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SKRIPTUM FÜR H-5-FDES-FD<br />
Prof. PRAMPER WOLFGANG, MSc MAS<br />
S E M I N A R<br />
D I D A K T I K D E R L E I S T U N G S B E U R T E I L U N G<br />
U N D D E S F Ö R D E R U N T E R R I C H T S<br />
D E U T S C H<br />
SEMINARSTOFF<br />
1. 1. Leistungsbeurteilung konkret................................................................................................................................ 2<br />
2. Schularbeiten beurteilen.......................................................................................................................................... 16<br />
3. Die Schularbeitangabe ............................................................................................................................................ 26<br />
4. Diktate bzw. Lernkontrollen im Deutschunterricht ................................................................................................ 30<br />
5. Literaturliste............................................................................................................................................................. 32<br />
6. Testuranforderung................................................................................................................................................... 32<br />
7. Prüfungsfragen........................................................................................................................................................ 32
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 2<br />
1. Leistungsbeurteilung konkret<br />
In keinem Lernbereich ergeben sich so viel Fragen, wie im Leistungsbeurteilungsbereich:<br />
• Wie viele Schularbeiten sind im Semester möglich und wie lange sollen die<br />
dauern? Können sie auch zweistündig sein?<br />
• Welche Textgattungen sind heute noch relevant und welche Alternativen gibt<br />
es zur traditionellen Schularbeit?<br />
• Wo finde ich eine Charakteristik der Textsorten und nach welchen Kriterien sollen<br />
sie beurteilt werden?<br />
• Welche rechtlichen Grundlagen sind bei Schularbeiten zu beachten? Gibt es etwa<br />
eine Rechtsgrundlage für eine „Grammatikschularbeit“?<br />
• Ab wie vielen Fehlern ist eine Schularbeit mit „Nicht genügend“ zu beurteilen?<br />
• Welche Note gilt bei einer Schularbeitenwiederholung?<br />
1.1 Die Bestimmungen der Leistungsbeurteilung mit Bezug auf den Deutschunterricht<br />
In diesem Abschnitt finden Sie alle für den Deutschunterricht relevanten gesetzlichen Bestimmungen<br />
zusammengefasst.<br />
Leistungsfeststellungen<br />
• Der Lehrer hat die Leistungen der Schüler sachlich und gerecht zu beurteilen, dabei die<br />
verschiedenen fachlichen Aspekte und Beurteilungskriterien der Leistung zu berücksichtigen<br />
und so eine größtmögliche Objektivierung der Leistungsbeurteilung anzustreben.<br />
• Maßstab für die Leistungsbeurteilung sind die Forderungen des Lehrplanes unter<br />
Bedachtnahme auf den jeweiligen Stand des Unterrichtes.<br />
Eine detaillierte Rückmeldung über die erreichte Leistung ist wichtig und soll auch bei der Leistungsbeurteilung<br />
im Vordergrund stehen. Klar definierte und rechtzeitig bekannt gemachte<br />
Bewertungskriterien sollen Anleitung zur Selbsteinschätzung sein und Motivation, Ausdauer und<br />
Selbstvertrauen der Schülerinnen und Schüler positiv beeinflussen.<br />
Formen der Leistungsfeststellung<br />
• Schularbeiten, Tests und Diktate dürfen nie für sich allein oder gemeinsam die alleinige<br />
Grundlage einer Semester- oder Jahresbeurteilung sein.<br />
• Über die lehrplanmäßig vorgeschriebenen Schularbeiten und die Leistungsfeststellung auf<br />
Grund der Mitarbeit hinaus dürfen nur so viele mündliche und schriftliche Leistungsfeststellungen<br />
durchgeführt werden, die für eine sichere Leistungsbeurteilung unbedingt notwendig<br />
sind. [SCHUG]<br />
Im Deutschunterricht gibt schriftliche und mündliche Mitarbeit (Lernkontrollen), mündliche Prüfungen,<br />
mündliche Übungen (Redeübungen, Referate), Schularbeiten, Diktate.<br />
Derzeitige Regelung: 2-3 Schularbeiten pro Semester, 30 Minuten Diktatzeit<br />
Mitarbeit der Schüler im Unterricht<br />
Die Feststellung der Mitarbeit des Schülers im Unterricht umfasst den Gesamtbereich der<br />
Unterrichtsarbeit in den einzelnen Unterrichtsgegenständen und erfasst:<br />
a. in die Unterrichtsarbeit eingebundene mündliche, schriftliche Leistungen,
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 3<br />
b. Leistungen im Zusammenhang mit der Sicherung des Unterrichtsertrages einschließlich<br />
der Bearbeitung von Hausübungen,<br />
c. Leistungen bei der Erarbeitung neuer Lehrstoffe,<br />
d. Leistungen im Zusammenhang mit dem Erfassen und Verstehen von unterrichtlichen<br />
Sachverhalten,<br />
e. Leistungen im Zusammenhang mit der Fähigkeit, Erarbeitetes richtig einzuordnen und anzuwenden.<br />
Bei der Mitarbeit sind Leistungen zu berücksichtigen, die der Schüler in Alleinarbeit<br />
erbringt und Leistungen des Schülers in der Gruppen- und Partnerarbeit.<br />
Einzelne Leistungen im Rahmen der Mitarbeit sind nicht gesondert zu benoten.<br />
Aufzeichnungen über diese Leistungen sind so oft und so eingehend vorzunehmen, wie dies für<br />
die Leistungsbeurteilung erforderlich ist. [SCHUG]<br />
Lernkontrollen zur Sicherung des Unterrichtsertrages (z.B. Überprüfungen des zuletzt bearbeiteten<br />
Themas in der Grammatik) darf nicht benotet werden, wohl aber kann der Lehrer Ergebnisse der<br />
Lernkontrolle festhalten und in die „Mitarbeitsnote“ einfließen lassen.<br />
Mündliche Prüfungen<br />
• bestehen aus mindestens 2 voneinander möglichst unabhängigen Fragen;<br />
• jeder Schüler hat einmal im Semester das Recht auf eine "Wunschprüfung" in jedem<br />
Pflichtgegenstand. Er muss die Prüfung so zeitgerecht anmelden, dass die Durchführung<br />
möglich ist.<br />
• Eine mündliche Prüfung muss dem Schüler mind. 2 Unterrichtstage vorher angekündigt<br />
werden. Der Tag der Ankündigung gilt als erster Tag.<br />
• Mündliche Prüfungen dürfen nur während der Unterrichtszeit durchgeführt werden.<br />
• Es ist nach Möglichkeit für mündliche Prüfungen nicht der überwiegende Teil der Unterrichtsstunde<br />
aufzuwenden.<br />
• Stoffgebiete, die länger zurückliegen, sind eher nur übersichtsweise zu prüfen (außer es ist<br />
Voraussetzung für die betreffende Prüfungsaufgabe), Stoffgebiete, die in einem angemessenen<br />
Zeitraum vor der mündlichen Prüfung durchgenommen wurden, eingehender zu prüfen.<br />
• Auf Fehler, die während der mündlichen Prüfung auftreten und die die weitere Lösung der<br />
Aufgabe beeinflussen, ist sogleich hinzuweisen.<br />
• Nicht geprüft werden darf am ersten Unterrichtstag nach unmittelbar mindestens 3 aufeinanderfolgenden<br />
schulfreien Tagen, nach einer mehrtägigen Schulveranstaltung oder einer<br />
mehrtägigen schulbezogenen Veranstaltung. Dies gilt nicht, wenn der Schüler sich freiwillig<br />
meldet. [SCHUG]<br />
Mündliche Prüfungen im Deutschunterricht der 10-14-Jährigen sind sehr selten. Prüfungsgegenstand<br />
können Rechtschreib- oder Grammatikthemen sein. Allerdings sieht der Lehrplan ist eine<br />
besondere Gewichtung dieser Themen bei der Leistungsbeurteilung nicht vor.
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 4<br />
Mündliche Übungen<br />
• Hiezu zählen z.B. Referate, Redeübungen u. dgl.<br />
• Das Thema ist spätestens 1 Woche vorher festzulegen.<br />
• Mündliche Übungen dürfen nur während der Unterrichtszeit durchgeführt werden.<br />
• Sie sollen nicht länger als 10 Minuten dauern.<br />
Sinnvollerweise sind Thema und Termin einer Redeübung wesentlich länger vorher zu vereinbaren.<br />
Schüler sollen in die Kontrolle und Analyse ihrer Arbeitsergebnisse in zunehmendem Maße aktiv<br />
einbezogen werden, damit sie schrittweise Verantwortung für die Entwicklung ihrer eigenen Kompetenzen<br />
übernehmen können.<br />
Auch Präsentationen die im Team (Partner- und Gruppenarbeit) entstanden sind, sollen Teil der<br />
Leistungsbeurteilung sein.<br />
Schriftliche Überprüfungen<br />
• Schriftliche Überprüfungen umfassen ein in sich abgeschlossenes kleineres Stoffgebiet.<br />
• Zulässig sind: Tests, Diktate in der Unterrichtssprache und in den lebenden Fremdsprachen.<br />
• In einem Gegenstand, in dem mehr als eine Schularbeit pro Semester vorgesehen ist,<br />
sind Tests nicht gestattet.<br />
• Schriftliche Überprüfungen sind spätestens zwei Unterrichtstage vorher bekannt zu geben.<br />
• Die Arbeitszeit darf 15 Minuten nicht überschreiten.<br />
• Die Gesamtarbeitszeit aller schriftlichen Überprüfungen darf in jedem Unterrichtsgegenstand<br />
im Semester nicht mehr als 30 Minuten betragen.<br />
• Schriftliche Übungen dürfen nicht an einem unmittelbar auf mind. 3 aufeinanderfolgenden<br />
schulfreien Tagen oder mehrtägigen Schulveranstaltungen folgenden Tag durchgeführt<br />
werden.<br />
• An einem Schultag, an dem schon eine Schularbeit oder schriftliche Überprüfung<br />
stattfindet, darf keine zweite durchgeführt werden.<br />
• Die schriftliche Überprüfung ist im Klassenbuch zu vermerken.<br />
• Aufgabenstellungen sind in vervielfältigter Form vorzulegen.<br />
• Die schriftliche Überprüfungen sind innerhalb einer Woche korrigiert und beurteilt<br />
zurückzugeben (Begründete Ausnahme durch den Schulleiter). Den Erziehungsberechtigten<br />
ist Gelegenheit zur Einsichtnahme zu geben. (Ausnahme eigenberechtigte Schüler, getrennte<br />
Wohnorte Schüler/Eltern) [SCHUG]<br />
In Deutsch dürfen keine Tests durchgeführt werden, Leistungsfeststellungen in Grammatik<br />
können daher nur als Lernkontrollen ohne Benotung durchgeführt werden. Dennoch<br />
kann und soll der Lehrer im Bereich der Beobachtung der Mitarbeit aus allen<br />
Lernkontrollen letztlich eine Note bilden.
