Schwarzbuch Leiharbeit - Antileiharbeits-Initiative Düsseldorf
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„Nun stellen Sie sich mal nicht so an"<br />
Leidensweg eines <strong>Leiharbeit</strong>ers<br />
Dass er einmal froh darüber sein würde, seinen Job zu verlieren, hätte<br />
Joachim Backes auch nicht gedacht. Er wollte ja arbeiten, er wollte sich<br />
seinen Lebensunterhalt selbst verdienen. „Aber nicht so", sagt er. Und<br />
damit meint Backes seine fast zweijährige Arbeit als <strong>Leiharbeit</strong>er für<br />
den Personaldienstleister Tremonia. Eine Zeit, von der der 49-jährige im<br />
Nachhinein sagt: „So etwas zu erleben, das wünsche ich niemandem."<br />
Begonnen hatte alles im Juni 2006. Joachim Backes, gelernter Kfz-Mecha-<br />
niker, war damals Hartz-IV-Empfänger und auf der Suche nach Arbeit. In der<br />
Zeitung entdeckte er eine Anzeige für eine Produktionshelfer-Stelle ganz in<br />
seiner Nähe, in der von übertariflicher Bezahlung die Rede war. Backes rief an.<br />
Wenige Tage später saß er in der Bonner Filiale des Personaldienstleisters<br />
Tremonia. Erst da wurde Backes klar, dass er sich auf eine <strong>Leiharbeit</strong>sstelle<br />
beworben hatte. In der Anzeige war davon keine Rede gewesen. Dann ging<br />
alles sehr schnell: Arbeitsbeginn sei quasi sofort, teilte man ihm mit, und<br />
wenn er den Vertrag nicht zügig unterschreibe, eine Bedenkzeit erbete oder<br />
gar ablehne, müsse man die zuständige ARGE eben davon unterrichten, dass<br />
er arbeitsunwillig sei. Backes war klar: Diese Meldung bei der ARGE-der<br />
Arbeitsgemeinschaft zwischen Kommune und Arbeitsagentur - hätte bedeu<br />
tet, dass sein Hartz IV gekürzt oder gar gestrichen würde. Was blieb<br />
ihm übrig? Backes unterschrieb.<br />
<strong>Leiharbeit</strong> - die schwarze Seite<br />
Wenn er den Vertrag nicht zügig unterschreibe,<br />
eine Bedenkzeit erbete oder gar ablehne, müsse<br />
man die zuständige ARGE davon unterrichten,<br />
dass er arbeitsunwillig sei.<br />
In den ersten drei Monaten war er noch optimistisch. Die Firma, in der er<br />
arbeitete, gefiel ihm, „und ich war so fleißig, dass ich mir echte Hoffnungen<br />
auf eine Festanstellung gemacht habe", erinnert Backes sich.