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SCHRIFTLICHE SPRACHVERWENDUNG - Wolfgang Pramper

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Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 1<br />

S E M I N A R U N D O F F E N E S L E R N E N<br />

Skriptum für AHL-1DE2SS<br />

Prof. <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>, MSc MAS<br />

S C H R I F T L I C H E S P R A C H V E R W E N D U N G U N D<br />

D I D A K T I K D E R S C H R I F T L I C H E N<br />

S P R A C H V E R W E N D U N G<br />

D E U T S C H<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. Der Schreibunterricht............................................................................................................... 2<br />

2. Schreiben lernen - zu sich selber finden. Über das Schreiben ................................................ 5<br />

3. Methoden der ldeensammlung ................................................................................................ 7<br />

4. Einfache lyrische Formen ........................................................................................................ 9<br />

5. Methodische Verfahrensweisen im Schreibunterricht............................................................ 16<br />

6. Differenzierung im Schreibunterricht...................................................................................... 20<br />

7. Das Erzählen ......................................................................................................................... 23<br />

8. Das Berichten ........................................................................................................................ 30<br />

9. Die Beschreibung .................................................................................................................. 33<br />

11. Die Erörterung ..................................................................................................................... 35<br />

12. Der Brief .............................................................................................................................. 37<br />

13. Weitere Impulse für den Schreibunterricht........................................................................... 40<br />

14. Beschreibungen der Aufsatzarten und Tipps für die Schreiber............................................ 44<br />

15. Literaturverzeichnis.............................................................................................................. 54<br />

16. Anforderungen und Prüfungsfragen..................................................................................... 55<br />

17. Bakkaulareatsthemen zur schriftlichen Sprachverwendung ................................................ 55


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 2<br />

1. Der Schreibunterricht<br />

1. 1 Geschichtliche und gegenwärtige Aspekte des Aufsatzunterrichts<br />

Punkt 1: Selbststudium<br />

(1) Imitationsaufsatz<br />

Im Mittelalter: Fleißiges Auswendiglernen und Anwenden sprachlicher Musterstücke.<br />

(2) Reproduktionsaufsatz<br />

Bis zum 19. Jhdt. Starres Gliederungsschema ist vorgegeben. Moralische Inhalte zur Belehrung der<br />

Zöglinge.<br />

(3) Produktionsaufsatz<br />

Anfang 20. Jhdt. Kind als „Künstler“ darf erstmals von seinen eigenen Erfahrungen berichten. Ein „freier“<br />

Aufsatz in einer „gebundenen“ Form. Einleitung, Hauptteil, Höhepunkt, Schluss<br />

(4) Sprachgestaltender Aufsatz<br />

20iger Jahre. Gedanklicher Entfaltungsraum, aber Beibehaltung der Grundgestaltungsformen: Bericht,<br />

Erzählung, Beschreibung, Schilderung, Erörterung. Synthese zwischen Inhalt und Form wird<br />

angestrebt.<br />

(5) Kommunikativer Aufsatz<br />

Formen und Stilvorgaben werden in Frage gestellt. Ein adressatenbezogener und situationsbezogener<br />

Aufsatzunterricht. Textsortenvielfalt angestrebt. Texte, die kindgemäß einzuüben sind.<br />

(6) Emanzipatorischer Aufsatz<br />

Aufsatzerziehung als Auftrag zur Gesellschaftskritik. Sehr kognitiv, viele appellative Texte, wenig<br />

emotional, wenig fabulative Texte.<br />

(7) Kreativer Aufsatzunterricht<br />

Angstfreies, schöpferisches Schreiben mit viel Zeit, Freiheit, Bestätigung, ohne Zwänge. Spiele mit<br />

Sprache, Phantasieaufsätze, Gedichte.<br />

(8) Kognitiver Aufsatzunterricht<br />

Ablehnung des kreativen Schreibens. Schreiben „für sich und über sich“. Sachbezogenes Schreiben<br />

(Inserate, Bewerbungsschreiben, Kontaktanzeigen, Notizen, „Ich-Hefte“.<br />

(9) Freies Schreiben<br />

Reform von unten, aus der Praxis (Freinet-Pädagogik), nicht von Sprachwissenschaftlern: Schreiben<br />

ohne jeden Zwang und ohne jede Formvorgabe. (Wo sie wollen, wann sie wollen, wie sie wollen)<br />

Projekte im Schreibunterricht. Klassenzeitungen. Mit dem Lehrplan schwer vereinbar.<br />

(10)Integrierender Aufsatzunterricht<br />

Der integrierende (integrative) Aufsatzunterricht versucht die positiven Ansätze seit den 70iger Jahren<br />

zusammenzufassen.<br />

Die einzelnen Ansätze in der Aufsatzerziehung haben einander nicht abgelöst, sondern in der jeweiligen<br />

Epoche durch neue Ideen ergänzt. Heute haben wir mit dem integrierenden Aufsatzunterricht eine<br />

sehr breite Vielfalt an Schreibhaltungen. Wichtig sind<br />

• kindgemäße Schreibanlässe (Erlebnisse in der Freizeit, Schule, Probleme, etc.),<br />

• kindgemäße Schreibformen (zu den herkömmlichen gebundenen Texten wie Erzählung, Bericht,<br />

Erörterung etc. kommen Leserbrief, Exzerpt, Gedicht, Fabel, Werbung, Märchen, Fabuliertes,<br />

auch Mischformen der verschiedenen Stile, etc.),<br />

• kindgemäßer Adressatenbezug (Schreiber selbst, Lehrer, Mitschüler, Eltern, Vertreter der<br />

Gemeinden, Unbekannte, etc.)<br />

• genaue Information über die Besonderheiten der Textsorte und Kenntnis vorbildhafter Texte.


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 3<br />

1. 2 Die gegenwärtigen Schreibtheorien<br />

In den 80er Jahren entstand der „integrative Schreibansatz“. Dabei handelt es sich um die Überlegung,<br />

dass das Schreiben sowohl eine ständige Weiterentwicklung des Schreibers in bezug auf seine<br />

Selbsterfahrung als auch auf seine Schreibkompetenz bringt. Ziel ist somit der Prozess und nicht ein<br />

angestrebtes, aber vielleicht nie erreichbares Ziel.<br />

Das kreative Schreiben hat viele neue Techniken mit sich gebracht, die die Entwicklung des Schreibens<br />

wirkungsvoll unterstützen: Methoden der Themenfindung, besondere Schreibstimuli, vielfältige<br />

Schreibtechniken.<br />

Arbeitsschritte: 1. Textanregungen, 2. Schreiben, 3. Textarbeit, Überarbeitung.<br />

1. 3 Überarbeitungsphase<br />

Überarbeitung wird mit kritischer Kontrolle, Abwertung und Enttäuschung assoziiert. Die Phase muss<br />

zwar auf eine Verbesserung des sprachlichen Ausdrucks, Überprüfung des Satzbaus und des Aufbaus<br />

zielen, jedoch ist nicht zwangsläufig eine Beurteilung und Abwertung damit verbunden. Die „Erstfassung“<br />

eines Aufsatzes sollte immer als „Rohfassung“, die „Reinschrift“ als „Endfassung“ gesehen werden.<br />

Neben der Lehrerberatung soll auch die Kompetenz der Gruppe eingebracht werden.<br />

• Schüler beraten nach dem Vorlesen, wie der Text verbessert werden könnte.<br />

• Schüler notieren sich Gedanken, Formulierungen, Sätze beim sehr langsamen Vorlesen und fertigen<br />

dann eine schriftliches „Gutachten“ zur Verbesserung an.<br />

• Schüleraufsätze werden getauscht, der „Zweitleser“ korrigiert mit Bleistift Fehler, Stilmängel, etc. und<br />

bemüht sich, wie ein Lehrer einen kritischen, aber aufmunternden verbalen Kommentar drunter zu<br />

schreiben.<br />

• Nach dem Vorlesen versuchen einen „Verteidiger“ und ein „Ankläger“ die positiven und negativen<br />

Aspekte der Arbeit darzustellen.<br />

• Ein Schüler liest einen fremden Aufsatz vor und stellt sich der Kritik der Klasse. Der eigentliche Autor<br />

bleibt ungenannt.<br />

• Ein vorgelesener Text wird von jedem Schüler mit einem Satz kommentiert. Jeder Schüler liest, was<br />

vor ihm bereits geschrieben wurde, er darf nichts bereits Erwähntes schreiben. Zeitaufwendig, die<br />

Schüler müssen daneben eine andere Arbeit (Verbesserung, Übung) haben.<br />

• Ein „Zweitleser“ hat die Aufgabe alle Wörter in einem Text durchzustreichen, die ihm „nicht gefallen“<br />

(Rechtschreibung, Ausdruck, Stil, Wortwiederholung,..), mindestens 20 Wörter. Diese Wörter müssen<br />

bei der Überarbeitung ersetzt werden.<br />

1. 4 Freies Schreiben - befreiendes Schreiben<br />

Eine beherrschende Idee, was Literatur sein soll und welches Niveau sie haben soll, kann zum<br />

Schreibhindernis werden, anstatt zum Schreiben zu motivieren. Gerade mit der Orientierung an der<br />

„Hochliteratur“ erwirbt jeder Schulabsolvent ein literarisches Minderwertigkeitsgefühl, ein literarisches<br />

„Über-Ich“. Die Folge des Literatur- und Schreibunterrichts sind daher oft Schreibblockaden. Jürgen<br />

Scheidt gibt dazu folgende Aspekte an:<br />

1. Der ständige Zwang, fehlerlos zu schreiben, stellt die Form höher als den Inhalt.<br />

2. Schule ist ziel- und zweckorientiert und grenzt daher spielerische Phantasie aus.<br />

3. Noten zerstören eine kreative Unbefangenheit.<br />

4. Kreative Gruppenarbeit wird beim Schreiben kaum gepflogen, hingegen konkurrenzlerische<br />

Vereinzelung.


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 4<br />

5. Die Arbeit in der Schule ist kopflastig, abstrakt, intellektuell. Die kreative linke Gehirnhälfte, der<br />

Körper, die Alltagssprache sind verpönt.<br />

(Vgl. Jürgen Scheidt: Kreatives Schreiben, Frankfurt 1989, 88ff)<br />

Formen des freien, kreativen, kooperativen Schreibunterrichts sind<br />

• Schreibprojekte (siehe „Ferien auf Burg Finstergrün“ in der „Deutschstunde 2“) • Märchen,<br />

Tiergeschichten schreiben • Kinderbücher schreiben • Hefte über Skikurse, Wien-Wochen, Literatur-<br />

Klassen-Hefte.<br />

Eine Form des freien, kreativen Schreibens ist das<br />

Therapeutisches Schreibspiel<br />

• Fremdes Tier. Stell dir vor, du wärst ein fremdes Tier, beschreibe sein Aussehen und was es mit<br />

seiner Familie erlebt!<br />

• Zaubergarten. Denk an einen Zaubergarten oder Zauberwald und beschreibe einen Weg durch ihn!<br />

• Neue Perspektive. Stell dir vor, du bist noch ganz klein. Beschreibe, wie du die Welt siehst und was<br />

du am Morgen erlebst!<br />

• Frühere Existenz. Stell dir vor, du hast schon einmal gelebt. Beschreibe dein früheres Leben!<br />

• Unsichtbar. Stell dir vor, du kannst dich unsichtbar machen. Beschreibe, was du dabei erlebst!<br />

• Angsttraum. Beschreibe einen schlimmen Angsttraum, und erfinde ein glückliches Ende dazu!<br />

• Zukunftstraum. Träume von deiner Zukunft und beschreibe sie!<br />

• Schlüssel. Du hast einen Schlüssel für eine geheime Tür. Öffne sie und beschreibe, was du dahinter<br />

findest!<br />

Diese Schreibspiele helfen bei der Rekonstruktion und Aufarbeitung der eigenen Lebensgeschichte. Sie<br />

machen wichtige Lebensphasen dem Bewusstsein wieder bekannt. Verdrängte Erfahrungen werden<br />

durch die Auseinandersetzung beim Niederschreiben aufgearbeitet. Nicht der Kommentar durch den<br />

Lehrer oder Mitschüler ist hier bedeutend, sondern die eigene Auseinandersetzung. Ähnlich wie das<br />

Schreiben eines Tagebuches, das heute leider viel zu wenig gefördert wird, besitzt diese Schreibformen<br />

eine psychohygienische Wirkung. (Redeweise: „sich etwas von der Seele schreiben“)<br />

(mehr in Lutz von Werder: Lehrbuch des kreativen Schreibens, 123ff)


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 5<br />

2. Schreiben lernen - zu sich selber finden. Über das Schreiben<br />

2. 1 Zielsetzung<br />

Im Rahmen des Seminars Schriftliche Sprachverwendung soll vorwiegend eine<br />

Auseinandersetzung mit jenen Textsorten stattfinden, die Unterrichtsinhalt der Hauptschule<br />

sind. Dazu werden<br />

• beispielhafte Texte vorgestellt<br />

• Sprachmittel analysiert<br />

• und Texte produziert<br />

2. 2 Funktionen der Schrift und des Schreibens<br />

Wer? An wen?<br />

Sender Schreiber TEXT Leser Empfänger<br />

Absicht Wirkung<br />

THEMA<br />

Schrift dient der Kommunikation und der Konservierung von sprachlicher Information. Mit<br />

einem vereinbarten, festgelegten Zeichensystem werden Informationen auf einen Träger<br />

geschrieben und somit chiffriert und können von diesem wieder abgelesen, sprich dechiffriert<br />

werden. Vor der Entwicklung der Schrift war Jahrtausende lang die mündliche Überlieferung<br />

von wesentlichen Inhalten üblich. Sie barg schon immer gewisse Risiken in sich. Eine mögliche<br />

Sinnentstellung des ursprünglichen Quelleninhaltes und das Weglassen oder Hinzufügen von<br />

Inhalten sind in der mündlichen Vermittlung des jeweils einzelnen Erzählers immanent<br />

enthalten. Psychologische, soziale und kulturelle Faktoren spielen bei der mündlichen<br />

Überlieferung eine wesentliche Rolle. Die wortwörtliche Wiedergabe an nachfolgende<br />

Generationen trägt dazu bei, eigene Kultur und Werte zu bewahren, und charakterisiert zugleich<br />

eine Besonderheit dieser Kultur. Gemeinsam mit der Fähigkeit des Lesens bilden Schreiben,<br />

Schrift und Rechnen die Grundlage von Tradition, Kultur und Bildung durch die<br />

mittelbare Weitergabe von Wissen. Die Erfindung der Schrift gilt als eine der wichtigsten<br />

Errungenschaften der Zivilisation, da sie die Überlieferung von Wissen und kulturellen<br />

Traditionen über Generationen hinweg erlaubt, und deren Erhaltung (je nach Qualität des<br />

beschrifteten Materials) über einen langen Zeitraum garantiert.<br />

Schreiben dient auch der intrapersonalen Kommunikation, das verwendet wird, um ein Thema<br />

zu erfassen bzw. Klarheit zu gewinnen, um Gedanken für sich festzuhalten. In diesem Fall<br />

braucht man keine Rücksichten auf einen anderen Leser, die formalen Bedingungen und<br />

üblichen Textsortenkriterien zu nehmen, zB. bei Tagebuch, Mitschrift, Exzerpt, Einkaufszettel.<br />

Dabei kann jeder seinen eigenen Code entwickeln, wichtig ist nur, dass man selbst das<br />

Geschriebene selber wieder entschlüsseln kann.


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 6<br />

2. 3 Darstellungsformen des Schreibens<br />

Der kommunikationstheoretische Ansatz geht von der Absicht (= lntention) aus, die der<br />

Schreiber verfolgt, wenn er ein Schriftstück verfasst. Je nach Absicht entstehen<br />

unterschiedliche Darstellungsformen.<br />

INTENTION DARSTELLUNGSFORM<br />

Informieren in Kenntnis setzen durch ästhetisch verändertes Darstellen:<br />

Erzählungen unterschiedlicher Art, Sprachspiele, Gedichte, Spieltexte,<br />

Literatur, …<br />

in Kenntnis setzen durch sachliches Berichten / Beschreiben:<br />

Unfallmeldung, Gebrauchsanweisung, Spielanleitung, Rezept,<br />

Steckbrief, Suchmeldung, Zeitungsbericht, Inhaltsangabe, Protokoll,<br />

Bericht,…<br />

Appellieren sich an jemanden mit Absichten wenden:<br />

Leserbrief, persönl. Brief, Bewerbungsschreiben, Werbetext, Gesuch,<br />

Wahlrede, Empfehlungsschreiben,…<br />

Kommentieren kognitives Darstellen und Bewerten:<br />

Erörterung, Interpretation, Glosse, Leitartikel, Kommentar, Rezension,<br />

Essay,…<br />

Je nach Inhalt, Adressat, situativem Zusammenhang oder Intention des Schreibers werden<br />

Texte in einer sachlichen, erlebnishaften oder bewertenden Sprache geschrieben. Diese<br />

traditionelle Beschreibungsform entspricht nicht immer ganz der Lebenswirklichkeit, für die<br />

Schulpraxis bietet sie immer noch sehr brauchbare Ansätze.<br />

2. 4 Textsorten für die Schule<br />

Bilderzählung,<br />

Bildgeschichten-Erzählung<br />

Buchbeschreibung,<br />

Inhaltsangabe<br />

Charakteristik<br />

Dialog<br />

Erörterung<br />

Erzählfortsetzung,<br />

Erzählkerne ausbauen<br />

Exzerpt<br />

Fabel<br />

Facharbeit (Sachtext mit ca.<br />

3 Quellen)<br />

Fantasie-Erzählung<br />

Filmkritik<br />

Gedicht (Elfchen,…)<br />

Gegenstandsbeschreibung<br />

Glosse<br />

Ich/Er/Sie- Erlebniserzählung<br />

Innerer Monolog<br />

Interview<br />

Kochrezept, Hexenrezept<br />

Kommentar<br />

Kurzgeschichte<br />

Lügengeschichte<br />

Märchen<br />

Märchenfortsetzungen<br />

Märchenumformungen,<br />

Slangmärchen,<br />

Verwirrmärchen<br />

Münchhausen-,<br />

Eulenspiegelgeschichte<br />

Nacherzählung<br />

Nachruf<br />

Normbriefe, Lebenslauf,<br />

Bewerbung<br />

Offener Schluss Geschichte<br />

Parodie<br />

Personsbeschreibung<br />

Perspektivenwechsel in<br />

Erzählungen<br />

privater Brief<br />

Rahmenthema<br />

Erlebniserzählung<br />

Rätsel (Tiere, Figuren,..)<br />

Reizwortgeschichte<br />

Erlebniserzählung<br />

Sage erfinden<br />

Spiel-, Betriebsanleitungen<br />

Steckbrief, Suchmeldung<br />

Textumformungen (Ballade in<br />

Erzählung,…)<br />

Tier-Erzählung,<br />

Verwandlungen (in ein Tier)<br />

Tierbeschreibung<br />

Wegbeschreibung<br />

Werbemärchen<br />

Zeitübertragungen<br />

(Sage/Märchen heute)<br />

Zeitungsbericht


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 7<br />

3. Methoden der ldeensammlung<br />

In den 1970er Jahren wurden fast zur gleichen Zeit zwei heute grundlegende<br />

Kreativitätsmethoden entwickelt: Ab 1971 hat TONY BUZAN sein Mind Map-Konzept entwickelt<br />

und Anfang der 80er Jahre mit "Use your brain" einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. Ebenfalls<br />

Anfang der 80er Jahre erschien "Writing the natural way" von GABRIELE L. RICO, in der sie<br />

einen Schreibkursus auf der Grundlage der von ihr entwickelten Clustermethode vorstellte.<br />

Beide Konzepte werden oft verwechselt: Im Zentrum steht jeweils ein umkreister Kernbegriff. Von<br />

diesem führen Linien zu weiteren Wörtern. Dabei kann ein weit verzweigtes System von Linien<br />

entstehen.<br />

Der Grundgedanke beider Methoden ist, das übliche lineare Denken aufzubrechen und durch den<br />

Einsatz grafischer Elemente begriffliches und bildliches Denken miteinander zu verbinden.<br />

Tony Buzan beruft sich beim Mindmapping auf die Erkenntnisse der neueren Hirnforschung. Die<br />

Methode orientiert sich daran, wie uns Ideen einfallen und wie wir Denkprozesse entwickeln:<br />

zunächst spontan und ungeordnet, dann logisch ordnend und weiterführend. Im Unterschied zum<br />

Cluster werden beide Hirnhälften in gleicher Weise aktiviert.<br />

Die Mindmap ist ein Sprungbrett für einen zu schreibenden Text. Mindmaps lassen sich für viele<br />

Zwecke einsetzen: zum Konzipieren längerer Texte oder ganzer Bücher, zum Visualisieren eines<br />

Referates in freier Rede oder als Lernhilfe. Alle Bereiche, in denen Kategorisierung,<br />

Hierarchisierung und Strukturierung nötig ist, sind prinzipiell mit einer Mindmap bearbeitbar.<br />

Beispiel:<br />

Die Erfinderin des Clusters, Gabriele L. Rico, geht davon aus, dass wir in unserem Gedächtnis<br />

unzählige Ereignisse, Gedanken, Gefühle, Ideen und Bilder gespeichert haben, an die wir durch


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 8<br />

gezieltes Denken kaum herankommen. Durch die Cluster-Methode kann Verschüttetes und<br />

Vergessenes (Träume etwa) reaktiviert werden.<br />

http://www.berlinerzimmer.de/heins/heins_cluster.htm<br />

Ein Cluster soll ohne Zeitdruck entstehen, sodass auf der Basis des freien Assoziierens sich<br />

immer wieder neue Ideen entwickeln lassen.<br />

Das fertige Cluster dient als Grundlage für Gedichte und Prosatexte und wird vor allem beim<br />

kreativen Schreiben eingesetzt. — Dabei werden jene Begriffsbündel herausgegriffen, die einen<br />

stimmigen Text ergeben.<br />

Legen Sie zum Thema „Aufsatzerziehung in der Schule“ eine Mindmap an!<br />

Legen Sie zum Aufsatzthema „Überraschung“ einen Cluster an!