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 5<br />
Schularbeiten, allgemein<br />
In der 1. bis 4. Klasse beträgt in jenen Unterrichtsgegenständen, für welche im sechsten Teil<br />
Schularbeiten vorgesehen sind, der Zeitrahmen für deren Durchführung pro Schuljahr insgesamt<br />
vier bis fünf Unterrichtseinheiten und die Anzahl der Schularbeiten vier bis sechs. Im ersten<br />
Lernjahr einer Fremdsprache stehen für drei bis vier Schularbeiten drei bis vier Unterrichtseinheiten<br />
zur Verfügung.<br />
• Der zu prüfende Lehrstoff ist mindestens eine Woche vor der Schularbeit bekannt zu<br />
geben. (Für Deutschschularbeiten gilt dies nur, wenn besondere Arbeitsformen oder besondere<br />
Stoffkenntnisse dies erforderlich machen.)<br />
• Der Stoff der letzten beiden Unterrichtsstunden vor der Schularbeit darf nicht Gegenstand<br />
der Schularbeit sein.<br />
• Termine aller Schularbeiten sind unter Einhaltung der vorgesehenen Frist in das Klassenbuch<br />
einzutragen. Änderungen dürfen nur mit Zustimmung des Schulleiters, sie sind<br />
den Schülern nachweislich bekannt zu geben und im Klassenbuch zu vermerken.<br />
• An einem unmittelbar auf mindestens drei aufeinanderfolgende schulfreie Tage, eine<br />
mehrtägige Schulveranstaltung oder eine mehrtägige schulbezogene Veranstaltung folgenden<br />
Tag darf keine Schularbeit stattfinden.<br />
• Es dürfen nicht 2 schriftliche Leistungsfeststellungen an einem Schultag stattfinden.<br />
• Es dürfen nicht mehr als 2 Schularbeiten in einer Woche stattfinden. Die Woche gilt jeweils<br />
ab dem Tag der ersten Schularbeit.<br />
• Schularbeiten dürfen nicht ab der 5. Stunde stattfinden.<br />
• Aufgabenstellungen und Texte für die Schularbeit sind jedem Schüler in vervielfältigter<br />
Form vorzulegen (Ausnahme: kurze Aufsatzthemen oder Diktate)<br />
• Ein Schüler, der mehr als die Hälfte der Schularbeiten eines Semesters versäumt, muss<br />
diese Schularbeit nachholen.<br />
• Die Schularbeiten sind den Schülern innerhalb einer Woche korrigiert und beurteilt<br />
zurückzugeben. (In begründeten Fällen Ausnahmeregelung durch Schulleiter) Den Erziehungsberechtigten<br />
ist vor Abgabe der verbesserten Schularbeit Gelegenheit zur Einsichtnahme<br />
zu geben.<br />
• Schularbeiten sind nach Ende des Schuljahres ein Jahr aufzubewahren.<br />
• Bei mehr als der Hälfte "Nicht genügend", ist die Schularbeit mit neuer Aufgabenstellung<br />
aus demselben Lehrstoffgebiet einmal zu wiederholen. Die bessere Note ist zur Beurteilung<br />
heranzuziehen. Nimmt ein Schüler nur an einer der beiden Schularbeiten teil, gilt<br />
diese Note. Die Wiederholung ist innerhalb von zwei Wochen durchzuführen.<br />
• Vorgetäuschte Leistungen sind nicht zu beurteilen. Das heißt, wenn nachgewiesen<br />
werden kann, dass geschummelt wurde, gibt es keine Note. Die betreffende Leistungsfeststellung<br />
darf in keine Note einbezogen werden, sie muss erneut abgehalten werde. Ein<br />
nicht lösbares Problem besteht, wenn zwei Schüler fast wortwörtlich das selbe bei einer<br />
Schularbeit geschrieben haben und keiner zugibt, vom anderen abgeschrieben zu haben.<br />
• Leistungsfeststellungen sind prinzipiell während des Unterrichtes durchzuführen. Dies gilt<br />
nicht für Wiederholungs- und Nachtragsprüfungen. Schularbeiten für einzelne Schüler<br />
dürfen auch außerhalb des Unterrichtes nachgeholt werden.
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 6<br />
• Schularbeiten sind im Lehrplan vorgesehene schriftliche Arbeiten zum Zwecke der Leistungsfeststellung<br />
in der Dauer von einer Unterrichtsstunde, sofern im Lehrplan nicht anderes<br />
bestimmt ist. Für den Deutschunterricht sieht der Lehrplan:<br />
• Zeitrahmen für die Durchführung der Schularbeiten pro Schuljahr: insgesamt vier bis fünf<br />
Unterrichtseinheiten und die Anzahl der Schularbeiten vier bis sechs.<br />
• Es sind mindestens 2 Aufgaben mit voneinander unabhängigen Lösungen zu stellen. Dies<br />
gilt nicht für alle Deutschschularbeiten, z.B. Nacherzählung.<br />
Aus der vorgegebenen Schularbeitenanzahl und den dafür vorgesehenen Unterrichtsstunden ergibt<br />
sich, dass auch Schularbeiten in einer halben Unterrichtseinheit möglich sind und auch solche<br />
mit zwei Unterrichtseinheiten.<br />
Z. B. Sechs Schularbeiten im Jahr, zwei davon mit einer halben Unterrichtseinheit oder vier Schularbeiten,<br />
eine davon über zwei Einheiten. In der Regel wird man jedoch Schularbeiten mit einer<br />
Unterrichtseinheit geben.<br />
Von Seiten des Ministeriums gibt es diesbezüglich keine Empfehlungen. Es soll der pädagogischen<br />
Verantwortung des Klassenlehrers überlassen bleiben.<br />
1.2 Die Bildung der Zeugnisnote in Deutsch<br />
Die Zeugnisnote in Deutsch kann nicht aus dem Durchschnittswert der Schularbeiten und Diktaten<br />
gebildet werden. Denn „die Leistungsfeststellungen (Schularbeiten, Texts, Diktat) dürfen nie für<br />
sich allein oder gemeinsam die alleinige Grundlage einer Semester- bzw. Jahresbeurteilung<br />
sein“. „Alle Formen der Leistungsfeststellung (siehe unten) sind als gleichwertig anzusehen. Es<br />
sind jedoch Anzahl, stofflicher Umfang und Schwierigkeitsgrad der einzelnen Leistungsfeststellungen<br />
mit zu berücksichtigen“. [SCHUG]<br />
Zum Zweck der Leistungsbeurteilung dienen:<br />
a) die Feststellung der Mitarbeit der Schüler im Unterricht,<br />
b) besondere mündliche Leistungsfeststellungen<br />
mündliche Prüfungen, mündliche Übungen,<br />
c) besondere schriftliche Leistungsfeststellungen<br />
Schularbeiten, schriftliche Überprüfungen (Tests, Diktate),<br />
d) besondere praktische Leistungsfeststellungen,<br />
e) besondere graphische Leistungsfeststellungen. [SCHUG]<br />
Die Einbeziehung praktischer und graphischer Arbeitsformen, z.B. die Arbeit am Computer oder<br />
projektorientierte Arbeiten in mündliche und schriftliche Leistungsfeststellungen ist zulässig.<br />
[SCHUG]
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 7<br />
1.3 Beurteilungsmodelle für die Bildung einer Gesamtnote<br />
Beurteilungsbereiche in den Lernbereichen<br />
Sprechen<br />
Feststellen der Mitarbeitungsfeststellungen<br />
Mündliche Leis-<br />
freies und vorbereites vorbereitetes Erzählen,<br />
Berichten, Erklä-<br />
Sprechen in Gruppenund<br />
Klassengesprächen ren in der Standardsprache.<br />
in der gehobenen Umgangssprache<br />
Referate<br />
Wortmeldungen bei<br />
Erarbeitungen und Rezitieren<br />
Wiederholungen<br />
Schriftliche Leistungsfeststellungen<br />
Schreiben<br />
Lesen und Verstehen<br />
Projektarbeiten präsentieren<br />
Texte verfassen in Einzel-<br />
Partner- und Gruppenarbeiten<br />
im Unterricht<br />
und zu Hause<br />
Lesefertigkeit (Tempo<br />
und Richtigkeit), Lesefähigkeit<br />
(Sinnentnahme)<br />
Zahl der zu Hause gelesenen<br />
Jugendbücher<br />
Vorbereitetes Lesen<br />
lyrischer und nichtlyrischer<br />
Texte<br />
Bücher mit Leseproben<br />
vorstellen<br />
2-3 Schularbeiten pro Semester<br />
Sprachbetrachtung<br />
und<br />
Rechtschreiben<br />
Wissen über Entstehung<br />
und Wirkung von<br />
Medien und Literatur<br />
Hausübungen<br />
Methodenkompetenz<br />
beim Nachschlagen,<br />
Exzerpieren, Ordnungssysteme<br />
anlegen etc.<br />
Wunschprüfung (?)<br />
Diktate (insgesamt 30 min.)<br />
keine Tests<br />
Lernkontrollen der<br />
Wort-, Satz- und Textgrammatik<br />
Erweiterung des Wortschatzes<br />
und der<br />
Sprachverwendung
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 8<br />
1.4 Die Prinzipien der Leistungsbeurteilung<br />
* "Die Lernbereiche des Deutschunterrichts sind gleichwertig." "Bei der Leistungsbeurteilung sollen<br />
alle vier Lernbereiche berücksichtigt werden." (Lehrplan)<br />
* Die Leistungsanforderungen sind dem Schüler zeitgerecht bekannt. (d.h. bereits in der Jahresplanung<br />
festgelegte Anforderungen z.B. Redeübung, Diktat, Lesestoff, etc. werden möglichst bald<br />
dem Schüler bekannt gegeben).<br />
* Die Kriterien der Beurteilung sind dem Schüler schon vor der Leistungserbringung bekannt, spätestens<br />
mit der Auftragserteilung werden sie dargelegt. (Es ist unzulässig, z.B. erst bei der Begründung<br />
der Note auf die Kriterien hinzuweisen. "Du hättest mindestens fünf Minuten aus dem<br />
vorgestellten Buch vorlesen sollen!")<br />
* Zur Verbesserung der Leistung ist für den Schüler eine detaillierte Bewertung anhand eines Kriterienkataloges<br />
wichtig (Transparenz). Zu verbalen Rückmeldungen sollen auch Mitschüler angehalten<br />
werden.<br />
* In die Note dürfen nicht die äußere Form (Ausnahme Schriftverkehr), das Verhalten des Schülers<br />
oder eine moralische Bewertung der Inhalte einbezogen werden. (Bspl. Referat: Rettet die<br />
Umwelt, schafft das Auto ab.)<br />
Zu unterscheiden sind:<br />
Leistungserhebung, Lernkontrolle - zeigt dem Lehrer und Schüler, inwieweit der neue Stoff verstanden<br />
wird, meist am Ende einer Unterrichtseinheit, häufig Selbstkontrolle.<br />
Leistungsbewertung - ist eine Rückmeldung, die dem Schüler über die Qualität seiner Leistung<br />
Rückmeldung gibt. Verbale Beurteilung, Fehlerzahl.<br />
Leistungsbeurteilung - ist die verpflichtende Beurteilung einer Schülerleistung; die Beurteilung<br />
muss entsprechend angekündigt sein; Aufzeichnungen sind zu führen.<br />
Die drei Bereiche der Leistungsbeurteilung sind:<br />
1. Ständige Beobachtung der Mitarbeit<br />
2. Mündliche Leistungsfeststellungen<br />
3. Schriftliche Leistungsfeststellungen<br />
Testen Sie sich selbst!<br />
Wie viel Lehrer steckt schon in Ihnen? Geben Sie ja oder nein bei den folgenden Fragen an. Begründen<br />
Sie bei Nein-Antworten!<br />
1. Mündliche Prüfung und Schularbeit an einem Tag?<br />
2. Nach den Weihnachtsferien beginnt am Montag die Schule. Kann am Dienstag (engl.), Donnerstag<br />
(Math.) und darauffolgenden Montag (Deutsch) eine Schularbeit angesetzt werden?<br />
