Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt, Ausgabe 10/2009
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Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt, Ausgabe 10/2009
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NR. <strong>10</strong> | Oktober <strong>2009</strong><br />
â<br />
â<br />
Bad Segeberg, 62. Jahrgang<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong><br />
<strong>Ärzteblatt</strong><br />
Herausgegeben von der Ärztekammer <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
mit den Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
Kammerversammlungen im Herbst:<br />
Wahlmarathon für die<br />
neuen Abgeordneten<br />
WEITERE THEMEN IN DIESEM HEFT<br />
Die Auswirkungen der Honorarreform Seite 22 Organspenden im<br />
Norden Seite 32 Die Wende: Rückblick auf die Zeit vor 20 Jahren Seite 42
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Udo Wolf<br />
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und die Strukturierung der Behandlung. Dies ermöglicht<br />
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Technik oder Beschwerden<br />
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und mit einem Blick erfassbar<br />
� Das Arbeiten mit den beiden Bänden erleichtert dem<br />
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Diagnose und der Auswahl der richtigen Therapie<br />
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SEITE 3<br />
Vom virtuellen und realen Handeln<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
Deutschland hat gewählt. Es wäre müßig, den vielen klugen und umfassenden Analysen hochkompetenter Wissenschaftler,<br />
aber auch weniger kompetenter nur sogenannter Experten eine weitere aus der regionalen Perspektive<br />
eines Standesvertreters der Ärzteschaft hinzufügen zu wollen. Von daher sei es belassen bei einer einfachen empirischen<br />
Feststellung: Die Realität ist oft stärker als der Wunsch, sie zu verändern. Und daher sei vor allzu großen<br />
Erwartungen an die Umsetzung virtuellen politischen Handelns aus Wahlkampfzeiten in die Realität des politischen<br />
Alltags gewarnt.<br />
Dennoch muss man genau das einfordern! Die Misere unserer einst - zurecht - hoch gelobten Sozialversicherungssysteme<br />
wird zunehmend brisanter. Das immer weitere Öffnen der Schere zwischen nachgefragter und verteilter<br />
Leistung und deren Finanzierung scheint keineswegs zu einer Stärkung der ursprünglichen Solidaridee, sondern<br />
eher zu deren Gegenteil zu führen.<br />
Korrekturen und Einschnitte sind erforderlich, selbst in der Erkenntnis, dass diese auch manchen von uns - zumindest<br />
vorübergehend - stärker belasten könnten als erwartet.<br />
Dabei ist es eigentlich schon schlimm genug: Wer es nicht schon immer intuitiv empfunden hat, kann es wissenschaftlich<br />
fundiert in der von der KVSH in Auftrag gegebenen Datenanalyse nachlesen (Seite 22). Auch in <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
sind die Arzthonorare - auch und gerade bereits vor der letzten Reform - angestiegen. Allerdings ist<br />
dies keineswegs Folge einer besseren Honorierung ärztlicher Leistung, sondern ausschließlich Mengeneffekten<br />
geschuldet. Und es ist bezeichnend, dass der Honorarzuwachs in den alten Bundesländern dort besonders kräftig<br />
zum Zuge gekommen ist, wo - anders als in <strong>Schleswig</strong>-Holstein - als Ausweg aus der Finanzierungsmisere der<br />
Weg in die Menge bereits in der Vergangenheit beschritten und gefördert worden ist.<br />
Ein Thema, welches auch häufig unter dem Oberbegriff „Solidarität“ diskutiert wird, wird auf Seite 32 aufgegriffen:<br />
eine sich ebenfalls immer weiter öffnende Schere zwischen dem Bedarf und der Verfügbarkeit von Spenderorganen.<br />
Dabei wäre es sicherlich zu einfach, all denen, die keinen Spenderausweis mit sich tragen, mangelnde Solidarität<br />
mit den Tausenden von Menschen, die weltweit auf das Organ eines Verstorbenen warten, vorzuwerfen. Denn<br />
die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung erkennt die Chancen, die sich Betroffenen durch den Austausch eines<br />
erkrankten Organs eröffnen, und empfindet den Anspruch jedes Menschen auf ein Erleben des nächsten Tages<br />
durchaus als legitim.<br />
Aber es gibt eben auch noch die andere Seite: Meldungen über einen florierenden Organhandel - und das nicht<br />
nur in China - und jede Nachricht über unsaubere Vergabepraktiken und kommerzielle Hintergründe der Transplantationsmedizin<br />
auch an deutschen Universitätskliniken und begangen von honorigen und weltweit anerkannten<br />
Wissenschaftlern, nähren den Argwohn vor einem möglichen Missbrauch der einmal gegebenen Einwilligung.<br />
Daraus erwächst eine Konsequenz: Solange es für Organersatz nur diesen einen Weg gibt, gilt es, ihn zu begehen,<br />
mit aller Konsequenz - auch im Hinblick auf die Ächtung und Bestrafung bei der Missachtung essentieller ethischer<br />
Kriterien. Und dieser Appell richtet sich ausdrücklich nicht an die Ethikkommissionen - die leisten hervorragende<br />
und ehrenamtliche Arbeit.<br />
Möglicherweise führt dann stärker als bisher die virtuelle Erkenntnis der Notwendigkeit zur Bereitschaft, sich hierzu<br />
auch aktiv durch Erklärung der Spendebereitschaft zu bekennen.<br />
Mit freundlichen kollegialen Grüßen<br />
Ihre<br />
Dr. med. Franz-Joseph Bartmann Dr. med. Cordelia Andreßen<br />
Präsident Hauptgeschäftsführerin<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 3
INHALT<br />
(Foto: Wohlfromm)<br />
Dr. Franz-Joseph Bartmann bei seinem Bericht<br />
13 zur Lage in der konstituierenden Kammerversammlung.<br />
SEITE 3<br />
NACHRICHTEN IN KÜRZE 06<br />
Rotarier unterstützen den Poliotag ................ Seite 06<br />
Immer wieder landen Patientendaten<br />
im Müll............................................................ Seite 06<br />
Die besten Auszubildenden bei den<br />
Freien Berufen................................................ Seite 07<br />
Klinikum Bad Bramstedt errichtet<br />
„RehaCentrum Hamburg“.............................. Seite 08<br />
Patienten lassen sich kabellos überwachen.. Seite 08<br />
Weiterbildung wird bezuschusst.................... Seite 08<br />
Lübeck testet Neuerungen im Transfer-OP ... Seite 09<br />
Kosten für Medikamente steigen erneut........ Seite 09<br />
Global Economic Symposium auf<br />
Schloss Plön .................................................. Seite 09<br />
Schönberg-Holm baut neuen Bettentrakt...... Seite <strong>10</strong><br />
Umfrage zur Evaluation: <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
an der Spitze .................................................. Seite <strong>10</strong><br />
Lübecker Studenten meistern das Physikum Seite 11<br />
BGW-Forum „Gesundheitsschutz in<br />
Krankenhaus und Klinik“................................ Seite 12<br />
Zertifizierte Patientensicherheit in Lübeck ..... Seite 12<br />
Urologische Versorgung im Kreis Pinneberg<br />
gesichert......................................................... Seite 12<br />
SCHLESWIG-HOLSTEIN 13<br />
Viel Arbeit für die neue<br />
Kammerversammlung.................................... Seite 13<br />
4 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
(Foto: di)<br />
Der kommissarische Staatssekretär Dr. Olaf<br />
16 Bastian bei den <strong>Schleswig</strong>-Holsteinischen<br />
Gesundheitstagen in Lübeck.<br />
Klinikvertreter wehren sich gegen<br />
weitere Nullrunden ......................................... Seite 16<br />
MVZ im Kreis Plön:<br />
möglich, aber nicht erforderlich..................... Seite 18<br />
Landarzt will kaum noch jemand werden...... Seite 19<br />
Kritischer Blick auf die<br />
Strukturen im Gesundheitswesen.................. Seite 20<br />
Chronisch Kranke im Erwerbsleben halten ... Seite 21<br />
Niedergelassene Ärzte<br />
erhalten weniger Geld pro Patient ................. Seite 22<br />
Mit Luftikids erfahren Kinder alles<br />
über Asthma................................................... Seite 24<br />
MITTEILUNGEN DER AKADEMIE 25<br />
MITTEILUNGEN DES ECS 26<br />
PERSONALIA 27<br />
Geburtstage und Verstorbene ....................... Seite 27<br />
Prof. Arno Deister bleibt Ärztlicher Direktor... Seite 28<br />
Klaus Abel führt Geschäfte der<br />
Sana Kliniken Lübeck .................................... Seite 28<br />
Preise für Lübecker Wissenschaftler ............. Seite 28<br />
Wechsel in der Oldenburger Chirurgie.......... Seite 29<br />
Dr. Thomas Wimmer leitet neues<br />
Darmzentrum in Heide................................... Seite 29<br />
MEDIZIN UND WISSENSCHAFT 30<br />
Der Kranke, sein Arzt und die Therapie......... Seite 30<br />
Organspender werden weiterhin<br />
dringend benötigt........................................... Seite 32
22<br />
(Foto: di)<br />
Dr. Ralph Ennenbach vom KV-Vorstand in der<br />
Abgeordnetenversammlung. Thema war erneut<br />
die Honorarentwicklung.<br />
Akzeptanz der Gruppentherapie fördern<br />
und fordern..................................................... Seite 34<br />
Im Norden sind weniger<br />
Masernausbrüche zu erwarten ...................... Seite 35<br />
Thromboseschutz verbessern - Hausärzte<br />
unterstützen ................................................... Seite 39<br />
Schlichtungen in Arzthaftpflichtfragen........... Seite 40<br />
GESUNDHEITS- UND SOZIALPOLITIK 41<br />
Gutachten lässt erneut<br />
Nähe zum Auftraggeber spüren .................... Seite 41<br />
Rückblick: 20 Jahre nach der Wende............ Seite 42<br />
Interview mit Dr. Eckhard Weisner:<br />
„Schnell selbstständig geworden“ ................ Seite 43<br />
Nach der Unterdrückung folgte die<br />
Karriere im Westen......................................... Seite 44<br />
Impressum<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
Herausgeber: Ärztekammer <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
V .i. S. d. P: Dr. Franz Bartmann<br />
Redaktion: Dirk Schnack (Ltg.)<br />
Telefon 04551/803-119, -127, Fax -188<br />
Zuschriften redaktioneller Art bitte an:<br />
<strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong>,<br />
Bismarck allee 8-12, 23795 Bad Segeberg<br />
E-Mail aerzteblatt@aeksh.org<br />
Die Beiträge geben die Auffassung der nament<br />
lich ge nan n ten Autoren wieder, die der<br />
Meinung der Redaktion nicht zu entsprechen<br />
braucht. Hono ra re für Beiträge wer den<br />
nicht gezahlt. Die Redak tion muss sich das<br />
Recht vorbe halten, über die Ver öffent lichung,<br />
50 Dr. Frank<br />
Ulrich<br />
Montgomery,<br />
Präsident der<br />
Hamburger Ärztekammer,<br />
nimmt<br />
Stellung zu einer<br />
Umfrage zur Berufszufriedenheit<br />
der Ärzte in der<br />
Hansestadt.<br />
aber auch die Ge stal tung des Bei trages, einschließlich<br />
kleiner re dak tioneller Ände run -<br />
gen, zu ent schei den. Ände run gen, die den<br />
Sinn des Bei trages be tref fen, wer den mit<br />
dem Autor abge stimmt. Die Redaktion freut<br />
sich auch über unverlangt ein gesandte Manuskripte<br />
und bittet um Verständnis, dass umfang<br />
reiche Arbeiten aufgrund des redak ti o -<br />
nellen Konzepts nicht be rücksichtigt werden<br />
kön nen. Wenn aus Gründen der Lesbarkeit die<br />
männliche Form eines Wortes genutzt wird, ist<br />
hiermit auch die weibliche Form gemeint.<br />
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge<br />
und Ab bil dungen sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zuge<br />
las senen Fälle ist eine Verwertung ohne<br />
Ein willigung des Ver lages straf bar.<br />
INHALT<br />
(Foto: ÄK HH)<br />
FORTBILDUNGEN 46<br />
UNSERE NACHBARN 50<br />
Traumberuf oder Knochenjob? Umfrage zur<br />
Berufszufriedenheit der Ärzte in Hamburg .... Seite 50<br />
Gesundheitswirtschaftskongress in<br />
Hamburg ........................................................ Seite 53<br />
MITTEILUNGEN DER<br />
KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG 54<br />
BÜCHER 86<br />
Kompetenznetze <strong>10</strong> Jahre/<br />
Erfolgreich trotz Prokrastination .................... Seite 86<br />
ANZEIGEN 87<br />
TELEFONVERZEICHNIS 97<br />
Verlag, Anzeigenverwaltung und Vertrieb:<br />
Quintessenz Verlags-GmbH, Komturstr. 18,<br />
12099 Berlin, Telefon 030/76180663,<br />
Fax 030/76180693<br />
Konto: Commerzbank AG Berlin, Kto.<br />
1802156, BLZ <strong>10</strong>040000<br />
Zurzeit ist die Anzeigenpreisliste Nr. 49/<strong>2009</strong><br />
gültig.<br />
Geschäftsleiter: Horst-Wolfgang Haase<br />
Vertrieb: Angela Köthe, Anzeigen: Samira<br />
Rummler<br />
Die Zeitschrift erscheint 12-mal im Jahr je weils<br />
zum 15. des Monats. Die Zeitschrift wird von<br />
allen Ärzten in <strong>Schleswig</strong>-Holstein im Rah men<br />
ihrer Mitglied schaft zur Ärztekam mer bezogen.<br />
Der Bezugs preis ist mit dem Mit gliedsbeitrag<br />
abgegolten.<br />
Herstellung: Ärztekammer <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 5
NACHRICHTEN IN KÜRZE<br />
Rotarier unterstützen den Poliotag<br />
Jedem Kind weltweit eine Impfung gegen Polio ermöglichen<br />
- dieses Ziel hat der vom Rotary Club unterstützte<br />
Poliotag am 24. Oktober. Auch die schleswig-holsteinischen<br />
Rotarier, bei denen sich viele Ärzte engagieren,<br />
sind beteiligt. So berichtet etwa der niedergelassene<br />
Kardiologe Dr. Hans-Peter Rebeski von verschiedenen<br />
Veranstaltungen in den kommenden Wochen, auf denen<br />
die vier Kieler Rotary Clubs Spenden sammeln und<br />
auf Polio aufmerksam machen wollen. Die Rotarier werden<br />
u. a. bei Sportveranstaltungen, in einem Einkaufszentrum<br />
und auf dem Weihnachtsmarkt Präsenz zeigen.<br />
In den vergangenen 20 Jahren wurde die Zahl der Polio-Neuinfektionen<br />
zwar bereits um 99 Prozent gesenkt.<br />
Doch das Ziel von Rotary International, bis 2005 jedes<br />
Kind weltweit gegen Polio zu impfen, wurde noch nicht<br />
ganz erreicht. In einigen Regionen Afghanistans, Pakistans<br />
und Indiens sowie in Nigeria besteht noch heute<br />
akute Ansteckungsgefahr. Eine Durchimpfung wird dort<br />
durch verschiedene Faktoren erschwert. So bestanden<br />
in muslimischen Gebieten Nigerias lange Zeit große Vor-<br />
Immer wieder landen Patientendaten im Müll<br />
Das Unabhängige Landeszentrum für Datenschutz (ULD)<br />
verzeichnet unter Bürgern und Patienten einen zunehmend<br />
sensibleren Umgang mit Patientendaten. Häufig<br />
schalten Bürger, die unsachgemäß entsorgte Daten finden,<br />
das ULD ein. Als weitere „häufige Quelle von Datenschutzverletzungen“<br />
hat das ULD das Versenden<br />
von Unterlagen mit Patientendaten per Fax ausgemacht.<br />
„Zum Teil kommt es zu immer wiederkehrenden Fehlsendungen<br />
an den gleichen Empfänger“, berichtete das ULD.<br />
Als zuständige Aufsichtsbehörde für den Datenschutz<br />
geht das ULD eingehenden Hinweisen nach. Werden Verstöße<br />
gegen Datenschutz und Schweigepflicht festgestellt,<br />
ist ein Bußgeld bis maximal 250.000 Euro pro Verstoß<br />
möglich. In der Praxis sind Bußgelder um die 1.000<br />
Euro üblich. Ferner wird eine Auswahl der betroffenen Patienten<br />
über Art und Umfang des Vertrauensbruchs unterrichtet.<br />
„Es kann vorkommen, dass sich die Betroffenen<br />
damit an die lokale Presse wenden. Die Praxisinhaber<br />
stehen dann unter starkem Rechtfertigungsdruck gegenüber<br />
Patienten und Öffentlichkeit und müssen mit dem<br />
6 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
behalte gegen die „westliche Kampagne“. Inzwischen haben<br />
sich religiöse Führer in dem Land aber durch massive<br />
Aufklärung umstimmen lassen und unterstützen<br />
die Kampagne. Noch liegt die Impfquote dort aber nur<br />
bei 42 Prozent. In Afghanistan und Pakistan erschweren<br />
die allgemein schlechte Versorgungslage in Flüchtlingslagern<br />
und die zerstörte Infrastruktur in Teilen dieser<br />
Länder die Impfungen. Rotary hat für die Impfungen<br />
gegen Polio bislang weltweit mehr als 600 Millionen US-<br />
Dollar aufgebracht. Laut Mitteilung von Rotary konnten<br />
bislang zwei Milliarden Kinder immunisiert werden, fünf<br />
Millionen Kindern konnte eine Schwerbehinderung erspart<br />
und 250.000 Todesfälle konnten verhindert werden. Der<br />
Poliotag wird auch von der Weltgesundheitsorganisa tion<br />
(WHO) und vom Bundesministerium für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit und Entwicklung unterstützt. Das Spendenkonto<br />
lautet:<br />
Rotary Deutschland Gemeindienst e. V. Düsseldorf,<br />
Deutsche Bank AG, Düsseldorf, Konto Nr. 394120003,<br />
Bankleitzahl 300700<strong>10</strong> (Red.)<br />
Vertrauensverlust der Patienten rechnen“, warnte das<br />
ULD. Das Zentrum empfiehlt, Papierakten so zu vernichten,<br />
dass eine Rekonstruktion nicht mehr möglich ist.<br />
„Elektronische Datenträger sind nach Möglichkeit physisch<br />
zu vernichten, andernfalls sicher zu überschreiben -<br />
eine einfache Formatierung ist ungenügend“, stellte das<br />
ULD klar. Datenträger müssten bis zur endgültigen Vernichtung<br />
in der Obhut des Arztes oder seiner schweigepflichtigen<br />
Mitarbeiter bleiben - eine Vernichtung durch<br />
externe Dienstleister sei zu überwachen. Vor einem Faxversand<br />
empfiehlt das ULD, die Empfängernummer<br />
sorgfältig abzugleichen. Jedem Hinweis auf Fehlsendungen<br />
sei sofort nachzugehen. Insbesondere sei zu prüfen,<br />
ob die Nummern regelmäßiger Empfänger richtig eingespeichert<br />
sind. Die Wiederwahltaste sollte generell<br />
nicht benutzt werden. Informationen zur Verbesserung<br />
des Datenschutzes und des Vertrauens der Patienten bietet<br />
das ULD im Internet unter https://www.datenschutzzentrum.de/medizin.<br />
Telefonische Auskunft unter<br />
0431/988-1200. (ULD)
Die besten Auszubildenden bei den Freien Berufen<br />
Der Landesverband der Freien Berufe (LFB) in <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
hat die 40 jahrgangsbesten Auszubildenden<br />
ausgezeichnet. Unter ihnen waren auch zehn Medizinische<br />
Fachangestellte. Der LFB-Vorsitzende Hans-Peter<br />
Küchenmeister bescheinigte ihnen großes Engagement<br />
und hervorragende Leistungen, mahnte aber zugleich:<br />
„Bleiben Sie mobil und flexibel, ergreifen Sie jede Chance<br />
der Fort- und Weiterbildung.“ Küchenmeister bedankte<br />
sich bei den ausbildenden Praxen, Kanzleien<br />
und Büros für deren Arbeit.<br />
Im Beisein von Staatssekretärin Karin Wiedemann aus<br />
dem Wirtschaftsministerium und unter Moderation von<br />
Dr. Cordelia Andreßen, Hauptgeschäftsführerin der Ärztekammer<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein, ging Küchenmeister auch<br />
auf die aktuelle Situation auf dem Ausbildungsmarkt<br />
ein. Die freien Berufe im Land hatten für das Ausbildungsjahr<br />
2007/2008 (Stichtag: 30.09.2008) insgesamt<br />
1.720 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Ob<br />
diese Zahl auch für das Ausbildungsjahr 2008/<strong>2009</strong> erreicht<br />
werden kann, hält Küchenmeister für fraglich. Mit<br />
einem dramatischen Einbruch der abgeschlossenen<br />
Ausbildungsverträge sei aber trotz der Wirtschafts- und<br />
Finanzkrise nicht zu rechnen.<br />
Küchenmeister appellierte an die Vertreter der Freien<br />
Berufe, auch in Zukunft qualifizierte Ausbildungsplätze<br />
bereitzustellen. Zum einen sichere man damit den Nachwuchs<br />
qualifizierter Mitarbeiter, zum anderen erfülle man<br />
mit der Bereitstellung von Ausbildungsplätzen auch eine<br />
gesamtgesellschaftliche Aufgabe und gebe damit jungen<br />
Menschen die Chance für einen erfolgreichen Start ins<br />
NACHRICHTEN IN KÜRZE<br />
Mit „großem Engagement und hervorragenden Leistungen“ schlossen diese 40 Auszubildenden ihre Ausbildung<br />
bei einem Arbeitgeber der Freien Berufe ab. (Foto: Rebehn)<br />
Berufsleben. Nicht zuletzt deshalb ist der LFB Partner im<br />
Bündnis für Ausbildung und auch im Landesausschuss<br />
für Berufsbildung vertreten.<br />
Staatssekretärin Karin Wiedemann betonte die Rolle der<br />
freien Berufe insgesamt und deren Beitrag für den Arbeitsmarkt:<br />
„Hier können Arbeitsplätze in der Regel nicht<br />
in entfernte Weltgegenden verlagert werden.“ Sie verwies<br />
auf die im Bundesvergleich hohe Ausbildungsquote der<br />
Freiberufler im Norden. Mit 7,8 Prozent an allen neuen<br />
Ausbildungsverträgen im Land nimmt <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
den dritten Platz ein.<br />
Aus den Arztpraxen wurden geehrt: Finja Heesch (Praxis<br />
Hübner/Brümmer, Hohenaspe), Lisa Troesch (Praxis<br />
Kleinwechter/Demandt, Kiel), Stefanie Parsch (Praxis<br />
Reibisch-Fiesel/Minkenberg, Kiel), Jaqueline Wengszik<br />
(Praxis Sturm-Steen/Paulsen/Kummerfeldt, Eckernförde),<br />
Julia Hacker (Praxis Böhm, Husum), Carolin-Chris -<br />
tin Behrens (Praxis Kock am Brink/Siebrasse/Huelst,<br />
Neumünster), Romina Frasca (Praxis Nieder, Eutin),<br />
Gesa Backsen (Praxis Kurzke, Pellworm), Yvonne Krüger<br />
(Praxis Kaps, Fehmarn), Yvonne Volksdorf (Praxis<br />
Struve/Wurz/Hub, Scharbeutz).<br />
Mitglieder des Landesverbandes der Freien Berufe sind<br />
in erster Linie Kammern und Verbände eines freien Berufes.<br />
Der Landesverband im Norden vertritt insgesamt<br />
rund 17.000 Freiberufler in <strong>Schleswig</strong>-Holstein. Hohe<br />
Professionalität, individuelle und eigenverantwortliche<br />
Tätigkeit sowie die Verpflichtung gegenüber dem Gemeinwohl<br />
sind die prägenden Merkmale freiberuflicher<br />
Tätigkeit. (Red.)<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 7
NACHRICHTEN IN KÜRZE<br />
Klinikum Bad Bramstedt errichtet „RehaCentrum Hamburg“<br />
Nach dem UK S-H zeigt auch das schleswig-holsteinische<br />
Klinikum Bad Bramstedt Präsenz in der Medizinmetropole<br />
Hamburg, zudem in erheblich größerem Umfang. Ab<br />
Anfang nächsten Jahres soll das ehemalige Bettenhaus<br />
der UKE-Gynäkologie zu einem modernen Rehazentrum<br />
für 75 stationäre und <strong>10</strong>0 ambulante Plätze werden.<br />
Nach dem derzeit laufenden Umbau werden die Fachrichtungen<br />
kardiologische, neurologische, psychosomatische<br />
und orthopädische Rehabilitation angeboten - d. h.<br />
eine in dieser Form in Hamburg neuartige fachübergreifende<br />
stationäre Versorgung.<br />
Patienten lassen sich kabellos überwachen<br />
Das Herzzentrum der Segeberger Kliniken bietet Patienten<br />
mit Herzinsuffizienz eine kabellose Überwachung<br />
an. Das Patientenmanagementsystem LATITUDE versetzt<br />
den Arzt in die Lage, die gesendeten Patientendaten<br />
online einzusehen. „Wir können damit Arbeitszeit<br />
und Arbeitsaufkommen der behandelnden Ärzte noch effektiver<br />
und effizienter einteilen“, erklärt Dr. Rolf Schomburg,<br />
Oberarzt am Herzzentrum, unter dessen Leitung<br />
die Anwendung durchgeführt wird. „Für den Patienten<br />
Weiterbildung wird bezuschusst<br />
An Beschäftigte in kleinen und mittleren Betrieben, zu denen<br />
auch Arztpraxen und kleinere Krankenhäuser zählen<br />
können, wendet sich ein neues Programm zur Weiterbildung.<br />
Das Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft<br />
und Verkehr in <strong>Schleswig</strong>-Holstein informiert derzeit<br />
über die Zuschüsse zu beruflichen Weiterbildungsmaßnahmen.<br />
Die beschäftigenden Betriebe müssen ihren Sitz<br />
in <strong>Schleswig</strong>-Holstein haben. Die Weiterbildungsseminare<br />
müssen mindestens zwei Tage (16 Stunden) und nicht<br />
mehr als 400 Stunden umfassen. Der Stundensatz, der<br />
dem Weiterbildungsseminar zugrunde liegt, wird bis zu<br />
einer Höhe von zehn Euro anerkannt. Weitere Voraussetzung<br />
für eine Förderung: Der Weiterbildungsträger, bei<br />
dem das Seminar stattfindet, muss seinen Sitz oder<br />
mindestens eine Betriebsstätte in <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
haben. Die Förderung kann bis zu <strong>10</strong>0 Prozent der zuwendungsfähigen<br />
Seminarkosten betragen, wenn die Praxis<br />
oder Klinik den weitergebildeten Beschäftigten für die<br />
Maßnahme von der Arbeit freistellt. Wenn der Beschäf-<br />
8 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
Aus Bramstedter Sicht sei die räumliche Nähe zum UKE<br />
ein großer medizinischer Vorteil, sagte der Ärztliche Direktor<br />
des Klinikums Bad Bramstedt und des künftigen<br />
RehaCentrums Hamburg, Dr. Andreas Christoph Arlt:<br />
„Ein nahtlos abgestimmtes Konzept mit einem ausgezeichneten<br />
Akutversorger wie dem UKE lässt insgesamt<br />
exzellente Behandlungserfolge erwarten.“<br />
Abgesehen von der Lenkung von Patientenströmen aufsei -<br />
ten der Kliniken dürften als großer Vorteil für Hamburger Patienten<br />
die wohnortnahe Behandlung und für die Kos ten -<br />
träger die eher kürzere Verweildauer zu nennen sein. (hk)<br />
ergibt sich der Vorteil, dass wir Veränderungen und<br />
Schwan kungen des Gewichts oder der Herzfrequenz<br />
früh entdecken.“ Der Patient habe mit dieser Technik noch<br />
mehr als bisher die Gewissheit, dass sowohl Schrittmacher<br />
als auch Gesundheit des Herzens ständig überwacht<br />
und so betreut werden. Für die Patienten hat dies den<br />
Vorteil, dass sie sich sicherer fühlen. Laut Schomburg hätten<br />
die Patienten das Gefühl, stärker mit dem behandelnden<br />
Arzt verbunden zu sein. (Red.)<br />
tigte sich dagegen in seiner Freizeit weiterbildet, können<br />
noch bis zu 45 Prozent bezuschusst werden, sofern der<br />
Arbeitgeber 55 Prozent der Seminarkosten trägt. Maximal<br />
zuwendungsfähig sind Seminarkosten in Höhe von<br />
4.000 Euro pro Teilnehmer und Veranstaltung.<br />
Die Voraussetzungen für die Förderung werden von fast<br />
allen Angeboten des Edmund-Christiani-Seminars, der<br />
Berufsbildungsstätte der Ärztekammer <strong>Schleswig</strong>-Holstein,<br />
erfüllt. Ärzte, die ihre Mitarbeiter zu den Veranstaltungen<br />
des ECS schicken, können damit entlastet werden.<br />
Die Auszahlung erfolgt nach Ende des Seminars und<br />
gegen Vorlage der geforderten Bescheinigungen.<br />
Interessenten finden die entsprechende Richtlinie zum<br />
Förderprogramm und das Antragsformular im Internet<br />
(www.ib-sh.de/aktion_a1).<br />
Nähere Informationen durch das<br />
ECS<br />
Bildungsreferent Volker Warneke, Tel. 04551/8813290,<br />
E-Mail volker.warneke@aeksh.org (Red.)
Lübeck testet Neuerungen im Transfer-OP<br />
Die Lübecker Universität hat einen Operationssaal für medizintechnische<br />
Neuentwicklungen eingeweiht. Der Transfer-OP<br />
dient der Zusammenarbeit von Klinikern und Industrie<br />
bei der Erprobung chirurgischer und interventioneller<br />
Geräte und Systeme unter realen OP-Bedingungen.<br />
Der Raum kann laut Universität „einfach und<br />
schnell an besondere Anforderungen eines Kundenunternehmens<br />
angepasst werden“. Geleitet wird der Transfer-OP<br />
von der Uniklinik für Chirurgie. Das auf dem Campus<br />
vorhandene Know-how, etwa Forschungs-, Entwicklungs-<br />
und Erprobungsleistungen, steht den Unternehmen<br />
ebenfalls zur Verfügung. (Red.)<br />
Kosten für Medikamente steigen erneut<br />
Im ersten Halbjahr <strong>2009</strong> haben die gesetzlichen Krankenkassen<br />
in <strong>Schleswig</strong>-Holstein 531 Millionen Euro für<br />
Arzneimittel ausgegeben. Dies teilte die Techniker Krankenkasse<br />
(TK) mit, die sich auf Zahlen der Bundesvereinigung<br />
Deutscher Apothekerverbände (ABDA) beruft.<br />
Damit wären die Kosten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum<br />
um 7,5 Prozent gestiegen. Als „Hauptkostentreiber“<br />
hat TK-Landeschef Dr. Johann Brunkhorst patentgeschützte<br />
Arzneimittel ausgemacht. Als Konsequenz<br />
aus der Entwicklung forderte er die Einführung der<br />
Global Economic Symposium auf Schloss Plön<br />
Zum zweiten Mal - mit der Option auf weitere Male - war<br />
das abgeriegelte Plöner Schloss Schauplatz weltwirtschaftlicher<br />
Diskussionen von Fachleuten aus aller Welt.<br />
Gastgeber und Sponsor war wiederum der Schlosseigentümer<br />
und Vertreter eines kaum krisengeschüttelten<br />
gewerblichen Gesundheitsberufes, der Optiker Günter<br />
Fielmann (70). Zentrales Thema neben anderen: Wie sind<br />
die Weltwirtschaftskrise und ihre Folgen zu bewältigen?<br />
So war etwa zu hören, die Krise sei über ihren Tiefpunkt<br />
hinaus, doch mit ihren Folgen erst frühestens im nächs -<br />
ten Jahr richtig überwunden. Das würde für die Gesundheitswirtschaft<br />
bedeuten, dass die Anlagezinsen<br />
erst einmal weiter niedrig bleiben, ebenso die Kreditzinsen<br />
z. B. für Praxiskredite oder Investitionsdarlehen an Kliniken,<br />
bei weiterhin strenger Bonitätsprüfung. Die Krankenkasseneinnahmen<br />
könnten sich wegen des konjunkturellen<br />
Nachlaufs erst später erholen, entsprechend<br />
bliebe der Druck auf Kassenleistungen und ärztliche<br />
Honorare bestehen. Also das Prinzip Hoffnung.<br />
NACHRICHTEN IN KÜRZE<br />
Transfer-OP Lübeck (Foto: René Kube)<br />
unter Ärzten umstrittenen Rabattverträge auch für patentgeschützte<br />
Arzneimittel. „Die Erfahrungen im Generikabereich<br />
sind positiv. Hier ist es gelungen, die <strong>Ausgabe</strong>nentwicklung<br />
zu begrenzen“, begründete Brunkhorst<br />
seinen Vorschlag. Als weitere Maßnahme forderte er die<br />
Absenkung des Mehrwertsteuersatzes auf Arzneimittel<br />
auf den ermäßigten Satz von sieben Prozent - ein Vorschlag,<br />
der seit Jahren von den Kassen kommt. Die Anregung<br />
wird wegen der damit verbundenen Steuerausfälle<br />
von der Politik stets ignoriert. (Red.)<br />
In diesem Jahr waren speziell für die Gesundheitswirtschaft<br />
relevante Aussagen kaum zu hören. Dafür wurde<br />
der Tagungsband mit Vorschlägen vom letzten Jahr<br />
nach intensiver Bearbeitung und Abstimmung auch in<br />
Druckfassung vorgelegt. Im Kapitel zum demografischen<br />
Wandel werden dort fünf Vorschläge gemacht, die etwa<br />
für Arbeits-, Alters- und Rehabilitationsmedizin von Bedeutung<br />
sind: vor allem längere Lebensarbeitszeit. Dazu<br />
wird Unterstützung gefordert durch Gesundheitsreformen<br />
(wegen physischer und zumal psychischer Gesundheitsprobleme<br />
bei älteren Erwerbstätigen), durch die<br />
Arbeitgeber (flexible Arbeitsbedingungen, „Retraining“),<br />
durch bessere Versicherung mit Einbeziehung von Privatversicherungen,<br />
durch Strategien gegen vorurteilsbehaftete<br />
Altersdiskriminierung (Forschung, Information).<br />
Und - ein Gag? - eine neue Krankheit wurde entdeckt,<br />
„Globusclerosis“, das Unvermögen, globale Probleme kooperativ<br />
zu lösen. Informationen: www.global-economic-symposium.org.<br />
(hk)<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 9
NACHRICHTEN IN KÜRZE<br />
Schönberg-Holm baut neuen Bettentrakt<br />
(Foto: Ostseeklinik Schönberg-Holm)<br />
Neun Monate nach dem ersten Spatenstich feierte die<br />
Ostseeklinik Schönberg-Holm Richtfest für ihr neues<br />
Bettenhaus. Das 18,4 Millionen Euro teure Projekt wird<br />
neue, besser zugeschnittene Zimmer enthalten, die sich<br />
Umfrage zur Evaluation: <strong>Schleswig</strong>-Holstein an der Spitze<br />
Am <strong>10</strong>. September <strong>2009</strong> endete die Online-Umfrage zur<br />
Evaluation der Weiterbildung für die zur Weiterbildung befugten<br />
Ärzte und am 20. September <strong>2009</strong> die für die<br />
Weiterbildungsassistenten.<br />
Die Rücklaufquoten zeigen eine große Beteiligung aller.<br />
Hierfür bedankt sich die Ärztekammer <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
bei allen, die an der Umfrage teilgenommen haben und<br />
mit ihrem Engagement zu diesem erfreulichen Ergebnis<br />
beigetragen haben.<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein führt die bundesweite Liste der Rücklaufquoten<br />
mit 76,79-prozentiger Beteiligung durch die<br />
Weiterbildungsbefugten an. Die Rücklaufquote bei den<br />
Weiterbildungsassistenten liegt im Mittelfeld mit 32,95<br />
Prozent etwas über dem Bundesdurchschnitt.<br />
Die Evaluation der Weiterbildung im Rahmen einer Online-Befragung<br />
wird zukünftig alle zwei Jahre durchge-<br />
<strong>10</strong> <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Therapieräumen<br />
befinden. Damit will die Klinik den zum Teil immobilen Patienten<br />
den Aufenthalt in Schönberg erleichtern. Insgesamt<br />
entstehen 235 Patientenzimmer. Unter den rund 150<br />
Zuschauern beim Richtfest war auch Schönbergs Bürgermeister<br />
Wilfried Zurstraßen, der die Bedeutung der Klinik<br />
und des Bettenneubaus für die Gemeinde und den<br />
Tourismus hervorhob. Laut Zurstraßen generiert die Klinik<br />
rund 20 Prozent der Übernachtungen in dem Ort an<br />
der Ostseeküste. Auch als Arbeitgeber - 160 Mitarbeiter<br />
sind in der Klinik beschäftigt - spielt das Krankenhaus eine<br />
wichtige Rolle für die Region.<br />
Klinik-Geschäftsführer Thomas Fettweiß sagte zum Richtfest:<br />
„Gut 3.600 Patienten werden jährlich durch dieses<br />
Bettenhaus gehen und sich von der hervorragenden<br />
Qualität persönlich überzeugen, das ist eine beflügelnde<br />
Vorstellung.“ Er erwartet, dass nun auch die folgenden<br />
Innenarbeiten im Zeitplan bleiben, sodass das Bettenhaus<br />
im April in Betrieb genommen werden kann. Die<br />
Ostseeklinik Schönberg-Holm hat sich auf die Rehabilitation<br />
und Prävention von Herz-Kreislauferkrankungen,<br />
der artiellen Gefäße, des Stoffwechsels, der Atemwege<br />
und der Bewegungsorgane spezialisiert. Das Haus hält<br />
90 Betten in der Orthopädie, 80 in der Kardiologie und<br />
60 für Patienten mit pneumologischen Erkrankungen<br />
vor. Die Ostseeklinik erzielt einen Umsatz von rund zehn<br />
Millionen Euro im Jahr. Sie ist Partner verschiedener<br />
Kooperationsnetze. (Red.)<br />
führt. Sie orientiert sich am Schweizer Modell. Eine allgemeine<br />
Veröffentlichung von Ergebnissen im Internet<br />
wird jedoch jetzt noch nicht erfolgen. Sie ist für spätere<br />
Umfragen aber möglicherweise geplant.<br />
Die Ergebnisse der Befragung werden nicht vor Jahresende<br />
zur Verfügung stehen. Sie werden nur der Ärztekammer<br />
und den zur Weiterbildung befugten Ärzten<br />
übermittelt. Letztere werden per E-Mail in Kenntnis gesetzt,<br />
sobald das Ergebnis für ihre eigene Abteilung sowie<br />
für ihre Fachgruppe auf Landes- und Bundesebene<br />
vorliegt. Wir bitten darum, diese Ergebnisse dann mit den<br />
Weiterbildungsassistenten zu diskutieren.<br />
Für Ihre Beteiligung bedankt sich das Team der Ärztekammer.<br />
(Dr. Breindl)
NACHRICHTEN IN KÜRZE<br />
Lübecker Studenten meistern das Physikum<br />
Wer als Medizinstudent mit großer Wahrscheinlichkeit das<br />
Physikum meistern will, sollte in Lübeck studieren. In der<br />
Hansestadt fielen im Sommer <strong>2009</strong> nur 5,3 Prozent der<br />
Studenten durch die Prüfung am Ende des zweiten Studienjahres<br />
über alle Fächer des vorklinischen Studienabschnitts.<br />
Damit liegt Lübeck in einem Vergleich von 34<br />
Fakultäten auf dem ersten Platz. In Kiel, das Platz 22 belegte,<br />
betrug die Misserfolgsquote 18,1 Prozent. Weil die<br />
Prüfungsfragen bundesweit einheitlich vom IMPP, dem<br />
Institut für Medizinische und Pharmazeutische Prüfungsfragen,<br />
gestellt und ausgewertet werden, gilt das<br />
schriftliche Physikum als unbestechliche Prüfung für die<br />
einzelnen Studenten, aber auch für die Medizinischen Fakultäten.<br />
Das Abschneiden der Studenten ist ein Maßstab<br />
dafür, welcher Universität es am besten gelingt, ein solides<br />
wissenschaftliches Grundwissen zu vermitteln, bevor<br />
im klinischen Studienabschnitt der praxisorientierte<br />
Teil der Ausbildung beginnt.<br />
In der durchschnittlichen Anzahl richtiger Antworten lagen<br />
die Heidelberger (72 Prozent) und Regensburger<br />
(74,7 Prozent) Studierenden knapp vor Lübeck (72,9<br />
Dr. Markus Merk, dreimaliger Welt-Schiedsrichter<br />
Prozent). In Kiel betrug die Quote 67,8 Prozent. Wem die<br />
Prüfung nach der Regelstudienzeit am wichtigsten ist, der<br />
findet die besten Bedingungen in Mannheim. Dort schafften<br />
86,6 Prozent der Studenten die Prüfung nach der vorgesehenen<br />
Zeit, in Lübeck 81,3 Prozent (Kiel: 76,3 Prozent).<br />
Die letzten Plätze in der Rangliste belegen die<br />
Standorte Aachen, Hannover und Köln. Dort gab es im<br />
Sommer allerdings auch nur sehr wenige Prüflinge (Kiel:<br />
160, Lübeck: 150). Lübecks Studiendekan Jürgen<br />
Westermann sagte zum Abschneiden seiner Fakultät: „Wir<br />
erwarten von unseren Studenten nicht, dass sie alles können,<br />
aber wir wollen alle dazu bringen, mit- und durchzuhalten.“<br />
Damit dies gelingt und kein Studierender mit<br />
seinen Schwierigkeiten allein bleibt, bemüht sich die<br />
kleine Universität besonders darum, die Studierenden<br />
vom ersten Semester an in das soziale Netz der Hochschule<br />
einzubinden. Einen wichtigen Beitrag hierzu leis -<br />
tet beispielsweise das Mentorenprogramm, das Erstsemester<br />
mit Hochschullehrern und Studierenden aus höheren<br />
Semestern zusammenführt. (Red.)<br />
Vertrauen.<br />
Aufeinander eingehen, Fingerspitzengefühl zeigen,<br />
dem anderen vermitteln: Ich bin für Dich da. Als<br />
Schiedsrichter ist es wichtig, mit dem Spieler ein<br />
Vertrauensverhältnis aufzubauen. Man muss ihn<br />
schützen.<br />
Bei Ihrer Versicherung muss das auch so sein. Vertrauen<br />
in die Leistungen. Einfach da sein, wenn man<br />
sie braucht.<br />
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NACHRICHTEN IN KÜRZE<br />
BGW-Forum „Gesundheitsschutz in Krankenhaus und Klinik“<br />
Der alle zwei Jahre in Hamburg veranstaltete Kongress<br />
der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und<br />
Wohlfahrtspflege (BGW) hatte diesmal den Gesundheitsschutz<br />
für die Klinikbeschäftigten selbst zum Thema.<br />
Rund 850 Teilnehmer, vielfach Pflegekräfte, Therapeuten,<br />
Verwaltungsexperten, aber auch Ärzte diskutierten<br />
in fast 140 Seminaren und Vorträgen Themen<br />
wie Infektionsschutz, Gefahrstoffe, Allergien, professioneller<br />
Umgang mit Aggression und Gewalt, Selbstheilungskräfte<br />
in der Schmerztherapie (Prof. Dr. Walter<br />
Zieglgänsberger, München), psychische Belastungen<br />
oder Führungsqualitäten. Viele praxisnahe Empfehlungen<br />
wie „Stärken Sie Ihren inneren Rücken“ (Persönlichkeitsbildung<br />
vor Fachwissen) sollten die Teilnehmer<br />
für den beruflichen Alltag fit machen.<br />
Zertifizierte Patientensicherheit in Lübeck<br />
Den Sana Kliniken in Lübeck, zu denen die Standorte<br />
Krankenhaus Süd und Praxisklinik Travemünde zählen,<br />
werden von der Gesellschaft für Risikoberatung sehr<br />
gute Ergebnisse bei der Überprüfung der Patientensicherheit<br />
bescheinigt. Bei der Überprüfung werden innerbetriebliche<br />
Abläufe kontrolliert. Im Mittelpunkt stehen<br />
die Behandlung der Patienten unter Anwendung von<br />
Standards, die mündliche und schriftliche Aufklärung<br />
Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) kooperiert<br />
künftig mit dem Urologischen Zentrum Wedel.<br />
Die Partner sehen damit die urologische Versorgung im<br />
Kreis Pinneberg und die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen<br />
Kollegen gesichert. Das Kooperationsmodell<br />
sieht vor, dass die UKE-Klinik für Urologie die Leitung<br />
des Urologischen Zentrums in Wedel übernimmt.<br />
Prof. Margit Fisch, Inhaberin des Lehrstuhls für Urologie<br />
am UKE, wird die Abteilung leiten und die ärztliche Gesamtverantwortung<br />
übernehmen. Das Universitätsklinikum<br />
stellt darüber hinaus einen Oberarzt, einen Facharzt<br />
und die notwendigen Assistenzärzte für das Regio Klinikum<br />
Wedel ab. Die Zusammenarbeit kam laut Mitteilung<br />
der Partner in enger Zusammenarbeit mit dem<br />
Netzwerk Urologie <strong>Schleswig</strong>-Holstein Süd unter Lei-<br />
12 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
Besonders wichtig sei die Schaffung einer Präventionskultur,<br />
von der Mitarbeiter wie Unternehmen profitierten,<br />
sagte BGW-Hauptgeschäftsführer Dr. jur. Stephan<br />
Brandenburg. Krankenhäuser mit einem gesunden Arbeitsumfeld<br />
und einer mitarbeiterorientierten Unternehmenskultur<br />
hätten es angesichts zunehmender Nachwuchsprobleme<br />
leichter bei der Personalgewinnung.<br />
Aber auch der Patientenschutz gehöre dazu, sodass er<br />
einen Perspektivenwechsel von Krankenhaus zum „Haus<br />
der Gesundheit“ vorschlug. Fühlte man sich hier noch<br />
an den Versuch der AOK erinnert, zur „Gesundheitskasse“<br />
zu mutieren, dürften weitergehende Vorschläge<br />
in Diskussionsrunden zur Schaffung von „Gesundheitscoaches“<br />
und neuen Aufgaben der Krankenhäuser in der<br />
ambulanten Präventivmedizin eher Nachdenklichkeit<br />
hervorrufen. Information: www.bgw-online.de (hk)<br />
und Information der Patienten, die Dokumentation des<br />
kompletten Behandlungsprozesses und die Organisation<br />
der einzelnen Arbeitsabläufe. Im Sana-Konzern müssen<br />
sich alle Häuser einer solchen Risikoanalyse unterziehen.<br />
Lübecks neuer Geschäftsführer Klaus Abel betrachtet<br />
das Ergebnis als Verdienst der Mitarbeiter, denen<br />
er „großes Engagement“ für die Patientensicherheit<br />
bescheinigte. (Red.)<br />
Urologische Versorgung im Kreis Pinneberg gesichert<br />
tung des niedergelassenen Urologen Dr. Matthias Bauer -<br />
meister zustande. Das Netzwerk hatte in der Vergangenheit<br />
Behandlungsleitlinien und Behandlungspfade mit<br />
dem Klinikum erarbeitet und umgesetzt - dies soll auch<br />
künftig geschehen. Darüber hinaus kann das gesamte<br />
Spektrum urologischer Operationen weiterhin in Wedel<br />
durchgeführt werden.<br />
Prof. Fisch ist seit Dezember 2008 Direktorin der Klinik<br />
und Poliklinik für Urologie und die erste Inhaberin eines<br />
Lehrstuhls für Urologie in Deutschland. Schwerpunkte der<br />
48-jährigen Ärztin sind die rekonstruktive Urologie, vor<br />
allem die Harnröhrenchirurgie und die Harnableitung, sowie<br />
die Kinderurologie. Von 2002 bis November 2008 war<br />
sie Präsidentin der Europäischen Gesellschaft für Rekonstruktive<br />
Urologie. (Red.)
