Tableau Musical 13 - Merseburger Verlag
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12<br />
Emilie Mayers<br />
Streichquartette<br />
Neue editionen zum 200. Geburtstag 2012<br />
emilie mayer erblickte am 14. mai 1812<br />
in Friedland (mecklenburg) das Licht<br />
der welt. Sie war eine zu ihrer Zeit sehr<br />
bekannte komponistin, geriet dann mit<br />
ihrem umfangreichen und vielfältigen<br />
werk in Vergessenheit. Anlässlich ihres<br />
200. Geburtstages führte die Jenaer philharmonie<br />
ihre 5. Sinfonie auf. Im Furore<br />
<strong>Verlag</strong> erscheinen in den kommenden<br />
Jahren meyers Streichquartette, die der<br />
wiener musikwissenschaftler heinz Neuwirth<br />
herausgeben wird.<br />
Die Quartette der komponistin emilie<br />
mayer sind werke, die es – mit Ausnahme<br />
des in einem Frühdruck erschienenen<br />
und häufiger gespielten op. 14 – heute<br />
neu zu entdecken gilt. Die acht Quartette<br />
entstanden in einer frühen periode der<br />
komponistin vermutlich zwischen 1850<br />
und 1858. emilie mayer, die sich aufgrund<br />
familiärer Verpflichtungen als<br />
komponistin relativ spät entwickelt, wird<br />
zu dieser Zeit maßgeblich durch ihren<br />
Lehrer, den bedeutenden musikpädagogen<br />
und publizisten Adolf Bernhard marx<br />
(1795–1866) beeinflusst, der als fortschrittlicher<br />
musikgelehrter eine Lanze<br />
für Beethovens Spätwerk bricht.<br />
In den Quartetten zeigt sie sich als eine<br />
nach sämtlichen kriterien der Lehre fertig<br />
ausgebildete komponistin. Dass emilie<br />
mayer in der Frage um die Anlage der<br />
Quartette auf Vorbilder zurückgreift, lässt<br />
werke<br />
emILIe mAyerS STreIchQuArTeTTe<br />
herausgegeben von heinz Neuwirth<br />
Streichquartett G-Dur<br />
fue 10055 • ISmN: 979-0-50182-055-9<br />
Streichquartett e-Moll<br />
fue 10056 • ISmN: 979-0-50182-056-6<br />
Streichquartett B-Dur<br />
fue 10057 • ISmN: 979-0-50182-057-3<br />
Streichquartett A-Dur<br />
fue 10058 • ISmN: 979-0-50182-058-0<br />
Streichquartett F-Dur<br />
fue 10059 • ISmN: 979-0-50182-059-7<br />
sich nicht von der hand<br />
weisen. Beispielsweise geht<br />
die Idee, die im 1. Satz ihres<br />
Quartetts G-Dur aufscheint,<br />
Themen mit<br />
durchbrochener und motivischer<br />
Arbeit über den<br />
Satzverlauf zu entwickeln,<br />
auf den ersten Satz von<br />
Beethovens op. 18/1 zurück,<br />
wie sich anhand zahlreicher<br />
Querbezüge nachweisen lässt.<br />
Vorwürfe, dass emilie mayer „nur“<br />
das Frühwerk Beethovens aufgreife und<br />
gewissermaßen über diesen „umweg“<br />
über haydns und mozarts Tonsprache<br />
nicht hinausgehe, lassen sich indes nicht<br />
uneingeschränkt aufrechterhalten. Bezeichnenderweise<br />
greift emilie mayer<br />
gerade die innovativen Aspekte von op.<br />
18/1 auf – die radikale reduktion auf ein<br />
kernmotiv mit allen verarbeitungstechnischen<br />
konsequenzen. ungewöhnlich<br />
sind die Schlusssätze mehrerer Quartette,<br />
die „mischformen“ zwischen Sonate und<br />
Fuge darstellen. Diese kompositorische<br />
Sonderform wird von marx im dritten<br />
Band seiner kompositionslehre anhand<br />
von Beethovens op. 111, einem nicht<br />
zuletzt durch die Integration polyphoner<br />
passagen typischen Spätwerk, beschrieben<br />
(marx: Die Lehre von der musikalischen<br />
komposition Bd. 3, 3<strong>13</strong>, Leipzig<br />
1879). emilie mayer macht diesen Satztypus<br />
in den Schlusssätzen ihrer Quartet-<br />
weitere erstveröffentlichungen von emilie mayer<br />
Sinfonie Nr. 5 f-Moll (35‘) (1862)<br />
für Orchester<br />
cornelia Bartsch/cordula heymann-wentzel (hg.)<br />
Sätze: 1. Allegro agitato, 2. Adagio, 3. Scherzo, 4. Finale<br />
Besetzung: Streicher, 2.2.2.2.-4.2.1.0, Timp.<br />
fue 2554 • ISmN: 979-0-50012-316-3<br />
partitur 89 € • Aufführungsmaterial zur miete<br />
te zur regel und erreicht dadurch eine<br />
eigentümliche mischung aus virtuosem<br />
Ton und kontrapunktischer Strenge.<br />
mit der rezeption früher und später<br />
Beethoven-werke reiht sich emilie mayer<br />
nicht unter jene komponisten, die noch<br />
stur in klassischer manier schreiben und<br />
denken, sondern greift problemfelder des<br />
Quartettschaffens der mitte des 19. Jahrhunderts<br />
auf, die sich um die Frage drehen,<br />
wie das Quartett nach Beethoven<br />
auszusehen habe und die kurz zuvor auch<br />
bedeutende komponisten wie mendelssohn<br />
und Schumann befassten. Auf dieser<br />
Folie entwickelt emilie mayer eine individuelle,<br />
bisweilen dramatische und romantische<br />
Tonsprache.<br />
Heinz Neuwirth<br />
Das wagnis für eine Frau, mit einer „Fünften“ in konkurrenz zur männlichsten aller Sinfonien<br />
des männlichsten aller komponisten zu treten, lässt sich heute kaum mehr ermessen. emilie<br />
mayers Fünfte zeigt Originalität, experimentierfreude und unabhängigkeit. 1850 lobt die<br />
„Neue Zeitschrift für musik“ ihre „zuweilen an Beethoven erinnernde, doch deshalb keineswegs<br />
unselbstständige erfindung“.<br />
„eine in allen Details geglückte und die Zuhörer beglückende musik: zupackende Dramatik,<br />
düsterer und aufgehellter klang, harmonische Überraschungen, belebte melodien, rhythmische<br />
eleganz und eine traumhaft sichere Instrumentierung, die den komplexen, aber dennoch<br />
gut durchhörbaren Orchestersatz immer wieder variantenreich belichtete.“<br />
aus: www.adelinde.net/194/emilie-mayer-eine-komponistin-von-weltrang