3. Zwei mündliche Prüfungen an einem Tag?<br />
4. Redeübung in der 6. Unterrichtsstunde, an einem Montag, 15 min lang?<br />
5. Lehrer: "Morgen prüfe ich Groß- und Kleinschreibung der Verben!"<br />
6. Sechs Diktate im Semester a' 10 min?<br />
7. Drei Schularbeiten (2 Aufsatz- 1 Grammatikschularbeit)?<br />
8. 5 Schüler sollen in einer Stunde je ein Buch vorstellen?<br />
9. Zeugnisnote = Notensumme der Deutschschularbeiten durch Zahl der Schularbeiten.<br />
10. Die zuletzt erbrachte Leistung ist stärker zu berücksichtigen?
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 9<br />
Leistungsbeurteilung im mündlichen Bereich<br />
Redeübungen<br />
Vorübungen für Redeiilungen<br />
Erlebtes und Erfundenes erzählen, Gehörtes und Gelesenes wiedergeben, Rätsel stellen,<br />
Witze erzählen, Spielregeln erklären.<br />
Redeübungen<br />
Themen: Nacherzählen, Erlebnisse erzählen, Bücher vorstellen, 1-lobby vorstellen, Ferienort<br />
-reise vorstellen, Sachbuch vorstellen, tJberzeugungsrede, Sachthema referieren, Persönlichkeiten,<br />
Bilder oder Musik vorstellen.<br />
Zu beachten: Redeübungen wirken aufgrund der “Öffentlichkeit‘ und der Beurteilung<br />
streßförderncj und damit leistungshemmend. Jedoch hat eine demokratische Gesellschaftsform<br />
den Mut zur öffentlichen Au~erung zur Voraussetzung. Redeübungen der<br />
Schüler sind ein wesentlicher Teilbereich der Sprecherziehung, jedoch nur einer von mehreren.<br />
Er ist daher mit Maß und Ziel in den Deutschunterricht aufzunehmen; nicht in jedem<br />
Semester muß der Schüler referieren.<br />
Wichtig:<br />
* Lehrerbeispie]. (So soll dein Referat gestaltet sein! Sehr<br />
heilsam!)<br />
* positiver Verstärker, Sicherheit vermitteln, für Aufmerksamkeit<br />
sorgen<br />
Beispiel für die Gliederung einer Redeübung<br />
Ein Jugendbuch vorstellen -<br />
1. Das Euch (ca 2min)<br />
Titel, Autor, Seitenzahl, Bilder, Kosten, Fortsetzungen, Verfilmungen<br />
Möglicher Beginn: Wie ich zu dem Buch kam! Warum ich dieses Buch ausgewählt habe!<br />
2. Der Buchinhalt (ca 3min)<br />
Worüber das Buch handelt. Welche Personen für das Verständnis des Textauszuges<br />
wichtig sind. Wo und wann die Geschichte handelt. Die wichtigsten Ereignisse bis zur<br />
Textstelle, die vorgelesen wird.<br />
3. Textbeispiel (ca 4inin)<br />
Vortragendes, gut eingeübtes Vorlesen einer interessanten Textstelle. Langsames Lesen,<br />
Blickkontakt suchen. Einführung in die Textstelle, damit sich der Zuhörer auskennt.<br />
4. Bewerten des Buches (ca lmin)<br />
Persönliches Bewerten des Buches mit freien Worten. Begründungen, ev. Textzitate, Bilder<br />
als Beleg. Wem man es weiterempfehlen kann.<br />
Kriterien der Leistungsbeurteilung bei Redeübungen<br />
Körpersprache: Herauskommen, Abgang, Gestik, Mimik, Haltung, Blickkontakt<br />
Stimme: Lautstärke, Tempo, Deutlichkeit, Dialektausdrücke, Verständlichkeit<br />
Sprachlicher Ausdruck: Klarheit, Anschaulichkeit, treffende Wortwahl, rhetorische Mittel<br />
wie Vergleiche, etc.
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 10<br />
Beurteilungaraster für Schüler<br />
Aufbereitung des Themas: Gliederung, Vollständigkeit, Ubersichtlichkeit, Einstieg und AbschluD,<br />
Sachkompetenz<br />
Organisation:<br />
Gestaltung der Anschauungsmittel, Präsentation der Anschauungsmittel,<br />
Vorbereitung der Hilfsmittel, Ref eratsunterlage (Stichwortzettel), Besonderheiten<br />
(Einbeziehung der Zuhörer, Quiz, Arbeitsblatt)<br />
(Buchvorstellung)<br />
Name Vorbereitung<br />
Inhaltsangabe Vorlesen Gesamteindruck Summe<br />
Bewertung<br />
Bewertungsstufen: ++ ‚ + ‚0,—,——<br />
Note<br />
Vorbereitung:<br />
Wirkt der Referent gut vorbereitet? Wurde Buch und ausgewählt? Dauer des Referates?<br />
Inhaltsangabe, Bewertung:<br />
Kennt man sich gut? Bleiben wichtige Fragen offen? tung des Buches ausreichend und<br />
begründet?<br />
Textstelle gut Ist die Bewer<br />
Vorlesen:<br />
Kann man längere Zeit gut zuhören? Versteht deutlich, angemessen schnell? Stockungen?<br />
Versuchter Blickkontakt?<br />
Gesamteindruck:<br />
Weckt das Buch Interesse? Sitzhaltung, Auftritt und Abgang?
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 11<br />
1.5 Beispiel für einen Semesterplan<br />
Name:_______________________<br />
Deutsch / 1. Klasse / Planung des 1. Semesters<br />
Schularbeiten<br />
1. Datum: 22. Okt. Note:_____<br />
Erlebniserzählung Schulbuchseiten 44-48<br />
2. Datum: 29. Nov. Note:_____<br />
Bildgeschichte S. 49 - 53<br />
Diktate<br />
3. Datum:____________ Note:_____<br />
Arbeit mit dem Wörterbuch (94/98)<br />
Groß- und Kleinschreibung (99-106)<br />
Leseprobe<br />
4. a) b) Note:_____<br />
a) einen selbstgewählten und vorbereiteten Text vorlesen<br />
b) einen unvorbereiteten Text vorlesen<br />
Mündliche Mitarbeit<br />
5. a)____, b) _____, c) _____ Note:_____<br />
a) Beteiligung an Unterrichtsgesprächen, Beteiligung bei der Erarbeitung, Wiederholungen;<br />
b) Erzählen und berichten von Erlebnissen; c) Präsentieren von Einzel- und Gruppenarbeiten<br />
Redeübung, Buchvorstellung<br />
6. Datum:____________ Note:_____<br />
Lesen, Lesefertigkeit, Sinnentnahme<br />
7. Note:_____<br />
a) Lesetagebuch: Zahl der gelesenen Bücher<br />
b) Lesetest zur Lesegeschwindigkeit und Sinnentnahme<br />
Arbeitstechniken<br />
8. Note:_____<br />
Nachschlagen im Wörterbuch, Lernkarten anlegen, herausschreiben, zusammenfassen<br />
Arbeitsweise, Hausübungen<br />
9. Note:_____<br />
Durchführung der Hausübungen, Verbesserungen der Ansagen, Hausübungen, Schularbeiten,<br />
Sauberkeit und Vollständigkeit in den Heften, Verlässliche Mitnahme der Arbeitsmittel<br />
Lernkontrollen<br />
10. a) _____; b)______ Note:_____<br />
a) Rechtschreiben: Ansagen aus vorher bekannt gegebenen Wortlisten, Buchtexten, Karteikarten,<br />
b) Sprachlehre: Lernkontrollen von Nomen (S. 170-172), Fürwörter (S. 173-174)<br />
Summe der Fehler bei Ansagen: ______Durchschnitt:______<br />
Semesternote = Notensumme____: 10 Beurteilungen = ___~ ____
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 12<br />
1.6 Häufige Probleme bei der Leistungsbeurteilung<br />
Während Lehrer auf Grund der Rahmenlehrpläne große Freiheiten bei der Gestaltung des Unterrichts<br />
genießen, bestehen im Bereich der Leistungsbewertung viele Bestimmungen (siehe die vorangegangenen<br />
Seiten), die zur Verunsicherung beiragen.<br />
Darüber hinaus tragen auch diese scheinbaren Widersprüche ein Weiteres dazu bei:<br />
Im Lehrplan, in Schulbüchern und während der Lehrerausbildung ist häufig von wichtigen<br />
sozialen Zielen die Rede. Viele Eltern und vor allem die nachfolgenden Schulen haben in erster<br />
Linie nur an messbaren Schulleistungen Interesse.<br />
Die Leistungsbeurteilungsverordnung nennt die Schülermitarbeit als eine der drei Säulen<br />
der Leistungsbeurteilung. Bei Noteneinsprüchen bevorzugt die Schulbehörde jedoch schriftliche<br />
Leistungserhebungen deutlich.<br />
Die im Lehrplan verlangte „Gleichwertigkeit der Lernbereiche“ ist im Bereich der Leistungsbeurteilung<br />
nur schwer durchführbar. Beispielsweise sind Leistungsbeurteilungen im Lesen nur<br />
schwer der Wertigkeit von Schularbeiten gegenüberzustellen.<br />
Im Lehrplan spielt die „Wort- und Satzgrammatik“ eine sehr untergeordnete Rolle. In der<br />
Praxis legen weiterführende Schulen darauf großen Wert. Lehrer der 10-15-Jährigen werden hier<br />
in eine zwiespältige Situation gebracht.<br />
Dass die Kritik an der Leistungsbeurteilung berechtigt ist, erkennen Lehrer in ihrer<br />
täglichen Praxis nur zu gut. Es gibt:<br />
- keine Objektivität - verschiedene Lehrer beurteilen einen Aufsatz anders. Die Beurteilung<br />
kann von Sehr gut bis Nicht genügend schwanken. Drei Notengrade Unterschied sind bei<br />
einer Gruppe von 20 Lehrern die Regel;<br />
- keine Reliabilität - derselbe Lehrer beurteilt dieselbe Arbeit zu verschiedenen Zeiten anders.<br />
Selbst die Reihenfolge der Hefte bei der Aufsatzbeurteilung ist für die Bewertung bedeutsam.<br />
Hefte von Schülern, die im Laufe der Schularbeit spät abgeben wurden, liegen im<br />
Stoß weit oben. Bei den ersten Verbesserungsarbeiten ist die Lehrerin, der Lehrer noch<br />
frisch und die Inhalte sind für ihn interessant.<br />
- keine Validität - Lehrplanziele und Prüfungsinhalte stimmen nicht überein; etwa, wenn das<br />
Lehrplanziel „durch regelmäßige Beschäftigung mit Texten zu einer positiven Einstellung<br />
zum Lesen kommen“ mit einer "Inhaltsangabe zum Buch" gemessen wird.<br />
Dennoch werden Noten von allen Beteiligten gewünscht! Nur 3% der Eltern, Schüler und Lehrer<br />
sind für eine Abschaffung der Noten.<br />
Lehrer wechseln bei verschiedenen Bewertungen die Bezugsnorm. Es gibt die individuelle<br />
Bezugsnorm (Bezug zu vorangegangenen Ergebnissen), der soziale (Bezug zur Gruppe) und<br />
sachliche (Zahl der Regelfehler). Die jeweilige Bezugsnorm ist für Schüler nicht erkennbar und<br />
der Wechsel verunsichert sie.
