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SA.08.06<br />

Akustisch evozierte Potenziale – worauf warten wir?<br />

Steffen Rosahl, N. Creutzburg, A. Langbein, S. Fichte, Rüdiger Gerlach<br />

Klinik für Neurochirurgie, HELIOS Klinikum Erfurt<br />

Ziel: Frühe akustisch evozierte Hirnstammpotenziale (FAEP) wer<strong>de</strong>n seit langem zum intraoperativen Monitoring<br />

(IOM) <strong>de</strong>r Integrität <strong>de</strong>r Hörbahn eingesetzt . Aufgrund <strong>de</strong>s niedrigen Signal-Rausch-Verhältnisses<br />

dauert die Berechnung verlässlicher Mittelwerte oft min<strong>de</strong>stens 60 Sekun<strong>de</strong>n – zu lang für eine rasche<br />

operative Strategieän<strong>de</strong>rung . Gefragt sind aussagefähige Potenziale, die innerhalb von Sekun<strong>de</strong>n eine<br />

Rückmeldung an <strong>de</strong>n Operateur zulassen .<br />

Metho<strong>de</strong>: Für die Beurteilung <strong>de</strong>r proximal generierten Wellen <strong>de</strong>s FAEP wur<strong>de</strong> eine Trommelfell-Elektro<strong>de</strong>,<br />

für die vom Hirnstamm generierten Wellen eine sphärische Mini-Hirnstammelektro<strong>de</strong> entwickelt . Die<br />

Trommelfellelektro<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Schaumstoff-Ohrstöpsel eines Kopfhörers integriert . Die Elektro<strong>de</strong> zur<br />

Platzierung am Hirnstamm mit einem Durchmesser von etwa 2mm kann an einem stabförmigen Halter mit<br />

Mikropinzetten gefasst und zum IOM in die Nähe <strong>de</strong>s Recessus lateralis <strong>de</strong>s vierten Ventrikels gebracht<br />

wer<strong>de</strong>n . Bei einer ersten klinischen Studie bei Patienten mit Läsionen im Kleinhirnbrückenwinkel erfolgt die<br />

Stimulation mit 13,1 Clicks/s, die Ableitung und Speicherung über ein elektrophysiologisches Verstärkersystem<br />

(ISIS, Fa . Inomed) . Es wur<strong>de</strong>n Serienuntersuchungen mit abnehmen<strong>de</strong>r Anzahl von Reizen (2000<br />

bis 13) durchgeführt, bei <strong>de</strong>nen die FAEP abgeleitet von Skalp (S-FAEP), vom Hirnstamm (H-FAEP) und<br />

vom Tympanon (T-FAEP) separat gemittelt wur<strong>de</strong>n . In <strong>de</strong>n erhaltenen Mittelwerten wur<strong>de</strong>n Latenz und Amplitu<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Wellen I-V <strong>de</strong>s FAEP i<strong>de</strong>ntifiziert und verglichen .<br />

Ergebnisse: In <strong>de</strong>n Cochlea-nahen T-FAEP waren erwartungsgemäß die Wellen I und II am besten zu<br />

i<strong>de</strong>ntifizieren, in <strong>de</strong>n hirnstammnahen H-FAEP die Wellen III-V . Während die Latenzen aller fünf Wellen in<br />

allen Registrierungen vergleichbar waren, waren die Amplitu<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Nahfeldableitungen (T-FAEP, H-FAEP)<br />

um <strong>de</strong>n Faktor 3-20 größer als bei <strong>de</strong>n S-FAEP, vorausgesetzt, die Mini-Kugelelektro<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> tatsächlich<br />

in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Recessus lateralis platziert . Bei optimaler Platzierung war eine sichere Beurteilung <strong>de</strong>r<br />

FAEP in <strong>de</strong>n Skalp-Ableitungen nach frühestens 40 Sekun<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Nahfeldableitungen nach<br />

einer Sekun<strong>de</strong> möglich .<br />

Schlussfolgerungen: Aufgrund sehr kurzer Akquisitionszeiten sind Nahfeld-FAEP die Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wahl<br />

zum intraoperativen Monitoring eines gefähr<strong>de</strong>ten Hörnerven bzw . <strong>de</strong>r Blutversorgung <strong>de</strong>r Hörschnecke,<br />

wenn die Hörerhaltung eines <strong>de</strong>r Ziele <strong>de</strong>r Operation ist .<br />

SA.08.07<br />

Zentrale Hörprothesen: Aktueller Stand und zukünftige Trends<br />

Minoo Lenarz1 , Hubert Lim1 , Gert Joseph1 , Amir Samii2 , Madjid Samii2 , Thomas Lenarz1 1Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkun<strong>de</strong>, Medizinische Hochschule Hannover;<br />

2Neurochirurgie, International Neuroscience Institute (INI), Hannover<br />

Auditorische Hirnstamm Implantate sind ursprünglich für die Hörrehabilitation in NF2 Patienten mit neuraler<br />

Taubheit entwickelt wor<strong>de</strong>n . Konventionelle ABIs, basieren auf <strong>de</strong>r Stimulation <strong>de</strong>r Oberfläche <strong>de</strong>s Nucleus<br />

Cochlearis und sind in <strong>de</strong>n letzten 30 Jahren in ca 800 NF2 Patienten weltweit implantiert wor<strong>de</strong>n . Die<br />

meisten NF2 Patienten können mit Ihrem ABI Umweltgeräusche wahrnehmen und in Kombination mit Lippenablesen<br />

die Sprache <strong>de</strong>utlich besser verstehen, ein offenes Sprachverstehen ohne Lippenablesen und<br />

