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DIAKONIE 35 - Diakonie Düsseldorf

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<strong>Diakonie</strong> Herbst 2011 <strong>35</strong> Thema Das Magazin der <strong>Diakonie</strong> <strong>Düsseldorf</strong><br />

1<br />

<strong>Diakonie</strong> <strong>35</strong><br />

Thema Feuerwehr der Jugendhilfe – Das Krisenzentrum Familienaktivierungsmanagement<br />

9 Wanderpokal ging nach Wersten 13 Verantwortung statt Gewinnmaximierung 15 Der Trauer<br />

Raum geben, das Unfassbare fassen 16 „Ich will, dass man ein bisschen Geld von uns dafür<br />

nimmt.“ 19 Mit 89 zum ersten Mal in Spanien


<strong>Diakonie</strong> <strong>35</strong><br />

„Ich hab Rücken.“ Diese Kurzfassung<br />

diverser Leiden, von Hape Kerkeling auf<br />

die Frage „Wie geht es denn?“ geäußert,<br />

hat sich als alltagstauglich erwiesen.<br />

„Ich will ja nicht klagen, aber“ lautet<br />

die Einleitung zu einer Schilderung, die<br />

dann alle möglichen Körperregionen zur<br />

Sprache bringt oder die Überlastung<br />

durch private und arbeitsbedingte Anforderungen<br />

beteuert. Solche Gespräche<br />

führen entweder dazu, dass mir selbst<br />

auch etwas einfällt und ich mit meinen<br />

Sorgen in die Klage einstimme. Oder ich<br />

schalte ab, möchte mich jetzt nicht mit<br />

den Malaisen des Anderen beschäftigen.<br />

Der Apostel Paulus hat sich intensiv mit<br />

dem Leiden auseinander gesetzt. Für ihn<br />

ist das Seufzen der Kreatur Ausdruck<br />

unserer Vergänglichkeit und gehört zu<br />

unserem Menschsein dazu. Ja, auch die<br />

restliche Schöpfung seufzt. Das hat angesichts<br />

der Ausbeutung unseres Planeten,<br />

der Massentierhaltung und des Artensterbens<br />

besonderes Gewicht gewonnen.<br />

Paulus bietet keine Alternative an. Er<br />

sagt auch nicht: Alles halb so wild. Er<br />

verspricht auch keine Heilung. Vielmehr<br />

werden unsere Seufzer gebündelt und<br />

verstärkt vor den Schöpfer gebracht,<br />

„denn wir wissen nicht, was wir beten<br />

sollen“.<br />

Das Gebet ist für Paulus der Wendepunkt,<br />

an dem „der Geist unserer Schwachheit<br />

aufhilft“ und das Leid ausdrückt, die<br />

Sehnsucht benennt und die Hoffnung auf<br />

Gott stärkt. Eine eigenartige Antwort.<br />

Aber eine tiefsinnige. Denn wir entkommen<br />

der Vergänglichkeit nicht. Das<br />

Klagen und Seufzen wird nicht aufhören.<br />

Die Gründe dafür sind viele. Im Gebet<br />

lerne ich durch den Geist, damit zu leben<br />

und die Hoffnung auf Erlösung nicht zu<br />

verlieren. Ich lerne auch, das Leid der<br />

anderen zu sehen und mitfühlend vor<br />

Gott zu bringen. Und nicht zuletzt werde<br />

ich daraus die Kraft schöpfen, das Leid<br />

anderer Kreaturen zu lindern. Hilft Beten<br />

gegen Rücken?<br />

Der Geist stärkt auf jeden Fall das<br />

Rückgrat.<br />

Thorsten Nolting<br />

Anmerkung<br />

„Der Geist aber hilft unserer<br />

Schwachheit auf.“<br />

Paulus, Römerbrief 8,26<br />

2<br />

Die Kreatur seufzt Feuerwehr der Jugendhilfe Das Krisenzentrum<br />

Familienaktivierungsmanagement ist sofort vor Ort<br />

<strong>Diakonie</strong> <strong>35</strong><br />

Thema<br />

Was ist das eigentlich, eine Krise? Grob gesagt:<br />

eine Entscheidungssituation, verknüpft mit einem<br />

Wendepunkt. Ist in einer Familie das Kindeswohl<br />

gefährdet, aus welchen Gründen auch immer,<br />

muss darüber entschieden werden, ob ein Kind in<br />

3<br />

der Familie verbleiben kann oder ob es herausgenommen<br />

werden muss. An diesem Punkt finden<br />

die Kriseninterventionen des Sachgebiets „Krisenzentrums<br />

FAM“ statt. Ziel ist, immer mit dem<br />

Fokus auf das Kindeswohl, den Zusammenhalt der


<strong>Diakonie</strong> <strong>35</strong><br />

Thema<br />

Familie zu erhalten, als Herangehensweise dient<br />

eine positive, unterstützende Grundhaltung. Bei<br />

unseren jährlich 90 bis 100 Fällen gelingt es zu<br />

75 bis 80 Prozent, dass die Familien zusammenbleiben<br />

können. Erfolge, die Kraft kosten, da die<br />

Arbeit stets unter hohen Spannungszuständen<br />

stattfindet. Unsere Mitarbeitenden sind häufig<br />

von Anfang an mit vielen Widerständen konfrontiert,<br />

die Eltern fühlen sich bedroht und unverstanden,<br />

können nicht nachvollziehen, warum<br />

man ihnen damit droht, die Kinder wegzunehmen.<br />

Oftmals ist dann der kleinste gemeinsame Nenner<br />

der Wunsch, die Hilfe wieder loszuwerden. Und<br />

genau dort setzen wir an und fragen die Eltern:<br />

„Was können Sie denn tun, um uns wieder loszuwerden?“<br />

Meist ist dann der erste Schritt zur<br />

Kooperation möglich.<br />

Grundhaltung und Methoden des Sachgebietes<br />

„Krisenzentrum Familienaktivierungsmanagement“<br />

leiten sich vom sechswöchigen Programm<br />

„Families First“ ab, das aus den USA stammt. Wir<br />

bedienen uns aber auch anderer Formen der Krisenintervention,<br />

die nach Bedarf von drei Tagen<br />

4<br />

Das „Krisenzentrum Familienaktivierungsmanagement“<br />

leitet sich in Grundhaltung<br />

und Methoden vom Programm „Families First“ ab,<br />

das aus den USA stammt. Als sechswöchiges,<br />

ressourcen-, ziel- und lösungsorientiertes Kriseninterventions-Konzept<br />

wurde es in Michigan<br />

seit 1988 entwickelt, um zu verhindern,<br />

dass Kinder aus ihren Familien herausgenommen<br />

werden müssen. Die <strong>Diakonie</strong> <strong>Düsseldorf</strong><br />

war einer von zwei Trägern, die das Programm<br />

nach Deutschland importierten, und arbeitet<br />

seit 1996 erfolgreich damit<br />

Text: Maria Löcken<br />

Leiterin Krisenzentrum<br />

Familienaktivierungsmanagement<br />

Fotos: Marc Volk<br />

<strong>Diakonie</strong> <strong>35</strong><br />

Thema<br />

bis zu einem halben Jahr dauern können. Beim<br />

Clearing beispielsweise, Laufzeit zwischen sechs<br />

Wochen und drei Monaten, geht es darum, das<br />

Familiensystem zu verstehen und eine Empfehlung<br />

auszusprechen, was die Kinder brauchen.<br />

Und das Rückführungsmanagement geleitet<br />

Kinder, die aus ihren Familien herausgenommen<br />

wurden, behutsam wieder in diese zurück.<br />

Der Auftrag für eine Krisenintervention kommt<br />

immer vom Jugendamt, auch schon mal freitags<br />

nachmittags, mit dem Wunsch nach sofortigem<br />

Einsteigen innerhalb von 24 Stunden – diese Flexibilität<br />

zeichnet uns aus, das macht uns zu einer<br />

Art „Feuerwehr“ der Jugendhilfe. In der Regel<br />

arbeiten wir nach dem Vier-Augen-Prinzip, um<br />

die Qualität der Arbeit zu sichern. Am Anfang<br />

eines Falles geht es darum, sehr viel zuzuhören<br />

und wahrzunehmen, die Wut zu kanalisieren, gut<br />

im Kontakt zu sein, die positive Grundhaltung<br />

aufzubauen, um dann die Stärken der Menschen<br />

zu fokussieren und zu fördern, das sogenannte<br />

„Empowerment“. Es gilt, die Arbeitsbeziehung<br />

herzustellen und Vertrauen aufzubauen – aber<br />

auch darauf zu achten, Distanz zu wahren, nicht<br />

im Familien-System verstrickt zu sein. Hierzu<br />

bedarf es immer wieder der Selbstreflexion. Ein<br />

weiteres Merkmal unserer Arbeit ist die Allparteilichkeit:<br />

Wir möchten jeden Einzelnen in der<br />

Familie verstehen. Das Kindeswohl steht aber<br />

immer im Mittelpunkt.<br />

Besonders wichtig ist es, sehr schnell das Umfeld<br />

der Familie zu erfassen und sich mit allen beteiligten<br />

Akteuren zu vernetzen. Das können<br />

Kindergarten oder Schule sein, Kinderärzte, Kinderschutzambulanz<br />

oder Gesundheitsamt, aber<br />

auch Polizei, Psychiatrie oder Großeltern. Auch<br />

innerhalb der <strong>Diakonie</strong> kooperieren wir je nach<br />

Bedarf mit anderen Einrichtungen, sei es die Beratungsstelle<br />

Gewalt in Familien, die Suchtambulanz<br />

oder die Migrationsberatung. Um der großen<br />

Verantwortung unserer Arbeit weiterhin gerecht<br />

werden zu können, sollen das Krisenzentrum<br />

FAM ausgebaut und weitere Angebote entwickelt<br />

werden. Denn das Phänomen familiärer Krisen<br />

wird es wohl auch in Zukunft geben.<br />

5


<strong>Diakonie</strong> <strong>35</strong> Kommentar<br />

6<br />

<strong>Diakonie</strong> <strong>35</strong><br />

Kommentar<br />

„Helfer als freundlich zu erleben und zu gestatten,<br />

dass sie kontrollieren ohne ‚Feinde’ zu sein, ist verwirrend.<br />

Einfacher ist da das alte Denken: Freund oder Feind.<br />

Kind raus oder rein.“<br />

Ein Kommentar von Dr. Eberhard Motzkau<br />

Krisen sind in der Arbeit mit Familien<br />

gefürchtet, wir hören im Wort schon<br />

Ratlosigkeit und Verzweiflung, Bedrohlichkeit<br />

genauso wie Hilflosigkeit,<br />

Gewalt und Gefahr. Wer braucht das<br />

schon, so einen ungeplanten Kriseneinsatz,<br />

abends, am Wochenende, am Feiertag?<br />

Da kommen uns am Ende noch<br />

die Krisen in der eigenen Beziehung in<br />

den Sinn. „Gute Arbeit“ hilft zu kontinuierlicher<br />

Entwicklung. Krisen sind da<br />

ein Zeichen von Versagen, Scheitern.<br />

Sind sie das?<br />

Hat schon jemand seinem Kind kontinuierlich<br />

das Taschengeld erhöht, jeden<br />

Monat um 10 Cent? Oder das Limit<br />

des Nach-Hause-Kommens in Stufen<br />

von 5 Minuten verlängert? Oder jeden<br />

Tag ein bisschen weniger geschlagen?<br />

Wir alle wissen es besser. Es gibt<br />

Forderungen, Streit, hohe Wellen der<br />

Gefühle – hoffentlich – und hoffentlich<br />

ohne seelische oder körperliche Verletzungen.<br />

Streit gehört zur Entwicklung<br />

wie die Erleichterung, etwas neu geregelt<br />

zu haben. Und die Veränderungen<br />

sind dann plötzlich und nicht schleichend.<br />

