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E&W Mai 2006 - GEW

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lemlöser“ nach sich ziehen, wird in<br />

Kauf genommen.<br />

Richtig ist sicher, dass die Auflösung<br />

von Hauptschulen nicht die Lösung<br />

aller Probleme ist. Genügend Lehrstellen,<br />

ein gesicherter Aufenthaltsstatus<br />

und eine sozial verträgliche<br />

Stadtplanung sind dadurch nicht zu<br />

bekommen. Aber ob sie nicht zumindest<br />

einen Schritt in Richtung „Eine<br />

Schule für alle“ wäre und allemal besser<br />

als der gegenwärtige Zustand, darüber<br />

muss diskutiert werden.<br />

Offene Wunde<br />

Hauptschulen und Sonderschulen<br />

für Lernbehinderte sind die offene<br />

Wunde des deutschen Schulwesens.<br />

Auch wenn politische Mehrheiten<br />

für grundsätzliche Veränderungen<br />

derzeit nicht in Sicht sind – ein Freibrief<br />

für Gleichgültigkeit, Resigna-<br />

RÜTLI-SCHULE<br />

tion und Untätigkeit darf das nicht<br />

sein. Schulen in Not müssen sofort<br />

wirkungsvolle Unterstützung erhalten.<br />

Doch selbst die großzügigste<br />

Unterstützung kann das Grundproblem<br />

von Restschulen nicht beheben:<br />

ein Sammelbecken für die „Unbrauchbaren“,<br />

die angeblich „Ausbildungsunfähigen“<br />

zu sein. Alle<br />

diese Schulen brauchen deshalb die<br />

Gewissheit, dass man sie und ihre<br />

Schülerinnen und Schüler nicht auf<br />

Dauer diesem Schicksal überlässt.<br />

Wer Ausgrenzung und die doppelte<br />

Diskriminierung der bereits durch<br />

ihre Herkunft benachteiligten Jugendlichen<br />

nicht hinnehmen will,<br />

muss sich wie die <strong>GEW</strong> konsequent<br />

für individuelle Förderung und längeres<br />

gemeinsames Lernen in einer<br />

Schule für alle einsetzen.<br />

Marianne Demmer<br />

<strong>GEW</strong> weist auf Problemfelder hin<br />

Die <strong>GEW</strong> hat in einer ersten Stellungnahme für die Presse auf sieben Problemfelder<br />

hingewiesen, die durch die Rütli-Schule erneut offenkundig<br />

geworden sind und dringend bearbeitet werden müssen. Sie sind unter<br />

http://www.gew.de/Binaries/Binary16492/<strong>GEW</strong>-Positionen_Integration.pdf<br />

herunter zu laden.<br />

Die wichtigsten Essentials kurz zusammengefasst:<br />

● Bildung als Schlüssel zur Integration: garantiertes Recht auf allgemeine<br />

Bildung und berufliche Ausbildung – unabhängig von Aufenthaltsstatus<br />

und Ausbildungsplatzangebot (voll qualifizierende Ausbildung in beruflichen<br />

Schulen und außerbetrieblichen Lernorten);<br />

● konstruktive Einwanderungspolitik, Integration als Prozess auf Gegenseitigkeit;<br />

Verzicht auf erzwungene Assimilation und kraftmeiernde<br />

Drohgebärden;<br />

● Stadtplanung, die Ghettobildung vorbeugt, indem sie für sozial und<br />

ethnisch gemischte Wohnquartiere sorgt; lokale Netzwerke;<br />

● Jugendhilfe- und Schulnetzplanung, die die Lebenswelten der Kinder<br />

und ihrer Familien in den Mittelpunkt stellt und sich besonders um die Integration<br />

des (bildungs-)armen Teils der Bevölkerung bemüht, gleichgültig<br />

ob deutscher oder nicht deutscher Herkunft;<br />

● kontinuierliche Sprachförderung und interkulturelle Bildung als Aufgabe<br />

während des gesamten Bildungsprozesses; Sprachen der Migranten<br />

müssen in Kindertagesstätten und Schulen anerkannt und ordentliches<br />

Unterrichtsfach werden;<br />

● interdisziplinäre Teams an Schulen (Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter,<br />

Psychologen, Künstler ...):<br />

➜ in gesicherten Arbeitsverhältnissen,<br />

➜ mit aufgabengerechter Aus- und Fortbildung für leistungs- und ethnisch<br />

gemischte Lerngruppen,<br />

➜ mit Kenntnissen in Konflikt- und Gewaltprävention,<br />

➜ mit angemessenen Arbeits- und Erholungszeiten und aktivem Gesundheitsschutz,<br />

➜ mit einer Bezahlung, die den besonderen Anforderungen Rechnung<br />

trägt.<br />

Den Hinweis auf vermeintlich leere Staatskassen lässt die <strong>GEW</strong> nicht gelten.<br />

Wer rechnen kann, investiert rechtzeitig. Die Kosten für vorsorgende<br />

Maßnahmen sind um ein Vielfaches geringer als für „Nachsorge“ in Haftanstalten,<br />

Psychiatrien oder durch Sozialaufwendungen. MD<br />

E&W 5/<strong>2006</strong> 25

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