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2000 Chancen suchen - Reifenpresse.de

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86<br />

Felgenreport<br />

Auburn (Indiana) und in Lebanon/Virginia<br />

(Schmie<strong>de</strong>rä<strong>de</strong>r), in Venezuela und in Italien.<br />

Und da ist noch das Werk Collingwood (Canada),<br />

an <strong>de</strong>m sich 1990 doch Lemmerz mit<br />

25 Prozent beteiligt hatte. Vielleicht hätte Hayes<br />

Lemmerz zuschlagen sollen, als die gesamte<br />

Transport-Sparte von Reynolds (zu <strong>de</strong>r das Rä<strong>de</strong>rgeschäft<br />

gehört) vor einigen Jahren zum<br />

Verkauf stand. Jetzt ist es zu spät: Alcoa guckte<br />

sich anlässlich <strong>de</strong>r mehrheitlichen Übernahme<br />

von Koralu (Hyundai-Tochter Aluminium<br />

of Korea) schon in <strong>de</strong>n Alurä<strong>de</strong>r-Gießereien<br />

<strong>de</strong>r Dooray Corporation in Südkorea um und<br />

scheint entschlossen zu sein, eine Expansionspolitik,<br />

die im Neu<strong>de</strong>utsch „downstream“ genannt<br />

wird, umzusetzen. Der Gedanke beruht<br />

auf <strong>de</strong>r Theorie <strong>de</strong>r Wertschöpfungskette<br />

(eine Kette hat zwei En<strong>de</strong>n): Der Produktion<br />

an <strong>de</strong>m einen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kette (upstream)<br />

folgt eine branchentypische Weiterverarbeitung<br />

bis zum Abverkaufsprodukt für <strong>de</strong>n Endverbraucher<br />

(<strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kette),<br />

um eine möglichst hohe Wertschöpfung zu<br />

erreichen. Alcoa und die APA-Unternehmen<br />

investieren traditionell in Produkttiefe (bzw.<br />

Wertschöpfungstiefe) und -breite. Kritische<br />

Geister verweisen auf die Beispiele AAG und<br />

Fundo, die <strong>de</strong>reinst teurer bei ihren Muttergesellschaften<br />

(AMAG und Norsk Hydro) einkaufen<br />

mussten, als <strong>de</strong>r Aluminium-Preis auf<br />

<strong>de</strong>m Weltmarkt war. Während die APA-Firmen<br />

auf <strong>de</strong>n Verpackungsbereich fokussiert scheinen,<br />

könnte Alcoa schnell zu <strong>de</strong>n größten Her-<br />

stellern von Aluminiumrä<strong>de</strong>rn aufschließen,<br />

zumal man ja bei Nutzfahrzeugrä<strong>de</strong>rn (bis<br />

runter zu 15-Zöllern für Vans!) über genügend<br />

Erfahrung verfügt. Die von Reynolds übernommenen<br />

Schul<strong>de</strong>n (ca. 1,5 Mrd. US-$)<br />

wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n bereits 1998 ausgebrochenen<br />

Alcoa-Expansionsdrang (erinnert sei an Alumax/USA,<br />

Alumix/Italien, Inespal/Spanien<br />

sowie ein Projekt in Ungarn) nicht nachhaltig<br />

bremsen. Aktuell beliefert Reynolds - die gera<strong>de</strong><br />

vor <strong>de</strong>r „Adoption“ stehen<strong>de</strong> neue Alcoa-Tochter<br />

- in Nordamerika die dortigen Autohersteller<br />

mit Rä<strong>de</strong>rn (so richtig wür<strong>de</strong> Noranda-Tochter<br />

American Racing also nicht strategisch<br />

weiterhelfen); in Europa dient das Werk<br />

Ferrara <strong>de</strong>r Ford-Erstausrüstung in Nordamerika<br />

und <strong>de</strong>r Chrysler-Produktion im österreichischen<br />

Graz (sowie ein geringes Volumen<br />

an Jaguar in Großbritannien), das wird Alcoa<br />

rä<strong>de</strong>rseitig nicht reichen. Gera<strong>de</strong> in Europa<br />

wäre <strong>de</strong>r Nachholbedarf Alcoas evi<strong>de</strong>nt, wenn<br />

die oben skizzierte und vielfach erwartete Firmenstrategie<br />

mit Leben erfüllt wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Wer ist nun „for sale“?<br />

Denn <strong>de</strong>r Konsolidierungsprozess muss<br />

weitergehen. Allgemein wird gerechnet, dass<br />

ein Produzent von gegossenen Aluminiumrä<strong>de</strong>rn<br />

für ein Überleben im Erstausrüstungsgeschäft<br />

eine so genannte „kritische Größe“<br />

von fünf Millionen Einheiten jährlich „plus X“<br />

benötigt und möglichst in <strong>de</strong>r Lage sein muss,<br />

<strong>de</strong>m Globalisierungstrend <strong>de</strong>r Automobilhersteller<br />

hinterherzuhecheln. Klar die Volumen-<br />

Autec und mehr<br />

Werk Soultzmatt erwies sich eben doch als sanierbar<br />

„Nicht sanierbar“ - dieses vor Jahren vernichten<strong>de</strong><br />

Urteil von (fachkundigen!) Besuchern<br />

<strong>de</strong>s Werkes spukt heute noch durch die Mauern<br />

<strong>de</strong>s Werkes Soultzmatt, bekannt als SRF<br />

(Sudrad Roues France). Die Mauern sind die<br />

gleichen geblieben, auch viele Mitarbeiter,<br />

selbst die Gießautomaten (18 an <strong>de</strong>r Zahl).<br />

Und doch ist alles an<strong>de</strong>rs gewor<strong>de</strong>n, könnte<br />

