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<strong>insight</strong> corporate Governance Germany<br />
ThyssenKrupp mit schwerem Ballast<br />
Auch wenn die ThyssenKrupp-Aktionäre im<br />
September abgelaufenen Geschäftsjahr wieder<br />
mit einer Dividende nach Hause gehen konnten,<br />
spricht ein Verlust von 1,8 Milliarden Euro<br />
nicht für eine erfolgreiche Geschäftsstrategie.<br />
2010/11 musste der deutsche Stahlriese auf seine<br />
Aktivitäten in Amerika 2,1 Milliarden Euro<br />
abschreiben. Verzögerungen, Pannen und Missmanagement<br />
hatten dazu geführt, dass die Kosten<br />
für die beiden neuen, zehn Milliarden Euro teuren Werke in Brasilien<br />
und den USA sich in immer neue Höhen schraubten. Es kamen<br />
daher Gerüchte auf, ThyssenKrupp könnte sich von der brasilianischen<br />
Tochter trennen. Die Financial Times Deutschland nannte den brasilianischen<br />
Vale-Konzern als möglichen Käufer. Insider sehen diese Option<br />
derzeit eher im Stadium von Planspielen. Auch wenn das Problem<br />
Brasilien noch lange nicht gelöst ist und ThyssenKrupp für das laufende<br />
Jahr sowohl für die Sparte Steel Americas wie auch für den Gesamtkonzern<br />
keinerlei Ergebnisprognosen abgeben will, so kommt der avisierte<br />
Konzernumbau dennoch langsam voran. So wurde Ende Januar bekannt,<br />
dass die Essener sich von ihrer Edelstahltochter Inoxum trennen<br />
werden. Mit dem finnischen Konkurrenten Outokumpu wurde bereits<br />
ein Kauf-Interessent gefunden. Zwar fürchten nun die Arbeitnehmervertreter<br />
einen massiven Stellenabbau, doch ist der Verkauf unter den<br />
Optionen Börsengang und Ausgründung doch das wahrscheinlichste<br />
Szenario für die Tochter.<br />
KfW-Einstieg bei EADS zieht sich<br />
Der geplante Einstieg des Bundes über die KfW Bankengruppe bei<br />
der European Aeronautic Defence and Space Company (EADS) dauert<br />
länger als erwartet. Daimler ringt noch mit der staatlichen Bank<br />
um Details für den Verkauf seines Anteils am europäischen Luft- und<br />
Raumfahrtkonzerns, der schon vor dem Jahreswechsel abgeschlossen<br />
werden sollte. Die Stuttgarter wollten von der Förderbank eigentlich bis<br />
Jahresende 2011 eine Absichtserklärung unterzeichnet haben, die KfW<br />
will sich aber nicht unter Druck setzen lassen und prüft zunächst noch<br />
steuerliche und bilanzielle Aspekte. Der Einstieg eines neuen Ankeraktionärs<br />
könnte nach bisherigem Recht ein Übernahmeangebot für die<br />
Anteile der anderen Eigner auslösen, was die Frankfurter umgehen wollen.<br />
Zudem müsse in den Niederlanden, wo EADS seinen Firmensitz<br />
hat, noch dieses Jahr das Übernahmegesetz angepasst werden, da sich<br />
mit dem Einstieg von KfW eine Änderung des EADS-Aktionärspaktes<br />
ergäbe. Platzt der Deal mit Daimler, will die Bank die Anteile von anderen<br />
Investoren zukaufen. Neben den 7,5 Prozent vom Autokonzern will<br />
sich die Kreditanstalt für Wiederaufbau eventuell nochmal weitere 7,5<br />
Prozent holen, die bei Banken und Bundesländern liegen. Der Staatseinfluss<br />
würde somit steigen, wogegen das Management von EADS das<br />
Unternehmen eigentlich für private Anleger öffnen wollte.<br />
unternehmen<br />
Postbank soll Gewinne<br />
abführen<br />
Die Deutsche Postbank und die Deutsche<br />
Bank haben am 10. Januar Verhandlungen<br />
über einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag<br />
aufgenommen. Die<br />
Postbank soll künftig ihre Gewinne einer<br />
Tochter des Frankfurter Instituts, der DB<br />
Finanz-Holding GmbH, abtreten. Aktuell<br />
besitzt die Deutsche Bank etwas mehr<br />
als die Hälfte der Stimmrechte und damit<br />
nicht genug, um den Beherrschungsvertrag<br />
auf der Hauptversammlung der Postbank<br />
am 5. Juni durchsetzen zu können.<br />
Ab Februar wird der deutsche Bankenprimus<br />
von der Deutschen Post nochmals<br />
rund 40 Prozent der Anteile an der Bonner<br />
Postbank erhalten. Nachdem die Aktie der<br />
Postbank zuletzt auf den höchsten Stand<br />
seit September 2010 gestiegen war, hoffen<br />
die Kleinaktionäre nun, dass ihnen ein attraktives<br />
Abfindungsangebot unterbreitet<br />
werde.<br />
Siemens bläst Osram-IPO<br />
vorerst ab<br />
Die Konzernmutter in München rechnet<br />
nicht mehr damit, dass ihre Lichttochter<br />
Osram es noch im ersten Halbjahr 2012 an<br />
die Börse schafft, meldete die Nachrichtenagentur<br />
dpa unter Berufung auf Konzernkreise.<br />
Eigentlich sollte die weltweit<br />
zweitgrößte Lampenfirma schon im Herbst<br />
den Gang aufs Börsenparkett wagen. Als<br />
aber die Aktienkurse auf Talfahrt gingen,<br />
musste Finanzvorstand Joe Kaeser im<br />
November zugeben, den rechten Zeitpunkt<br />
für ein IPO verpasst zu haben. Zwar laufen<br />
offiziell die Vorbereitungen für ein Börsendebüt<br />
weiter, aber einige Analysten sehen<br />
nun ein Spin-Off, also eine Abspaltung<br />
von Osram und eine Verteilung der Aktien<br />
an Siemens-Aktionäre, als realistischere<br />
Variante. Ursprünglich wollte Siemens mit<br />
dem Börsengang der Tochter bis zu drei<br />
Milliarden Euro einsammeln.<br />
issue 02/2012 04