Oberbayerische Schulzeitung - BLLV

Ringtausch
Erstmals seit 20 Jahren hat das KM
beim Lehrerausgleich zwischen den
Bezirken wieder einen Ringtausch vorgenommen.
Aus Oberbayern wurden fast alle Niederbayern
abgezogen und durch mittelfränkische
Prüfl inge ersetzt. Damit
hat dieser zentrale Regierungsbezirk
seine Rolle als Drehscheibe verloren.
Des einen Freud - des anderen Leid:
Kein Grund zum Feiern
Lehrerbildung seit 50 Jahren im Schatten
der Standespolitik
In Bayern werden die Feste ja gefeiert,
wie sie fallen. Doch wo bleibt da 50
Jahre akademische Lehrerbildung, seit
30 Jahren an der Universität, und 25
Jahre sauber getrennt nach Schularten?
Keine Festschrift, kein Jubiläumsakt,
keine Erinnerung bei den Parteien,
nichts zu lesen in der Staatszeitung –
totgeschwiegen, vergessen oder verdrängt?
Kein Grund zum Feiern – selbst bei
denen, die einst den Anstoß für weitreichende
Reformen in der Schul- und
Bildungspolitik gegeben haben oder
hinnehmen mussten. Was ist da los?
Lehrerbildung ist bis heute Standespolitik.
Sie dient mehr der laufbahnrechtlichen
Abgrenzung der Lehrergruppen
als einer qualifi zierten Pädagogenausbildung.
Die Trennung nach Schularten
und der Abstand in der Besoldung sind
letztendlich wichtiger als Pädagogik
und Psychologie.
Soll man bzw. kann man angesichts
dieser traurigen Entwicklung daran erinnern,
dass die Errichtung Pädagogischer
Hochschulen vor 50 Jahren ein
bildungspolitischer Fortschritt war?
Die Akademisierung der Volksschullehrerausbildung,
der 10 Jahre später
auch der gehobene Verwaltungsdienst
(Beamtenfachhochschulen) folgte, hat
einen enormen Modernisierungsschub
ausgelöst, von dem der Freistaat bis
heute profi tiert.
Fast alle Niederbayern - selbst kurzfristig
eingesetzte, ledige Bewerber -
konnten nach Hause zurück.
In Mittelfranken (und den angrenzenden
Regionen) scheiterte vielfach sogar
die vom Landtag gewünschte Familienzusammenführung.
Boshafte Zungen sprechen von einem
„Staatssekretärseffekt“.
Stufenlehrer verhindert
Die Anhebung der mittleren Beamtenschichten
in gehobene Positionen hat
aber auch Gegen- und Abwehrkräfte
ausgelöst, die noch immer fortwirken.
Ang(stg)etrieben von den Abstandshaltern
des höheren Dienstes bildete
sich damals eine Koalition aus Juristen
und Philologen, die Bayern (CSU)
und Nordrhein-Westfalen (SPD) dazu
brachten, die Laufbahngrenzen und
die Beamtenbesoldung durch Bundesgesetz
festzuzurren. Das berühmtberüchtigte
Bundesbesoldungs- und
Vereinheitlichungsgesetzt war eine Generation
lang das Maß und die Grenze
aller beamtenrechtlichen Dinge.
Dem Philologenverband gelang es
1978 noch vor der Eingliederung der
Lehrerbildung in die Universitäten die
in Bayern und Nordrhein-Westfalen
bereits beschlossene Einführung von
Stufenlehrämtern zu verhindern.
Die „neue“ Lehrerbildung wurde dann
in getrennten Fakultäten schulartbezogen
organisiert, die Volksschule in
Grund- und Hauptschule zerlegt, die
Lehrämter Real- und Sonderschule
neu geschaffen. Ein Grund zum Feiern
ist dieses Jubiläum wahrlich nicht.
Auch an den Universitäten ist das
System erstarrt. Eine Aufwertung der
Hauptschulausbildung hat nie stattgefunden,
ebenso wenig wie eine Spezialisierung
der Grundschule. Das
Lehrerbildung
Bezirksversammlung
der ABJ Oberbayern
Samstag, den 25.Oktober 2008
10:00 Uhr bis ca. 15:00 Uhr
Wo?
BLLV-Haus München
am Bavariaring 37
Für wen?
Alle interessierten Junglehrer/innen
Welche Themen?
Fortbildung zum Thema ...
MOBBING
Schema von Methodik und Didaktik ist
„volksschulgemäß“ geblieben, Schulpädagogik
und Lernpsychologie sind
deutlich besser als am Gymnasium,
und in der Realschule – aber wir bekommen
nichts dafür!
Dies soll auch nach dem Bologna Prozess
(Einführung von Bachelor und
Master) so bleiben.
Lichtblick in Bayern
Trotzdem gibt es Hoffnung auf Verbesserungen.
Mit der Dienstrechtsreform
hat sich Bayern entschlossen Beförderungsämter
auch für Grund-, Haupt-
und Realschullehrer einzuführen. Das
einheitliche Laufbahnrecht mit leistungsbezogenen
Elementen ist ein historischer
Durchbruch. Der Freistaat hat
sich mit der Föderalismusreform an die
Spitze des beamtenrechtlichen Fortschritts
in Deutschland gesetzt.
Als Symbol für 25 Jahre Stillstand
gibt es keinen Grund, die Trennung
der Lehrämter zu feiern. Die Lehrerbildung
liegt nach wie vor im Argen,
aber die Staatsregierung hat mit der
Dienstrechtsreform eine Perspektive
geschaffen, zu der die bildungsverantwortlichen
Schulpolitiker bisher nicht
fähig bzw. bereit waren.
Lehrerbildung und Schulpolitik – die
siamesischen Zwillinge staatlicher Bildungspolitik
– bleiben mehr denn je im
Fokus.
◊ Hans-Peter Leitner
5/08 Oberbayerische Schulzeitung 7