eigentlich das vormalige Urteil souverän belächelt<br />

wer<strong>de</strong>n: Durch Kauf neuer Bearbeitungsmaschinen<br />

muss nicht mehr ein Teil <strong>de</strong>r<br />

Rä<strong>de</strong>rherstellung bei Fremdfirmen erfolgen,<br />

die Gießmaschinen sind auf- bzw. umgerüstet<br />

wor<strong>de</strong>n (von Gegen- auf Nie<strong>de</strong>rdruck).<br />

„Zyklon“ von Autec ist eine Kombination aus extrem<br />

tiefem Felgenbett (ca. 75 mm), hochglanz poliertem<br />

Felgenhorn und dreiteiliger Optik. Aufgrund <strong>de</strong>r<br />

großen Nachfrage wer<strong>de</strong>n nun auch die Radgrößen<br />

7,5J x 16H2, 7,5J x 17H2 und 8J x 17H2 für alle<br />

gängigen Fahrzeugtypen angeboten<br />

Die neue Lackieranlage (Liegend-Lackierung)<br />

ist ebenso längst geor<strong>de</strong>rt wie eine Schmelze,<br />

selbst an Kriterien wie <strong>de</strong>n Umweltschutz -<br />

bei Unternehmen, <strong>de</strong>nen das Wasser bis zum<br />

Halse steht, kommt dies gemeinhin erst zum<br />

Schluss - wur<strong>de</strong>n große Summen investiert.<br />

Na klar, möglich wur<strong>de</strong> das nur, weil <strong>de</strong>r Sequester<br />

<strong>de</strong>r ehemaligen Südrad-Gruppe, Dr.<br />

hür<strong>de</strong> überspringen nur Hayes Lemmerz,<br />

Superior und Enkei; bei <strong>de</strong>r Globalisierungsfrage<br />

tun sich schon <strong>de</strong>r zweit- und drittgenannte<br />

schwer. Ronal, Borbet/AAG o<strong>de</strong>r ATS/<br />

TSW und einige an<strong>de</strong>re können nicht darauf<br />

hoffen, dass Wachstum aus eigener Kraft ausreicht,<br />

um zu <strong>de</strong>n „Big Three” aufzuschließen,<br />

son<strong>de</strong>rn müssen (weiterhin) nach strategischen<br />

Partnern <strong>suchen</strong>. Sonst wer<strong>de</strong>n sie leicht zum<br />

Spielball großer Konzerne auf seiten <strong>de</strong>r Automobilhersteller<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer Zulieferer. Die<br />

mittelständische Struktur <strong>de</strong>r (ja durchaus leistungsfähigen)<br />

<strong>de</strong>utschen Zulieferer gilt als<br />

„Auslaufmo<strong>de</strong>ll“. Gera<strong>de</strong> große Konzerne wie<br />

Michelin (eine eventuelle Allianz mit Montupet<br />

allein wür<strong>de</strong> nicht reichen) o<strong>de</strong>r Alcoa/<br />

Reynolds wer<strong>de</strong>n als erste die Weichen stellen<br />

und fragen, ob das Geschäft mit gegossenen<br />

Aluminiumrä<strong>de</strong>rn ein so genanntes „Kerngeschäft“<br />

sein soll. Lautet die Antwort „ja“, so<br />

wer<strong>de</strong>n sie sich nicht mit Wachstum aus eigener<br />

Kraft zufrie<strong>de</strong>n geben, weil das einfach<br />

zu lange dauert. Sie wer<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>re Rä<strong>de</strong>rhersteller<br />

dazukaufen und für Marktbereinigung<br />

sorgen. Dass auf Dauer „strategische<br />

Partnerschaften“ halten, wird allgemein bezweifelt.<br />

Lautet die Antwort auf die Frage nach<br />

<strong>de</strong>m Kerngeschäft „nein“, wer<strong>de</strong>n die mächtigen<br />

Konzerne sich umschauen, wie sie ihre<br />

kleine Sparte Leichtmetallrä<strong>de</strong>r am besten<br />

verscherbeln können, wie Norsk Hydro dies<br />

mit Fundo vor wenigen Wochen praktiziert<br />

hat. <strong>de</strong>tlef.vogt@reifenpresse.<strong>de</strong><br />

Volker Grub, einen großen Teil <strong>de</strong>r Altlasten<br />

übernahm und ein zwischenzeitlich von ihm<br />

bestellter Geschäftsführer, <strong>de</strong>r natürlich längst<br />

wie<strong>de</strong>r ausgeschie<strong>de</strong>n ist, die Dinge geregelt<br />

hat, die richtig weh tun. Von - angesichts <strong>de</strong>r<br />

Gießautomatenzahl durchaus realistischen -<br />

Jahresproduktionsziffern von 500.000 Stück<br />

und mehr hat man sich längst verabschie<strong>de</strong>t,<br />

die Gewinnschwelle liegt bei<br />

weit unter 400.000, das<br />

ist auch das Maximum,<br />

NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>

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