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2000 Chancen suchen - Reifenpresse.de

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66<br />

Felgenreport<br />

Leichtmetallfelgenreport<br />

<strong>2000</strong><br />

Teil 2:<br />

<strong>Chancen</strong> <strong>suchen</strong><br />

Wer sich nicht mit <strong>de</strong>r Erstausrüstung belasten<br />

musste, schien sich freuen zu können:<br />

Ob LAG, rial, SRF o<strong>de</strong>r die Kollegen z. B. in<br />

Italien - die westeuropäischen Ersatzmärkte<br />

und vor allem <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche nahmen immer<br />

noch genügend „Aftermarket-Rä<strong>de</strong>r“ auf. Borbet/AAG,<br />

Ronal o<strong>de</strong>r S+M hatten in <strong>de</strong>r Erstausrüstung<br />

soviel zu tun, dass sie <strong>de</strong>n Umrüstmarkt<br />

vernachlässigen mussten. Der eine<br />

mag das etwas stärker getan haben als <strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>re. Gewiss aber ist: Zeigt die Erstausrüstung<br />

Bremsspuren, wird keiner freiwillig Kapazitäten<br />

einmotten. Was nicht in <strong>de</strong>r Erstausrüstung<br />

abgesetzt wer<strong>de</strong>n kann, wird umgeleitet<br />

in die Ersatzmärkte. Weil die großen OE-<br />

Lieferanten in ihren Werken ohnehin die Kostenschraube<br />

bis zum Anschlag gezogen haben,<br />

wird es für die reinen Produzenten für<br />

Ersatzbedürfnisse eng, sehr eng bei <strong>de</strong>r Ko-<br />

stenkalkulation. Ihre Sorgen wer<strong>de</strong>n dann<br />

an<strong>de</strong>re sein, <strong>de</strong>nn Freu<strong>de</strong> hatten die (meisten)<br />

Bediener <strong>de</strong>r Ersatzmärkte nicht: Die Preise<br />

liegen am Bo<strong>de</strong>n, und keiner weiß, wie sie<br />

wie<strong>de</strong>r angehoben wer<strong>de</strong>n könnten.<br />

Vielleicht wäre die ernsthafte Rückbesinnung<br />

Ronals o<strong>de</strong>r Borbets auf die Ersatzmärkte<br />

mehr eine Chance <strong>de</strong>nn drohen<strong>de</strong>r Knockout<br />

für einzelne Anbieter, weil die Ersatzmarktspezialisten<br />

sich herausgefor<strong>de</strong>rt fühlen könnten<br />

und kreative Kräfte entfalten. <strong>Chancen</strong>los<br />

wären sie möglicherweise in <strong>de</strong>r Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit <strong>de</strong>n Goliaths <strong>de</strong>r OE-Branche<br />

nicht, sie stehen im Markt, wissen vielleicht<br />

besser um aktuelle Trends <strong>de</strong>r Ersatzmärkte<br />

und können in diesem „Mo<strong>de</strong>markt“ sehr flexibel<br />

reagieren. Sie sind „Flop-resistenter“.<br />

Reine OE-Werke sind ten<strong>de</strong>nziell eher auf<br />

größere Stückzahlen getrimmt und wer<strong>de</strong>n<br />

sich oft nur unter Schmerzen in flexible Einheiten<br />

verwan<strong>de</strong>ln. Nicht die Stückzahl 3.000<br />

Alugussrä<strong>de</strong>r wird in Zeiten <strong>de</strong>r nach unten<br />

gerichteten automobilen Konjunktur fertigungstechnisch<br />

relevant sein, son<strong>de</strong>rn 300.<br />

Die Automobilhersteller und ihre großen<br />

Zulieferer von Aluminiumfelgen sehen fast<br />

unisono noch in <strong>de</strong>r ersten Hälfte dieses Jahrzehnts<br />

einen rapi<strong>de</strong>n Einschnitt in <strong>de</strong>n Ersatzmärkten<br />

voraus. Das („Schreckens“-)Szenario<br />

wird - angefangen bei Premium-Marken wie<br />

Merce<strong>de</strong>s o<strong>de</strong>r BMW - so gezeichnet, dass<br />

die Automobilhersteller <strong>de</strong>n Zubehör-Markt<br />

an sich reißen. Im schlimmsten Falle dadurch,<br />

dass für bestimmte Mo<strong>de</strong>lle auch nur bestimmte<br />

Felgen „freigegeben“ und in <strong>de</strong>n Fahrzeugpapieren<br />

bin<strong>de</strong>nd vorgeschrieben sind,<br />

wie das bei Reifen ja schon teilweise Usus (Beispiel<br />

Porsche) ist. Nur wer in <strong>de</strong>r Erstausrüstung<br />

bei solch einem Autohersteller engagiert<br />

ist, wür<strong>de</strong> Eingang auf diese gewiss sehr<br />

knapp gehaltene Liste fin<strong>de</strong>n. Die nur auf die<br />

Ersatzmärkte fixierten Rä<strong>de</strong>rhersteller und die<br />

damit verbun<strong>de</strong>nen Marken hätten das Nachsehen.<br />

Fords Engagement bei Reifen (vgl. erstmalig<br />

in NEUE REIFENZEITUNG 9/99) sollte<br />

doch auch <strong>de</strong>n Anbietern von Aluminiumfelgen<br />

zu <strong>de</strong>nken geben. Noch ist die eingeschränkte<br />

Rä<strong>de</strong>rfreigabe eine Horrorvision für<br />

die Aftermarket-Beglücker, sie entbehrt aber<br />

keineswegs <strong>de</strong>s Realitätssinnes. Ob sich das<br />

Menetekel schon bis Mitte <strong>de</strong>s Jahrzehntes<br />

bewahrheitet, wissen wir nicht. Die Optimisten<br />

<strong>de</strong>r Ersatzmärkte wollen die Gefahren<br />

auch gar nicht sehen und bewegen<br />

sich im Hier und Jetzt.<br />

Und doch gibt es immer<br />

noch <strong>Chancen</strong>, besser zu sein<br />

als an<strong>de</strong>re! Ein Beispiel (siehe<br />

auch Kasten S. 70): Soviel Gebrauchtwagen<br />

wie nie zuvor<br />

stehen <strong>de</strong>rzeit auf <strong>de</strong>n Höfen <strong>de</strong>utscher Autohändler.<br />

Deren alte Regel lautet: Geht das<br />

Geschäft mit Neuwagen runter, bewegt sich<br />

das mit Gebrauchten nach oben. Und in Fahrzeuge<br />

aus zweiter o<strong>de</strong>r gar dritter Hand ist<br />

<strong>de</strong>r Verbraucher immer noch geneigt, ein bis<br />

zwei Tausen<strong>de</strong>r zu stecken, um das Auto für<br />

sich „maßzuschnei<strong>de</strong>rn“. Individualisierung<br />

aber ist die Domäne <strong>de</strong>r Marken BBS, Borbet,<br />

ATS, Artec o<strong>de</strong>r RH Alurad. Gera<strong>de</strong> „Marken“,<br />

die auf <strong>de</strong>r eher preisgünstigen Schiene<br />

angesie<strong>de</strong>lt sind, können hier einen zusätzlichen<br />

Vertriebskanal erschließen, und einige<br />

tun das ja. In <strong>de</strong>m harten Gebrauchtwagenmarkt<br />

sind nämlich schon viele Händler von<br />

sich aus auf <strong>de</strong>n Trichter gekommen, die betagten<br />

Altmo<strong>de</strong>lle optisch aufzuwerten. Man<br />

erinnere sich: Als die neuen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r als<br />

Absatzmarkt vor einer Deka<strong>de</strong> neu hinzuka-<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>


68<br />

Felgenreport<br />

Der genaue Blick verrät neuartige Rä<strong>de</strong>r: Pax-Reifen - wie hier beim Seat Salsa -<br />

verlangen an<strong>de</strong>re Felgen, diese messen 7,5 J x 18“<br />

men und die Automobiltransporter<br />

gen Osten ausgebucht waren,<br />

hatte sich das Spielchen schon<br />

mal <strong>de</strong>rart gestaltet, dass diese<br />

Gebrauchten optisch aufgewertet<br />

wur<strong>de</strong>n, um - manchmal geschah<br />

das wohl - die potenziellen Kun<strong>de</strong>n<br />

von Fahrzeugmacken abzulenken.<br />

Die Gebrauchtwagenhändler<br />

müssen <strong>de</strong>n Absatz <strong>de</strong>r<br />

oftmals in Zahlung genommenen<br />

„Schätzchen“ auch ankurbeln,<br />

weil die Zinslast immer stärker<br />

drückt, je länger - und das ist<br />

schon mal mehr als ein halbes<br />

Jahr - die Autos auf <strong>de</strong>m Hof das<br />

Pappschild in <strong>de</strong>r Windschutzscheibe<br />

tragen, das sie als<br />

Schnäppchen ausweisen soll. Und<br />

tragen sie Aluminiumfelgen, so ist<br />

das schon mal ein Argument<br />

mehr gegenüber <strong>de</strong>m Kaufinter-<br />

essierten. Auch wenn das Rä<strong>de</strong>r-<br />

Design vielleicht ein wenig aus<br />

<strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong> ist (dafür waren die<br />

Felgen ja auch etwas billiger zu<br />

haben). Deswegen müssen sich<br />

eher teure Markenanbieter wie<br />

BBS o<strong>de</strong>r RH nicht unbedingt<br />

grämen, schließlich zeichnen sich<br />

gera<strong>de</strong> Oberklasse-Fahrzeuge<br />

beson<strong>de</strong>rs langer Lebenszyklen<br />

aus. Und wer einen schon etwas<br />

in die Jahre gekommenen Jaguar,<br />

ein S-Klasse-Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r vorletzten<br />

Generation und gar einen<br />

gebrauchten Ferrari fährt, <strong>de</strong>r ist<br />

gemeinhin kein Knauser und bereit,<br />

in teure und glänzen<strong>de</strong> Rä<strong>de</strong>r<br />

zu investieren, die <strong>de</strong>r heutigen<br />

Mo<strong>de</strong> entsprechen und nicht<br />

jener, die en vogue war, als die<br />

Erstzulassung erfolgte.<br />

Darüber spricht man nicht<br />

Dennoch gilt: Die Preise sind<br />

„ausgelutscht”<br />

Auf Seiten <strong>de</strong>r Aluminiumfelgenhersteller<br />

gibt es ein Tabuthema:<br />

Über Preise spricht man nicht!<br />

Auf Seiten <strong>de</strong>r Automobilhersteller<br />

gibt es ein Lieblingsthema: Mit<br />

<strong>de</strong>n Zulieferern über Preise re<strong>de</strong>n!<br />

– Wie das aussieht, ist leicht<br />

vorstellbar und im Prinzip oft genug<br />

von vielen Komponenten-<br />

Lieferanten geschil<strong>de</strong>rt wor<strong>de</strong>n.<br />

Die Einkäufer <strong>de</strong>r Automobilindustrie<br />

tischen ihren Gesprächspartnern<br />

von <strong>de</strong>r Zuliefererseite<br />

in mehr o<strong>de</strong>r weniger regelmäßigen<br />

Abstän<strong>de</strong>n die For<strong>de</strong>rung<br />

auf, bei <strong>de</strong>n Preisen einen Betrag<br />

X – sagen wir mal sechs Prozent<br />

– nachzugeben. Oft genug wur<strong>de</strong>n<br />

– solche Fälle sind ja bekannt<br />

gewor<strong>de</strong>n – auch bestehen<strong>de</strong><br />

Verträge in Frage gestellt. Dem<br />

Hersteller von Aluminiumrä<strong>de</strong>rn<br />

- <strong>de</strong>r sich an Preiserhöhungen in<br />

<strong>de</strong>r Erstausrüstung gar nicht<br />

mehr erinnern kann, so lange liegen<br />

sie zurück - ist es gar nicht<br />

vergönnt darauf hinzuweisen,<br />

dass er doch in <strong>de</strong>n letzten Monaten<br />

höhere Kosten zu beklagen<br />

hatte. Ihm ist schon bevor er um<br />

mo<strong>de</strong>rate Preiserhöhungen nachfragen<br />

konnte <strong>de</strong>r Wind aus <strong>de</strong>n<br />

Segeln genommen. Ausgesprochen<br />

o<strong>de</strong>r unausgesprochen steht<br />

im Raum, dass über <strong>de</strong>n Folgeauftrag<br />

ja noch nicht entschie<strong>de</strong>n<br />

ist. Der Autohersteller zeigt seine<br />

Muskeln, <strong>de</strong>r Zulieferer ist hin<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>


und her gerissen: Wie ernst meint es <strong>de</strong>r Verhandlungspartner,<br />

kann er ihm wi<strong>de</strong>rstehen<br />

o<strong>de</strong>r legt ein sich bald auftuen<strong>de</strong>s Loch in <strong>de</strong>r<br />

Fabrikauslastung nahe, die Preise doch besser<br />

„in Demut zu empfangen”, wie ein Vorstand<br />

eines Reifenherstellers einmal einräumte?<br />

Als nun diese Fachzeitschrift bei Zulieferern<br />

um ein Gespräch „über OE-Preise” nachfragte,<br />

fühlten sich prompt gleich zwei davon<br />

bemüßigt, dieses Ansinnen an ihre(n) Großkun<strong>de</strong>n<br />

weiterzuleiten. Brav, sehr gut erzogen!<br />

Dann zog die Maulkorbproduktion <strong>de</strong>utlich<br />

an. Einzelne Automobilhersteller machten<br />

Druck, wenn nur irgend ein Preis nach<br />

draußen sickert, dann ist es zappenduster,<br />

dann wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Zulieferer die Brocken nur<br />

so um die Ohren geschmissen. Entwarnung:<br />

Die Aluradpreise für bestimmte Automo<strong>de</strong>lle,<br />

die bekannt sind, lassen ohnehin höchstens<br />

sehr bedingt Rückschlüsse auf „Durchschnittspreise”<br />

zu. Die Zeiten, in <strong>de</strong>nen ein Automobilhersteller<br />

gut zahlte, die an<strong>de</strong>ren abgestuft<br />

schlecht bis schlechter, sind ohnehin (weitgehend)<br />

passé. Zumal oft genug Autohersteller<br />

A weiß, was B zahlt. Also zahlen alle „unauskömmliche<br />

Preise”.<br />

Die Materie ist viel zu kompliziert, als dass<br />

sie an einem ganz bestimmten Rad auch nur<br />

annähernd exemplarisch aufgedröselt wer<strong>de</strong>n<br />

könnte. Vielleicht wäre es aber mal lohnend,<br />

einen Beitrag über das Selbstverständnis o<strong>de</strong>r<br />

gar Selbstbewusstsein von Zulieferern zu<br />

schreiben? – Das Problemfeld Preise ist je<strong>de</strong>nfalls<br />

ein „hochsensibles Thema”, das von Fahrzeughersteller<br />

zu Fahrzeughersteller, von<br />

Zulieferer zu Zulieferer an<strong>de</strong>rs gesehen wird.<br />

Zunächst einmal: <strong>de</strong>n Preis gibt es nicht.<br />

Ob ein aus Aluminium gegossenes 15-Zoll-<br />

Rad, auch in <strong>de</strong>r Erstausrüstung, mit 70 Mark<br />

(ob plus o<strong>de</strong>r minus „X” lassen wir mal dahin<br />

gestellt) berechnet wird, sagt noch nichts, aber<br />

auch rein gar nichts darüber aus, ob das Rad<br />

angemessen, zu billig o<strong>de</strong>r zu teuer ver- o<strong>de</strong>r<br />

eingekauft wird. Abgesehen<br />

davon, dass es aus Sicht <strong>de</strong>s<br />

Einkäufers im Zweifelsfalle<br />

eher zu teuer und aus Sicht<br />

<strong>de</strong>s Verkäufers eher zu billig<br />

ist. Der Preis setzt sich aus<br />

einer ganzen Reihe von Komponenten<br />

zusammen, einige<br />

Beispiele:<br />

- Manches Styling ist produktionstechnisch<br />

einfach<br />

schwer zu realisieren, <strong>de</strong>r<br />

Technische Beson<strong>de</strong>rheiten wie das<br />

Abstreckverfahren (hier Alulite von<br />

AWI) fließen in die Rä<strong>de</strong>rkosten ein<br />

Ausschuss (bei OE-Akzeptanz können schon<br />

mal 20 Prozent „durchfallen”, <strong>de</strong>ren Mängel<br />

von keinem Beschicker <strong>de</strong>s Ersatzmarktes<br />

moniert wür<strong>de</strong>n) ist möglicherweise höher als<br />

bei „leichteren” (bezogen auf die Herstellung)<br />

Rä<strong>de</strong>rn.<br />

- Der Gewichtsaspekt wird nicht nur durch<br />

die Dimensionierung <strong>de</strong>s Ra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>finiert, vielleicht<br />

gibt es weniger o<strong>de</strong>r mehr bruchgefähr<strong>de</strong>te<br />

Bereiche, sprich muss mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />

„Speck” an bestimmten Stellen aufgebracht<br />

wer<strong>de</strong>n, um auf <strong>de</strong>r sicheren Seite zu<br />

sein. Vielleicht kann das angestrebte Radgewicht<br />

auch nur durch einen (schließlich auch<br />

in die Kalkulation mit einfließen<strong>de</strong>n) Arbeitsschritt<br />

wie das Abstreckverfahren (siehe Fotos)<br />

erreicht wer<strong>de</strong>n.<br />

- Der Faktor Rohstoffpreise ist zu berücksichtigen.<br />

Geht <strong>de</strong>r Aluminiumpreis rauf,<br />

müsste auch <strong>de</strong>r Automobilhersteller an jetzt<br />

höheren Kosten partizipieren – aber er „ziert<br />

sich”, <strong>de</strong>n so genannten „Materialteuerungszuschlag”<br />

zu berappen. Umgekehrt gilt: Geht<br />

<strong>de</strong>r Preis runter, will auch <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> an diesem<br />

Segen teilhaben – und er wird ganz<br />

munter, wenn er die Chance wittert, einen<br />

Nachlass einfor<strong>de</strong>rn zu können. So ganz wird<br />

die eigentlich simpel erscheinen<strong>de</strong> Rechnung<br />

ohnehin nie aufgehen, <strong>de</strong>nn es ist oftmals vom<br />

„Gespür” <strong>de</strong>s Aluminium-Einkäufers abhängig,<br />

ob es sich lohnt, jetzt zu „bunkern” o<strong>de</strong>r<br />

Felgenreport<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong> 69


70<br />

Felgenreport<br />

auf noch günstigere Aluminiumpreise zu hoffen.<br />

Das „Risiko” lässt sich nur sehr bedingt<br />

auf zwei Schultern verteilen. Gleiches gilt im<br />

Prinzip für Energiepreise, die Liberalisierung<br />

dieses Marktes führt aber nicht schon per se<br />

zu einem Vorteil, die so genannte Öko-Steuer<br />

zwingt auch dazu, über Lan<strong>de</strong>sgrenzen zu<br />

schielen und zu ermitteln, ob dort billigerer<br />

Strom verfügbar ist. Aktuell (siehe oben) führen<br />

<strong>de</strong>r hohe Auslastungsgrad aller renommierter<br />

Hersteller und die wie<strong>de</strong>r angezogenen<br />

Preise fürs Material dazu, dass <strong>de</strong>r Preis<br />

für ein 15-Zoll-Rad eher über als unter 70<br />

Mark liegt.<br />

- Im Prinzip – so menschenverachtend dies<br />

klingen mag – ist ein Energiepreis genauso in<br />

<strong>de</strong>r Kalkulation zu berücksichtigen wie <strong>de</strong>r für<br />

Arbeitskräfte. Natürlich geht es um Produktionen<br />

in (vermeintlichen) Niedrigkostenlän<strong>de</strong>rn.<br />

Die können bei einem Produkt wie<br />

Leichtmetallfelgen aber auch schnell ihren<br />

begünstigten Status verlieren, Beispiel Südafrika.<br />

Sind an<strong>de</strong>re Län<strong>de</strong>r „streikanfälliger” als<br />

Deutschland? Drohen Unruhen in <strong>de</strong>r Bevöl-<br />

Man gönnt sich ja sonst nichts<br />

Je größer <strong>de</strong>r Gebrauchtwagen, <strong>de</strong>sto<br />

eher Aluminiumfelgen<br />

Gebrauchte Autos mit vernünftiger Ausstattung<br />

lassen sich viel leichter und zu einem<br />

besseren Preis verkaufen als Fahrzeuge, <strong>de</strong>nen<br />

es an gefragten Details fehlt. Manches<br />

karg bestückte Automobil tut sich heute sogar<br />

schwer, überhaupt noch einen Käufer<br />

zu fin<strong>de</strong>n. Das be<strong>de</strong>utet jedoch nicht, dass<br />

je<strong>de</strong>s Mätzchen am Auto auch <strong>de</strong>n Wie<strong>de</strong>rverkaufswert<br />

hebt, warnen die Experten von<br />

Dekra. Extras zahlen sich nur dann aus, wenn<br />

sie sinnvoll und nützlich sind.<br />

Als Faustregel gilt: Je größer <strong>de</strong>r Wagen,<br />

<strong>de</strong>sto wichtiger ist die Ausstattung für <strong>de</strong>n<br />

Wie<strong>de</strong>rverkauf. Daneben spielen die Art <strong>de</strong>s<br />

Fahrzeugs - Pkw, Kombi, Van, Cabrio o<strong>de</strong>r<br />

Gelän<strong>de</strong>wagen -, das Image <strong>de</strong>r Marke, die<br />

Versicherungsklasse und die Schadstoffkategorie<br />

für <strong>de</strong>n Wie<strong>de</strong>rverkauf eine Rolle.<br />

Worauf Autokun<strong>de</strong>n heutzutage beson<strong>de</strong>ren<br />

Wert legen, haben die Marktbeobachter<br />

von Schwacke untersucht. Dabei zeigte<br />

sich: Luxus ist „in“. Schon Kleinwagen bieten<br />

heute Merkmale, die früher <strong>de</strong>r Oberklasse<br />

vorbehalten waren, wie etwa eine Klimaanlage.<br />

Fahrzeuge mit individueller, umfangreicher<br />

o<strong>de</strong>r gar kompletter Ausstattung<br />

liegen beson<strong>de</strong>rs gut im Rennen. Im Detail<br />

unterschei<strong>de</strong>n sich die Wünsche <strong>de</strong>r Autofahrer<br />

von Fahrzeugklasse zu Fahrzeugklas-<br />

kerung? Versickert einiges in Kanälen (Korruption),<br />

die eine ferne Unternehmenszentrale<br />

nicht sehen kann? Verlangen Zöllner Bakschisch,<br />

um einen betreffen<strong>de</strong>n Container<br />

rechtzeitig freizugeben? Selbst Erdbebengefährdung<br />

kann standortentschei<strong>de</strong>nd sein.<br />

Fragen über Fragen, <strong>de</strong>ren Beantwortung<br />

heute an<strong>de</strong>rs ausfallen kann als vor o<strong>de</strong>r in<br />

zwei Jahren. Wer regional „breit diversifiziert”<br />

ist, min<strong>de</strong>rt das Risiko.<br />

- Ähnlich wie bei Automobilherstellern hat<br />

sich auch bei Zulieferern herauskristallisiert,<br />

dass „Monsterwerke” nicht <strong>de</strong>r Weisheit letzter<br />

Schluss sind. Die Skaleneffekte großer<br />

Stückzahlen wer<strong>de</strong>n leicht aufgefressen durch<br />

„sonstige Kosten” angefangen bei infrastrukturellen<br />

Maßnahmen (Parkplätze, Zufahrtstraßen<br />

...). In einem großen Werk können nicht<br />

Produkte billiger produziert wer<strong>de</strong>n nur weil<br />

es größer ist. Welches „die richtige” Jahreskapazität<br />

für ein einzelnes Werk ist, wird auch<br />

durchaus unterschiedlich gesehen. Um eine<br />

„Hausnummer” zu nennen: Die meisten Fertigungsexperten<br />

für OE-Rä<strong>de</strong>r kalkulieren mit<br />

se aber ganz erheblich.<br />

Zu <strong>de</strong>n Ausstattungs-Tops <strong>de</strong>r Kleinwagen<br />

gehören Servolenkung, Airbag, Schiebedach,<br />

Klimaanlage und ABS. Wenig gefragt<br />

sind bei <strong>de</strong>n Kleinen Le<strong>de</strong>rausstattung,<br />

Leichtmetallfelgen, Automatik, Türen hinten<br />

und elektrische Fensterheber. In <strong>de</strong>r Mittelklasse<br />

ist das Maß aller Dinge die Klimaanlage<br />

mit weitem Abstand vor Airbag, Schiebedach,<br />

ABS und Servolenkung. Weniger<br />

honoriert wer<strong>de</strong>n hier Navigationssystem,<br />

Sitzheizung, Radio/CD-Spieler und eine ausgefallene<br />

Optik. Auch in <strong>de</strong>r Oberklasse ist<br />

eine Klimaanlage Pflicht. Gut im Rennen liegen<br />

neben <strong>de</strong>r Vollausstattung auch Automatik,<br />

Airbag und ABS. Die Fahrer von Vans<br />

legen großen Wert auf Klimaanlage, Airbag<br />

und ABS, weniger dagegen auf Dieselmotor<br />

und eine ausgefallene Optik, sagen die<br />

Experten. In <strong>de</strong>r Gunst <strong>de</strong>r Fahrer von Gelän<strong>de</strong>wagen<br />

liegen Klimaanlage, zum Fahrzeug<br />

passen<strong>de</strong> Mehrausstattung und ausgefallene<br />

Optik vorn. Nicht so wichtig ist hier<br />

ABS. Open-Air-Fans erwarten von ihrem<br />

Cabrio in <strong>de</strong>r Regel elektrisches Ver<strong>de</strong>ck,<br />

Le<strong>de</strong>rausstattung, Klimaanlage und ausgefallene<br />

Optik. Generöser zeigen sie sich,<br />

wenn Funkverriegelung, Sitzheizung o<strong>de</strong>r<br />

einzelne Sicherheits<strong>de</strong>tails fehlen. Dekra Info<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>


Hochglanzeffekte – hier auf einem Chrysler Stratus Cabrio – wer<strong>de</strong>n auch von Fahrern großer<br />

Limousinen, <strong>de</strong>nen man sonst eher „Un<strong>de</strong>rstatement” beimaß, in zunehmen<strong>de</strong>m Maße geschätzt:<br />