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 9<br />

4. Einfache lyrische Formen<br />

A 1 Stellen Sie zu den Textbeispielen acht ähnliche Gedichte her! Gestalten Sie sie sauber<br />

als Handschrift oder mit dem PC!<br />

Das Neunerl besteht aus neun Wörtern:<br />

1.,2., 3., 4. Zeile: 2 Wörter<br />

5. Zeile: 1 Wort<br />

Das Stufengedicht:<br />

1. Zeile: 1 Wort (meist Nomen o.<br />

Pronomen)<br />

2. Zeile: 2 Wörter<br />

3. Zeile: 3 Wörter<br />

4. Zeile: 4 Wörter<br />

5. Zeile: 3 Wörter<br />

6. Zeile: 2 Wörter<br />

7. Zeile: 1 Wort<br />

Das Elfchen besteht aus elf Wörtern:<br />

1. Zeile: 1 Wort<br />

2. Zeile: 2 Wörter<br />

3. Zeile: 3 Wörter<br />

4. Zeile: 4 Wörter<br />

5. Zeile: 1 Wort<br />

Unerwartetes bitteres Ende<br />

Die ersten fünf Zeilen bestehen nur aus<br />

Adjektiv und Nomen,<br />

aber:<br />

dann die überraschende Wende.<br />

Mögliche Überschriften: Geburtstag, Füllfeder,<br />

neuer Fußball, Schule, Feiertag,...<br />

Traurige Geschichten<br />

Tausend Weisheiten<br />

Tollkühne Helden<br />

Tiefe Sehnsucht<br />

Bücher<br />

Dominic Latscha<br />

Ich<br />

lese gern<br />

ganz dicke Bücher,<br />

auch mit spannendem Inhalt.<br />

Dann kann ich<br />

nicht mehr<br />

aufhören.<br />

August<br />

Urlaubsfrische Lehrerin<br />

neuer Schwung<br />

tolle Ideen<br />

viel Kreide<br />

eine gelöschte Tafel<br />

aber:<br />

noch keine Schüler<br />

Dunja Holzer<br />

Gespräch<br />

leise Worte<br />

in der Dunkelheit<br />

zwei in der Nacht<br />

Mondschein<br />

Susanne Pumberger<br />

Ausflug<br />

Neues Rad<br />

blitzendes Chrom<br />

schöne Landschaft<br />

angenehme Temperaturen<br />

eine lustige Gruppe


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 10<br />

Das Haiku ist eine seit dem 13. Jh. in<br />

Japan weit verbreitete Dichtungsform, die<br />

bis heute lebendig geblieben ist, ständig<br />

neu gestaltet und veröffentlicht wird. Es ist<br />

an folgenden Merkmalen erkennbar:<br />

1. Zeile: 5 Silben<br />

2. Zeile: 7 Silben<br />

3. Zeile: 5 Silben<br />

Inhalt sind Bilder, Bewegungen,<br />

Stimmungen aus dem Bereich der Natur<br />

im Wechsel der Jahreszeiten, die wie<br />

Augenblicksaufnahmen festgehalten<br />

werden. Der Zauber der Haiku-Dichtung<br />

liegt darin, innerhalb dieser streng<br />

festgelegten formalen Gestaltungsregel<br />

das Lebendige, Besondere und Einmalige<br />

des eingefangenen Augenblickes oder<br />

Bildes vor den Augen und Sinnen der<br />

Hörer/innen lebendig werden zu lassen.<br />

Mit knappen treffenden Worten wird so<br />

aus der Vielfalt der Natur ein Bild<br />

herausgehoben. Das Metrum ist frei, auf<br />

jegliche Form der Reimbildung wird<br />

verzichtet.<br />

Zeilenkomposition durch<br />

Zeilenumbrechen: die Verszeile als<br />

Gestaltungsmittel.<br />

Beim Zeilenumbrechen werden die<br />

Satzzeichen außer Acht gelassen!<br />

Gestalten Sie die zwei Texte unten<br />

nach eigenem Gutdünken!<br />

Humorlos<br />

Die Jungen werfen zum Spaß mit Steinen<br />

nach Fröschen. Die Frösche sterben im<br />

Ernst.<br />

Angst und Zweifel<br />

Zweifle nicht an dem, der dir sagt, er hat<br />

Angst. Aber hab Angst vor dem, der dir<br />

sagt, er kennt keinen Zweifel.<br />

Zusätzliche Bedingung<br />

Wichtig ist nicht nur, dass ein Mensch das<br />

aber:<br />

keine Luft im Reifen<br />

Im Reif am Bambus<br />

Im Morgenlichte plustert<br />

Der erste Spatz sich.<br />

Takehsi<br />

Sogar das Licht steht<br />

Ganz unbewegt und kreisrund:<br />

Die Winterstille.<br />

Jaha<br />

Humorlos<br />

Die Jungen<br />

werfen<br />

zum Spaß<br />

mit Steinen<br />

nach Fröschen<br />

die Frösche<br />

sterben<br />

im Ernst


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 11<br />

Richtige denkt, sondern auch, dass der,<br />

der das Richtige denkt, ein Mensch ist.<br />

Rhythmus und Reim als Gestaltungsmittel<br />

Machen Sie aus diesem Text ein<br />

Gedicht mit Endreim!<br />

Das ästhetische Wiesel<br />

Ein Wiesel saß auf einem Kiesel inmitten<br />

Bachgeriesel. Wisst ihr weshalb? Das<br />

Mondkalb verriet es mir im Stillen: Das<br />

raffinierte Tier tat‘s um des Reimes willen.<br />

Christian Morgenstern<br />

Verszeilen ordnen<br />

Achtung, hier sind die Verszeilen<br />

durcheinander geraten! Schaffen Sie<br />

Ordnung!<br />

Im Park<br />

Ein ganz kleines Reh stand am ganz kleinen<br />

Baum<br />

Und da war es aus Gips.<br />

Das war des Nachts um elf Uhr zwei.<br />

Und dann kam ich um vier<br />

Und da träumte noch immer das Tier.<br />

Still und verklärt wie im Traum.<br />

Nun schlich ich mich leise — ich atmete kaum<br />

—<br />

Und gab dem Reh einen ganz kleinen Stips.<br />

Gegen den Wind an den Baum,<br />

Morgens vorbei.<br />

Joachim Ringelnatz<br />

Strophen richtig stellen<br />

Hier sind Strophen durcheinander geraten. Stellen<br />

Sie sie an den richtigen Platz!<br />

Gefunden<br />

Johann <strong>Wolfgang</strong> von Goethe<br />

Ich grub’s mit allen<br />

Den Würzlein aus.<br />

Zum Garten trug ich’s<br />

Am hübschen Haus.<br />

Im Schatten sah ich<br />

Ein Blümchen stehn,


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 12<br />

Wie Sterne leuchtend,<br />

Wie Äuglein schön.<br />

Ich wollt es brechen,<br />

Da sagt es fein:<br />

Soll ich zum Welken<br />

Gebrochen sein?<br />

Und pflanzt es wieder<br />

Am stillen Ort;<br />

Nun zweigt es immer<br />

Und blüht so fort.<br />

Ich ging im Walde<br />

So für mich hin,<br />

Und nichts zu suchen,<br />

Das war mein Sinn.<br />

Verszeilen ergänzen<br />

In diesem Gedicht fehlen die gereimten<br />

Versenden. Ergänze Sie sie mit Hilfe der<br />

Wörter im Rahmen!<br />

springen � zerschmolz � zugefroren �<br />

stolz � breit � singen � Traum � verloren �<br />

Zeit � Raum<br />

Die Frösche<br />

Johann <strong>Wolfgang</strong> Goethe<br />

Ein großer Teich war ____________;<br />

Die Fröschlein, in der Tiefe __________,<br />

Durften nicht ferner quaken noch ______,<br />

Versprachen sich aber im halben ______:<br />

Fänden sie nur da oben ____________,<br />

Wie Nachtigallen wollten sie _________.<br />

Der Tauwind kam, das Eis __________,<br />

Nun ruderten sie und landeten ________<br />

Und saßen am Ufer weit und _________<br />

Und quakten wie vor alter ___________.<br />

Reimen mit Zahlen<br />

3 + 4 = 7<br />

Du hast mir einen Brief geschrieben<br />

7 + 1 = 8<br />

Der hat mich traurig gemacht.


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 13<br />

8 + 2 = 10<br />

Willst mich nicht wiedersehen?<br />

10 – 6 = 4<br />

Es liegt dir nichts an mir!<br />

4 – 1 = 3<br />

OK, ich geb dich frei!<br />

3 - 2 = 1<br />

Aber Glück wünsche ich dir keins!<br />

Christine Nöstlinger<br />

Können Sie mit Zahlen reimen?<br />

Reimen mit Produktnamen<br />

Omo, Dash, Persil<br />

Radion, Fewa, Pril,<br />

Sunlicht, Tenn und Clu,<br />

und weiß bist du.<br />

Die Mutti in der Küche,<br />

der Papi trinkt sein Bier,<br />

die Omi vor dem Fernsehkasten,<br />

und wer spielt mit mir?<br />

Petersilie, Suppenkraut,<br />

wächst in unserm Garten.<br />

Parkplatz wird schon heut gebaut,<br />

Spielplatz kann noch warten.<br />

Wolf Harranth<br />

Gelingt Ihnen ein kleines Gedicht mit<br />

Produktnamen?<br />

Akrostikontechnik<br />

R i l k e<br />

G o e t h e<br />

K l e i s t<br />

B r e c h t<br />

H a n d k e<br />

Schreiben Sie solche Gedichte zu Kino,<br />

Lyrik, malen, Winter!<br />

Alphabetisches<br />

Was ich (nicht) mag<br />

Angeber


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 14<br />

Bandwürmer<br />

Cliquen<br />

Dunkelkammer<br />

Extrawurst<br />

…<br />

Stellen Sie gegenüber: Was ich mag –<br />

nicht mag!<br />

Visuelle Poesie<br />

Die Wand<br />

Worte<br />

Worte<br />

Worte<br />

Worte<br />

Worte<br />

Worte<br />

Worte<br />

Worte<br />

Worte<br />

Worte<br />

Worte<br />

ICH Worte DU<br />

Gestalten Sie zu einem oder mehreren<br />

Begriffen ein visuelles Gedicht!<br />

Lift, Nicht alle Tassen im Schrank,<br />

Niemand zu Hause, einen in der Krone<br />

haben, Wurm in der Marille (Apfel),…<br />

Mundartgedichte<br />

I hob a radl griagd.<br />

A rods radl<br />

mid ana aufboganan lengstaungan<br />

und an stobliachd.<br />

Oba:<br />

Im hof kauni ned foan.<br />

Wegn da wesch vunda Schesdag<br />

und weus so schebad<br />

wauni ibas kaneugita foa."<br />

Christine Nöstlinger<br />

Verfassen Sie ein Mundartgedicht!


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 15<br />

Für die Mundartschreibung gibt es weder Regeln noch Normen. In der Mundartdichtung haben<br />

sich zwei Schreibweisen etabliert.<br />

• Schreibung, die sich an den Schriftbildern der Standardsprache orientiert, soweit sie die<br />

Mundart nicht verfälscht. Die Lesbarkeit steht im Vordergrund.<br />

á steht bei Stelzhamer und in der traditionellen Mundartdichtung für das helle a (Mánderl,<br />

Bácherl [Bacharl])<br />

å steht für das dumpfe a (Wåsser [Woassa])<br />

• Schreibung, die das Schriftbild verfremdet und Schreibtraditionen bewusst missachtet. Ein<br />

neuer und bewussterer Zugang zu den Wörtern soll geschaffen werden, das<br />

Sprachspielerische steht im Vordergrund. Man bezeichnet diese Schreibung als<br />

phonetische Schreibung, da sie sich nach der tatsächlichen Artikulation der Laute<br />

orientiert. ([muada] für Mutter)<br />

Übertragen Sie diese Wörter in eine Form der Mundartschreibung!<br />

Vater, Wasser,<br />

lieb, Dieb, Knie,<br />

Gras<br />

fliegen<br />

meinen, heim,<br />

Stein, Ei, breit<br />

Wien, Riemen<br />

Bub, Mutter, gut,<br />

Blut<br />

träumen, nähen<br />

müde, Büchlein,<br />

Wald, elf, Bild,<br />

Glück, blühen<br />

Gold, Schuld,<br />

Schule<br />

Blümlein, grün böse, gewöhnen<br />

Harte Verschlusslaute werden an die weichen Verschlusslaute angeglichen, sodass es keinen<br />

Unterschied mehr gibt. (Die Ursache vieler Rechtschreibprobleme!)<br />

p > b Pech > Bech; Peter> Beda (oft kommt es aus einer Unsicherheit heraus auch zu<br />

hyperkorrekten Schreibungen wie im Ortsnamen Perg.<br />

t > d Tag > Dog; Wetter > Weda (Familiennamen verraten die Unsicherheit bei der Schreibung: Es<br />

gibt viele —torfer--- Eckerstorfer...)<br />

kn > gn Knödel > Gnel<br />

kr > gr Kragen > Grogn<br />

kl > gl klauben > glaum<br />

Weiche Verschlusslaute bleiben im Anlaut erhalten: beten,<br />

im Inlaut werden sie zu Reibelauten: Weiber > Weiwa, Weber > Wewa,<br />

im Auslaut verstummen sie ganz: Bub > Bua; Weib > Wei; genug > gnua;


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 16<br />

5. Methodische Verfahrensweisen im Schreibunterricht<br />

UNBEKANNT<br />

Eingangsvoraussetzung: Die Textsorte ist dem Schüler<br />

einen idealen und typischen Text kennen lernen<br />

Analyse der Sprachmittel und Besonderheiten der<br />

Textsorte<br />

Einsicht in die Übertragbarkeit, Vorübungen zuerst<br />

mündlich, dann „halbschriftlich“; Wortfeldarbeit<br />

Produktion eines eigenen Textes<br />

Überarbeitung, Reinschrift<br />

BEKANNT<br />

5.1 Didaktische Gliederung einer Aufsatzstunde<br />

Erinnern an das Wichtigste der Textsorte<br />

Produktion eines eigenen Textes<br />

Präsentation. Beratung durch andere. Überprüfen, ob die<br />

besonderen Sprachmittel beachtet wurden<br />

Vergleich mit einem fremden Text dieser Textsorte<br />

Überarbeitung, Neugestaltung eines weiteren Textes<br />

1. Einstieg Motivation, Kennen lernen der Textsorte, Zielsetzung<br />

2. Vorbereitung Analyse der Sprachmittel, Übungen zu den Sprachmitteln, Vorbereiten<br />

des Inhaltes<br />

3. Textproduktion Angabe der Aufgabe, Differenzierung, Schreiben<br />

4. Weiterführung Überarbeitung, Lehrerkorrektur, Reinschrift, Weitere Textproduktionen<br />

ähnlicher Art<br />

5. 2 Unterrichtsbeispiel: Gedichte schreiben und vertonen<br />

Grobziel: Schüler erkennen die inhaltlichen und sprachlichen Gestaltungsmuster von Schlagern<br />

und können sie imitieren.<br />

Feinziele: Die Schüler zeigen im Unterrichtsgespräch kritische Distanz zum Schlagertext „Warum<br />

bin ich nicht geblieben?“ und reflektieren die eigene Liedliteratur.<br />

Die Schüler können an Beispielen die Unechtheit der Gefühle im Text aufzeigen, sie erkennen die<br />

Unterwertigkeit der Sprachverwendung, die Klischees und Reimkonstruktionen.<br />

Sie nehmen die wirtschaftlichen Interessen bei dem „Geschäft mit der Einsamkeit“ wahr.<br />

Sie erwerben Distanz zu unterwertiger Literatur, indem sie selbst unter Verwendung der<br />

erkannten Gestaltungsstrukturen ein kitschiges Liebesgedicht (Parodie) schreiben.


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 17<br />

5. 3 Verlauf der Unterrichtseinheit<br />

1. Einstieg<br />

• Einstiegssituation: Ein kitschiges Liebeslied hören, bei dem die Distanzierung leicht fällt. Tonkassette:<br />

Darbieten des Liedes „Warum bin ich nicht geblieben?“ Kennen lernen der Textsorte: Lesen des Schlagers und<br />

kritisches Bewerten des Schlagers.<br />

Warum bin ich nicht geblieben?<br />

Warum bin ich nicht geblie-ie-ben?<br />

Wer wird mich noch einmal so lie-ieben?<br />

Mir ist erst heute klar.<br />

dass zuviel selbstverständlich war!<br />

Warum bin ich nicht gebie-ieben?<br />

Du hast mich nie abgeschrie-ieben!<br />

ich seh dich noch jetzt vor mir.<br />

wie du sagtest: „Bleib hier!"<br />

Es fiel im Moment nicht schwer,<br />

zu sagen: „Du. ich mag nicht mehr:<br />

dies ist aus, vorbei;<br />

es machte irgendwie nicht frei."<br />

Doch was du für mich wirklich bist<br />

und was für mich verloren ist,<br />

darüber denk ich nach und<br />

liege lange wach<br />

in einer Nacht wie heut.<br />

Sprecht über den Schlagertext!<br />

• Wirken die Gefühle echt? Begründe deine Einstellung zum Text! Fällt dir am Stil etwas auf? Z. B.: Reim, Zahl der<br />

Nomen, Füllwörter wie „irgendwie''. Warum werden solche Schlager geschrieben?<br />

Versucht diesen Schlager mit einer besonderen Stimme" zu lesen: weinerlich bzw. verärgert!<br />

• Zielsetzung: Auseinandersetzung mit den Hintergründen der Schlagerproduktion und Produktion eines<br />

eigenen Schlagertextes.<br />

Text: Geschäfte mit der Einsamkeit<br />

Interview mit Christian Anders<br />

Heiratsinstitute, Werbung und Schlagerstars machen mit der<br />

Einsamkeit Geschäfte. Einen Mann oder eine Frau fürs<br />

Leben vermittelt das Heiratsinstitut X - natürlich gegen ein<br />

kräftiges Honorar. Nie mehr allein, wenn man die Zahnpasta<br />

gegen Mundgeruch nimmt!, verspricht die Werbung. Fast alle<br />

Menschen fühlen sich irgendwann einsam, unverstanden,<br />

verlassen und minderwertig. Und so kann die Industrie viele<br />

Artikel verkaufen, die einem das Alleinsein zunächst<br />

erträglicher machen. Dazu gehören auch Schallplatten.<br />

Christian Anders verdient daran besonders gut, weil er seine<br />

Platten selbst produziert und singt. In Text und Musik macht<br />

er auf Einsamkeit und Romantik.<br />

Anders: Ich habe mir eine Traumwelt aufgebaut, denn ich<br />

finde die Welt der Romantik zehnmal schöner als die Welt<br />

der Realität! Auf die Welt pfeif ich, die interessiert mich gar<br />

nicht!<br />

Wüpper: Du kannst darauf pfeifen, weil du Geld hast. Aber<br />

die Leute, die deine Platten kaufen, müssen mit dieser Welt<br />

leben ...<br />

Anders: Und denen gefällt die Welt auch nicht. Viele davon<br />

sind unglückliche Menschen. Sie tun genau dasselbe, was ich<br />

tu: für diese drei bis sechs Minuten flüchten sie in eine<br />

absolute Traumwelt, aus der sie nachher - das gebe ich zu -<br />

vielleicht noch viel schlimmer erwachen. Das ist ein Problem,<br />

über das ich nicht nachdenke.<br />

Wüpper: Du siehst also auch für dich selbst keine<br />

Möglichkeiten, durch deine Arbeit eigene Probleme zu lösen?<br />

Anders: Es ist einfach so, dass ich vor der realen Welt<br />

schlichtweg Angst habe. Ich weiß keine Lösung aus den<br />

Problemen der Realität, weder für mich noch für andere. Es<br />

gibt für mich nur eine Lösung. Und das ist das Hineinflüchten<br />

in irgendeine Traumwelt. . .<br />

Christian Anders ist geschäftlich nicht so weltfremd, wie er sich<br />

gibt. Und er benutzt sehr gerne die Symbole des Reichtums. So<br />

fährt er im Rolls-Royce, goldmetallic, mit Chauffeur vor. Zum<br />

Wechseln hat er noch einen amerikanischen «Camaro». An<br />

Christian Anders ist nur eines anders: er gibt offen seine<br />

Masche zu. Er spielt einsam und romantisch auf Kosten der<br />

Leute, die seine Platten kaufen.<br />

• Erkenntnis: Aus wirtschaftlichen Interessen werden Minderwertigkeits- und Einsamkeitsgefühle beim Konsumenten<br />

(vor allem in der Werbung und Trivialindustrie) verstärkt, um den Absatz zu steigern.


