12.07.2015 Aufrufe

Untergrundbahnbau Berlin - Bildarchiv der Philipp Holzmann AG

Untergrundbahnbau Berlin - Bildarchiv der Philipp Holzmann AG

Untergrundbahnbau Berlin - Bildarchiv der Philipp Holzmann AG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. KahlowAbbildung 1: Entwürfe für die geplante Hochbahn. Links: Friedrichstraße, Rechts: Leipzigerstraße<strong>der</strong>en Anlage mit einer Mittelpromenade die Herstellung einer Hochbahn gleichsamvorausgesehen war. Der neue Plan enthielt neben Niveaustrecken in äußerenVorortbezirken in <strong>der</strong> Innenstadt auch eine unterirdische Strecke. Diese war nicht in <strong>der</strong>Form einer eigentlichen Untergrundbahn geplant, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Form einer, wie die FirmaSiemens & Halske sie nannte, Unterpflasterbahn, <strong>der</strong>en Ausführung sich als ein offenerviereckiger Graben mit seitlichen Futtermauern und einer horizontalen Decke unmittelbarunter dem Pflaster kennzeichnete. Je nach Vorhandensein von Grundwasser sollte dieUnterpflasterbahn auch eine künstliche Mauersohle enthalten. Hiernach handelte es sichum zwei Linien: eine Ost-West-Linieund eine Südwest-Nord-Linie. Das Netzenthielt also Hochbahn-, NiveaubahnundUnterpflasterbahn-Strecken.Durch die Verhandlungserfolge vonSiemens & Halske wurde auch beian<strong>der</strong>en Firmen das Interesse geweckt.So kam es, dass die AllgemeineElektricitäts-Gesellschaft, kurz AEG,1894 ebenfalls einen Entwurf für eineAbbildung 2: Querschnitt SiemenscheUnterpflasterbahn3


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. KahlowNord-Süd-Linie, Nordwest-Ost-Linie und zweiRinglinien vorstellte. Diese sollten nach LondonerVorbild als Tieftunnelbahnen mit eiförmigenTunnelröhren mittels Schildvortrieb ausgeführtwerden. Der damalige Stadtbaurat James Hobrechthielt diese Bauweise jedoch für zu gefährlichangesichts <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Bodenverhältnisse.Daraufhin entschloss sich die AEG, die Tiefbaufirma<strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> zu beauftragen, den Beweis zuerbringen, dass die Herstellung eines Tieftunnels mitSchildvortrieb im <strong>Berlin</strong>er Untergrund möglich sei.Dieser Versuch missglückte jedoch, da dieBodenför<strong>der</strong>ung aus dem Vortrieb erheblich größerwar als die vom fertigen Tunnel verdrängteBodenmasse und es somit durch nachrutschenden Abbildung 3: Querschnitt <strong>der</strong>Röhrenbahn <strong>der</strong> AEGBoden zu einer Vergrößerung <strong>der</strong> eigentlichgeplanten Tunnelöffnung kommen würde. Diese könnte nach Fertigstellung desTunnelkörpers schlecht wie<strong>der</strong> aufgefüllt werden, was wie<strong>der</strong>um zu Absenkungen an <strong>der</strong>Oberfläche führen könnte. Die Technik des Röhrentunnelbaus mit Schildvortrieb war für<strong>Berlin</strong>er Bodenverhältnisse nicht ausgereift und teurer als von <strong>der</strong> AEG gedacht. Sie hattesich zwar in freiem, nicht aber in bebautem Gelände als durchführbar erwiesen. Somitverschwanden die Entwürfe <strong>der</strong> AEG von <strong>der</strong> Bildfläche. Jedoch hat die AEG mit dem Baudes Stralauer Spreetunnels 1895-1899 bewiesen, dass <strong>der</strong> Bau einer Untergrundbahn im<strong>Berlin</strong>er Schwemmsand prinzipiell möglich ist.Am 10. September 1896 wurde <strong>der</strong> erste Spatenstich für die Viaduktfundamente in <strong>der</strong>Gitschiner Straße gesetzt und 1897 konnte mit dem Aufbau <strong>der</strong> Eisenkonstruktionbegonnen werden. Im selben Jahr gründeten Siemens & Halske gemeinsam mit <strong>der</strong>Deutschen Bank die Gesellschaft für elektrische Hoch- und Untergrundbahnen in <strong>Berlin</strong>,kurz Hochbahngesellschaft.Die Ost-West-Linie, auch Stammlinie genannt, wurde 1902 eröffnet. Sie führte von <strong>der</strong>Warschauer Brücke im Osten <strong>der</strong> Stadt zum Südwestrand <strong>der</strong> City am Potsdamer Platzund nach Charlottenburg, <strong>der</strong> königlichen Residenzstadt im Westen von <strong>Berlin</strong>. Der4


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. Kahlowvorübergehende Endpunkt Potsdamer Platz lag aber bereits im Tunnel und war damit <strong>der</strong>erste <strong>Berlin</strong>er Untergrundbahnhof. Ebenso musste bei Erreichen <strong>der</strong> CharlottenburgerGrenze am Nollendorfplatz die Hochbahn entgegen <strong>der</strong> ursprünglichen Planung alsUntergrundbahn weitergeführt werden. Hierdurch wurden zugleich die mit <strong>der</strong>Hochbahntrasse im Bereich <strong>der</strong> Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche verbundenen Problemegegenstandslos, da sie ebenfalls als Untergrundbahn erbaut wurde.Abbildung 4: Die Strecke <strong>der</strong> Stammbahnlinie 1902Abbildung 5: Das U-Bahnnetz 19355


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. Kahlow2. Bauweisen2.1. TunnelbautenIm Tunnelbau wird zwischen verschiedenen Bauweisen unterschieden. Zum Einen gibt esdie offene Bauweise, die oftmals nach <strong>der</strong> Stadt benannt wurde, in <strong>der</strong> sie zur Anwendungkam; zum Beispiel die „Hamburger Bauweise“ o<strong>der</strong> die „Münchener Bauweise“. ZumAn<strong>der</strong>en gibt es den bergmännischen Vortrieb, <strong>der</strong> sog. Tunnelbohrvortrieb, <strong>der</strong> heutenoch in verschiedene Systeme unterschieden werden muss, z.B. den Schildvortrieb.Beim Bau <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er U-Bahn kamen seinerzeit alle bis dahin bekannten Bauweisen fürStadtschnellbahnen zum Einsatz. Jedoch wurden die meisten Streckenabschnitte in <strong>der</strong>offenen Bauweise, heute „<strong>Berlin</strong>er Verbau“ genannt, ausgeführt. Lediglich die beiden 300Meter langen Tunnelröhren für die Linie 7 unter den Eisenbahnanlagen <strong>der</strong> Yorckstraßewurden mittels Schildvortrieb hergestellt. Teilstrecken des <strong>Berlin</strong>er U-Bahnnetzes sind alsEinschnittbahn, Dammbahn o<strong>der</strong> Hochbahn ausgeführt. Die Art <strong>der</strong> Ausführung vonbestimmten Abschnitten war stark an die Bedingungen <strong>der</strong> städtebaulichen Umgebunggebunden. Siemens selbst sprach sich lange Zeit vermehrt für die Hochbahn aus, da erden U-Bahnbau im <strong>Berlin</strong>-Warschauer-Urstromtal für unmöglich o<strong>der</strong> nur unter beson<strong>der</strong>shohen Kosten durchführbar hielt. So plante man ursprünglich in breiten Straßen alleStrecken als Hochbahnen auszuführen, wie zum Beispiel die Stammbahnstrecke zwischenWarschauer Straße und Nollendorfplatz, die auf eisernen Stützen und teilweise auch aufgemauerten Viadukten errichtet wurde.Die Eisenviadukte <strong>der</strong> älteren Hochbahnstrecken wurden zumeist in Gitterwerk ausgeführt,welche im Laufe <strong>der</strong> Jahre allmählich ausgetauscht wurden und immer noch werden. DieInstandsetzungsarbeiten des 1,7 Kilometer langen, denkmalgeschützten Hochbahnviadukts<strong>der</strong> heutigen Linie U2 in Prenzlauer Berg wurde sogar für den DeutschenBrückenbaupreis 2014 in <strong>der</strong> Kategorie „Straßen- und Eisenbahnbrücken“ nominiert.In <strong>der</strong> Schönhauser Allee hingegen wurden sofort vollwandige Träger verwendet. Da man,auch bei schlechtem Wetter, unter den <strong>Berlin</strong>er Hochbahnstrecken kilometerweittrockenen Fußes spazieren kann, erhielten sie den Spitznamen „Magistratsregenschirm“.Im Gegensatz zu denen in Amerika und Paris, welche mit nach unten offenen6


