strong>de</strong>r Aluminiumfelgen sind einteilige<br />
und aus einem Stück gegossen. Die Techno-<br />
Felgenreport<br />
logie ist so kompliziert nicht. Wer in <strong>de</strong>r Lage<br />
ist, Großserien unta<strong>de</strong>lig (das tausendste Rad<br />
wie das erste) herzustellen, kann sich <strong>de</strong>n<br />
Automobilherstellern als Lieferant andienen.<br />
Und wird – wenn er keine Erstausrüstungserfahrung<br />
hat – im Allgemeinen Schiffbruch<br />
erlei<strong>de</strong>n. Denn dann geht das eigentliche Rennen<br />
erst los, es reicht nicht, „nur” feine Rä<strong>de</strong>r<br />
produzieren zu können. Sie müssen auch in<br />
<strong>de</strong>r richtigen Spezifikation zur rechten Zeit am<br />
infocall<br />
Die TÜV Nord Straßenverkehr GmbH hat<br />
ihren Infocall, die „Auskunft für Sachverstand“,<br />
bun<strong>de</strong>sweit freigeschaltet - die<br />
Nummer 0190/890019 ist aus Fest- und<br />
Mobilnetzen zu erreichen. Fachleute beantworten<br />
von Montag bis Donnerstag<br />
von 9 bis 15 Uhr und freitags von 9 bis<br />
12 Uhr Fragen über Fahrzeugtechnik,<br />
Umrüstungen und Vorschriften. Dieser<br />
Service kostet 3,63 Mark pro Minute aus<br />
<strong>de</strong>m Festnetz. Die Anrufer bekommen<br />
kompetente Informationen zu ihren individuellen<br />
Fragen. „Wir erwarten Fragen<br />
zu Themen wie Reifenumrüstungen, Felgen,<br />
Fahrwerksverän<strong>de</strong>rungen (Tieferlegungen),<br />
Leistungsän<strong>de</strong>rungen (Tuning,<br />
Motorumbau), um nur einige zu nennen“,<br />
erklärt Roger Eggers vom TÜV<br />
Nord. Er und sein Team „machen etwas<br />
ganz Neues“. Sie möchten je<strong>de</strong>n Anrufer<br />
bei <strong>de</strong>r „Auskunft für Sachverstand“<br />
am Telefon zufrie<strong>de</strong>n stellen. dv<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong> 79
80<br />
Felgenreport<br />
richtigen Ort sein usw. usw. (siehe oben).<br />
Für hochqualifizierte Techniker auf Automobilseite<br />
sind Rä<strong>de</strong>r und erst recht einteilige<br />
gegossene „Low-Tech”. Bei <strong>de</strong>n Gussrä<strong>de</strong>rn<br />
wird im Prinzip zwischen zwei Legierungen<br />
unterschie<strong>de</strong>n: AlSi7Mg und AlSi11; erstere<br />
wird nach <strong>de</strong>m Guss und Röntgen ausgehärtet<br />
bzw. wärmebehan<strong>de</strong>lt, um höhere Festigkeitswerte<br />
zu erzielen, zweitere nicht. Dass<br />
AlSi7Mg-Rä<strong>de</strong>r im Allgemeinen teurer sind,<br />
liegt aber eher daran, dass sie normalerweise<br />
größer dimensioniert sind und weniger am<br />
zusätzlichen Arbeitsschritt. Nie<strong>de</strong>rdruck wird<br />
gegenüber Schwerkraft und Gegendruck favorisiert,<br />
an<strong>de</strong>re Gießverfahren (semi-liquid z.<br />
B.) gelten als noch nicht ausgereift. Qualitätsund<br />
damit Preisargumente bei <strong>de</strong>n einzelnen<br />
Gießverfahren sind eher „produktphilosophischer<br />
Natur”. Auf in etwa <strong>de</strong>m gleichen preislichen<br />
Level wie konventionell gegossene Rä<strong>de</strong>r<br />
bewegen sich seit neuestem Schmie<strong>de</strong>-<br />
Leichträ<strong>de</strong>r mit einer Anbindung <strong>de</strong>r Schüssel<br />
ans Felgenhorn, was diese ansonsten in<br />
Stylingansprüchen ärmere Technologie beträchtlich<br />
aufwertet.<br />
Denn „konventionelle” Schmie<strong>de</strong>-Leichträ<strong>de</strong>r<br />
müssen signifikant billiger sein als Gussrä<strong>de</strong>r,<br />
sind doch die Stylingmöglichkeiten stark<br />
eingeschränkt. Obendrein rechnen die Otto<br />
Fuchs Metallwerke – Exklusivinhaber dieser<br />
Technologie – mit Losgrößen von 80.000<br />
Stück an aufwärts. Auch hier bestün<strong>de</strong> bei<br />
<strong>de</strong>m Versuch, über mehrere Jahre „gestükkelte”<br />
Aufträge durch Herstellung auf Hal<strong>de</strong><br />
die gewünschten Skaleneffekte zu erzielen, das<br />
Risiko, bei nur geringfügigen Än<strong>de</strong>rungen an<br />
<strong>de</strong>r Bremsanlage während <strong>de</strong>r Serienproduktion<br />
(also nicht erst bei einem evtl. Facelift)<br />
„für die Katz” produziert zu haben.<br />
Ein weiteres Stückchen unter <strong>de</strong>m Schmie<strong>de</strong>-Leichtrad<br />
ist preislich das so genannte Alubandrad<br />
angesie<strong>de</strong>lt, das in <strong>de</strong>r Herstellung<br />
<strong>de</strong>m <strong>de</strong>s Stahlra<strong>de</strong>s ähnelt und mit diesem in<br />
je<strong>de</strong>m Falle die Stylingeinschränkungen gemeinsam<br />
hat. Bei Stahl- und Alubandrad versucht<br />
man durch eine Radab<strong>de</strong>ckung das<br />
optische Handikap zu minimieren. Erstens<br />
sieht man <strong>de</strong>m Rundling zumeist recht gut<br />
an, dass eine Attrappe vor <strong>de</strong>m eigentlichen<br />
Rad ist, zweitens kostet solche eine Zierblen<strong>de</strong><br />
ja auch und schlägt beim Einkauf wie beim<br />
Handling preislich zu Buche. Das Alubandrad<br />
ist aktuell die leichteste eingeführte Radvariante,<br />
in Europa wird das Verfahren bei<br />
Michelin Kronprinz (für bislang BMW ausschließlich)<br />
beherrscht, in USA engagiert sich<br />
Hayes Lemmerz sehr stark (nach<strong>de</strong>m mehrere<br />
Anläufe mit dieser Technologie im Stahlrä<strong>de</strong>rwerk<br />
Ostrau gescheitert sind).<br />
Während das Alubandrad – theoretische<br />
Kapazität bei Michelin Kronprinz in Solingen<br />
nie auch nur annähernd erreichte 2 Millionen<br />
Stück pro Jahr – also immerhin produktionstechnisch<br />
realisiert ist, lässt das Stahl-Leichtbaurad<br />
noch auf sich warten: es wür<strong>de</strong> vermutlich<br />
preislich in direkten Wettbewerb zum<br />
Alubandrad treten, vielleicht sogar etwas billiger<br />
sein. Da dieses neuartige Stahlrad recht<br />
billig, zu<strong>de</strong>m möglicherweise leichter als ein<br />
Gussrad aus Aluminium wäre und <strong>de</strong>nnoch<br />
ungeahnte Stylingansprüche bieten könnte,<br />
wür<strong>de</strong>n die Karten neu gemischt. Eine vorläufige<br />
Entwarnung: Selbst wenn alles so realisiert<br />
wird, wie es sich die Entwickler solch<br />
eines Leichtbau-Stahlra<strong>de</strong>s erhoffen, wür<strong>de</strong>n<br />
noch Jahre vergehen, bis es in großen Stück-<br />
zahlen verfügbar wäre.<br />
Das „billigste” verfügbare Rad ist das herkömmliche<br />
aus Stahl. Alle bekannt gewor<strong>de</strong>nen<br />
Versuche, es durch eine entsprechen<strong>de</strong><br />
Oberflächenbehandlung signifikant optisch<br />
aufzuwerten, sind nur wenig von Erfolg gekrönt<br />
wor<strong>de</strong>n. Aber so wie bei Gussrä<strong>de</strong>rn<br />
aktuell mit neuen Legierungen experimentiert<br />
wird, sollte man auch bei Stahlrä<strong>de</strong>rn nicht<br />
das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Fahnenstange erreicht sehen<br />
(Stichwort Nirosta).<br />
Die I<strong>de</strong>e eines Kunststoffra<strong>de</strong>s wird eines<br />
Tages auch neu belebt: Wenn ein Großserienhersteller<br />
von Automobilen auf die I<strong>de</strong>e<br />
käme, für ein Mo<strong>de</strong>ll ein bestimmtes Rad aus<br />
Kunststoff verbauen zu wollen (<strong>de</strong>r schwere<br />
Flansch für Ersatzmarkträ<strong>de</strong>r entfiele), hätte das<br />
fatale Folgen für die Unternehmen <strong>de</strong>s Umrüstmarktes.<br />
Die können als Hersteller mit OE-Preisen<br />
ohnehin nicht mithalten. Ein Erstausrüstungswerk<br />
ist so weit durchrationalisiert, computerisiert<br />
und roboterisiert, dass es zwanzig Prozent<br />
und mehr billiger produzieren kann als<br />
ein (ausschließlicher) Hersteller für die Ersatzmärkte.<br />
Muss man wirklich ver<strong>suchen</strong>, diese<br />
Lücke zu schließen? O<strong>de</strong>r sollte man zurufen:<br />
Bleib bei Deinem Leisten, spar Dir die<br />
Anstrengung, auch noch Erstausrüster wer<strong>de</strong>n<br />
zu wollen. Wer wird bei <strong>de</strong>m dort herrschen<strong>de</strong>n<br />
Preisniveau <strong>de</strong>nn noch Glückseligkeit<br />
versprühen? Detlef Vogt<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>
82<br />
Felgenreport<br />
Mehr<br />
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www.reifenpresse.<strong>de</strong><br />
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Fax: 04141-609900<br />
E-Mail:<br />
ute.monsees@reifenpresse.<strong>de</strong><br />
For sale?<br />
Allüberall wird einem erzählt, die<br />
Zukunft <strong>de</strong>s gegossenen Aluminiumra<strong>de</strong>s<br />
sei glänzend. In Amerika<br />
verlässt schon mehr als je<strong>de</strong>s<br />
zweite Auto die Fertigungsbän<strong>de</strong>r<br />
auf glänzen<strong>de</strong>n Alus,<br />
2002 sollen es 60% sein, weitere<br />
fünf Jahre später soll die „Fitment<br />
rate“ zwei von drei Fahrzeugen<br />
umfassen, womit einfach nachzurechnen<br />
wäre, dass nochmals<br />
rund zehn Millionen Alurä<strong>de</strong>r<br />
benötigt wer<strong>de</strong>n. Der US-Trend<br />
vom „reinen Pkw“ zum - nach<br />
hiesiger Definition - Light Truck<br />
wird <strong>de</strong>r Ausstattungsquote nicht<br />
scha<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn ihr gar zugute<br />
kommen. Denn die „Unvernunft“<br />
(bezogen auf Europäer: wer<br />
braucht <strong>de</strong>nn wirklich so ein<br />
Auto?) wird sich beim Ra<strong>de</strong> fortsetzen,<br />
ein „Spaß-Mobil“ steht<br />
bevorzugt auf Alurä<strong>de</strong>rn. In Europa<br />
ist mittlerweile <strong>de</strong>r 30-Prozent-Wert<br />
in <strong>de</strong>r Erstausrüstung<br />
überschritten, in Deutschland sind<br />
wir schon mehr als zehn Prozent<br />
weiter. Die Europäer wer<strong>de</strong>n Jahr<br />
für Jahr <strong>de</strong>n Abstand zu <strong>de</strong>n<br />
Amerikanern verkürzen. Weltweit<br />
dürften im nächsten Jahr, vielleicht<br />
sogar schon in diesem 100<br />
Millionen Aluminiumfelgen produziert<br />
wer<strong>de</strong>n. Das Business<br />
muss für Konzerne und Investoren<br />
doch lukrativ sein. Denkste!<br />
1997 hatte <strong>de</strong>r nordamerikanische<br />
Mischkonzern Noranda sein<br />
Felgen-Department American Racing<br />
Equipment (ARE) auf die<br />
Verkaufsliste gesetzt - und 1998<br />
wie<strong>de</strong>r runtergenommen, weil<br />
sich kein Käufer fand. (Die Noranda-AluminiumsparteStrangpressprofile<br />
ging – vielleicht ein<br />
Hinweis auf eine spätere Transaktion<br />
auch bei Rä<strong>de</strong>rn – zu Beginn<br />
dieses Jahres an Alcoa.) Der<br />
große norwegische Konzern<br />
Norsk Hydro (<strong>de</strong>r Umsatz im<br />
Leichtmetallgeschäft von 9 Milliar<strong>de</strong>n<br />
DM entspricht zu gut 40<br />
Prozent <strong>de</strong>m Konzernumsatz)<br />
hätte sich wohl zu gerne viel früher<br />
von seiner kleinen Sparte<br />
Leichtmetallrä<strong>de</strong>r (firmierend unter<br />
Fundo) getrennt, aber die bei-<br />
<strong>de</strong>n Favoriten wollten nicht: Borbet<br />
nämlich hatte erst mal die (für<br />
seine Unternehmensgröße) enormen<br />
Investitionen an seinem<br />
österreichischen Standort Ranshofen<br />
und für die Lackiererei in<br />
Me<strong>de</strong>bach, unweit <strong>de</strong>r Unternehmenszentrale,<br />
zu verdauen; und<br />
Superior wird zwei Mal überlegt<br />
haben, inwieweit die Fundo-Technik<br />
mit <strong>de</strong>r eigenen kompatibel<br />
gemacht wer<strong>de</strong>n könne. Ob ein<br />
OE-Nobody wie die Aluwheel<br />
W.L.L. aus Bahrain als neuer Fundo-Eigner<br />
(siehe NEUE REIFEN-<br />
ZEITUNG 3/<strong>2000</strong>) bei <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n<br />
Audi, BMW, Saab/GM o<strong>de</strong>r<br />
Volvo Entzücken hervorruft, darf<br />
getrost in Zweifel gezogen wer<strong>de</strong>n.<br />
Eher laut <strong>de</strong>nn leise wur<strong>de</strong><br />
darüber spekuliert, <strong>de</strong>r US-Konzern<br />
Amcast könne seinen Einstieg<br />
bei Italiens Speedline vom<br />
Sommer ’97 schon bereuen. Der<br />
südafrikanische Mischkonzern<br />
Murray & Roberts hat es gewiss<br />
zeitweise bereut, seinen bei<strong>de</strong>n<br />
britischen Werken von Kent und<br />
Cardiff und <strong>de</strong>m südafrikanischen<br />
Schmuckstück in Port Elizabeth<br />
auch noch das alte VW-Alurä<strong>de</strong>r-<br />
Werk im kanadischen Barrie seiner<br />
Alurä<strong>de</strong>r-Tochter Alloy<br />
Wheels International (AWI) hinzuzufügen.<br />
Die Deutsche Morgan<br />
Grenfell wur<strong>de</strong> damit beauftragt,<br />
einen Käufer zu fin<strong>de</strong>n.<br />
Pech gehabt, wollte keiner haben.<br />
Also wur<strong>de</strong> - nolens, volens - im<br />
Frühjahr letzten Jahres erklärt,<br />
Alurä<strong>de</strong>r seien zwar kein „Kerngeschäftsfeld“<br />
mehr, da man aber<br />
neuerdings profitabel sei, wer<strong>de</strong><br />
das Business gepflegt. Was wohl<br />
auch kein Lippenbekenntnis war,<br />
<strong>de</strong>nn an die AWI-Spitze wur<strong>de</strong>n<br />
gleich drei Murray & Roberts-<br />
Manager gesetzt, die aufräumen<br />
sollten und die mehr gegen- als<br />
miteinan<strong>de</strong>r arbeiten<strong>de</strong>n Werke<br />
zu befrie<strong>de</strong>n hatten. Was wohl<br />
auch gelungen sein dürfte. Überhaupt<br />
wollen einige Marktbeobachter<br />
wissen, das Alurä<strong>de</strong>r-Geschäft<br />
habe gar nicht wirklich zum<br />
Verkauf gestan<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn man<br />
wollte lediglich eruieren, ob sich<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>
potenzielle (Joint-Venture-)Partner fin<strong>de</strong>n ließen.<br />
May be! Für das konsequente Aufräumen<br />
spricht übrigens auch, dass AWI sich vom<br />
Ersatzmarkt verabschie<strong>de</strong>t hat und seine ja<br />
bekannte Marke „Wolfrace” an die südafrikanischen<br />
Kollegen von Smith’s Wheels veräußerte.<br />
Apropos Partner. Dass man selber bei<br />
Rä<strong>de</strong>rn zu klein im globalen Geschäft ist, hat<br />
auch Michelin erkannt und beschlossen, weltweit<br />
