Weiße Prostitution im Zwielicht der kolonialen ... - Golf Dornseif
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(Anmerkung: Die etwas ausgeschmückt wirkenden Schil<strong>der</strong>ungen beruhen auf einer wahren Begebenheit,<br />
die von <strong>der</strong> Kolonialpresse aus Rücksicht wegen <strong>der</strong> Identität von Beteiligten „verfremdet<br />
bzw. verschlüsselt“ publiziert worden ist).<br />
Offensichtlich entstand in den letzten Jahren vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs in manchen<br />
Schutzgebieten ein zunehmendes Bedürfnis <strong>der</strong> weißen Männerwelt, sich nicht länger mit schwarzen<br />
Freudenmädchen o<strong>der</strong> Konkubinen begnügen zu müssen wie in den Pionierjahren zuvor. Umgekehrt<br />
sprach es sich auch in Europa unter Prostituierten herum, dass zahlungskräftige Freier aus dem<br />
Pflanzer-, Farmer- und Beamten-Milieu in den Kolonien „nach zivilisiertem Sex hungerten...“<br />
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Typische „Lockanzeige“<br />
für Darbietungen mit<br />
lüsternen Einlagen<br />
<strong>im</strong> <strong>kolonialen</strong> Milieu:<br />
den Junggesellen<br />
zuliebe mit<br />
Schleiertanz<br />
und barfuss ...<br />
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War Swakopmund eine Lasterhöhle?<br />
Otto Reiner, ein Deutscher mit 18 Jahren Farmerpraxis in Südwest, beschrieb in seinem Erinnerungsbuch<br />
1922 die Zustände in Swakopmund nach dem Stand von 1905 mit den Worten: „Es<br />
strömte internationales Gaunervolk zusammen, wie man das in vielen Seehäfen zu Kriegszeiten<br />
kennt. Einbrüche und Tötungsdelikte kamen fast täglich vor, und <strong>im</strong>provisierte Glücksspielhöllen<br />
wuchsen wie Pilze aus dem Boden. Betörend parfümierte Französinnen tauchten plötzlich auf, um<br />
unter Wellblechdächern ihre verführerischen Salons einzurichten und den bie<strong>der</strong>en Germanen, die<br />
von irgendeinem Feldzug zurück kehrten, die Spargroschen und Soldzahlungen aus den Taschen zu<br />
ziehen...“<br />
Ähnlich äußerte sich Missionar Wandres <strong>im</strong> Juli des gleichen Jahres brieflich über die öffentliche Moral<br />
zu Windhoek: „Seit geraumer Zeit arbeitet <strong>im</strong> Norden unserer Stadt ein richtiges Bordell mit weißen<br />
Freudenmädchen aus vielen Län<strong>der</strong>n Europas und Kapstadt. Das ist also Kolonialkultur!“<br />
Die Deutsch-Südwestafrikanische Zeitung (Verlagsort Swakopmund) berichtete in ihrer Ausgabe vom<br />
7.März 1914 unter an<strong>der</strong>em auch über die Dritte Sitzung des Gemein<strong>der</strong>ats vom Montag, dem 2.<br />
März 1914, und zitierte dabei Punkt 5 <strong>der</strong> Tagesordnung gewissenhaft:<br />
„Das Kaiserliche Bezirksamt teilt mit, dass die für die Verlegung des Bordellbetriebs aus dem Inneren<br />
<strong>der</strong> Stadt festgesetzte Frist zum zweiten Mal um ein Jahr auf den 31.März 1915 verlängert worden<br />
ist. Der Gemein<strong>der</strong>at gab seinem Bedauern darüber Ausdruck, dass das Kaiserliche Bezirksamt sich<br />
zu einer weiteren Verlängerung <strong>der</strong> Frist ohne Anhörung des Gemein<strong>der</strong>ats entschlossen hat. Die in<br />
den vorliegenden Berichten <strong>der</strong> Stadtverwaltung Swakopmund wie<strong>der</strong>holt zur Sprache gebrachten<br />
Unzuträglichkeiten und Missstände, die sich aus <strong>der</strong> gegenwärtigen Lage des Bordells inmitten <strong>der</strong><br />
Stadt ergeben haben, bestehen nach wie vor und sind durchaus geeignet, öffentliches Ärgernis zu<br />
erregen....