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Dynamische Simulation des thermischen Verhaltens von Gebäuden

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Technische Universität München<br />

Lehrstuhl für Bauinformatik - Prof. Dr. rer. nat. E. Rank<br />

<strong>Dynamische</strong> <strong>Simulation</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>thermischen</strong> <strong>Verhaltens</strong> <strong>von</strong> <strong>Gebäuden</strong><br />

Christoph van Treeck<br />

Über die Problematik unserer derzeitigen Umweltsituation sind bereits zahlreiche<br />

Veröffentlichungen erschienen, wobei besonders dem Gebäu<strong>des</strong>ektor verstärkt<br />

Aufmerksamkeit gewidmet wurde, da dieser Bereich mit ca. 30% am<br />

Gesamtenergieverbrauch einen großen Anteil <strong>des</strong> CO2-Ausstoßes zu verantworten hat.<br />

Die Suche nach Alternativen in der Energieversorgung führt zwangsläufig zur<br />

Verwendung regenerativer Energien, der Nutzung der Solarenergie, die unbegrenzt und<br />

'ohne' sekundäre Schadstoffabgabe verfügbar ist. Für den Gebäu<strong>des</strong>ektor bedeutet<br />

dies die planerische Umsetzung aktiver und passiver Energiekonzepte, durch deren<br />

Kombination eine bedeutende Senkung <strong>des</strong> Energiebedarfs zu erwarten ist. Gebäude<br />

und Solarsystem sind dabei eng miteinander verknüpft, folglich gewinnt der Dialog<br />

zwischen Architekt und tragwerks- und energieberatenden Ingenieuren im Gegensatz<br />

zur konventionellen Gebäudeplanung ('erst das Gebäude, dann die Heizung') bereits in<br />

frühen Planungsphasen an Bedeutung. Aktive wie passive Solarkonzepte sind<br />

anwendungsreif und marktpräsent; werden diese vorab in der Planung berücksichtigt,<br />

ist ein konkurrenzfähiges Bauen zur konventionellen Bauweise gewährleistet, wie<br />

zahlreiche Projekte beweisen. Dabei geht es nicht darum, mit einem Bauprojekt stets<br />

die Grenze <strong>des</strong> technisch Machbaren zu avisieren, die z.B. mit dem 'Energieautarken<br />

Solarhaus Freiburg' (Planung: Fraunhofer ISE, Freiburg; Architekt: Dieter Hölken,<br />

Planerwerkstatt) aufgezeigt wurde; - nein, vielmehr unter Berücksichtigung der<br />

finanziellen Rahmenplanung einen weiteren Schritt vom 'Niedrigenergiehaus' in<br />

Richtung 'Passivhaus' zu unternehmen.<br />

Im Unterschied zur statischen Bilanzierung <strong>des</strong> Heizenergiebedarfs – mit der<br />

Verwendung <strong>von</strong> Heizgradtagen als Gewichtungsfunktion sowie der Annahme einer<br />

konstanten Innenraumtemperatur – gestattet die dynamische <strong>Simulation</strong> mit ihrer hohen<br />

zeitlichen Auflösung eine detaillierte Beschreibung einzelner, zeitabhängiger<br />

Wärmeströme in ihrem Zusammenwirken in einem komplexen Gebäudemodell unter<br />

Berücksichtigung seiner <strong>thermischen</strong> Masse.


Eine statische Bilanzierung solarer Gewinne setzt ein ideales Zusammenwirken <strong>von</strong><br />

Heizungsregelung und thermischer Kapazität <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> voraus, wobei bei einer<br />

Bilanzierung über kurze Zeiträume die Nutzbarkeit solarer Gewinne überbewertet wird.<br />

In Übergangszeiten werden so beispielsweise nicht nutzbare, überschüssige Gewinne<br />

durch Verschattung oder Lüftung beseitigt (Nutzerverhalten). Auch eine Wahl<br />

hinreichend großer Bilanzierungsintervalle führt bei <strong>Gebäuden</strong> mit hohem Anteil solarer<br />

Energiegewinne aufgrund der Nutzbarkeit dieser zu erheblichen Abweichungen.<br />

<strong>Dynamische</strong> <strong>Simulation</strong>srechnungen stellen folglich ein wichtiges Planungswerkzeug<br />

bei <strong>Gebäuden</strong> mit hohem aktiven und passiven Solarenergienutzungsgrad dar, indem<br />

durch Parameterstudien Energiesysteme mit unterschiedlichen Zeitkonstanten in ihrem<br />