Wahlen, Ausschussarbeit, Entscheidungen<br />
Viel Arbeit für die<br />
neue Kammerversammlung<br />
Nach ihrer Wahl kam die Kammerversammlung am<br />
9. September in der Fortbildungswerkstatt der Ärztekammer<br />
zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen.<br />
Die 70 gewählten Abgeordneten hatten gleich zu Beginn<br />
eine wichtige Entscheidung zu treffen: die Neuwahl<br />
des Kammervorstands.<br />
Offensichtlich waren die erfahrenen, aber auch die 33<br />
erstmals in die Versammlung gewählten Ärzte mit der<br />
Arbeit des alten Vorstands zufrieden - wie berichtet, wurden<br />
neben Präsident Dr. Franz-Joseph Bartmann und<br />
Vizepräsidentin Dr. Hannelore Machnik auch die fünf Beisitzer<br />
ohne Ausnahme in ihren Ämtern bestätigt.<br />
Auch die zweite Sitzung am 7. Oktober bot den Abgeordneten<br />
noch Zeit zum Kennenlernen: Die Auszählungen<br />
nach den Wahlen zu den zahlreichen Ausschüssen<br />
sowie zu den Gremien von Versorgungseinrichtung<br />
und Akademie (Ergebnisse in der Novemberausgabe)<br />
gab ihnen Gelegenheit zum Austausch und<br />
zur Diskussion über die wichtigsten anstehenden Herausforderungen<br />
für die Legislaturperiode. Wo diese liegen,<br />
hatte Bartmann bereits in seiner Rede in der Septembersitzung<br />
deutlich gemacht. Bartmann hatte darin<br />
SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />
(Fotos: Wohlfromm)<br />
Im vierwöchigen Rhythmus tritt derzeit die neue Kammerversammlung zusammen.<br />
Von September bis November ist monatlich eine Sitzung erforderlich.<br />
mehr regionale Gestaltungs- und Entscheidungskompetenz<br />
gefordert. Der Präsident schätzt die Chancen auf<br />
eine Mitgestaltung durch die Ärztekammern besser ein<br />
als für die Kassenärztlichen Vereinigungen. Denn die Präsidenten<br />
der Landesärztekammern kommen regelmäßig<br />
in der Arbeitsgemeinschaft Bundesärztekammer<br />
zusammen, um tagespolitische Themen abzuarbeiten.<br />
Auch über die zahlreichen Ausschüsse sieht Bartmann<br />
Möglichkeiten der regionalen Einflussnahme auf die<br />
bundesweite Standespolitik. Doch viele Probleme sind<br />
nach seiner Ansicht besser direkt vor Ort zu lösen. Beispiel<br />
Versorgungsengpässe: „Dazu braucht es Kooperationspartner<br />
und Verbündete in allen am Versorgungsgeschehen<br />
beteiligten Institutionen und Gruppierungen“,<br />
sagte Bartmann.<br />
Zugleich ging Bartmann auf einen wichtigen Unterschied<br />
der Ärztekammer zu den freien Verbänden und<br />
regionalen Zusammenschlüssen ein - sie vertreten im<br />
Gegensatz zur Kammer nicht alle Ärzte und können damit<br />
in ihrer unmittelbaren Interessenvertretung freier<br />
und ungezwungener agieren. Die Funktion der Interessenvertretung<br />
für alle Ärzte in <strong>Schleswig</strong>-Holstein wird<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 13
SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />
14 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong>
die Kammer nach Ansicht Bartmanns künftig verstärkt<br />
fordern, und zwar „bei der gemeinsamen Bewältigung<br />
des Phänomens, welches in der öffentlichen Wahrnehmung<br />
verkürzt als Ärztemangel wiedergegeben<br />
wird.“ Dabei ist für Bartmann weniger die oft geforderte<br />
Erhöhung der Ausbildungszahlen an den Universitäten<br />
das Mittel der Wahl. Vielmehr setzt er auf die Mobilisierung<br />
der vorhandenen ärztlichen Kapazitäten und auf<br />
deren zielgenauen Einsatz. Fest steht für Bartmann,<br />
dass die Ärzte zur Durchsetzung ihrer Ziele Kontakte<br />
nicht nur zu den übrigen Gesundheitsberufen, sondern<br />
zu allen gesellschaftlich relevanten Gruppierungen<br />
ausbauen sollten, denn: „Wer sich bei der Sicherstellung<br />
einer umfassenden Grundversorgung auf den<br />
Staat und/oder die Politik verlässt, ist schon verlassen“.<br />
Die Politik forderte Bartmann auf, dafür die notwendigen<br />
Rahmenbedingungen zu schaffen. Die Umsetzung<br />
aber sollten Politiker „denen überlassen, die etwas<br />
davon verstehen“. Bartmann mahnte aber auch eine<br />
realistische Einschätzung und einen verantwortungsvollen<br />
Umgang mit den zur Verfügung stehenden Mitteln<br />
an. Bartmann: „Das ist schon in einem überschaubaren<br />
Umfeld schwierig genug, für einen bundesweit<br />
funktionierenden Masterplan aber schlechter-<br />
�<br />
Termin der nächsten Kammerversammlung<br />
SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />
dings unmöglich. Also: Vorfahrt für die regionale Selbstverwaltung.“<br />
Damit untrennbar verbunden ist für Bartmann<br />
die Wahrung der Freiheit des Arztberufes. „Ohne<br />
diese macht Selbstverwaltung - macht Ärztekammer -<br />
keinen Sinn mehr.“ Bartmann ging auch auf die vermeintlich<br />
geringe Zufriedenheit der Ärzte ein. Der Präsident<br />
verwies hierzu auf eine mit dem Sozialmedizinischen<br />
Institut in Lübeck erstellte repräsentative Umfrage<br />
unter den Ärzten des Landes und sprach sich für eine<br />
differenziertere Betrachtung aus.<br />
Die Mitglieder der Kammerversammlung nutzten die<br />
Septemberveranstaltung auch, um sich kennen zu lernen.<br />
Rund die Hälfte von ihnen ist neu in der Versammlung,<br />
die zudem eine große Altersspanne aufweist.<br />
Alterspräsident Dr. Hans Köhler aus Norderstedt ist 69<br />
Jahre alt, die Kielerin Dr. Naomi Knöß mit 31 Jahren die<br />
jüngste unter den 70 Abgeordneten. Sie haben sich<br />
schon im kommenden Monat erneut mit wichtigen Themen<br />
für die Kammer zu beschäftigen. In der Novembersitzung<br />
werden traditionell die Haushalte für Kammer,<br />
Akademie und Edmund-Christiani-Seminar verabschiedet.<br />
Dirk Schnack<br />
Die nächste Kammerversammlung findet statt am 25.11.<strong>2009</strong>, 15:30 Uhr,<br />
im Fortbildungszentrum der Ärztekammer <strong>Schleswig</strong>-Holstein,<br />
Esmarchstraße 4-6, 23795 Bad Segeberg.<br />
Die Tagesordnung wird mit der Einladung bekannt gegeben.<br />
Interessierte Ärzte sind herzlich willkommen.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 15
SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />
11. <strong>Schleswig</strong>-Holsteinische Gesundheitstage<br />
Klinikvertreter wehren sich gegen<br />
weitere Nullrunden<br />
Ohne Erlössteigerungen sehen Krankenhäuser keinen Spielraum, um steigende<br />
Kosten und Tarifanpassungen aufzufangen.<br />
Klinikvertreter sorgen sich um die wirtschaftliche Situation<br />
ihrer Häuser im kommenden Jahr. Auf den 11.<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holsteinischen Gesundheitstagen am 24.<br />
und 25. September in Lübeck machten sie unter dem<br />
Motto „Stopp 20<strong>10</strong>“ auf eine bedrohliche Entwicklung<br />
aufmerksam.<br />
Der Landesvorsitzende des Verbandes der Krankenhausdirektoren<br />
(VKD) Hans-Martin Kuhlmann befürchtet,<br />
dass die Kliniken sich im kommenden Jahr auf<br />
eine Nullrunde einstellen müssen. Dies wäre aber für viele<br />
Häuser in <strong>Schleswig</strong>-Holstein schwer verkraftbar.<br />
Denn laut Kuhlmann sind die Erlöse der Kliniken seit dem<br />
Jahr 2000 nur um sieben Prozent gestiegen, die Kosten<br />
dagegen um 14 Prozent. Für weitere Kostensteigerungen,<br />
etwa durch Tarifanhebungen, erwarten die<br />
Kliniken einen finanziellen Ausgleich. Ob der Gesundheitsfonds<br />
dies leisten kann, ist für Kuhlmann noch<br />
nicht ausgemacht. Fest steht für ihn aber, dass die Kliniken<br />
weitere Einsparungen nicht ohne Belastung für<br />
die Arbeitsplätze realisieren können. Schließungen von<br />
Krankenhausstandorten dagegen hält er für unrealistisch.<br />
Stattdessen erwartet Kuhlmann, der das DRK-Krankenhaus<br />
Mölln-Ratzeburg leitet, eine weitere Speziali-<br />
16 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
sierung und Zentrenbildung. Zugleich wurde auf der Tagung,<br />
die außer vom VKD auch vom Verband Leitender<br />
Krankenhausärzte (VLK), der Bundesarbeitsarbeitsgemeinschaft<br />
der Leitenden Krankenpflegekräfte (BALK)<br />
und der Krankenhausgesellschaft <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
(KGSH) organisiert wurde, die zunehmende Bereitschaft<br />
zur Kooperation mit dem ambulanten Sektor
deutlich - aber auch die Erwartungen der Politik, diese<br />
Entwicklung zu beschleunigen. Der kommissarische<br />
Staatssekretär Dr. Olaf Bastian mahnte zum Ausbau<br />
der integrierten Versorgung. Niedergelassene Ärzte,<br />
Reha-Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen müssen<br />
nach seiner Einschätzung noch stärker in gemeinsame<br />
Versorgungsangebote eingebunden werden. Auch eine<br />
Ausweitung des ambulanten Angebotes der Krankenhäuser<br />
hält Bastian für sinnvoll. Er verwies auf die Zulassungen<br />
nach Paragraf 116 b für 19 Kliniken im Land<br />
und insgesamt <strong>10</strong>3 Einzelindikationen. Bastian begrüßte<br />
diese Entwicklung, verwies aber auch auf das Konfliktpotenzial<br />
mit den niedergelassenen Ärzten. Er warnte vor<br />
einer „schleichenden Ambulantisierung“ der Krankenhäuser<br />
zulasten der niedergelassenen Ärzte - eine Äußerung,<br />
die bei den Klinikvertretern auf Unverständnis<br />
stieß. Kuhlmann und KGSH-Geschäftsführer Bernd Krämer<br />
stellten auf Nachfrage klar, dass jedes ambulante<br />
SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />
Angebot von Kliniken in <strong>Schleswig</strong>-Holstein legal sei.<br />
Sorge bereitet den Verantwortlichen nach wie vor der<br />
Aderlass beim Personal. Prof. Hartmut Nolte vom VLK<br />
verwies auf die schwer zu besetzenden freien Arztstellen.<br />
Um regional auftretende Engpässe zu verhindern,<br />
hält er eine noch engere Zusammenarbeit zwischen<br />
Praxen und Kliniken für erforderlich. Bessere Arbeitsbedingungen<br />
für Ärzte und die Abschaffung des Numerus<br />
Clausus hält Nolte ebenfalls für erforderlich, um<br />
den Medizinermangel zu bekämpfen. Engpässe gibt<br />
es aber auch beim Pflegepersonal. Die Arbeitsbelastung<br />
ist inzwischen so groß, dass eine Pflegekraft es nach Angaben<br />
Kuhlmanns inzwischen nur noch durchschnittlich<br />
drei Jahre nach der Ausbildung in ihrem Beruf aushält.<br />
„Dagegen können wir gar nicht ausbilden“, sagte Kuhlmann.<br />
Christian de la Chaux (BALK) forderte eine Bildungsoffensive<br />
für Pflegekräfte. Die steigenden Anforderungen<br />
im Beruf machen nach seiner Ansicht eine bessere<br />
Qualifizierung erforderlich. Den von der Regierung<br />
eingeschlagenen Weg, verstärkt auf Pflegekräfte mit<br />
niedriger Schulbildung zu setzen, hält er für falsch.<br />
Die zum Zeitpunkt der Tagung gerade abgeebbte Diskussion<br />
um sogenannte „Fangprämien“ für Klinikeinweisungen<br />
durch niedergelassene Ärzte spielte nur am<br />
Rande eine Rolle. Nach Beobachtung der Organisatoren<br />
sind solche Vorfälle im Norden „extreme Ausnahmen“,<br />
die zu großer Verunsicherung in der Bevölkerung<br />
geführt hätten. Nolte appellierte an die Medien, verantwortungsvoll<br />
mit dem Thema umzugehen, um nicht<br />
sinnvolle Kooperationen unter Generalverdacht zu stellen.<br />
Dirk Schnack<br />
(Fotos: di)<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 17
SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />
Diskussion über Medizinische Versorgungszentren<br />
MVZ im Kreis Plön:<br />
möglich, aber nicht erforderlich<br />
Ärzte und Kassenvertreter waren sich einig: MVZ bringen keine Verbesserung<br />
für die medizinische Versorgung in dünn besiedelten Räumen.<br />
Sind MVZ die Rettung für die Krankenversorgung der<br />
135.000 Einwohner des Kreises Plön? Diese Frage<br />
richtete der CDU-Politiker Dr. Philipp Murmann im Wahlkampf<br />
an vier Experten von Klinik, Kassenärztlicher<br />
Vereinigung, Patientenombudsverein und Krankenkassen.<br />
Deren Antwort: Sie ist noch gar nicht gefährdet.<br />
Mit 119 Prozent Versorgungsgrad bei Hausärzten und<br />
199 Prozent bei Internisten brauche der Kreis Plön<br />
überhaupt keinen Rettungsplan, antwortete Dr. Dieter<br />
Paffrath, Vorstandsvorsitzender der AOK <strong>Schleswig</strong>-<br />
Holstein. Von MVZ sei jedenfalls keine bessere Versorgung<br />
dünn besiedelter Räume zu erwarten - „das<br />
geht nur mit dem Landarzt“; MVZ in Klinikhand würden<br />
sich zu „Zuweisungsmaschinen“ entwickeln, befürchtete<br />
er. Das wollte Torben Freund, Vorstandsvorsitzender<br />
der Damp Holding, nicht unwidersprochen stehen<br />
lassen: Er kenne kein Argument gegen das Nebeneinander<br />
von freien Praxen und MVZ. Für multimorbide<br />
Patienten seien MVZ in ländlichen Zentralorten sogar ein<br />
Segen, in Mecklenburg-Vorpommern stellenweise schon<br />
die einzige Versorgungsmöglichkeit. Im Übrigen kaufe<br />
die Damp Holding für ihre MVZ vor allem Sitze von<br />
Ärzten auf, die aufhören wollen und keinen Nachfolger<br />
finden.<br />
Dieter Paffrath: „MVZs an Kliniken werden Zuweisungsmaschinen“<br />
(Foto: fe)<br />
18 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
Gegenwärtig ist die Versorgung im Kreis Plön gesichert,<br />
in der Zukunft vielleicht nicht mehr: „Die ersten<br />
Probleme werden sichtbar, 26 von 92 Hausärzten im<br />
Kreisgebiet sind älter als 60 Jahre“, berichtete Bianca<br />
Hartz, Leiterin der Zulassungsabteilung der KV <strong>Schleswig</strong>-Holstein.<br />
Ob alle einen Nachfolger finden würden,<br />
sei fraglich. Ärzte im Publikum wunderte das nicht:<br />
„Weil wir zu viele Leistungen unbezahlt erbringen, verliert<br />
die Niederlassung an Attraktivität.“ Jetzt schaltete<br />
sich Prof. Günther Jansen, Vorsitzender des Patientenombudsvereins<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein, ein: „Der Sicherstellungsauftrag<br />
hat den Ärzten seit Jahrzehnten ein<br />
gehobenes Einkommen gesichert.“ Aus der Presse zitierte<br />
er: „Einkommen vor Steuern im Jahre 2007 zwischen<br />
1<strong>10</strong>.000 und 170.000 Euro.“<br />
Den Klinikketten und ihren MVZ gehe es lediglich „um<br />
Gewinnmaximierung; die Freude am Arztberuf geht<br />
dort verloren; Ärzte werden geknechtet, Patienten werden<br />
blutig entlassen“ - Vorwürfe, die von mehreren<br />
Ärzten im Publikum erhoben wurden. In MVZ gebe es<br />
keine persönliche Vertrauensbeziehung zwischen Arzt<br />
und Patient, Praxisnetze oder Berufsausübungsgemeinschaften<br />
seien die bessere Alternative. Jansen ergänzte:<br />
„Die persönliche Bindung ist ein Stück Therapie.“<br />
Gleichzeitig nannte Jansen als Beispiel eines aus<br />
seiner Sicht für die Region notwendigen MVZ das MVZ<br />
Gorch Fock in Kropp (Kreis <strong>Schleswig</strong>-Flensburg); dort<br />
zahlt die Kommune den Patienten zwei Euro Fahrtkostenzuschuss,<br />
um die Erreichbarkeit zu erleichtern. Danach<br />
schlug Jansen einen Bogen ins Grundsätzliche:<br />
Wer den Arzt als Freiberufler erhalten wolle, müsse auf<br />
jeden Fall die KV stärken: „Das ist die wichtigste Organisation<br />
für das politische Gewicht der freien Ärzteschaft.“<br />
Ausdrücklich warnte Jansen vor staatlicher Bedarfsplanung:<br />
„Ärzte und Kassen sind die Sachverständigen,<br />
die kriegen das hin.“<br />
Jörg Feldner
Diskussion zur Versorgung in Dithmarschen<br />
Landarzt will kaum noch<br />
jemand werden<br />
Magnus Stüve von der Hildebrandt GesundheitsConsult GmbH zeichnete vor<br />
Bürgermeistern und Kreistagsabgeordneten ein düsteres Bild.<br />
Die Menschen werden älter, die Krankheiten nehmen zu,<br />
die Zahl der Ärzte sinkt. „In den nächsten Jahren steht<br />
eine komplette Neugestaltung der ambulanten Versorgung<br />
an“, erklärte Stüve in Meldorf. Im Rahmen eines<br />
Pilotprojektes, das vom Land <strong>Schleswig</strong>-Holstein mit<br />
200.000 Euro unterstützt wurde, analysierte das Hamburger<br />
Unternehmen die Strukturen an der Westküste.<br />
„Der Versorgungsbedarf steigt immens“, so Stüve. Die<br />
Anreize für Ärzte, in Dithmarschen zu arbeiten, sind<br />
dagegen gering. Während die Arbeitsbelastung zunimmt,<br />
stagniert die Honorierung. Schon heute würden<br />
30 Prozent der Leistungen der niedergelassenen Ärzte<br />
nicht bezahlt, so der Meldorfer Arzt Burkhard Sawade.<br />
175 Haus- und Fachärzte arbeiten derzeit noch in Dithmarschen.<br />
Doch die ersten Probleme zeichnen sich ab.<br />
Nachfolger für in Rente gehende Mediziner fehlen, fünf<br />
Praxen stehen leer. Landarzt will kaum noch jemand werden.<br />
„Einen Arzt für die Region einzuwerben ist schwierig“,<br />
so Dr. Stefan Krüger, Vorsitzender des Medizinischen<br />
Qualitätsnetzes Dithmarschen. Nach Ansicht<br />
von Landrat Dr. jur. Jörn Klimant ist das Thema eine Zeitbombe,<br />
deren Lunte schon brennt. Denn etwa 115<br />
neue Arztstellen müssen bis 2028 neu besetzt werden.<br />
Mit jeder sterbenden Praxis geht auch das von der<br />
Kassenärztlichen Vereinigung (KV) zugeteilte Budget der<br />
Region verloren, hieß es. Ein Regionalbudget aber<br />
stößt nicht auf ungeteilte Begeisterung. Wird das Geld<br />
Dr. Klaus Bittmann (li.) und Harald Stender<br />
SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />
für niedergelassene Ärzte und die Westküstenklinken in<br />
einen Topf geworfen, steigt die Angst vor Konkurrenz.<br />
Aus Sicht Stüves ist eine gemeinsame Strategie zwischen<br />
ambulanter und stationärer Medizin die einzige<br />
Chance, um die Mittel in der Region zu halten. Dr. Klaus<br />
Bittmann, Vorsitzender der Ärztegenossenschaft, stößt<br />
ins gleiche Horn. „Wir müssen die Rivalität abbauen.“<br />
Über Regionalbudgets könne auch die Versorgungsverantwortung<br />
gesteuert werden. Bittmann plädiert für<br />
Vertrauen und gemeinsame Strukturen. Auch Klimant<br />
mahnte: „Für weitere Grabenkämpfe ist keine Zeit.“<br />
WKK-Geschäftsführer Harald Stender möchte beim Regionalbudget<br />
die KV außen vor lassen und als organisatorische<br />
Stelle für die Verteilung der Honorare die Ärztegenossenschaft<br />
ins Boot holen. „Die KV wird das<br />
auch in zehn kalten Wintern nicht auf die Reihe bekommen“,<br />
so Stender. Auch Stüve sieht dies so: „Ich<br />
würde mich nicht auf die KV verlassen.“ Das WKK bekommt<br />
die demografischen Auswirkungen schon jetzt<br />
zu spüren. Fehlen die Ärzte auf dem Land, gehen Patienten<br />
ins Krankenhaus, die eigentlich ambulant behandelt<br />
werden müssen. Damit steigt die Belastung<br />
der Ärzte und die Gefahr, dass Patienten auf andere Regionen<br />
ausweichen. Stüve: „Die Patientenwanderung<br />
nach Hamburg beginnt gerade.“ Er forderte die Kommunalpolitiker<br />
auf, sich bei diesem Thema deutlich<br />
mehr einzumischen und schon jetzt zu reagieren.<br />
Angela Schmid<br />
Burkhard Sawade (li.) und Dr. Stefan Krüger<br />
(Fotos: Schmid)<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 19
SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />
Schulterschluss-Gründerin Renate Hartwig in Kiel<br />
Kritischer Blick auf die<br />
Strukturen im Gesundheitswesen<br />
„Mafia-Strukturen“ im Gesundheitswesen, KVen als „Kriminelle Vereinigungen“:<br />
Renate Hartwig und ihre Ansichten über das deutsche Gesundheitswesen.<br />
Renate-Hartwig<br />
(Foto: fe)<br />
20 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
250 Menschen kamen in Kiel<br />
zum Auftritt von Renate Hartwig,<br />
der kämpferischen Lokomotive<br />
der Bürgerbewegung<br />
„Schulterschluss“, gefragte<br />
Vortragsreisende und<br />
Autorin des Bestsellers „Der<br />
verkaufte Patient“. Das Auditorium<br />
war begeistert; Fachleute<br />
blieben skeptisch.<br />
In einem programmatischen<br />
Offenen Brief schrieb Hart-<br />
wig im Januar <strong>2009</strong> an Bundesgesundheitsministerin<br />
Ulla Schmidt: „Mein Motiv ist ein Gesundheitswesen, das<br />
den Erfordernissen der Patienten gerecht wird und die<br />
Menschenwürde und Bürgerpatientenrechte beachtet.<br />
Dazu gehört der tatsächlich freie niedergelassene Arzt!<br />
… Ihre [Schmidts] Gesundheitspolitik ist auf die Interessen<br />
der Monopolisten in der Gesundheitsindustrie<br />
und deren Gewinnmaximierung ausgerichtet. In deren<br />
Kalkulation gibt es nur die zahlende Masse Patient und<br />
den Erfüllungsgehilfen Arzt!“ Diese Sätze sind ihr Bekenntnis.<br />
Entstanden ist diese Arbeitsgrundlage durch<br />
die eigene Erfahrung beim Hausarzt, der ihr nachweisen<br />
konnte, dass er mit dem Arbeitsvolumen und dem<br />
Honorar nicht zurechtkommt, wenn er sich jedem Patienten<br />
ohne Zeitbeschränkung widmet. Hartwig: „Da<br />
habe ich gemerkt, dass ich ein uninformierter Patient war,<br />
der von der Politik angelogen wird.“ Als sie dann im Frühjahr<br />
2007 auf einem Ärzteprotest die anwesenden Gesundheitspolitiker<br />
müde lächelnd sagen hörte: „Wir<br />
setzen ja nur die Rahmenbedingungen“, entschloss<br />
sie sich, den Aufstand gegen die „Fratze der Macht“ auszurufen.<br />
Seither reist sie durch die Lande, hält Vorträge<br />
und initiiert „Bürger-Patienten-Stammtische“, bis<br />
dato nach ihren Angaben 508.<br />
Massiv kritisiert Renate Hartwig die in den Medien ständig<br />
wieder angefachte Debatte um das Einkommen<br />
der Ärzte: „Ein Nebenkriegsschauplatz“, der nur der Ab-<br />
lenkung von den tatsächlichen Problemen diene. Wenn<br />
sie allerdings die Ursachen der chronischen Unterfinanzierung<br />
der GKV benennen soll, verläuft sich die Analyse<br />
in Verschwörungstheorien. Etwa wenn sie meint,<br />
die Krankenversicherungsbeiträge würden auf dem<br />
Weg über Kassen und Kassenärztliche Vereinigungen<br />
„verschwinden“, in „Mafia-Strukturen“ versickern. Wenn<br />
Hartwig „KV“ dann mit „Kriminelle Vereinigung“ übersetzt,<br />
ist der Beifall ihrer Anhänger gewiss - als Gesprächspartner<br />
steht sie damit jedoch im Abseits. Als<br />
wichtigste Ursache der Unterfinanzierung des Gesundheitswesens<br />
nennt sie die Werbeetats der Krankenkassen:<br />
Mitgliederwerbeprämien, Reisegutscheine,<br />
Banden-Werbung im Fußballstadion, Rabatte in<br />
Pizza-Läden - z. T. fragwürdige Aktionen, die aber als<br />
Ursache der Finanzmisere kaum infrage kommen.<br />
Näher an der Realität liegt Renate Hartwig, wenn sie die<br />
„Industrialisierung der Medizin“ durch Kapitalgesellschaften,<br />
Klinik-Ketten und Klinik-MVZs angreift. Weil die<br />
niedergelassenen Ärzte dieser Entwicklung im Wege stehen,<br />
sollen sie abgeschafft werden. Als Vorkämpferin<br />
dieses Trends hat sie Bundesgesundheitsministerin<br />
Ulla Schmidt ausgemacht: Die hat sich in den USA<br />
den Gesundheitskonzern Kaiser Permanente angesehen,<br />
der mit rund 160.000 Mitarbeitern knapp neun<br />
Millionen Menschen Krankenversicherung, Kliniken,<br />
Ernährungsberater und Apotheken aus einer Hand anbietet.<br />
Wie die Tageszeitung DIE WELT berichtete, war<br />
Schmidt begeistert: „Wenn die Behandlungsabläufe<br />
abgestimmt werden und der eine Arzt weiß, was der andere<br />
tut, steigt nicht nur die Qualität der Versorgung. Das<br />
Geld wird auch sinnvoller eingesetzt.“ Von der Ministerin<br />
will Hartwig nun erfahren, ob sie das deutsche Gesundheitswesen<br />
diesem Super-Konzern ausliefern wolle;<br />
Antworten aus Berlin blieben bislang aus.<br />
Weitere Informationen im Internet unter www.bürgerschulterschluss.de<br />
und www.schulterschluss-kiel.de<br />
Jörg Feldner
<strong>10</strong>0. Sozialmedizinisches Kolloquium in Lübeck<br />
Chronisch Kranke<br />
im Erwerbsleben halten<br />
SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />
Die Veranstaltungen in Lübeck sind längst zur Institution geworden. Zum<br />
Jubiläum referierte ein Arbeitsmediziner.<br />
„Nicht viele Kolloquiumsreihen erreichen die hohe Zahl<br />
<strong>10</strong>0 wie die SMK (Sozialmedizinisches Kolloquium),<br />
lobte der Dekan der medizinischen Fakultät der Universität<br />
zu Lübeck, Prof. Dr. Werner Solbach in seinem<br />
Grußwort beim <strong>10</strong>0. Kolloquium am 2. September - traditionsgemäß<br />
im Seminarraum der früheren LVA <strong>Schleswig</strong>-Holstein,<br />
jetzt Deutsche Rentenversicherung Nord,<br />
in der Lübecker Ziegelstraße.<br />
Die drei gemeinsamen Veranstalter - Sozialmedizinisches<br />
Institut der Univ. Lübeck (zunächst Stiftungslehrstuhl<br />
mit Prof. Dr. Dr. phil. Heiner Raspe als Hauptinitiator<br />
der SMK), die LVA bzw. Rentenversicherung und der<br />
MDK Nord - konnten auf eine auch inhaltlich beeindruckende<br />
Reihe von Vorträgen mit Diskussionen zurückblicken.<br />
Den Anfang machte am 23.2.1994 Prof. Dr. rer.<br />
pol. Henke, der damalige Vorsitzende des Sachverständigenrates.<br />
Um die Sozialmedizin herum waren alle<br />
zugehörigen Fachrichtungen gut vertreten: die Versorgungsforschung<br />
(u. a. Prof.es Pfaff, Robra, Siegrist,<br />
Schrappe), die Reha-Wissenschaften mit Prof. Koch<br />
(UKE) oder Prof. Raspe selbst, die Ministerialebene mit<br />
Karl Jung oder Dr. Cordelia Andreßen (damals Sozialministerium<br />
in Kiel), führende Standesvertreter (Prof.<br />
Fuchs, Dr. Schorre, Dr. Müller-Reichhelm, Dr. Montgomery),<br />
das Fach Sozialrecht mit BSG-Präsident von<br />
Wulffen und Prof. Igl, aber auch Spezialfächer wie die<br />
Medizinethik (Prof. Marckmann, Tübingen) sowie Krankenhaus-<br />
und Sozialversicherungsexperten und auch<br />
ausländische Fachleute.<br />
Zum Jubiläum referierte Prof. Dr. Hans-Martin Hasselhorn<br />
(Bergische Universität Wuppertal) zum Thema „Arbeit,<br />
Alter und Gesundheit - Herausforderungen für die Rehabilitation.<br />
Ein Beitrag aus Sicht der Arbeitsmedizin“.<br />
Er ging von der demografischen Notwendigkeit aus,<br />
Erwerbstätige länger im Beruf zu halten. Es seien steigende<br />
Arbeitsanforderungen anzunehmen: Höhere Arbeitsintensität,<br />
längere Lebensarbeitszeit, aber auch<br />
geringere Sicherheit des Arbeitsplatzes würden die Arbeitnehmer<br />
eher kränker machen. Hier seien auch die<br />
Betriebsärzte gefordert. Sie müssten in die Entscheidung<br />
über Rehamaßnahmen durch die Sozialversicherungsträger<br />
einbezogen werden.<br />
Dazu müsse auch an Arbeitsmediziner die Frage gestellt<br />
werden: „Wie können chronisch Kranke im Erwerbsleben<br />
gehalten werden?“, statt wie bisher zu fragen: „Wie<br />
komme ich aus dem Beruf schnell heraus in Rente?“<br />
Die Arbeitsmedizin müsse aber bereit sein, sich auf die<br />
neuen Herausforderungen einzustellen. Das bedeute<br />
Bereitschaft zum Wandel, zu Schulung, zu einem neuen<br />
Bewusstsein und nicht zuletzt die Bereitschaft, mit allen<br />
Beteiligten zu kooperieren, also mit den Arbeitswissenschaften,<br />
dem Arbeitsschutz, der Sozialmedizin, mit<br />
den Versicherungsträgern und anderen.<br />
Die lebhafte Diskussion bestätigte weitgehend diese<br />
Darstellung aus der Sicht <strong>Schleswig</strong>-Holsteiner und<br />
Hamburger Praktiker. Nur etwa zwei Prozent der Rehapatienten<br />
habe Kontakt mit dem Betriebsarzt, früher<br />
mehr als doppelt soviel, sagte der Vertreter einer Rehaklinik.<br />
Entscheidend sei die Kooperation mit den genannten<br />
Fachleuten, auch mit Arbeitspsychologen und<br />
mit den Hausärzten. Immerhin: Ein arbeitsmedizinisches<br />
Netzwerk mit interessierten Betrieben scheint es<br />
bisher nur in <strong>Schleswig</strong>-Holstein zu geben (www.netzwerk-betrieb.reha.de).<br />
Horst Kreussler<br />
Veranstaltungsort des <strong>10</strong>0. SMK in Lübeck<br />
(Foto: Deutsche Rentenversicherung Nord)<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 21
SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />
KVSH-Abgeordnetenversammlung<br />
Niedergelassene Ärzte<br />
erhalten weniger Geld pro Patient<br />
Eine Studie deckt Verluste auf. Die Kassenärztliche Vereinigung <strong>Schleswig</strong>-<br />
Holstein (KVSH) sieht sich in ihrer Kritik an der Honorarreform bestätigt.<br />
Die neue Landesregierung stand zur Abgeordnetenversammlung<br />
der KVSH am 16. September noch nicht<br />
fest. Unabhängig vom Ausgang der Wahl benötigen die<br />
Ärzte in <strong>Schleswig</strong>-Holstein nach Ansicht der kommissarischen<br />
KV-Vorsitzenden Dr. Ingeborg Kreuz aber<br />
mehr Rückhalt in der Politik. Kreuz forderte eine „Landespolitik,<br />
die sich offensiv vor ihre Ärzte stellt“.<br />
Dies hat Kreuz in der Vergangenheit vermisst, insbesondere,<br />
als die Ärzte im Zuge der Honorarreform auf<br />
ihre Probleme in der Öffentlichkeit aufmerksam gemacht<br />
hatten. Die daraufhin einsetzende Kritik von<br />
Krankenkassen und Politik, deren Hinweise auf ein angeblich<br />
sattes Honorarplus und Vorwürfe wegen vermeintlicher<br />
Leistungsverweigerung hatten wiederum<br />
unter Ärzten Empörung hervorgerufen. Mit der Abrechung<br />
für das erste Quartal, die in <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
22 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
einen geringen prozentualen Honorarzuwachs erbracht<br />
hatte, fühlten sich die Kritiker im Recht. Eine auf der Abgeordnetenversammlung<br />
präsentierte Studie des Kieler<br />
Instituts für Mikrodatenanalyse durch Dr. Thomas Drabinski<br />
rückt diesen geringen Zuwachs allerdings in ein<br />
anderes Licht. Denn der Honorarzuwachs wird durch einen<br />
starken Anstieg der Patientenzahl mehr als aufgezehrt.<br />
Unter dem Strich steht im ersten Quartal <strong>2009</strong> im<br />
Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang des Honorars pro<br />
Patient. Der Durchschnittswert sank auf 52 Euro, im Vergleichsquartal<br />
2008 lag dieser Wert noch bei 56 Euro,<br />
2007 bei 53 Euro. Der Rückgang zeigt sich mit Ausnahme<br />
der Psychotherapeuten und Kinderärzte in allen<br />
Fachgruppen. Für die Hausärzte etwa sank das Durchschnittshonorar<br />
je Patient von 54,25 Euro in 2008 auf<br />
53,04 Euro in <strong>2009</strong>. Kreuz sieht angesichts dieser Zah-
len die Kritiker widerlegt, die von Leistungsverweigerung<br />
und einem Aussperren von Patienten gesprochen hatten.<br />
„Die Ärzte in <strong>Schleswig</strong>-Holstein haben sicherlich<br />
nicht überreagiert“, sagte Kreuz mit Blick auf die zurückliegenden<br />
Proteste.<br />
Die Formel „Mehr Arbeit - Weniger Geld“ gilt allerdings<br />
nur für die Betrachtung je Patient. Das Gesamthonorar<br />
ist bei einer nur gering zunehmenden Arztzahl von 219<br />
Millionen Euro im ersten Quartal 2007 auf 232 Millionen<br />
Euro in I/2008 auf schließlich 236 Millionen Euro in<br />
