2000 Chancen suchen - Reifenpresse.de
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Felgenreport<br />
Auburn (Indiana) und in Lebanon/Virginia<br />
(Schmie<strong>de</strong>rä<strong>de</strong>r), in Venezuela und in Italien.<br />
Und da ist noch das Werk Collingwood (Canada),<br />
an <strong>de</strong>m sich 1990 doch Lemmerz mit<br />
25 Prozent beteiligt hatte. Vielleicht hätte Hayes<br />
Lemmerz zuschlagen sollen, als die gesamte<br />
Transport-Sparte von Reynolds (zu <strong>de</strong>r das Rä<strong>de</strong>rgeschäft<br />
gehört) vor einigen Jahren zum<br />
Verkauf stand. Jetzt ist es zu spät: Alcoa guckte<br />
sich anlässlich <strong>de</strong>r mehrheitlichen Übernahme<br />
von Koralu (Hyundai-Tochter Aluminium<br />
of Korea) schon in <strong>de</strong>n Alurä<strong>de</strong>r-Gießereien<br />
<strong>de</strong>r Dooray Corporation in Südkorea um und<br />
scheint entschlossen zu sein, eine Expansionspolitik,<br />
die im Neu<strong>de</strong>utsch „downstream“ genannt<br />
wird, umzusetzen. Der Gedanke beruht<br />
auf <strong>de</strong>r Theorie <strong>de</strong>r Wertschöpfungskette<br />
(eine Kette hat zwei En<strong>de</strong>n): Der Produktion<br />
an <strong>de</strong>m einen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kette (upstream)<br />
folgt eine branchentypische Weiterverarbeitung<br />
bis zum Abverkaufsprodukt für <strong>de</strong>n Endverbraucher<br />
(<strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kette),<br />
um eine möglichst hohe Wertschöpfung zu<br />
erreichen. Alcoa und die APA-Unternehmen<br />
investieren traditionell in Produkttiefe (bzw.<br />
Wertschöpfungstiefe) und -breite. Kritische<br />
Geister verweisen auf die Beispiele AAG und<br />
Fundo, die <strong>de</strong>reinst teurer bei ihren Muttergesellschaften<br />
(AMAG und Norsk Hydro) einkaufen<br />
mussten, als <strong>de</strong>r Aluminium-Preis auf<br />
<strong>de</strong>m Weltmarkt war. Während die APA-Firmen<br />
auf <strong>de</strong>n Verpackungsbereich fokussiert scheinen,<br />
könnte Alcoa schnell zu <strong>de</strong>n größten Her-<br />
stellern von Aluminiumrä<strong>de</strong>rn aufschließen,<br />
zumal man ja bei Nutzfahrzeugrä<strong>de</strong>rn (bis<br />
runter zu 15-Zöllern für Vans!) über genügend<br />
Erfahrung verfügt. Die von Reynolds übernommenen<br />
Schul<strong>de</strong>n (ca. 1,5 Mrd. US-$)<br />
wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n bereits 1998 ausgebrochenen<br />
Alcoa-Expansionsdrang (erinnert sei an Alumax/USA,<br />
Alumix/Italien, Inespal/Spanien<br />
sowie ein Projekt in Ungarn) nicht nachhaltig<br />
bremsen. Aktuell beliefert Reynolds - die gera<strong>de</strong><br />
vor <strong>de</strong>r „Adoption“ stehen<strong>de</strong> neue Alcoa-Tochter<br />
- in Nordamerika die dortigen Autohersteller<br />
mit Rä<strong>de</strong>rn (so richtig wür<strong>de</strong> Noranda-Tochter<br />
American Racing also nicht strategisch<br />
weiterhelfen); in Europa dient das Werk<br />
Ferrara <strong>de</strong>r Ford-Erstausrüstung in Nordamerika<br />
und <strong>de</strong>r Chrysler-Produktion im österreichischen<br />
Graz (sowie ein geringes Volumen<br />
an Jaguar in Großbritannien), das wird Alcoa<br />
rä<strong>de</strong>rseitig nicht reichen. Gera<strong>de</strong> in Europa<br />
wäre <strong>de</strong>r Nachholbedarf Alcoas evi<strong>de</strong>nt, wenn<br />
die oben skizzierte und vielfach erwartete Firmenstrategie<br />
mit Leben erfüllt wer<strong>de</strong>n soll.<br />
Wer ist nun „for sale“?<br />
Denn <strong>de</strong>r Konsolidierungsprozess muss<br />
weitergehen. Allgemein wird gerechnet, dass<br />
ein Produzent von gegossenen Aluminiumrä<strong>de</strong>rn<br />
für ein Überleben im Erstausrüstungsgeschäft<br />
eine so genannte „kritische Größe“<br />
von fünf Millionen Einheiten jährlich „plus X“<br />
benötigt und möglichst in <strong>de</strong>r Lage sein muss,<br />
<strong>de</strong>m Globalisierungstrend <strong>de</strong>r Automobilhersteller<br />
hinterherzuhecheln. Klar die Volumen-<br />
Autec und mehr<br />
Werk Soultzmatt erwies sich eben doch als sanierbar<br />
„Nicht sanierbar“ - dieses vor Jahren vernichten<strong>de</strong><br />
Urteil von (fachkundigen!) Besuchern<br />
<strong>de</strong>s Werkes spukt heute noch durch die Mauern<br />