Telefonieren wird nur in seltenen Fällen in NF2 Patienten erreicht! Warum eine Min<strong>de</strong>rheit von NF2 Patienten<br />

mit <strong>de</strong>n herkömmlichen ABI Implantaten <strong>de</strong>utlich bessere Performence im Vergleich zu an<strong>de</strong>ren NF2 Patienten<br />

zeigen, ist noch nicht klar . Evaluationen von NF2- ABI Patienten in Hannover zeigten, dass die Dauer<br />

<strong>de</strong>r Ertaubung, o<strong>de</strong>r Tumorgröße hier keine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle spielt .<br />

Ob die unterschiedliche Lage <strong>de</strong>r Elektro<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>m Nucleus Cochlearis o<strong>de</strong>r Unterschie<strong>de</strong> im intraoperativen<br />

Trauma <strong>de</strong>s Nucleus Cochlearis (während <strong>de</strong>r Tumor Entfernung) die Ursache ist, konnte bis jetzt noch<br />

nicht bewiesen wer<strong>de</strong>n . In <strong>de</strong>n vergangenen Jahren wur<strong>de</strong> die Indikation für Hörrehabilitation mit einem<br />

Hirnstamm Implantat von NF2 Patienten um die sogenanten non-tumor Patienten erweitert (post-traumatische<br />

Hörnerven Verletzung und komplette Ossifikation <strong>de</strong>r Cochlear nach Meningitis) . Nicht alle, aber viele<br />

von diesen non-tumor Patienten haben <strong>de</strong>utlich bessere Performance mit konventionellen Hirnstamm Implantaten<br />

gezeigt (Offenes Sprachverstehen ohne Lippenablesen), teilweise vergleichbar zur Performance<br />

von <strong>de</strong>n Cochlear Implantat Patienten . Dieses führte zu <strong>de</strong>r Hypothese, dass tumorbedingte Schä<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<br />

chirurgische Traumen im Bereich <strong>de</strong>s Nucleus Cochlearis die Ursache für begrenzte Performance in NF2<br />

Patienten sein könnten . Entwicklung <strong>de</strong>r peneterieren<strong>de</strong>n Hirnstamm Implantate (PABI) für gezielte Stimulation<br />

<strong>de</strong>r tonotopen Organisation <strong>de</strong>s Nucleus Cochlearis führte zu <strong>de</strong>utlich niedrigeren Stimulationsschwellen<br />

in NF2 Patienten, und erzeugte multiple Tonhöhen Unterschie<strong>de</strong>, war aber lei<strong>de</strong>r nicht in <strong>de</strong>r Lage ein<br />

besseres Sprachverständnis im Vergleich zu herkömmlichen ABI Implantaten (mit Oberflächen Stimulation)<br />

zu erzeugen . Das verstärkte die Hypothese, dass Tumorbedingte Schä<strong>de</strong>n für begrenzte Performance in<br />

NF2 Patienten zuständig sein könnten .<br />

Mit <strong>de</strong>m Ziel, <strong>de</strong>n tumorbeschädigten Hirnstamm zu umgehen und die noch intakten Bereiche <strong>de</strong>r zentralen<br />

Hörbahn zu stimulieren, und damit bessere Sprachverstehen in NF2 Patienten zu erzeugen, wur<strong>de</strong><br />

das auditorische Mittelhirn Implantat entwickelt . Dieses peneterieren<strong>de</strong> Implantat wur<strong>de</strong> im Rahmen einer<br />

klinischen Studie in 5 NF2 Patienten implantiert . Die Ergebnisse von AMI klinischen Studien zeigen, dass<br />

die Implantation und elektrische Stimulation <strong>de</strong>s Mittelhirns mit AMI machbar ist und zu keinen signifikanten<br />

Nebenwirkungen (Si<strong>de</strong> Effects) führt . Die Hörleistung und die psychoakustischen Befun<strong>de</strong> von AMI Patienten<br />

sind sehr stark von <strong>de</strong>r Lage <strong>de</strong>s Implantats im Mittelhirn abhängig . Die Stimulation <strong>de</strong>s zentralen<br />

Nucleus Colliculus inferior führt zu einer besseren Performance im Vergleich zum Mittelwert <strong>de</strong>r NF2 Patienten<br />

mit konventionellen ABIs . An<strong>de</strong>rerseits führt die Stimulation mancher Bereiche im Colliculus Inferior<br />

(dorsal Kortex) zu relativ starker „Fatigue“ o<strong>de</strong>r Hörermüdung, und solche Bereiche sollen in zukünftigen<br />

Implantationen vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n . Anhand <strong>de</strong>r Befun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r AMI klinischen Studien wer<strong>de</strong>n neue Sprachverarbeitungsstrategien<br />

passend zu <strong>de</strong>n Eigenschaften <strong>de</strong>r Zielneuronen im Colliculus Inferior entwickelt .<br />

Unsere aktuelle tierexperimentelle Studie mit einem neuen Prototyp <strong>de</strong>r AMI Elektro<strong>de</strong> mit zwei Elektro<strong>de</strong>n<br />

Arrays (Double-Shank AMI) beweist, dass die Stimulation von zwei unterschiedlichen Neuronen Populationen<br />

entlang einer Isofrequenzschicht im zentralen Nucleus <strong>de</strong>r IC, zu erhöhter neuronaler Aktivität im<br />

auditorischen Kortex führt und dadurch zu niedrigeren Stimulationsschwellen, und spezifischerer Aktivität<br />

<strong>de</strong>r zentralen Hörbahn führen kann . Dieses zusammen mit flexiblen Stimulationsstrategien kann eventuell<br />

zu einem besseren Sprachverstehen in NF2 Patienten führen .<br />

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