E&W Mai 2006 - GEW
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LESERFORUM<br />
Freundliche<br />
Beharrlichkeit<br />
(E&W 4/<strong>2006</strong>, Seite 36: „Scientific<br />
worker“)<br />
Mit Gerd Köhler ist jemand aus<br />
der politischen Handlungsebene<br />
der deutschen Gewerkschaften<br />
ausgeschieden, dem dreierlei gelungen<br />
ist, was ihm in seiner Gewerkschaft<br />
leider nur wenig Anerkennung<br />
einbrachte:<br />
1. Er hat gewerkschaftliches Denken<br />
im Wissenschaftssektor „hoffähig“<br />
gemacht;<br />
2. er hat die hochschulpolitische<br />
Dimension mit der Gewerkschaftsarbeit<br />
verzahnt und hier Politiker<br />
wie Gewerkschafter unterschiedlichster<br />
politischer Ausrichtung<br />
in den Diskurs und auch zusammengebracht;<br />
3. er hat die internationale Dimension<br />
der Gewerkschaftsarbeit konsequent<br />
gepflegt und daraus frühzeitig<br />
und kontinuierlich wertvolle<br />
Erkenntnisse in die deutsche<br />
hochschul- und bildungspolitische<br />
Diskussion transportiert.<br />
Darüber hinaus vermochte Gerd<br />
zu motivieren – sei es zum „Mitmachen“,<br />
sei es zum Nachdenken.<br />
Gerd Köhler hat sich und denen,<br />
die mit ihm arbeiten wollten, viel<br />
abverlangt – seine freundliche Beharrlichkeit,<br />
mit der er auch in harter<br />
inhaltlicher Auseinandersetzung<br />
jegliche Schärfen zu vermeiden<br />
wusste, habe ich immer geschätzt.<br />
Was er geschafft, was er erreicht<br />
hat, wird man erst besser beurteilen<br />
können, wenn eine Nachfolgerin<br />
oder ein Nachfolger eine ähnlich<br />
lange Zeit die Geschicke des<br />
Wissenschaftssektors in der <strong>GEW</strong><br />
gelenkt haben wird.<br />
Werner Dörr (ehem. Vorsitzender des<br />
BFGA HuF), Polch bei Koblenz<br />
Misstrauen geweckt<br />
(E&W 2/<strong>2006</strong>, Seite 24: „Finnland<br />
in Südtirol“)<br />
Nach den skandinavischen Ländern,<br />
speziell Finnland, ist es also<br />
Südtirol, dem wir nacheifern sollten.<br />
Eine einwöchige – vermutlich<br />
geführte – Exkursion ruft auch alle<br />
Stichworte auf, die augenblicklich<br />
angesagt sind und weckt schon<br />
deswegen mein Misstrauen: neue<br />
Lernkultur, Lernbegleiter statt<br />
Lehrer, keine Ziffernnoten und natürlich<br />
möglichst langes gemeinsa-<br />
34<br />
E&W 5/<strong>2006</strong><br />
mes Lernen, das auf den ersten<br />
Blick fast automatisch gute PISA-<br />
Ergebnisse zu versprechen scheint.<br />
An der Basis, in den Lehrerzimmern,<br />
herrscht Skepsis, ob eine gemeinsame<br />
Schule mit unseren<br />
Schülern wirklich zu besseren Ergebnissen<br />
führen würde. Finnland<br />
ist als relativ kleines Land mit ausgeprägtem<br />
Bildungsbewusstsein<br />
im Gegensatz zu Deutschland sehr<br />
homogen in seiner Einstellung zu<br />
Bildung und Schule. Ähnliches<br />
dürfte für Tirol gelten.<br />
Peter Engelhardt, Frankfurt a.M.<br />
Spitze!<br />
(E&W 4/<strong>2006</strong>, Seite 32: „<strong>GEW</strong>-<br />
Report zu Privatisierungstendenzen“)<br />
Der Beitrag „,Allianz-Gymnasium‘<br />
und ‚Thomy-Realschule‘?“<br />
ist Spitze und macht betroffen. Als<br />
ich vor einigen Jahren das Buch<br />
von Naomi Klein „No Logo“ gelesen<br />
habe, war mir nicht klar, wie<br />
schnell die hier beschriebenen<br />
amerikanischen Verhältnisse in<br />
Deutschland greifen würden. Die<br />
neuen Bundesländer, in denen Finanzen<br />
eher tröpfeln als fließen,<br />
sind vielleicht besonders anfällig.<br />
Die Wirtschaft diktiert zunehmend<br />
das gesellschaftliche Leben<br />
und macht sich mit Werbung in öffentlichen<br />
Räumen breit. Hier<br />
muss die Bildungsgewerkschaft intensiv<br />
nach Wegen suchen, um gegenzusteuern.<br />
Richard Schaefer, Erfurt<br />
Vor allem für Frauen<br />
(E&W 3/<strong>2006</strong>, Seite 36: „Man(n)<br />
traut Frauen zu wenig zu“)<br />
Seit acht Jahren bin ich im Berufsschuldienst<br />
des Landes Niedersachsen<br />
tätig, lange Zeit als einzige<br />
Lehrerin an einer Fachschule für<br />
Technik. In dieser Zeit habe ich<br />
viel Diskriminierung erfahren.<br />
Nicht nur im Schulwesen werden<br />
die Diskriminierungsmethoden<br />
zunehmend subtiler. Wenn jemand<br />
zu Fortbildungs- und Schulungsmaßnahmen<br />
geschickt werden<br />
soll, fällt die Wahl – nach meinem<br />
Erleben – ausnahmslos auf<br />
männliche Kollegen. Im Konkurrenzfall<br />
wird den Frauen regelrecht<br />
verboten, sich schulen zu<br />
lassen!<br />
Sonja Weiß, Braunschweig