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 18<br />

Andere Konsumartikel, die auf ähnliche Bedürfnisse zielen (Deo, Seife, Hautcreme, Zahncreme, Wimmerlwasser,<br />

Zeitschriften, Medikamente, Filme,..)<br />

2. Vorbereitung<br />

• Analyse der Sprachmittel:<br />

Einfache Wortwahl (nur 2 Nomen), Füllwörter (irgendwie), Signalwörter (ich, du), rhetorische Fragen, erzwungene,<br />

holprige Reime, Alltagssprache (abgeschrieben), sinnentleerte Worthülsen (machte irgendwie nicht frei), Ausgleich<br />

der ungleichen Silbenzahl durch Dehnung (geblie-iben), Klischeehaftigkeit (abgegriffene, unechte Aussage;<br />

„Sehnsucht nach früher“)<br />

• Übungen zu den Sprachmitteln: Erkenntnis der Übertragbarkeit: Reimübungen<br />

geh'n<br />

wiederseh'n<br />

sehr<br />

wär'<br />

Strand<br />

dich<br />

kennt<br />

denk'<br />

• Vorbereiten des Inhaltes<br />

Eingrenzen der Themen von Schlagern. Liebesglück,<br />

Liebesunglück, Schmerz, Sehnsucht, Eifersucht<br />

Sammelt Ideen für besonders kitschige Schlager!<br />

Beispiele:<br />

• Zwei Socken haben sich fürs Leben gefunden<br />

• Liebeserklärung an das chromglänzende Fahrrad<br />

• Teddy muss Abschied nehmen<br />

______________________________________<br />

______________________________________<br />

______________________________________<br />

______________________________________<br />

Dichte weiter!<br />

Mein Herz gehört nur dir allein,<br />

In deinen Augen ich das fand,<br />

So einsam war der kleine rote Socken,<br />

Mein Teddy war das Liebste auf der Welt,<br />

3. Textproduktion<br />

Ein Liebesgedicht mit 10-14 Zeilen schreiben. Deutlich die Sprachmittel des trivialen Schlagers<br />

verwenden.


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 19<br />

4. Weiterführung<br />

• Zuerst Partnerkontrolle, Fehlersuche. Dann Lehrerkontrolle, Überarbeitungshinweise. Danach Reinschrift<br />

mit Gestaltung (Rahmen).<br />

• Vertonen der Lieder als Partner HÜ, Musikunterricht. Differenzierung der Leistungsgruppen.<br />

• Weitere Textproduktionen ähnlicher Art. Beispiel: Bedauernswerte Tiere<br />

Der Panter<br />

Sein Blick ist im Vorübergehn der Stäbe so müd<br />

geworden, dass er nichts mehr hält. Ihm ist, als<br />

ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend<br />

Stäben keine Welt.<br />

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,<br />

der sich im allerkleinsten Kreise dreht, ist wie ein<br />

Tanz von Kraft um eine Mitte. in der betäubt ein<br />

starker Wille steht.<br />

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille<br />

sich lautlos auf. — Dann geht ein Bild hinein, geht<br />

durch der Glieder angespannte Stille — und hört<br />

im Herzen auf, zu sein.<br />

Rainer Maria Rilke (Paris, 1908)<br />

Des grausliche Viech<br />

Sicha is a Schneckn ka schenes Tier,<br />

oba es kann ja salbst nix dafür.<br />

Mit de Katzerln modeln s' umadum,<br />

aber d' Schneckn bringan s' brutal oft um.<br />

Die Schneckn sekkiern s' und san zu erna<br />

gemein,<br />

weil s'n überall hinbickan, den grauslichen<br />

Schleim.<br />

Was täten wir machen,<br />

wann s' über uns lachen?<br />

Und nur weuf ma net die schenan san,<br />

uns glei umbringan tan!<br />

Da Herrgott hat alle Viacherl g'schaffen, drum soi<br />

ma a die schiachan leben lassen! Ja, sie hät's net<br />

leicht, njie schiache, bickate Schneckn!<br />

Andreas (13 Jahre, Hauptschule;<br />

Mundartgedicht)<br />

Kritische, höherwertige Liebeslieder: Stefanie Werger „Steppenwolf“, Udo Lindenberg „Ich lieb dich<br />

überhaupt nicht mehr“, Andre´ Heller: „Du, du, du“, Parodie: Fendrich „Zweierbeziehung“<br />

(<strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong> in: Deutsch 4, Veritas)<br />

A 2 Verfassen Sie ein Liebesgedicht oder ein Tiergedicht mit 10-14 Zeilen! Deutlich die Sprachmittel<br />

des trivialen Schlagers verwenden.


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 20<br />

6. Differenzierung im Schreibunterricht<br />

Formen der Differenzierung im Schreibunterricht:<br />

a) durch die Sozialform (Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit)<br />

b) durch die Art der Hilfestellung (Lehrerhilfe, Tutorenhilfe, Impulse, zB. Textanfänge, WB)<br />

c) durch die Themen und Textsortenauswahl (Auswahlmöglichkeiten)<br />

ad a) Unterrichtsbeispiel zur Differenzierung durch die Sozialform<br />

Texte in Gruppenarbeit schreiben:<br />

Z.B. Kinderbücher für Volksschüler<br />

Vorbereitung: Kinderbücher lesen und analysieren.<br />

Feststellen der Themen, Sprachverwendung und<br />

Stilmittel.<br />

Die Aufgaben werden in den Gruppen verteilt:<br />

texten, schreiben, zeichnen, binden, überarbeiten,<br />

vortragend lesen, VS-Kindern vorstellen, Gespräche<br />

mit diesen führen.<br />

A 3 Gestalten Sie ein Kinderbuch!<br />

Zählt als vier Aufgaben!<br />

ad b) Beispiel 1: Unterrichtsbeispiel zur Differenzierung durch Textvorgaben<br />

A) Was wird geschehen? Setze die Geschichte fort!<br />

Gleich nach dem Mittagessen packte Kurt sein<br />

Badezeug zusammen und verabschiedete sich von<br />

seiner Mutter, „Sei bis spätestens sieben Uhr wieder<br />

zu Hause!" rief sie ihm noch nach. Er war auf dem<br />

Weg zum Bus, als er vor sich ein Auto sah, das<br />

offensichtlich Probleme hatte. Immer wieder versuchte<br />

der Fahrer, ein etwa vierzigjähriger, gut gekleideter<br />

Mann, das Fahrzeug zu starten. „Verdammt, so eine<br />

B) Vor einiger Zeit gab es in der Schule eine Bubenbande,<br />

die sich RATTLES nannte. Jeder Neuling, der<br />

in die Bande aufgenommen werden wollte, musste<br />

eine Mutprobe bestehen. Auch Martin, ein sehr ruhiger<br />

und braver Junge, hatte den großen Wunsch, Mitglied<br />

der Bande zu werden, Doch bisher hatten es ihm die<br />

anderen immer verwehrt, weil sie glaubten, er wäre für<br />

ihre Bande zu feige. Einmal in der Mathematikstunde<br />

bekam Martin einen Brief zugesteckt, in dem er<br />

aufgefordert wurde, am Nachmittag zu einer Mutprobe<br />

auf der Waldlichtung zu erscheinen. ...<br />

dumme Kiste", murmelte er, stieg aus und stemmte<br />

sich keuchend gegen den Wagen. Kurt, ein<br />

freundlicher, hilfsbereiter Junge, stand eine Weile<br />

daneben, dann half er mit, den schweren Wagen<br />

anzuschieben. Nach einigen Minuten begann der<br />

Motor stotternd zu laufen. „Danke", sagte der Mann,<br />

„das war sehr freundlich von dir. Weil du so nett warst,<br />

fahre ich dich dafür ins Bad. Du möchtest doch ins<br />

Schwimmbad, oder? Komm steig ein!"<br />

C) Es war in den Ferien. Mein Freund Georg und ich<br />

waren so richtig zu Streichen aufgelegt. Wir holten ein<br />

langes Stück Zwirn und eine Geldtasche, die wir mit<br />

kleinen Steinen prall füllten. Die Geldtasche<br />

befestigten wir an dem Faden und legten sie auf den<br />

Gehsteig, Hinter einem dichten Busch warteten wir mit<br />

dem Faden in der Hand ...


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 21<br />

Beispiel 2: Der Würfel bestimmt das Ende der folgenden Geschichte.<br />

In einer dunklen Herbstnacht schlich ein Mann durch die kleine<br />

Tür in der Schlossmauer. Er sah sich mit scheuen Blicken um.<br />

Vielleicht lauerten sie dort zwischen den Bäumen im Park auf<br />

ihn? Unter seinem schwarzen Regenmantel drückte er ein<br />

kleines Bündel fest an sich. Seinen Schatz durften sie ihm nicht<br />

fortnehmen, eher würde er sein Leben dafür geben. Da hallte ein<br />

Schuss durch die Nacht. Der Mann schrie auf und fasste sich an<br />

die linke Schulter. Jetzt rannte er um sei Leben- Mit einem<br />

mächtigen Satz schwang er sich aufs Pferd und galoppierte auf<br />

das Tor zu ...<br />

Beispiel 3: Wie soll die Geschichte weitergehen?<br />

Du kannst selbst wählen oder den Zufall entscheiden lassen, wie die Geschichte weiter<br />

verlaufen soll. Trage die entsprechende Überschrift ein!<br />

geht spannend weiter und nimmt ein gutes Ende.<br />

Überschrift: Der einarmige Bandit<br />

verläuft sehr unglaubwürdig. Überschrift: Die Rache der<br />

Außerirdischen<br />

wird recht lustig. Überschrift: Ein Unglück kommt selten<br />

allein<br />

nimmt eine überraschende Wende. Überschrift; Die Krone<br />

des Zwergenkönigs<br />

erzählt von der Liebe zweier Blinder. Überschrift: Die<br />

Glocken läuten zur Hochzeit<br />

endet traurig, es gibt kein gutes Ende. Überschrift: Prinzessin<br />

Helga muss Trauerkleider tragen<br />

(<strong>Pramper</strong> aus: Deutschstunde 1, Veritas)<br />

Beispiel 4: Welche Geschichte möchtest du fortsetzen?<br />

Die Schule war zu Ende, und der erste Ferientag hatte begonnen. Ich hatte mir fest vorgenommen,<br />

jeden Tag zu genießen und möglichst viel zu erleben. Daher hatte ich meine Mutter gebeten, mich<br />

gleich zeitig in der Früh aufzuwecken, damit keine wertvolle Ferienzeit verloren gehe. Als ich<br />

aufwachte,<br />

stand mein<br />

Vater mit einer<br />

Riesenüberrasc<br />

hung in meinem<br />

Zimmer.<br />

lag eine mir<br />

unbekannte<br />

Katze auf<br />

meiner Decke<br />

und sagte zu<br />

mir: „Ich bin<br />

eine<br />

Zauberkatze.<br />

Wenn ..."<br />

A 5 Setzen Sie zwei unterschiedliche Anfänge fort!<br />

rief meine<br />

Mutter, dass Ich<br />

mich beeilen<br />

müsse, um den<br />

Schulbus noch<br />

zu erwischen ...<br />

fühlte ich einen<br />

stechenden<br />

Schmerz im<br />

Hals ...<br />

öffnete sich die<br />

Kinderzimmertü<br />

r, und herein<br />

kam ein<br />

reizendes<br />

Hundebaby ...


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 22<br />

ad c) Unterrichtsbeispiel zur Differenzierung durch Themen- und Textsortenauswahl<br />

Z. B. drei Themen für eine Erlebniserzählung stehen zur Wahl. Oder ein Thema ist vorgegeben, die<br />

Textsorte kann gewählt werden; z.B. soll zu einer Bildgeschichte eine Erzählung, ein Leserbrief oder<br />

ein Zeitungsbericht verfasst werden.<br />

Beispiel 1: Textsortenaufschließung zur Bildgeschichte“ BONZO PLATZ!“<br />

TEXTSORTE SCHREIBER ADRESSAT INHALT<br />

Suchmeldung Hundehalter Radiohörer Beschreibung des<br />

Tieres<br />

Anzeige Tierfreund Bezirksgericht Beobachtung<br />

Grundlage jeder Textsortenaufschließung ist das von Karl Bühler entwickelte „Organon-<br />

Modell“. Organon = Mittler, die Sprache. Sender, Empfänger und Sachverhalt bilden die<br />

Positionen im Kommunikationsdreieck. Je nach Intention steht der Sender (Fabulieren;<br />

Erzählen und Mitteilen), der Empfänger (Appellieren) oder der Sachverhalt (Informieren) im<br />

Vordergrund.<br />

In der Jahresplanung ist darauf zu achten, dass keine Sprachintention vernachlässigt wird.<br />

Jedoch wird es zu Schwerpunktbildungen kommen. In den ersten Klassen wird das Erzählen<br />

und Fabulieren, in den folgenden Klassen das Informieren und Appellieren stärker vertreten<br />

sein.<br />

(<strong>Pramper</strong> aus: Deutschstunde 1, Veritas)


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 23<br />

Beispiel 2: Thema und Textsorte sind vorgegeben, der Inhalt kann frei gewählt werden<br />

Tierrätsel – jeder Schüler kann ein Tier wählen<br />

Welches Tier ist das?<br />

Das Tier, das ich meine, ist ohne Zweifel eines der bekanntesten einheimischen Tiere. Außer in Europa kommt es auch in<br />

Nordamerika, Asien, Australien und Nordafrika vor. Als Lebensraum bevorzugt es deckungsreiches Gelände und für sich<br />

und seine Jungen Erdhöhlen, die meist mindestens zwei Ausgänge haben. Sein stets gepflegtes, kastanienbraunes Fell<br />

lässt es sich nur selten über die Ohren ziehen, da es sprichwörtlich schlau und einfaltsreich ist. Die spitze Nase und seine<br />

großen Ohren nehmen in seinem Revier jede Bewegung rasch wahr. Wir Menschen bekommen es nur selten zu sehen,<br />

da es sehr scheu ist. Ist es jedoch seuchenkrank, kann es sogar großen Tieren, wie Rindern und Pferden, aber auch uns<br />

Menschen gefährlich werden. Ansonsten müssen sich eher Mäuse, Fasane und Hasen in acht nehmen, um nicht von<br />

seinen scharfen Zähnen gerissen zu werden. Da es vor allem kranke und schwache Tiere reißt, trägt es den Namen<br />

„Gesundheitspolizei" mit Recht. Es wird zirka einen Meter lang, wobei ein Drittel sein buschiger Schwanz ausmacht, den<br />

es auch geschickt einsetzt, wenn es auf Honigraub geht. Obwohl seine Beine nur kurz sind, ist es blitzschnell, und daher<br />

habe ich auch noch keines einfangen können. Wie heißt das Tier?<br />

Auftrag: Schreibe ein ähnliches Tierrätsel und lese es deinen Mitschülern vor! Verschleiere dein Tier so geschickt, dass<br />

das Rätsel nicht zu leicht und nicht zu schwer lösbar ist!<br />

Hilfen für dein Tierrätsel:<br />

• Wähle ein Tier, über das du viel Wissenswertes in Erfahrung bringen kannst!<br />

• Verwende für dein Rätsel Biologiebücher, Lexika wie „ „Die Welt von A— Z" und Fachbücher!<br />

• Umschreibe geschickt das Aussehen, die Heimat und den Lebensraum, die Gewohnheiten, die Nahrung,<br />

Besonderheiten und Sprichwörtliches des Tieres!<br />

• Vermeide häufige Satzanfänge mit „Es" und „Das Tier"!<br />

A 6 Gestalten Sie ein Tierrätsel in einer der vorgestellten Arten!<br />

7. Das Erzählen<br />

zur Textcharakteristik siehe auch das Kapitel „Beschreibung der Aufsatzarten“.<br />

7. 1 Erzähltechniken<br />

So kann man bei Erzählungen anfangen<br />

• mit einem Vorwort beginnen (z.B. begründen, warum man erzählt)<br />

• Schritt für Schritt die Geschichte erzählen, meist bei Ich-Erzählungen<br />

• sachlich berichten, ohne Gefühle, aus der Sicht eines Beobachters, meist eine Er/Sie-Erzählung<br />

• mit dem Hauptereignis beginnen, die spannendste, traurigste, lustigste Stelle der Erzählung an den Beginn stellen<br />

• mit dem Schluss der Ereignisse beginnen, dann wird erzählt, wie es dazu kam (Rückblende)<br />

• sehr gefühlvoll erzählen, viele Stimmungen und Beobachtungen werden geschildert<br />

• mit einer wörtlichen Rede beginnen (Szene), viele direkte Reden kommen in der Erzzählung vor<br />

Beispiele für verschiedene Erzählanfänge<br />

__________________________________________________<br />

Bereits um 5:30 Uhr verließen wir am zweiten Ferientag unsere Wohnung und fuhren mit dem Auto zum Parkplatz, von<br />

dem wir zu unserer Bergtour aufbrachen. Der Anstieg zur Hütte war mit sechs Stunden geplant, aber aufgrund<br />

verschiedener Zwischenfälle wurden es deutlich mehr. Zunächst musste Papa umkehren, weil wir den Schlüssel zur<br />

Berghütte im Auto vergessen hatten. Die so erzwungene Rast nutzten wir für ein Frühstück. Nach einer Stunde ging es<br />

weiter, zunächst wanderten wir noch im Wald und in der Ebene. Zu Mittag wurde der Weg immer steiler. …<br />

__________________________________________________<br />

Die Sterne blitzten noch am blauschwarzen Himmel als wir in unser Auto stiegen. Durch eine menschenleere Stadt ging<br />

es auf eine Autobahn, die wie leergefegt schien. Schweigend und schlaftrunken saßen meine Schwester und ich während<br />

der Fahrt nebeneinander. Allmählich wurden die Umrisse der Berge deutlicher. Steil und mächtig ragten sie aus der<br />

Ebene empor. Die Gipfel waren noch in zarte Nebelschleier gehüllt. Langsam stieg die Sonne höher. Ihre Strahlen<br />

verliehen den Felswänden einen unnatürlichen rosa Farbton. Als wir den Parkplatz erreichten, stiegen wir aus dem Auto.<br />

Die kühle Frische des Waldes legte sich sogleich auf unsere Haut. …<br />

__________________________________________________<br />

„Raus aus den Betten, es ist schon spät!" Unbarmherzig weckte Papa meine Schwester Carola und mich auf. Gestern war<br />

es zwar etwas spät geworden, doch es half alles nichts. Murrend und gähnend schleppten wir uns ins Badezimmer. „Da


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 24<br />

glitzern ja noch die Sterne, ich lege mich wieder nieder", rief Carola empört, als sie aus dem Fenster sah. Aber sie hatte<br />

nicht mit dem Tatendrang unseres Vaters gerechnet. „Aber nein, Caro, jetzt müssen wir los, sonst kommen wir in die<br />

heiße Mittagssonne!“…<br />

__________________________________________________<br />

Erschöpft sitzen wir vor der Hütte. Die Füße weit von uns gestreckt. Der Duft vom Abendessen strömt durch das offene<br />

Fenster. Erst jetzt bemerken wir, dass wir schon ziemlich hungrig sind. Von der Bank vor der Hütte sehen wir hinunter<br />

ins Tal. Dort unten muss irgendwo unser Auto stehen, von dem wir vor vielen Stunden losgegangen waren. Der Tag war<br />

ereignisreich und anstrengend. Unsere Wanderung hatte damit begonnen, dass Papa nach einer halben Stunde bemerkte,<br />

dass wir den Schlüssel für die Hütte im Auto vergessen hatten. ...<br />

Übungen zu Erzählanfängen<br />

Ordnen Sie die Bezeichnungen den vier Erzählanfängen zu und schreibe sie als Überschrift!<br />

• Eine gefühlvolle, stimmungsvolle Erzählform<br />

• Beginn mit dem Schluss<br />

• Der sachliche Erzählbericht<br />

• Beginn mit einer wörtlichen Rede<br />

A 7 Schreiben Sie drei verschiedenen Erzählanfänge in dein Heft! Wähle eines dieser Themen:<br />

• Eine gelungene Überraschung!<br />

• Ein böser Scherz!<br />

• Noch einmal gut gegangen!<br />

Tipp: Das sind eher ungeschickte Erzählanfänge<br />

• weit ausholendes Erzählen, Nebensächlichkeiten werden in der Einleitung zu genau ausgeführt, schlecht bei<br />

Schularbeiten, da man oft mit der eigentlichen Geschichte nicht fertig wird.<br />

• Sehr phrasenhafter Beginn, wirkt langweilig und anfängerhaft, kommt sehr häufig vor. (An einem schönen<br />

Sonntagmorgen….)<br />

Beispiel für ein überraschendes Ende mit Pointe<br />

So kannst du deine Zuhörer oder die Leser deiner Geschichte in „Stimmung" bringen:<br />

Völlig unerwartet schien hier der gefahrlose Weg zu Ende zu sein. Schlagartig war es dunkel geworden. Mein<br />

Nachbar klammerte sich mit schmerzendem Griff an meinen Arm. Von einer Sekunde auf die andere war das<br />

Gelächter in eine unheimliche Stille umgeschlagen. War da nicht eben ein Schatten in der Dunkelheit zu sehen?<br />

Panische Angst ergriff mich. Ich erstarrte und wagte nicht mich zu rühren. Etwas Großes bewegte sich im<br />

Dunkeln langsam auf mich zu. Ich saß wie versteinert im Wagen und starrte mit weit aufgerissenen Augen nach<br />

vor. In diesem Moment höchster Anspannung schwor ich mir: „Nie wieder fahre ich mit der Geisterbahn!"<br />

(<strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>, Deutschstunde 1)<br />

A 8 Verfassen Sie eine kurze Geschichte mit einer überraschenden Wende! (zB.<br />

Fahrscheinkontrolle)<br />

b) mögliche Erzählformen<br />

• geschlossen: mit Einleitung und Schluss<br />

• offen: direkter Einstieg, kein Schluss<br />

c) Erzählperspektive<br />

personaler Erzähler: Ich – Erzähler; Erzählung in der dritten Person (aus der Sicht der Hauptfigur)


