2000 Chancen suchen - Reifenpresse.de
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Felgenreport<br />
Der Stoff, aus <strong>de</strong>m die Schäume sind – Leichtmetalle<br />
als Wegbereiter umweltfreundlicher Produkte<br />
Produktentwickler wollen stets Grenzen<br />
durchbrechen und können sich mit <strong>de</strong>m<br />
Erreichten selten zufrie<strong>de</strong>n geben. Dem<br />
entsprechend gibt es kaum ein Material,<br />
an <strong>de</strong>m sie nichts auszusetzen haben:<br />
Kunststoffe sind ihnen entwe<strong>de</strong>r nicht hart<br />
genug o<strong>de</strong>r zuwenig hitzebeständig, Keramiken<br />
zu sprö<strong>de</strong> und die meisten Metalle<br />
schlicht zu schwer. So richtet sich ihr Forscherdrang<br />
nicht nur auf die Entwicklung<br />
neuer Materialien, son<strong>de</strong>rn auch auf Mittel<br />
und Wege, um traditionellen Werkstoffen<br />
entwe<strong>de</strong>r neue Eigenschaften einzuverleiben<br />
o<strong>de</strong>r ihnen gezielt die Schwächen auszutreiben.<br />
Vor <strong>de</strong>m Hintergrund begrenzter natürlicher<br />
Ressourcen, wachsen<strong>de</strong>r Umweltbelastungen<br />
und <strong>de</strong>r Notwendigkeit zur<br />
Einsparung von Energie haben recyclierfähige<br />
Leichtmetalle in <strong>de</strong>n letzten Jahren<br />
immens an Be<strong>de</strong>utung gewonnen. Ihr Einsatzgebiet<br />
erstreckt sich inzwischen vom<br />
Mountain Bike bis hin zum Space Shuttle.<br />
Egal ob Flugzeug, Auto o<strong>de</strong>r Werkzeugmaschine<br />
– das Gewicht <strong>de</strong>r Bauteile wird<br />
aus wirtschaftlichen und ökologischen Erwägungen<br />
immer mehr zum Zünglein an<br />
<strong>de</strong>r Waage. Allein auf Grund <strong>de</strong>r Tatsache,<br />
dass gut 37 Prozent <strong>de</strong>s Kraftstoffverbrauchs<br />
und damit <strong>de</strong>s Schadstoffausstoßes eines<br />
Autos vom Gewicht abhängen, bezweifelt<br />
in <strong>de</strong>r Automobilindustrie heute niemand<br />
mehr, dass sich die gesetzten Ziele nur durch<br />
eine konsequente Leichtbauweise realisieren<br />
lassen. Grundsätzlich gibt es zwei unterschiedliche<br />
Metho<strong>de</strong>n, um leichtere Autos zu bauen:<br />
Entwe<strong>de</strong>r man verbessert die Konstruktion,<br />
o<strong>de</strong>r man setzt alternative Materialien ein.<br />
Letzteres ist gleichbe<strong>de</strong>utend mit <strong>de</strong>r Substitution<br />
von Stahl durch Leichtmetalle o<strong>de</strong>r<br />
Kunststoff, und je<strong>de</strong>r Automobilhersteller<br />
schwört heute auf seine eigene Rezeptur. Die<br />
Bandbreite dieser in die Zukunft gerichteten<br />
Strategien erstreckt sich vom „Voll-Aluminium-Auto“<br />
bis hin zu kombinierten Lösungen<br />
aus Stahl, Leichtmetallen und Kunststoffen.<br />
Dessen ungeachtet gilt Aluminium als Wachstumsträger<br />
Nummer eins. Für <strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>s<br />
Leichtmetalls in <strong>de</strong>r Automobilindustrie wur<strong>de</strong><br />
eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Hür<strong>de</strong> überwun<strong>de</strong>n,<br />
als das Laserstrahlschweißen zur Industriereife<br />
entwickelt wur<strong>de</strong>.<br />
Einen Schritt weiter in die Zukunft erlaubt<br />
ein noch leichtgewichtigeres Metall – nämlich<br />
Magnesium. Mit einem spezifischen Gewicht<br />
von 1,74 g/cm 3 ist das Metall rund ein<br />
Drittel leichter als Aluminium. Somit ist Magnesium<br />
<strong>de</strong>r leichteste metallische Konstruktionswerkstoff<br />
überhaupt. Allerdings stecken<br />
die Anwendungen für das Super-Leichtgewicht<br />
unter <strong>de</strong>n Werkstoffen im Gegensatz<br />
zu an<strong>de</strong>ren Materialien vergleichsweise noch<br />
in <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rschuhen. Vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />
noch zahlreicher offener Entwicklungsfragen<br />
bemüht sich heute die Forschung u. a. auch,<br />
die Potentiale <strong>de</strong>s Magnesiums als Komponente<br />
in Bauteilen auszuloten. Zu diesem<br />
Zweck wer<strong>de</strong>n neben mo<strong>de</strong>rnen Prüf- und<br />
Analysetechniken auch numerische Simulationsmetho<strong>de</strong>n<br />
eingesetzt. Die bisherigen Resultate<br />
geben durchaus Anlass zu berechtigtem<br />
Optimismus, wobei allerdings berücksichtigt<br />
wer<strong>de</strong>n muss, dass Magnesium wegen<br />
<strong>de</strong>r schlechten Schmied- und Kaltumformbarkeit<br />
im Druckgussverfahren verarbeitet wer<strong>de</strong>n<br />
muss. Als typische Anwendungen für das<br />
Metall kommen <strong>de</strong>mnach Sitzgestelle, Instrumententafeln<br />
und Lenksäulen in Frage. Gemeinsam<br />
mit <strong>de</strong>r Volkswagen AG stellten<br />
Fraunhofer-Forscher fest, dass das Kleben –<br />
auch in Kombination mit mechanischen Fügetechniken<br />
– beim Einsatz von Magnesium<br />
im Fahrzeugbau eine Schlüsselrolle übernehmen<br />
wird. Auch das künftige Entsorgungsszenario<br />
im Hinblick auf Magnesiumbauteile<br />
wur<strong>de</strong> einer kritischen Prüfung unterzogen.<br />
Resümee: Das Super-Leichtmetall verfügt über<br />
ein exzellentes Recyclingpotential.<br />
Um weitere signifikante Gewichtsreduktionen<br />
zu ermöglichen, müssen die Werkstofftechniker<br />
noch tiefer in die Trickkiste greifen.<br />
Die zur Zeit vielversprechendste Möglichkeit,<br />
hohe Stabilität und ein Minimum an Gewicht<br />
zu vereinbaren, besteht darin, Leichtbaustrukturen<br />
aus Metallschäumen einzusetzen. Obwohl<br />
metallische Schäume seit <strong>de</strong>n 50er Jah-<br />
NEUE ReifenZeitung 4/<strong>2000</strong>