„strategische Allianzen“ zu schließen. Als<br />
in Südamerika für ein Renault-Mo<strong>de</strong>ll ein solcher<br />
Partner bei Stahlrä<strong>de</strong>rn gesucht wur<strong>de</strong>,<br />
wird Michelin über die Güte <strong>de</strong>r Meritor-<br />
Werke in Brasilien (Wirtschaftsraum Mercosur)<br />
und Mexico (Wirtschaftsraum Nafta) gestaunt<br />
haben: Dort kann man, berichten Besucher,<br />
„vom Fußbo<strong>de</strong>n essen“. Wenn Michelin<br />
aber schon bei Stahlrä<strong>de</strong>rn erkannt hat,<br />
Millionen Fertigungsvolumen immer noch<br />
abgeschlagen sind: Michelin braucht bei Alugussrä<strong>de</strong>rn<br />
einen starken Partner - o<strong>de</strong>r kann<br />
es sein lassen. Dass sich die Franzosen auf<br />
Dauer rote Zahlen aus Solingen gefallen lassen,<br />
ist unwahrscheinlich. Vielleicht war die<br />
Montupet-Eigner-Familie auch nicht bereit,<br />
sich <strong>de</strong>m Michelin-Diktat zu beugen. (Bei<br />
Zylin<strong>de</strong>rköpfen ist Montupet weltweit z. B. eine<br />
echt “große Nummer” und braucht sich hinter<br />
<strong>de</strong>m großen Reifenmulti nicht unter Wert<br />
zu verkaufen.)<br />
Warum interessieren sich die riesengroßen<br />
automobilen Zulieferer-Konzerne <strong>de</strong>nn<br />
nicht für Alurä<strong>de</strong>r, ob sie Delphi, Dana, Rockwell<br />
(dazu gehört Stahlradhersteller Meritor)<br />
o<strong>de</strong>r LucasVarity heißen mögen? - Die Antwort<br />
mag uns nicht gefallen, aber sie ist ein<strong>de</strong>utig:<br />
Die großen Zulieferer sehen ihre Zu-<br />
Auch das Geschäft mit Aluminiumrä<strong>de</strong>rn hat längst globalen Charakter: Wo sollte man mit eigenen Werken, wo<br />
über Joint-Ventures präsent sein?<br />
dass man „zu klein“ ist, wie muss das dann<br />
erst bei Aluminiumrä<strong>de</strong>rn sein? Mit <strong>de</strong>m Alubandrad<br />
von Kronprinz glaubte man zwischenzeitlich,<br />
eine ganz ungewöhnlich zukunftsträchtige<br />
Technologie in <strong>de</strong>r Hand zu<br />
haben, schließlich ist das nach wie vor die leichteste<br />
Variante im Wi<strong>de</strong>rstreit <strong>de</strong>r Rä<strong>de</strong>rarten.<br />
Als BMW beim Facelift für <strong>de</strong>n 5er griesgrämig<br />
blickte, schienen die Erwartungen in diese<br />
Fertigung aber wie Blütenträume zu zerplatzen.<br />
Jetzt allerdings keimt Hoffnung: An<strong>de</strong>re<br />
Automobilhersteller sind wohl doch noch<br />
einmal neugierig gewor<strong>de</strong>n. Mit Neugier<strong>de</strong><br />
hatten Wettbewerber auch beobachtet, dass<br />
für die Sparte Aluguss mit Montupet ein „strategischer<br />
Partner“ gefun<strong>de</strong>n zu sein schien.<br />
Aber vielleicht dämmerte jeman<strong>de</strong>m in Clermont-Ferrand,<br />
dass bei<strong>de</strong> - Kronprinz und<br />
Montupet - mit zusammen weniger als vier<br />
kunft in High-Tech-Modulen, in Elektronik-<br />
Bauteilen am Fahrzeug. Rä<strong>de</strong>r sind - aus ihrer<br />
Sicht - Low-Tech-Produkte. Je<strong>de</strong>nfalls sobald<br />
man erst einmal die Großserien-Fertigung<br />
beherrscht. Der einzige Großkonzern mit einer<br />
Geschäftsdominanz im Rä<strong>de</strong>r-Bereich, die<br />
Firma Hayes Lemmerz, ist verglichen mit beispielsweise<br />
Delphi Automotive ein Zwerg. Und<br />
er wird schon wegen dräuen<strong>de</strong>n Ungemachs<br />
durch die Kartellbehör<strong>de</strong>n von Übernahmekandidaten<br />
die Finger lassen: Was sollte Hayes<br />
mit ARE (Werke in Rancho Dominguez bei<br />
L.A., Warsaw/Kentucky und Queretaro/Mexico),<br />
ist man doch in Nordamerika bestens<br />
aufgestellt? Die Thailand-Beteiligung bei Siam<br />
Lemmerz konnte man erst nach Mühen auf<br />
70 Prozent aufstocken, <strong>de</strong>nn König Bhumibol<br />
rechnet alles, was zu Siam Cement (<strong>de</strong>m<br />
Hayes-Partner und größten Industriekonglo-<br />
Felgenreport<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong> 83
84<br />
Felgenreport<br />
Der Stoff, aus <strong>de</strong>m die Schäume sind – Leichtmetalle<br />
als Wegbereiter umweltfreundlicher Produkte<br />
Produktentwickler wollen stets Grenzen<br />
durchbrechen und können sich mit <strong>de</strong>m<br />
Erreichten selten zufrie<strong>de</strong>n geben. Dem<br />
entsprechend gibt es kaum ein Material,<br />
an <strong>de</strong>m sie nichts auszusetzen haben:<br />
Kunststoffe sind ihnen entwe<strong>de</strong>r nicht hart<br />
genug o<strong>de</strong>r zuwenig hitzebeständig, Keramiken<br />
zu sprö<strong>de</strong> und die meisten Metalle<br />
schlicht zu schwer. So richtet sich ihr Forscherdrang<br />
nicht nur auf die Entwicklung<br />
neuer Materialien, son<strong>de</strong>rn auch auf Mittel<br />
und Wege, um traditionellen Werkstoffen<br />
entwe<strong>de</strong>r neue Eigenschaften einzuverleiben<br />
o<strong>de</strong>r ihnen gezielt die Schwächen auszutreiben.<br />
Vor <strong>de</strong>m Hintergrund begrenzter natürlicher<br />
Ressourcen, wachsen<strong>de</strong>r Umweltbelastungen<br />
und <strong>de</strong>r Notwendigkeit zur<br />
Einsparung von Energie haben recyclierfähige<br />
Leichtmetalle in <strong>de</strong>n letzten Jahren<br />
immens an Be<strong>de</strong>utung gewonnen. Ihr Einsatzgebiet<br />
erstreckt sich inzwischen vom<br />
Mountain Bike bis hin zum Space Shuttle.<br />
Egal ob Flugzeug, Auto o<strong>de</strong>r Werkzeugmaschine<br />
– das Gewicht <strong>de</strong>r Bauteile wird<br />
aus wirtschaftlichen und ökologischen Erwägungen<br />
immer mehr zum Zünglein an<br />
<strong>de</strong>r Waage. Allein auf Grund <strong>de</strong>r Tatsache,<br />
dass gut 37 Prozent <strong>de</strong>s Kraftstoffverbrauchs<br />
und damit <strong>de</strong>s Schadstoffausstoßes eines<br />
Autos vom Gewicht abhängen, bezweifelt<br />
in <strong>de</strong>r Automobilindustrie heute niemand<br />
mehr, dass sich die gesetzten Ziele nur durch<br />
eine konsequente Leichtbauweise realisieren<br />
lassen. Grundsätzlich gibt es zwei unterschiedliche<br />
Metho<strong>de</strong>n, um leichtere Autos zu bauen:<br />
Entwe<strong>de</strong>r man verbessert die Konstruktion,<br />
o<strong>de</strong>r man setzt alternative Materialien ein.<br />
Letzteres ist gleichbe<strong>de</strong>utend mit <strong>de</strong>r Substitution<br />
von Stahl durch Leichtmetalle o<strong>de</strong>r<br />
Kunststoff, und je<strong>de</strong>r Automobilhersteller<br />
schwört heute auf seine eigene Rezeptur. Die<br />
Bandbreite dieser in die Zukunft gerichteten<br />
Strategien erstreckt sich vom „Voll-Aluminium-Auto“<br />
bis hin zu kombinierten Lösungen<br />
aus Stahl, Leichtmetallen und Kunststoffen.<br />
Dessen ungeachtet gilt Aluminium als Wachstumsträger<br />
Nummer eins. Für <strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>s<br />
Leichtmetalls in <strong>de</strong>r Automobilindustrie wur<strong>de</strong><br />
eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Hür<strong>de</strong> überwun<strong>de</strong>n,<br />
als das Laserstrahlschweißen zur Industriereife<br />
entwickelt wur<strong>de</strong>.<br />
Einen Schritt weiter in die Zukunft erlaubt<br />
ein noch leichtgewichtigeres Metall – nämlich<br />
Magnesium. Mit einem spezifischen Gewicht<br />
von 1,74 g/cm 3 ist das Metall rund ein<br />
Drittel leichter als Aluminium. Somit ist Magnesium<br />
<strong>de</strong>r leichteste metallische Konstruktionswerkstoff<br />
überhaupt. Allerdings stecken<br />
die Anwendungen für das Super-Leichtgewicht<br />
unter <strong>de</strong>n Werkstoffen im Gegensatz<br />
zu an<strong>de</strong>ren Materialien vergleichsweise noch<br />
in <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rschuhen. Vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />
noch zahlreicher offener Entwicklungsfragen<br />
bemüht sich heute die Forschung u. a. auch,<br />
die Potentiale <strong>de</strong>s Magnesiums als Komponente<br />
in Bauteilen auszuloten. Zu diesem<br />
Zweck wer<strong>de</strong>n neben mo<strong>de</strong>rnen Prüf- und<br />
Analysetechniken auch numerische Simulationsmetho<strong>de</strong>n<br />
eingesetzt. Die bisherigen Resultate<br />
geben durchaus Anlass zu berechtigtem<br />
Optimismus, wobei allerdings berücksichtigt<br />
wer<strong>de</strong>n muss, dass Magnesium wegen<br />
<strong>de</strong>r schlechten Schmied- und Kaltumformbarkeit<br />
im Druckgussverfahren verarbeitet wer<strong>de</strong>n<br />
muss. Als typische Anwendungen für das<br />
Metall kommen <strong>de</strong>mnach Sitzgestelle, Instrumententafeln<br />
und Lenksäulen in Frage. Gemeinsam<br />
mit <strong>de</strong>r Volkswagen AG stellten<br />
Fraunhofer-Forscher fest, dass das Kleben –<br />
auch in Kombination mit mechanischen Fügetechniken<br />
– beim Einsatz von Magnesium<br />
im Fahrzeugbau eine Schlüsselrolle übernehmen<br />
wird. Auch das künftige Entsorgungsszenario<br />
im Hinblick auf Magnesiumbauteile<br />
wur<strong>de</strong> einer kritischen Prüfung unterzogen.<br />
Resümee: Das Super-Leichtmetall verfügt über<br />
ein exzellentes Recyclingpotential.<br />
Um weitere signifikante Gewichtsreduktionen<br />
zu ermöglichen, müssen die Werkstofftechniker<br />
noch tiefer in die Trickkiste greifen.<br />
Die zur Zeit vielversprechendste Möglichkeit,<br />
hohe Stabilität und ein Minimum an Gewicht<br />
zu vereinbaren, besteht darin, Leichtbaustrukturen<br />
aus Metallschäumen einzusetzen. Obwohl<br />
metallische Schäume seit <strong>de</strong>n 50er Jah-<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>
en bekannt sind, bietet erst ein<br />
in <strong>de</strong>n 90er Jahren neu entwikkelter<br />
Herstellungsprozess auf <strong>de</strong>r<br />
Basis <strong>de</strong>r Pulvermetallurgie die<br />
Möglichkeit, reproduzierbare<br />
Bauteile sowohl plattenförmig als<br />
auch in Form von Volumenbauteilen<br />
herzustellen.<br />
Aluminiumschäume, die mit<br />
einer Dichte von 0.5 bis 0.6 g/<br />
cm 3 auf einer Wasseroberfläche<br />
wie Kork schwimmen, kommen<br />
<strong>de</strong>m I<strong>de</strong>albild eines mo<strong>de</strong>rnen<br />
Leichtbau-Werkstoffes sehr nahe.<br />
Ein großer Vorteil <strong>de</strong>r Herstellung<br />
von Aluminiumschäumen mit<br />
Hilfe <strong>de</strong>r Pulvermetallurgie basiert<br />
auf <strong>de</strong>r Freiheit <strong>de</strong>r Werkstoffauswahl<br />
und -zusammensetzung.<br />
Auf diese Weise lassen sich die<br />
Eigenschaften <strong>de</strong>s Werkstoffs gezielt<br />
beeinflussen. Maßgebend<br />
vorangetrieben wur<strong>de</strong> die dafür<br />
erfor<strong>de</strong>rliche Technologie am Bremer<br />
Fraunhofer-Institut für Angewandte<br />
Materialforschung. Gemeinsam<br />
mit <strong>de</strong>m Osnabrücker<br />
Unternehmen Wilhelm Karmann<br />
GmbH entwickelte das Institut ein<br />
mehrstufiges Herstellungsverfahren<br />
für Sandwich-Bauteile – das<br />
sogenannte Space-Frame-Kon-<br />
merat <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s) gehört, zum<br />
Familiensilber. Speedline ist längst<br />
nicht mehr das industrielle Vorbild,<br />
das es mal war, die Speedline-Techniker<br />
sollten sich mal<br />
anschauen (geht nicht: Betreten<br />
verboten!), wie das spanische<br />
Hayes-Werk von innen aussieht.<br />
AWIs Werk in Südafrika wür<strong>de</strong><br />
mit <strong>de</strong>m eigenen Engagement<br />
(Alro<strong>de</strong> bei Johannesburg) kollidieren,<br />
die Kanada-Sorgen (nach<br />
<strong>de</strong>n heftigen Investitionen tatsächlich<br />
ausgestan<strong>de</strong>n?) hatten<br />
sich auch bis zu Hayes Lemmerz<br />
rumgesprochen, <strong>de</strong>r Standort<br />
Großbritannien ist wegen <strong>de</strong>s<br />
Pfund-Kurses tabu.<br />
„Bewegung“ kam ins globale<br />
Geschäft mit Aluminiumrä<strong>de</strong>rn<br />
durch <strong>de</strong>n Plan einer Mega-Fusi-<br />
zept –, das auf reiner Aluminium-<br />
Basis die Gesamtsteifigkeit <strong>de</strong>r<br />
Karosserie aufbringen kann. Die<br />
Firma Karmann hat die Sandwiches<br />
bereits in einen Karosserie-<br />
Prototypen integriert, <strong>de</strong>r in Europa<br />
auf verschie<strong>de</strong>nen Ausstellungen<br />
zu sehen war.<br />
In neu entwickelten, an das<br />
Spritzgussverfahren angelehnten<br />
Technologien stellen Unternehmen<br />
beispielsweise wie die im<br />
österreichischen Marktl ansässige<br />
Neumann Alu Foam bereits komplexe<br />
Formteile aus Schaumaluminium<br />
her. Ausgangsmaterial ist<br />
ein aus Aluminiumpulver und<br />
Treibmittel hergestelltes aufschäumen<strong>de</strong>s<br />
Halbzeug, das über kontinuierliche<br />
Strangpressen verdichtet<br />
wur<strong>de</strong>.<br />
Nach <strong>de</strong>m Aufheizen <strong>de</strong>s<br />
Halbzeugs auf die Schmelztemperatur<br />
<strong>de</strong>r Legierung ergibt sich<br />
ein flüssiger Schaum, <strong>de</strong>r in die<br />
gewünschte Form gepresst wird.<br />
Die auf diese Weise hergestellten<br />
Formkörper besitzen eine dichte<br />
Aluminiumhaut, die zur zusätzlichen<br />
Versteifung <strong>de</strong>s Schaumes<br />
beiträgt und <strong>de</strong>ssen mechanische<br />
Eigenschaften verbessert. Die Ein-<br />
on auf Seiten <strong>de</strong>r Rohstoffindustrie:<br />
Alcan, Pechiney und Algroup<br />
wollten sich zur APA zusammenschließen<br />
(nach <strong>de</strong>m<br />
Kartellverdikt ist Pechiney erst einmal<br />
außen vor) und hätten damit<br />
sogar Primus Alcoa überholt. Der<br />
reagierte sofort, gab erst ein<br />
freundliches, dann ein feindliches<br />
und schließlich wie<strong>de</strong>r ein freundliches<br />
Übernahmeangebot für<br />
<strong>de</strong>n lokalen US-Wettbewerber<br />
Reynolds Metals ab. Was nicht<br />
ohne Pikanterie war, <strong>de</strong>nn bei<strong>de</strong><br />
Unternehmen einte bislang eines:<br />
seit <strong>de</strong>r Vorkriegszeit die überzeugte<br />
Feindschaft mit <strong>de</strong>m jeweils<br />