Zusammenwirken optimiert werden können. Beispielhaft ist eine Abstimmung zwischen<br />

einer Südfassadenverglasung als Direktgewinnsystem mit einer im gleichen<br />

Gebäudeteil angesiedelten, transparent gedämmten Außenwand (TWD) als indirektes<br />

System mit zeitverzögerter Wärmeabgabe an den Innenraum zu nennen<br />

(systemspezifische Phasenverschiebung ca. 6h).<br />

Glasscheibe<br />

Rollosystem<br />

Transparente<br />

Wärmedämmung<br />

Absorber<br />

Wand<br />

Temperaturverlauf<br />

Luftspalt<br />

Temperatur [°C]<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

6648<br />

Wandoberfläche<br />

Bild 1 Bild 2<br />

Funktionsweise einer transparent Zeitlicher Verlauf der Wandoberflächen- und TWD-Absorber-<br />

wärmegedämmten Wand [10]. temperatur. <strong>Simulation</strong>speriode: Oktober TRY 7 (Freiburg).<br />

Temperaturverläufe in einzelnen Zonen, die insbesondere für Komfortbetrachtungen<br />

eine große Rolle spielen, können in ihrem zeitlichen Verlauf detailliert dargestellt<br />

werden, eine sommerliche Überhitzung einzelner Räume dadurch erfaßt werden.<br />

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch eine Berechnung der 'frei schwingenden<br />

Raumtemperatur', die sich in einem Gebäude ohne Heiz- bzw. Kühllasten einstellen<br />

würde.<br />

6660<br />

Außentemperatur<br />

6672<br />

6684<br />

Oktober TRY7 [h]<br />

ca. 6h<br />

6696<br />

Absorbertemperatur<br />

Raumtemperatur<br />

Globalstrahlung<br />

6708<br />

6720<br />

2400<br />

2000<br />

1600<br />

1200<br />

800<br />

400<br />

0<br />

Globalstrahlung [W/m²]


Die dynamische <strong>Simulation</strong> erfolgt durch Verwendung eines Mehrzonen-<br />

Gebäudemodells als nicht geometrischem Gleichgewichtsmodell, dem ein kombiniertes<br />

2*-Knoten Netzwerkmodell nach J. Seem zugrundeliegt [2]. Das Gebäude wird in<br />

thermische Zonen unterteilt, in denen eine homogene Raumlufttemperaturverteilung<br />

angenommen wird. Jede Zone besitzt jeweils einen Lufttemperaturknoten, der die<br />

thermische Kapazität <strong>des</strong> Luftvolumens und der enthaltenen Masse repräsentiert, und<br />

einen Sternknoten zur Behandlung <strong>des</strong> langwelligen Strahlungsaustausches mit den<br />

inneren Umgebungsflächen und <strong>des</strong> parallelen konvektiven Energieflusses aller inneren<br />

Oberflächen zum Luftknoten.<br />

q c,s,o<br />

q r,s,o<br />

S S,o<br />

T S,O<br />

q S,o<br />

Wand<br />

außen innen<br />

q S,i<br />

T S, i<br />

S S,i<br />

R equ,1<br />

q& = q& + q&<br />

T Air,i<br />

comb, i c, s, i r , s, i<br />

q& + q& + q& + q&<br />

inf, i vent , i g, c, i cplg, i<br />

Wand<br />

Die Energieflüsse einer Zone werden am Luftknoten unter Berücksichtigung der<br />

<strong>thermischen</strong> Kapazität der Zone und der konvektiv zugeführten Heiz- bzw. Kühlenergie<br />

als Änderung der inneren Energie bilanziert.<br />

Der konvektive Wärmefluß setzt sich dabei aus der Summe der konvektiven<br />

Wärmeströme aller umgebenden inneren Oberflächen, der Infiltration, Ventilation, den<br />

internen Wärmegewinnen und einem benutzerdefinierten Luftmassenstrom (coupling) je<br />

Zeitschritt und Zone zusammen. Der radiative Wärmestrom wird je Oberflächenknoten<br />

aus den internen Strahlungsgewinnen, der absorbierten kurzwelligen Strahlung und<br />

dem langwelligen Strahlungsaustausch mit den übrigen Oberflächen gebildet.<br />

Der Wärmefluß in den Wänden wird eindimensional unter Berücksichtigung der<br />

kapazitativen Einflüsse der einzelnen, homogenen Schichten durch<br />

Übertragungsfunktionen (response-factor-method) formuliert, womit der momentane<br />