<strong>de</strong>s Werkes Soultzmatt, bekannt als SRF<br />
(Sudrad Roues France). Die Mauern sind die<br />
gleichen geblieben, auch viele Mitarbeiter,<br />
selbst die Gießautomaten (18 an <strong>de</strong>r Zahl).<br />
Und doch ist alles an<strong>de</strong>rs gewor<strong>de</strong>n, könnte<br />
eigentlich das vormalige Urteil souverän belächelt<br />
wer<strong>de</strong>n: Durch Kauf neuer Bearbeitungsmaschinen<br />
muss nicht mehr ein Teil <strong>de</strong>r<br />
Rä<strong>de</strong>rherstellung bei Fremdfirmen erfolgen,<br />
die Gießmaschinen sind auf- bzw. umgerüstet<br />
wor<strong>de</strong>n (von Gegen- auf Nie<strong>de</strong>rdruck).<br />
„Zyklon“ von Autec ist eine Kombination aus extrem<br />
tiefem Felgenbett (ca. 75 mm), hochglanz poliertem<br />
Felgenhorn und dreiteiliger Optik. Aufgrund <strong>de</strong>r<br />
großen Nachfrage wer<strong>de</strong>n nun auch die Radgrößen<br />
7,5J x 16H2, 7,5J x 17H2 und 8J x 17H2 für alle<br />
gängigen Fahrzeugtypen angeboten<br />
Die neue Lackieranlage (Liegend-Lackierung)<br />
ist ebenso längst geor<strong>de</strong>rt wie eine Schmelze,<br />
selbst an Kriterien wie <strong>de</strong>n Umweltschutz -<br />
bei Unternehmen, <strong>de</strong>nen das Wasser bis zum<br />
Halse steht, kommt dies gemeinhin erst zum<br />
Schluss - wur<strong>de</strong>n große Summen investiert.<br />
Na klar, möglich wur<strong>de</strong> das nur, weil <strong>de</strong>r Sequester<br />
<strong>de</strong>r ehemaligen Südrad-Gruppe, Dr.<br />
hür<strong>de</strong> überspringen nur Hayes Lemmerz,<br />
Superior und Enkei; bei <strong>de</strong>r Globalisierungsfrage<br />
tun sich schon <strong>de</strong>r zweit- und drittgenannte<br />
schwer. Ronal, Borbet/AAG o<strong>de</strong>r ATS/<br />
TSW und einige an<strong>de</strong>re können nicht darauf<br />
hoffen, dass Wachstum aus eigener Kraft ausreicht,<br />
um zu <strong>de</strong>n „Big Three” aufzuschließen,<br />
son<strong>de</strong>rn müssen (weiterhin) nach strategischen<br />
Partnern <strong>suchen</strong>. Sonst wer<strong>de</strong>n sie leicht zum<br />
Spielball großer Konzerne auf seiten <strong>de</strong>r Automobilhersteller<br />
o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer Zulieferer. Die<br />
mittelständische Struktur <strong>de</strong>r (ja durchaus leistungsfähigen)<br />
<strong>de</strong>utschen Zulieferer gilt als<br />
„Auslaufmo<strong>de</strong>ll“. Gera<strong>de</strong> große Konzerne wie<br />
Michelin (eine eventuelle Allianz mit Montupet<br />
allein wür<strong>de</strong> nicht reichen) o<strong>de</strong>r Alcoa/<br />
Reynolds wer<strong>de</strong>n als erste die Weichen stellen<br />
und fragen, ob das Geschäft mit gegossenen<br />
Aluminiumrä<strong>de</strong>rn ein so genanntes „Kerngeschäft“<br />
sein soll. Lautet die Antwort „ja“, so<br />
wer<strong>de</strong>n sie sich nicht mit Wachstum aus eigener<br />
Kraft zufrie<strong>de</strong>n geben, weil das einfach<br />
zu lange dauert. Sie wer<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>re Rä<strong>de</strong>rhersteller<br />
dazukaufen und für Marktbereinigung<br />
sorgen. Dass auf Dauer „strategische<br />
Partnerschaften“ halten, wird allgemein bezweifelt.<br />
Lautet die Antwort auf die Frage nach<br />
<strong>de</strong>m Kerngeschäft „nein“, wer<strong>de</strong>n die mächtigen<br />
Konzerne sich umschauen, wie sie ihre<br />
kleine Sparte Leichtmetallrä<strong>de</strong>r am besten<br />
verscherbeln können, wie Norsk Hydro dies<br />
mit Fundo vor wenigen Wochen praktiziert<br />
hat. <strong>de</strong>tlef.vogt@reifenpresse.<strong>de</strong><br />
Volker Grub, einen großen Teil <strong>de</strong>r Altlasten<br />
übernahm und ein zwischenzeitlich von ihm<br />
bestellter Geschäftsführer, <strong>de</strong>r natürlich längst<br />
wie<strong>de</strong>r ausgeschie<strong>de</strong>n ist, die Dinge geregelt<br />
hat, die richtig weh tun. Von - angesichts <strong>de</strong>r<br />
Gießautomatenzahl durchaus realistischen -<br />
Jahresproduktionsziffern von 500.000 Stück<br />
und mehr hat man sich längst verabschie<strong>de</strong>t,<br />
die Gewinnschwelle liegt bei<br />
weit unter 400.000, das<br />
ist auch das Maximum,<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>