I/<strong>2009</strong> gestiegen. Damit fiel der Anstieg allerdings deutlich<br />
geringer aus als im Bundesdurchschnitt. Drabinski<br />
bezeichnete die Honorarreform als „nicht geglückt“. Er<br />
vermisst die Nachhaltigkeit und eine Berücksichtigung<br />
der zunehmenden Alterung der Bevölkerung. „Für<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein ist die Honorarreform kein Erfolg“,<br />
lautete das Fazit des Volkswirtes.<br />
Auch die Vorschau auf die weitere Entwicklung ließ<br />
nicht erkennen, dass die Honorarsituation sich deutlich<br />
entspannen wird. KV-Vorstand Dr. Ralph Ennenbach<br />
kündigte an, weiterhin nach diplomatischen Lösungen<br />
zu suchen und angesichts der Finanzprobleme<br />
der Krankenkassen diese nicht zu brandmarken. In den<br />
laufenden Gesprächen mit Kassenvertretern hat Ennenbach<br />
den Eindruck gewonnen, dass bei diesen<br />
durchaus Verständnis für die Probleme der Praxisinhaber<br />
vorhanden ist, die Kassenlage aber keine Zuge-<br />
SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />
Dr. Ralph Ennenbach (oben) bekräftigte, dass die Ärzte sich zu ihrer Verantwortung für die Versorgung im Land<br />
bekennen. Die Honorarreform allerdings halten sie weiterhin für missglückt, wie KV-Chefin Dr. Ingeborg Kreuz<br />
nach den von Dr. Thomas Drabinski (beide links unten) präsentierten Zahlen unterstrich. (Fotos: di)<br />
ständnisse zulässt. Wie eine Lösung aussehen könnte,<br />
ist damit unklar. „Wir fühlen Verantwortung für unser<br />
Land, aber wir können sich nicht wahrnehmen“ - diese<br />
Situation könnte laut Ennenbach eintreten.<br />
Vom Vorstand aufgeworfen wurde auch die Frage, ob<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein mit der früheren Mengenbegrenzung<br />
nicht selbst für einen Teil der aktuellen Honorarprobleme<br />
verantwortlich ist. Denn die neue Systematik<br />
benachteiligt tendenziell die KVen, die in der Vergangenheit<br />
durch Mengenbegrenzungen zu einem stabilen<br />
Punktwert beigetragen haben, und sie begünstigt KVen<br />
mit einem einst niedrigen Punktwert. Diese Entwicklung<br />
war jedoch nicht vorhersehbar. Ennenbach bekräftigte<br />
noch einmal, dass er die frühere KVSH-Strategie<br />
auch heute noch für richtig hält, und bekam dafür Unterstützung<br />
aus den Reihen der Abgeordneten. Ohnehin<br />
scheinen diese derzeit mit ihrem Vorstand sehr zufrieden.<br />
Kritik gab es keine, dafür aber Lob aus dem fachärztlichen<br />
Ausschuss. Dessen Sprecher Dr. Andreas<br />
Bobrowski bestärkte den Vorstand in seiner Linie, fehlende<br />
Mittel für die Fachärzte nicht aus dem hausärztlichen<br />
Topf abzuziehen. „Es ist eine Mittelaufstockung erforderlich<br />
- aber dieses Geld kann nicht aus dem hausärztlichen<br />
Bereich kommen.“ Damit beschrieb Bobrowski<br />
eine Position, über die in der Abgeordnetenersammlung<br />
Konsens herrschte.<br />
Dirk Schnack<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 23
SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />
Online-Plattform für Kinder mit Asthma<br />
Mit Luftikids erfahren Kinder alles<br />
über Asthma<br />
Die von Dr. Bernd Behling aus Westerland auf Sylt mit entwickelte Plattform<br />
erklärt kindgerecht den Umgang mit der Erkrankung.<br />
Die Besucher von Luftikids stoßen auf den Internetseiten<br />
auf Piraten, Forscher und andere Begleiter, die in einer<br />
aufregenden Inselwelt leben. Das Inselspiel ist ein<br />
Modul der Internetplattform Luftikids, das auf eine Idee<br />
des praktischen Arztes Dr. Bernd Behling aus Westerland<br />
auf Sylt zurückgeht. Mit Luftikids will er das Wissen<br />
der Kinder über ihre Erkrankung spielerisch erhöhen<br />
und das Bewusstsein dafür stärken. Die Besucher<br />
erfahren etwas über Asthma auslösende Faktoren, wie<br />
sie vorbeugen und entspannen können und wie es gelingt,<br />
die Erkrankung besser zu steuern. Neben der Inselwelt<br />
enthält die Plattform deshalb auch ein thematisch<br />
ausgerichtetes Quiz, einen Wissensbereich mit anschaulichen<br />
Texten und einen Bereich, in dem die Kinder<br />
ihre eigenen Peak-Flow-Werte dokumentieren und<br />
kontrollieren können. Damit dies auch kinderleicht<br />
bleibt, führt die an ein Streifenhörnchen erinnernde Figur<br />
Rudi die Kinder durch alle Module und erklärt ihnen<br />
die nächsten Schritte.<br />
Die online erfassten Aufzeichnungen können ausgedruckt<br />
und dem behandelnden Arzt zur Therapieunterstützung<br />
vorgelegt werden. Die Idee zu Luftikids<br />
kam Behling vor fünf Jahren. Behling führt in seiner Praxis<br />
zahlreiche Schulungen durch und hat monatlich 20<br />
bis 30 Asthma-Patienten. In den Sommermonaten,<br />
wenn viele Urlauber auf Sylt sind, geht diese Zahl stark<br />
in die Höhe. „Wir mussten immer wieder feststellen, dass<br />
die geschulten Kinder sämtliche Kenntnisse vergessen<br />
hatten, wenn sie nach ein oder zwei Jahren wieder<br />
auf die Insel kamen“, berichtet Behling. Seine Bemühungen,<br />
Schulungen für die Kinder in kürzeren Zeit-<br />
24 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
abständen zu organisieren, blieben erfolglos. „Niemand<br />
hatte, konnte oder wollte sich mit dem Problem<br />
Schulung befassen, Nachschulung war gänzlich unbekannt“,<br />
erinnert sich der Inselarzt.<br />
Heute werden zwar Gruppenschulungen angeboten,<br />
doch diese sind aufwendig und nach seiner Beobachtung<br />
längst nicht flächendeckend möglich. Nach seinen<br />
Erfahrungen nehmen nur 20 Prozent der einmal geschulten<br />
Kinder und Jugendlichen eine Nachschulung<br />
wahr. „Jugendliche scheuen den häufigen Arztbesuch<br />
aus Angst, sich zu outen“, hat Behling beobachtet.<br />
Eine webbasierte Schulung dagegen könnte eine flächendeckende<br />
Verbreitung finden, jederzeit Zugang<br />
gewähren und kostengünstig erfolgen. Die Idee seines<br />
Vaters hat Medizininformatiker Jens Christian Behling<br />
am Computer umgesetzt. Für die Realisierung beteiligen<br />
sich Vater und Sohn in der Luftikids GmbH als<br />
Gesellschafter bzw. Geschäftsführer. Die Inhalte entsprechen<br />
den Vorgaben und Leitlinien der AG Asthmaschulung<br />
Osnabrück und der Atemwegsliga. Für<br />
das seit Kurzem freigeschaltete Portal gibt es mit einigen<br />
gesetzlichen Krankenkassen bereits feste Vereinbarungen,<br />
andere entscheiden über eine Kostenübernahme<br />
nach Einzelfall. Ärzte erhalten für das Ausfüllen<br />
von vier kurzen Fragebögen insgesamt 60 Euro je Patient<br />
(40 Euro von den Kassen, 20 Euro von Luftikids).<br />
Die bisherige Resonanz der Kollegen stimmt Behling optimistisch.<br />
Info: www.luftikids.de<br />
Dirk Schnack<br />
(Quelle: Dr. Behling/www.luftikids.de)
Akademie für medizinische Fortund<br />
Weiterbildung der ÄKSH<br />
Esmarchstraße 4-6<br />
23795 Bad Segeberg<br />
www.aeksh.de/akademie<br />
E-Mail: akademie@aeksh.org<br />
Tel. 04551/803-166<br />
Fax 04551/881-194<br />
Geschäftsführerin: Helga Pecnik M. A.<br />
Büroleiterin: Petra Petersen<br />
Intensivkurs Neurologie<br />
Der 4-tägige Kurs stellt den aktuellen Wissensstand der<br />
Neurologie in Forschung und Praxis dar und richtet<br />
sich sowohl an Ärztinnen und Ärzte, die sich auf die Facharzt-Prüfung<br />
vorbe reiten als auch an Interessierte, die sich<br />
eine Über sicht über das Fach verschaffen wollen oder<br />
ein umfassendes Update wün schen.<br />
Termin: 4.-7. November <strong>2009</strong>,<br />
täglich 8:30-17:00 Uhr<br />
Dieses Angebot fehlte leider im aktuellen Programmheft -<br />
wir bitten das Versehen zu entschuldigen.<br />
Zusatzbezeichnung<br />
Naturheilverfahren in einem Jahr<br />
Am 13.11.<strong>2009</strong> startet wieder ein Kurs zum Erwerb der<br />
Zusatzbezeichnung Naturheil ver fahren. Die Inhalte des<br />
160-stündigen Curri culums der Bundesärzte kammer<br />
werden in Abschnitten von jeweils 20 Stunden an Wochenenden<br />
(ein Termin pro Monat) vermittelt. Im Anschluss<br />
an den theoretischen Kurs bietet die Akademie<br />
auch die Fall semi nare als Alternative zur geforderten 3monatigen<br />
Wei ter bil dungs zeit an. Die fünf Seminare<br />
mit insgesamt 80 Stunden finden ebenfalls im Mo natsrhythmus<br />
an Wochenenden statt.<br />
Durch dieses Angebot ist es möglich, die Voraussetzungen<br />
für den Erwerb der Zusatz bezeichnung Naturheilverfahren<br />
berufsbeglei tend innerhalb eines Jahres zu<br />
erwerben.<br />
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1. November <strong>2009</strong>, 9:00-16:30 Uhr<br />
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4.-7. November <strong>2009</strong>, Beginn 8:30 Uhr<br />
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4. November <strong>2009</strong>, 16:00-19:30 Uhr Akademie direkt<br />
gebührenfrei<br />
Rationelle Diagnostik und Therapie<br />
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MITTEILUNGEN DER AKADEMIE<br />
6.-8. und 27.-29. November <strong>2009</strong>, Beginn 16:00 Uhr<br />
Strukturierte curriculäre Fortbildung<br />
Diabetologie - 40-Std.-Kurs<br />
7./8. November <strong>2009</strong>, 3 weitere Termine<br />
Strukturierte curriculäre Fortbildung<br />
Ernährungsmedizin - <strong>10</strong>0-Std.-Kurs<br />
7. November <strong>2009</strong>, 9:00-13:30 Uhr in <strong>Schleswig</strong><br />
15. <strong>Schleswig</strong>er Schmerztagung<br />
Palliativmedizin und Hospizdienst<br />
7. November <strong>2009</strong>, 9:00-14:00 Uhr in Lübeck<br />
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in der Herzchirurgie<br />
9.-13. November <strong>2009</strong> , ganztägig<br />
Weiterbildung für die Zusatzbezeichnung<br />
Spezielle Schmerztherapie<br />
13.-15. November <strong>2009</strong>, 7 weitere Termine<br />
160-Std. Weiterbildung für die Zusatzbezeichnung<br />
Naturheilverfahren<br />
13. November <strong>2009</strong>, 16:00-19:30 Uhr<br />
Segeberger Freitagsseminar zum Themengebiet<br />
Psychotherapie/-somatik<br />
Das Internet - neue Krankheitsrisiken, neue Behandlungschancen<br />
14. November <strong>2009</strong>, 9:00-18:30 Uhr<br />
Impfungen in der Praxis<br />
14. November <strong>2009</strong>, 9:30-17:30 Uhr<br />
ACLS-Training - Advanced Cardiac Life Support<br />
- auch als Refresher-Kurs anerkannt -<br />
16.-20. November <strong>2009</strong>, Beginn 8:30 Uhr<br />
Intensivmedizin<br />
Theoretische und praktische Grundlagen der allgemeinen<br />
Intensivmedizin<br />
18. November <strong>2009</strong>, 16:00-20:00 Uhr<br />
Schwangerenkonfliktberatung<br />
21. November <strong>2009</strong>, 9:00-12:00 Uhr<br />
Weiterbildung Psychotherapie<br />
Schematherapie - Chance für Patient und Therapeut<br />
25. November <strong>2009</strong>, 15:00-18:00 Uhr<br />
Cardio Pulmonale Reanmimation<br />
25. November <strong>2009</strong>, 15:00-19:00 Uhr<br />
Arzt und Recht<br />
Praxisübergabe und -übernahme<br />
28. November <strong>2009</strong>, 9:00-18:00 Uhr<br />
Einführung in die Begutachtung<br />
in Kiel<br />
Gäste<br />
willkommen<br />
Akademie direkt<br />
gebührenfrei<br />
28. November - 5. Dezember <strong>2009</strong>, Beginn 9:15 Uhr<br />
80-Std. Weiterbildung für die Zusatzbezeichnung<br />
Notfallmedizin<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 25
EDMUND-CHRISTIANI-SEMINAR<br />
Esmarchstr. 4 - 6<br />
23795 Bad Segeberg<br />
Tel.: 04551/8813-292<br />
Fax: 04551/8813-228<br />
E-Mail: ecs@aeksh.org<br />
Betriebswirtin für Management<br />
im Gesundheitswesen<br />
14. Seminarreihe<br />
Die Betriebswirtin ist ausgerichtet auf das besondere Anforderungsprofil<br />
für leitende Mitarbeiterinnen in großen<br />
medizinischen Organisationseinheiten.<br />
Die Teilnehmerinnen sollen eine berufliche Qualifikation<br />
erwerben, die sie befähigen, die betriebswirtschaftlichen<br />
Ziele des „Unternehmens MVZ/Arztpraxis“ in enger<br />
Abstimmung mit der ärztlichen Entscheidungsebene<br />
zu realisieren, sowie eigenverantwortlich Führungs-<br />
und Managementaufgaben zu erfüllen.<br />
Die Qualifikation der „Betriebswirtin“ baut auf Fertigkeiten<br />
und Kenntnissen von Berufen im Gesundheitswesen mit<br />
anschließender Praxiserfahrung auf und ist eine staatlich<br />
anerkannte Aufstiegsfortbildung. Der Abschluss<br />
ermöglicht den Übergang in den fachhochschulischen<br />
Bereich.<br />
Die Fortbildung umfasst insgesamt 800 Weiterbildungsstunden,<br />
von denen 160 Stunden durch ein Praktikum<br />
und die Erstellung einer Projektarbeit abgedeckt<br />
werden. Die Absolvierung der Weiterbildung erfolgt berufsbegleitend<br />
über ca. zwei Jahre. Die Seminare finden<br />
an Wochenenden sowie in zwei Wochenblöcken statt.<br />
Inhalte<br />
Modul I Planung und Kommunikation<br />
Modul II Informations- und Kommunikationstechnologien<br />
Modul III Qualitäts- und Projektmanagement<br />
Modul IV Personal- und Ausbildungsmanagement<br />
Modul V Betriebswirtschaftliche Praxisführung<br />
Modul VI Betriebliches Rechnungs- und Finanzwesen<br />
Beginn September <strong>2009</strong><br />
Gebühr: 1.640,00 Euro (Keine Gebührenermäßigung<br />
möglich)<br />
Fördermöglichkeiten<br />
- Aufstiegsfortbildungsförderung (Meister-BAföG)<br />
- Bildungsfreistellung nach BFQG<br />
Unser gesamtes Fortbildungsprogramm finden Sie unter: www.aeksh.de/ecs<br />
26 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
EDMUND-CHRISTIANI-SEMINAR<br />
Berufsbildungsstätte der<br />
Ärztekammer <strong>Schleswig</strong>-Holsteinn<br />
Fortbildungsangebote<br />
Oktober <strong>2009</strong><br />
17.<strong>10</strong>. Beschwerdemanagement<br />
23.<strong>10</strong>. Fachzertifikat Prävention bei Jugendlichen<br />
und Erwachsenen<br />
24.<strong>10</strong>. QM-Werkstatt/Aufbaukurs<br />
31.<strong>10</strong>. Fachzertifikat Qualitätsmanagement<br />
31.<strong>10</strong>. Spritzen, na und...?/Aufbaukurs<br />
November <strong>2009</strong><br />
04.11. GOÄ-Liquidation für „Einsteiger“<br />
04.11. Wundversorgung und Kompressionstherapie<br />
04.11. Aktualisierung der Kenntnisse/Fachkunde im<br />
Strahlenschutz<br />
06.11. Sachkunde gem. § 4 der Medizinproduktebetreiberverordnung<br />
06.11. Fachzertifikat Ambulante Versorgungälterer<br />
Menschen<br />
07.11. Impfen leicht gemacht - Crashkurs<br />
09.11. Strahlenschutzkurs für medizinisches<br />
Assistenzpersonal<br />
14.11. Harnsedimente<br />
14.11. Demenzkranke Menschen und ihre<br />
Angehörigen begleiten<br />
18.11. GOÄ-Kurs für den hausärztlichen Bereich<br />
21.11. EBM für „Einsteiger“<br />
21.11. Besser telefonieren/Aufbaukurs<br />
21.11. Man kann nicht nicht kommunizieren<br />
27.11. Erfolgreiches Arbeiten im Team<br />
28.11. Diabetes und Ernährung<br />
28.11. Medizinproduktegesetz<br />
Dezember <strong>2009</strong><br />
02.12. Palliativmedizinische Versorgung<br />
04.12. Communicating with english speaking patients<br />
05.12. Umgangsformen und Körpersprache<br />
05.12. Notfallsituationen in der ärztlichen Praxis<br />
11.12. Diabetes verstehen - Patienten (besser)<br />
unterstützen<br />
12.12. Tapen/Grundkurs<br />
14.12. Erweiterte Aktualisierung der Kenntnisse/<br />
Fachkunde im Strahlenschutz
Geburtstage<br />
Veröffentlicht sind nur die Namen der Jubilare, die mit<br />
der Publikation einverstanden sind.<br />
Dr. Renate Ladendorf, Aumühle,<br />
feiert am 01.11. ihren 80. Geburtstag.<br />
Dr. Gerda Pauly, Lübeck-Travemünde,<br />
feiert am 01.11. ihren 85. Geburtstag.<br />
Dr. Jürgen Wendemuth, Büsumer Deichhausen,<br />
feiert am 01.11. seinen 70. Geburtstag.<br />
Prof. Dr. Karl Kanig, Lübeck,<br />
feiert am 02.11. seinen 85. Geburtstag.<br />
Dr. Uwe Dümmer, Pinneberg,<br />
feiert am 03.11. seinen 70. Geburtstag.<br />
Prof. Dr. Dieter Soyka, Kiel,<br />
feiert am 09.11. seinen 80. Geburtstag.<br />
Dr. Walter Zettler, <strong>Schleswig</strong>,<br />
feiert am 09.11. seinen 90. Geburtstag.<br />
Dr. Ekkehard Schumann, Flensburg,<br />
feiert am 11.11. seinen 70. Geburtstag.<br />
PD Dr. Ekkehard Dieterich, Heide,<br />
feiert am 14.11. seinen 70. Geburtstag.<br />
Wir gedenken der Verstorbenen<br />
Dr. Monica Imhoff, Quarnbek,<br />
geboren am 23.11.1946,<br />
verstarb am 12.06.<strong>2009</strong>.<br />
Dr. Johannes Keseling, Kiel,<br />
geboren am 30.09.1918,<br />
verstarb am 11.08.<strong>2009</strong>.<br />
Dr. Malte Schmans, Niebüll,<br />
geboren am 13.05.1919,<br />
verstarb am 17.08.<strong>2009</strong>.<br />
Peter Fischer, Lübeck,<br />
geboren am 14.06.1943,<br />
verstarb am 25.08.<strong>2009</strong>.<br />
Klaus Braun, Hohenwestedt,<br />
geboren am 05.07.1937,<br />
verstarb am 31.08.<strong>2009</strong>.<br />
Dr. Karl-Herbert Westphal, Kiel,<br />
feiert am 18.11. seinen 90. Geburtstag.<br />
Dr. Conrad Nolte, Heiligenhafen,<br />
feiert am 22.11. seinen 75. Geburtstag.<br />
Dr. Horst Kaczmareck, Norderstedt,<br />
feiert am 23.11. seinen 75. Geburtstag.<br />
Dr. Hellmut Schenk, Trappenkamp,<br />
geboren am 02.05.1921,<br />
verstarb am 04.09.<strong>2009</strong>.<br />
Dr. Hans-Karsten Petersen, Heide,<br />
geboren am 23.12.1921,<br />
verstarb am 05.09.<strong>2009</strong>.<br />
Dr. Wolfgang Wachsmuth, <strong>Schleswig</strong>,<br />
geboren am 09.07.1922,<br />
verstarb am 12.09.<strong>2009</strong>.<br />
Prof. Dr. Gustav Schimmelpennig, Kiel,<br />
geboren am 18.12.1928,<br />
verstarb am 16.09.<strong>2009</strong>.<br />
PERSONALIA<br />
Dr. Beate Oberste-Lehn, Lübeck-Travemünde,<br />
feiert am 23.11. ihren 75. Geburtstag.<br />
Dr. Niels Krause, Lübeck-Travemünde,<br />
feiert am 24.11. seinen 70. Geburtstag.<br />
Dr. Knut Gerlach, Lübeck,<br />
feiert am 27.11. seinen 70. Geburtstag.<br />
Dr. Peter Lindner, Großhansdorf,<br />
feiert am 27.11. seinen 85. Geburtstag.<br />
Dr. Erika Hoffmann-Ammon, Flensburg,<br />
feiert am 28.11. ihren 85. Geburtstag.<br />
Erika Nerger, Grube,<br />
feiert am 30.11. ihren 70. Geburtstag.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 27
PERSONALIA<br />
Prof. Arno Deister bleibt Ärztlicher Direktor<br />
Prof. Arno Deister wurde für die Wahlperiode bis September<br />
2012 als Ärztlicher Direktor des Klinikums Itzehoe<br />
wiedergewählt. Deister ist seit 1996 Chefarzt der Klinik<br />
für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische<br />
Medizin des Klinikums Itzehoe und hatte die Funktion des<br />
Ärztlichen Direktors bereits in den Jahren 2000 bis 2003<br />
sowie in einer zweiten Wahlperiode seit Oktober 2006<br />
inne. Der Ärztliche Direktor leitet den ärztlich-therapeutischen<br />
Bereich des Klinikums mit z. Zt. knapp 400 Mitarbeitern<br />
aus verschiedenen therapeutischen Bereichen,<br />
darunter etwa 200 Ärzten der insgesamt zehn Kliniken.<br />
Darüber hinaus bildet der Ärztliche Direktor zusammen<br />
mit Krankenhausdirektor Bernhard Ziegler und der Pflegedirektorin<br />
Irmgard Laibida das Krankenhausdirektorium<br />
des Klinikums. Er wird jeweils für die Dauer von drei<br />
Nachfolger von Hans-Peter Beuthien als Geschäftsführer<br />
der Sana Kliniken Lübeck ist Klaus Abel. Der 42-<br />
Jährige war zuvor u. a. bei den Hospitalgesellschaften<br />
der Franziskanerinnen in Münster tätig und am Universitätskrankenhaus<br />
Hamburg-Eppendorf (UKE) für den<br />
Auf- und Ausbau des Medizinischen Versorgungszen-<br />
Preise für Lübecker Wissenschaftler<br />
Mitarbeiter des Instituts für Medizintechnik der Universität<br />
Lübeck sind auf dem Weltkongress für Medizinische<br />
Physik und Biomedizinische Technik in München gleich<br />
zwei Mal mit internationalen Innovationspreisen ausgezeichnet<br />
worden. Timo Sattel nahm den Preis in der Ka-<br />
Prof. Thorsten Buzug mit den Doktoranden Stefan<br />
Becker und Timo Sattel (v. l. n. r.). (Foto: Uni Lübeck)<br />
28 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
Prof. Arno Deister<br />
(Foto: Klinikum Itzehoe)<br />
Jahren von den Chefärzten<br />
des Klinikums gewählt. Zugleich<br />
wurde Dr. Wolfgang<br />
Höppner (52), Chefarzt der<br />
Klinik für Urologie und Kinderurologie,<br />
in seiner Funktion<br />
als Stellvertretender Ärztlicher<br />
Direktor im Itzehoer Klinikum<br />
bestätigt. Deister (51)<br />
hat sich über Itzehoe hinaus<br />
einen Namen gemacht. So<br />
ist er u. a. in das Modellprojekt<br />
für das erfolgreiche re-<br />
gionale Psychiatriebudget im Kreis Steinburg involviert.<br />
(Red.)<br />
Klaus Abel führt Geschäfte der Sana Kliniken Lübeck<br />
trums verantwortlich. Beuthien war seit 2002 Geschäftsführer<br />
in Lübeck. Er hatte die Geschäftsführung<br />
kurz nach der Übernahme durch Sana übernommen, das<br />
Haus aus den roten Zahlen geführt und am zweiten<br />
Standort das Modell der Praxisklinik Travemünde umgesetzt.<br />
Beuthien wechselt nach Hamburg. (Red.)<br />
tegorie Science Award stellvertretend für das Forschungsteam<br />
bildgebende Verfahren mit magnetischen<br />
Nanopartikeln entgegen. Hierfür hatte es bereits im vergangenen<br />
Jahr vom Bundesforschungsministerium den<br />
nationalen Innovationspreis für Medizintechnik gegeben.<br />
Stefan Becker erhielt den Preis in der Kategorie<br />
Young Talent Award für Arbeiten im Projekt Tumorwachstumssimulation.<br />
Insgesamt hatten sich mehr als 70<br />
Forschungsgruppen für einen Preis in drei Kategorien beworben.<br />
Die Jury bestand laut Mitteilung der Universität<br />
aus sechs unabhängigen Industriewissenschaftlern. Sie<br />
bewerteten die wissenschaftliche Tiefe der Arbeiten und<br />
den zu erwartenden gesundheitsökonomischen Einfluss.<br />
Prof. Thorsten Buzug, Direktor des Lübecker Instituts<br />
für Medizintechnik, verspricht sich von den Preisen eine<br />
Motivation für die weitere Arbeit am Institut. Der 28-jährige<br />
Elektro- und Informationstechniker Timo Sattel ist seit<br />
Dezember 2007, der 27-jährige Informatiker Stefan<br />
Becker seit April <strong>2009</strong> als Doktorand am Lübecker Ins -<br />
titut tätig. (Red.)
Wechsel in der Oldenburger Chirurgie<br />
Dr. Ingo Göken, langjähriger Chefarzt des Zentrums für<br />
Chirurgie der Klinik Oldenburg, ist in den Ruhestand<br />
verabschiedet worden. Zugleich komplettierte das Krankenhaus<br />
für die Chirurgie seine Chefarztriege. Seit kurzem<br />
gibt es für vier chirurgische Fachabteilungen Chefärzte<br />
in Oldenburg. Neben Dr. Lars Nebermann (Handund<br />
Mikrochirurgie) und Dr. Andreas Zabel (Gefäßchi -<br />
rurgie) sind nun auch Dr. Hinrich Seesko (Allgemeine und<br />
Viszeralchirurgie) und PD Dr. Mohammad Maghsudi<br />
(Orthopädie und Unfallchirurgie, zusammen mit Nebermann)<br />
in Oldenburg als Chefärzte tätig. Seesko kommt<br />
aus Eutin. Er strebt eine enge Zusammenarbeit mit den<br />
Hausärzten der Region an. Maghsudi wird außer in Oldenburg<br />
auch Chefarzt der Orthopädie und Unfallch i -<br />
rurgie in Eutin sein. Er betonte die schon zuvor gute Zusammenarbeit<br />
zwischen den beiden Standorten, die<br />
zum gleichen Träger, den Sana Kliniken Ostholstein,<br />
zählen.<br />
Die Geschäftsführer der Klinik, Stephan Puke und Lothar<br />
Brandt, würdigten Gökens langjähriges Engagement<br />
und seine Einsatzbereitschaft. Göken war u. a. Mitbegründer<br />
des Fördervereins für die Klinik Oldenburg.<br />
Auch der Bau des Ärztehauses an der Klinik geht mit auf<br />
seine Initiative zurück. Göken war über 27 Jahre an der<br />
Viszeralchirurg Dr. Thomas Wimmer ist verantwortlich für<br />
das Team im neuen Darmzentrum am Westküstenklinikum<br />
(WKK) Heide. Er arbeitet mit einer interdisziplinären<br />
Mannschaft, für die ihm Gastroenterologin Dr. Karin<br />
Münzer als Koordinatorin zur Seite steht. Vom Darmzentrum<br />
erhofft sich das WKK eine bessere Behandlung<br />
von Patienten mit Darm- oder Rektalkrebs. Außer ins<br />
Personal hat das Haus dafür auch in neue, modernere<br />
Geräte investiert. „Wir streben eine Zertifizierung des<br />
Darmzentrums durch die Fachgesellschaften innerhalb<br />
eines Jahres an“, sagte Chefarzt Prof. Fritz Keck. Für die<br />
Zertifizierung als Darmzentrum sind drei Viszeralchirurgen<br />
im Team erforderlich. Neben Wimmer sind dies in Heide<br />
Prof. Friedrich Kallinowski und der Leitende Oberarzt<br />
Dr. Harald Drews. Wimmer, der zuvor in Soltau, am Koblenzer<br />
Bundeswehrkrankenhaus und in Papenburg tätig<br />
war, wird auch für die proktologische Sprechstunde<br />
am WKK zuständig sein. Neben Internisten und Chirurgen<br />
sind an der Behandlungskette im Darmzentrum<br />
PERSONALIA<br />
Dr. Hinrich Seesko Dr. Andreas Zabel<br />
Dr. Lars Nebermann Dr. Mohammad Maghsudi<br />
(Fotos: Sana Kliniken<br />
Ostholstein GmbH)<br />
Sana Klinik Oldenburg tätig, davon über 20 Jahre als<br />
Chefarzt des Zentrums für Chirurgie. (Red.)<br />
Dr. Thomas Wimmer leitet neues Darmzentrum in Heide<br />
auch Spezialisten aus der<br />
Strahlentherapie, Chemotherapie,<br />
Radiologie, Pathologie,<br />
Psychoonkologie, Frührehabilitation,<br />
Ernährungsberatung<br />
und Stomatherapie beteiligt.<br />
Die Experten kommen einmal<br />
wöchentlich zur Tumorkonferenz<br />
zusammen. Verbessern<br />
will das Darmzentrum auch<br />
die Vorsorge. „Je früher wir einen<br />
Krebs oder die Vorstufe<br />
Dr. Thomas Wimmer<br />
(Foto: Kienitz/WKK)<br />
davon erkennen und behandeln, desto größer ist die<br />
Überlebenschance“, sagte Münzer. Die Untersuchungen<br />
werden von Ärzten des Krankenhauses und von nieder -<br />
gelassenen Internisten, die die Räume am Krankenhaus<br />
nutzen dürfen, vorgenommen. Allerdings kämpfen die Verantwortlichen<br />
auch in Heide mit der Motivation zur Teilnahme<br />
- auch die Dithmarscher sind Vorsorgemuffel. (Red.)<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 29
MEDIZIN UND WISSENSCHAFT<br />
Pharmakologie<br />
Der Kranke, sein Arzt und die<br />
Therapie<br />
Pharmakologie und patientenzentrierte Medizin sollten Hand in Hand gehen.<br />
Prof. Karl-Heinz Engelhardt plädiert für eine therapeutische Allianz.<br />
Was erwartet der Patient von seinem Hausarzt? Gutes<br />
medizinisches Wissen und Können; er wünscht gleichzeitig,<br />
dass der Arzt an seinem Problem interessiert ist<br />
und ihm seine Symptome erklärt. In Umfragen zum<br />
Thema wird am häufigsten Menschlichkeit genannt,<br />
gefolgt von Kompetenz und Genauigkeit. Ich möchte hier<br />
vor allem zwei Dinge zur Sprache bringen:<br />
Das Eine ist, dass der Arzt lebenslang von einer unabhängigen<br />
Pharmakologie lernen sollte, um die richtigen<br />
Medikamente in der angemessenen Dosis und mit<br />
möglichst wenigen Nebenwirkungen zu verordnen.<br />
Eine solche Pharmakologie bewahrt auch vor unnötigen<br />
Stoffen und vor einer einengenden Medikalisierung.<br />
Das Zweite ist die Tatsache, dass die Erfolge der<br />
Therapie durch eine patientenzentrierte Vorgehensweise<br />
gesteigert werden. Medikamente werden im Kontext<br />
der Arzt-Patient-Beziehung verordnet.<br />
Glücklicherweise befinden wir uns nicht mehr im therapeutischen<br />
Nihilismus des 19. Jahrhunderts, wo einem<br />
Schwerkranken von Skoda, dem Internisten der<br />
Wiener Schule, die Diagnose gestellt wurde, die wenig<br />
später von dem Pathologen Rokitansky bestätigt wurde.<br />
Wir haben heute eine Vielfalt von wirksamen Stoffen,<br />
ja sogar eine Überfülle, sodass wir die Hilfe einer<br />
unabhängigen Pharmakologie brauchen. Von 1998 bis<br />
2002 erschienen auf dem USA-Markt 415 neue Medikamente,<br />
davon waren 77 Prozent Nachahmer. Mit ihnen<br />
wollen Konkurrenzunternehmen einen Marktanteil<br />
erobern. Ärztemuster und von der Industrie gespon sorte<br />
Fortbildungen sind Mittel, um Ärzte auf neu zugelassene<br />
und teure Medikamente einzustimmen. Der Pharmakologe<br />
Heinz Lüllmann hat mit seinen pharmakologischen<br />
Lehrbüchern, Vorlesungen und mit der „Disputatio<br />
Pharmakologica“ dazu beigetragen, Achtung und<br />
Respekt vor den verordneten Arzneistoffen zu erzeugen.<br />
Dadurch wird uns bewusst, dass jedes wirksame Mittel<br />
einen komplexen Eingriff in den kranken Organismus<br />
bedeutet. Wir müssen Nutzen und Risiko jeder Therapie<br />
genau abwägen. Nicht jedes neue Medikament,<br />
30 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
das mit großem Werbeaufwand auf den Markt gebracht<br />
wird, hält sein Versprechen, wie die jüngere Geschichte<br />
des Lipidsenkers Cerivastatin und des Anti rheumatikums<br />
Rofecoxib zeigt.<br />
Ein verwirrendes Überangebot des deutschen Arzneimittelmarktes<br />
ist zu kritisieren. Bereits 1999 heißt es in<br />
der Zeitschrift der „Berliner Ärzte“ mit Recht, dass mehr<br />
als 50 Prozent der Medikamente in der „Roten Liste“<br />
zweifelhaften Wert haben. Mutig wurde hier ausgesprochen,<br />
dass die meisten Analog-Substanzen überflüssig<br />
sind. Medikamentöse Fortbildung darf nicht der<br />
Pharmaindustrie überlassen werden. Sie ist Aufgabe einer<br />
kritischen und unabhängigen Pharmakologie, die<br />
eine rationale, wirksame und preisgünstige Therapie vermittelt.<br />
Diese Einstellung trägt zur Arzneimittelsicherheit bei.<br />
Ärzte, die sich von der Pharmakologie objektiv beraten<br />
lassen, verordnen nicht zu viel und gehen nicht zu schnell<br />
auf neue Medikamente über, die der letzte Pharmareferent<br />
und die letzte firmengesponsorte Fortbildungsveranstaltung<br />
empfohlen haben. Durch eine Beachtung der<br />
Pharmakologie sind „Arzneimittelkaskaden“ zu vermeiden.<br />
Verordnete Medikamente haben neben spezifischen<br />
auch unspezifische Wirkungen. Sprechen in einer Studie<br />
50 Prozent Depressiver auf das Placebo, 60 Prozent<br />
auf ein neues Antidepressivum an, so beträgt der spezifische<br />
Nettoeffekt für das Antidepressivum zehn Prozent.<br />
Das zeigt die Macht des Placeboeffekts. Patientenzentrierte<br />
Therapie bedeutet, sich bewusst zu machen,<br />
dass jedes Pharmakon zwei qualitativ völlig verschiedene<br />
Botschaften vermittelt: eine chemische Botschaft,<br />
die aus der gewünschten molekularen Wirkung<br />
und einer möglichen Nebenwirkung besteht, und eine<br />
psychosoziale Botschaft, die günstige Placebo- oder ungünstige<br />
Noceboeffekte verursacht. Wie kann der Arzt<br />
günstige Kontexteffekte schaffen, damit es zu einer positiven<br />
psychosozialen Botschaft kommt? Durch eine<br />
freundliche und gelockerte Atmosphäre, durch emotionale<br />
Unterstützung und durch Erklärung von Krankheit<br />
und Therapie.
