Nr. 6/2007 (0 bytes)
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18<br />
Das Wechsltolweibele<br />
Zwischen den Bauernhöfen Unterwand<br />
und Unterrain am Sonnenberg befindet<br />
sich ein flaches Tälchen, welches<br />
sich bis hinter dem „Reasknott“ westlich<br />
von Rabland hinunter zieht. Es bildet<br />
die Grenze zwischen den Gemeinden<br />
Partschins und Naturns, und da<br />
man hier in eine andere Gemeinde<br />
„wechselt“, heißt es „Wechsltol“.<br />
In dieser Gegend trieb einst das<br />
„Wechsltolweibele“, eine gefürchtete<br />
Hexe, ihr Unwesen. Sie hauste in<br />
einer armseligen kleinen Holzhütte<br />
am „Oachberg“. Ihr Häuschen stand<br />
dicht am Ufer des Wechsltols, welches<br />
in alter Zeit noch wasserführend war.<br />
Die Kinder am Sonnenberg machten<br />
einen großen Bogen um die Hütte, und<br />
die Erwachsenen schlugen heimlich ein<br />
Kreuzzeichen, falls sie der Hexe nicht<br />
rechtzeitig ausweichen konnten.<br />
Obwohl das Hexenweib nur eine einzige<br />
Ziege und eine Henne besaß,<br />
hatte sie stets Milch, Butter und Eier<br />
im Überfluss. Im Sommer sammelte sie<br />
kleine Mengen an Beeren, Haselnüssen,<br />
Eicheln und Pilze, die sie mit Zaubersprüchen<br />
aus ihrem Hexenbüchlein<br />
beliebig vermehren konnte. Nach dem<br />
Einbringen der Getreideernte sammelte<br />
sie auf den Stoppelfeldern lediglich<br />
eine Hand voll liegen gebliebenen<br />
Ähren. In einer winzigen Mühle, welche<br />
neben ihrer Hütte am „Wechslboch“<br />
stand, mahlte sie die wenigen<br />
Körner zu Mehl und backte einen einzigen<br />
Laib Brot. Mit geheimnisvollen<br />
Sprüchen erwirkte sie, dass dieser Brotlaib<br />
für ein ganzes Jahr bis zum nächsten<br />
Kornschnitt ausreichte.<br />
An jedem „Pfinztag“ (Donnerstag)<br />
nahm die Hexe einen Reisigbesen zwischen<br />
die Beine und flog über das Tal<br />
hinüber zum Hexenplatz neben der<br />
„Stuanergeadahütt“, wo sie sich<br />
mit den Hexen der Umgebung zu den<br />
unheimlichen nächtlichen Tänzen traf.<br />
Eines Tages war der Unterwenter<br />
Bauer auf dem Weg nach Oberwies,<br />
um eine Kuh zu kaufen. Beim<br />
„Wechsltol“ traf er die Hexe, die gerade<br />
dabei war, mit Regenwasser, das<br />
sich in einem Steingrübl angesammelt<br />
hatte, ein „Wetter zu kochen“. Mit Ver-<br />
Verschiedenes<br />
wunderung schaute ihr der Bauer zu,<br />
wie sie mit einem Stück Holz im Wasser<br />
rührte, bis es zu kochen anfing. Da riet<br />
ihm die Hexe zur sofortigen Umkehr,<br />
da ein fürchterliches Gewitter von der<br />
Zielspitz im Anzug sei. Angesichts des<br />
wolkenlosen Himmels lachte er sie<br />
aus und schlug ihren Ratschlag in den<br />
Wind. Schon nach wenigen Minuten<br />
wurde er eines Besseren belehrt, denn<br />
plötzlich verfinsterte sich der Himmel,<br />
und es entlud sich ein heftiges Gewitter.<br />
Unzählige Blitze zuckten, unheimlich<br />
grollte der Donner, es goss in Strömen,<br />
vermischt mit walnussgroßen<br />
Hagelkörnern. Schnellstens flüchtete<br />
der Unterwenter unter einen sicheren<br />
Felsvorsprung, den er in der Nähe<br />