an<strong>de</strong>ren. Ob diese tief verwurzelte<br />
Rivalität von Alcoa- und<br />
Reynolds-Mitarbeitern in eine gemeinsame<br />
und selbstre<strong>de</strong>nd har-<br />
satzmöglichkeiten für solche<br />
Schaumkörper sind grundsätzlich<br />
breit gestreut, obwohl sich<br />
das Hauptaugenmerk gegenwärtig<br />
vorrangig auf die Automobilindustrie<br />
richtet. Zusätzlich<br />
eröffnet das Verfahren eine<br />
Möglichkeit, in Gießereien<br />
Sandkerne einzusparen. Die<br />
bisher aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Gewichtsersparnis<br />
gezielt in<br />
Gussstücken vorgesehenen<br />
Hohlräume (wie beim Hohlspeichenrad<br />
von ATS für z. B.<br />
Porsche) könnten künftig durch<br />
Schäume ausgefüllt wer<strong>de</strong>n.<br />
Diese Schaumstrukturen verbleiben<br />
im Gussteil, so dass die<br />
hohen Arbeits- und Energiekosten<br />
für die Entfernung <strong>de</strong>r<br />
Sandkerne entfallen. Die Ranshofener<br />
Austria Aluguss, ein<br />
Unternehmen <strong>de</strong>r Borbet-<br />
Gruppe, hat dieses Verfahren<br />
für Aluminiumrä<strong>de</strong>r unter <strong>de</strong>m<br />
Stichwort „Nature Wheels“<br />
1999 zum Patent angemel<strong>de</strong>t.<br />
monische Firmenkultur mün<strong>de</strong>n<br />
kann, bezweifelt mancher in Firmenfusionen<br />
o<strong>de</strong>r -aufkäufen<br />
erfahrene Consultant. (Nach <strong>de</strong>m<br />
APA-Urteil könnte ohnehin auch<br />
diese Fusion, die in Nordamerika<br />
von <strong>de</strong>n Behör<strong>de</strong>n bereits abgenickt<br />
war, wie<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Prüfstand<br />
kommen.) Und was haben<br />
Camel-Zigaretten und die Alurä<strong>de</strong>rbranche<br />
gemeinsam? Richard<br />
Joshua Reynolds und sein Neffe<br />
Richard Samuel Reynolds begrün<strong>de</strong>ten<br />
1913 nicht nur das Alu-<br />
Reich, son<strong>de</strong>rn kreierten auch die<br />
legendäre Zigarettenmarke. Alurä<strong>de</strong>r<br />
und Tabak mögen bei<strong>de</strong><br />
Genussmittel sein, miteinan<strong>de</strong>r zu<br />
tun haben sie schon lange nichts<br />
mehr. Reynolds hat heute Alu-Rä<strong>de</strong>rwerke<br />
in Beloit (Wisconsin),<br />
Felgenreport<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong> 85
86<br />
Felgenreport<br />
Auburn (Indiana) und in Lebanon/Virginia<br />
(Schmie<strong>de</strong>rä<strong>de</strong>r), in Venezuela und in Italien.<br />
Und da ist noch das Werk Collingwood (Canada),<br />
an <strong>de</strong>m sich 1990 doch Lemmerz mit<br />
25 Prozent beteiligt hatte. Vielleicht hätte Hayes<br />
Lemmerz zuschlagen sollen, als die gesamte<br />
Transport-Sparte von Reynolds (zu <strong>de</strong>r das Rä<strong>de</strong>rgeschäft<br />
gehört) vor einigen Jahren zum<br />
Verkauf stand. Jetzt ist es zu spät: Alcoa guckte<br />
sich anlässlich <strong>de</strong>r mehrheitlichen Übernahme<br />
von Koralu (Hyundai-Tochter Aluminium<br />
of Korea) schon in <strong>de</strong>n Alurä<strong>de</strong>r-Gießereien<br />
<strong>de</strong>r Dooray Corporation in Südkorea um und<br />
scheint entschlossen zu sein, eine Expansionspolitik,<br />
die im Neu<strong>de</strong>utsch „downstream“ genannt<br />
wird, umzusetzen. Der Gedanke beruht<br />
auf <strong>de</strong>r Theorie <strong>de</strong>r Wertschöpfungskette<br />
(eine Kette hat zwei En<strong>de</strong>n): Der Produktion<br />
an <strong>de</strong>m einen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kette (upstream)<br />
folgt eine branchentypische Weiterverarbeitung<br />
bis zum Abverkaufsprodukt für <strong>de</strong>n Endverbraucher<br />
(<strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kette),<br />
um eine möglichst hohe Wertschöpfung zu<br />
erreichen. Alcoa und die APA-Unternehmen<br />
investieren traditionell in Produkttiefe (bzw.<br />
Wertschöpfungstiefe) und -breite. Kritische<br />
Geister verweisen auf die Beispiele AAG und<br />
Fundo, die <strong>de</strong>reinst teurer bei ihren Muttergesellschaften<br />
(AMAG und Norsk Hydro) einkaufen<br />
mussten, als <strong>de</strong>r Aluminium-Preis auf<br />
<strong>de</strong>m Weltmarkt war. Während die APA-Firmen<br />
auf <strong>de</strong>n Verpackungsbereich fokussiert scheinen,<br />
könnte Alcoa schnell zu <strong>de</strong>n größten Her-<br />
stellern von Aluminiumrä<strong>de</strong>rn aufschließen,<br />
zumal man ja bei Nutzfahrzeugrä<strong>de</strong>rn (bis<br />
runter zu 15-Zöllern für Vans!) über genügend<br />
Erfahrung verfügt. Die von Reynolds übernommenen<br />
Schul<strong>de</strong>n (ca. 1,5 Mrd. US-$)<br />
wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n bereits 1998 ausgebrochenen<br />
Alcoa-Expansionsdrang (erinnert sei an Alumax/USA,<br />
Alumix/Italien, Inespal/Spanien<br />
sowie ein Projekt in Ungarn) nicht nachhaltig<br />
bremsen. Aktuell beliefert Reynolds - die gera<strong>de</strong><br />
vor <strong>de</strong>r „Adoption“ stehen<strong>de</strong> neue Alcoa-Tochter<br />
- in Nordamerika die dortigen Autohersteller<br />
mit Rä<strong>de</strong>rn (so richtig wür<strong>de</strong> Noranda-Tochter<br />
American Racing also nicht strategisch<br />
weiterhelfen); in Europa dient das Werk<br />
Ferrara <strong>de</strong>r Ford-Erstausrüstung in Nordamerika<br />
und <strong>de</strong>r Chrysler-Produktion im österreichischen<br />
Graz (sowie ein geringes Volumen<br />
an Jaguar in Großbritannien), das wird Alcoa<br />
rä<strong>de</strong>rseitig nicht reichen. Gera<strong>de</strong> in Europa<br />
wäre <strong>de</strong>r Nachholbedarf Alcoas evi<strong>de</strong>nt, wenn<br />
die oben skizzierte und vielfach erwartete Firmenstrategie<br />
mit Leben erfüllt wer<strong>de</strong>n soll.<br />
Wer ist nun „for sale“?<br />
Denn <strong>de</strong>r Konsolidierungsprozess muss<br />
weitergehen. Allgemein wird gerechnet, dass<br />
ein Produzent von gegossenen Aluminiumrä<strong>de</strong>rn<br />
für ein Überleben im Erstausrüstungsgeschäft<br />
eine so genannte „kritische Größe“<br />
von fünf Millionen Einheiten jährlich „plus X“<br />
benötigt und möglichst in <strong>de</strong>r Lage sein muss,<br />
<strong>de</strong>m Globalisierungstrend <strong>de</strong>r Automobilhersteller<br />
hinterherzuhecheln. Klar die Volumen-<br />
Autec und mehr<br />
Werk Soultzmatt erwies sich eben doch als sanierbar<br />
„Nicht sanierbar“ - dieses vor Jahren vernichten<strong>de</strong><br />
Urteil von (fachkundigen!) Besuchern<br />
<strong>de</strong>s Werkes spukt heute noch durch die Mauern<br />
<strong>de</strong>s Werkes Soultzmatt, bekannt als SRF<br />
(Sudrad Roues France). Die Mauern sind die<br />
gleichen geblieben, auch viele Mitarbeiter,<br />
selbst die Gießautomaten (18 an <strong>de</strong>r Zahl).<br />
Und doch ist alles an<strong>de</strong>rs gewor<strong>de</strong>n, könnte<br />
eigentlich das vormalige Urteil souverän belächelt<br />
wer<strong>de</strong>n: Durch Kauf neuer Bearbeitungsmaschinen<br />
muss nicht mehr ein Teil <strong>de</strong>r<br />
Rä<strong>de</strong>rherstellung bei Fremdfirmen erfolgen,<br />
die Gießmaschinen sind auf- bzw. umgerüstet<br />
wor<strong>de</strong>n (von Gegen- auf Nie<strong>de</strong>rdruck).<br />
„Zyklon“ von Autec ist eine Kombination aus extrem<br />
tiefem Felgenbett (ca. 75 mm), hochglanz poliertem<br />
Felgenhorn und dreiteiliger Optik. Aufgrund <strong>de</strong>r<br />
großen Nachfrage wer<strong>de</strong>n nun auch die Radgrößen<br />
7,5J x 16H2, 7,5J x 17H2 und 8J x 17H2 für alle<br />
gängigen Fahrzeugtypen angeboten<br />
Die neue Lackieranlage (Liegend-Lackierung)<br />
ist ebenso längst geor<strong>de</strong>rt wie eine Schmelze,<br />
selbst an Kriterien wie <strong>de</strong>n Umweltschutz -<br />
bei Unternehmen, <strong>de</strong>nen das Wasser bis zum<br />
Halse steht, kommt dies gemeinhin erst zum<br />
Schluss - wur<strong>de</strong>n große Summen investiert.<br />
Na klar, möglich wur<strong>de</strong> das nur, weil <strong>de</strong>r Sequester<br />
<strong>de</strong>r ehemaligen Südrad-Gruppe, Dr.<br />
hür<strong>de</strong> überspringen nur Hayes Lemmerz,<br />
Superior und Enkei; bei <strong>de</strong>r Globalisierungsfrage<br />
tun sich schon <strong>de</strong>r zweit- und drittgenannte<br />
schwer. Ronal, Borbet/AAG o<strong>de</strong>r ATS/<br />
TSW und einige an<strong>de</strong>re können nicht darauf<br />
hoffen, dass Wachstum aus eigener Kraft ausreicht,<br />
um zu <strong>de</strong>n „Big Three” aufzuschließen,<br />
son<strong>de</strong>rn müssen (weiterhin) nach strategischen<br />
Partnern <strong>suchen</strong>. Sonst wer<strong>de</strong>n sie leicht zum<br />
Spielball großer Konzerne auf seiten <strong>de</strong>r Automobilhersteller<br />
o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer Zulieferer. Die<br />
mittelständische Struktur <strong>de</strong>r (ja durchaus leistungsfähigen)<br />
<strong>de</strong>utschen Zulieferer gilt als<br />
„Auslaufmo<strong>de</strong>ll“. Gera<strong>de</strong> große Konzerne wie<br />
Michelin (eine eventuelle Allianz mit Montupet<br />
allein wür<strong>de</strong> nicht reichen) o<strong>de</strong>r Alcoa/<br />
Reynolds wer<strong>de</strong>n als erste die Weichen stellen<br />
und fragen, ob das Geschäft mit gegossenen<br />
Aluminiumrä<strong>de</strong>rn ein so genanntes „Kerngeschäft“<br />
sein soll. Lautet die Antwort „ja“, so<br />
wer<strong>de</strong>n sie sich nicht mit Wachstum aus eigener<br />
Kraft zufrie<strong>de</strong>n geben, weil das einfach<br />
zu lange dauert. Sie wer<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>re Rä<strong>de</strong>rhersteller<br />
dazukaufen und für Marktbereinigung<br />
sorgen. Dass auf Dauer „strategische<br />
Partnerschaften“ halten, wird allgemein bezweifelt.<br />
Lautet die Antwort auf die Frage nach<br />
<strong>de</strong>m Kerngeschäft „nein“, wer<strong>de</strong>n die mächtigen<br />
Konzerne sich umschauen, wie sie ihre<br />
kleine Sparte Leichtmetallrä<strong>de</strong>r am besten<br />
verscherbeln können, wie Norsk Hydro dies<br />
mit Fundo vor wenigen Wochen praktiziert<br />
hat. <strong>de</strong>tlef.vogt@reifenpresse.<strong>de</strong><br />
Volker Grub, einen großen Teil <strong>de</strong>r Altlasten<br />
übernahm und ein zwischenzeitlich von ihm<br />
bestellter Geschäftsführer, <strong>de</strong>r natürlich längst<br />
wie<strong>de</strong>r ausgeschie<strong>de</strong>n ist, die Dinge geregelt<br />
hat, die richtig weh tun. Von - angesichts <strong>de</strong>r<br />
Gießautomatenzahl durchaus realistischen -<br />
Jahresproduktionsziffern von 500.000 Stück<br />
und mehr hat man sich längst verabschie<strong>de</strong>t,<br />
die Gewinnschwelle liegt bei<br />
weit unter 400.000, das<br />
ist auch das Maximum,<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>
das man produzieren möchte.<br />
Natürlich <strong>de</strong>nkt ein je<strong>de</strong>r:<br />
Zuallererst produziert man für die<br />
Eigenmarken. Das erscheint in<br />
dieser reinen Form so nicht mehr<br />
gültig, wenn man die Rä<strong>de</strong>r woan<strong>de</strong>rs<br />
billiger produzieren könnte<br />
als im eigenen Werk. Da muss<br />
was faul sein, lautet das<br />
(vor)schnelle Urteil. Die Erklärung:<br />
Wer relativ große Stückzahlen für<br />
<strong>de</strong>n Ersatzmarkt benötigt, kann<br />
diese auch beispielsweise in Fernost<br />
produzieren lassen und befriedigt<br />
aus <strong>de</strong>m eigenen Werk<br />
nur die Serien mit kleinen Losgrößen<br />
o<strong>de</strong>r die „Spitzen“. Wer<br />
also auf <strong>de</strong>m Ersatzmarkt mit<br />
übersichtlichen Stückzahlen präsent<br />
ist und keine eigene Fertigung<br />
hat, <strong>de</strong>r wird im Zweifelsfalle<br />
auf eine Adresse wie SRF<br />
verfallen. Bei ungleich größeren<br />
Produzenten, die auch stark in<br />
<strong>de</strong>r Erstausrüstung präsent sind,<br />
wird man das Risiko scheuen: Bei<br />
voller Auslastung gehen OE-Aufträge<br />
vor. Für kleinere Kun<strong>de</strong>n hat<br />
SRF aktuell wohl noch Kapazitäten<br />
frei. Und ist <strong>de</strong>r Markt mal<br />
richtig rückläufig, so ist das Risiko<br />
<strong>de</strong>nnoch übersichtlich: Man<br />
zieht halt die in Fernost platzierten<br />
Kokillen ab und produziert die<br />
eigenen Rä<strong>de</strong>r eben doch hier.<br />
Wer SRF sagt, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>nkt auch<br />
an die Han<strong>de</strong>lsmarke Autec: Autec<br />
(Mutterstadt) ist über alle Vertriebswege<br />
hinweg präsent: ob im<br />
Zubehörgeschäft <strong>de</strong>r Autohäuser<br />
(Mazda, Techno), bei industrieabhängigen<br />
Han<strong>de</strong>lsketten (Vergölst,<br />
Euromaster, Holert Konz),<br />
überregional unabhängigen<br />
(Gummi-Mayer/Stinnes, ATU)<br />
o<strong>de</strong>r regional unabhängigen<br />
(Schwarz/Passau, Reifen-Center),<br />
Kooperationen (VRG), Tunern<br />
(MLK, Musketier, Welsch, RSW),<br />
Groß- (Interpneu, Müller/Hammelburg,<br />
Felgen Peter/Aschheim,<br />
Berger/Essen) o<strong>de</strong>r Einzelhändlern.<br />
Autec vermarktet <strong>de</strong>utlich<br />
über 100.000 Alufelgen jährlich,<br />
mehr als 40 Prozent wer<strong>de</strong>n exportiert<br />
nach Skandinavien, Benelux,<br />
Österreich und in die<br />
Schweiz. An<strong>de</strong>re Län<strong>de</strong>r - nahe<br />
wie Frankreich o<strong>de</strong>r solche im<br />
Fernen Osten - sind noch kleine<br />
Pflänzchen, die aber Hoffnung<br />
auf Wachstum geben. Und das<br />
alles gegen einen Trend: Dem<br />
Mittelpreissegment wird nämlich<br />
„von oben wie von unten“ zugesetzt.<br />
Doch wenn es im Markt<br />
eine Mittelpreismarke gibt, so ist<br />
das erstens Autec und zweitens<br />
das Verdienst von <strong>de</strong>r Person, die<br />
Autec lebt: Irmgard Barth. Auch<br />
bei Wettbewerbern ist man sich<br />
einig: Die Frau macht einen sehr<br />
guten Job!<br />
Ein Großteil <strong>de</strong>r Autec-Rä<strong>de</strong>r<br />