Ungefähr 50 Prozent der Medikamente, die Patienten mit<br />
chronischen Krankheiten verordnet sind, werden nicht<br />
richtig eingenommen. Viele Kranke fühlen sich mangelhaft<br />
informiert, fürchten sich vor Nebenwirkungen<br />
oder haben eigene Meinungen über Pharmaka. Der Patient<br />
will vom Sinn der Therapie überzeugt und nicht mit<br />
dem Beipackzettel allein gelassen werden.<br />
Nur 57 Prozent der nach einem Herzinfarkt aus der Klinik<br />
Entlassenen verstanden den Sinn ihrer Arzneimittel.<br />
Das ärztlich-pharmakologische Wissen sollte im Gespräch<br />
darauf abzielen, Ängste vor der Chemie eines<br />
Stoffes abzubauen. Eine Therapie wird dann akzeptiert,<br />
wenn sie überzeugend erklärt wird. Dazu ist die ärztliche<br />
Kunst nötig, die Wissenschaftssprache Pharmakologie<br />
in verständliches Umgangsdeutsch zu übersetzen. Viele<br />
Patienten wollen wissen, wie ein Betablocker, ein Kalziumantagonist<br />
oder ein Antidepressivum wirkt. Vielleicht<br />
ist der Begriff der Compliance, wenn man ihn mit<br />
Gefügigkeit übersetzt, ein wenig zu paternalistisch und<br />
arztzentriert. Es sollte mehr und verständlicher über<br />
Therapie gesprochen werden, damit es zu einer wirklichen<br />
Übereinstimmung zwischen Patient und Arzt<br />
kommt. Wenn ein chronisch Kranker von seiner Therapie<br />
überzeugt ist, bleibt er bei ihr. Patientenzentrierte Therapie<br />
heißt, ein Medikament so zu vermitteln, dass es sowohl<br />
angenommen wird als auch besser wirkt.<br />
50 bis 70 Prozent der Arztbesuche führen zu einem Rezept.<br />
Neben Pillenfeinden gibt es Pillengläubige, die<br />
glauben, für jede Beschwerde und jedes Symptom sei<br />
ein Medikament angebracht: für besseres Gedächtnis,<br />
gegen Lampenfieber, für albtraumlosen Schlaf und den<br />
Erhalt der Jugend. Seit den sechziger Jahren des letzten<br />
Jahrhunderts galt vielen die Menopause als unnatürlich<br />
und wurde bei Millionen Frauen bis ins Alter mit<br />
einer Hormonersatztherapie behandelt. Inzwischen sind<br />
wir über die Risiken dieser Behandlung besser informiert.<br />
Die Pharmakologie erzieht dazu, so wenige Arzneimittel<br />
wie möglich und so viele wie nötig zu verordnen. Jeder<br />
kennt den Fall des älteren Patienten, der mit einem<br />
großen Beutel voller Tablettenschachteln in die Klinik<br />
MEDIZIN UND WISSENSCHAFT<br />
(Fotos: BilderBox)<br />
kommt und dessen Beschwerden sich nach dem Absetzen<br />
dieser Tabletten dramatisch bessern. Das Rezept<br />
sollte nicht ein Mittel sein, die Sprechstunde schnell zu<br />
beenden. Wichtig ist auch die Beratung, z. B. über die<br />
Reduktion von Stress, den richtigen Lebensstil mit angemessener<br />
Diät und körperlicher Bewegung oder über<br />
Verhaltensstrategien bei Schlafstörungen.<br />
Medikamente können viel. Aber unrealistische Erwartungen<br />
führen zu einer Übertherapie und zu einer unnötigen<br />
Medikalisierung des Lebens. Ein kritischer Arzt<br />
gibt indizierte Pharmaka und vermeidet Übertherapie und<br />
Medikalisierung. Nicht alle Pillenwünsche eines Patienten<br />
sind zu erfüllen. Es ist aber wichtig, nicht mit barschen<br />
Worten abzulehnen, sondern zu erklären, warum ein<br />
Medikament keinen Nutzen bringt und welche nichtmedikamentösen<br />
Alternativen bestehen.<br />
Als Schulmediziner, der nie alternative Methoden benutzte,<br />
beobachte ich seit Langem die große Popularität<br />
der alternativen Medizin. Diese Popularität hat etwas<br />
mit der Sehnsucht nach Ganzheitlichkeit zu tun. Der<br />
Begriff Ganzheitlichkeit darf aber kein missbrauchtes Modewort<br />
für eine spezielle alternative Methode sein. Er ist<br />
vielmehr der Imperativ, nicht nur die Krankheit als Objekt,<br />
sondern auch den Patienten als Person zu berücksichtigen.<br />
Der Arzt hat eine schwere und gleichzeitig schöne Aufgabe:<br />
Er muss Naturwissenschaft und Pharmakologie<br />
einerseits, teilnehmende Betreuung des Kranken andererseits<br />
verbinden, damit der angemessene Arzneistoff<br />
in der richtigen Dosis auch vertrauensvoll und damit wirksamer<br />
genommen wird. Deshalb sollten beide, Pharmakologie<br />
und patientenzentrierte Medizin, Hand in<br />
Hand gehen und eine therapeutische Allianz bilden.<br />
Pharmakologie braucht patientenzentrierte Medizin, damit<br />
Medikamente glaubhaft vermittelt werden. Patientenzentrierte<br />
Therapie braucht gute Arzneimittel. Vereint<br />
ist die Behandlung effektiver, der Krankheitsverlauf günstiger<br />
und der Patient zufriedener. Ich bin mir sicher,<br />
dass dann die alternative Medizin weniger populär wäre.<br />
Prof. Dr. Karlheinz Engelhardt, Kiel<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 31
MEDIZIN UND WISSENSCHAFT<br />
Organspende <strong>2009</strong> in <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
Organspender werden<br />
weiterhin dringend benötigt<br />
Im November treffen sich die schleswig-holsteinischen Transplantationsbeauftragten<br />
in Rendsburg. Dr. Thorsten Doede von der DSO zum Status quo.<br />
Organspende ist eine Gemeinschaftsaufgabe aller Krankenhäuser.<br />
Das Transplantationsgesetz (TPG) verpflichtet<br />
diese zur engen, vertrauensvollen Zusammenarbeit<br />
mit der Koordinierungs stelle Deutsche Stiftung<br />
Organtransplantation (DSO) und den Transplantationszentren.<br />
Ziel ist die bedarfsgerechte Versorgung<br />
schwerkranker Patienten durch Organübertragungen.<br />
Bundesweit haben im Jahr 2008 1.198 Menschen nach<br />
ihrem Tod ihre Organe für schwerkranke Patienten gespendet.<br />
Das sind 8,8 Prozent weniger als im Vorjahr.<br />
Damit ist die Zahl der Organspender pro eine Million Einwohner<br />
von 16 in 2007 auf 14,7 in 2008 gesunken. In<br />
der ersten Jahreshälfte <strong>2009</strong> spendeten in ganz Deutschland<br />
623 Menschen postmortal Organe, hochgerechnet<br />
auf das Gesamtjahr also 1.246. Dieses entspricht einer<br />
Zunahme von vier Prozent im Vergleich zu 2008 bzw.<br />
15,15 pro eine Million Einwohner. In <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
spendeten 2007 31 Menschen ihre Organe, 2008<br />
38 und <strong>2009</strong> hochgerechnet auf zwölf Monate 34.<br />
Ein Rückgang ist bei der Zahl der gespendeten Organe<br />
zu verzeichnen. In allen Bundesländern betrug diese<br />
2007 4.251, 2008 dann nur noch 4.050 und aktuell<br />
hochgerechnet 3.962. In <strong>Schleswig</strong>-Holstein waren es<br />
2007 90 Organe, 2008 131 Organe, <strong>2009</strong> hochgerechnet<br />
116 Organe. Derzeit warten in Deutschland<br />
rund 12.000 schwerkranke Menschen auf ein Spenderorgan.<br />
Jährlich sterben 1.000 Patienten, da sie nicht<br />
rechtzeitig transplantiert werden konnten, täglich drei<br />
Patienten. Aufgrund des Mangels an Spenderorganen,<br />
aber auch der sich immer weiter verbessernden diagnostischen<br />
und therapeutischen Möglichkeiten erfolgt<br />
eine kontinuierliche Ausweitung der Spenderkriterien.<br />
Sogenannte „Extended Donor Criteria“ finden inzwischen<br />
regelmäßig Anwendung.<br />
In besonderem Maße gilt dies für das Lebensalter der<br />
Spender. Es gibt letztlich keine Altersbegrenzung im hohen<br />
Lebensalter. Insbesondere durch das European Senior<br />
Programm mit Allokation von Nieren älterer Spender<br />
an ältere Empfänger innerhalb der Region werden<br />
32 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
auch in dieser Lebensphase gute Ergebnisse erzielt.<br />
Dies erklärt auch, warum die Gruppe der über 65-Jährigen<br />
bei der Spende stetig ansteigt. Bezüglich der<br />
Transplantabilität wird ggf. eine Schnellschnittdiagnostik<br />
der Nieren vor Transplantation durchgeführt.<br />
Bei den Diagnosen der Spender überwiegen heute<br />
Krankheitsbilder aus dem neurologisch-internistischen<br />
Formenkreis, insbesondere spontane Hirnblutungen.<br />
Schädel-Hirn-traumatisierte Patienten machen nur noch<br />
rund 20 Prozent der Spender aus (Abb. 1).<br />
Häufigste Kontraindikationen für eine Organspende<br />
sind nicht kurativ behandelte Malignome mit der Neigung<br />
zur Metastasierung. Allgemein gilt dies für maligne,<br />
potentiell metastasierende Tumore mit weniger<br />
als fünf Jahren Rezidivfreiheit. Differenziert betrachtet<br />
wird das Risiko der Tumortransmission und damit der<br />
Eignung als Organspender bei ZNS-Tumoren. Hier gilt<br />
es, Einzelfallentscheidungen zu treffen. Die Entnahme<br />
von Herzen für Empfänger mit höchster Dringlichkeit wird<br />
bei Spendern mit einer Tumorerkrankung mit weniger<br />
als fünf Jahren Rezidivfreiheit in Einzelfällen diskutiert,<br />
da in diesem Fall eine Malignomübertragung äußerst selten<br />
ist. Hier ist eine Risikoabwägung durch das Empfängerzentrum<br />
zu treffen.<br />
Eine Infektion schließt eine Organspende nicht generell<br />
aus, sofern sie adäquat behandelt wurde. Ein Sepsis-Syndrom<br />
mit therapierefraktärer Hypotension, Thrombopenie,<br />
Verbrauchskoagulopathie und zunehmender<br />
Organdysfunktion ist eine Kontraindikation zur Organspende,<br />
die behandelte und zugleich behandelbare<br />
Sepsis aber nicht. Eine Meningitis gehört zu den erweiterten<br />
Spenderkriterien. Ausschlusskriterien aber<br />
sind floride Tuberkulosen, akute Infektionen mit disseminierter<br />
und invasiver Infektion durch Viren, Bakterien<br />
und Pilze und die systemische Infektion mit methicillinresistenten<br />
Staphylokokken, ferner Tollwut,<br />
Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung und andere Prionenerkrankungen.<br />
Der lokale Nachweis methicillinresistenter<br />
Staphylokokken außerhalb der zu entnehmenden Or-
gane wiederum spricht nicht gegen eine Organspende.<br />
Bei i.v.-Drogensucht wird eine frühzeitige Beratung mit<br />
der DSO empfohlen, um die weitere Diagnostik abzustimmen.<br />
Die HIV-Infektion wird kontrovers diskutiert. Erste<br />
Erfahrungen bestehen bereits mit der Organvermittlung<br />
von HIV-positiven Spendern an HIV-positive Empfänger.<br />
Der Nachweis einer Virushepatitis (jeweils alternativ<br />
HBSAg+, anti-HBc+, anti-HCV) schließt Organe<br />
nicht von der Spende aus. Die Akzeptanz hängt in diesen<br />
Fällen vom Empfängerprofil ab (hohe Dringlichkeit,<br />
Impfschutz, Möglichkeit der antiviralen Behandlung, bestehende<br />
Hepatitis des Empfängers).<br />
Die Deutsche Stiftung Organtransplantation als vertraglich<br />
definierte Koordinierungsstelle verfügt über ein<br />
umfängliches Arbeitsspektrum. Nach Meldung eines<br />
potentiellen Organspenders an den für <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
zuständigen Organisationsschwerpunkt Hamburg<br />
erfolgt eine Absprache des meldenden Krankenhauses<br />
über die vorzunehmende Hirntod-Diagnostik. Sollten<br />
in der Akutsituation im Spenderkrankenhaus nicht<br />
die erforderlichen zwei dafür qualifizierten Ärzte verfügbar<br />
sein, besteht die Möglichkeit, dass durch die<br />
DSO ein Neurologe zur Unterstützung in die entsprechende<br />
Klinik fährt. Dies impliziert auch die Option zu apparativen<br />
Zusatzverfahren. Ein EEG oder eine trans -<br />
cranielle Dopplersonographie können durch die DSO geleistet<br />
werden. Auch besteht die Möglichkeit zur toxikologischen<br />
Untersuchung, um festzustellen, ob noch<br />
therapeutisch wirksame sedierende Medikamente nachweisbar<br />
sind.<br />
Ferner kann bereits zu diesem Zeitpunkt das Vorhandensein<br />
medizinischer Kontraindikationen geklärt werden,<br />
und das weitere intensivmedizinische Vorgehen<br />
kann abgesprochen werden. Nach Feststellung des<br />
Hirntods erfolgt das Angehörigengespräch, bei welchem<br />
bei nicht dokumentierter Patientenzustimmung<br />
Abb. 1: Todesursachen der Organspender 2008 in<br />
Deutschland (Anzahl, prozentualer Anteil)<br />
MEDIZIN UND WISSENSCHAFT<br />
zur Organspende auch die Zustimmung der Angehörigen<br />
unter Beachtung des geäußerten oder mutmaßlichen<br />
Willens des Verstorbenen geklärt wird. Die DSO bietet<br />
einen Koordinator an, der an diesem oft heiklen Gespräch<br />
teilnehmen kann. Dieser Koordinator übernimmt anschließend<br />
in Abstimmung mit der Spenderklinik das weitere<br />
Vorgehen vor Ort. Durch die DSO erfolgt eine umfängliche<br />
Blutgruppen-, Immunologie- und Virologiediagnostik.<br />
Sämtliche Befunde der Anamnese, des aktuellen<br />
Krankheitsgeschehens, des Labors, apparativer Untersuchungen<br />
etc. werden erfasst, noch ausstehende Untersuchungen<br />
veranlasst und dann elektronisch an die<br />
Vermittlungsstelle Eurotransplant (ET) in Leiden, Niederlande,<br />
versandt.<br />
In Absprache mit dem Spenderkrankenhaus wird ein Entnahmezeitpunkt<br />
definiert. Die Organentnahme findet in<br />
der Operationsabteilung des meldenden Krankenhauses<br />
statt. Das Anästhesieteam sowie das OP-Pflegepersonal<br />
werden von dieser Klinik gestellt, die Entnahmechirurgen<br />
von der DSO. Bei diesen handelt es sich<br />
um Transplantationschirurgen aus den Transplantationszentren.<br />
Nach der Organentnahme erfolgt noch durch<br />
die Chirurgen der Wundverschluss, sodass der Leichnam<br />
sich in einem würdevollen Zustand befindet. Abschließend<br />
veranlasst die DSO Versand und Transport der Organe<br />
an die Transplantationszentren. Der durchschnittliche<br />
Zeitraum zwischen Feststellung des Hirntodes und Abschluss<br />
der Organentnahme beträgt rund zwölf Stunden.<br />
Einige Wochen nach der Organentnahme bedankt sich<br />
die DSO bei Angehörigen und Spenderklinik schriftlich.<br />
In diesem Schreiben findet sich auch eine Darstellung<br />
der erzielten Ergebnisse unter Beachtung der im TPG<br />
vorgegeben Anonymität. Durch die DSO ist auch eine<br />
langfristige Betreuung der Angehörigen möglich.<br />
Dr. Thorsten Doede, Hamburg<br />
� Termin<br />
18.11.<strong>2009</strong>, 14:00-18:00 Uhr<br />
Veranstaltungsort: Kreiskrankenhaus Rendsburg-<br />
Eckernförde, Großer Konferenzraum in Rendsburg,<br />
Lilienstraße 20-28, 24768 Rendsburg<br />
Jahrestreffen der Transplantationsbeauftragten <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
- Ein Jahr Ausführungsgesetz - Sichtweisen<br />
mit Diskussion: Organspende in <strong>Schleswig</strong>-<br />
Holstein, Hirntoddiagnostik, Erweiterte Spenderkriterien,<br />
Intensivtherapie<br />
Weitere Informationen und Anmeldung (bis zum<br />
31.<strong>10</strong>.<strong>2009</strong>): DSO-Region Nord, Bettina Güthling und<br />
Dr. Thorsten Doede, Tel. 040/89066888, E-Mail<br />
nord@dso.de<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 33
MEDIZIN UND WISSENSCHAFT<br />
Warum setzt sich eine anerkannte Therapieform nicht durch?<br />
Akzeptanz der Gruppentherapie<br />
fördern und fordern<br />
Gruppenpsychotherapie führt in der ambulanten Versorgung ein Schattendasein,<br />
meint Gerhard Leinz. Ein Erklärungsversuch.<br />
Selbsthilfegruppen auch für psychisch Kranke boomen.<br />
Dafür gibt es Koordinations- und Vermittlungsstellen.<br />
Die Rentenversicherungsträger koordinieren<br />
die Gruppennachbetreuung nach stationären psychotherapeutischen<br />
Rehabilitationsmaßnahmen. Gruppenpsychotherapie<br />
ist ein Mauerblümchen in der ambulanten<br />
psychotherapeutischen Versorgung. Nur zwölf<br />
für tiefenpsychologische Therapie zugelassene Therapeuten<br />
in <strong>Schleswig</strong>-Holstein führen Gruppentherapie<br />
nach den Psychotherapierichtlinien durch. Informationen<br />
darüber, wer Gruppentherapie tatsächlich<br />
durchführt, sind für Patienten kaum zu bekommen. Es<br />
ist absurd - das Arrangement mit der Krankheit wird mehr<br />
gefördert als die Überwindung in therapeutischen Gruppen.<br />
Was macht es noch immer so schwer, diese anerkannt<br />
guten Therapieformen umzusetzen?<br />
Da ist zu festzustellen, dass sich Patienten mit Gruppentherapie<br />
im ambulanten Setting wesentlich schwerer<br />
tun als in der Klinik. Dies musste „mein klinischer<br />
Gruppentherapeut“ (drei Jahre Ganztagstätigkeit als<br />
Stationstherapeut in einer Suchtklinik) erst einmal begreifen.<br />
In der Klinik kann man viele Patienten in die<br />
Gruppentherapie hineinnehmen, die ambulant nicht<br />
oder nicht primär gruppentherapiefähig sind.<br />
Was sind die Hintergründe? Die Behandlung in der Klinik<br />
ist eine Ausnahmesituation. Die Patienten lassen sich<br />
in der Klinik mehr auf Dinge ein, mit denen sie sich ambulant<br />
schwer tun. Von Bedeutung ist der höhere Leidensdruck<br />
der Patienten in Kliniken. Patienten, die in die<br />
Kliniken kommen, sind schwerer derangiert. In der Klinik<br />
gibt es auch ein dichteres, die Gruppentherapie<br />
unterstützendes Netz (das therapeutische Klima, die anderen<br />
Klinikmitarbeiter und vor allem auch die Mitpatienten,<br />
die viel präsenter sind als in einer ambulanten<br />
Therapiegruppe).<br />
Im ambulanten Bereich, besonders in kleineren Orten,<br />
sind die Ängste der Patienten viel wirksamer. Wen tref-<br />
34 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
fe ich in der Gruppe? Wird die Vertraulichkeit und Verschwiegenheit<br />
eingehalten? Die Anknüpfungspunkte an<br />
die Mitpatienten in der Gruppe entwickeln sich viel<br />
langsamer als in der Klinik. Die Vorstellung, in der Einzeltherapie<br />
hätten Patienten mehr vom Therapeuten, ist<br />
viel wirksamer als in der Klinik. Dort müssen sich die Patienten<br />
nicht zwischen Einzel- und Gruppentherapie<br />
entscheiden. Im ambulanten Bereich wird bis auf wenige<br />
Ausnahmen von den Patienten verlangt, sich<br />
schnell zwischen Einzel- und Gruppentherapie zu entscheiden.<br />
Im ambulanten Bereich tun sich auch Therapeuten<br />
mit einer Kombination von Einzel- und Gruppentherapie<br />
schwer.<br />
Meine Erfahrung ist, dass man viele Patienten mit der<br />
Vorschaltung einer Einzeltherapie vor die Gruppentherapie<br />
gruppentherapiefähig machen kann. Dabei<br />
ist auch zu erwähnen, dass im Einzelfall sogar nach 80<br />
oder gar <strong>10</strong>0 Stunden tiefenpsychologischer Einzeltherapie<br />
eine ungekürzte tiefenpsychologische Gruppentherapie<br />
nach den Psychotherapierichtlinien bei<br />
entsprechender Begründung möglich ist.<br />
Ein Wechsel des Therapeuten beim Übergang von der<br />
Einzel- zur Gruppentherapie ist zwar möglich. Nach<br />
meiner Erfahrung ist dies aber nicht umsetzbar, da die<br />
Patienten dann die Gruppentherapie nicht antreten.<br />
Von Bedeutung ist auch, dass die von den Ausbildungen<br />
oft favorisierten Angebotsformen der Gruppentherapie<br />
als geschlossene Gruppen ambulant nur in einer<br />
Praxis mit hoher Fallzahl und viel „Patientenaussortierung“<br />
umgesetzt werden kann, also kaum für die<br />
gängige psychotherapeutische Praxis praktikabel ist.<br />
Meine Erfahrung ist, dass das Konzept der halboffenen<br />
Gruppentherapie das realistische Konzept für die Durchführung<br />
ambulanter Gruppenpsychotherapie ist.<br />
Gerhard Leinz, Kiel
Auswertung der anonymen ärztlichen Bescheinigungen nach KiTAVO<br />
Im Norden sind weniger<br />
Masernausbrüche zu erwarten<br />
Hans-Martin Bader und Andrea Heiser haben den Impfschutz von Kindern bei<br />
Aufnahme in den Kindergarten im Jahr 2008 ausgewertet.<br />
Gegen Varizellen waren fast 72 Prozent der Kinder in einer<br />
Teilgruppe mindestens einmal geimpft. Der Anteil<br />
der sehr jungen Kinder in „Kinderkrippen“ (jünger als<br />
13 Monate) und der jungen Kleinkinder im zweiten Lebensjahr<br />
(13 bis 24 Monate) ist in den beiden letzten Jahren<br />
spürbar: Gerade diese Altersgruppe erhält z. Z.<br />
aber die Wiederholungsimpfung gegen Masern nicht<br />
zeitgerecht bis zum Ende des zweiten Lebensjahres (nur<br />
in 74 Prozent nach ergänzender Auswertung aus KV-Abrechungsziffern<br />
2008 in SH).<br />
Über die Einführung der „Ärztlichen Bescheinigung“ seit<br />
dem Jahre 2000, ihre Bedeutung (Information der Kindertagesstätten)<br />
und die Auswertung des Impfstatus bei<br />
Aufnahme von Kindern in Kindertagesstätten wurde<br />
zuletzt in Heft 3/<strong>2009</strong> des <strong>Schleswig</strong>-Holsteinischen<br />
<strong>Ärzteblatt</strong>es berichtet. Gültig für die nachfolgende Auswertung<br />
über das Jahr 2008 ist noch die Definition des<br />
Impfstatus in Tabelle 1 (Markierung des Haus- oder<br />
Kinderarztes in „vollständig” oder „unvollständig/nicht<br />
geimpft” nach vorgelegtem Impfpass oder nach ärztlichen<br />
Unterlagen).<br />
Mit Beginn des Jahres <strong>2009</strong> kamen zwar erweiterte<br />
Bescheinigungen in Umlauf, deren Vorgaben können<br />
aber erst 20<strong>10</strong> in die Auswertung eingehen: Impfungen<br />
Tab 1: Markierung des Impfstatus vor Auf-<br />
â nahme in eine Kindertagesstätte (Kindergarten)<br />
„vollständig geimpft” im Jahre 2008<br />
Impfstatus<br />
Diphtherie: mindestens 3 mal<br />
Tetanus: mindestens 3 mal<br />
Keuchhusten: mindestens 4 mal<br />
Kinderlähmung: mindestens 3 mal<br />
Masern: anzugeben 1 mal oder 2 mal<br />
Mumps: anzugeben 1 mal oder 2 mal<br />
Röteln: anzugeben 1 mal oder 2 mal<br />
Windpocken: anzugeben 1 mal oder 2 mal<br />
Hib: mindestens 3 mal<br />
Hepatitis B: mindestens 3 mal<br />
MEDIZIN UND WISSENSCHAFT<br />
gegen Meningitis C und Pneumokokken (beides als<br />
Konjugatimpfstoffe) und Anpassung an den regelhaften<br />
Einsatz der Sechsfach- oder Fünffach-Kombinationsimpfungstoffe<br />
zum Erreichen der kompletten Grundimmunisierung.<br />
Die 22.511 Gesamteinsendungen (ohne die 294 schulpflichtigen<br />
Hortkinder) machten 91,4 Prozent der 24.630<br />
erwarteten Einsendungen aus (Basis der erwarteten<br />
Einsendungen: 94 Prozent der 26.078 Schulanfänger<br />
hatten 2008 in <strong>Schleswig</strong>-Holstein einen Kindergarten<br />
besucht 1 ). 95,7 Prozent der Einsendungen konnten<br />
ausgewertet werden (Auswertestichtag 13. Juni <strong>2009</strong>).<br />
Die Einrichtungen der dänischen Minderheit sind in<br />
den jeweiligen vier Kreisen mit enthalten (erwartet: 588<br />
Einsendungen).<br />
Einen Überblick über alle eingegangenen „Ärztlichen Bescheinigungen“<br />
zeigt Tabelle 2: Auswertbar n = 21.512,<br />
Alter drei Monaten bis 17 Jahren, im gewichteten Mittel<br />
drei Jahre drei Monate (zwei Jahre zuvor drei Jahre<br />
vier Monate).<br />
Der Anteil der sehr jungen Kinder in „Kinderkrippen“ (jünger<br />
als 13 Monate) und der jungen Kleinkinder im 2. Lebensjahr<br />
(13 bis 24 Monate) ist spürbar: Wurden in<br />
2001 noch 0,2 Prozent (39 Säuglinge) in der Erhebung<br />
gefunden und im Jahr 2007 0,8 Prozent (166 Säuglinge),<br />
waren es 1,3 Prozent in 2008 (271 Säuglinge).<br />
Gleichzeitig fanden sich auch mehr Kinder in der Altersgruppe<br />
der Kinder im 2. Lebensjahr: Waren es 954<br />
Kinder (4,6 Prozent) im Jahr 2007, so sind es 1.382 Kinder<br />
(6,42 Prozent) im Jahr 2008.<br />
Kindergarten (ein bis fünf Jahre):<br />
Die Ergebnisse der Altersgruppe ein bis fünf Jahre<br />
(n = 18.970) stehen im Mittelpunkt der Erhebung. Der<br />
Altersdurchschnitt (gewichteter Mittelwert) lag bei drei<br />
Jahren zwei Monaten (vor neun Jahren bei drei Jahren<br />
sieben Monaten).<br />
Die geringen Unterschiede der Impfschutzraten (Tab. 3)<br />
haben sich beim Vergleich dieser Gruppe „Kindergarten“<br />
mit der Gesamtgruppe „Kindertageseinrichtung“ fast<br />
angeglichen.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 35
MEDIZIN UND WISSENSCHAFT<br />
â<br />
Tab. 2: Auswertung der Einsendungen (Stand 20. Septemer <strong>2009</strong>)<br />
Die Rate für die Erst-Impfung (Abb. 1 und 2) gegen Masern<br />
liegt landesweit in diesem Alter bei 93,9 Prozent<br />
(Vorjahr 94,2 Prozent). Die Spannweite beträgt 88,9<br />
Prozent (Landkreis Plön) bis 95,6 Prozent (Neumünster).<br />
Durch die feste MMR-Kombination sind die Raten<br />
gegen Mumps und Röteln in der gleichen Höhe (Einzeldarstellung<br />
Tab. 3).<br />
2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000<br />
Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl<br />
Eingesandt: 22.805 24.778 24.773 26.372 26.593 25.796 21.887 25.298 19.571<br />
Davon nicht auswertbar: 971 921 940 1.036 1.<strong>10</strong>7 955 857 1.326 127<br />
verspäteter Eingang: 322 3.017 2.953 2.772 2.636<br />
Gesamtauswertung 2008<br />
(3 Monate bis 17 Jahre)<br />
2.931 536 3.070 1.812<br />
21.512 20.840 20.880 22.564 22.850 21.9<strong>10</strong> 20.494 20.902 17.632<br />
Davon jünger als 13 Monate 271 166 143 92 87 48 53 39 111<br />
Älter als 60 Monate 2.257 2.138 2.402 2.465 2.613 2.708 2.922 2.894 2.240<br />
Kindergarten (1 bis 5 Jahre)<br />
(= 13 Monate bis 60 Monate)<br />
Rundungsdifferenz<br />
18.970<br />
14<br />
18.468<br />
68<br />
18.293<br />
42<br />
19.977<br />
30<br />
20.147<br />
3<br />
19.114<br />
40<br />
17.497<br />
28<br />
17.953<br />
16 15.281<br />
Tab. 3: Impfschutz Aufnahme Kindergarten ein<br />
bis fünf Jahre (n = 18.970) und Kindertages-<br />
â stätten gesamt SH 2008 (n = 21.512) im Vergleich<br />
zum Jahr 2000 (in Prozent).<br />
2008 2000 2008 2000<br />
1 bis 5 Jahre KiTa-gesamt<br />
Diphtherie 97,0 96,0 96,7 95,8<br />
Tetanus 97,6 96,3 97,3 96,1<br />
Polio 96,5 93,5 96,1 93,3<br />
Pertussis 93,4 89,7 92,6 89,0<br />
Hib 94,9 89,2 94,3 88,5<br />
Hepatitis B 91,1 75,0 90,7 73,2<br />
mindestens 1x Masern 93,9 88,2 93,0 92,2<br />
2x Masern 82,9 14,4 82,0 15,4<br />
mindestens 1x Mumps 93,8 87,9 92,9 91,9<br />
2x Mumps 82,9 14,3 82,0 15,3<br />
mindestens 1x Röteln 93,8 85,4 92,9 91,5<br />
2x Röteln 82,8 14,1 81,9 14,8<br />
mindestens 1x Windpocken<br />
71,9* - 68,1** -<br />
2x Windpocken 37,1* - 34,0** -<br />
mindestens 1x MMR 93,7 84,8 92,8 91,2<br />
2x MMR 82,8 14,0 81,9 14,8<br />
Bezug Windpockenabfrage:* n = 13.330,<br />
**n = 15.090<br />
36 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
Die Zweit-Impfung gegen die Kombination MMR wurde<br />
vor acht Jahren von der Ständigen Impfkommission<br />
(STIKO) auf den früheren Zeitpunkt des 2. Lebensjahrs<br />
vorgezogen (STIKO-Empfehlung Juli 2001). Die Rate der<br />
Zweit-Impfung gegen Masern allein bei Aufnahme in<br />
den Kindergarten stieg im Jahr 2008 erstmals nur geringfügig<br />
an um 0,5 Prozent auf 82,9 Prozent (in den letzten<br />
Jahren regelmäßig um mindestens vier Prozent pro<br />
Jahr, s. Abb. 1).<br />
Nur bei dieser Wiederholungsimpfung macht sich in einer<br />
Sonderauswertung offenbar nun erstmals der Anteil<br />
der jungen Kleinkinder des zweiten Lebensjahres bemerkbar:<br />
Deren Zahl stieg von 954 Kindern (4,6 Prozent)<br />
im Vorjahr auf 1.382 Kinder im Jahr 2008 (6,42 Prozent)<br />
an. Gerade diese Altersgruppe erhält z. Z. aber die Wiederholungsimpfung<br />
nicht zeitgerecht bis zum Ende des<br />
2. Lebensjahres (Auswertung nach KV-Abrechungsziffern<br />
2008 in SH: Nur in 74 Prozent zeitgerecht) 2 . Betrachtet<br />
man daher die Kindergartengruppe ohne die beiden<br />
ersten Lebensjahre (25 bis 60 Monate, n = 17.588)<br />
zeigt diese mit 85,2 Prozent eine (verzögert erreichte) höhere<br />
Rate der Wiederholungsimpfung gegen Masern (zugleich<br />
auch als MMR) (Abb. 1). Die Komponenten der<br />
Sechsfachimpfung (DTaP-Polio-Hib-HepB) zeigen dagegen<br />
keine Verzögerung (keinen Unterschied der Gruppen).<br />
Dennoch konnte eine fast sechsfach höhere Schutzrate<br />
gegen MMR seit Einführung der „Ärztlichen Bescheinigung“<br />
im Jahr 2000 erreicht werden.<br />
Am deutlichsten zeigen sich die Unterschiede bei der<br />
Durchführung dieser Wiederholungsimpfung im Bereich<br />
der niedergelassenen Ärzteschaft:<br />
In den Landkreisen und kreisfreien Städten findet sich<br />
bei Aufnahme in die Kindertagesstätte eine regionale
Spannweite für die zweite Masern- Impfung von 80,8 Prozent<br />
(Landkreise Stormarn und Nordfriesland) bis 87,0<br />
Prozent (Neumünster), im Vorjahr 77,3 Prozent bis 87,3<br />
Prozent! Nun haben alle 15 Land- bzw. Stadtkreise die<br />
80 Prozent-Grenze überschritten (vor drei Jahren erst<br />
zwei).<br />
Diese Mindestschutzrate bei der 2. Masern-Impfung ist<br />
für die Unterbrechung der Zirkulation des Masern-Virus<br />
wichtig. So ist zukünftig zu erwarten, dass es zu keinen<br />
weiteren Masernausbrüchen kommt. In 2008 wurden<br />
noch im Landkreis Herzogtum Lauenburg sieben Erkrankungen<br />
und <strong>2009</strong> bis Mitte September vier Ausbrüche<br />
in mehreren Gebieten mit 27 Masernerkrankungen<br />
insgesamt gemeldet 3,4 .<br />
Die Impfungen gegen Varizellen wurden ab dem Kindergartenjahr<br />
2006 erstmals miterfasst. Berücksichtigt<br />
werden konnten zunächst nur die Bescheinigungen,<br />
auf denen die eindeutige Möglichkeit zur Markierung als<br />
MMR-V vorgegeben war (inzwischen n = 13.330 in der<br />
Kindergartengruppe). In dieser MMR-V-Gruppe waren<br />
71,9 Prozent der Kinder mindestens 1mal gegen Varizellen<br />
geimpft (62,2 Prozent [Flensburg] bis 79,1 Prozent<br />
[Neumünster]), 2mal geimpft waren 37,1 Prozent<br />
(25,8 Prozent [Landkreis Nordfriesland] bis 47,4 Prozent<br />
[Landkreis <strong>Schleswig</strong>-Flensburg]. Im Vorjahr waren landesweit<br />
erst 57,9 Prozent 1mal und <strong>10</strong>,0 Prozent 2mal<br />
gegen Varizellen geimpft.<br />
Impfschutz gegen Diphtherie, Tetanus, Polio, Pertussis,<br />
Hib und Hepatitis B (Tab. 3 und 4):<br />
Die Darstellung der sechs Impfungen (Tab. 4) soll zeigen,<br />
dass die Schutzraten in den einzelnen Gebieten je<br />
Abb. 2: Mind. 1 x Masern-Impfung Kindergarten<br />
(Aufnahme) SH 2008<br />
MEDIZIN UND WISSENSCHAFT<br />
Abb. 1: Masern-Impfung Kindergarten (Aufnahme)<br />
SH 2000-2008. Jahrgang 2008: Vergleich der Altersgruppen<br />
ein bis fünf Jahre und zwei bis fünf Jahre<br />
nach Impfart zwischen 83,1 Prozent (Hepatitis B im<br />
Landkreis Plön) und 98,7 Prozent (Diphtherie im Landkreis<br />
Nordfriesland) liegen. Mit Ausnahme der Impfung<br />
gegen Pertussis und Hepatitis B haben landesweit jedoch<br />
vier dieser Impfungen die Marge von 94 Prozent überschritten.<br />
Die Impfrate gegen Hepatitis B liegt landesweit jetzt bei<br />
91,1 Prozent. Nach Rautenberg 3 hatte die Hepatitis B im<br />
Jahr 2008 mit 23 gemeldeten Fällen (Neuerkrankungen)<br />
erneut die niedrigsten Meldezahlen seit Beginn<br />
der systematischen Erhebungen in <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
im Jahre 1984.<br />
Zusammnefassung: Die ermittelten Impfschutzraten umfassen<br />
gesetzlich und privat Versicherte. Sie sind wie bisher<br />
Ausdruck der Aktivität der niedergelassenen Ärzteschaft<br />
(der ÖGD in SH kommt überwiegend erst ab der<br />
Schuleingangsuntersuchung ins Spiel). Gegen Varizellen<br />
waren nunmehr fast 72 Prozent der Kinder in einer<br />
identifizierbaren Teilgruppe<br />
mindestens einmal<br />
geimpft.<br />
Die zuletzt eingeführten<br />
Standardimpfungen gegen<br />
Meningitis C und<br />
Pneumokokken (Konjugat-Impfstoffe)<br />
können<br />
mit Hilfe der ärztlichen<br />
Bescheinigungen bei<br />
Aufnahme in den Kindergarten<br />
erst ab 20<strong>10</strong><br />
dargestellt werden. Die<br />
pseudonymisierte Sonderauswertungen<br />
aus<br />
Abrechnungsziffern der<br />
KV <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
Abb. 3: 2 x Masern-Impfung Kindergarten<br />
(Aufnahme) SH 2008<br />
bei den Geburtsjahrgängen<br />
2003 bis 2006<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 37
MEDIZIN UND WISSENSCHAFT<br />
machen aber in Längsschnittuntersuchungen deutlich,<br />
dass beide Impfungen seit ihrer Einführung im Jahre 2006<br />
steigende Schutzraten im jeweiligen Alter von 24 Monaten<br />
zeigen (im Jahr 2008 in 71 Prozent gegen Meningitis C<br />
und in 43 Prozent die abgeschlossene viermalige Pneumokokken-Impfserie<br />
2 ).<br />
Am Beispiel der Masern-Impfung für die „alten“ Standardimpfungen<br />
zeigt sich nun erstmals auch bei Eintritt<br />
in eine Kindertageseinrichtung, dass ermutigende Impfraten<br />
im Vergleich zu den Vorgaben der STIKO erheblich<br />
verzögert erreicht werden. Es kommen vermehrt Kinder<br />
unter drei Jahren in die Einrichtungen: Die Fortführung<br />
der KV-Längsschnittuntersuchung von der Geburt<br />
bis zum Alter von 24 Monaten macht zwar eine Annäherung<br />
in kleinen Schritten seit 2003 an den Zeitplan der<br />
STIKO deutlich (Tab. 5, Geburtskohorte 2006 2 ). Es haben<br />
aber 2008 mit 19 Monaten erst 87 Prozent GKV-versicherter<br />
Kinder die erste Masern-Impfung (2005: 81<br />
Prozent) und mit 24 Monaten kaum 74 Prozent die zweite<br />
Masern-Impfung erhalten (2005: 61 Prozent). Für das<br />
Ziel der Masern-Eliminierung sind die Schritte noch zu<br />
langsam. Spätestens mit 24 Monaten muss nach internationalem<br />
Konsens die Rate von > 95 Prozent nicht nur<br />
für beide Masern(MR-V)-Impfungen erreicht sein. Das gilt<br />
auch für die Komponenten der aP-haltigen Sechsfachimpfstoffe<br />
(kompletter Impfschutz bei vier Dosen).<br />
â<br />
Tab. 5: Impfschutzraten (Prozent) bei Kindern bis<br />
24 Monaten in SH 2008 (geboren 2006) in Abhängigkeit<br />
vom Alter nach KV-Ziffern-Ab -<br />
rechnung (U3 bis U7 komplett, n = 14.730) 2<br />
â<br />
DT(aP-IPV-<br />
Hib)<br />
Hep B MMR<br />
< 4 Monaten 24,6<br />
Grundimmunisierung<br />
(3 mal, MMR 1mal)<br />
23,2<br />
< 7 Monaten 80,7 74,3<br />
< 13 Monaten 92,1 85,6 70,0<br />
< 19 Monaten 94,8 89,5 87,4<br />
< 24 Monaten 96,1 91,0 91,8<br />
Kompletter Impfschutz<br />
(4 mal , MMR 2 mal)<br />
< 13. Monaten 35,2 32,8 9,9<br />
< 19 Monaten 71,4 65,8 57,7<br />
< 24 Monaten 82,5 75,4 73,8<br />
Dr. Hans-Martin Bader, Dr. Andrea Heiser<br />
für die AG der Kinder- und Jugendärztlichen Dienste SH<br />
Korrespondenz: Dr. Andrea Heiser, Gesundheitsamt,<br />
Norderstr. 58-60, 24939 Flensburg,<br />
E-Mail: heiser.andrea@stadt.flensburg.de<br />
Literatur beim Verfasser<br />
Tab. 4: Impfschutz bei Aufnahme Kindergarten (ein bis fünf Jahre); SH 2008 regional<br />
Kreisfreie Stadt/Landkreis KFZ-Kennzeichen Diphth. % Tet. % Polio % Pert. % Hib. % Hep. B %<br />
Flensburg FL 96,8 98,0 97,3 92,8 96,1 93,4<br />
Lübeck HL 96,3 97,5 96,3 92,6 94,9 93,0<br />
Kiel KI 96,7 96,8 96,0 92,1 94,6 90,0<br />
Neumünster NMS 97,1 97,1 96,3 93,6 96,3 93,4<br />
Dithmarschen HEI 98,1 98,4 97,5 93,6 96,3 95,3<br />
Steinburg IZ 97,0 97,6 95,8 93,8 95,3 92,2<br />
Nordfriesland NF 98,7 98,0 97,2 96,3 96,1 93,7<br />
Stormarn OD 96,1 97,6 96,0 92,0 93,3 86,7<br />
Ostholstein OH 96,0 96,4 95,2 94,0 94,4 92,8<br />
Pinneberg PI 97,5 98,3 96,8 92,1 94,5 91,0<br />
Plön PLÖ 94,9 95,7 94,1 91,2 92,6 83,1<br />
Rendsburg-Eckernförde RD 96,8 97,1 96,4 94,5 94,4 90,1<br />
Herzogtum Lauenburg RZ 97,6 98,5 97,4 94,6 95,8 91,9<br />
Segeberg SE 96,6 97,7 96,5 93,2 95,0 91,2<br />
<strong>Schleswig</strong>-Flensburg SL 98,0 98,2 97,5 94,7 96,0 92,5<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein SH gesamt 97,0 97,6 96,5 93,4 94,9 91,1<br />
38 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong>
Die Venöse Thromboembolie (VTE) zählt in Deutschland<br />
noch immer zu den häufigsten Krankheitsbildern, obwohl<br />
sie durch eine adäquate Thromboembolieprophylaxe<br />
in vielen Fällen vermeidbar ist. Thromboembolien<br />
sind für die Betroffenen oft mit lebenslangen<br />
Folgeschäden und für die Sozialsysteme mit finanziellen<br />
Belastungen verbunden. Während in anderen europäischen<br />
Ländern Aufklärungskampagnen laufen<br />
und die Politik sich für Präventivmaßnahmen einsetzt,<br />
findet das Thema in Deutschland kaum Beachtung.<br />
Ein erster Schritt zur Sensibilisierung für diese Problematik<br />
wurde mit dem Projekt der „Rathausgespräche“<br />
getan. Diese Veranstaltungsreihe in den Rathäusern<br />
der Landeshauptstädte wurde initiiert, um interdisziplinär<br />
Strategien zur Verbesserung der Prävention zu<br />
erarbeiten und das Problembewusstsein zu schärfen.<br />
Da ein Verlagerungsprozess von der klinischen in die<br />
ambulante Versorgung stattfindet, spielt der Hausarzt<br />
eine immer wichtigere Rolle. Ihn zu unterstützen hat daher<br />
hohe Priorität im Zielkatalog.<br />
Am 1. Kieler (und bundesweit 14.) Rathausgespräch nahmen<br />
Experten aus Medizin, Politik, Kassen und Ins -<br />
titutionen teil. Wie ein bundesweiter Konsens aussehen<br />
könnte, haben die Initiatoren in einem Papier festgehalten,<br />
das im Deutschen <strong>Ärzteblatt</strong> veröffentlicht wurde<br />
(Dt. Ärztebl. 2007; <strong>10</strong>4(42):A 2886-93). Die darin<br />
formulierten Ziele, Forderungen und möglichen Maßnahmen<br />
wurden in den ersten Rathausgesprächen in<br />
Mainz formuliert und haben in das „MAINZER MO-<br />
DELL“ Eingang gefunden. Angestrebt wird, das Papier<br />
durch Vernetzung der Entscheider aus allen Rathausgesprächen<br />
weiter zu entwickeln und so bundesweit<br />
Konsens zu erreichen.<br />
Den Stellenwert des Themas unterstrich auch der Kieler<br />
Prof. Dr. Hans-Dietrich Bruhn in seinem Beitrag zum<br />
„Krankheitsbild der venösen Thromboembolie“. Er betonte,<br />
dass in <strong>Schleswig</strong>-Holstein das Fachgebiet der<br />
Hämastaseologie bereits intensiv weiter entwickelt wird.<br />
Während operierte Patienten standardmäßig eine me-<br />
MEDIZIN UND WISSENSCHAFT<br />
Expertenforum zur venösen Thromboembolie<br />
Thromboseschutz verbessern -<br />
Hausärzte unterstützen<br />
Rathausgespräch in Kiel: Zur Verbesserung der Prävention von VTE sind<br />
interdisziplinäre Strategien erforderlich.<br />
dikamentöse VTE-Prophylaxe erhalten, trifft das für internistische<br />
Risikopatienten noch nicht in gleicher Weise<br />
zu. Dabei weisen vorhandene Daten darauf hin,<br />
dass Thromboembolien genauso häufig bei internistischen<br />
Patienten wie bei chirurgischen Patienten auftreten.<br />
Auch bei internistischen Risikopatienten lässt sich<br />
