ERA und Gruppenarbeit - IG Metall
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Grafik 4.2: Kriterienraster zur Unterscheidung von taylorisierter <strong>und</strong> teilautonomer <strong>Gruppenarbeit</strong><br />
deres Bild der <strong>Gruppenarbeit</strong> hinzu: das der<br />
<strong>Gruppenarbeit</strong> in Fertigungsinseln mit dem zentralen<br />
Merkmal „Komplettbearbeitung“ <strong>und</strong> der optimistischen<br />
Botschaft „Humanisierung rechnet sich!“ Und schließlich,<br />
Anfang der 90er Jahre, wurde <strong>Gruppenarbeit</strong> vor<br />
dem Hintergr<strong>und</strong> der Diskussion über „Lean Production“<br />
plötzlich die Modewelle der Arbeitsorganisation. Von der<br />
<strong>IG</strong> <strong>Metall</strong> wurde diese Entwicklung im Gefühl einer „arbeitspolitischen<br />
Offensive“ von konkreten Kriterienkatalogen<br />
begleitet, in denen sich die gesicherten arbeitswissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse aus den Humanisierungsprojekten<br />
der 70er <strong>und</strong> 80er Jahre als gewerkschaftliche<br />
Forderungen wiederfinden. In den 90er<br />
Jahren führten diese Kriterien-Kataloge zu einer<br />
Unterscheidung zwischen „taylorisierter“ <strong>und</strong> „teilautonomer“<br />
<strong>Gruppenarbeit</strong>. Das folgende Kriterienraster wurde<br />
im Betriebsräte-Netzwerk Baden-Württemberg als<br />
Hilfsmittel für innerbetriebliche Bestandsaufnahme <strong>und</strong><br />
überbetrieblichen Erfahrungsaustausch eingesetzt (vgl.<br />
Grafik 4.2)<br />
In der heutigen Management-Diskussion <strong>und</strong> betrieblichen<br />
Praxis in Zusammenhang mit <strong>Gruppenarbeit</strong> <strong>und</strong><br />
dem Ende der 90er Jahre so bezeichneten „Flexiblen<br />
Unternehmen“ hat sich aus den hier beschriebenen unterschiedlichen<br />
Wurzeln der <strong>Gruppenarbeit</strong> eine neue<br />
Anforderungskonstellation herausgebildet,<br />
deren Ursprünge für<br />
viele Praktiker nicht mehr ohne<br />
weiteres nachvollziehbar sind,<br />
obwohl die anfänglichen Ziele<br />
<strong>und</strong> Erwartungen in den Betriebsvereinbarungen<br />
<strong>und</strong><br />
Außendarstellungen zum Thema<br />
<strong>Gruppenarbeit</strong> durchaus noch<br />
eine Rolle spielen.<br />
Aus dem Humanisierungs-<br />
konzept des „job enlargement“<br />
hat sich heute die Forderung<br />
nach flexibler Einsetzbarkeit ent-<br />
11<br />
wickelt, vom „Job enrichment“ ist als wesentliches<br />
Element die Anforderung nach einer flexiblen<br />
Auftragsabwicklung ohne Steuerungseingriffe durch die<br />
Leitung übrig geblieben. Das Humanisierungskonzept<br />
der „teilautonomen <strong>Gruppenarbeit</strong>“ ist im „Flexiblen<br />
Unternehmen“ vor allem auf die Forderung nach flexibler<br />
Selbststeuerung zugespitzt worden.<br />
Das ursprünglich auf Senkung der Materialbestände <strong>und</strong><br />
der Durchlaufzeiten fokussierte Inselprinzip mit weitgehender<br />
Komplettbearbeitung von Aufträgen oder zumindest<br />
Teilaufträgen hat die Forderung nach flexibler<br />
Selbststeuerung des Personaleinsatzes <strong>und</strong> der An- <strong>und</strong><br />
Abwesenheit im Hinblick auf die flexible<br />
Auftragsabwicklung mit sich gebracht, <strong>und</strong> die „Lean“-<br />
<strong>Gruppenarbeit</strong> der 90er Jahre hat schließlich der<br />
Humanisierungsforderung nach flexibler Einsetzbarkeit<br />
einen neuen Schub verliehen – je nach den betrieblichen<br />
Gegebenheiten mit eher großen oder eher geringen<br />
Erwartungen an die Selbststeuerung der Gruppen.<br />
In der Diskussion um <strong>ERA</strong> <strong>und</strong> <strong>Gruppenarbeit</strong> taucht nun<br />
immer wieder die Frage auf, ob <strong>und</strong> inwieweit denn die<br />
aus <strong>Gruppenarbeit</strong> resultierenden Anforderungen überhaupt<br />
wertigkeitsprägend im Hinblick auf eine tarifge-<br />
Grafik 4.3: Von ursprünglich ganzheitlichen Gestaltungsansätzen<br />
bleiben häufig „nur“ Flexibilitätsanforderungen