Und sorgen in <strong>de</strong>r Rä<strong>de</strong>rproduktion für Mehrkosten<br />

min<strong>de</strong>stens 750.000 bis maximal 2.000.000<br />

Einheiten. Und wenn OE-Verantwortliche ihren<br />

Rä<strong>de</strong>rpreis berechnen und verfügen über<br />

mehrere auditierte Werke, so überlegen sie,<br />

wo <strong>de</strong>r Auftrag am kostengünstigsten und die<br />

Bedürfnisse <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n am ehesten zufrie<strong>de</strong>nstellend<br />

(manch einem ist das „Ma<strong>de</strong> in<br />

Germany” immer noch wichtig) erfüllt wer<strong>de</strong>n<br />

kann. (Aftermarket-Werke scheinen mit<br />

300.000 bis 600.000 p. a. im Trend zu liegen.)<br />

- Gera<strong>de</strong>zu albern ist das Spiel um Losgrößen:<br />

Automobilhersteller neigen dazu, <strong>de</strong>n<br />

Verkaufserfolg eines künftigen Mo<strong>de</strong>lles bzw.<br />

die angestrebte Ausstattungsquote mit Aluminiumfelgen<br />

in rosa Farben zu zeichnen.<br />

Darauf fällt nun wirklich kein guter Verkäufer<br />

mehr rein. Zumal es weitgehend Usus gewor-<br />

Felgenreport<br />

<strong>de</strong>n ist, Aufträge nach einem prozentualen<br />

Schlüssel zu verteilen. Wem ein 40-prozentiger<br />

Anteil bei einem bestimmten Mo<strong>de</strong>ll zugesprochen<br />

wird, kann es sich oftmals sparen,<br />

anhand <strong>de</strong>r vom Fahrzeughersteller prognostizierten<br />

Stückzahlen seine eigenen Losgrößen<br />

berechnen zu wollen. Wann haben<br />

die je gestimmt? Immerhin gilt: Die Stückzahl<br />

500 ist in <strong>de</strong>r Erstausrüstung eine Kleinserie,<br />

im Ersatzgeschäft aber durchaus gang<br />

und gäbe. Umrüstzeiten sind ein Kostenfaktor.<br />

- Bestimmte „Features” kosten einfach: Einige<br />

Automobilhersteller bestehen nach wie<br />

vor auf Buchsen, an<strong>de</strong>re nicht. Soll das Rad<br />

glanzgedreht sein o<strong>de</strong>r nicht? Soll es einen<br />

Chromglanzeffekt aufweisen, dank Kugelpolierung<br />

erstrahlen o<strong>de</strong>r matt schimmern? Muss<br />

es warm ausgelagert wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r ist dies nicht<br />

nötig? Usw. usw. – Da ist eine lange Liste abzuarbeiten.<br />

- Und da sind noch die Aspekte, die über<br />

das eigentliche Produkt hinaus gehen, wie:<br />

- Liefergeschwindigkeit und Flexibilität: „Just<br />

in time” und „Just in sequence” sind von Seiten<br />

<strong>de</strong>r Automobilhersteller gerne gebrauchte<br />

Ausdrücke. Und <strong>de</strong>nnoch we<strong>de</strong>ln sie mit<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong> 71


72<br />

Felgenreport<br />

tatsächlichen o<strong>de</strong>r vermeintlichen Angeboten<br />

aus Fernost und wer<strong>de</strong>n auch nicht rot, spricht<br />

man sie auf diesen schon vom Transportweg<br />

her unbestreitbaren Nachteil ferner Werke an.<br />

Schließlich – so ihre Argumentation – stamme<br />

von dort nur <strong>de</strong>r „Grundbedarf”. Falls etwas<br />

draufzusatteln ist, haben hiesige Hersteller<br />

die nötige Flexibilität vorzuhalten. Schon<br />

geringe und immer mal wie<strong>de</strong>r mögliche<br />

Än<strong>de</strong>rungen im Fahrwerkbereich bzw. an <strong>de</strong>r<br />

Bremse während <strong>de</strong>r normalen Serienproduktion<br />

von Autos führen diese Argumentation<br />

ad absurdum. Darum ist es übrigens auch für<br />

hiesige Hersteller riskant, nur um <strong>de</strong>r höheren<br />

Losgröße willen einen 2-Jahres-Bedarf „auf<br />

Hal<strong>de</strong>” zu produzieren. Vielleicht hat <strong>de</strong>r Lagerbestand<br />

in nur wenigen Monaten nur noch<br />

Materialwert.<br />

- Produktsicherheit: Gera<strong>de</strong>zu schick schien<br />

es in <strong>de</strong>n letzten Jahren gewor<strong>de</strong>n zu sein,<br />

mit <strong>de</strong>r Knute einer Verringerung <strong>de</strong>r Zuliefererzahl<br />

zu drohen. Gut gebrüllt, Löwe – <strong>de</strong>n<br />

Sprung hast du vergessen. Abgesehen davon,<br />

dass je<strong>de</strong>nfalls rä<strong>de</strong>rseitig über alle Fahrzeugmarken<br />

und über die letzten Jahre wenig geschehen<br />

ist, überwiegt doch wohl mittlerweile<br />

die Einsicht, dass dies bei einer Komponente<br />

wie Aluminiumgussrä<strong>de</strong>rn zumin<strong>de</strong>st risikobehaftet<br />

ist. Auch bei <strong>de</strong>n renommiertesten<br />

Produzenten stellen sich immer mal wie<strong>de</strong>r<br />

„Probleme” ein, vor Qualitätsschwankungen<br />

ist auch kein hiesiger Produzent mit absoluter<br />

Sicherheit gefeit. By the way: Wie soll das erst<br />

bei fernen Wettbewerbern sein, <strong>de</strong>ren Probleme<br />

erst sechs Wochen, nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Container<br />

auf <strong>de</strong>n Seeweg geschickt wur<strong>de</strong>, evi<strong>de</strong>nt<br />

wer<strong>de</strong>n? – Immerhin nehmen die Autobauer,<br />

je<strong>de</strong>nfalls solange es sich um Massenmo<strong>de</strong>lle<br />

han<strong>de</strong>lt, Worte wie Single Sourcing<br />

o<strong>de</strong>r selbst „Global Sourcing” seltener in <strong>de</strong>n<br />

Mund, als sie dies noch vor zwei, drei Jahren<br />

taten. Statt von Globalisierung re<strong>de</strong>n die ersten<br />

schon von „De-Globalisierung”. Wohl<br />

<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r es einmal versäumt hatte, mit <strong>de</strong>n<br />

Lemmingen zu rennen.<br />

- Entwicklungskompetenz: Blickt man nur<br />

wenige Jahre zurück, so war <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r<br />

Rä<strong>de</strong>r aus Eigenproduktion <strong>de</strong>r Fahrzeugher–<br />

steller noch <strong>de</strong>utlich größer. Dann wur<strong>de</strong> es<br />

opportun, solche Komponenten fertigungstechnisch<br />

aufzugeben, die nicht zur „Seele”<br />

eines Autos gehören. Grob gesagt gelten Achse,<br />

Motor und Karosserie als tabu (stimmt ganz<br />

so auch nicht mehr), alles an<strong>de</strong>re kommt auf<br />

<strong>de</strong>n Prüfstand. Outsourcing nannte man das<br />

(inzwischen hat man auch gelegentlich von<br />

einer Trendwen<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>m Begriff „Insourcing”<br />

gehört). Wer die Rä<strong>de</strong>r nicht mehr selber<br />

herstellt, gibt auch die Entwicklungskompetenz<br />

sukzessive auf. Zwar sind Rä<strong>de</strong>r- und<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>


McGard-Radmontagesätze<br />

McGard als führen<strong>de</strong>r Hersteller<br />

von Radsicherungen, Sicherungsprodukten<br />

und ver-<br />

Die Dreiecks-Box <strong>de</strong>r Radmontagesätze<br />

passt problemlos in je<strong>de</strong>n Felgenkarton<br />

chromten Sechskantmuttern<br />

liefert in sämtliche Kontinente<br />

dieser Welt mit <strong>de</strong>n Schwerpunkten<br />

Europa und Nordamerika.<br />

In Europa ist McGard<br />

Alleinlieferant renommierter<br />

Fahrzeughersteller, wie beispielsweise<br />

DaimlerChrysler,<br />

Designabteilungen von Autobauern<br />

weiterhin (unterschiedlich<br />

stark) in Entwicklungen involviert;<br />

ob aber die hübsche Zeichnung<br />

auch produktionstechnisch und<br />

zu akzeptablen Kosten umgesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n kann, wird vernünftigerweise<br />

von Technikern und Kaufleuten<br />

<strong>de</strong>s Rä<strong>de</strong>rherstellers festgestellt.<br />

- Entwicklungs- und kreative Designkompetenz<br />

(die Trennung ist<br />

aka<strong>de</strong>mischer Natur) sollte eigentlich<br />

das Preisargument aus<br />

<strong>de</strong>m Fel<strong>de</strong> schlagen – und das<br />

passiert wohl auch bei Automobilherstellern,<br />

<strong>de</strong>ren Einkäufer<br />

nicht nur im Hier und Jetzt agieren,<br />

son<strong>de</strong>rn auch an morgen<br />

<strong>de</strong>nken. Wobei gelegentlich <strong>de</strong>r<br />

kreative Aspekt nicht (o<strong>de</strong>r noch<br />

nicht) hoch genug eingeschätzt<br />

wird: Rä<strong>de</strong>rhersteller sind in zunehmen<strong>de</strong>m<br />

Maße gezwungen,<br />

mit externen Designbüros zusammenzuarbeiten<br />

(die schicken<br />

auch Rechnungen), weil das<br />

Porsche, Volkswagen und Volvo.<br />

Neben Standard-Radsicherungen<br />

für <strong>de</strong>n Aftermarkt bietet<br />

McGard auch komplette<br />

Radmontagesätze<br />

an. Je<strong>de</strong>r Radmontagesatz<br />

enthält vier Radsicherungen,<br />

einen Radsicherungsschlüssel,<br />

vier verchromte<br />

Ventilbolzen mit<br />

Gummibeschichtung sowie<br />

eine Tasche zur<br />

Schlüsselaufbewahrung<br />

und Sechskantmuttern<br />

mit lebenslanger Garantie<br />

gegen Rost.<br />

Der Vorteil für <strong>de</strong>n<br />

Kun<strong>de</strong>n besteht darin,<br />

dass bei <strong>de</strong>n Radmontagesätzen<br />

alles in einer Box geliefert<br />

wird. Der Bestellvorgang<br />

ist entsprechend einfacher und<br />

die dreieckige Box passt in die<br />

Ecke <strong>de</strong>r Radverpackung, so<br />

dass beim Versand nichts verloren<br />

gehen kann bzw. beschädigt<br />

wird. dv<br />

hauseigene „Kreativpotenzial” an<br />

Grenzen stößt, ja stoßen muss.<br />

Um davor gefeit zu sein, in „eingefahrenen<br />

Gleisen” zu verharren,<br />

sind Sichtweisen externer<br />

Spezialisten („Künstler”) notwendig.<br />

Eine Untersuchung von<br />

McKinsey in Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>r RWTH Aachen hat gar<br />

ergeben, dass innovative Unternehmen<br />

22 Prozent ihrer Forschungs-<br />

und Entwicklungsaufgaben<br />

auslagern, weniger innovative<br />

nur 8 Prozent! – Wird dann<br />

ein <strong>de</strong>m Automobilhersteller genehmes<br />

Styling platziert, hat <strong>de</strong>r<br />

Entwickler (so sei er weiterhin genannt,<br />

mag er sich auch externer<br />

Spezialisten bedient haben) die<br />

erste Chance: Baumuster, Freigabe,<br />

Prozessaudit (scheint vermehrt<br />

nach <strong>de</strong>m absur<strong>de</strong>n Motto<br />

zu erfolgen: Wer die schärfsten<br />

Prüfkriterien hat, ist <strong>de</strong>r Beste) –<br />

das ganze Spielchen läuft ab. Den<br />

Auftrag hat er damit aber immer<br />

noch nicht <strong>de</strong>finitiv, er kann im-<br />

Felgenreport<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong> 73


74<br />

Felgenreport<br />

mer noch durch einen billigeren Konkurrenten<br />

(Schatten- o<strong>de</strong>r B-Entwickler) aus <strong>de</strong>m Feld<br />

geworfen wer<strong>de</strong>n. Das ist zwar offenkundig<br />

unfair, aber soll schon passiert sein. Wobei das<br />

Ganze etwas perfi<strong>de</strong>r abläuft, zwei Szenarien.<br />

Erstens: Der eigentliche Entwickler erhält bei<br />

<strong>de</strong>r prozentualen Verteilung <strong>de</strong>r Or<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

geringeren Teil, weil er (aus Sicht <strong>de</strong>s Automobilherstellers)<br />

„zu teuer” ist. Der zweite<br />

Hersteller, <strong>de</strong>r sich an die Entwicklung „rangehängt”<br />

hat o<strong>de</strong>r vom Automobilhersteller<br />

zum „Ranhängen” genötigt wur<strong>de</strong> (in<strong>de</strong>m ihm<br />

die Blaupause gegeben wur<strong>de</strong>), bekommt <strong>de</strong>n<br />

Löwenanteil. Zweitens: Der eigentliche Entwickler<br />

ist nach einem Jahr Lieferung außen<br />

vor und muss sich neu empfehlen, wie<strong>de</strong>r mit<br />

einer zukünftigen Kreation. Für die laufen<strong>de</strong><br />

Serie reichen „billigere” Zulieferer.<br />

- Die Frage nach eigenem Entwicklungspotenzial<br />

nicht nur in technischer, son<strong>de</strong>rn auch<br />

in ästhetischer Hinsicht spaltet die Zulieferer:<br />

Firmen wie Hayes Lemmerz, Superior, Montupet,<br />

Fundo und neuerdings wohl AWI (die<br />

Aftermarket-Marke Wolfrace wird wohl an<br />

Smith’s Wheels/Südafrika verkauft) haben sich<br />

aus <strong>de</strong>n Umrüstmärkten zurückgezogen bzw.<br />

hatten damit noch nie etwas „am Hute”. Die<br />

spannen<strong>de</strong> Frage lautet, ob Ronal, S + M, BBS<br />

o<strong>de</strong>r Borbet wegen ihrer unzweifelhaften größeren<br />

Nähe zum Verbraucher damit gegenüber<br />

<strong>de</strong>n Erstgenannten einen echten Vorteil<br />

genießen. Können externe Stylingbüros etwaige<br />

hauseigene Schwächen beheben und zu<br />

welchen Kosten? Denn auch ein Vertriebsapparat<br />

fürs Ersatzgeschäft muss immer wie<strong>de</strong>r<br />

auf seine Rentabilität hin in Frage gestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Auf die „Kultur” <strong>de</strong>s Umgangs miteinan<strong>de</strong>r<br />

– Automobilhersteller auf <strong>de</strong>r einen Seite,<br />

Zulieferer auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren – ist die NEUE<br />

REIFENZEITUNG in früheren Alurä<strong>de</strong>rreports<br />

wie<strong>de</strong>rholt eingegangen. Natürlich zeigt Opel/<br />

GM ein an<strong>de</strong>res Gebaren als Volkswagen, die<br />

Wolfsburger wie<strong>de</strong>rum ein an<strong>de</strong>res als die<br />

Münchner usw. – Und immer wie<strong>de</strong>r hängt<br />

das Proce<strong>de</strong>re eher an einzelnen Personen<br />

<strong>de</strong>nn an Vorgaben wie „Tan<strong>de</strong>m” (Merce<strong>de</strong>s-<br />

Benz) etc. Das sind zumeist nur recht nichtssagen<strong>de</strong><br />

Worthülsen. Der Ausdruck „Würger”<br />

ist mit einem Mann verbun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r erst für<br />

Opel/GM und später für Volkswagen wirkte.<br />

Eine <strong>de</strong>rartige Personifizierung gibt es <strong>de</strong>rzeit<br />

wohl nicht, wenngleich Zulieferer gelegentlich<br />

die „Faust in <strong>de</strong>r Tasche” ballen mögen,<br />

wenn sich ein bestimmter Herr angesagt hat.<br />

Gera<strong>de</strong> aktuell läuft offenkundig eine „Preisrun<strong>de</strong>”<br />

wie zu „besten Lopéz-Zeiten”. Langjährige<br />

Verkäufer fühlen sich schon mal als<br />

Selfma<strong>de</strong>-Psychologen und bemühen sich, die<br />

Motive ihres Gegenüber zu verstehen. Sie<br />

wissen, dass auch die Einkäufer „unter Druck”<br />

stehen. Bei<strong>de</strong> Seiten haben – siehe oben –<br />

natürlich abweichen<strong>de</strong> Interessen. Aber es gibt<br />

auch Aspekte, bei <strong>de</strong>nen sie gut beraten wären,<br />

das Einigen<strong>de</strong> stärker zu beachten. Ver<strong>suchen</strong><br />

wir, durch bei<strong>de</strong>r Brillen zu blicken.<br />

Wer dabei bestimmte Firmen o<strong>de</strong>r Personen<br />

vor seinem geistigen Auge hat, <strong>de</strong>m sei gesagt:<br />

Das ist natürlich völlig unbeabsichtigt.<br />

Die Autoindustrie – die Konkurrenz ist<br />

mör<strong>de</strong>risch<br />

Taucht <strong>de</strong>r Einkäufer einer Komponente bei<br />

einem Zulieferer auf, so wird dieser hofiert.<br />

Es wird regelrecht ein Programm für ihn gemacht,<br />

er soll wohlgestimmt wer<strong>de</strong>n. Geht <strong>de</strong>r<br />

Verkäufer zum Automobilhersteller, ist’s im<br />

Prinzip nicht an<strong>de</strong>rs: Dem Einkäufer wird „Honig<br />

um <strong>de</strong>n Bart geschmiert”, dass <strong>de</strong>r gesamte<br />

Fußbo<strong>de</strong>n zu verkleben droht. Eine<br />

Übertreibung? – Na ja, nieman<strong>de</strong>m soll persönlich<br />

zu nahe getreten wer<strong>de</strong>n. Aber nachvollziehbar<br />

ist das schon: Der Rä<strong>de</strong>reinkäufer<br />

eines Automobilherstellers ist im eigenen Hause<br />

ein eher subalterner Mitarbeiter, beim Zulieferer<br />

bzw. in <strong>de</strong>ssen Augen wird er zum<br />

Schicksalsbringer hochstilisiert.<br />

Die Automobilhersteller neigen dazu, von<br />

Preis- und Kun<strong>de</strong>nanalysen zu sprechen, tatsächlich<br />

han<strong>de</strong>lt es sich dabei aber meistens<br />

um „heiße Luft”. Unerfahrene Verkäufer mögen<br />

sie damit beeindrucken können. Erfahrenen<br />

Verkäufern gelingt es beim Gang durch<br />

die Fabrik schon, <strong>de</strong>n Abgesandten <strong>de</strong>s Autoherstellers<br />

langsam und unmerklich auf ein<br />

Eis zu schieben, das zum Rand hin immer<br />

dünner wird. „Zu tief” in die Materie möchte<br />

mancher Einkäufer auch gar nicht reingetaucht<br />

wer<strong>de</strong>n, sieht er doch das Risiko, bei <strong>de</strong>r „Spezialisten-Kompetenz”<br />

<strong>de</strong>s Zulieferers „<strong>de</strong>n<br />

Kürzeren zu ziehen”. Den „richtigen” Preis zu<br />

fin<strong>de</strong>n ähnelt einem Pokerspiel.<br />

Egal, welchen Fahrzeughersteller man<br />

herauspickt: Je<strong>de</strong>r glaubt, bei qualitativen<br />

Aspekten selber das Nonplusultra zu sein nach<br />

<strong>de</strong>m Motto „Was die Kollegen in Köln machen,<br />

wäre bei uns un<strong>de</strong>nkbar” o<strong>de</strong>r „Die Versuchsabteilung<br />

in Stuttgart ist da wohl nicht<br />

ganz so streng”. – Schwamm drüber, das haben<br />

Mitarbeiter von Automobilherstellern zur<br />

Genüge zum Besten gegeben. Wobei man<br />

sich nicht darüber lustig machen und auch<br />

keine Ignoranz unterstellen sollte: Wer sich mit<br />

seiner Marke i<strong>de</strong>ntifiziert und an sie glaubt,<br />

erfüllt eine Voraussetzung, um einen guten<br />

Job zu machen.<br />

Die Konkurrenzsituation zu konzernfrem<strong>de</strong>n<br />

Marken beeinflusst auch das Verhalten<br />

<strong>de</strong>s Einkäufers. Er möchte auf keinen Fall<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>


Chrom, Chromeffekt<br />

o<strong>de</strong>r „nur“ Hochglanz? (Bild AWI)<br />

„schlechter abschnei<strong>de</strong>n” bei seinem Zulieferer<br />

als <strong>de</strong>r Einkäufer einer an<strong>de</strong>ren Automarke:<br />

Bekommt <strong>de</strong>r Wettbewerber XY tatsächlich<br />

noch einen zusätzlichen „Rabatt”, wie ihm<br />

mal (ggf. von einem an<strong>de</strong>ren Zulieferer) geflüstert<br />

wor<strong>de</strong>n ist? Lei<strong>de</strong>r sind einige wenige<br />

Manager (nicht unbedingt die Verkäufer) auf<br />

Seiten <strong>de</strong>r Rä<strong>de</strong>rindustrie nicht „so sauber”<br />

wie bei an<strong>de</strong>ren Komponenten, wo es eine<br />

Art „Ehrenko<strong>de</strong>x” gibt nach <strong>de</strong>r Devise „Über<br />

Mitbewerber spricht man nicht und schon gar<br />

nicht schlecht”. Na ja, wenn das so ist, dann<br />

sollten die Einkäufer<br />

auch nicht so oft<br />

danach fragen. Dass ein Autohersteller bzw.<br />

sein Komponenten-Einkäufer gegenüber seinem<br />

Zulieferer gewissermaßen „misstrauisch”<br />

ist, sei ihm nachgesehen. Er wird nicht nur<br />

von Mitbewerbern mit gezielten Informationen<br />

„beeinflusst”, son<strong>de</strong>rn hat auch einen<br />

„Chef über sich”, einen „Vorturner”, <strong>de</strong>r ihm<br />

permanent sagt, er solle sich nicht von <strong>de</strong>m<br />

kecken kleinen Zulieferer „über <strong>de</strong>n Tisch ziehen<br />

lassen”.<br />

Es ist aber auch die Konsolidierung <strong>de</strong>r<br />

Automobilhersteller zu be<strong>de</strong>nken: Volvo und<br />

Felgenreport<br />

Jaguar sind keine Konkurrenten mehr, son<strong>de</strong>rn<br />

Partner unter <strong>de</strong>m großen Ford-Dach.<br />

Natürlich weiß <strong>de</strong>r Ford-Manager die Jaguar-<br />

Preise, kennt <strong>de</strong>r Volvo-Manager die Jaguar-<br />

Zulieferer und <strong>de</strong>ren Ansprüche. So muss es<br />

auch sein, <strong>de</strong>nn nur so lassen sich die viel<br />

beschworenen Synergien heben. Es macht<br />

keinen Sinn, dass die Einkäufer sowie Techniker<br />

mehrerer Marken eines Konzernes das<br />

Werk XY nacheinan<strong>de</strong>r be<strong>suchen</strong> und auf OE-<br />

Tauglichkeit inspizieren. Weniger das höhere<br />

Volumen (bei <strong>de</strong>m Produkt Rä<strong>de</strong>r je<strong>de</strong>nfalls)<br />

als vielmehr die gebün<strong>de</strong>lten Arbeitsabläufe<br />

schaffen Kostenvorteile. Das ist eine Gefahr<br />

für kleinere Zulieferer für nur eine Marke, die<br />

auf <strong>de</strong>r Strecke bleiben könnten. Es ist aber<br />

auch eine Chance, jetzt aufgrund <strong>de</strong>r guten<br />

Kontakte zu einer Marke auch für an<strong>de</strong>re interessant<br />

zu wer<strong>de</strong>n. Die Jaguar-Verantwortlichen<br />

wer<strong>de</strong>n zu registrieren haben, dass beispielsweise<br />

Stahlschmidt + Maiworm seit Jahren<br />

einen guten Job bei Volvo macht. Ein an<strong>de</strong>res<br />

Beispiel: Aktuell einziger Rä<strong>de</strong>rzulieferer<br />

für die vier Konzernmarken Volkswagen,<br />

Audi, Seat und Skoda mit jeweils guten Volumina<br />

ist Ronal. Also wird auch erwartet, dass<br />

sich <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Hersteller um die Nobelmarken<br />

Rolls-Royce und Bentley kümmert.<br />

„Schon wie<strong>de</strong>r ein neuer Ansprechpartner”,<br />

stöhnen gelegentlich Verkäufer und <strong>de</strong>nken<br />

daran, dass damit ein Aufbau von Vertrauen,<br />

eine erquickliche Kommunikation, also<br />

eine gute Beziehung aufzubauen ist. Obendrein<br />

muss wie<strong>de</strong>r mal jeman<strong>de</strong>m erklärt<br />

wer<strong>de</strong>n, wie das mit Alurä<strong>de</strong>rn so läuft. Das<br />

Abtasten beginnt: Han<strong>de</strong>lt es sich um einen<br />

„grünen Bengel”, einen „Wa<strong>de</strong>nbeißer”, einen<br />

Karrieristen (<strong>de</strong>r bald wie<strong>de</strong>r weg ist), einen<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong> 75