nach Datenlage durch eine Prophylaxe mit niedermolekularem<br />
Heparin (NMH) das VTE-Risiko um 50 Prozent<br />
senken. Der Vorteil der NMH bestehe insbesondere<br />
in einer besseren Verträglichkeit und der Möglichkeit einer<br />
ambulanten Therapie und Prävention, erklärte<br />
Bruhn. Vorteile, die zudem von hohem ökonomischen<br />
Nutzen sind, da keine stationäre Behandlung notwendig<br />
wird, vor allem aber venöse Thromboembolien verhindert<br />
werden können. Besonders deutlich zeigt sich<br />
die Problematik nach Darstellung von Prof. Dr. Knut<br />
Kröger aus Krefeld im ambulanten Sektor.<br />
Strukturelle Veränderungen im Gesundheitswesen haben<br />
dazu geführt, dass der Hausarzt zunehmend mit Patienten<br />
konfrontiert wird, bei denen eine Prophylaxe<br />
notwendig wird oder nach frühzeitiger Klinikentlassung<br />
eine Fortführung der klinisch eingeleiteten Thromboseprophylaxe<br />
angezeigt ist. Dies betrifft vor allem akut<br />
erkrankte internistische Patienten. Umfangreiche Registerstudien<br />
belegen laut Körger aber, dass gerade internistische<br />
VTE-Risikopatienten im ambulanten Bereich<br />
hinsichtlich einer VTE-Prophylaxe deutlich unterversorgt<br />
sind. Leitlinien empfehlen eine routinemäßige<br />
Beurteilung des Thromboserisikos explizit auch für ambulant<br />
versorgte internistische Risikopatienten. Auch die<br />
neue interdisziplinäre deutsche S3-Leitlinie zur Prophylaxe<br />
der venösen Thromboembolie (www.awmfleitlinien.de)<br />
hat erstmals Empfehlungen zur VTE-Prophylaxe<br />
in der inneren Medizin sowie für den ambulanten<br />
Bereich aufgenommen. Danach „soll die VTE-Prophylaxe<br />
in der ambulanten Medizin nach den gleichen Kriterien<br />
erfolgen wie die Prophylaxe im Krankenhaus“.<br />
Doch für diese Umsetzung fehlen klare Handlungsanweisungen<br />
und Behandlungspfade für den Hausarzt, be-<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 39
MEDIZIN UND WISSENSCHAFT<br />
tonte die Expertenrunde. Angeregt wurde die Erarbeitung<br />
von Empfehlungen für eine praxisnahe Versorgung,<br />
eine entsprechende Budgetregelung und damit<br />
für Verordnungssicherheit für den Hausarzt. Begleitend<br />
sollte das Thema in Fortbildungsprogramme aufgenommen<br />
werden.<br />
Daneben dürfe die Notwendigkeit der Erhebung valider<br />
Daten, insbesondere für den ambulanten Bereich, nicht<br />
vernachlässigt werden. Die dringend benötigte Versorgungsforschung<br />
wurde ebenso angesprochen wie die<br />
Weiterentwicklung vorliegender Hochrechungen und<br />
Kostenschätzungen auf Basis von Kassendaten. Je<br />
mehr Datenmaterial aus den einzelnen Bundesländern<br />
vorliegt, desto aussagekräftiger wird die noch schmale<br />
Datenbasis, resümierte Kröger. Als wichtigstes Ergebnis<br />
â<br />
SCHLICHTUNGEN IN ARZTHAFTPFLICHTFRAGEN<br />
der bisherigen Rathausgespräche nannte Kröger die<br />
Gründung der Thrombose-Initiative e. V. Auch der Verein<br />
strebt eine Verbesserung der wissenschaftlichen<br />
Datenbasis an und hat dazu als ersten Schritt eine Patientenbefragung<br />
gestartet. Patienten, die eine Thrombose<br />
oder Lungenembolie erlitten haben, werden zu den<br />
Umständen dieses Ereignisses befragt. Die Daten sollen<br />
dem Aufbau eines Registers dienen und Hinweise geben,<br />
wann und wo heute in Deutschland Thrombosen<br />
und Lungenembolien auftreten und welche Menschen<br />
davon betroffen sind. Durch Auslegen von Flyern zur Patientenbefragung<br />
in Wartezimmern sowie Informationen<br />
für Patienten, kostenlos abrufbar unter www.thrombose-initiative.de,<br />
kann das Projekt unterstützt werden.<br />
Regina Burian, Fachredaktion Thrombose, Krefeld<br />
Anlass der Ärztliche Fehler Schaden<br />
ärztlichen Tätigkeit Maßnahme<br />
AUGENHEILKUNDE<br />
Strabismus divergens<br />
concomitans<br />
UNFALLCHIRURGIE<br />
Koxarthrose rechts, Z.n.<br />
Hüft-TEP- Implantation<br />
links<br />
Skiaskopie (Brechkraftbestimmung)<br />
unter Atropin-Zykloplegie,<br />
Verkürzung des<br />
Innenwendermuskels<br />
(Schieloperation)<br />
Hüft-TEP-Implantaion und<br />
Re-Operation<br />
Skiaskopie unter Atropin-Zykloplegie<br />
bei einer 17 jährigen<br />
Keine adäquate Positionierung<br />
der Pfannenranderhöhung<br />
im Rahmen der Re-<br />
Operation<br />
Schnellender Finger Ringbandspaltung Keine vollständige Durchtrennung<br />
des Ringbandes<br />
ORTHOPÄDIE<br />
Hallux valgus AKIN-Osteotomie Aufgrund des Ausmaßes der<br />
knöchernen Fehlstellung<br />
wäre eine distale, diaphysäre<br />
oder proximale Korrekturosteotomie<br />
am 1. Mittelfußknochen<br />
erforderlich gewesen<br />
FRAUENHEILKUNDE<br />
Mammahypotrophie und<br />
Ptose<br />
Einlage von Brustimplantaten,<br />
Straffung, Re-Operation<br />
Zu grosse Implantate verwandt,<br />
über dem Muskel bei<br />
wenig Hautmantel und<br />
schlanker Patientin, ungeeigneter<br />
Schnitt für Straffung,<br />
Implantatloge nicht revidiert<br />
Kosten für Verordnung einer<br />
weiteren Brille, vorübergehende<br />
Sehbeeinträchtigung<br />
Luxation, Re-Re-Opera tion,<br />
vermehrte Beschwerden<br />
4 1/2 Monate vermehrte Beschwerden,<br />
Re-Operation<br />
Erneute Hallux valgus-Deformität,<br />
proximale Korrekturosteotomie<br />
Fortbestehen der<br />
Beschwerden bis zur Korrekturoperation<br />
Schlechtes äthestisches Ergebnis<br />
(Faltenbilung, Kante)<br />
Die Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern, Hans-Böck ler-Allee 3, 30173 Hannover, Tel. 0511/3802416, ist eine Einrichtung<br />
der Ärztekammern zur außergerichtlichen Bei le gung von Streitigkeiten zwi schen Ärzten und Patienten wegen behaupteter Behandlungsfehler unter Beteiligung<br />
des Haftpflichtversicherers des betroffenen Arztes. Die Schlichtungsstelle hat bei den oben genannten Anträgen aus <strong>Schleswig</strong>-Holstein einen Behandlungsfehler<br />
bejaht.<br />
40 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong>
GESUNDHEITS- UND SOZIALPOLITIK<br />
Sachverständigenrat mit norddeutscher Expertise<br />
Gutachten lässt erneut<br />
Nähe zum Auftraggeber spüren<br />
Rat vermisst bessere Rahmenbedingungen für eine verlässliche Weiterbildung<br />
zum Facharzt für Allgemeinmedizin.<br />
Das jüngste Sondergutachten des Sachverständigenrates<br />
zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen<br />
ist im Sommer unter dem Titel „Koordination<br />
und Integration - Gesundheitsversorgung in einer<br />
Gesellschaft des längeren Lebens“ vorgelegt worden.<br />
Es liest sich in manchen Passagen durchaus so, als hätten<br />
auch die schleswig-holsteinischen Erfahrungen des<br />
Ratsmitglieds Prof. Dr. Ferdinand M. Gerlach (Univ.<br />
Frankfurt/M.) zur Hausarztmedizin besonders in peripheren<br />
Gebieten Eingang gefunden. Auf Anfrage bestätigte<br />
der frühere erste Lehrstuhlinhaber für Allgemein<br />
medizin in Kiel, er sehe die flächendeckende hausärztliche<br />
Versorgung in strukturschwachen Räumen<br />
als gefährdet an. Diese Einschätzung beziehe sich<br />
nicht nur auf Daten im Osten Deutschlands, sondern<br />
ebenso im Westen, wie etwa im nördlichen und westlichen<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein.<br />
Nach Einschätzung des Rates ist diese Versorgungsgefährdung<br />
(von fachärztlicher und klinischer Versorgung<br />
einmal abgesehen) unter dem Aspekt einer älter<br />
werdenden, zum Teil multimorbiden Bevölkerung problematisch.<br />
Dies ist für unser Bundesland von Bedeutung,<br />
weil es einen überdurchschnittlichen „Altenquotienten“<br />
hat, z. B. fast 3,5 über 85-Jährige bezogen auf<br />
<strong>10</strong>0 Personen zwischen 20 und 65 (Erwerbsfähige).<br />
Damit lag <strong>Schleswig</strong>-Holstein in 2005 nach der Gutachten-Kurzfassung<br />
an der Spitze aller Flächenländer, insgesamt<br />
nur übertroffen vom Stadtstaat Bremen mit 3,8.<br />
Aber auch die als immer wichtiger eingeschätzte Prävention,<br />
die in <strong>Schleswig</strong>-Holstein gute Ansätze hatte<br />
(wie QuaMaDi), kann sicherlich bei einer zu schwachen<br />
hausärztlichen Basis nicht genügend realisiert<br />
werden. Der zu geringe hausärztliche Nachwuchs komme<br />
auch daher, weil eine verlässliche, zeitlich gut koordinierte<br />
Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin<br />
nicht überall gegeben sei: „Die Ärztekammern müssen<br />
die Verbundweiterbildung voranbringen“, so Gerlach.<br />
Zum Gutachten insgesamt ist anzumerken, dass es, wie<br />
frühere auch, den Bezug zum Auftraggeber (Bundesgesundheitsministerium)<br />
spüren lässt. (hk)<br />
Kommentar: Erkenntnisse aus Gutachten<br />
nicht missbrauchen!<br />
â Der Tenor heißt „Versorgung“, da-<br />
mit verbunden eine Nähe zu eher<br />
kollektiven als subsidiären Regelungen,<br />
zu einer gewissen Egalisierung<br />
statt Tolerierung von Unterschieden.<br />
Wiederkehrende Stichworte<br />
sind Gatekeeping, Managed<br />
Care, MVZs, Honorarpauschalierung<br />
wie „Capitation“ oder die „Neuord -<br />
nung der fachärztlichen Sekundär-<br />
Horst Kreussler<br />
(Foto: Privat)<br />
versorgung“. Sicher ist das Bemühen des Rates um<br />
Unabhängigkeit anzuerkennen und ebenso sein Eintreten<br />
für regional differenzierte „Versorgungskonzepte“<br />
mit verschiedenen Träger-, Betreiber- und<br />
Rechtsformen, die vor Ort von den Verantwortlichen<br />
selbst gestaltet werden sollen.<br />
Zu wünschen wäre aber, dass Gutachten für die Gesundheitspolitik<br />
nicht ungewollt auch politisch genehme<br />
Vorlagen (zur primären Kostensenkung) liefern,<br />
sondern noch stärker vom wohl unstrittigen medizin -<br />
ethischen Prinzip der Patientenautonomie ausgehen.<br />
Das erste der vier Prinzipien von Childress/Beauchamp<br />
dürfte wohlverstanden auch bedeuten, die<br />
Selbstbestimmung in Form der freien Arztwahl und die<br />
Mitbestimmung bei der Therapiewahl voranzustellen.<br />
Entsprechend sind auch aufseiten der Ärzte und anderer<br />
Akteure Freiheit und Selbstverantwortung keine beliebig<br />
einschränkbaren Werte. Kann es im Sinne hochqualifizierter<br />
Gutachter sein, wenn ihre Erkenntnisse als<br />
geeignet angesehen - oder missbraucht - werden, um<br />
Patienten und Ärzte zu gängeln, zu bevormunden?<br />
Eine vorurteilsfreie Kosten-Nutzen-Analyse könnte vermutlich<br />
zeigen, dass die Nachteile eines eher liberalen<br />
Gesundheitssystems mit seinen Reibungsverlusten<br />
und Schwächen insgesamt geringer sind als die<br />
eines von oben durchgeplanten, scheinbar sozial gerechteren<br />
Systems.<br />
Horst Kreussler<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 41
GESUNDHEITS- UND SOZIALPOLITIK<br />
Rückblick auf die Wende<br />
Grenzüberschreitende Hilfe für<br />
die DDR-Bevölkerung<br />
Vor 20 Jahren lief die Hilfe schleswig-holsteinischer Ärzte für die Bevölkerung<br />
in Mecklenburg an. Ein Rückblick.<br />
Schon im November 1989, im Monat des Mauerfalls, haben<br />
zahlreiche Ärzte die DDR verlassen. Allein nach<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein kamen über <strong>10</strong>0 Mediziner aus der<br />
DDR. Das <strong>Schleswig</strong>-Holsteinische <strong>Ärzteblatt</strong> berichtete<br />
zum Jahresbeginn 1990, dass häufig Fachärzte mit<br />
viel Berufserfahrung in den Westen kamen. Zugleich<br />
wuchsen die Versorgungsengpässe in der gesamten<br />
DDR - rund 13.000 Mitarbeiter des DDR-Gesundheitswesens<br />
hatten 1990 ihren Arbeitsplatz Richtung Westen<br />
verlassen.<br />
Über die Folgen für die Gesundheitsversorgung berichteten<br />
damals zahlreiche Magazine. Im Spiegel war<br />
von einem „süßlichen Geruch“ die Rede, der über der<br />
Eingangshalle des Krankenhauses im mecklenburgischen<br />
Güstrow lag. Er stammte von den Toten im Keller<br />
der Klinik, für die sich niemand mehr zuständig fühlte.<br />
Jede zehnte Krankenschwester des Hauses hatte seit<br />
der Wende ihre Arbeitsstelle verlassen, bei den OP-<br />
Schwestern jede zweite. Die Situation in den Krankenhäusern<br />
wurde beschrieben wie in einem Entwicklungsland:<br />
Patienten in unbelüfteten Kellergängen, hoffnungslos<br />
veraltete Geräte und Bausubstanz, Ungeziefer,<br />
Schimmel, Rost.<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holsteins damaliger Ministerpräsident Björn<br />
Engholm schlug vor, dass Ärzte „drüben“ helfen sollten.<br />
Es folgte eine Welle der Hilfsbereitschaft, die persönliche<br />
Sprechstunden vor Ort, finanzielle und Sachspenden<br />
umfasste. Noch vor Weihnachten gingen die ersten<br />
Ärzte in das Nachbarland, um in den dortigen Krankenhäusern<br />
auszuhelfen. Zum Teil übernahmen die<br />
hiesigen Ärzte sogar die Weihnachtsdienste auf der<br />
anderen Seite der Grenze. Viele Krankenhäuser und Praxen<br />
spendeten Ultraschall-, Röntgen- und andere medizintechnische<br />
Geräte. Noch problematischer als die<br />
Situation bei den Ärzten war der Mangel an Assistenzpersonal.<br />
„Hier können wir nicht helfen, nur zu gut haben<br />
wir die desolate Pflegesituation in einigen Bereichen<br />
unseres Landes im Bewusstsein“, schrieb hierzu das<br />
42 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
<strong>Schleswig</strong>-Holsteinische <strong>Ärzteblatt</strong>. Ebenso wird in dem<br />
Bericht auf die Ängste von Kollegen aus der DDR abgehoben,<br />
die die Unterstützung aus dem Westen auch<br />
mit Besorgnis beobachteten. Sie befürchteten, dass<br />
die Spenden dazu beitragen könnten, die Stellung der<br />
SED-PDS wieder zu festigen. Eine Sorge, die das Kammerblatt<br />
schon damals nicht mehr teilte: „Die SED-<br />
PDS ist so abgewirtschaftet, dass ihre Aussichten durch<br />
humanitäre Hilfen aus dem Westen auch nicht geringfügig<br />
verbessert werden können. Notwendige Politisierung<br />
der Diskussion auch im ärztlichen Bereich darf<br />
nicht die Patienten aus dem Auge verlieren. Der Mangel<br />
in der DDR ist groß, jede Hilfe ist eine Verbesserung<br />
der Versorgung der Patienten.“<br />
Die weitere Entwicklung ist bekannt - und verlief anders,<br />
als sich die Regierung unter Hans Modrow vorgestellt<br />
hatte. Die war noch vom Fortbestand eines staatlich dominierten<br />
Gesundheitswesens ausgegangen. Die DDR-<br />
Führung hatte die Realitäten verkannt, als sie von einem<br />
wechselseitigen Reformprozess im Gesundheitswesen<br />
ausgegangen war. Der Gedanke, dass Teile des Systems<br />
erhaltenswert sein könnten, spielte in den ersten Jahren<br />
nach der Wende in den Köpfen westdeutscher Politiker<br />
kaum eine Rolle. Spätestens als der Einigungsprozess<br />
unter der Regierung von Lothar de Maizière Gestalt<br />
annahm, wurde deutlich, dass das westdeutsche<br />
Gesundheitssystem auf die neuen Länder übertragen<br />
wird. Heftig gestritten wurde einzig über die Polikliniken,<br />
allerdings erst Jahre nach der Wende. Ein Artikel im<br />
Deutschen <strong>Ärzteblatt</strong> im Jahr 2006 macht deutlich, wie<br />
unterschiedlich die Sichtweisen auf diese Einrichtungen<br />
waren. Der KV-Chef von Sachsen-Anhalt, Dr. Klaus<br />
Penndorf, sagte: „Die Polikliniken der DDR folgten der<br />
Kommandostruktur des demokratischen sozialistischen<br />
Zentralismus. Sie waren Zellen, denen man sich unterzuordnen<br />
hatte.“ Dr. Bernd Köppl aus Berlin dagegen<br />
kritisierte, dass die Polikliniken nicht erhalten wurden.<br />
Er wird zitiert mit den Worten: „Dabei hätte man sehen
Interview mit Dr. Eckhard Weisner<br />
„Schnell selbstständig<br />
geworden“<br />
Im Jahr der Wende übernahm der spätere Präsident<br />
der Ärztekammer <strong>Schleswig</strong>-Holstein, Dr. Eckhard<br />
Weisner, den Vorsitz der Kassenärztlichen Vereinigung<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein. Kurz danach entstanden<br />
zahlreiche Kontakte zu den Ärzten „drüben“. Im<br />
Interview mit dem <strong>Schleswig</strong>-Holsteinischen <strong>Ärzteblatt</strong><br />
erinnert sich Weisner an eine der spannendsten<br />
Phasen der Standespolitik.<br />
SHÄ: Herr Dr. Weisner, war die Wende schon im Herbst<br />
1989 unter den Ärzten ein Thema, das diskutiert wurde,<br />
oder standen andere - z. B. honorarpolitische - Fragen<br />
im Vordergrund?<br />
Weisner: Bis zur Wende war das überhaupt kein Thema.<br />
Wir sind alle überrascht worden von der Entwicklung.<br />
Keiner konnte sich vorstellen, was dann eintrat. Mit<br />
Ausnahme weniger Kontakte auf internationalen Kongressen<br />
kannte man auch keine Kollegen. Deswegen<br />
hat das Schicksal der Kollegen bis zur Grenzöffnung<br />
auch nicht persönlich berührt.<br />
SHÄ: Das hat sich dann mit der Grenzöffnung schlagartig<br />
geändert?<br />
Weisner: Ja, denn wir haben uns bei Besuchen in<br />
Mecklenburg-Vorpommern selbst ein Bild machen können.<br />
Es mangelte an vielen Dingen, die uns selbstverständlich<br />
erschienen, z.B. Sonografiegeräte. Viele Kollegen<br />
haben deshalb Geräte gespendet, haben selbst<br />
drüben gearbeitet oder Kollegen für Hospitationen beschäftigt.<br />
Die Körperschaften haben Spendenaktionen<br />
organisiert und Niederlassungsberatung geleistet. Die<br />
KV <strong>Schleswig</strong>-Holstein hat das erste Verwaltungsgebäude<br />
in Schwerin finanziert.<br />
SHÄ: Stichwort Niederlassung: Es gab ja kaum niedergelassene<br />
Ärzte im DDR-Gesundheitswesen. Gab es eigentlich<br />
Befürchtungen, dass Elemente des alten Systems<br />
im Westen übernommen werden könnten?<br />
müssen, dass es in der DDR mit den Polikliniken ein Juwel<br />
gab.“ Widerstand gegen die Übertragung des westdeutschen<br />
Systems auf die neuen Bundesländer aber<br />
gab es unter Ärzten kaum. Ein Zitat des früheren Berli-<br />
GESUNDHEITS- UND SOZIALPOLITIK<br />
Weisner: Es gab auch Stimmen, die das gefordert haben,<br />
und wir waren tatsächlich ein bisschen in Sorge,<br />
dass das passieren könnte. Deshalb waren wir bemüht,<br />
die Kollegen so schnell wie möglich von unserem<br />
System zu überzeugen.<br />
SHÄ: Gab es keine Probleme mit den alten Funktionsträgern<br />
im DDR-Gesundheitswesen?<br />
Weisner: Zumindest haben wir auf manchen Veranstaltungen<br />
gespürt, dass die Kollegen nicht so unbefangen<br />
waren. Ich erinnere mich an eine Informationsveranstaltung<br />
im Februar 1990 in Grevesmühlen, als wir<br />
mit einer kleinen Abordnung in die mecklenburgische<br />
Kleinstadt gekommen waren. Es waren viele Kollegen<br />
gekommen, der Wissensdurst war groß - aber man<br />
merkte, dass sie nicht frei redeten, weil der Kreisarzt im<br />
Saal war. Deutlich gelöster war die Stimmung, als wir die<br />
Kollegen nach Bad Segeberg eingeladen hatten.<br />
SHÄ: Wie haben die Kollegen reagiert, als sie immer wieder<br />
von den Vorzügen unseres Systems hörten - fühlten<br />
sich nicht viele auch überfahren?<br />
Weisner: Zumindest waren sie nicht gerade euphorisch.<br />
Es war eine Mischung aus Neugierde und Angst.<br />
Schließlich waren sie mit der Niederlassung nicht vertraut.<br />
Im DDR-System mussten sie nur medizinische Entscheidungen<br />
treffen, plötzlich ging es um existenzielle<br />
Fragen ihrer beruflichen Zukunft.<br />
SHÄ: Gemessen daran haben sich viele sehr schnell zurechtgefunden.<br />
Weisner: Die Kollegen sind unglaublich schnell selbstständig<br />
geworden. Man darf ja nicht vergessen, dass sie<br />
vorher Jahrzehnte lang in einem völlig anderen System<br />
zurechtkommen mussten. Die Entwicklung war aber<br />
auch mit mancher Enttäuschung verbunden. Es gab<br />
zum Teil überzogene, unrealistische Erwartungen.<br />
ner KV-Chefs Dr. Manfred Richter-Reichhelm im Deutschen<br />
<strong>Ärzteblatt</strong> macht deutlich, warum: „Der Reiz der<br />
Freiberuflichkeit war sehr groß.“<br />
Dirk Schnack<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 43<br />
(Foto: BilderBox)
GESUNDHEITS- UND SOZIALPOLITIK<br />
Arzt in Ost und West<br />
Nach der Unterdrückung folgte<br />
die Karriere im Westen<br />
20 Jahre nach der Wende hilft die Biographie von Dr. Hans-Joachim<br />
Gutschmidt, sich die Probleme der DDR-Ärzte in Erinnerung zu rufen.<br />
Neuruppin, 1947: Mit zwölf Jahren erlebt der in Neuruppin<br />
geborene Hans-Joachim Gutschmidt die widerrechtliche<br />
Enteignung der elterlichen Landwirtschaft<br />
angeblich im Zuge der Bodenreform. Die Familie muss<br />
Neuruppin verlassen und wohnt kurzzeitig bei nahen Verwandten<br />
in Blankenburg im Harz.<br />
Zwei Jahre später darf die Familie nach Neuruppin zurückkehren,<br />
der Sohn Hans-Joachim folgt im Dezember<br />
1949. In seiner Geburtsstadt besteht er sein Abitur<br />
mit Auszeichnung und darf sich das Studienfach selbst<br />
auswählen. Er entscheidet sich für Humanmedizin an<br />
der Berliner Humboldt-Universität. Wegen seiner<br />
schlechten Erfahrungen in der Nachkriegszeit und einer<br />
gewissen Ähnlichkeit der FDJ mit der HJ kann er sich<br />
nicht zu einem FDJ-Eintritt entschließen.<br />
Nach Stationen an den Medizinischen Akademien Erfurt<br />
und Magdeburg, wo er 1958 sein Studium abschließt<br />
und anschließend promoviert, wirkt er während<br />
seiner internistischen Facharztausbildung am Aufbau<br />
der Dialyse im damaligen Bezirk Magdeburg mit und<br />
strebt zugleich seine Habilitation an. Elf der geforderten<br />
zwölf medizinischen Publikationen hat er bereits veröffentlicht,<br />
als er bei einer Tasse Kaffee von seinem<br />
Personaloberarzt (IM Weinhold) gefragt wird, ob er<br />
nicht Mitglied der SED werden wolle. Gutschmidt ist so-<br />
Dr. Gutschmidt (li.) vor dem Brandenburgertor im<br />
Ostteil Berlins vor dem Mauerfall.<br />
44 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
fort klar, dass es sich um die befürchtete Erkundung eines<br />
„Weichenstellers“ handelte, die kaum eine Alternative<br />
offen ließ. Er erklärt, dass er die Sozialistische Einheitspartei<br />
Deutschlands in allen Punkten unterstützen<br />
wolle, wenn sie etwas Sinnvolles tue - wolle aber nicht<br />
der Parteidisziplin unterliegen, wenn erkennbar schwere<br />
Fehler begangen würden.<br />
Gutschmidt verhält sich also in bestimmten Ansichten<br />
kritisch und stellt damit die „führende Rolle der Partei“<br />
punktuell infrage. Damit ist er nach Ansicht der Machthaber<br />
trotz seiner fachlichen Qualifikation als Dozent an<br />
einer „sozialistischen Hochschule“ nicht geeignet -<br />
Ende August 1968 ist seine Hochschulkarriere beendet.<br />
Ein gutes Jahr und einige verwehrte Aufstiegschancen<br />
später hat der konfessionslose Arzt Glück: Dem ärztlichen<br />
Direktor am Kreiskrankenhaus Prenzlau ist fachliche<br />
Kompetenz wichtiger als sachfremde Erwägungen.<br />
Er legt die Verantwortung für den Aufbau einer Dialyseabteilung<br />
in Gutschmidts Hände. Ende 1970 wird<br />
dort der erste Patient dialysiert, Gutschmidt außerdem<br />
als Gutachter für den Neubau des Bezirkskrankenhauses<br />
in Neubrandenburg herangezogen.<br />
Prenzlau, 1971: Gutschmidts geschiedene Ehefrau<br />
verlässt mit den beiden jüngsten von vier Söhnen die<br />
DDR auf legalem Wege durch Heirat eines Ausländers.<br />
Der Entlassungsschein von Dr. Hans-Joachim Gutschmidt<br />
aus der DDR-Haft. (Fotos: Privat)
â<br />
Erklärung der Ärzte des Kreiskrankenhauses und der Poliklinik<br />
Prenzlau von 1973:<br />
Dr. Hans-Joachim<br />
Gutschmidt<br />
Die Sorge um seine Kinder beeinträchtigt zunehmend<br />
Gutschmidts Arbeitsfähigkeit. Beantragte Reisegenehmigungen<br />
werden mehrfach abgelehnt. Gutschmidt<br />
entschließt sich, die DDR mit seinen beiden älteren<br />
Söhnen und einer weiteren Person mithilfe einer Schleuserorganisation<br />
im Kofferraum eines Fluchtfahrzeuges<br />
zu verlassen. Er ahnt nicht, dass sich in der Schleuserzentrale<br />
in Würzburg der Stasi-IM „Klaus“ eingenistet hat<br />
und die vier Fluchtwilligen an die zuständigen „Organe“<br />
der DDR verrät. Ende November 1973 verhindern sie den<br />
aus ihrer Sicht illegalen Grenzübertritt und verhaften<br />
die „Republikflüchtigen“. Eine Woche nach dem Fluchtversuch<br />
werden die Ärzte des Kreiskrankenhauses<br />
Prenzlau zu einer außerordentlichen Zusammenkunft<br />
in den Konferenzraum beordert. Sie sollen eine vorformulierte<br />
„Erklärung“ unterschreiben, in der das Verhalten<br />
des früheren Dialyse-Chefs „auf das Schärfste“ verurteilt<br />
wurde.<br />
Das Klima in der Versammlung ist eisig, die Stimmung<br />
unter den Kollegen gedrückt. Obwohl Gutschmidt, der<br />
sich zu diesem Zeitpunkt seit einer Woche in den Fängen<br />
der Staatssicherheit befindet, beliebt ist, unterschreiben<br />
fast alle anwesenden Kollegen das Schmähdokument<br />
ohne Diskussion. Die Chefin der Kinderabteilung<br />
betont in einer gesonderten Erklärung, dass sie<br />
die Formulierung „Verurteilung auf das Schärfste“ nicht<br />
übernehmen könne und signiert den Textentwurf nicht.<br />
Der Autor dieses Beitrages entzieht sich seiner Unterschrift<br />
durch fluchtartigen Antritt einer Kurzreise nach<br />
Nowgorod. Andere schweigen - und schämen sich, weil<br />
sie wissen, dass die Beschuldigung einer unmittelbaren<br />
Patientengefährdung aus der Luft gegriffen ist.<br />
Neubrandenburg, 1974: Der Strafgefangene Gutschmidt<br />
wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit wegen staatsfeindlichen<br />
Menschenhandels in Tateinheit mit versuchtem<br />
ungesetzlichem Grenzübertritt in schwerem<br />
Fall zu sechs Jahren Freiheitsentzug verurteilt. An einer<br />
Berufungsverhandlung, die Gutschmidt gegen den Rat<br />
der DDR-Anwälte durchgesetzt hatte, darf Gutschmidt<br />
GESUNDHEITS- UND SOZIALPOLITIK<br />
„Die versuchte Republikflucht des ehemaligen Chefarztes der Dialyseabteilung<br />
Dr. Gutschmidt verurteilen wir auf das Schärfste und distanzieren<br />
uns eindeutig von seinem Verhalten. Durch seine schwere Verfehlung<br />
hat er das Vertrauen missbraucht, das den Ärzten in unserem Staat<br />
entgegengebracht wird. Mit den ärztlichen Pflichten ist es unvereinbar, dass<br />
durch diese verantwortungslose Handlungsweise Patienten unmittelbar gefährdet<br />
wurden. Wir erwarten, dass Dr. Gutschmidt zur Rechenschaft gezogen<br />
und nach den Gesetzen der DDR einer Strafe zugeführt wird.“<br />
wegen angeblicher Fluchtgefahr nicht selbst teilnehmen.<br />
Das Oberste Gericht der DDR setzt das Strafmaß<br />
auf 4 1/2 Jahre herab. Der Fahrer des Schleuserfahrzeuges<br />
erhält elf Jahre Haft, wird aber nach etwas mehr<br />
als einem Jahr in seine Heimat, die Bundesrepublik<br />
Deutschland, entlassen. Die beiden an der Flucht beteiligten<br />
Söhne (elf und 13 Jahre alt) kommen für zwei<br />
Wochen in eine Haftanstalt für Kinder und Jugendliche<br />
nach Berlin-Stralau und werden anschließend zu Gutschmidts<br />
Schwester nach Neuruppin entlassen. Die an<br />
der Flucht beteiligte 22-jährige Pädagogikstudentin erhält<br />
eine Freiheitsstrafe von fünf Jahren, die sie im berüchtigten<br />
Frauengefängnis Hoheneck absitzt. Im Dezember<br />
1976 werden Gutschmidt und vier Monate später<br />
auch seine beiden bis dahin in der DDR verbliebenen<br />
Söhne in die Bundesrepublik entlassen. Zusammen<br />
mit den vier Söhnen zieht die Familie nach Kiel.<br />
Kiel, 1977: Gutschmidt beginnt seine Tätigkeit als Oberarzt<br />
in der Abteilung für Internistische Intensivmedizin und<br />
Dialyse im Städtischen Krankenhaus. Sechs Jahre später<br />
wird er kommissarischer Chefarzt, 1989 Chefarzt. Er<br />
ist Autor zahlreicher wissenschaftlicher Arbeiten.<br />
Kiel, 1999: An seinem 65. Geburtstag beendet Gutschmidt<br />
seine ärztliche Tätigkeit, die u. a. von Bürgermeisterin<br />
Annegret Bommelmann gewürdigt wird.<br />
Gutschmidt hat nun Zeit und die Möglichkeit, mehrfach<br />
seine Heimatstadt Neuruppin und seine frühere Arbeitsstätte<br />
in Prenzlau zu besuchen. Das dortige Kreiskrankenhaus<br />
hätte er vermutlich nie verlassen, wenn man<br />
dem Familienmenschen erlaubt hätte, seine Söhne im<br />
Westen zu besuchen. Sein Lebensweg wurde durch<br />
das eisige politische Klima und die brutale Unterdrückung<br />
in der DDR einschneidend verändert.<br />
Kiel, <strong>10</strong>. Oktober <strong>2009</strong>: Dr. Hans-Joachim Gutschmidt<br />
feiert seinen 75. Geburtstag. Es gratuliert der Autor und<br />
frühere Kollege aus Prenzlau.<br />
Dr. Heinz Schneider, Mahlow<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 45
FORTBILDUNGEN<br />
BORSTEL<br />
22. OKTOBER <strong>2009</strong><br />
15:00 UHR<br />
THEMA<br />
Differenzialzytologie des Pleuraergusses<br />
29. OKTOBER <strong>2009</strong><br />
15:00 UHR<br />
THEMA<br />
Klinisch-Pathologische-Konferenz (In Zusammenarbeit<br />
mit dem Institut für Pathologie)<br />
12. NOVEMBER <strong>2009</strong><br />
15:00 UHR<br />
THEMA<br />
Bluttransfusion<br />
VERANSTALTER/VERANSTALUNGSORT/KONTAKT<br />
Forschungszentrum Borstel, Medizinische Klinik,<br />
Parkallee 35, 23845 Borstel, Tel. 04537/188-364,<br />
Fax 04537/188-313, E-Mail hphauber@fz-borstel.de<br />
FLENSBURG<br />
04. NOVEMBER <strong>2009</strong><br />
18:00 UHR<br />
THEMA<br />
Antikoagulation bei erhöhtem Blutungsrisiko<br />
VERANSTALUNGSORT<br />
Fliedner Saal<br />
07. NOVEMBER <strong>2009</strong><br />
17:00 UHR<br />
THEMA<br />
Sprunggelenk<br />
VERANSTALUNGSORT<br />
Intermar Ostseehotel Glücksburg<br />
<strong>10</strong>. NOVEMBER <strong>2009</strong><br />
17:00 UHR<br />
THEMA<br />
Therapiekonzept für den Diabetischen Fuß<br />
Utopie, heroisch oder Wirklichkeit<br />
VERANSTALUNGSORT<br />
Hotel Alter Meierhof Glücksburg<br />
18. NOVEMBER <strong>2009</strong><br />
9:30 UHR<br />
THEMA<br />
Kardiale Dekompensation bei<br />
Niereninsuffizienz- Therapeutische Strategien<br />
46 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
VERANSTALUNGSORT<br />
Fliedner Saal<br />
VERANSTALTER/KONTAKT<br />
Medizinischer Klinikverbund Flensburg - Diako,<br />
Malteser, Flensburger Ärzteverein e. V.,<br />
Tel. 0461/8122015 oder 0461/81625<strong>10</strong><br />
HAMBURG<br />
07.-06. NOVEMBER <strong>2009</strong><br />
THEMA<br />
34. Jahreskongress der NdGP<br />
„Die Pneumologie in der Inneren Medizin“<br />
VERANSTALTER<br />
NdGP Norddeutsche Gesellschaft für<br />
Pneumologie<br />
VERANSTALUNGSORT<br />
Hotel Böttcherhof, Hamburg<br />
KONTAKT<br />
Nord Service Projects GmbH Kongressdienst,<br />
Krögerskoppel 1, 24558 Henstedt-Ulzburg,<br />
Tel. 04193/757677, Fax 04193/757689,<br />
E-Mail info@nordserviceprojects.de<br />
09. NOVEMBER <strong>2009</strong><br />
17:00-19:00 UHR<br />
THEMA<br />
Arbeitsmedizinische Falldemonstration und Fallbesprechung<br />
„Arbeitsmedizinische Aspekte für<br />
Tätigkeiten auf deutschen Offshore-Windkraftanlagen<br />
11. NOVEMBER <strong>2009</strong><br />
15:00-18:00 UHR<br />
THEMA<br />
Workshop „Sicherer Umgang mit Importcontainern“<br />
VERANSTALTER/VERANSTALUNGSORT/KONTAKT<br />
Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime<br />
Medizin (ZfAM), Prof. Dr. Xaver Baur, Seewartenstr.<br />
<strong>10</strong>, Haus 1, 20459 Hamburg,<br />
Tel. 040/428894501, Fax 040/428894514,<br />
E-Mail xaver.baur@bsg.hamburg.de, Internet<br />
www.uke.uni-hamburg.de/institute/arbeitsmedizin<br />
14. NOVEMBER <strong>2009</strong><br />
<strong>10</strong>:00 UHR<br />
THEMA<br />
2. Symposium zur Sklerodermie im Kindesalter<br />
VERANSTALTER/VERANSTALUNGSORT/KONTAKT<br />
Hamburger Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie,<br />
Kompetenz-Zentrum für<br />
Sklerodemie und autoimmune Uveitis im<br />
Kindesalter, Am Klinikum Eilbek, Dehnheide 120,
22081 Hamburg, Dr. Ivan Földvari<br />
Tel. 040/20923697, Fax 040/20923693,<br />
E-Mail sprechstunde@kinderrheumatologie.de,<br />
Internet www.kinderrheumatologie.de oder<br />
www.Sklerodermie.org<br />
04.-06. DEZEMBER <strong>2009</strong><br />
THEMA<br />
Notdienstseminar - Diagnostik ohne Hilfsmittel<br />
und Therapie von allen kleinen und großen<br />
Notfällen im Notdienst, in der Praxis,<br />
im Flugzeug, auf der Straße<br />
VERANSTALUNGSORT<br />
Panorama Hotel Hamburg, Harburg<br />
VERANSTALTER/KONTAKT<br />
Heidelberger Akademie für med. Fortbildung,<br />
Dr. Tonn, Lutherstr. 20, 69120 Heidelberg,<br />
E-Mail tonn@notdienstseminar.de,<br />
Internet www.notdienstseminar.de<br />
HEIDE<br />
28. NOVEMBER <strong>2009</strong><br />
THEMA<br />
Grund- und Spezialkurs Röntgendiagnostik<br />
VERANSTALUNGSORT<br />
Bildungszentrum für Berufe im Gesundheitswesen<br />
am Westküstenklinikum Heide, Esmarchstraße 50,<br />
25746 Heide<br />
VERANSTALTER/KONTAKT<br />
Angelika Nicol, Tel. 0481/7852900,<br />
Fax 0481/7852909,<br />
E-Mail anicol@wkk-hei.de,<br />
Internet www.bildungszentrum-wkk.de<br />
KIEL<br />
22. OKTOBER <strong>2009</strong><br />
19:00-21:00 UHR<br />
THEMA<br />
Kieler Arbeitskreis Epilepsie<br />
Spezielle Probleme der anitepileptischen<br />
Pharmakotherpaie<br />
VERANSTALUNGSORT<br />
Hotel Kieler Yacht-Club, Hindenburgufer 70,<br />
24<strong>10</strong>5 Kiel<br />
VERANSTALTER/KONTAKT<br />
Dr. Nicolas Lang, Klinik für Neurologie, UK S-H,<br />
Campus Kiel, Haus 41, Arnold-Heller-Str. 3,<br />
24<strong>10</strong>5 Kiel, Tel. 0431/597-8709, Fax 0431/597-8714,<br />
E-Mail epilepsie@neurologie.uni-kiel.de,<br />
31. OKTOBER <strong>2009</strong><br />
THEMA<br />
FORTBILDUNGEN<br />
International Workshop on Plastic Surgery in the<br />
Head an Neck Region<br />
30.-31. OKTOBER <strong>2009</strong><br />
THEMA<br />
International Courses on Ultrasound of the Head<br />
and Neck<br />
07. NOVEMBER <strong>2009</strong><br />
THEMA<br />
Workshop für Plastische Operationen im Kopf-<br />
Hals-Bereich<br />
06.-07. NOVEMBER <strong>2009</strong><br />
THEMA<br />
DEGUM-Kurse A- B-Bild-Sonographie der Kopf-<br />
Hals-Region<br />
VERANSTALTER/VERANSTALUNGSORT/KONTAKT<br />
Universitätsklinikum <strong>Schleswig</strong>-Holstein,<br />
Campus Kiel, Klinik für HNO-Heilkunde,<br />
Arnold-Heller-Str. 14, 24<strong>10</strong>5 Kiel, C. Nagel,<br />
Tel. 0431/597-2240, Fax 0431/597-2272,<br />
E-Mail cnagel@hno.uni-kiel.de<br />
<strong>10</strong>. NOVEMBER <strong>2009</strong><br />
8:30-16:30 UHR<br />
THEMA<br />
Datenschutz in der Arztpraxis<br />
11. NOVEMBER <strong>2009</strong><br />
8:30-16:30 UHR<br />
THEMA<br />
Datenschutz im Krankenhaus<br />
VERANSTALTER/VERANSTALUNGSORT/KONTAKT<br />
Datenschutzakademie <strong>Schleswig</strong>-Holstein,<br />
Marita Häuser, Unabhängiges Landeszentrum<br />
für Datenschutz (ULD), Holstenstr. 98,<br />
24<strong>10</strong>3 Kiel, Tel. 0431/988-1281<br />
11. NOVEMBER <strong>2009</strong><br />
18:15 UHR<br />
THEMA<br />
Psychoanalytische Perspektiven<br />
Die Vertreibung aus der Hölle<br />
VERANSTALUNGSORT<br />
CAU, Institut für Pädagogik, Hörsaal 4,<br />
Olshausenstr. 75, Kiel<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I September <strong>2009</strong> 47
FORTBILDUNGEN<br />
VERANSTALTER/KONTAKT<br />
John-Rittmeister-Institut, Lorentzendamm 16,<br />
24<strong>10</strong>3 Kiel, Dr. Mechthild Klingenburg-Vogel<br />
13.-15. NOVEMBER <strong>2009</strong><br />
THEMA<br />
4. gemeinsame Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft<br />
für Pädiatrische Endokrinologie und<br />
Pädiatrischen Diabetologie<br />
VERANSTALUNGSORT<br />
Audimax der CAU<br />
VERANSTALTER/KONTAKT<br />
Prof. Dr. Paul Martin Holterhus, Dr. Bettina<br />
Heidtmann, UK S-H, Campus Kiel,<br />
Arnold-Heller-Str. 3, 24<strong>10</strong>5 Kiel und Katholisches<br />
Kinderkrankenhaus Wilhelmsstift<br />
18. NOVEMBER <strong>2009</strong><br />
18:00 UHR<br />
THEMA<br />
Prozessoptimierung im OP<br />
VERANSTALTER/VERANSTALUNGSORT/KONTAKT<br />
UK S-H, Campus Kiel, Klinik für Anästhesiologie<br />
und Operative Intensivmedizin, Hörsaal Chirurgie<br />
Schwanenweg 21, 24<strong>10</strong>5 Kiel, Sekretariat Prof.<br />
M. Steinfath, Tel. 0431/597-2991,<br />
Fax 0431/597-3002, E-Mail anaesthesie@uk-sh.de<br />
21. NOVEMBER <strong>2009</strong><br />
<strong>10</strong>:00-18:00 UHR<br />
THEMA<br />
Psychotraumatologie<br />
28. NOVEMBER <strong>2009</strong><br />
9:00-16:00 UHR<br />
THEMA<br />
Interaktionelle Gruppentherapie<br />
VERANSTALTER/KONTAKT<br />
IFT-Nord - Institutsambulanz, Dr. Monika Pieper-<br />
Räther, Harmsstr. 22, 24114 Kiel,<br />
Tel. 0431/57029-40, E-Mail info@ift-nord.de,<br />
Internet www.ift-nord.de<br />
LÜBECK<br />
24. OKTOBER <strong>2009</strong><br />
9:00-13:00 UHR 4 PUNKTE<br />
THEMA<br />
Bipolare Störungen<br />
VERANSTALTER/VERANSTALUNGSORT/KONTAKT<br />
Dipl.-Psych. WinfriedLotz-Rambaldi, UK S-H,<br />
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie,<br />
Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck,<br />
48 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
Tel. 0451/500-2445, Fax 0451/500-5097,<br />
E-Mail winfried.lotz-rambaldi@psychiatrie-uk-sh.de<br />
31. OKTOBER <strong>2009</strong><br />
8:30-13:00 UHR 5 PUNKTE<br />
THEMA<br />
Symposium „<strong>10</strong> Jahre Kardiologie<br />
im Krankenhaus Süd“<br />
VERANSTALUNGSORT<br />
Radisson SAS Senator Hotel, Willy-Brandt-Allee 6,<br />
23554 Lübeck<br />
VERANSTALTER/KONTAKT<br />
Dr. B. Schneider, Klinik für Kardiologie,<br />
Sana-Kliniken Lübeck GmbH, Kronsforder<br />
Allee 71/73, 23560 Lübeck, Tel. 0451/585-1681,<br />
Fax 0451/585-1699,<br />
E-Mail b.schneider@sana-luebeck.de<br />
07. NOVEMBER <strong>2009</strong><br />
19:00-21:00 UHR 4 PUNKTE<br />
THEMA<br />
2. Lübecker Schilddrüsensymposium<br />
Vorstellung des Schilddrüsenzentrums<br />
VERANSTALUNGSORT<br />
Rathaus Bürgerschaftssaal, Breite Str. 62,<br />
23552 Lübeck<br />
VERANSTALTER/KONTAKT<br />
UK S-H, Campus Lübeck, Medizinische Klinik I/<br />
Schilddrüsenzentrum, Ratzeburger Allee 160,<br />
23538 Lübeck, Tel. 0451/500-2360, Fax -2938<br />
Internet www.innere1.uni-luebeck.de<br />
07. NOVEMBER <strong>2009</strong><br />
