handbuch der trekking- und höhenmedizin - Österreichische ...
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Das Sterben in <strong>der</strong> Todeszone<br />
50<br />
In extremen Höhen ist die Schwelle zum Scheitern rasch überschritten. Die Tragö-<br />
dien am Everest 1996 <strong>und</strong> 1997 erinnerten an das historische Massensterben 1934<br />
am Nanga Parbat o<strong>der</strong> an den kollektiven Höhentod 1986 <strong>und</strong> 2008 am K2. Stets<br />
läuft es auf dieselben höhentypischen Ursachen hinaus. Charles Houston <strong>der</strong> große<br />
amerikanische Altmeister <strong>der</strong> Höhenmedizin, hat dafür den Begriff <strong>der</strong> „vier Hypo`s"<br />
geprägt:<br />
• HYPOXIE (Sauerstoffmangel) beeinträchtigt massiv das Beurteilungsvermögen,<br />
verlangsamt alle Reflexe <strong>und</strong> trübt den Realitätssinn. Auch unter Sauerstoffat-<br />
mung (zur Aufstiegshilfe) ist man nicht etwa akklimatisiert, son<strong>der</strong>n schwer hypo-<br />
xisch. Ein etwaiges Versagen <strong>der</strong> Sauerstoffausrüstung ist daher immer katastro-<br />
phal, denn es bedeutet nichts an<strong>der</strong>es als eine plötzliche Zunahme <strong>der</strong> Hypoxie.<br />
• HYPOTHERMIE (Unterkühlung) ist in extremen Höhen selbst bei bester Kleidung<br />
unvermeidlich <strong>und</strong> beeinträchtigt die Gehirnleistungen ähnlich wie schwere Hypo-<br />
xie. Die entsprechenden zerebralen Effekte addieren sich also bei unterkühlten<br />
Höhenbergsteigern.<br />
• HYPOGLYKÄMIE (Kohlenhydratmangel) verursacht ähnliche mentale Störungen,<br />
aber auch schwere Schwächezustände.<br />
• HYPOHYDRIERUNG (Flüssigkeitsmangel), beim Höhenbergsteigen ebenso un-<br />
vermeidlich wie Hypoglykämie, bremst den Sauerstofftransport, worauf das Gehirn<br />
bekanntlich beson<strong>der</strong>s empfindlich reagiert, abgesehen vom Thrombembolie- <strong>und</strong><br />
Erfrierungsrisiko sowie von <strong>der</strong> hämokonzentrationsbedingten zusätzlichen Ab-<br />
nahme <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit.<br />
Die „Hydra mit vier Köpfen“:<br />
Hypotherme, hypohydrierte <strong>und</strong> hypoglykämische Bergsteiger in extremer Hy-<br />
poxie sind schon von vorneherein beson<strong>der</strong>s gefährdet.<br />
© Berghold/Schaffert 2009