Wärmestrom aus Stoffdaten, Oberflächentemperaturen und den Wärmeströmen<br />

vorheriger Zeitschritte errechnet wird.<br />

R Star<br />

T Star<br />

q& surf , i<br />

Bild 3: 2*-Knoten-Netzwerkmodell einer Zone i nach J.E. Seem<br />

R equ,2<br />

q& = q& + q&<br />

comb, i c, s, i r, s, i<br />

T S,i<br />

außen


Für das ganze Gebäude kann dann für jeden Zeitschritt ein lineares Gleichungssystem<br />

formuliert werden, mit den Luftknoten- und Sternknotentemperaturen jeder Zone als<br />

Unbekannten.<br />

Eine Berechnung <strong>des</strong> Wärmeflusses durch die Verglasung erfolgt unter getrennter<br />

Betrachtung der solaren optischen Eigenschaften und <strong>des</strong> langwelligen Wärmeflusses<br />

durch die Verglasung anhand eines detaillierten Fenstermodells, womit u.a. energetisch<br />

optimierte Mehrfachstrukturen mit entsprechender Edelgasfüllung und transparent<br />

selektiven Beschichtungen modellierbar sind.<br />

Grundlage der <strong>Simulation</strong>en stellen standortabhängige, stündliche Wetterdaten dar<br />

(try). Direkt- und Diffusstrahlungswerte, die als Einstrahlungswerte auf eine horizontale<br />

Fläche vorliegen, können über Strahlungsprozessoren umgerechnet werden (Modell<br />

eines isotropischen Himmels); Verschattung <strong>von</strong> Gebäudeteilen findet über<br />

Strahlungsreduktionsfaktoren Einfluß. Zur Berücksichtigung <strong>des</strong> langwelligen<br />

Strahlungsaustausches mit der Umgebung wird als Hilfsgröße eine fiktive<br />

Himmelstemperatur errechnet.<br />

Für transparente Dämmaterialien können Ansätze hinsichtlich Modellbildung,<br />

Systemparametern und Validierung gefunden werden, wie diese im detaillierten<br />

Fenstermodell beschrieben werden können.<br />

Zusätzlich zu erhöhten Dämmaßnahmen und passiven Energiekonzepten können im<br />

weiteren Schwachstellen der Gebäudehülle, die zu erhöhten Wärmeverlusten führen,<br />

wie z.B. Wärmebrücken, durch geeignete konstruktive Maßnahmen eliminiert werden.<br />

Von entscheidender Bedeutung ist dabei, daß in winddichten <strong>Gebäuden</strong> ohne<br />

Wärmebrückeneinflüsse und Zugerscheinungen wesentlich niedrigere<br />

Raumtemperaturen einen definierten Raumkomfort ermöglichen.<br />

An einem Referenzobjekt werden bautypische Problemfelder hinsichtlich ihrer<br />

Wärmebrückenverluste analysiert und energetisch optimiert. Im Hinblick auf Gebäude<br />

mit zunehmenden Dämmstoffdicken und qualitativ hochwertigen Verglasungen liegt die<br />

Zielsetzung auf einer Quantifizierung der Anteile dieser Verluste. In ihrem<br />

Erscheinungsbild und ihrer Wirkungsweise können typische geometrische und stoffliche<br />

Wärmebrückensituationen charakterisiert werden. Für detaillierte<br />

Wärmebrückenberechnungen ist eine eindimensionale Betrachtung über<br />

linienbezogene Verlustkoeffizienten ausreichend; die zeitliche Dynamik kann dabei<br />

vernachlässigt werden, thermische Kapazitäten spielen eine untergeordnete Rolle.<br />

Eine hohe räumliche Diskretisierung findet in der Gebäu<strong>des</strong>imulation folglich nur in<br />

Übergangsbereichen mit geringer Ausdehnung statt.<br />

Instationären Verhältnissen und vermindertem konvektiven und radiativen<br />

Wärmetransport in Eckbereichen kann über eine geeignete Wahl der Randbedingungen<br />

Rechnung getragen werden. Eine Berücksichtigung <strong>von</strong> geometrischen 3D-


Wärmebrücken ist hinsichtlich Transmissionsverlusten aufgrund <strong>des</strong> geringen<br />

Einflusses unnötig; für Oberflächentemperatur-Abschätzungen im Eckbereich finden<br />

geeignete Näherungsformeln Anwendung (prEN 30077 : 1993). Die umfangreiche<br />

Berechnung der Wärmebrückeneinflüsse erfolgt über eine Wärmestromberechnung<br />

mithilfe eines adaptiven 2D-FEM-Programms und anschließende Auswertung der über<br />

die Randelemente bilanzierten Größen in einer Tabellenkalkulation. Die Datenhaltung<br />

dieser Ergebnisse erfolgt in diversen, dynamisch miteinander verknüpften MS-Excel<br />

