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Magazin #20 - Der Club zu Bremen

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hung landesweit. Dennoch<br />

beschleichen ihn<br />

manchmal Zweifel am<br />

Tiefgang solcher Initiativen<br />

wie sie <strong>zu</strong>m Beispiel<br />

in Nordrhein-Westfalen<br />

mit dem Programm „Jedem<br />

Kind ein Instrument“<br />

verbunden sind.<br />

„Das ist Quatsch!“ meint<br />

er, „nicht jedes Kind mag<br />

und will Musik. Da sollte<br />

man das Geld lieber so<br />

einsetzen, dass alle, die<br />

gefördert werden wollen,<br />

es auch können.“ Was<br />

Buhlmann möchte, ist „Nachhaltigkeit“ – und er weiß um die<br />

Inflation des Wortes. Dennoch: „Irgendwann kam die PISA-Studie,<br />

und alle Politiker wollten mehr musikalische Bildung, weil das<br />

gut für die Schüler sei. Da ging es um ‚Education‘ statt ‚Vermittlung’.<br />

Hierfür müsse man aber Angebote und Strukturen schaffen,<br />

die langfristig ermöglichten, „Kinder an die Musik heran<strong>zu</strong>führen,<br />

um <strong>zu</strong> erkennen, ob sie auch bei ihr bleiben wollen.“<br />

Seinen Teil <strong>zu</strong> dieser Verkuppelung hat Heiner Buhlmann wahrlich<br />

geleistet, nicht <strong>zu</strong>letzt als Professor an der Hochschule für<br />

Künste in <strong>Bremen</strong>, <strong>zu</strong> dem man ihn 2002 bestellte. Aber die<br />

Schlusstakte sollen dies noch nicht gewesen sein. Andere, die<br />

auf seine Erfahrung zählen, sehen das ebenso.<br />

Und so wird Heiner Buhlmann beim Aufbau des Jugendsinfonieorchesters<br />

der Vereinigten Arabischen Emirate helfen. Und bei<br />

dem Ägyptens ebenfalls. Und Kontakte <strong>zu</strong> einem weiteren Orchester<br />

im türkischen Izmir gibt es auch. Jeweils für mehrere Wochen<br />

wird er hier vor Ort mit den jungen Musikern arbeiten. Die<br />

Kontakte <strong>zu</strong> den Verantwortlichen ergaben sich aus der interna-<br />

37<br />

tionalen Zusammenarbeit<br />

mit dem Jugendsinfonieorchester<br />

Bre men-Mitte.<br />

Man schämt sich fast für<br />

die Formulierung – <strong>zu</strong>mal<br />

bei einem Pensionär,<br />

der Musiker ist –, aber<br />

Heiner Buhlmann wird<br />

mit Pauken und Trompeten<br />

in den Unruhestand<br />

gehen.<br />

Die Aufbauarbeit von Jugendorchesternausgerechnet<br />

dort, wo man<br />

aufgrund der politischen<br />

Lage vielleicht drängendere Probleme der Menschen vermuten<br />

würde, als die Pflege der Musik, ist für Heiner Buhlmann auch<br />

ein Beitrag <strong>zu</strong>r Zivilgesellschaft. Dies lehrte ihn seine Arbeit mit<br />

jungen Menschen, die aus kulturell und national einander verfeindeten<br />

Ländern stammen. Musik ist ein Weg, Konflikte <strong>zu</strong>mindest<br />

für die Dauer einer Probe und eines Konzertes vergessen <strong>zu</strong><br />

lassen. Im Idealfall wirkt die Harmonie auch noch nach dem<br />

Schlussakkord. „Bei uns im Internationalen Sinfonieorchester<br />

<strong>Bremen</strong> saßen Israelis und Palästinenser tatsächlich Seite an<br />

Seite und verstanden sich in der Sprache der Musik.“ Ein weiteres<br />

Klischee, das Heiner Buhlmann auf seine Art einfach glaubhaft<br />

macht.<br />

Sorgen darum, wie er <strong>zu</strong> all seinen neuen Einsatzorten im Nahen<br />

Osten kommen wird, muss sich Heiner Buhlmann auch nicht machen.<br />

Als wären die Projekte in der arabischen Welt nicht Arbeit<br />

genug, hat er sich für seine Zeit als Pensionär ein Ziel gesetzt:<br />

„Ich lerne fliegen.“ Es war ein Jugendtraum, den Flugschein <strong>zu</strong><br />

machen, und den setzt nun Heiner Buhlmann auch um. Seine<br />

Geduld beim Proben hat er hinreichend bewiesen.

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