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 13<br />
Bei Leistungsbeurteilungen erkennt der Lehrer das Nichterreichen der Lehrplanziele vieler<br />
Schüler. Leistungsbeurteilungen haben den Charakter von Defiziterhebungen. Wann immer die<br />
Möglichkeit besteht, sollte die Zahl der richtigen und nicht der falschen Lösungen ausgewiesen<br />
werden.<br />
Noteneinsprüche häufen sich, daher werden oft zu gute Noten gegeben, um Schwierigkeiten<br />
zu vermeiden.<br />
Strategien, um Probleme bei der Leistungsbeurteilung aus dem Weg zu gehen<br />
Tagenszeitungen richten gerne kurz vor Schulschluss ein Telefon-Hotline ein, bei der Leser in der<br />
Redaktion anrufen und mit einem Vertreter der Schulaufsicht sprechen können. Interessante Telefonate<br />
werden tags darauf veröffentlicht. Sehr häufig geht es um Beschwerden aufgebrachter Eltern<br />
über ungerecht erscheinende Noten. Der folgende Text wurde in den Oberösterreichischen<br />
Nachrichten veröffentlicht.<br />
Zeitungsbericht<br />
Ein 14-jähriger Linzer besucht die 4. Klasse Hauptschule St. Martin und könnte, so seine Mutter,<br />
nach den Schularbeitsnoten in Deutsch ein Befriedigend bekommen. Eben habe sie eine Benachrichtigung<br />
erhalten, dass dem Buben ein Nicht genügend drohe, weil er so zerstreut sei. „Die<br />
Schlampereien werden vom Lehrer mit Minuspunkten bewertet, die er in die Deutschnote einrechnet.<br />
Dass mein Sohn jetzt aber einen Fünfer im Jahreszeugnis bekommen soll, finde ich seltsam“,<br />
meint die Linzerin. Landesschulinspektor N.N. erklärte, dass er mit dem betreffenden Lehrer reden<br />
werde.“ (aus den O.Ö. Nachrichten 1987)<br />
Der letzte Satz verheißt nichts Gutes für den Lehrer, obwohl er den Bestimmungen der Leistungsbeurteilung<br />
gerecht wird. Die Zeugnisnote besteht nicht aus dem Durchschnittswert der Schularbeiten,<br />
die Mitarbeit ist in jedem Fall in der Leistungsbeurteilung zu berücksichtigen. Das Unverständnis<br />
auf Seiten der Mutter könnte davon stammen, dass sie nicht informiert wurde oder Informationsmöglichkeiten<br />
nicht wahrgenommen hat, wie die Zeugnisnote gebildet wird. Frühzeitige<br />
und nachweisliche Transparenz verhindert Missverständnisse auf Seiten der Schüler und Eltern<br />
und Schwierigkeiten auf Seiten der Lehrer.<br />
Möglichst frühe Bekanntgabe aller Leistungsbeurteilungen im Semester<br />
Das Bemühen um Transparenz in der Leistungsbeurteilung verringert vermeintliche Ungerechtigkeiten.<br />
Schüler und Eltern sollen bereits am Beginn des Semesters über sämtliche Leistungserhebungen<br />
und deren Wertigkeit für die Zeugnisnote informiert werden. „Überraschungen“ und ein<br />
"Gedränge" am Semesterende sollen vermieden werden. Der Schüler soll die Eigenverantwortung<br />
für die Note erkennen und sich dieser bewusst sein. Siehe „Semesterplan“ auf Seite 8!<br />
Die Kriterien der Beurteilung sind dem Schüler bereits vor der Leistungserbringung bekannt.<br />
Der Schüler erfährt nicht nur, wann er ein Referat zu halten hat, sondern auch genau, was dabei<br />
erwartet wird und nach welchen Kriterien es beurteilt wird. Das selbe gilt für die Schularbeit: Es<br />
verbessert die Zufriedenheit von Lehrern und Schülern, wenn die Textmerkmale, Tipps und der<br />
Beurteilungsraster bereits vor der Schularbeit bekannt gemacht werden.<br />
Noten erläutern<br />
Schüler, Eltern und Lehrer wünschen die Beurteilung der Schülerleistungen, und mit einer verbalen<br />
Begründung. Ein zusätzlicher verbaler Kommentar kann viel von der Schärfe einer Ziffernote<br />
nehmen, er kann auch Hinweise geben, wie es zu einer Verbesserung kommen kann und er kann<br />
Mut machen, dass es beim nächsten Mal besser geht. Die Bewertung sollte immer die Verbesserung<br />
des Schülers zum Ziel haben. Positives soll verstärkt werden. Negative Leistungen sollen klar
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 14<br />
und sachlich aufgezeigt werden. Beschuldigungen und Vorwürfe sind keine angemessenen<br />
Rückmelder.<br />
Beurteilungsfreie Räume schaffen<br />
An Ende einer Produktionsphase muss nicht immer eine Bewertung durch den Lehrer stehen. Eine<br />
Rechtfertigung für die Produktion ergibt sich auch durch die Darbietung vor anderen Schülern,<br />
den Eltern, der Öffentlichkeit, durch eine Kassetten- oder Videoaufnahme, durch das Führen einer<br />
Aufsatzmappe, Ausstellungen, Leserbriefen, Aufführungen am Tag der offenen Tür etc.<br />
Schülermitbewertungen<br />
Vor allem bei mündlichen Leistungsfeststellungen sollte mit zunehmenden Alter auch die Meinung<br />
der Mitschüler eingeholt werden. Die Rückmeldungen der Schüler sind eine wertvolle Hilfe für den<br />
Lehrer und eine Förderung der kritischen, fairen und wohlwollenden Reflexion. Die endgültige<br />
Festsetzung der Note bleibt selbstverständlich in der Hand der Lehrerin und des Lehrers, aber die<br />
verbale Bewertung kann so vorbereitet und objektiviert werden.<br />
Auch nach Textproduktionen ist die Mithilfe der Mitschüler bei der Korrektur und Bewertung äußerst<br />
sinnvoll. Zum einen lernen Schüler die kritische Betrachtung und die Anwendung geeigneter<br />
Kriterien und zum anderen ist es für sie interessant, einmal nicht vom Lehrer bewertet zu werden.<br />
1.7 Die Noten<br />
Österreich ist eines der wenigen Länder, in dem die Lehrer mit einer fünfstufigen Notenskala auskommen<br />
müssen. Es ist nicht leicht, mit diesem Modell das Auslangen zu<br />
finden, ohne Schwierigkeiten bei Bewertung zu haben. Aber weder die 6-<br />
stufige Notenskala in Deutschland noch die 20-stufige in Frankreich lösen<br />
das eigentliche Problem der Lehrer:<br />
Für die meisten Lehrer ist es in der Regel unangenehm, eine schlechte Note<br />
zu vergeben. Denn einerseits erkennt man dabei, dass Lernziele nicht erreicht<br />
wurden, was bei selbstkritischen Lehrern Nachdenklichkeit auslöst,<br />
und zum anderen bedeuten schlechte Noten Frust beim Schüler. Der kann<br />
sich in einer stillen Enttäuschung äußern, aber auch in Wut und Widerstand<br />
– vielleicht sogar durch die Eltern. Wer hat schon gerne Ärger?<br />
Nur zu gerne würde Lehrer mit einem Plus vor der schlechten Note dem Schüler Hoffnung geben<br />
oder mit einem „gerade noch“ in der Art eines väterlichen oder mütterlichen Zeigefingers eine<br />
Warnung aussprechen.<br />
Aber es gibt nur ganze Notenstufen. Diese „Noten“ gibt es nicht:<br />
2-3,<br />
+Befriedigend,<br />
1-,<br />
gerade noch Genügend.<br />
Bewertungen dieser Art würden im Fall eines Einspruchs einen Formfehler zu Lasten des Lehrers<br />
darstellen.
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 15<br />
Beurteilungsstufen (Noten)<br />
Für die Beurteilung der Leistungen der Schüler bestehen folgende Beurteilungsstufen (Noten):<br />
Sehr gut (1), Gut (2), Befriedigend (3), Genügend (4), Nicht genügend (5).<br />
Kriterien<br />
(Erfüllung nach Maßgabe der Erfordernisse des Lehrplanes)<br />
(Übersicht):Beurteilu<br />
ngsstufen (Noten)<br />
Sehr gut (l)<br />
Gut (2)<br />
Erfassung und Anwendung<br />
des Lehrstoffes<br />
und Durchführung der<br />
Aufgaben<br />
weit über das Wesentliche<br />
hinausgehend<br />
über das Wesentliche<br />
hinausgehend<br />
Befriedigend (3) in den wesentlichen<br />
Bereichen zur Gänze<br />
Genügend(4)<br />
Nicht genügend<br />
(5)<br />
in den wesentlichen<br />
Bereichen überwiegend<br />
Eigenständigkeit<br />
deutlich erkennbar<br />
wo möglich, merkliche<br />
Ansätze<br />
merkliche Ansätze<br />
gleichen Mängel in<br />
der Durchführung<br />
aus<br />
Fähigkeit zur selbständigen<br />
Anwendung<br />
des Wissens und<br />
Könnens auf neuartige<br />
Aufgaben<br />
muss vorliegen<br />
(wo dies möglich<br />
ist)<br />
bei entsprechender<br />
Anleitung erkennbar<br />
Fehlen der Erfordernisse für die Beurteilung mit „Genügend"<br />
Die Kriterien der Notenstufen „den Stoff erfassen und anwenden“, „Eigenständigkeit zeigen“,<br />
„Wissen übertragen auf neuartige Aufgaben“ sind sehr streng und anspruchsvoll. Es ist nicht<br />
leicht, Aufgaben immer so zu stellen, dass alle drei Kriterien zur Anwendung kommen. Aufgabenstellungen,<br />
bei denen nur mechanisch auswendig Gelerntes abgeprüft wird, sind jedenfalls zu<br />
vermeiden.
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 16<br />
1. Schularbeiten beurteilen<br />
2.1 Die Kriterien der Beurteilung<br />
Eine Deutschschularbeit ist nach folgenden fachlichen Gesichtspunkten zu beurteilen. Manche<br />
Lehrer gewichten die Teilbereiche gleichmäßig, manche gewichten sie unterschiedlich.<br />
a) Inhalt - Auseinandersetzung mit dem Thema<br />
b) Ausdruck - Wortwahl<br />
c) Sprachrichtigkeit – Stil, Grammatik<br />
d) Schreibrichtigkeit – Rechtschreibung, Satzzeichen<br />
Schularbeiten dürfen nicht ausschließlich nach Art und Anzahl der Rechtschreibfehler beurteilt<br />
werden. Siehe dazu auch das Rundschreiben des bm:bwk 32/2001 in dem auf den § 16 der Leistungsbeurteilung<br />
Bezug genommen wird.<br />
• Themenverfehlung: Falls vom Schüler bei einer schriftlichen Leistungsfeststellung<br />
statt der gestellten Aufgabe anderes bearbeitet wurde, ist zu prüfen, ob im Sinne<br />
der Definition der Beurteilungsstufen (siehe Seite 12) noch von einer Leistung<br />
betreffend die gestellten Anforderungen gesprochen werden kann. Dies gilt auch für<br />
den Fall, dass die Arbeit die gesamte Themenstellung verfehlt.<br />
• Bedenkliche Inhalte: Sachlich vertretbare Meinungsäußerungen des Schülers haben<br />
die Beurteilung auch dann nicht zu beeinflussen, wenn sie von der Meinung<br />
des Lehrers abweichen. [Leistungsbeurteilungsverordnung]<br />
In manchen Schülertexten über Liebes-, Kriminal- oder Horrorgeschichten kommt es zu<br />
Darstellungen oder Ausdrücken, die als anstößig empfunden werden können. Das darf<br />
nicht zwangsläufig eine Abwertung des Inhaltes der Textsorte zur Folge haben. Es geht bei<br />
Schülertexten nicht um eine Bewertung des Textes nach ethischen Gesichtspunkten.<br />
Umgangssprachliche Ausdrücke können in manchen Texten als durchaus treffend gewertet<br />
werden, vor allem, wenn es sich um Beiträge in wörtlichen Reden handelt.<br />
Eine von der Beurteilung gesonderte Rückmeldung über den Inhalt ist in manchen Fällen<br />
durchaus sinnvoll. Siehe Beispiel unten.<br />
• Die Rechtschreibung ist bei schriftlichen Leistungsfeststellungen nach Maßgabe<br />
des Lehrplanes und unter Zugrundelegung der gemeinsamen Absichtserklärung zur<br />
Neuregelung der deutschen Rechtschreibung vom 1. Juli 1996 zu beurteilen. In den<br />
Schuljahren bis 2005/06 sind Abweichungen von der neuen Rechtschreibung, die<br />
der bisherigen Rechtschreibung entsprechen, nach der neuen Rechtschreibung zu<br />
korrigieren, aber nicht als Fehler zu bewerten.<br />
• Fehler besonderer Art<br />
Kommen mehrere Fehler in einem Wort vor, wird ein Fehler gewertet.<br />
Wenn der selbe Fehler mehrmals in einem Text vorkommt, gilt er als ein Fehler.<br />
Bei der Korrektur sollte der Lehrer immer das für die Klasse gültige Wörterbuch verwenden!<br />
Fehler, die in der Pflichtschule zu tolerieren sind:<br />
Früher waren einige Fehlerbereiche von der Bewertung ausgenommen. Viele dieser Fehler<br />
gelten heute auf Grund der Rechtschreibreform nicht mehr. Aber es ist weiterhin sinnvoll,<br />
einige Falschschreibungen nicht als Rechtschreibfehler bei den 10-15-Jährigen zu werten.<br />
• Schwierige bzw. sehr seltene Fremdwörter<br />
• Grenzformen der Beistrichsetzung. Z. B. bei Infinitiv- und Partizipialgruppen, ebenso bei<br />
anreihenden Hauptsatzreihen.
