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Info 2006 - Forum Seelsorge in Bayern

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nun vor sich haben. Sie bürgen<br />

für Vergangenes und<br />

bezeugen die Veränderungsprozesse.<br />

Durch die mit<br />

e<strong>in</strong>er Vorsorgevollmacht verbundenen<br />

Gespräche und<br />

der geme<strong>in</strong>samen Erstellung<br />

e<strong>in</strong>er Patientenverfügung<br />

können sie zu e<strong>in</strong>er begründeten<br />

Entscheidungsf<strong>in</strong>dung<br />

beitragen, denn sie kennen<br />

auch die <strong>in</strong>dividuellen Vorstellung<br />

von Zukunft.<br />

Folgerungen für<br />

seelsorgliche Begleitung<br />

Im Falle von Demenzkranken,<br />

deren selbständige<br />

Teilnahme am Leben durch<br />

den Krankheitsprogress bedroht<br />

ist, wird <strong>Seelsorge</strong> sich<br />

darum bemühen, die sozialenKonstitutionsbed<strong>in</strong>gungen<br />

der Person zu stärken.<br />

Dies vollzieht sich durch Gespräche,<br />

ethische Beratung<br />

und geistliche Begleitung der<br />

Vertrauenspersonen. Begleitung<br />

im späten Stadium der<br />

Erkrankung orientiert sich<br />

etwa an der Biographie der<br />

betroffenen Person und der<br />

Stützung ihres sozialen Umfelds.<br />

Sie leistet e<strong>in</strong>en Beitrag<br />

dazu, dass der betroffene<br />

Patient Lebenskraft f<strong>in</strong>det<br />

<strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmungen mit<br />

se<strong>in</strong>en eigenen Glaubensvorstellungen.<br />

<strong>Seelsorge</strong> ist dabei angewiesen<br />

auf e<strong>in</strong>e enge Zusammenarbeit<br />

mit den anderen<br />

<strong>in</strong> die Bertreuung e<strong>in</strong>gebundenen<br />

Personen. Weil<br />

<strong>Seelsorge</strong> s<strong>in</strong>nvoller Weise<br />

systemisch arbeitet, ist<br />

Netzwerkarbeit nötig.<br />

<strong>Forum</strong> <strong>Seelsorge</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> – <strong>Info</strong> <strong>2006</strong><br />

Vier Leitfragen für die<br />

<strong>Seelsorge</strong> an<br />

Demenzkranken<br />

Dabei s<strong>in</strong>d besonders vier<br />

Leitfragen s<strong>in</strong>nvoll, die dann<br />

mit den anderen <strong>in</strong> der Betreuung<br />

Beteiligten zu erörtern<br />

s<strong>in</strong>d:<br />

(1) Welche Lebens-<br />

Bereiche s<strong>in</strong>d und waren<br />

für e<strong>in</strong>en Patienten besonders<br />

wichtig?<br />

Die E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die sich<br />

verändernde Persönlichkeitsstruktur<br />

von an e<strong>in</strong>er<br />

Alzheimer Demenz oder e<strong>in</strong>er<br />

anderer Demenzform<br />

erkrankten Person lassen<br />

darauf schließen, dass es zu<br />

Verschiebungen <strong>in</strong> der Wertigkeit<br />

von Lebensbereichen<br />

kommen kann. Die e<strong>in</strong>gangs<br />

genannten Beispiele zeigen,<br />

dass man sich diese Frage<br />

immer wieder neu stellen<br />

muss.<br />

(2) Inwiefern bee<strong>in</strong>trächtigt<br />

der Krankheitsprogress<br />

diese Lebensbereiche?<br />

Die Bee<strong>in</strong>trächtigung der<br />

Lebensbereiche wird <strong>in</strong> den<br />

frühen Stadien der Erkrankung<br />

bewusst erlebt und erlitten.<br />

Wie bei jeder chronischen<br />

Erkrankung ist der<br />

Abschied von Lebensplänen<br />

sowie von e<strong>in</strong>em als aktiv<br />

empfundenen Selbstbild mit<br />

Trauer verbunden. Hier gilt<br />

es wahrzunehmen, was die<br />

betroffene Person als besonders<br />

e<strong>in</strong>schneidenden Verlust<br />

beschreibt.<br />

8<br />

(3) Wie deutet der Patient,<br />

der Angehörige se<strong>in</strong>e aktuelle<br />

Situation?<br />

In der Begleitung von Betroffenen<br />

und Angehörigen<br />

wird sorgsam darauf zu achten<br />

se<strong>in</strong>, wie die Gesprächspartner<br />

selbst die aktuelle<br />

Situation und die Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

deuten. Hier s<strong>in</strong>d<br />

unter anderem auch religiöse<br />

Deutungsmuster wichtig, die<br />

es zu erkunden gilt und die<br />

darauf befragt werden müssen,<br />

ob sie „lebens-stärkend“<br />

oder „lebens-fe<strong>in</strong>dlich“ s<strong>in</strong>d,<br />

oder ob sie e<strong>in</strong>er kritischen<br />

theologischen Prüfung stand<br />

halten.<br />

(3) Welche spirituellen<br />

Ressourcen zur Bewältigung<br />

der aktuellen Lebenssituation<br />

s<strong>in</strong>d vorhanden?<br />

Dies können sowohl Sozialkontakte<br />

se<strong>in</strong> als auch die<br />

Neu- und Wiederentdeckung<br />

und Wertschätzung kreativer<br />

Ausdrucksmöglichkeiten der<br />

dementen Person. Für die<br />

seelsorgliche Begleitung ist<br />

<strong>in</strong>sbesondere darauf zu achten,<br />

ob die religiöse Erziehung<br />

und Sozialisation der<br />

betroffenen Person als Aktivposten<br />

<strong>in</strong> der subjektiven<br />

Lebenswelt des Patienten<br />

begegnet und ob daran angeknüpft<br />

werden kann. Dies<br />

bedeutet unter Umständen<br />

e<strong>in</strong>e Elementarisierung religiöser<br />

Praxis <strong>in</strong> Anknüpfung<br />

an Vertrautes und Bekanntes,<br />

sowie e<strong>in</strong>e fördernde<br />

Unterstützung der spirituellen

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