stammt also aus <strong>de</strong>r eigenen Fertigungsstätte<br />
SRF in Soultzmatt,<br />
aber längst nicht alle: Wie viele,<br />
das hängt von <strong>de</strong>r Auslastung bei<br />
Felgenreport<br />
SRF ab und kann von Jahr zu Jahr<br />
beträchtlich schwanken. Das<br />
Werk SRF <strong>de</strong>s Dr. jur. Heinz Berger,<br />
<strong>de</strong>ssen Familie (die bei<strong>de</strong>n<br />
Söhne sind offensichtlich auch<br />
vom Felgenbazillus infiziert) auch<br />
Alleingesellschafter <strong>de</strong>r Firma<br />
Autec ist und das Stammkapital<br />
bei SRF unlängst verdoppelte,<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong> 87
88<br />
Felgenreport<br />
dient durchschnittlich wohl zu etwa einem<br />
Viertel <strong>de</strong>r Produktion <strong>de</strong>r Eigenmarken, womit<br />
auch BCW (geschätzter Partner von Tunern<br />
für Extremgrößen wie 10x14", dafür ist<br />
Offroad etwas rückläufig) gemeint ist (daneben<br />
wer<strong>de</strong>n BCW-Rä<strong>de</strong>r nach wie vor und<br />
überwiegend bei Schmidt/Werdohl produziert).<br />
Erwähnt wer<strong>de</strong>n soll auch die „Spielwiese<br />
ProCast“, auf <strong>de</strong>r Mitarbeiter auch mal<br />
eigene I<strong>de</strong>en realisieren können. Die restlichen<br />
drei Viertel (ca. 300.000) <strong>de</strong>r SRF-Produktion<br />
wer<strong>de</strong>n weitgehend aufgeteilt (kein Anspruch<br />
auf Vollständigkeit) unter AEZ-Hölzel, AEZ-<br />
Alcar, AZEV, DBV, Dotz, Excentric - nicht zu<br />
vergessen die „Volumenbringer“ Peugeot Boutique,<br />
Mazda-Zubehör und Votex, seit Dezember<br />
auch „echte Erstausrüstung“ für Peugeot<br />
(Werk Mülhausen, Mo<strong>de</strong>lle 206 und 406). Die<br />
Kun<strong>de</strong>nliste und <strong>de</strong>ren Programme verrät,<br />
dass in <strong>de</strong>r „Aftermarket-Fabrik“ - das Pflänzchen<br />
Erstausrüstung wird behutsam gepflegt<br />
und dürfte kaum zur tragen<strong>de</strong>n Säule entwickelt<br />
wer<strong>de</strong>n - im Prinzip auch die anspruchsvollsten<br />
Größen (also bis 20") gegossen<br />
wer<strong>de</strong>n können. Einen „Flaschenhals“ (Bearbeitung)<br />
gibt’s nicht mehr, in die (auch tatsächlich<br />
renovierungsbedürftige) alte Lackieranlage<br />
wur<strong>de</strong> noch investiert (für Insi<strong>de</strong>r: Es<br />
ist die gleiche, die in Offenbach an <strong>de</strong>r Queich<br />
steht und heute Schmidt/Werdohl - vormals<br />
ATU - gehört), obwohl <strong>de</strong>r Kauf einer völlig<br />
neuen Lackieranlage schon längst ausgemachte<br />
Sache war. Man möchte das Image eines<br />
grundsoli<strong>de</strong>n, zuverlässigen Herstellers zu<br />
marktgerechten Preisen pflegen. Kun<strong>de</strong>n berichten,<br />
sie fühlen sich mit ihren Belangen und<br />
Wünschen sehr ernst genommen, ob es um<br />
große o<strong>de</strong>r kleine Stückzahlen geht. Und die<br />
Qualität sei „okay“. Was will man mehr?<br />
Eine ganze Reihe Rä<strong>de</strong>r hatte Autec auch<br />
von CMS (Türkei) bezogen, diese Geschäftsbeziehung<br />
ist ausgelaufen. Vermutlich weil<br />
CMS die eigene Firmenphilosophie stärker hin<br />
zur Erstausrüstung (Fiat, Renault) verschoben<br />
hat. Da Berger seit Jahren beste Kontakte zu<br />
Mangels hat (das Chromradgeschäft ist stabil),<br />
spricht man natürlich auch über Alurä<strong>de</strong>r.<br />
Vor allem aber ist ein fernöstlicher Produzent<br />
in die Bresche gesprungen und hat das<br />
nach <strong>de</strong>r Trennung von CMS klaffen<strong>de</strong> Loch<br />
umgehend ausgefüllt und mehr: Dieser Hersteller<br />
hat zwar auch Erstausrüstungsambitionen<br />
z. B. bei Volkswagen, könnte theoretisch<br />
zwei Millionen Rä<strong>de</strong>r fertigen und verdankt<br />
seine Technologie <strong>de</strong>r taiwanesischen Firma<br />
Lioho, die auch beteiligt ist, aber bis Wunsch<br />
und Wirklichkeit <strong>de</strong>ckungsgleich sind, kann<br />
es noch einige Jährchen dauern. SRF ist da<br />
weiter und hat „das Unmögliche möglich gemacht“.<br />
<strong>de</strong>tlef.vogt@reifenpresse.<strong>de</strong><br />
RH, LAG, Artec und King Wheels:<br />
Gemeinsam noch stärker<br />
RH Alurad, La<strong>de</strong>nburger Aluguss (LAG), Artec<br />
Leichtmetallrä<strong>de</strong>r und die nordamerikanische<br />
Vertriebsfirma King Wheels (Oregon) –<br />
vier Unternehmen, die eng miteinan<strong>de</strong>r verzahnt<br />
sind: „Keiner kann ohne die an<strong>de</strong>ren”,<br />
sagt Artecs Spiritus rector Wolfgang Späth.<br />
„Wir ergänzen einan<strong>de</strong>r prächtig”, unterschei<strong>de</strong>t<br />
sich die Nuancierung Rüdiger Höffkens,<br />
Mo<strong>de</strong>macher in Sachen Alurä<strong>de</strong>r und Initialengeber<br />
seiner RH Alurad, nur <strong>de</strong>m ganz<br />
akribischen Zuhörer. Vor Formulierungen wie<br />
„sie sitzen in einem Boot” muss man gefeit<br />
sein, hieße das doch, sie könnten bei einer<br />
Leckage gemeinsam untergehen. Und dafür<br />
gibt es nun wirklich keinen Hinweis. Statt <strong>de</strong>ssen<br />
strotzen RH, Artec und LAG vor Stärke,<br />
das gemeinsame „Baby” King Wheels ist auf<br />
einem guten Weg. Um so überraschen<strong>de</strong>r das<br />
Gespräch: keine Spur von „Selbstbeweihräucherung”,<br />
statt <strong>de</strong>ssen Selbstkritik; kaum Freu<strong>de</strong><br />
über (zweifellos vorhan<strong>de</strong>ne und anhalten<strong>de</strong>)<br />
Erfolge <strong>de</strong>r letzten Jahre, statt <strong>de</strong>ssen<br />
Ringen um die Erkenntnis, wie man auch in<br />
<strong>de</strong>n nächsten Jahren auf <strong>de</strong>r Überholspur fahren<br />
kann. Die Branche ist im Wan<strong>de</strong>l, schneller<br />
und besser sein als an<strong>de</strong>re entschei<strong>de</strong>t<br />
darüber, wer aus diesem Wandlungsprozess<br />
gestärkt hervorgeht.<br />
RH – abgekoppelt von weiten<br />
Teilen <strong>de</strong>s Wettbewerbs<br />
RH-Alurad:<br />
7x15“-Komplettradsatz unter<br />
tausend Mark<br />
1999 war das erfolgreichste Jahr in <strong>de</strong>r Geschichte<br />
von RH Alurad (wie schon in <strong>de</strong>n<br />
Jahren zuvor errechnete sich wie<strong>de</strong>r ein<br />
zweistelliger Umsatz-Zuwachs). Aber das<br />
Leben auf <strong>de</strong>r Überholspur geht weiter.<br />
<strong>2000</strong> entstehen so viele neue mehrteilige<br />
Rä<strong>de</strong>r wie in keinem an<strong>de</strong>ren Jahr zuvor.<br />
Dank eines neuen Produktionsverfahrens<br />
RH-Politik: Satte Preise für hochwertige Mehrteiler und<br />
sehr großdimensionierte Rä<strong>de</strong>r, agressives Pricing bei<br />
„Allerweltsgrößen“ und Kompletträ<strong>de</strong>rn<br />
An Mut hat es <strong>de</strong>m Attendorner in seiner langen<br />
Karriere erst als „Breitreifen”- und später<br />
als „Felgen-Höffken” nie gefehlt, an Selbstbewusstsein<br />
auch nicht. Tieferlegung von Fahrzeugen,<br />
Tiefbettfelgen, Kompletträ<strong>de</strong>r – immer<br />
wenn ein neuer Trend am Horizont erschien,<br />
stand er mittendrin. Der Tuner-Verband<br />
mag ihn nicht mehr, ohne Höffken wäre die<br />
Zunft heute ärmer. Die Hersteller von Superbreitreifen<br />
wür<strong>de</strong>n ihre großdimensionierten<br />
High-Performance-Pneus gerne für teures<br />
Geld im Markt streuen, aber wenn RH mit<br />
soll zu<strong>de</strong>m das leichteste aller Leichtmetallrä<strong>de</strong>r<br />
seine Geburtsstun<strong>de</strong> feiern. Zunächst<br />
aber senkt RH Alurad die Komplettrad-Preise<br />
um durchschnittlich zehn Prozent. Die<br />
eigene Kostenreduzierung wer<strong>de</strong> – heißt<br />
es – vollständig an <strong>de</strong>n Verbraucher weitergegeben.<br />
Die Preissenkung gilt für die<br />
gesamte Bandbreite zwischen 14 und 20<br />
Zoll in Verbindung mit allen vom TÜV<br />
freigegebenen Reifengrößen. Die RH-<br />
Rä<strong>de</strong>r sind mit Breitreifen <strong>de</strong>r renommierten<br />
Hersteller Conti, Dunlop,<br />
Goodyear, Uniroyal o<strong>de</strong>r Yokohama<br />
bestückt (wobei <strong>de</strong>r Käufer die Marke<br />
allerdings nicht selbst bestimmen<br />
kann). Im Januar erhielten 34.000 (!)<br />
Autohäuser, Reifenhändler und Zubehörshops<br />
als RH-Kun<strong>de</strong>n die neuen<br />
Preislisten. Für <strong>de</strong>n Endverbraucher<br />
be<strong>de</strong>utet dies: erstmals rutscht <strong>de</strong>r<br />
Preis für einen RH-Komplettradsatz in<br />
einer solch gängigen Größe wie 7 x<br />
15 Zoll (Reifen 195/50-15) unter die<br />
1.000-DM-Grenze. dv<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>
Rüdiger Höffken: Seine Kreativität kommt nicht nur <strong>de</strong>r Eigenmarke RH zugute,<br />
son<strong>de</strong>rn befruchtet <strong>de</strong>n gesamten Nachrüstmarkt für Leichtmetallfelgen<br />
einer Anfrage vorspricht, wer wür<strong>de</strong> dieses<br />
Volumen vorbeiziehen lassen: Das machen wir<br />
lieber selber, bevor ein an<strong>de</strong>rer Reifenhersteller<br />
die Or<strong>de</strong>r kriegt. Zumal das Komplettradgeschäft<br />
RHs so blen<strong>de</strong>nd läuft, dass kaum<br />
Gefahr besteht, die von <strong>de</strong>n Herstellern mühselig<br />
gehaltene Preisfront könnte unterwan<strong>de</strong>rt<br />
wer<strong>de</strong>n. Auch die vielen Teilnehmer <strong>de</strong>s<br />
Alurä<strong>de</strong>r-Aftermarkets haben Höffken nicht so<br />
recht als Wettbewerber auf <strong>de</strong>m Zettel.<br />
„Wir haben uns mit RH vom Markt abgekoppelt”,<br />
erklärt Höffken und gibt unumwun<strong>de</strong>n<br />
zu: „Wenn mein Freund Wolfgang Späth<br />
mir nicht gelegentlich erzählt, was in diesem<br />
Markt so abgeht, wäre ich völlig ahnungslos.”<br />
Dass es <strong>de</strong>r Zunft <strong>de</strong>r Alurad-Vermarkter nicht<br />
gut geht, weiß er also. Dass es seinem Unternehmen<br />
gut geht, beweist <strong>de</strong>r Blick auf die<br />
Bilanzen. RH Alurad entzieht sich <strong>de</strong>m Vergleich<br />
mit an<strong>de</strong>ren: Höffken hat konsequent<br />
zwei Fel<strong>de</strong>r belegt, auf <strong>de</strong>nen er keinen rechten<br />
Wettbewerb spürt: Kompletträ<strong>de</strong>r und<br />
Exklusivfelgen „vom Feinsten”.<br />
Continental/Uniroyal, Dunlop, Yokohama<br />
– natürlich können seine Favoriten wechseln.<br />
Aber freiwillig wird keiner das Terrain räumen<br />
wollen: Wer Verzicht übt, wird umgehend<br />
durch einen an<strong>de</strong>ren renommierten Breitrei-<br />
fenhersteller ersetzt. Ein<br />
„no name” passt nicht zur<br />
Höffken-Philosophie, RH<br />
hat selber Marken-Status.<br />
Aber gute Reifenmarken<br />
gibt es ja nun auch einige.<br />
Klar, mit seinen Komplettradangeboten<br />
ist RH äußerst<br />
preisaggressiv: Aber<br />
ob mit „subventionierten<br />
Reifen” <strong>de</strong>r Felgenabsatz<br />
gepusht wird o<strong>de</strong>r mit<br />
„subventionierten Felgen”<br />
<strong>de</strong>r Reifenabsatz mag<br />
Wettbewerber interessieren,<br />
Höffken will wissen,<br />
was unterm Strich beim<br />
Komplettradgeschäft „hängen<br />
bleibt” – und das wird<br />
nicht wenig sein.<br />
Die Crux von Wettbewerbern:<br />
Sie wür<strong>de</strong>n gerne<br />
in die gleiche Kerbe<br />
hauen, aber erstens ist <strong>de</strong>r<br />
einmal gewachsene Abstand<br />
zu RH so groß, dass<br />
er nicht innerhalb von zwei,<br />
drei Jahren geschlossen<br />
wer<strong>de</strong>n könnte. Spielt Höffken<br />
mit <strong>de</strong>n Muskeln (gera<strong>de</strong><br />
erst vor wenigen Wochen<br />
ließ er wie<strong>de</strong>r einen<br />
kräftigen Preisknaller krachen), so knicken<br />
Follower schnell ein. Und zum an<strong>de</strong>ren hat<br />
Höffken eben Zugriff auf eigene Rä<strong>de</strong>rproduktion<br />
sowie einen Langfristvertrag mit einem<br />
an<strong>de</strong>ren Hersteller (Schmidt/Werdohl),<br />
geschlossen in einer Zeit, als man sich dort<br />
über <strong>de</strong>n Großauftrag freute. Natürlich<br />
schreibt Höffken gezielt Autohäuser an und<br />
wirbt für seine Kompletträ<strong>de</strong>r. Aber bei <strong>de</strong>n<br />
von ihm vorgelegten Konditionen wird auch<br />
mancher Reifenhändler schwach, <strong>de</strong>r doch eigentlich<br />
Reifen und Felge selber zu einer Einheit<br />
bringen könnte.<br />
Während das Komplettradgeschäft etwas<br />
zugespitzt nach <strong>de</strong>r Devise „Die Masse<br />
macht’s” angelegt ist, hat Höffken mit seinen<br />
Exklusivrä<strong>de</strong>rn auch das an<strong>de</strong>re Extrem belegt.<br />
Mit 17 Zoll erst anzufangen, wie auf <strong>de</strong>r<br />
letzten IAA geschehen, zeugt in hohem Maße<br />
von Exklusivität. Hinter BBS und mit O.Z.<br />
gehört RH zu <strong>de</strong>m erlauchten Kreis <strong>de</strong>rer, die<br />
<strong>de</strong>n Spagat zwischen „Volumen” und Hochpreisigkeit<br />
schaffen. RH hat ein prima Image,<br />
ist manchmal sogar schon Kult. Ca. zwanzig<br />
Prozent seines Stückumsatzes macht Höffken<br />
mit Mehrteilern! Schwachstellen verschweigt<br />
er nicht: „Seit Jahren ver<strong>suchen</strong> wir <strong>de</strong>n Export<br />
anzukurbeln und kommen doch aktuell<br />
Felgenreport<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong> 89
90<br />
Felgenreport<br />
nicht über 15 Prozent vom Umsatz hinaus”,<br />
räumt er selbstkritisch ein.<br />
Blickt Rüdiger Höffken auf seine letztjährigen<br />
Bezugsquellen, so kann er in etwa dritteln:<br />
Außer von Schmidt/Werdohl und <strong>de</strong>r<br />
LAG hat er auch von einem polnischen Werk<br />
Rä<strong>de</strong>r bezogen (WSK), das Erstausrüstungserfahrung<br />
hat und in <strong>de</strong>m zwei Gießautomaten<br />
stehen, die aus Kostengrün<strong>de</strong>n von La<strong>de</strong>nburg<br />
abgezogen wor<strong>de</strong>n waren. Das kleine<br />
Einmaleins <strong>de</strong>s Unternehmertums vergisst<br />
Höffken nie (O-Ton: „Ich bin zuallererst Kaufmann”):<br />
Qualitativ unta<strong>de</strong>lige Fertigung zu<br />