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 17<br />
• Grenzformen der Groß- und Kleinschreibung (etwas anderes : etwas Gutes, von nah und<br />
fern : kam Alt und Jung; alles war grau in grau : ein Gerät in Grau)<br />
• Zweifelsfälle der Getrennt- und Zusammenschreibung (bereithalten : abseits stehen; frei<br />
sprechen (ohne Textzettel), freisprechen (von der Anklage); entgegenlaufen : herunterholen<br />
In die Beurteilung ausdrücklich nicht einfließen darf:<br />
• Äußere Form, ausgenommen Textsorten des Schriftverkehrs<br />
Texte, in denen viele Übereinanderschreibungen, Ausbesserungen u. Ä. zu finden sind<br />
und die Schrift dadurch kaum lesbar ist, führen leicht zu einem schlechten Eindruck<br />
über den Inhalt. Oft wird auch vom Schriftbild auf die Qualität des Inhaltes geschlossen.<br />
(Wirres Schriftbild = wirre Gedanken)<br />
Eine von der Beurteilung gesonderte Rückmeldung über das Schriftbild ist in diesem<br />
Fall sinnvoll. Das entlastet den Frust des Lehrers und gibt dem Schüler eine notwendige<br />
Rückmeldung.<br />
• Rückmeldungen über das Verhalten<br />
Das Verhalten des Schülers in der Schule und in der Öffentlichkeit darf in die Leistungsbeurteilung<br />
nicht einbezogen werden.<br />
Manche Schüler einer Klasse stehen dem Lehrer näher, weil sie gut im Unterricht mitarbeiten<br />
und sich freundlich verhalten. Umgekehrtes gilt natürlich auch für schwierige<br />
Schüler. Die Leistungsbeurteilung darf von solchen Empfindungen nicht beeinflusst<br />
werden. Und zwar weder im positiven noch im negativen Sinn. Es kann auch vorkommen,<br />
dass Lehrer, die aus diesen Überlegungen heraus handeln, hier überreagieren,<br />
das heißt, Schüler denen sie freundlich gegenüberstehen zu streng beurteilen.<br />
• Bevorzugung – Benachteiligung: Der „Halo-Effekt“ („Heiligenschein“)<br />
Nur zu gerne werden Schüler im Gedächtnis der Lehrer in einer bestimmten Noten-<br />
Kategorie gespeichert. Tatsächlich übersehen Lehrer bei Schülern, die sie für gut einschätzen,<br />
mehr Fehler, während sie bei Schülern, die sie für schlechte Rechtschreiber<br />
halten, kaum Fehler übersehen.<br />
Kritische Themen der Beurteilung:<br />
• Schularbeitsangaben : Bei den meisten Schularbeiten werden den Schülern<br />
interessensdifferenzierte Angebote von zwei bis vier unterschiedlichen<br />
Themen zur Auswahl angeboten. Ausnahme sind Nacherzählungen, Inhaltsangaben,<br />
Lebenslauf oder Ähnliches. Eine Schularbeit kann aus einer einzigen<br />
Textaufgabe bestehen (die so genannte eingliedrige Schularbeit) oder<br />
aus mehreren kürzeren Textaufgaben (mehrgliedrige Schularbeiten).<br />
• Grammatikschularbeit? Für manche Lehrer ist die Frage nicht eindeutig<br />
geklärt, ob es eine Grammatikschularbeit gibt, bzw. ob eine Grammatikaufgabe<br />
als Ergänzung zu einem Textauftrag gegeben werden kann. Diesbezügliche<br />
Anfragen beim bm:bwk ergaben, dass laut Lehrplan "Sprachbetrachtung<br />
und Rechtschreibunterricht grundsätzlich in die Handlungszusammenhänge<br />
des Deutschunterrichts einzubinden sind." Diese LP-Aussage in<br />
den Didaktischen Grundsätzen des Deutschunterrichts widerspricht einer eigenständigen<br />
Grammatikschularbeit bzw. Fragestellungen, die unabhängig<br />
von einer Textproduktion sind. [Lehrplan]
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 18<br />
• Noteneinsprüche: Gegen eine Schularbeit kann aus formalen Gründen<br />
(z.B. nach der 5 Unterrichtseinheit, dritte Schularbeit innerhalb einer Woche)<br />
berufen werden. Gegen eine Schularbeitsnote kann nicht berufen werden,<br />
sondern nur gegen den „Bescheid zum Nichtaufstieg“. Im Falle eines Verfahrens<br />
müssen die schriftlichen Arbeiten des Schüler vorgelegt werden und die<br />
schriftlichen Aufzeichnungen des Lehrers. Die häufigsten erfolgreichen Berufungen<br />
kommen auf Grund von Formalfehlern der Lehrer zustande (zu lange<br />
geprüft, zu viele Prüfungen) oder einer unkorrekten Erstellung der Jahresnote<br />
(die Mitarbeit nicht berücksichtigt, nur die Schularbeiten bewertet).<br />
• Schwindeln bei der Schularbeit: Schularbeiten, die zufolge einer vorgetäuschten<br />
Leistung nicht beurteilt werden, sind wie versäumte Schularbeiten<br />
zu behandeln. Unerlaubte Hilfsmittel, deren sich der Schüler bedienen<br />
könnte, sind ihm abzunehmen und nach durchgeführter Leistungsfeststellung<br />
zurückzugeben. [SCHUG]<br />
Beispiele für problematische Beurteilungen<br />
ad d)„Halo-Effekt“<br />
Lehrer, die den folgenden Aufsatz beurteilten, bekamen nach Losentscheid unterschiedliche<br />
Zusatzangaben über den Schüler bzw. die Schülerin. Die Arbeit des Schülers Dominik wurde<br />
im Schnitt um 1,1 Notengrade schlechter beurteilt.<br />
Es handelt sich um eine Bildbeschreibung. Ziel war, möglichst spannend zu schreiben.<br />
A) Zusatzinformation zum Textverfasser Dominik: Es handelt sich um einen schwach begabten<br />
und sehr schlampigen Schüler der 3. Klasse, HS 2. Leistungsgruppe. Zwar sind<br />
gute Ansätze bei ihm vorhanden, aber er versteht es nicht sie zu nutzen. Er liest keine<br />
Jugendbücher und verfügt daher einen schlechten Ausdruck und Stil. Die Eltern (einfache<br />
Arbeiter) zeigen kein Interesse an der Schule. Das Kind wird von zu Hause nicht gefördert<br />
und hat keine Motivation ein schulisches Ziel anzustreben. Seine letzten Schularbeitsnoten<br />
waren 4 und 5.<br />
B) Zusatzinformation zum Textverfasserin Isolde: Die Schülerin ist sehr belesen und verfügt über<br />
einen dementsprechend guten Ausdruck. Sie besucht die 3. Klasse, HS 2. Leistungsgruppe und<br />
möchte früher oder später aufgestuft werden. Das ist auch das erklärte Ziel der Eltern, die sich<br />
sehr um die schulischen Belange ihrer Tochter kümmern. Der Vater ist Arzt und die Mutter AHS-<br />
Lehrerin. Manchmal hat sie einen weniger guten Tag, ansonsten ist sie eine recht ordentliche<br />
Schülerin. Ihre letzten Schularbeitsnoten waren 1 und 2.<br />
Und welche Note würden Sie geben?<br />
Das Schneetreiben<br />
Es war Sonntag. Wir fuhren zu unserem Grund ihn Oberneukirchen. Es war Jänner und blauer<br />
Himmel stand über dem Mühlviertel. Im Auto sangen wir noch fröhliche Lieder. Keiner ahnte was<br />
auf uns noch zukommen sollte. Es war schon dunkel als wir ankamen. "So jetzt brauchen wir einen<br />
freiwilligen der Weißfleckchen, das ist unser Kätzchen trägt. Da der Schnee so hoch lag mussten<br />
wir nämlich die letzten Meter zum Haus zu Fuß zurücklegen. Ich übernahm die Aufgabe und Weißfleckchen<br />
wurde in einen Rucksack eingebettet. Inzwischen fielen die Flocken immer dichter. Als<br />
ich mich auf den Weg machte, kam auch noch Wind auf. Das Schneetreiben wurde immer dichter<br />
und ein scharfer Eißsturm bließ mir ins Gesicht. Weißfleckchen jammerte schrecklich. Ich hielt ihr<br />
meine Hand vors Gesicht. Der Wind zerzauste ihr das Fell. Mit gesenktem Kopf schritt ich vorwärts.<br />
Unser Haus konnte ich im Schneetreiben nur undeutlich erkennen. Erst nach einer langen Weile
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 19<br />
kam ich erschöpft an. Völlig fertik setzte ich die Katze ab und lehnte mich an die Tür. Dieses Erlebnis<br />
werde ich so schnell nicht vergessen.<br />
Durchschnittswert der Beurteilung:<br />
3,5 für Dominik, 2,4 für Isolde<br />
„Ethische Gesichtspunkte“<br />
Auftrag: Schreib eine Geschichte in der Comicfiguren die Hauptrolle spielen. Zunächst verläuft<br />
alles wie immer, die Figuren verhalten sich typisch, dann nimmt die Geschichte eine Wende. Sie<br />
soll anderes als gewöhnlich enden.<br />
Schülertext, Stefan H., 14 Jahre<br />
Das etwas andere Comic<br />
Donald Duck hatte gerade wieder einmal eine Arbeit verloren und möchte Dagobert um etwas<br />
Geld und Arbeit bitten. Der jedoch denkt nicht daran Geld herzuschenken und schlägt ihm Folgendes<br />
vor: Ich kann die Kinder zu mir nehmen, den Rest musst du alleine schaffen!“ Völlig fertig geht<br />
Donald in seine Stammkneipe und bestellt sich eine Flasche Whiskey. Schon etwas angeheitert<br />
tritt er kurze Zeit später wieder auf die Straße und trifft einen Mann mit Mütze: „Hej, Mann,<br />
brauchst du ne´n Job?“, sagte er. „ Wenn du interessiert bist, übermorgen um sieben im Hafen am<br />
Deck 4. Hier hast du einen Vorschuss, aber wenn du nicht kommst hol ich ihn mir wieder. Ich bin<br />
Ganoven-Edi, also keine krumme Touren!“ Donald ging grübelnd nach Hause und überlegte, ob er<br />
den Job annehmen oder lieber sein Haus verkaufen sollte. Während er so nachdachte, kam er an<br />
seinem Lieblingshaus in der Stadt vorbei: dem Bordell. Donald dachte sich, jetzt mach ich erst mal<br />
einen richtig drauf. Er ging gleich zu seiner Lieblingsprostituierten Dixi und bestellte alle Extras, die<br />
sie zu bieten hatte. Und Dixi kannte allerhand, was Männer glücklich macht. Dixi war jedoch eine<br />
ganz schlimme Schlampe, sie holte von der Bar eine Flasche Schampus und tat etwas Gift hinein.<br />
Sie war gerade mitten in ihrer Dienstleistung, als Donald den letzten Schnaufer machte. Sofort<br />
drückte Dixi den kalten Donald von sich und holte aus seinem Matrosenanzug 500 Scheinchen.<br />
Weil sie aber gefälscht waren, landeten Dixi und ihr Zuhälter bald im Gefängnis.<br />
Lehrerkommentar: Du hast die Aufgabenstellung sehr gut getroffen. Deine Geschichte ist wirklich<br />
eine „etwas anderer Comic“. Die Wende ist sehr originell. In deiner Geschichte verwendest du<br />
Ausdrücke und Bilder, die für einen Schüleraufsatz ungewöhnlich sind. Sie erinnern mich daran,<br />
dass du gerne und häufig Nachfilme im Fernsehen siehst.<br />
2.2 Korrekturzeichen<br />
Die Korrekturzeichen sind dem Schüler am besten möglichst früh vorzustellen. Schüler<br />
sollen das Setzen der Korrekturzeichen üben, z. B. bei Korrekturen von Texten der<br />
Mitschüler.
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 20<br />
Mit den folgenden Zeichen können Fehler<br />
angezeigt werden:<br />
Jeder wollte mit ihr<br />
zusammensein, denn in ihrer<br />
GeselVchaft fühlte man<br />
sich wirklich wohl.Eines Tages spazierte<br />
die wohlerzogene Maus über einem<br />
Küchentisch und suchte nach Brotkrumen. Da<br />
stand mit einem Mal die<br />
wilde herum streunende Katze vor ihr, schmutzig<br />
und mit zersaustem Fell. R<br />
„Jetzt", sagte die Katze entschlossen,<br />
„fress ich dich mit Haut und Fell;<br />
und Mäuseschwanz."<br />
„So ist das Leben", seufzt die<br />
Maus. „Wenn nichts 2 Besseres 3<br />
du 1 zu tun hast, dann mach<br />
''schnell. Ich werde mich nicht<br />
wehrenO<br />
Z<br />
F<br />
Das Korrekturzeichen zeigt an:<br />
|Die Wörter gehören getrennt.<br />
V An dieser Stelle fehlt ein Buchstabe oder ein<br />
Wort.<br />
Hier sollte ein Absatz eingefügt werden.<br />
F Zeichen für einen Fallfehler, es müsste „einen"<br />
heißen.<br />
Die Wörter gehören zusammengefügt.<br />
R An dieser Stelle ist ein Rechtschreibfehler.<br />
Ein! Buchstabe gehört ersetzt: z statt s.<br />
An dieser Stelle befindet sich ein unklarer,<br />
unpassender Ausdruck. „Haar" wäre hier treffender.<br />
__ Z Hier wurde die falsche Zeit gewählt.<br />
1 2 3 Die angezeigte Reihenfolge der Wörter<br />
wäre richtig.<br />
O<br />
Hier fehlt ein Satzzeichen<br />
Texte korrigieren<br />
Das Auszeichnen der Fehler muss dem Alter und dem Leistungsvermögen des Schülers angepasst<br />
sein. Das heißt, je größere Probleme der Schüler in der Rechtschreibung hat, um so genauer<br />
muss ihm die Richtigstellung angegeben werden. In höheren Schulstufen und bei guten Rechtschreibern<br />
soll die Selbstständigkeit und Selbstverantwortlichkeit gefördert werden, indem nur das<br />
Fehlerwort durch Unterstreichen gekennzeichnet wird. Gedankenloses Abschreiben soll vermieden<br />
werden.<br />
a) Das Fehlerwort durchstreichen und richtig darüber schreiben.<br />
vergessene<br />
Er wollte das vergesene Buch holen.<br />
b) Den Fehler anzeichnen und den fehlenden Buchstaben darüber schreiben.<br />
s<br />
Er wollte das vergesene Buch holen.<br />
c) Den Fehler anzeichnen.<br />
Er wollte das vergesene Buch holen.
