ZAEN-Magazin 03-2012 - Zentralverband der Ärzte für ...
ZAEN-Magazin 03-2012 - Zentralverband der Ärzte für ...
ZAEN-Magazin 03-2012 - Zentralverband der Ärzte für ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
zaenmagazin<br />
Mit welch einfachen Mitteln Sie und Ihre PatientInnen Zugang<br />
zu den die Osteoporose und an<strong>der</strong>e Azidose-Krankheiten<br />
bedingenden Stoffwechselstörungen bekommen, beschreibe<br />
ich im praktischen Teil dieser Arbeit am Schluss: Es genügt die<br />
Eigenmessung des Urin-pH.<br />
... und Mitgliedschaft in <strong>der</strong> Krankheitspartei<br />
Wie können Menschen, die – möglicherweise von klein auf –<br />
Mitglied in <strong>der</strong> Krankheitspartei waren, dazu motiviert werden,<br />
einen Übertritt zur Gesundheitspartei zu erwägen?<br />
Warum sollten sie die Stabilität des alten, vertrauten Zustandes<br />
gegen die Instabilität eines neuen, unbekannten Zustandes<br />
eintauschen? Dass sie <strong>für</strong> ihre gewohnte Stabilität einen hohen<br />
Preis – den <strong>der</strong> Krankheit – zahlen, ist ihnen selten bewusst. Diesen<br />
Zusammenhang kann ein medizinischer Laie schwer herstellen.<br />
Dem stehen i. A. keine intellektuellen, son<strong>der</strong>n emotionale<br />
Hin<strong>der</strong>nisse im Weg.<br />
Kehren wir noch einmal kurz zum Syntagmenwechsel zurück,<br />
weil seine Erfor<strong>der</strong>nisse und Konsequenzen auch <strong>für</strong> kranke<br />
Menschen gelten.<br />
Am ehesten lässt sich die Befindlichkeit eines kranken Menschen<br />
während einer ganzheitlichen Behandlung mit <strong>der</strong> von<br />
Menschen vergleichen, die mit den Ansichten, Meinungen,<br />
Weltbil<strong>der</strong>n einer fremden Zivilisation konfrontiert sehen.<br />
Was wir von Menschen beim Übergang von <strong>der</strong> Krankheits-<br />
zur Gesundheitspartei verlangen, ist nicht weniger als eine<br />
‚kopernikanische’,’ darwinsche’ o<strong>der</strong> ‚freudsche’ Wende – und Sie<br />
wissen aus <strong>der</strong> Kulturgeschichte, wie lange das in ideologischen<br />
Gemeinschaften dauert.<br />
GALILEI wurde nach 600 Jahren von <strong>der</strong> Kirche rehabilitiert,<br />
DARWIN wird von den Kreatonisten heute noch als Ketzer hingestellt,<br />
und FREUD ist in Medizinerkreisen persona non grata.<br />
Wenn Sie also vorhaben, sich mit Ihren PatientInnen auf das<br />
Abenteuer dieses Perspektivwechsels einzulassen, sollten Sie auf<br />
zwei Dinge achten:<br />
1. Sie sollten in kleinen Schritten vorgehen.<br />
Wegen <strong>der</strong> Bedeutung dieses Proce<strong>der</strong>e habe ich ihm eine<br />
eigene Mitteilung gewidmet.<br />
Praxis / Serie<br />
2. Sie sollten auf den ihnen beiden bevorstehenden Gefühlsstrudel<br />
vorbereitet sein – und Ihre PatientInnen auch darauf<br />
vorbereiten.<br />
Als „Boden-unter-den-Füßen-Verlieren“, „Grauen nach Überwindung<br />
eines Abgrundes“, „Erschrecken beim Zurückblicken auf<br />
das bisher geführte Leben“ o<strong>der</strong> mit ähnlichen Bil<strong>der</strong>n beschreiben<br />
Geheilte im Nachhinein das, was sie erlebt haben.<br />
Frau LOT er-starr-te ja zur Salzsäule, als sie auf Gomorrha zurückblickte.<br />
Die Dynamik von Verän<strong>der</strong>ungen …<br />
Übergänge sind immer Herausfor<strong>der</strong>ungen. Werden sie als Gefährdung<br />
<strong>der</strong> bisherigen Stabilität erfahren, werden sie vermieden.<br />
Wie dramatisch die Krise vor <strong>der</strong> Gesundung erlebt werden<br />
kann, und welche Wi<strong>der</strong>stände ein chronisch kranker Mensch<br />
hier zu überwinden hat, hatte ich Ihnen in dem Selbstzeugnis<br />
von PERLS in <strong>der</strong> Mitteilung IV/2011dargestellt. „Alles Neue – auch<br />
das Glück erschreckt!“, hat SCHILLER bemerkt.<br />
Hier sind salutogenetische HelferInnen auf dem Prüfstand.<br />
Das Bewusstwerden <strong>der</strong> Gefährdung, in <strong>der</strong> sie bisher gelebt<br />
haben, führt zu krisenhaften Zuspitzungen <strong>der</strong> Beziehung<br />
zu den BehandlerInnen. Es kommt sogar oft zum Therapieabbruch,<br />
wenn Kranke sich nicht mehr sicher fühlen, weil man ihre<br />
bisherige Lebensführung zu sehr hinterfragt (Abb. 4a).<br />
Die Angst vor dem Gefühlsschwall am Beginn <strong>der</strong> Heilung von<br />
schweren Krankheiten sollte we<strong>der</strong> ignoriert noch pharmakologisch<br />
unterdrückt werden.<br />
Eine sich wie immer auch ankündigende Verlagerung des Erlebens<br />
von <strong>der</strong> körperlichen auf die psychische Ebene ist ein erstes<br />
Zeichen von Gesundung.<br />
Die seinerzeit in die Krankheit führende Somatisierung wird im<br />
Schnelldurchgang rückwärts erlebt. Damit kann kaum jemand<br />
ohne Hilfe umgehen.<br />
… und die Praxis<br />
Durch Schaffung einer freundlichen Umgebung und einer helfenden<br />
Beziehung versetzen sie Ihre PatientInnen in die Lage,<br />
Abb. 2a: Bedingungen von Saluto- und Pathogenese Abb. 2b: Von <strong>der</strong> Pathogenese zur Salutogenese<br />
6 3/<strong>2012</strong>