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Weiße Prostitution im Zwielicht der kolonialen ... - Golf Dornseif

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Am 14. Juni 1913 beschuldigte Schan Tsi-hung aus Tapautau zwei Sanitäter-Matrosen namens Wert<br />

und Christ sowie den Hilfskrankenpfleger (Matrosen-Krankenanwärter) Bubach <strong>der</strong> Notzucht. Die<br />

Klägerin pflegte seinerzeit ihr krankes neunjähriges Kind, das in einem Einzelz<strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Chinesen-<br />

Krankenhaus untergebracht war. Aus dem Protokoll: „Gegen 22 Uhr tauchten zwei deutsche Soldaten<br />

in <strong>der</strong> Stube auf, zerrten an meiner Jacke und wollten mir die Hosen abstreifen. Sie riefen mehr<br />

fach „Fuga-Fuga“, und ich wi<strong>der</strong>setzte mich energisch. Dann öffnete jemand die Tür des Nebenz<strong>im</strong>mers,<br />

vom Lärm aufgeschreckt. Frau Schan Tsi-hung flüchtete zunächst, kehrte aber zu ihrem Kind<br />

zurück nach einer Weile und setzte sich auf einen Stuhl ...<br />

Dann erschien ein Soldat, packte mich an <strong>der</strong> Jacke und zog mich zur Tür hin. Dort warteten die beiden<br />

an<strong>der</strong>en Soldaten. Alle drei grabschten nach meinen Brüsten, betasteten meinen Leib und<br />

schleppten mich in einen abgelegenen leeren Raum mit Bett und Laterne. Die Männer rissen mir mit<br />

Gewalt die Kleidung vom Körper, warfen mich auf das Bett und führten nacheinan<strong>der</strong> den Geschlechtsverkehr<br />

mit mir aus, obwohl ich die Vergewaltiger abzuwehren versuchte“.<br />

Die drei fraglichen Matrosen schil<strong>der</strong>ten die Ereignisse an<strong>der</strong>s. Der Obersanitäter Wert gab zu Protokoll,<br />

sein Kamerad Christ habe ihm versichert, dass Frau Schan gegen Bezahlung Geschlechtsverkehr<br />

anbiete. Bubach wusste zu berichten, er hätte Frau Schan schon früher sexuell gebraucht gegen<br />

Belohnung. Ich bot <strong>der</strong> Frau 30 Cents an, doch sie lehnte ab sich mit mir einzulassen. Dann ging ich<br />

weg, sagte Wert.<br />

Im Protokoll hieß es weiter: „Die Frau ging bereitwillig mit uns, und Christ bot zwei Dollar <strong>im</strong> Z<strong>im</strong>mer.<br />

Wir wollten ihr die Hose runter ziehen, aber sie hat es selbst getan ohne Zwang. Zuletzt erhob sie<br />

sich und sagte mehrmals „Käsch“ (cash, bzw. Barzahlung), wobei die Frau meinen Arm festhielt.<br />

Christ gab ihr mit Zeichen zu verstehen, dass sie zwei Dollar erhalten sollte. Jetzt legte sich die<br />

Chinesin wie<strong>der</strong> hin und Christ verkehrte mit ihr. Das dauerte alles so ungefähr 15 Minuten ...“<br />

Das Militärgericht urteilte: Jeweils drei Wochen mittlerer Arrest für die genannten Soldaten, aber nicht<br />

wegen Vergewaltigung, son<strong>der</strong>n wegen „Einschüchterung zum Vollzug des Beischlafs und Schädigung<br />

des guten Rufs <strong>der</strong> Krankenanstalt“.<br />

Blick auf Tsingtau <strong>im</strong> Jahr 1914, wo meist fröhliches Strandleben herrschte mit Konzerten,<br />

Kin<strong>der</strong>festen und an<strong>der</strong>en Vergnügungen. Das elegante Seebad hatte internationalen Ruf in Fernost.<br />

Nach <strong>der</strong> japanischen Invasion endete alles ...

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