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ERA und Gruppenarbeit - IG Metall

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fahrungswissens als unverzichtbare Ressource für<br />

Prozessgestaltung <strong>und</strong> Prozessoptimierung (KAI-<br />

ZEN, KVP, „Selbst-Rationalisierung“).<br />

Es ist eine gesicherte arbeitswissenschaftliche<br />

Erkenntnis, dass zur Bewältigung dieser Anforderungen<br />

zusätzliches Wissen <strong>und</strong> Können nötig<br />

ist <strong>und</strong> dass solche Flexibilitätserwartungen anspruchsvollere<br />

Denkprozesse, größere Freiheitsgrade<br />

<strong>und</strong> umfangreichere Abstimmungsbedarfe mit sich<br />

bringen als die Bearbeitung einer klar abgegrenzten<br />

<strong>und</strong> von konstanten Rahmenbedingungen geprägten,<br />

durch Arbeitsanweisung <strong>und</strong> fachliche Standards definierten<br />

Einzelaufgabe. Dass solche „überfachlichen“<br />

Aspekte inzwischen auch Einzug in die Lehrpläne der<br />

Schulen <strong>und</strong> die Ausbildungsverordnungen vieler<br />

Berufe gef<strong>und</strong>en haben, ändert nichts daran, dass es<br />

sich dabei um Anforderungen handelt, die bei einer<br />

tarifgerechten <strong>ERA</strong>-Bewertung in die Aufgabenbeschreibung<br />

<strong>und</strong> in die Eingruppierung nach dem<br />

Stufenwertzahlverfahren einfließen müssen.<br />

Aber liegt denn das „flexible Unternehmen“ überhaupt<br />

noch im Trend? Ist <strong>Gruppenarbeit</strong> nicht<br />

längst „Schnee von gestern“?<br />

Die Nachrichtenlage zum Thema „Arbeitsorganisation<br />

der Zukunft“ ist widersprüchlich, gerade auch aus arbeitswissenschaftlicher<br />

Sicht: In einer Reihe von<br />

Erhebungen unterschiedlicher Institutionen (Produktionsinnovationserhebung<br />

des Fraunhofer Instituts für<br />

System- <strong>und</strong> Innovationsforschung (FhG-ISI), jährliche<br />

Benchmark-Studie des Instituts für angewandte<br />

Arbeitswissenschaft (IfaA), Vergleichsuntersuchungen<br />

des Institut Arbeit <strong>und</strong> Technik (IAT) zu „Arbeiten in<br />

neuen Strukturen?“etc.) wird von einer zwar verlangsamten,<br />

aber keineswegs zum Stillstand gekomme-<br />

9<br />

nen Zunahme bei der Anwendung von unterschiedlichen<br />

Konzepten <strong>und</strong> „Tools“ der flexiblen, dezentralen,<br />

k<strong>und</strong>en- <strong>und</strong> prozessorientierten Arbeitsorganisation<br />

bzw. des „flexiblen Unternehmens“ berichtet.<br />

Andererseits häufen sich skeptische Stimmen.<br />

Vorwiegend aus der Management-Perspektive kommen<br />

Forderungen nach Beschneidung der entstandenen<br />

Freiräume durch Standardisierung, Re-<br />

Zentralisierung <strong>und</strong> „neuen arbeitsorganisatorischen<br />

Leitbildern“. Aus der Industriesoziologie, der<br />

Arbeitswissenschaft <strong>und</strong> aus den Gewerkschaften<br />

kommt Kritik an der „Vermarktlichung betrieblicher<br />

Arbeitsbeziehungen“, verb<strong>und</strong>en mit einer bedrohlichen<br />

Zunahme ges<strong>und</strong>heitsgefährdender psychischer<br />

Belastungen, aber auch mit der Beobachtung<br />

von Anzeichen eines generellen „Roll Back“ (vgl. z.B.<br />

„Arbeitspolitik kontrovers“ bei den Literaturangaben).<br />

Verfolgt man die diesbezügliche Managementdiskussion,<br />

dann hat sich der Schwerpunkt klar in<br />

Richtung „Supply Chain Management“ <strong>und</strong> „Integrierte<br />

Produktionssysteme“ verlagert. Einzelthemen<br />

der 80er <strong>und</strong> 90er Jahre wie Just-in-Time, KANBAN,<br />

Qualitätszirkel/KVP, Gruppen- <strong>und</strong> Teamarbeit, Arbeitszeitflexibilisierung,<br />

Simultaneous Engineering,<br />

Total Quality Management oder Business Process<br />

Reengineering haben in den Bücherregalen, Tagungs<strong>und</strong><br />

Weiterbildungsangeboten an Zugkraft verloren.<br />

Hört <strong>und</strong> sieht man allerdings genauer hin, dann ist so<br />

manches davon im betrieblichen Alltag bereits selbstverständlich<br />

geworden, <strong>und</strong> so manches andere ist<br />

immerhin in Betriebsvereinbarungen, Verfahrensanweisungen<br />

<strong>und</strong> dicken Management-Handbüchern<br />

als Anforderung festgelegt, auch wenn es nur zum<br />

Teil gelebt wird.<br />

Im Zusammenhang mit dieser „Umsetzungslücke“<br />

wird häufig ein fehlender Kulturwandel beklagt – ein<br />

Grafik 3.3: Entnommen aus „Mitteilungen aus der Produktionsinnovationserhebung“ des ISI, Nr. 36/ Juli 2005 zum „Stand der<br />

Nutzung integrierter Modernisierungskonzepte zur Ausweitung des Tätigkeitsspektrums auf Werkerebene

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