Menschliche Systeme haben<br />

eine grundsätzlich positive Kraft und<br />

Fähigkeit zur Entwicklung. Soweit<br />

diese nicht durch Lebenserfahrungen<br />

blockiert ist. Entwicklung in menschlichen<br />

Systemen verläuft aber in Stufen<br />

und Schleifen. Die Stufen machen sich<br />

als Krisen bemerkbar: „So geht es nicht<br />

weiter!“ Und die Schleifen machen<br />

deutlich, dass Fortentwicklung meistens<br />

auch Rückschritte braucht, bevor<br />

sie sich auf höherem Niveau etabliert.<br />

Krisen sind kein Unfall, sondern nützlich<br />

und nötig. Und Krisenintervention<br />

hat nicht die Aufgabe, Feuer zu<br />

löschen und „das alte Haus“ wieder<br />

aufzubauen. Das wird der Wunsch<br />

einer Familie in der Krise allerdings<br />

sein, das Bekannte wieder aufzusuchen.<br />

Das Neue macht Angst, neben<br />

dem Schmerz, das Alte als „nicht gut“<br />

erlebt zu haben. Das fühlt sich für die<br />

Familien zunächst wie ein Scheitern<br />

an. Eltern, die Krisenbewältigung<br />

selber schon erlebt haben, haben meist<br />

Vertrauen in die eigenen Kräfte und<br />

werden bald zu ermutigen sein, „Krise<br />

als Chance“ zu sehen. Anders in Familien,<br />

die mehr Belastungen zu tragen<br />

haben, als sie ertragen können, die<br />

mutlos Überlebensstrategien entwickelt<br />

haben statt Muster für Leben, Entwicklung<br />

und Beziehungen. Entwicklungsblockaden<br />

machen sich über kurz oder<br />

lang unweigerlich als Krise bemerkbar.<br />

Gerade entmutigte, erstarrte Familien<br />

mit Abhängigkeit, Gewalt und Vernachlässigung<br />

neigen dazu, die Ursache für<br />

Krisen im Umfeld zu suchen und so den<br />

Schmerz über eigene Unzulänglichkeiten<br />

zu vermeiden.<br />

Diese Familien spüren zu lassen, dass<br />

sie eigene Kräfte haben, um Lösungen<br />

zu finden, erfordert viel Zuversicht,<br />

Erfahrung und Klarheit. Anerkennung<br />

zu bekommen und gleichzeitig<br />

zu hören, dass es den Kindern nicht<br />

gut geht, ist für die Familien eine neue<br />

Erfahrung, die zunächst auf Skepsis<br />

stößt. Helfer als freundlich zu erleben<br />

und zu gestatten, dass sie kontrollieren<br />

ohne „Feinde“ zu sein, ist verwirrend.<br />

Einfacher ist da das alte Denken:<br />

Freund oder Feind. Kind raus oder rein.<br />

Die Helfer beansprucht das emotional.<br />

Die Arbeit des Krisenzentrums Familienaktivierungsmanagement<br />

„FAM“ hat<br />

sich bewährt, sowohl im Clearing als<br />

auch in der Begleitung der Familien.<br />

Leider begegnen uns in den letzten<br />

Jahren immer mehr dieser entmutigten,<br />

krisenanfälligen Familien, die ihre<br />

eigenen Ressourcen entdecken müssen<br />

und Kontrolle brauchen, so wie früher<br />

Großeltern auf dem Altenteil geholfen<br />

und kontrolliert haben. Deshalb ist eine<br />

Verstärkung der „FAM“-Angebote nur<br />

folgerichtig.<br />

Dr. med. Eberhard Motzkau<br />

leitet die Ärztliche Kinderschutzambulanz<br />

am Evangelischen Krankenhaus<br />

in <strong>Düsseldorf</strong><br />

7


<strong>Diakonie</strong> <strong>35</strong> Rückblick<br />

8 <strong>Diakonie</strong> <strong>35</strong><br />

Rückblick<br />

Orange-blau und voller Leben Das neue Ulrike-Frey-Haus<br />

für junge Mütter, Kinder und Familien ist eröffnet<br />

Über Wersten strahlte die Sonne, als<br />

das neue Ulrike-Frey-Haus an der Opladener<br />

Straße am 15. September eingeweiht<br />

wurde. Das sei doch ein gutes<br />

Zeichen, fand Oberbürgermeister Dirk<br />

Elbers. In seinem Grußwort dankte er<br />

den Stiftern Ulrike und Rudolf Frey für<br />

ihr Engagement, „jungen Müttern ein<br />

Zuhause und ihren Kindern Geborgenheit<br />

zu geben“. Im Ulrike-Frey-Haus<br />

können junge Mütter betreut wohnen,<br />

damit sie lernen, Verantwortung für ihr<br />

Kind zu tragen. Außerdem gibt es in dem<br />

fröhlich-farbigen Gebäude eine evangelische<br />

Kindertagesstätte und verschiedene<br />

Angebote für Familien im Stadtteil.<br />

Bis August 2011 war das Mutter-Kind-<br />

Wohnen der <strong>Diakonie</strong> in der Stephanienstraße<br />

beheimatet, in der Nähe<br />

des Hauptbahnhofs. Das neue Haus in<br />

Wersten hat die Stiftung Ulrike und<br />

Rudolf Frey für die <strong>Diakonie</strong> gebaut. Es<br />

bietet den Vorteil, dass sich Betreuungsmöglichkeiten<br />

für die Kinder unter demselben<br />

Dach befinden. So sei es für die<br />

Mütter leichter, ihre Schul- und Berufsausbildung<br />

zu beenden, sagte <strong>Diakonie</strong>-<br />

Vorstand Adolf-Leopold Krebs in seiner<br />

Begrüßungsrede. „Schließlich wollen wir<br />

die jungen Frauen dabei unterstützen,<br />

dass sie nach und nach selbst für sich<br />

und ihr Kind sorgen können.“ Die jungen<br />

Mütter und ihre Kinder waren schon eingezogen,<br />

auch die Kita war seit einem<br />

Monat in Betrieb, als mit Gästen aus<br />

dem Kreis der Stifter, der Politik und der<br />

<strong>Diakonie</strong> die Eröffnung gefeiert wurde.<br />

Trotzdem gab es Gelegenheit, das neue<br />

Gebäude mit der orange-blauen Fassade<br />

und dem ebenso bunten Innenleben<br />

zu besichtigen. Ihr Lieblingsplatz sei<br />

von Anfang an die kleine Loggia nach<br />

Süden gewesen, sagte Ulrike Frey, die<br />

den Bau und die Ausstattung des nach<br />

ihr benannten Hauses mit viel Interesse<br />

begleitet hat: „Ich freue mich, dass auch<br />

die Bewohnerinnen diesen Ort jetzt so<br />

schätzen.“<br />

Mutter-Kind-Café und Beratungsangebote<br />

für den ganzen Stadtteil<br />

Elf Plätze hat das Mutter-Kind-Wohnen,<br />

davon acht in einer Gruppe mit „Rundum-die-Uhr-Betreuung“<br />

und drei<br />

Apartment-Plätze, die es den Müttern<br />

ermöglichen, ihre Selbständigkeit zu<br />

erproben. Früher stand auf dem Gelände<br />

an der Opladener Straße ein Gemeindezentrum.<br />

Im hinteren Grundstücksbereich<br />

ist jetzt das Ulrike-Frey-Haus<br />

mit der integrierten Kindertagesstätte<br />

umgeben von großzügigen Spiel- und<br />

Bewegungsflächen. Die Kita bietet<br />

Platz für insgesamt 34 Kinder in zwei<br />

Gruppen. 16 Plätze sind für Kinder<br />

unter drei Jahren vorgesehen. Dazu<br />

kommt direkt an der Opladener Straße<br />

ein Gemeinschaftshaus, das den Innenbereich<br />

zusätzlich schützt. Dort ist auch<br />

Platz für Familien-Beratungsangebote.<br />

Ein Mutter-Kind-Café schafft Begegnungsmöglichkeiten<br />

im Stadtteil, der<br />

Bewegungsraum der Kindertagesstätte<br />

wird auch für Kurse wie Schwangerschaftsgymnastik<br />

oder Elternvorbereitung<br />

genutzt. „Damit öffnet sich dieser<br />

neue Standort ins Quartier“, sagt Adolf-<br />

Leopold Krebs. „Genauso wichtig wie die<br />

Geborgenheit des Wohnhauses ist uns<br />

diese Verbindung zur Nachbarschaft in<br />

Wersten.“<br />

Susanne Schwendtke<br />

Wanderpokal ging nach Wersten 900 Kinder<br />

hatten viel Spaß bei der „OGS-Olympiade“<br />

Die <strong>Diakonie</strong> ist an insgesamt 26<br />

<strong>Düsseldorf</strong>er Grundschulen Träger des<br />

Angebotes Offene Ganztagsschule.<br />

Nach einer gemeinsamen warmen<br />

Mittagsmahlzeit bekommen die Kinder<br />

dort Hausaufgabenbetreuung und<br />

bis 16 oder 17 Uhr verschiedene freizeitpädagogische<br />

Angebote<br />

„Es geht nicht um Gewinnen. Es geht<br />

um Spaßhaben.“ So bringt es die 8-jährige<br />

Lea auf den Punkt. Dann widmet<br />

sie sich der nächsten olympischen Disziplin<br />

auf ihrer Teilnahme-Karte, dem Zielwerfen:<br />

Mit Pingpong-Bällen gilt es viele<br />

bunte Büchsen und Eimer verschiedener<br />

Größen zu treffen – gar nicht so leicht.<br />

Yasmine, ebenfalls 8 Jahre alt, hat das<br />

Zielwerfen schon geschafft. Jetzt stellt<br />

sie beim Seilspringen großes Talent<br />

unter Beweis. Der gleichaltrige Kevin<br />

tut sich da etwas schwerer, dafür glänzt<br />

er beim Torwandschießen: zwei Treffer<br />

von drei Schüssen. Komplimente wehrt<br />

er aber ab, schließlich trainiert er schon<br />

seit drei Jahren im Verein. Und wie Lea<br />

schon sagte: Es geht ums Spaßhaben.<br />

Spaß gab es reichlich bei der „OGS-Olympiade“<br />

in den großen Ferien im Sportpark<br />

Niederheid, sei es beim Hoch- oder Weitsprung,<br />

beim Sackhüpfen oder auf dem<br />

Pedalo. 900 Mädchen und Jungen aus<br />

9<br />

zwölf Offenen Ganztagsschulen nahmen<br />

an der Ferienaktion für Grundschulkinder<br />

teil, die die <strong>Diakonie</strong> zusammen mit den<br />

Schulen organisiert hatte. Dabei ging<br />

es auch darum, die Bewegungsfreude<br />

der Kinder zu fördern. Bewegung ist<br />

schließlich gesund und kommt im Alltag<br />

oft zu kurz. Ein bisschen Wettkampf<br />

durfte aber auch nicht fehlen: Höhepunkt<br />

der Olympiade war am letzten<br />

Tag das Finale des Staffellaufs. Schließlich<br />

ging es darum, den Wanderpokal<br />

zu gewinnen. Geschafft hat das die<br />

Theodor-Heuss-Schule in Wersten. Jetzt<br />

heißt es im Training bleiben – für die<br />

Titelverteidigung im nächsten Jahr.<br />

Susanne Schwendtke


<strong>Diakonie</strong> <strong>35</strong> Ehrenamt<br />

10 <strong>Diakonie</strong> <strong>35</strong><br />

Ehrenamt<br />

Erst Hausaufgaben, dann „Maulwurf Grabowski“<br />

Warum Karin und Günter Hecker Freude daran haben,<br />

Kinder zu fördern<br />

Als Karin Hecker vor fünf Jahren in<br />

Rente ging, wusste sie eines ganz genau:<br />

Jetzt war Zeit für etwas Neues. Ein<br />

Ehrenamt wünschte sie sich, am liebsten<br />

etwas mit Kindern. „Aber es war gar<br />

nicht so leicht, das Passende zu finden“,<br />

sagt die 68-Jährige. Als Vorlesepatin<br />

machte sie erst einmal wenig motivierende<br />