möglichst günstigen Preisen einerseits, möglichst<br />
teurer Absatz <strong>de</strong>r Produkte an<strong>de</strong>rerseits.<br />
So einfach hört sich das an, und ist doch immer<br />
wie<strong>de</strong>r so schwer zu realisieren.<br />
Rüdiger Höffken ist bekannt für sein feines<br />
Gespür in Designfragen, für Mo<strong>de</strong>, wie<br />
er sagen wür<strong>de</strong>. Aber auch technologisch<br />
(Stichwort Adapter) hat er beim Rad Entwicklungen<br />
vorangetrieben. Mit Partnern wird jetzt<br />
an einem Projekt getüftelt, bei <strong>de</strong>m auch bei<br />
großen Dimensionen noch guten Gewissens<br />
die Betonung auf die erste Silbe <strong>de</strong>s Wortes<br />
Leichtmetallfelge gelegt wer<strong>de</strong>n kann. Da einer<br />
<strong>de</strong>r Technologiepartner sehr erstausrüstungserfahren<br />
ist, steht auch zu erwarten, dass<br />
die Entwicklung bereits im nächsten o<strong>de</strong>r übernächsten<br />
Jahr für Furore im Markt sorgen<br />
könnte. Eine gewisse Ungeduld kann er nicht<br />
verbergen. O<strong>de</strong>r ist es das „Fiebern”, wie<strong>de</strong>r<br />
einmal in diesem Markt einen kräftigen Akzent<br />
gesetzt zu haben?<br />
RH beschäftigt über 50 Mitarbeiter, auf<br />
<strong>de</strong>utlich über 50 Millionen Mark ist auch sein<br />
Umsatz gewachsen. Reifen- und Felgenlager<br />
sind, kaum ist ein neuer Anbau getätigt, immer<br />
wie<strong>de</strong>r schnell zu klein. Bei technischen<br />
Innovationen ist Höffken kein Knauser, seine<br />
EDV-Anlage hochmo<strong>de</strong>rn, die Mitarbeiter sind<br />
bestens geschult, die Montagestraße lässt keine<br />
Wünsche offen, <strong>de</strong>r TÜV (Essen) geht ein<br />
und aus. Freundschaften zu Prominenten –<br />
auch aus alten Schalke-Zeiten, in <strong>de</strong>nen Rüdiger<br />
Höffken sein Geschäft manchmal vernachlässigte<br />
- wer<strong>de</strong>n gepflegt; weniger weil<br />
das prima Multiplikatoren sind (was auch<br />
stimmt), son<strong>de</strong>rn weil ein Rüdiger Höffken ein<br />
Großteil seiner Kraft aus seiner Kommunikationsfreu<strong>de</strong><br />
zieht: In diesem Jahr wird er wohl<br />
wie<strong>de</strong>r zwei befreun<strong>de</strong>te Rennfahrer sponsern.<br />
LAG – die Auftragslage ist gut<br />
Die Übernahme <strong>de</strong>r remoco, die heute La<strong>de</strong>nburger<br />
Aluguss (LAG) heißt, ließ sich für<br />
Rüdiger Höffken und Wolfgang Späth noch<br />
ziemlich gut rechnen, einige erfor<strong>de</strong>rliche Investitionen<br />
hatten sie auch von vornherein<br />
eingeplant. Na ja, und dann sind doch noch<br />
einige Reparaturen angefallen, die nicht vorhersehbar<br />
waren; auch gab es einige Reibungspunkte<br />
mit wenigen Mitarbeitern. „Das<br />
ist bei einem Produktionsbetrieb mit langjährigem<br />
Mitarbeiterstamm doch ganz normal”,<br />
so Späth. „Aber wer zuvor hochwertige Aluminiumrä<strong>de</strong>r<br />
herstellen konnte, <strong>de</strong>r kann dies<br />
auch unter neuen Gesellschaftern.”<br />
Die – ganz natürlichen – Anfangsprobleme<br />
sind also überwun<strong>de</strong>n. Veraltetes Equipment<br />
flog raus, benötigtes (auch gebrauchtes<br />
von einem Erstausrüster) wur<strong>de</strong> implantiert,<br />
bis alles „passte”: Denn auch das ist ja zu be<strong>de</strong>nken:<br />
Bei Aftermarket-Werken mit gelegentlichen<br />
Losgrößen im dreistelligen Bereich<br />
wür<strong>de</strong> eine hochmo<strong>de</strong>rne Roboterstraße wegen<br />
dauern<strong>de</strong>r Umrüstungen gar keinen Sinn<br />
machen.<br />
Heute stehen in <strong>de</strong>r La<strong>de</strong>nburger Gießerei<br />
acht Automaten, zwei wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>montiert<br />
und beim neuen Produktionspartner WSK in<br />
Polen installiert. Weil ein dortiger Großkun<strong>de</strong><br />
(ATU) Lackierkapazitäten suchte, fügte es sich<br />
hervorragend, dass die eigentlichen Lackierkapazitäten<br />
eher überdimensioniert sind in<br />
La<strong>de</strong>nburg. „Weitere Aufträge können wir im<br />
ersten Halbjahr <strong>2000</strong> gar nicht annehmen”,<br />
versichert Späth und belegt das dadurch, dass<br />
er für seine eigene Marke hän<strong>de</strong>ringend weitere<br />
Gießplätze suchte (neben geringeren<br />
Volumina bei Zen<strong>de</strong>r/Idar-Oberstein und<br />
Boos/Iserlohn wur<strong>de</strong> er bei SRF in Soultzmatt<br />
fündig).<br />
Die Eigenmarken Artec und RH sind die<br />
Volumenbringer <strong>de</strong>s Werkes. Dass die technisch<br />
sehr anspruchsvollen AZEV-Rä<strong>de</strong>r in<br />
zunehmen<strong>de</strong>m Maße bei LAG (ferner fertigt<br />
AZEV bei SRF und Borbet) gefertigt wer<strong>de</strong>n,<br />
Where RH meets Artec: Die LAG ist als Produktionsstätte für die<br />
bei<strong>de</strong>n im Markt getrennt operieren<strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsmarken das<br />
Bin<strong>de</strong>glied<br />
ist auch als qualitatives Lob zu verstehen. Kleinere<br />
Kun<strong>de</strong>n sind Smoor und eMotion, King<br />
ist im Herbst letzten Jahres zu Schmidt/Werdohl<br />
abgewan<strong>de</strong>rt und macht sich seit<strong>de</strong>m im<br />
Markt rar.<br />
Mehr als 80 Mitarbeiter, rund 40 Millionen<br />
Mark Umsatz. Und weil mit Artec und<br />
RH die besten LAG-Kun<strong>de</strong>n „Familienmitglie<strong>de</strong>r”<br />
sind auch keine Liquiditätsprobleme –<br />
Grund zum Frohlocken sieht Späth <strong>de</strong>nnoch<br />
nicht: „Das Tagesgeschäft ist manchmal zermürbend.<br />
Mal kommen überraschen<strong>de</strong> Einwän<strong>de</strong><br />
von <strong>de</strong>r Arbeitnehmerseite, dann wer<strong>de</strong>n<br />
wir als Hersteller mit Preisen konfrontiert,<br />
bei <strong>de</strong>nen wir uns fragen, ob einige Wettbewerber<br />
nicht rechnen können o<strong>de</strong>r wir etwas<br />
falsch machen.” – Das Preisdumping einiger<br />
ansonsten anerkannter Hersteller ist auch nur<br />
schwer nachvollziehbar.<br />
Artec – nicht nur eine<br />
Erfolgsgeschichte<br />
Artec wird im nächsten zehn Jahre alt. Als<br />
Späth sein Programm im Frühjahr 1991 (vgl.<br />
NRZ 6/91) dieser Zeitschrift vorstellte, ahnte<br />
er natürlich noch nicht im Geringsten, was sich<br />
daraus ergeben wür<strong>de</strong>. Die Volumenentwicklung<br />
war atemberaubend, bereits seit drei, vier<br />
Jahren fällt bei <strong>de</strong>r Aufzählung <strong>de</strong>r Marktführer<br />
neben Borbet, ATS o<strong>de</strong>r Ronal auch <strong>de</strong>r<br />
Name Artec. Überall, wo’s wichtig ist, wer<strong>de</strong>n<br />
Artec-Felgen gelistet, gehören zum Kernsortiment<br />
und wer<strong>de</strong>n unterstützend vermarktet.<br />
Hauptabsatzkanal ist <strong>de</strong>r Reifenfachhan<strong>de</strong>l, mit<br />
immer noch steigen<strong>de</strong>r Ten<strong>de</strong>nz. Wenn Späth<br />
gebeten wird, seine Hauptwettbewerber zu<br />
nennen, fallen ihm <strong>de</strong>zent, AEZ, Borbet, rial<br />
und auch RH ein: „Na klar stehen Artec und<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>
RH mit <strong>de</strong>m ein o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Rad in direktem<br />
Kampf um <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n.” Das Geschäft<br />
mit Importeuren – ehe<strong>de</strong>m eine Artec-Domäne<br />
– ist zwar immer noch stark, beginnt aber<br />
zu bröckeln.<br />
In <strong>de</strong>r Saison beschäftigt Artec etwa 40<br />
feste Mitarbeiter, das Lager in Herborn (in<br />
La<strong>de</strong>nburg ist nur ein Zwischenlager) ist gut<br />
gefüllt, dank German Parcel und zweier eigener<br />
Lkw (ein kleinerer und ein Gespann) sowie<br />
einer eingespielten Logistik ist Kun<strong>de</strong>nversorgung<br />
auf hohem Niveau gewährleistet.<br />
Das Programm reicht von 13 bis 19 Zoll und<br />
beinhaltet alle Markttrends; 15, 14, 17, 18 Zoll<br />
ist die Hitliste, 16 Zoll praktisch out. Hochglanzrä<strong>de</strong>r<br />
eine hübsche Nische. Die „Frühjahrsspitze”<br />
im Verkauf ist nicht weg, durch Trends<br />
wie Winterrä<strong>de</strong>r aber „geglättet”. Und bei einer<br />
Schwachstelle könnten sich Höffken und<br />
Späth die Hand reichen: „Das Exportgeschäft<br />
ist sehr verbesserungsfähig.”<br />
Artec soll einen eigenen Weg fin<strong>de</strong>n, eine<br />
I<strong>de</strong>ntität gewinnen: „Wir sind groß gewor<strong>de</strong>n,<br />
weil das Preis-Leistungs-Verhältnis richtig war<br />
und wir immer ein marktgerechtes Programm<br />
hatten”, blickt Späth zurück. „Aber das reicht<br />
für die Zukunft nicht mehr, wir wollen nicht<br />
austauschbar sein.” – Das Produkt ist nach wie<br />
vor beratungsintensiv: Vier ungewöhnlich erfahrene<br />
Außendienstmitarbeiter gewährleisten<br />
dies. Hinsichtlich spezieller Marketing- und<br />
Verkaufsunterstützungsmaßnahmen kann sich<br />
Jens Klaus<strong>de</strong>inken, vielen in <strong>de</strong>r Branche auch<br />
bestens bekannt, hervorragend einbringen.<br />
Artec ist mit Zwei- und Dreiteilern weit<br />
hinter RH, aber durchaus viel erfolgreicher als<br />
die meisten Marken. Montiert wer<strong>de</strong>n die<br />
Artec-Rä<strong>de</strong>r übrigens in Herborn, RH-Rä<strong>de</strong>r<br />
in Attendorn: Man darf die Gemeinsamkeiten<br />
auch nicht übertreiben, je<strong>de</strong>r muss sich<br />
je<strong>de</strong>rzeit „mit eigenen Nägeln kratzen” kön-<br />
nen. Es ist wie mit einem Tisch: Ist ein Bein zu<br />
kurz, wackelt er. Späth: „Es hat keinen Sinn,<br />
immer nur das Miteinan<strong>de</strong>r zu betonen, wenn<br />
nur ein Rä<strong>de</strong>rsatz benötigt wird, dann möchte<br />
ich, dass auf <strong>de</strong>m Käppchen Artec steht<br />
und Rüdiger Höffken wünscht sich RH. Und<br />
wenn Artec o<strong>de</strong>r RH Rä<strong>de</strong>r bei LAG produzieren<br />
lassen, muss je<strong>de</strong>rzeit gewährleistet sein,<br />
dass die LAG daran verdient. Wenn einer <strong>de</strong>n<br />
an<strong>de</strong>ren unterstützen müsste, wären wir auf<br />
einem gefährlichen Weg.”<br />
Späth ist hin- und hergerissen: Einerseits<br />
wür<strong>de</strong> er gerne manches übernehmen, was<br />
die „Schwestermarke” RH äußerst erfolgreich<br />
praktiziert, an<strong>de</strong>rerseits gewinnt man so keine<br />
eigene I<strong>de</strong>ntität. „Man kennt uns gut beim<br />
Han<strong>de</strong>l, wir sind dort akzeptiert. Wir möchten<br />
aber erreichen, dass auch <strong>de</strong>r Endverbraucher<br />
die Marke Artec aktiv nachfragt. Aktuelle Absatzerfolge<br />
sind immer nur Momentaufnahmen,<br />
in <strong>de</strong>n letzten Jahren sind einige volumenstarke<br />
Marken verschwun<strong>de</strong>n, weil die es<br />
versäumt hatten, sich rechtzeitig unentbehrlich<br />
zu machen.”<br />
Im Wettbewerb unter <strong>de</strong>n Felgenmarken<br />
ist Artec anerkannt, an Markenbekanntheit<br />
beim Verbraucher mangelt es. Eine „Zweitmarke”<br />
ist immer noch Gedankenspiel. Sie<br />
wür<strong>de</strong> kaum remotec (daran hat Späth die<br />
Namensrechte) heißen, son<strong>de</strong>rn müsste die<br />
eigene Marke toppen. Die Volumina, die RH<br />
in diesem engen Marktsegment macht, dürfen<br />
gar nicht das Ziel sein. Und eigentlich:<br />
Auch nur <strong>de</strong>r Verdacht, mit RH verglichen zu<br />
wer<strong>de</strong>n, untergräbt doch schon das Bestreben,<br />
eine völlig eigenständige und unverwechselbare<br />
Position zu fin<strong>de</strong>n. „Dass unsere Zukunft<br />
in Qualität und nicht in Quantität liegt,<br />
wissen wir schon. Was wir noch nicht wissen<br />
ist, wie kommuniziert man am glaubwürdigsten,<br />
wie gut man ist.”<br />
King Wheels – die Türen sind<br />
offen<br />
Vielleicht holt sich Späth seine Antworten<br />
aus „<strong>de</strong>m Land <strong>de</strong>r unbegrenzten<br />
Möglichkeiten”, schon manche gute<br />
I<strong>de</strong>e ist von dort zu uns rüber gekommen.<br />
„Aber erst einmal geht die Einbahnstraße<br />
in die an<strong>de</strong>re Richtung”,<br />
bremst er. Vor Jahresfrist hatten Rüdiger<br />
Höffken und Wolfgang Späth die<br />
Vertriebsfirma King Wheels in Oregon<br />
Artec strebt inzwischen weniger nach<br />
Volumen – das ist mit <strong>de</strong>m dreiteiligen „Typ<br />
Turbo P“ für alle Ferrari-Mo<strong>de</strong>lle im 8,5 und<br />
10x18“ (Felgenbett per Hand hochglanzpoliert)<br />
wohl auch nicht zu erwarten<br />
Felgenreport<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong> 91
92<br />
Felgenreport<br />
übernommen, die vor <strong>de</strong>m Aus stand. Welche<br />
Felgen King Wheels vertrieb, ist Bestandteil<br />
<strong>de</strong>s Namens. Dass in Oregon keine Trends<br />
gemacht wer<strong>de</strong>n, erkannte Rüdiger Höffken<br />
sofort. Der schnell angedachte Umzug in <strong>de</strong>n<br />
Großraum San Francisco steht allerdings bis<br />
heute aus. Vermutlich hat <strong>de</strong>r Kaufmann in<br />
ihm <strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>macher Höffken überzeugt.<br />
Der amerikanische Markt ist riesig, aber<br />
eigentlich glie<strong>de</strong>rt er sich in mehrere „Submärkte”<br />
wie Kalifornien, Florida, New York<br />
o<strong>de</strong>r Chicago. Der US-Markt ist eher mit Europa<br />
<strong>de</strong>nn mit Deutschland vergleichbar. In<br />
Amerika soll – auch ein Branchenbekannter<br />
– Johannes Hermannes diese Märkte für RH<br />
und Artec erschließen. Wobei, das wissen<br />
Höffken und Späth, es nicht reicht, hervorragen<strong>de</strong><br />
Produkte und einen gigantischen Absatzmarkt<br />
zu haben, die Lücke dazwischen<br />
muss gefüllt wer<strong>de</strong>n. Manches passierte eher<br />
zufällig und ergab sich „gewissermaßen beim<br />
Bier nach Messeschluss in Las Vegas”, aber<br />
ist verheißungsvoll. Verantwortliche Goodyear-<br />
Manager (auch solche die RH/Artec bzw. <strong>de</strong>ren<br />
Mitarbeiter aus Zeiten in Deutschland<br />
