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Magazin #20 - Der Club zu Bremen

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<strong>Bremen</strong><br />

Meister vom Stuhl: Uwe Schmidt<br />

Quo vadis Freimauer?<br />

Rund 150 <strong>Club</strong>mitglieder haben im Jahr 2012 die Einladung der<br />

Loge „Friedrich Wilhelm <strong>zu</strong>r Eintracht“ in <strong>Bremen</strong> wahrgenommen,<br />

um die Räumlichkeiten <strong>zu</strong> besichtigen und vom amtierenden<br />

Meister vom Stuhl, Uwe Schmidt, dem höchsten Repräsentanten<br />

dieser ältesten Bremer Loge, in deren Geschichte und Gegenwart<br />

eingeweiht <strong>zu</strong> werden. Kurz vor Drucklegung der aktuellen Ausgabe<br />

von „<strong>Club</strong>“ hat Rüdiger Hoffmann mit Uwe Schmidt über<br />

die Nachkriegsentwicklung der Logen in <strong>Bremen</strong> gesprochen.<br />

Hoffmann: Wie hat Ihnen die fiktive Geschichte von unserem<br />

Autor Johannes C. Schmid über die Geschichte der Freimaurer<br />

gefallen?<br />

Schmidt: Das ist eine schöne Geschichte mit schönen Sprachbildern,<br />

die mich an „Immensee“ von Theodor Storm erinnert. Seine<br />

Hinweise auf die liberale Haltung meiner Loge ist sympathisch,<br />

trifft jedoch leider nicht auf die Weimarer Republik <strong>zu</strong>.<br />

Hoffmann: Wann und wie haben sich die Logen in Deutschland<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg wieder organisiert?<br />

Schmidt: Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war die Wiedergründung<br />

der Logen schwierig, weil es in den Besat<strong>zu</strong>ngszonen<br />

unterschiedliche Bedingungen für die Genehmigung durch die<br />

jeweilige Besat<strong>zu</strong>ngsmacht gab. Ab Mitte 1945 haben sich die<br />

ersten Logen ohne Genehmigung, später dann mit Genehmigung,<br />

wieder gegründet.<br />

Hoffmann: Inwieweit gab es Belastungen Ihrer Brüder aus der<br />

Nazizeit? Rein statistisch gesehen hat die Mehrheit der Logenbrüder<br />

mit dem Nationalsozialismus <strong>zu</strong> tun gehabt. Gab es da<br />

auch eine Form von Entnazifizierung oder von Kontrollen Ihrerseits?<br />

Schmidt: Das war sehr unterschiedlich. Man muss sehen, dass<br />

die deutsche Freimaurerei überwiegend deutsch-national orientiert<br />

war, aber recht wenige in der braunen Ecke gelandet sind,<br />

vom Ausland abgesehen. Durch die Zerschlagung der Logen, die<br />

in Form der zwangsweisen Selbstauflösung vonstatten ging, gab<br />

es sicherlich auch Brüder, die im Dritten Reich mit den Machthabern<br />

taktiert haben. Nach 1945 spielte das nur <strong>zu</strong>m Teil eine<br />

Rolle. Es gab verschiedene Beispiele, wo sich Brüder sehr honorig<br />

verhalten haben, aber es gab auch welche, die sich nicht<br />

honorig verhalten haben. Im Zweifelsfall wurde ihnen mit dem<br />

Mantel der Nächstenliebe verziehen. Es gab aber auch Brüder,<br />

die nicht wieder aufgenommen wurden, die besonders belastet<br />

waren. Regeln dafür hatten wir nicht. Das ist sehr individuell<br />

gehandhabt worden.<br />

Hoffmann: Wie ist dann die Entwicklung weiter gegangen in den<br />

50er und 60er Jahren. Gab es da einen neuen Boom oder hatten<br />

Sie Schwierigkeiten, an die alten Zeiten wieder an<strong>zu</strong>knüpfen?<br />

Schmidt: Es gab nach dem Zweiten Weltkrieg keine vergleichbare<br />

Mitgliederentwicklung wie im Kaiserreich und der Weimarer Republik.<br />

Die Freimaurer haben heute etwa 16 000 Brüder. Das ist<br />

nicht sehr viel. Die Tendenz ist, von der Nachkriegszeit abgesehen,<br />

rückläufig, nicht <strong>zu</strong>letzt weil auch viele Brüder, die in der<br />

Weimarer Republik noch Mitglied waren, 1945 nicht wiedergekommen<br />

sind. Also das Dritte Reich hat nicht nur eine Zäsur gebracht,<br />

sondern hat auch eine ganz empfindliche Senke ausgelöst<br />

was die Mitgliederentwicklung betrifft. Die Logen selber<br />

sind in den 50er Jahren in <strong>Bremen</strong> wieder stark gewesen, haben<br />

aber die Zeit nicht ausreichend genutzt, um den Nachwuchs <strong>zu</strong><br />

stellen. Das ist eine Schwäche der Freimaurerei, dass sie öffentlich<br />

nicht in Erscheinung tritt, also auch keine Mitgliederwerbung<br />

macht. Auf der anderen Seite ist es auch gleichzeitig eine<br />

Stärke. In dem Fall, wo es um den Mitgliederbestand geht, ist es<br />

schwierig. Ich kann es aus meiner eigenen Loge sagen, wir können<br />

seit etwa 12 Jahren den Mitgliederbestand halten, plus/minus.<br />

Das aber nur unter der Vorausset<strong>zu</strong>ng, dass wir jährlich eine

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