Erfahrungen. Zwar hatte sie sich<br />

eigens in einem Kurs bei der Stadtbücherei<br />

darauf vorbereitet, Kindergarten-<br />

Kindern vorzulesen. „Aber die Kinder<br />

hörten überhaupt nicht zu. Das war entmutigend.“<br />

Auch Karin Heckers Mann<br />

Günter hatte vor ihr schon die Erfahrung<br />

gemacht, dass man nicht unbedingt<br />

beim ersten Versuch das passende Engagement<br />

findet. Doch inzwischen haben<br />

beide eine Aufgabe, die ihnen richtig gut<br />

gefällt. In der Offenen Ganztagsschule<br />

an der Christophorus-Schule in Wersten<br />

helfen sie einmal pro Woche Erst- und<br />

Zweitklässlern bei den Hausaufgaben.<br />

Manche Kinder brauchen sehr viel<br />

Zeit und Unterstützung, bis sie eine Aufgabe<br />

gelöst haben<br />

„Die Kinder begrüßen uns immer sehr<br />

freudig“, sagt Karin Hecker. „Für sie sind<br />

wir ein bisschen wie Großeltern.“ Zehn<br />

bis zwölf Kinder sind in einer Hausaufgaben-Gruppe,<br />

Karin und Günter Hecker<br />

betreuen jeweils eine. In die Themen<br />

und Lehrmethoden mussten sie sich<br />

anfangs erst einarbeiten, denn zu der<br />

Zeit, als ihre eigenen beiden Kinder klein<br />

waren, lehrte und lernte man anders.<br />

„Manches finde ich nicht gut, wie es<br />

heute in der Schule gemacht wird“, sagt<br />

Günter Hecker. „Aber wir stellen uns<br />

natürlich darauf ein.“ Die Erzieherinnen<br />

seien dankbar für die Entlastung. Denn<br />

vielen Kindern fallen die Hausaufgaben<br />

schwer, manche brauchen sehr viel Zeit<br />

und Unterstützung, bis sie eine Aufgabe<br />

gelöst haben.<br />

„Andererseits kann man Kinder, denen<br />

das Lernen leicht fällt, auch gut fördern“,<br />

sagt Günter Hecker. Statt den Kindern<br />

etwas vorzulesen, sei er jetzt dazu übergegangen,<br />

die Kinder zu bitten, dass<br />

sie ihm vorlesen – nur so könnten sie<br />

schließlich üben. Diese Begabtenförderung<br />

hatte schon Erfolg: Ein Mädchen<br />

aus seiner Hausaufgaben-Gruppe<br />

habe neulich einen Vorlesewettbewerb<br />

gewonnen, erzählt der gelernte Buchhändler.<br />

„Jetzt üben wir zusammen<br />

weiter, die Betonungen bei den verschiedenen<br />

Satzzeichen zum Beispiel.“<br />

Aufs Vorlesen und Lesen kommen die<br />

Heckers immer wieder zurück. Vielleicht,<br />

weil ihnen selbst Literatur so<br />

viel bedeutet. „Schon als Kind habe ich<br />

immer gelesen“, sagt Günter Hecker. „So<br />

richtig mit der Taschenlampe unter der<br />

Bettdecke.“ Von den heutigen Kinderbüchern<br />

gefällt den Heckers „Ein Schaf fürs<br />

Leben“ besonders gut. Und den „Maulwurf<br />

Grabowski“, inzwischen ein Klassiker,<br />

mögen sie sehr: „Den haben wir<br />

schon mit unseren Kindern gelesen.“<br />

Die eigenen Enkelkinder sehen die<br />

Heckers nicht allzu oft, denn sie wohnen<br />

nicht in <strong>Düsseldorf</strong>. Deshalb hat Günter<br />

Hecker auch Zeit und Lust, sich neben<br />

dem Hausaufgaben-Engagement als<br />

„Ersatz-Opa“ zu betätigen: Mit dem neunjährigen<br />

Nader aus Afghanistan, dessen<br />

Familie schon länger in <strong>Düsseldorf</strong> lebt,<br />

macht er regelmäßig Ausflüge: „Wir<br />

gehen zum Beispiel auf den Abenteuerspielplatz<br />

oder fahren mal auf den Rheinturm<br />

hinauf. Im Sommer waren wir auch<br />

auf der großen Kirmes.“ Nader und sein<br />

78-jähriger Ersatz-Opa haben sich auf<br />

Anhieb gut verstanden: „Da gab es gar<br />

kein Fremdeln.“ Der Kontakt kam über<br />

den „Oma-Ersatz-Dienst“ der <strong>Diakonie</strong> im<br />

Treffpunkt Reisholz zustande. Günter<br />

Hecker ist dort einer von zwei Opas.<br />

Hilfe bei den Hausaufgaben braucht<br />

Nader übrigens nicht. „Er ist richtig gut<br />

in der Schule“, freuen sich die Heckers.<br />

Susanne Schwendtke<br />

11


<strong>Diakonie</strong> <strong>35</strong> Spenden<br />

12 <strong>Diakonie</strong> <strong>35</strong><br />

Spenden<br />

Frau Wißborn, welche Ziele verfolgen Sie<br />

mit der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales<br />

der Sparda-Bank West?<br />

Unser Hauptanliegen ist es, gesellschaftliches<br />

Engagement zu fördern.<br />

Die Schwerpunkte Kunst, Kultur und<br />

Soziales haben wir gewählt, weil sie<br />

die Vielfalt der gesellschaftlichen Interessen<br />

widerspiegeln. Und an den Stiftungszwecken<br />

können unsere Mitglieder,<br />

als Bürger der Gesellschaft, partizipieren<br />

Dazu gehört auch, Solidarität und<br />

Gemeinschaft zu fördern.<br />

Bei all der „Banken-Schelte“, die in letzter<br />

Zeit zu hören ist, hat die Sparda-Bank ein<br />

sehr positives Image. Woran liegt das?<br />

Als Genossenschaftsbank resultiert<br />

unser Engagement daraus, dass wir<br />

andere Werte als eine Aktiengesellschaft<br />

verfolgen. Aktiengesellschaften<br />

sind auf Gewinnmaximierung aus. Bei<br />

den Genossenschaftsbanken stehen<br />

dagegen Werte wie die Förderung der<br />

Mitglieder im Vordergrund. Ich denke,<br />

dass viele Menschen diesen Ansatz zu<br />

schätzen wissen.<br />

Im vergangenen Jahr haben Sie das <strong>Diakonie</strong>-Projekt<br />

„Zukunft auf den Tisch“ mit<br />

einer Spende von 100.000 Euro ermöglicht.<br />

Was hat Sie an diesem Projekt<br />

angesprochen?<br />

Die Idee war es, ein Pilotprojekt auf die<br />

Beine zu stellen, das Kinder spielerisch<br />

in ihrer Kindertagesstätte, an gesunde<br />

Ernährung heranführt. Vor allem in Stadtteilen,<br />

in denen viele Familien arm sind<br />

und wo für Kinder eine gesunde Mahlzeit<br />

nicht selbstverständlich ist. In dem<br />

dreijährigen Projekt bereiten Kinder,<br />

gemeinsam mit einer Ernährungsspezialistin,<br />

Speisen zu, lernen neue Nahrungsmittel<br />

kennen und machen die Erfahrung,<br />

welche Ernährung gut für ihren Körper ist.<br />

Schließlich sollen Sie genügend Energie<br />

und Kraft zum Spielen und Lernen haben.<br />

Sie informieren sich genau über Projekte.<br />

Was hat Sie letztlich an diesem Projekt<br />

überzeugt?<br />

Es war uns wichtig, ein Projekt zu fördern,<br />

das nachhaltig wirkt. Außerdem<br />

Verantwortung statt Gewinnmaximierung Die Stiftung Kunst,<br />

Kultur und Soziales der Sparda-Bank West fördert „Zukunft auf<br />

den Tisch“<br />

wollten wir uns als Stiftung einbringen<br />

können. All das ist bei „Zukunft auf<br />

den Tisch“ gegeben. Nachhaltigkeit ist<br />

dadurch gesichert, dass neben den Kindern<br />

auch die Erzieherinnen, Köchinnen<br />

und Eltern einbezogen werden. So kann<br />

eine Umstellung der Essgewohnheiten<br />

langfristig gelingen. Alle Gerichte, die<br />

in der Kita zubereitet werden, gibt es<br />

anschließend in Rezeptform mit nach<br />

Hause. So animieren die Kinder ihre<br />

Eltern zum gemeinsamen Kochen, und<br />

diese lernen ebenfalls eine ganze Menge<br />

zum Thema Ernährung.<br />

Sie haben schon mehrere Projekte der <strong>Diakonie</strong><br />

gefördert, und wir freuen uns sehr<br />

über Ihr Vertrauen. Womit haben wir es<br />

verdient?<br />

Wir haben zum Beispiel die Lebensmittelausgabe<br />

an der Bergerkirche und den<br />

Mittagstisch an den offenen Ganztagsschulen<br />

gefördert. Unsere Erfahrungen<br />

waren so positiv, dass wir Lust hatten,<br />

die Partnerschaft weiter auszubauen.<br />

Schließlich ist es bei einem Projekt auch<br />

ganz entscheidend, dass die Chemie<br />

zwischen den Partnern stimmt, und die<br />

war vom ersten Tag an gut. Wir stehen<br />

in regelmäßigem Austausch, dadurch<br />

sind wir gute Partner geworden, und die<br />

Zusammenarbeit macht mir viel Spaß.<br />

Mit Ursula Wißborn, Geschäftsführerin<br />

der Stiftung Kunst, Kultur und<br />

Soziales der Sparda-Bank West, sprach<br />

Rita Schulz, Leiterin Fundraising bei<br />

der <strong>Diakonie</strong><br />

Auf das Labor für soziale<br />

und ästhetische Entwicklung folgen<br />

in der <strong>Diakonie</strong>kirche engagierte<br />

Hausgenossen<br />

13<br />

Ein Turm weist in die Zukunft Die<br />

Bergerkirche heißt Freundinnen und<br />

Freunde willkommen<br />

Am 10. August 2011 endete mit dem<br />

Aktionsprogramm „Der letzte Versuch –<br />

Teil 1, 2 und 3“ die Zeit des Labors für<br />

soziale und ästhetische Entwicklung an<br />

der Bergerkirche. Immer wieder wurde<br />

gefragt: Wie geht es weiter? Die Antwort<br />

war natürlich vorbereitet: Jetzt<br />

werden Freunde und Hausgenossen der<br />

Bergerkirche und der <strong>Diakonie</strong> gesucht.<br />

Freunde und Hausgenossen, das sind<br />

Menschen, die sich dauerhaft für den<br />

Ort Bergerkirche interessieren und<br />

engagieren – und damit für die vielen<br />

sozialen Aktivitäten der <strong>Diakonie</strong>, für<br />

Diskussionen und Debatten, aber auch<br />

für das Kultur- und das geistliche Programm,<br />

das in dieser Kirche noch stärker<br />

als bisher stattfinden wird.<br />

Das Labor ist also nicht sang- und<br />

klanglos verschwunden. Es geht vielmehr<br />

über in einen dauerhaften Freundeskreis,<br />

dem der <strong>Düsseldorf</strong>er Künstler<br />

Mischa Kuball – als einer der ersten<br />

Hausgenossen – bereits ein Erkennungszeichen<br />

gegeben hat. Er hat einen Dessertteller<br />

entworfen, auf dem, wenn auch<br />

nicht ganz leicht zu erkennen, der Turm<br />

der Bergerkirche zu sehen ist. Diesen<br />

Turm gibt es nicht, es gab ihn nie. Als<br />

sich 1726 die lutherische Gemeinde<br />

wünschte, vor ihr Kirchlein einen<br />

Turm zu bauen, wurden zwar reiche<br />

Gemeinden in Hamburg, Lübeck und<br />

Hannover um Unterstützung gebeten.<br />

Sie waren jedoch allesamt der Meinung,<br />

eine so kleine Gemeinde im Hinterhof in<br />

