Elektronik Magazin - SPV Elektronik Vertriebsgesellschaft mbH
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| Firmengruppe Beck<br />
Spende an „Ärzte für<br />
die Dritte Welt“<br />
Ärzte für die Dritte Welt bemüht<br />
sich, durch Planung, Organisation<br />
und Durchführung von ärztlichen<br />
Hilfseinsätzen in medizinischen<br />
Notstandsgebieten der<br />
Dritten Welt einen Beitrag zu<br />
mehr Menschlichkeit und Gerechtigkeit,<br />
zu Völkerverständigung<br />
und Frieden zu leisten.<br />
von Claudia Beyer<br />
„Mittwoch 12 bis 14 Uhr kostenloses<br />
Mittagessen“ steht in bunten Lettern<br />
auf der Tafel. Die weit geöffnete Eingangstür<br />
des ehemaligen Bauernhofes<br />
soll die Besucher ins Innere lotsen.<br />
Eine idyllische Zufluchtsstätte in St.<br />
Leonhard, nur wenige Meter vom tosenden<br />
Verkehr der Rothenburger<br />
Straße entfernt.<br />
In den beiden riesigen Töpfen brodelt<br />
es. Der Duft von Kohlsuppe füllt die<br />
kleine Küche, in der heute seit neun<br />
Uhr morgens gleich fünf Ehrenamtler<br />
eifrig Gemüse schnippeln, Salat putzen<br />
und Brote schmieren. Kostenloser<br />
Mittagstisch in St. Leonhard – ein<br />
Treffpunkt für bedürftige Senioren, Erwachsene<br />
und Kinder. Vor sieben Jahren<br />
kam die Offene Behindertenarbeit,<br />
kurz OBA, in den Stadtteil. Bald bot die<br />
Einrichtung, deren Träger die evangelische<br />
Jugend ist, Kindernachmittage<br />
an. Mit Erweiterung des Angebots verlängerte<br />
sich auch der Name: Integra-<br />
Alle Mitarbeiter des Komitees Ärzte für<br />
die Dritte Welt sind unentgeltlich tätig<br />
und bezahlen selbst mindestens die<br />
Hälfte der Flugkosten. Es gibt für sie<br />
keinerlei Gehälter, Spesenabrechnungen<br />
oder Aufwandsentschädigungen.<br />
Etwa jeden fünften Einsatz übernehmen<br />
Ruheständler, so auch Professor<br />
Dr. med. Helfried Gröbe, früher Chefarzt<br />
der Nürnberger Kinderklinik. Mehr<br />
als 2.100 Mediziner und Medizinerin-<br />
tives Kinder- und Jugendhaus OBA.<br />
„Doch die Arbeit mit dem Nachwuchs<br />
klappte nicht", erinnert sich Sozialpädagogin<br />
Susanne Diettrich-Leonhard.<br />
Die Kleinen waren unkonzentriert<br />
und lustlos. „Irgendwann ertappte<br />
ich einige Mädchen dabei, dass sie<br />
in der Küche Nudeln direkt aus der<br />
Packung aßen – aus purem Hunger."<br />
Damit war die Idee geboren, unabhängig<br />
vom Träger, in der Kreutzerstr. 5<br />
jeden Mittwoch eine Art Armenspeisung<br />
anzubieten. Eine Spende von<br />
500 Euro brachte vor zwei Jahren das<br />
Unterfangen ins Rollen, seitdem hangeln<br />
sich Diettrich-Leonhard und eine<br />
Handvoll ehrenamtliche Helfer dank<br />
Lebensmittel- und Geldspenden von<br />
Mittagstisch zu Mittagstisch.<br />
Bislang ist noch keiner mangels Geld<br />
ausgefallen. „Hier im Viertel herrscht<br />
ein besonderer Bedarf ", weiß die 41-<br />
Jährige. Die Situation habe sich in dieser<br />
Zeit „deutlich verschlechtert“.<br />
Nutzten anfangs 25 Personen dieses<br />
Angebot, ist die Zahl der ausgegebe-<br />
Eines von vielen Kindern, die auf den Müllbergen von Cebu/Philippinen leben<br />