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 21<br />
d) Den Fehler am Seitenrand vermerken.<br />
Er wollte das vergeßene Buch holen.<br />
I ß - ss<br />
e) Das Fehlerwort unterstreichen<br />
Er wollte das vergesene Buch holen.<br />
f) Den Fehler am Zeilenrand vermerken<br />
Er wollte das vergesene Buch holen.<br />
I ss<br />
2.3 Beurteilungsraster<br />
Deutschlehrer haben in den letzten Jahrzehnten die verschiedensten Modelle zur Schularbeitenbeurteilung<br />
entwickelt, mit dem Ziel, die Benotung „objektiver“, „gerechter“ und „transparenter“ zu<br />
gestalten. Zumindest wird das von Schüler so gesehen. Es muss allerdings festgehalten werden,<br />
dass die Punktevergabe mit anschließender Umrechnung in die Gesamtnote natürlich genauso<br />
subjektiv und ungerecht erfolgen kann wie die ad hoc Notenvergabe. Jedenfalls legen Beurteilungsmodelle<br />
die Kriterien des Beurteilers offen und dies ist für Schüler zweifellos wichtig. Schüler<br />
können besser erkennen, wie die Note gebildet wird. Lehrer bedenken bei der Beurteilung verlässlicher,<br />
dass die Gesamtnote der Schularbeit sich aus mehreren Teilbeurteilungen zusammensetzt.<br />
Das sollte auch dazu führen, dass nicht eine bestimmte Fehlerzahl automatisch eine negative Beurteilung<br />
nach sich zieht. Anschließend werden drei Beurteilungsraster vorgestellt.<br />
Beispiel 1 Beurteilungsraster - Erlebniserzählung<br />
Kriterien der Schularbeitenbeurteilung<br />
Inhalt (klar, glaubhaft, Wirkung, Erzählbogen, Länge)<br />
Ausdruck (Stil, Wortwahl, Wiederholungen, Ersatzwörter)<br />
Sprachrichtigkeit (Grammatik, Gedankenfolge, Satzverbindungen)<br />
___ _________________<br />
___ _________________<br />
___ _________________<br />
Schreibrichtigkeit (Rechtschreibung, Satzzeichen, Flüchtigkeitsfehler) ___ _________________<br />
Schwerpunkt: gestalteter Erzählhöhepunkt<br />
Gesamtnote<br />
___ _________________<br />
_____________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________<br />
___________________________________________________________________________
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 22<br />
Beispiel 2<br />
Inhalt<br />
Allgemeiner Beurteilungsraster<br />
Thema gut getroffen, ¦1¦2¦3¦4¦5¦ vom Thema abgekommen,<br />
wirkungsvoller Inhalt<br />
Inhalt ohne Wirkung<br />
ausreichende Länge, ¦1¦2¦3¦4¦5¦ zu kurz, zu langatmig,<br />
erkennbare Gliederung<br />
ohne Gliederung<br />
gut erkennbarer Höhepunkt ¦1¦2¦3¦4¦5¦ Höhepunkt verfehlt Wirkung<br />
Ausdruck<br />
Ausdruck treffend, klar ¦1¦2¦3¦4¦5¦ ungeeignet, missverständlich<br />
Wortwahl abwechslungsreich ¦1¦2¦3¦4¦5¦ Wortwiederholungen<br />
Sprachrichtigkeit<br />
Zeitformen richtig verwendet,<br />
unpassender Zeitwechsel,<br />
Konjunktiv richtig eingesetzt ¦1¦2¦3¦4¦5¦ Indikativ statt Konjunktiv<br />
Man kennt sich gut aus,<br />
Wortstellung falsch,<br />
Gedankenfolge richtig ¦1¦2¦3¦4¦5¦ Unklarheiten<br />
Sätze geschickt verbunden,<br />
gleiche Satzanfänge,<br />
abwechslungsreiche Anfänge ¦1¦2¦3¦4¦5¦ gleichförmiger Satzbau<br />
Schreibrichtigkeit<br />
Rechtschreibfehler ¦1¦2¦3¦4¦5¦ z.B. Großschreibung<br />
Zeichensetzung ¦1¦2¦3¦4¦5¦ z.B. Beistrich<br />
Flüchtigkeitsfehler ¦1¦2¦3¦4¦5¦ z.B. Auslassungen<br />
Schwerpunktziele der Textsorte<br />
Merkmale der Textsorte erkennbar ¦1¦2¦3¦4¦5¦ nicht gut erkennbar<br />
Was in der Vorbereitung geübt wurde ¦1¦2¦3¦4¦5¦<br />
nicht deutlich erkennbar<br />
Summe:________ Note:__________________________________________<br />
Kommentar:___________________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________________________<br />
Rechtschreibübung:<br />
__________________________________________________________________________<br />
NOTE Sehr gut Gut Befriedigend Genügend Nicht genügend<br />
AHS/I. Lstgr. 13-17 18-23 24-29 30-35 36-65<br />
II. Lstgr. 13-19 20-26 27-33 34-40 41-65<br />
III. Lstgr. 13-21 22-30 31-39 40-48 49-65<br />
Notenspiegel der Klasse<br />
Anzahl: ¦ ¦ ¦ ¦ ¦ ¦<br />
Note: ¦1 ¦2 ¦3 ¦4 ¦5 ¦
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 23<br />
Beispiel 3<br />
Beurteilungsraster - Erlebniserzählung<br />
Name Note SR* (12 Pkte) SR** (8 Pkte) Ausdruck** (8) Inhalt** (12)<br />
Note<br />
Gesamt–Punkte<br />
Fehler<br />
Wortzahl<br />
RS-Punkte<br />
Zeitfehler<br />
Fall- und Zahlfehler<br />
Fehler im Wort (z.B Abwandlung)<br />
Fehler im Satz<br />
Wortwahl<br />
Wortwiederholung<br />
abwechslungsreicher Satzbau<br />
sprachliche Wirkung<br />
Thema getroffen<br />
Thema: logisch, realistisch<br />
Inhalt: zusammenhägend – sprunghaft<br />
Inhalt: ausführlich – Unwichtiges<br />
Gliederung erkennbar<br />
Gliederung: wirkungsvoller Höhepunkt<br />
* Rechtschreibpunkte siehe Tabelle<br />
** Für jeden Teilbereich werden 2 (großteils erfüllt) oder 1 (teilweise erfüllt) oder 0 (nicht erfüllt) Punkte vergeben.<br />
Rechtschreibpunkte<br />
1. Lstgr. 2. Lstgr. 3. Lstgr.<br />
1./2. Kl. - 150 - 200 - 250 - 300 - 350 - 150 - 200 - 250 - 300 - 350 - 150 - 200 - 250 - 300 - 350<br />
3./4. Kl. - 180 - 230 - 280 - 330 - 380 - 180 - 230 - 280 - 330 - 380 - 180 - 230 - 280 - 330 - 380<br />
Pkte Fehler Fehler Fehler<br />
12 0 0 0 0 0 0 0 0-1 0-2 0-3 0 0-1 0-2 0-3 0-4<br />
11 -- 1 1 1 1 1 1 2 3 4 1 2 3 4 5<br />
10 1 2 2 2 2 2 2 3 4 5 2 3 4 5 6-7<br />
9 2 -- 3 3 3 3 3 4 5 6-7 3 4 5 6-7 8<br />
8 -- 3 -- 4 4 -- 4 5 6 8 4 5 6 8 9<br />
7 3 4 4 5 5 4 5 6-7 7-8 9 5 6-7 7-8 9 10-<br />
11<br />
6 4 5 5 -- 6 5 6 8 9 10- 6 8 9 10- 12<br />
11<br />
11<br />
5 -- -- 6 6 7 6 7 9 10 12 7 9 10 12 13<br />
4 5 6 -- 7 8 -- 8 10 11 13 8 10 11 13 14-<br />
15<br />
3 6 7 7 8 9 7 9 11 12- 14- 9 11 12- 14- 16<br />
13 15<br />
13 15<br />
2 -- 8 8 9 10 8 10 12 14 16 10 12 14 16 17-<br />
18<br />
1 7 -- 9 10 11 9 11 13 15 17 11 13 15 17 19<br />
0 8 9 10 11 12 10 12 14 16 18 12 14 16 18 20<br />
Inhalt<br />
12<br />
AHS/1. Lstgr.<br />
-----------------------------<br />
38 – 40<br />
32 – 37<br />
26 – 31<br />
20 – 25<br />
0 – 19<br />
Ausdruck<br />
Sprachrichtigkeit<br />
8<br />
8<br />
2. Lstgr.<br />
----------------------------<br />
36 – 40<br />
30 – 35<br />
23 – 29<br />
16 – 22<br />
0 – 15<br />
Rechtschreibung<br />
12<br />
3. Lstgr.<br />
----------------------------<br />
32 – 40<br />
25 – 31<br />
18 – 24<br />
12 – 17<br />
0 – 11<br />
Summe<br />
40<br />
Note<br />
--------------------<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Genügend<br />
Nicht genügend
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 24<br />
2.4 Texte beurteilen<br />
Beispiel einer Aufsatzkorrektur und -beurteilung. Der Schüler besucht die 7. Schulstufe in<br />
der 1. Leistungsgruppe Hauptschule.<br />
Auftrag: Ergänze den vorgegeben Titel und verfasse eine Satire! Mach dich über fragwürdige<br />
Entwicklungen oder Missstände in unserer Konsumgesellschaft lustig! Übertreibe mit spöttischen,<br />
ironischen Worten, schreib aber keine Unsinnigkeiten!<br />
A) Ihr Reisebüro empfiehlt Ihnen diesmal „.........“! (Fremdenverkehrsprospekt)<br />
Ihr Reisebüro empfiehlt Ihnen diesmal „Industriedorf“!<br />
Sie haben genug von öden Sandstränden und glühender<br />
Sonne die ja doch früher oder später zu Hautkrebs führt?<br />
Dann nicht wie nach Industriedorf! Es gibt nichts schöneres,<br />
als in Industriedorf seinen Urlaub zu verbringen. Lassen Sie<br />
von den toten Enten und ölverseuchten nicht irritieren! Folgen<br />
Sie deren Beispiel auch und nehmen sie ein Ölbad. Es<br />
tut Ihrer Haut wohl und erspart die Hauptcreme. Industriedorf<br />
ist herrlich naturverbunden und ein Vollgenuss für Ihre<br />
Augen. Aus ungefilterten Fabrikschloten kommt gelber, weißer<br />
und rotgrauer Rauch. Machen Sie Ihrer Lunge eine Ü-<br />
berraschung und kommen Sie zur Kur nach Industriedorf!<br />
Sie hat es sich verdient! Für Ihren verwöhnten Gaumen<br />
warten echte Fische, die an Umweltkatastrophen zugrunde<br />
gegangen sind, nur darauf von Ihnen verschbeißd zu werden.<br />
Bei uns kommt nur garantiert biofreies auf den Tisch!<br />
Natürlich bekommen Sie auch eine interessante Hautfarbe:<br />
Feinstes Silbergrau mit blassgelben Tupfen. Unser Motto<br />
lautet: Wer einmal in Industriedorf war, der kommt bis an<br />
sein baldiges Lebensende immer wieder zurück! Zeigen Sie<br />
Ihrer Familie die letzten Industrieschönheiten dieser Welt.<br />
Industriedorf macht Schluss mit ungetrübter Bergluft und<br />
klaren Quellen! Machen Sie mit!