einer katholischen Stadt bräuchte keinen<br />

Turm. So endete damals die Idee, sich<br />

lauter und deutlicher im Stadtgefüge zu<br />

präsentieren.<br />

Der durch Mischa Kuball entworfene<br />

Teller zeigt den Turm wie eine Kompassnadel,<br />

die die Kirche in Richtung<br />

der eigenen Zukunftsgestaltung weist,<br />

so wie es mit dem Labor auch intensiv<br />

geschehen ist. Alle, die die Idee mittragen<br />

wollen, die moderne Stadtgesellschaft<br />

<strong>Düsseldorf</strong>s an der Bergerkirche<br />

zu reflektieren und von hier aus Engagement<br />

in die Stadt hinein zu unterstützen,<br />

können einen Teller in limitierter<br />

Auflage erwerben, indem sie Freundin<br />

oder Freund der Bergerkirche werden.<br />

Das geschieht, indem man sich bereit<br />

erklärt, im Jahr 100 Euro oder mehr<br />

einzubringen, über deren Verwendung<br />

gemeinsam mit allen Freunden<br />

und Hausgenossen in der Bergerkirche<br />

einmal jährlich entschieden wird. Wir<br />

lassen allen, die sich beteiligen, alle<br />

Informationen zu Aktionen, Überlegungen<br />

und Veranstaltungen an der<br />

Bergerkirche zukommen. Mehr Informationen<br />

gibt es bei Rita Schulz, Telefon<br />

0211 73 53 121. Die Bergerkirche freut<br />

sich auf ihre Hausgenossenschaft.<br />

Thorsten Nolting


<strong>Diakonie</strong> <strong>35</strong> Jugend und Familie<br />

14 <strong>Diakonie</strong> <strong>35</strong><br />

Jugend und Familie<br />

Der Trauer Raum geben, das Unfassbare fassen<br />

Wie Eltern den Verlust eines Kindes verarbeiten können<br />

Es ist ein kleines Wunder,<br />

dass Nathalie und Robert<br />

Schlosser* noch ein Paar sind.<br />

Mehr noch: dass sie heute<br />

eine fünfköpfige Familie sind,<br />

mit ihren drei Kindern Anna,<br />

Paul und Ben. Eigentlich<br />

gehört noch ein viertes dazu,<br />

doch ihr Erstgeborener David<br />

ist im Alter von zweieinhalb<br />

Jahren an einer Lebererkrankung<br />

gestorben. Pfarrer Olaf<br />

Schaper, der das Paar anschließend seelsorglich<br />

betreute, weiß: „Mehr als die<br />

Hälfte der Paare, die ein Kind verlieren,<br />

trennt sich zwei bis drei Jahre danach.“<br />

Dass die Schlossers hier zur anderen<br />

Hälfte gehören, ist einerseits ihrer offenen<br />

Art zu verdanken, sie reden miteinander<br />

und mit anderen, sorgen für sich selbst.<br />

Anderseits haben sie sich aber auch nicht<br />

gescheut, auf professionelle Hilfe bei der<br />

Bewältigung ihrer Trauer zurückzugreifen.<br />

Seit David im Alter von acht Monaten<br />

eine neue Leber eingepflanzt worden war,<br />

hatten sie Kontakt zu einem Kinderhospiz.<br />

Dort konnten sie in den ersten Tagen<br />

nach Davids Tod übernachten, wurden<br />

einfühlsam aufgefangen und bei den<br />

ersten Schritten der Trauerbewältigung<br />

begleitet. Sie konnten an der hauseigenen<br />

Trauergruppe für verwaiste Eltern teilnehmen<br />

und kamen in Kontakt mit Olaf<br />

Schaper, der die Notfallseelsorge <strong>Düsseldorf</strong><br />

leitet. Für Robert Schlosser wurde<br />

Am 7. November beginnt die Trauergruppe<br />

für verwaiste Eltern der<br />

Evangelischen Beratungsstelle in der<br />

Altstadt. Nach Anmeldung und einem<br />

Vorgespräch können Eltern gemeinsam<br />

oder einzeln an zehn Treffen teilnehmen.<br />

Die Teilnahme ist kostenfrei<br />

und unabhängig von Wohnort, Alter,<br />

Konfession oder Religion. Mehr Informationen,<br />

auch über Einzelberatung, und<br />

Anmeldung unter Telefon 866040<br />

er ein wichtiger Gesprächspartner, regelmäßig<br />

besuchte er ihn im Haus der Kirche.<br />

Schaper war in den 90er-Jahren auf den<br />

Bedarf nach Trauerarbeit für verwaiste<br />

Eltern gestoßen und startete im Jahre<br />

2001 ehrenamtlich eine Trauergruppe.<br />

Bei trauernden Eltern gibt es eine Hemmschwelle,<br />

an einer solchen Trauergruppe<br />

teilzunehmen, überhaupt aus ihrer Isolation<br />

herauszugehen. Robert Schlosser<br />

erinnert sich noch sehr genau: „Das erste<br />

halbe Jahr war grausam, man<br />

sitzt im Büro und bekommt<br />

überhaupt nicht mit, was um<br />

einen herum geschieht.“ Die<br />

Ehepartner lasen viele Bücher,<br />

von denen sie das Gefühl<br />

hatten, sie würden helfen<br />

und nicht helfen zugleich. Zu<br />

groß waren der Schmerz und<br />

die Verwirrung, zu unfassbar<br />

das Unfassbare. Sie saßen<br />

zusammen am Tisch und<br />

hatten doch das Gefühl, alleine zu sein<br />

mit ihrem Schmerz. Sie lebten ihr Leben<br />

gemeinsam weiter, aber es fühlte sich<br />

nach reinem Überleben an. Hier beginnt<br />

dann die Entfremdung, die so oft zur<br />

Trennung führt. Der Mut, diese doppelte<br />

Isolation zu verlassen und gemeinsam<br />

mit anderen zu trauern, überhaupt seiner<br />

Trauer Raum zu geben, wird oft belohnt<br />

durch beständige Freundschaften zu<br />

Menschen, die ein ähnliches Schicksal<br />

zu bewältigen haben. Nach acht Jahren<br />

brauchte Olaf Schaper eine Pause und<br />

stellte seine Trauergruppe ein. Ab Herbst<br />

nun führt die evangelische Beratungsstelle<br />

der <strong>Diakonie</strong> in der Altstadt diese<br />

wichtige Arbeit fort. Erfahrene Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter bieten sowohl Einzelberatung<br />

als auch eine Trauergruppe<br />

für verwaiste Eltern an.<br />

Manuel Falkenberg<br />

*Alle Namen geändert<br />

Wer eine Tagespflege für sein Kind<br />

sucht oder selbst Tagesmutter<br />

oder -vater werden möchte, kann sich<br />

beim Team der Tagespflege für<br />

Kinder informieren und beraten lassen:<br />

Telefon 0211 60 10 11 18<br />

Arbeiten unter Palmen – und nur die<br />

Affen gucken zu: In dem großen, hellen<br />

Spielzimmer mit der tropisch bemalten<br />

Wand würden sicher viele Mütter liebend<br />

gern ihr Kind abgeben. Vor allem, weil<br />

sie hier eine so engagierte „Vertretung“<br />

vorfinden: Jutta Köhnen arbeitet in einer<br />

freundlichen 60-Quadratmeter-Wohnung<br />

als Tagesmutter. Die 51-jährige spielt,<br />

tröstet, wickelt, putzt Nasen, liest Bilderbücher<br />

vor und kocht. Und sie freut<br />

sich jeden Tag, wenn die Mütter „ihre<br />

Vier“ bringen: Nina (1), Julia (2), Jannik<br />

(2) und Enno (1). „Jedes Kind hat eine<br />

so eigene Persönlichkeit, dass ich oft<br />

lachen muss. Und sie sind so lieb zueinander“,<br />

erzählt Jutta, wie die Kinder<br />

sie nennen. Das hört sich nach Friede,<br />

Freude, Eierkuchen an, aber natürlich<br />

gibt es auch mal Zank und Streit. Jutta<br />

Köhnen macht jedoch den Eindruck,<br />

dass solche Situationen sie nicht aus der<br />

Ruhe bringen. Sie habe viel Geduld, sagt<br />

sie, sei konsequent und – das Wichtigste<br />

– sie liebe Kinder.<br />

Über ihren Alltag erzählt Jutta Köhnen:<br />

„Die Kinder spielen die Hauptrolle, aber<br />

unser Tag ist sehr strukturiert. Die<br />

Mütter bringen ihre Kinder um 8 Uhr,<br />

dann frühstücken wir. Anschließend<br />

geht es an die frische Luft, bei jedem<br />

Wetter, auf den Spielplatz oder in den<br />

Park.“ Das gehe prima, lacht Jutta<br />

Köhnen: „Ich habe einen Doppelbuggy,<br />

und die Großen halten sich links und<br />

Doppelbuggy und Spielteppich Auch mit 51 Jahren hat<br />

Jutta Köhnen Spaß an ihrem Job als vierfache Tagesmutter<br />

rechts fest.“ Mittags wird immer frisch<br />

gekocht, nach dem Essen schlafen die<br />

Kinder zwei Stunden. Zeit für Jutta<br />

Köhnen, die Küche aufzuräumen und bei<br />

einer Tasse Kaffee mal durchzuatmen.<br />

Nachmittags spielen alle im Garten oder<br />

auf dem großen bunten Teppich, bauen<br />

oder kuscheln, und dabei liest „ihre<br />

Jutta“ ihnen etwas vor.<br />

Seit 20 Jahren ist Jutta Köhnen Tagesmutter,<br />

seit 2008 wird sie dabei, wie<br />

über 200 weitere Tagesmütter und<br />

-väter in <strong>Düsseldorf</strong>, von der <strong>Diakonie</strong><br />

betreut. Margarete Marseille ist Fachberaterin<br />

im Tagespflegeteam der <strong>Diakonie</strong><br />

und damit Ansprechpartnerin für alle<br />

Fragen rund um die Kinderbetreuung:<br />

„Wir beraten die Tagespflegepersonen zu<br />

allen Betreuungsthemen und motivieren<br />

sie, unsere Fortbildungen zu nutzen.<br />

Eltern wiederum vermitteln wir an<br />

geeignete Tagesmütter und -väter.“ Bevor<br />

jemandem Kinder anvertraut werden,<br />

wird er oder sie „auf Herz und Nieren“<br />

geprüft. Neben dem Schulabschluss,<br />

ärztlichem Attest und polizeilichem Führungszeugnis<br />

sind die persönliche und<br />

die Sachkompetenz entscheidend. „Wir<br />

führen Gespräche, die Bewerber müssen<br />

einen Fortbildungskurs absolvieren, und<br />

erst dann erteilt das Jugendamt die Pflegeerlaubnis“,<br />

so Margarethe Marseille.<br />

Danach überzeugen sich die Fachberater<br />

mindestens einmal jährlich davon, dass<br />

das häusliche Umfeld noch „stimmt“.<br />

15<br />

Im Durchschnitt bleiben die Kinder zwei<br />

Jahre in der Tagespflege, dann geht’s in<br />

die Kita. So ist es auch bei Jutta Köhnen.<br />

Abschiedsschmerz hat sie keinen. „Die<br />

Kinder brauchen den Wechsel, um<br />

sich weiter zu entwickeln“, sagt sie.<br />

Außerdem bleibe der Kontakt häufig<br />

erhalten. Ihr Berufsende als Tagesmutter<br />

sieht sie vorerst noch nicht: „Ich mach<br />

das gerne, und die Kinder geben mir so<br />

viel zurück.“<br />

Martina Peters


<strong>Diakonie</strong> <strong>35</strong> Soziales<br />

16 <strong>Diakonie</strong> <strong>35</strong><br />

Soziales<br />

„Ich will, dass man ein bisschen Geld von uns dafür nimmt.“<br />

Erste „Kundenbefragung“ einer <strong>Düsseldorf</strong>er Lebensmittelausgabe<br />