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. KahlowDie Grundwassersenkungsanlagen bestanden aus einer Gruppe von Filterbrunnen. MittelsSaugrohren, die durch elektrische Kreiselpumpen betrieben wurden, wurde das Wasserdurch Leitungen zu Regenauslässen <strong>der</strong> Kanalisation o<strong>der</strong> den nächstgelegenenöffentlichen Wasserläufen geführt. Je nach Größe <strong>der</strong> Baugrube wurden mehrere solcherGruppen mit jeweils ca. 40 Brunnen angeordnet. Die Bemessung <strong>der</strong> Wassersenkungsanlagenwar von dem hydrologischen Verhalten des näheren und entfernterenUntergrundes abhängig (Bousset, J., <strong>Berlin</strong> 1935, S. 49).In den ersten drei Jahrzehnten gab es im Tunnelbau in <strong>Berlin</strong> noch einige Son<strong>der</strong>formen:• Tunneltrog aus Stampfbeton, Sohle und Wände wirken als Gewölbe, eineTrägerdecke mit Betonkappen, Sohle und Wände teilweise ohne Bewehrung;• Tunneldecke und Wände aus Stampfbeton als Gewölbe ausgebildet (teilweise mitStahlzugband in Höhe <strong>der</strong> Kämpfer), oft ohne Sohle, wenn dieGrundwasserverhältnisse dies zuließen;• Tunnelrahmen aus Stahlbeton (Wände und Decke) mit horizontalen Druckstützenaus Stahlbeton in Höhe <strong>der</strong> offenen Tunnelsohle (ohne Grundwasser).10


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. Kahlow2.2. TunnelprofileDie <strong>Berlin</strong>er Untergrundbahn wird in zwei verschiedene, unabhängige Bahnsystemeunterschieden. Zum einen gibt es das Kleinprofil und zum an<strong>der</strong>en das Großprofil.Das Kleinprofil, Ende des 19. Jhr. von Siemens & Halske entwickelt und an den Maßen<strong>der</strong> damaligen Straßenbahnen orientiert, weist einen Regelquerschnitt von 2,30m x 3,10mauf. Es bezieht den Strom aus <strong>der</strong> Stromschiene und speist ihn später in die Fahrschienezurück. Die Stromschiene wird mittels Schleifstromabnehmer von oben bestrichen. Somitist die Stromschiene <strong>der</strong> Positive und das Gleis <strong>der</strong> negative Pol. Bei <strong>der</strong> Eröffnung <strong>der</strong> U-Bahn 1902 standen 42 Trieb- und 21 Beiwagen zum Betrieb bereit und konnten damals biszu 50 km/h schnell fahren. Die Türen mussten von Hand zugeschoben werden und dieWagen besaßen ausschließlich Längssitze. Diese Sitzform ist bei den Kleinprofil-Wagenbis heute beibehalten worden. Zu den heutigen Kleinprofil-Strecken gehören die U1, U2,U3 und die U4.Das Großprofil wurde 1912 von <strong>der</strong> Stadt <strong>Berlin</strong> zusammen mit AEG entworfen. DiesesProfil weist einen Regelquerschnitt von 2,65m x 3,40 auf und bezieht den Strom aus <strong>der</strong>Fahrschiene und speist ihn nach dem Verbrauch über die Stromschiene zurück. Dieseitliche Stromschiene wird von unten bestrichen. Somit ist hier, im Gegensatz zumKleinprofil, die Stromschiene <strong>der</strong> Negative und das Gleis <strong>der</strong> positive Pol. <strong>Berlin</strong> erhofftesich durch die größeren Wagen, bei denen es 111 Fahrgastplätze gab, Geld beim Bau <strong>der</strong>Bahnsteige sparen zu können, da weniger Wagen ausreichen sollten, um die Fahrgäste zubeför<strong>der</strong>n und die Bahnsteige nur noch eine Länge von 80m haben mussten. Außerdemwollte man sich von <strong>der</strong> damals bereits existierenden, privat finanzierten, Kleinprofil-Hochbahn distanzieren. Man dachte bei <strong>der</strong> Großprofil-Untergrundbahn sogar an eineStromschiene unter <strong>der</strong> Tunneldecke, dies wurde jedoch nicht realisiert. Seit 1923 wurdenneue U-Bahnlinien grundsätzlich nur in Großprofilform gebaut und nur nochStreckenergänzungen im Kleinprofil vorgenommen. Zu den heutigen Großprofil-Streckengehören die U5, U6, U7, U8 und die U9.Durch die unterschiedlichen Stromschienenkonstruktionen ist ein gemeinsamer Betrieb aufeiner Strecke allgemein nicht möglich, ebenfalls gab es wegen <strong>der</strong> verschiedenen Netzezwei Hauptwerkstätten: Am Olympia-Stadion die für das Kleinprofil und an <strong>der</strong>Müllerstraße/Seestraße eine Hauptwerkstatt für das Großprofilnetz.11


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. KahlowBeiden Profilgrößen ist die Spurweite, auch Normalspur genannt, von 1435 mm gemein,ebenfalls werden bei beiden Wagenarten Schienen ohne Neigung befahren und 750 VoltGleichstrom genutzt. Schwellen werden in <strong>der</strong> Regel in Schotterbettung ausgeführt, nachdem zweiten Weltkrieg gibt es auch schotterlose Streckenabschnitte.Beim Bau <strong>der</strong> ersten Strecken sprach man noch nicht von Klein- o<strong>der</strong> Großprofil, dieseTermini wurden erst nach dem Zweiten Weltkrieg üblich (Havers, Harold C.P., Deutschland1967, S. 50-51, 65 und www.berliner-untergrundbahn.de undwww.berlinerverkehrsseiten.de, http://berlin.wikia.com).Abbildung 9: Links: Kleinprofiltunnel (Hochbahngesellschaft), Rechts: Großprofiltunnel (Stadt <strong>Berlin</strong>)12


