2000 Chancen suchen - Reifenpresse.de
2000 Chancen suchen - Reifenpresse.de
2000 Chancen suchen - Reifenpresse.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
74<br />
Felgenreport<br />
mer noch durch einen billigeren Konkurrenten<br />
(Schatten- o<strong>de</strong>r B-Entwickler) aus <strong>de</strong>m Feld<br />
geworfen wer<strong>de</strong>n. Das ist zwar offenkundig<br />
unfair, aber soll schon passiert sein. Wobei das<br />
Ganze etwas perfi<strong>de</strong>r abläuft, zwei Szenarien.<br />
Erstens: Der eigentliche Entwickler erhält bei<br />
<strong>de</strong>r prozentualen Verteilung <strong>de</strong>r Or<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />
geringeren Teil, weil er (aus Sicht <strong>de</strong>s Automobilherstellers)<br />
„zu teuer” ist. Der zweite<br />
Hersteller, <strong>de</strong>r sich an die Entwicklung „rangehängt”<br />
hat o<strong>de</strong>r vom Automobilhersteller<br />
zum „Ranhängen” genötigt wur<strong>de</strong> (in<strong>de</strong>m ihm<br />
die Blaupause gegeben wur<strong>de</strong>), bekommt <strong>de</strong>n<br />
Löwenanteil. Zweitens: Der eigentliche Entwickler<br />
ist nach einem Jahr Lieferung außen<br />
vor und muss sich neu empfehlen, wie<strong>de</strong>r mit<br />
einer zukünftigen Kreation. Für die laufen<strong>de</strong><br />
Serie reichen „billigere” Zulieferer.<br />
- Die Frage nach eigenem Entwicklungspotenzial<br />
nicht nur in technischer, son<strong>de</strong>rn auch<br />
in ästhetischer Hinsicht spaltet die Zulieferer:<br />
Firmen wie Hayes Lemmerz, Superior, Montupet,<br />
Fundo und neuerdings wohl AWI (die<br />
Aftermarket-Marke Wolfrace wird wohl an<br />
Smith’s Wheels/Südafrika verkauft) haben sich<br />
aus <strong>de</strong>n Umrüstmärkten zurückgezogen bzw.<br />
hatten damit noch nie etwas „am Hute”. Die<br />
spannen<strong>de</strong> Frage lautet, ob Ronal, S + M, BBS<br />
o<strong>de</strong>r Borbet wegen ihrer unzweifelhaften größeren<br />
Nähe zum Verbraucher damit gegenüber<br />
<strong>de</strong>n Erstgenannten einen echten Vorteil<br />
genießen. Können externe Stylingbüros etwaige<br />
hauseigene Schwächen beheben und zu<br />
welchen Kosten? Denn auch ein Vertriebsapparat<br />
fürs Ersatzgeschäft muss immer wie<strong>de</strong>r<br />
auf seine Rentabilität hin in Frage gestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Auf die „Kultur” <strong>de</strong>s Umgangs miteinan<strong>de</strong>r<br />
– Automobilhersteller auf <strong>de</strong>r einen Seite,<br />
Zulieferer auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren – ist die NEUE<br />
REIFENZEITUNG in früheren Alurä<strong>de</strong>rreports<br />
wie<strong>de</strong>rholt eingegangen. Natürlich zeigt Opel/<br />
GM ein an<strong>de</strong>res Gebaren als Volkswagen, die<br />
Wolfsburger wie<strong>de</strong>rum ein an<strong>de</strong>res als die<br />
Münchner usw. – Und immer wie<strong>de</strong>r hängt<br />
das Proce<strong>de</strong>re eher an einzelnen Personen<br />
<strong>de</strong>nn an Vorgaben wie „Tan<strong>de</strong>m” (Merce<strong>de</strong>s-<br />
Benz) etc. Das sind zumeist nur recht nichtssagen<strong>de</strong><br />
Worthülsen. Der Ausdruck „Würger”<br />
ist mit einem Mann verbun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r erst für<br />
Opel/GM und später für Volkswagen wirkte.<br />
Eine <strong>de</strong>rartige Personifizierung gibt es <strong>de</strong>rzeit<br />
wohl nicht, wenngleich Zulieferer gelegentlich<br />
die „Faust in <strong>de</strong>r Tasche” ballen mögen,<br />
wenn sich ein bestimmter Herr angesagt hat.<br />