bringt auch überraschende Ergebnisse<br />

„Tafeln“ sind Einrichtungen, über die<br />

noch verwertbare Lebensmittel an Menschen<br />

abgegeben werden, die in Armut<br />

leben. Kritiker werfen ihren Betreibern<br />

vor, damit die Armut in Deutschland zu<br />

verschleiern und die Politik aus der Verantwortung<br />

zu entlassen. Befürworter<br />

der Tafeln betonen hingegen, wie notwendig<br />

eine direkte Hilfe für die Betroffenen<br />

im Alltag sei. Aber was sagen<br />

eigentlich die Nutzerinnen und Nutzer<br />

der Tafeln dazu? Die <strong>Diakonie</strong>, die fünf<br />

Lebensmittelausgaben in Kooperation<br />

mit der <strong>Düsseldorf</strong>er Tafel e.V. und Kirchengemeinden<br />

betreibt, fand es an der<br />

Zeit, einmal die „Kunden“ nach ihrer<br />

Meinung zu fragen, um Abläufe auf ihre<br />

Wirksamkeit zu prüfen und gegebenenfalls<br />

zu verbessern.<br />

Studierende des Forschungsschwerpunktes<br />

Wohlfahrtsverbände der Fachhochschule<br />

<strong>Düsseldorf</strong> übernahmen<br />

unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas<br />

Münch die Aufgabe der Befragung.<br />

Durchgeführt wurde sie mit den Menschen,<br />

die zur Lebensmittelausgabe<br />

an der Bergerkirche in der Altstadt<br />

kommen, der ältesten Ausgabestelle der<br />

<strong>Diakonie</strong>, die seit über fünf Jahren nicht<br />

nur Lebensmittel verteilt, sondern gleichzeitig<br />

eine Sozialberatung anbietet, um<br />

den Hilfesuchenden Wege aus Arbeitslosigkeit<br />

und Armut zu eröffnen.<br />

124 Männer und Frauen unterschiedlichen<br />

Alters und Familienstandes beantworteten<br />

die Fragen. Die Ergebnisse<br />

machen deutlich, wie wichtig die Lebensmittelausgabestelle<br />

mittlerweile für die<br />

Betroffenen ist: Gut 90 % der Befragten<br />

kommen wöchentlich zur Bergerkirche.<br />

Für knapp 55 % ist es „sehr angenehm“<br />

oder „angenehm“, die Lebensmittelausgabe<br />

in Anspruch zu nehmen. 33 % antworteten<br />

mit „teils/teils“, und für 12 %<br />

ist es „unangenehm“ oder „sehr unangenehm“.<br />

Gut 51 % der Befragten nutzen die<br />

Lebensmittelausgabe auch, um soziale<br />

Kontakte zu knüpfen. Damit wird deutlich,<br />

dass es nicht nur um die Versorgung<br />

mit Lebensmitteln geht, sondern<br />

auch um Begegnung und Austausch.<br />

Auch die Arbeit der Ehrenamtlichen,<br />

die die Lebensmittelausgabe durchführen,<br />

wurde bewertet: Knapp 89 % der<br />

Befragten fühlen sich durch die Ehrenamtlichen<br />

„sehr gut“ oder „gut“ behandelt.<br />

Nur 11 % geben hier ein „teils gut/<br />

teils schlecht“ als Bewertung ab. Gut<br />

45 % der Befragten nutzen zusätzlich<br />

die Sozialberatung vor Ort. Fast alle<br />

Befragten (knapp 95 %) halten diese Beratung<br />

für „hilfreich“ oder „sehr hilfreich“<br />

– ein Nachweis für die hohe Akzeptanz<br />

und den Gebrauchswert einer niedrigschwelligen,<br />

aktivierenden Sozialberatung<br />

in Verbindung mit dem Angebot<br />

der Lebensmittel.<br />

Wo Licht ist, ist aber auch Schatten: 53 %<br />

geben an, dass die Menge der erhaltenen<br />

Lebensmittel ausreichend sei, gut 45 %<br />

finden die Menge zu gering, um ihren<br />

Bedarf zu decken. Ein deutlicher Hinweis<br />

darauf, dass „Tafeln“ nicht das Problem<br />

der Armut in Deutschland lösen, sondern<br />

nur eine Hilfe zur Linderung sein<br />

können. Hier ist und bleibt die Politik<br />

aller Ebenen gefragt.<br />

Tafelnutzer sind aber nicht nur<br />

Abnehmer von Lebensmitteln, sondern<br />

auch bereit, selbst tätig zu werden:<br />

Fast 60 % der Befragten wären bereit,<br />

selbst ehrenamtlich mitzuarbeiten, und<br />

die 124 ausgefüllten Fragebögen beinhalten<br />

etliche Verbesserungsvorschläge<br />

für den Alltagsbetrieb der Lebensmittelausgabe.<br />

Diese und die Schlussfolgerungen<br />

aus der Befragung werden nun<br />

in die Organisation einfließen. Eine der<br />

Befragten sagte sogar: „Ich will, dass<br />

man ein bisschen Geld von uns dafür<br />

nimmt.“ Daran zeigt sich, wie wichtig<br />

bei aller Versorgung mit Lebensmitteln<br />

auch und vor allem die Bewahrung der<br />

Würde der Menschen ist.<br />

Antonia Frey<br />

Leiterin Ambulante Wohnungslosenhilfe<br />

und Soziale Rehabilitation<br />

Mutterseelenallein in Athen Erst nach einer DNA-Analyse durften<br />

drei kleine Kinder endlich zu ihren Eltern nach <strong>Düsseldorf</strong><br />

Es muss seltsam sein, in einem fremden Land mit seiner Frau<br />

und vier kleinen Kindern vor einer konzentriert lauschenden<br />

und schreibenden Schar von Vertretern einer völlig anderen<br />

Kultur zu sitzen. Familie Safi meistert diese Situation mit Bravour.<br />

Eine lange, dramatische Flucht haben die Safis hinter<br />

sich. Jetzt wirken sie entspannt, die Erleichterung ist ihnen<br />

anzumerken. Auch Corrie Voigtmann von der Flüchtlingsberatung<br />

der <strong>Diakonie</strong> ist erleichtert: „Dieser Familie zu helfen, das<br />

war viel Arbeit. Und viel Emotion“, sagt sie und umarmt die<br />

sechsjährige Mojgan, die ein Spielzeugdiadem in den kurzen<br />

Haaren trägt. Im Flüchtlingslager in Athen wurden sie ihr<br />

geschoren. Als die Mutter es später sah, erschrak sie sehr.<br />

Doch sie war auch froh, dass ihrer Tochter nichts Schlimmeres<br />

zugestoßen ist, als die Familie auf der Flucht auseinandergerissen<br />

wurde.<br />

„Herr Safi will sich bei der <strong>Diakonie</strong> bedanken“, übersetzt der<br />

Dolmetscher die ersten Worte von Abdul Wali Safi an die Presserunde.<br />

Im April dieses Jahres kam die Familie zur Beratung.<br />

Als Offizier einer islamischen Organisation war Safi, der aus<br />

dem nordafghanischen Tagab stammt, mehrfach von Taliban<br />

bedrängt worden. Er wurde an der Schulter angeschossen,<br />

Jahre später durch einen Kopfschuss verletzt. Da war Mojgan<br />

gerade zwei Tage alt. „Wenn ich sterbe, ist das kein Problem“,<br />

dachte der heute 38-Jährige damals. „Aber was ist mit der<br />

Zukunft meiner Kinder?“ Er zahlte einem Schlepper 62.000<br />

Dollar. Der brachte die Familie zur iranischen Grenze, dann<br />

weiter bis Griechenland. Dort sollte es in einem LKW weitergehen.<br />

Dicht gepfercht wurden die Flüchtlinge hinter doppelten<br />

Wänden versteckt. Der Schlepper versicherte den Eltern, dass<br />

die Kinder im LKW seien, drängte zum Aufbruch. Als die<br />

Eltern in Deutschland ankamen, konnten sie es nicht fassen:<br />

Drei ihrer vier Kinder waren nicht dabei.<br />

„Es war ein großes Glück im Unglück, dass ein Verwandter der<br />

Familie in Athen lebt“, erzählt Corrie Voigtmann. „Er fand die<br />

17<br />

Kinder in einem Athener Park, wo sich viele Flüchtlinge aufhalten.“<br />

Das war im März dieses Jahres. Doch erst im August<br />

sollten Eltern und Kinder endlich wieder zusammen sein.<br />

„Eigentlich glaubten wir, so eine Zusammenführung sei organisatorisch<br />

eher einfach“, sagt Jessica te Heesen, die sich bei<br />

der <strong>Diakonie</strong> ebenfalls für Flüchtlinge einsetzt. „Aber dann war<br />

alles viel komplizierter.“ Berge bürokratischer Pflichten türmten<br />

sich auf. Eine DNA-Analyse wurde als Beweis für die Familienzusammengehörigkeit<br />

gefordert. Zwei Kinder und die Mutter<br />

mussten zwischenzeitlich wegen extremer Erschöpfung ins<br />

Krankenhaus. Die Eltern hier, die Kinder dort – es war kaum<br />

auszuhalten. Erst als die Blutsbande im Labor bewiesen waren,<br />

konnten mit Hilfe einer Geldspende Flüge gebucht werden.<br />

Ohne Hilfe wären die bürokratischen Hürden<br />

nicht zu bewältigen gewesen<br />

Als sie ihre Kinder am 22. August am <strong>Düsseldorf</strong>er Flughafen<br />

wieder in die Arme schließen konnten, war für die Safis ein<br />

langer Alptraum endlich zu Ende. Deshalb betont Abdul Wali<br />

Safi, wie dankbar er den <strong>Diakonie</strong>-Mitarbeiterinnen für ihre<br />