76<br />

Felgenreport<br />

Mehr<br />

Informationen<br />

unter<br />

www.reifenpresse.<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r ohne Nachkarten keinen Tag<br />

verstreichen lässt - o<strong>de</strong>r tatsächlich<br />

endlich mal einen seriösen<br />

und verständigen Verhandlungspartner,<br />

solche Leute soll es ja<br />

noch geben? Usw. usw. – Wie<br />

gesagt: Ein guter Verkäufer hat<br />

psychologisches Geschick. Geworben<br />

sei aber auch um Verständnis<br />

für die Personalien <strong>de</strong>r<br />

Einkaufsabteilungen: Wenn Einkäufer<br />

„zu lange” auf ihrem Posten<br />

sind, können sich „Seilschaften”<br />

bil<strong>de</strong>n, kann es zu persönlichen<br />

Sympathien kommen, die<br />

in einer rational bestimmten Geschäftsverbindung<br />

gefährlich sein<br />

können. Viele Konjunktive. Der<br />

Einkäufer müsste prinzipiell erst<br />

einmal alle Zulieferer „gleich lieb”<br />

haben und dürfte seine Entscheidungen<br />

nicht von Sym- o<strong>de</strong>r<br />

Antipathien abhängig machen.<br />

Die Erfahrung lehrt: Das ist oftmals<br />

nicht so.<br />

Die Zulieferer: Kampf um<br />

Emanzipation<br />

Der Mut, einem Großkun<strong>de</strong>n ein<br />

„So nicht” entgegen zu schmettern,<br />

ist bei <strong>de</strong>n Zulieferern nicht<br />

sehr ausgeprägt. Ihr „Wohl und<br />

Wehe” hängt allzu oft von <strong>de</strong>r<br />

Gunst <strong>de</strong>r Automobilhersteller ab.<br />

Und manchmal drängt sich <strong>de</strong>r<br />

Eindruck auf, dass Einkäufer nonchalant<br />

über die (sehr berechtigten)<br />

Ängste beim Zulieferer hinweggehen:<br />

An einem Großauftrag<br />

können Arbeitsplätze hängen,<br />

Schicksale von Familien.<br />

Nicht Moralin soll gepredigt wer<strong>de</strong>n,<br />

aber etwas mehr Verantwortlichkeit<br />

beim Han<strong>de</strong>ln und Denken<br />

über <strong>de</strong>n Tellerrand <strong>de</strong>s eigenen<br />

Jobs hinaus darf man wohl<br />

einfor<strong>de</strong>rn.<br />

Der Verkäufer hat in einer<br />

Hinsicht die gleiche Crux wie <strong>de</strong>r<br />

Einkäufer: Er muss einen ermittelten<br />

Preis gegenüber einem<br />

Vorgesetzten „verteidigen”. Bei<br />

einem großen Automobilhersteller<br />

ist die Hierarchie zumeist<br />

mehrstufiger, beim Rä<strong>de</strong>rverkäufer<br />

steht über ihm direkt die Geschäftsführung,<br />

aufgrund <strong>de</strong>r<br />

mittelständischen Struktur vieler<br />

gar <strong>de</strong>r Gesellschafter. Das Rad<br />

wird nicht nur an <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n<br />

verkauft, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Preis auch<br />

an die „oberste Heeresleitung”.<br />

Die Akzeptanz im eigenen Hause<br />

kann im Einzelfalle genauso<br />

schwierig zu erlangen sein wie<br />

beim externen Kun<strong>de</strong>n. Wer „extrem<br />

scharf” kalkuliert, ist gut<br />

beraten, sich abzusichern, bevor<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Preis zugesagt<br />

bekommt.<br />

Und manchmal ist ein Verkäufer<br />

zu bedauern: Natürlich hat<br />

er über die Jahre ein Wissen aufgebaut,<br />

was machbar ist und ab<br />

welcher Grenze „draufgezahlt”<br />

wird. Das altmodische Wort „unauskömmlich”<br />

ist noch längst<br />

nicht ausgerottet. Die Zeiten, in<br />

<strong>de</strong>nen ein Rä<strong>de</strong>r-Verkäufer sich<br />

genüsslich die Hän<strong>de</strong> reiben<br />

konnte, liegen ohnehin mehr als<br />

zehn Jahre zurück. – Und dann<br />

kommt von oben <strong>de</strong>r „politische<br />

Preis”: Weil zum Beispiel bei einem<br />

bestimmten Automobilhersteller<br />

seit Jahren <strong>de</strong>r Einstieg<br />

missglückt ist bzw. man sich unterrepräsentiert<br />

fühlt, wird ein<br />

„Kampfpreis” gemacht. Gelingt<br />

<strong>de</strong>r Einstieg, sind die Folgen leicht<br />

zu erahnen: Man selber wird<br />

auch künftig an diesem „Kampfpreis”<br />

gemessen, und dieser Preis<br />

wird vom Automobilhersteller angestammten<br />

Zulieferern mit echter<br />

o<strong>de</strong>r gespielter Empörung<br />

unter die Nase gerieben nach<br />

<strong>de</strong>m Motto „Wenn Du drin bleiben<br />

willst, musst Du nachziehen”<br />

o<strong>de</strong>r schlimmer noch: „Ihr habt<br />

mich seit Jahren über <strong>de</strong>n Löffel<br />

balbiert”. – Das Vertrauen ist hin,<br />

<strong>de</strong>r Flurscha<strong>de</strong>n groß und reicht<br />

weit über das Firmengelän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

sündigen Zulieferers hinaus.<br />

Der „gute” Zulieferer versucht,<br />

sich als „Full Service Supplier”<br />

zu positionieren, gewissermaßen<br />

ein Paket zu verkaufen. Das<br />

kann bei je<strong>de</strong>m Automobilhersteller<br />

unterschiedlich „gepackt”<br />

sein: Sind Radbolzen und Ventile<br />

im Komplettpreis bereits enthalten?<br />

Beim Smart lag die „Rä<strong>de</strong>rhoheit”<br />

gar beim Reifen-, pardon<br />

Modullieferanten Continental;<br />

ein Trend, <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>re folgen<br />

wer<strong>de</strong>n? Inwieweit wird <strong>de</strong>r Automobilhersteller<br />

noch mit logi-<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>


stischen Details „behelligt”? Inwieweit<br />

hält <strong>de</strong>r Zulieferer einen „Puffer”<br />

bereit (plötzlich höherer Bedarf<br />

an Rä<strong>de</strong>rn aus verschie<strong>de</strong>n-<br />

Franken-Industrie:<br />

Mehr als „nur“ ein<br />

Stückchen Blei<br />

Der in Würzburg ansässigen<br />

„Franken-Industrie“ sprach die<br />

Deutsche Gesellschaft zur Zertifizierung<br />

von Managementsystemen<br />

(DQS) gemäß <strong>de</strong>n For<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>s Verban<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r<br />

Automobilhersteller (VDA 6,1)<br />

und <strong>de</strong>n Vorschriften <strong>de</strong>r amerikanischen<br />

Automobilindustrie<br />

(QS 9000) dieses international<br />

be<strong>de</strong>utsame Zertifikat zu. Bereits<br />

1996 war <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

die Qualitätsnorm DIN EN<br />

ISO 9001 beglaubigt wor<strong>de</strong>n.<br />

In diesem Sinne ist auch <strong>de</strong>r<br />

neue Fähigkeitsnachweis ein<br />

Ausdruck für einen hohen und<br />

sich folgerichtig entwickeln<strong>de</strong>n<br />

Standard <strong>de</strong>r innovativen und<br />

marktpolitischen Geschäftstätigkeit.<br />

Die „Franken-Industrie“, als<br />

traditionsreiche Würzburger Firma<br />

aus <strong>de</strong>r 1907 gegrün<strong>de</strong>ten<br />

„Mechanischen Werkstätte und<br />

Kunstschlosserei Christian<br />

Blick in eine <strong>de</strong>r weitläufigen Werkhallen<br />

<strong>de</strong>r „Franken-Industrie“ Würzburg mit<br />

ihrem mo<strong>de</strong>rnen Maschinenpark<br />

sten Grün<strong>de</strong>n) und zeigt damit<br />

„Flexibilität”? Das hat übrigens mit<br />

Auslaufen eines Automo<strong>de</strong>lls und<br />

damit Auslaufen bestimmter Rä-<br />

Stenz“ hervorgegangen, hat<br />

sich nach <strong>de</strong>m Wie<strong>de</strong>raufbau<br />

<strong>de</strong>r im Krieg zerstörten Anlagen<br />

auf Entwicklung und Produktion<br />

von Auswuchtgewichten<br />

konzentriert. Schon 1957 wur<strong>de</strong><br />

sie Erstausstatterin für Merce<strong>de</strong>s,<br />

bald auch für BMW,<br />

Opel und VW.<br />

Heute exportiert das Unternehmen,<br />

das 75 Mitarbeiter beschäftigt,<br />

in enger Partnerschaft<br />

mit <strong>de</strong>r weltweiten Automobilindustrie<br />

seine für Personenwagen<br />

und Omnibusse, für Lkw,<br />

Motorrä<strong>de</strong>r und Oldtimer<br />

selbstentwickelten Produkte in<br />

viele Län<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r EU, nach Osteuropa,<br />

ins Baltikum, nach Japan,<br />

Taiwan und in die USA.<br />

Das neueste Erzeugnis <strong>de</strong>s renommierten<br />

Hauses ist die originäre<br />

„Form 30“, ein Universalgewicht<br />

für alle gängigen<br />

Speichenrä<strong>de</strong>r. dv<br />

Die „Franken-Industrie“ Würzburg entwickelt für alle Segmente <strong>de</strong>r<br />

Automobil-Industrie - Pkw, Lastwagen, Busse, Motorrä<strong>de</strong>r und Oldtimer<br />

- in eigener Forschung Auswuchtgewichte je<strong>de</strong>n<br />

Typs. Selbst für Speichenrä<strong>de</strong>r<br />

älterer Bauart bietet das<br />

Unternehmen das<br />

passen<strong>de</strong> „Stückchen Blei“<br />

Fotos: Werksaufnahmen<br />

Felgenreport<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong> 77


78<br />

Felgenreport<br />

<strong>de</strong>r noch nicht mal ein En<strong>de</strong>: Dass späterer<br />

größerer Ersatzbedarf auch kleinerer Serien<br />

aus Kostengrün<strong>de</strong>n beim Automobilhersteller<br />

über Jahre in <strong>de</strong>n Büchern steht, ist nicht<br />

bekannt: Die kapitalbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> und teure Lagerhaltung<br />

von Rä<strong>de</strong>rn bzw. Werkzeugen für<br />

alte Rä<strong>de</strong>r (Aufbewahrungsfrist i. A. 15 Jahre),<br />

die vielleicht nie benötigt wer<strong>de</strong>n, obliegt wie<br />

selbstverständlich <strong>de</strong>m Zulieferer. Dessen Denken<br />

muss permanent von <strong>de</strong>r Frage geleitet<br />

sein, wie er sich beim Automobilhersteller<br />

noch „unentbehrlicher”<br />

machen kann. Überhaupt ist<br />

das ganze Feld <strong>de</strong>r Logistikleistungen<br />

höchst<br />

kompliziert und unterliegt<br />

einem permanenten<br />

Wan<strong>de</strong>l: Es reicht keineswegs<br />

mehr, mit einem<br />

Lkw Felgen von A (Rä<strong>de</strong>rfabrik)<br />

nach B (Automobilfabrik)<br />

zu bringen. Wer bezahlt <strong>de</strong>nn die<br />

Rechnung, wenn eine Montagestätte „zwischengeschaltet”<br />

ist? Wird an <strong>de</strong>n „Modullieferanten”<br />

(Komplettradmontage) o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n<br />

Automobilhersteller berechnet? Wenn ein<br />

Kun<strong>de</strong> die mit Rä<strong>de</strong>rn bela<strong>de</strong>nen Lkw für eine<br />

bestimmte Zeit an einen bestimmten Ort beor<strong>de</strong>rt,<br />

so ist das für ihn eine kleine Message.<br />

Der Rä<strong>de</strong>rhersteller wird aber möglicherweise<br />

(„am liebsten” kurzfristig) Beladung und<br />

Transport während <strong>de</strong>r Nacht (auch das sind<br />

höhere Kosten) zu organisieren haben usw.<br />

usw.<br />

Kompetenz in Erstausrüstungsfragen kann<br />

bei allen renommierten Zulieferern vorausgesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n. Wer bislang nur im Ersatzmarkt<br />

tätig war o<strong>de</strong>r einem Nischenanbieter Rä<strong>de</strong>r<br />

lieferte, muss diese Kompetenz erst aufbauen.<br />

„Reibungsverluste” gera<strong>de</strong> am Anfang einer<br />

Geschäftsbeziehung können selten vermie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n. Ein Beispiel: Automobilhersteller<br />

verlangen gemeinhin ein Audit entsprechen<strong>de</strong>r<br />

Werke, vorher läuft nichts. Selbst<br />

wenn das Equipment <strong>de</strong>r Fabrik topmo<strong>de</strong>rn<br />

sein sollte, selbst wenn die Arbeiter bestens<br />

geschult sind, ja selbst wenn das Produkt für<br />

sich genommen über je<strong>de</strong>n Qualitätseinwand<br />

erhaben sein sollte, fehlt immer noch das I-<br />

Tüpfelchen: die Kompetenz <strong>de</strong>s Managements.<br />

Dazu gehört eine Menge: Beste<br />

Sprachkenntnisse wer<strong>de</strong>n vorausgesetzt, die<br />

Anfragen aus Dearborn – selbstre<strong>de</strong>nd in<br />

Englisch - stehen morgens auf <strong>de</strong>m Bildschirm,<br />

sind ellenlang und sollen bis Feierabend abgearbeitet<br />

sein – selbstre<strong>de</strong>nd in Englisch.<br />

Sonst droht Ungemach! Verkäufer von Aluminiumfelgen<br />

an die Erstausrüstung neigen<br />

jobbedingt zum Hecheln.<br />

Kampf <strong>de</strong>r Rä<strong>de</strong>rtechnologien<br />

Zunächst einmal gilt: Wenn die Rä<strong>de</strong>r auch<br />

in <strong>de</strong>r Erstausrüstung immer größer dimensioniert<br />

wer<strong>de</strong>n, so kommt dies anspruchsvollen<br />

Technologien wie <strong>de</strong>m klassischen Schmie<strong>de</strong>rad<br />

und <strong>de</strong>m Modulrad zu<br />

Gute, auch das konventionelle<br />

Gussrad<br />

profitiert.<br />

Je größer das Rad, je<br />

komplizierter das Herstellungsverfahren,<br />

<strong>de</strong>sto teurer: eine „Faustregel”,<br />

die sich im entsprechen<strong>de</strong>n Schaubild wie<strong>de</strong>rfin<strong>de</strong>t.<br />

Abweichungen von diesen Näherungswerten<br />

sind nicht selten. Stahl-, Leichtbau-<br />

Stahl-, Aluband- und Leichtbau-Schmie<strong>de</strong>rä<strong>de</strong>r<br />

sind auf ungleich höhere Losgrößen angewiesen.<br />

Die Werkzeuge bei <strong>de</strong>n „billigen”<br />

Rä<strong>de</strong>rn sind wesentlich teurer. Das ist kein<br />

Paradoxon, son<strong>de</strong>rn steht in engem Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>n Losgrößen. Diesen Zusammenhang<br />

hatten die <strong>de</strong>utschen Automobilhersteller<br />

(im VDA) vor Jahren auch gesehen und<br />

für die Rä<strong>de</strong>rherstellung umzumünzen gesucht:<br />

Es sollte ein kostengünstiges (um das<br />

Wort „billig” zu vermei<strong>de</strong>n) Einheitsrad ent-<br />

stehen, z. B. in 6 o<strong>de</strong>r 6,5 x 15 Zoll: Das war<br />

<strong>de</strong>r „Eisprung”, aus<br />

<strong>de</strong>m später das<br />

Leichtbau-Schmie<strong>de</strong>rad<br />

von Fuchs wur<strong>de</strong>.<br />

Das Rad gibt es also,<br />

es ist sogar wettbewerbsfähig,<br />

aber die<br />

I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s Einheitsra<strong>de</strong>s<br />

für Audi, BMW,<br />

Merce<strong>de</strong>s und Co.<br />

erwies sich als nicht<br />

tragfähig.<br />

Die Top-Produkte<br />

– also auch teure –<br />

im Wi<strong>de</strong>rstreit <strong>de</strong>r<br />

Technologien sind<br />

das Modular-, das<br />

Magnesium- und das<br />

klassische Schmie<strong>de</strong>rad.<br />

Das legendäre<br />

Flügel-Rad für Por-<br />

300<br />

250<br />

Konvent. Stahlrad<br />

Leichtbau-Stahlrad<br />

Alubandrad<br />

Konv. Leichtbau-Schmie<strong>de</strong>rad<br />

Leichtbau-Schmie<strong>de</strong>rad<br />

(mit Anbind. am Felgenhorn)<br />

Konventionelles Alugussrad<br />

Hohlspeichenrad<br />

Schmie<strong>de</strong>rad<br />

Modularrad<br />

Magnesiumrad<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

sche und <strong>de</strong>r Klassiker <strong>de</strong>s Merce<strong>de</strong>s-Barock-<br />

Ra<strong>de</strong>s galten lange Zeit als Nonplusultra. Es<br />

hat in <strong>de</strong>r Tat lange gedauert, bis Merce<strong>de</strong>s<br />

sich davon überzeugen ließ, dass gegossene<br />

Aluminiumrä<strong>de</strong>r auch etwas taugen könnten.<br />

Fuchs hat als exklusive Rä<strong>de</strong>rschmie<strong>de</strong> in Europa<br />

lange, fast zu lange am Schmie<strong>de</strong>n<br />

nach alter Technologie festgehalten,<br />

wobei es korrekterwei-<br />

se ja nicht nur um Schmie<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn auch<br />

um Fließdrücken geht. Vor allem <strong>de</strong>r Oberflächenglanz<br />

ist zwar bis heute von an<strong>de</strong>ren<br />

Technologien nie erreicht wor<strong>de</strong>n, aber die<br />

lange anhalten<strong>de</strong> Design-Behäbigkeit von<br />

Fuchs wur<strong>de</strong> erst in <strong>de</strong>n letzten zwei, drei Jahren<br />

überwun<strong>de</strong>n und erlaubt jetzt eine Renaissance<br />

dieser Technologie (Knetlegierung<br />

AlMgSi1).<br />

Mehrteilige Leichtmetallrä<strong>de</strong>r sind solche,<br />

bei <strong>de</strong>nen gegossene o<strong>de</strong>r geschmie<strong>de</strong>te<br />

Schüsseln bzw. Sterne mit Schrauben an einer<br />

Felge befestigt wer<strong>de</strong>n. Der hohe Aufwand<br />

<strong>de</strong>r Mehrteiligkeit kann zwar teilweise dadurch<br />

kompensiert wer<strong>de</strong>n, dass ein Styling verschie<strong>de</strong>nen<br />

Felgenbreiten zugeordnet wird. Den-<br />

Kosten nach Rä<strong>de</strong>rtechnologien<br />

(Annäherungswerte für 15-Zöller)<br />

in Mark<br />

Der MX-5 ist noch immer <strong>de</strong>r erfolgreichste Roadster aller Zeiten.<br />

Die ersten Leichtmetallfelgen für <strong>de</strong>n Japaner stammten aus<br />

Australien von Mullins Wheels (Salisbury)<br />

Neue Reifenzeitung 3/<strong>2000</strong><br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>


noch bleibt das Produkt immer noch „relativ<br />

teuer” in <strong>de</strong>r Herstellung, vor allem weil es<br />

ten<strong>de</strong>nziell immer noch für Kleinserien gedacht<br />

ist. Außer<strong>de</strong>m erwartet <strong>de</strong>r Verbraucher,<br />

dass das einzelne Modul bei Beschädigung<br />

ersetzt (repariert) wird – auch dieser Aufwand<br />

muss betrieben wer<strong>de</strong>n. Unterschie<strong>de</strong>n wird<br />

im Allgemeinen zwischen Zwei- und Drei-Teilern.<br />

Problematisch waren in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

vor allem Korrosion (z. B. auf Grund min<strong>de</strong>rwertiger<br />

Verschraubungen) und Dichtigkeit:<br />

Mit <strong>de</strong>m Trend zu Zweiteiligkeit und gewachsener<br />

Erfahrung (BBS sei genannt) wur<strong>de</strong>n<br />

auch etwaige Dichtigkeitsprobleme signifikant<br />

verringert.<br />

An einem Magnesiumrad haben eigentlich<br />

alle renommierten Leichtmetallfelgenher–<br />

steller irgendwann einmal „rumgedoktert” –<br />

es ist auch zu verlockend: Das Material ist noch<br />

leichter als Aluminium und die Produktionsprozesse<br />

sind sehr ähnlich. In letzter Konsequenz<br />

(lassen wir einmal Felgen für <strong>de</strong>n Motorsport<br />

beiseite) fehlt bis heute <strong>de</strong>r „Durchbruch”<br />

für straßentaugliche und volumenstarke<br />

Magnesiumrä<strong>de</strong>r. Außer<strong>de</strong>m hat ein Magnesiumrad<br />

einen nicht zu unterschätzen<strong>de</strong>n<br />

Nachteil: Es sieht so aus wie ein Aluminiumrad<br />

– wo wäre <strong>de</strong>r sichtbare High-Tech-Vorteil<br />

(<strong>de</strong>r Gewichtsunterschied steht ja nicht<br />

drauf)? Vorreiter und gewiss das kompetenteste<br />

Unternehmen in dieser Hinsicht ist<br />

Speedline, tritt aber seit Jahren bei <strong>de</strong>r Magnesiumtechnologie<br />

auf <strong>de</strong>r Stelle.<br />

Preislich unter <strong>de</strong>n drei genannten „Hochpreis-Varianten”,<br />

aber noch über <strong>de</strong>m konventionellen<br />

Gussrad ist das so genannte „Hohlspeichenrad<br />

angesie<strong>de</strong>lt. Stahlschmidt + Maiworm<br />

sowie Porsche haben diese – eigentlich<br />

seit langem bekannte – Technologie verfeinert.<br />

Patentrechtlich geschützt durch Porsche<br />

ist aber nur ein Teil <strong>de</strong>s Produktionsprozesses<br />

(das Reibschweißen), neue Varianten (z. B. bieten<br />

sich statt eines wie<strong>de</strong>r zu entfernen<strong>de</strong>n<br />

Sandkernes nach <strong>de</strong>m Hohlguss Aluminiumschäume<br />

an, die an Ort und Stelle verbleiben<br />

können) sind in <strong>de</strong>r Erprobung. Der Hinweis,<br />

bei Hohlspeichenfelgen han<strong>de</strong>le es sich „um<br />

einen alten Hut”, ist zwar einerseits richtig,<br />

an<strong>de</strong>rerseits berechtigt er nicht zur Verunglimpfung<br />

dieser Technologie: Schließlich<br />

konnte S+M sie erfolgreich beim Porsche Turbo,<br />

<strong>de</strong>r Merce<strong>de</strong>s-S-Klasse und <strong>de</strong>m Audi A8<br />

platzieren – und das ist doch wohl (abgesehen<br />

von <strong>de</strong>r BMW 7er-Klasse) die Crème <strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>utschen Automobilbaus! Zumal es S+M<br />

zwischenzeitlich gelungen ist, von <strong>de</strong>r ursprünglichen<br />

Hohlspeiche (ein Zweiteiler) auf<br />

die einteilige, anspruchsvollere und technischfinanziell<br />

sinnvollere Variante umzuschwenken.<br />

Erwähnt sei auch das Abstreckverfahren,<br />

das dünnere Bleche (also geringere Radgewichte)<br />

und <strong>de</strong>nnoch hohe Festigkeitswerte<br />

erlaubt. Auch dieser Arbeitsschritt sollte eigentlich<br />

von <strong>de</strong>n Automobilherstellern dahingehend<br />

honoriert wer<strong>de</strong>n, dass sie etwas tiefer<br />

in <strong>de</strong>n Beutel greifen. Wie schmal <strong>de</strong>r Grat<br />

ist, beweist die abwägen<strong>de</strong> Überlegung von<br />

Rä<strong>de</strong>rherstellern, ob sich die Millionen-Investition<br />

in diese Technologie rentiert.<br />

Einteilige Felgen im „Mehrteiler-Look” sind<br />

Erstausrüstern ein Gräuel, im Umrüstmarkt<br />

haben Verbraucher diesen Dünkel nicht: Sieht<br />

doch keiner, also kann das Rad ein paar Märker<br />

mehr kosten. Die volumenmäßig größte<br />

Gruppe <strong>de</strong>r Aluminiumfelgen sind einteilige<br />

und aus einem Stück gegossen. Die Techno-<br />

Felgenreport<br />

logie ist so kompliziert nicht. Wer in <strong>de</strong>r Lage<br />

ist, Großserien unta<strong>de</strong>lig (das tausendste Rad<br />

wie das erste) herzustellen, kann sich <strong>de</strong>n<br />

Automobilherstellern als Lieferant andienen.<br />

Und wird – wenn er keine Erstausrüstungserfahrung<br />

hat – im Allgemeinen Schiffbruch<br />

erlei<strong>de</strong>n. Denn dann geht das eigentliche Rennen<br />

erst los, es reicht nicht, „nur” feine Rä<strong>de</strong>r<br />

produzieren zu können. Sie müssen auch in<br />

<strong>de</strong>r richtigen Spezifikation zur rechten Zeit am<br />

infocall<br />

Die TÜV Nord Straßenverkehr GmbH hat<br />

ihren Infocall, die „Auskunft für Sachverstand“,<br />

bun<strong>de</strong>sweit freigeschaltet - die<br />

Nummer 0190/890019 ist aus Fest- und<br />

Mobilnetzen zu erreichen. Fachleute beantworten<br />

von Montag bis Donnerstag<br />

von 9 bis 15 Uhr und freitags von 9 bis<br />

12 Uhr Fragen über Fahrzeugtechnik,<br />

Umrüstungen und Vorschriften. Dieser<br />

Service kostet 3,63 Mark pro Minute aus<br />

<strong>de</strong>m Festnetz. Die Anrufer bekommen<br />

kompetente Informationen zu ihren individuellen<br />

Fragen. „Wir erwarten Fragen<br />

zu Themen wie Reifenumrüstungen, Felgen,<br />

Fahrwerksverän<strong>de</strong>rungen (Tieferlegungen),<br />

Leistungsän<strong>de</strong>rungen (Tuning,<br />

Motorumbau), um nur einige zu nennen“,<br />

erklärt Roger Eggers vom TÜV<br />

Nord. Er und sein Team „machen etwas<br />

ganz Neues“. Sie möchten je<strong>de</strong>n Anrufer<br />

bei <strong>de</strong>r „Auskunft für Sachverstand“<br />

am Telefon zufrie<strong>de</strong>n stellen. dv<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong> 79


