Niederkappel aktuell - Lembacher Nachrichten
Niederkappel aktuell - Lembacher Nachrichten
Niederkappel aktuell - Lembacher Nachrichten
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Niederkappel</strong> <strong>aktuell</strong> - Frühling 2011<br />
„Wenn der Wille da ist, ist alles möglich!“<br />
Österreich – Neuseeland.<br />
27 Flugstunden, 2 verschiedene Kontinente<br />
und 2 Brüder, die nach langen<br />
Jahren wieder aufeinander trafen:<br />
<strong>Niederkappel</strong> Aktuell (NK.A.) sprach<br />
mit Johann Stallinger über die Reise<br />
zu seinem Bruder nach Neuseeland.<br />
<strong>Niederkappel</strong> Aktuell: Johann, du<br />
hast kürzlich deinen Bruder das<br />
erste Mal seit sehr langer Zeit<br />
wieder gesehen! Wie lange hattet<br />
ihr keinen Kontakt mehr?<br />
Johann Stallinger: 1956 ist mein<br />
Bruder ausgewandert und es sind<br />
jetzt 55 Jahre die ich ihn nicht<br />
mehr gesehen habe.<br />
Eigentlich habe ich eh jahrelang<br />
schon überlegt, ob ich ihn mal besuchen<br />
soll, aber was soll man<br />
machen - so weit weg - und man<br />
hat sich halt eingebildet, dass es<br />
von der Zeit her auch nicht geht,<br />
dabei ist eh alles möglich wenn<br />
man nur will.<br />
NK.A.: Was hat dich dann dazu bewogen<br />
deinen Bruder Hermann zu<br />
besuchen?<br />
Johann: Hubert (mein Sohn) hat<br />
mich gefragt, wie es wäre, wenn<br />
ich rüberfliegen würde. Außerdem<br />
haben wir eh nie wirklich Urlaub<br />
gemacht. Eine Nacht lang habe ich<br />
dann überlegt und meine<br />
Schwester Hilda in Frankreich<br />
angerufen. Ich habe ihr erzählt,<br />
dass wir das nur durchziehen,<br />
wenn sie ja sagt. Sie hat dann gemeint,<br />
dass sie keine so große<br />
Reise mehr machen wollten, aber<br />
mir zuliebe würden sie und ihr<br />
Freund mitfliegen. Das hat mich<br />
natürlich sehr gefreut!<br />
Die Reisegruppe mit Bruder Hermann<br />
und seiner Freundin.<br />
NK.A.: Ihr seid dann gemeinsam<br />
nach<br />
Neuseeland geflogen.<br />
Habt ihr dort dann<br />
einfach sein Haus gesucht<br />
und bei ihm<br />
angeläutet?<br />
Johann: Nein, das ist<br />
dann ganz anders gekommen:<br />
Wir haben<br />
alles gebucht (Auto,<br />
Hotel, usw.) Ich habe<br />
dann eben wieder mal versucht ihn<br />
anzurufen und 2 Wochen vorm<br />
fortfliegen hebt er mir ab! Ich hätte<br />
ja in die Höhe springen können!<br />
Das es sowas gibt! Auf jeden Fall<br />
sind wir leicht zusammengekommen.<br />
Er hat auch gesagt, dass er<br />
sich freuen würde, wenn wir kommen<br />
und hat uns sogar schon am<br />
Flughafen abgeholt.<br />
NK.A.: Wie war dann die erste<br />
Begegnung am Flughafen? Hast du<br />
deinen Bruder gleich erkannt?<br />
Johann: Ich hab immer nach<br />
grauen Haaren Ausschau gehalten.<br />
Unsere Gruppe war dann eine der<br />
letzten, die durch die Sicherheitskontrollen<br />
gekommen ist, da sind<br />
dann nicht mehr recht viele übrig<br />
geblieben von den „Abholern“. Und<br />
ich schau da so nach vor und denk<br />
mir, das muss der Hermann sein.<br />
Und er hat sich das Gleiche ge-<br />
dacht. Genau so ist es gewesen.<br />
Einfach eine Freude.<br />
Ich kann nicht mehr sagen<br />
als, das war die größte Freude<br />
in meinem Leben. Ich bin<br />
ihm um den Hals gefallen<br />
und er mir und dann haben<br />
wir geweint. Mit den ersten<br />
paar Worten, die er mir gesagt<br />
hat, hat das für mich<br />
schon gepasst.<br />
NK.A.: 2 Wochen Neuseeland<br />
bei deinem Bruder – was<br />
habt ihr die ganze Zeit gemacht?<br />
Johann: Wir sind 3 Tage bei<br />
ihm dort gewesen. Mit unserem<br />
Hotel ist es dann<br />
nichts geworden, denn<br />
Hermann hat uns sein Haus<br />
Die Geschwister Johann, Hilda & Hermann. "Ein Österreicher,<br />
eine Französin und ein Neuseeländer"<br />
zur Verfügung gestellt und er hat<br />
mit seiner Freundin im Garten<br />
draußen gezeltet. Nach den 3<br />
Tagen haben wir uns dann einen<br />
Bus gemietet und sind die Nordinsel<br />
abgefahren.<br />
NK.A.: Und wie geht es jetzt weiter<br />
– bleibt der Kontakt bestehen?<br />
Johann: Ja, in 2 Jahren im Sommer<br />
kommt er auf Besuch. Und wenn es<br />
mir noch lange gut geht, dann besuche<br />
ich ihn auch noch mal. Ja,<br />
das möchte ich noch mal! Die Südinsel<br />
möchte ich auch noch einmal<br />
mit meinem Bruder abfahren. Und<br />
in 2 Jahren wird dann noch mal ein<br />
Stallinger-Treffen gemacht. Wir<br />
telefonieren und besuchen uns<br />
auch. Weil was ein Stallinger<br />
verspricht, das hält er auch!<br />
Das Interview führten Christiane<br />
Kehrer und Thomas Wakolbinger<br />
„Es gibt viel Schönes im Leben,<br />
nur muss man dem erst begegnen,<br />
auch wenn es erst im Alter ist,<br />
was man den Rest des Lebens<br />
nie mehr vergisst.<br />
Ich habs nie geglaubt und doch erlebt,<br />
dass es nach so vielen Jahren noch<br />
etwas Neues gibt.<br />
Der Wunsch von mir war länger schon klar,<br />
nach 56 Jahren den Bruder noch zu sehen,<br />
das war wunderbar.<br />
Für mich war das das Schönste in<br />
meinem Leben,<br />
ich wünsche vielen auch so etwas zu erleben.<br />
Denn die Anstrengung vergisst man,<br />
das Schöne bleibt,<br />
mit dieser Gruppe, dieser Reise -<br />
eine schöne Zeit.“<br />
Johann Stallinger<br />
Seite 13