Hilfe ist. Wie hätten er und seine Frau die bürokratischen<br />

Hürden alleine auch bewältigen sollen? Das Verfahren ist noch<br />

offen, aber Jessica te Heesen berichtet erleichtert: „Es sieht gut<br />

aus. Eine Abschiebung ist unwahrscheinlich.“ Für die <strong>Diakonie</strong><br />

war es der erste Fall dieser Art, aber eigentlich, so te Heesen,<br />

„eine ganz typische Flüchtlingsgeschichte“. Gerade bearbeiten<br />

sie und Corrie Voigtmann eine ähnliche Anfrage: „Da können<br />

wir jetzt durch unsere Erfahrungen noch besser helfen.“<br />

Regina Matthes


<strong>Diakonie</strong> <strong>35</strong> Leben im Alter<br />

18 <strong>Diakonie</strong> <strong>35</strong><br />

Leben im Alter<br />

Mit 89 zum ersten Mal in Spanien Der soziale<br />

Dienst des Wichern-Hauses ging mit Bewohnern auf<br />

Mallorcareise<br />

Wenn man im Pflegeheim lebt, erlebt<br />

man nicht mehr viel? Irrtum. Zehn<br />

Bewohnerinnen und Bewohner des<br />

Wichern-Hauses und weiterer <strong>Diakonie</strong>-<br />

Pflegeheime können genau das Gegenteil<br />

bestätigen: Im Juni reisten sie für<br />

eine Woche auf die Ferieninsel Mallorca.<br />

Vier Pflegekräfte, zwei Mitarbeiterinnen<br />

des Sozialen Dienstes und ein Haustechniker<br />

begleiteten die Urlauber. Die Idee<br />

zur Reise kam Petra Sillmann vom Sozialen<br />

Dienst des Wichern-Hauses, als sie<br />

mit Bewohnerinnen und Bewohnern alte<br />

Fotoalben anschaute. Viele dachten da<br />

wehmütig an frühere Urlaube zurück.<br />

Manche waren noch nie im Urlaub<br />

gewesen. Noch einmal oder zum ersten<br />

Mal in den Süden? Dieser Traum musste<br />

sich doch erfüllen lassen.<br />

Und er ließ sich erfüllen: In einer großen,<br />

barrierefreien Finca in der Bucht von<br />

Alcudia wohnten alle gemeinsam. Es<br />

gab sogar einen Pool mit Lift, der ausgiebig<br />

genutzt wurde. Wärme und Sonnenschein<br />

taten den Urlaubern ebenso<br />

gut wie die gemeinsamen Mahlzeiten<br />

an langer Tafel auf der Terrasse. Und<br />

von der Insel hat die Reisegruppe viel<br />

gesehen, denn für Ausflüge ließen sich<br />

Vans anmieten. 91 Jahre alt war die<br />

älteste Reise-Teilnehmerin. Begeistert<br />

waren alle. Weil die Reise, trotz der Pflegebedürftigkeit<br />

der Mitreisenden, so gut<br />

geklappt hat, möchte das Wichern-Haus<br />

auch im nächsten Jahr eine Ferienfahrt<br />

in den Süden anbieten, vielleicht nach<br />

Frankreich oder Italien – Hauptsache<br />

mediterran. Denn das warme Klima tut<br />

einfach gut.<br />

Susanne Schwendtke<br />

„Ich war zum ersten Mal in Spanien.<br />

Wir haben gespielt, wir haben<br />

gesungen, wir sind gewandert – es<br />

war wirklich wunderschön.“<br />

Anni Herfurtner, 89 Jahre<br />

„Auf Mallorca haben wir auch meinen<br />

Geburtstag gefeiert, mit einer<br />

selbstgebackenen Torte. Alles war so<br />

gut organisiert. Und die Unterkunft<br />

war bestens.“<br />

Elfriede Jarka, die ihr Alter nicht verrät<br />

„Da muss ich erst 82 werden, um so<br />

was zu erleben! So eine lustige<br />

Gesellschaft krieg ich nicht noch<br />

mal geboten.“<br />

Helene Heimsch, 82 Jahre<br />

„Wir haben immer zusammen gekocht<br />

und waren viel schwimmen. Das<br />

Miteinander hat die Reise ausgemacht.“<br />

Petra Sillmann, Sozialer Dienst<br />

des Wichern-Hauses, die die Reise<br />

organisiert hat<br />

Der „Gemüsemann-Spielplatz“ gefällt nicht nur Kindern<br />

Alt und Jung gemeinsam auf Entdeckungstour<br />

Mit Flingern kennt Helga Bring sich<br />

inzwischen richtig gut aus, vor allem<br />

mit den historischen Orten: Das alte<br />

Wegekreuz an der Lindenstraße hat sie<br />

ebenso aufgespürt wie die schönsten<br />

Jugendstilhäuser oder die ehemaligen<br />

Pfade, die von Jan Wellem zu festen<br />

Straßen ausgebaut wurden. „Darüber<br />

kann man sich ja ganz bequem im<br />

Internet informieren“, sagt die 72-Jährige.<br />

Doch es gibt auch schöne Orte in<br />

Flingern, über die einem das Internet<br />

nichts verrät: zum Beispiel den „Gemüsemann-Spielplatz“.<br />

Der ist ein Geheimtipp<br />

des 9-jährigen Robin aus der Offenen<br />

Ganztagsschule Flurstraße: „Da gibt<br />

es kleine Teiche, manchmal sind auch<br />

Frösche und Kröten drin.“ Ohne Robin<br />

hätte Helga Bring diesen hübschen<br />

Platz wohl nicht entdeckt, denn er liegt<br />

versteckt in einem Häusercarré, hinter<br />

dem Gemüseladen in Robins Nachbarschaft.<br />

Doch weil Jung und Alt in den<br />

Sommerferien gemeinsam auf Stadtteilerkundung<br />

in Flingern und Düsseltal<br />

unterwegs waren, gab es viel Gelegenheit,<br />

voneinander zu lernen und Neues<br />

zu entdecken.<br />

Nicht nur die Orte, die sie besonders<br />

schön finden, haben Kinder und Senioren<br />

einander gezeigt. Es ging auch um unangenehme<br />

oder gefährliche Orte, etwa um<br />

große Kreuzungen oder gefährliche Haltestellen.<br />

„Wenn die Ampelgrünphase<br />

sehr kurz ist, dann ist das für Kinder<br />

auf dem Schulweg ja genauso riskant<br />

wie für ältere Menschen“, sagt die 77-jährige<br />

Dorothea Jacobi, die mit Mädchen<br />

und Jungen aus der Brehm-Schule durch<br />

Düsseltal unterwegs war. Ihre eigenen<br />

Enkelkinder wohnen nicht in <strong>Düsseldorf</strong>,<br />

deshalb ist sie froh über den Kontakt<br />

zu den Zweitklässlern, den die Stadtteilerkundungen<br />

ermöglichen. Genau das<br />

hatte Georgios Pimenidis mit dem Projekt<br />

auch im Sinn. „Der Kontakt zwischen<br />

Jung und Alt ist ja nicht mehr so selbstverständlich<br />

wie früher“, sagt der Leiter<br />

des zentrums plus Flingern-Düsseltal.<br />

Denn die Generationen einer Familie<br />

wohnten oft weit voneinander entfernt.<br />

Gerlinde Ding, <strong>Diakonie</strong>-Fachanleiterin für<br />

die Offenen Ganztagsschulen, kann das<br />

nur unterstreichen. „Bei einem gemeinsamen<br />

Projekt, das Kinder und Senioren<br />

gleichermaßen fordert und begeistert,<br />

19<br />

kommt man sich aber leicht über Altersgrenzen<br />

hinweg näher“ – darin sind sich<br />

die beiden Organisatoren einig.<br />

Den Stadtteil auch einmal aus<br />

der Sicht der anderen Generation<br />

wahrnehmen<br />

In Teams planten Senioren und Kinder<br />

die Routen für ihre Stadtteilexkursionen,<br />

führten Interviews mit Passanten,<br />

machten Fotos und wählten die besten<br />

für das Projektblog aus. Dabei haben alle<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihren<br />

Stadtteil auch einmal aus der Sicht der<br />

jeweils anderen Generation wahrgenommen.<br />

Den entstandenen Kontakt<br />

zwischen Jung und Alt wollen Pimenidis<br />

und Ding aufrechterhalten: „In Zukunft<br />

soll es öfter solche generationenübergreifenden<br />

Ferienaktivitäten geben.“ Dorothea<br />

Jacobi und Helga Bring sind dann<br />

gerne wieder dabei. Der Austausch mit<br />

den Kindern mache ihnen Spaß und tue<br />

einfach gut. Und wer weiß – vielleicht<br />

gibt es außer dem „Gemüsemann-Spielplatz“<br />

ja noch viele andere Dinge zu entdecken.<br />

Reportagen und Bilder von den<br />

Stadtteilerkundungen kann man sich<br />

anschauen unter http://www.einfacheblogs.de/blog77.<br />

Susanne Schwendtke


<strong>Diakonie</strong> <strong>35</strong> <strong>Diakonie</strong> und Kirchengemeinden 20 <strong>Diakonie</strong> <strong>35</strong><br />