80<br />

Felgenreport<br />

richtigen Ort sein usw. usw. (siehe oben).<br />

Für hochqualifizierte Techniker auf Automobilseite<br />

sind Rä<strong>de</strong>r und erst recht einteilige<br />

gegossene „Low-Tech”. Bei <strong>de</strong>n Gussrä<strong>de</strong>rn<br />

wird im Prinzip zwischen zwei Legierungen<br />

unterschie<strong>de</strong>n: AlSi7Mg und AlSi11; erstere<br />

wird nach <strong>de</strong>m Guss und Röntgen ausgehärtet<br />

bzw. wärmebehan<strong>de</strong>lt, um höhere Festigkeitswerte<br />

zu erzielen, zweitere nicht. Dass<br />

AlSi7Mg-Rä<strong>de</strong>r im Allgemeinen teurer sind,<br />

liegt aber eher daran, dass sie normalerweise<br />

größer dimensioniert sind und weniger am<br />

zusätzlichen Arbeitsschritt. Nie<strong>de</strong>rdruck wird<br />

gegenüber Schwerkraft und Gegendruck favorisiert,<br />

an<strong>de</strong>re Gießverfahren (semi-liquid z.<br />

B.) gelten als noch nicht ausgereift. Qualitätsund<br />

damit Preisargumente bei <strong>de</strong>n einzelnen<br />

Gießverfahren sind eher „produktphilosophischer<br />

Natur”. Auf in etwa <strong>de</strong>m gleichen preislichen<br />

Level wie konventionell gegossene Rä<strong>de</strong>r<br />

bewegen sich seit neuestem Schmie<strong>de</strong>-<br />

Leichträ<strong>de</strong>r mit einer Anbindung <strong>de</strong>r Schüssel<br />

ans Felgenhorn, was diese ansonsten in<br />

Stylingansprüchen ärmere Technologie beträchtlich<br />

aufwertet.<br />

Denn „konventionelle” Schmie<strong>de</strong>-Leichträ<strong>de</strong>r<br />

müssen signifikant billiger sein als Gussrä<strong>de</strong>r,<br />

sind doch die Stylingmöglichkeiten stark<br />

eingeschränkt. Obendrein rechnen die Otto<br />

Fuchs Metallwerke – Exklusivinhaber dieser<br />

Technologie – mit Losgrößen von 80.000<br />

Stück an aufwärts. Auch hier bestün<strong>de</strong> bei<br />

<strong>de</strong>m Versuch, über mehrere Jahre „gestükkelte”<br />

Aufträge durch Herstellung auf Hal<strong>de</strong><br />

die gewünschten Skaleneffekte zu erzielen, das<br />

Risiko, bei nur geringfügigen Än<strong>de</strong>rungen an<br />

<strong>de</strong>r Bremsanlage während <strong>de</strong>r Serienproduktion<br />

(also nicht erst bei einem evtl. Facelift)<br />

„für die Katz” produziert zu haben.<br />

Ein weiteres Stückchen unter <strong>de</strong>m Schmie<strong>de</strong>-Leichtrad<br />

ist preislich das so genannte Alubandrad<br />

angesie<strong>de</strong>lt, das in <strong>de</strong>r Herstellung<br />

<strong>de</strong>m <strong>de</strong>s Stahlra<strong>de</strong>s ähnelt und mit diesem in<br />

je<strong>de</strong>m Falle die Stylingeinschränkungen gemeinsam<br />

hat. Bei Stahl- und Alubandrad versucht<br />

man durch eine Radab<strong>de</strong>ckung das<br />

optische Handikap zu minimieren. Erstens<br />

sieht man <strong>de</strong>m Rundling zumeist recht gut<br />

an, dass eine Attrappe vor <strong>de</strong>m eigentlichen<br />

Rad ist, zweitens kostet solche eine Zierblen<strong>de</strong><br />

ja auch und schlägt beim Einkauf wie beim<br />

Handling preislich zu Buche. Das Alubandrad<br />

ist aktuell die leichteste eingeführte Radvariante,<br />

in Europa wird das Verfahren bei<br />

Michelin Kronprinz (für bislang BMW ausschließlich)<br />

beherrscht, in USA engagiert sich<br />

Hayes Lemmerz sehr stark (nach<strong>de</strong>m mehrere<br />

Anläufe mit dieser Technologie im Stahlrä<strong>de</strong>rwerk<br />

Ostrau gescheitert sind).<br />

Während das Alubandrad – theoretische<br />

Kapazität bei Michelin Kronprinz in Solingen<br />

nie auch nur annähernd erreichte 2 Millionen<br />

Stück pro Jahr – also immerhin produktionstechnisch<br />

realisiert ist, lässt das Stahl-Leichtbaurad<br />

noch auf sich warten: es wür<strong>de</strong> vermutlich<br />

preislich in direkten Wettbewerb zum<br />

Alubandrad treten, vielleicht sogar etwas billiger<br />

sein. Da dieses neuartige Stahlrad recht<br />

billig, zu<strong>de</strong>m möglicherweise leichter als ein<br />

Gussrad aus Aluminium wäre und <strong>de</strong>nnoch<br />

ungeahnte Stylingansprüche bieten könnte,<br />

wür<strong>de</strong>n die Karten neu gemischt. Eine vorläufige<br />

Entwarnung: Selbst wenn alles so realisiert<br />

wird, wie es sich die Entwickler solch<br />

eines Leichtbau-Stahlra<strong>de</strong>s erhoffen, wür<strong>de</strong>n<br />

noch Jahre vergehen, bis es in großen Stück-<br />

zahlen verfügbar wäre.<br />

Das „billigste” verfügbare Rad ist das herkömmliche<br />

aus Stahl. Alle bekannt gewor<strong>de</strong>nen<br />

Versuche, es durch eine entsprechen<strong>de</strong><br />

Oberflächenbehandlung signifikant optisch<br />

aufzuwerten, sind nur wenig von Erfolg gekrönt<br />

wor<strong>de</strong>n. Aber so wie bei Gussrä<strong>de</strong>rn<br />

aktuell mit neuen Legierungen experimentiert<br />

wird, sollte man auch bei Stahlrä<strong>de</strong>rn nicht<br />

das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Fahnenstange erreicht sehen<br />

(Stichwort Nirosta).<br />

Die I<strong>de</strong>e eines Kunststoffra<strong>de</strong>s wird eines<br />

Tages auch neu belebt: Wenn ein Großserienhersteller<br />

von Automobilen auf die I<strong>de</strong>e<br />

käme, für ein Mo<strong>de</strong>ll ein bestimmtes Rad aus<br />

Kunststoff verbauen zu wollen (<strong>de</strong>r schwere<br />

Flansch für Ersatzmarkträ<strong>de</strong>r entfiele), hätte das<br />

fatale Folgen für die Unternehmen <strong>de</strong>s Umrüstmarktes.<br />

Die können als Hersteller mit OE-Preisen<br />

ohnehin nicht mithalten. Ein Erstausrüstungswerk<br />

ist so weit durchrationalisiert, computerisiert<br />

und roboterisiert, dass es zwanzig Prozent<br />

und mehr billiger produzieren kann als<br />

ein (ausschließlicher) Hersteller für die Ersatzmärkte.<br />

Muss man wirklich ver<strong>suchen</strong>, diese<br />

Lücke zu schließen? O<strong>de</strong>r sollte man zurufen:<br />

Bleib bei Deinem Leisten, spar Dir die<br />

Anstrengung, auch noch Erstausrüster wer<strong>de</strong>n<br />

zu wollen. Wer wird bei <strong>de</strong>m dort herrschen<strong>de</strong>n<br />

Preisniveau <strong>de</strong>nn noch Glückseligkeit<br />

versprühen? Detlef Vogt<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>


82<br />

Felgenreport<br />

Mehr<br />

Informationen<br />

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Fax: 04141-609900<br />

E-Mail:<br />

ute.monsees@reifenpresse.<strong>de</strong><br />

For sale?<br />

Allüberall wird einem erzählt, die<br />

Zukunft <strong>de</strong>s gegossenen Aluminiumra<strong>de</strong>s<br />

sei glänzend. In Amerika<br />

verlässt schon mehr als je<strong>de</strong>s<br />

zweite Auto die Fertigungsbän<strong>de</strong>r<br />

auf glänzen<strong>de</strong>n Alus,<br />

2002 sollen es 60% sein, weitere<br />

fünf Jahre später soll die „Fitment<br />

rate“ zwei von drei Fahrzeugen<br />

umfassen, womit einfach nachzurechnen<br />

wäre, dass nochmals<br />

rund zehn Millionen Alurä<strong>de</strong>r<br />

benötigt wer<strong>de</strong>n. Der US-Trend<br />

vom „reinen Pkw“ zum - nach<br />

hiesiger Definition - Light Truck<br />

wird <strong>de</strong>r Ausstattungsquote nicht<br />

scha<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn ihr gar zugute<br />

kommen. Denn die „Unvernunft“<br />

(bezogen auf Europäer: wer<br />

braucht <strong>de</strong>nn wirklich so ein<br />

Auto?) wird sich beim Ra<strong>de</strong> fortsetzen,<br />

ein „Spaß-Mobil“ steht<br />

bevorzugt auf Alurä<strong>de</strong>rn. In Europa<br />

ist mittlerweile <strong>de</strong>r 30-Prozent-Wert<br />

in <strong>de</strong>r Erstausrüstung<br />

überschritten, in Deutschland sind<br />

wir schon mehr als zehn Prozent<br />

weiter. Die Europäer wer<strong>de</strong>n Jahr<br />

für Jahr <strong>de</strong>n Abstand zu <strong>de</strong>n<br />

Amerikanern verkürzen. Weltweit<br />

dürften im nächsten Jahr, vielleicht<br />

sogar schon in diesem 100<br />

Millionen Aluminiumfelgen produziert<br />

wer<strong>de</strong>n. Das Business<br />

muss für Konzerne und Investoren<br />

doch lukrativ sein. Denkste!<br />

1997 hatte <strong>de</strong>r nordamerikanische<br />

Mischkonzern Noranda sein<br />

Felgen-Department American Racing<br />

Equipment (ARE) auf die<br />

Verkaufsliste gesetzt - und 1998<br />

wie<strong>de</strong>r runtergenommen, weil<br />

sich kein Käufer fand. (Die Noranda-AluminiumsparteStrangpressprofile<br />

ging – vielleicht ein<br />

Hinweis auf eine spätere Transaktion<br />

auch bei Rä<strong>de</strong>rn – zu Beginn<br />

dieses Jahres an Alcoa.) Der<br />

große norwegische Konzern<br />

Norsk Hydro (<strong>de</strong>r Umsatz im<br />

Leichtmetallgeschäft von 9 Milliar<strong>de</strong>n<br />

DM entspricht zu gut 40<br />

Prozent <strong>de</strong>m Konzernumsatz)<br />

hätte sich wohl zu gerne viel früher<br />

von seiner kleinen Sparte<br />

Leichtmetallrä<strong>de</strong>r (firmierend unter<br />

Fundo) getrennt, aber die bei-<br />

<strong>de</strong>n Favoriten wollten nicht: Borbet<br />

nämlich hatte erst mal die (für<br />

seine Unternehmensgröße) enormen<br />

Investitionen an seinem<br />

österreichischen Standort Ranshofen<br />

und für die Lackiererei in<br />

Me<strong>de</strong>bach, unweit <strong>de</strong>r Unternehmenszentrale,<br />

zu verdauen; und<br />

Superior wird zwei Mal überlegt<br />

haben, inwieweit die Fundo-Technik<br />

mit <strong>de</strong>r eigenen kompatibel<br />

gemacht wer<strong>de</strong>n könne. Ob ein<br />

OE-Nobody wie die Aluwheel<br />

W.L.L. aus Bahrain als neuer Fundo-Eigner<br />

(siehe NEUE REIFEN-<br />

ZEITUNG 3/<strong>2000</strong>) bei <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n<br />

Audi, BMW, Saab/GM o<strong>de</strong>r<br />

Volvo Entzücken hervorruft, darf<br />

getrost in Zweifel gezogen wer<strong>de</strong>n.<br />

Eher laut <strong>de</strong>nn leise wur<strong>de</strong><br />

darüber spekuliert, <strong>de</strong>r US-Konzern<br />

Amcast könne seinen Einstieg<br />

bei Italiens Speedline vom<br />

Sommer ’97 schon bereuen. Der<br />

südafrikanische Mischkonzern<br />

Murray & Roberts hat es gewiss<br />

zeitweise bereut, seinen bei<strong>de</strong>n<br />

britischen Werken von Kent und<br />

Cardiff und <strong>de</strong>m südafrikanischen<br />

Schmuckstück in Port Elizabeth<br />

auch noch das alte VW-Alurä<strong>de</strong>r-<br />

Werk im kanadischen Barrie seiner<br />

Alurä<strong>de</strong>r-Tochter Alloy<br />

Wheels International (AWI) hinzuzufügen.<br />

Die Deutsche Morgan<br />

Grenfell wur<strong>de</strong> damit beauftragt,<br />

einen Käufer zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Pech gehabt, wollte keiner haben.<br />

Also wur<strong>de</strong> - nolens, volens - im<br />

Frühjahr letzten Jahres erklärt,<br />

Alurä<strong>de</strong>r seien zwar kein „Kerngeschäftsfeld“<br />

mehr, da man aber<br />

neuerdings profitabel sei, wer<strong>de</strong><br />

das Business gepflegt. Was wohl<br />

auch kein Lippenbekenntnis war,<br />

<strong>de</strong>nn an die AWI-Spitze wur<strong>de</strong>n<br />

gleich drei Murray & Roberts-<br />

Manager gesetzt, die aufräumen<br />

sollten und die mehr gegen- als<br />

miteinan<strong>de</strong>r arbeiten<strong>de</strong>n Werke<br />

zu befrie<strong>de</strong>n hatten. Was wohl<br />

auch gelungen sein dürfte. Überhaupt<br />

wollen einige Marktbeobachter<br />

wissen, das Alurä<strong>de</strong>r-Geschäft<br />

habe gar nicht wirklich zum<br />

Verkauf gestan<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn man<br />

wollte lediglich eruieren, ob sich<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>


potenzielle (Joint-Venture-)Partner fin<strong>de</strong>n ließen.<br />

May be! Für das konsequente Aufräumen<br />

spricht übrigens auch, dass AWI sich vom<br />

Ersatzmarkt verabschie<strong>de</strong>t hat und seine ja<br />

bekannte Marke „Wolfrace” an die südafrikanischen<br />

Kollegen von Smith’s Wheels veräußerte.<br />

Apropos Partner. Dass man selber bei<br />

Rä<strong>de</strong>rn zu klein im globalen Geschäft ist, hat<br />

auch Michelin erkannt und beschlossen, weltweit<br />

„strategische Allianzen“ zu schließen. Als<br />

in Südamerika für ein Renault-Mo<strong>de</strong>ll ein solcher<br />

Partner bei Stahlrä<strong>de</strong>rn gesucht wur<strong>de</strong>,<br />

wird Michelin über die Güte <strong>de</strong>r Meritor-<br />

Werke in Brasilien (Wirtschaftsraum Mercosur)<br />

und Mexico (Wirtschaftsraum Nafta) gestaunt<br />

haben: Dort kann man, berichten Besucher,<br />

„vom Fußbo<strong>de</strong>n essen“. Wenn Michelin<br />

aber schon bei Stahlrä<strong>de</strong>rn erkannt hat,<br />

Millionen Fertigungsvolumen immer noch<br />

abgeschlagen sind: Michelin braucht bei Alugussrä<strong>de</strong>rn<br />

einen starken Partner - o<strong>de</strong>r kann<br />

es sein lassen. Dass sich die Franzosen auf<br />

Dauer rote Zahlen aus Solingen gefallen lassen,<br />

ist unwahrscheinlich. Vielleicht war die<br />

Montupet-Eigner-Familie auch nicht bereit,<br />

sich <strong>de</strong>m Michelin-Diktat zu beugen. (Bei<br />

Zylin<strong>de</strong>rköpfen ist Montupet weltweit z. B. eine<br />

echt “große Nummer” und braucht sich hinter<br />

<strong>de</strong>m großen Reifenmulti nicht unter Wert<br />

zu verkaufen.)<br />

Warum interessieren sich die riesengroßen<br />

automobilen Zulieferer-Konzerne <strong>de</strong>nn<br />

nicht für Alurä<strong>de</strong>r, ob sie Delphi, Dana, Rockwell<br />

(dazu gehört Stahlradhersteller Meritor)<br />

o<strong>de</strong>r LucasVarity heißen mögen? - Die Antwort<br />

mag uns nicht gefallen, aber sie ist ein<strong>de</strong>utig:<br />

Die großen Zulieferer sehen ihre Zu-<br />

Auch das Geschäft mit Aluminiumrä<strong>de</strong>rn hat längst globalen Charakter: Wo sollte man mit eigenen Werken, wo<br />

über Joint-Ventures präsent sein?<br />

dass man „zu klein“ ist, wie muss das dann<br />

erst bei Aluminiumrä<strong>de</strong>rn sein? Mit <strong>de</strong>m Alubandrad<br />

von Kronprinz glaubte man zwischenzeitlich,<br />

eine ganz ungewöhnlich zukunftsträchtige<br />

Technologie in <strong>de</strong>r Hand zu<br />

haben, schließlich ist das nach wie vor die leichteste<br />

Variante im Wi<strong>de</strong>rstreit <strong>de</strong>r Rä<strong>de</strong>rarten.<br />

Als BMW beim Facelift für <strong>de</strong>n 5er griesgrämig<br />

blickte, schienen die Erwartungen in diese<br />

Fertigung aber wie Blütenträume zu zerplatzen.<br />

Jetzt allerdings keimt Hoffnung: An<strong>de</strong>re<br />

Automobilhersteller sind wohl doch noch<br />

einmal neugierig gewor<strong>de</strong>n. Mit Neugier<strong>de</strong><br />

hatten Wettbewerber auch beobachtet, dass<br />

für die Sparte Aluguss mit Montupet ein „strategischer<br />

Partner“ gefun<strong>de</strong>n zu sein schien.<br />

Aber vielleicht dämmerte jeman<strong>de</strong>m in Clermont-Ferrand,<br />

dass bei<strong>de</strong> - Kronprinz und<br />

Montupet - mit zusammen weniger als vier<br />

kunft in High-Tech-Modulen, in Elektronik-<br />

Bauteilen am Fahrzeug. Rä<strong>de</strong>r sind - aus ihrer<br />

Sicht - Low-Tech-Produkte. Je<strong>de</strong>nfalls sobald<br />

man erst einmal die Großserien-Fertigung<br />

beherrscht. Der einzige Großkonzern mit einer<br />

Geschäftsdominanz im Rä<strong>de</strong>r-Bereich, die<br />

Firma Hayes Lemmerz, ist verglichen mit beispielsweise<br />

Delphi Automotive ein Zwerg. Und<br />

er wird schon wegen dräuen<strong>de</strong>n Ungemachs<br />

durch die Kartellbehör<strong>de</strong>n von Übernahmekandidaten<br />

die Finger lassen: Was sollte Hayes<br />

mit ARE (Werke in Rancho Dominguez bei<br />

L.A., Warsaw/Kentucky und Queretaro/Mexico),<br />

ist man doch in Nordamerika bestens<br />

aufgestellt? Die Thailand-Beteiligung bei Siam<br />

Lemmerz konnte man erst nach Mühen auf<br />

70 Prozent aufstocken, <strong>de</strong>nn König Bhumibol<br />

rechnet alles, was zu Siam Cement (<strong>de</strong>m<br />

Hayes-Partner und größten Industriekonglo-<br />

Felgenreport<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong> 83


84<br />

Felgenreport<br />

Der Stoff, aus <strong>de</strong>m die Schäume sind – Leichtmetalle<br />

als Wegbereiter umweltfreundlicher Produkte<br />

Produktentwickler wollen stets Grenzen<br />

durchbrechen und können sich mit <strong>de</strong>m<br />

Erreichten selten zufrie<strong>de</strong>n geben. Dem<br />

entsprechend gibt es kaum ein Material,<br />

an <strong>de</strong>m sie nichts auszusetzen haben:<br />

Kunststoffe sind ihnen entwe<strong>de</strong>r nicht hart<br />

genug o<strong>de</strong>r zuwenig hitzebeständig, Keramiken<br />

zu sprö<strong>de</strong> und die meisten Metalle<br />

schlicht zu schwer. So richtet sich ihr Forscherdrang<br />

nicht nur auf die Entwicklung<br />

neuer Materialien, son<strong>de</strong>rn auch auf Mittel<br />

und Wege, um traditionellen Werkstoffen<br />

entwe<strong>de</strong>r neue Eigenschaften einzuverleiben<br />

o<strong>de</strong>r ihnen gezielt die Schwächen auszutreiben.<br />

Vor <strong>de</strong>m Hintergrund begrenzter natürlicher<br />

Ressourcen, wachsen<strong>de</strong>r Umweltbelastungen<br />

und <strong>de</strong>r Notwendigkeit zur<br />

Einsparung von Energie haben recyclierfähige<br />

Leichtmetalle in <strong>de</strong>n letzten Jahren<br />

immens an Be<strong>de</strong>utung gewonnen. Ihr Einsatzgebiet<br />

erstreckt sich inzwischen vom<br />

Mountain Bike bis hin zum Space Shuttle.<br />

Egal ob Flugzeug, Auto o<strong>de</strong>r Werkzeugmaschine<br />

– das Gewicht <strong>de</strong>r Bauteile wird<br />

aus wirtschaftlichen und ökologischen Erwägungen<br />

immer mehr zum Zünglein an<br />

<strong>de</strong>r Waage. Allein auf Grund <strong>de</strong>r Tatsache,<br />

dass gut 37 Prozent <strong>de</strong>s Kraftstoffverbrauchs<br />

und damit <strong>de</strong>s Schadstoffausstoßes eines<br />

Autos vom Gewicht abhängen, bezweifelt<br />

in <strong>de</strong>r Automobilindustrie heute niemand<br />

mehr, dass sich die gesetzten Ziele nur durch<br />

eine konsequente Leichtbauweise realisieren<br />

lassen. Grundsätzlich gibt es zwei unterschiedliche<br />

Metho<strong>de</strong>n, um leichtere Autos zu bauen:<br />

Entwe<strong>de</strong>r man verbessert die Konstruktion,<br />

o<strong>de</strong>r man setzt alternative Materialien ein.<br />

Letzteres ist gleichbe<strong>de</strong>utend mit <strong>de</strong>r Substitution<br />

von Stahl durch Leichtmetalle o<strong>de</strong>r<br />

Kunststoff, und je<strong>de</strong>r Automobilhersteller<br />

schwört heute auf seine eigene Rezeptur. Die<br />

Bandbreite dieser in die Zukunft gerichteten<br />

Strategien erstreckt sich vom „Voll-Aluminium-Auto“<br />

bis hin zu kombinierten Lösungen<br />

aus Stahl, Leichtmetallen und Kunststoffen.<br />

Dessen ungeachtet gilt Aluminium als Wachstumsträger<br />

Nummer eins. Für <strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>s<br />

Leichtmetalls in <strong>de</strong>r Automobilindustrie wur<strong>de</strong><br />

eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Hür<strong>de</strong> überwun<strong>de</strong>n,<br />

als das Laserstrahlschweißen zur Industriereife<br />

entwickelt wur<strong>de</strong>.<br />

Einen Schritt weiter in die Zukunft erlaubt<br />

ein noch leichtgewichtigeres Metall – nämlich<br />

Magnesium. Mit einem spezifischen Gewicht<br />

von 1,74 g/cm 3 ist das Metall rund ein<br />

Drittel leichter als Aluminium. Somit ist Magnesium<br />

<strong>de</strong>r leichteste metallische Konstruktionswerkstoff<br />

überhaupt. Allerdings stecken<br />

die Anwendungen für das Super-Leichtgewicht<br />

unter <strong>de</strong>n Werkstoffen im Gegensatz<br />

zu an<strong>de</strong>ren Materialien vergleichsweise noch<br />

in <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rschuhen. Vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />

noch zahlreicher offener Entwicklungsfragen<br />

bemüht sich heute die Forschung u. a. auch,<br />

die Potentiale <strong>de</strong>s Magnesiums als Komponente<br />

in Bauteilen auszuloten. Zu diesem<br />

Zweck wer<strong>de</strong>n neben mo<strong>de</strong>rnen Prüf- und<br />

Analysetechniken auch numerische Simulationsmetho<strong>de</strong>n<br />

eingesetzt. Die bisherigen Resultate<br />

geben durchaus Anlass zu berechtigtem<br />

Optimismus, wobei allerdings berücksichtigt<br />

wer<strong>de</strong>n muss, dass Magnesium wegen<br />

<strong>de</strong>r schlechten Schmied- und Kaltumformbarkeit<br />

im Druckgussverfahren verarbeitet wer<strong>de</strong>n<br />

muss. Als typische Anwendungen für das<br />

Metall kommen <strong>de</strong>mnach Sitzgestelle, Instrumententafeln<br />

und Lenksäulen in Frage. Gemeinsam<br />

mit <strong>de</strong>r Volkswagen AG stellten<br />

Fraunhofer-Forscher fest, dass das Kleben –<br />

auch in Kombination mit mechanischen Fügetechniken<br />

– beim Einsatz von Magnesium<br />

im Fahrzeugbau eine Schlüsselrolle übernehmen<br />

wird. Auch das künftige Entsorgungsszenario<br />

im Hinblick auf Magnesiumbauteile<br />

wur<strong>de</strong> einer kritischen Prüfung unterzogen.<br />

Resümee: Das Super-Leichtmetall verfügt über<br />

ein exzellentes Recyclingpotential.<br />

Um weitere signifikante Gewichtsreduktionen<br />

zu ermöglichen, müssen die Werkstofftechniker<br />

noch tiefer in die Trickkiste greifen.<br />

Die zur Zeit vielversprechendste Möglichkeit,<br />

hohe Stabilität und ein Minimum an Gewicht<br />

zu vereinbaren, besteht darin, Leichtbaustrukturen<br />

aus Metallschäumen einzusetzen. Obwohl<br />

metallische Schäume seit <strong>de</strong>n 50er Jah-<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>


en bekannt sind, bietet erst ein<br />

in <strong>de</strong>n 90er Jahren neu entwikkelter<br />

Herstellungsprozess auf <strong>de</strong>r<br />

Basis <strong>de</strong>r Pulvermetallurgie die<br />

Möglichkeit, reproduzierbare<br />

Bauteile sowohl plattenförmig als<br />

auch in Form von Volumenbauteilen<br />

herzustellen.<br />

Aluminiumschäume, die mit<br />

einer Dichte von 0.5 bis 0.6 g/<br />

cm 3 auf einer Wasseroberfläche<br />

wie Kork schwimmen, kommen<br />

<strong>de</strong>m I<strong>de</strong>albild eines mo<strong>de</strong>rnen<br />

