05.02.2013 Aufrufe

Dr. Walter Beck Rechtsanwalt und Autor im Gespräch mit Florian ...

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Es sind bis heute, das muss man sich einmal vorstellen, weltweit über 100 Millionen<br />

Bücher von Karl May verkauft worden. Viele haben ihn verdammt <strong>im</strong> Laufe der Zeit,<br />

aber inzwischen ist er fast überall wieder anerkannt als einer, der wirklich für die<br />

Jugend, der wirklich aufbauend geschrieben hat.<br />

Hildebrand: Sie haben gerade gesagt, Karl May hätte auch ein Buch um Ludwig II. herum<br />

geschrieben. Was war denn das für ein Buch?<br />

<strong>Beck</strong>: Das ist das Buch "Miramare": Es geht darin um Geschichten, die Ludwig II. erlebt<br />

haben soll. Ich habe dieses Buch natürlich gelesen <strong>und</strong> ich muss sagen, er hat nicht<br />

so ganz den Sprechstil von Ludwig II. erwischt darin. Aber es ist ganz nett zu lesen.<br />

Hildebrand: Da<strong>mit</strong> haben Sie mir nun den Übergang zu Ludwig II. erleichtert. Ludwig II. hatte<br />

nämlich verschiedentlich <strong>mit</strong> Sachsen zu tun. Dies hatte wiederum <strong>mit</strong> seiner sehr<br />

späten romantischen Liebe zum Mittelalter <strong>und</strong> zur deutschen Sage zu tun. Auf der<br />

Hand liegt hier natürlich ein Name, nämlich klarerweise der Name von Richard<br />

Wagner. Weniger auf der Hand liegt, obwohl man das ja an den Schlössern sehen<br />

kann, ein anderer Name: Sie hatten ihn vorhin bereits erwähnt, als wir über den Titel<br />

Ihres Buches gesprochen haben, das ist der Schnorr von Carolsfeld. Inwieweit hat<br />

denn dieser Schnorr von Carolsfeld die Imaginationskraft von Ludwig II. beflügelt?<br />

<strong>Beck</strong>: Schnorr von Carolsfeld war von seinem Großvater, nämlich von Ludwig I., nach<br />

München geholt worden. Sein erster Großauftrag bestand darin, die Kaisersäle in<br />

der Residenz auszumalen. Leider sind diese Säle <strong>im</strong> Krieg zerstört worden.<br />

Hildebrand: Gehört da dieses Bild "Kriemhilds Tod" auch bereits <strong>mit</strong> dazu?<br />

<strong>Beck</strong>: Nein, nein, das war dann sein zweiter großer Auftrag, nämlich die Nibelungensäle<br />

auszumalen. Wenn man zur Oper geht, dann sieht man gleich links fünf Säle <strong>mit</strong><br />

diesen Bildern. Es geht allerdings kaum jemand dort hinein, weil man durch diesen<br />

Haupteingang fast <strong>im</strong>mer direkt in die Residenz geht. Dort hat der Schnorr von<br />

Carolsfeld also zu malen angefangen. Man muss sich überlegen, dass der junge<br />

Ludwig II. sicherlich als Kleinkind bereits durch diese Residenz gelaufen ist: Er hat<br />

dabei erlebt, wie in den vierziger Jahren des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts diese Bilder an die<br />

Wand gemalt worden sind. Auf diesen Bildern ist z. B. der Hagen zu sehen: Er ist<br />

auf dem Bild fast zwei Meter groß <strong>und</strong> man kann sehen, wie er gerade den<br />

Siegfried tötet. Klein-Ludwig ist vermutlich <strong>im</strong>mer durch die Farbtöpfe gelaufen <strong>und</strong><br />

hat gesehen, wie diese Bilder an der Wand emporwachsen. Der Schnorr von<br />

Carolsfeld war ein unglaublich genauer <strong>und</strong> präziser Maler: Er hatte sich vorher<br />

genau erk<strong>und</strong>igt <strong>und</strong> nachgelesen, wie diese Sachen gemalt werden müssen. Er<br />

wird sich also vermutlich <strong>mit</strong> Klein-Ludwig auch unterhalten haben. Als dann der<br />

gleiche Ludwig bald darauf die Textbücher von Richard Wagner bekommen hat <strong>und</strong><br />

dessen Musik zum Nibelungenlied, ist wohl klar, dass das für ihn, der ja <strong>im</strong>mer<br />

schon eine sehr phantasiereicher Junge gewesen ist, eine Fabelwelt gewesen ist,<br />

die ihn von seiner frühesten Kindheit an begleitet hatte – eben bis zu dem Moment,<br />

in dem er Richard Wagner getroffen hat. Das muss ihn unglaublich beeindruckt<br />

haben.<br />

Hildebrand: Carolsfeld gehörte ja einer Generation von Malern an, die sehr dekorativ gemalt<br />

haben. Er war weiß Gott kein Neuerer, wie es damals wohl überhaupt nur wenige<br />

Neuerer gegeben hat. Aber er hat eben sehr illustrativ gemalt: Man konnte sich also<br />

<strong>mit</strong> seinen Bildern sehr stark in diese Zeit hineinversetzen.<br />

<strong>Beck</strong>: Ja, er hat sehr plastisch gemalt.<br />

Hildebrand: Aus der deutschen Heldensage hatte ich ja das Bild "Kriemhilds Tod" bereits<br />

angesprochen: Er hat dabei z. T. schon sehr drastisch gezeigt, wie blutig eigentlich<br />

die deutsche Heldensage gewesen ist. Sie hatten nun bereits einen weiteren<br />

Namen erwähnt, nämlich Richard Wagner. Man weiß natürlich, dass Ludwig II.<br />

Richard Wagner nach München geholt hat. Aber Richard Wagner war ja durchaus<br />

bereits vorher schon in Bayern gewesen.<br />

<strong>Beck</strong>: Das ist eben das, was auch mir aufgefallen ist. Als 20-Jähriger, also <strong>im</strong> Jahr 1833,<br />

denn Wagner ist ja <strong>im</strong> Jahr der Völkerschlacht, <strong>im</strong> Jahr 1813 geboren, ist er über

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