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Dr. Walter Beck Rechtsanwalt und Autor im Gespräch mit Florian ...

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hat zwischen den beiden. Auf diese Unverträglichkeiten zwischen Kirche <strong>und</strong> Welt<br />

hat der Bischof Bezug genommen.<br />

Hildebrand: Sehr merkwürdig ist ja, dass Sachsen <strong>und</strong> Bayern den gleichen "Nationalheiligen"<br />

haben, nämlich den heiligen Benno. Wie ist denn das zustande gekommen?<br />

<strong>Beck</strong>: Das ist ein ganz besonderes Kapitel. Der heilige Benno ist vor fast 900 Jahren<br />

gestorben: 2006 ist sein 900. Todestag. Er war Bischof von Meißen <strong>und</strong> als er <strong>im</strong><br />

Jahr 1006 gestorben ist, hatte er zu München natürlich keinen Bezug: München war<br />

damals zwar bereits von den Tegernseer Mönchen besiedelt worden, aber so<br />

richtig ins Leben gerufen wurde München doch Heinrich den Löwen 150 Jahre<br />

später. Entscheidend für den Heiligen Benno, obwohl er bereits lange tot war,<br />

wurde witzigerweise Martin Luther. Luther wurde geschützt vom Sohn einer<br />

Wittelsbacherin, nämlich vom sächsischen Kurfürsten Friedrich dem Weisen. Weil<br />

dieser Teil Sachsens die Evangelischen so stark unterstützt hat, wollte der andere<br />

Teil Sachsens – Sachsen war inzwischen geteilt – unbedingt ein "Gegen<strong>mit</strong>tel"<br />

gegen Luther. Dieser andere Teil Sachsens stand unter katholischer Regie unter<br />

dem Herzog Georg dem Bärtigen. Sie hatten schon jahrzehntelang um einen<br />

Heiligen gekämpft: Sachsen brauchte unbedingt einen Heiligen! Jetzt war Luther die<br />

geeignete Möglichkeit. Die Sachsen haben durch viele tausend Gulden noch etwas<br />

die Kirche unterstützt <strong>und</strong> dann ist Benno ganz blitzartig heilig gesprochen worden.<br />

Plötzlich war er also 1523 der heilige Benno. Das war w<strong>und</strong>erschön <strong>und</strong> er hat auch<br />

die Gläubigen herrlich angezogen in das katholische Sachsen. Dann starb aber<br />

Georg der Bärtige, sein Nachfolger war Heinrich der Fromme, sein Bruder: Dieser<br />

war aber wieder evangelisch. "Pfui Teufel", hieß es dann in Sachsen: "Ein<br />

katholischer Heiliger in meinem Sachsen, das kann doch nicht sein!" Also wurde<br />

Benno ausgegliedert <strong>und</strong> kam auf Umwegen nach Bayern. Aber dass er<br />

ausgerechnet nach Bayern gekommen ist, hatte seinen Gr<strong>und</strong> wiederum darin,<br />

dass sich der spätere Herrscher in Sachsen, August, <strong>und</strong> sein Pendant in Bayern,<br />

der Herzog Albrecht, sehr gut verstanden haben. Sie haben sich z. T. wöchentlich<br />

Briefe geschrieben! So ist also Benno in München gelandet <strong>und</strong> in München <strong>mit</strong><br />

großem Jubel <strong>und</strong> einem Fest empfangen worden. Das war beinahe so, als wäre<br />

der TSV 1860 München plötzlich Deutscher Meister geworden.<br />

Hildebrand: Das ist eine verzwickte Geschichte gewesen. Ich habe noch eine merkwürdige<br />

Geschichte in Ihrem Buch entdeckt, die man nicht so ohne Weiteres als bekannt<br />

voraussetzen kann: Die berühmte Landshuter Hochzeit hat ebenfalls sächsische<br />

Gründe.<br />

<strong>Beck</strong>: Der Sohn, Georg der Reiche, war der Sohn der Sächsin Anna, also der<br />

Kurfürstentochter von Sachsen. Die Bayern <strong>und</strong> die Sachsen waren zu dieser Zeit<br />

bereits sehr intensiv <strong>mit</strong>einander verschwägert. Denn ein Jahr vorher hatte bereits<br />

die Tochter geheiratet. Sie waren wiederum <strong>mit</strong> den Sachsen aus dem damaligen<br />

Ernestinischen Sachsen verwandt. Aus diesem Gr<strong>und</strong> kamen damals also Bayern<br />

<strong>und</strong> Sachsen ständig zusammen <strong>und</strong> hatten ständig untereinander Kontakt.<br />

Hildebrand: Wir wollen mal versuchen, die ganze Sache noch ein bisschen komplizierter zu<br />

machen: Diese dynastischen Verwicklungen sind ja wirklich ein eigenes Kapitel.<br />

<strong>Beck</strong>: Ja, ein schwieriges.<br />

Hildebrand: Da haben Sie sich vermutlich sehr hineinwühlen müssen. Wann war denn der<br />

dynastische Austausch zwischen den Wettinern in Sachsen <strong>und</strong> den<br />

Wittelsbachern in Bayern am intensivsten?<br />

<strong>Beck</strong>: Das war, nachdem August der Starke wieder katholisch geworden war: Von da an<br />

mussten dann halt die Herrscher katholisch heiraten. In Deutschland war da aber<br />

die Auswahl nicht mehr so groß. Und von den damals existierenden<br />

Herrscherhäusern war dann eben neben den Österreichern das wichtigste <strong>und</strong><br />

bedeutendste Herrscherhaus dasjenige der Wittelsbacher in Bayern. Die Sachsen<br />

<strong>und</strong> die Bayern hatten sich ja bereits vorher gut verstanden, sodass das dann <strong>im</strong><br />

18. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>mit</strong> dem Sohn von August dem Starken <strong>und</strong> dem Sohn von Max II.<br />

Emanuel so richtig anfing. Die beiden haben zwar noch österreichische

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