Leichtbau-Werkstoffes sehr nahe.<br />

Ein großer Vorteil <strong>de</strong>r Herstellung<br />

von Aluminiumschäumen mit<br />

Hilfe <strong>de</strong>r Pulvermetallurgie basiert<br />

auf <strong>de</strong>r Freiheit <strong>de</strong>r Werkstoffauswahl<br />

und -zusammensetzung.<br />

Auf diese Weise lassen sich die<br />

Eigenschaften <strong>de</strong>s Werkstoffs gezielt<br />

beeinflussen. Maßgebend<br />

vorangetrieben wur<strong>de</strong> die dafür<br />

erfor<strong>de</strong>rliche Technologie am Bremer<br />

Fraunhofer-Institut für Angewandte<br />

Materialforschung. Gemeinsam<br />

mit <strong>de</strong>m Osnabrücker<br />

Unternehmen Wilhelm Karmann<br />

GmbH entwickelte das Institut ein<br />

mehrstufiges Herstellungsverfahren<br />

für Sandwich-Bauteile – das<br />

sogenannte Space-Frame-Kon-<br />

merat <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s) gehört, zum<br />

Familiensilber. Speedline ist längst<br />

nicht mehr das industrielle Vorbild,<br />

das es mal war, die Speedline-Techniker<br />

sollten sich mal<br />

anschauen (geht nicht: Betreten<br />

verboten!), wie das spanische<br />

Hayes-Werk von innen aussieht.<br />

AWIs Werk in Südafrika wür<strong>de</strong><br />

mit <strong>de</strong>m eigenen Engagement<br />

(Alro<strong>de</strong> bei Johannesburg) kollidieren,<br />

die Kanada-Sorgen (nach<br />

<strong>de</strong>n heftigen Investitionen tatsächlich<br />

ausgestan<strong>de</strong>n?) hatten<br />

sich auch bis zu Hayes Lemmerz<br />

rumgesprochen, <strong>de</strong>r Standort<br />

Großbritannien ist wegen <strong>de</strong>s<br />

Pfund-Kurses tabu.<br />

„Bewegung“ kam ins globale<br />

Geschäft mit Aluminiumrä<strong>de</strong>rn<br />

durch <strong>de</strong>n Plan einer Mega-Fusi-<br />

zept –, das auf reiner Aluminium-<br />

Basis die Gesamtsteifigkeit <strong>de</strong>r<br />

Karosserie aufbringen kann. Die<br />

Firma Karmann hat die Sandwiches<br />

bereits in einen Karosserie-<br />

Prototypen integriert, <strong>de</strong>r in Europa<br />

auf verschie<strong>de</strong>nen Ausstellungen<br />

zu sehen war.<br />

In neu entwickelten, an das<br />

Spritzgussverfahren angelehnten<br />

Technologien stellen Unternehmen<br />

beispielsweise wie die im<br />

österreichischen Marktl ansässige<br />

Neumann Alu Foam bereits komplexe<br />

Formteile aus Schaumaluminium<br />

her. Ausgangsmaterial ist<br />

ein aus Aluminiumpulver und<br />

Treibmittel hergestelltes aufschäumen<strong>de</strong>s<br />

Halbzeug, das über kontinuierliche<br />

Strangpressen verdichtet<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

Nach <strong>de</strong>m Aufheizen <strong>de</strong>s<br />

Halbzeugs auf die Schmelztemperatur<br />

<strong>de</strong>r Legierung ergibt sich<br />

ein flüssiger Schaum, <strong>de</strong>r in die<br />

gewünschte Form gepresst wird.<br />

Die auf diese Weise hergestellten<br />

Formkörper besitzen eine dichte<br />

Aluminiumhaut, die zur zusätzlichen<br />

Versteifung <strong>de</strong>s Schaumes<br />

beiträgt und <strong>de</strong>ssen mechanische<br />

Eigenschaften verbessert. Die Ein-<br />

on auf Seiten <strong>de</strong>r Rohstoffindustrie:<br />

Alcan, Pechiney und Algroup<br />

wollten sich zur APA zusammenschließen<br />

(nach <strong>de</strong>m<br />

Kartellverdikt ist Pechiney erst einmal<br />

außen vor) und hätten damit<br />

sogar Primus Alcoa überholt. Der<br />

reagierte sofort, gab erst ein<br />

freundliches, dann ein feindliches<br />

und schließlich wie<strong>de</strong>r ein freundliches<br />

Übernahmeangebot für<br />

<strong>de</strong>n lokalen US-Wettbewerber<br />

Reynolds Metals ab. Was nicht<br />

ohne Pikanterie war, <strong>de</strong>nn bei<strong>de</strong><br />

Unternehmen einte bislang eines:<br />

seit <strong>de</strong>r Vorkriegszeit die überzeugte<br />

Feindschaft mit <strong>de</strong>m jeweils<br />

an<strong>de</strong>ren. Ob diese tief verwurzelte<br />

Rivalität von Alcoa- und<br />

Reynolds-Mitarbeitern in eine gemeinsame<br />

und selbstre<strong>de</strong>nd har-<br />

satzmöglichkeiten für solche<br />

Schaumkörper sind grundsätzlich<br />

breit gestreut, obwohl sich<br />

das Hauptaugenmerk gegenwärtig<br />

vorrangig auf die Automobilindustrie<br />

richtet. Zusätzlich<br />

eröffnet das Verfahren eine<br />

Möglichkeit, in Gießereien<br />

Sandkerne einzusparen. Die<br />

bisher aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Gewichtsersparnis<br />

gezielt in<br />

Gussstücken vorgesehenen<br />

Hohlräume (wie beim Hohlspeichenrad<br />

von ATS für z. B.<br />

Porsche) könnten künftig durch<br />

Schäume ausgefüllt wer<strong>de</strong>n.<br />

Diese Schaumstrukturen verbleiben<br />

im Gussteil, so dass die<br />

hohen Arbeits- und Energiekosten<br />

für die Entfernung <strong>de</strong>r<br />

Sandkerne entfallen. Die Ranshofener<br />

Austria Aluguss, ein<br />

Unternehmen <strong>de</strong>r Borbet-<br />

Gruppe, hat dieses Verfahren<br />

für Aluminiumrä<strong>de</strong>r unter <strong>de</strong>m<br />

Stichwort „Nature Wheels“<br />

1999 zum Patent angemel<strong>de</strong>t.<br />

monische Firmenkultur mün<strong>de</strong>n<br />

kann, bezweifelt mancher in Firmenfusionen<br />

o<strong>de</strong>r -aufkäufen<br />

erfahrene Consultant. (Nach <strong>de</strong>m<br />

APA-Urteil könnte ohnehin auch<br />

diese Fusion, die in Nordamerika<br />

von <strong>de</strong>n Behör<strong>de</strong>n bereits abgenickt<br />

war, wie<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Prüfstand<br />

kommen.) Und was haben<br />

Camel-Zigaretten und die Alurä<strong>de</strong>rbranche<br />

gemeinsam? Richard<br />

Joshua Reynolds und sein Neffe<br />

Richard Samuel Reynolds begrün<strong>de</strong>ten<br />

1913 nicht nur das Alu-<br />

Reich, son<strong>de</strong>rn kreierten auch die<br />

legendäre Zigarettenmarke. Alurä<strong>de</strong>r<br />

und Tabak mögen bei<strong>de</strong><br />

Genussmittel sein, miteinan<strong>de</strong>r zu<br />

tun haben sie schon lange nichts<br />

mehr. Reynolds hat heute Alu-Rä<strong>de</strong>rwerke<br />

in Beloit (Wisconsin),<br />

Felgenreport<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong> 85


86<br />

Felgenreport<br />

Auburn (Indiana) und in Lebanon/Virginia<br />

(Schmie<strong>de</strong>rä<strong>de</strong>r), in Venezuela und in Italien.<br />

Und da ist noch das Werk Collingwood (Canada),<br />

an <strong>de</strong>m sich 1990 doch Lemmerz mit<br />

25 Prozent beteiligt hatte. Vielleicht hätte Hayes<br />

Lemmerz zuschlagen sollen, als die gesamte<br />

Transport-Sparte von Reynolds (zu <strong>de</strong>r das Rä<strong>de</strong>rgeschäft<br />

gehört) vor einigen Jahren zum<br />

Verkauf stand. Jetzt ist es zu spät: Alcoa guckte<br />

sich anlässlich <strong>de</strong>r mehrheitlichen Übernahme<br />

von Koralu (Hyundai-Tochter Aluminium<br />

of Korea) schon in <strong>de</strong>n Alurä<strong>de</strong>r-Gießereien<br />

<strong>de</strong>r Dooray Corporation in Südkorea um und<br />

scheint entschlossen zu sein, eine Expansionspolitik,<br />

die im Neu<strong>de</strong>utsch „downstream“ genannt<br />

wird, umzusetzen. Der Gedanke beruht<br />

auf <strong>de</strong>r Theorie <strong>de</strong>r Wertschöpfungskette<br />

(eine Kette hat zwei En<strong>de</strong>n): Der Produktion<br />

an <strong>de</strong>m einen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kette (upstream)<br />

folgt eine branchentypische Weiterverarbeitung<br />

bis zum Abverkaufsprodukt für <strong>de</strong>n Endverbraucher<br />

(<strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kette),<br />

um eine möglichst hohe Wertschöpfung zu<br />

erreichen. Alcoa und die APA-Unternehmen<br />

investieren traditionell in Produkttiefe (bzw.<br />

Wertschöpfungstiefe) und -breite. Kritische<br />

Geister verweisen auf die Beispiele AAG und<br />

Fundo, die <strong>de</strong>reinst teurer bei ihren Muttergesellschaften<br />

(AMAG und Norsk Hydro) einkaufen<br />

mussten, als <strong>de</strong>r Aluminium-Preis auf<br />

<strong>de</strong>m Weltmarkt war. Während die APA-Firmen<br />

auf <strong>de</strong>n Verpackungsbereich fokussiert scheinen,<br />

könnte Alcoa schnell zu <strong>de</strong>n größten Her-<br />

stellern von Aluminiumrä<strong>de</strong>rn aufschließen,<br />

zumal man ja bei Nutzfahrzeugrä<strong>de</strong>rn (bis<br />

runter zu 15-Zöllern für Vans!) über genügend<br />

Erfahrung verfügt. Die von Reynolds übernommenen<br />

Schul<strong>de</strong>n (ca. 1,5 Mrd. US-$)<br />

wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n bereits 1998 ausgebrochenen<br />

Alcoa-Expansionsdrang (erinnert sei an Alumax/USA,<br />

Alumix/Italien, Inespal/Spanien<br />

sowie ein Projekt in Ungarn) nicht nachhaltig<br />

bremsen. Aktuell beliefert Reynolds - die gera<strong>de</strong><br />

vor <strong>de</strong>r „Adoption“ stehen<strong>de</strong> neue Alcoa-Tochter<br />

- in Nordamerika die dortigen Autohersteller<br />

mit Rä<strong>de</strong>rn (so richtig wür<strong>de</strong> Noranda-Tochter<br />

American Racing also nicht strategisch<br />

weiterhelfen); in Europa dient das Werk<br />

Ferrara <strong>de</strong>r Ford-Erstausrüstung in Nordamerika<br />

und <strong>de</strong>r Chrysler-Produktion im österreichischen<br />

Graz (sowie ein geringes Volumen<br />

an Jaguar in Großbritannien), das wird Alcoa<br />

rä<strong>de</strong>rseitig nicht reichen. Gera<strong>de</strong> in Europa<br />

wäre <strong>de</strong>r Nachholbedarf Alcoas evi<strong>de</strong>nt, wenn<br />

die oben skizzierte und vielfach erwartete Firmenstrategie<br />

mit Leben erfüllt wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Wer ist nun „for sale“?<br />

Denn <strong>de</strong>r Konsolidierungsprozess muss<br />

weitergehen. Allgemein wird gerechnet, dass<br />

ein Produzent von gegossenen Aluminiumrä<strong>de</strong>rn<br />

für ein Überleben im Erstausrüstungsgeschäft<br />

eine so genannte „kritische Größe“<br />

von fünf Millionen Einheiten jährlich „plus X“<br />

benötigt und möglichst in <strong>de</strong>r Lage sein muss,<br />

<strong>de</strong>m Globalisierungstrend <strong>de</strong>r Automobilhersteller<br />

hinterherzuhecheln. Klar die Volumen-<br />

Autec und mehr<br />

Werk Soultzmatt erwies sich eben doch als sanierbar<br />

„Nicht sanierbar“ - dieses vor Jahren vernichten<strong>de</strong><br />

Urteil von (fachkundigen!) Besuchern<br />

<strong>de</strong>s Werkes spukt heute noch durch die Mauern<br />

<strong>de</strong>s Werkes Soultzmatt, bekannt als SRF<br />

(Sudrad Roues France). Die Mauern sind die<br />

gleichen geblieben, auch viele Mitarbeiter,<br />

selbst die Gießautomaten (18 an <strong>de</strong>r Zahl).<br />

Und doch ist alles an<strong>de</strong>rs gewor<strong>de</strong>n, könnte<br />

eigentlich das vormalige Urteil souverän belächelt<br />

wer<strong>de</strong>n: Durch Kauf neuer Bearbeitungsmaschinen<br />

muss nicht mehr ein Teil <strong>de</strong>r<br />

Rä<strong>de</strong>rherstellung bei Fremdfirmen erfolgen,<br />

die Gießmaschinen sind auf- bzw. umgerüstet<br />

wor<strong>de</strong>n (von Gegen- auf Nie<strong>de</strong>rdruck).<br />

„Zyklon“ von Autec ist eine Kombination aus extrem<br />

tiefem Felgenbett (ca. 75 mm), hochglanz poliertem<br />

Felgenhorn und dreiteiliger Optik. Aufgrund <strong>de</strong>r<br />

großen Nachfrage wer<strong>de</strong>n nun auch die Radgrößen<br />

7,5J x 16H2, 7,5J x 17H2 und 8J x 17H2 für alle<br />

gängigen Fahrzeugtypen angeboten<br />

Die neue Lackieranlage (Liegend-Lackierung)<br />

ist ebenso längst geor<strong>de</strong>rt wie eine Schmelze,<br />

selbst an Kriterien wie <strong>de</strong>n Umweltschutz -<br />

bei Unternehmen, <strong>de</strong>nen das Wasser bis zum<br />

Halse steht, kommt dies gemeinhin erst zum<br />

Schluss - wur<strong>de</strong>n große Summen investiert.<br />

Na klar, möglich wur<strong>de</strong> das nur, weil <strong>de</strong>r Sequester<br />

<strong>de</strong>r ehemaligen Südrad-Gruppe, Dr.<br />

hür<strong>de</strong> überspringen nur Hayes Lemmerz,<br />

Superior und Enkei; bei <strong>de</strong>r Globalisierungsfrage<br />

tun sich schon <strong>de</strong>r zweit- und drittgenannte<br />

schwer. Ronal, Borbet/AAG o<strong>de</strong>r ATS/<br />

TSW und einige an<strong>de</strong>re können nicht darauf<br />

hoffen, dass Wachstum aus eigener Kraft ausreicht,<br />

um zu <strong>de</strong>n „Big Three” aufzuschließen,<br />

son<strong>de</strong>rn müssen (weiterhin) nach strategischen<br />

Partnern <strong>suchen</strong>. Sonst wer<strong>de</strong>n sie leicht zum<br />

Spielball großer Konzerne auf seiten <strong>de</strong>r Automobilhersteller<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer Zulieferer. Die<br />

mittelständische Struktur <strong>de</strong>r (ja durchaus leistungsfähigen)<br />

<strong>de</strong>utschen Zulieferer gilt als<br />

„Auslaufmo<strong>de</strong>ll“. Gera<strong>de</strong> große Konzerne wie<br />

Michelin (eine eventuelle Allianz mit Montupet<br />

allein wür<strong>de</strong> nicht reichen) o<strong>de</strong>r Alcoa/<br />

Reynolds wer<strong>de</strong>n als erste die Weichen stellen<br />

und fragen, ob das Geschäft mit gegossenen<br />

Aluminiumrä<strong>de</strong>rn ein so genanntes „Kerngeschäft“<br />

sein soll. Lautet die Antwort „ja“, so<br />

wer<strong>de</strong>n sie sich nicht mit Wachstum aus eigener<br />

Kraft zufrie<strong>de</strong>n geben, weil das einfach<br />

zu lange dauert. Sie wer<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>re Rä<strong>de</strong>rhersteller<br />

dazukaufen und für Marktbereinigung<br />

sorgen. Dass auf Dauer „strategische<br />

Partnerschaften“ halten, wird allgemein bezweifelt.<br />

Lautet die Antwort auf die Frage nach<br />

<strong>de</strong>m Kerngeschäft „nein“, wer<strong>de</strong>n die mächtigen<br />

Konzerne sich umschauen, wie sie ihre<br />

kleine Sparte Leichtmetallrä<strong>de</strong>r am besten<br />

verscherbeln können, wie Norsk Hydro dies<br />

mit Fundo vor wenigen Wochen praktiziert<br />

hat. <strong>de</strong>tlef.vogt@reifenpresse.<strong>de</strong><br />

Volker Grub, einen großen Teil <strong>de</strong>r Altlasten<br />

übernahm und ein zwischenzeitlich von ihm<br />

bestellter Geschäftsführer, <strong>de</strong>r natürlich längst<br />

wie<strong>de</strong>r ausgeschie<strong>de</strong>n ist, die Dinge geregelt<br />

hat, die richtig weh tun. Von - angesichts <strong>de</strong>r<br />

Gießautomatenzahl durchaus realistischen -<br />

Jahresproduktionsziffern von 500.000 Stück<br />

und mehr hat man sich längst verabschie<strong>de</strong>t,<br />

die Gewinnschwelle liegt bei<br />

weit unter 400.000, das<br />

ist auch das Maximum,<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>


das man produzieren möchte.<br />

Natürlich <strong>de</strong>nkt ein je<strong>de</strong>r:<br />

Zuallererst produziert man für die<br />

Eigenmarken. Das erscheint in<br />

dieser reinen Form so nicht mehr<br />

gültig, wenn man die Rä<strong>de</strong>r woan<strong>de</strong>rs<br />

billiger produzieren könnte<br />

als im eigenen Werk. Da muss<br />

was faul sein, lautet das<br />

(vor)schnelle Urteil. Die Erklärung:<br />

Wer relativ große Stückzahlen für<br />

<strong>de</strong>n Ersatzmarkt benötigt, kann<br />

diese auch beispielsweise in Fernost<br />

produzieren lassen und befriedigt<br />

aus <strong>de</strong>m eigenen Werk<br />

nur die Serien mit kleinen Losgrößen<br />

o<strong>de</strong>r die „Spitzen“. Wer<br />

also auf <strong>de</strong>m Ersatzmarkt mit<br />

übersichtlichen Stückzahlen präsent<br />

ist und keine eigene Fertigung<br />

hat, <strong>de</strong>r wird im Zweifelsfalle<br />

auf eine Adresse wie SRF<br />

verfallen. Bei ungleich größeren<br />

Produzenten, die auch stark in<br />

<strong>de</strong>r Erstausrüstung präsent sind,<br />

wird man das Risiko scheuen: Bei<br />

voller Auslastung gehen OE-Aufträge<br />

vor. Für kleinere Kun<strong>de</strong>n hat<br />

SRF aktuell wohl noch Kapazitäten<br />

frei. Und ist <strong>de</strong>r Markt mal<br />

richtig rückläufig, so ist das Risiko<br />

<strong>de</strong>nnoch übersichtlich: Man<br />

zieht halt die in Fernost platzierten<br />

Kokillen ab und produziert die<br />

eigenen Rä<strong>de</strong>r eben doch hier.<br />

Wer SRF sagt, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>nkt auch<br />

an die Han<strong>de</strong>lsmarke Autec: Autec<br />

(Mutterstadt) ist über alle Vertriebswege<br />

hinweg präsent: ob im<br />

Zubehörgeschäft <strong>de</strong>r Autohäuser<br />

(Mazda, Techno), bei industrieabhängigen<br />

Han<strong>de</strong>lsketten (Vergölst,<br />

Euromaster, Holert Konz),<br />

überregional unabhängigen<br />

(Gummi-Mayer/Stinnes, ATU)<br />

o<strong>de</strong>r regional unabhängigen<br />

(Schwarz/Passau, Reifen-Center),<br />

Kooperationen (VRG), Tunern<br />

(MLK, Musketier, Welsch, RSW),<br />

Groß- (Interpneu, Müller/Hammelburg,<br />

Felgen Peter/Aschheim,<br />

Berger/Essen) o<strong>de</strong>r Einzelhändlern.<br />

Autec vermarktet <strong>de</strong>utlich<br />

über 100.000 Alufelgen jährlich,<br />

mehr als 40 Prozent wer<strong>de</strong>n exportiert<br />

nach Skandinavien, Benelux,<br />

Österreich und in die<br />

Schweiz. An<strong>de</strong>re Län<strong>de</strong>r - nahe<br />

wie Frankreich o<strong>de</strong>r solche im<br />

Fernen Osten - sind noch kleine<br />

Pflänzchen, die aber Hoffnung<br />

auf Wachstum geben. Und das<br />

alles gegen einen Trend: Dem<br />

Mittelpreissegment wird nämlich<br />

„von oben wie von unten“ zugesetzt.<br />

Doch wenn es im Markt<br />

eine Mittelpreismarke gibt, so ist<br />

das erstens Autec und zweitens<br />

das Verdienst von <strong>de</strong>r Person, die<br />

Autec lebt: Irmgard Barth. Auch<br />

bei Wettbewerbern ist man sich<br />

einig: Die Frau macht einen sehr<br />

guten Job!<br />

Ein Großteil <strong>de</strong>r Autec-Rä<strong>de</strong>r<br />

stammt also aus <strong>de</strong>r eigenen Fertigungsstätte<br />

SRF in Soultzmatt,<br />

aber längst nicht alle: Wie viele,<br />

das hängt von <strong>de</strong>r Auslastung bei<br />

Felgenreport<br />

SRF ab und kann von Jahr zu Jahr<br />

beträchtlich schwanken. Das<br />

Werk SRF <strong>de</strong>s Dr. jur. Heinz Berger,<br />

<strong>de</strong>ssen Familie (die bei<strong>de</strong>n<br />

Söhne sind offensichtlich auch<br />

vom Felgenbazillus infiziert) auch<br />

Alleingesellschafter <strong>de</strong>r Firma<br />

Autec ist und das Stammkapital<br />

bei SRF unlängst verdoppelte,<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong> 87


88<br />

Felgenreport<br />

dient durchschnittlich wohl zu etwa einem<br />

Viertel <strong>de</strong>r Produktion <strong>de</strong>r Eigenmarken, womit<br />

auch BCW (geschätzter Partner von Tunern<br />

für Extremgrößen wie 10x14", dafür ist<br />

Offroad etwas rückläufig) gemeint ist (daneben<br />

wer<strong>de</strong>n BCW-Rä<strong>de</strong>r nach wie vor und<br />

überwiegend bei Schmidt/Werdohl produziert).<br />

Erwähnt wer<strong>de</strong>n soll auch die „Spielwiese<br />

ProCast“, auf <strong>de</strong>r Mitarbeiter auch mal<br />

eigene I<strong>de</strong>en realisieren können. Die restlichen<br />

drei Viertel (ca. 300.000) <strong>de</strong>r SRF-Produktion<br />

wer<strong>de</strong>n weitgehend aufgeteilt (kein Anspruch<br />

auf Vollständigkeit) unter AEZ-Hölzel, AEZ-<br />

Alcar, AZEV, DBV, Dotz, Excentric - nicht zu<br />

vergessen die „Volumenbringer“ Peugeot Boutique,<br />

Mazda-Zubehör und Votex, seit Dezember<br />

auch „echte Erstausrüstung“ für Peugeot<br />

(Werk Mülhausen, Mo<strong>de</strong>lle 206 und 406). Die<br />

Kun<strong>de</strong>nliste und <strong>de</strong>ren Programme verrät,<br />

dass in <strong>de</strong>r „Aftermarket-Fabrik“ - das Pflänzchen<br />

Erstausrüstung wird behutsam gepflegt<br />

und dürfte kaum zur tragen<strong>de</strong>n Säule entwickelt<br />

wer<strong>de</strong>n - im Prinzip auch die anspruchsvollsten<br />

Größen (also bis 20") gegossen<br />

wer<strong>de</strong>n können. Einen „Flaschenhals“ (Bearbeitung)<br />

gibt’s nicht mehr, in die (auch tatsächlich<br />

renovierungsbedürftige) alte Lackieranlage<br />

wur<strong>de</strong> noch investiert (für Insi<strong>de</strong>r: Es<br />

ist die gleiche, die in Offenbach an <strong>de</strong>r Queich<br />

steht und heute Schmidt/Werdohl - vormals<br />

ATU - gehört), obwohl <strong>de</strong>r Kauf einer völlig<br />

neuen Lackieranlage schon längst ausgemachte<br />

Sache war. Man möchte das Image eines<br />

grundsoli<strong>de</strong>n, zuverlässigen Herstellers zu<br />

marktgerechten Preisen pflegen. Kun<strong>de</strong>n berichten,<br />

sie fühlen sich mit ihren Belangen und<br />

Wünschen sehr ernst genommen, ob es um<br />

große o<strong>de</strong>r kleine Stückzahlen geht. Und die<br />

Qualität sei „okay“. Was will man mehr?<br />

Eine ganze Reihe Rä<strong>de</strong>r hatte Autec auch<br />

von CMS (Türkei) bezogen, diese Geschäftsbeziehung<br />

ist ausgelaufen. Vermutlich weil<br />

CMS die eigene Firmenphilosophie stärker hin<br />

zur Erstausrüstung (Fiat, Renault) verschoben<br />

hat. Da Berger seit Jahren beste Kontakte zu<br />

Mangels hat (das Chromradgeschäft ist stabil),<br />

spricht man natürlich auch über Alurä<strong>de</strong>r.<br />

Vor allem aber ist ein fernöstlicher Produzent<br />

in die Bresche gesprungen und hat das<br />

nach <strong>de</strong>r Trennung von CMS klaffen<strong>de</strong> Loch<br />

umgehend ausgefüllt und mehr: Dieser Hersteller<br />

hat zwar auch Erstausrüstungsambitionen<br />

z. B. bei Volkswagen, könnte theoretisch<br />

zwei Millionen Rä<strong>de</strong>r fertigen und verdankt<br />

seine Technologie <strong>de</strong>r taiwanesischen Firma<br />

Lioho, die auch beteiligt ist, aber bis Wunsch<br />

und Wirklichkeit <strong>de</strong>ckungsgleich sind, kann<br />

es noch einige Jährchen dauern. SRF ist da<br />

weiter und hat „das Unmögliche möglich gemacht“.<br />

<strong>de</strong>tlef.vogt@reifenpresse.<strong>de</strong><br />

RH, LAG, Artec und King Wheels:<br />

Gemeinsam noch stärker<br />

RH Alurad, La<strong>de</strong>nburger Aluguss (LAG), Artec<br />

Leichtmetallrä<strong>de</strong>r und die nordamerikanische<br />

Vertriebsfirma King Wheels (Oregon) –<br />

vier Unternehmen, die eng miteinan<strong>de</strong>r verzahnt<br />

sind: „Keiner kann ohne die an<strong>de</strong>ren”,<br />

sagt Artecs Spiritus rector Wolfgang Späth.<br />

„Wir ergänzen einan<strong>de</strong>r prächtig”, unterschei<strong>de</strong>t<br />

sich die Nuancierung Rüdiger Höffkens,<br />

Mo<strong>de</strong>macher in Sachen Alurä<strong>de</strong>r und Initialengeber<br />

seiner RH Alurad, nur <strong>de</strong>m ganz<br />

akribischen Zuhörer. Vor Formulierungen wie<br />

„sie sitzen in einem Boot” muss man gefeit<br />

sein, hieße das doch, sie könnten bei einer<br />

Leckage gemeinsam untergehen. Und dafür<br />

gibt es nun wirklich keinen Hinweis. Statt <strong>de</strong>ssen<br />

strotzen RH, Artec und LAG vor Stärke,<br />

das gemeinsame „Baby” King Wheels ist auf<br />

einem guten Weg. Um so überraschen<strong>de</strong>r das<br />

Gespräch: keine Spur von „Selbstbeweihräucherung”,<br />

statt <strong>de</strong>ssen Selbstkritik; kaum Freu<strong>de</strong><br />

über (zweifellos vorhan<strong>de</strong>ne und anhalten<strong>de</strong>)<br />