<strong>Diakonie</strong> und Kirchengemeinden<br />

„Die Gemeinden müssen auf den Zug aufspringen.“<br />

Bürgerschaftliches Engagement eröffnet neue Chancen fürs<br />

Ehrenamt in Kirchengemeinden<br />

Lieber Herr Nolting, lieber Herr Frantzmann,<br />

das Europäische Jahr der Freiwilligentätigkeit<br />

neigt sich dem Ende zu. Da<br />

lohnt es sich zu fragen, welche Impulse<br />

es in Kirche und <strong>Diakonie</strong> Impulse setzen<br />

konnte. Zunächst ganz grundsätzlich:<br />

Welchen Stellenwert messen Sie dem<br />

Ehrenamt in Kirchengemeinden bei?<br />

Heinz Frantzmann: Ehrenamt hat in Kirchengemeinden<br />

immer schon eine hohe<br />

Bedeutung. Ehrenamtliche prägen die<br />

Landschaft einer Gemeinde und sind<br />

auch wegweisend für die Zukunft.<br />

Indem Begabungen stärker eingebunden<br />

werden in vorhandene und neu zu entwickelnde<br />

Arbeitsfelder, werden Weichen<br />

gestellt.<br />

Thorsten Nolting: Im Ehrenamt liegt<br />

für mich der Ursprung der Kirchengemeinde,<br />

denn das freie Engagement für<br />

die Gemeinschaft ist das Ursprungserlebnis<br />

christlicher Gemeinden.<br />

HF: Ja, es muss beides zusammenkommen.<br />

Dabei gibt es feste Aufgaben,<br />

die erledigt werden müssen, und es<br />

gibt Bereiche, die sich freier entwickeln<br />

können, in denen Menschen ihre Begabungen<br />

entfalten können.<br />

Entspricht denn die derzeitige Kultur des<br />

Ehrenamtes in den Kirchengemeinden<br />

Ihren Vorstellungen?<br />

HF: Nicht ganz, wenn ich die Großwetterlage<br />

zum Thema „Bürgerschaftliches<br />

Engagement“ sehe. Da ist viel in<br />

Bewegung, die Prognosen gehen von<br />

einer Zunahme des Engagements aus.<br />

Angesichts der vielen Menschen, die<br />

sich engagieren wollen und können,<br />

müssen die Kirchengemeinden, so mein<br />

Eindruck, aufpassen, dass dieser Zug<br />

nicht an ihnen vorbeifährt. Sondern sie<br />

müssen mit aufspringen und Menschen<br />

für ihre Arbeit werben und gewinnen.<br />

TN: Als ich 2006 zur damaligen Kreissynode<br />

<strong>Düsseldorf</strong>-Ost eingeladen war und<br />

darüber nachzudenken hatte, wie wohl<br />

die Rolle der Pfarrerinnen und Pfarrer in<br />

Zukunft aussehen würde, fiel mir auf: Sie<br />

werden wohl im Wesentlichen ehrenamtliche<br />

Aktivität zu koordinieren haben.<br />

Das ist auch jetzt schon ein großer Teil<br />

der pastoralen Arbeit, scheint mir aber<br />

in Zukunft noch wichtiger zu werden.<br />

Deshalb liegt in einer guten Ausbildung<br />

und einem offenen Verhältnis zu dieser<br />

Aufgabe ein guter Teil Zukunft für die<br />

Kirchengemeinden.<br />

HF: Das setzt voraus, dass Kirchengemeinden<br />

eine Konzeption entwerfen, in<br />

der sie genau diese Ziele beschreiben<br />

– auch im Hinblick auf künftige Pfarrstelleninhaberinnen<br />

und -inhaber. So<br />

lässt sich für die Zukunft ein klares<br />

Arbeitsfeld mit klaren Rahmenbedingungen<br />

abstecken, wie Ehrenamt in der<br />

Gemeinde gesehen und gelebt werden<br />

soll.<br />

Das klingt sehr gut, aber man merkt<br />

auch, dass wir dieses Gespräch ohne<br />

Kirchengemeinde führen. Was ist denn<br />

aus Ihrer Sicht realistisch zu erwarten<br />

in den nächsten Jahren? Sehen Sie eine<br />

Aufbruchbewegung in die Richtung, die<br />

Sie jetzt skizziert haben?<br />

HF: Eine Aufbruchbewegung sehe ich<br />

an Orten wie Familienzentren oder<br />

zentren plus und in der Gemeinwesen-<br />

<strong>Diakonie</strong>. Hier werden neue Arbeitsfelder<br />

in den Blick genommen, in denen<br />

neue Menschen Zugang finden zu den<br />

Gemeinden. Dies bedeutet dann auch,<br />

dass sich Gemeinden verändern, weil<br />

die Menschen, die Zugang finden, neue<br />

Ideen und neue Gedanken mitbringen.<br />

Das heißt für mich Milieu-Öffnung. Darin<br />

sehe ich die Zukunft des Ehrenamtes.<br />

Mit Pfarrer Thorsten Nolting<br />

und Pfarrer Heinz-Werner Frantzmann<br />

sprach Susanne Schwendtke<br />

Von den erheblichen Personalkürzungen,<br />

die die Kirchengemeinden entweder<br />

schon vollzogen haben oder noch vollziehen<br />

müssen, sind ja vor allem die<br />

Gemeindeschwestern betroffen, die<br />

bislang ehrenamtliches Engagement in<br />

Kirchengemeinden organisiert haben.<br />

Müssten nicht ausdrücklich noch mehr<br />

Ressourcen in diesen Bereich der Organisation<br />

des Ehrenamtes gelenkt werden?<br />

HF: Ja und nein. Natürlich ist es gut,<br />

wenn man mit möglichst viel hauptamtlichen<br />

Menschen im Bereich der<br />

Ehrenamtslandschaft wirken kann.<br />

Wenn jedoch diese Ressourcen nicht<br />

mehr gegeben sind, ist es Aufgabe<br />

der Gemeindeleitung nachzudenken:<br />

Wie wollen wir uns zukünftig aufstellen?<br />

Wollen wir den Gemeindeabbau<br />

begleiten oder wollen wir einen Gemeindeaufbau<br />

neu in den Blick nehmen?<br />

Diese Grundentscheidung muss sein,<br />

und dann müssen sich auch Menschen<br />

finden, die die neuen Ziele verfolgen und<br />

die über Formen wie Familienzentren<br />

und gemeinwesenorientierte Arbeit auf<br />

Menschen zugehen, sie ansprechen.<br />

Herr Nolting, kann <strong>Diakonie</strong> diesen Prozess<br />

denn unterstützen? Welche Rolle<br />

spielt <strong>Diakonie</strong> in dieser Entwicklung?<br />

TN: Menschen, die in Kirchengemeinden<br />

engagiert und christlich motiviert sind,<br />

bringen sich bei uns in diakonischen<br />

Einrichtungen ein. Deshalb ist es längst<br />

an der Zeit, unsere Einrichtungen als<br />

Teil der Kirchengemeinde zu sehen.<br />

Zum Beispiel wirkt die <strong>Diakonie</strong>-Tagesstätte<br />

Horizont für Wohnungslose mit<br />

Ehrenamtlichen und mit der Friedenskirchengemeinde<br />

zusammen, aus der<br />

Matthäi-Kirchengemeinde sind viele<br />

Ehrenamtliche im zentrum plus Flingern-Düsseltal<br />

aktiv, und die Arbeit der<br />

dortigen Gemeindepädagogin ist eng<br />

mit Arbeit der <strong>Diakonie</strong> verschränkt.<br />

Besonders die zentren plus haben es an<br />

vielen Stellen ermöglicht, das Engagement<br />

in Kirchengemeinden zu fördern.<br />

Dieses Engagement fordert uns in der<br />

<strong>Diakonie</strong> auch immer wieder heraus,<br />

das Zusammenspiel von Haupt- und<br />

Ehrenamt neu zu justieren. Hier haben<br />

die Kirchengemeinden viel mehr Übung,<br />

21<br />

da Ehrenamtliche die Gemeindearbeit<br />

wesentlich gestalten und Verantwortung<br />

übernehmen.<br />

Bei allem Freiwilligen-Management,<br />

das offensichtlich in Zukunft auch in<br />

Kirchengemeinden ansteht, möchte ich<br />

Sie abschließend fragen: Was bleibt<br />

das Besondere am Ehrenamt in der<br />

Kirchengemeinde?<br />

HF: Wenn Menschen sich in Kirchengemeinden<br />

engagieren, dann brauchen<br />

sie gute Rahmenbedingungen und Anerkennungsformen.<br />

Das ist das eine. Das<br />

Besondere entsteht aber gerade durch<br />

eine theologische und spirituelle Begleitung.<br />

Ehrenamtliche, vor allem Menschen,<br />

die neu in Kirchengemeinden<br />

auftauchen, setzen sich mit Fragen nach<br />

Spiritualität auseinander, mit Glaubensfragen.<br />

Begriffe wie Dankbarkeit, verantwortungsbewusstes<br />

Handeln, Geben<br />

und Nehmen sind Anknüpfungspunkte,<br />

religiöse Wurzeln neu zu entdecken und<br />

zu deuten. Diese Suchprozesse zu unterstützen,<br />

ist eine wichtige Zukunftsaufgabe<br />

in Kirchengemeinden und <strong>Diakonie</strong>.<br />

Und das gibt es wirklich nur bei uns.


<strong>Diakonie</strong> <strong>35</strong> Kurzmeldungen 22 <strong>Diakonie</strong> <strong>35</strong> Kurzmeldungen 23<br />

