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6. Ausblick „Im Gegensatz zu Kanada oder den USA, in denen die Kosten für ABA-Maßnahmen von vielen öffentlichen Stellen sowie medizinischen Einrichtungen oder Krankenversicherungen übernommen werden (vgl. Keenan, Dillenburger, Doherty et al. 2007, S. 53) ist die Situation in anderen Ländern deutlich schwieriger. Auch in Großbritannien und Irland tragen die Eltern die Kosten für ABA aufgrund mangelnder staatlicher Unterstützung in der Regel selbst (vgl. ebd). Da für Deutschland keine entsprechenden Zahlen verfügbar sind, sollen im Folgenden die Ausgaben, die in Großbritannien für Personen mit Autismus-Spektrum-Störungen anfallen, dargestellt werden. Es wird hierbei von einer Vergleichbarkeit mit deutschen Kostenverhältnissen ausgegangen. Die geschätzten Kosten, die im Laufe des Lebens für eine Person mit ASS und gleichzeitiger geistiger Behinderung anfallen, liegen bei £2,94 Millionen. Dagegen betragen diese Kosten bei Personen mit ASS ohne geistige Behinderung £785.000(vergl. ebd., S.39) Der größte Anteil entfällt hierbei auf die Kosten für Unterbringung in betreuten Wohnformen. Sie machen 70% der Gesamtkosten aus, während für Tageseinrichtungen 14% und für Bildungskosten 7% aufgewendet werden(vgl. ebd.). Zahlen aus dem Jahre 2007 zufolge liegen die jährlichen Unterbringungskosten in Wohnheimen für ein Kind mit einem niedrigen Funktionsniveau zwischen £ 16.185 und £ 62. 536 und für ein Kind mit einem hohen Funktionsniveau zwischen £ 1.214 und £ 21.090. Leben die Kinder bei ihren Eltern, sind die Kosten niedriger, wobei die Kosten für Pflegeleistungen innerhalb der Familie in dieser Kalkulation nicht berücksichtigt wurden (vgl. ebd.). Die Kosten für eine erwachsene Person mit ASS, einschließlich der Aufwendungen bei Arbeitslosigkeit, liegen zwischen £ 32.681 und £ 97.863 pro Jahr, abhängig von der jeweiligen Wohnform (vgl. ebd.). Die jährlichen Gesamtkosten für Autismus-Spektrum-Störungen bei Kindern summieren sich somit in Großbritannienauf £ 2,7 Milliarden (hauptsächlich für Dienstleistungen) und die Kosten für Erwachsene auf £ 25 Milliarden (hauptsächlich für Dienstleistungen und bei Arbeitslosigkeit) (vgl. ebd.). Diese Zahlen lassen erkennen, dass die finanziellen Auswirkungen eine immense Belastung sowohl für den Staat, als auch für die Familien darstellen. Besonders in Hinblick darauf, dass zwischen den Kosten, die anfallen, um ein Kind mit Behinderungen aufzuziehen und dem Anteil, den Eltern als Unterstützungsleistung erhalten, eine große Differenz besteht, die sich immer weiter zuspitzt. Die Kosten, die entstehen, um ein Kind mit Behinderungen aufzuziehen sind annährend dreimal größer als bei einem nichtbehinderten Kind. (vgl. ebd., S. 39). Staatliche Unterstützungen, die Eltern für ihre Kinder mit ASS erhalten, umfassen unter anderem Transportkosten, Erwerbsunfähigkeitsentschädigungen und Pflegezuschüsse, jedoch nicht die Kosten für therapeutische Interventionen, wie ABA-Trainingsprogramme (vgl. ebd., S. 42f.). Für die frühe intensive Fördermaßnahme eines Kindes auf der Basis von ABA werden in vielen Fällen ca. £ 20.000 jährlich veranschlagt (vgl. ebd., S. 53.). Kosten in dieser Höhe fallen jedoch nur dann an, wenn ABA-Maßnahmen nicht vom Schulsystem unterstützt werden und die Eltern Supervisoren und Ko-Therapeuten in Eigenleistung engagieren müssen (vgl. ebd.). 18