Erfolge <strong>de</strong>r letzten Jahre, statt <strong>de</strong>ssen<br />

Ringen um die Erkenntnis, wie man auch in<br />

<strong>de</strong>n nächsten Jahren auf <strong>de</strong>r Überholspur fahren<br />

kann. Die Branche ist im Wan<strong>de</strong>l, schneller<br />

und besser sein als an<strong>de</strong>re entschei<strong>de</strong>t<br />

darüber, wer aus diesem Wandlungsprozess<br />

gestärkt hervorgeht.<br />

RH – abgekoppelt von weiten<br />

Teilen <strong>de</strong>s Wettbewerbs<br />

RH-Alurad:<br />

7x15“-Komplettradsatz unter<br />

tausend Mark<br />

1999 war das erfolgreichste Jahr in <strong>de</strong>r Geschichte<br />

von RH Alurad (wie schon in <strong>de</strong>n<br />

Jahren zuvor errechnete sich wie<strong>de</strong>r ein<br />

zweistelliger Umsatz-Zuwachs). Aber das<br />

Leben auf <strong>de</strong>r Überholspur geht weiter.<br />

<strong>2000</strong> entstehen so viele neue mehrteilige<br />

Rä<strong>de</strong>r wie in keinem an<strong>de</strong>ren Jahr zuvor.<br />

Dank eines neuen Produktionsverfahrens<br />

RH-Politik: Satte Preise für hochwertige Mehrteiler und<br />

sehr großdimensionierte Rä<strong>de</strong>r, agressives Pricing bei<br />

„Allerweltsgrößen“ und Kompletträ<strong>de</strong>rn<br />

An Mut hat es <strong>de</strong>m Attendorner in seiner langen<br />

Karriere erst als „Breitreifen”- und später<br />

als „Felgen-Höffken” nie gefehlt, an Selbstbewusstsein<br />

auch nicht. Tieferlegung von Fahrzeugen,<br />

Tiefbettfelgen, Kompletträ<strong>de</strong>r – immer<br />

wenn ein neuer Trend am Horizont erschien,<br />

stand er mittendrin. Der Tuner-Verband<br />

mag ihn nicht mehr, ohne Höffken wäre die<br />

Zunft heute ärmer. Die Hersteller von Superbreitreifen<br />

wür<strong>de</strong>n ihre großdimensionierten<br />

High-Performance-Pneus gerne für teures<br />

Geld im Markt streuen, aber wenn RH mit<br />

soll zu<strong>de</strong>m das leichteste aller Leichtmetallrä<strong>de</strong>r<br />

seine Geburtsstun<strong>de</strong> feiern. Zunächst<br />

aber senkt RH Alurad die Komplettrad-Preise<br />

um durchschnittlich zehn Prozent. Die<br />

eigene Kostenreduzierung wer<strong>de</strong> – heißt<br />

es – vollständig an <strong>de</strong>n Verbraucher weitergegeben.<br />

Die Preissenkung gilt für die<br />

gesamte Bandbreite zwischen 14 und 20<br />

Zoll in Verbindung mit allen vom TÜV<br />

freigegebenen Reifengrößen. Die RH-<br />

Rä<strong>de</strong>r sind mit Breitreifen <strong>de</strong>r renommierten<br />

Hersteller Conti, Dunlop,<br />

Goodyear, Uniroyal o<strong>de</strong>r Yokohama<br />

bestückt (wobei <strong>de</strong>r Käufer die Marke<br />

allerdings nicht selbst bestimmen<br />

kann). Im Januar erhielten 34.000 (!)<br />

Autohäuser, Reifenhändler und Zubehörshops<br />

als RH-Kun<strong>de</strong>n die neuen<br />

Preislisten. Für <strong>de</strong>n Endverbraucher<br />

be<strong>de</strong>utet dies: erstmals rutscht <strong>de</strong>r<br />

Preis für einen RH-Komplettradsatz in<br />

einer solch gängigen Größe wie 7 x<br />

15 Zoll (Reifen 195/50-15) unter die<br />

1.000-DM-Grenze. dv<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>


Rüdiger Höffken: Seine Kreativität kommt nicht nur <strong>de</strong>r Eigenmarke RH zugute,<br />

son<strong>de</strong>rn befruchtet <strong>de</strong>n gesamten Nachrüstmarkt für Leichtmetallfelgen<br />

einer Anfrage vorspricht, wer wür<strong>de</strong> dieses<br />

Volumen vorbeiziehen lassen: Das machen wir<br />

lieber selber, bevor ein an<strong>de</strong>rer Reifenhersteller<br />

die Or<strong>de</strong>r kriegt. Zumal das Komplettradgeschäft<br />

RHs so blen<strong>de</strong>nd läuft, dass kaum<br />

Gefahr besteht, die von <strong>de</strong>n Herstellern mühselig<br />

gehaltene Preisfront könnte unterwan<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n. Auch die vielen Teilnehmer <strong>de</strong>s<br />

Alurä<strong>de</strong>r-Aftermarkets haben Höffken nicht so<br />

recht als Wettbewerber auf <strong>de</strong>m Zettel.<br />

„Wir haben uns mit RH vom Markt abgekoppelt”,<br />

erklärt Höffken und gibt unumwun<strong>de</strong>n<br />

zu: „Wenn mein Freund Wolfgang Späth<br />

mir nicht gelegentlich erzählt, was in diesem<br />

Markt so abgeht, wäre ich völlig ahnungslos.”<br />

Dass es <strong>de</strong>r Zunft <strong>de</strong>r Alurad-Vermarkter nicht<br />

gut geht, weiß er also. Dass es seinem Unternehmen<br />

gut geht, beweist <strong>de</strong>r Blick auf die<br />

Bilanzen. RH Alurad entzieht sich <strong>de</strong>m Vergleich<br />

mit an<strong>de</strong>ren: Höffken hat konsequent<br />

zwei Fel<strong>de</strong>r belegt, auf <strong>de</strong>nen er keinen rechten<br />

Wettbewerb spürt: Kompletträ<strong>de</strong>r und<br />

Exklusivfelgen „vom Feinsten”.<br />

Continental/Uniroyal, Dunlop, Yokohama<br />

– natürlich können seine Favoriten wechseln.<br />

Aber freiwillig wird keiner das Terrain räumen<br />

wollen: Wer Verzicht übt, wird umgehend<br />

durch einen an<strong>de</strong>ren renommierten Breitrei-<br />

fenhersteller ersetzt. Ein<br />

„no name” passt nicht zur<br />

Höffken-Philosophie, RH<br />

hat selber Marken-Status.<br />

Aber gute Reifenmarken<br />

gibt es ja nun auch einige.<br />

Klar, mit seinen Komplettradangeboten<br />

ist RH äußerst<br />

preisaggressiv: Aber<br />

ob mit „subventionierten<br />

Reifen” <strong>de</strong>r Felgenabsatz<br />

gepusht wird o<strong>de</strong>r mit<br />

„subventionierten Felgen”<br />

<strong>de</strong>r Reifenabsatz mag<br />

Wettbewerber interessieren,<br />

Höffken will wissen,<br />

was unterm Strich beim<br />

Komplettradgeschäft „hängen<br />

bleibt” – und das wird<br />

nicht wenig sein.<br />

Die Crux von Wettbewerbern:<br />

Sie wür<strong>de</strong>n gerne<br />

in die gleiche Kerbe<br />

hauen, aber erstens ist <strong>de</strong>r<br />

einmal gewachsene Abstand<br />

zu RH so groß, dass<br />

er nicht innerhalb von zwei,<br />

drei Jahren geschlossen<br />

wer<strong>de</strong>n könnte. Spielt Höffken<br />

mit <strong>de</strong>n Muskeln (gera<strong>de</strong><br />

erst vor wenigen Wochen<br />

ließ er wie<strong>de</strong>r einen<br />

kräftigen Preisknaller krachen), so knicken<br />

Follower schnell ein. Und zum an<strong>de</strong>ren hat<br />

Höffken eben Zugriff auf eigene Rä<strong>de</strong>rproduktion<br />

sowie einen Langfristvertrag mit einem<br />

an<strong>de</strong>ren Hersteller (Schmidt/Werdohl),<br />

geschlossen in einer Zeit, als man sich dort<br />

über <strong>de</strong>n Großauftrag freute. Natürlich<br />

schreibt Höffken gezielt Autohäuser an und<br />

wirbt für seine Kompletträ<strong>de</strong>r. Aber bei <strong>de</strong>n<br />

von ihm vorgelegten Konditionen wird auch<br />

mancher Reifenhändler schwach, <strong>de</strong>r doch eigentlich<br />

Reifen und Felge selber zu einer Einheit<br />

bringen könnte.<br />

Während das Komplettradgeschäft etwas<br />

zugespitzt nach <strong>de</strong>r Devise „Die Masse<br />

macht’s” angelegt ist, hat Höffken mit seinen<br />

Exklusivrä<strong>de</strong>rn auch das an<strong>de</strong>re Extrem belegt.<br />

Mit 17 Zoll erst anzufangen, wie auf <strong>de</strong>r<br />

letzten IAA geschehen, zeugt in hohem Maße<br />

von Exklusivität. Hinter BBS und mit O.Z.<br />

gehört RH zu <strong>de</strong>m erlauchten Kreis <strong>de</strong>rer, die<br />

<strong>de</strong>n Spagat zwischen „Volumen” und Hochpreisigkeit<br />

schaffen. RH hat ein prima Image,<br />

ist manchmal sogar schon Kult. Ca. zwanzig<br />

Prozent seines Stückumsatzes macht Höffken<br />

mit Mehrteilern! Schwachstellen verschweigt<br />

er nicht: „Seit Jahren ver<strong>suchen</strong> wir <strong>de</strong>n Export<br />

anzukurbeln und kommen doch aktuell<br />

Felgenreport<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong> 89


90<br />

Felgenreport<br />

nicht über 15 Prozent vom Umsatz hinaus”,<br />

räumt er selbstkritisch ein.<br />

Blickt Rüdiger Höffken auf seine letztjährigen<br />

Bezugsquellen, so kann er in etwa dritteln:<br />

Außer von Schmidt/Werdohl und <strong>de</strong>r<br />

LAG hat er auch von einem polnischen Werk<br />

Rä<strong>de</strong>r bezogen (WSK), das Erstausrüstungserfahrung<br />

hat und in <strong>de</strong>m zwei Gießautomaten<br />

stehen, die aus Kostengrün<strong>de</strong>n von La<strong>de</strong>nburg<br />

abgezogen wor<strong>de</strong>n waren. Das kleine<br />

Einmaleins <strong>de</strong>s Unternehmertums vergisst<br />

Höffken nie (O-Ton: „Ich bin zuallererst Kaufmann”):<br />

Qualitativ unta<strong>de</strong>lige Fertigung zu<br />

möglichst günstigen Preisen einerseits, möglichst<br />

teurer Absatz <strong>de</strong>r Produkte an<strong>de</strong>rerseits.<br />

So einfach hört sich das an, und ist doch immer<br />

wie<strong>de</strong>r so schwer zu realisieren.<br />

Rüdiger Höffken ist bekannt für sein feines<br />

Gespür in Designfragen, für Mo<strong>de</strong>, wie<br />

er sagen wür<strong>de</strong>. Aber auch technologisch<br />

(Stichwort Adapter) hat er beim Rad Entwicklungen<br />

vorangetrieben. Mit Partnern wird jetzt<br />

an einem Projekt getüftelt, bei <strong>de</strong>m auch bei<br />

großen Dimensionen noch guten Gewissens<br />

die Betonung auf die erste Silbe <strong>de</strong>s Wortes<br />

Leichtmetallfelge gelegt wer<strong>de</strong>n kann. Da einer<br />

<strong>de</strong>r Technologiepartner sehr erstausrüstungserfahren<br />

ist, steht auch zu erwarten, dass<br />

die Entwicklung bereits im nächsten o<strong>de</strong>r übernächsten<br />

Jahr für Furore im Markt sorgen<br />

könnte. Eine gewisse Ungeduld kann er nicht<br />

verbergen. O<strong>de</strong>r ist es das „Fiebern”, wie<strong>de</strong>r<br />

einmal in diesem Markt einen kräftigen Akzent<br />

gesetzt zu haben?<br />

RH beschäftigt über 50 Mitarbeiter, auf<br />

<strong>de</strong>utlich über 50 Millionen Mark ist auch sein<br />

Umsatz gewachsen. Reifen- und Felgenlager<br />

sind, kaum ist ein neuer Anbau getätigt, immer<br />

wie<strong>de</strong>r schnell zu klein. Bei technischen<br />

Innovationen ist Höffken kein Knauser, seine<br />

EDV-Anlage hochmo<strong>de</strong>rn, die Mitarbeiter sind<br />

bestens geschult, die Montagestraße lässt keine<br />

Wünsche offen, <strong>de</strong>r TÜV (Essen) geht ein<br />

und aus. Freundschaften zu Prominenten –<br />

auch aus alten Schalke-Zeiten, in <strong>de</strong>nen Rüdiger<br />

Höffken sein Geschäft manchmal vernachlässigte<br />

- wer<strong>de</strong>n gepflegt; weniger weil<br />

das prima Multiplikatoren sind (was auch<br />

stimmt), son<strong>de</strong>rn weil ein Rüdiger Höffken ein<br />

Großteil seiner Kraft aus seiner Kommunikationsfreu<strong>de</strong><br />

zieht: In diesem Jahr wird er wohl<br />

wie<strong>de</strong>r zwei befreun<strong>de</strong>te Rennfahrer sponsern.<br />

LAG – die Auftragslage ist gut<br />

Die Übernahme <strong>de</strong>r remoco, die heute La<strong>de</strong>nburger<br />

Aluguss (LAG) heißt, ließ sich für<br />

Rüdiger Höffken und Wolfgang Späth noch<br />

ziemlich gut rechnen, einige erfor<strong>de</strong>rliche Investitionen<br />

hatten sie auch von vornherein<br />

eingeplant. Na ja, und dann sind doch noch<br />

einige Reparaturen angefallen, die nicht vorhersehbar<br />

waren; auch gab es einige Reibungspunkte<br />

mit wenigen Mitarbeitern. „Das<br />

ist bei einem Produktionsbetrieb mit langjährigem<br />

Mitarbeiterstamm doch ganz normal”,<br />

so Späth. „Aber wer zuvor hochwertige Aluminiumrä<strong>de</strong>r<br />

herstellen konnte, <strong>de</strong>r kann dies<br />

auch unter neuen Gesellschaftern.”<br />

Die – ganz natürlichen – Anfangsprobleme<br />

sind also überwun<strong>de</strong>n. Veraltetes Equipment<br />

flog raus, benötigtes (auch gebrauchtes<br />

von einem Erstausrüster) wur<strong>de</strong> implantiert,<br />

bis alles „passte”: Denn auch das ist ja zu be<strong>de</strong>nken:<br />

Bei Aftermarket-Werken mit gelegentlichen<br />

Losgrößen im dreistelligen Bereich<br />

wür<strong>de</strong> eine hochmo<strong>de</strong>rne Roboterstraße wegen<br />

dauern<strong>de</strong>r Umrüstungen gar keinen Sinn<br />

machen.<br />

Heute stehen in <strong>de</strong>r La<strong>de</strong>nburger Gießerei<br />

acht Automaten, zwei wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>montiert<br />

und beim neuen Produktionspartner WSK in<br />

Polen installiert. Weil ein dortiger Großkun<strong>de</strong><br />

(ATU) Lackierkapazitäten suchte, fügte es sich<br />

hervorragend, dass die eigentlichen Lackierkapazitäten<br />

eher überdimensioniert sind in<br />

La<strong>de</strong>nburg. „Weitere Aufträge können wir im<br />

ersten Halbjahr <strong>2000</strong> gar nicht annehmen”,<br />

versichert Späth und belegt das dadurch, dass<br />

er für seine eigene Marke hän<strong>de</strong>ringend weitere<br />

Gießplätze suchte (neben geringeren<br />

Volumina bei Zen<strong>de</strong>r/Idar-Oberstein und<br />

Boos/Iserlohn wur<strong>de</strong> er bei SRF in Soultzmatt<br />

fündig).<br />

Die Eigenmarken Artec und RH sind die<br />

Volumenbringer <strong>de</strong>s Werkes. Dass die technisch<br />

sehr anspruchsvollen AZEV-Rä<strong>de</strong>r in<br />

zunehmen<strong>de</strong>m Maße bei LAG (ferner fertigt<br />

AZEV bei SRF und Borbet) gefertigt wer<strong>de</strong>n,<br />

Where RH meets Artec: Die LAG ist als Produktionsstätte für die<br />

bei<strong>de</strong>n im Markt getrennt operieren<strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lsmarken das<br />

Bin<strong>de</strong>glied<br />

ist auch als qualitatives Lob zu verstehen. Kleinere<br />

Kun<strong>de</strong>n sind Smoor und eMotion, King<br />

ist im Herbst letzten Jahres zu Schmidt/Werdohl<br />

abgewan<strong>de</strong>rt und macht sich seit<strong>de</strong>m im<br />

Markt rar.<br />

Mehr als 80 Mitarbeiter, rund 40 Millionen<br />

Mark Umsatz. Und weil mit Artec und<br />

RH die besten LAG-Kun<strong>de</strong>n „Familienmitglie<strong>de</strong>r”<br />

sind auch keine Liquiditätsprobleme –<br />

Grund zum Frohlocken sieht Späth <strong>de</strong>nnoch<br />

nicht: „Das Tagesgeschäft ist manchmal zermürbend.<br />

Mal kommen überraschen<strong>de</strong> Einwän<strong>de</strong><br />

von <strong>de</strong>r Arbeitnehmerseite, dann wer<strong>de</strong>n<br />

wir als Hersteller mit Preisen konfrontiert,<br />

bei <strong>de</strong>nen wir uns fragen, ob einige Wettbewerber<br />

nicht rechnen können o<strong>de</strong>r wir etwas<br />

falsch machen.” – Das Preisdumping einiger<br />

ansonsten anerkannter Hersteller ist auch nur<br />

schwer nachvollziehbar.<br />

Artec – nicht nur eine<br />

Erfolgsgeschichte<br />

Artec wird im nächsten zehn Jahre alt. Als<br />

Späth sein Programm im Frühjahr 1991 (vgl.<br />

NRZ 6/91) dieser Zeitschrift vorstellte, ahnte<br />

er natürlich noch nicht im Geringsten, was sich<br />

daraus ergeben wür<strong>de</strong>. Die Volumenentwicklung<br />

war atemberaubend, bereits seit drei, vier<br />

Jahren fällt bei <strong>de</strong>r Aufzählung <strong>de</strong>r Marktführer<br />

neben Borbet, ATS o<strong>de</strong>r Ronal auch <strong>de</strong>r<br />

Name Artec. Überall, wo’s wichtig ist, wer<strong>de</strong>n<br />

Artec-Felgen gelistet, gehören zum Kernsortiment<br />

und wer<strong>de</strong>n unterstützend vermarktet.<br />

Hauptabsatzkanal ist <strong>de</strong>r Reifenfachhan<strong>de</strong>l, mit<br />

immer noch steigen<strong>de</strong>r Ten<strong>de</strong>nz. Wenn Späth<br />

gebeten wird, seine Hauptwettbewerber zu<br />

nennen, fallen ihm <strong>de</strong>zent, AEZ, Borbet, rial<br />

und auch RH ein: „Na klar stehen Artec und<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>


RH mit <strong>de</strong>m ein o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Rad in direktem<br />

Kampf um <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n.” Das Geschäft<br />

mit Importeuren – ehe<strong>de</strong>m eine Artec-Domäne<br />

– ist zwar immer noch stark, beginnt aber<br />

zu bröckeln.<br />

In <strong>de</strong>r Saison beschäftigt Artec etwa 40<br />

feste Mitarbeiter, das Lager in Herborn (in<br />

La<strong>de</strong>nburg ist nur ein Zwischenlager) ist gut<br />

gefüllt, dank German Parcel und zweier eigener<br />

Lkw (ein kleinerer und ein Gespann) sowie<br />

einer eingespielten Logistik ist Kun<strong>de</strong>nversorgung<br />

auf hohem Niveau gewährleistet.<br />

Das Programm reicht von 13 bis 19 Zoll und<br />

beinhaltet alle Markttrends; 15, 14, 17, 18 Zoll<br />

ist die Hitliste, 16 Zoll praktisch out. Hochglanzrä<strong>de</strong>r<br />

eine hübsche Nische. Die „Frühjahrsspitze”<br />

im Verkauf ist nicht weg, durch Trends<br />

wie Winterrä<strong>de</strong>r aber „geglättet”. Und bei einer<br />

Schwachstelle könnten sich Höffken und<br />

Späth die Hand reichen: „Das Exportgeschäft<br />

ist sehr verbesserungsfähig.”<br />

Artec soll einen eigenen Weg fin<strong>de</strong>n, eine<br />

I<strong>de</strong>ntität gewinnen: „Wir sind groß gewor<strong>de</strong>n,<br />

weil das Preis-Leistungs-Verhältnis richtig war<br />

und wir immer ein marktgerechtes Programm<br />

hatten”, blickt Späth zurück. „Aber das reicht<br />

für die Zukunft nicht mehr, wir wollen nicht<br />

austauschbar sein.” – Das Produkt ist nach wie<br />

vor beratungsintensiv: Vier ungewöhnlich erfahrene<br />

Außendienstmitarbeiter gewährleisten<br />

dies. Hinsichtlich spezieller Marketing- und<br />

Verkaufsunterstützungsmaßnahmen kann sich<br />

Jens Klaus<strong>de</strong>inken, vielen in <strong>de</strong>r Branche auch<br />

bestens bekannt, hervorragend einbringen.<br />

Artec ist mit Zwei- und Dreiteilern weit<br />

hinter RH, aber durchaus viel erfolgreicher als<br />

die meisten Marken. Montiert wer<strong>de</strong>n die<br />

Artec-Rä<strong>de</strong>r übrigens in Herborn, RH-Rä<strong>de</strong>r<br />

in Attendorn: Man darf die Gemeinsamkeiten<br />

auch nicht übertreiben, je<strong>de</strong>r muss sich<br />

je<strong>de</strong>rzeit „mit eigenen Nägeln kratzen” kön-<br />

nen. Es ist wie mit einem Tisch: Ist ein Bein zu<br />

kurz, wackelt er. Späth: „Es hat keinen Sinn,<br />

immer nur das Miteinan<strong>de</strong>r zu betonen, wenn<br />

nur ein Rä<strong>de</strong>rsatz benötigt wird, dann möchte<br />

ich, dass auf <strong>de</strong>m Käppchen Artec steht<br />

und Rüdiger Höffken wünscht sich RH. Und<br />

wenn Artec o<strong>de</strong>r RH Rä<strong>de</strong>r bei LAG produzieren<br />

lassen, muss je<strong>de</strong>rzeit gewährleistet sein,<br />

dass die LAG daran verdient. Wenn einer <strong>de</strong>n<br />

an<strong>de</strong>ren unterstützen müsste, wären wir auf<br />

einem gefährlichen Weg.”<br />

Späth ist hin- und hergerissen: Einerseits<br />

wür<strong>de</strong> er gerne manches übernehmen, was<br />

die „Schwestermarke” RH äußerst erfolgreich<br />

praktiziert, an<strong>de</strong>rerseits gewinnt man so keine<br />

eigene I<strong>de</strong>ntität. „Man kennt uns gut beim<br />

Han<strong>de</strong>l, wir sind dort akzeptiert. Wir möchten<br />

aber erreichen, dass auch <strong>de</strong>r Endverbraucher<br />

die Marke Artec aktiv nachfragt. Aktuelle Absatzerfolge<br />

sind immer nur Momentaufnahmen,<br />

in <strong>de</strong>n letzten Jahren sind einige volumenstarke<br />

Marken verschwun<strong>de</strong>n, weil die es<br />

versäumt hatten, sich rechtzeitig unentbehrlich<br />

zu machen.”<br />

Im Wettbewerb unter <strong>de</strong>n Felgenmarken<br />

ist Artec anerkannt, an Markenbekanntheit<br />

beim Verbraucher mangelt es. Eine „Zweitmarke”<br />

ist immer noch Gedankenspiel. Sie<br />

wür<strong>de</strong> kaum remotec (daran hat Späth die<br />

Namensrechte) heißen, son<strong>de</strong>rn müsste die<br />

eigene Marke toppen. Die Volumina, die RH<br />

in diesem engen Marktsegment macht, dürfen<br />

gar nicht das Ziel sein. Und eigentlich:<br />

Auch nur <strong>de</strong>r Verdacht, mit RH verglichen zu<br />

wer<strong>de</strong>n, untergräbt doch schon das Bestreben,<br />

eine völlig eigenständige und unverwechselbare<br />

Position zu fin<strong>de</strong>n. „Dass unsere Zukunft<br />

in Qualität und nicht in Quantität liegt,<br />

wissen wir schon. Was wir noch nicht wissen<br />

ist, wie kommuniziert man am glaubwürdigsten,<br />

wie gut man ist.”<br />

King Wheels – die Türen sind<br />

offen<br />

Vielleicht holt sich Späth seine Antworten<br />

aus „<strong>de</strong>m Land <strong>de</strong>r unbegrenzten<br />

Möglichkeiten”, schon manche gute<br />

I<strong>de</strong>e ist von dort zu uns rüber gekommen.<br />

„Aber erst einmal geht die Einbahnstraße<br />

in die an<strong>de</strong>re Richtung”,<br />

bremst er. Vor Jahresfrist hatten Rüdiger<br />

Höffken und Wolfgang Späth die<br />

Vertriebsfirma King Wheels in Oregon<br />

Artec strebt inzwischen weniger nach<br />

Volumen – das ist mit <strong>de</strong>m dreiteiligen „Typ<br />

Turbo P“ für alle Ferrari-Mo<strong>de</strong>lle im 8,5 und<br />

10x18“ (Felgenbett per Hand hochglanzpoliert)<br />

wohl auch nicht zu erwarten<br />

Felgenreport<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong> 91


92<br />

Felgenreport<br />

übernommen, die vor <strong>de</strong>m Aus stand. Welche<br />

Felgen King Wheels vertrieb, ist Bestandteil<br />

<strong>de</strong>s Namens. Dass in Oregon keine Trends<br />

gemacht wer<strong>de</strong>n, erkannte Rüdiger Höffken<br />

sofort. Der schnell angedachte Umzug in <strong>de</strong>n<br />

Großraum San Francisco steht allerdings bis<br />

heute aus. Vermutlich hat <strong>de</strong>r Kaufmann in<br />

ihm <strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>macher Höffken überzeugt.<br />