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. Kahlow3. Ausgewählte LinienführungenAbbildung 10: Das Liniennetz 1935 mit ausgewählten Strecken3.1. Die Linie ADie staatliche Genehmigung für den Bau des Abschnitts Potsdamer Platz – Spittelmarkt<strong>der</strong> Linie A (heute U2) wurde im November 1906 erteilt, bis 1908 fertig gestellt und am 1.Oktober eröffnet. Der zweite Abschnitt Spittelmarkt – Alexan<strong>der</strong>platz – Schönhauser Alleewurde im Dezember 1907 genehmigt, bis 1910 gebaut und im Juni in Betrieb genommen.Die Linie A bildet die Fortsetzung <strong>der</strong> Stammbahnstrecke vom Leipziger Platz –Spittelmarkt.Der Entwurf und die Leitung <strong>der</strong> Bauarbeiten oblagen <strong>der</strong> Hochbahngesellschaftgemeinsam mit <strong>der</strong> Firma Siemens & Halske <strong>AG</strong>, unter <strong>der</strong> Oberleitung des ArchitektenProfessor Grenan<strong>der</strong>. Die Ausführung <strong>der</strong> Streckentunnel und des Spreetunnels erfolgtelaut Literatur durch die Untergrund-Baugesellschaft <strong>Berlin</strong>, vermutlich als Arbeitsgemeinschaftmit <strong>der</strong> <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> <strong>AG</strong>.13


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. KahlowAbbildung 11: Baugrube zwischen Potsdamer Platz und SpittelmarktWie schon erwähnt war <strong>der</strong> Potsdamer Platz <strong>der</strong> erste Untergrundbahnhof <strong>Berlin</strong>s. DieBauarbeiten sowohl an <strong>der</strong> Rampe vom Landwehrkanal bis zum Bahnhof als auch am U-Bahnhof selbst erfor<strong>der</strong>ten wegen <strong>der</strong> beengten Platzverhältnisse beson<strong>der</strong>e Techniken.Wegen <strong>der</strong> dichten Bebauung in diesem Gebiet war die übliche offene Tunnelbauweisenicht möglich. Im Gegensatz zu den breiten Straßen zwischen Nollendorfplatz und Knie(heute Ernst-Reuter-Platz) mussten hier Häuser abgerissen und wie<strong>der</strong> aufgebaut werden.Die Tunnelwände sollten direkt neben den umliegenden Gebäuden stehen, <strong>der</strong>enFundamente zuvor nur bis zur Grundwasserlinie reichend, bis unter die Tunnelsohleerweitert werden mussten. Da in den engen Baugruben keine Spundwände zur Einfassunggerammt werden konnten, wurden hier zuerst die Tunnelwände in eigenen Baugrubenhergestellt, während <strong>der</strong> Erdkern dazwischen liegen blieb. Bei <strong>der</strong> Verlängerung <strong>der</strong>Strecke vom in Richtung Stadtmitte wurde <strong>der</strong> U-Bahnhof Potsdamer Platz 1907aufgegeben. Stattdessen entstand etwa 200 Meter weiter nördlich <strong>der</strong> Bahnhof LeipzigerPlatz, <strong>der</strong> jedoch seit 1923 bis dato als Potsdamer Platz bezeichnet wird. Wie viele an<strong>der</strong>eauch, war <strong>der</strong> Untergrundbahnhof Potsdamer Platz zwischen 1961-1993 wegen <strong>der</strong>politischen Teilung <strong>der</strong> Stadt außer Betrieb (Hattig, Susanne und Schipporeit, Reiner,<strong>Berlin</strong> 2002, S. 96-98).14


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. KahlowDie Bahn führt als Untergrundbahn vom Potsdamer Platz über Spittelmarkt durch dieWallstraße zum Bahnhof Inselbrücke (seit 1935 Märkisches Museum), unterfährt dann dieSpree und tritt in den Bahnhof Klosterstraße ein, <strong>der</strong> ursprünglich nur als Durchgangsbahnhofgedacht, aber dann so angelegt wurde, dass er ohne Umstände in einenTrennungsbahnhof umgewandelt werden kann, von dem aus die Linie in RichtungFrankfurter Allee geleitet werden sollte. Der Krieg und seine Nachwirkungen, dieUmbildung <strong>der</strong> Stadtgemeinde <strong>Berlin</strong> sowie die Vereinigung aller öffentlichen städtischenVerkehrsmittel außerhalb <strong>der</strong> Reichsbahn in das städtische Unternehmen <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>erVerkehrs-Aktiengesellschaft hatten zur Folge, dass die Linie nach Frankfurter Allee ineinem an<strong>der</strong>en, verkehrstechnisch besseren Zusammenhang und in weiterer Erstreckungnach Osten zur Ausführung gekommen ist (Bousset, J., <strong>Berlin</strong> 1935, S. 8).Abbildung 12: Baugrube zwischen Potsdamer Platz und Spittelmarkt mitEntwässerungsrohren an <strong>der</strong> BohlenwandDie Untergrundbahn hatte fast überall mit den vielen verzweigten Leitungen desstädtischen Versorgungsnetzes, wie zum Beispiel <strong>der</strong> städtischen Entwässerung, zukämpfen. Wie umfangreich die Umän<strong>der</strong>ungen des Versorgungsnetzes im Tunnelbauwaren, ergibt sich aus <strong>der</strong> Tatsache, dass beispielsweise für die Tunnelstrecke vomSpittelmarkt zur Schönhauser Allee allein 3 Mio. Mark, vom Potsdamer Platz bis zum15


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. KahlowAbbildung 13: Fast fertig gestellter Streckenabschnitt zwischen Potsdamer Platz undSpittelmarktSpittelmarkt 2,5 Mio. Mark verausgabt wurden. Bei jedem Tunnelabschnitt wurde man vorneue, ungewohnte Aufgaben gestellt; so auch beim Bau in <strong>der</strong> Klosterstraße. DerTunnelkörper zwängte sich hier mit einer Breite von 18 Metern durch den Engpasszwischen dem Stadthaus und <strong>der</strong> nur 22 Meter entfernten Parochialkirche. Ferner lag <strong>der</strong>Tunnel mehr als fünf Meter unter den Fundamenten <strong>der</strong> Gebäude. Das Beson<strong>der</strong>e an denArbeiten hierbei bestand darin, dass die Tunneldecke noch vor den Seitenmauern gebautwurde. Sie stützte sich vorübergehend auf provisorisch errichtete Mauern, die späterwie<strong>der</strong> abgebrochen wurden. An zwei Stellen musste <strong>der</strong> Tunnel unter Häusernhindurchgeführt werden, welche nicht abgerissen werden durften. DieHochbahngesellschaft hatte zwar bereits Erfahrung mit solchen Unterbauungen, jedochwurde bis dato kein Gebäude in solcher Ausdehnung unterfahren wie die Kunstschule in<strong>der</strong> Klosterstraße. Die Bauarbeiten waren sehr kostspielig und wurden beiununterbrochenem Schulbetrieb ausgeführt. Ironischerweise fiel die Kunstschule einigeZeit danach dem Abriss zum Opfer (Bousset, J., <strong>Berlin</strong> 1914, S. 10-11).16


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. KahlowAbbildung 14: Unterfahrung <strong>der</strong> Kunstschule in <strong>der</strong> Klosterstraße (später abgerissen)Bis zum Bahnhof Seenefel<strong>der</strong>platz ist die Linienführung unterirdisch und steigt dann aufeiner Rampe zur Hochbahn auf.17