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 25<br />

neutraler Erzähler: Das Geschehen scheint sich zu verselbständigen, der Leser hat keinen Bezug<br />

zum Erzähler. Das Geschehen läuft wie ein Film ab.<br />

auktorialer Erzähler: bringt sich selber als Erzähler ein, indem er das Geschehen bzw. seine<br />

Erzählweise kommentiert, Wertungen abgibt, den Leser einbezieht.<br />

d) zu den Erzählungen gehören:<br />

die Erlebniserzählung<br />

die Ich/Er/Sie-Erzählung<br />

die Fortsetzungserzählung<br />

die Rahmen-Erzählung<br />

die Reizwort-Erzählung<br />

die Bildgeschichte<br />

die Bilderzählung<br />

der innere Monolog<br />

die Fantasie-Erzählung<br />

6. 2 Die Ich-Erzählung<br />

Eine Ich-Erlebnis-Erzählung<br />

(Grafik aus der Perspektive eines Kindes, vor ihm der Bademeister mit der Blindschleiche, sie wird in der Faust des Bademeisters festgehalten, rund<br />

um ihn sind Badende, die Person aus deren Sicht erzählt wird steht auch im Kreis, etwas im Hintergrund, vor ihr sind Hinterköpfe zu sehen.)<br />

Textbeispiel einer Ich-Erzählung<br />

Die Giftschlange<br />

Im vorigen Sommer ging ich an einem der letzten schönen Tage in unser Freibad.<br />

Nachdem ich mich eine Zeit lang gesonnt hatte, bekam ich Lust auf eine<br />

erfrischende Abkühlung. Ich war erst wenige Minuten im Wasser, als ich eine<br />

grelle Stimme laut aufschreien hörte.<br />

Es hatte wie „Iiiih“ geklungen. Ich und die anderen Badegäste blickten in die<br />

Richtung aus der der Schrei kam, und wir sahen, wie zwei 12-jährige Mädchen<br />

ängstlich auf den Boden zeigten. _______________________________________<br />

_______________________________________________ Mit vielen Menschen<br />

bildeten wir einen Ring um ein gräuliches Untier, das sich im Gras dahin<br />

schlängelte. „Die Schlange wollte mich beißen!“, behauptete das eine Mädchen<br />

böse. Es zitterte am ganzen Körper und war kreidebleich im Gesicht. Das andere<br />

nickte heftig und schrie: „Die ist bestimmt giftig!“ Einige Buben hatten Stecken<br />

und Steine geholt, um die Schlange zu erschlagen. Als sie schon die ersten Steine<br />

werfen wollten, kam der Bademeister, rückte uns beiseite, sah sich die Schlange<br />

näher an und fasste sie dann mit bloßen Händen an. _____________________<br />

___________________________________ „Keine Aufregung, die geb’ ich schon<br />

weg!“ Ich bewunderte ihn, weil er die Schlange seelenruhig weg trug. Etwas<br />

verdattert standen wir alle da. Jetzt erst merkte ich, wie mir der kalte Schauer den<br />

Rücken hinunter lief und ich am ganzen Körper eine „Gänsehaut“ hatte.<br />

Einige Buben sagten noch etwas Freches zu den Mädchen, aber schon kurz danach<br />

verliefen sich alle wieder und freuten sich über den schönen Tag.<br />

Während des ganzen Tages fragte ich mich, was der Bademeister mit der Schlange<br />

gemacht hatte. ____________________________________________________<br />

„Ist die Schlange schon tot?“ Er lachte mich aus und meinte dann: „Aber Stefan,<br />

das war doch eine Blindschleiche, die ist erstens harmlos und zweitens nützlich!<br />

Ich hab´ sie auf der anderen Seite des Zaunes ausgelassen, damit sie vor euch<br />

„Totschlägern“ sicher ist!“ Ich wurde rot und schämte mich. Fast hätten wir ein<br />

nützliches Tier getötet, nur weil wir uns nicht auskannten.<br />

Ich nahm mir vor, in Zukunft nie voreilig zu handeln.<br />

Die Überschrift macht neugierig,<br />

verrät aber nicht zuviel.<br />

Die Einleitung erklärt kurz:<br />

WER? WANN? WO?<br />

Das WAS? beginnt!<br />

Der Hauptteil berichtet genau:<br />

WAS GESCHAH GENAU?<br />

WARUM? WIE? Die Spannung<br />

wird durch wörtliche Reden und<br />

Schilderungen über Gefühltes und<br />

Gedachtes erreicht.<br />

Der Höhepunkt der Geschichte<br />

löst die Spannung. Ein Ergebnis<br />

oder eine Lösung liegt vor.<br />

Der Schlussteil löst die Spannung<br />

auf. Er rundet die Geschichte ab.<br />

Hier wäre das Ende möglich.<br />

In besonders gelungenen<br />

Aufsätzen kann es auch einen<br />

Schlussteil mit Pointe geben.<br />

(Pointe = überraschende Wende)<br />

Der Schlusssatz – er muss nicht<br />

sein – gibt häufig an, was man<br />

daraus gelernt hat.


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 26<br />

# Ergänzen Sie diese Sätze an der richtigen Stelle im Text!<br />

Er hob sie auf und sagte zu uns:<br />

Vor dem Nachhausegehen ging ich bei ihm vorbei und fragte ihn:<br />

Weil ich neugierig geworden war, lief ich zu ihnen hin.<br />

# Unterstreichen Sie alle wörtlichen Reden und Gedanken und in der Erzählung und unterwelle alle Gedanken und<br />

Gefühle!<br />

1 aus Erlebnisse erzählen von <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>, Veritas-Verlag, #, Linz<br />

A 9 Verfassen Sie eine ähnlich strukturierte Ich-Erzählung zu einer dieser Überschriften:<br />

Die Prüfung, Unterwegs, Verliebt, Wie im falschen Film, Es reicht!<br />

7. 3 Er/Sie-Erzählung<br />

So wird aus der Geschichte von der „Giftschlange“ eine Er-Erzählung.<br />

Der Tierfreund<br />

Die folgende Geschichte zeigt, dass man nicht vorschnell handeln sollte. An einem schönen<br />

Badetag mitten im letzten Sommer sonnten sich zwei ungefähr zwölfjährige Mädchen im Freibad<br />

von Walding.<br />

Sie trieben allerhand Schabernack und waren bester Laune, als plötzlich eine der beiden ein<br />

sonderbares Gefühl an ihrem linken Fuß verspürte. Sie setzte sich auf, schaute nach und<br />

erschrak sehr über das, was sie da sah. Sie kreischte wie verrückt und sprang auf. Der Grund<br />

ihres Entsetzens war ein Reptil, das sich langsam über die Decke schlängelte. Durch das<br />

Geschrei wurden viele Badegäste aufmerksam und liefen herbei. Voller Ekel standen sie in<br />

einiger Entfernung rund um das kleine Tier. Schon kamen die ersten auf die Idee es an Ort und<br />

Stelle zu töten, damit es keinen Schaden anrichten könne. Denn viele waren überzeugt, dass es<br />

sich um eine Giftschlange handle. Doch als der Bademeister kam, nahm er zur Überraschung<br />

aller das Tier mit bloßen Händen und trug es weg. Die meisten schauten ihm bewundernd nach.<br />

Ein vorlauter Junge aber meckerte frech: „Da ist überhaupt nichts dabei, wenn man die<br />

Giftschlange schnell von hinten packt, dann kann gar nichts passieren. So eine hab ich schon oft<br />

angegriffen!“<br />

Kaum war der Bademeister außer Sichtweite, streichelte er das verängstigte Tier und sagte sanft:<br />

„Na, du kleine Blindschleiche, hast dich wohl verlaufen?“ Beim Zaun ließ er das Tier vorsichtig<br />

frei. Dabei achtete er darauf, dass es nicht mehr zurück auf die Liegewiese kroch. Zufrieden ging<br />

er zurück zu seinem Beobachtungsplatz und freute sich, einer harmlosen Blindschleiche das<br />

Leben gerettet zu haben.<br />

So fühlten sich alle Beteiligten erleichtert: die schreckhaften Mädchen, der vorlaute Junge, der<br />

besonnene Bademeister und natürlich auch die erschrockene Blindschleiche. (<strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>,<br />

Erlebnisse erzählen)<br />

A 10 Führen Sie einen Perspektivenwechsel einer Ich-Erzählung durch. Schildern Sie die<br />

Ereignisse aus der Sicht einer anderen Person (Tier, Pflanze, Gegenstand) oder schildern<br />

Sie aus der Sicht einer anonymen Er/Sie-Erzählung! Dabei soll sich nicht nur die<br />

Personalform ändern: Es sollen die Sichtweise, Gedanken, Interessen geändert werden.


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 27<br />

7. 4 Die Bild-Erzählung<br />

Treffpunkt Keller<br />

Da saßen sie nun und wussten sich keinen Rat. Hatte es denn überhaupt noch Sinn<br />

nachzudenken? Es war ja sowieso alles zu spät!<br />

Jeder blickte stumm vor sich hin. Thomas war besonders niedergeschlagen, denn er hatte als<br />

Erster von diesem Unglück erfahren. Zwei Jahre hausten sie nun schon in diesem Kellerraum in<br />

dem verfallenen Haus. Es war nicht besonders schön hier, doch ein alter Ofen wärmte den Raum<br />

jetzt im Herbst und Kisten genügten den Freunden als Sitzgelegenheiten. Von Zeit zu Zeit<br />

mussten sie die Kerze erneuern, die diesen Raum so gemütlich machte. Die vielen Bilder, die sie<br />

aufgehängt hatten, ließen den Raum fast wie einen richtigen Wohnraum erscheinen. Hier waren<br />

sie zu Hause und ganz unter sich. Bei jedem Wetter konnten sie hier spielen, niemand störte sie.<br />

Und nun sollte alles anders werden. Der Vater von Jochen, der bei einer Baufirma angestellt ist,<br />

hatte die Nachricht mit nach Hause gebracht, dass das alte Haus in Kürze abgerissen werden<br />

sollte. „Wann werden die wohl kommen?“, fragte Peter traurig. In diesem Moment hörten sie<br />

Schritte auf der Stiege. (<strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>, Erlebnisse erzählen)<br />

A 11 Vielleicht fällt Ihnen eine ganz andere Geschichte zu diesem Bild ein oder zum<br />

folgenden Bild. Schreiben Sie sie auf!


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 28<br />

7. 5 Die Bildgeschichte<br />

Herr Kaiser, sein Hund Willi und der Blumentopf<br />

Was der Hund Willi seinem Nachbarhund Caesar erzählt:<br />

Du wirst dich sicher fragen woher ich diesen Superknochen habe. Wahrscheinlich glaubst du,<br />

dass ich ihn gestohlen habe. Aber ich habe ihn mir ehrlich verdient, glaub mir! Gestern hatte<br />

unser Frauchen wieder so einen Putzfimmel, sie hat Oskar und mich aus dem schönsten<br />

Nachmittagsschläfchen gerissen und uns<br />

vor die Tür gesetzt, damit wir die frische<br />

Luft genießen. Kannst du mir sagen, was<br />

die Menschen an dieser stinkigen<br />

Stadtluft frisch finden? Na, von Luft<br />

verstehen sie mit ihren kleinen Nasen rein<br />

gar nichts. Wohl oder übel gingen wir die<br />

Landstraße entlang, als plötzlich, stell dir<br />

vor, ein Blumentopf mit einem<br />

Mordskracher mitten auf dem Kopf von<br />

Oskar landet. Ich hab geglaubt, die Welt<br />

geht unter, so einen Schreck hab ich<br />

bekommen. Klarerweise hab ich sofort<br />

wild zu bellen begonnen. Ich sag dir, ich<br />

war vielleicht aufgeregt, ich war zu allem<br />

entschlossen, nicht einmal der böse Bello<br />

von der Frau Wondraschek hätte mir in<br />

diesem Moment zu nahe kommen dürfen.<br />

Na, für uns gab‘s kein Halten mehr. Rein<br />

in das Haus, rauf in den ersten Stock und<br />

wie wild an die Tür getrommelt. Ich dachte<br />

schon, Oskar steht vor einem Herzinfarkt,<br />

so einen roten Kopf hat er gehabt. Da<br />

öffnet sich die Tür und eine<br />

wunderschöne Frau reicht mir diesen<br />

duftenden Superknochen heraus. Ganz<br />

zart hat sie mir den Kopf gestreichelt und


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 29<br />

gesagt: „Na, du lieber Hund, sicher hast du Appetit auf einen leckeren Knochen.“ Natürlich hatte<br />

ich enormen Gusto, wie du dir denken kannst. Mir ist das Wasser nur so auf der Zunge<br />

zusammengelaufen. Oskar war vielleicht verdattert, sogar die Hand hat er ihr geküsst, als sie<br />

sagte: „Verzeihen Sie, lieber Herr Kaiser!“<br />

Tja, mein lieber Freund Cäsar, du siehst, der Knochen war ehrlich verdient. Vielleicht bringst du<br />

am nächsten Sonntag dein Herrchen so weit, dass es mit dir auf der Landstraße spazieren geht.<br />

A 12 Wählen Sie eine Bildgeschichte aus einem Sprachbuch und schreiben Sie Ihre<br />

Geschichte dazu! Achten Sie auf den ausgestalteten Erzählhöhepunkt mit Gedachtem,<br />

Gesagtem, Gefühltem!<br />

7. 6 Rahmenthema, Erzählkern<br />

Rahmenthemen beschreiben nur sehr vage das vorgegebene Thema. Schüler können hier sehr<br />

weit gefasste Erzählungen einbringen.<br />

Rahmenthemen können solche und ähnliche Vorschläge sein:<br />

Enttäuscht / Erlebnis mit einem Tier / Eine schlimme Verletzung / Glück gehabt<br />

Sinnvoll ist hier die Methode des Clusters zur Ideenfindung. Die Überschrift müssen die Schüler<br />

selbst finden. Es ist sinnvoll, die Überschrift erst zum Schluss zu verfassen.<br />

Rahmenthema: Überraschung / Überschrift: Versalzen<br />

Vor einigen Jahren bekamen wir Besuch von Onkel Franz, seiner Frau und ihren Kindern. Sie<br />

waren zur Nachmittagsjause eingeladen. Bei diesen Besuchen ging es immer recht lustig zu und<br />

jeder trug etwas zur ausgelassenen Stimmung bei. Diesmal hatte ich mir etwas ausgedacht, was<br />

gewissermaßen die Krönung des Nachmittags werden sollte.<br />

Bis auf meine Mama hatten wir uns schon alle im Wohnzimmer um den Tisch gesetzt und waren<br />

bereits bester Stimmung. Aus der Küche dufteten frischer Kaffee und Rosinenkuchen. „So, jetzt<br />

bin ich endlich fertig“, sagte meine Mutter, als sie mit dem vollen Tablett ins Wohnzimmer kam,<br />

„greift alle fest zu!“ Meine Mutter goss den Kaffee in die Tassen, reichte Milch und Zucker und<br />

schnitt den Kuchen an. Alle rührten eifrig in den Kaffeeschalen und ließen den herrlichen Duft in<br />

ihre Nasen steigen. Onkel Franz tat den ersten Schluck. Er bekam einen starren Blick und verzog<br />

den Mund. „Brrr, was ist das für eine scheußliche Sorte?“, sagte er und schüttelte sich dabei voller<br />

Grausen. Meine Mutter sah ihn ungläubig an und stotterte: „Wie... wieso? De... der ist doch ganz<br />

frisch und die Milch ist auch in Ordnung.“ Sie kostete vorsichtig aus ihrer Tasse. „Pfui“, rief sie<br />

erschrocken, „das schmeckt ja ekelhaft, das schmeckt, als ob Salz im Kaffee wäre!“ Ich starrte<br />

verlegen auf das bunte Tischtuch und spürte, wie mein Gesicht rot anlief. Onkel Franz feuchtete<br />

seine Fingerspitze an und tupfte in die Zuckerdose. „Tatsächlich, das ist Salz, du musst es<br />

verwechselt haben!“ Meine Mutter bebte vor Zorn, sie wusste genau, dass nicht sie etwas<br />

verwechselt hatte, sondern dass ich hinter diesem Streich steckte. „Schade um den guten Kaffee!<br />

Jetzt wo ich endlich in der Küche fertig bin, kann ich von neuem anfangen. Darüber sprechen wir<br />

beide noch!“, fauchte sie mich drohend an. Da wusste ich, dass der Streich nicht sehr lustig<br />

gewesen war. Ich wagte nicht aufzublicken.<br />

Dieser Nachmittag verging quälend langsam. Es wurde nicht mehr gelacht. Unsere Besucher<br />

sahen mich nicht an und die Gespräche waren ernster als sonst. Am Abend teilte mir meine


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 30<br />

Mutter mit, dass sie mir den Preis einer Packung Kaffee von meinem Taschengeld abziehen<br />

würde. Ich spürte, dass sie sehr verärgert war, und ich lernte daraus, dass es lustige und weniger<br />

lustige Streiche gibt. (<strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>, Deutschstunde 1, Zusatzteil A)<br />

Erzählkerne vorgeben.<br />

Hier wird der Kern einer Geschichte mit wenigen stichwortartigen Gedanken vorgegeben und die<br />

Schüler bauen sie zu einer umfangreichen Ich- oder Er-/Sie-Erlebniserzählung aus. Beispiel:<br />

Radausflug / Reifen platzte / Unglück knapp verhindert / kein Pickzeug dabei / mit dem Auto<br />

abgeholt<br />

A 13 Verfassen Sie zum Erzählkern von oben eine dramatische Erlebniserzählung!<br />

7. 8 Die Fantasie-Erzählung<br />

Zum Aufwärmen ein paar Vorübungen. Setzen Sie jeden Anfang mit zwei bis drei Sätzen<br />

fort!<br />

Als es klingelte, wusste ich sofort,…<br />

Und dann erzählte ich der wildfremden Person …<br />

Er warf mit einem Schlag die Tür zu und …<br />

Meine Mutter hielt mir eine Schachtel hin und sagte: „Das ist deine…“<br />

Plötzlich war dort, wo eben noch das alte Haus gestanden war,…<br />

Und ich Idiot hatte mich auch noch freiwillig zur Mannschaft des Kolumbus gemeldet…<br />

Wie soll die folgende Geschichte weitergehen? Setzen Sie sie mit einem Absatz fort!<br />

Endlich neue Jeans<br />

Vergangenes Wochenende hatte ich von meiner Oma Geld für neue Jeans bekommen. Gleich am<br />

Montag ging ich in ein bekanntes Großkaufhaus, um mir schöne Jeans auszusuchen. Bald hatte<br />

ich am Ständer einige gefunden, die mir gefielen. Ich nahm sie mit in die Umkleidekabine. Der<br />

Reihe nach probierte ich sie an und entschied mich für blaue, die mir besonders gut passten.<br />

Dann verließ ich die Kabine und betrat den Verkaufsraum. Plötzlich stand ich mutterseelenallein<br />

da. Niemand war zu sehen. Alles war ganz still, als ob ich taub geworden wäre. …<br />

A 14 Erfinden Sie einen ähnlichen fantastischen Erzählanfang!<br />

8. Das Berichten<br />

Der Zeitungsbericht: Neben der nötigen Information über aktuelle Ereignisse ist jeder Journalist<br />

bemüht, seine Berichte je nach Adressatenkreis interessant und lesbar zu gestalten.<br />

1. Wo erscheint er? Für welches Leserpublikum ist er gedacht?<br />

Boulevardblätter Publikum, das sich mit reiner Information nicht zufrieden<br />

gibt, es braucht zusätzlich<br />

• Unterhaltung (in Form von leicht lesbaren Storys)


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 31<br />

überregionale<br />

Zeitungen mit<br />

Schwerpunkt<br />

Politik,<br />

Wirtschaft, Kultur<br />

• Einblick in die Intimsphäre (Voyeurismus)<br />

• außergewöhnliche Ereignisse, um die Sensationslust zu<br />

stillen<br />

• ein übersichtliches Layout, eine klare Gliederung<br />

Ein Leserpublikum, das Wert legt auf<br />

• Sachlichkeit<br />

• ev. auch witzig-geistvolle Darstellung, die die nötige<br />

Distanz schaffen kann.<br />

2. Die sprachlichen Mittel<br />

Die Leserschaft muss bei der Stange gehalten werden, um den Absatz zu garantieren.<br />

- Je reißerischer, desto weiter ist der Bericht von der tatsächlichen Information entfernt, desto<br />

weiter entfernt er sich von der Sachsprache.<br />

- Er will mehr unterhalten als informieren, um sein Publikum zufrieden zu stellen.<br />

- Vielfach soll auch der Bericht die Meinung des Lesers bestätigen.<br />

- In der Leserschaft soll ein Gruppenbewusstsein gebildet werden.<br />

- Rasch und leicht lesbare Texte kommen dem (eiligen) Leser entgegen.<br />

• Telegrammstil („Firmendirektor sah Puma“, „Bauer von Blitz erschlagen“)<br />

• Schlagwörter, meist in Form von Zusammensetzungen („Spuksalon“, „Killeroma“ „Bauriese“,<br />

‚Elefantenhochzeit“,...)<br />

• Metaphern (,‚Uns erwartete dort die Hölle“, „Der Ausbau der Bahn wurde verschlafen“<br />