Tabellen und wird allgemein durch VB Makros in Excel verwaltet (hohe Flexibilität bei<br />

Änderungen). Im weiteren kann für hochwärmegedämmte Bauteile nicht auf<br />

bestehende Wärmebrückenatlanten zurückgegriffen werden.<br />

Die <strong>Simulation</strong> <strong>des</strong> Referenzobjektes erfolgt als Ganzjahressimulation in 1h-Schritten<br />

unter Berücksichtigung eines Einschwingverhaltens <strong>von</strong> 5 Tagen je <strong>Simulation</strong>smonat<br />

im test-reference-year (try) parallel auf 12 HP Workstations auf Basis <strong>des</strong> dynamischen<br />

Gebäu<strong>des</strong>imulationsprogrammes TRNSYS, das bedingt durch die hohe räumliche<br />

Auflösung der Übergangsbereiche lange <strong>Simulation</strong>szeiten <strong>von</strong> bis zu 72h/try fordert.<br />

Des weiteren können in TRNSYS nur positive Wärmebrückenkoeffizienten mit Bezug<br />

auf die äußere Umgebung behandelt werden (Unverträglichkeit einzelner<br />

Modellansätze), eine allgemein konsistente Berücksichtigung dieser Einflüsse ist nicht<br />

implementiert (→Ersatzdarstellungen). Es werden drei detaillierte Gebäudemodelle<br />

erzeugt, um Aussagen über den Einfluß <strong>von</strong> Wärmebrücken an einem<br />

innenmaßbezogenen Gebäudemodell zu erhalten, und dieses einem<br />

außenmaßbezogenen Modell, ohne Wärmebrücken, gegenübergestellt.<br />

Veränderungen im Bereich <strong>des</strong> Fenstermodells in TRNSYS machen es nötig, den<br />

Randverbund, genauer den Bereich edge-of-glazing, der den Übergang der Bereiche<br />

frame und center-of-glazing beschreibt, aufgrund der Temperaturabhängigkeit über eine<br />

Polynomfunktion mit dem Verglasungsbereich zu koppeln, womit Verluste über den<br />

metallischen Abstandshalter eines Fensters detailliert – und unabhängig <strong>von</strong> der<br />

Anschlußsituation an den Baukörper – darstellbar sind. Die Regressionskoeffizienten<br />

werden dabei a priori für charakteristische Temperaturbereiche der Verglasungsart über<br />

eine 2D-FEM-Berechnung bestimmt und in die Verglasungsdatenbank integriert.<br />

Die Generierung der Eingabefiles zur Gebäudebeschreibung für die Präprozessoren<br />

<strong>des</strong> <strong>Simulation</strong>sprogramms TRNSYS erfolgt durch VB-Prozeduren aus einer<br />

übergeordneten, relationalen Datenstruktur. In der Gebäudebeschreibung werden dabei<br />

über eine Definition einzelner Schichten der Wandaufbauten diese zu Wänden<br />

kombiniert und zu einem komplexen, zu einzelnen Zonen strukturierten Gebäudemodell<br />

mit Informationen über das thermische Verhalten zusammengefügt.<br />

Die Ergebnisse der dyamischen <strong>Simulation</strong> können zu monatsweisen oder jährlichen<br />

Energiebilanzen einzelner oder mehrerer Zonen integriert werden; Temperaturverläufe<br />

in einzelnen Zonen, die benötigte Heizleistung, der Heizwärmebedarf,


Wärmebrückeneinflüsse und Verschattungseinflüsse sind in hoher zeitlicher Auflösung<br />

darstellbar.<br />

Temperatur [°C]<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

Erdgeschoßwohnung<br />

Penthouse<br />

Treppenhaus<br />

Keller<br />

Tiefgarage<br />

A ußentemperatur<br />

-10<br />

SEP OKT NOV DEZ JA N FEB M RZ A PR M A I<br />

Bild 4: Tagesmittelwerte der Raumlufttemperaturen <strong>des</strong> Referenzgebäu<strong>des</strong>.<br />

Die Anwendungsgrenzen genannter Modellbildung bestimmen ein nicht<br />

berücksichtigtes Nutzerverhalten, die Verwendung eines nicht-geometrischen Modells<br />

und die 'Abstraktion' bei der Betrachtung <strong>von</strong> Raumluftströmungen.<br />