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. KahlowDer Spreetunnel <strong>der</strong> Linie AAbbildung 15: Der SpreetunnelDer Spreetunnel zwischen den Bahnhöfen Inselbrücke (heute Märkisches Museum) undKlosterstraße wurde in mehreren Bauabschnitten ausgeführt, wobei die Schifffahrt undVorflut nicht unterbrochen werden durfte. Der Tunnel wurde im Tagebau ausgeführt. Dievon Fangdämmen umschlossene offene Baugrube wurde leer gepumpt und nachAbsenkung des Grundwassers bis zur Bausohle ausgeschachtet, so dass die Herstellungdes Tunnelkörpers aus Eisenbeton im Trockenen erfolgen konnte. Zum Schutz vorSchiffsankern wurde eine zusätzliche Schutzdecke aus Eisenblech eingebaut, worauf einestarke Steinpackung liegt. Die Tunnellänge zwischen den Ufern beträgt etwa 125 Meterund die Sohle liegt rund 11 Meter unter dem Spreespiegel (Hochbahngesellschaft <strong>Berlin</strong>:Zur Eröffnung <strong>der</strong> Erweiterungslinie vom Spittelmarkt über den Alexan<strong>der</strong>platz zurSchönhauser Allee, <strong>Berlin</strong> Juli 1913, S. 3-10).Ursprünglich war die Ausführung des Tunnels in zwei Bauabschnitten geplant. Da aberbeim zweiten Abschnitt ein plötzlicher Wassereinbruch aufgrund des Einbruchs <strong>der</strong>äußeren Spundwand durch Quellbildung eintrat, musste ein dritter mittlerer Bauabschnitthinzugefügt werden. Trotz des Unfalls verzögerte sich die geplante Bauzeit von dreiJahren nicht:18


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. Kahlow• 1. Bauabschnitt 1910 – 1911• 2. Bauabschnitt 1911 – 1912• 3. Bauabschnitt 1912 – 1913(Bousset, J., <strong>Berlin</strong> 1914, S. 5-6 und Lehmke, Ulrich und Poppel, Uwe, Düsseldorf 1996,S.34)Abbildung 16: Der Spreetunnel. Lageplan <strong>der</strong> drei BauabschnitteDie Bauarbeiten des ersten Bauabschnittes begannen im Frühjahr 1910 auf <strong>der</strong> südlichenUferseite an <strong>der</strong> Straße Märkisches Ufer. Die 22 Meter breite U-förmige Baugrube wurdedurch vier Meter breite Fangdämme begrenzt. Unter Verwendung <strong>der</strong> Methodevorübergehen<strong>der</strong> örtlicher Grundwasserspiegelsenkung wurde mittels einerSaugpumpanlage die Deckschicht abgetragen. Die etwa 10 Meter langen Spundwände<strong>der</strong> 12 Meter breiten Tunnelgrube wurden bis ca. 2,5 Meter unter Tunnelsohle gerammt(http://de.academic.ru/dic.nsf/eisenbahnwesens/2427/Spreetunnel, 07.01.2014, 18:45).19


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. KahlowAbbildung 17: Südliche Baugrube nach Trockenlegung <strong>der</strong> SpreesohleAbbildung 18: Die ausgepumpte Baugrube vor Beginn <strong>der</strong> Erdarbeiten. Im Hintergrunddas Gebäude des Stadthauses.20


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. KahlowAbbildung 19: Querschnitt durch die BaugrubeSpundwände waren und sind ein gängiges Mittel für den Baugrubenverbau. Wobeiheutzutage fast ausschließlich Stahlspundwände zum Einsatz kommen, waren esseinerzeit Holzbohlen, die verwendet wurden. Durch die nachlassenden statischen undrammtechnischen Eigenschaften von Holzspundwänden ab einer bestimmten Tiefe,suchte man um die Jahrhun<strong>der</strong>twende nach Alternativen, um eine höhere Stabilität zuerreichen. Verschiedene Materialien wie Wellblechelemente und Gusseisen bzw.handelsübliche Walzprofile wurden erprobt, jedoch nicht mit dem gewünschten Erfolg.1902 erfand <strong>der</strong> BremerStaatsbaumeister T. Larssen ein U-förmiges Walzprofil, woraus dannStahlspundwände aus U-Bohlen mitangenieteten Profilen gefertigt wurden,die schlossartig mit <strong>der</strong> Nachbarbohleverbunden wurde. Dieses Verfahrenwurde erstmals durch die <strong>Philipp</strong>Abbildung 20: U-förmige Larssen-Spundwand <strong>Holzmann</strong> <strong>AG</strong> angewendet.21


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. KahlowWie bereits erwähnt, gibt es zum Einbringenvon Spundwänden verschiedene Methoden.Im <strong>Berlin</strong>er U-Bahn-Bau wurdehauptsächlich die Schlagrammungverwendet, wobei die Spundbohlen mit Hilfeeines Impulses in den Boden getriebenwerden. Zwischen Rammgewicht undSpundbohle befindet sich im Allgemeinenein Rammfutter aus Holz. Es wird zwischenlangsam- und schnellschlagendenSystemen unterschieden. Bei bindigenBöden kommen vor allemlangsamschlagende Systeme, wie dieFreifallrammen und Explosionsrammen, Abbildung 21: Prinzip <strong>der</strong> Schlagrammungzum Einsatz, damit sich die entstehenden Porenwasserüberdrücke zwischen deneinzelnen Schlägen abbauen können. Bei <strong>der</strong> Freifallramme wird ein Schlaggewichtmechanisch angehoben und dann aus <strong>der</strong> Höhe h fallen gelassen. Mo<strong>der</strong>neFreifallrammen arbeiten hydraulisch.Der Bohlenkopf kann beim Rammen überbeansprucht werden, wenn das schlagendeGewicht zu klein ist o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Boden einen zu großen Wi<strong>der</strong>stand aufweist. Darum habenSpundwände auch nur eine bestimmte Lebensdauer, abhängig vom Verschleiß beimRammen und Ziehen. Es besteht die Möglichkeit den Kopf zu verstärken o<strong>der</strong> eingrößeres Schlaggewicht zu verwenden. Spundwandbohlen werden beim Einbaugrundsätzlich auf Druck, Knicken, Beulen und Torsion belastet. Um das zu verhin<strong>der</strong>n,werden stärkere Profile verwendet o<strong>der</strong> Auflockerungsbohrungen durchgeführt. Imeingebauten Zustand besteht die Belastung hauptsächlich aus Biegung(www.spundwand.de/uploads/.../Spundwandhandbuch_Berechnung.pdf, 10.01.2014).Bei großem seitlichen Wasserdruck jedoch reicht in <strong>der</strong> Regel eine Spundwand alleinnicht aus. Darum wurden beim Bau des Spreetunnels Fangdämme bzw.Kastenfangdämme errichtet. Ein solcher Fangdamm wurde aus zwei Holzspundwänden,zwischen denen wasserundurchlässiges Füllmaterial eingebracht wurde, gebildet. Umbeim Einbringen des Füllmaterials ein Ausweichen <strong>der</strong> Wände zur Seite hin zu vermeiden,22


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. Kahlowwurden Querverbindungen angebracht, die aus hölzernen Zangen o<strong>der</strong> eisernen Ankernbestanden (http://de.academic.ru/dic.nsf/technik/7599/Fangdamm, 10.01.2014, 16:56).Nun konnte mit dem Betonieren des Tunnels selbst begonnen werden. Der Tunnelkörpererhielt zur Abdichtung eine Papplage und wurde gegen Verletzungen durch eine Hülle ausBeton o<strong>der</strong> in Zementmörtel verlegten Kalksandsteinen geschützt. Das Ende <strong>der</strong>Eisenbetonröhre wurde durch zwei 3 Meter voneinan<strong>der</strong> entfernte Stirnwändeabgeschlossen.Abbildung 22: Die Baugrube nach beendeter Ausschachtung. Erster BauabschnittAnalog zu dieser Bauweise wurde mit den Bauarbeiten des nördlichen Tunnelabschnittes1911 begonnen. Kurz vor Beendigung <strong>der</strong> Ausschachtungen des Nordtunnels machte sicham Kopf des Südtunnels starker Wasserandrang bemerkbar. Bei <strong>der</strong> Herstellung <strong>der</strong>Verbindung zwischen beiden Tunneln kam es zum Bruch eines Teiles <strong>der</strong> äußerenSpundwand des Fangdammes und zu einem ungehemmten Wassereinbruch. Schließlichbrach infolge von Kolkbildung unter dem fertigen Tunnelende das äußerste Stück <strong>der</strong>Tunnelröhre in einer Länge von ca. 16 Metern ab.23


