Weiße Prostitution im Zwielicht der kolonialen ... - Golf Dornseif

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Lässiger Umgang mit Opium Die deutsche Verwaltung (Gouvernement) im Pachtgebiet Kiautschou-Tsingtau kassierte eine indirekte Steuer aus dem Opiumzoll laut Zusatz im „Pekinger Zollabkommen“ mit folgendem Wortlaut: „Das Zollamt erhebt den Zoll auf das im deutschen (Pacht)gebiet verbrachte Opium und führt diesen Zoll monatlich nach Abzug einer Erhebungsgebühr von zweieinhalb Prozent des Zolls an das Gouvernement ab. Opium für den Konsum auf deutschem (Hoheits)gebiet wird unter Aufsicht der Regierung und des Zollamts zubereitet, in Blechdosen von zehn, zwanzig, dreißig, vierzig und fünfzig Gramm Gewichtsinhalt verpackt und mit einer dem Verkaufspreis entsprechenden Stempelmarke durch dazu berechtigte Händler verkauft“. In der Bestimmung hieß es weiter: „Alles Opium, das entgegen den Vorschriften im Privatbesitz entdeckt wird, unterliegt der Beschlagnahme und der Zahlung einer Busse im Betrag des fünffachen Wertes zum Mindestbetrag von 500 Dollar. Im Nichtzahlungsfall wird eine Gefängnisstrafe bis zu drei Monaten verhängt ...“ Um das Jahr 1900 teilten sich zwei autorisierte chinesische Opiumhändler den Markt des Direktverkaufs im Pachtgebiet Kiautschou-Bucht. Als Importeure traten ausnahmslos Chinesen in Tapautau und Taitungtschen auf. Jeder Verbraucher benötigte einen Erlaubnisschein, der im voraus gelöst werden musste und drei Monate Gültigkeit hatte. Diese Lizenz berechtigte dann zum Gebrauchen von Opiumlampen, vermerkte den Namen des Antragstellers und die Zahl der Lampen. Das Gouvernement erhob außerdem eine Gewerbegebühr je Opium-Diwan (Liegesofa) und vergab Konzessionen zum Betreiben von Opium-Schanklokalen. Die Opium-Lokalitäten mussten mit Schildern gekennzeichnet sein. Jährliche Abgaben richteten sich nach der Zahl der angebotenen Opiumlampen: bis zu zehn Lampen zehn Dollar, bis zu zwanzig Lampen zwanzig Dollar usw. Hinzu kam eine Sondergebühr von 50 Cents je Lampe zu Beginn jeden Monats. Das Gouvernement bemühte sich redlich, den Matrosen und Seesoldaten Unterhaltung ohne Lasterhöhlen zu vermitteln mit Stummfilm und Musik im Seemannshaus. „Die letzten Tage von Pompeji“ waren allerdings nicht so aufregend wie zierliche Chinesinnen mit ihren Lockungen... Das Gouvernement war demzufolge auf unterschiedlichen Ebenen am internationalen Opiumgeschäft beteiligt: Import, Direktverkauf, Lizenzen für Lokale („Opiumhöhlen“), Endverbrauch. Prinzipiell wagte man es auf deutscher Seite zu keiner Zeit, den Chinesen Vorschriften zu machen wegen ihres lebhaften Suchtmittel-Konsums, weil dies „Einmischung in innere Angelegenheiten“ gewesen wäre. Immerhin gab es einen Opium-Kontrolleur, ernannt vom Gouverneur, zunächst Arthur Seydel, später Wilhelm Ackenhausen, unterstützt von Dolmetschern. Im Jahr 1906 registrierte das chinesische Seezollamt einen Opiumkonsum im Pachtgebiet, der maximal fünf Prozent der chinesischen Bewohner betraf. Außerhalb des deutschen Einflussgebiets zählte etwa jeder dritte Chinese zu den Opiumrauchern im Umland. Die höchsten Opium-Zolleinnahmen zwischen 1898 und 1909 konnte man 1904/1905 verbuchen mit 40.708,26 Mark. In den folgenden Jahren verringerte sich die jährliche Zolleinnahme um mehr als die Hälfte, weil zahlreiche Schmugglerbanden ins Geschäft einstiegen.
Während in den folgenden Jahren die Ächtung des Opiumkonsums auf Betreiben der chinesischen Regierung langsam um sich griff, vergab das Gouvernement in der Kiautschou-Bucht weiterhin ungeniert Konzessionen. Empört reagierte die deutsche Zeitung TSINGTAUER NEUESTE NACHRICHTEN Anfang 1909: „Tag für Tag rauchen in Tapautau 3000 bis 5000 Chinesen Opium! Die engen, überfüllten und schmutzigen Lasterhöhlen sind ab 18 Uhr vollgepfropft mit Rikscha-Kulis, Hausboys und vielen anderen meist jugendlichen Personen, denen das Opium unbekannt war ehe sie sich in Tsingtau Arbeit suchten. Warum zieht man nicht endlich die Opium-Steuerschraube fester an?“ In der deutschen Bürokratie sah man keinerlei Reaktion. Erst ab März 1912 gab es eine Wende mit folgender Verordnung: „Die Abgabe von Opium an andere sowie das Ausleihen des Erlaubnisscheins, der Opiumlampe und der Rauchgeräte ist verboten“. Damit war das offizielle Ende der Opiumhöhlen im Pachtgebiet angekündigt (bis Ende 1912). Quellen Yawo Akakpo-Numado, S.: Mädchen- und Frauenbildung in deutschen Kolonien (Bochum 2005) Mamozai, M: Schwarze Frau und weiße Herrin (Reinbek 1998) Wagner, W.: Rassendiskriminierung, Kolonialpolitik und ethnische Identität (Berlin 1991) Heine P.: Studien zur Geschichte des deutschen Kolonialismus in Afrika (Pfaffenweiler 1995) Hartmann, W.: Men and Women in Colonial Windhoek 1890 – 1905 (Essen 2007) Tanzania National State Archives Zurstrassen B.:Steuerung und Kontrolle der kolonialen Verwaltung und ihrer Beamten am Beispiel des Schutzgebietes Togo (München 2006) Ross, W.: Zur Mischehenfrage in unseren Kolonien (Hamburg 1912) Krüger G.: Realität, Deutung und Verarbeitung des deutschen Kolonialkriegs in Südwestafrika 1904 bis 1907 (Göttingen 1999) Biener, A.: Das deutsche Pachtgebiet Tsingtau und sein institutioneller Wandel durch Kolonialisierung (Bonn 2001) Franz/Geissler: German Records Nationalarchiv Vereinigte Republik Tansania (Marburg 1984) Irle J.: Die Herero (Landes-, Volks- und Missionskunde) (Gütersloh 1908) Leutwein, Th.: Elf Jahre Gouverneur in Deutsch-Südwestafrika (Berlin 1908) Bundesarchiv Berlin (Reichskolonialamt) Deutsch-Südwestafrikanische Zeitung Swakopmund Dieser Artikel wird bereitgestellt auf: http://www.golf-dornseif.de
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