• Keine Gliedsätze zweiten und dritten Grades.<br />

3. Inhalt: Mit folgenden Fragen beschäftigt sich ein Bericht:<br />

WAS? WER? WANN? WO? WIE? WARUM?<br />

4. Aufbau<br />

Schlagzeile ev. mit Anreißerzeile / Summary (Zusammenfassung) / Text / Bilder, Bildtext / Name<br />

des Redakteurs<br />

Im Text wird mit dem Wichtigsten begonnen. Längere Berichte behandeln gegen Ende immer<br />

mehr Unwesentliches, immer mehr Details.<br />

A 15 Verfassen Sie einen Zeitungsbericht zu einem der Themen! Verwenden Sie dazu den<br />

Raster mit Blocksatz oder eine selbst gestaltete Vorlage!<br />

Katzenkiller von Mödling erhält letzte Chance<br />

Hundebesitzer muss nach Gerichtsurteil dafür sorgen, dass Hund keine Katzen mehr jagt + + + Exklusiv-<br />

Interviews mit dem Hundebesitzer und Katzenbesitzern der Umgebung + +<br />

Durchfall an Schule<br />

In der Schulküche wurde ranziges Fett verwendet + + + Peinliche Szenen im Unterricht + + -4 Schüler und<br />

Lehrer betroffen + + + Direktor gibt zwei Wochen schulfrei + + + - -.<br />

Papagei kann lesen<br />

Sprechende Papageien gibt es viele + + + Dieser kann mehrere Fremdsprachen fließend sprechen + + +<br />

begann mit Leseunterricht + + + Am liebsten liest er Tierbücher + + +


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 32


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 33<br />

9. Die Beschreibung<br />

9. 1 Personenbeschreibungen und Charakteristik<br />

Je nach Textsorte und Intention sind sie unterschiedlich gestaltet. (Gebrauchstexte anders als<br />

literarische Texte.)<br />

Man findet sie in<br />

• in literarischen Texten (Schilderung, Charakteristik)<br />

• in Biografien<br />

• in Partnerschaftsanzeigen<br />

• in Todesanzeigen (zumindest Elemente davon)<br />

• in Nachrufen<br />

• in Künstler-, Politiker-, Starporträts (Bild und Text mit viel Werbung)<br />

• in Steckbriefen (bei der Polizei mit einem Phantombild: Täterbeschreibungen)<br />

• Gegenstands- Weg-, Spiel, Tierbeschreibung, Inseraten<br />

Die Personenbeschreibung als literarische Form<br />

Personenbeschreibungen geben auch über den Beschreibenden Auskunft, seine persönliche<br />

Sichtweise und sein VerhäItnis zum Beschriebenen.<br />

Max Frisch gibt zum Beispiel Einblick in Stillers Verhältnis zu seiner Frau, wenn er seinen Helden<br />

Folgendes ins Tagebuch schreiben lässt:<br />

„Ihre Haare sind rot, der gegenwärtigen Mode entsprechend sogar sehr rot, jedoch nicht wie<br />

Hagebutten - Konfitüre, eher wie trockenes Menning-Pulver. Sehr eigenartig. Und dazu ein sehr<br />

feiner Teint; Alabaster mit Sommersprossen. Ebenfalls sehr eigenartig, aber schön. Und die<br />

Augen? Ich würde sagen: glänzend, sozusagen wässerig, auch wenn sie nicht weint, und<br />

bläulich-grün wie die Ränder von farblosem Fensterglas, dabei natürlich beseelt und also<br />

undurchsichtig. Leider hat sie die Augenbrauen zu einem dünnen Strich zusammenrasiert, was<br />

ihrem Gesicht eine graziöse Härte gibt, aber auch etwas Maskenartiges, eine fixierte Mimik von<br />

Erstauntheit. Sehr edel wirkt die Nase zumal von der Seite, viel unwillkürlicher Ausdruck in den<br />

Nüstern. Ihre Lippen sind für meinen Geschmack etwas schmal, nicht ohne Sinnlichkeit, doch<br />

muss sie zuerst erweckt werden, und die Figur (in einem schwarzen Tailleur) hat etwas Knappes,<br />

etwas Knabenhaftes auch, man glaubt ihr die Tänzerin, vielleicht besser gesagt: etwas<br />

Knabenhaftes, was bei einer Frau in ihren Jahren einen unerwarteten Reiz hat. Sie raucht sehr<br />

viel. Ihre sehr schmale Hand, wenn sie die noch lange nicht ausgerauchte Zigarette zerquetscht,<br />

ist keineswegs ohne Kraft, keineswegs ohne eine beträchtliche Dosis unbewusster<br />

Gewalttätigkeit, wobei sie sich selbst, scheint es, ganz und gar zerbrechlich vorkommt Sie spricht<br />

sehr leise, damit der Partner nicht brüllt. Sie spekuliert auf Schonung.<br />

Auch dieser Kniff, glaube ich, ist unbewusst. Dabei duftet sie sehr betörend, wie Knobel schon<br />

gemeldet hat; es muss eine gediegene Marke sein, man denkt sofort an Paris, an die Parfümerien<br />

bei der Vendome.“<br />

Max Frisch „Stiller“, Frankfurt 1962, S. 71f<br />

Im Text wird deutlich, dass der Autor mit den Widersprüchlichkeiten der beschriebenen Person<br />

nicht zurechtkommt. Immer hat die Personenbeschreibung in der Literatur verweisende Funktion.<br />

Die Figuren bestimmen den Textfortgang und Zusammenhänge innerhalb eines Textes.


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 34<br />

Die Personenbeschreibung und Charakteristik im Deutschunterricht<br />

In der ersten Klasse wird es vor allem eine einfache Personenbeschreibung sein, bei der äußere<br />

Kennzeichen im Vordergrund stehen. In der 4. Klasse die komplexere Charakteristik.<br />

Reale Personen schriftlich beschreiben zu lernen und fiktive Personen schreibend zu erschaffen<br />

kann dazu beitragen, sich intensiver mit anderen Personen und mit sich selbst zu befassen.<br />

Spiegel lügen nicht<br />

Bei der Kreuzung, bei der Straßenbahnhaltestelle, ist eine Passage. Spiegel Krachmann - Luster, Lampen<br />

und SpiegeI für den modernen Geschmack. Anika geht in die Passage. Ganz nach hinten. Vorne stehen<br />

die Leute, die auf die Straßenbahn warten. Anika starrt in den Spiegel, Marke Kristall Extra Modell Desiree.<br />

Der Spiegel muss schief hängen, denn Anika schaut unheimlich dünn aus. Anika schaut sich an. Die<br />

schäbigen Ringellocken beiderseits des Mittelscheitels stehen wie ein Riesenschnurrbart ab. Die übrigen<br />

Haare hat der Wind zu zackigen Strähnen geklebt. Zwischen den Strähnen schauen Anikas Ohren hervor.<br />

Die Ohren sind groß und an den Rändern vom Wind rot gefärbt .Anikas Hose ist um zwei Fingerbreit zu<br />

kurz und um eine Handbreit zu eng. Die Absätze der Schuhe sind schief getreten. An einem Absatz hängt<br />

der Lederüberzug weg. Anikas Jacke war voriges Jahr modern. Jetzt tragen nur mehr die letzten<br />

Menschen sowas. Anika holt den halben Kamm aus der Jackentasche. Dem halben Kamm fehlen drei<br />

Zähne. Anika kämmt Haare über die Ohren, zerrt am ringellockigen Schnurrbart. Der Kamm bleibt im<br />

Schnurrbart stecken. Der vierte Zahn bricht ab.<br />

In einer Hosentasche sollten zwei Haarklammern sein. Weil die Hose um eine Handbreit zu eng ist, ist es<br />

schwer bis zum Grund der Hosentasche zu greifen. Anika findet nur eine Haarklammer. Eine Haarklammer<br />

nützt nichts. Verändert den Schnurrbart nur einseitig. Anika zieht sich einen Seitenscheitel. Im Spiegel<br />

sieht Anika eine Frau, die hinter ihr steht. Die Frau beobachtet Anika und grinst dabei. Die Frau hat keinen<br />

Schnurrbart, die Frau hat einen guten Friseur. Anika streckt dem Spiegel, der Frau, die Zunge heraus. Die<br />

Frau dreht sich um. Wahrscheinlich grinst sie jetzt noch blöder. Der Schnurrbart, auf eine Seite<br />

zusammengeworfen, sträubt sich ratlos. Anika steckt ihn mit der Haarklammer am Kopf fest, kämmt Haare<br />

über die Klammer. Die Ohren mit den roten Rändern schauen schon wieder zwischen den Haaren hervor.<br />

Anika schüttelt den Kopf, schüttelt die Haare, damit die Ohren in Deckung gehen. Anika zerrt die Hose die<br />

Hüften abwärts, bis zwischen den Schuhen und den Hosenbeinen kein Stückchen Socken mehr zu sehen<br />

ist. Anika starrt Anika wütend an. Gestern Abend, im dreiteiligen Spiegelschrank betrachtet, war Anika<br />

hübsch. Ungeheuer hübsch sogar. Das war kein Irrtum. Sie hat genau hingesehen. Über zehn Minuten<br />

lang. Sie hat die Haare zur Seite gebürstet, hoch gesteckt, Mittelscheitel gekämmt, Haare ins Gesicht<br />

fallen lassen, immer war sie hübsch gewesen, ungeheuer hübsch. Kann man in zwanzig Stunden hässlich<br />

werden? Hat sich der dreiteilige Spiegelschrank geirrt? (aus: Nöstlinger: Stundenplan)<br />

Das Verfassen von Personenbeschreibungen hat folgende Ziele:<br />

• Genaues Beobachten<br />

• Versprachlichen von Wahrnehmungen (äußeres Erscheinungsbild, Eigenschaften, Charakter,<br />

Verhaltensweisen, Betätigungsfelder, Stellenwert bei den Mitmenschen)<br />

• Erweiterung der Menschenkenntnis, d.h. sich selbst (Warum sehe ich diesen Menschen so?)<br />

und andere Menschen besser kennen lernen.<br />

A 16 Beschreiben Sie eine auffällige unbekannte Person, zB. der Sie auf Weg nach Hause<br />

begegnen oder deren Bild Sie im Internet gefunden haben!


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 35<br />

10. Die Tierbeschreibung, Suchmeldung<br />

Inserate verfassen<br />

Wer will mich? Krokodil aus bestem Haus sucht…<br />

Gefunden wurde!<br />

_______________________________________________________<br />

_______________________________________________________<br />

_______________________________________________________<br />

_______________________________________________________<br />

_______________________________________________________<br />

____________________________________________________________________________<br />

A 17 Verfassen Sie eine realistisch gestaltet Suchmeldung (Form, Abrisszettelchen,…) von<br />

einem außergewöhnlichen Tier (mit Bild) und einem eher parodistischen Inhalt!<br />

Das besondere Inserat<br />

In der Zeitung „Der korrekte Verkauf“ kann man außergewöhnliche Sachen zum Verkauf anbieten<br />

oder per Inserat etwas suchen, was man schon lange möchte.<br />

einen alten Radiergummi, abgewetzten Fahrradschlauch, einen Gartenzwerg mit Reh, einen<br />

Kubikmeter feinsten Meeressand, drei junge Goldfische, die OriginalSportschuhe eines Sportlers,<br />

ein Hufeisen als Glücksbringer, einen besonders scharfen Wachhund!, Käfig für Hamsterpärchen,<br />

A 18 Verfassen Sie ernst gemeinte Anzeigen: in denen Sie den gesuchten bzw.<br />

angebotenen Gegenstand möglichst verlockend beschreiben (Verwendungszweck,<br />

Zustand, Preis, Nutzen, Besonderheit…).<br />

11. Die Erörterung<br />

Der Adressat soll in einer Erörterung von einer Aussage, Behauptung oder Forderung überzeugt<br />

werden. Wichtig sind dabei<br />

• Eine klar formulierte Forderung (Was will ich?)<br />

• gute Argumente (= Begründungen) und<br />

• Beispiele (= Beweise)<br />

Wir brauchen einen größeren Parkplatz. (Behauptung, Forderung)<br />

Die vorhandenen Plätze reichen nicht mehr aus. (Begründung, Argument)


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 36<br />

Wegen langwieriger Parkplatzsuche kommen Studierende oft zu spät. (Beweis / Beispiel)<br />

Zur Vorbereitung eignet sich gut eine Mindmap! Die Gliederung einer Erörterung: Einleitung<br />

(Eingehen auf das Thema), Hauptteil mit mehreren Pro- und Kontra-Argumenten,<br />

Schlussfolgerung, persönlicher Standpunkt.<br />

Viele Jugendliche geben eine Menge Geld für teure Markenkleidung aus. Was hältst du<br />

davon?<br />

Fast täglich kann man beobachten, dass Mitschülerinnen und Mitschüler mit neuester<br />

Markenkleidung protzen und sich über andere, die sich diesen teuren Spaß nicht leisten können<br />

oder wollen, lustig machen. Zwar kennen wir alle die Redewendung „Kleider machen Leute“, aber<br />

trotzdem ist es fraglich, ob man sich diesem Trend unterwerfen soll oder nicht. Daher will ich im<br />

Folgenden die Vor- und Nachteile gegenüberstellen und bewerten.<br />

Zunächst einmal lässt sich sagen, dass sich der Kauf von Markenkleidung lohnt, weil ein<br />

Markenzeichen symbolisiert, dass das betreffende Kleidungsstück von guter Qualität ist. Man<br />

muss zwar mehr Geld investieren, Markenkleidung kann aber wesentlich länger getragen werden<br />

als herkömmliche Billigware. Bei meinem letzten Einkauf konnte ich mich nicht nur auf die<br />

einheitlichen Größen verlassen, wodurch sich auch die Anprobe erübrigte, sondern ich hatte auch<br />

die Garantie, eine moderne und hochwertige Hose erworben zu haben.<br />

Für das Tragen von Markenkleidung spricht auch, dass man durch sie seine finanziellen<br />

Möglichkeiten und damit den gesellschaftlichen Rang demonstrieren kann. Das gibt zwar kaum<br />

jemand zu, aber wahr ist es doch. Da jeder die Marken und auch deren Preis kennt, kann man<br />

von der Kleidung auf das Budget schließen. So weiß wahrscheinlich jeder, dass Schuhe von<br />

einem bestimmten Designer kaum weniger als 200 Euro kosten.<br />

Des Weiteren gehört man mit Markenkleidung zu einer Gruppe und es ist ein gutes Gefühl, wenn<br />

man spürt, dass man zu einer Gemeinschaft gehört.<br />

Dem gegenüber ist jedoch zu bedenken, dass Markenkleidung im Vergleich zu No-Name-<br />

Kleidung“ oftmals viel zu teuer ist. Der Mehrpreis wird meist nur für den Namen aufgeschlagen,<br />

trotzdem ist die Qualität oft nicht besser. Manchmal ist die Qualität der Billigmarken sogar der von<br />

Markenprodukten überlegen.<br />

Wegen des Mehrpreises werden Menschen, die finanziell sparsamer haushalten müssen,<br />

benachteiligt und vielleicht sogar ausgeschlossen. Die Türsteher mancher Diskotheken gewähren<br />

nur besser — das heißt teurer — gekleideten Leuten Einlass.<br />

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die verloren gegangene Individualität derjenigen, die<br />

Markenkleidung tragen. Wenn man aufmerksam durch die Straßen geht, bemerkt man, dass sich<br />

die Menschen in ihrem äußeren Erscheinungsbild kaum noch voneinander unterscheiden. Alle<br />

richten sich nach denselben Modetrends. Die eigene Persönlichkeit kommt dabei nicht zur<br />

Geltung, da viele nicht mehr das anziehen, was ihnen gefällt oder was zu ihrem Typ passt,<br />

sondern nur Idole nachahmen.<br />

In Anbetracht der oben genannten Aspekte komme ich zu dem Schluss, dass Markenkleidung<br />

zwar qualitativ hochwertig sein kann, was aber bei sorgfältiger Auswahl auch bei anderen<br />

Produkten der Fall sein kann.<br />

Das Image, das Markenkleidung verleiht, ist ziemlich zweifelhaft, da man einen Menschen nicht<br />

nach seiner Kleidung bewerten sollte.<br />

Daraus ergibt sich für mich, dass Markenkleidung nicht unbedingt notwendig ist und die Vorteile<br />

den Mehrpreis eigentlich nicht rechtfertigen.


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 37<br />

Wenn man glaubt, mit dem Erwerb eines Markenprodukts hochwertige Qualität gekauft zu haben,<br />

kann man sich auch irren. Denn oft gelangen minderwertige Imitationen zum Verkauf.<br />

Schließlich aber soll es jeder und jedem selbst überlassen sein, für welches Qutfit sie oder er<br />

Geld ausgibt. Wenn es jemandem Spaß macht, sich modisch und mit Markenprodukten zu<br />

kleiden, und die Eltern bereit sind diese Wünsche zu sponsern, spricht auch nichts gegen<br />

Markenprodukte.<br />

Ich werde beim Kaufen von Fall zu Fall entscheiden, zu welchen Produkten ich greife. (<strong>Wolfgang</strong><br />

<strong>Pramper</strong>, Deutschstunde 4)<br />

Beschriften Sie im Text oben die Gliederungsteile!<br />

A 19 Schreiben Sie eine Erörterung (gilt als zwei Aufgaben) zu einem der folgenden<br />

Themen:<br />

• Auf dem Land (in der Stadt) lebt es sich besser!<br />

• Kinder brauchen mehr/weniger Freiraum<br />

• Die Einhaltung der Maulkorbpflicht bei Hunden (beim Nikotin- und Alkoholverkauf an Kinder)<br />

sollte strenger (weniger genau) überprüft werden.<br />

12. Der Brief<br />

12. 1 Der persönliche Brief,<br />

Einladungen<br />

Private Briefe unterliegen keinen Regeln.<br />

Verschiedene Gestaltungspunkte wie<br />

Anrede und Schlussformel haben sich<br />

eingebürgert. Die Form sagt viel über den<br />

Schreiber und der Wertschätzung für den<br />

Adressaten aus. Schreibaufträge<br />

beinhalten oft das Thema Einladungen<br />

oder Brieffreundschaften. Ebenso kann<br />

das Beraten und Trösten in der Form der<br />

Beantwortung von Kummerbriefen geübt<br />

werden.


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 38<br />

A 20 Gestalten Sie mit Handschrift oder PC eine Einladung zu Ihrer Diplomfeier, Hochzeit,<br />

Kindstaufe oder Seminargruppen-Wiedersehensfeier.<br />

12. 2 Der Normbrief, Geschäftsbrief, Einladung<br />

Bewerbungsschreiben, Lebenslauf, Reklamation sind wichtige Textsorten der 4. Klasse. Siehe<br />

dazu auch die Sprachbücher der 4. Klasse.<br />

A 21 Gestalten Sie mit dem PC ein ausführliches Bewerbungsschreiben für die Aufnahme<br />

an eine private HS. Legen Sie auch einen Lebenslauf bei!<br />

A 22 Gestalten Sie als Klassenvorstand mit dem PC eine Einladung für die Eltern einer<br />

ersten Klasse zum Elternabend! Geben Sie neben Formalen wie „Wahl zum<br />

Elternsprecher“ auch eine Programmübersicht an.<br />

12. 3 Reklamieren, sich beschweren<br />

A 23 Sie haben bei einer Ebay-Auktion von einer Elektrovertriebsfirma eine Dolby Surround<br />

Anlage gekauft und stellen nach dem Aufbau fest, dass wahrscheinlich ein Wackelkontakt<br />

bei zwei Lautsprechern vorliegt. Möglichweise haben Sie auch einen Fehler beim Aufbau<br />

gemacht.<br />

Schreiben Sie der Firma oder dem Hersteller ein Mail, erklären<br />

Sie die Situation, fragen Sie, ob der Fehler beim Aufbau liegen<br />

kann und teilen Sie mit, was Sie im Schadensfall<br />

möchten!<br />

Dolby Surround ist ein System, um Raumklang auch zu<br />

Hause zu erleben. Kinofeeling im Wohnzimmer. Egal<br />

ob mit High-End Surround-Boxen oder Sound der<br />

Extraklasse über Kopfhörer. Hören Sie den Sound über<br />

Ihre Kopfhörer in Stereo.<br />

12. 4 Der Leserbrief<br />

A 24 Untersuchen Sie zwei Leserbriefe zu einem Thema, am besten aus zwei sehr<br />

unterschiedlichen Zeitungen! Stellen Sie die Unterschiede in Inhalt und Darstellung<br />

gegenüber! Nehmen Sie dann in einem eigenen Leserbrief dazu Stellung! Beachten Sie die<br />

Gliederung! (Gilt als zwei Aufgaben)<br />

Problemfall Schule: Falsch<br />

verstandene Chancengleichheit<br />

An negativen Meldungen über Schule, Lehrer und Schüler mangelt es nicht. Vor allem die Lehrer müssen


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 39<br />

damit rechnen, dass ihnen nicht nur zunehmend Erziehungsaufgaben aufgeladen werden, sondern dass<br />

sie in Problemfällen auch noch als Prügelknaben herhalten müssen.<br />

Die Belastung bleibt nicht ohne Folgen: In Wien gibt es keinen Hauptschullehrer mehr, der erst mit 60<br />

Jahren in Pension geht. Diagnose für viele Frühpensionen: „Burn-out-Syndrom“.<br />

„Lehrer hat keine erzieherischen Mittel“<br />

Szene aus einer oberösterreichischen Hauptschule:<br />

Die Lehrerin ertappt einen Buben aus der vierten Klasse beim Rauchen. Sie nimmt ihm die Zigaretten weg<br />

und schreibt im Mitteilungsheft an die Eltern, sie könnten sich die Zigaretten in der Schule abholen. Die<br />

Mutter schreibt zurück: Die Lehrerin soll die Zigaretten gefälligst dem Buben zurückgeben.<br />

„Der Pflichtschullehrer“, sagt Dr. Wolf Weitzenböck von der Pädagogischen Akademie, „hat keine<br />

erzieherischen Mittel mehr.“ Mit anderen Worten: Er kann keine „Strafaufgaben“ anordnen, wenn der<br />

Schüler und seine Eltern nicht wollen. Wenn ein Schüler seine Aufgabe trotz dreimaliger Aufforderung<br />

nicht bringt, hat der Lehrer eben Pech gehabt, und er muss auch mit schlechten Notenvorsichtigsein.<br />

Das einzige Mittel, das ein Pflichtschullehrer heute hat, ist die positive Motivation. Das heißt, er muss für<br />

die Schüler ein „lässiger“ Typ“ sein, eine Art Showmaster, der den Stoff fesselnd bringt. Das schaffen viele<br />

gute Lehrer, aber auch sie bekommen langfristig Probleme, weil auf Dauer nie alle Schüler mitspielen.<br />

Es herrscht geradezu eine neurotische Angst vor „inhumanen“ Prüfungen und vor Selektion. Und es gibt<br />

eine missverstandene Chancengleichheit.“ Das beginnt in den Pädaks, aus denen dank weicher Prüfungen<br />

zum Teil ungeeignete Lehrer kommen.<br />

Ursache für dieses weiche Klima, das sagt auch der Präsident des Landesschulrates, könnte ein gut<br />

gemeintes, humanistisches Denken sein, das zunehmend negative Seiten zeigt. Wo niemand härter<br />

angefasst werden darf, gibt es keine Grenzen mehr für jene, die humanistische Einstellung und<br />

demokratisches Denken missbrauchen.<br />

Ob ein Schüler auf die Uni geht oder Lehrling wird, er wird sich in jedem Fall einer Selektion stellen<br />

müssen. Wenn er sich nicht eignet, fliegt er hinaus.<br />

Nur für die Lehrer gilt das nicht, bekrittelt Weitzenböck. Ein von Anfang an ungeeigneter Lehrer kann,<br />

sofern er den eigenen Leidensdruck aushält, weiterwursteln. Das führt zu überdurchschnittlich hohen<br />

Krankenständen, durch die die guten Lehrer zusätzlich belastet werden.<br />

Maßnahmen auch gegen ungeeignete Eltern<br />

Als Gegenmaßnahme versuchen die Schulbehörden etwas, das Weitzenböck „Verpsychologisierung“<br />

nennt. Wo immer Probleme bis hin zur Gewalt in der Schule auftauchen, werden Psychologen in Marsch<br />

gesetzt. Dass das an den Problemen etwas ändert, glaubt Weitzenböck nicht. Für wesentlich wirksamer<br />

hielte der Schulmann rechtliche Handhaben gegen Eltern, die absolut nichts zur Erziehung ihrer Kinder<br />

beitragen wollen und alle Probleme auf die Schule abschieben. Ein Vorschlag, der sicherlich als ketzerisch<br />

empfunden wird: „Zum Beispiel könnte man solchen Eltern zehn Prozent weniger Kinderbeihilfe zahlen.“<br />

(OÖNachrichten)<br />

A 25 Nehmen Sie in einem eigenen Leserbrief zum Zeitungsbericht von unten Stellung!<br />

Beachten Sie die Gliederung! Siehe Textsortenbeschreibung.