noch kennen) räumten King Wheels tatsächlich<br />
einen Ausstellungsplatz auf ihrem eigenen<br />
Dealer-Meeting ein: erstens kostenlos und<br />
zweitens als einzigem Felgenanbieter. Das sind<br />
keine Events wie in Deutschland, wo einige<br />
hun<strong>de</strong>rt Vermarkter zusammenkommen,<br />
wenn’s hoch kommt. Ca. 4.500 (!) Goodyear-<br />
Händler wissen jetzt, dass es die Felgenmarken<br />
RH und Artec gibt, sie sind lan<strong>de</strong>sweit<br />
mit Outlets präsent. „Die Tür ist offen, wir müssen<br />
eigentlich nur noch durchgehen”, sieht<br />
Höffken die große Chance. Dass er dabei eine<br />
Schwäche seiner RH beheben könnte – die<br />
mangelhaften Exporterfolge -, sieht er weniger,<br />
son<strong>de</strong>rn die persönliche Herausfor<strong>de</strong>rung:<br />
Schließlich sind schon viele gescheitert in ihrem<br />
Versuch, <strong>de</strong>n amerikanischen Markt „aufzurollen”.<br />
Die haben’s aber alle aus eigener<br />
Kraft versucht, RH, Artec, LAG und King<br />
Wheels ver<strong>suchen</strong>’s als Team.<br />
<strong>de</strong>tlef.vogt@reifenpresse.<strong>de</strong><br />
Rad-Center Derkum: Eigenmarken<br />
sollen ausgebaut wer<strong>de</strong>n<br />
Die Rad-Center Derkum GmbH kann in diesem<br />
Jahr auf ihr zehnjähriges Bestehen zurückblicken.<br />
Im Jahre 1989 auf „<strong>de</strong>r grünen<br />
Wiese” errichtet, erfolgte die offizielle Gründung<br />
im Jahr darauf. Hervorgegangen<br />
ist das Unternehmen aus <strong>de</strong>m Einzelhan<strong>de</strong>lsbetrieb<br />
Reifen Brock.<br />
Gottfried Kalterherberg,<br />
Geschäftsführer <strong>de</strong>s<br />
Rad-Center,<br />
spricht,<br />
wenn<br />
er sich<br />
über die ersten Geschäftsjahre<br />
äußert, von einer „Experimentierphase”.<br />
Vermarktet wur<strong>de</strong>n insbeson<strong>de</strong>re Reifen sowie<br />
Kompletträ<strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n landwirtschaftlichen<br />
Gebrauch. Das Felgengeschäft wur<strong>de</strong> zunächst<br />
nur recht eingeschränkt betrieben. „Das<br />
än<strong>de</strong>rte sich jedoch ca. 1993/94, als die Firma<br />
‚Winter‘ nicht mehr <strong>de</strong>n Exklusivvertrieb<br />
<strong>de</strong>r italienischen Marke MiM besaß. Wir bemühten<br />
uns um eine <strong>de</strong>r MiM-Vertretungen,<br />
was zwangsläufig einen verstärkten Einstieg<br />
in die Felgenvermarktung mit sich brachte”,<br />
schil<strong>de</strong>rt Kalterherberg die Wurzeln <strong>de</strong>s mittlerweile<br />
bestimmen<strong>de</strong>n Geschäftsfel<strong>de</strong>s.<br />
Hatte<br />
man vor<br />
zehn Jahren<br />
noch<br />
mit drei Mitarbeiternbegonnen,<br />
so beschäftigt<br />
das Unternehmen<br />
heute 34 Angestellte, von<br />
<strong>de</strong>nen 28 in <strong>de</strong>r Zentrale in<br />
Derkum und weitere sechs in<br />
<strong>de</strong>r eigenständig operieren<strong>de</strong>n Filiale<br />
in Taucha, in <strong>de</strong>r Nähe von Leipzig,<br />
arbeiten. Von Beginn <strong>de</strong>r Felgenvermarktung<br />
an, konnte das Unternehmen<br />
in seinem neuen Geschäftsfeld jährlich zweistellige<br />
Zuwachsraten verzeichnen, was dazu<br />
führte, dass das Felgengeschäft <strong>de</strong>n parallel<br />
betriebenen Reifengroßhan<strong>de</strong>l mehr und<br />
mehr überlagerte. So wer<strong>de</strong>n heute annähernd<br />
zwei Drittel <strong>de</strong>s jährlich vom Rad-Center<br />
erwirtschafteten Gesamtumsatzes vom Geschäftsfeld<br />
Felgengroßhan<strong>de</strong>l beigesteuert, das<br />
restliche Drittel entfällt auf <strong>de</strong>n Reifengroßhan<strong>de</strong>l.<br />
Des weiteren bestehen seit 1994 Ver-<br />
träge über die Winter-Komplettrad-Montage<br />
mit einigen Pkw-Herstellern (z.B. Volvo). Was<br />
allerdings die Stückzahlen anbelangt, so hält<br />
sich <strong>de</strong>r Geschäftsführer mit exakten Zahlen<br />
zurück. Was auch kaum verwun<strong>de</strong>rt, <strong>de</strong>nn in<br />
Geschäftsführer Gottfried Kalterherberg: „Der<br />
Reifenfachhan<strong>de</strong>l bevorratet heute kaum noch<br />
Alurä<strong>de</strong>r, son<strong>de</strong>rn erwartet statt <strong>de</strong>ssen eine prompte<br />
Belieferung.“<br />
<strong>de</strong>r Felgenbranche tut man sich mit konkreten<br />
Mengenangaben schon von jeher ziemlich<br />
schwer. Allerdings seien im vergangenen<br />
Jahr – wie von ihm zu diesem Thema zu vernehmen<br />
war – Alurä<strong>de</strong>rstückzahlen „im sechsstelligen<br />
Bereich” verkauft wor<strong>de</strong>n.<br />
Erfolg mit eigener Felgenreihe<br />
Als Fremdmarken wer<strong>de</strong>n Alurä<strong>de</strong>r von Borbet,<br />
Dezent, rial, <strong>de</strong>r rial-Zweitmarke Viper,<br />
WSL sowie im Mehrteilerbereich MiM, Speedline<br />
und rial-Tochter Alutec vermarktet. Seit<br />
Anfang diesen Jahres hat sich zu diesem bunten<br />
Strauß noch die Marke ATS hinzugesellt.<br />
Der <strong>de</strong>utliche Umsatzzuwachs in 1999, <strong>de</strong>r<br />
vom Geschäftsführer mit „fast 40 Prozent”<br />
beziffert wird, fin<strong>de</strong>t seine Ursache allerdings<br />
insbeson<strong>de</strong>re in einer weiteren Neuerung <strong>de</strong>s<br />
vergangenen Jahres. Gemeint sind hier die<br />
unter <strong>de</strong>m Namen „RC Design” und „Brock<br />
Car Fashion” neu auf <strong>de</strong>n Markt gebrachten<br />
eigenen bei<strong>de</strong>n Felgenreihen, wobei letztere<br />
– <strong>de</strong>ren gegenwärtig lieferbares Größenspektrum<br />
bis 10x18 reicht (Zweiteiler-Mo<strong>de</strong>ll Brock<br />
B4) – insbeson<strong>de</strong>re die Tuner-Schiene bedienen<br />
und <strong>de</strong>mentsprechend hochpreisig vermarktet<br />
wer<strong>de</strong>n soll. Bei 18 Zoll wird es laut<br />
Kalterherberg jedoch nicht bleiben, 19/20-<br />
Zoll-Größen sind fest in Planung. Eher im<br />
Massensegment positioniert ist dagegen die<br />
zweite Eigenmarke, die <strong>de</strong>rzeit mit „RC02” (in<br />
7x15, 7,5x16 und 7,5x17) sowie „RC03” (in<br />
7x17 und 8,5x18) zwei neue Designs in Mehrteileroptik<br />
in ihr Lieferprogramm aufgenommen<br />
hat. ABEs und TÜV-Gutachten sind für<br />
alle geläufigen Auto-Typen bereits vorhan<strong>de</strong>n.<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>
94<br />
Felgenreport<br />
Neu im Programm: Mo<strong>de</strong>ll RC03,<br />
das in 7x17 und 8,5x18 erhältlich<br />
ist ...<br />
Mit <strong>de</strong>r zweigleisigen<br />
Marktpositionierung <strong>de</strong>r Eigenmarken<br />
will man <strong>de</strong>n Gegebenheiten <strong>de</strong>s Felgengeschäftes<br />
optimal Rechnung tragen. Kalterherberg<br />
beobachtet diesbezüglich ein sich verstärken<strong>de</strong>s<br />
Auseinan<strong>de</strong>rdriften von Hoch- und<br />
Niedrigpreis-Segment: „Einerseits geht <strong>de</strong>r<br />
Trend zu exklusiven Rä<strong>de</strong>rn und Größen.<br />
Zu<strong>de</strong>m haben die neuen Fahrzeuge alle entsprechend<br />
Platz in <strong>de</strong>n Radhäusern, um 17/<br />
18-Zoll-Größen verbauen zu können, was<br />
auch ein gewisses Volumen in diesem Bereich<br />
sichert. Allerdings zeigt es sich, dass – sobald<br />
Brock Car Fashion:<br />
Als Tuner etabliert<br />
Da <strong>de</strong>r Firmenbereich Tuning im Unternehmen<br />
Reifen Brock GmbH immer mehr expandierte,<br />
entschloss sich Familie Brock zum<br />
Brock als „Tuner“<br />
Beginn <strong>de</strong>s Jahres 1998, diesen Bereich zu<br />
verselbständigen. Innerhalb <strong>de</strong>r letzten zwei<br />
Jahre gelang es <strong>de</strong>m Unternehmen, sich im<br />
gesamt<strong>de</strong>utschen Kfz-Tuning-Bereich zu etablieren.<br />
Nicht zuletzt dank <strong>de</strong>r eigenen<br />
Leichtmetallrä<strong>de</strong>r-Reihe, die unter <strong>de</strong>m Namen<br />
„Brock Car Fashion“ vertrieben wird.<br />
Bei ihr wird auf höchste Qualitätsansprüche<br />
Wert gelegt, so dass man eine zweijährige<br />
Garantie auf alle lackierten Felgen <strong>de</strong>r Eigenmarken<br />
„Brock Car Fashion“ und „RC<br />
Design“ gewähren kann.<br />
Hervorzuheben ist die Bandbreite <strong>de</strong>r<br />
... sowie Mo<strong>de</strong>ll RC02 in<br />
mehrteiliger Optik (7x15,<br />
7,5x16 und 7,5x17)<br />
man mit diesen<br />
neuen Größen<br />
erst einmal in<br />
<strong>de</strong>n Volumenbereichvorgedrungen<br />
ist – im<br />
folgen<strong>de</strong>n Jahr die<br />
Preise purzeln. Hier<br />
zeigt sich eine ähnliche<br />
Ten<strong>de</strong>nz wie bei Reifen<br />
auch. Im 16/17-Zoll-Bereich wer<strong>de</strong>n<br />
mittlerweile Niedrigpreisrä<strong>de</strong>r zuhauf<br />
angeboten, was auch hier zu einem absoluten<br />
Preisverfall geführt hat. Zu<strong>de</strong>m tummeln<br />
sich immer mehr Anbieter in diesem Segment.”<br />
Hergestellt wer<strong>de</strong>n die eigenen Felgenreihen<br />
sowohl in <strong>de</strong>r firmeneigenen Gießerei<br />
Jajce Alloy Wheels (JAW) in Bosnien-Herzegowina<br />
als auch noch zu einem gewissen<br />
Anteil bei MiM und rial. Allerdings sollen die<br />
Fremdkapazitäten künftig nicht weiter ausgebaut<br />
wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn im Gegenteil die Ei-<br />
Lackierungsarten <strong>de</strong>r Brock-Rä<strong>de</strong>r: So ist zum<br />
Beispiel die Felge „B2“ in silber und in silberhorn-poliert<br />
zu erhalten sowie in acht verschie-<br />
<strong>de</strong>nen Größen verfügbar. Das<br />
neue Mo<strong>de</strong>ll „B6“ ist auch in<br />
chromsilber erhältlich. Außer<strong>de</strong>m<br />
sind Son<strong>de</strong>rlochkreise für<br />
fast alle Fahrzeuge in wenigen<br />
Wochen zu beziehen. Zuletzt<br />
wur<strong>de</strong> die Felge „B4“ von<br />
namhaften Tuning-Zeitschriften<br />
zu einer <strong>de</strong>r schönsten<br />
Felge im Jahr<br />
1999 gekürt. Dieser<br />
Erfolg<br />
schlägt sich auch in <strong>de</strong>n Umsatzzahlen<br />
nie<strong>de</strong>r, die mit je<strong>de</strong>m<br />
Jahr stetig steigen.<br />
Die meisten dieser Rä<strong>de</strong>r<br />
wer<strong>de</strong>n schon in <strong>de</strong>r eigenen<br />
Produktionsstätte in Bosnien<br />
Herzegowina gefertigt, welche<br />
laut Brock <strong>de</strong>n „höchsten Qualitätsansprüchen“<br />
genügen soll. Dies lasse<br />
eine immer größer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Flexibilität im<br />
Produktionsprogramm zu. Außer<strong>de</strong>m legt Geschäftsführer<br />
Stefan Klein Wert darauf, dass<br />
für alle gängigen Fahrzeuge ständig aktuali-<br />
genproduktion in <strong>de</strong>m ehemaligen Bürgerkriegsgebiet<br />
forciert wer<strong>de</strong>n. „Unsere neuen<br />
RC-Design-Rä<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n alle aus eigener Produktion<br />
kommen”, wie Geschäftsführer Kalterherberg<br />
nicht ohne Stolz betont. Richtig<br />
angelaufen ist die ganze Sache in <strong>de</strong>r zweiten<br />
Jahreshälfte 1999. Das Rad-Center Derkum<br />
rechnet im ersten Produktionsjahr mit einer<br />
Verkaufszahl von ca. 100.000 Felgen aus eigener<br />
Serie. Mittlerweile arbeiten 70 Angestellte<br />
in <strong>de</strong>r eigenen Gießerei auf <strong>de</strong>m Balkan,<br />
<strong>de</strong>ren Produktionskapazität vor <strong>de</strong>m<br />
Krieg bei immerhin 250.000 Einheiten per<br />
anno lag.<br />
Seit Beginn <strong>de</strong>r Produktion Mitte 1999<br />
wur<strong>de</strong>n nach Aussage <strong>de</strong>r Geschäftsführung<br />
„eine sechsstellige Anzahl von Leichtmetallrä<strong>de</strong>rn<br />
produziert, die zu einem Drittel bereits<br />
im heimischen Markt Bosnien abgesetzt wer<strong>de</strong>n<br />
konnten.” Neben <strong>de</strong>r eigenen Felgenserie<br />
wird auch für an<strong>de</strong>re Auftraggeber gefertigt.<br />
Das Maschinenequipment besteht <strong>de</strong>rzeit<br />
aus vier in Deutschland hergestellten Gießmaschinen,<br />
diversen Bohrmaschinen sowie<br />
einer eingebauten Felgenprüfanlage, die auf<br />
Röntgenprüfungssystemen basiert. JAW verfügt<br />
zu<strong>de</strong>m über eine Verifizierung nach <strong>de</strong>n<br />
sierte TÜV-Gutachten vorliegen. Sollten<br />
doch einmal Exoten in <strong>de</strong>r Kundschaft sein,<br />
so sei es fast immer möglich, Festigkeitsgutachten<br />
o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st Son<strong>de</strong>rgutachten<br />
zu bekommen. „Der guten Spürnase<br />
meiner Mitarbeiter ist es zu verdanken, dass<br />
Brock Car Fashion immer trendweisen<strong>de</strong><br />
Mo<strong>de</strong>lle auf <strong>de</strong>n Markt bringen kann“, freut<br />
sich Klein. Nach nunmehr zwei Jahren Existenz<br />
lasse sich eine positive Bilanz ziehen,<br />
in <strong>de</strong>r man erkennen könne, dass<br />
sich das Unternehmen in<br />
einer Wachstumsbranchedurchgesetzt<br />
habe. Klein:<br />
„Die Felgen haben<br />
einen hohenBekanntheitsgrad,sowohl<br />
innerhalb<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik<br />
als auch international,<br />
einerseits<br />
Mo<strong>de</strong>ll B2 in silber lackiert<br />
durch das Rad-Center Derkum, das beson<strong>de</strong>rs<br />
die Großhändler europaweit betreut,<br />
an<strong>de</strong>rerseits durch uns selbst.“ hd<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>
Blick ins Lager <strong>de</strong>r firmeneigenen Gießerei Jajce Alloy Wheels (JAW)<br />
in Bosnien-Herzegowina<br />
Normen <strong>de</strong>s TÜV-Rheinland-Pfalz. Für die<br />
Zukunft sieht man ein erhebliches Erweiterungspotential<br />
für die Produktionsstätte, da<br />
von <strong>de</strong>n 132.000 m 2 Grundfläche <strong>de</strong>rzeit lediglich<br />
zehn Prozent bebaut seien. Die <strong>de</strong>rzeitige<br />
Auftragslage lasse bis zum Jahr 2010<br />
gar eine Verfünffachung <strong>de</strong>s jährlichen Produktionsvolumens<br />
zu, so die optimistische Prognose<br />
aus Derkum. Kalterherberg: „Zusätzlich<br />
sind trotz<strong>de</strong>m noch immer Kapazitäten<br />