Der amerikanische Markt ist riesig, aber<br />

eigentlich glie<strong>de</strong>rt er sich in mehrere „Submärkte”<br />

wie Kalifornien, Florida, New York<br />

o<strong>de</strong>r Chicago. Der US-Markt ist eher mit Europa<br />

<strong>de</strong>nn mit Deutschland vergleichbar. In<br />

Amerika soll – auch ein Branchenbekannter<br />

– Johannes Hermannes diese Märkte für RH<br />

und Artec erschließen. Wobei, das wissen<br />

Höffken und Späth, es nicht reicht, hervorragen<strong>de</strong><br />

Produkte und einen gigantischen Absatzmarkt<br />

zu haben, die Lücke dazwischen<br />

muss gefüllt wer<strong>de</strong>n. Manches passierte eher<br />

zufällig und ergab sich „gewissermaßen beim<br />

Bier nach Messeschluss in Las Vegas”, aber<br />

ist verheißungsvoll. Verantwortliche Goodyear-<br />

Manager (auch solche die RH/Artec bzw. <strong>de</strong>ren<br />

Mitarbeiter aus Zeiten in Deutschland<br />

noch kennen) räumten King Wheels tatsächlich<br />

einen Ausstellungsplatz auf ihrem eigenen<br />

Dealer-Meeting ein: erstens kostenlos und<br />

zweitens als einzigem Felgenanbieter. Das sind<br />

keine Events wie in Deutschland, wo einige<br />

hun<strong>de</strong>rt Vermarkter zusammenkommen,<br />

wenn’s hoch kommt. Ca. 4.500 (!) Goodyear-<br />

Händler wissen jetzt, dass es die Felgenmarken<br />

RH und Artec gibt, sie sind lan<strong>de</strong>sweit<br />

mit Outlets präsent. „Die Tür ist offen, wir müssen<br />

eigentlich nur noch durchgehen”, sieht<br />

Höffken die große Chance. Dass er dabei eine<br />

Schwäche seiner RH beheben könnte – die<br />

mangelhaften Exporterfolge -, sieht er weniger,<br />

son<strong>de</strong>rn die persönliche Herausfor<strong>de</strong>rung:<br />

Schließlich sind schon viele gescheitert in ihrem<br />

Versuch, <strong>de</strong>n amerikanischen Markt „aufzurollen”.<br />

Die haben’s aber alle aus eigener<br />

Kraft versucht, RH, Artec, LAG und King<br />

Wheels ver<strong>suchen</strong>’s als Team.<br />

<strong>de</strong>tlef.vogt@reifenpresse.<strong>de</strong><br />

Rad-Center Derkum: Eigenmarken<br />

sollen ausgebaut wer<strong>de</strong>n<br />

Die Rad-Center Derkum GmbH kann in diesem<br />

Jahr auf ihr zehnjähriges Bestehen zurückblicken.<br />

Im Jahre 1989 auf „<strong>de</strong>r grünen<br />

Wiese” errichtet, erfolgte die offizielle Gründung<br />

im Jahr darauf. Hervorgegangen<br />

ist das Unternehmen aus <strong>de</strong>m Einzelhan<strong>de</strong>lsbetrieb<br />

Reifen Brock.<br />

Gottfried Kalterherberg,<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>s<br />

Rad-Center,<br />

spricht,<br />

wenn<br />

er sich<br />

über die ersten Geschäftsjahre<br />

äußert, von einer „Experimentierphase”.<br />

Vermarktet wur<strong>de</strong>n insbeson<strong>de</strong>re Reifen sowie<br />

Kompletträ<strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n landwirtschaftlichen<br />

Gebrauch. Das Felgengeschäft wur<strong>de</strong> zunächst<br />

nur recht eingeschränkt betrieben. „Das<br />

än<strong>de</strong>rte sich jedoch ca. 1993/94, als die Firma<br />

‚Winter‘ nicht mehr <strong>de</strong>n Exklusivvertrieb<br />

<strong>de</strong>r italienischen Marke MiM besaß. Wir bemühten<br />

uns um eine <strong>de</strong>r MiM-Vertretungen,<br />

was zwangsläufig einen verstärkten Einstieg<br />

in die Felgenvermarktung mit sich brachte”,<br />

schil<strong>de</strong>rt Kalterherberg die Wurzeln <strong>de</strong>s mittlerweile<br />

bestimmen<strong>de</strong>n Geschäftsfel<strong>de</strong>s.<br />

Hatte<br />

man vor<br />

zehn Jahren<br />

noch<br />

mit drei Mitarbeiternbegonnen,<br />

so beschäftigt<br />

das Unternehmen<br />

heute 34 Angestellte, von<br />

<strong>de</strong>nen 28 in <strong>de</strong>r Zentrale in<br />

Derkum und weitere sechs in<br />

<strong>de</strong>r eigenständig operieren<strong>de</strong>n Filiale<br />

in Taucha, in <strong>de</strong>r Nähe von Leipzig,<br />

arbeiten. Von Beginn <strong>de</strong>r Felgenvermarktung<br />

an, konnte das Unternehmen<br />

in seinem neuen Geschäftsfeld jährlich zweistellige<br />

Zuwachsraten verzeichnen, was dazu<br />

führte, dass das Felgengeschäft <strong>de</strong>n parallel<br />

betriebenen Reifengroßhan<strong>de</strong>l mehr und<br />

mehr überlagerte. So wer<strong>de</strong>n heute annähernd<br />

zwei Drittel <strong>de</strong>s jährlich vom Rad-Center<br />

erwirtschafteten Gesamtumsatzes vom Geschäftsfeld<br />

Felgengroßhan<strong>de</strong>l beigesteuert, das<br />

restliche Drittel entfällt auf <strong>de</strong>n Reifengroßhan<strong>de</strong>l.<br />

Des weiteren bestehen seit 1994 Ver-<br />

träge über die Winter-Komplettrad-Montage<br />

mit einigen Pkw-Herstellern (z.B. Volvo). Was<br />

allerdings die Stückzahlen anbelangt, so hält<br />

sich <strong>de</strong>r Geschäftsführer mit exakten Zahlen<br />

zurück. Was auch kaum verwun<strong>de</strong>rt, <strong>de</strong>nn in<br />

Geschäftsführer Gottfried Kalterherberg: „Der<br />

Reifenfachhan<strong>de</strong>l bevorratet heute kaum noch<br />

Alurä<strong>de</strong>r, son<strong>de</strong>rn erwartet statt <strong>de</strong>ssen eine prompte<br />

Belieferung.“<br />

<strong>de</strong>r Felgenbranche tut man sich mit konkreten<br />

Mengenangaben schon von jeher ziemlich<br />

schwer. Allerdings seien im vergangenen<br />

Jahr – wie von ihm zu diesem Thema zu vernehmen<br />

war – Alurä<strong>de</strong>rstückzahlen „im sechsstelligen<br />

Bereich” verkauft wor<strong>de</strong>n.<br />

Erfolg mit eigener Felgenreihe<br />

Als Fremdmarken wer<strong>de</strong>n Alurä<strong>de</strong>r von Borbet,<br />

Dezent, rial, <strong>de</strong>r rial-Zweitmarke Viper,<br />

WSL sowie im Mehrteilerbereich MiM, Speedline<br />

und rial-Tochter Alutec vermarktet. Seit<br />

Anfang diesen Jahres hat sich zu diesem bunten<br />

Strauß noch die Marke ATS hinzugesellt.<br />

Der <strong>de</strong>utliche Umsatzzuwachs in 1999, <strong>de</strong>r<br />

vom Geschäftsführer mit „fast 40 Prozent”<br />

beziffert wird, fin<strong>de</strong>t seine Ursache allerdings<br />

insbeson<strong>de</strong>re in einer weiteren Neuerung <strong>de</strong>s<br />

vergangenen Jahres. Gemeint sind hier die<br />

unter <strong>de</strong>m Namen „RC Design” und „Brock<br />

Car Fashion” neu auf <strong>de</strong>n Markt gebrachten<br />

eigenen bei<strong>de</strong>n Felgenreihen, wobei letztere<br />

– <strong>de</strong>ren gegenwärtig lieferbares Größenspektrum<br />

bis 10x18 reicht (Zweiteiler-Mo<strong>de</strong>ll Brock<br />

B4) – insbeson<strong>de</strong>re die Tuner-Schiene bedienen<br />

und <strong>de</strong>mentsprechend hochpreisig vermarktet<br />

wer<strong>de</strong>n soll. Bei 18 Zoll wird es laut<br />

Kalterherberg jedoch nicht bleiben, 19/20-<br />

Zoll-Größen sind fest in Planung. Eher im<br />

Massensegment positioniert ist dagegen die<br />

zweite Eigenmarke, die <strong>de</strong>rzeit mit „RC02” (in<br />

7x15, 7,5x16 und 7,5x17) sowie „RC03” (in<br />

7x17 und 8,5x18) zwei neue Designs in Mehrteileroptik<br />

in ihr Lieferprogramm aufgenommen<br />

hat. ABEs und TÜV-Gutachten sind für<br />

alle geläufigen Auto-Typen bereits vorhan<strong>de</strong>n.<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>


94<br />

Felgenreport<br />

Neu im Programm: Mo<strong>de</strong>ll RC03,<br />

das in 7x17 und 8,5x18 erhältlich<br />

ist ...<br />

Mit <strong>de</strong>r zweigleisigen<br />

Marktpositionierung <strong>de</strong>r Eigenmarken<br />

will man <strong>de</strong>n Gegebenheiten <strong>de</strong>s Felgengeschäftes<br />

optimal Rechnung tragen. Kalterherberg<br />

beobachtet diesbezüglich ein sich verstärken<strong>de</strong>s<br />

Auseinan<strong>de</strong>rdriften von Hoch- und<br />

Niedrigpreis-Segment: „Einerseits geht <strong>de</strong>r<br />

Trend zu exklusiven Rä<strong>de</strong>rn und Größen.<br />

Zu<strong>de</strong>m haben die neuen Fahrzeuge alle entsprechend<br />

Platz in <strong>de</strong>n Radhäusern, um 17/<br />

18-Zoll-Größen verbauen zu können, was<br />

auch ein gewisses Volumen in diesem Bereich<br />

sichert. Allerdings zeigt es sich, dass – sobald<br />

Brock Car Fashion:<br />

Als Tuner etabliert<br />

Da <strong>de</strong>r Firmenbereich Tuning im Unternehmen<br />

Reifen Brock GmbH immer mehr expandierte,<br />

entschloss sich Familie Brock zum<br />

Brock als „Tuner“<br />

Beginn <strong>de</strong>s Jahres 1998, diesen Bereich zu<br />

verselbständigen. Innerhalb <strong>de</strong>r letzten zwei<br />

Jahre gelang es <strong>de</strong>m Unternehmen, sich im<br />

gesamt<strong>de</strong>utschen Kfz-Tuning-Bereich zu etablieren.<br />

Nicht zuletzt dank <strong>de</strong>r eigenen<br />

Leichtmetallrä<strong>de</strong>r-Reihe, die unter <strong>de</strong>m Namen<br />

„Brock Car Fashion“ vertrieben wird.<br />

Bei ihr wird auf höchste Qualitätsansprüche<br />

Wert gelegt, so dass man eine zweijährige<br />

Garantie auf alle lackierten Felgen <strong>de</strong>r Eigenmarken<br />

„Brock Car Fashion“ und „RC<br />

Design“ gewähren kann.<br />

Hervorzuheben ist die Bandbreite <strong>de</strong>r<br />

... sowie Mo<strong>de</strong>ll RC02 in<br />

mehrteiliger Optik (7x15,<br />

7,5x16 und 7,5x17)<br />

man mit diesen<br />

neuen Größen<br />

erst einmal in<br />

<strong>de</strong>n Volumenbereichvorgedrungen<br />

ist – im<br />

folgen<strong>de</strong>n Jahr die<br />

Preise purzeln. Hier<br />

zeigt sich eine ähnliche<br />

Ten<strong>de</strong>nz wie bei Reifen<br />

auch. Im 16/17-Zoll-Bereich wer<strong>de</strong>n<br />

mittlerweile Niedrigpreisrä<strong>de</strong>r zuhauf<br />

angeboten, was auch hier zu einem absoluten<br />

Preisverfall geführt hat. Zu<strong>de</strong>m tummeln<br />

sich immer mehr Anbieter in diesem Segment.”<br />

Hergestellt wer<strong>de</strong>n die eigenen Felgenreihen<br />

sowohl in <strong>de</strong>r firmeneigenen Gießerei<br />

Jajce Alloy Wheels (JAW) in Bosnien-Herzegowina<br />

als auch noch zu einem gewissen<br />

Anteil bei MiM und rial. Allerdings sollen die<br />

Fremdkapazitäten künftig nicht weiter ausgebaut<br />

wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn im Gegenteil die Ei-<br />

Lackierungsarten <strong>de</strong>r Brock-Rä<strong>de</strong>r: So ist zum<br />

Beispiel die Felge „B2“ in silber und in silberhorn-poliert<br />

zu erhalten sowie in acht verschie-<br />

<strong>de</strong>nen Größen verfügbar. Das<br />

neue Mo<strong>de</strong>ll „B6“ ist auch in<br />

chromsilber erhältlich. Außer<strong>de</strong>m<br />

sind Son<strong>de</strong>rlochkreise für<br />

fast alle Fahrzeuge in wenigen<br />

Wochen zu beziehen. Zuletzt<br />

wur<strong>de</strong> die Felge „B4“ von<br />

namhaften Tuning-Zeitschriften<br />

zu einer <strong>de</strong>r schönsten<br />

Felge im Jahr<br />

1999 gekürt. Dieser<br />

Erfolg<br />

schlägt sich auch in <strong>de</strong>n Umsatzzahlen<br />

nie<strong>de</strong>r, die mit je<strong>de</strong>m<br />

Jahr stetig steigen.<br />

Die meisten dieser Rä<strong>de</strong>r<br />

wer<strong>de</strong>n schon in <strong>de</strong>r eigenen<br />

Produktionsstätte in Bosnien<br />

Herzegowina gefertigt, welche<br />

laut Brock <strong>de</strong>n „höchsten Qualitätsansprüchen“<br />

genügen soll. Dies lasse<br />

eine immer größer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Flexibilität im<br />

Produktionsprogramm zu. Außer<strong>de</strong>m legt Geschäftsführer<br />

Stefan Klein Wert darauf, dass<br />

für alle gängigen Fahrzeuge ständig aktuali-<br />

genproduktion in <strong>de</strong>m ehemaligen Bürgerkriegsgebiet<br />

forciert wer<strong>de</strong>n. „Unsere neuen<br />

RC-Design-Rä<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n alle aus eigener Produktion<br />

kommen”, wie Geschäftsführer Kalterherberg<br />

nicht ohne Stolz betont. Richtig<br />

angelaufen ist die ganze Sache in <strong>de</strong>r zweiten<br />

Jahreshälfte 1999. Das Rad-Center Derkum<br />

rechnet im ersten Produktionsjahr mit einer<br />

Verkaufszahl von ca. 100.000 Felgen aus eigener<br />

Serie. Mittlerweile arbeiten 70 Angestellte<br />

in <strong>de</strong>r eigenen Gießerei auf <strong>de</strong>m Balkan,<br />

<strong>de</strong>ren Produktionskapazität vor <strong>de</strong>m<br />

Krieg bei immerhin 250.000 Einheiten per<br />

anno lag.<br />

Seit Beginn <strong>de</strong>r Produktion Mitte 1999<br />

wur<strong>de</strong>n nach Aussage <strong>de</strong>r Geschäftsführung<br />

„eine sechsstellige Anzahl von Leichtmetallrä<strong>de</strong>rn<br />

produziert, die zu einem Drittel bereits<br />

im heimischen Markt Bosnien abgesetzt wer<strong>de</strong>n<br />

konnten.” Neben <strong>de</strong>r eigenen Felgenserie<br />

wird auch für an<strong>de</strong>re Auftraggeber gefertigt.<br />

Das Maschinenequipment besteht <strong>de</strong>rzeit<br />

aus vier in Deutschland hergestellten Gießmaschinen,<br />

diversen Bohrmaschinen sowie<br />

einer eingebauten Felgenprüfanlage, die auf<br />

Röntgenprüfungssystemen basiert. JAW verfügt<br />

zu<strong>de</strong>m über eine Verifizierung nach <strong>de</strong>n<br />

sierte TÜV-Gutachten vorliegen. Sollten<br />

doch einmal Exoten in <strong>de</strong>r Kundschaft sein,<br />

so sei es fast immer möglich, Festigkeitsgutachten<br />

o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st Son<strong>de</strong>rgutachten<br />

zu bekommen. „Der guten Spürnase<br />

meiner Mitarbeiter ist es zu verdanken, dass<br />

Brock Car Fashion immer trendweisen<strong>de</strong><br />

Mo<strong>de</strong>lle auf <strong>de</strong>n Markt bringen kann“, freut<br />

sich Klein. Nach nunmehr zwei Jahren Existenz<br />

lasse sich eine positive Bilanz ziehen,<br />

in <strong>de</strong>r man erkennen könne, dass<br />

sich das Unternehmen in<br />

einer Wachstumsbranchedurchgesetzt<br />

habe. Klein:<br />

„Die Felgen haben<br />

einen hohenBekanntheitsgrad,sowohl<br />

innerhalb<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik<br />

als auch international,<br />

einerseits<br />

Mo<strong>de</strong>ll B2 in silber lackiert<br />

durch das Rad-Center Derkum, das beson<strong>de</strong>rs<br />

die Großhändler europaweit betreut,<br />

an<strong>de</strong>rerseits durch uns selbst.“ hd<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>


Blick ins Lager <strong>de</strong>r firmeneigenen Gießerei Jajce Alloy Wheels (JAW)<br />

in Bosnien-Herzegowina<br />

Normen <strong>de</strong>s TÜV-Rheinland-Pfalz. Für die<br />

Zukunft sieht man ein erhebliches Erweiterungspotential<br />

für die Produktionsstätte, da<br />

von <strong>de</strong>n 132.000 m 2 Grundfläche <strong>de</strong>rzeit lediglich<br />

zehn Prozent bebaut seien. Die <strong>de</strong>rzeitige<br />

Auftragslage lasse bis zum Jahr 2010<br />

gar eine Verfünffachung <strong>de</strong>s jährlichen Produktionsvolumens<br />

zu, so die optimistische Prognose<br />

aus Derkum. Kalterherberg: „Zusätzlich<br />

sind trotz<strong>de</strong>m noch immer Kapazitäten<br />

zur Annahme von weiteren Fremdaufträgen<br />

frei.”<br />

Exportgeschäft von zunehmen<strong>de</strong>r<br />

Be<strong>de</strong>utung<br />

Vertrieben wer<strong>de</strong>n die bei<strong>de</strong>n Eigenmarken<br />

über vier bis fünf Reifengroßhan<strong>de</strong>lsbetriebe<br />

bzw. große Einzelhändler, die eine Art Stützpunkthändler-Funktion<br />

übernehmen. Annä-<br />

hernd 80 Prozent aller vom Rad-<br />

Center Derkum vermarkteten<br />

Leichtmetallfelgen gehen an <strong>de</strong>n<br />

Reifenhan<strong>de</strong>l. Das verbliebene<br />

Fünftel verteilt sich in gleichem<br />

Maße auf Autohäuser und Werkstätten.<br />

War das Exportgeschäft bis<br />

vor zwei Jahren noch eine vernachlässigbare<br />

Größe, so hat es mittlerweile<br />

eine durchaus be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong><br />

Dimension angenommen: Insbeson<strong>de</strong>re<br />

die eigene Serie fin<strong>de</strong>t<br />

dabei nach Angaben <strong>de</strong>s Ge-<br />

schäftsführers einen großen Anklang im europäischen<br />

Ausland. Man arbeitet in Derkum<br />

zur Zeit am Aufbau eines festen internationalen<br />

Händlernetzes. Das europäische Vertriebsgebiet<br />

erstreckt sich bislang auf die Benelux-<br />

Staaten, Großbritannien, Österreich, Portugal,<br />

Dänemark, Finnland, Schwe<strong>de</strong>n, und sogar in<br />

Island hat man einen Distributeur gefun<strong>de</strong>n.<br />

Auf <strong>de</strong>m osteuropäischen Markt wird dagegen<br />

noch ein gewisser Nachholbedarf gesehen.<br />

Für einen internationalen Händler fertigt<br />

das Rad-Center überdies mittlerweile ein Rad<br />

in <strong>de</strong>r Dimension 7x15 in Eigenregie. Man<br />

hofft, weitere Fremdaufträge ergattern zu können.<br />

Die Felgenspezialisten aus Derkum garantieren<br />

einen 24-Stun<strong>de</strong>n-Lieferservice. Zu diesem<br />

Zweck wird mit einer Spedition sowie<br />

einem Paketdienst zusammengearbeitet. Dieser<br />

Service ist unbedingte Voraussetzung,<br />

Felgenreport<br />

wenn sich man erfolgreich am Markt behaupten<br />

will, weiß Kalterherberg: „Der Reifenfachhan<strong>de</strong>l<br />

bevorratet heute kaum noch Alurä<strong>de</strong>r,<br />

son<strong>de</strong>rn erwartet statt <strong>de</strong>ssen eine prompte<br />

Belieferung.” Die Zielsetzungen für die<br />

nächsten Jahre sind <strong>de</strong>nn auch klar durch die<br />

Kun<strong>de</strong>nwünsche vorgegeben: Um <strong>de</strong>n Markt<br />

künftig noch intensiver zu bearbeiten, sollen<br />

in Kürze zwei bis drei neue Außendienstmitarbeiter<br />

eingestellt wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn, so <strong>de</strong>r Geschäftsführer,<br />

„die Kun<strong>de</strong>n wollen zunehmend<br />

individueller betreut wer<strong>de</strong>n”.<br />

Zu dieser Betreuung gehört jetzt schon<br />

ein umfangreiches Katalogsystem mit Gesamtübersichten,<br />

die <strong>de</strong>m Reifenhan<strong>de</strong>l die Orientierung<br />

erleichtern sollen. Des weiteren wird<br />

innerhalb <strong>de</strong>r nächsten bei<strong>de</strong>n Jahre eine<br />

Zertifizierung <strong>de</strong>s Betriebes nach ISO 9001<br />

angestrebt. Außer<strong>de</strong>m soll die <strong>de</strong>rzeit vorhan<strong>de</strong>ne<br />

Lagerkapazität von ca. 120.000 Rä<strong>de</strong>rn<br />

(davon 50.000 in einem angemieteten Außenlager)<br />

auf mehr als 5.000 m 2 durch einen<br />

Neubau auf 250.000 Einheiten erhöht und<br />

somit mehr als verdoppelt wer<strong>de</strong>n. Grund: Bei<br />

<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit vorhan<strong>de</strong>nen Kapazitäten kann<br />

es in Spitzenzeiten manchmal schon ein wenig<br />

eng wer<strong>de</strong>n. Alles wichtige Schritte, um<br />

die übergeordnete Zielsetzung, die eine weitere<br />

Festigung <strong>de</strong>r Position <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

als Felgen- und Reifengroßhändler für die<br />

nächsten Jahre vorsieht, auch erfolgreich in<br />

die Tat umzusetzen. Holger Düx<br />

Alcar Autoteile GmbH: Mit „Vier-Marken-Strategie” zur<br />

„Dienstleistungsmarke für <strong>de</strong>n Reifenhan<strong>de</strong>l” wer<strong>de</strong>n<br />

Wer sich einen Überblick über die komplexe<br />

Unternehmensstruktur <strong>de</strong>r Alcar Autoteile<br />

GmbH mit Sitz im nordrhein-westfälischen<br />

Hennef verschaffen will, für <strong>de</strong>n empfiehlt es<br />

sich, dies über einen Umweg zu tun. Im Mai<br />

1995 übergab Lemmerz (damals noch nicht<br />

mit Hayes fusioniert) die weltweiten Vertriebsrechte<br />

für das Aftermarket-Stahlradgeschäft an<br />

die BBV-Unternehmensgruppe in Wien. Ihre<br />

Verkaufszahlen sind <strong>de</strong>nn auch durchaus ehrfurchtgebietend:<br />

So wur<strong>de</strong>n im Jahre 1998<br />

mehr als fünf Millionen (!) Stahlfelgen an <strong>de</strong>n<br />

Mann gebracht – wobei nicht ausschließlich<br />

mit Hayes Lemmerz kooperiert wird. Für die<br />

zahlreichen Töchter <strong>de</strong>r BBV-Unternehmensgruppe<br />

sind überdies im selben Jahr immerhin<br />

bereits eine Million verkaufter Aluminiumfelgen<br />

in Sicht gewesen.<br />

Bei <strong>de</strong>r Alcar Autoteile GmbH han<strong>de</strong>lt es<br />

sich um <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Ableger <strong>de</strong>r BBV-Holding,<br />

<strong>de</strong>r zeitgleich mit <strong>de</strong>r Übernahme <strong>de</strong>r<br />