nen haben sich für die Dritte Welt beteiligt.<br />
Viele waren mehrfach in Notstandsgebieten.<br />
Über 300 Aktive opfern<br />
jährlich ihren Urlaub für den aufreibenden,<br />
aber als in vieler Hinsicht<br />
bereichernd empfundenen Dienst.<br />
Der ärztliche Einsatz versteht sich im<br />
Massenelend der Slums als Zeugnis<br />
für den Wert und die Würde des einzelnen<br />
Menschen, als Engagement für die<br />
Menschlichkeit. Die Anwesenheit der<br />
Ärzteteams in diesen trostlosen und<br />
Professor Dr. Helfried Gröbe (Mitte) mit<br />
Geschäftsführer Dr. Dieter Beck und<br />
Prokuristin Marion Clausnitzer bei der<br />
Übergabe der Weihnachtsspende<br />
Beck hilft mit einer Spende:<br />
Von Scham und Hunger<br />
Nachfrage wächst: Kostenloser Mittagstisch in St. Leonhard in Nürnberg<br />
nen Essen inzwischen auf bis zu 100<br />
Portionen gestiegen. Am Eingang des<br />
Speiseraumes hat eine Plastikzitrone<br />
ihren festen Platz. Wer möchte, kann<br />
hier einen kleinen Obolus reinwerfen.<br />
Manchmal kommen bis zu vier Euro<br />
am Tag zusammen – „und das ist für<br />
die Leute eine Menge Geld". Doch<br />
nicht allein der Hunger treibt die Menschen<br />
hierher, viele suchen das Gespräch.<br />
Viele fragen die Sozialpädagogin<br />
um Rat bei behördlichen Angelegenheiten,<br />
Kinder kommen mit Schulproblemen<br />
zu ihr, „die auf mangelnde<br />
Unterstützung und nicht auf fehlendem<br />
Geist beruhen“, betont die Nürnbergerin.<br />
„Die Armut breitet sich im<br />
Stadtteil aus, da investiert man nicht<br />
in Nachhilfe oder so.“<br />
Hilfsangebot ausbauen<br />
Die 41-Jährige spendet auch bei Wohnungsräumungen<br />
Trost, „aber an den<br />
Umständen kann ich nichts ändern“,<br />
bedauert sie. Die Menschen hier lei-<br />
menschenunwürdigen Elendsvierteln<br />
ist gleichzeitig ein nachhaltiges Zeichen<br />
der Solidarität und Hoffnung. Die<br />
Ärzte leben und wohnen für die Zeit ihres<br />
Einsatzes ebenfalls dicht bei den<br />
Slums, nahe bei ihren Patienten.<br />
Gegründet wurde die Organisation, die<br />
ähnlich arbeitet wie „Ärzte ohne Grenzen“,<br />
vor 23 Jahren von dem Frankfurter<br />
Jesuitenpater Bernhard Ehlen.<br />
In neun Projekten des Komitees auf<br />
den Philippinen, in Indien, Bangladesch,<br />
Kenia und Nicaragua sind permanent<br />
jeweils zwei bis acht „german<br />
doctors“ eingesetzt, außerdem auf der<br />
Philippinen-Insel Mindanao und in der<br />
nicaraguanischen Hauptstadt Managua<br />
je ein Zahnarzt.<br />
Ehrenamtliche Helfer im Einsatz: Die Studentinnen<br />
Caterina Hahner (vorne) und<br />
Julia Simon kochen im Wechsel mit<br />
Kommilitonen für Bedürftige. Foto: Hippel<br />
den unter Hartz IV, fährt sie fort, die<br />
Scham sei ,,irre hoch“. Auch vorm<br />
ehemaligen Bauernhof schleichen<br />
manche teilweise 20 Mal vorbei, bevor<br />
sie sich reintrauen. Die Ehrenamtlerin<br />
möchte das Angebot ausbauen, zwei<br />
kostenlose Essen die Woche und drei<br />
Mal Austausch bei Kaffee und Kuchen<br />
schweben ihr vor. Der Stadt liegt derzeit<br />
ein Antrag auf Prüfung vor.