zur Annahme von weiteren Fremdaufträgen<br />
frei.”<br />
Exportgeschäft von zunehmen<strong>de</strong>r<br />
Be<strong>de</strong>utung<br />
Vertrieben wer<strong>de</strong>n die bei<strong>de</strong>n Eigenmarken<br />
über vier bis fünf Reifengroßhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />
bzw. große Einzelhändler, die eine Art Stützpunkthändler-Funktion<br />
übernehmen. Annä-<br />
hernd 80 Prozent aller vom Rad-<br />
Center Derkum vermarkteten<br />
Leichtmetallfelgen gehen an <strong>de</strong>n<br />
Reifenhan<strong>de</strong>l. Das verbliebene<br />
Fünftel verteilt sich in gleichem<br />
Maße auf Autohäuser und Werkstätten.<br />
War das Exportgeschäft bis<br />
vor zwei Jahren noch eine vernachlässigbare<br />
Größe, so hat es mittlerweile<br />
eine durchaus be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong><br />
Dimension angenommen: Insbeson<strong>de</strong>re<br />
die eigene Serie fin<strong>de</strong>t<br />
dabei nach Angaben <strong>de</strong>s Ge-<br />
schäftsführers einen großen Anklang im europäischen<br />
Ausland. Man arbeitet in Derkum<br />
zur Zeit am Aufbau eines festen internationalen<br />
Händlernetzes. Das europäische Vertriebsgebiet<br />
erstreckt sich bislang auf die Benelux-<br />
Staaten, Großbritannien, Österreich, Portugal,<br />
Dänemark, Finnland, Schwe<strong>de</strong>n, und sogar in<br />
Island hat man einen Distributeur gefun<strong>de</strong>n.<br />
Auf <strong>de</strong>m osteuropäischen Markt wird dagegen<br />
noch ein gewisser Nachholbedarf gesehen.<br />
Für einen internationalen Händler fertigt<br />
das Rad-Center überdies mittlerweile ein Rad<br />
in <strong>de</strong>r Dimension 7x15 in Eigenregie. Man<br />
hofft, weitere Fremdaufträge ergattern zu können.<br />
Die Felgenspezialisten aus Derkum garantieren<br />
einen 24-Stun<strong>de</strong>n-Lieferservice. Zu diesem<br />
Zweck wird mit einer Spedition sowie<br />
einem Paketdienst zusammengearbeitet. Dieser<br />
Service ist unbedingte Voraussetzung,<br />
Felgenreport<br />
wenn sich man erfolgreich am Markt behaupten<br />
will, weiß Kalterherberg: „Der Reifenfachhan<strong>de</strong>l<br />
bevorratet heute kaum noch Alurä<strong>de</strong>r,<br />
son<strong>de</strong>rn erwartet statt <strong>de</strong>ssen eine prompte<br />
Belieferung.” Die Zielsetzungen für die<br />
nächsten Jahre sind <strong>de</strong>nn auch klar durch die<br />
Kun<strong>de</strong>nwünsche vorgegeben: Um <strong>de</strong>n Markt<br />
künftig noch intensiver zu bearbeiten, sollen<br />
in Kürze zwei bis drei neue Außendienstmitarbeiter<br />
eingestellt wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn, so <strong>de</strong>r Geschäftsführer,<br />
„die Kun<strong>de</strong>n wollen zunehmend<br />
individueller betreut wer<strong>de</strong>n”.<br />
Zu dieser Betreuung gehört jetzt schon<br />
ein umfangreiches Katalogsystem mit Gesamtübersichten,<br />
die <strong>de</strong>m Reifenhan<strong>de</strong>l die Orientierung<br />
erleichtern sollen. Des weiteren wird<br />
innerhalb <strong>de</strong>r nächsten bei<strong>de</strong>n Jahre eine<br />
Zertifizierung <strong>de</strong>s Betriebes nach ISO 9001<br />
angestrebt. Außer<strong>de</strong>m soll die <strong>de</strong>rzeit vorhan<strong>de</strong>ne<br />
Lagerkapazität von ca. 120.000 Rä<strong>de</strong>rn<br />
(davon 50.000 in einem angemieteten Außenlager)<br />
auf mehr als 5.000 m 2 durch einen<br />
Neubau auf 250.000 Einheiten erhöht und<br />
somit mehr als verdoppelt wer<strong>de</strong>n. Grund: Bei<br />
<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit vorhan<strong>de</strong>nen Kapazitäten kann<br />
es in Spitzenzeiten manchmal schon ein wenig<br />
eng wer<strong>de</strong>n. Alles wichtige Schritte, um<br />
die übergeordnete Zielsetzung, die eine weitere<br />
Festigung <strong>de</strong>r Position <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
als Felgen- und Reifengroßhändler für die<br />
nächsten Jahre vorsieht, auch erfolgreich in<br />
die Tat umzusetzen. Holger Düx<br />
Alcar Autoteile GmbH: Mit „Vier-Marken-Strategie” zur<br />
„Dienstleistungsmarke für <strong>de</strong>n Reifenhan<strong>de</strong>l” wer<strong>de</strong>n<br />
Wer sich einen Überblick über die komplexe<br />
Unternehmensstruktur <strong>de</strong>r Alcar Autoteile<br />
GmbH mit Sitz im nordrhein-westfälischen<br />
Hennef verschaffen will, für <strong>de</strong>n empfiehlt es<br />
sich, dies über einen Umweg zu tun. Im Mai<br />
1995 übergab Lemmerz (damals noch nicht<br />
mit Hayes fusioniert) die weltweiten Vertriebsrechte<br />
für das Aftermarket-Stahlradgeschäft an<br />
die BBV-Unternehmensgruppe in Wien. Ihre<br />
Verkaufszahlen sind <strong>de</strong>nn auch durchaus ehrfurchtgebietend:<br />
So wur<strong>de</strong>n im Jahre 1998<br />
mehr als fünf Millionen (!) Stahlfelgen an <strong>de</strong>n<br />
Mann gebracht – wobei nicht ausschließlich<br />
mit Hayes Lemmerz kooperiert wird. Für die<br />
zahlreichen Töchter <strong>de</strong>r BBV-Unternehmensgruppe<br />
sind überdies im selben Jahr immerhin<br />
bereits eine Million verkaufter Aluminiumfelgen<br />
in Sicht gewesen.<br />
Bei <strong>de</strong>r Alcar Autoteile GmbH han<strong>de</strong>lt es<br />
sich um <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Ableger <strong>de</strong>r BBV-Holding,<br />
<strong>de</strong>r zeitgleich mit <strong>de</strong>r Übernahme <strong>de</strong>r<br />
Lemmerz-Vertriebsrechte durch die BBV Anfang<br />
Mai 1995 in Hennef in seiner heutigen<br />
Form entstan<strong>de</strong>n ist. Davor war Alcar jedoch<br />
selbst bereits als Stützpunkthändler von Lemmerz<br />
aktiv und kam dann, als die Vertriebsrechte<br />
zur BBV wechselten, gleich mit unter<br />
die Fittiche <strong>de</strong>r neuen Muttergesellschaft. Seit<strong>de</strong>m<br />
fungiert Alcar bun<strong>de</strong>sweit als exklusiver<br />
Distributeur für das Hayes Lemmerz-Stahlradgeschäft<br />
(Winter-Ersatzgeschäft). Zu<strong>de</strong>m verfügt<br />
die Unternehmensgruppe noch über eine<br />
eigene Produktionsstätte in <strong>de</strong>r Schweiz (Ambrosetti<br />
Route S.A., in Manno bei Lugano) mit<br />
einer jährlichen Kapazität von 1,2 Millionen<br />
Stahlrä<strong>de</strong>rn. Soweit noch alles klar?<br />
Als Geschäftsführerduo in Hennef fungieren<br />
Rudi Müller (vormals bei Lemmerz) und<br />
Matthias Gruber. Auch wenn die Stahlradvermarktung<br />
mit 65 Prozent Anteil vom Umsatz<br />
heute immer noch das dominieren<strong>de</strong> Geschäftsfeld<br />
von Alcar repräsentiert, entfällt das<br />
verbleiben<strong>de</strong> Drittel bereits auf das Geschäft<br />
mit Aluminiumrä<strong>de</strong>rn. In diesem sekundären<br />
Bereich folgt das Unternehmen einer ausgeklügelten<br />
Marken- und Marketingstrategie mit<br />
<strong>de</strong>m Ziel, Alcar Schritt für Schritt zur „Dienstleistungsmarke<br />
für <strong>de</strong>n Reifenfachhan<strong>de</strong>l”<br />
aufzubauen. Bei<strong>de</strong> Aspekte sollen im folgen<strong>de</strong>n<br />
vorgestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Eine Mehr-Marken-Politik hat Alcar<br />
bereits von Beginn an umzusetzen versucht.<br />
Heute ruht das Alurä<strong>de</strong>rgeschäft auf vier Säulen:<br />
1. Da ist zum einen die (Leit-)Marke AEZ,<br />
welche die BBV bereits im Jahre 1996 gekauft<br />
hat. Seit diesem Jahr liegt auch <strong>de</strong>r bun<strong>de</strong>sweite<br />
Exklusiv-Vertrieb in Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />
Tochter, die vor 1995 <strong>de</strong>n Vertrieb <strong>de</strong>r<br />
Marken Intra, Autec und King innehatte. Preislich<br />
ist diese (bei <strong>de</strong>n Herstellern Cromodora,<br />
CMS, Meshindo, SRF sowie Schmidt/Werdohl<br />
produzierte) Marke im mittleren Segment mit<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong> 95
96<br />
Felgenreport<br />
Ten<strong>de</strong>nz ins obere Drittel positioniert. Bereits<br />
im Jahre 1998 wur<strong>de</strong>n europaweit mehr als<br />
300.000 Felgen mit <strong>de</strong>m AEZ-Label verkauft.<br />
Mit „Radon”, „Paron” und „Simas-X” verfügt<br />
man gegenwärtig über drei 18-Zoll-Mo<strong>de</strong>lle<br />
(10x18), das neue Bimo-Design ist sogar in<br />
8,5x19 Zoll lieferbar. Alle vier Designs sind<br />
damit durchaus auf das anspruchsvolle Tuning-<br />
Segment zugeschnitten, das eine höherpreisige<br />
Vermarktung garantiert.<br />
2. Zusätzlich wur<strong>de</strong> kurze Zeit später die<br />
Marke Enzo als Programmerweiterung im<br />
niedrigpreisigen Volumensegment gegrün<strong>de</strong>t.<br />
Dort ist sie ebenfalls im oberen Drittel eingestuft.<br />
„Wir vermarkten Enzo jetzt im dritten<br />
Jahr. Hauptmengenträger ist dabei das Cup-<br />
Rad”, erläutert Müller. Diese Fünf-Speichen-<br />
Felge ist in insgesamt sieben Größen, die von<br />
5,5x13 bis 8x17 reichen, erhältlich. Hergestellt<br />
wer<strong>de</strong>n die Rä<strong>de</strong>r in Übersee, bei Dooray<br />
(Süd-Korea).<br />
3. Ebenfalls im unteren Preissegment angesie<strong>de</strong>lt<br />
ist mit Mangels die dritte von Alcar<br />
vertriebene Marke, die aus Brasilien kommt<br />
und <strong>de</strong>ren Hersteller dort als Erstausrüstungslieferant<br />
für Merce<strong>de</strong>s tätig ist. Getrennt hat<br />
man sich seit Anfang Januar diesen Jahres von<br />
<strong>de</strong>r italienischen Marke Cromodora. Dazu<br />
Müller: „Von <strong>de</strong>ren Produktentwicklung bzw.<br />
Designabteilung kam einfach zuwenig. Wir haben<br />
allerdings noch Restbestän<strong>de</strong>, die wir in<br />
diesem Jahr noch verkaufen wer<strong>de</strong>n.”<br />
4. Allerdings stand zu diesem Zeitpunkt bereits<br />
Ersatz zur Verfügung – und zwar in Gestalt<br />
<strong>de</strong>r südafrikanischen Marke Dotz, <strong>de</strong>ren<br />
Alcar-Kontingent weiterhin sowohl in Südafrika<br />
als auch vom Hersteller Sudrad Roues<br />
France (SRF) in Soultzmatt gegossen wird.<br />
„Dotz hat seine eigene Vertriebsorganisation<br />
En<strong>de</strong> vergangenen Jahres aufgegeben. Wir<br />
haben bereits im September 1999 sowohl die<br />
exklusive Distribution von Dotz für Deutschland<br />
als auch einen Teil <strong>de</strong>s Felgenprogrammes<br />
übernommen”, schil<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Geschäftsführer.<br />
Mit <strong>de</strong>m als unbrauchbar eingestuften<br />
Rest <strong>de</strong>s Programmes dürfte seitens Dotz<br />
dagegen nach <strong>de</strong>m Motto „Weg mit Scha<strong>de</strong>n”<br />
verfahren wor<strong>de</strong>n sein. Dotz hatte sich bei<br />
seinem Markteintritt 1995/96 in Deutschland<br />
bereits von Anfang an zu sehr auf die Billigschiene<br />
ziehen lassen, wozu nicht zuletzt die<br />
garantiert hohen Abnahmemengen (die Dotz<br />
aus <strong>de</strong>m südafrikanischen Werk bezog) beigetragen<br />
haben (vgl. NEUE REIFENZEITUNG<br />
4/99). Die Neupositionierung auf einem höheren<br />
Preislevel ist da alles an<strong>de</strong>re als ein leichtes<br />
Unterfangen und bedarf im allgemeinen<br />
eines ausgegorenen Marketingpaketes und/<br />
o<strong>de</strong>r eines guten Serviceangebotes. Die Dotzeigene<br />
Vertriebsorganisation ist daran zumin-<br />
<strong>de</strong>st gescheitert. Bei Alcar<br />
will man es jedoch<br />
besser machen und beispielsweise<br />
mit <strong>de</strong>m<br />
sportlich, kantig, aggressiven<br />
„Jarama-Design”<br />
sowie <strong>de</strong>m Zusatz „Racing”<br />
bei allen neuen<br />
Radtypen ein Upgra<strong>de</strong><br />
in mittlere Preisregionen<br />
erreichen.<br />
Die Eigenmarken<br />
haben ausschließlich eigene,<br />
originäre Designs.<br />
„Die Vielschichtigkeit <strong>de</strong>s<br />
Unternehmens hilft uns<br />
dabei.” Man will in Hen-<br />
Alcar Geschäftsführer Rudi<br />
Müller: „Bereits heute gehen<br />
90 Prozent unseres Absatzes<br />
an <strong>de</strong>n Reifenhan<strong>de</strong>l,<br />
einschließlich Wie<strong>de</strong>rverkäufer.“<br />
Racing-Saison mit Alcar-Alurä<strong>de</strong>rn<br />
Zum Start in die Aluradsaison <strong>2000</strong> präsentiert<br />
die Alcar Autoteile GmbH ihr aktualisiertes<br />
Programm: Wichtigstes Nachschlagewerk<br />
für die Beratung am POS wird<br />
<strong>de</strong>r aktuelle „Felgenfin<strong>de</strong>r <strong>2000</strong>“ sein. Auf<br />
ca. 200 Seiten will das Nachschlagewerk<br />
kompetenter Ratgeber sein. Mittels aktueller<br />
Alu-CD-ROM kann sich <strong>de</strong>r Verbraucher<br />
schon vor <strong>de</strong>r Aluradmontage davon überzeugen,<br />
wie welches Design an seinem Fahrzeug<br />
wirken wird. Alle für Kauf, Montage<br />
und Zulassung wichtigen Details sind inkl.<br />
aller Neuheiten sofort abrufbar.<br />
Rund um die Marken AEZ, Enzo,<br />
Dotz und Mangels wur<strong>de</strong> das Sortiment<br />
um neue Designs in attraktiven Abmessungen<br />
erweitert. Seit Januar ist das<br />
neue AEZ-Design im „Bimo“ im Fachhan<strong>de</strong>l<br />
verfügbar. Die schlanken, eingekerbten<br />
Y-Speichen sollen sportliche Form<br />
und elegantes Design zu einer faszinieren<strong>de</strong>n<br />
Optik verbin<strong>de</strong>n, die Kombination von<br />
poliertem Felgenhorn und Mehrteilerlook<br />
einen attraktiven, sportlichen Blickfang darstellen.<br />
Dieses Design steht in <strong>de</strong>n Abmessungen<br />
7 x 15 bis 8,5 x 19 Zoll zur Verfügung.<br />
Im Dotz-Sortiment erscheint eine sportliche<br />
Neuheit. So steckt schon im Produktnamen<br />
„Jarama“ <strong>de</strong>r „Racing-Charakter“ dieses<br />
Alura<strong>de</strong>s. Die extreme Speichenlänge<br />
verleiht <strong>de</strong>m Siebenspeichen-Rad die Ra-<br />
cing-Optik. Diese Anmutung wird zu<strong>de</strong>m<br />
durch einen Tiefeneffekt im Mittenbereich<br />
sowie einer Zentralverschlussoptik durch<br />
Sechs-Kant verstärkt. In <strong>de</strong>n Abmessungen<br />
7 x 15 bis 8 x 17 Zoll soll das Design „Jarama“<br />