9:00-14:00 UHR 7 PUNKTE<br />
THEMA<br />
Zurück in die Anatomie<br />
Praktische Demonstration aktueller<br />
Operations-techniken in der Herzchirurgie<br />
VERANSTALTER/VERANSTALUNGSORT/KONTAKT<br />
Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung<br />
der ÄKSH, Esmarchstraße 4-6,<br />
23795 Bad Segeberg, Tel. 04551/803-166,<br />
Fax 04551/881-194,<br />
E-Mail akademie@aeksh.org, Internet<br />
www.aeksh.de/akademie<br />
<strong>10</strong>.-11. NOVEMBER <strong>2009</strong><br />
13 PUNKTE<br />
THEMA<br />
5. Ostsee-Anrainerstaaten<br />
Symposium Palliativmedizin<br />
VERANSTALUNGSORT<br />
Radisson SAS Senator Hotel, Willy-Brandt-Allee 6,<br />
23554 Lübeck
VERANSTALTER/KONTAKT<br />
beta seminare bonn berlin GmbH, Celsiusstr. 43,<br />
Birgit Jaspers, Tel. 0228/91937-37,<br />
Fax 0228/2505-35, E-Mail info@bsbb.de<br />
18. NOVEMBER <strong>2009</strong><br />
17:00 UHR 4 PUNKTE<br />
THEMA<br />
Update Kinderorthopädie in Lübeck<br />
VERANSTALTER/VERANSTALUNGSORT/KONTAKT<br />
Universitätsklinikum <strong>Schleswig</strong>-Holstein,<br />
Campus Lübeck, Ratzeburger Allee 160, 23538<br />
Lübeck, Sektion für Orthopädie der Klinik für<br />
Chirurgie des Stütz- und Bewegungsapparates,<br />
Hörsaal Z 3, Sekretariat Prof. Dr. Russlies<br />
Tel. 0451/500-2301, Fax 0451/500-3333,<br />
E-Mail info@orthopaedie.uni-luebeck.de<br />
02. DEZEMBER <strong>2009</strong><br />
15:30 UHR 3 PUNKTE<br />
THEMA<br />
4. Norddeutsches NET-Symposium<br />
Therapiekonzepte bei fortgeschrittenen<br />
neuroendokrinen Tumoren<br />
VERANSTALUNGSORT<br />
Radisson SAS Senator Hotel, Willy-Brandt-Allee 6,<br />
23554 Lübeck<br />
VERANSTALTER/KONTAKT<br />
Universitätsklinikum <strong>Schleswig</strong>-Holstein,<br />
Campus Lübeck, Medizinische Klinik I,<br />
Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck,<br />
Prof. Dr. Heiner Mönig, Tel. 0451/500-2360<br />
E-Mail heiner.moenig@uk-sh.de<br />
MÖLLN<br />
11. NOVEMER <strong>2009</strong><br />
THEMA<br />
Rehamedizinischer Qualitätszirkel der<br />
Rehakliniken Mölln und Lehmrade<br />
Gastrointestinale Stromatumoren<br />
VERANSTALUNGSORT<br />
Rehaklinik Föhrenkamp, Birkenweg 24,<br />
23879 Mölln<br />
VERANSTALTER/KONTAKT<br />
Rehaklinik Lehmrade, Gudower Str. <strong>10</strong>,<br />
23883 Lehmrade, Tel. 04542/806-9<strong>10</strong>0,<br />
Fax 04542/806-9345,<br />
E-Mail monika.steinmann@damp.de,<br />
Internet www.damp.de<br />
NEUSTADT-RETTIN<br />
FORTBILDUNGEN<br />
31. OKTOBER <strong>2009</strong><br />
9:00-18:30 UHR 8 PUNKTE<br />
THEMA<br />
Die Heilkunst mit Metallen<br />
21. NOVEMBER <strong>2009</strong><br />
<strong>10</strong>:00-18:30 UHR 7 PUNKTE<br />
THEMA<br />
Die Bedeutung der Spiritualität für Ursachen<br />
und Heilung von Krankheit<br />
VERANSTALTER/VERANSTALUNGSORT/KONTAKT<br />
Dr. Bernhard Schweiger, Schöpferisches Zentrum<br />
OASE, Schaarweg 70, 23730 Neustadt-Rettin,<br />
E-Mail info@dr-b-schweiger.de<br />
RATZEBURG<br />
03. NOVEMBER <strong>2009</strong><br />
19:00 UHR 2 PUNKTE<br />
THEMA<br />
Fahrtauglichkeit im Alter<br />
VERANSTALUNGSORT<br />
Raum „<strong>Schleswig</strong>-Holstein“, Senioren-Wohnsitz<br />
Ratzeburg, Schmilauer Str. <strong>10</strong>8,<br />
23909 Ratzeburg<br />
VERANSTALTER/KONTAKT<br />
Klinik für Geriatrie, Röpersberg 47, 23909<br />
Ratzeburg, Jens Leymann, Fax 04541/133799,<br />
E-Mail Jens.Leymann@geriatrie-ratzeburg.de,<br />
Internet www.geriatrie-ratzeburg.de<br />
RENDSBURG<br />
12. NOVEMBER <strong>2009</strong><br />
20:00 UHR<br />
THEMA<br />
Plastische Chirurgie im Spannungsfeld<br />
zwischen rekonstruktiver- und Mode-Chirurgie<br />
VERANSTALUNGSORT<br />
Convent Garten, Rendsburg<br />
VERANSTALTER/KONTAKT<br />
Ärzteverein Rendsburg,<br />
Dr. Achim Diestelkamp, Eiderstr. 55, 24768<br />
Rendsburg, Tel. 04331/6639-66,Fax -29,<br />
E-Mail aerzteverein-rd@web.de,<br />
Internet www.aev-rd.de<br />
Fortbildungen die nach Redaktionsschluss eingereicht worden, finden Sie im Internet www.aeksh.de<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I September <strong>2009</strong> 49
UNSERE NACHBARN<br />
Umfrage der Hamburger Ärztekammer<br />
Arzt - Traumberuf oder<br />
Knochenjob?<br />
Niedergelassene Ärzte sind zufriedener als ihre angestellten Kollegen. Am meisten<br />
leiden Ärzte unter dem Dokumentationsaufwand.<br />
Drei Viertel der Hamburger Ärzte würden sich jederzeit<br />
wieder für den Arztberuf entscheiden. Das ist das zentrale<br />
Ergebnis einer im Auftrag der Ärztekammer Hamburg<br />
und der Kommunikationsagentur fischerAppelt<br />
durchgeführten Befragung. Von den 12.000 Ärzten der<br />
Hansestadt haben sich mehr als 1.400 an der Umfrage<br />
beteiligt.<br />
Mehr Stress, weniger Geld und kaum Zeit für den Patienten<br />
- politische Rahmenbedingungen haben den<br />
Arztberuf verändert. In den Medien entsteht nicht selten<br />
der Eindruck, Ärzte seien mit ihrem Beruf chronisch<br />
unzufrieden. Die aktuelle Online-Befragung zur Berufszufriedenheit<br />
von Hamburger Ärztinnen und Ärzten<br />
hat jetzt jedoch gezeigt: 73 Prozent der Mediziner finden<br />
ihren Beruf erstrebenswert und würden sich wieder<br />
für ihn entscheiden.<br />
„Die Ergebnisse zeigen, dass der Arztberuf in hohem<br />
Maße mit Berufung zu tun hat und eine enorme Befriedigung<br />
mit sich bringt, weil man eben etwas wirklich<br />
50 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
Sinnvolles tut. Das ist ganz sicher ein sehr ermutigendes<br />
Signal für die Patienten, vor allem aber auch für junge<br />
Leute, die darüber nachdenken, Medizin zu studieren“,<br />
sagt Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Ärzte -<br />
kammer Hamburg. Ein hohes Maß an Selbstständigkeit<br />
und Entscheidungsspielräumen lässt Ärzte offenbar<br />
zufriedener mit dem eigenen Job sein. Mehr als die Hälfte<br />
der Hamburger Niedergelassenen (52 Prozent) mit<br />
eigener Praxis gaben an, dass ihr Beruf sie voll und ganz<br />
ausfüllt - im Gegensatz zu ihren angestellten Kollegen, von<br />
denen nur rund ein Drittel in seinem Job aufgeht.<br />
Befragt nach dem, was sie an ihrem Beruf am meisten<br />
stört, erhielt der „Dokumentationsaufwand“ mit großem<br />
Abstand von 60 Prozent der Befragten die Bewertung<br />
„darunter leide ich sehr“. Es folgten „Verlust beruflicher<br />
Autonomie“ (38 Prozent) und „Erschöpfung<br />
durch hohe Arbeitsbelastung“ (37 Prozent).<br />
Jeden Zweiten stört es zudem, zu wenig Zeit für den Patienten<br />
zu haben. Montgomery: „Das zentrale Thema für<br />
Dr. Frank Ulrich Montgomery (Foto: ÄK HH) Sabine Seifert (Foto: fischerAppelt)
die meisten Hamburger Ärztinnen und Ärzte ist die Patientenversorgung.<br />
Sie sind dann am zufriedensten,<br />
wenn sie tatsächlich Arzt sein können.“<br />
Im zweiten Teil der Befragung ging es um die Fortbildung.<br />
Die Berufsordnung verpflichtet Ärzte dazu, sich kontinuierlich<br />
fortzubilden. Rund 70 Prozent der Mediziner begrüßen<br />
praxisnahe Fortbildungsveranstaltungen. Die<br />
Anzahl der Punkte spielt für die meisten Ärzte (80 Prozent)<br />
bei der Auswahl der Veranstaltungen eine nachrangige<br />
Rolle. Montgomery: „Das zeigt, was wir immer<br />
schon vermutet haben: dass nämlich die Fortbildungsverpflichtung<br />
für die Ärztinnen und Ärzte gar kein Problem<br />
darstellt, weil sie sich immer schon fortgebildet haben.“<br />
Sabine Seifert, Leiterin der Healthcare-Unit und Partnerin<br />
bei fischerAppelt, ist überrascht von der Diskrepanz<br />
zwischen der Selbst- und Fremdwahrnehmung der Ärz-<br />
Thesen zur Berufszufriedenheit<br />
1. Hamburger Ärzte würden sich immer wieder für ihren<br />
Beruf entscheiden.<br />
73 Prozent der Hamburger Ärzte würden sich, wenn<br />
sie die Wahl hätten, wieder für den Arztberuf entscheiden.<br />
Mehr als die Hälfte der Hamburger Mediziner (52<br />
Prozent) gab darüber hinaus an, Arzt aus Berufung zu<br />
sein.<br />
2. Bei der Berufswahl kommt es nicht aufs Geld an:<br />
Hamburger Ärzte sind vom Wissensdurst getrieben.<br />
Nur 14 Prozent der Befragten dachten bei ihrer Berufswahl<br />
an die Verdienstmöglichkeiten. Auch Prestige spielte<br />
bei der Wahl eine nachrangige Rolle: Nur 17 Prozent<br />
der Befragten dachten an das damit verbundene Ansehen.<br />
Für knapp zwei Drittel (61 Prozent) stand das naturwissenschaftliche<br />
Interesse im Vordergrund. Vor allem<br />
die 25- bis 30-jährigen Ärzte sind vom naturwissenschaftlichen<br />
Wissensdurst getrieben (73 Prozent).<br />
Mehr als die Hälfte der Hamburger Mediziner (52 Prozent)<br />
gab darüber hinaus an, Arzt aus Berufung zu sein.<br />
Je erfolgreicher die Karriere, desto eher verstehen die<br />
Mediziner die eigene Berufswahl als Berufung.<br />
3. Hamburger Ärzte finden ihren Beruf trotz schlechterer<br />
Bezahlung erstrebenswert.<br />
Die Verdienstmöglichkeiten der Ärzte sind längst nicht<br />
mehr so gut wie früher. Doch nur knapp ein Drittel der<br />
Hamburger Ärzte (31 Prozent) leidet sehr unter der<br />
schlechteren Bezahlung. Mehr als die Hälfte (51 Prozent)<br />
stört die schlechteren Verdienstmöglichkeiten zwar, findet<br />
sie aber erträglich.<br />
UNSERE NACHBARN<br />
te: „Die Umfrage hat gezeigt, dass die Mehrheit der<br />
Hamburger Ärzte ihren Beruf wieder ergreifen würde. Auf<br />
der anderen Seite wird ihnen oft vorgeworfen, sie seien<br />
chronisch unzufrieden.“ Natürlich sei es verständlich,<br />
dass sich Ärzte öffentlich gegen politische Regulierungen<br />
wehrten und in eigener Sache in die Öffentlichkeit<br />
gehen. „Möchte man den Arztberuf aber auch für den<br />
Nachwuchs wieder interessant machen, muss es auch<br />
positive Signale geben. Die Umfrage ist ein Schritt in diese<br />
Richtung.“<br />
Ärztekammerpräsident Montgomery resümiert: „Insgesamt<br />
wissen wir nach dieser Befragung ziemlich genau,<br />
an welchen Punkten man ansetzen muss, um den<br />
Arztberuf attraktiver zu machen. Hier ist die Politik gefragt,<br />
aber auch die Ärzte selbst“.<br />
Sandra Wilstorf, Ärztekammer Hamburg<br />
Das gilt insbesondere für die jüngere Ärztegeneration:<br />
58 Prozent der 25- bis 30-jährigen Mediziner gaben an,<br />
die eigene Einkommenssituation erträglich zu finden.<br />
4. Je mehr Entscheidungsspielräume Hamburger<br />
Ärzte haben, desto glücklicher sind sie.<br />
Ein hohes Maß an Selbstständigkeit und Entscheidungsspielräumen<br />
lässt Ärzte zufriedener mit dem eigenen<br />
Job sein. Mehr als die Hälfte der Hamburger<br />
Niedergelassenen (52 Prozent) mit eigener Praxis gab<br />
an, dass ihr Beruf sie voll und ganz ausfüllt - im Gegensatz<br />
zu ihren angestellten Kollegen, von denen nur<br />
rund ein Drittel in seinem Job aufgeht.<br />
Je weisungsgebundener die Mediziner in Kliniken arbeiten<br />
müssen, desto unzufriedener sind sie mit ihrem<br />
Job: Nur 29 Prozent der Assistenzärzte sind von ihrem<br />
Beruf ausgefüllt. Fast jeden zweiten von ihnen (49 Prozent)<br />
störte es, nicht selbstständig arbeiten zu können.<br />
Bei den Chefärzten sind dagegen 68 Prozent zufrieden<br />
mit dem eigenen Job. Auch eine Spezialisierung trägt<br />
zur Berufszufriedenheit der Mediziner bei: Insgesamt sind<br />
Mediziner mit Facharztausbildung glücklicher als die<br />
ohne diese medizinische Weiterbildung.<br />
5. Hamburgs Mediziner leiden unter Dokumentationsaufwand.<br />
Mediziner wollen kranken Menschen helfen, schnell<br />
wieder gesund zu werden. Doch in den letzten Jahren<br />
haben sich die Rahmenbedingungen ihrer medizinischen<br />
Tätigkeit verändert: Dokumentation, Organisation<br />
und Verwaltung bestimmen den Alltag in Klinik und<br />
Praxis, die Zeit für die Patienten wird immer knapper.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 51
UNSERE NACHBARN<br />
Rund 60 Prozent der befragten Mediziner leiden sehr unter<br />
dem Dokumentationsaufwand. Jeden Zweiten (51 Prozent)<br />
stört es, zu wenig Zeit für den Patienten zu haben.<br />
Mehr als die Hälfte der Mediziner (54 Prozent) hat sich<br />
den Arztberuf anders vorgestellt.<br />
6. Hohe Arbeitsbelastung und Stress bestimmen<br />
den Alltag.<br />
Bis zu 56 Arbeitsstunden pro Woche in der Praxis, Marathondienste<br />
im Krankenhaus und immer die hohe<br />
Verantwortung für die Gesundheit anderer auf den Schultern<br />
- Arzt sein ist ein Knochenjob. Trotzdem sind Hamburgs<br />
Mediziner hart im Nehmen: Fast jeder Zweite findet<br />
die hohe Arbeitsbelastung erträglich. Besonders<br />
groß scheint der Stress bei den 31- bis 40-Jährigen zu<br />
sein: 47 Prozent von ihnen leiden sehr unter der Belastung.<br />
Ein deutliches Alarmsignal, denn mittlerweile ist das<br />
Burnout-Syndrom auch bei Ärzten keine Seltenheit mehr.<br />
Kein Wunder, denn den Praxisalltag müssen die meisten<br />
Ärzte als Einzelkämpfer meistern. 44 Prozent der Niedergelassenen<br />
stört die Arbeit im Alleingang. Die Chefärzte<br />
im Krankenhaus sehen das entspannter: Rund<br />
zwei Drittel sind bei der Arbeit gerne auf sich allein gestellt.<br />
Im Gegensatz zu den Assistenzärzten: 46 Prozent<br />
von ihnen würden lieber im Team arbeiten.<br />
7. Familie und Beruf unter einen Hut bringen: Kliniker<br />
haben das Nachsehen.<br />
Egal ob Arzt oder Ärztin: Insgesamt scheinen die Hanseaten<br />
den Spagat zwischen Familie und Beruf gut hinzukriegen.<br />
Rund 40 Prozent stört es zwar, Privates und<br />
Berufliches nicht optimal vereinbaren zu können, finden<br />
es aber erträglich. Mit dem Klinikalltag lassen sich Beruf<br />
und Familie offensichtlich schlechter vereinbaren<br />
als mit der eigenen Praxis. 42 Prozent der Kliniker leiden<br />
sehr darunter, wenig Zeit für die Familie zu haben. Bei<br />
den Niedergelassenen sind es nur 23 Prozent.<br />
II. Thesen zum Fortbildungsverhalten<br />
8. Hamburger Ärzte bringen sich in ihrem Fachgebiet<br />
immer wieder auf den neuesten Stand.<br />
Die Berufsordnung verpflichtet zu kontinuierlicher Fortbildung.<br />
Die Mehrheit der Hamburger Mediziner bildet<br />
sich im eigenen Fachgebiet fort. Fast alle Hamburger Mediziner<br />
wählen ihre Fortbildungsveranstaltungen gezielt<br />
nach Themen aus und lassen sich dabei von den bestehenden<br />
Angeboten inspirieren. Die Anzahl der Punkte<br />
spielt für die meisten Ärzte bei der Auswahl der Veranstaltungen<br />
eine nachrangige Rolle - obwohl sie verpflichtet<br />
sind, alle fünf Jahre 250 Punkte nachzuweisen<br />
und es maximal acht Punkte pro Fortbildungstag gibt.<br />
9. Hamburger Ärzte sind multilingual.<br />
Hamburg - das Tor zur Welt. Deutschlands größte Ha-<br />
52 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
fenstadt gibt sich weltoffen und multikulturell. Das färbt<br />
auch auf die hanseatischen Mediziner ab: Knapp die Hälfte<br />
(48 Prozent) nutzt auch fremdsprachige Fortbildungsangebote.<br />
Insbesondere Chefärzte im Krankenhaus<br />
(81 Prozent) und jüngere Ärzte zwischen 25 und<br />
30 Jahren (59 Prozent) machen von diesem Angebot Gebrauch.<br />
<strong>10</strong>. Mediziner bevorzugen „Learning by doing“.<br />
Hamburgs Ärzte sind praktisch veranlagt: 78 Prozent der<br />
jüngeren Mediziner zwischen 25 und 30 Jahren bilden<br />
sich lieber in praxisnahen Fortbildungsveranstaltungen<br />
weiter; auch die Älteren (70 Prozent) bevorzugen praxisnahes<br />
Lernen. Lediglich die Chefärzte in den Kliniken<br />
begrüßten Seminare, die zu gleichen Teilen aus theoretischen<br />
und praktischen Inhalten bestehen.<br />
11. Produktneutrale Fortbildungen werden bevorzugt.<br />
Ein Großteil der Hamburger Ärzte (70 Prozent) legt großen<br />
Wert auf werbefreie und produktneutrale Fortbildungen.<br />
Je älter, desto kritischer sind die Mediziner gegenüber<br />
produktbezogenen Seminarinhalten. Ein Sponsoring<br />
von Veranstaltungen findet die Mehrheit der Befragten<br />
(78 Prozent) allerdings durchaus in Ordnung.<br />
12. Mediziner sparen nicht an ihrer Fortbildung.<br />
Wenn es um Fortbildung geht, greifen Mediziner auch<br />
gerne ins eigene Portmonee: 62 Prozent der Befragten<br />
zahlen Teilnahmegebühren für gute Fortbildungsveranstaltungen.<br />
Bei den Veranstaltungsorten zeigen sich<br />
vor allem die Chefärzte flexibel: 81 Prozent nehmen<br />
längere Anfahrtswege für Fortbildungen gerne in Kauf.<br />
13. Junge Mediziner vertrauen auf Mund-zu-Mund-<br />
Propaganda.<br />
79 Prozent der 25- bis 30-jährigen Mediziner setzen bei<br />
der Auswahl von Fortbildungsangeboten auf Anregungen<br />
von Kollegen. Da die Fortbildung im eigenen Fachgebiet<br />
für die meisten Hamburger Ärzte die größte Rolle<br />
spielt, informieren sich 71 Prozent auch am liebsten<br />
über ihre Fachgesellschaften oder Berufsverbände über<br />
Fortbildungsangebote. Fast die Hälfte der Befragten<br />
nutzt Bekanntmachungen in der überregionalen Fachpresse<br />
und Kollegen als Informationsquelle, gefolgt von<br />
regionalen Fachmedien (40 Prozent) und der aktiven Suche<br />
im Internet (23 Prozent). Die meisten Ärzte bilden sich<br />
auf Fachkongressen und durch das Lesen von Fachmagazinen<br />
weiter. Nur knapp ein Viertel der Befragten<br />
nutzt Online-Angebote für Weiterbildungszwecke. Das<br />
könnte sich durch einen Generationenwechsel jedoch<br />
bald ändern: 71 Prozent der 25- bis 30-Jährigen finden<br />
die Angebote im Internet interessanter.
UNSERE NACHBARN<br />
5. Gesundheitswirtschaftskongress in Hamburg<br />
UK S-H wünscht mehr Einfluss<br />
auf Weiterbildung<br />
Vorstandschef Prof. Jens Scholz sieht Bedarf für zusätzliche und besser weitergebildete<br />
Mediziner.<br />
Beim 5. Gesundheitswirtschaftskongress Anfang September<br />
in Hamburg machten vor allem die Vertreter von<br />
Universitätskliniken deutlich, dass sie sich für ihre Ärzte<br />
in Weiterbildung noch stärker qualitätsorientierte<br />
Strukturen wünschen. Der Vorstandsvorsitzende des Universitätsklinikums<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein (UK S-H), Prof. Dr.<br />
Jens Scholz, sagte beim Workshop „Zukunftsorientierte<br />
Ärzteaus- und -weiterbildung“, die Kliniken brauchten<br />
mehr und noch besser weitergebildete Ärzte. Auf der<br />
quantitativen Seite sei trotz zunehmender Ärztezahlen<br />
ein Ärztemangel nicht von der Hand zu weisen. Zu den<br />
Gründen gehörten die Arbeitszeitverkürzung (um ein Drittel<br />
Arbeitszeit weniger als vor Jahren), die Feminisierung<br />
des Arztberufs und die Abwanderung ins Ausland.<br />
Die Qualität der Weiterbildung sei im Bundesgebiet<br />
durchaus unterschiedlich, es fehle zum Teil schon an<br />
nachvollziehbaren Weiterbildungsnachweisen. Die Kliniken<br />
hätten durch die Weiterbildung einen erheblichen<br />
zeitlichen Mehraufwand - nach einer Untersuchung<br />
durchschnittlich etwa über zwölf Stunden pro Woche<br />
beim weiterbildenden leitenden Arzt wie auch beim<br />
Weiterzubildenden. Die Mehrkosten seien auf etwa<br />
40.000 Euro beziffert worden. Da die Belastung aber je<br />
nach Weiterbildungsjahr und Fach sehr unterschiedlich<br />
sei, strebe die Deutsche Krankenhausgesellschaft eine<br />
gesetzliche Fondslösung an mit einer Finanzierung pro<br />
Weiterbildungsassistent von etwa 1.000 Euro monatlich<br />
ähnlich wie im ambulanten Bereich.<br />
„Wenn nicht mehr Geld ins System kommt, bleibt es so<br />
defizitär wie es ist, allenfalls ein wenig zu verbessern<br />
durch learing by doing“, meinte Scholz. Vor allem<br />
müssten die Strukturen verbessert werden etwa von der<br />
persönlichen Weiterbildungsbefugnis hin zur Verbundweiterbildung,<br />
damit die Klinik selbst qualitätsorientierte<br />
Strukturen wie einheitliche Anfangstermine und<br />
Qualitätsnachweise organisieren könne. Den größten Widerstand,<br />
so Scholz gegenüber dem <strong>Schleswig</strong>-Holsteinischen<br />
<strong>Ärzteblatt</strong>, leisteten traditionsgeleitete Standesvertreter.<br />
die auf überkommene Privilegien nicht<br />
verzichten wollten. Bei einer Reform könne, so sein<br />
Wunsch, <strong>Schleswig</strong>-Holstein eine Vorreiterrolle spielen.<br />
Auch die anderen Klinika-Chefs Dr. Andreas Tecklenburg<br />
(Medizinische Hochschule Hannover, früher <strong>Schleswig</strong>-Holstein)<br />
und Prof. Dr. Jörg F. Debatin (Universitätsklinikum<br />
Hamburg-Eppendorf) forderten eine moderne<br />
Weiterbildung. Aus eigener Erfahrung als Weiterbildungsassistent<br />
und als Weiterbildender berichtete<br />
Debatin: „Damals - und zum Teil bis heute - ging man<br />
davon aus, der deutsche Arzt kann alles (in seinem Fachgebiet),<br />
er mogelt nicht und er kontrolliert sich selbst.“<br />
Beim 5. Gesundheitswirtschaftskongress trafen sich<br />
nach Angaben de Veranstalters über 800 Interessierte<br />
vor allem aus Norddeutschland. Im Zentrum standen<br />
diesmal Dienstleistungen für das Krankenhaus, etwa<br />
spezialisierte Personalberater.<br />
Kritisch sei angemerkt, dass auf den Gesundheitswirtschaftskongressen<br />
das Gesundheitswesen oft einseitig<br />
durch die ökonomische Brille gesehen wird. Wenn<br />
von „Digitaler Industrialisierung der Medizin“ die Rede<br />
ist oder von „organisatorisch strukturierende Prozesse<br />
voraussetzender Markenmedizin“ scheint mitunter vergessen<br />
zu werden, dass es im Kern immer um individuelle<br />
Patienten und ihren Arzt geht - und dass das Gesundheitswesen<br />
bei allen betriebswirtschaftlichen Gemeinsamkeiten<br />
nicht mit einer x-beliebigen Wirtschaftsbranche<br />
in einen Topf geworfen werden kann<br />
Horst Kreussler<br />
Prof. Dr. Jens Scholz Prof. Dr. Jörg F. Debatin<br />
(Foto: UK S-H)<br />
(Foto: UKE)<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 53
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
Zwischen<br />
der Kassenärztlichen Vereinigung<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein (KVSH), Bad Segeberg<br />
und<br />
der AOK <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
- Die Gesundheitskasse - Kiel<br />
dem BKK-Landesverband NORD, Hamburg<br />
dem IKK-Landesverband Nord, Schwerin<br />
der Landwirtschaftlichen Krankenkasse<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein-Hamburg, Kiel<br />
in Wahrnehmung der Aufgaben eines<br />
Landesverbandes der<br />
Landwirtschaftlichen Krankenkassen<br />
den nachfolgend benannten Ersatzkassen:<br />
Barmer Ersatzkasse (BARMER), Wuppertal,<br />
Techniker Krankenkasse (TK), Hamburg,<br />
Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK),<br />
Hamburg,<br />
KKH Allianz, Hannover,<br />
Gmünder Ersatzkasse (GEK), Schwäbisch<br />
Gmünd,<br />
HEK - Hanseatische Krankenkasse (HEK),<br />
Hamburg,<br />
Hamburg Münchener Krankenkasse<br />
(Hamburg Münchener), Hamburg,<br />
Handelskrankenkasse (hkk), Bremen,<br />
gemeinsamer Bevollmächtigter mit Abschlussbefugnis:<br />
Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek),<br />
Siegburg, vertreten durch den/die Leiter/in<br />
der Landesvertretung<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein, Kiel und<br />
der Knappschaft, Hamburg<br />
- nachfolgend „Krankenkassen/-verbände“ genannt -<br />
wird zur Sicherstellung der vertragsärztlichen Versorgung<br />
mit Arznei- und Verbandmitteln sowie mit Heilmitteln<br />
gemäß § 84 Abs. 1, 2 und 8 SGB V folgende<br />
Arznei- und Heilmittelvereinbarung <strong>2009</strong><br />
geschlossen:<br />
§ 1<br />
Grundsätze zur Mechanik der Festlegung der <strong>Ausgabe</strong>nvolumina<br />
für Arznei- und Heilmittel<br />
(gemäß § 84 Abs. 1 Ziffer 1 und Abs. 2 SGB V)<br />
Die Vertragspartner stimmen darin überein, dass ein<br />
Feststellungsverfahren zur Festlegung des <strong>Ausgabe</strong>nvolumens<br />
Anwendung finden soll. Dieses Feststel-<br />
54 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
lungsverfahren findet sowohl auf den Bereich der Arznei-<br />
und Verbandmittel als auch den Bereich der Heilmittel<br />
Anwendung.<br />
Das Verfahren ist modular über additive Anpassungsfaktoren<br />
aufgebaut. Die zum Zeitpunkt der Verhandlung<br />
absehbaren Werte der im jeweiligen Modul erfassten<br />
(Teil-)Veränderungsrate werden festgestellt. In der<br />
Summe über alle Module ergibt sich daraufhin eine<br />
Prognose der Gesamtveränderungsrate für das Folgejahr.<br />
Der so ermittelte Wert bildet die Grundlage der<br />
vertraglichen Vereinbarung und somit das Soll-<strong>Ausgabe</strong>nvolumen.<br />
Als Anpassungsfaktoren ergeben sich nach § 84 Abs. 2<br />
SGB V:<br />
- Veränderungen der Zahl und Altersstruktur der Versicherten,<br />
- Veränderungen der Preise,<br />
- Veränderungen der gesetzlichen Leistungspflicht der<br />
Krankenkassen,<br />
- Änderungen der Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses<br />
nach § 92 Abs. 1 Nr. 6 SGB V,<br />
- der wirtschaftliche und qualitätsgesicherte Einsatz innovativer<br />
Arznei- und Heilmittel,<br />
- Veränderungen der sonstigen indikationsbezogenen<br />
Notwendigkeit und Qualität bei der Arznei- und Heilmittelverordnung<br />
auf Grund von getroffenen Zielvereinbarungen<br />
nach § 84 Abs. 1 Nr. 2 SGB V,<br />
- Veränderungen des Verordnungsumfangs von Arznei-<br />
Verband- und Heilmitteln auf Grund von Verlagerungen<br />
zwischen den Leistungsbereichen und<br />
- Ausschöpfung von Wirtschaftlichkeitsreserven entsprechend<br />
den Zielvereinbarungen nach § 84 Abs. 1<br />
Nr. 2 SGB V.<br />
Auswirkungen auf die Arznei- und Heilmittelversorgung<br />
durch gesonderte Versorgungsverträge (z.B. DMP-Verträge)<br />
sind in diesen Verträgen zu regeln.<br />
§ 2<br />
Rückwirkende Festlegung der Anpassungsfaktoren<br />
nach § 1 für das Jahr 2008<br />
Die <strong>Ausgabe</strong>nvolumina für das Jahr 2008 werden nach<br />
den bekannten regionalen Besonderheiten und in Anlehnung<br />
an die Neubewertung durch die Bundesvertragspartner<br />
(Rahmenvorgaben <strong>2009</strong>) rückwirkend wie<br />
folgt vereinbart:
Arznei- und Verbandmittel<br />
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
Soll-<strong>Ausgabe</strong>n 2007 in EURO 716.161.992,09<br />
Sockelwirksame Erhöhung um 727.269.297,47<br />
11.<strong>10</strong>7.305,38 EURO<br />
Anpassungsfaktor von 5,5 % in EURO 39.999.811,36<br />
<strong>Ausgabe</strong>nvolumen 2008 in EURO 767.269.<strong>10</strong>8,83<br />
Heilmittel<br />
Soll-<strong>Ausgabe</strong>n 2007 in EURO 138.042.673,93<br />
Anpassungsfaktoren von 3,45 % in 4.762.472,25<br />
EURO<br />
<strong>Ausgabe</strong>nvolumen 2008 in EURO 142.805.146,18<br />
Eine Aufschlüsselung der Gesamtveränderungsrate gemäß<br />
der einzelnen Anpassungsfaktoren findet sich in Anlage<br />
1a (Arznei- und Verbandmittel) sowie Anlage 1b<br />
(Heilmittel) zu dieser Vereinbarung.<br />
§ 3<br />
Festlegung der Anpassungsfaktoren nach § 1<br />
für das Jahr <strong>2009</strong><br />
Für das Jahr <strong>2009</strong> ergeben sich nach den bekannten regionalen<br />
Besonderheiten und unter Berücksichtigung der<br />
Rahmenvorgaben der Bundesvertragspartner folgende<br />
Werte:<br />
Arznei- und Verbandmittel<br />
Soll-<strong>Ausgabe</strong>n 2008 in EURO 767.269.<strong>10</strong>8,83<br />
Anpassungsfaktor von 5,0 % in 38.363.455,44<br />
EURO<br />
<strong>Ausgabe</strong>nvolumen <strong>2009</strong> in EURO 805.632.564,27<br />
Heilmittel<br />
Soll-<strong>Ausgabe</strong>n 2008 in EURO 142.805.146,18<br />
Anpassungsfaktoren von 3,24 % in 4.626.886,74<br />
EURO<br />
<strong>Ausgabe</strong>nvolumen <strong>2009</strong> in EURO 147.432.032,92<br />
Eine Aufschlüsselung der Gesamtveränderungsrate gemäß<br />
der einzelnen Anpassungsfaktoren findet sich in Anlage<br />
2a (Arznei- und Verbandmittel) sowie Anlage 2b<br />
(Heilmittel) zu dieser Vereinbarung.<br />
§ 4<br />
Datenlieferung<br />
1. Die Vertragspartner verpflichten sich zur Datenlieferung,<br />
um die Aufgaben erfüllen zu können, die sich aus<br />
dieser Vereinbarung ergeben.<br />
2. Laufende Erkenntnisse und Bewertungen gemäß<br />
§§ 1 und 5 werden den Vertragsärzten mit der Lieferung<br />
der Richtgrößen-Informationen bekannt gegeben.<br />
3. Bei erkennbarer Überschreitung des vereinbarten<br />
<strong>Ausgabe</strong>nvolumens verständigen sich die Vertragspartner<br />
über Sofortmaßnahmen.<br />
§ 5<br />
Festlegung und Bewertung<br />
der Entwicklung des <strong>Ausgabe</strong>nvolumens<br />
Festlegungen zur aktuellen Entwicklung des <strong>Ausgabe</strong>nvolumens<br />
werden in der gemeinsamen Arbeitsgruppe<br />
bewertet. Die Bewertungen der Vertragspartner<br />
sind Grundlage für eventuelle gesamtvertragliche Regelungen.<br />
Die Vertragspartner verständigen sich darauf, Abweichungen<br />
gegenüber den für das Jahr <strong>2009</strong> zu Grunde<br />
gelegten Annahmen in den Verhandlungen für die Arznei-<br />
und Heilmittelvereinbarung des Folgejahres und<br />
bei der Bewertung der tatsächlichen <strong>Ausgabe</strong>n für 2008<br />
nach § 84 (3) SGB V zu berücksichtigen:<br />
- Verordnungsanteile für Einrichtungen, die gemäß<br />
§ 120 SGB V unmittelbar von der Krankenkassen vergütet<br />
werden (insb. Psychiatrische Institutsambulanzen),<br />
- Verordnungsanteile für Einrichtungen mit gemäß<br />
§ 73 c SGB V qualitätsgesicherter präsenzärztlicher Versorgung<br />
von chronisch kranken Patienten in stationären<br />
Therapieeinrichtungen,<br />
- Verordnungsanteile, die aus Mehrverordnungen aus Verträgen<br />
gemäß<br />
- § 115 b SGB V zum ambulanten Operieren im<br />
Krankenhaus,<br />
- § 116 b zur ambulanten Behandlung im Krankenhaus<br />
sowie<br />
- § 119 b zur ambulanten Behandlung in stationären<br />
Pflegeeinrichtungen resultieren.<br />
- Veränderungen der Brutto-Netto-Quote (insb. Zuzahlungen<br />
der Versicherten, Rabatte nach §§ 130, 130 a<br />
SGB V etc.),<br />
- Kosten für Verordnungen von Arznei- und Heilmitteln<br />
im Rahmen von Verträgen nach § 140 a ff. SGB V, soweit<br />
diese in die <strong>Ausgabe</strong>nvolumina einfließen,<br />
- Kosten für Verordnungen von Arznei- und Heilmitteln<br />
im Rahmen gesonderter Versorgungsverträge (z.B.<br />
DMP-Verträge).<br />
Die Vertragspartner werden aufgrund dieser Analysen<br />
eine Anpassung der Soll-<strong>Ausgabe</strong>n an die Ist-Situation<br />
prüfen.<br />
§ 6 Vorbehaltsklausel<br />
Dieser Vertrag steht ggf. unter dem Vorbehalt der aufsichtsrechtlichen<br />
Nichtbeanstandung.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 55
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
Bad Segeberg, Kiel, Hamburg, Schwerin,<br />
den 20. Mai <strong>2009</strong><br />
gez. Dr. Ingeborg Kreuz<br />
Kassenärztliche Vereinigung, <strong>Schleswig</strong>-Holstein,<br />
Bad Segeberg<br />
gez. Paffrath<br />
AOK <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
- Die Gesundheitskasse – Kiel<br />
gez. Reichenberg<br />
BKK - Landesverband NORD, Hamburg<br />
gez. i.A. Kolbaum<br />
IKK Landesverband Nord, Schwerin<br />
gez. Petersen<br />
Landwirtschaftliche Krankenkasse<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein und Hamburg, Kiel<br />
gez. i.V. Tank<br />
Verband der Ersatzkassen (vdek)<br />
Der Leiter der Landesvertretung <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
gez. i.V. Harder<br />
Knappschaft<br />
Fachbereich See-Krankenversicherung, Hamburg<br />
Anlage 1a:<br />
<strong>Ausgabe</strong>nvolumen für Arznei- und Verbandmittel<br />
2008: Überblick über die ermittelten Anpassungsfaktoren<br />
nach § 84 Abs. 2 SGB V<br />
(retrospektive Neubewertung)<br />
Anpassungsfaktoren 2008 (alt)<br />
2008 in %<br />
56 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
(neu)<br />
2008 in %<br />
Veränderung der Zahl und<br />
Altersstruktur der Versicherten<br />
+ 0,8<br />
Veränderung der Preise der<br />
Arznei- und Verbandmittel<br />
- 0,2<br />
Veränderung der gesetzlichen<br />
Leistungspflicht der Krankenkassen<br />
± 0,0<br />
Änderungen der Richtlinien des<br />
Gemeinsamen Bundesausschus -<br />
ses (§ 92 Abs. 1 Nr. 6 SGB V)<br />
± 0,0<br />
Einsatz innovativer Arzneimittel + 3,5<br />
Zielvereinbarungen, indikationsbezogen<br />
- 0,5<br />
Veränderungen des Verordnungsumfanges<br />
von Arzneiund<br />
Verbandmitteln auf Grund<br />
von Verlagerungen zwischen<br />
den Leistungsbereichen<br />
+ 0,8<br />
Ausschöpfung von Wirtschaftlichkeitsreserven<br />
gemäß Zielvereinbarung<br />
± 0,0<br />
Anpassung Soll-<strong>Ausgabe</strong>n<br />
2007 nach 2008<br />
+ 4,4 % + 5,5 %<br />
Anlage 1b:<br />
<strong>Ausgabe</strong>nvolumen für Heilmittel 2008:<br />
Überblick über die ermittelten Anpassungsfaktoren<br />
nach § 84 Abs. 2 SGB V<br />
(retrospektive Neubewertung)<br />
Anpassungsfaktoren 2008 (alt)<br />
2008 in %<br />
Veränderung der gesetzlichen<br />
Leistungspflicht der Krankenkassen<br />
Änderung der Richtlinien des<br />
Gemeinsamen Bundesausschus -<br />
ses (§ 92 Abs. 1 Nr. 6 SGB V)<br />
Wirtschaftlicher und qualitätsgesicherter<br />
Einsatz innovativer<br />
Heilmittel<br />
Anpassung gemäß Rahmenvorgaben<br />
Veränderung der Zahl und Altersstruktur<br />
der Versicherten<br />
Veränderung der Preise der<br />
Heilmittel<br />
Zielvereinbarungen indikationsbezogen<br />
Veränderungen des Verordnungsumfanges<br />
von Heilmitteln<br />
auf Grund von Verlagerungen<br />
zwischen den Leistungsbereichen<br />
Ausschöpfung von Wirtschaftlichkeitsreserven<br />
gemäß Zielvereinbarung<br />
Anpassung Soll-<strong>Ausgabe</strong>n<br />
2007 nach 2008<br />
(neu)<br />
2008 in %<br />
Anlage 2a: <strong>Ausgabe</strong>nvolumen<br />
für Arznei- und Verbandmittel <strong>2009</strong>: Überblick über<br />
die ermittelten Anpassungsfaktoren<br />
nach § 84 Abs. 2 SGB V<br />
-<br />
-<br />
-<br />
+ 1,6 + 2,6<br />
+ 0,3 + 0,3<br />
+ 0,6 + 0,3<br />
± 0,0 ± 0,0<br />
+ 0,25 + 0,25<br />
± 0,0 ± 0,0<br />
+ 2,75 % + 3,45<br />
%<br />
Anpassungsfaktoren <strong>2009</strong> (in %)<br />
Veränderung der Zahl und Altersstruktur der<br />
Versicherten<br />
Veränderung der Preise der Arznei- und Verbandmittel<br />
Veränderung der gesetzlichen Leistungspflicht<br />
der Krankenkassen<br />
+ 0,8<br />
+ 1,4<br />
± 0,0
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
Änderungen der Richtlinien des Gemeinsamen<br />
Bundesausschusses (§ 92 Abs. 1 Nr. 6 SGB V)<br />
Anlage 2b: <strong>Ausgabe</strong>nvolumen für Heilmittel <strong>2009</strong>:<br />
Überblick über die ermittelten Anpassungsfaktoren<br />
nach § 84 Abs. 2 SGB V<br />
Anpassungsfaktoren <strong>2009</strong> (in %)<br />
Veränderung der gesetzlichen Leistungspflicht<br />
der Krankenkassen<br />
Änderung der Richtlinien des Gemeinsamen<br />
Bundesausschusses (§ 92 Abs. 1 Nr. 6 SGB V) *<br />
Wirtschaftlicher und qualitätsgesicherter Einsatz<br />
innovativer Heilmittel<br />
Veränderungen des Verordnungsumfanges von<br />
Heilmitteln auf Grund von Verlagerungen zwischen<br />
den Leistungsbereichen<br />
Anpassung gemäß Rahmenvorgaben <strong>2009</strong> + 1,9<br />
Veränderung der Zahl und Altersstruktur der<br />
Versicherten<br />
+ 0,64<br />
Veränderung der Preise der Heilmittel + 0,7<br />
Zielvereinbarungen indikationsbezogen ± 0,0<br />
Ausschöpfung von Wirtschaftlichkeitsreserven<br />
gemäß Zielvereinbarung<br />
± 0,0<br />
Einsatz innovativer Arzneimittel + 3,5<br />
Zielvereinbarungen, indikationsbezogen ± 0,0<br />
Veränderungen des Verordnungsumfanges von<br />
Arznei- und Verbandmitteln auf Grund von Verlagerungen<br />
zwischen den Leistungsbereichen<br />
Ausschöpfung von Wirtschaftlichkeitsreserven<br />
gemäß Zielvereinbarung<br />
+ 0,9<br />
- 1,6<br />
Anpassung Soll-<strong>Ausgabe</strong>n 2008 nach <strong>2009</strong> + 5,0<br />
± 0,0<br />
Anpassung Soll-<strong>Ausgabe</strong>n 2008 nach <strong>2009</strong> + 3,24<br />
*Wird die Ambulante Ernährungsberatung <strong>2009</strong> als<br />
GKV-Leistung eingeführt, erfordert dies eine Neubewertung<br />
des Anpassungsfaktors<br />
Protokollnotiz<br />
zur Arznei- und Heilmittelvereinbarung <strong>2009</strong><br />
1. Gemeinsam stellen die Vertragspartner fest, dass die<br />
Arznei-Zielvereinbarungen der Vorjahre hoch wirksam<br />
waren und die von den Vertragspartnern gesehenen<br />
Gestaltungsräume optimal genutzt wurden.<br />
Die Vertragspartner sind sich einig, dass die derzeit<br />
im Rahmen der Zielvereinbarung zur Steuerung der<br />
Arzneiversorgung vereinbarten Zielfelder und die dort<br />
jeweils definierten Zielerreichungsgrade die beste<br />
Methode darstellen, noch vorhandene Wirtschaftlichkeitsreserven<br />
in den Zielfeldern zu heben und Einsparungen<br />
zu erzielen.<br />
Vor diesem Hintergrund erklärt sich die KVSH - trotz<br />
aller systematischen Bedenken und Probleme - bereit,<br />
die Zielvereinbarung mit gewissen Anpassungen auch<br />
im Jahr <strong>2009</strong> fortzusetzen.<br />
2. Für das Jahr 20<strong>10</strong> wird die Ausarbeitung einer Heilmittel-Zielvereinbarung<br />
angestrebt. In Analogie zur<br />
Vorgehensweise im Arzneibereich gründen die Vertragspartner<br />
eine gemeinsame AG Heilmittel.<br />
Bei der Anpassung des Heilmittel-<strong>Ausgabe</strong>nvolumens<br />
wurde keine gesonderte Berücksichtigung des morbiditätsbedingten<br />
Mehrbedarfs vorgenommen. Es besteht<br />
Einvernehmen, der Frage des heilmittelbedingten<br />
Mehrbedarfs im Rahmen der hausartzentrierten Versorgung<br />
und/oder auf Ebene der AG-Heilmittel nachzugehen.<br />
Bad Segeberg, Kiel, Hamburg, Schwerin,<br />
den 20. Mai <strong>2009</strong><br />
gez. Dr. Ingeborg Kreuz<br />
Kassenärztliche Vereinigung, <strong>Schleswig</strong>-Holstein,<br />
Bad Segeberg<br />
gez. Paffrath<br />
AOK <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
- Die Gesundheitskasse – Kiel<br />
gez. Reichenberg<br />
BKK - Landesverband NORD, Hamburg<br />
gez. i.A. Kolbaum<br />
IKK Landesverband Nord, Schwerin<br />
gez. Petersen<br />