wusste. Mit eigenen Augen hatte er<br />
nun gesehen, dass das Wechsltolweibele<br />
für die schlimmen Gewitter, die<br />
am Sonnenberg oft große Schäden<br />
anrichteten, verantwortlich war. Zum<br />
Glück erinnerte er sich an einen guten<br />
Rat, den ihm einst ein Kapuzinerpater<br />
gegeben hatte. Wenn man nämlich<br />
weiß, wer der Verursacher eines aufziehenden<br />
Gewitters ist, kann man dieses<br />
mit einem geweihten Gegenstand vertreiben.<br />
Der fromme Bauer, der immer<br />
einen geweihten Rosenkranz bei sich<br />
trug, schwenkte diesen dreimal in Richtung<br />
„Wechsltolhütt“. Sofort hörte<br />
das Gewitter auf und die Sonne strahlte<br />
wiederum vom blauen Himmel.<br />
Einmal ging dem Wechsltolweibele<br />
beim „Kübeltreiben“ trotz ihrer Hexenkünste<br />
die Butter nicht zusammen. Sie<br />
war bekannt als sehr jähzornig, nahm<br />
Raiffeisenkasse Partschins<br />
Jahrgang 17 - <strong>Nr</strong>. 6 / Dezember <strong>2007</strong><br />
eine Rute und lief ins Freie zu einem<br />
Wegkreuz. Wütend und hasserfüllt<br />
schlug sie auf den Gekreuzigten ein und<br />
schrie: „Jeder braucht eine Züchtigung,<br />
auch du!“ In diesem Augenblick zuckte<br />
ein Blitzstrahl vom heiteren Himmel,<br />
der die Hexe und ihre Hütte in Brand<br />
setzte. Hirten fanden am nächsten Tag<br />
beim Wegkreuz ihre verkohlte Leiche.<br />
Auf Anweisung des Landrichters durfte<br />
sie nicht in geweihter Erde begraben<br />
werden. Daher schaufelte man der<br />
Hexe in den Trümmern der „Wechsltolhütt“<br />
ein Grab. Seit dieser Zeit geht es<br />
in dieser Gegend unheimlich zu. Dem<br />
Wanderer, der noch zu später Stunde<br />
unterwegs ist, erscheint das Wechsltolweibele<br />
als lichterloh brennende Hexe.<br />
Mit unheimlich klingender Stimme<br />
stöhnt sie ohne Unterlass: „Verdammt,<br />
verdammt bin i...!“<br />
Die Erinnerung an die Sonnenberger<br />
Wetterhexe ist unter der Bevölkerung<br />
nicht ganz verblasst, denn sie gilt<br />
immer noch als „Wettermacherin“. So<br />
heißt man einen kleinen Nebelfetzen,<br />
der sich urplötzlich am Wasserfall des<br />
Schindelbaches bildet, „Unterwenter<br />
Hex“, wobei das Wechsltolweibele<br />
gemeint ist. Tatsächlich ist das<br />
Erscheinen einer Wolke an genannter<br />
Stelle ein sicheres Zeichen, dass<br />
Regenwetter oder ein Gewitter im<br />
Anzug sind.<br />
Am Sonnenberg erzählt man sich<br />
außerdem, dass man in früheren Zeiten<br />
unfolgsamen Kindern mit dem Ausspruch<br />
drohte: „Wenn du nicht brav<br />
bist, kommt das Wechsltolweibele!“<br />
Freiwillige Feuerwehr TÖLL<br />
Johann-Kravogl-Straße 2<br />
Telefon Gerätehaus 0473 965007 - Fax 0473 966984<br />
Die Freiwillige Feuerwehr TÖLL wünscht allen Bürgern,<br />
Gönnern und Freunden ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein<br />
erfolgreiches Jahr 2008 und dankt für die bisherige Unterstützung.<br />
Weiters teilen wir der Töller Bevölkerung mit, dass am<br />
Samstag, den 22. Dezember <strong>2007</strong> im Gerätehaus die<br />
CHRISTBÄUME von 08.00 bis 12.00 Uhr verteilt werden. FF Töll