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 40<br />

13. Weitere Impulse für den Schreibunterricht<br />

13. 1 Die Satire<br />

Ihr Reisebüro empfiehlt Ihnen diesmal:<br />

STINKENDORF AN DER DONAU<br />

Stinkendorf — die verträumte Industriestadt an der<br />

grauen Donau- Andere mögen in der ungesunden<br />

Höhenluft der Alpen auf gefährlichen<br />

Wandersteigen ihr Leben riskieren oder in<br />

überfüllten Seebädern ihre Haut zum Erröten<br />

bringen: Sie wählen die Alternative — Sie haben es<br />

besser.<br />

DER ZEiTGEMÄSSE URLAUB: Stinkendorf — es<br />

gibt nichts Erholsameres. Tausende<br />

Sommerfrischler schwören darauf! Jährlich werden<br />

es mehr.<br />

Beachten Sie auch unsere preiswerten<br />

Lungenkurangebote für die Nachsaison!<br />

Künstlerisch empfindsamen Gästen wird der<br />

ungefilterte Fabriksrauch in den schillerndsten<br />

Farben ein unvergessliches Erlebnis sein. Auf verwöhnte Feinschmecker warten die letzten<br />

Original-Donaukarpfen. Diese werden des feinen Geschmackes wegen durch so genannte<br />

Umweltgifte geködert. Der gesundheitsbewusste Gast kann in der chemisch klaren Industrieluft<br />

seine angegriffenen Bronchien ausheilen oder einem hartnäckigen Husten Lebewohl sagen.<br />

Schon nach 4 Tagen hat Ihre Haut einen feinen silbergrauen Schimmer mit blassgelben Tupfen.<br />

Ihre daheim gebliebenen Freunde werden Sie beneiden.<br />

Gönnen Sie sich einen Urlaub in einer der letzten unberührten Großindustrien!<br />

Kommen Sie mit Ihrer Familie und zeigen Sie Ihren Lieben diesen einmaligen Fleck unserer Erde!<br />

A 26 Schreiben Sie zu einem der folgenden Themen eine Satire! Gilt als zwei Aufgaben.<br />

• Unser Papi ist der beste Koch<br />

• Ein Abend ohne Fernsehen<br />

• Endlich sind die Ferien zu Ende<br />

• Die armen Schüler im Jahr 2050<br />

13. 2 Literarische Vorbilder<br />

Sturz aus 3000 m Höhe überlebt<br />

Das gemahnt fast an ein Wunder: Die -I5-jährige amerikanische Fallschirmspringerin Susan Kluger hat<br />

am Dienstag in Daytona Beach, USA, einen Sturz aus 3000 Meter Höhe überlebt. Nach einem freien Fall<br />

von 2500 Meter zog Susan die Reißleine, aber ihr Fallschirm öffnete sich nicht. Mit einer Geschwindigkeit<br />

von 64 Stundenkilometern schlug das Mädchen auf einer Rasenfläche auf. Sie erlitt verschiedene<br />

Knochenbrüche und liegt nun im Spital. (Kurier)


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 41<br />

Die allerunglaublichsten Geschichten aber erzählte ein Baron seinen Stammtischfreunden vor nunmehr<br />

250 Jahren. Er hieß Karl Friedrich mit Vornamen und soll die ganze Welt gesehen haben und sogar<br />

zweimal den Mond besucht haben. Der Bibliothekar Erich Raspe hörte die Geschichten, schrieb sie<br />

heimlich nieder und ließ sie drucken. Die Erzählungen machten den Baron weithin berühmt, wenngleich sie<br />

doch stark angezweifelt werden. Ob jemals gewagt wurde, ihm ins Gesicht zu sagen, dass er lüge, ist nicht<br />

bekannt. Eine seiner Geschichten handelt davon, dass er auf einer Kanonenkugel geritten sei, wobei er<br />

den ungläubigen Zuhörern sogar noch versicherte, im Flug auf eine in die Gegenrichtung fliegende Kugel<br />

umgestiegen zu sein. Aus diesen Buchstaben kannst du den Namen des Barons bilden: HCÜUSEAMNHN<br />

Sein Name: __________________<br />

(<strong>Pramper</strong> aus: Lesestunde 1)<br />

Schülerbeispiel: Die Urenkel von Münchhausen erzählen<br />

Ich bin ein stolzer Nachfahre des berühmten Barons von Münchhausen. Meine Abenteuer sind<br />

nicht weniger aufregend als die meines Ururgroßvaters. Nur Baron nenne ich mich nicht mehr,<br />

denn diese altmodischen Titel passen nicht in unsere Zeit. Heute erzähle ich, wie es geschah,<br />

dass ich im Orient ein berühmter Mann wurde und in Bagdad sogar zum Ehrenbürger ernannt<br />

wurde. Es war auf einer meiner Reisen durch den wilden Orient. Ich wollte gerade den Kalifen von<br />

Bagdad besuchen und ihm meine Dienste anbieten, als ich kurz vor der Stadt eine dichte<br />

Nebelwand vorfand. Es mag unglaublich klingen, aber der Nebel war so dicht, dass man kaum die<br />

eigene Nasenspitze erkennen konnte. Und das mitten in der Wüste. Nur ein einheimischer Führer<br />

war in der Lage, mich zum Palast des Kalifen zu bringen. Ansonsten hätte ich den Palast wohl nie<br />

gefunden. Bitterlich weinte der Kalif und klagte mir sein Leid, dass er schon seit Wochen keine<br />

Sonne mehr gesehen habe. Da konnte ich nicht anders, als dem armen Manne zu helfen. Auf<br />

meine Anordnung wurden in der Stadt alle Fischernetze zusammengebunden und in einem<br />

Halbkreis außerhalb der Stadt aufgelegt. Dann befestigte ich am unteren Ende schwere Steine<br />

und am oberen einen großen Schwärm Rebhühner. Als es soweit war, musste die Bevölkerung<br />

von Bagdad Krach erzeugen, um die Rebhühner aufzuscheuchen. Was soll ich euch sagen, in<br />

kurzer Zeit war die Stadt vom Nebel befreit und ich durfte ein Jahr lang Gast des Kalifen sein.<br />

Danach wurde ich, mit Geschenken überhäuft, verabschiedet. Dieser goldene Dolch war ein"<br />

Ehrengeschenk der Bürger Bagdads. Übrigens ist der Nebel nie wiedergekehrt. Davon könnt ihr<br />

euch noch heute überzeugen.<br />

Robert von Münchhausen<br />

A 26 Verfassen Sie einen Text zum Thema: Ein Urururenkel von Münchhausen erzählt!


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 42<br />

13. 3 Texte mit hohem Motivationscharakter<br />

Rätsel (Versteckte Tiere, Entdeckungen,..), Parodien (Grabrede auf<br />

einen Gegenstand, Weltrekorde,... ), Gedichte(Schüttelreime)<br />

Viel Spaß mit der Sprache Spaß mit Tierrätseln<br />

Der Jagufant<br />

Erik Newhost, der bekannte englische Forscher, hat von seiner<br />

letzten Expedition in Borneo sensationelle Berichte und Fotos<br />

mitgebracht. Endlich ist es gelungen, das seit Jahrhunderten<br />

geheimnisumwitterte Lebewesen, den Jagufanten, über längere Zeit<br />

zu beobachten und zu fotografieren. Es handelt sich dabei<br />

offensichtlich um die Kreuzung eines Jaguars, eines Kängurus und<br />

eines Elefanten- Dieses aufrecht gehende, fleischfressende<br />

Raubtier bringt meist zwei Junge zur Weit. Die recht<br />

wollknäuelartigen und blinden Jungtiere verbringen die ersten<br />

Lebenswochen im Kängurubeutel. Der Jagufant geht häufig im<br />

Morgengrauen zur Jagd auf Rebhühner und Kaninchen. Danach<br />

nimmt er ein erfrischendes Bad, staubt seinen Körper mit trockener<br />

Steppenerde ein und verbringt den Rest des Tages in einer<br />

Baumkrone kauernd. Dabei sind schnurrende Laute des<br />

Wohlbehagens zu hören.<br />

Der Jagufant — fotografiert in Borneo am 1. 4. 1988<br />

Wahrscheinlich bist auch du schon recht außergewöhnlichen Tieren begegnet. Berichte über ihr Aussehen<br />

und ihre Lebensgewohnheiten! Bei der Namensgebung können dir folgende bereits entdeckte<br />

Tiergattungen hilfreich sein:<br />

Kro/ko/dil, E/le/fant, Ka/ka/du, Zie/gen/bock, See/lö/we, Schim/pan/se, Pan/da/bär, Ja/gu/ar<br />

Suche die versteckten Tiere!<br />

Am selben Vormittag wollte sich Erich ein Fahrrad anschaffen. Obwohl zuerst sein Papa geizte, kaufte er<br />

doch von einem befreundeten Sensal am anderen Tag ein Rad. Bei seiner ersten Ausfahrt in den<br />

Seilergraben sah er neugierige Leute auf dem Aussichtsturm. Auf der Straße kam ihm der Advokat Zenka<br />

und Freiherr von Bernhard in Erlangen entgegen. Bei einem Meilenstein bockte ein Ross vor dem Radler<br />

und wurde scheu. Ein Wächter mit Energie ging an seine Seite, und es gelang ihm, tapfer den Wagen zu<br />

halten. Das bärenstarke Ross war jedoch auf dem eisernen Kanalgitter gestürzt und kam elend um. Ein<br />

gewaltiger Krach war bis zum Dachstuhl des angrenzenden Hauses zu hören. Steine sah man fliegen, und<br />

es lag ein Mensch lange ausgestreckt da.<br />

A 28 Erfinden Sie einen Text mit versteckten Tieren, Küchengeräten oder Schulsachen.<br />

Zuerst legen Sie eine entsprechende Wörterliste an, dann erst beginnen Sie mit einer<br />

Geschichte!


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PH-Linz Seite 43<br />

13. 4 Parodien<br />

Westernparodie (von Monika Helndl)<br />

Hilflos war er ihm ausgeliefert. Verdammt, er<br />

hätte auf sein Gefühl vertrauen und in seinen<br />

sicheren vier Wänden bleiben sollen. Jetzt war<br />

es zu spät. Mit funkelnden Augen, seiner Beute<br />

sicher, stand ihm der Weiße gegenüber. Mit<br />

diesem Kerl war nicht zu spaßen, ein Meister in<br />

der Handhabung der Waffe, die in seiner<br />

Rechten funkelte und langsam näher kam. Hinter<br />

ihr ein teuflisches Grinsen. George erkannte<br />

seine Ohnmacht. Schweiß perlte von seiner<br />

Stirn. Da gab er jeden Widerstand auf und legte<br />

sich kampflos hin. Der Weiße war einfach der<br />

Stärkere. Der Triumph der Überlegenheit sprühte<br />

aus dessen Antlitz. Jetzt konnte er George fertig<br />

machen. Der riesige Kerl hatte schon mit<br />

teuflischem Spürsinn bemerkt, was in ihm<br />

vorging. Mit betont ruhigem Tonfall sägte der<br />

Weiße: „Sie brauchen nicht nervös zu sein.<br />

Machen Sie bitte den Mund weit auf, damit ich<br />

den Unruhestifter untersuchen kann."<br />

Lebewohl,<br />

ich werde dich nie vergessen! Du hast mir lange<br />

gedient. Du hast dich nicht wichtig gemacht, du<br />

warst wichtig!<br />

Du hast dich für mich aufgeopfert. Weißt du<br />

noch, wie oft ich dich misshandelt habe? Du<br />

wurdest in eine Ecke geschleudert, wenn ich<br />

wütend war. Du wurdest sinnlos bekritzelt, und<br />

manchmal strafte ich dich mit Verachtung.<br />

Wochenlang würdigte ich dich keines Blickes.<br />

Meine Reue kommt zu spät, denn vor einem<br />

halben Jahr bemerkte ich das Schreckliche: Du<br />

wurdest mager, immer magerer. Mit jeder<br />

Woche, die verging, wurdest du dünner und<br />

dünner. Kein Arzt konnte dir mehr helfen. Du<br />

nahmst deine Schmerzen klaglos und tapfer auf<br />

dich. Nach langer Krankheit, die du mit großer<br />

Geduld ertragen hast, bist du nun am 31.<br />

Dezember um 0.00 Uhr verstorben' Meine Trauer<br />

kennt keine Grenzen. Mein Herz bebt vor<br />

Schmerz. Du, mein lieber Kalender, wirst immer<br />

in meiner Erinnerung bleiben.<br />

A 29 Gestalten Sie eine ähnliche Parodie mit einer überraschenden Wende!<br />

13. 5 Zweizeiler<br />

Zweizeiler mit Vornamen<br />

Die Michi von der Heide,<br />

ist eine Augenweide.<br />

Ganz anders ist die Barbara,<br />

die steht auf hübsche Hawara.<br />

Astrid, meistens leicht verträumt,<br />

hat in Mathes viel versäumt.<br />

Bauernregeln<br />

Geht der Traktor aus dem Leim,<br />

bleibt der Bauer halt daheim.<br />

Kommt der Bauer mit den Krücken,<br />

hat er´s wieder mit dem Rücken.<br />

Scheint im Juni sehr viel Sonne,<br />

braucht man keine Regentonne.


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong> Seite 44<br />

Schreiben über sich<br />

Der Zauberspiegel<br />

Als ich 14 war, gefiel ich mir überhaupt nicht, nichts an mir passte mir. Ich wollte so schön sein wie Jessica Alba aus<br />

dem Fernsehen. Meine Mutter aber sagte immer, ich solle froh sein, dass ich nicht eine Schauspielerin sei, weil ich<br />

dann nicht in Ruhe leben könnte. Andauernd werden sie von Fotografen und Reportern verfolgt, versuchte sie mir zu<br />

erklären. Gerade das aber stellte ich mir herrlich vor, wenn Fotos und Berichte von mir täglich in allen Zeitungen und<br />

Zeitschriften wären.<br />

Es war an einem Sonntag. Ich wollte einen Film mit Brad Pitt im Kino<br />

sehen. Beim Weggehen warf ich einen Blick in den Spiegel. Wie<br />

angewurzelt blieb ich stehen. Aus dem Spiegel blickte mir jemand<br />

entgegen, der so aussah wie Jessica Alba. Ich zwickte mich in die<br />

Wange bis es schmerzte. Ich war Jessica Alba! Mein Traum war<br />

Wirklichkeit geworden. Meine Schönheit war wirklich<br />

bewundernswert.<br />

Als ich auf dem Weg ins Kino war, blickten mir viele Menschen nach.<br />

Sie tuschelten und wunderten sich, dass diese berühmte und schöne<br />

Frau in unserer kleinen Stadt war. Die Frauen bewunderten meine<br />

Frisur und meine Kleidung, die Männer meine Figur. Bald tauchten die<br />

ersten Fotografen auf. Sie riefen mir zu, weil sie mich fotografieren<br />

wollten. Auch Zeitungsreporter kamen. Sie stellten mir viele Fragen,<br />

auf die ich keine rechte Antwort wusste. Die Menschen auf der Straße<br />

umringten mich. Sie baten um ein Autogramm. Ich lehnte ab und bat sie, mich weiter gehen zu lassen, weil ich doch<br />

den Film sehen wollte. Aber sie hörten nicht auf und bedrängten mich immer heftiger. Einige bettelten sogar<br />

aggressiv um Geld. Ich konnte mich kaum noch wehren. Schließlich sagte ich, dass ich gar nicht Jessica sei. Niemand<br />

glaubte mir. Irgendwie gelang es mir dann doch, den vielen Menschen zu entkommen. So schnell ich konnte, lief ich<br />

nach Hause. Dort angekommen verzog ich mich unbemerkt auf mein Zimmer und schloss mich ein. Irgendwann<br />

schlief ich erschöpft ein.<br />

Als ich mich am nächsten Morgen aufstand, war mein erster Weg zum Bad. Bevor ich in den Spiegel blickte, musste<br />

ich all meinen Mut zusammennehmen. Hatte ich alles nur geträumt? Mein Leben stand an einer entscheidenden<br />

Wende.<br />

(Nach Bunte Schreibwerkstätte, <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>, Veritas-Verlag)<br />

A 30 Überarbeite Sie den Aufsatz! Das Schülerbeispiel ist gut, aber es würde noch besser<br />

wirken, wenn wörtliche Reden, Gefühltes und Gedachtes im Erzählhöhepunkt eingearbeitet<br />

wären!<br />

Neue Jeans<br />

Vergangenes Wochenende hatte ich von meiner Oma Geld für neue Jeans bekommen. Gleich am Montag ging ich in<br />

ein bekanntes Großkaufhaus, um mir schöne Jeans auszusuchen. Bald hatte ich einige gefunden, die mir gefielen. Ich<br />

nahm sie mit in die Umkleidekabine. Der Reihe nach probierte ich sie an und entschied mich für eine eigenartig<br />

schimmernde blaue, von der ich das Gefühl hatte, dass sie mir besonders gut passen würde. Dann verließ ich die<br />

Kabine und betrachtete mich zufrieden im Spiegel. Irgendwie schien es, als würde mich die Hose verändern. Ich<br />

fühlte mich selbstsicher und zu allerlei Unfug aufgelegt. Mit jeder Bewegung vor dem Spiegel gefiel ich mir mehr.<br />

Noch nie zuvor hatte ich mich so gut proportioniert und schön gesehen. Ich beschloss die Hose zu kaufen und zog<br />

mich in der Kabine um. Auf dem Weg zur Kassa warf ich im Vorbeigehen einen Blick in den Spiegel. Da war zu<br />

meiner Überraschung wiederum nur das von mir zu sehen, was ich schon tausende Male zuvor gesehen hatte. Ein<br />

pummeliger Körper, strähnige Haare und ein Durchschnittsgesicht. …


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong> Seite 45<br />

Wie geht es weiter?<br />

Welche Erklärungen kann es dafür geben? Spukspiegel? Schabernack oder Test? Wie werde ich zu Hause mit<br />

der Hose aussehen?<br />

A 31 Wie kann es weiter gehen? Setze den Textanfang fort! Schildere die Gefühle des Ich-<br />

Erzählers!<br />

14. Beschreibungen der Aufsatzarten und Tipps für die Schreiber<br />

Bericht<br />

Der Bericht ist eine sachliche, genaue und knappe Darstellung eines besonderen Ereignisses.<br />

Die Berichterstatterin, der Berichterstatter tritt in den Hintergrund.<br />

Beim Bericht ist die Angabe aller Einzelheiten wichtig. Auf eine treffende Wortwahl ist zu achten.<br />

Tipps für Schülerinnen und Schüler<br />

• Stelle das Ereignis sachlich und mit vielen Informationen dar!<br />

• Beantworte die wichtigen W-Fragen: Was? Wer? Wann? Wo? Warum? Welche Folgen?<br />

• Die Sprache soll sachlich sein, deine persönliche Meinung ist nicht erkennbar.<br />

• Bau keinen Spannungshöhepunkt wie bei der Erlebniserzählung ein!<br />

• Gib wörtliche Reden indirekt wieder!<br />

So kannst du deinen Bericht gliedern:<br />

• Einleitung: Wann, wer, was, wohin, warum?<br />

• Hauptteil: sachlicher Bericht, was geschah alles, Wichtiges interessant und genau erklären<br />

• Schluss: ein Resümee (zusammenfassende Bewertung) geben<br />

Bewerbungsschreiben<br />

Das Bewerbungsschreiben ist in der Art eines Normbriefes abzufassen.<br />

Im Bewerbungsschreiben wird der Empfänger genau und richtig über die Voraussetzungen und<br />

Fähigkeiten des Bewerbers, der Bewerberin unterrichtet.<br />

Der Form und dem Inhalt kommen für den Erfolg große Bedeutung zu, daher sollte das Schreiben sehr<br />

sorgfältig geplant und ausgeführt werden.<br />

Gliederung:<br />

• Bezug nehmen, z.B. auf ein Inserat<br />

• Interesse am Beruf bekunden<br />

• Gegenwärtige Schulsituation und Lebensplanung beschreiben<br />

• Vorsätze im Fall einer Aufnahme<br />

• Um Antwortbrief und/oder Gespräch ersuchen<br />

Tipps für Schülerinnen und Schüler<br />

• Du bekundest dein Interesse an der Arbeitsstelle und erklärst, warum du dich dafür geeignet fühlst (Anführen<br />

der Ausbildung).<br />

• Du informierst ehrlich und genau und zeigst deinen guten Willen. Du würdest dich bestmöglich einsetzen.<br />

Keine Übertreibungen!<br />

• Achte auf die Schreibung der Anredefürwörter: höfliche Anrede eines Erwachsenen (Sie, Ihnen …) groß,<br />

vertraute Anrede (du, dein …) klein!<br />

• Beachte die Form des Briefes (Ränder, Absätze, gut leserliche Handschrift oder Computerausdruck)!


