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Bauen im Ausland Vom Bau der Brücke über den Maracaibo-See

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<strong><strong>Bau</strong>en</strong> <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> „<strong>Vom</strong> <strong>Bau</strong> <strong>der</strong> <strong>Brücke</strong> <strong>über</strong> <strong>den</strong> <strong>Maracaibo</strong>-<strong>See</strong>“<br />

1 <strong><strong>Bau</strong>en</strong> <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong><br />

1.1 Erfahrungen <strong>der</strong> Philipp Holzmann AG be<strong>im</strong> <strong><strong>Bau</strong>en</strong> <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong><br />

An<strong>der</strong>s als <strong>im</strong> normalen Inlandsgeschäft wer<strong>den</strong> die Projekte für <strong>den</strong> Internationalen<br />

Wettbewerb so ausgeschrieben, dass <strong>der</strong> Auftragnehmer ein Projekt schlüsselfertig<br />

<strong>über</strong>geben muss. Die <strong>Bau</strong>herren beauftragen für <strong>den</strong> Entwurf und die Ausschreibung<br />

meistens größere ausländische Ingenieurbüros die sogenannten Consulting<br />

Engineers. Vorzugsweise wer<strong>den</strong> britische o<strong>der</strong> amerikanische aber auch<br />

japanische, deutsche und holländische Fachplanungsbüros damit beauftragt.<br />

Die <strong>Bau</strong>projekte waren meistens bis zum letzten Detail durchgeplant und in<br />

Leistungsbeschreibungen und Leistungsverzeichnissen ausführlich beschrieben. 1<br />

<strong>Bau</strong>konzerne die sich an einer internationalen Ausschreibung beteiligen, mussten<br />

eine Zulassung zur Ausschreibung einreichen und anhand Unterlagen nachweisen<br />

können, dass sie <strong>über</strong> ausreichende Erfahrungen auf dem jeweiligen Fachgebiet<br />

verfügten. Im Allgemeinen wur<strong>den</strong> nur Referenzen anerkannt die nicht älter als 10<br />

Jahren zurücklagen. Deshalb war es für deutsche <strong>Bau</strong>firmen, nach dem zweiten<br />

Weltkrieg, beson<strong>der</strong>es schwer solche Nachweise zu erbringen. 1<br />

Die Angebotsbearbeitung für <strong>Ausland</strong>sprojekte war nicht nur mit großen Kosten<br />

verbun<strong>den</strong>, son<strong>der</strong> auch mit erheblichen Risiken. Grundsätzlich wird <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> von<br />

Bietern eine Bietungsgarantie gefor<strong>der</strong>t, die sicherstellen soll, dass <strong>der</strong> Bieter zu<br />

seinem einmal abgegebenen Angebot steht. Die Bietungsgarantien belaufen sich auf<br />

5% bis 10% des Angebotspreises. Für <strong>den</strong> Fall, dass ein Unternehmer o<strong>der</strong> eine<br />

Bietergemeinschaft <strong>den</strong> Zuschlag erteilt bekommt, müssen sie Ausführungsgarantien<br />

von bis zu 100% <strong>der</strong> Auftragssumme garantieren. Für Projekte, die von <strong>der</strong> Weltbank<br />

finanziert wur<strong>den</strong>, lagen die Ausführungsgarantien bei 30% <strong>der</strong> Auftragssumme. Bei<br />

einem Projekt von 100 Mio. DM musste <strong>der</strong> Unternehmer Versicherungsgarantien in<br />

Höhe von 30 Mio. DM hinterlegen, die erst nach Ablauf <strong>der</strong> Gewährleistungsperiode<br />

wie<strong>der</strong> freigegeben wur<strong>den</strong>. Für die damaligen deutschen <strong>Bau</strong>konzerne bedeutete<br />

die Bereitstellung <strong>der</strong>artig hoher Garantien eine erhebliche Risikobereitschaft und<br />

Belastung <strong>der</strong> Kreditlinien. 1<br />

Die Kalkulation von <strong>Bau</strong>leistungen <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> unterliegt an<strong>der</strong>en Voraussetzungen<br />

als die <strong>im</strong> Inlandsgeschäft. Die Mehrheit <strong>der</strong> Leistung muss <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> erbracht<br />

wer<strong>den</strong>. Geräte und <strong>Bau</strong>stelleneinrichtung machen 20 bis 35% <strong>der</strong> <strong>Bau</strong>kosten aus.<br />

Es musste risikoreich kalkuliert wer<strong>den</strong>, da auf dem <strong>Ausland</strong>markt die gesamte<br />

internationale <strong>Bau</strong>industrie konkurrierte. Dazu gehörten auch die großen staatlichen<br />

Firmen <strong>der</strong> Ostblocklän<strong>der</strong>. Lei<strong>der</strong> war <strong>der</strong> Wettbewerb, <strong>den</strong>n Exportsubventionen<br />

spielten in manchen Län<strong>der</strong>n eine große Rolle. 1<br />

Die wichtigste Voraussetzung für die Kalkulation war die Vorerkundung <strong>der</strong> örtlichen<br />

Verhältnisse. Eine solche Erkundung war eine höchst verantwortungsvolle Aufgabe<br />

für die entsandten Ingenieure. Sie müssen in kürzester Zeit die Verhältnisse auf <strong>der</strong><br />

<strong>Bau</strong>stelle erfassen, Preise aller Art anfragen und <strong>den</strong> Zustand <strong>der</strong> Infrastruktur<br />

bewerten. Ebenfalls müssen sie Recherchen <strong>über</strong> <strong>Bau</strong>stoffhändler und<br />

<strong>Bau</strong>stoffproduzenten einholen und logistische Konzepte <strong>über</strong> <strong>den</strong> Transport und die<br />

Verlademöglichkeiten entwickeln. Bei einer solchen umfangreichen Recherche<br />

müssen sich die Ingenieure natürlich auch <strong>über</strong> Zolltarife, Steuergesetze und<br />

Devisenbest<strong>im</strong>mungen informieren. 2<br />

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