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. KahlowAbbildung 23: Ansicht eines Teils <strong>der</strong> Baugrubensohle nach Entfernung <strong>der</strong> Tunnelsohle.Unter Wasserfläche ein ca. 2,00m tiefes KolklochAbbildung 24: Von <strong>der</strong> Larssenwand durchschlageneund abgetriebene Spundwand auffreigelegter Sohle vor abgebrochenem TunnelstückAbbildung 25: Von <strong>der</strong> Larssenwand durchschlagene,stehen gebliebene Holzspundwandinnerhalb des Larssenfangdammes24


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. KahlowAufgrund <strong>der</strong> nahezu unbeschädigten Betonsohle konnte nach Auspumpen <strong>der</strong> Baugrubeund Abtragen <strong>der</strong> eingespülten Sandmasse sofort mit <strong>der</strong> Fertigstellung des Tunnelsfortgefahren werden. Der Raum zwischen Tiefspundwand und Tunnelwandung wurde inganzer Tiefe mit Sparbeton ausgefüllt. Nach Abschluss <strong>der</strong> Arbeiten wurden dieSpundbohlen nicht gezogen, son<strong>der</strong>n über <strong>der</strong> Spreesohle abgeschnitten, um den Grundnicht zu beschädigen.Anschließend begann man 1912 mit dem Aufbau des ringförmigen, die Kolkstelleumfassenden Fangdammes in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Spree, von wo aus das fehlendeVerbindungsstück zwischen Nord- und Südtunnel errichtet wurde. 1913 waren dieBauausführungen beendet und dieser Streckenabschnitt konnte ohne Zeitverzögerungeröffnet werden. (Bousset J., <strong>Berlin</strong> 1935)Abbildung 26: Querschnitt des fertigen Tunnels25


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. Kahlow3.2. Die Linie CSeit Ausgang <strong>der</strong> 1890er Jahre entwickelte sich bei <strong>der</strong> Stadtgemeinde <strong>der</strong> Plan, eigeneSchnellbahnlinien zu bauen, welche nicht <strong>der</strong> Hochbahngesellschaft zum Betriebübergeben werden mussten. Diese Unabhängigkeit zeigte sich unter an<strong>der</strong>em dadurch,dass ein weiteres Normalprofil, <strong>der</strong> Großprofiltunnel, eingeführt wurde. Auch heute nochbesteht das <strong>Berlin</strong>er U-Bahnnetz aus Groß- und Kleinprofilen. Bis 1935 wurden so dreiLinien gebaut, davon zwei, die Linie C und D, in nördlicher Richtung.Die Linie C ( heute U6) verläuft im Norden <strong>Berlin</strong>s von <strong>der</strong> Seestraße durch dieMüllerstraße, Chaussee- und Friedrichstraße, kreuzt an <strong>der</strong> Weidendammer Brücke dieSpree und am Halleschen Tor den Landwehrkanal und teilt sich an <strong>der</strong> Ecke Belle-Alliance-Straße/Gneisenaustraße in den Tempelhofer und den Neuköllner Zweig dieserLinie. Für den Hauptabschnitt von <strong>der</strong> Seestraße bis zur Belle-Alliance-Straße wurde dielandespolizeiliche Genehmigung im Jahre 1912 erteilt und zur Ausführung das Bauamt <strong>der</strong>Nordsüdbahn bestellt. Im selben Jahr wurde durch den ersten Rammschlag in <strong>der</strong>Chausseestraße mit den Bauarbeiten begonnen und mit Unterbrechungen undStockungen wegen des Weltkrieges und <strong>der</strong> Inflation wurde <strong>der</strong> erste Teilabschnittzwischen den Bahnhöfen Stettiner Bahnhof (heute Zinnowitzer Straße) und Hallisches Torim Jahre 1923 fertiggestellt. Die <strong>Berlin</strong>er Nordsüdbahn-<strong>AG</strong> sollte den Betrieb dieser Bahnübernehmen. Jedoch besaß sie nicht den nötigen Wagenpark dafür. DieHochbahngesellschaft bot daraufhin an, mit den benötigten Wagen auszuhelfen, jedochnur unter <strong>der</strong> Bedingung, dass ihr <strong>der</strong> Betrieb übertragen wird – mit Erfolg (Bousset, J.,<strong>Berlin</strong> 1935, S. 8).Der erste Weltkrieg war, laut einem Bericht <strong>der</strong> damaligen Bauleitung, „... für dieBauausführung zum Teil vorteilhaft, zum Teil nachteilig. Vorteilhaft war es, daß <strong>der</strong> Verkehrin den Straßen nachließ und die Einschränkungen, die dem Verkehr durch dieBauausführungen erwuchsen, sich weniger fühlbar machten. Ebenso bewiesen dieHausbesitzer und Ladeninhaber bei den Verkehrsstörungen auf den Bürgersteigen, diewegen <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung und Verlegung <strong>der</strong> Rohrleitungen oft aufgerissen werden mußten,mehr Nachsicht als sonst. Demgegenüber traten aber große Erschwernisse zunächst bei<strong>der</strong> Bodenabfuhr ein, da sowohl die Kraftwagen wie die Pferde von <strong>der</strong> Militärverwaltungmit Beschlag belegt wurden. Es mußten deshalb an mehreren Stellen Transportbahnen26


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. Kahlowdurch die Straßen gelegt werden, auf denen <strong>der</strong> Boden bis nach den nächstenSchiffsverladestellen bewegt wurde. In gleicher Weise wurden auch umgekehrt dieBaustoffe, namentlich Kies und Zement, angefahren. Während im ersten KriegsjahrArbeitskräfte reichlich zur Verfügung standen, wurden sie mit <strong>der</strong> Zeit immer knapper. Andie Stelle <strong>der</strong> Männer traten dann aber Frauen namentlich zur Bewältigung vonErdarbeiten; angesichts dieser Ergänzung konnte die Arbeit weiter fortgesetzt und wirdhoffentlich auch vollendet werden.“ (Baurat Krause, F., <strong>Berlin</strong> 1916).Im Jahre 1923 wurde durch die Begleiterscheinungen <strong>der</strong> Nachkriegszeit, Baustoffmangelund Inflation zeitweise die Zuschüttung <strong>der</strong> halbfertigen Tunnelabschnitte in Erwägunggezogen, jedoch hätte diese Maßnahme ähnlich hohe Kosten verursacht wie dieFertigstellung des Rohbaus.Abbildung 27: Baugrube Friedrichstraße nähe Weidendammer Brücke. Vorne Links:Dampframme zum Rammen <strong>der</strong> WändeDer Bau des Bahnhofs Friedrichstraße begann ebenfalls 1912 und sollte ursprünglich1917 fertig gestellt werden. Durch den unerwarteten Kriegsausbruch 1914 jedoch, kamendie Bauarbeiten langsam ins Stocken bis hin zum völligen Stillstand. Erst 1921 wurde <strong>der</strong>Bahnhofsbau, architektonisch stark vereinfacht, wie<strong>der</strong> aufgenommen.27