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong> Seite 46<br />

Bildgeschichte<br />

Eine Bildgeschichte ist im Stil einer Erlebniserzählung abzufassen.<br />

Die meist 3 bis 6 Bilder – mit einer Pointe – geben ein Erlebnis, einen Vorfall wieder.<br />

Die Schreiberin, der Schreiber muss zwar den vorgegebenen Inhalt beachten, soll aber durchaus selbst<br />

Namen,<br />

Zeit, Ort, eine Vorgeschichte und eventuell auch eine Nachgeschichte mit kreativen, eigenen Ideen<br />

ergänzen.<br />

Die Bildgeschichte kann als Ich- oder Er/Sie-Erzählung abgefasst werden.<br />

Tipps für Schülerinnen und Schüler<br />

• Der Leser, die Leserin soll die Geschichte verstehen, auch ohne die Bilder zu kennen.<br />

• Ergänze keine neuen Inhalte, aber Ausschmückungen (Namen, Orte, Zeiten, Situationen, Vor- und<br />

Nachgeschichte)!<br />

• Überlege, welche Bilder den Hauptteil darstellen, beschreibe diese Bilder besonders genau!<br />

Erzähle den Höhepunkt der Geschichte in Zeitlupe!<br />

• Überlege, bevor du zu schreiben beginnst, was deine Geschichte lebendig machen könnte!<br />

Deine Geschichte ist nicht bloß eine Nacherzählung der Bilder, eigene Ideen machen die Geschichte lebendig<br />

und einzigartig. Gib an, was sich „zwischen” den Bildern ereignet!<br />

• Finde eine passende Überschrift, einen interessanten Beginn und Schluss und vielleicht sogar eine<br />

Rahmenhandlung!<br />

• Gib den Personen Namen! Beschreibe auch, was du jeweils aus dem Gesichtsausdruck der einzelnen<br />

Personen „ablesen“ kannst und was ihre Gesten aussagen!<br />

Brief<br />

Der persönliche oder private Brief ist heute an keine festen Vorschriften gebunden.<br />

Für Anrede- und Grußformel gibt es verschiedenste Möglichkeiten. Der Aufbau sollte jedoch gegliedert<br />

sein.<br />

In der Einleitung wird der Anlass des Schreibens deutlich. Im Hauptteil werden die Einzelheiten übermittelt,<br />

hier sollte man auch als Schreiber/in mit bedenken, was die Leserin, der Leser fragen könnte.<br />

Im Schlussteil sollte die Leserin, der Leser noch einmal persönlich angesprochen werden.<br />

Es wirkt unhöflich, wenn das Ende überraschend erfolgt.<br />

Tipps für Schülerinnen und Schüler<br />

• Vermeide Ausbesserungen!<br />

• Achte darauf, dass ein Rand um den Text frei bleibt (zwei Finger breit)!<br />

• Vergiss nicht auf Anrede, Ort und Datum, Grußformel!<br />

• Höfliche Anredefürwörter („Sie“) für Erwachsene sind groß zu schreiben; die vertraute Anrede („du“)<br />

wird klein geschrieben.<br />

Buchkritik<br />

Eine Buchkritik bringt zunächst eine kurze Inhaltsangabe oder Nacherzählung, dann eine Aussage über<br />

die Sprachgestaltung und zuletzt eine persönliche Bewertung.<br />

Unter Sprachgestaltung versteht man:<br />

• Um welche Textart handelt es sich: Kurzgeschichte, Liebesroman, Krimi, Science fiction, …<br />

• Erzählform: Ich-Erzähler, Er/Sie-Form), Erzählverhalten, Erzählperspektive<br />

• Wird Wirklichkeit, Vergangenes oder reine Fantasie dargestellt?<br />

• Wie ist die Einleitung gestaltet, die Personenvorstellung, der Spannungshöhepunkt, der Schluss<br />

Tipps für Schülerinnen und Schüler<br />

• Zuerst gib in einer Inhaltsangabe das Wichtigste der Handlung an! (Inhaltsangabe im Präsens,<br />

Nacherzählung im Präteritum)


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong> Seite 47<br />

• Dann beschreib Sprachgestaltung Textart, Erzählform, Wirklichkeitsdarstellung! Weiters kannst du<br />

auch untersuchen, wie die Einleitung, die Personenvorstellung, die Hinführung zum Spannungshöhepunkt<br />

und der Schluss gestaltet sind.<br />

• Abschließend bewerte das Buch! Gib an, wie es dir gefallen hat, was besonders interessant, spannend,<br />

lustig war, was dir weniger gut gefallen hat. Vergleiche den Inhalt mit dir bekannten ähnlichen Büchern!<br />

Versuche auch deine Bewertung zu begründen!<br />

Charakteristik<br />

Die Charakteristik stellt eine Erweiterung der Personenbeschreibung dar.<br />

In der Charakteristik wird zunächst das Äußere einer Person beschrieben (siehe Personenbeschreibung)<br />

und anschließend deren Charaktereigenschaften, die Erfahrungen, die den Schreiber, die Schreiberin mit<br />

der beschriebenen Person verbinden sowie Dauer und Verlauf der Beziehung.<br />

Danach sollen die Zukunftspläne der charakterisierten Person, ihre Familienumstände und das Verhalten<br />

in außergewöhnlichen Situationen angegeben werden.<br />

Zuletzt kann man angeben, wie man die zukünftige Entwicklung der Person und der Beziehung erwartet.<br />

Tipps für Schülerinnen und Schüler<br />

• Zuerst gib an, um wen es sich bei deiner Beschreibung handelt (Name, Geschlecht, Alter, Größe), dann<br />

beschreibe die äußeren Merkmale genau und gehe in einer bestimmten (z. B. von oben nach unten)<br />

Reihenfolge vor (Körperbau, Gesichtsform, Haare, Haut, Kleidung …)!<br />

• Anschließend gib Informationen über die Wirkung der Person (Haltung, Bewegungen, Gewohnheiten,<br />

Gesichtsausdruck, Stimme …), gib auch Auffälligkeiten und Besonderheiten an, die die Person von anderen<br />

unterscheiden (Brille, Narbe …)!<br />

• Die zweite Hälfte widme den Charaktereigenschaften der beschriebenen Person! Erkläre auch, was dich mit ihr<br />

verbindet, ihre Zukunftspläne, Familienumstände und ihr Verhalten in außergewöhnlichen Situationen!<br />

• Zuletzt gib an, wie du die weitere Entwicklung der Person und der Beziehung einschätzt!<br />

Erlebniserzählung<br />

In der Erlebniserzählung werden nicht nur Informationen über den Hergang einer möglichen oder<br />

tatsächlich erlebten Geschichte gegeben, sondern auch Empfindungen mitgeteilt. Die Gliederung soll die<br />

beabsichtigte Wirkung beim Zuhörer (Freude, Mitleid, Angst) fördern.<br />

Gliederung:<br />

Die Überschrift macht neugierig, aber verrät nicht zu viel.<br />

Die Einleitung informiert kurz über das Wer?, Wann?, Wo? des Ereignisses. Das Was? beginnt.<br />

Der Hauptteil wird von Zeile zu Zeile spannender, interessanter, lustiger.<br />

Wörtliche Reden, Gefühle, Gedanken wiedergeben!<br />

Der Höhepunkt löst die Spannung. Die Lösung der Geschichte liegt vor.<br />

Der Schlussteil rundet die Geschichte ab, es kann auch eine überraschende Wende geben (Pointe).<br />

Der Schlusssatz hält oft fest, was man aus dem Erlebnis gelernt hat.<br />

Tipps für Schülerinnen und Schüler<br />

• Achte auf abwechslungsreiche Satzanfänge! (Nicht immer „Ich“, „Er“ oder „Dann“!)<br />

• Verbinde kurze Gedanken zu einem längeren Satz! Vermeide aber lange komplizierte Sätze! Eine gute<br />

Mischung wirkt interessant. Kurze Sätze ziehe zusammen! Zu lange Sätze trenne dort, wo ein neuer Gedanke<br />

beginnt<br />

• Vermeide unnötige Wortwiederholungen und gleiche Satzanfänge! Suche nach Ersatzwörtern, wenn knapp<br />

hintereinander dasselbe Wort vorkommt!<br />

• Erzähle so, dass es für den Leser interessant oder spannend ist: Beschreibe den Höhepunkt der Geschichte<br />

sehr genau, gib auch Gefühltes und Gedachtes an!<br />

• Die Erlebniserzählung wird im Präteritum geschrieben, im Höhepunkt kann das so genannte szenische<br />

Präsens verwendet werden.<br />

• Verwende nur sehr selten Wörter wie „machen“, „tun“, „sagen“, „gehen“!


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong> Seite 48<br />

Erzählkern zu einer Erzählung ausgestalten<br />

Textsorten-Charakteristik<br />

Eine Erzählkern-Ausgestaltung ist wie eine Erlebniserzählung abzufassen. Erzählkerne sind knappe,<br />

interessante, aussagekräftige Berichte, die das Gerüst des Handlungsverlaufes darstellen. Sie geben<br />

Personen, Ort und Zeit vor. Die Vorgaben sind genau zu beachten, sie können durch eigene Ideen<br />

erweitert, aber nicht verfremdet werden.<br />

Die Erzählperspektive (Sicht, aus der erzählt wird) kann frei gewählt werden: Ich-Erzählung (Person,<br />

Tier, Sache) oder Er/Sie-Erzählung.<br />

• Ich-Form – erzählt wird aus der Sicht der Hauptfigur oder einer beteiligten Person in der Geschichte,<br />

eines Tieres oder eines Gegenstandes.<br />

• Er/Sie-Form – erzählt wird aus der Sicht einer beobachtenden, allwissenden Person, die in der<br />

Geschichte nicht erwähnt wird.<br />

Tipps für Schülerinnen und Schüler<br />

• Lege die Sichtweise fest, aus der die Geschichte erzählt wird. (Ich- oder Er/Sie-Erzählung)<br />

• Oft enthalten die Erzählkerne noch keinen Schluss, den kannst du selbst erfinden.<br />

• Erfinden sollte man auch eine ideenreiche Vorgeschichte<br />

Erzählfortsetzung<br />

Erzählfortsetzungen sind wie Erlebniserzählungen abzufassen. Zum vorgegebenen Erzählanfang oder -<br />

ende soll eine entsprechende Fortsetzung gefunden werden, die möglichst nahtlos an der Vorgabe<br />

ansetzt.<br />

Der vorgegebene Textteil stellt für die SchreiberInnen eine Erleichterung dar, weil sie kein Thema finden<br />

müssen, aber er beinhaltet auch die Aufgabe, den Stil der Vorgabe und die Form (Ich- oder Er/Sie-<br />

Erzählung) beizubehalten.<br />

Originelle eigene Ideen sind erwünscht, wenn sie nicht gegen den Inhalt der Vorgabe laufen.<br />

Der Schreiber, die Schreiberin muss selbst eine Überschrift wählen, am besten nach erfolgter<br />

Textproduktion.<br />

Tipps für Schülerinnen und Schüler<br />

• Lies die Vorgabe mehrmals durch, achte auf inhaltliche Einzelheiten!<br />

• Beachte den Stil der Sprachverwendung, erkenne die Merkmale!<br />

• Stelle die Erzählsicht (Ich/Er-/Sie-Erzählung) fest und führe sie weiter!<br />

Erörterung<br />

Erörtern heißt, zu einer noch unentschiedenen Frage Stellung nehmen, indem die unterschiedlichen<br />

Standpunkte zur Sprache kommen. Der Schreiber begründet nicht nur die Standpunkte, er bewertet sie<br />

auch. Die Ansichten stützen sich auf die Sachkenntnis der Tatsachen (Beobachtungen, Berichte,<br />

statistische Daten, Internetrecherchen, Aussagen von Fachleuten, allgemein anerkannten Normen und<br />

Werten). Die Schlussfolgerungen müssen logisch begründet sein. Gliederung:<br />

Einleitung: Darlegen, worum es geht. (aktueller Anlass, Bedeutung des Themas, Begriffsbestimmung)<br />

Hauptteil: a) mehrere eigene und allgemeine Argumente (Standpunkte + Begründungen) darlegen,<br />

b) erwartete Widersprüche aufzeigen und widerlegen<br />

Schluss: Schlussfolgerungen, Auswirkungen der jeweiligen Standpunkte bewerten, eigene Forderungen,<br />

Wünsche nennen<br />

Tipps für Schülerinnen und Schüler<br />

• Gib an, warum das Thema allgemein und für dich persönlich wichtig ist!<br />

• Gib deine Standpunkte an und begründe sie!<br />

• Führe mögliche Gegenargumente an und entkräfte sie!<br />

• Zeige Zukunftsaussichten und wünschenswerte Entwicklungen auf!<br />

• Gliedere die Erörterung gut und füge Absätze ein!


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong> Seite 49<br />

Exzerpt<br />

Das Exzerpt stellt eine Arbeitstechnik dar, bei der stichwortartig, rationell, zusammenfassend<br />

Informationen aus einem längeren meist sachlichen Text entnommen werden. Die Hauptaussagen des<br />

Textes müssen im Exzerpt enthalten sein. Zur Vorbereitung des Exzerptes wird der Text gelesen,<br />

Unverständliches geklärt, wichtige Fakten und Begriffe unterstrichen, durch Pfeile werden Beziehungen<br />

zwischen Textstellen hergestellt, Teilüberschriften werden gesucht in die das Wichtigste zusammenfassen<br />

eingeordnet wird. Mit Farbe und anderen Gestaltungsmittel kann auch optisch die Übersicht verbessert<br />

werden.<br />

Tipps für Schülerinnen und Schüler<br />

Ein Exzerpt muss die wichtigsten Informationen des zu exzerpierenden Textes enthalten.<br />

Beim Exzerpieren gehe so vor:<br />

• Unterstreiche das Wesentliche und Allgemeingültige, stelle mit Pfeilen Beziehungen her!<br />

• Schreibe Stichwörter und Wortgruppen (keine Sätze) heraus!<br />

• Ordne das Herausgeschriebene übersichtlich, lege Teilüberschriften an, fasse den Inhalt in Wortgruppen oder<br />

sehr einfachen Sätzen zusammen!<br />

• Mit Farbe und anderen Gestaltungen (fett, unterstrichen, Blockschrift) kannst du die Übersichtlichkeit weiter<br />

verbessern.<br />

Fantasieerzählung<br />

Die Fantasieerzählung ist eine frei erfundene Erzählung, die ein unwahrscheinliches Thema behandelt.<br />

Abzufassen ist sie wie eine Erlebniserzählung. Die Geschichte ist zwar fantastisch, besitzt aber eine innere<br />

Logik. Nur einige wenige Gesetze der Wirklichkeit werden in der Geschichte außer Kraft gesetzt. Die<br />

Geschichte wirkt besser, wenn nur ein kleiner Teil fantasievoll ausgeschmückt ist. Meist handelt es sich um<br />

eine Ich-Erzählung.<br />

Tipps für Schülerinnen und Schüler<br />

• Gib bei Verwandlungen an, wie es dazu gekommen ist, was du erlebt hast und wie sich der Zustand wieder<br />

geändert hat!<br />

• Manchmal eignet sich auch ein offenes Ende gut, denn der Leser, die Leserin kann Vermutungen anstellen,<br />

wie es weitergeht.<br />

• Übertreibe mit Augenmaß!<br />

• Skizziere vor Schreibbeginn den Verlauf der Geschichte und ihr Ende!<br />

Gegenstandsbeschreibung<br />

Die Gegenstandbeschreibung ist die sachliche Darstellung der besonderen Merkmale eines Gegenstands,<br />

eines Raumes oder Hauses.<br />

Die LeserInnen sollen sich ein genaues Bild vom Gegenstand machen können, ohne ihn zu kennen.<br />

Gliederung:<br />

• Benennung, Größe, Farbe, Lage<br />

• Einzelheiten (von außen nach innen, vom Auffälligen zum Besonderen oder umgekehrt)<br />

• Material, Farben<br />

• Verwendungszweck…<br />

Tipps für Schülerinnen und Schüler<br />

• Zuerst gib genau an, worum es sich handelt und wo sich der Gegenstand, das Zimmer etc. befindet!<br />

• Dann erkläre Schritt für Schritt alle Einzelheiten!<br />

• Wähle einen sehr sachlichen und knappen Stil, aber achte auf die Vollständigkeit!<br />

Beschreibe anschaulich, wie sich das Material angreift, welche Farben es hat, manchmal auch, wie etwas<br />

riecht!<br />

• Vergiss nicht auf die Beschreibung des Gesamteindrucks und der Bedeutung, den der Gegenstand für dich<br />

hat!


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong> Seite 50<br />

Interview<br />

ReporterInnen versuchen in einem Interview möglichst viel Interessantes von der jeweiligen<br />

Gesprächspartnerin, vom jeweiligen Gesprächspartner zu erfahren.<br />

Fragen werden vermieden, auf die man nur mit Ja oder Nein antworten kann.<br />

Einige Fragen sind vorbereitet und während des Gespräches werden weitere formuliert, die auf die<br />

Antworten Bezug nehmen (Nachstoßfragen). Gute ReporterInnen vermeiden den Eindruck, dass sie bei<br />

den Antworten, die sie bekommen, nicht mitdenken, sie werden aber auch die Interviewten nicht<br />

bloßstellen.<br />

Tipps für Schülerinnen und Schüler<br />

• In einem Interview sollen zwei bis drei Themen zur Sprache kommen. Das heißt aber nicht, dass nur<br />

zwei oder drei Fragen gestellt werden.<br />

• Formuliere jeweils weitere Fragen auf Grund der Antworten zu einem Themenkreis!<br />

• Das Interview soll eine Einleitung (Was Thema ist, was man vorhat) und einen Schluss haben<br />

(Danken für das Gespräch).<br />

• Verwende keine Anführungszeichen, auch wenn es sich hier um wörtliche Reden handelt!<br />

Kochanleitungen<br />

Die Kochanleitung ist die sachliche Darstellung von jederzeit wiederholbaren Vorgängen. Darin<br />

unterscheidet sie sich vom Bericht. Die genaue zeitliche Reihenfolge des Vorganges ist wichtig.<br />

Gliederung:<br />

• Einleitung: Material, Zutaten, Werkzeug, Geschirr, etc.<br />

• Hauptteil: genaue Beschreibung der einzelnen Vorgänge.<br />

• Schluss: Angabe des Ziels, der Ergebnisse, Bewertung, Zweck.<br />

Tipps für Schülerinnen und Schüler<br />

• Zuerst gib genau an, was für den Kochvorgang notwendig ist (Zutatenliste)!<br />

• Dann erkläre in der richtigen Reihenfolge, was zu machen ist!<br />

• Wähle einen sehr sachlichen und knappen Stil, aber achte auf Vollständigkeit!<br />

Gib auch Einzelheiten und „Extras“ an!<br />

• Das Kochrezept kann auf verschiedene Weise geschrieben werden:<br />

mit dem unpersönlichen Fürwort „man“ und im Passiv mit „wird“ oder „ist“ oder mit dem Imperativ.<br />

Kurzgeschichten<br />

Kurzgeschichten sind im Stil von Erlebniserzählungen abzufassen. Jedoch stellen<br />

Kurzgeschichten die künstlerische Wiedergabe eines entscheidenden Lebensabschnittes<br />

(Schicksalsbruches) dar. Zur Charakteristik der Kurzgeschichte gehört ein unmittelbarer Beginn,<br />

ohne lange Erklärungen. Ursachen und Folgen einer Entwicklung bleiben im Dunkeln, die<br />

erzählte Zeit umfasst nur eine kurze Zeitspanne, eine neutrale Erzählhaltung herrscht vor. Die<br />

Hauptpersonen sind keine Helden, sondern Außenseiter der Gesellschaft oder einfache<br />

Menschen. Oft kommt es zu einer überraschenden Wende und meist zu einem plötzlichen Ende<br />

ohne Schlussteil. Ein offenes Ende im Text, soll die gedankliche Weiterführung des Lesers<br />

anregen.<br />

Kriminalgeschichten<br />

Kriminalgeschichten gehören zu den fantastischen Erzählungen.<br />

Sie können entweder als Bericht oder als Kurzgeschichte gestaltet werden. Das heißt, bei einem<br />

Bericht kommt es darauf an, dass möglichst genau (siehe W-Fragen) und chronologisch (der<br />

Reihe nach) bis zur Aufklärung des Falls berichtet wird.