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 25<br />
2.4 Wie Schularbeiten überarbeitet und verbessert werden können<br />
Bei der Nacharbeit zu einer Schularbeit ist zwischen den Begriffen<br />
Richtigstellung (Fehlerwörter richtig schreiben),<br />
Überarbeitung (eine überarbeitete und sauber gestaltete Reinschrift) und<br />
Verbesserung (Übungen zu den Fehlern) zu unterscheiden.<br />
Ohne Anleitung führen viele Schüler wenig förderliche „Verbesserungen“ durch, indem<br />
die ohne zu denken das Fehlerwort dreimal schreiben. Das kann dann zu solchen Beispielen<br />
führen:<br />
...beim arbeiten...: Arbeiten, Arbeiten, Arbeiten<br />
...ich hoffe, das ich komme...: dass, dass, dass<br />
Viele Übungen zur Verbesserung ergeben sich erst aus dem konkreten Fehlerbeispiel.<br />
Eine sinnvolle Verbesserung mit einer anschließenden Reinschrift ist eine sehr aufwändige<br />
Arbeit und sollte daher entsprechend "honoriert" werden. Es ist pädagogisch<br />
und didaktisch sinnvoll, wenn Schüler eine Aufsatzmappe mit den Reinschriften ihrer<br />
Texte führen. Die Mappe sollte über vier Jahre geführt werden, am Ende haben Schüler<br />
eine Sammlung schön gestalteter und fehlerfreier Texte, die auch eine nette Erinnerung<br />
darstellen.<br />
Möglichkeiten, um Rechtschreibfehler zu verbessern:<br />
• Fehlerwörter in verschiedene Wortgruppen einkleiden (3-5 Beispiele)<br />
• Zu Fehlerwörtern weitere Wörter der Wortfamilie, Wortverbindungen, Ableitungen,<br />
Konjugationen, Deklinationen suchen: Fahrrad: Fernfahrer, Radfahrer, verfahren,<br />
ausfahren, ich fahre, du fährst,... das neue Fahrrad) (3-5 Beispiele)<br />
• Fehlerwörter in Sätzen verwenden (3 Beispiele)<br />
• Fehlerwörter in kleinen Gruppen (3-5) auswendig lernen und aufschreiben<br />
• Wörter in ein Fehlerheft eintragen, dieses dient als Übungsmaterial für Partnerdiktate<br />
• Übungen im Sprachbuch zum Thema des Fehlers durchführen, ebenso in Lernsoftwareprogrammen.<br />
Ausdrucksfehler<br />
• Die Sätze überarbeiten, neu formulieren, die Hilfe eines Mitschülers in Anspruch<br />
nehmen.<br />
• Die Wörter der Wortfamilie sammeln, Synonyme finden (Thesaurus verwenden).<br />
• Die Wortbedeutung mit Hilfe des Wörterbuches klären.<br />
Stilfehler, Wiederholungen<br />
• Zu Sätzen oder ganzen Absätzen zwei neue Varianten finden, die Beratung eines<br />
Mitschülers in Anspruch nehmen.<br />
• Aufsatzteile oder ganze Aufsätze von sehr guten Schülerarbeiten übernehmen.<br />
Zeichen-, Grammatikfehler<br />
• Nur sinnvoll, wenn Fehler in ganzen Sätzen verbessert werden.<br />
• Mehrere analoge Beispiele bilden.<br />
• Übungen aus dem Sprachbuch zum Thema des Fehlers durchführen.
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 26<br />
2. Die Schularbeitangabe<br />
3.1 Schularbeiten vorbereiten<br />
Schularbeiten sollen aus dem vorangegangenen Unterricht hervorgehen. In der mittelfristigen Planung<br />
(zirka 6 Unterrichtswochen) beendet die Durchführung einer Schularbeit diesen Abschnitt.<br />
Die Schularbeit stellt an Schüler vielseitige Ansprüche: Die Zeit muss gut eingeteilt werden, ein<br />
geeigneter und (den Lehrer) ansprechender Inhalt gefunden werden, die Arbeit gut gegliedert<br />
sein, eine gefälliger Textanfang gefunden werden, der Text leserlich geschrieben und Rechtschreibung,<br />
Grammatik und Satzzeichen kontrolliert werden.<br />
Kein Wunder, dass die Schularbeiten von vielen Schülern als besondern anstrengend empfunden<br />
werden. Grund genug, um die Textsorten der Schularbeit vorher ausreichend und ohne Beurteilung<br />
zu üben. Eine Probeschularbeit könnte dem Schüler zeitgerecht rückmelden, wie gut er<br />
bereits die Aufgabenstellung bewältigt. Die fiktive Beurteilung bei dieser Arbeit wird nicht in die<br />
Semesterbeurteilung berücksichtigt.<br />
3.2 Beispiel einer Probeschularbeit:<br />
Wähle zwei Aufgaben und führe sie jetzt im Unterricht aus; zwei weitere als Hausübung!<br />
A) Schreibe das Märchen weiter!<br />
Ein junger Bauer, dem es in der Wirtschaft nicht recht<br />
vorwärtsgehen wollte, saß auf seinem Pfluge und ruhte<br />
sich einen Moment aus. Da kam eine alte Hexe angeschlichen<br />
und rief ihm zu: „Was plagst du dich und bringst<br />
es doch zu nichts?" Gehe zwei Tage geradeaus, bis du an<br />
eine große Tanne kommst, die frei im Walde steht und<br />
alle anderen Bäume überragt. Wenn du sie fällst, wirst du<br />
dein Glück machen." Der Bauer ließ sich das nicht zweimal<br />
sagen, nahm sein Beil und machte sich auf den Weg.<br />
Nach zwei Tagen fand er die Tanne und ging sofort daran,<br />
sie zu fällen. In dem Augenblick, als sie umstürzte, fiel<br />
aus ihrem Wipfel ein Nest mit zwei Eiern heraus. Sie rollten<br />
auf den Boden und zerbrachen, und aus dem einen Ei<br />
schlüpfte ein junger Adler, aus dem anderen fiel ein kleiner<br />
Ring. Der Adler rief: „Du hast mich erlöst! Nimm zum<br />
Dank diesen Ring! Wenn du ihn am Finger umdrehst und dabei einen Wunsch aussprichst, wird er<br />
alsbald in Erfüllung gehen. Aber es ist nur ein einziger Wunsch im Ring. Darum überleg ihn dir<br />
gut, damit es dich nachher nicht reut!"<br />
B) Schreibe ein Rätsel über ein dir bekanntes Märchen!<br />
C) Schreibe ein Rätsel über eine bekannte Märchenfigur!<br />
D) Vorgegeben ist der Mittelteil eines erfundenen Märchens. Schreibe den Anfang und das<br />
Ende des Märchens!<br />
... Da erblickte er den fauchenden Drachen und verspürte wirklich nicht die geringste Angst. Das<br />
tapfere Bäuerlein lief auf den Drachen zu, setzte zu einem mächtigen Hieb mit dem Zauberschwert<br />
an und traf den Drachen an seiner verwundbarsten Stelle. Tödlich getroffen, stürzte das<br />
Ungetüm in die Schlucht. Voller Stolz näherte sich nun der tapfere Bauer der Drachenhöhle, um<br />
die gefangene Prinzessin zu befreien. Sicher würde sie ihm gleich dankbar in die Arme fallen. A-<br />
ber nichts dergleichen geschah, denn die wunderschöne Prinzessin näherte sich zornbebend dem<br />
tapferen Helden und schrie ihn an: „ ...
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 27<br />
E) Welche Märchenfigur ist das?<br />
Er ist zwar schlau und einfallsreich, kann aber nicht bis sieben zählen.<br />
• Sie ist ein faules Mädchen, das keinen Apfel aufheben will.<br />
• Einem schmutzigen Mädchen helfen Tiere bei der Hausarbeit, damit es rascher fertig wird.<br />
• Der Grauhaarige macht sich mit anderen Tieren auf, um einen Platz für den Rest seines<br />
Lebens zu finden.<br />
3.3 Die eingliedrige Schularbeit<br />
Die Aufgabenstellung einer Schularbeit muss möglichst einfach und eindeutig formuliert sein, denn<br />
im Prüfungsstress kommt es leicht zu Missverständnissen.<br />
Schularbeit: Wähle ein Thema aus!<br />
A) Verfasse einen Märchentext in dem die Wörter der ersten oder der zweiten Zeile vorkommen!<br />
Du kannst die Wörter in beliebiger Reihenfolge verwenden. Unterstreiche sie, wenn du mit deiner<br />
Geschichte fertig bist!<br />
• ein blindes Mädchen, alter Zauberer, tiefer Wald, Kater, Ring<br />
oder<br />
• ein hässlicher Zwerg, Drache, großes Schloss, Esel, goldene Krone,<br />
B) Setze das Märchen fort!<br />
Vor langer, langer Zeit lebte einmal eine traurige Prinzessin auf dem Schloss ihres Vaters. Der<br />
war immer sehr beschäftigt, denn er hatte ein großes Königreich zu verwalten. Die Mutter der<br />
Prinzessin war bei der Geburt ihrer Tochter gestorben, und auch sonst hatte sie niemanden, dem<br />
sie ihren Sorgen hätte erzählen können. So lebte sie tagein, tagaus einsam in ihrem Zimmer auf<br />
dem Schloss. Eines Tages sah sie durch ihr Fenster einen gar seltsamen Buben im Schlosshof<br />
spielen, den sie noch nie zuvor gesehen hatte. „Wer bist du, rief sie hinunter?“ Aber niemand antwortete<br />
ihr. Der Knabe hatte nicht einmal den Kopf nach ihr umgedreht. Das ärgerte die Prinzessin<br />
maßlos und so lief sie hinunter, um den ungezogenen Buben zur Rede zu stellen. ...<br />
C) Erfinde ein Märchen in dem dieses Bild vorkommt!<br />
Grafik: Märchenszene<br />
ein Mädchen steht vor einem Esel, einem Fuchs und einem Raben.<br />
Waldszene, Mädchen ohne Schuhe, arm und hungrig dreinschauend<br />
im Hintergrund eine Art Hexenhütte, Rauch aus dem Rauchfang<br />
3.4 Die mehrgliedrige Schularbeit<br />
Bereits 1985 wurde vom bm:bwk angeregt, auch mehrgliedrige Deutschschularbeiten zu geben,<br />
ähnlich den Englischschularbeiten. Damit sollte das so genannte "Thema-Verfehlen" verringert<br />
werden und zum anderen sollte den vielfältigen Lernbereichen des Deutschunterrichtes besser<br />
entsprochen werden. Mehrere Unteraufgaben bei einer Arbeit oder überhaupt mehrere Themen<br />
bzw. Aufgabenstellungen können gegeben werden.<br />
Schularbeit: Märchentexte verfassen
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 28<br />
Wähle vier Themen aus und bearbeite sie!<br />
A) Diese Titel ergeben ein spannendes Märchen. Schreib einen Erzählkern zu deinem Märchen.<br />
Der Text soll auf fünf bis sieben Zeilen berichten, wovon dieses Märchen handelt? Wähle eine der<br />
beiden Überschriften aus!<br />
• Der verwunschene Wald<br />
oder<br />
• Die überaus eitle Prinzessin<br />
B) Wie könnte das Märchen weiter gehen? Verfasse zu deinen Ideen eine Gedankenkette<br />
(Cluster)!<br />
Der Bär und die elf Wölflein<br />
Am Beginn des Märchens frisst ein böser Bär und elf unschuldige<br />
Wölflein. In letzter Minute konnte sich ein zwölftes retten.<br />
Vater und Mutter Wolf wollen sich rächen.<br />
Rache der Wölfe<br />
so<br />
oder<br />
so<br />
C) Schreibe als inneren Monolog (zirka 7 Zeilen) die Erinnerungen an eine dieser Märchenfiguren!<br />
• Die sieben Zwerge glauben, dass Schneewittchen gestorben sei. Was denkt einer von ihnen?<br />
oder<br />
• Was denkt sich Rotkäppchen beim Anblick des Wolfes, der ihre Großmutter gefressen<br />
hat?