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. KahlowAbbildung 28: Nord-Süd-Bahn Bahnhof Friedrichstraße. Aufgang zur Stadtbahn.Während <strong>der</strong> Arbeiten an <strong>der</strong> Nordsüdbahn kam er zu verschiedenen bautechnischenSchwierigkeiten. In <strong>der</strong> Chausseestraße mussten zum Beispiel zwei Wasserläufe gedükertwerden. Zwischen Weidendammer Brücke und Bahnhof Friedrichstraße musste eine 60Meter lange Moorstrecke durchfahren werden, welche erst in 29 Metern Tiefe tragfähigenBoden aufwies, eine weiter zwischen Besselstraße und Halleschem Tor mit eine Längevon 230 Metern und 16 Meter tief. Mehrere Fundamente, beson<strong>der</strong>s im Bereich desBahnhofes Friedrichstraße, mussten unterfangen o<strong>der</strong> tiefer herabgeführt werden. Fernermusste die bereits bestehende Linie A an <strong>der</strong> Mohrenstraße unterfahren werden (Lemke,U. Und Poppel, U., Düsseldorf 1996, S. 41-44).Eine weitere Beson<strong>der</strong>heit stellten <strong>der</strong> Bau des Spreetunnels an <strong>der</strong> WeidendammerBrücke, sowie die Unterfahrung des Landwehrkanals an <strong>der</strong> Belle-Alliance-Brücke (heuteHallesches Tor Brücke) dar. Zum Errichten des Spreetunnels <strong>der</strong> Linie C war es nötig dieWeidendammer Brücke rückzubauen. Beabsichtigt war, den Tunnelkörper unter einer aufeisernen Spundwänden aufliegenden Decke unterhalb <strong>der</strong> Spree auszuführen.28


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. KahlowIm Unterschied zum Spreetunnel <strong>der</strong> Linie D sollte hier die Schutzdecke nachFertigstellung des Tunnels mit Hilfe von Tauchern, durch Absägen <strong>der</strong> Köpfe zweieräußerer hölzerner Spundwände, die sie wasserdicht hielt, wie<strong>der</strong> entfernt werden.Der Einbau <strong>der</strong> Decke wurde in drei Bauabschnitte unterteilt. Die Fangdämme <strong>der</strong> beidenUferabschnitte wurden so breit gebaut, dass es möglich war bei<strong>der</strong>seits des Tunnelsgleichzeitig die Fundamente <strong>der</strong> neuen Strompfeiler für die Weidendammer Brücke zuerrichten. Die Strompfeiler selbst wurden dann später freitragend über dem Tunnel auf denFundamentfüßen gebaut.Abbildung 29: Der Spreetunnel an <strong>der</strong> Weidendammer Brücke. Südlicher TeilWährend <strong>der</strong> Bauausführung wurde die Baumethode jedoch geän<strong>der</strong>t und nur <strong>der</strong> zweite,mittlere Bauabschnitt in dieser Bauart erstellt. Stattdessen wurde <strong>der</strong> erste, nördliche Teildes Tunnels, gleich nach dem Bau <strong>der</strong> Decke, im Schutze des Fangdammes errichtet,beim dritten, südlichen Abschnitt komplett auf die Schutzdecke verzichtet und nurzwischen den aus eisernen Spundwänden hergestellten Fangdämmen gebaut (Bousset,J., <strong>Berlin</strong> 1935, S. 86-90).29


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. KahlowAbbildung 30: Von Westen gesehen. Links: südöstlicher Strompfeiler gerammt, danebenKrangerüst. Rechts: südöstlicher Landpfeiler gerammt. Oben im HintergrundBetonmischmaschine.Abbildung 31: Längsschnitt30


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. KahlowDer Bau des Landwehrkanaltunnels erfolgte zwischen 1916 – 1920 und hatte unter langenUnterbrechungen zu leiden. Auch dieser Bau wurde in drei Abschnitte unterteilt. Währenddes ersten Bauabschnittes wurde eine mittlere Durchfahrt des Kanals von 7,50m Breitefreigehalten und die beiden Uferbaugruben zwischen Fangdämmen und eisernenSpundwänden hergestellt. Eine 2,5m tiefe und 3,0m breite Umleitungsrinne erhielt dieWasserführung während des zweiten Bauabschnitts auf, bei dem die Tunneldeckehängend an eisernen Spundwänden wasserdicht eingebracht wurde. Danach wurde dieDecke wie<strong>der</strong> überschüttet und <strong>der</strong> Schifffahrtsverkehr freigegeben. Als letztes wurde <strong>der</strong>Tunnel unter dieser Decke hergestellt (Bousset, J., <strong>Berlin</strong>er 1935, S82).Abbildung 32: Unterfahrung des Landwehrkanals durch die Nord-Süd-Schnellbahn <strong>Berlin</strong>.Die Abzweigstrecke von <strong>der</strong> Belle-Alliance-Straße (heute Mehringdamm) nach Tempelhofwurde 1929 in Betrieb genommen. Die Teilstrecke von Belle-Alliance-Straße bis zum U-Bahnhof Bergstraße (heute Karl-Marx-Straße), 1930 erweitert bis zum BahnhofGrenzallee, stellt die heutige U7 dar.31


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. Kahlow1928 wurden die U-Bahn, die Stadtbahn und <strong>der</strong> Autobus zu einer städtischenGesellschaft, <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Verkehrs-Aktiengesellschaft (BVG), zusammengeschlossen,welche ab dem 1 Januar 1929 den Betrieb aller dieser Verkehrsmittel übernahm. Zu dieserZeit entstand auch das heute allgemein bekannte Symbol für U-Bahnen, das weiße U aufblauem Grund. Ebenfalls erhielt dieses neugegründete und größte Nahverkehrsunternehmenein eigenes Wappen, welches dem damaligen Stadtwappen ähnelte.Zur selben Zeit trat die Hochbahngesellschaft in Liquidation.32


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. Kahlow3.3. Die Linie DDie ersten Pläne für diese, zweite Nordsüdbahn wurden bereits 1902 von <strong>der</strong>Continentalen Gesellschaft für elektrische Unternehmungen in Nürnberg entwickelt. Siesahen eine Schwebebahn nach Wuppertaler Vorbild für fast die gesamte Linienführungvor. Der Stadt <strong>Berlin</strong> war jedoch die Idee einer Schwebebahn nach Eugen Langen <strong>der</strong>artunsympathisch, dass sie sich für den alternativen Entwurf <strong>der</strong> AEG entschied und die LinieD (heute U8) wie gewohnt als Untergrundbahnstrecke ausgeführt wurde. NachZustimmung <strong>der</strong> Genehmigungsbehörden für den Plan <strong>der</strong> AEG wurde 1913 mit denAusschachtungen dieser Tunnelstrecke begonnen.Beginnend am Bahnhof Gesundbrunnen im Wedding führt die Linie D u. a. durch dieVoltastraße, Rosenthaler Platz, Alexan<strong>der</strong>platz, unterfährt an <strong>der</strong> Jannowitzbrücke dieSpree, geht weiter durch die Nean<strong>der</strong>straße (heute Heinrich-Heine-Straße), Moritzplatz,Hermannplatz (Übergang zur Linie C), durch die Boddinstraße und endet in <strong>der</strong>Leinestraße in Neukölln.Der erste kurze Streckenabschnitt zwischenBoddinstraße und Schönleinstraße wurde 1927 fertig.Auf diesem Teil lag auch <strong>der</strong> UmsteigebahnhofHermannplatz, welcher sich insbeson<strong>der</strong>e dadurchauszeichnete, dass hier erstmals Fahrtreppen zumleichteren Umsteigen <strong>der</strong> Passagiere eingebautwurden. Ein Jahr später war die Strecke mit denBahnhöfen Kottbusser Tor und Moritzplatz schon biszur Nean<strong>der</strong>straße befahrbar. Da die Nean<strong>der</strong>straßezu damaliger Zeit eine zu geringe Breite aufwies,mussten die Bahnhofseingänge des U-BahnhofesNean<strong>der</strong>straße in die bestehende Bebauung verlegtwerden. Wie an vielen stellen in <strong>Berlin</strong>, mussten auchbeim Bau <strong>der</strong> Linie D, durch zu enge StraßenzügeGebäude zum Teil o<strong>der</strong> sogar ganz unterfahrenAbbildung 33: Beispiel Untertunnelung werden. Der Bereich um die Köpenicker- undBrückenstraße war ein Beispiel dafür. So wurden die33