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong> Seite 51<br />

Bei einer Kurzgeschichte kann z.B. mit einem szenischen Einstieg begonnen werden, die<br />

Geschichte wird dann in der Form einer Rückblende aufgerollt und mit einem offenen Ende wird<br />

sie abgeschlossen.<br />

Lebenslauf<br />

Der Lebenslauf ist ein wichtiger Bestandteil einer Bewerbung.<br />

Er soll handschriftlich ausgeführt werden und sachlich die Fakten der Lebensstationen berichten.<br />

Die Tabellenform ist unpersönlicher als die erzählende Form.<br />

Gliederung:<br />

• Zunächst die persönlichen Daten (Name, Geburtsdatum, -ort, Eltern, Geschwister) nennen.<br />

• Danach folgen Angaben über Schul- und Berufsausbildung, ev. berufliche Tätigkeiten.<br />

• Abschließend: private Interessen, Berufswünsche, Zukunftspläne.<br />

Tipps für Schülerinnen und Schüler<br />

• Verfasse deinen Lebenslauf handschriftlich, fehlerfrei, sauber, mit freiem Rand!<br />

• Vermeide Korrekturen!<br />

• Berichte zuerst deine persönlichen Daten, die Familiensituation,<br />

• dann deine Lebens- und Schulstationen, deine Ausbildungs- und Berufsziele<br />

• und zuletzt von deinen schulischen Interessen, Fähigkeiten und privaten Hobbys!<br />

Leserbrief<br />

Der Leserbrief macht es möglich, mit persönlichen Äußerungen zu aktuellen Themen an die Öffentlichkeit<br />

zu treten. Die Medien und politisch Verantwortliche erfahren so von der Wirkung der Berichterstattung bei<br />

den LeserInnen.<br />

Gliederung:<br />

1. Die Überschrift und eine kurze Einleitung geben das Thema an. Bezug zu einem Ereignis<br />

oder Zeitungsbericht oder Kommentar.<br />

2. Die eigene Meinung wird in klaren Argumenten dargelegt.<br />

3. Vorschläge zur Änderung, Aufforderung, Appell.<br />

4. Unterschrift (Adresse)<br />

Tipps für Schülerinnen und Schüler<br />

• Wähle ein Thema, das von allgemeinem Interesse ist und über das du einigermaßen Bescheid weißt!<br />

• Versuche nicht mit deiner persönlichen Lebenssituation zu argumentieren, sondern so, dass es für viele zutrifft!<br />

(Nicht: Ich gehe in die 4. Klasse, daher will ich…)<br />

• Schreib zu Beginn, worauf du dich beziehst! Erkläre, wie die Situation ist!<br />

• Was sollte sich ändern, wie sollte es sein? Formuliere deine Standpunkte und deine Begründungen!<br />

• Was kann und sollte jeder dazu beitragen? Fordere zu etwas (z.B. so soll es werden oder so soll es bleiben)<br />

auf!<br />

Märchen<br />

Realistisches und Magisches liegt beim Märchen auf einer Ebene, Übernatürliches geschieht wie<br />

selbstverständlich, die Umwelt bleibt ausgeblendet.<br />

Das Märchen ist durch einen bestimmten, immer wiederkehrenden Handlungsverlauf, durch das Auftreten<br />

bestimmter Personen und Gegenstände sowie häufig durch altertümliche Sprache gekennzeichnet. In<br />

vielen Märchen werden die LeserInnen gewarnt (eine Lehre steht am Ende).<br />

Neben den traditionellen Märchen gibt es auch Umkehrmärchen, Verwirrmärchen, Fortsetzungsmärchen,<br />

Werbemärchen, Märchen mit Vorgaben (Würfelmärchen), Rätselmärchen etc.<br />

Gliederung:<br />

• Ausgangslage (Mangel, Not)<br />

• Die Schwierigkeiten werden häufig in einem Dreischritt bearbeitet.<br />

• Der Charakter der handelnden Personen entscheidet über ihr Schicksal.<br />

Tipps für Schülerinnen und Schüler


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong> Seite 52<br />

• Vergiss nicht auf den typischen Märchenanfang und -schluss!<br />

• Bei Orten, Personen und Tieren im Märchen handelt es sich um „Typen“. Oft kommt ein Zauberwesen, ein<br />

Zauberding vor, eventuell ein Zauberspruch. Am Schluss steht oft eine Lehre.<br />

• Gliederung: Problem – Lösung – Die Guten erleben ein Happyend, die Bösen werden vernichtet<br />

(Schwarzweiß-Malerei).<br />

Normbrief, Geschäftsbrief<br />

Ein Normbrief (Geschäftsbrief) richtet sich nicht an eine private Adresse, sondern an eine Firma, eine<br />

Organisation, eine Behörde…<br />

Die richtige Gestaltung des Briefkopfs und der (fett gedruckten) Betreffzeile sollen bewirken, dass das<br />

Anliegen des Schreibers, der Schreiberin rasch zur zuständigen Stelle kommt.<br />

Die Platzverteilung von AbsenderIn, Anschrift, Ort, Datum, Anrede und Schlussformel ist genau geregelt.<br />

Der Stil des Briefes soll sachlich und knapp in der Darstellung sein, damit die Bearbeitung erleichtert wird.<br />

Der Text soll zuerst den Sachverhalt darlegen und dann das Anliegen erklären, das anschließend zu<br />

begründen oder beweisen ist.<br />

Tipps für Schülerinnen und Schüler<br />

• Achte auf die Schreibung der Anredefürwörter: höfliche Anrede eines Erwachsenen (Sie, Ihnen …) groß, die<br />

vertraute Anrede (du, dein …) klein!<br />

• Beachte die Form des Briefes: Ränder, Absätze, Vollständigkeit des Briefkopfes, der Anrede und<br />

Schlussformel, gut leserliche Handschrift oder Computerausdruck!<br />

• Verfasse einen klaren, aussagekräftigen, höflichen Briefinhalt!<br />

• Verbinde die Sätze geschickt, vermeide zu viele Sätze, die mit „Ich“ beginnen!<br />

• Beschrifte das Kuvert richtig, beachte dabei Platzverteilung, Reihenfolge der Zeilen …!<br />

Personenbeschreibung<br />

Die Personenbeschreibung ist die sachliche Beschreibung der sichtbaren Merkmale einer Person.<br />

Die Person soll so genau beschrieben werden, dass sie von anderen wiedererkannt wird.<br />

Über den Charakter der Personen wird nichts gesagt.<br />

Gliederung:<br />

• allgemeine Information: Geschlecht, Alter, Kleidung, Haare, Körperbau<br />

• Ausdrucksmerkmale: Haltung, Körperbewegung, Gesichtsausdruck, Stimme<br />

• Besonderheiten, die die Person von anderen unterscheiden: Brille, Narbe, Gewohnheiten<br />

Tipps für Schülerinnen und Schüler<br />

• Zuerst gib an, um wen es sich bei deiner Beschreibung handelt (Name, Geschlecht, Alter, Größe)!<br />

• Dann beschreibe die äußeren Merkmale genau und gehe in einer bestimmten (z. B. von oben nach unten)<br />

Reihenfolge vor (Körperbau, Gesichtsform, Haare, Haut, Kleidung …)!<br />

• Anschließend gib Informationen über die Wirkung der Person (Haltung, Bewegungen, Gewohnheiten,<br />

Gesichtsausdruck, Stimme …)!<br />

• Wähle einen sehr sachlichen und knappen Stil, aber achte auf Vollständigkeit!<br />

• Gib auch Auffälligkeiten und Besonderheiten an, die die Person von anderen unterscheiden (Brille, Narbe…)!<br />

Sage<br />

Im Wesentlichen unterscheidet man zwischen Volks- und Heldensagen.<br />

Die Volkssage berichtet von außergewöhnlichen Ereignissen aus der Geschichte der Heimat.<br />

Oft geht es dabei um Stadtgründungen (Lindwurm von Klagenfurt), eigenartige Felsformationen (Frau Hitt),<br />

um Ereignisse rund um besondere Bauwerke (Der Türmer vom Stephansdom) oder Landschaften (Der<br />

Neusiedler See). Obwohl wie im Märchen übernatürliche Wesen vorkommen (Nixen, Zwerge, Drachen,<br />

Teufel), stehen doch meist einfache Menschen im Vordergrund, deren Schicksal sich im Lauf der Sage<br />

zum Guten oder Bösen wenden kann.<br />

Manches an der Sage kann wahr sein, viele Sagen sind spannend, manche sogar gruselig. Auch heute<br />

entstehen Sagen, sie verbreiten sich lange Zeit mündlich, oft in vielen Ländern gleichzeitig, bis sie eines<br />

Tages aufgeschrieben werden.


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong> Seite 53<br />

Tipps für Schülerinnen und Schüler<br />

So wird eine Sage gegliedert:<br />

• Zuerst erfährt man, wo und wann sich die Geschichte zugetragen hat.<br />

• Einfache Menschen (z. B. Handwerker; ihre Namen werden genannt) stehen im Mittelpunkt, übernatürliche<br />

Wesen stellen sie oft auf die Probe.<br />

• Am Höhepunkt entscheidet sich das Schicksal für oder gegen die Menschen.<br />

• Zuletzt erfährt man, was heute noch an die Sage erinnert.<br />

Spielanleitung<br />

Die Spielbeschreibung ist die sachliche Darstellung von einem wiederholbaren Vorgang.<br />

Die genaue zeitliche Reihenfolge der Vorgänge ist wichtig.<br />

Gliederung:<br />

• Einleitung: Titel, Material, Thema bzw. Art des Spiels.<br />

• Hauptteil: genaue Beschreibung wie das Spiel vor sich geht. Reihenfolge genau beachten.<br />

• Schluss: Ziel des Spieles, persönliche Bewertung.<br />

Tipps für Schülerinnen und Schüler<br />

• Zuerst gib genau an, was für die Durchführung notwendig ist (Materialliste)!<br />

• Dann erkläre in der richtigen Reihenfolge, was zu machen ist!<br />

• Wähle einen sehr sachlichen und knappen Stil, aber achte auf Vollständigkeit!<br />

Gib auch Einzelheiten und „Extras“ an!<br />

• Vergiss nicht auf die Beschreibung des Ziels!<br />

• Die Spielanweisung kann auf verschiedene Weise geschrieben werden:<br />

mit dem unpersönlichen Fürwort „man“ (Man stellt den ersten Spielstein auf das Startfeld.)<br />

im Passiv mit „wird“ oder „ist“ (Der erste Spielstein wird auf das Startfeld gestellt.)<br />

mit dem Imperativ (Stell den ersten Spielstein auf das Startfeld!)<br />

Tierbeschreibung<br />

Die Tierbeschreibung ist eine sachliche Darstellung, die der Personenbeschreibung sehr ähnlich ist.<br />

Der Stil der Beschreibung ist nüchtern und prägnant.<br />

Die Tierbeschreibung wird im Präsens verfasst.<br />

Gliederung:<br />

• Einleitung: Rasse, Name, Alter, Geschlecht, Größe, ungefähres Gewicht…<br />

• Hauptteil: genaue Beschreibung der Merkmale wie Fell, „Zeichnung“, Farben, Körperbau…<br />

• Schluss: außergewöhnliche Merkmale des Tieres wie besondere Gewohnheiten, Verhaltensauffälligkeiten…<br />

Tipps für Schülerinnen und Schüler<br />

• Zuerst gib an, um welches Tier es sich bei deiner Beschreibung handelt (Rasse, Name, Geschlecht, Alter,<br />

Größe, ungefähres Gewicht, …)!<br />

• Dann beschreib die äußeren Merkmale genau und gehe in einer bestimmten (z. B. von oben nach unten)<br />

Reihenfolge vor (Fell, „Zeichnung“, Farben, Körperbau, …)!<br />

• Anschließend gib Informationen über außergewöhnliche Merkmale des Tieres (besondere Gewohnheiten,<br />

Verhaltensauffälligkeiten …)!<br />

Nenne Besonderheiten, die das Tier von anderen unterscheiden!<br />

• Wähle einen sachlichen und knappen Stil, aber achte auf die Vollständigkeit!<br />

Werbung<br />

Textsorten-Charakteristik<br />

Diese Teile soll eine Werbung enthalten:


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong> Seite 54<br />

• Slogans, gut einprägsame Sprüche und Symbole (Firmen-Logos)!<br />

• sachliche und überzeugende Informationen mit bildhaften Ausdrücken, Wortneuschöpfungen,<br />

Wortspielen und einer Aufforderung aktiv zu werden.<br />

• Kontaktadressen, E-Mail-, Telefon-, Fax-Adresse.<br />

• Häufige Wiederholungen des Namens und hervorgehobene Schrift prägen sich gut ein.<br />

• Der Werbung hilft ein Mitmachen bekannter Persönlichkeiten, Humor sorgt für eine gute Stimmung.<br />

Wegbeschreibung<br />

Die Wegbeschreibung ist die sachliche Darstellung, bei der der Weg von einem Ausgangspunkt zu einem<br />

Zielpunkt beschrieben wird. Die genaue Reihenfolge der Anweisungen und die Beschreibung zur<br />

Orientierung ist wichtig.<br />

Gliederung:<br />

• Ausgang: Angaben über Ausgangspunkt, Orientierung im Umfeld, Himmelsrichtung<br />

• Hauptteil: genaue Beschreibung der einzelnen Abschnitte auf dem Weg, Hinweise auf auffällige Stellen<br />

• Ziel: Angaben zur Beschreibung und Lage des Zieles<br />

Tipps für Schülerinnen und Schüler<br />

• Zuerst gib genau an, wo du dich befindest und in welche Richtung du gehen musst!<br />

• Erkläre in der richtigen Reihenfolge, wie man von Wegabschnitt zu Wegabschnitt kommt!<br />

• Gib viele Einzelheiten und gut sichtbare Auffälligkeiten an! Verwende die Himmelrichtungen, Umstandswörter<br />

des Ortes (links, oberhalb, schräg, seitwärts,..), aber auch Umstandswörter der Zeit (danach, hinterher, jetzt,..)<br />

• Vergiss nicht auf die Beschreibung des Ziels, damit man sich sicher gehen kann, es erreicht zu haben!<br />

Zeitungsbericht<br />

Der Zeitungsbericht ist eine sachliche, genaue, detaillierte und doch knappe Darstellung eines besonderen<br />

Ereignisses. Daher kommt es im Zeitungsbericht zu sehr langen informationsdichten Sätzen. Das<br />

Wichtigste des Berichtes steht am Beginn, zum Ende hin verliert die Information an Bedeutung. Der<br />

Berichterstatter tritt in den Hintergrund. Auf eine treffende Wortwahl ist zu achten. Zeitform: Präteritum.<br />

Gliederung:<br />

• Anreißerzeile (erklärt die Hauptschlagzeile genauer)<br />

• Hauptschlagzeile (Headline)<br />

• Zusammenfassung (Summary – das Wichtigste in Kürze, meist fett gedruckt)<br />

• Bericht (Story)<br />

• Name des verantwortlichen Redakteurs<br />

• Bild<br />

• Bildtext<br />

15. Literaturverzeichnis<br />

Beat Mazenauer, Severin Perrig: Wie Dornröschen seine Unschuld gewann, Kiepenheuer, 1995, II 14.787<br />

Buzan, T.: Das kleine Mind-Map Buch, mvg-Verlang, 2005, Landsberg.<br />

DOSTAL, Karl: Aufsatzschreiben leichtgemacht II, Veritas, III/5354<br />

ELLWANGER, W. u. GRÖMMINGER, A. (1977). Märchen - Erziehungshilfe oder Gefahr? Freiburg: Herder.<br />

FETSCHER, I. (1972). Wer hat Dornröschen wachgeküßt? Das Märchenverwirrbuch. Frankfurt: Fischer.<br />

Leimeier, Walter: Einherrenloses Damenfahrrad, Schöningh, Paderborn, 1997.<br />

Mosler, B., Herzolz, G.: Die Musenkussmischmaschine, Verlag Neue deutsch Schule, Essen, 1992, II/12415<br />

<strong>Pramper</strong>, W. u.a.: Deutschstunde 1, 2, 3, 4, Veritas, 2007, Linz.<br />

<strong>Pramper</strong>, W. u.a.: Materialien für den Deutschunterricht 1- 4, Veritas, 2004.<br />

<strong>Pramper</strong>, W. u.a.: Übungsbuch zur Deutschstunde 1, 2, 3, 4, Veritas, 2005, Linz.<br />

<strong>Pramper</strong>, W., u.a.: Deutsch: Mit Bleistift und Papier, Veritas, 2002, Linz.<br />

<strong>Pramper</strong>, W.: Aktiv lernen: Briefe schreiben / Bunte Schreibwerkstätte / Erlebnisse erzählen, Veritas, 2005, Linz.<br />

Rico, G. Garantiert schreiben lernen, Rowohlt, 2004,


Schriftliche Sprachverwendung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong> Seite 55<br />

Riedel, F.X.: Aufsatz lustig leicht gemacht, Auer, Donauwörth, IV/9062a<br />

Sauter, H., Pschibul, M.: Vom Aufsatzunterricht zur sprachlichen Kommunikation, Auer,1976.<br />

Schreiner, Kurt: Der Deutschaufsatz, Falken, 1987, IV/7724<br />

Söllinger, P.: Aufsatzdidaktische Positionen, Erz. und Unterr., 9/83.<br />

Söllinger, P.: Die Deutschschularbeit, Hpthek<br />

Syme, Chr. Kreativer Schreiben, Verlag an der Ruhr, IV/9307<br />

Traxler, H.: Die Wahrheit über Hänsel und Gretel, Rororo, 1978, Reibeck, I/6023<br />

Werder, Lutz von: Lehrbuch des kreativen Schreibens, Schibri Verlag, Berlin, 1993, II/13.750,<br />

16. Anforderungen und Prüfungsfragen<br />

Für die Note im Rahmen des Offenen Unterrichts:<br />

a) Abgabe von 12 frei gewählten Schreibaufträgen in einer nett gestalteten Mappe mit<br />

Deckblatt, Inhaltsverzeichnis,… am letzten Unterrichtstag.<br />

b) schriftliche Prüfung zum Skriptumsteil „Textsortenbeschreibung“:<br />

1. Sie wissen über die Charakteristik und die Besonderheiten der wesentlichen Textsorten,<br />

die in der Hauptschule behandelt werden, Bescheid!<br />

2. Sie sind imstande, Schülern Tipps zu den Schreibaufgaben zu geben!<br />

Für die Note Präsenzunterricht: Mündliche oder schriftliche Prüfung<br />

Prüfungsfragen<br />

1. Stellen Sie die historische Entwicklung des Schreibunterrichtes dar, und beschreiben Sie jenes<br />

Spannungsfeld, in dem der neue Lehrplan zur Aufsatzerziehung entstanden ist!<br />

2. Beschreiben Sie die Idee des „Freien Schreibens“ an Beispielen und begründen Sie die Entwicklung!<br />

3. Zeigen Sie am Thema Ferien die Vielfalt der Möglichkeiten zur Textsortenproduktionen auf!<br />

4. Zeigen Sie die unterschiedlichen Möglichkeiten der methodischen Verfahrensweisen im<br />

Schreibunterricht!<br />

5. Zählen Sie die Gliederungsschritte einer Aufsatzeinheit auf! Erörtern Sie die Schritte an einem<br />

Unterrichtsbeispiel!<br />

6. Stellen Sie verschiedene Formen der Differenzierung im Schreibunterricht vor. Geben Sie dazu<br />

Unterrichtsbeispiele!<br />

7. Geben Sie Beispiele für Schreibimpulse, die zum kreativen Schreiben führen.<br />

17. Bakkaulareatsthemen zur schriftlichen Sprachverwendung<br />

Schreibwerkstätte für Schüler…<br />

• Märchen (Sagen, Fabeln) Gewalt in Märchen, die Sprache der Märchen, Märchen für Kinder,<br />

Märchenprojekte<br />

• Schreibwerkstatt zu verschiedenen Projekten der Lese- und Aufsatzerziehung mit Fabeln,<br />

Kurzgeschichten, Münchhausen, Märchen, ....<br />

• Projektunterricht in der Aufsatzerziehung (Schüler schreiben Hörspiele, Kriminalgeschichten,<br />

Kinderbücher ,...)<br />

• Schüler schreiben Lyrik (Gedichte, Lieder, Balladen, moderne Lyrik)<br />

• Die Zeitung im Unterricht - Unterrichtsprojekte, Lernspiele, Textproduktionen, Unterrichtsbeispiele zum<br />

Thema Zeitung.

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