Landwirtschaftliche Krankenkasse<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein und Hamburg, Kiel<br />
gez. i.V. Tank<br />
Verband der Ersatzkassen (vdek)<br />
Der Leiter der Landesvertretung <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
gez. i.V. Harder<br />
Knappschaft<br />
Fachbereich See-Krankenversicherung, Hamburg<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 57
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
Zwischen<br />
der Kassenärztlichen Vereinigung<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein (KVSH), Bad Segeberg<br />
und<br />
der AOK <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
- Die Gesundheitskasse - Kiel<br />
dem BKK-Landesverband NORD, Hamburg<br />
dem IKK-Landesverband Nord, Schwerin<br />
der Landwirtschaftlichen Krankenkasse<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein-Hamburg, Kiel<br />
in Wahrnehmung der Aufgaben eines<br />
Landesverbandes der<br />
Landwirtschaftlichen Krankenkassen<br />
den nachfolgend benannten Ersatzkassen:<br />
Barmer Ersatzkasse (BARMER), Wuppertal,<br />
Techniker Krankenkasse (TK), Hamburg,<br />
Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK),<br />
Hamburg,<br />
KKH Allianz, Hannover,<br />
Gmünder Ersatzkasse (GEK), Schwäbisch<br />
Gmünd,<br />
HEK - Hanseatische Krankenkasse (HEK),<br />
Hamburg,<br />
Hamburg Münchener Krankenkasse<br />
(Hamburg Münchener), Hamburg,<br />
Handelskrankenkasse (hkk), Bremen,<br />
gemeinsamer Bevollmächtigter mit Abschlussbefugnis:<br />
Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek),<br />
Siegburg, vertreten durch den/die Leiter/in<br />
der Landesvertretung<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein, Kiel und<br />
der Knappschaft, Hamburg<br />
- nachfolgend „Krankenkassen/-verbände“ genannt -<br />
wird zur Sicherstellung der vertragsärztlichen Versorgung<br />
mit Arznei- und Verbandmitteln sowie mit Heilmitteln<br />
gemäß § 84 Abs. 1, 2 und 8 SGB V folgende<br />
Zielvereinbarung<br />
zur Steuerung der Arzneiversorgung <strong>2009</strong><br />
geschlossen:<br />
Präambel<br />
Die Partner dieser Vereinbarung sprechen sich dafür aus,<br />
das Verordnungsgeschehen strukturiert zu bewerten und<br />
die ursächlichen Faktoren für unterschiedliches Verordnungsverhalten<br />
zu analysieren. Auf dieser Grundlage<br />
entwickeln sie in gemeinsamer Verantwortung für die<br />
Steuerung einer wirtschaftlichen und qualitätsgesi-<br />
58 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
cherten Arzneimittelversorgung ein Zielvereinbarungskonzept,<br />
das messbare Ziele, ein Frühinformationssystem<br />
mit zeitnahen Daten sowie konkrete Maßnahmen zur<br />
Gewährleistung der Zielerreichung umfasst.<br />
Die Vertragspartner werden den Weg einer Preisinformation<br />
für die Vertragsärzte zur Steuerung der Arzneimittelausgaben<br />
perspektivisch weiter ausbauen.<br />
§ 1<br />
Gemeinsame Grundlagen für die Zielvereinbarung<br />
Um eine nach gemeinsamer Beurteilung bedarfsgerechte,<br />
qualifizierte und wirtschaftliche Arzneimittelversorgung<br />
im Jahr <strong>2009</strong> zu erreichen, werden die folgenden<br />
ausgewiesenen Ziele und zielbezogenen Maßnahmen<br />
vereinbart:<br />
1. Die Krankenkassen/-verbände verpflichten sich, ihre<br />
Versicherten laufend auf die gemeinsamen Ziele hinzuweisen<br />
und entsprechend zu informieren.<br />
2. Die KVSH verpflichtet sich, die Vertragsärzte regelmäßig<br />
auf die gemeinsamen Ziele hinzuweisen und auf<br />
der Basis der von den Krankenkassen/-verbänden<br />
zu liefernden Daten zu informieren und zu beraten.<br />
3. Die Vertragspartner verpflichten sich zu einer gemeinsamen<br />
Entwicklung strukturierter Zielvereinbarungen<br />
für die Weiterentwicklung der Versorgung,<br />
welche sowohl Rationalisierungsmöglichkeiten aufgreifen<br />
als auch wissenschaftlich anerkannte Behandlungsstrategien<br />
berücksichtigen.<br />
4. Die gemeinsame Arbeitsgruppe bereitet die Daten auf,<br />
übermittelt sie den Vertragspartnern und entwickelt Vorschläge<br />
im Hinblick auf zu treffende Maßnahmen.<br />
5. Die Vertragspartner beobachten zeitnah die <strong>Ausgabe</strong>nentwicklung<br />
und entscheiden über situationsbezogene<br />
Maßnahmen zur Steuerung der <strong>Ausgabe</strong>nentwicklung<br />
sowie zur Erreichung der vereinbarten Ziele.<br />
§ 2<br />
Ergebnis der Zielvereinbarung 2008<br />
Die Vertragspartner werden auf der Grundlage der geprüften<br />
Verordnungsdaten des Jahres 2008 ermitteln, ob<br />
die vereinbarten Zielvorgaben 2008 erreicht worden<br />
sind.<br />
§ 3<br />
Ziele für das Jahr <strong>2009</strong><br />
Die Vertragspartner sind sich einig, dass die derzeit<br />
vereinbarten, im Folgenden aufgeführten Zielfelder und<br />
die jeweils in der Anlage zu dieser Vereinbarung definierten<br />
Zielerreichungsgrade die beste Methode darstellen,<br />
noch vorhandene Wirtschaftlichkeitsreserven in
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
den Zielfeldern zu heben und Einsparungen zu erzielen.<br />
Im Übrigen wird auf die Protokollnotiz zu dieser Vereinbarung<br />
verwiesen.<br />
Wirtschaftlichkeitsziele:<br />
Mit Bezug auf das von der Kassenärztlichen Vereinigung<br />
und den Krankenkassen/-verbänden gemeinsam<br />
verfolgte Ziel der Realisierung von Einsparpotenzialen<br />
verständigen sich die Vertragspartner auf folgende Verordnungsbereiche<br />
und Leitsubstanzen:<br />
Verordnungsbereich Leitsubstanz(en)<br />
Statine Simvastatin<br />
Orale Antidiabetika Glibenclamid, Glimepirid,<br />
Metformin<br />
Protonenpumpeninhibito- Omeprazol<br />
ren<br />
ACE-Hemmer/Sartane ACE-Hemmer<br />
(Mono- und<br />
Kombipräparate)<br />
Betablocker Bisoprolol<br />
Atenolol<br />
Dihydropyridine Nitrendipin<br />
Amlodipin<br />
Bisphosphonate (nur zur Alendronat<br />
oralen Osteoporosetherapie)<br />
Antidepressiva Citalopram<br />
Triptane Sumatriptan<br />
Alpha-Rezeptoren-<br />
Blocker (Prostatamittel)<br />
Tamsulosin<br />
Opioidanalgetika Morphin<br />
Inhalative Glucocorticoide Budesonid<br />
Darüber hinaus werden die folgenden Wirtschaftlichkeitsziele<br />
vereinbart:<br />
Verordnungsbereich<br />
Maßnahme<br />
Statine Begrenzung des Ezetimib-Anteils<br />
NSAR Begrenzung des Coxib-Anteils<br />
Erythropoetin Förderung des Biosimilar-Anteils<br />
Betaferon Förderung des Biosimilar-Anteils<br />
Risperidon Förderung des Generika-Anteils<br />
Die Zielwerte sind in der Anlage 1 zu dieser Vereinbarung<br />
aufgeführt.<br />
Mit Bezug auf die durch Leitsubstanzen gekennzeichneten<br />
Verordnungsbereiche wird überwiegend zwischen<br />
einer Lösungsvariante A (Erhöhung des Verordnungsanteils<br />
der Leitsubstanz/en, unter gleichzeitiger Beachtung<br />
günstiger Preise) und einer Lösungsvariante B<br />
(Erhöhung des Verordnungsanteils innerhalb des Verordnungsbereiches<br />
unterhalb der Normtagestherapiekosten)<br />
unterschieden.<br />
Die Zielwerte der Anlage 1 sind jeweils für alle Ärzte, die<br />
Verordnungen in diesen Wirkstoffgruppen tätigen, gültig.<br />
Sie sind nicht kollektiv verbindlich, sondern gelten für jeden<br />
einzelnen Arzt. Die Ärzte, die die vereinbarten Ziele<br />
bereits erfüllt haben, sind aufgefordert, den praxis indi -<br />
viduellen Wert zu halten oder wenn möglich zu verbessern.<br />
§ 4<br />
Maßnahmen zur Zielerreichung<br />
1. Die Krankenkassen/verbände stellen mit Bezug auf die<br />
Wirtschaftlichkeitsziele quartalsweise frühestmöglich,<br />
spätestens 16 Wochen nach Quartalsende, die arztbezogenen<br />
kassenartenübergreifenden Daten über die<br />
Zielerreichungsgrade und eine beispielhafte Liste der<br />
in Frage kommenden regional typischerweise verordneten<br />
firmenbezogenen Standardaggregate zur<br />
Verfügung.<br />
2. Die Kassenärztliche Vereinigung informiert die Vertragsärzte<br />
auf der Basis der von den Krankenkassen/Verbänden<br />
quartalsweise zur Verfügung gestellten<br />
Daten über den jeweiligen praxisindividuellen Zielerreichungsgrad.<br />
3. Die KVSH stellt den Vertragsärzten allgemeine Informationen<br />
zur Verfügung über die vereinbarten Ziele,<br />
die Ist-Situation sowie gezielte Informationen zu den<br />
Zielfeldern, die die Partner der Vereinbarung unter<br />
Berücksichtigung der regionalen Versorgungssituation<br />
vorrangig anstreben. Hierzu gehören auch Empfehlungen<br />
- zu Generika,<br />
- zu Schrittinnovationen (Me-too Präparate/<br />
Analogpräparate),<br />
- zu kontrovers diskutierten Arzneimittelgruppen,<br />
- zu gemeinsam bewerteten Innovationen,<br />
- zur Entlassungsmedikation nach stationärer<br />
Behandlung,<br />
- zum Ausschluss von Arzneimitteln in der vertrags<br />
ärztlichen Versorgung gemäß § 34 Absatz 1 SGB V,<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 59
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
die in den neuen Arzneimittel-Richtlinien vom 16. März<br />
2004 konkretisiert werden und damit nicht mehr zu<br />
Lasten der GKV verordnet werden dürfen,<br />
- zu den Rahmenbedingungen der Dauermedikation.<br />
4. Die Krankenkassen/-verbände verpflichten sich, ihre<br />
Versicherten in geeigneter Weise über folgende Sachverhalte<br />
zu informieren:<br />
- Arzneimittel, die nicht notwendig oder unwirtschaft<br />
lich sind und nicht beansprucht werden können<br />
und für deren Verordnung die Ärzte ggf. in finanziellen<br />
Regress genommen werden,<br />
- die notwendige Umstellung auf preisgünstigere<br />
Präparate,<br />
- die aut-idem-Regelung und den damit verbundenen<br />
Austausch bisheriger Medikamente und<br />
- den Ausschluss und die Einschränkungen von<br />
Verordnungen im Hinblick auf Generika, Schrittinnovationen<br />
bzw. Analogpräparate, kontrovers diskutierte<br />
Arzneimittelgruppen sowie Entlassungsmedi -<br />
kationen nach stationären Behandlungen.<br />
5. Liegen Erkenntnisse vor über Unwirtschaftlichkeiten<br />
durch Entlassungsmedikationen nach stationärer Behandlung<br />
oder über die Nicht-Einhaltung der gesetzlichen<br />
Bestimmungen gemäß § 115 c SGB V<br />
durch die Krankenhäuser, informiert die gemeinsame<br />
Arbeitsgruppe die Vertragspartner zur Einleitung steuernder<br />
Maßnahmen.<br />
§ 5<br />
Zielerreichungsanalyse<br />
1. Die Zielerreichung wird nach Abschluss des Kalenderjahres<br />
<strong>2009</strong> anhand der geprüften Verordnungsdaten<br />
<strong>2009</strong> festgestellt.<br />
2. Das BZN stellt dazu die Ergebnisse der arztbezogenen<br />
Berechnungen der Gemeinsamen Prüfeinrichtung<br />
zur Verfügung.<br />
Rabattverträge nach § 130 a Abs. 8 müssen bei Prüfmaßnahmen<br />
Berücksichtigung finden: Die für die<br />
Wirtschaftlichkeitsprüfung zu liefernden Verordnungsdaten<br />
müssen um die auf Rabatte entfallenden<br />
Beträge bereinigt werden. Sollte dies nicht der Fall,<br />
tritt folgende Regelung in Kraft.: Für Präparate, die bei<br />
der entsprechenden Krankenkasse/ Krankenkassenart<br />
einem Rabattvertrag unterliegen, wird der Preis des<br />
jeweils preisgünstigsten vergleichbaren Präparates<br />
zum Abgabetag zu Grunde gelegt. Zusätzlich erfolgt<br />
in diesen Fällen ein Abzug in Höhe von 1,5 % des angesetzten<br />
Preises, um die Verordnung von rabattierten<br />
Arzneimitteln zu fördern.<br />
60 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
3. Auf dieser Basis werden die abschließenden Ergebnisse<br />
der arztbezogenen Zielfelderreichung festgestellt<br />
und anhand der in § 6 dargestellten Grenzwerte ermittelt.<br />
§ 6<br />
Feststellung der Zielerreichung auf Arztebene<br />
Bei der Zielfeldüberprüfung werden je Zielwert folgende<br />
Schwellen- oder Grenzwerte vereinbart:<br />
1. Zielwert erreicht - keine Maßnahmen<br />
2. Zielwert um bis zu 30 % verfehlt - Hinweis<br />
3. Zielwert um 31 - 49 % überschritten - Beratung mit Auflage<br />
einer individuellen Zielvorgabe, die bei Nichteinhaltung<br />
zum vollen Regress führt,<br />
4. Ab 50 % Zielverfehlung wird der potentielle Überschreitungsbetrag<br />
durch die Gemeinsame Prüfeinrichtung<br />
ermittelt und dem Arzt im Rahmen eines<br />
Prüfverfahrens Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben.<br />
Grundsätzlich gilt, dass je Verordnungsbereich unter<br />
Berücksichtigung einer wirtschaftlichen Verordnungsweise<br />
nur eine Lösungsvariante erfüllt werden muss.<br />
Sofern die Zielvorgabe der Lösungsvariante B erfüllt<br />
wird, entfällt die Verpflichtung zur Erhöhung des Leitsubstanzen-Anteils<br />
(Lösungsvariante A).<br />
Dieses gilt nicht automatisch für den umgekehrten Fall<br />
eines hohen Leitsubstanzen-Anteils bei Normtagestherapiekosten<br />
überschreitenden Kosten. Für den Fall der<br />
Verfehlung der Zielvorgabe der Lösungsvariante B bei<br />
gleichzeitiger Erfüllung des Leitsubstanzen-Anteils (Lösungsvariante<br />
A) kommt es zu einer Beratung mit individueller<br />
und verbindlicher Zielvorgabe für das Folgejahr.<br />
Im Falle der Erfüllung aller Ziele in den Zielfeldern dieser<br />
Vereinbarung, in denen Verordnungen getätigt worden<br />
sind, und unter der Bedingung einer Mengenausweitung<br />
der Verordnungen von nicht mehr als <strong>10</strong>% gegenüber<br />
dem Vorjahr 2008 (Anzahl DDD pro Fall und Zielfeld)<br />
erfolgt für den Prüfungszeitraum <strong>2009</strong> eine komplette<br />
Befreiung von der Richtgrößenprüfung.<br />
Eine Saldierung der Zielfelder findet nicht statt. Hinsichtlich<br />
evtl. Prüfmaßnahmen werden Zielfelder nur<br />
dann berücksichtigt, wenn mindestens 25 Verordnungen<br />
pro Zielfeld und Jahr vorliegen.<br />
Die Umsetzung der Maßnahmen erfolgt durch die Gemeinsame<br />
Prüfeinrichtung.<br />
Im Übrigen wird auf die Prüfvereinbarung gemäß § <strong>10</strong>6<br />
SGB V verwiesen.
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
§ 7<br />
Inkrafttreten<br />
Diese Vereinbarung tritt am 01.07.<strong>2009</strong> in Kraft.<br />
§ 8<br />
Vorbehaltsklausel<br />
Dieser Vertrag steht ggf. unter dem Vorbehalt der aufsichtsrechtlichen<br />
Nichtbeanstandung.<br />
Bad Segeberg, Kiel, Hamburg, Schwerin,<br />
den 20. Mai <strong>2009</strong><br />
gez. Dr. Kreuz<br />
Kassenärztliche Vereinigung, <strong>Schleswig</strong>-Holstein,<br />
Bad Segeberg<br />
gez. Paffrath<br />
AOK <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
- Die Gesundheitskasse – Kiel<br />
gez. Reichenberg<br />
BKK - Landesverband NORD, Hamburg<br />
gez. i.A. Kolbaum<br />
IKK Landesverband Nord, Schwerin<br />
gez. Petersen<br />
Landwirtschaftliche Krankenkasse<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein und Hamburg, Kiel<br />
gez. i.V. Tank<br />
Verband der Ersatzkassen (vdek)<br />
Der Leiter der Landesvertretung <strong>Schleswig</strong>-Holstein, Kiel<br />
gez. i.V. Harder<br />
Knappschaft<br />
Fachbereich See-Krankenversicherung, Hamburg<br />
Anlage 1<br />
Anlage 1<br />
Wirkstoff/Wirkstoffgruppe<br />
Maßnahme Zielwert<br />
Statine Begrenzung des<br />
Ezetimib-Anteils<br />
NSAR Begrenzung des<br />
Coxib-Anteils<br />
Erythropoetin Förderung des<br />
Biosimilar-Anteils<br />
Betaferon Förderung des<br />
Biosimilar-Anteils<br />
Risperidon Förderung des<br />
Generika-Anteils<br />
max. 4%<br />
max. 5%<br />
mind. 25%<br />
mind. 15%<br />
mind. 72 %<br />
Protokollnotiz<br />
zur Zielvereinbarung zur Steuerung der Arzneiversorgung<br />
<strong>2009</strong><br />
1. Gemeinsam stellen die Vertragspartner fest, dass die<br />
Zielvereinbarungen der Vorjahre hoch wirksam waren<br />
und die von den Vertragspartnern gesehenen Gestaltungsräume<br />
optimal genutzt wurden. Die Vertragspartner<br />
sind sich einig, dass die derzeit vereinbarten<br />
Zielfelder und die jeweils definierten Zielerreichungsgrade<br />
die beste Methode darstellen, noch<br />
vorhandene Wirtschaftlichkeitsreserven in den Zielfeldern<br />
zu heben und Einsparungen zu erzielen.<br />
Wirkstoffgruppe Leitsubstanzen Zielwerte A Normwert Tagestherapiekosten<br />
in Euro<br />
Zielwerte B<br />
Statine Simvastatin 86% 0,20 70%<br />
Orale Antidiabetika Glibenclamid ,Glimepirid,<br />
Metformin<br />
95% 0,36 88%<br />
Protonenpumpeninhibitoren Omeprazol 69% 0,67 58%<br />
ACE Hemmer/Sartane (Monound<br />
Kombinationspräparate)<br />
ACE-Hemmer 80% - -<br />
Betablocker Bisoprolol, Atenolol 35% 0,36 65%<br />
Dihydropyridine Nitrendipin, Amlodipin 80% 0,15 55%<br />
Bisphosphonate nur zur oralen<br />
Osteoporosebehandlung<br />
Alendronat 84% 1,08 47%<br />
Antidepressiva Citalopram 31% - -<br />
Triptane Sumatriptan 50% 5,59 58%<br />
Alpha-Rezeptoren-Blocker<br />
(Prostatamittel)<br />
Tamsulosin 83% 0,31 55%<br />
Opioidanalgetika Morphin 21% 5,63 69%<br />
Inhalative Glucocorticoide Budesonid 81% 0,68 76%<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 61
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
2. Vor diesem Hintergrund erklärt sich die KVSH - trotz<br />
aller systematischen Bedenken und Probleme - bereit,<br />
die Zielvereinbarung mit gewissen Anpassungen auch<br />
im Jahr <strong>2009</strong> fortzusetzen.<br />
3. Die Vertragspartner sind sich einig, dass Einsparpotenziale<br />
primär über die Einhaltung der Ziele, nicht jedoch<br />
über die Wirtschaftlichkeitsprüfung zu realisieren<br />
sind. Dies findet praktische Anwendung in der Regelung,<br />
im Falle der Erfüllung aller Ziele in den Zielfeldern<br />
dieser Vereinbarung, in denen Verordnungen<br />
getätigt worden sind, und unter der Bedingung einer<br />
Mengenausweitung der Verordnungen von nicht mehr<br />
als <strong>10</strong>% gegenüber dem Vorjahr 2008 (Anzahl DDD<br />
pro Fall und Zielfeld) für den Prüfungszeitraum <strong>2009</strong><br />
eine komplette Befreiung von der Richtgrößenprüfung<br />
zu vereinbaren.<br />
4. Der Zielwert eines Generika-Anteils von 72% an den<br />
Risperidon-Verordnungen soll innerhalb eines Zeitraums<br />
von 6 Quartalen erreicht werden. Dies bedeutet,<br />
dass dieser Zielwert auch für die Zielvereinbarung<br />
20<strong>10</strong> gilt.<br />
Darüber hinaus verpflichten sich die Vertragspartner,<br />
in gemeinsamer Anstrengung durch flankierende<br />
Maßnahmen (z.B. Mitteilungen, Rundschreiben, Be-<br />
Zwischen<br />
der Kassenärztlichen Vereinigung<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein (KVSH), Bad Segeberg<br />
und<br />
der AOK <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
- Die Gesundheitskasse - Kiel<br />
dem BKK-Landesverband NORD, Hamburg<br />
dem IKK-Landesverband Nord, Schwerin<br />
der Landwirtschaftlichen Krankenkasse<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein-Hamburg, Kiel<br />
in Wahrnehmung der Aufgaben eines<br />
Landesverbandes der<br />
Landwirtschaftlichen Krankenkassen<br />
den nachfolgend benannten Ersatzkassen:<br />
Barmer Ersatzkasse (BARMER), Wuppertal,<br />
Techniker Krankenkasse (TK), Hamburg,<br />
Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK),<br />
Hamburg,<br />
KKH Allianz, Hannover,<br />
Gmünder Ersatzkasse (GEK), Schwäbisch<br />
Gmünd,<br />
62 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
ratungen) die Erreichung dieses Zielwertes und auch<br />
der übrigen Zielwerte zu unterstützen.<br />
Bad Segeberg, Kiel, Hamburg, Schwerin,<br />
den 20. Mai <strong>2009</strong><br />
gez. Dr. Kreuz<br />
Kassenärztliche Vereinigung, <strong>Schleswig</strong>-Holstein,<br />
Bad Segeberg<br />
gez. Paffrath<br />
AOK <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
- Die Gesundheitskasse – Kiel<br />
gez. Reichenberg<br />
BKK - Landesverband NORD, Hamburg<br />
gez. i.A. Kolbaum<br />
IKK Landesverband Nord, Schwerin<br />
gez. Petersen<br />
Landwirtschaftliche Krankenkasse<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein und Hamburg, Kiel<br />
gez. i.V. Tank<br />
Verband der Ersatzkassen (vdek)<br />
Der Leiter der Landesvertretung <strong>Schleswig</strong>-Holstein, Kiel<br />
gez. i.V. Harder<br />
Knappschaft<br />
Fachbereich See-Krankenversicherung, Hamburg<br />
HEK - Hanseatische Krankenkasse (HEK),<br />
Hamburg,<br />
Hamburg Münchener Krankenkasse<br />
(Hamburg Münchener), Hamburg,<br />
Handelskrankenkasse (hkk), Bremen,<br />
gemeinsamer Bevollmächtigter mit Abschlussbefugnis:<br />
Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek),<br />
Siegburg, vertreten durch den/die Leiter/in<br />
der Landesvertretung<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein, Kiel und<br />
der Knappschaft, Hamburg<br />
- nachfolgend „Krankenkassen/-verbände“ genannt -<br />
wird folgende<br />
Ergänzungsvereinbarung zur<br />
Richtgrößenvereinbarung 2008 Heilmittel<br />
getroffen:<br />
§ 6 (neu)<br />
Retrospektive Richtgrößen 2007<br />
1. Es wurden retrospektiv neue Heilmittel-Richtgrößen<br />
für das Jahr 2007 berechnet (Anlage 1 dieser Ergän-
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
zungsvereinbarung). Sofern diese retrospektiven<br />
Richtgrößen höher ausfallen als die prospektiv festgelegten<br />
Heilmittel-Richtgrößen 2006, werden die retrospektiven<br />
Richtgrößen 2007 bei der Richtgrößenprüfung<br />
2007 zu Grunde gelegt.<br />
2. Bei der Festlegung der retrospektiven Richtgrößen<br />
2007 für Heilmittel wurde folgendes <strong>Ausgabe</strong>nvolumen<br />
zu Grunde gelegt:<br />
138.042.673,93 Euro (Netto).<br />
3. Der Netto-Ausgangsbetrag nach Abs. 2 wurde für<br />
die Berechnung der Richtgrößen in das Brutto-Verteilungsvolumen<br />
von 151.846.941,32 Euro überführt.<br />
Dieser Betrag wurde auf alle Arztgruppen verteilt.<br />
4. Berechnungsgrundlage für die Bildung der Richtgrößen<br />
waren die Verordnungsdaten sowie Fallzahlen<br />
der Quartale 1/2007 bis einschließlich 4/2007.<br />
5. Die retrospektiven Richtgrößen 2007 wurden im Übrigen<br />
wie die prospektiven Richtgrößen 2008 und somit<br />
entsprechend § 2 Abs. 3 und 4 berechnet.<br />
§ 6 (alt) wird zu § 7 (neu)<br />
§ 7 (alt) wird zu § 8 (neu)<br />
Fach -<br />
gruppe<br />
Bad Segeberg, Kiel, Hamburg, Schwerin,<br />
den 19. Mai <strong>2009</strong><br />
gez. Dr. Ingeborg Kreuz<br />
Kassenärztliche Vereinigung, <strong>Schleswig</strong>-Holstein,<br />
Bad Segeberg<br />
gez. Paffrath<br />
AOK <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
- Die Gesundheitskasse – Kiel<br />
gez. Reichenberg<br />
BKK - Landesverband NORD, Hamburg<br />
gez. i.A. Kolbaum<br />
IKK Landesverband Nord, Schwerin<br />
gez. Petersen<br />
Landwirtschaftliche Krankenkasse<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein und Hamburg, Kiel<br />
gez. i.V. Tank<br />
Verband der Ersatzkassen (vdek)<br />
Der Leiter der Landesvertretung <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
gez. i.V. Harder<br />
Knappschaft<br />
Fachbereich See-Krankenversicherung, Hamburg<br />
Anlage 1<br />
Retrospektive Heilmittel-Richtgrößen 2007(in Euro)<br />
Mitglieder Familienvers.<br />
Rentner<br />
prospektiv<br />
vereinbart:<br />
retrospektivfestgelegt:<br />
für die<br />
Richtgrößenprüfungmaßgeblich:<br />
prospektiv<br />
vereinbart:<br />
retrospektivfestgelegt:<br />
für die<br />
Richtgrößenprüfungmaßgeblich:<br />
prospektiv<br />
vereinbart:<br />
retrospektivfestgelegt:<br />
für die<br />
Richtgrößenprüfungmaßgeblich:<br />
Allgemeinärzte<br />
(Stadt)<br />
7,23 6,90 7,23 7,73 7,09 7,73 17,17 18,13 18,13<br />
Allgemeinärzte<br />
(Land)<br />
8,81 9,01 9,01 11,39 <strong>10</strong>,99 11,39 21,26 21,99 21,99<br />
Chirurgen 20,33 19,64 20,33 11,20 9,94 11,20 23,16 25,94 25,94<br />
Frauenärzte 0,83 0,87 0,87 0,81 0,74 0,81 5,16 5,79 5,79<br />
HNO-Ärzte 2,25 1,62 2,25 12,21 <strong>10</strong>,73 12,21 2,72 2,21 2,72<br />
Kinderärzte 15,95 13,88 15,95 23,93 23,57 23,93 26,27 32,17 32,17<br />
Neurologen 8,60 <strong>10</strong>,82 <strong>10</strong>,82 11,66 14,36 14,36 22,17 30,06 30,06<br />
Orthopäden 33,99 33,62 33,99 28,37 26,15 28,37 34,92 37,93 37,93<br />
Internisten<br />
(Fachärzte)<br />
3,61 3,72 3,72 4,56 4,87 4,87 9,18 6,86 9,18<br />
Kinder-/Jugendpsychiater<br />
15,85 12,12 15,85 42,21 37,08 42,21 41,05 37,24 41,05<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 63
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
Zwischen<br />
der Kassenärztlichen Vereinigung<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein (KVSH), Bad Segeberg<br />
und<br />
der AOK <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
- Die Gesundheitskasse - Kiel<br />
dem BKK-Landesverband NORD, Hamburg<br />
dem IKK-Landesverband Nord, Schwerin<br />
der Landwirtschaftlichen Krankenkasse<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein-Hamburg, Kiel<br />
in Wahrnehmung der Aufgaben eines<br />
Landesverbandes der<br />
Landwirtschaftlichen Krankenkassen<br />
den nachfolgend benannten Ersatzkassen:<br />
Barmer Ersatzkasse (BARMER), Wuppertal,<br />
Techniker Krankenkasse (TK), Hamburg,<br />
Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK),<br />
Hamburg,<br />
KKH Allianz, Hannover,<br />
Gmünder Ersatzkasse (GEK), Schwäbisch<br />
Gmünd,<br />
HEK - Hanseatische Krankenkasse (HEK),<br />
Hamburg,<br />
Hamburg Münchener Krankenkasse<br />
(Hamburg Münchener), Hamburg,<br />
Handelskrankenkasse (hkk), Bremen,<br />
gemeinsamer Bevollmächtigter mit Abschlussbefugnis:<br />
Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek),<br />
Siegburg, vertreten durch den/die Leiter/in<br />
der Landesvertretung<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein, Kiel und<br />
der Knappschaft, Hamburg<br />
- nachfolgend ”Krankenkassen/-verbände” genannt –<br />
wird folgende<br />
Richtgrößenvereinbarung <strong>2009</strong><br />
Heilmittel<br />
getroffen:<br />
Präambel<br />
Die Kassenärztliche Vereinigung <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
und die Krankenkassen/-verbände - im Folgenden Vertragspartner<br />
genannt - vereinbaren gemäß § 84 SGB V<br />
für die Richtgrößenprüfung nach § <strong>10</strong>6 SGB V einheit-<br />
64 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
liche, arztgruppenspezifische Richtgrößen für das Volumen<br />
der je Arzt verordneten Heilmittel.<br />
Hierbei handelt es sich um Bruttowerte inklusive Zuzahlungsbetrag.<br />
Auswirkungen auf die Heilmittelversorgung durch gesonderte<br />
Versorgungsverträge sind in diesen Verträgen<br />
zu regeln.<br />
§ 1<br />
Richtgrößen für Heilmittel<br />
1. Die Richtgrößen werden einheitlich für alle Kassenarten<br />
sowie für den Geltungsbereich der Kassenärztlichen<br />
Vereinigung <strong>Schleswig</strong>-Holstein auf der Basis der<br />
<strong>Ausgabe</strong>n-Bruttowerte festgelegt.<br />
2. Die Bildung der Richtgrößen erfolgt für die Arztgruppen<br />
entsprechend Anlage 1 dieser Vereinbarung.<br />
3. In Berufausübungsgemeinschaften und MVZ werden<br />
den beteiligten Vertragsärzten die Richtgrößen der<br />
jeweiligen Arztgruppe gemäß Anlage 1 zugeordnet.<br />
In der Richtgrößenprüfung wird die Betriebsstätte geprüft,<br />
d.h. die Richtgrößensummen der einzelnen beteiligten<br />
Vertragsärzte werden zu einer Gesamt-Richtgrößensummen<br />
zusammengeführt und den auf die Betriebsstätte<br />
entfallenden Verordnungskosten gegenübergestellt.<br />
§ 2<br />
Festlegung der Richtgrößen <strong>2009</strong><br />
1. Bei der Festlegung der Richtgrößen <strong>2009</strong> für Heilmittel<br />
wird folgendes Heilmittel-<strong>Ausgabe</strong>nvolumen zu Grunde<br />
gelegt:<br />
147.432.032,92 Euro (Netto).<br />
2. Der Ausgangsbetrag nach Abs. 1 wird für die Berechnung<br />
der Richtgrößen um die Zuzahlung erhöht.<br />
Daraus resultiert ein Verteilungsvolumen von<br />
162.175.236,21 Euro (Brutto).<br />
Dieser Betrag wird auf alle Arztgruppen verteilt.<br />
3. Bei der Herstellung des Fallbezugs zur Bildung der<br />
Richtgrößen wird im Hinblick auf den Bezugszeitraum<br />
gemäß § 2 Abs. 5 wie bei der Fallzahlbestimmung zur<br />
Berechnung der Regelleistungsvolumina verfahren.<br />
Für Regelleistungsvolumen relevante Fälle sind kurativambulante<br />
Behandlungsfälle gemäß § 21 Absatz 1 und<br />
Absatz 2 BMV-Ä bzw. § 25 Absatz 1 und Absatz 2 EKV,<br />
ausgenommen Notfälle im organisierten Notfalldienst<br />
und Überweisungsfälle zur Durchführung ausschließlich<br />
von Probenuntersuchungen oder zur Befundung<br />
von dokumentierten Untersuchungsergebnissen<br />
und Fälle, in denen ausschließlich Leistungen
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
und Kostenerstattungen, die nicht dem Regelleistungsvolumen<br />
unterliegen, abgerechnet werden<br />
4. Mittels Division der arztgruppenbezogenen <strong>Ausgabe</strong>nvolumina<br />
(M/F/R) durch die entsprechende Zahl<br />
der Behandlungsfälle der jeweiligen Arztgruppe im Vergleichszeitraum<br />
werden die arztgruppenspezifischen<br />
Richtgrößen ermittelt. Sie sind der Anlage 2 dieser Vereinbarung<br />
zu entnehmen.<br />
Die Vertragspartner beabsichtigen, die Richtgrößen-<br />
Systematik weitestgehend, d.h. in möglichst vielen Belangen,<br />
an die Regelleistungsvolumen-Systematik<br />
anzupassen. Hierzu gehört u.a. der Altersgruppenbezug,<br />
der zukünftig den Bezug auf die Versichertengruppe<br />
(M/F/R) ersetzen soll.<br />
Für das Jahr <strong>2009</strong> wird die Ausgestaltung der Richtgrößen<br />
gemäß der Differenzierung nach Allgemeinversicherten,<br />
Familienangehörigen und Rentnern vorgenommen.<br />
5. Berechnungsgrundlage für die Bildung der Richtgrößen<br />
sind die Verordnungsdaten sowie Fallzahlen<br />
des Bezugszeitraumes 3/2007 bis einschließlich 2/2008.<br />
6. Die Richtgrößen <strong>2009</strong> gemäß Anlage 2 dieser Vereinbarung<br />
treten zum 01.07.<strong>2009</strong> in Kraft.<br />
§ 3<br />
Praxisbesonderheiten<br />
1. Die im Rahmen von DMP gesondert entstandenen Verordnungskosten<br />
sind bislang nicht gesondert erfasst<br />
worden und fließen aus diesem Grund in die Berechnung<br />
der Richtgrößen ein. Die Vertragspartner vereinbaren,<br />
dass leitlinienkonforme Verordnungen entsprechend<br />
der von der Risikostrukturausgleichsverordnung<br />
gesetzten Rahmenbedingungen für DMP-<br />
Patienten als Praxisbesonderheit zu berücksichtigen<br />
sind.<br />
Dies gilt in gleicher Weise für Schmerztherapie-Patienten,<br />
sofern diese gemäß der Qualitätssicherungsvereinbarung<br />
zur schmerztherapeutischen Versorgung<br />
chronisch schmerzkranker Patienten gem. §<br />
135 Abs. 2 SGB V (Qualitätssicherungsvereinbarung<br />
Schmerztherapie) behandelt werden.<br />
2. Bei der Richtgrößenprüfung Heilmittel sind die auf folgende<br />
Indikationen entfallenden Verordnungskosten<br />
in jedem Fall als Praxisbesonderheit („absolute Praxisbesonderheiten“)<br />
zu berücksichtigen:<br />
- Lymphabflussstörungen infolge onkologischer<br />
Erkrankungen in den ersten 12 Monaten nach<br />
Entlassung in die ambulante Versorgung,<br />
- postoperativ in den ersten 2 Monaten auftretende<br />
komplexe Schädigungen oder Funktionsstörungen<br />
der Stütz- und Bewegungsorgane<br />
- Multiple Sklerose in fortgeschrittenem Stadium,<br />
- Apoplex,<br />
- Hemiparese, spastische Di- oder Tetraplegie,<br />
- schwere körperliche Behinderung bei Kindern.<br />
3. Bei der Richtgrößenprüfung Heilmittel sind die auf folgende<br />
Indikationen entfallenden Verordnungskosten<br />
als Praxisbesonderheit zu berücksichtigen (sofern<br />
diese nicht bereits als „absolute Praxisbesonderheit“<br />
herausgerechnet wurden), wenn nachgewiesen wird,<br />
dass eine der Anzahl nach gegenüber dem Fachgruppendurchschnitt<br />
erhöhte Anzahl von Patienten mit<br />
diesen Indikationen behandelt wurde („relative Praxisbesonderheiten“):<br />
- komplexe zerebrale Dysfunktion bei Krankheiten<br />
der ICD-<strong>10</strong>-Codierungen: G<strong>10</strong>, G11, G12, G13,<br />
G80,zerebrale Anfallsleiden oder neurodegenerative<br />
bzw. metabolische bzw. muskuläre Systemerkrankungen,<br />
- angeborene oder erworbene Paresen, zentral oder<br />
peripher (z.B. Zerebralparese, Plexusparese) gem. ICD-<br />
<strong>10</strong>-Codierung G71, G80 bis G82, Q68.8<br />
- schwere, tiefgreifende Entwicklungsstörungen bei<br />
Krankheiten der ICD-<strong>10</strong>-Codierungen: F80, F82, F83,<br />
F84.0 bis F84.3, F84.5,<br />
- ADHS mit motorischen Störungen gem. ICD-<strong>10</strong><br />
Codierung F84.4,<br />
- Mukoviszidose,<br />
- erworbene und/ oder angeborene schwere geistige<br />
Behinderung,<br />
- schwere neurologische Erkrankungen wie z.B. ALS,<br />
Wachkomapatienten,<br />
- M. Parkinson,<br />
- palliativmedizinische Betreuung,<br />
- Autismus.<br />
Heilmittel-Verordnungen, die mit „Frühförderung“ gekennzeichnet<br />
sind, sind für die Zeiträume von der<br />
Prüfung herauszunehmen, in denen keine regionale<br />
Vereinbarung nach §§ 30 ff SGB IX in Verbindung mit<br />
der Frühförderverordnung vom 24.06.2003 abgeschlossen<br />
ist. Kennzeichnend für die Frühförderung ist<br />
die Notwendigkeit heilpädagogischer Maßnahmen.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 65
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
§ 4<br />
Datenlieferung<br />
1. Zur kontinuierlichen Information der Vertragsärzte<br />
über die veranlassten <strong>Ausgabe</strong>n für Heilmittel verpflichten<br />
sich die Krankenkassen/-verbände zur Lieferung<br />
folgender arztbezogener Verordnungsdaten<br />
an die KVSH:<br />
- Lieferung der geprüften Verordnungsdaten spätestens<br />
sechs Monate nach Quartalsende sowie<br />
- Lieferung der ungeprüften Verordnungsdaten bis<br />
Ende der <strong>10</strong>. Woche nach Quartalsende.<br />
Die Lieferung der Heilmitteldaten erfolgt nach dem in<br />
Anlage 3 dieser Vereinbarung aufgeführten Arztsummensatz.<br />
2. Die Verordnungsdaten werden der KVSH als Summenwerte<br />
je Vertragsarzt unter Angabe der Arztnummer<br />
differenziert nach der Verordnungsart (Physikal.-Med.,<br />
Ergotherapie, Logopädie) auf Datenträger<br />
in folgender Form von den Krankenkassen/-verbänden,<br />
zur Verfügung gestellt:<br />
getrennt nach Mitgliedern, Familienangehörigen und<br />
Rentnern,<br />
bzw. Altersklassen, jeweils mit<br />
der Summe der Bruttoausgaben,<br />
der Summe der Zuzahlungen und der Anzahl der Rezepte.<br />
3. Die KVSH verpflichtet sich, den Vertragsärzten die geprüften<br />
und ungeprüften Verordnungsdaten (gemäß<br />
§ 4 Abs. 1 und 2) sowie die Fallzahlen bekannt zu geben,<br />
sobald alle erforderlichen Daten vorliegen. Die<br />
Ärzte sind darüber zu informieren, dass die der Frühinformation<br />
dienenden ungeprüften Verordnungsdaten<br />
vorläufigen informativen Charakter haben *.<br />
Die Verordnungsdaten dienen den Vertragsärzten zur<br />
Beobachtung ihrer Verordnungstätigkeit. Die Vertragsärzte<br />
sollen in ihrem Bemühen unterstützt werden,<br />
Überschreitungen der Richtgrößen zu vermeiden.<br />
Im Überschreitungsfall sollen die quartalsbezogenen<br />
Informationen den Vertragsarzt dazu motivieren, in den<br />
Folgequartalen das Verordnungsverhalten entsprechend<br />
anzupassen, um Überschreitungen der Richtgrößensumme<br />
nach Ablauf des Kalenderjahres zu<br />
vermeiden.<br />
* Es handelt sich um ungeprüfte Daten, die nicht alle in dem betreffenden<br />
Quartal verordneten Heilmittel umfassen, sondern nur die<br />
zur Abrechnung eingereichten. Zudem können Kosten aus den<br />
Vorquartalen in den für das jeweilige Quartal ausgewiesenen Kosten<br />
enthalten sein.<br />
66 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
4. Die KVSH übermittelt der Geschäftsstelle für das Prüfwesen<br />
und den Krankenkassen/-verbänden die gemäß<br />
§ 4 Abs. 2 arztbezogen zusammengeführten Verordnungsdaten<br />
einschließlich der Fallzahlen, sobald alle<br />
erforderlichen Daten vorliegen.<br />
5. Die Vertragspartner verpflichten sich in vertragspartnerschaftlicher<br />
Verantwortung zur fristgerechten Datenlieferung.<br />
Die mit Bezug auf das Jahr 2008 infolge<br />
der Umstellung der Arztnummernsystematik aufgetretenen<br />
Verzögerungen bei der Datenlieferung sollen<br />
einer gemeinsamen problemorientierten Analyse unterzogen<br />
werden. Es besteht Einvernehmen, nach einer<br />
zunächst abzuwartenden Konsolidierungsphase<br />
ggf. stringentere Regeln für eine fristgerechte und regelrechte<br />
Datenlieferung zu vereinbaren.<br />
§ 5<br />
Wirtschaftlichkeitsprüfung<br />
Die Vorgehensweise in der Wirtschaftlichkeitsprüfung<br />
nach Richtgrößen wird entsprechend der aktuell geltenden<br />
Prüfvereinbarung gemäß § <strong>10</strong>6 SGB V geregelt.<br />
Die Krankenkassen/-verbände und die Kassenärztliche<br />
Vereinigung <strong>Schleswig</strong>-Holstein werden der Prüfungsstelle<br />
die in Anlage 6 zum BMV-Ä und EKV beschriebenen<br />
Daten zur Verfügung stellen.<br />
Die Krankenkassen/-verbände <strong>Schleswig</strong>-Holstein liefern<br />
die Datengrundlagen gemäß Anlage 4 dieser Vereinbarung.<br />
Die Daten gemäß Anlage 4 werden pseudonymisiert<br />
für die Gesamtheit der Verordnungen, u.a. für die<br />
Berücksichtigung relativer Praxisbesonderheiten (§ 3<br />
Abs. 3) geliefert. Für die Ärzte, für die eine Richtgrößenprüfung<br />
erfolgen soll, werden Datensätze zur<br />
Entpseudonymisierung geliefert.<br />
§ 6<br />
Retrospektive Richtgrößen 2008<br />
Die in der Ergänzungsvereinbarung zur Richtgrößenvereinbarung<br />
Heilmittel 2008 vereinbarten retrospektiven<br />
Richtgrößen 2007 gelten auch für das 1. Halbjahr 2008.<br />
Sofern die retrospektiven Richtgrößen 2007 höher ausfallen<br />
als die prospektiv festgelegten Heilmittel-Richtgrößen<br />
2006, werden die retrospektiven Richtgrößen<br />
2007 bei der Richtgrößenprüfung 2008 (1. Halbjahr) zu<br />
Grunde gelegt.<br />
§ 7<br />
Inkrafttreten und Laufzeit<br />
1. Die Vereinbarung tritt ab 01.07.<strong>2009</strong> in Kraft und gilt<br />
bis auf weiteres. Änderungen und Ergänzungen bedürfen<br />
der Schriftform.
