Oberbayerische Schulzeitung - BLLV
Oberbayerische Schulzeitung - BLLV
Oberbayerische Schulzeitung - BLLV
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
soll. Also hat Frau Gewehr auf ihr Bitten<br />
hin eine Stelle in der Grundschule<br />
bekommen. Ihr Freund als Angestellter<br />
hat das Nachsehen und ist in der<br />
Hauptschule. Während noch vor zwei<br />
Jahren alle Grundschullehrer an die<br />
Hauptschulen geführt und im letzten<br />
Jahr wieder rückgeführt wurden, bekommt<br />
Oberbayern immer noch zu<br />
wenige Hauptschullehrer aus den anderen<br />
Regierungsbezirken.<br />
Schulleiter müssen fl exibel sein<br />
Es gibt also zu wenig Hauptschullehrer.<br />
Werden denn hier alle mit Planstellen<br />
versorgt? Keineswegs: Von den 373<br />
Bewerbern werden 87 nur als Angestellte<br />
beschäftigt.<br />
Fachlehrer m/t erhielten alle ein Einstellungsangebot,<br />
für die Fachlehrer<br />
EG dagegen gilt die Staatsnote 1,93.<br />
Während an Schulen Hauptschullehrer<br />
KtB unterrichten müssen, stehen<br />
Fachlehrerinnen, die das Fach als Erweiterungsfach<br />
studiert haben, auf der<br />
Straße.<br />
Schauen wir an die Förderschulen.<br />
Hier sind einige der arbeitslosen<br />
Grundschullehrer untergekommen.<br />
Ist hier also der Lehrermangel? Die<br />
Klassen sind zu groß, die Schulen unterversorgt<br />
und die Sonderschullehrer<br />
haben ebenfalls Staatsnoten zwischen<br />
1,43 und 2,04. Auch hier stellen wir<br />
Lehrermangel hat Methode!<br />
Die Taktik, junge Lehrerinnen und<br />
Lehrer jedes Jahr wieder auf Vertrag<br />
aushelfen zu lassen, bis sie auf der<br />
Warteliste nachrutschen oder von<br />
der Warteliste fallen, hat Methode.<br />
Immer noch wird gespart auf Kosten<br />
der Schüler und der Lehrer. Zwei<br />
Lehramtsanwärter im zweiten Jahr<br />
unterrichten eigenverantwortlich 30<br />
Stunden. Das wäre genau die Stelle,<br />
die Frau Büttner hätte haben können.<br />
Wenn kein Lehrer die befristeten Angestelltenverträge<br />
annähme, dann<br />
wäre die Staatsregierung gezwungen<br />
dafür Planstellen zu schaffen. Denn<br />
dass der Bedarf da ist, das weiß jeder,<br />
fest: Der Unterricht wird nicht mit Lehrern<br />
aus Planstellen versorgt, sondern<br />
auch hier wird mit Nachrückern, Aushilfskräften<br />
und Übergangsregelungen<br />
gearbeitet.<br />
Im April 2008 unterrichteten in Bayern<br />
12.608 Lehrkräfte mit Arbeitsvertrag.<br />
Bayern beschäftigte laut Landesamt<br />
für Statistik und Datenverarbeitung<br />
110.046 voll- und teilzeitbeschäftigte<br />
Lehrkräfte. Das bedeutet, dass<br />
etwa 10% aller Beschäftigten nur<br />
auf Vertrag eingestellt sind. Da die<br />
Praxis der Einstellung auf Angestelltenvertrag<br />
erst in den letzten Jahren<br />
verstärkt aufgenommen wurde, bedeutet<br />
das, dass hier vor allem die<br />
Jungen betroffen sind, also genau<br />
der Lehrernachwuchs, den man so<br />
dringend zu brauchen beteuert.<br />
Das neue Schuljahr hat begonnen und<br />
Schulleiter und Lehrer sind fl exibel wie<br />
immer. Lehrer in Oberbayern lesen vom<br />