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. KahlowBestandsgebäude unterfangen. Ihre Fundamente wurden unter die Tunnelsohle geführtum Übertragungen von Geräuschen und Erschütterungen durch den Bahnbetrieb auf dasGebäude zu vermeiden; die Tiefe war von <strong>der</strong> jeweiligen Bodenbeschaffenheit abhängig.Aus diesem Grund versuchte man die Hauskonstruktion stets vom Tunnelkörper zutrennen (Bernhard, Karl, <strong>Berlin</strong> 1906, S.4).Abbildung 34: Unterfangung des Hauses Köpenickerstraße 76. Beginn <strong>der</strong>Untermauerung des Pfeilers nach Erhärtung des Betons und Auskratzen <strong>der</strong>Kalksteinfugen.Am Kottbusser Tor kreuzte die Linie D die seit 1902 bestehende Hochbahnlinie vonWarschauer Brücke nach Gleisdreieck. Um ein bequemes Umsteigen zwischen demUntergrund- und Hochbahnhof zu sichern, wurde 1929 <strong>der</strong> Hochbahnhof um 100 Meternach Westen verlegt (Lemke, U. Und Poppel, U., Düsseldorf 1996, S. 46-48).Mit <strong>der</strong> Inbetriebnahme <strong>der</strong> Gesundbrunnen – Neuköllner U-Bahn, auch GN-Bahngenannt, 1930 war <strong>der</strong> Bau <strong>der</strong> Linie D abgeschlossen.34


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. KahlowAbbildung 35: Unterfangung des Eckhauses Brückenstraße 15. Aufhängung vonLeitungen über einbetonierten Kanälen vor dem Fundament in <strong>der</strong> Brückenstraße35


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. Kahlow4. Die weitere Entwicklung ab 1930Die Photographien des <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> – Archivs in <strong>Berlin</strong> zum Thema <strong>Untergrundbahnbau</strong><strong>Berlin</strong> sind etwa aus <strong>der</strong> Zeit zwischen 1900 und 1930. Die vorliegende Arbeit beziehtsich zum größten Teil auf diese Photographien und auf die Linien, die auf diesen zu sehensind.Mit dem Jahresende 1930 hörte das rasante Wachstum des U-Bahnnetzes für dienächsten 26 Jahre auf. Als 1933 die Nationalsozialisten unter Adolf Hitler an die Machtkamen, wurden in <strong>Berlin</strong> anstatt neue Linien zu bauen, nur einige Bahnhöfe umbenannt,z.B. <strong>der</strong> Reichskanzlerplatz wurde zum Adolf-Hitler-Platz.Die volle Leistungsfähigkeit stellte die <strong>Berlin</strong>er U-Bahn während <strong>der</strong> Austragung <strong>der</strong>Olympischen Sommerspiele 1936 unter Beweis. 1938 wurde von den Nazis mit demAusbau des Liniennetzes begonnen, jedoch kurz nach Ausbruch des zweiten Weltkriegeswie<strong>der</strong> eingestellt. Die schwerste Angriffswelle auf die Stadt <strong>Berlin</strong> fand im Jahre 1945statt, bei <strong>der</strong> es zu schweren Schäden an den Tunnelanlagen, Hochbahnviadukten undBahnhöfen kam. Somit kam <strong>der</strong> öffentliche Verkehr zum Erliegen. Durch das Eindringenvon ca. einer MillionKubikmeter Wasseraus Spree undLandwehrkanal standein Drittel desgesamten Tunnelnetzesunter Wasser.Doch noch im selbenJahr fanden <strong>der</strong>artviele Reparatur undAufräumarbeiten im<strong>Berlin</strong>er Untergrundstatt, dass beinahe dasAbbildung 36: Wasserdurchflutete Tunnelstrecken nach dem Ende des zweitenWeltkriegesgesamte Netz wie<strong>der</strong>befahrbar wurde.36


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. KahlowAufgrund <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Blockade 1948 litt die U-Bahn unter einer Stromsperre, sodassjeden um 18 Uhr Betriebsschluss war. Ein Jahr später teilte sich die BVG in einen West-und einen separaten Ost-Apparat auf. Der Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>Berlin</strong>s war in vollem Gange und1951 konnten die letzten kriegsbedingt zerstörten Bahnhöfe wie<strong>der</strong> eröffnet werden. Derso genannte dritte Bauabschnitt begann mit dem ersten Rammschlag 26.10.1953 mit <strong>der</strong>Verlängerung <strong>der</strong> Linie C nach Norden.Durch den Mauerbau 1961 wurden die meisten Strecken getrennt und die Linien C und Dzu Transit-Strecken. In den Ostberliner Abschnitten wurde nicht gehalten, nur <strong>der</strong> BahnhofFriedrichstraße wurde zu einem Grenzübergang ausgebaut. 1966 wurden dieStreckenbezeichnungen von den bis dahin geltenden Buchstaben von den heutigen Ziffernabgelöst. Während 1967 in Westberlin die letzte Straßenbahn ihren Betrieb einstellte undzu <strong>der</strong> Zeit nur in diesem Teil <strong>der</strong> Stadt am Ausbau des Liniennetzes gearbeitet wurde,begann Ostberlin erst 1973 mit dem Bau neuer Strecken.Drei Jahre nach <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung Deutschlands kam es zu <strong>der</strong>Betriebszusammenführung von BVG-West und BVG-Ost, zur heutigen BVG.Anlässlich des 100-jährigen Betriebsjubiläums des <strong>Berlin</strong>er U-Bahn bekam <strong>der</strong> BahnhofNollendorfplatz seine im Krieg zerstörte Glaskuppel zurück.In den Folgejahren entstand durch Neubau, Umbau o<strong>der</strong> Sanierung und Erweiterungeinzelner Strecken das uns heute bekannte U-Bahnnetz <strong>Berlin</strong>s (http://www.berlineruntergrundbahn.de/13.01.14).37