Alles neu Kindertagesstätten<br />

feiern Eröffnung<br />

Gut ein Jahr hat der Umbau gedauert,<br />

jetzt ist alles wie neu: Die Ev. Tageseinrichtung<br />

Pestalozzi Kinderhaus an der<br />

Grafenberger Allee hat Ende September<br />

Einweihung gefeiert. Nötig war der<br />

Umbau, weil die Räumlichkeiten nicht<br />

mehr den aktuellen Anforderungen,<br />

etwa zur Unterbringung von unter Dreijährigen,<br />

entsprachen. „Jetzt haben wir<br />

ein völlig neues Raumkonzept“, sagt<br />

Leiterin Ursula Danna. Jede Gruppe<br />

hat eine Art Apartment für sich – mit<br />

eigener Garderobe, eigenem Waschraum<br />

sowie einem Nebenraum zusätzlich zum<br />

Gruppenraum. Die Gruppen mit unter<br />

Dreijährigen haben außerdem einen<br />

Wickelbereich und einen Ruheraum.<br />

Ganz neu ist auch die Kinderküche, die<br />

mit Hilfe von Spenden gebaut werden<br />

konnte. „So können wir die Kinder noch<br />

besser einbeziehen beim wichtigen<br />

Thema Ernährung und Gesundheit“, freut<br />

sich Leiterin Danna. Eltern, die einen<br />

Kita-Platz suchen, können sich die neuen<br />

Räumlichkeiten gerne einmal ansehen<br />

und sich dazu an Leiterin Ursula Danna<br />

wenden, Telefon 0211 67 62 74.<br />

Ganz neu eingeweiht wird am 2. Oktober<br />

die Ev. Tageseinrichtung für Kinder<br />

Vlattenstraße. Im neu entstandenen<br />

„Färberviertel“ zwischen Bilk und Oberbilk,<br />

wo viele junge Familien leben,<br />

wurden Kita-Plätze dringend gebraucht.<br />

Schon im Sommer hat die Einrichtung<br />

eröffnet, die Kinder aus der Tagesstätte<br />

an der Johannes-Weyer-Straße sind in<br />

die Vlattenstraße umgezogen. Leiterin<br />

Anja Graf und ihr Team sind jetzt vollauf<br />

damit beschäftigt, viele neue Kinder einzugewöhnen.<br />

Für Fragen nehmen sie sich<br />

trotzdem gerne Zeit: Telefon 0211 34 <strong>35</strong> 40.<br />

Susanne Schwendtke<br />

„Respekt und Mut“ Neues<br />

Programm erschienen<br />

„Respekt und Mut“ ist im 11. Jahr seines<br />

Bestehens weiter gewachsen. Die Initiative<br />

für interkulturelle Verständigung<br />

in <strong>Düsseldorf</strong> wird inzwischen von über<br />

50 Kooperationspartnern getragen. Seit<br />

2010 befindet sie sich in Trägerschaft<br />

der <strong>Diakonie</strong>. Jetzt ist unter dem Motto<br />

„Mittendrin mit Eigensinn“ das neue<br />

Programm mit über 70 Veranstaltungen<br />

erschienen. Neben Diskussionen, Ausstellungen<br />

und Exkursionen finden auch<br />

Kabarett und Konzerte statt. Ziel der<br />

Veranstaltungen ist es, ein friedliches,<br />

respektvolles Miteinander der Kulturen<br />

in <strong>Düsseldorf</strong> zu fördern – und damit<br />

auch extremistischen Bewegungen vorzubeugen.<br />

Schwerpunktthemen sind<br />

diesmal das Leben von Italienern in <strong>Düsseldorf</strong>,<br />

die integrative Kraft der „Ballarbeit“,<br />

Zivilcourage und die ersten Jahre<br />

der sogenannten Gastarbeiteranwerbung.<br />

Das Programmheft kann man bei<br />

„Respekt-und-Mut“-Koordinator Volker<br />

Neupert bestellen: Tel. 95757194 oder<br />

volker.neupert@respekt-und-mut.de.<br />

Manuel Falkenberg<br />

Schulstarterpakete Kinder<br />

erhielten kostenlos Materialen<br />

Lang waren wieder die Einkaufslisten<br />

mit allen Materialien, die i-Dötzchen<br />

für das erste Schuljahr brauchen. Tornister,<br />

Federmappe, Hefte, Stifte, Farbkasten<br />

und Sportzeug – das übersteigt<br />

die finanziellen Möglichkeiten mancher<br />

Eltern. Damit die Kinder ihre Schullaufbahn<br />

nicht mit einer Erfahrung des<br />

Mangels beginnen, hat die <strong>Diakonie</strong><br />

zusammen mit der Evangelischen Kirchengemeinde<br />

Garath schon 2010 das<br />

„Schulstarterpaket“ ins Leben gerufen.<br />

Wie im letzten Jahr konnten auch zu<br />

Beginn dieses Schuljahres im <strong>Düsseldorf</strong>er<br />

Süden wieder Kinder aus Familien<br />

mit sehr wenig Geld unterstützt<br />

werden: 90 Erstklässler haben ein Schulstarterpaket<br />

im Gesamtwert von 120<br />

Euro erhalten. Die Familien bringen je<br />

einen Eigenanteil von 10 Euro auf. „Wir<br />

händigen den Familien Gutscheine aus,<br />

die sie in einem Fachgeschäft vor Ort<br />

einlösen können“, erklärt Günther Rehnelt,<br />

Abteilungsleiter bei der <strong>Diakonie</strong>,<br />

das Konzept. „So erhalten bedürftige<br />

Familien eine direkte und unbürokratische<br />

Hilfe, die die Bildungschancen ihrer<br />

Kinder sichert.“ Durch Preisnachlässe<br />

des Handels konnten in diesem Jahr 40<br />

Schulstarterpakete mehr ausgegeben<br />

werden als im Vorjahr. Möglich wurde<br />

die Aktion durch Spenden von <strong>Düsseldorf</strong>er<br />

Bürgern und Unternehmen. Da<br />

keine Verwaltungskosten anfielen, kam<br />

den Kindern die komplette Spendensumme<br />

von 12.000 Euro zugute.<br />

Susanne Schwendtke<br />

25 Jahre für Teilhabe Jubiläum<br />

bei der renatec<br />

Erwerbslosigkeit ist das größte gesellschaftliche<br />

Armuts- und Ausgrenzungsrisiko.<br />

Dem begegnet die <strong>Diakonie</strong>-Tochter<br />

renatec mit Unterstützungsangeboten –<br />

seit 25 Jahren. Im September feierte die<br />

Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft<br />

ihr Jubiläum mit einem Gottesdienst<br />

und einem Empfang in der<br />

Bergerkirche. Unter den Gratulanten<br />

waren Sozialdezernent Burkhard Hintzsche<br />

und der Parlamentarische Staatssekretär<br />

bei der Bundesministerin für<br />

Arbeit und Soziales, Dr. Ralf Brauksiepe.<br />

„Menschen in Arbeit zu bringen,<br />

heißt, ihnen Teilhabe zu ermöglichen“,<br />

sagt André Schmidt, Geschäftsführer<br />

der renatec. Das sei nach wie vor ein<br />

wesentliches Ziel von Kirche und <strong>Diakonie</strong>.<br />

Zur Zeit setzen sich 80 Fachkräfte<br />

bei der renatec dafür ein, dass Menschen,<br />

die schon länger ohne Arbeit sind,<br />

sich in Werkstätten oder Sozialkaufhäusern<br />

beruflich qualifizieren können. Sie<br />

bieten Bewerbungs- und Sozialtrainings<br />

an und helfen bei besonderen Herausforderungen.<br />

Mehr Informationen über<br />

die Angebote der renatec gibt es unter<br />

www.renatec.de.<br />

Manuel Falkenberg<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

<strong>Diakonie</strong> <strong>Düsseldorf</strong> –<br />

Gemeindedienst der evangelischen<br />

Kirchengemeinden e.V.<br />

Redaktion<br />

Manuel Falkenberg (verantwortlich)<br />

Susanne Schwendtke<br />

Redaktionsadresse<br />

Platz der <strong>Diakonie</strong> 3, 40233 <strong>Düsseldorf</strong><br />

Tel 0211 73 53 204<br />

Art Direktion<br />

Fons M. Hickmann<br />

Gestaltung<br />

Fons Hickmann m23, Berlin<br />

Sandra Teschow<br />

www.fonshickmann.com<br />

Fotografie<br />

Gerald Biebersdorf (S. 12), Anika Potzler<br />

(S. 8, 9, 14, 20), privat (S. 6, 13), Holger<br />

Puhl (S. 15), Petra Sillmann (S. 18),<br />

Marc Volk (S. 1-5, 9, 11, 17), Petra Warrass<br />

(S. 19)<br />

Illustration<br />

Tilo Göbel<br />

Druck<br />

Tannhäuser Media, <strong>Düsseldorf</strong><br />

Print CO2 kompensiert: Id-Nr. 1111523<br />

www.bvdm-online.de<br />

Papier<br />

Cyclus Offset, 100 % Altpapier,<br />

Umweltzertifizierungen: Blauer Engel,<br />

EU-Blume, ISO 41001, EMAS<br />

Auflage<br />

10.000<br />

Erscheinungsweise<br />

Vierteljährlich<br />

Spendenkonto<br />

Stadtsparkasse <strong>Düsseldorf</strong><br />

Konto 10 10 57 57<br />

BLZ 300 501 1


<strong>Diakonie</strong> <strong>35</strong> Termine<br />

24<br />

Oktober 2011 November 2011 Dezember 2011<br />

Unterbrechung – immer wieder freitags<br />

Gottesdienst mit Abendmahl<br />

Jeden Freitag, 12 Uhr<br />

7., 14., 21. und 28. Oktober<br />

Bergerkirche, Berger Straße 18 b<br />

DIO – Durst im Ohr<br />

Vocalimprovisation mit Impro-Chor<br />

Jeden 1. Freitag im Monat<br />

7. Oktober, 19. 30 Uhr<br />

Leitung: Barbara Beckmann<br />

Bergerkirche, Berger Straße 18 b<br />

Ringgespräche<br />

Mit Johannes Stüttgen<br />

Jeden Donnerstags, 19 Uhr<br />

(außer in den Ferien)<br />

6., 13. und 20. Oktober<br />

Bergerkirche, Berger Straße 18 b<br />

Endlich Montag!<br />

Andacht für <strong>Diakonie</strong> und Flingern<br />

10. Oktober, 8.30 Uhr<br />

Versöhnungskirche, Platz der <strong>Diakonie</strong> 2<br />

Wa(h)re Lebensmitte(l)<br />

<strong>Diakonie</strong>gottesdienst<br />

Mittwoch, 12. Oktober, 18 Uhr<br />

Diakonin Bettina Orthey und Chor<br />

Bergerkirche, Berger Straße 18 b<br />

Wenn Energie auf Bäumen wächst<br />

Sind nachwachsende Rohstoffe eine<br />

Perspektive für die Energiewende?<br />

Vorträge und Diskussion<br />

Umweltamt der Landeshauptstadt<br />

<strong>Düsseldorf</strong><br />

„Lokale Agenda 21“<br />

Montag, 17. Oktober, 19 Uhr<br />

Bergerkirche, Berger Straße 18b<br />

Am wichtigsten ist das Herz<br />

Konzerte und Vortrag zum 50-jährigen<br />

Jubiläum des Nichiren Buddhismus in<br />

Deutschland<br />

An 4 Samstagen, 20 bis 20.40 Uhr<br />

1. Oktober Orgelkonzert mit Yojiro<br />

Minami und Pyrolator<br />

8. Oktober Konzert und Slam Poetry<br />

„Heart Rhymes“<br />

15. Oktober Vortrag „Am wichtigsten<br />

ist das Herz“<br />

22. Oktober Konzert Offener Chor<br />

<strong>Düsseldorf</strong><br />

Unterbrechung – immer wieder freitags<br />

Gottesdienst mit Abendmahl<br />

Jeden Freitag, 12 Uhr<br />

4., 11., 18. und 25. November<br />

Bergerkirche, Berger Straße 18b<br />

DIO – Durst im Ohr<br />

Vokalimprovisation mit dem Impro-Chor<br />

Jeden 1. Freitag im Monat<br />

4. November, 19.30 Uhr<br />

Leitung: Barbara Beckmann<br />

Bergerkirche, Berger Straße 18 b<br />

Ringgespräche<br />

Mit Johannes Stüttgen<br />

Jeden Donnerstag, 19 Uhr<br />

(außer in den Ferien)<br />

10., 17. und 24. November<br />

Bergerkirche, Berger Straße 18 b<br />

Endlich Montag!<br />

Andacht für <strong>Diakonie</strong> und Flingern<br />

Montag, 14. November, 8.30 Uhr<br />

Versöhnungskirche, Platz der <strong>Diakonie</strong> 2<br />

Erinnerung: Impuls für Engagement im<br />

Bereich Flucht und Asyl<br />

Aktion Sühnezeichen Friedensdienste<br />

in Kooperation mit der <strong>Diakonie</strong><br />

<strong>Düsseldorf</strong><br />

Moderation: Jens Pohl und Dorothea<br />

Voss-Dahm<br />

Montag, 14. November, 18.30 Uhr<br />

Versöhnungskirche, Platz der <strong>Diakonie</strong> 2<br />

Einweihung Trauerort <strong>Düsseldorf</strong><br />

Trauerort für Flüchtlinge und<br />

Zuwanderer an der Bergerkirche<br />

PSZ <strong>Düsseldorf</strong><br />

Sonntag, 20. November, 16 Uhr<br />

Bergerkirche, Berger Straße 18 b<br />

Fachtagung „Berührend begleiten“<br />

Sterbebegleitung in <strong>Düsseldorf</strong> – Pflege,<br />

Medizin und Hospiz Hand in Hand<br />

Arbeitskreis Kultur des Sterbens der<br />

<strong>Diakonie</strong> <strong>Düsseldorf</strong><br />

23. November, 12 bis 17. 30 Uhr<br />

Versöhnungskirche, Platz der <strong>Diakonie</strong> 2<br />

Ringgespräche<br />

Mit Johannes Stüttgen<br />

Jeden Donnerstag, 19 Uhr<br />

1., 8., 15. und 22. Dezember<br />

Bergerkirche, Berger Straße 18b<br />

Fachtagung „Nächstenliebe kennt keine<br />

Grenzen“<br />

Die Gemeinde öffnet sich in den<br />

Stadtteil<br />

<strong>Diakonie</strong> Rheinland-Westfalen-Lippe<br />

Freitag, 2. Dezember, 12.30 bis 18 Uhr<br />

Versöhnungskirche, Platz der <strong>Diakonie</strong> 2<br />

Unterbrechung – immer wieder freitags<br />

Gottesdienst mit Abendmahl<br />

Jeden Freitag, 12 Uhr<br />

2., 9., 16. und 23. Dezember<br />

Bergerkirche, Berger Straße 18 b<br />

DIO – Durst im Ohr<br />

Vocalimprovisation mit Impro-Chor<br />

Jeden 1. Freitag im Monat<br />

9. Dezember, 19.30 Uhr<br />

Leitung: Barbara Beckmann<br />

Bergerkirche, Berger Straße 18 b<br />

Endlich Montag!<br />

Andacht für <strong>Diakonie</strong> und Flingern<br />

Montag, 12. Dezember, 8. 30 Uhr<br />

Versöhnungskirche, Platz der <strong>Diakonie</strong> 2<br />

Adventsgottesdienst<br />

Pfarrer Thorsten Nolting und Team<br />

Dienstag, 14. Dezember, 14 Uhr<br />

Zionskirche, Albertstraße 83<br />

Heiligabend in der Bergerkirche<br />

Weihnachtsgottesdienst<br />

Pfarrer Heinz-Werner Frantzmann<br />

Samstag, 24. Dezember, 14 Uhr<br />

Bergerkirche, Berger Straße 18 b<br />

Die Bergerkirche ist dienstags bis<br />

sonntags von 15 bis 18 Uhr geöffnet.<br />

Ehrenamtliche Ansprechpartner<br />

geben dort Auskunft zu Geschichte<br />

und Gegenwart der Bergerkirche.

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