Gekonntes Versteckspiel - Katzenzunft Meßkirch
Gekonntes Versteckspiel - Katzenzunft Meßkirch
Gekonntes Versteckspiel - Katzenzunft Meßkirch
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Druckansicht<br />
SÜDKURIER Medienhaus -<br />
URL: http://www.suedkurier.de/region/pfullendorf/messkirch/art2876,3019324,0<br />
<strong>Gekonntes</strong> <strong>Versteckspiel</strong> einer Narrenmutter<br />
23.01.2008 03:01<br />
SÜDKURIER-Serie <strong>Meßkirch</strong>er Fastnachter (2): Wie Anneliese Bauer vor 20 Jahren zu einem<br />
wichtigen Amt kam<br />
In diesem Jahr setzen wir die in der vergangenen Fasnet begonnene Serie über bekannte <strong>Meßkirch</strong>er<br />
Fastnachter fort. Heute erzählt Anneliese Bauer, wie sie vor 20 Jahren Narrenmutter wurde.<br />
Das größte Geheimnis der <strong>Meßkirch</strong>er Fasnet ist wohl, wer denn am Schmotzigen Dunschdig als neue<br />
Narrenmutter zum Narrenvater in die Kutsche steigt. Da wird munter gemutmaßt und dann ist es doch<br />
meist eine ganz andere geworden. Verdienste für die Fastnacht muss sie vorweisen können und -<br />
betrachtet man die Galerie der Erwählten - "ebbes gleichsehen" sollte sie auch.<br />
Vor genau 20 Jahren, im Jahr der "Zeltfasnacht", war es Anneliese Bauer, die von Narrenvater Helmut<br />
Schank erwählt wurde. "I könnt heut no die Stell sagen, wo d’Erika zu mir gsagt hat, der Helmut kommt<br />
etzt gar zu dir", erzählt die Altnarrenmutter von dem Moment, als sie bei einer Wanderung der<br />
Arbeiterwohlfahrt von der Frau des Narrenvaters erfuhr, dass sie jetzt die nächste sein soll. "Oh je, da<br />
muss erscht mal no mit meinem Ma schwätza und erscht no überlegen", reagierte sie erschrocken. Aber<br />
eigentlich war es keine Frage, ist doch das Amt der Narrenmutter eine große Ehre und schon jahrelang<br />
kam jedes Jahr die Frage "Wisch etzt du dies Jahr Narrenmutter?" an die aktive Fastnachterin heran. Als<br />
Hemedglonker war sie unterwegs und auch als Katze und mit ihrer Gymnastikgruppe stand sie auch beim<br />
MTS-Ball immer auf der Bühne.<br />
Nachdem sie dem Narrenvater zugesagt hatte, begann ein <strong>Versteckspiel</strong> mit ganz besonderem Reiz. Nicht<br />
mal mehr zum Frisör traute sich Anneliese Bauer, um ja keinen Verdacht zu erregen. Nachher könnte<br />
noch jemand denken, sie müsse sich jetzt als Narrenmutter besonders schön machen. Besuche bei Monika<br />
Fuchs, die damals für viele Narrenmütter die Kleider nähte, mussten so geplant werden, dass ja keiner das<br />
Auto in der Nähe parken sieht. Anproben und Treffen mit dem Narrenvater fanden deshalb auch immer in<br />
Sigmaringendorf bei ihrer Schwester statt. "Oh je, etzt isches aus" befürchtete sie schließlich, als ihr beim<br />
Hutmacher in Mengen eine <strong>Meßkirch</strong>erin begegnete. Aber die hatte gar nichts gemerkt. Dabei ist die<br />
Neugierde unter den Narren so groß, dass Besucher, die ihr Mann Arno einmal mit nach Hause brachte,<br />
sogar ins Schlafzimmer schlichen, um in den Kleiderschrank zu spickeln, ob da vielleicht ein<br />
Narrenmutterkleid hängt. Am Schmotzigen Dunschdig war dann die Spannung auf dem Höhepunkt. Die<br />
Frauen in der Zunft beäugten sich alle misstrauisch, ob eine ausschert, um sich auf das Narrenmutteramt<br />
- 1 -
Druckansicht<br />
vorzubereiten. So saß Anneliese Bauer am Morgen in aller Früh beim Knoll zum Kartoffelschälen, denn<br />
damals kochte die Zunft für ihren Ball noch selber. Mit den Frauen am Seil war sie dann tagsüber<br />
unterwegs zum Hoorig-Schreien und zwischendurch wurde noch bei einer Nachbarin Geburtstag gefeiert.<br />
"I ka mi it verschtecken", hatte die angehende Narrenmutter die ganze Zeit im Kopf und so stand sie auch<br />
am Abend als Hemedglonker an der Kutsche, um die Narrenmutter zu suchen. Jetzt hatte sie wohl alle<br />
überzeugt. Auch Oberglonker Rainer Willmann hatte sich mittlerweile rückversichert. Er hatte Sohn<br />
Sascha ausgequetscht, doch der war sicher, dass seine Mutter keine Narrenmutter werden kann: "Der<br />
Vater wird dies Jahr Fuffzge, da brauched mir des Geld" verriet er den Grund.<br />
Abgeholt wurde die neue Narrenmutter im Haus Greter, die eine Cousine von Anneliese Bauer war. Als<br />
die Kutsche am Adlerplatz war, bemerkte keiner mehr, dass ein Hemedglonker ausscherte. "Als die<br />
Kutsche beim Sinnwell war, han i no koi Kloid a ghed", lacht die heutige Altnarrenmutter über ihr<br />
gelungenes <strong>Versteckspiel</strong>. Anneliese Bauer: "Der Schmotzige isch für a Narrenmutter scho ebbes ganz<br />
Bsonderes." Sie freut sich schon auf die Neue. Wer es ist, weiß sie auch nicht, das Geheimnis ist auch in<br />
diesem Jahr wieder gut gehütet. Aber auf alle Fälle bekommen die Altnarrenmütter wieder Zuwachs und<br />
Gudrun Trautwein kann sich schon auf ihre neue Gruppe freuen. "Ein total zusammengewürfelter Haufen,<br />
aber da gibt’s nie was, des isch super."<br />
VON MARTINA GOLDAU<br />
Alle Rechte vorbehalten.<br />
Copyright © 2006 SÜDKURIER GmbH Medienhaus - Alle Rechte vorbehalten.<br />
Vervielfältigung nur mit schriftlicher Genehmigung durch das SÜDKURIER Medienhaus<br />
- 2 -