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. Kahlow5. QuellenverzeichnisLiteraturverzeichnisBernhard, K.: Untertunnelung eines bewohnten Geschäftshauses für dieUntergrundbahn in <strong>Berlin</strong>, Wilhelm Ernst & Sohn, <strong>Berlin</strong> 1906Bousset, J.: Die <strong>Berlin</strong>er U-Bahn, Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn, <strong>Berlin</strong> 1935Bousset, J.: Die Erweiterungen <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Hoch- und Untergrundbahn von Jahre1913, Son<strong>der</strong>abdruck aus <strong>der</strong> Zeitschrift „Verkehrstechnische Woche“, Mai 1914BVG: Die U-Bahn Gesundbrunnen-Neukölln (GN-Bahn) Zur Eröffnung <strong>der</strong> NordstreckeNean<strong>der</strong>strasse-Gesundbrunnen, <strong>Berlin</strong> 1930Hattig, S. und Schipporeit, R.: Großstadt-Durchbruch, Jaron Verlag, <strong>Berlin</strong> 2002Havers, Harold C. P.: Die Untergrundbahnen <strong>der</strong> Welt, mvg-mo<strong>der</strong>ne verlags gmbh,Deutschland 1967Hochbahngesellschaft <strong>Berlin</strong>: Zur Eröffnung <strong>der</strong> Erweiterungslinie vom Spittelmarktüber den Alexan<strong>der</strong>platz zur Schönhauser Allee, <strong>Berlin</strong> 1913Lemke, U. und Poppel, U.:<strong>Berlin</strong>er U-Bahn, Alba Publikation Alf Teloeken GmbH + Co.KG, Düsseldorf 1996Strumpf, K. und Gränert, W.: <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> <strong>AG</strong>: Technische Berichte April 1967,Frankfurt am Main 1967http://www.berliner-untergrundbahn.de/profil1.html, 11.01.2014http://www.berlinerverkehrsseiten.de/ubahn/Fahrzeuge/Sfz/Profilmesszug/Wagen_4190/body_wagen_4190.html, 11.01.2014http://berlin.wikia.com/wiki/U-Bahn_<strong>Berlin</strong>, 11.01.2014http://de.academic.ru/dic.nsf/eisenbahnwesens/2427/Spreetunnel, 07.01.2014www.spundwand.de/uploads/.../Spundwandhandbuch_Berechnung.pdf, 10.01.2014http://de.academic.ru/dic.nsf/technik/7599/Fangdamm, 10.01.201438


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. KahlowAbbildungsverzeichnis• [1] Bousset, J.: Die <strong>Berlin</strong>er U-Bahn, Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn, <strong>Berlin</strong>1935, Seite 1• [2] Bousset, J.: Die <strong>Berlin</strong>er U-Bahn, Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn, <strong>Berlin</strong>1935, Seite 3• [3] Bousset, J.: Die <strong>Berlin</strong>er U-Bahn, Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn, <strong>Berlin</strong>1935, Seite 3• [4] Lemke, U. und Poppel, U.:<strong>Berlin</strong>er U-Bahn, Alba Publikation Alf TeloekenGmbH + Co. KG, Düsseldorf 1996, Seite 22• [5] Bousset, J.: Die <strong>Berlin</strong>er U-Bahn, Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn, <strong>Berlin</strong>1935, Seite 13• [6] Hochbahngesellschaft <strong>Berlin</strong>: Zur Eröffnung <strong>der</strong> Erweiterungslinie vomSpittelmarkt über den Alexan<strong>der</strong>platz zur Schönhauser Allee, <strong>Berlin</strong> 1913, Seite 7• [7] Bousset, J.: Die Erweiterungen <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Hoch- und Untergrundbahn vonJahre 1913, Son<strong>der</strong>abdruck aus <strong>der</strong> Zeitschrift „Verkehrstechnische Woche“, Mai1914, Seite 14• [8] Literaturarchiv <strong>Berlin</strong>, Ordner <strong>Holzmann</strong> Geschichte, Technische BerichteOktober 1958, Untergrundbahn Neubau in Hamburg• [9] Bousset, J.: Die <strong>Berlin</strong>er U-Bahn, Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn, <strong>Berlin</strong>1935, Seite 8• [10] Bousset, J.: Die <strong>Berlin</strong>er U-Bahn, Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn, <strong>Berlin</strong>1935, Seite 13• [11] <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv, Hauptverband <strong>der</strong> Deutschen Bauindustrie e. V.,Mappe 28, Bildnummer 79• [12] <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv, Hauptverband <strong>der</strong> Deutschen Bauindustrie e. V.,Mappe 28, Bildnummer 76• [13] <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv, Hauptverband <strong>der</strong> Deutschen Bauindustrie e. V.,Mappe 28, Bildnummer 7839


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. Kahlow• [14] Bousset, J.: Die Erweiterungen <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Hoch- und Untergrundbahn vonJahre 1913, Son<strong>der</strong>abdruck aus <strong>der</strong> Zeitschrift „Verkehrstechnische Woche“, Mai1914, Seite 11• [15] Bousset, J.: Die Erweiterungen <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Hoch- und Untergrundbahn vonJahre 1913, Son<strong>der</strong>abdruck aus <strong>der</strong> Zeitschrift „Verkehrstechnische Woche“, Mai1914, Seite 6• [16] Bousset, J.: Die Erweiterungen <strong>der</strong> <strong>Berlin</strong>er Hoch- und Untergrundbahn vonJahre 1913, Son<strong>der</strong>abdruck aus <strong>der</strong> Zeitschrift „Verkehrstechnische Woche“, Mai1914, Seite 6• [17] <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv, Hauptverband <strong>der</strong> Deutschen Bauindustrie e. V.,Mappe 28, Bildnummer 51• [18] <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv, Hauptverband <strong>der</strong> Deutschen Bauindustrie e. V.,Mappe 28, Bildnummer 52• [19] Bousset, J.: Die <strong>Berlin</strong>er U-Bahn, Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn, <strong>Berlin</strong>1935, Seite 85• [20] www.spundwand.de/uploads/.../Spundwandhandbuch_Berechnung.pdf,10.01.2014, Seite 22• [21] www.spundwand.de/uploads/.../Spundwandhandbuch_Berechnung.pdf,10.01.2014, Seite 33• [22] <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv, Hauptverband <strong>der</strong> Deutschen Bauindustrie e. V.,Mappe 28, Bildnummer 53• [23] <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv, Hauptverband <strong>der</strong> Deutschen Bauindustrie e. V.,Mappe 28, Bildnummer 64• [24] <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv, Hauptverband <strong>der</strong> Deutschen Bauindustrie e. V.,Mappe 28, Bildnummer 61• [25] <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv, Hauptverband <strong>der</strong> Deutschen Bauindustrie e. V.,Mappe 28, Bildnummer 60• [26] Bousset, J.: Die <strong>Berlin</strong>er U-Bahn, Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn, <strong>Berlin</strong>1935, Seite 86• [27] <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv, Hauptverband <strong>der</strong> Deutschen Bauindustrie e. V.,Mappe 28, Bildnummer 4640


Henriette Reiwand <strong>Untergrundbahnbau</strong> <strong>Berlin</strong> FH PotsdamMartin Pluszkiewicz <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv Prof. Dr. phil. A. Kahlow• [28] <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv, Hauptverband <strong>der</strong> Deutschen Bauindustrie e. V.,Mappe 28, Bildnummer 49• [29] <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv, Hauptverband <strong>der</strong> Deutschen Bauindustrie e. V.,Mappe 28, Bildnummer 62• [30] <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv, Hauptverband <strong>der</strong> Deutschen Bauindustrie e. V.,Mappe 28, Bildnummer 21• [31] Bousset, J.: Die <strong>Berlin</strong>er U-Bahn, Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn, <strong>Berlin</strong>1935, Seite 88• [32] <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv, Hauptverband <strong>der</strong> Deutschen Bauindustrie e. V.,Mappe 28, Bildnummer 20• [33] Bousset, J.: Die <strong>Berlin</strong>er U-Bahn, Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn, <strong>Berlin</strong>1935, Seite 66• [34] <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv, Hauptverband <strong>der</strong> Deutschen Bauindustrie e. V.,Mappe 28, Bildnummer 9• [35] <strong>Philipp</strong> <strong>Holzmann</strong> Archiv, Hauptverband <strong>der</strong> Deutschen Bauindustrie e. V.,Mappe 28, Bildnummer 44• [36] Lemke, U. und Poppel, U.:<strong>Berlin</strong>er U-Bahn, Alba Publikation Alf TeloekenGmbH + Co. KG, Düsseldorf 1996, Seite 6241

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!