Lemmerz-Vertriebsrechte durch die BBV Anfang<br />

Mai 1995 in Hennef in seiner heutigen<br />

Form entstan<strong>de</strong>n ist. Davor war Alcar jedoch<br />

selbst bereits als Stützpunkthändler von Lemmerz<br />

aktiv und kam dann, als die Vertriebsrechte<br />

zur BBV wechselten, gleich mit unter<br />

die Fittiche <strong>de</strong>r neuen Muttergesellschaft. Seit<strong>de</strong>m<br />

fungiert Alcar bun<strong>de</strong>sweit als exklusiver<br />

Distributeur für das Hayes Lemmerz-Stahlradgeschäft<br />

(Winter-Ersatzgeschäft). Zu<strong>de</strong>m verfügt<br />

die Unternehmensgruppe noch über eine<br />

eigene Produktionsstätte in <strong>de</strong>r Schweiz (Ambrosetti<br />

Route S.A., in Manno bei Lugano) mit<br />

einer jährlichen Kapazität von 1,2 Millionen<br />

Stahlrä<strong>de</strong>rn. Soweit noch alles klar?<br />

Als Geschäftsführerduo in Hennef fungieren<br />

Rudi Müller (vormals bei Lemmerz) und<br />

Matthias Gruber. Auch wenn die Stahlradvermarktung<br />

mit 65 Prozent Anteil vom Umsatz<br />

heute immer noch das dominieren<strong>de</strong> Geschäftsfeld<br />

von Alcar repräsentiert, entfällt das<br />

verbleiben<strong>de</strong> Drittel bereits auf das Geschäft<br />

mit Aluminiumrä<strong>de</strong>rn. In diesem sekundären<br />

Bereich folgt das Unternehmen einer ausgeklügelten<br />

Marken- und Marketingstrategie mit<br />

<strong>de</strong>m Ziel, Alcar Schritt für Schritt zur „Dienstleistungsmarke<br />

für <strong>de</strong>n Reifenfachhan<strong>de</strong>l”<br />

aufzubauen. Bei<strong>de</strong> Aspekte sollen im folgen<strong>de</strong>n<br />

vorgestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine Mehr-Marken-Politik hat Alcar<br />

bereits von Beginn an umzusetzen versucht.<br />

Heute ruht das Alurä<strong>de</strong>rgeschäft auf vier Säulen:<br />

1. Da ist zum einen die (Leit-)Marke AEZ,<br />

welche die BBV bereits im Jahre 1996 gekauft<br />

hat. Seit diesem Jahr liegt auch <strong>de</strong>r bun<strong>de</strong>sweite<br />

Exklusiv-Vertrieb in Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Tochter, die vor 1995 <strong>de</strong>n Vertrieb <strong>de</strong>r<br />

Marken Intra, Autec und King innehatte. Preislich<br />

ist diese (bei <strong>de</strong>n Herstellern Cromodora,<br />

CMS, Meshindo, SRF sowie Schmidt/Werdohl<br />

produzierte) Marke im mittleren Segment mit<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong> 95


96<br />

Felgenreport<br />

Ten<strong>de</strong>nz ins obere Drittel positioniert. Bereits<br />

im Jahre 1998 wur<strong>de</strong>n europaweit mehr als<br />

300.000 Felgen mit <strong>de</strong>m AEZ-Label verkauft.<br />

Mit „Radon”, „Paron” und „Simas-X” verfügt<br />

man gegenwärtig über drei 18-Zoll-Mo<strong>de</strong>lle<br />

(10x18), das neue Bimo-Design ist sogar in<br />

8,5x19 Zoll lieferbar. Alle vier Designs sind<br />

damit durchaus auf das anspruchsvolle Tuning-<br />

Segment zugeschnitten, das eine höherpreisige<br />

Vermarktung garantiert.<br />

2. Zusätzlich wur<strong>de</strong> kurze Zeit später die<br />

Marke Enzo als Programmerweiterung im<br />

niedrigpreisigen Volumensegment gegrün<strong>de</strong>t.<br />

Dort ist sie ebenfalls im oberen Drittel eingestuft.<br />

„Wir vermarkten Enzo jetzt im dritten<br />

Jahr. Hauptmengenträger ist dabei das Cup-<br />

Rad”, erläutert Müller. Diese Fünf-Speichen-<br />

Felge ist in insgesamt sieben Größen, die von<br />

5,5x13 bis 8x17 reichen, erhältlich. Hergestellt<br />

wer<strong>de</strong>n die Rä<strong>de</strong>r in Übersee, bei Dooray<br />

(Süd-Korea).<br />

3. Ebenfalls im unteren Preissegment angesie<strong>de</strong>lt<br />

ist mit Mangels die dritte von Alcar<br />

vertriebene Marke, die aus Brasilien kommt<br />

und <strong>de</strong>ren Hersteller dort als Erstausrüstungslieferant<br />

für Merce<strong>de</strong>s tätig ist. Getrennt hat<br />

man sich seit Anfang Januar diesen Jahres von<br />

<strong>de</strong>r italienischen Marke Cromodora. Dazu<br />

Müller: „Von <strong>de</strong>ren Produktentwicklung bzw.<br />

Designabteilung kam einfach zuwenig. Wir haben<br />

allerdings noch Restbestän<strong>de</strong>, die wir in<br />

diesem Jahr noch verkaufen wer<strong>de</strong>n.”<br />

4. Allerdings stand zu diesem Zeitpunkt bereits<br />

Ersatz zur Verfügung – und zwar in Gestalt<br />

<strong>de</strong>r südafrikanischen Marke Dotz, <strong>de</strong>ren<br />

Alcar-Kontingent weiterhin sowohl in Südafrika<br />

als auch vom Hersteller Sudrad Roues<br />

France (SRF) in Soultzmatt gegossen wird.<br />

„Dotz hat seine eigene Vertriebsorganisation<br />

En<strong>de</strong> vergangenen Jahres aufgegeben. Wir<br />

haben bereits im September 1999 sowohl die<br />

exklusive Distribution von Dotz für Deutschland<br />

als auch einen Teil <strong>de</strong>s Felgenprogrammes<br />

übernommen”, schil<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Geschäftsführer.<br />

Mit <strong>de</strong>m als unbrauchbar eingestuften<br />

Rest <strong>de</strong>s Programmes dürfte seitens Dotz<br />

dagegen nach <strong>de</strong>m Motto „Weg mit Scha<strong>de</strong>n”<br />

verfahren wor<strong>de</strong>n sein. Dotz hatte sich bei<br />

seinem Markteintritt 1995/96 in Deutschland<br />

bereits von Anfang an zu sehr auf die Billigschiene<br />

ziehen lassen, wozu nicht zuletzt die<br />

garantiert hohen Abnahmemengen (die Dotz<br />

aus <strong>de</strong>m südafrikanischen Werk bezog) beigetragen<br />

haben (vgl. NEUE REIFENZEITUNG<br />

4/99). Die Neupositionierung auf einem höheren<br />

Preislevel ist da alles an<strong>de</strong>re als ein leichtes<br />

Unterfangen und bedarf im allgemeinen<br />

eines ausgegorenen Marketingpaketes und/<br />

o<strong>de</strong>r eines guten Serviceangebotes. Die Dotzeigene<br />

Vertriebsorganisation ist daran zumin-<br />

<strong>de</strong>st gescheitert. Bei Alcar<br />

will man es jedoch<br />

besser machen und beispielsweise<br />

mit <strong>de</strong>m<br />

sportlich, kantig, aggressiven<br />

„Jarama-Design”<br />

sowie <strong>de</strong>m Zusatz „Racing”<br />

bei allen neuen<br />

Radtypen ein Upgra<strong>de</strong><br />

in mittlere Preisregionen<br />

erreichen.<br />

Die Eigenmarken<br />

haben ausschließlich eigene,<br />

originäre Designs.<br />

„Die Vielschichtigkeit <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens hilft uns<br />

dabei.” Man will in Hen-<br />

Alcar Geschäftsführer Rudi<br />

Müller: „Bereits heute gehen<br />

90 Prozent unseres Absatzes<br />

an <strong>de</strong>n Reifenhan<strong>de</strong>l,<br />

einschließlich Wie<strong>de</strong>rverkäufer.“<br />

Racing-Saison mit Alcar-Alurä<strong>de</strong>rn<br />

Zum Start in die Aluradsaison <strong>2000</strong> präsentiert<br />

die Alcar Autoteile GmbH ihr aktualisiertes<br />

Programm: Wichtigstes Nachschlagewerk<br />

für die Beratung am POS wird<br />

<strong>de</strong>r aktuelle „Felgenfin<strong>de</strong>r <strong>2000</strong>“ sein. Auf<br />

ca. 200 Seiten will das Nachschlagewerk<br />

kompetenter Ratgeber sein. Mittels aktueller<br />

Alu-CD-ROM kann sich <strong>de</strong>r Verbraucher<br />

schon vor <strong>de</strong>r Aluradmontage davon überzeugen,<br />

wie welches Design an seinem Fahrzeug<br />

wirken wird. Alle für Kauf, Montage<br />

und Zulassung wichtigen Details sind inkl.<br />

aller Neuheiten sofort abrufbar.<br />

Rund um die Marken AEZ, Enzo,<br />

Dotz und Mangels wur<strong>de</strong> das Sortiment<br />

um neue Designs in attraktiven Abmessungen<br />

erweitert. Seit Januar ist das<br />

neue AEZ-Design im „Bimo“ im Fachhan<strong>de</strong>l<br />

verfügbar. Die schlanken, eingekerbten<br />

Y-Speichen sollen sportliche Form<br />

und elegantes Design zu einer faszinieren<strong>de</strong>n<br />

Optik verbin<strong>de</strong>n, die Kombination von<br />

poliertem Felgenhorn und Mehrteilerlook<br />

einen attraktiven, sportlichen Blickfang darstellen.<br />

Dieses Design steht in <strong>de</strong>n Abmessungen<br />

7 x 15 bis 8,5 x 19 Zoll zur Verfügung.<br />

Im Dotz-Sortiment erscheint eine sportliche<br />

Neuheit. So steckt schon im Produktnamen<br />

„Jarama“ <strong>de</strong>r „Racing-Charakter“ dieses<br />

Alura<strong>de</strong>s. Die extreme Speichenlänge<br />

verleiht <strong>de</strong>m Siebenspeichen-Rad die Ra-<br />

cing-Optik. Diese Anmutung wird zu<strong>de</strong>m<br />

durch einen Tiefeneffekt im Mittenbereich<br />

sowie einer Zentralverschlussoptik durch<br />

Sechs-Kant verstärkt. In <strong>de</strong>n Abmessungen<br />

7 x 15 bis 8 x 17 Zoll soll das Design „Jarama“<br />

die Dotz-Produktpalette mit <strong>de</strong>n bis<br />

dahin verfügbaren Alu-Designs Citi, Diablo,<br />

Condor, Esprit und Cora verstärken. Das<br />

neue „Enzo Y“-Rad mit Zentralverschlussoptik<br />

ist speziell für die<br />

Anwendungsbereiche<br />

von 6 x 14<br />

bis 7,5 x 16<br />

Zoll verfügbar.<br />

D i e<br />

Mangels-Palette<br />

wird um<br />

das Mo<strong>de</strong>ll<br />

„Tigris“ erweitert.<br />

Für die Anwendun-<br />

Y-Rad<br />

gen von 5,5 x 13 Zoll<br />

bis 7 x 16 Zoll baut<br />

diese Aluradvariante im Mehrteilerlook die<br />

sportliche Designpalette weiter aus. Speziell<br />

durch die langgezogenen Speichen wirkt<br />

das Design optisch größer. Eine beson<strong>de</strong>rs<br />

interessante Abmessung ist das 6,5 x 15<br />

Zoll-Rad, da die meisten Fahrzeuge die Serienbereifung<br />

einsetzen können und somit<br />

keine Fahrzeugverän<strong>de</strong>rungen notwendig<br />

sind. hd<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>


nef auch künftig – statt auf fünf<br />

Marken wie in <strong>de</strong>r Anfangszeit<br />

zu setzen (AEZ, Enzo, Cromodora,<br />

Mangels, Millenium) – eine<br />

„Vier-Marken-Strategie” verfolgen.<br />

Müller betont in diesem Zusammenhang<br />

insbeson<strong>de</strong>re die<br />

synergetischen Gesichtspunkte,<br />

die bei <strong>de</strong>r Entscheidung für dieses<br />

Markenportefeuille eine Rolle<br />

gespielt hätten: „Aufgrund ähnlicher<br />

Designs können z.B. bestimmte<br />

Engpässe leichter kompensiert<br />

wer<strong>de</strong>n.” Die Bilanz fällt<br />

positiv aus: Im vergangenen Jahr<br />

konnten nach Aussage <strong>de</strong>s Geschäftsführers<br />

insgesamt 180.000<br />

Felgen (aller Fabrikate) verkauft<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine nicht gera<strong>de</strong> einfache<br />

Vertriebsstruktur<br />

„Wir bieten Ihnen ein riesiges<br />

Angebot: von preiswerten bis zu<br />

exklusiven Rä<strong>de</strong>rn. Von Audi bis<br />

Volvo. Und das alles aus einer<br />

Hand ...” – Wer wie Alcar mit einem<br />

solchen Slogan in seiner<br />

Hochglanzbroschüre wirbt, <strong>de</strong>r<br />

muss über ein entsprechen<strong>de</strong>s<br />

Logistiksystem verfügen. So bietet<br />

die Kapazität <strong>de</strong>s zentralen<br />

Hauptlagers in Hennef auf einer<br />

Fläche von über 9.000 m 2 <strong>de</strong>nn<br />

auch Platz für annähernd eine<br />

halbe Million Stahl- und Alurä<strong>de</strong>r.<br />

Allein 50 Mitarbeiter sorgen<br />

für die Disposition <strong>de</strong>s Komplettprogramms.<br />

Der bun<strong>de</strong>sweite<br />

Vertrieb <strong>de</strong>r Stahlrä<strong>de</strong>r erfolgt<br />

über ein Stützpunkthändlersystem.<br />

In sieben Regionen<br />

Deutschlands sind <strong>de</strong>rzeit insgesamt<br />

15 Betriebe mit <strong>de</strong>r Vermarktung<br />

<strong>de</strong>r Rä<strong>de</strong>r betraut. Akquisition<br />

und Außendienst wer<strong>de</strong>n<br />

über die Zentrale gesteuert.<br />

Vor Ort übernimmt Alcar überdies<br />

die regionale Stützpunkthändlerfunktion<br />

für <strong>de</strong>n west<strong>de</strong>utschen<br />

Raum gleich mit. Hierbei<br />

erfolgt <strong>de</strong>r regionale Vertrieb<br />

satz- bzw. palettenweise. Die<br />

Stützpunkthändler verfügen dagegen<br />

über eigene Lager, die je<br />

nach individuellem Bedarf innerhalb<br />

von 24 Stun<strong>de</strong>n beliefert<br />

wer<strong>de</strong>n können. Müller: „Auf diese<br />

Weise ist eine Platzierung nahe<br />

am Verbraucher garantiert.”<br />

Bei Aluminiumrä<strong>de</strong>rn stellt<br />

sich die Situation ein wenig an<strong>de</strong>rs<br />

dar: Bis auf einen kleinen Teil,<br />

<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Tochterfirma Alcar-Karich<br />

in Idastein <strong>de</strong>poniert ist, liegen<br />

alle Rä<strong>de</strong>r in Hennef und<br />

wer<strong>de</strong>n auch zentral von dort in<br />

die gesamte Republik geliefert.<br />

Die satzweise Verpackung (mit<br />

entsprechen<strong>de</strong>m Zubehörsatz<br />

sowie ABE-Gutachten) und Kommissionierung<br />

erfolgt dabei auf<br />

einer eigenen Fertigungsstraße.<br />

Der Versand läuft über einen Paketdienst.<br />

Die Kun<strong>de</strong>n erhalten innerhalb<br />

von 24 bis 48 Stun<strong>de</strong>n<br />

nach Bestellung ihre Ware. Die<br />

Vereinbarungen mit <strong>de</strong>m Reifenhan<strong>de</strong>l<br />

wer<strong>de</strong>n dabei aus <strong>de</strong>r<br />

Zentrale heraus getroffen. Die<br />

Akquisition wird – wie bei <strong>de</strong>n<br />

Stahlrä<strong>de</strong>rn auch – mit <strong>de</strong>r eigenen<br />

Mannschaft und <strong>de</strong>n Teams<br />

<strong>de</strong>r Stützpunkthändler bestritten.<br />

Im Unterschied zum Stahlradsektor<br />

verzichtet man jedoch auf ein<br />

Stützpunkthändler-Lager, d.h.<br />

sämtliche logistischen Aktivitäten<br />

laufen über die Zentrale in Hennef.<br />

Marktauftritt: Alcar als<br />

„Dienstleistungsmarke für<br />

<strong>de</strong>n Reifenfachhan<strong>de</strong>l”<br />

etablieren<br />

Wie bereits erwähnt, sind sowohl<br />

ein ausgearbeitetes Marketingkonzept<br />

als auch ein umfangreiches<br />

Serviceangebot notwendige<br />

Voraussetzungen, um Felgenmarken<br />

preislich eine Etage nach<br />

oben zu hieven. In bei<strong>de</strong>n Bereichen<br />

kann Alcar mit einer entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Konzeption aufwarten.<br />

Nach<strong>de</strong>m man u.a. zwei Jahre<br />

ATU beliefert, damit auf <strong>de</strong>r<br />

mittelpreisigen Schiene eine Volumenvermarktung<br />

forciert und<br />

nach Aussage Grubers als Folge<br />

vor allem mit niedrigen Einkaufspreisen<br />

zu kämpfen gehabt hat,<br />

wur<strong>de</strong> eine Kehrtwendung in<br />

Richtung qualifizierter, höherpreisiger<br />

Vermarktung vollzogen.<br />

Gruber: „Aluminiumfelgen sind<br />

ein beratungsintensives Produkt.<br />

Wir glauben, dass <strong>de</strong>r Reifenhan<strong>de</strong>l<br />

aufgrund seiner Qualifikation<br />

Felgenreport<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong> 97


98<br />

Felgenreport<br />

Das neue AEZ-Design „Bimo“<br />

ist auch in 19 Zoll erhältlich<br />

auch künftig die<br />

Chance hat,<br />

sich entsprechend<br />

als<br />

Problemlöser<br />

zu<br />

profilieren.”<br />

Alcar<br />

soll daher<br />

– so die Vorstellung<br />

<strong>de</strong>r<br />

bei<strong>de</strong>n Geschäfts-<br />

führer – Schritt<br />

für Schritt zur<br />

„Dienstleistungs-<br />

marke für <strong>de</strong>n Reifenfachhan<strong>de</strong>l” gemacht<br />

wer<strong>de</strong>n. Müller: „Bereits heute gehen 90 Prozent<br />

unseres Absatzes an <strong>de</strong>n Reifenhan<strong>de</strong>l,<br />

einschließlich Wie<strong>de</strong>rverkäufer.”<br />

Man ist weitgehend flächen<strong>de</strong>kkend<br />

bei Han<strong>de</strong>lsketten, Kooperationen<br />

und Franchisern im Sortiment<br />

vertreten. Der Rest verteilt<br />

sich auf Autohaus (Techno-Einkaufsgruppe)<br />

und Tuner, wobei<br />

insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Tuning-Sektor als<br />

margenträchtiger Absatzkanal an<br />

Einfluss gewinnt. Alcar-Marken wer<strong>de</strong>n<br />

mittlerweile in führen<strong>de</strong>n Tuning-<br />

Katalogen (Goodyear, DTS, Rieger, D&W)<br />

angeboten und stoßen dort auf positive Resonanz.<br />

Der hier zum Ausdruck kommen<strong>de</strong><br />

(zumin<strong>de</strong>st teilweise) Abschied vom Massengeschäft<br />

bei gleichzeitiger Hinwendung zu hö-<br />

herwertigen Designvarianten erfolgt dabei in<br />

erster Linie über größere Felgendimensionen<br />

(17 bis 19 Zoll), die sowohl für <strong>de</strong>n Tuning-<br />

Bereich als mittlerweile auch schon für viele<br />

Serienmo<strong>de</strong>lle kennzeichnend sind. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

mit <strong>de</strong>r Leitmarke AEZ ist man bei Alcar<br />

gegenwärtig schon in diese Größenbereiche<br />

vorgedrungen (s.o.). Ein weiterer Ausbau in<br />

diese Richtung ist geplant.<br />

Zu<strong>de</strong>m engagiert sich das seit 1997 ISO<br />

9001 zertifizierte Unternehmen intensiv in<br />

puncto TÜV-Gutachten – so liegen Tausen<strong>de</strong><br />

von Gutachten bereits jetzt vor. Müller: „Wir<br />

haben sehr früh <strong>de</strong>n Nachholbedarf <strong>de</strong>s Reifenhan<strong>de</strong>ls<br />

in Sachen Informationsbedürfnis<br />

erkannt.” Für die Kun<strong>de</strong>n wird daher umfangreiches<br />

Material bereitgehalten: Der<br />

Felgenfin<strong>de</strong>r-Katalog<br />

(siehe Kasten) mit<br />

seinen <strong>de</strong>taillierten<br />

Angaben<br />

zu Anwendungen<br />

und<br />

Gutachten<br />

ist mittlerweile<br />

schon<br />

fast zu einem<br />

Alcar-Markenzeichenavanciert.<br />

Kräftige Zuwachsraten<br />

hatte im<br />

Mo<strong>de</strong>ll „Paron-X“ ... vergangenen Jahr<br />

auch <strong>de</strong>r Alu-Winterrä<strong>de</strong>r-Bereich<br />

zu verzeichnen (insbeson<strong>de</strong>re<br />

das Enzo V-Design). Ein entsprechen<strong>de</strong>r Ka-<br />

Alcar informiert:<br />

Gutachterpflicht für Stahlrä<strong>de</strong>r<br />

Alle nach <strong>de</strong>m 30. September 1999 gefertigten<br />

I<strong>de</strong>nt-/Nachbau-Stahlrä<strong>de</strong>r müssen<br />

über ein Gutachten bzw. eine ABE verfügen.<br />

Selbstverständlich erfüllen alle über<br />

Alcar vertriebenen Rä<strong>de</strong>r, die unter diese<br />

Regelung fallen, diese gesetzliche Voraussetzung.<br />

Fahrer eines Fahrzeugs mit <strong>de</strong>rartigen<br />

Rä<strong>de</strong>rn müssen diese Unterlagen jedoch<br />

nicht ständig mit sich führen. Lediglich<br />

technische Unterlagen wie z.B. „Verkaufskataloge”,<br />

die beim Vertrieb <strong>de</strong>r Rä<strong>de</strong>r<br />

verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, müssen über einen<br />

i<strong>de</strong>ntischen Abdruck <strong>de</strong>s in <strong>de</strong>r ABE enthaltenen<br />

Verwendungsbereiches <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n<br />

Radausführungen verfügen.<br />

Mit einer Stahl-Rad-CD, gewissermaßen<br />

ein Verkaufskatalog <strong>de</strong>r Alcar, können sowohl<br />

die Gutachtentexte als auch die Verwendungsbereiche<br />

<strong>de</strong>r jeweiligen Radaus-<br />

führung ausgedruckt wer<strong>de</strong>n. Da laufend<br />

neue Radausführungen ins Lieferprogramm<br />

aufgenommen wer<strong>de</strong>n bzw. bei einzelnen<br />

Radausführungen <strong>de</strong>r Verwendungsbereich<br />

erweitert wird, hat Alcar einen Faxabruf für<br />

Gutachten und Verwendungsbereiche eingerichtet.<br />

Hersteller <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>nt-/Nachbau-Stahlrä<strong>de</strong>r<br />

und Antragsteller für entsprechen<strong>de</strong><br />

Gutachten ist die Kromag/Kfz-Rä<strong>de</strong>r, ein<br />

Schwesterunternehmen <strong>de</strong>r Alcar. Unter<br />

rechtlicher und technischer Verantwortung<br />

von Kromag/Kfz-Rä<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n die Rä<strong>de</strong>r<br />

sowohl im konzerneigenen Rä<strong>de</strong>rwerk<br />

Ambrosetti Ruote S.A. (Manno bei Lugano,<br />

Schweiz) als auch bei führen<strong>de</strong>n Produzenten<br />

in aller Welt gefertigt, vor allem auch<br />

bei Guestro Wheels (Südafrika). dv<br />

talog ist vorhan<strong>de</strong>n. Darüber hinaus komplettieren<br />

zahlreiche Listen sowie die Alu- und<br />

Stahlrä<strong>de</strong>r CD-ROMs, inklusive entsprechen<strong>de</strong>r<br />

Gutachten, das Angebot (siehe Kasten).<br />

Alcar verfügt <strong>de</strong>s weiteren als erster Betrieb<br />

<strong>de</strong>r Bran- che über<br />

einen m i t<br />

... und Simas-X gibt es in 18 Zoll<br />

<strong>de</strong>m KBA abgestimmten Fax-Abruf für Stahlrad-Gutachten<br />

– für <strong>de</strong>n Aluminiumsektor<br />

wird dies ebenfalls angedacht. Um die Kun<strong>de</strong>n<br />

künftig noch intensiver betreuen zu können,<br />

soll die Mitarbeiterzahl (von <strong>de</strong>rzeit 62)<br />

in <strong>de</strong>n Servicebereichen aufgestockt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Strategie, verstärkt auf Service statt auf<br />

die billigsten Preise zu setzen, scheint bislang<br />

aufzugehen. Müller spricht von „or<strong>de</strong>ntlichen<br />

Zuwachsraten” im zweistelligen Bereich. Vor<br />

<strong>de</strong>m Hintergrund einer stagnieren<strong>de</strong>n Gesamtbranche<br />

hört sich dies wahrlich nicht<br />

schlecht an. Die „Qualitätsschiene” hält er zu<strong>de</strong>m<br />

für relativ stabil – im Gegensatz zur Billigvermarktung,<br />

wo <strong>de</strong>r Preisdruck u.a. <strong>de</strong>swegen<br />

ständig zunehme, weil die EA-Lieferanten<br />

<strong>de</strong>n Aftermarket zunehmend als Manövriermasse<br />

betrachteten, über die sie große<br />

Mengen preisaggressiv vermarkten könnten.<br />

Wenn hier von „stabil” die Re<strong>de</strong> ist, so<br />

sind damit laut Gruber jährliche Preiserhöhungen<br />

von durchschnittlich fünf bis acht Prozent<br />

gemeint – dies allein schon aufgrund erhöhter<br />

Materialkosten. „Allerdings”, so verleiht<br />

Müller seiner Verwun<strong>de</strong>rung über die Praktiken<br />

einiger Konkurrenten Ausdruck, „staunt<br />

man z.T. nicht schlecht, dass <strong>de</strong>r Wettbewerb<br />

oftmals eine genau entgegengesetzte Preispolitik<br />

betreibt.” Die Folgen eines <strong>de</strong>rartigen<br />

Verhaltens dürften allerdings entsprechend<br />

sein, <strong>de</strong>nn wer meint, auf <strong>de</strong>r Qualitätsschiene<br />

Preisdumping betreiben zu können, <strong>de</strong>r<br />

wird aller Voraussicht nach mittel- bis langfristig<br />

<strong>de</strong>n Kürzeren ziehen. Die NEUE REIFEN-<br />

ZEITUNG wird <strong>de</strong>n Weg Alcars zur „Dienstleistungsmarke”<br />

in je<strong>de</strong>m Falle aufmerksam<br />

verfolgen. Holger Düx<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>

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