die Dotz-Produktpalette mit <strong>de</strong>n bis<br />
dahin verfügbaren Alu-Designs Citi, Diablo,<br />
Condor, Esprit und Cora verstärken. Das<br />
neue „Enzo Y“-Rad mit Zentralverschlussoptik<br />
ist speziell für die<br />
Anwendungsbereiche<br />
von 6 x 14<br />
bis 7,5 x 16<br />
Zoll verfügbar.<br />
D i e<br />
Mangels-Palette<br />
wird um<br />
das Mo<strong>de</strong>ll<br />
„Tigris“ erweitert.<br />
Für die Anwendun-<br />
Y-Rad<br />
gen von 5,5 x 13 Zoll<br />
bis 7 x 16 Zoll baut<br />
diese Aluradvariante im Mehrteilerlook die<br />
sportliche Designpalette weiter aus. Speziell<br />
durch die langgezogenen Speichen wirkt<br />
das Design optisch größer. Eine beson<strong>de</strong>rs<br />
interessante Abmessung ist das 6,5 x 15<br />
Zoll-Rad, da die meisten Fahrzeuge die Serienbereifung<br />
einsetzen können und somit<br />
keine Fahrzeugverän<strong>de</strong>rungen notwendig<br />
sind. hd<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>
nef auch künftig – statt auf fünf<br />
Marken wie in <strong>de</strong>r Anfangszeit<br />
zu setzen (AEZ, Enzo, Cromodora,<br />
Mangels, Millenium) – eine<br />
„Vier-Marken-Strategie” verfolgen.<br />
Müller betont in diesem Zusammenhang<br />
insbeson<strong>de</strong>re die<br />
synergetischen Gesichtspunkte,<br />
die bei <strong>de</strong>r Entscheidung für dieses<br />
Markenportefeuille eine Rolle<br />
gespielt hätten: „Aufgrund ähnlicher<br />
Designs können z.B. bestimmte<br />
Engpässe leichter kompensiert<br />
wer<strong>de</strong>n.” Die Bilanz fällt<br />
positiv aus: Im vergangenen Jahr<br />
konnten nach Aussage <strong>de</strong>s Geschäftsführers<br />
insgesamt 180.000<br />
Felgen (aller Fabrikate) verkauft<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Eine nicht gera<strong>de</strong> einfache<br />
Vertriebsstruktur<br />
„Wir bieten Ihnen ein riesiges<br />
Angebot: von preiswerten bis zu<br />
exklusiven Rä<strong>de</strong>rn. Von Audi bis<br />
Volvo. Und das alles aus einer<br />
Hand ...” – Wer wie Alcar mit einem<br />
solchen Slogan in seiner<br />
Hochglanzbroschüre wirbt, <strong>de</strong>r<br />
muss über ein entsprechen<strong>de</strong>s<br />
Logistiksystem verfügen. So bietet<br />
die Kapazität <strong>de</strong>s zentralen<br />
Hauptlagers in Hennef auf einer<br />
Fläche von über 9.000 m 2 <strong>de</strong>nn<br />
auch Platz für annähernd eine<br />
halbe Million Stahl- und Alurä<strong>de</strong>r.<br />
Allein 50 Mitarbeiter sorgen<br />
für die Disposition <strong>de</strong>s Komplettprogramms.<br />
Der bun<strong>de</strong>sweite<br />
Vertrieb <strong>de</strong>r Stahlrä<strong>de</strong>r erfolgt<br />
über ein Stützpunkthändlersystem.<br />
In sieben Regionen<br />
Deutschlands sind <strong>de</strong>rzeit insgesamt<br />
15 Betriebe mit <strong>de</strong>r Vermarktung<br />
<strong>de</strong>r Rä<strong>de</strong>r betraut. Akquisition<br />
und Außendienst wer<strong>de</strong>n<br />
über die Zentrale gesteuert.<br />
Vor Ort übernimmt Alcar überdies<br />
die regionale Stützpunkthändlerfunktion<br />
für <strong>de</strong>n west<strong>de</strong>utschen<br />
Raum gleich mit. Hierbei<br />
erfolgt <strong>de</strong>r regionale Vertrieb<br />
satz- bzw. palettenweise. Die<br />
Stützpunkthändler verfügen dagegen<br />
über eigene Lager, die je<br />
nach individuellem Bedarf innerhalb<br />
von 24 Stun<strong>de</strong>n beliefert<br />
wer<strong>de</strong>n können. Müller: „Auf diese<br />
Weise ist eine Platzierung nahe<br />
am Verbraucher garantiert.”<br />
Bei Aluminiumrä<strong>de</strong>rn stellt<br />
sich die Situation ein wenig an<strong>de</strong>rs<br />
dar: Bis auf einen kleinen Teil,<br />
<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Tochterfirma Alcar-Karich<br />
in Idastein <strong>de</strong>poniert ist, liegen<br />
alle Rä<strong>de</strong>r in Hennef und<br />
wer<strong>de</strong>n auch zentral von dort in<br />
die gesamte Republik geliefert.<br />
Die satzweise Verpackung (mit<br />
entsprechen<strong>de</strong>m Zubehörsatz<br />
sowie ABE-Gutachten) und Kommissionierung<br />
erfolgt dabei auf<br />
einer eigenen Fertigungsstraße.<br />
Der Versand läuft über einen Paketdienst.<br />
Die Kun<strong>de</strong>n erhalten innerhalb<br />
von 24 bis 48 Stun<strong>de</strong>n<br />
nach Bestellung ihre Ware. Die<br />
Vereinbarungen mit <strong>de</strong>m Reifenhan<strong>de</strong>l<br />
wer<strong>de</strong>n dabei aus <strong>de</strong>r<br />
Zentrale heraus getroffen. Die<br />
Akquisition wird – wie bei <strong>de</strong>n<br />
Stahlrä<strong>de</strong>rn auch – mit <strong>de</strong>r eigenen<br />
Mannschaft und <strong>de</strong>n Teams<br />
<strong>de</strong>r Stützpunkthändler bestritten.<br />
Im Unterschied zum Stahlradsektor<br />
verzichtet man jedoch auf ein<br />
Stützpunkthändler-Lager, d.h.<br />
sämtliche logistischen Aktivitäten<br />
laufen über die Zentrale in Hennef.<br />
Marktauftritt: Alcar als<br />
„Dienstleistungsmarke für<br />
<strong>de</strong>n Reifenfachhan<strong>de</strong>l”<br />
etablieren<br />
Wie bereits erwähnt, sind sowohl<br />
ein ausgearbeitetes Marketingkonzept<br />
als auch ein umfangreiches<br />
Serviceangebot notwendige<br />
Voraussetzungen, um Felgenmarken<br />
preislich eine Etage nach<br />
oben zu hieven. In bei<strong>de</strong>n Bereichen<br />
kann Alcar mit einer entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Konzeption aufwarten.<br />
Nach<strong>de</strong>m man u.a. zwei Jahre<br />
ATU beliefert, damit auf <strong>de</strong>r<br />
mittelpreisigen Schiene eine Volumenvermarktung<br />
forciert und<br />
nach Aussage Grubers als Folge<br />
vor allem mit niedrigen Einkaufspreisen<br />
zu kämpfen gehabt hat,<br />
wur<strong>de</strong> eine Kehrtwendung in<br />
Richtung qualifizierter, höherpreisiger<br />
Vermarktung vollzogen.<br />
Gruber: „Aluminiumfelgen sind<br />
ein beratungsintensives Produkt.<br />
Wir glauben, dass <strong>de</strong>r Reifenhan<strong>de</strong>l<br />
aufgrund seiner Qualifikation<br />
Felgenreport<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong> 97
98<br />
Felgenreport<br />
Das neue AEZ-Design „Bimo“<br />
ist auch in 19 Zoll erhältlich<br />
auch künftig die<br />
Chance hat,<br />
sich entsprechend<br />
als<br />
Problemlöser<br />
zu<br />
profilieren.”<br />
Alcar<br />
soll daher<br />
– so die Vorstellung<br />
<strong>de</strong>r<br />
bei<strong>de</strong>n Geschäfts-<br />
führer – Schritt<br />
für Schritt zur<br />
„Dienstleistungs-<br />
marke für <strong>de</strong>n Reifenfachhan<strong>de</strong>l” gemacht<br />
wer<strong>de</strong>n. Müller: „Bereits heute gehen 90 Prozent<br />
unseres Absatzes an <strong>de</strong>n Reifenhan<strong>de</strong>l,<br />
einschließlich Wie<strong>de</strong>rverkäufer.”<br />
Man ist weitgehend flächen<strong>de</strong>kkend<br />
bei Han<strong>de</strong>lsketten, Kooperationen<br />
und Franchisern im Sortiment<br />
vertreten. Der Rest verteilt<br />
sich auf Autohaus (Techno-Einkaufsgruppe)<br />
und Tuner, wobei<br />
insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Tuning-Sektor als<br />
margenträchtiger Absatzkanal an<br />
Einfluss gewinnt. Alcar-Marken wer<strong>de</strong>n<br />
mittlerweile in führen<strong>de</strong>n Tuning-<br />
Katalogen (Goodyear, DTS, Rieger, D&W)<br />
angeboten und stoßen dort auf positive Resonanz.<br />
Der hier zum Ausdruck kommen<strong>de</strong><br />
(zumin<strong>de</strong>st teilweise) Abschied vom Massengeschäft<br />
bei gleichzeitiger Hinwendung zu hö-<br />
herwertigen Designvarianten erfolgt dabei in<br />
erster Linie über größere Felgendimensionen<br />
(17 bis 19 Zoll), die sowohl für <strong>de</strong>n Tuning-<br />
Bereich als mittlerweile auch schon für viele<br />
Serienmo<strong>de</strong>lle kennzeichnend sind. Insbeson<strong>de</strong>re<br />
mit <strong>de</strong>r Leitmarke AEZ ist man bei Alcar<br />
gegenwärtig schon in diese Größenbereiche<br />
vorgedrungen (s.o.). Ein weiterer Ausbau in<br />
diese Richtung ist geplant.<br />
Zu<strong>de</strong>m engagiert sich das seit 1997 ISO<br />
9001 zertifizierte Unternehmen intensiv in<br />
puncto TÜV-Gutachten – so liegen Tausen<strong>de</strong><br />
von Gutachten bereits jetzt vor. Müller: „Wir<br />
haben sehr früh <strong>de</strong>n Nachholbedarf <strong>de</strong>s Reifenhan<strong>de</strong>ls<br />
in Sachen Informationsbedürfnis<br />
erkannt.” Für die Kun<strong>de</strong>n wird daher umfangreiches<br />
Material bereitgehalten: Der<br />
Felgenfin<strong>de</strong>r-Katalog<br />
(siehe Kasten) mit<br />
seinen <strong>de</strong>taillierten<br />
Angaben<br />
zu Anwendungen<br />
und<br />
Gutachten<br />
ist mittlerweile<br />
schon<br />
fast zu einem<br />
Alcar-Markenzeichenavanciert.<br />
Kräftige Zuwachsraten<br />
hatte im<br />
Mo<strong>de</strong>ll „Paron-X“ ... vergangenen Jahr<br />
auch <strong>de</strong>r Alu-Winterrä<strong>de</strong>r-Bereich<br />
zu verzeichnen (insbeson<strong>de</strong>re<br />
das Enzo V-Design). Ein entsprechen<strong>de</strong>r Ka-<br />
Alcar informiert:<br />
Gutachterpflicht für Stahlrä<strong>de</strong>r<br />
Alle nach <strong>de</strong>m 30. September 1999 gefertigten<br />
I<strong>de</strong>nt-/Nachbau-Stahlrä<strong>de</strong>r müssen<br />
über ein Gutachten bzw. eine ABE verfügen.<br />
Selbstverständlich erfüllen alle über<br />
Alcar vertriebenen Rä<strong>de</strong>r, die unter diese<br />
Regelung fallen, diese gesetzliche Voraussetzung.<br />
Fahrer eines Fahrzeugs mit <strong>de</strong>rartigen<br />
Rä<strong>de</strong>rn müssen diese Unterlagen jedoch<br />
nicht ständig mit sich führen. Lediglich<br />
technische Unterlagen wie z.B. „Verkaufskataloge”,<br />
die beim Vertrieb <strong>de</strong>r Rä<strong>de</strong>r<br />
verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, müssen über einen<br />
i<strong>de</strong>ntischen Abdruck <strong>de</strong>s in <strong>de</strong>r ABE enthaltenen<br />
Verwendungsbereiches <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n<br />
Radausführungen verfügen.<br />
Mit einer Stahl-Rad-CD, gewissermaßen<br />
ein Verkaufskatalog <strong>de</strong>r Alcar, können sowohl<br />
die Gutachtentexte als auch die Verwendungsbereiche<br />
<strong>de</strong>r jeweiligen Radaus-<br />
führung ausgedruckt wer<strong>de</strong>n. Da laufend<br />
neue Radausführungen ins Lieferprogramm<br />
aufgenommen wer<strong>de</strong>n bzw. bei einzelnen<br />
Radausführungen <strong>de</strong>r Verwendungsbereich<br />
erweitert wird, hat Alcar einen Faxabruf für<br />
Gutachten und Verwendungsbereiche eingerichtet.<br />
Hersteller <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>nt-/Nachbau-Stahlrä<strong>de</strong>r<br />
und Antragsteller für entsprechen<strong>de</strong><br />
Gutachten ist die Kromag/Kfz-Rä<strong>de</strong>r, ein<br />
Schwesterunternehmen <strong>de</strong>r Alcar. Unter<br />
rechtlicher und technischer Verantwortung<br />
von Kromag/Kfz-Rä<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n die Rä<strong>de</strong>r<br />
sowohl im konzerneigenen Rä<strong>de</strong>rwerk<br />
Ambrosetti Ruote S.A. (Manno bei Lugano,<br />
Schweiz) als auch bei führen<strong>de</strong>n Produzenten<br />
in aller Welt gefertigt, vor allem auch<br />
bei Guestro Wheels (Südafrika). dv<br />
talog ist vorhan<strong>de</strong>n. Darüber hinaus komplettieren<br />
zahlreiche Listen sowie die Alu- und<br />
Stahlrä<strong>de</strong>r CD-ROMs, inklusive entsprechen<strong>de</strong>r<br />
Gutachten, das Angebot (siehe Kasten).<br />
Alcar verfügt <strong>de</strong>s weiteren als erster Betrieb<br />
<strong>de</strong>r Bran- che über<br />
einen m i t<br />
... und Simas-X gibt es in 18 Zoll<br />
<strong>de</strong>m KBA abgestimmten Fax-Abruf für Stahlrad-Gutachten<br />
– für <strong>de</strong>n Aluminiumsektor<br />
wird dies ebenfalls angedacht. Um die Kun<strong>de</strong>n<br />
künftig noch intensiver betreuen zu können,<br />
soll die Mitarbeiterzahl (von <strong>de</strong>rzeit 62)<br />
in <strong>de</strong>n Servicebereichen aufgestockt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Strategie, verstärkt auf Service statt auf<br />
die billigsten Preise zu setzen, scheint bislang<br />
aufzugehen. Müller spricht von „or<strong>de</strong>ntlichen<br />
Zuwachsraten” im zweistelligen Bereich. Vor<br />
<strong>de</strong>m Hintergrund einer stagnieren<strong>de</strong>n Gesamtbranche<br />
hört sich dies wahrlich nicht<br />
schlecht an. Die „Qualitätsschiene” hält er zu<strong>de</strong>m<br />
für relativ stabil – im Gegensatz zur Billigvermarktung,<br />
wo <strong>de</strong>r Preisdruck u.a. <strong>de</strong>swegen<br />
ständig zunehme, weil die EA-Lieferanten<br />
<strong>de</strong>n Aftermarket zunehmend als Manövriermasse<br />
betrachteten, über die sie große<br />
Mengen preisaggressiv vermarkten könnten.<br />
Wenn hier von „stabil” die Re<strong>de</strong> ist, so<br />
sind damit laut Gruber jährliche Preiserhöhungen<br />
von durchschnittlich fünf bis acht Prozent<br />
gemeint – dies allein schon aufgrund erhöhter<br />
Materialkosten. „Allerdings”, so verleiht<br />
Müller seiner Verwun<strong>de</strong>rung über die Praktiken<br />
einiger Konkurrenten Ausdruck, „staunt<br />
man z.T. nicht schlecht, dass <strong>de</strong>r Wettbewerb<br />
oftmals eine genau entgegengesetzte Preispolitik<br />
betreibt.” Die Folgen eines <strong>de</strong>rartigen<br />
Verhaltens dürften allerdings entsprechend<br />
sein, <strong>de</strong>nn wer meint, auf <strong>de</strong>r Qualitätsschiene<br />
Preisdumping betreiben zu können, <strong>de</strong>r<br />
wird aller Voraussicht nach mittel- bis langfristig<br />
<strong>de</strong>n Kürzeren ziehen. Die NEUE REIFEN-<br />
ZEITUNG wird <strong>de</strong>n Weg Alcars zur „Dienstleistungsmarke”<br />
in je<strong>de</strong>m Falle aufmerksam<br />
verfolgen. Holger Düx<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>