Gera<strong>de</strong> aktuell läuft offenkundig eine „Preisrun<strong>de</strong>”<br />
wie zu „besten Lopéz-Zeiten”. Langjährige<br />
Verkäufer fühlen sich schon mal als<br />
Selfma<strong>de</strong>-Psychologen und bemühen sich, die<br />
Motive ihres Gegenüber zu verstehen. Sie<br />
wissen, dass auch die Einkäufer „unter Druck”<br />
stehen. Bei<strong>de</strong> Seiten haben – siehe oben –<br />
natürlich abweichen<strong>de</strong> Interessen. Aber es gibt<br />
auch Aspekte, bei <strong>de</strong>nen sie gut beraten wären,<br />
das Einigen<strong>de</strong> stärker zu beachten. Ver<strong>suchen</strong><br />
wir, durch bei<strong>de</strong>r Brillen zu blicken.<br />
Wer dabei bestimmte Firmen o<strong>de</strong>r Personen<br />
vor seinem geistigen Auge hat, <strong>de</strong>m sei gesagt:<br />
Das ist natürlich völlig unbeabsichtigt.<br />
Die Autoindustrie – die Konkurrenz ist<br />
mör<strong>de</strong>risch<br />
Taucht <strong>de</strong>r Einkäufer einer Komponente bei<br />
einem Zulieferer auf, so wird dieser hofiert.<br />
Es wird regelrecht ein Programm für ihn gemacht,<br />
er soll wohlgestimmt wer<strong>de</strong>n. Geht <strong>de</strong>r<br />
Verkäufer zum Automobilhersteller, ist’s im<br />
Prinzip nicht an<strong>de</strong>rs: Dem Einkäufer wird „Honig<br />
um <strong>de</strong>n Bart geschmiert”, dass <strong>de</strong>r gesamte<br />
Fußbo<strong>de</strong>n zu verkleben droht. Eine<br />
Übertreibung? – Na ja, nieman<strong>de</strong>m soll persönlich<br />
zu nahe getreten wer<strong>de</strong>n. Aber nachvollziehbar<br />
ist das schon: Der Rä<strong>de</strong>reinkäufer<br />
eines Automobilherstellers ist im eigenen Hause<br />
ein eher subalterner Mitarbeiter, beim Zulieferer<br />
bzw. in <strong>de</strong>ssen Augen wird er zum<br />
Schicksalsbringer hochstilisiert.<br />
Die Automobilhersteller neigen dazu, von<br />
Preis- und Kun<strong>de</strong>nanalysen zu sprechen, tatsächlich<br />
han<strong>de</strong>lt es sich dabei aber meistens<br />
um „heiße Luft”. Unerfahrene Verkäufer mögen<br />
sie damit beeindrucken können. Erfahrenen<br />
Verkäufern gelingt es beim Gang durch<br />
die Fabrik schon, <strong>de</strong>n Abgesandten <strong>de</strong>s Autoherstellers<br />
langsam und unmerklich auf ein<br />
Eis zu schieben, das zum Rand hin immer<br />
dünner wird. „Zu tief” in die Materie möchte<br />
mancher Einkäufer auch gar nicht reingetaucht<br />
wer<strong>de</strong>n, sieht er doch das Risiko, bei <strong>de</strong>r „Spezialisten-Kompetenz”<br />
<strong>de</strong>s Zulieferers „<strong>de</strong>n<br />
Kürzeren zu ziehen”. Den „richtigen” Preis zu<br />
fin<strong>de</strong>n ähnelt einem Pokerspiel.<br />
Egal, welchen Fahrzeughersteller man<br />
herauspickt: Je<strong>de</strong>r glaubt, bei qualitativen<br />
Aspekten selber das Nonplusultra zu sein nach<br />
<strong>de</strong>m Motto „Was die Kollegen in Köln machen,<br />
wäre bei uns un<strong>de</strong>nkbar” o<strong>de</strong>r „Die Versuchsabteilung<br />
in Stuttgart ist da wohl nicht<br />
ganz so streng”. – Schwamm drüber, das haben<br />
Mitarbeiter von Automobilherstellern zur<br />
Genüge zum Besten gegeben. Wobei man<br />
sich nicht darüber lustig machen und auch<br />
keine Ignoranz unterstellen sollte: Wer sich mit<br />
seiner Marke i<strong>de</strong>ntifiziert und an sie glaubt,<br />
erfüllt eine Voraussetzung, um einen guten<br />
Job zu machen.<br />
Die Konkurrenzsituation zu konzernfrem<strong>de</strong>n<br />
Marken beeinflusst auch das Verhalten<br />
<strong>de</strong>s Einkäufers. Er möchte auf keinen Fall<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>