Im Gegensatz dazu belegen Statistiken aus dem Jahr 2006 Ausgaben der Kommunen in Großbritannien für Sonderschulen in Höhe von £ 4,1 Milliarden (vgl. ebd.). Die Revisionskommission schätzt die Kosten, die beispielsweise für die Förderung (nicht ABA) eines Kindes mit Sprachbehinderung ausgegeben werden, auf £ 42.243(vgl. ebd.). Ohne eine frühe und intensive Förderung liegen die Gesamtkosten, die der Steuerzahler für ein Kind mit sprachlicher Behinderung bis zum 16. Lebensjahr aufbringen muss, bei £153.687 (vgl. ebd.). Die Zahlen für Kinder mit ASS sind vergleichbar (vgl. ebd.). Durch den Einsatz von ABA-Interventionen könnten in den ersten 15 Lebensjahren eines autistischen Kindes ca. £ 150.000 eingespart werden (vgl. ebd.). Weitere Einsparungen wären möglich, wenn die Kommunen entsprechend qualifiziertes Personal einsetzen würden, um frühe, intensive Förderprogramme auf der Basis von ABA anbieten zu können (vgl. ebd.). Gerechnet auf die Lebensdauer einer Person mit ASS könnte der flächendeckende Einsatz früher Fördermaßnahmen auf der Basis von ABA dem Steuerzahler £ 1.000.000 - £ 2.000.000 ersparen (vgl. ebd.). In den USA zeigt die Kosten-Nutzen-Analyse ähnliche Einsparungen. So können dort mit ABA-Interventionen für ein Kind in den ersten 22 Lebensjahren bis zu US $ 200.000 und bis zum 55. Lebensjahr US $ 1.000.000 eingespart werden (vgl. ebd.). Auch in den USA belaufen sich die lebenslangen Kosten, einschließlich der Kosten für betreute Wohnformen für Kinder, die nicht von einem frühen und intensiven Förderprogramm nach ABA profitieren konnten, auf mehrere Millionen(vgl. ebd.). In der Bundesrepublik Deutschland leben derzeit 60-70% der erwachsenen autistischen Menschen in Einrichtungen der Behindertenhilfe (vgl. Cordes&Cordes 2005, S.19), so dass davon auszugehen ist, dass auch hier hohe Kosten für die Unterbringung in betreuten Wohnformen für Personen mit ASS anfallen. 6 Aufgrund der Entwicklungsfortschritte der bisher durch das Bremer Elterntraining (BET) geförderten Kinder (vgl. Cordes&Cordes 2010, S.28) sind Cordes und Cordes der Ansicht, dass bei einer flächendeckenden Förderung autistischer Kindern durch intensive verhaltenstherapeutische Interventionsprogramme in vielen Fällen langfristige, kostspielige Heimunterbringungen vermieden werden könnten (vgl. Cordes&Cordes 2005, S.19). Ausgehend von der Zahl der Kinder, denen nach der Förderung durch das BET der Besuch einer Regelschule oder einer anderen Schulform, in der Regelschulstoff vermittelt wird, möglich war (vgl. Cordes&Cordes 2010, S.29), postulieren Cordes und Cordes, dass bei einer generellen staatlichen Finanzierung durch die Integration der intensiv geförderten Kinder in die Regelschule die zunächst höheren Kosten der Therapie ausgeglichen werden könnten (vgl. Cordes&Cordes 2005, S.19).“ 7 6 Genaue Zahlen liegen für Deutschland nicht vor 7 Monika Wend-Erdel, Die Finanzierungssituation evidenzbasierter Fördermaßnahmen für autistische Kinder, . Weidler Buchverlag, Berlin, 2011 19
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