Landesklassenschnitt von 22,9 Schülern<br />
an Grundschulen und 21 Schülern<br />
an Hauptschulen und schauen<br />
ihre eigene 28er Klasse an. Schulleiter<br />
müssen Klassen führen und mussten<br />
die junge Kollegin, die sie vorher hatte,<br />
auf die Straße setzen und sich vor<br />
den Eltern dafür rechtfertigen. Da werden<br />
Arbeitsgemeinschaften gestrichen<br />
und Gruppen daraus gemacht, da sind<br />
der Schule verwaltet, in Schule arbeitet<br />
oder die Schule besucht. Wer schon<br />
bei Verkündung der Staatsnote das<br />
Verfahren für Nachrücker veröffentlicht<br />
und die Modalitäten für die November-,<br />
Januar- und Februareinstellung festzurren<br />
kann, der weiß, dass die Lehrer<br />
gebraucht werden.<br />
Idealismus als Lehrerfalle<br />
Aber wer kann sich schon leisten ein<br />
solches Angebot abzulehnen? Hier<br />
wird mit dem Idealismus der jungen<br />
Menschen spekuliert. Ein Vollzeit arbeitender<br />
angestellter Lehrer verdient<br />
durchschnittlich 1600 Euro netto. Würde<br />
man hier in der Wirtschaft arbeiten,<br />
könnte man mehr Geld verdienen oder<br />
Titel<br />
jahrgangsübergreifende Religionsgruppen<br />
dann schon einmal 30 Kinder<br />
stark, da sind Klassen so groß,<br />
dass z.B. laut Münchner Merkur vom<br />
05./06.07.2008 die Schüler in Mittenwald<br />
Gastschulanträge ins benachbarte<br />
Tirol stellen. Die Eltern zahlen<br />
dafür 515 Euro Schulgebühr jährlich<br />
und zusätzlich die Buskarte.<br />
Dem Sparkurs geopfert<br />
Sebastian hat leider keine Ausweichschule.<br />
Und wenn, könnte sein Vater<br />
auch das Geld dafür nicht aufbringen.<br />
Außerdem schafft er ja vielleicht den<br />
Übertritt. Dann besteht die Möglichkeit,<br />
dass er am Gymnasium (wenn<br />
er den Übertritt schafft) oder an der<br />
Haupt- oder Realschule (falls er ihn<br />
nicht schafft) wieder auf Frau Büttner<br />
trifft. Denn Frau Büttner hat nur einen<br />
Vertrag bis 31.07.2009. Sie wird sich<br />
nächstes Jahr wieder nach einem<br />
Vertragsverhältnis umsehen müssen<br />
und sich an Gymnasien, Realschulen<br />
und als Nachrücker bewerben. Außer<br />
die neue Staatsregierung legt mehr<br />
Wert auf Bildung. Die Hoffnung stirbt<br />
zuletzt!<br />
◊ Karin Leibl<br />
◊ Daniela Schermbacher<br />
Einen Bericht zum Seminarsprechertag<br />
fi nden Sie im Internet:<br />
http://oberbayern.bllv.de<br />
müsste nicht umziehen oder pendeln.<br />
Aber die Kolleginnen und Kollegen<br />
wollen in den Schuldienst und meinen,<br />
dass sie sich einen Bonus erarbeiten,<br />
wenn sie aushelfen. Leider ist<br />
das nicht so.<br />
Fürsorge sieht anders aus!<br />
Wenn man die Kollegen nicht mehr<br />
braucht, dann setzt man sie auf die<br />
Straße. Dass diese dann, wie in einem<br />
konkreten Fall, bis zu acht Jahren<br />
lang jedes Jahr wieder ausgeholfen<br />
haben und Kinder unterrichteten<br />
und die Unterrichtsmisere auszugleichen<br />
halfen, interessiert nicht. Jetzt<br />
drängt diese Kollegin mit Ende 30 auf<br />
den Arbeitsmarkt.<br />
5/08 <strong>Oberbayerische</strong> <strong>Schulzeitung</strong> 5