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 29<br />
D) Welches Märchen gefällt dir am besten? Begründe deine Meinung! Vergleiche es mit anderen<br />
Märchen. (3 Sätze)<br />
F) Im folgenden Text befinden sich viele Fehler. Rechtschreibfehler, Grammatikfehler, Wortauslassungen,<br />
Auseinanderschreibungen, Wortstellungsfehler und vieles mehr. Verbessere den Märchentext<br />
wie ein Lehrer! Wende die Korrekturzeichen an!<br />
Es war ein mal ein Prinz, der wollte eine Prinzesin heiraten, aber es sollte<br />
eine wirckliche Prinzessin sein. Zu oft ist er schon hereingelegt und hatte<br />
sich blos als eine solche ausgegeben und war ihn Wirklichkeit eine einfache<br />
Handwerkerdochter gewesen und so eine wollte er ganz gewis nicht<br />
und daher dachte er Tag und Nacht er, wie er zueiner ganz, ganz echtigen<br />
Prinzessin komen könnte. Er überlegte Hin und Her, ob er den Erbsenentest<br />
oder die Goldbrobe anwenden sollte. Oder sollte er seine zukünftige<br />
Gattin auf die Prinzessinenwage stellen, um zu sein ganz sicher?<br />
G) Schreibe ein Rätsel über eine dir bekannt Märchenfigur! (5 Zeilen)<br />
H) Erstelle ein Kreuzworträtsel zum Thema Märchen(figuren)!
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 30<br />
3. Diktate bzw. Lernkontrollen im Deutschunterricht<br />
4.1 Möglichkeiten der Testerstellung<br />
So kann der Lehrer bei einem Diktat vorgehen:<br />
• Wortliste ansagen: (heute Abend, am Abend, abends, Dienstagabend,..)<br />
• Text ansagen: (Er kam plötzlich am Abend zu mir nach Hause.)<br />
• Lückentext vorgeben, Ansage des Textes, Schüler tragen Fehlendes ein. Vorteil: Konzentration<br />
auf ein Thema: (Er kam plötzlich am _______ zu mir nach Hause.)<br />
• Lückentext, Fehlendes z.B. in Druckschrift nachgestellt. Vorteil: Schüler arbeiten selbstständig:<br />
(Er kam plötzlich am ________ zu mir nach Hause. ABEND)<br />
• Lückentext, Buchstaben fehlen, Schüler erschließen sie selbst. (Er kam plötzlich am _bend zu<br />
mir nach Hause.)<br />
Weiters ist zu beachten:<br />
• die Leistungsgruppe,<br />
• mit einer einfachen Aufgabe beginnen, damit sich die Nervosität legt,<br />
• zuerst Aufgaben, die zeigen, dass der Stoff gelernt wurde (bekannte Übungen, Regeln),<br />
• dann Aufgaben, die zeigen, dass das Gelernte verstanden wurde (analoge Übungen),<br />
• zuletzt Aufgaben, die zeigen, dass das Gelernte übertragen werden kann (neue Aufgabenstellungen).<br />
Ev. Zusatzaufgaben für schnelle Schüler (Plusaufgaben).<br />
4.2 Beurteilungsschlüssel bei Tests, Lernkontrollen<br />
Bei der Beurteilung von Tests spielen eine Rolle<br />
• die Zahl der Aufgaben<br />
• die Gewichtung der verschiedenen Aufgaben (gleich viele Punkte für leichte und schwere Aufgaben?)<br />
• die Leistungsgruppe<br />
• die Art der Aufgaben (z.B. Groß- und Kleinschreibung - schon 50% sind durch Raten richtig)<br />
• Beurteilung nach Klauer<br />
Note = 5 - 4. R<br />
n<br />
n = Zahl der Aufgaben; R = Zahl der richt. Lösung.<br />
• Lernzielorientierung: 50% der Aufgaben müssen richtig sein, um ein Genügend zu erreichen.<br />
Die restlichen 50% verteilen sich gleichmäßig auf die Notenstufen 1 bis 4.<br />
• „Normalverteilungskurve“<br />
Bei dieser Beurteilung erfolgt die Bewertung erst nach erfolgter Auswertung der Tests durch den<br />
Lehrer. Er gibt den besten Arbeiten die Note 1, den schlechtesten die Note 5 und dem Durchschnitt<br />
3. Dabei achtet er, dass es wenige Sehr gut und Nicht genügend gibt und sehr viele Befriedigend<br />
-entsprechend der Verteilung der Intelligenz in der Bevölkerung.<br />
Vergleich der Beurteilungsarten an einem Beispiel mit 54 Aufgaben:<br />
Klauer:<br />
0 - 7 (richtig, Punkte) = 5<br />
8 - 20 = 4<br />
21 - 35 = 3<br />
36 - 47 = 2<br />
48 - 54 = 1<br />
Lernzielorientierung:<br />
0 -27 (richtig, Punkte) = 5<br />
28 - 34 = 4<br />
35 - 41 = 3<br />
42 - 48 = 2<br />
49 - 54 = 1<br />
Normalverteilung:<br />
0 - 5 (richtig, Punkte) = 5<br />
6 - 16 = 4<br />
17 - 37 = 3<br />
38 - 48 = 2<br />
49 - 54 = 1
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 31<br />
4.3 Grammatik-Lernkontrolle<br />
Kennst du dich bei den Begriffen der Sprachlehre gut aus? Verwende den Basisteil Seite ... !<br />
A) Unterstreiche das Prädikat im Satz.<br />
Achtung, mehrgliedrige Prädikate verbinde<br />
durch eine Klammer!<br />
Mein Freund durfte zu mir kommen.<br />
Elke geht gerne ins Kino.<br />
Er ha; die Aufgabe bereits gemacht.<br />
Er trug die Farbe zu dick auf.<br />
Gabi telefoniert seit einer halben Stunde.<br />
Sie hatte fest daran geglaubt.<br />
Ich möchte dir gerne helfen.<br />
Am Samstag habe ich für dich Zeit.<br />
Er warf den Ball weit aus.<br />
Wir werden sicher pünktlich kommen.<br />
Er soll sich beeilen.<br />
Wirst du für mich Zeit haben?<br />
Ich nehme deinen Brief zum Postkasten mit.<br />
Ich sperrte die Türe rasch auf.<br />
B) Um welche Wortart handelt es sich?<br />
Gib die lateinische Bezeichnung an!<br />
dort. dann, gern<br />
und. obwohl, als<br />
ich, meiner, mir<br />
stehend, haltend<br />
dürfen, können, sollen<br />
gehalten, gereizt, gelobt<br />
zu, bei, auf<br />
mein. dein, sein<br />
C) Gib die Personalform in der vorgegebenen<br />
Zeitform<br />
an! Be:3Diel: 2. Pers. PL Präteritum, lernen ><br />
ihr lerntet<br />
3. Pers. Plural, Perfekt,<br />
gehen<br />
1. Pers. Singular, Präterium.<br />
nehmen<br />
2. Pers Plural,<br />
Plusquamperfekt,<br />
lernen<br />
1. Pers. Plural, Futur l,<br />
spielen<br />
1. Pers. Singular, Präsers.<br />
planen<br />
D) Ergänze die leeren Felder!<br />
Der Computer war ausgeschaltet.<br />
Die Räder sind abgesperrt.<br />
Der Computer wird<br />
ausgeschaltet.<br />
Die Taschen wurden<br />
geleert.<br />
F)Übertrage die Sätze in den Konjunktiv l!<br />
Ein Kinobesuch ist geplant.<br />
Er sagt,<br />
Sie kommt rechtzeitig. Sie behauptet,<br />
Er darf es nicht.<br />
Er sagt,<br />
Du bist pünktlich gewesen.<br />
Du sagst,<br />
Er muss jetzt sprechen. Er meint,<br />
F) Gib an, ob es sich um Sätze im Aktiv<br />
(a), Vorgangspassiv (vp) oder Zustandspassiv<br />
(zp) handelt!<br />
Die Noten sind in der Liste eingetragen.<br />
Eine Sportveranstaltung wird geplant.<br />
Der Vater begrüßt den Gast.<br />
Die Gefäße werden bemalt.<br />
Die Fenster sind geöffnet.<br />
Den Projektor bedient der Lehrer.<br />
Die Straße war gesperrt.<br />
Bei 43 Beispielen: richtige: ____ ,falsche___ Lösungen
Didaktik der Leistungsbeurteilung <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pramper</strong>/PADL Seite 32<br />
4. Literaturliste<br />
Born, Lueg: Zur Praxis der Aufsatzbenotung, Schwann, 1979.<br />
Deutsch differenziert Sonderheft: Korrigieren, zensieren, beurteilen, 1979<br />
Diebold/ebi/Glinz: Lernkontrolle im Deutschunterricht, Sabe,1983.<br />
Handreichung Deutsch, Nr. 18 Deutsch differenziert, Korrektur schriftlicher Arbeiten.BMUK<br />
Ivo, H.: Lehrer korrigieren Aufsätze, Frankfurt, 1982.<br />
<strong>Pramper</strong>, W.: Leistungsbeurteilung in Deutsch, in Leistungsbeurteilung in der Neuen<br />
Hauptschule. PÄd. Inst.O.Ö.,1985<br />
<strong>Pramper</strong>, W.: Rechtschreibkönig, Veritas, 1988<br />
<strong>Pramper</strong>, W.: Fit für die Oberstufe?, Veritas, 1999<br />
<strong>Pramper</strong>, W.: Förderstunde 1-4, Veritas, 1999<br />
<strong>Pramper</strong>, W.: Förderstunde Plus, Veritas, 1999<br />
<strong>Pramper</strong>, W.: Das Schularbeitenbuch, Veritas, 2001<br />
<strong>Pramper</strong>, W. u.a.: Materialien für die Deutschstunde 1-4, Veritas, 2006<br />
Riedl, J.: Leistungsbeurteilung konkret. ÖLV, Linz, 1980<br />
Sauter, Pschibul: Vom Aufsatzunterricht zur sprachlichen Kommunikation I, Herder.<br />
Schneditz: Die Deutschschularbeit in der HS EuU, 5/82,JuV, Wien.<br />
Söllinger, P.: Deutsch unterrichten,Veritas 1988.<br />
5. Anforderung für Offenes Lernen<br />
Führen Sie zwei Aufgaben nach freier Wahl durch und geben Sie sie ab!<br />
• A) Eine Schularbeit beurteilen: Korrigieren (1), beurteilen (2) und bewerten Sie mit<br />
einer verbalen Rückmeldung (3) einen Schüleraufsatz! Geben Sie weiters Vorschläge<br />
zur Überarbeitung (4) und (Rechtschreib-) Übungen zur Verbesserung (5)! Nehmen Sie<br />
dazu einen Schüleraufsatz aus Ihrer Praxis oder lassen Sie sich von mir einen geben.<br />
• B) Eine Schularbeit planen: Entwerfen Sie eine Probeschularbeit (1) und eine Schularbeit<br />
(2) für eine beliebige Schulstufe und einer beliebigen Textsorte. Die Schularbeitenvorschläge<br />
können als eingliedrige oder mehrgliedrige Schularbeit gestaltet sein. Die<br />
eingliedrige Schularbeit soll mehrere Texte zur Auswahl anbieten. Die Anweisungen<br />
sollen klar und einfach abgefasst sein, Tipps und Hinweise sollen enthalten sein.<br />
• C) Ein Diktat und eine Lernkontrolle planen: Gestalten Sie ein Diktat! Erstellen Sie<br />
verschiedene Aufgaben mit steigendem Schwierigkeitsgrad und geben Sie eine Bewertung<br />
für die drei Leistungsgruppen an! Gestalten Sie eine Lernkontrolle im Bereich der<br />
Sprachlehre! Stellen Sie verschiedene Aufgaben mit steigendem Schwierigkeitsgrad<br />
und geben Sie eine Bewertung für die drei Leistungsgruppen an!<br />
6. Prüfung, Noten<br />
Schriftlicher Test zu den Rechtsfragen der Leistungsbeurteilung, Seite 2-7, im Laufe des<br />
Sem.<br />
Aufwand und Qualität der schriftlichen Ausarbeitungen bis Ende des Semesters.