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Elektronik Magazin - SPV Elektronik Vertriebsgesellschaft mbH

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32<br />

Der größte Massenselbstmord aller Zeiten<br />

… ereignete sich quasi „vor der Haustüre“ der BKG in Rustow. Eine<br />

Tragödie unsagbaren Ausmaßes vollzog sich im April 1945 vor dem<br />

Einmarsch der Roten Armee in der Hansestadt Demmin, rund 5 km<br />

von Rustow entfernt.<br />

Mittelalterlichem Kriegsrecht entsprechend<br />

wurde Demmin nach seiner Eroberung<br />

durch die Sowjetarmee im<br />

Mai 1945 zur vollkommenen Zerstörung<br />

freigegeben. Ungeheuere Panik<br />

ergriff die dort lebenden Bürger<br />

und führte zu der Tragödie eines massenhaften<br />

und beispiellosen Aktes der<br />

Selbstermordung.<br />

Die Schreckenszeit begann bereits im<br />

Herbst 1944, als die Rote Armee erstmals<br />

die Grenzen des Deutschen Reiches<br />

überschritt. Der Krieg, der 20<br />

Millionen Sowjetbürgern das Leben<br />

kostete, kehrte in das Reich zurück<br />

und zeigte den Deutschen sein<br />

schrecklichstes Gesicht: Willkürliche<br />

Erschießungen, Vergewaltigungen und<br />

Plünderungen durch die Sowjetarmee<br />

waren von nun an an der Tagesordnung.<br />

Haß und Rache fanden im vorpommerschen<br />

Demmin ihren Höhepunkt:<br />

Die alte Hansestadt wurde von<br />

sowjetischen Soldaten gebrandschatzt<br />

und die Einwohner terrorisiert.<br />

Tausende von Menschen hielten das<br />

nicht aus und begingen in Anbetracht<br />

der Greueltaten Selbstmord!<br />

Der Auslöser für die entsetzlichen<br />

Ausschreitungen liegt bis heute im<br />

Dunkeln. Mehrere Gründe dürften<br />

dafür maßgeblich gewesen sein: Die<br />

sich zurückziehende deutsche Wehrmacht<br />

hatte die Brücken über die Tollense<br />

und die Peene gesprengt. Die<br />

Rote Armee, die bis dahin wider-<br />

standslos in das bisher unzerstörte<br />

Demmin einrückte, konnte ihren Vormarsch<br />

nicht fortsetzen. Weiterhin<br />

wird berichtet, dass sich zu dieser Zeit<br />

in Demmin große Alkoholvorräte befanden,<br />

die den Rotarmisten zu ihren<br />

Feiern zum 1. Mai in die Hände gefallen<br />

sind. In der Nacht begannen die<br />

betrunkenen Soldaten der Sowjetarmee<br />

damit, die Stadt zu marodieren.<br />

Frauen und Mädchen wurden vergewaltigt<br />

und viele Bewohner wahllos<br />

umgebracht.<br />

Das Geschehen verursachte bei den<br />

Menschen eine ungeheuere Panik. Etwa<br />

1.200 bis 2.500 Menschen sollen<br />

sich das Leben genommen haben. Die<br />

einen nahmen Gift, die anderen erschossen<br />

sich, und wieder andere ertränkten<br />

sich in der Peene oder der<br />

Tollense. Noch Wochen später wurden<br />

Leichen aus den Flüssen gezogen.<br />

Der Markt mit der Bartholomäuskirche und dem Rathaus<br />

um 1935<br />

Blick vom Turm der Bartholomäuskirche nach<br />

Nordwesten vor dem Niederbrennen der Stadt 1945 ...<br />

Doch der Hass und die Gewalt der sowjetischen<br />

Soldaten hatten ihren Hintergrund.<br />

Beim Vormarsch durch ihr<br />

zerstörtes Land mussten sie sehen,<br />

welche Verbrechen die Deutschen<br />

dem russischen Volk angetan hatten.<br />

Mit der Vertreibung der deutschen Invasionstruppen<br />

aus seinem Land war<br />

für den einfachen russischen Soldaten<br />

das Ziel des „Großen Vaterländischen<br />

Krieges“ zunächst erreicht. Zum weiteren<br />

Vormarsch in das Deutsche<br />

Reich selbst bedurfte es zusätzlicher<br />

Motivation für die Sowjetsoldaten.<br />

Reiche Beute wurde ihnen versprochen,<br />

wenn sie bis nach Berlin kämen,<br />

und der Besitz der Deutschen wurde<br />

zur Plünderung freigegeben, Frauen<br />

durften vergewaltigt werden.<br />

Im sowjetischen Rundfunk wurde<br />

ausdrücklich zur Rache und Vergeltung<br />

aufgerufen. Ja, es gab sogar rituelle<br />

Hassgesänge. Die aufgeputschten<br />

Rotarmisten waren auch nach Kriegsende<br />

von der Armeeführung nur<br />

schwer unter Kontrolle zu bringen.<br />

Erst vier Jahre später, nämlich durch<br />

ein Gesetz vom März 1949, das Vergewaltigungen<br />

mit bis zu 15 Jahren Arbeitslager<br />

bestrafte, und der Kasernierung<br />

der sowjetischen Truppen bekam<br />

das Regime Stalins die sowjetischen<br />

Truppen in den Griff.<br />

In der früheren DDR waren die traumatischen<br />

Ereignisse ein tabuisierter<br />

Begriff. Niemand durfte unter Androhung<br />

von härteren Strafen auch nur<br />

darüber sprechen. Erst nach der Wiedervereinigung<br />

im Jahre 1990 durften<br />

die Ereignisse aufgearbeitet werden.<br />

Die Geschäftsleitung der Firmengruppe<br />

Beck beschäftigt sich seit geraumer<br />

Zeit mit dem Plan der Aufstellung<br />

von Gedenktafeln auf dem Areal des<br />

Gutshauses Rustow, um eine Erinnerung<br />

für die Ereignisse des 2. Weltkrieges<br />

vor Ort zu schaffen. Dabei soll<br />

vor allem der Ursprung der Aggression,<br />

das 3. Reich, welches unsägliches<br />

Leid über die Menschheit gebracht<br />

hat, als Ausgangspunkt genommen<br />

werden.<br />

Die Ruine des Rathauses auf dem Marktplatz nach dem<br />

Brand 1945 und nach den ersten Aufräumungsarbeiten

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