Schwarzbuch Leiharbeit - Antileiharbeits-Initiative Düsseldorf
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Noch heftiger sind die Lohnunterschiede, wenn man den Jahresverdienst<br />
vergleicht. Weil <strong>Leiharbeit</strong>er weniger Urlaubs- und Weihnachtsgeld beziehen,<br />
gehen sie mit 25.500 Euro nach Hause; der Mitarbeiter mit Metall-Tarif<br />
bekommt 8.600 Euro mehr. Eigentlich sei die Stimmung zwischen regulär An<br />
gestellten und Zeitarbeitern relativ gut, weil alle froh sind, überhaupt be<br />
schäftigt zu sein, sagt Weikert. „Aber wenn sich die <strong>Leiharbeit</strong>er diesen Lohn<br />
unterschied bewusst machen, sind sie natürlich frustriert."<br />
<strong>Leiharbeit</strong> - die schwarze Seite<br />
Beschäftigte als Kostenfaktor - am günstigsten<br />
in der russischen Niederlassung mit 2,50 Euro<br />
Bruttostundenlohn, am teuersten in Gaste mit<br />
16,50 Euro brutto. Die Botschaft an die Arbeiter<br />
in Gaste hätte nicht deutlicher sein können:<br />
Ihr seid nicht wettbewerbsfähig.<br />
Außerhalb des Stammsitzes in Gaste hat die Amazone-Führung es hinbe<br />
kommen, den Metall-Tarif komplett zu umgehen. Entweder existiert gar keine<br />
Tarifbindung, wie beispielsweise in der Leipziger Niederlassung, oder es<br />
gelten Tarifabschlüsse mit den „christlichen Gewerkschaften", so zum Bei<br />
spiel in der zweitgrößten Niederlassung in Hude. Diese Abschlüsse sind -<br />
besonders was Urlaubs- und Weihnachtsgeld angeht - nicht mit Metallab<br />
schlüssen zu vergleichen. Nur in Gaste konnte sich Amazone bislang nicht der<br />
ursprünglichen Tarifbindung entziehen. „Die Geschäftsleitung weiß, dass<br />
wir den Laden hier jederzeit lahm legen könnten", sagt Betriebsrat Weikert.<br />
Weites auf die rabiate Weise nicht funktioniert, übt die Geschäftsführung<br />
auf anderem Weg Druck auf die Gaster Belegschaft aus. Bei einer Betriebs<br />
versammlung im Dezember 2006, ein halbes Jahr, nachdem Amazone im<br />
Nebenstandort Hude aus der Tarifbindung ausgestiegen war, präsentierte<br />
die Geschäftsleitung den versammelten Mitarbeitern ein Säulendiagramm,<br />
dem zu entnehmen war, wie hoch die Kosten sind, die Mitarbeiter in den<br />
verschiedenen Standorten verursachen. Beschäftigte als Kostenfaktor-am<br />
günstigsten in der russischen Niederlassung mit 2,50 Euro Bruttostunden<br />
lohn, am teuersten in Gaste mit 16,50 Euro brutto. Die Botschaft an die<br />
Arbeiter in Gaste hätte nicht deutlicher sein können: Ihr seid nicht wettbe<br />
werbsfähig. Seitdem hat sich <strong>Leiharbeit</strong>erquote im Stammsitz mehr als<br />
verdoppelt.