Als Resultat der Studie ist festzuhalten, daß der Anteil der Wärmebrückenverluste am<br />

Gesamttransmissionswärmebedarf als gering eingestuft werden kann, insofern ein<br />

konsequent gestaltetes und optimiertes Dämmkonzept vorliegt. Eine Verallgemeinerung<br />

dieser Aussage kann zu Fehleinschätzungen führen, da an Bauwerken mit konstruktiv<br />

schlecht ausgebildeten Bauteilübergängen Wärmebrückenverluste bis zu 1/3 der<br />

Transmissionsverluste betragen können.<br />

Nachdem Wärmebrückenberechnungen für die Praxis einen bedeutenden Aufwand<br />

darstellen, erscheint bei konstruktiv optimierten Bauwerken folgende Vereinfachung<br />

praktikabel: Eine Betrachtung über den Außenmaßbezug führt i.d.R. zu keiner<br />

Unterschätzung der Transmissionsverluste. Mittelmaße stellen für geometrische<br />

Wärmebrückensituationen (Ecken) eine gute Näherung dar; stofflich/konstruktive<br />

Wärmebrücken besitzen großen Einfluß; Verluste über geometrische Wärmebrücken<br />

ordnen sich in ihrer Wirkung unter. Besonders der Fensterrandverbund ist detailliert zu<br />

berücksichtigen, dominierende Größe stellt der Verlust über den metallischen<br />

Abstandshalter dar. Eine Abschätzung kann in geeigneter Näherung durch<br />

Beaufschlagung <strong>des</strong> Rahmen-k-Wertes erfolgen, wobei Werte aus prEN 30077:1993<br />

entnehmbar und lichte Rohbaumaße zugrundezulegen sind. Zusätzlich sind geeignete


Verlustkoeffizienten aus gängigen Wärmebrückenatlanten ersichtlich. Genannte<br />

Aussagen sind nicht auf Bauwerke mit extrem niedrigen Energiebedarf, wie dem<br />

Passivhausstandard, übertragbar, dort sind starke Wechselwirkungen mit anderen<br />

Parametern zu erwarten.<br />

Literatur<br />

1. J. Duffie, W. Beckman, Solar Engineering of Thermal Processes, John Wiley &<br />

Sons Inc., New York, 1991<br />

2. S.A. Klein et al., TRNSYS, A Transient System <strong>Simulation</strong> Program, Reference<br />

Manual 14.2, Solar Energy Laboratory, University of Wisconsin-Madison, 1994<br />

3. W. Feist, Passivhäuser in Mitteleuropa, Dissertation an der Universität Kassel,<br />

Institut Wohnen und Umwelt, Darmstadt, 1993<br />

4. G.P. Mitalas, D.G. Stephenson, Calculation of Heat Conduction Transfer Functions<br />

for Multi-Layer Slabs, Ashrae Annual Meeting, Washington D.C., 1971<br />

5. J.P. Kummer, A Simplified Model for Transparently Insulated Walls, Proceedings of<br />

3 rd International Workshop on Transparent Insulation Technology, Titisee 1989,<br />

(hrsg.) The Franklin Company Consultants, Birmingham, UK 1989<br />

6. E.U. Finlayson, D.K. Arasteh, C. Huizenga, M.D. Rubin, WINDOW 4:<br />

Documentation of Calculation Procedures, Lawrence Berkeley Laboratory,<br />

University of California, 1993<br />

7. K. Voss, Experimentelle und theoretische Analyse <strong>des</strong> <strong>thermischen</strong><br />

Gebäudeverhaltens für das energieautarke Solarhaus Freiburg, Dissertation, École<br />

Polytechnique Fédérale de Lausanne (CH), 1996<br />

8. A. Marko, P. Braun, Thermische Solarenergienutzung an <strong>Gebäuden</strong>, Fraunhofer<br />

Institut für Solare Energiesysteme, Freiburg, Springerverlag, 1994<br />

9. C. van Treeck, Numerische Bestimmung der Transmissionsverluste durch<br />

Wärmebrücken in der dynamischen Gebäu<strong>des</strong>imulation..., Diplomarbeit,<br />

TU München und Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme, Freiburg, 1997<br />

10. K. Voss, Transparente Wärmedämmung - Materialien und Systemtechnik, Seminar<br />

“Transparente Wärmedämmung in der Architektur”, Fraunhofer ISE, Freiburg, 1993,<br />

2. Auflage, OTTI-Technologie-Kolleg, 1994

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