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
2. Eine Kündigung ist frühestens zum 31.12.<strong>2009</strong> möglich.<br />
3. Für alle hier nicht aufgeführten Regelungen gilt die Prüfvereinbarung<br />
zwischen den Vertragspartnern in der jeweils<br />
geltenden Fassung.<br />
§ 8<br />
Vorbehaltsklausel<br />
Dieser Vertrag steht ggf. unter dem Vorbehalt der aufsichtsrechtlichen<br />
Nichtbeanstandung.<br />
Bad Segeberg, Kiel, Hamburg, Schwerin,<br />
den 9. Juni <strong>2009</strong><br />
gez. Dr. Kreuz<br />
Kassenärztliche Vereinigung, <strong>Schleswig</strong>-Holstein,<br />
Bad Segeberg<br />
gez. Paffrath<br />
AOK <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
- Die Gesundheitskasse – Kiel<br />
gez. Reichenberg<br />
BKK - Landesverband NORD, Hamburg<br />
gez. i.A. Kolbaum<br />
IKK Landesverband Nord, Schwerin<br />
gez. Petersen<br />
Landwirtschaftliche Krankenkasse<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein und Hamburg, Kiel<br />
gez. i.V. Tank<br />
Verband der Ersatzkassen (vdek)<br />
Der Leiter der Landesvertretung <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
gez. i.V. Harder<br />
Knappschaft<br />
Fachbereich See-Krankenversicherung, Hamburg<br />
Protokollnotiz<br />
zur Richtgrößenvereinbarung Heilmittel <strong>2009</strong><br />
1. Nach Vorlage der erforderlichen Daten werden die Vertragspartner<br />
gemeinsam entscheiden, ob retrospektive<br />
Richtgrößen <strong>2009</strong> wegen Verlagerungseffekte,<br />
z.B. infolge von Selektivverträgen, an Stelle der in<br />
diesem Vertrag prospektiv vereinbarten Richtgrößen<br />
vereinbart werden und für die Richtgrößenprüfung<br />
<strong>2009</strong> zu Grunde zu legen sind.<br />
2. Die Vertragspartner sehen ein Problem in der im Heilmittelbereich<br />
verzögert ablaufenden Verordnungsdatenlieferung,<br />
insbesondere im Hinblick auf die<br />
Richtgrößen-Berechnungsgrundlage sowie die Wirtschaftlichkeitsprüfung.<br />
Die gemeinsame AG Heilmittel<br />
wird mit der Erarbeitung von Vorschlägen zur Erstellung<br />
einer Verfahrensregelung beauftragt.<br />
Bad Segeberg, Kiel, Hamburg, Schwerin,<br />
den 9. Juni <strong>2009</strong><br />
gez. Dr. Ingeborg Kreuz<br />
Kassenärztliche Vereinigung, <strong>Schleswig</strong>-Holstein,<br />
Bad Segeberg<br />
gez. Paffrath<br />
AOK <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
- Die Gesundheitskasse – Kiel<br />
gez. Reichenberg<br />
BKK - Landesverband NORD, Hamburg<br />
gez. i.A. Kolbaum<br />
IKK Landesverband Nord, Schwerin<br />
gez. Petersen<br />
Landwirtschaftliche Krankenkasse<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein und Hamburg, Kiel<br />
gez. i.V. Tank<br />
Verband der Ersatzkassen (vdek)<br />
Der Leiter der Landesvertretung <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
gez. i.V. Harder<br />
Knappschaft<br />
Fachbereich See-Krankenversicherung, Hamburg<br />
Anlage 1<br />
Arztgruppen<br />
Richtgrößen Heilmittel ab 01.07.<strong>2009</strong><br />
Allgemeinärzte Stadt<br />
Allgemeinärzte Land<br />
Chirurgen<br />
Frauenärzte<br />
HNO-Ärzte<br />
Kinderärzte<br />
Fachärzte für Neurologie/ Nervenheilkunde<br />
Orthopäden<br />
Internisten (Fachärzte)<br />
Kinder-/Jugendpsychiater<br />
Anlage 2<br />
Richtgrößen Heilmittel ab 01.07.<strong>2009</strong><br />
(in Euro)<br />
Fachgruppe Mit glieder<br />
Familienvers.<br />
Rentner<br />
Allgemeinärzte Stadt 7,07 7,41 18,58<br />
Allgemeinärzte Land 9,48 11,39 22,94<br />
Chirurgen 20,29 <strong>10</strong>,25 26,17<br />
Frauenärzte 1,00 0,78 6,52<br />
HNO-Ärzte 1,72 <strong>10</strong>,91 2,19<br />
Kinderärzte 16,40 24,74 36,06<br />
Fachärzte für Neuro -<br />
logie/Nervenheilkunde<br />
11,91 15,44 31,40<br />
Orthopäden 35,54 27,43 40,17<br />
Internisten (Fachärzte) 3,96 3,77 7,44<br />
Kinder-/Jugendpsychiater<br />
13,94 40,95 36,57<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 67
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
Anlage 3<br />
Arztsummensatz für Heilmittel<br />
In diesem Datensatz werden die Gesamtverordnungssummen eines Arztes bezogen auf eine Versichertenzusammenfassung<br />
geliefert. Entsprechend dem Wert des Dateinamenfelds Versichertendaten (Stelle 15) wird entweder<br />
nach Versichertenstatus (1,3, 5 für M,F,R) oder nach Altersgruppen (1,2,3,4) verdichtet geliefert.<br />
Ist der Versichertenstatus bzw. die Altersgruppe unbekannt wird als Statuskennung 0 geliefert. Diese Werte werden<br />
auf Seiten der datenzusammenführenden Stelle zu den Gesamtwerten aufaddiert.<br />
Nr Bezeichnung Max. Stellenzahl<br />
Feldtyp<br />
68 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
Muss<br />
Kann<br />
Beschreibung<br />
1 LANR 9 AN M Exakt 9 Stellen (Wenn Betriebsstättennummern nicht vorliegen,<br />
werden hier neun Leerzeichen übertragen. Wenn Betriebsstättennummern<br />
vorliegen, werden Arztnummern übermittelt, soweit diese<br />
nach BMV-Ä § 44 (6) übertragen wurden. Falls keine Arztnummern<br />
vorliegen, wird das Feld mit neun Ziffern Null übermittelt.<br />
2 Betriebsstättennummer<br />
3 Verordnungsquartal<br />
4 IK der Krankenkasse<br />
5 Versichertenstatus<br />
oder Altersgruppe<br />
6 Anzahl Heilmittel<br />
9 AN M maximal 9 Stellen (Wenn Betriebsstättennummern nicht vorliegen,<br />
wird hier die siebenstellige Arztabrechnungsnummer mit zwei vorangestellten<br />
Leerzeichen übertragen.)<br />
5 AN M JJJJQ mit Q = [1,2,3,4,J]<br />
9 AN M Exakt 9 Stellen, es sind nur Ziffern erlaubt<br />
1 N M Wenn Dateiname Stelle 15 = 0-2<br />
0 = unbekannt<br />
1 = Mitglied<br />
3 = Familienangehöriger<br />
5 = Rentner<br />
Wenn Dateiname Stelle 15 = A-C<br />
0 = unbekannt<br />
1 = 0 – 15 Jahre<br />
2 = 16 – 49 Jahre<br />
3 = 50 – 64 Jahre<br />
4= ab 65 Jahre<br />
..15 N M Anzahl der in die Summe eingegangenen verordneten Heilmittel<br />
keine führenden Nullen<br />
7 Gesamtbrutto ..15 N M Bruttosumme der verordneten Heilmittel<br />
Angabe in Cent, kein Trennzeichen, keine führenden Nullen<br />
8 Pauschalzu- ..15 N M Enthält Summe der Pauschalen Zuzahlungen auf Heilmittelblätter.<br />
zahlung<br />
Enthält NICHT die prozentualen Zuzahlungen auf verordnete Heilmittel.<br />
Angabe in Cent, kein Trennzeichen, keine führenden Nullen<br />
9 Gesamtnetto ..15 N M Angaben in Cent, kein Trennzeichen, keine führenden Nullen, Negativ<br />
durch führendes ‘-’ zulässig<br />
Die Felder sind durch ein Semikolon „;“ zu trennen.
Nr Bezeichnung Max. Stellenzahl<br />
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
Anlage 4<br />
Datensatz eines Heilmittelblatts für die Wirtschaftlichkeitsprüfung<br />
Feldtyp<br />
Muss<br />
Kann<br />
Beschreibung<br />
1 LANR 9 AN M Exakt nach TA-1 vom 16.12.2008 Segment ZHE<br />
2 Betriebsstättennummer 9 AN M Exakt nach TA-1 vom 16.12.2008 Segment ZHE<br />
3 Verordnungsquartal 5 AN M JJJJQ mit Q = [1,2,3,4,J]<br />
4 IK der Krankenkasse 9 AN M Exakt 9 Stellen, es sind nur Ziffern erlaubt<br />
5 Versichertenstatus oder 1 N M Wenn Dateiname Stelle 15 = 0-2<br />
Altersgruppe<br />
0 = unbekannt<br />
1 = Mitglied<br />
3 = Familienangehöriger<br />
5 = Rentner<br />
Wenn Dateiname Stelle 15 = A-C<br />
0 = unbekannt<br />
1 = 0 – 15 Jahre<br />
2 = 16 – 49 Jahre<br />
3 = 50 – 64 Jahre<br />
4 = ab 65 Jahre<br />
9 = Altersgruppe in DZS aus Geburtsdatum berechnen<br />
6 Belegidentifikation ..30 AN K Reserve für eine generierte „BelegNr“ (siehe HIS)<br />
7 Heilmittelblattdatum 8 N M JJJJMMTT, Datum der Ausstellung<br />
8 Versichertennummer ..50 AN M pseudonymisiert (in Prüfung = Entpseudonymisierung)<br />
9 Geburtsdatum 8 N M pseudonymisiert (in Prüfung = Entpseudonymisierung<br />
<strong>10</strong> Indikationsschlüssel ..12 AN M Quellenhinweis: SLLA/ZUV-Segment<br />
11 Kennzeichen Verordnungsart<br />
2 N K ausnullen (00)<br />
12 Gesamtbrutto ..15 N M In Cent, kein Trennzeichen, keine führenden Nullen<br />
13 Gesamtzuzahlung prozentual<br />
..15 N M In Cent, kein Trennzeichen, keine führenden Nullen<br />
14 Pauschalzuzahlung ..15 N M In Cent, kein Trennzeichen, keine führenden Nullen<br />
15 Gesamtnetto ..15 N M In Cent, kein Trennzeichen, keine führenden Nullen,<br />
Negativ durch führendes ‘-’ zulässig<br />
16 Leistungsschlüssel 1 5 N M Heilmittelpositionsnummer<br />
17 Faktor 1 ..4 N M<br />
18 Positionsbrutto 1 ..15 N M In Cent, kein Trennzeichen, keine führenden Nullen<br />
Enthält Produkt aus Faktor und Einzelpreis<br />
19 Positionsnetto 1<br />
...<br />
..15 N M In Cent, kein Trennzeichen, keine führenden Nullen,<br />
Negativ durch führendes ‘-’ zulässig<br />
132 Leistungsschlüssel 30 5 N M<br />
133 Faktor 30 ..4 N M<br />
134 Positionsbrutto 30 ..15 N M<br />
135 Positionsnetto 30 ..15 N M<br />
Bei diesem Datensatz handelt es sich um ein Satzformat mit variabler Feldanzahl.<br />
Der Leistungsblock 1 ist zwingend zu belegen. Die folgenden Leistungsblöcke 2-30 sind, sofern vorhanden, aufsteigend<br />
zu belegen.<br />
Der jeweilige Datensatz (die Zeile) endet mit dem jeweils letzten befüllten Leistungsblock. Auf das Anfügen von<br />
leeren Semikolonfolgen bis Leistungsblock 30, Feld 135, ist zu verzichten.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 69
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
Zwischen<br />
der Kassenärztlichen Vereinigung<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein (KVSH), Bad Segeberg<br />
und<br />
der AOK <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
- Die Gesundheitskasse - Kiel<br />
dem BKK-Landesverband NORD, Hamburg<br />
dem IKK-Landesverband Nord, Schwerin<br />
der Landwirtschaftlichen Krankenkasse<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein-Hamburg, Kiel<br />
in Wahrnehmung der Aufgaben eines<br />
Landesverbandes der<br />
Landwirtschaftlichen Krankenkassen<br />
den nachfolgend benannten Ersatzkassen:<br />
Barmer Ersatzkasse (BARMER), Wuppertal,<br />
Techniker Krankenkasse (TK), Hamburg,<br />
Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK),<br />
Hamburg,<br />
KKH Allianz, Hannover,<br />
Gmünder Ersatzkasse (GEK), Schwäbisch<br />
Gmünd,<br />
HEK - Hanseatische Krankenkasse (HEK),<br />
Hamburg,<br />
Hamburg Münchener Krankenkasse<br />
(Hamburg Münchener), Hamburg,<br />
Handelskrankenkasse (hkk), Bremen,<br />
gemeinsamer Bevollmächtigter mit Abschlussbefugnis:<br />
Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek),<br />
Siegburg, vertreten durch den/die Leiter/in<br />
der Landesvertretung<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein, Kiel und<br />
der Knappschaft, Hamburg<br />
- nachfolgend ”Krankenkassen/-verbände” genannt –<br />
wird folgende<br />
Richtgrößenvereinbarung <strong>2009</strong><br />
Arznei- und Verbandmittel<br />
getroffen:<br />
Präambel<br />
Die Kassenärztliche Vereinigung <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
und die Krankenkassen/-verbände - im Folgenden Vertragspartner<br />
genannt - vereinbaren gemäß § 84 SGB V<br />
für die Richtgrößenprüfung nach § <strong>10</strong>6 SGB V einheitliche,<br />
arztgruppenspezifische Richtgrößen für das Volu -<br />
men der je Arzt verordneten Arznei- und Verbandmittel.<br />
Die Richtgrößen werden für Arznei- und Verbandmittel<br />
ohne Sprechstundenbedarf festgelegt. Hierbei handelt<br />
70 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
es sich um Bruttowerte inklusive Rabatte und Zuzahlung.<br />
Auswirkungen auf die Arzneimittelversorgung durch gesonderte<br />
Versorgungsverträge sind in diesen Verträgen<br />
zu regeln.<br />
§ 1<br />
Richtgrößen für Arznei- und Verbandmittel<br />
1. Die Richtgrößen werden einheitlich für alle Kassenarten<br />
sowie für den Geltungsbereich der Kassenärztlichen<br />
Vereinigung <strong>Schleswig</strong>-Holstein (bereichseigene und<br />
Fremdkassenfälle) auf der Basis der <strong>Ausgabe</strong>n-Bruttowerte<br />
festgelegt.<br />
2. Die Bildung der Richtgrößen erfolgt für die Arztgruppen<br />
entsprechend Anlage 1 dieser Vereinbarung.<br />
3. In Berufausübungsgemeinschaften und MVZ werden<br />
den beteiligten Vertragsärzten die Richtgrößen der<br />
jeweiligen Arztgruppe gemäß Anlage 1 zugeordnet.<br />
In der Richtgrößenprüfung wird die Betriebsstätte<br />
geprüft, d.h. die Richtgrößensummen der einzelnen<br />
beteiligten Vertragsärzte werden zu einer Gesamt-<br />
Richtgrößensummen zusammengeführt und den auf<br />
die Betriebsstätte entfallenden Verordnungskosten<br />
gegenübergestellt.<br />
4. Von der Richtgrößenbildung ausgenommen sind die<br />
Kosten für Arzneimittel zur Ausnahme von Richtgrößenregelungen<br />
(Anlage 2), der Impfstoffe zur Prävention,<br />
des Sprechstundenbedarfs sowie der regionalen<br />
Ergänzungsliste für Arzneimittel zur Ausnahme<br />
von Richtgrößenregelungen (Anlage 3).<br />
5. Die im Rahmen von DMP gesondert entstandenen Verordnungskosten<br />
sind bislang nicht gesondert erfasst<br />
worden und fließen aus diesem Grund in die Berechnung<br />
der Richtgrößen ein. Die Vertragspartner vereinbaren,<br />
dass leitlinienkonforme Verordnungen entsprechend<br />
der von der Risikostrukturausgleichsverordnung<br />
gesetzten Rahmenbedingungen für DMP-<br />
Patienten als Praxisbesonderheit zu berücksichtigen<br />
sind.<br />
Dies gilt in gleicher Weise für Schmerztherapie-Patienten,<br />
sofern diese gemäß der Qualitätssicherungsvereinbarung<br />
zur schmerztherapeutischen Versorgung<br />
chronisch schmerzkranker Patienten gem.<br />
§ 135 Abs. 2 SGB V (Qualitätssicherungsvereinbarung<br />
Schmerztherapie) behandelt werden.<br />
6. Zur Berücksichtigung in der Richtgrößenprüfung einigen<br />
sich die Vertragspartner auf eine Liste zur Bewertung<br />
einzelner Wirkstoffe, die von den Prüfgremien<br />
angewendet werden soll (Anlage 4).
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
§ 2<br />
Festlegung der Richtgrößen <strong>2009</strong><br />
1. Bei der Festlegung der Richtgrößen <strong>2009</strong> für Arzneiund<br />
Verbandmittel wird folgendes <strong>Ausgabe</strong>nvolumen<br />
zu Grunde gelegt:<br />
805.632.564,27 Euro (Netto).<br />
2. Der Ausgangsbetrag nach Abs. 1 wird für die Berechnung<br />
der Richtgrößen<br />
- um Zuzahlung und Rabatte erhöht sowie<br />
- um den Bruttobetrag des Sprechstundenbedarfs<br />
(Jahr 2007) vermindert.<br />
Daraus resultiert ein Verteilungsvolumen von<br />
907.744.613,88 Euro (Brutto).<br />
Dieser Betrag wird auf die Arztgruppen gemäß Anlage<br />
1 verteilt. Die auf die einzelnen Arztgruppen entfallenden<br />
Anteile werden um die auf die jeweilige<br />
Arztgruppe entfallenden Kosten für Arzneimittel nach<br />
Anlage 2 sowie Anlage 3 vermindert.<br />
3. Bei der Herstellung des Fallbezugs zur Bildung der<br />
Richtgrößen wird im Hinblick auf den Bezugszeitraum<br />
gemäß § 2 Abs. 5 wie bei der Fallzahlbestimmung<br />
zur Berechnung der Regelleistungsvolumina verfahren.<br />
Für Regelleistungsvolumen relevante Fälle sind kurativambulante<br />
Behandlungsfälle gemäß § 21 Absatz 1 und<br />
Absatz 2 BMV-Ä bzw. § 25 Absatz 1 und Absatz 2 EKV,<br />
ausgenommen Notfälle im organisierten Notfalldienst<br />
und Überweisungsfälle zur Durchführung ausschließlich<br />
von Probenuntersuchungen oder zur Befundung<br />
von dokumentierten Untersuchungsergebnissen<br />
und Fälle, in denen ausschließlich Leistungen<br />
und Kostenerstattungen, die nicht dem Regelleistungsvolumen<br />
unterliegen, abgerechnet werden.<br />
Für die Notdienst-Einrichtungen der KVSH/ Anlaufpraxen<br />
werden die Richtgrößen der Arztgruppe Notfallabrechnungen<br />
hinterlegt.<br />
4. Mittels Division der arztgruppenbezogenen <strong>Ausgabe</strong>nvolumina<br />
(M/F/R) durch die entsprechende Zahl<br />
der Behandlungsfälle der jeweiligen Arztgruppe im Vergleichszeitraum<br />
werden die arztgruppenspezifischen<br />
Richtgrößen ermittelt. Sie sind der Anlage 5 dieser Vereinbarung<br />
zu entnehmen.<br />
Die Vertragspartner beabsichtigen, die Richtgrößen-<br />
Systematik weitestgehend, d.h. in möglichst vielen Belangen,<br />
an die Regelleistungsvolumen-Systematik<br />
anzupassen. Hierzu gehört u.a. der Altersgruppenbezug,<br />
der zukünftig den Bezug auf die Versicher-<br />
tengruppe (M/F/R) ersetzen soll.<br />
Für das Jahr <strong>2009</strong> wird die Ausgestaltung der Richtgrößen<br />
gemäß der Differenzierung nach Allgemeinversicherten,<br />
Familienangehörigen und Rentnern vorgenommen.<br />
5. Berechnungsgrundlage für die Bildung der Richtgrößen<br />
sind die Verordnungsdaten sowie Fallzahlen<br />
des Bezugszeitraumes 3/2007 bis einschließlich<br />
2/2008.<br />
6. Die Richtgrößen <strong>2009</strong> gemäß Anlage 5 dieser Vereinbarung<br />
treten zum 01.07.<strong>2009</strong> in Kraft.<br />
§ 3<br />
Datenlieferung<br />
1. Zur kontinuierlichen Information der Vertragsärzte<br />
über die veranlassten <strong>Ausgabe</strong>n für Arznei- und Verbandmittel<br />
verpflichten sich die Krankenkassen/-verbände<br />
zur Lieferung folgender arztbezogener Verordnungsdaten<br />
an die KVSH:<br />
- Lieferung der geprüften Verordnungsdaten spätestens<br />
sechs Monate nach Quartalsende sowie<br />
- Lieferung der ungeprüften Verordnungsdaten<br />
bis Ende der <strong>10</strong>. Woche nach Quartalsende.<br />
Die in der Bundesempfehlung zu Richtgrößen genannte<br />
Frist von 8 Wochen zur Lieferung der ungeprüften<br />
Daten für Arznei- und Verbandmittel wird übernommen,<br />
sobald dieses datentechnisch möglich ist.<br />
2. Die Verordnungsdaten werden der KVSH als Summenwerte<br />
je Vertragsarzt unter Angabe der Arztnummer<br />
auf Datenträger in folgender Form (Anlage 6)<br />
zur Verfügung gestellt:<br />
- getrennt nach Mitgliedern, Familienangehörigen und<br />
Rentnern<br />
- der Summe der Bruttoausgaben<br />
- der Summe der Zuzahlungen und der Anzahl der<br />
Einzelverordnungen,<br />
- der Summe der Bruttoausgaben bereinigt um die<br />
Beträge der Wirkstoffe der Anlage 2 dieser Vereinbarung<br />
(Arzneimittel zur Ausnahme von Richtgrößenregelungen).<br />
Die auf die Wirkstoffliste der Anlage 4 dieser Vereinbarung<br />
entfallenden Verordnungskosten werden zum<br />
Prüftermin von der Geschäftsstelle für das Prüfwesen<br />
unter Berücksichtigung der Hinweise gesondert herausgerechnet.<br />
3. Die KVSH verpflichtet sich, den Vertragsärzten die geprüften<br />
und ungeprüften Verordnungsdaten (gemäß<br />
§ 3 Abs. 1 und 2) sowie die Fallzahlen bekannt zu ge-<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 71
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
ben, sobald alle erforderlichen Daten vorliegen. Die<br />
Ärzte sind darüber zu informieren, dass die der Frühinformation<br />
dienenden ungeprüften Verordnungsdaten<br />
vorläufigen informativen Charakter haben.<br />
Die Verordnungsdaten dienen den Vertragsärzten zur<br />
Beobachtung ihrer Verordnungstätigkeit. Die Vertragsärzte<br />
sollen in ihrem Bemühen unterstützt werden,<br />
Überschreitungen der Richtgrößen zu vermeiden.<br />
Im Überschreitungsfall sollen die quartalsbezogenen<br />
Informationen den Vertragsarzt dazu motivieren, in den<br />
Folgequartalen das Verordnungsverhalten entsprechend<br />
anzupassen, um Überschreitungen der Richtgrößensumme<br />
nach Ablauf des Kalenderjahres zu<br />
vermeiden.<br />
4. Die KVSH übermittelt der Geschäftsstelle für das Prüfwesen<br />
und den Krankenkassen/-verbänden die gemäß<br />
§ 3 Abs. 2 arztbezogen zusammengeführten Verordnungsdaten<br />
einschließlich der Fallzahlen, sobald alle<br />
erforderlichen Daten vorliegen.<br />
5. Die Vertragspartner verpflichten sich in vertragspartnerschaftlicher<br />
Verantwortung zur fristgerechten Datenlieferung.<br />
Die mit Bezug auf das Jahr 2008 infolge<br />
der Umstellung der Arztnummernsystematik aufgetretenen<br />
Verzögerungen bei der Datenlieferung sollen<br />
einer gemeinsamen problemorientierten Analyse unterzogen<br />
werden. Es besteht Einvernehmen, nach einer<br />
zunächst abzuwartenden Konsolidierungsphase<br />
ggf. stringentere Regeln für eine fristgerechte und regelrechte<br />
Datenlieferung zu vereinbaren.<br />
§ 4<br />
Wirtschaftlichkeitsprüfung<br />
Die Vorgehensweise in der Wirtschaftlichkeitsprüfung<br />
nach Richtgrößen wird entsprechend der aktuell geltenden<br />
Prüfvereinbarung gemäß § <strong>10</strong>6 SGB V geregelt.<br />
Rabattverträge nach § 130 a Abs. 8 SGB V müssen bei<br />
Prüfmaßnahmen Berücksichtigung finden: Die von den<br />
Krankenkassen/-verbänden für die Wirtschaftlichkeitsprüfung<br />
an die Prüfungseinrichtung zu liefernden Verordnungsdaten<br />
(Anlage 7) müssen die auf Rabatte entfallenden<br />
Beträge ausweisen.<br />
Sollte dies nicht der Fall sein, tritt folgende Regelung in<br />
Kraft.: Für Präparate, die bei der entsprechenden Krankenkasse/<br />
Krankenkassenart einem Rabattvertrag unterliegen,<br />
wird der Preis des jeweils preisgünstigsten vergleichbaren<br />
Präparates zum Abgabetag zu Grunde gelegt.<br />
Zusätzlich erfolgt in diesen Fällen ein Abzug in<br />
Höhe von 1,5 % des angesetzten Preises, um die Verordnung<br />
von rabattierten Arzneimitteln zu fördern.<br />
72 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
Die Daten der Anlage 7 werden pseudonymisiert für<br />
die Gesamtheit der Verordnungen geliefert. Für die Ärzte,<br />
für die eine Richtgrößenprüfung erfolgen soll, werden<br />
Datensätze zur Entpseudonymisierung geliefert.<br />
§ 5<br />
Gegenseitige Verpflichtung<br />
1. Die Kassenärztliche Vereinigung verpflichtet sich,<br />
den Vertragsärzten die Richtgrößen <strong>2009</strong> noch vor dem<br />
01.07.<strong>2009</strong> bekannt zu geben.<br />
2. Die Vertragspartner verpflichten sich, die Richtgrößen<br />
20<strong>10</strong> spätestens bis zum 30.11.<strong>2009</strong> festzusetzen<br />
und den Vertragsärzten bekannt zu geben.<br />
3. Die Vertragspartner berechnen die prozentualen Anteile<br />
der Anlage 2 und 3 der Arztgruppen bis zum 31.<br />
Oktober <strong>2009</strong>.<br />
§ 6<br />
Inkrafttreten und Laufzeit<br />
1. Die Vereinbarung tritt zum 01.07.<strong>2009</strong> in Kraft und gilt<br />
bis auf weiteres. Änderungen und Ergänzungen bedürfen<br />
der Schriftform.<br />
2. Eine Kündigung dieses Vertrages ist frühestens zum<br />
31.12.<strong>2009</strong> möglich.<br />
3. Für alle hier nicht aufgeführten Regelungen gilt die Prüfvereinbarung<br />
zwischen den Vertragspartnern in der jeweils<br />
geltenden Fassung.<br />
§ 7<br />
Vorbehaltsklausel<br />
Dieser Vertrag steht ggf. unter dem Vorbehalt der aufsichtsrechtlichen<br />
Nichtbeanstandung.<br />
Bad Segeberg, Kiel, Hamburg, Schwerin,<br />
den 20. Mai <strong>2009</strong><br />
gez. Dr. Kreuz<br />
Kassenärztliche Vereinigung, <strong>Schleswig</strong>-Holstein,<br />
Bad Segeberg<br />
gez. Paffrath<br />
AOK <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
- Die Gesundheitskasse – Kiel<br />
gez. Reichenberg<br />
BKK - Landesverband NORD, Hamburg<br />
gez. i.A. Kolbaum<br />
IKK Landesverband Nord, Schwerin<br />
gez. Petersen<br />
Landwirtschaftliche Krankenkasse<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein und Hamburg, Kiel<br />
gez. i.V. Tank<br />
Verband der Ersatzkassen (vdek)<br />
Der Leiter der Landesvertretung <strong>Schleswig</strong>-Holstein, Kiel
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
gez. i.V. Harder<br />
Knappschaft<br />
Fachbereich See-Krankenversicherung, Hamburg<br />
Protokollnotiz<br />
zur Richtgrößenvereinbarung Arznei- und Verbandmittel<br />
<strong>2009</strong><br />
1. Nach Vorlage der erforderlichen Daten werden die<br />
Vertragspartner gemeinsam entscheiden, ob retrospektive<br />
Richtgrößen <strong>2009</strong> wegen Verlagerungseffekte,<br />
z.B. infolge von Selektivverträgen, an Stelle der<br />
in diesem Vertrag prospektiv vereinbarten Richtgrößen<br />
vereinbart werden und für die Richtgrößenprüfung<br />
<strong>2009</strong> zu Grunde zu legen sind.<br />
2. Die Krankenkassen/-verbände werden für die Richtgrößenvereinbarung<br />
Arznei- und Verbandmittel 20<strong>10</strong><br />
prüfen, ob eine Bereinigung der Frühinformationsdaten<br />
auch um die Verordnungskosten der Arzneimittel<br />
der Anlage 3 (Brutto) durch ein Verfahren auf Landesebene<br />
im zeitlichen Rahmen möglich ist.<br />
3. Vor der Wirtschaftlichkeitsprüfung sind die Verordnungskosten<br />
der Anlagen 2 und 3 dieser Vereinbarung<br />
abzuziehen.<br />
Bad Segeberg, Kiel, Hamburg, Schwerin,<br />
den 20. Mai <strong>2009</strong><br />
gez. Dr. Kreuz<br />
Kassenärztliche Vereinigung, <strong>Schleswig</strong>-Holstein,<br />
Bad Segeberg<br />
gez. Paffrath<br />
AOK <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
- Die Gesundheitskasse - Kiel<br />
gez. Reichenberg<br />
BKK - Landesverband NORD, Hamburg<br />
gez. i.A. Kolbaum<br />
IKK Landesverband Nord, Schwerin<br />
gez. Petersen<br />
Landwirtschaftliche Krankenkasse<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein und Hamburg, Kiel<br />
gez. i.V. Tank<br />
Verband der Ersatzkassen (vdek)<br />
Der Leiter der Landesvertretung <strong>Schleswig</strong>-Holstein, Kiel<br />
gez. i.V. Harder<br />
Knappschaft<br />
Fachbereich See-Krankenversicherung, Hamburg<br />
Anlagenverzeichnis:<br />
Anlage 1 Arztgruppen<br />
Anlage 2 Arzneimittel zur Ausnahme von der<br />
Richtgrößenregelung<br />
Anlage 3 Arzneimittel zur Ausnahme von der<br />
Richtgrößenregelung - Regionale Ergänzungsliste<br />
Anlage 4 Wirkstoffliste zur Berücksichtigung in der<br />
Richtgrößenprüfung<br />
Anlage 5 Richtgrößen Arznei- und Verbandmittel<br />
ab 01.07.<strong>2009</strong><br />
Anlage 6 Datensatz Information Vertragsärzte<br />
Anlage 7 Datensatz Wirtschaftlichkeitsprüfung<br />
Anlage 1<br />
Arztgruppen<br />
Hausärzte<br />
Anästhesisten<br />
Augenärzte<br />
Chirurgen<br />
Frauenärzte<br />
HNO-Ärzte<br />
Hautärzte<br />
Kinderärzte<br />
Neurologie/Nervenheilkunde<br />
Psychiatrie und Psychotherapie/Nervenheilkunde<br />
Internisten (Fachärzte)<br />
Internisten (Pneumologie)<br />
Internisten (Kardiologie)<br />
Internisten (Hämatologie / Onkologie)<br />
Internisten (Gastroenterologie)<br />
Internisten (Endokrinologie)<br />
Internisten (Rheumatologie)<br />
Internisten (Nephrologie)<br />
Orthopäden<br />
Urologen<br />
Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen<br />
Kinder-/Jugendpsychiater<br />
Ärztliche Psychotherapeuten<br />
Strahlentherapeuten<br />
Notfallabrechnungen/Anlaufpraxen<br />
Anlage 2<br />
Arzneimittel zur Ausnahme von Richtgrößenregelungen<br />
(auf der Grundlage der Bundesempfehlung zu Richtgrößen<br />
in der Fassung<br />
vom 21.02.2000 mit Ergänzungen Stand 08.12.2000<br />
und Stand 25.09.2001)<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 73
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
1. Zytostatika und Metastasenhemmer<br />
1 a) Alkaloide<br />
Vinblastin Vindesin<br />
Vincristin Vinorelbin<br />
1 b) Alkylantien<br />
Bendamustin Estramustin Temozolomid<br />
Busulfan Ifosfamid Thiotepa<br />
Carmustin Lomustin Treosulfan<br />
Chlorambucil Melphalan Trofosfamid<br />
Cyclophosphamid Nimustin<br />
1 c) Antibiotika<br />
Bleomycin Doxorubicin Mitomycin<br />
Dactinomycin Epirubicin<br />
Daunorubicin Idarubicin<br />
1 d) Antimetabolite<br />
Capecitabin (Stand:<br />
25.09.01)<br />
Fludarabin Mercaptopurin<br />
Cladribin Fluorouracil Methotrexat<br />
Cytarabin Gemcitabin Thioguanin<br />
1 e) Platin-Verbindungen<br />
Carboplatin Cisplatin Oxaliplatin<br />
1 f) Biphosphonate<br />
Clodronsäure Pamidronsäure<br />
1 g) Andere Stoffe<br />
All-trans-<br />
Retinsäure<br />
Altretamin Hydroxycarbamid<br />
Etoposid Pegaspargase<br />
(Stand: 25.09.01)<br />
74 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
Porfimer<br />
Amifostin Irinotecan Procarbazin<br />
Amsacrin Mesna Teniposid<br />
Asparaginase Miltefosin Topotecan<br />
(Stand: 08.12.00)<br />
Bacillus Calmette-<br />
Guérin (BCG), nur<br />
zur intravesikalen<br />
Instillation<br />
Dacarbazin Paclitaxel<br />
Docetaxel Pentostatin<br />
Mitoxantron Tretinoin, systemisch<br />
2.Immuntherapeutika und Zytokine<br />
2 a) Immunsuppressiva<br />
Azathioprin Ciclosporin Mycophenolatmofetil<br />
Basiliximab<br />
(Stand:08.12.00)<br />
2 b) Organpräparate<br />
Anti-h-T-<br />
Lymphozyten-Igs<br />
Daclizumab<br />
(Stand:<br />
08.12.00)<br />
Lymphozytenglobuline<br />
Tacrolimus (nicht<br />
zur topischen Anwendung)<br />
2 c) Zytokine<br />
Aldesleukin Filgrastim<br />
(G-CSF)<br />
3. Hypophysen-, Hypothalamushormone und Hemmstoffe<br />
3 a) Hypophysenhinterlappenhormone, Einzelwirkstoffe<br />
Argipressin,<br />
parenteral<br />
Desmopressin,<br />
parenteral<br />
Lypressin,<br />
parenteral<br />
Ornipressin,<br />
parenteral<br />
3 b) Hypophysenhinterlappenhormone<br />
Kombinationen<br />
Oxytocin + Methyl -<br />
ergometrin<br />
3 c) Hypophysenvorderlappenhormone<br />
ACTH<br />
3 d) Hypothalamushormone<br />
Buserelin, nur als Diagnostikum<br />
Corticorelin, nur als<br />
Diagnostikum<br />
Goserelin,<br />
nur als Diagnostikum<br />
Leuprorelin,<br />
nur als Diagnostikum<br />
Gonadorelin (LHRH),<br />
nur nasale Anwendung<br />
bei Kindern<br />
3 e) Andere regulatorische Peptide<br />
Octreotid<br />
Terlipressin,<br />
parenteral<br />
Vasopressin,<br />
parenteral<br />
Somatorelin, nur<br />
als Diagnostikum<br />
Triptorelin, nur als<br />
Diagnostikum
4. Sexualhormone und ihre Hemmstoffe<br />
4 a) Antiandrogene<br />
Bicalutamid Flutamid<br />
4 b) Antiöstrogene<br />
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
Aminoglutethimid Formestan Tamoxifen<br />
Anastrozol Letrozol Toremifen<br />
4 c) Gestagene, Einzelstoffe<br />
Gestonoron Medroxyprogesteron<br />
> <strong>10</strong>0mg<br />
(nicht zur Kontrazeption)<br />
Medrogeston > 25<br />
mg<br />
4 d) Östrogene, Einzelstoffe<br />
Megestrol<br />
Chlorotrianisen Fosfestrol Polyestradiol<br />
Ethinylestradiol<br />
(Stand:08.12.00)<br />
4 e) Androgene<br />
Testolacton<br />
5. Analgetika<br />
Alfentanyl, parenteral Hydromorphon Piritramid<br />
Buprenorphin (nicht<br />
zur Substitution)<br />
Isofluran Remifentanil<br />
(Stand:<br />
25.09.01)<br />
Desfluran Morphin Sevofluran<br />
(Stand:<br />
25.09.01)<br />
Enfluran Oxycodon Sufentanil<br />
Fentanyl, parenteral,<br />
Pflaster<br />
6. Antiallergika<br />
Pethidin<br />
Bienengift<br />
7. Virustatika<br />
Wespengift<br />
Abacavir Ganciclovir Ritonavir<br />
Cidofovir Indinavir Saquinavir<br />
Didanosin Lamivudin Stavudin<br />
Efavirenz Lopinavir (Stand:<br />
25.09.01)<br />
Zidovudin<br />
Fomivirsen Nelfinavir Zalcitabin<br />
Foscarnet Nevirapin einschließlich<br />
Kombinationen<br />
aus der<br />
Wirkstoffgruppe<br />
d. gelist.<br />
Wirkstoffe<br />
8. Besondere antibiotische Chemotherapeutika<br />
Atovaquon Pentamidin Rifampicin<br />
Dapson Protionamid Streptomycin<br />
Ethambutol Pyrazinamid Terizidon<br />
Imiquimod (Stand:<br />
25.09.01)<br />
Pyrimethamin<br />
Isoniazid Rifabutin einschließlich<br />
Kombinationen<br />
aus der Wirkstoff -<br />
gruppe d. gelist.<br />
Wirkstoffe<br />
9. Antiepileptika<br />
Barbexaclon Levetiracetam<br />
(Stand:<br />
25.09.01)<br />
Sultiam<br />
Clonazepam Mesuximid Tiagabin<br />
Ethosuximid Oxcarbazepin<br />
(Stand:<br />
25.09.01)<br />
Topiramat<br />
Felbamat Phenobarbital Trimethadion<br />
Kaliumbromid > 850<br />
mg<br />
Phenytoin Valproinsäure<br />
Lamotrigin Primidon Vigabatrin<br />
<strong>10</strong>. Antihypoglykämika<br />
Diazoxid Glucagon<br />
11. Antifibrinolytika<br />
4-AminomethylbenTranexamzoesäuresäure 12. Orale Antikoagulantien<br />
Phenprocoumon Warfarin<br />
13. Corticoide, hochdosiert, zur intravenösen Anwendung<br />
Hydrocortison > 500<br />
mg<br />
Methylprednisolon ><br />
250 mg<br />
14. Diuretica<br />
Furosemid > 250<br />
mg<br />
Prednisolon<br />
> 250 mg<br />
Triamcinolon<br />
> 40 mg<br />
Torasemid ><br />
200 mg<br />
15. Enzyminhibitoren<br />
Antithrombin<br />
16. Fibrinolytika<br />
Alteplase Reteplase Urokinase<br />
Anistreplase Streptokinase<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 75
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
17. Gynäkologika<br />
Fenoterol Ritodrin<br />
18. Hämostyptika, Antihämorrhagika<br />
Blutgerinnungsfaktoren<br />
I, II, VII, VIII, IX, X,<br />
XIII<br />
Blutgerinnungsfaktoren<br />
bei Hemmkör -<br />
perhämophilie (FEIBA)<br />
19. Nebenschilddrüsenhormone, Regulatoren des<br />
Ca-Stoffwechsels<br />
Dihydrotachysterol<br />
20. Parkinsonmittel<br />
20 a) Anticholinergika<br />
Benzatropin Bromocriptin, nur<br />
Indikation M. Parkinson<br />
Biperiden Lisurid, nur Indikation<br />
M. Parkinson<br />
76 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
Pridinol,<br />
nur Indikation<br />
M.<br />
Parkinson<br />
Procyclidin<br />
Bornaprin Metixen Trihexy -<br />
phe nidyl<br />
20 b) Dopaminerge Antiparkinsonmittel<br />
Amantadin, nur Indikation<br />
M. Parkinson<br />
(Stand: 08.12.2000)<br />
Cabergolin, nur Indikation<br />
M. Parkinson<br />
Alpha-Dihydroergocryptin<br />
20 c) Kombinationen<br />
Levodopa + Benserazid<br />
20 d) COMT-Hemmer<br />
Entacapon<br />
20 e) Antihyperkinetika<br />
Tiaprid<br />
20 f) MAO-Hemmer<br />
Selegilin<br />
21. Sera, Immunglobuline<br />
Levodopa Ropinirol<br />
Pergolid<br />
Pramipexol<br />
Levodopa + Carbidopa<br />
(keine duodenale<br />
Anwendung)<br />
Immunglobuline vom Menschen mit Antikörper<br />
gegen<br />
- CMV - Masern - Tetanus<br />
- Hepatitis A - Rhesus (D) - Tollwut<br />
- Hepatitis B - Röteln - Varizellen<br />
22. Schilddrüsentherapeutika, chemisch definierte<br />
Thyreostatika<br />
Carbimazol Propylthiouracil<br />
Methylthiouracil Thiamazol<br />
23. Myotonolytika<br />
Baclofen nur intrathekal<br />
24. Weitere Wirkstoffe<br />
Mercaptamin (Stand: 25.09.01)<br />
Perchlorat<br />
Anlage 3<br />
Arzneimittel zur Ausnahme von<br />
Richtgrößenregelungen<br />
(regionale Ergänzungsliste zur Anlage 2)<br />
Zu 1) Zytostatika und Metastasehemmer<br />
d) Antimetabolite<br />
Clofarabin (L01BB06) Fluorouracil Kombination<br />
(L01BC52)<br />
Tegafur (L01BC03) Tegafur Kombination<br />
(L01BC53)<br />
Nelarabin (L01BB07)<br />
g) Andere Stoffe<br />
Alitretinoin (L01XX22) Arsentrioxid (L01XX27)<br />
Mitotan (L01XX23) Bortezomib (L01XX32)<br />
Bexaroten (L01XX25) Temsirolimus (L01XE09)<br />
Trabectedin (L01CX01)<br />
Neu h) Monoklonale Antikörper<br />
Bevacizumab (L01XC07) Gemtuzumab (L01XC05)<br />
Trastuzumab (L01XC03) Rituximab (L01XC02)<br />
Muromonab-CD 3 Cetuximab (L01XC06)<br />
(L04AA02)<br />
Panitumumab (L01XC08) Alemtuzumab (L01AX04)<br />
Neu i) Proteinkinase Inhibitoren<br />
Imatinib (L01XE01) Sorafenib (L01XE05)<br />
Erlotinib (L01XE03) Dasatinib (L01XE06)<br />
Sunitinib (L01XE04) Lapatinib (L01XE07)<br />
Nilotinib (L01XE08)<br />
Neu k) Andere Zubereitungen<br />
Parenterale Zytostatika Zubereitungen (PZN 9999092)
Zu 2) Immuntherapeutika und Zytokine<br />
a) Immunsuppressiva<br />
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
Sirolimus (L04AA<strong>10</strong>) nicht als topische Darreichungsform<br />
Everolimus (L04AA18) nicht als topische Darreichungsform<br />
Neu d) Interferone<br />
Interferon alpha 2a (L03AB04) Interferon alfacon 1 (L03AB09)<br />
Interferon alpha 2b (L03AB05) Peginterferon alpha 2b (L03AB<strong>10</strong>)<br />
Interferon beta 1a (L03AB07) Peginterferon alpha 2a (L03AB11)<br />
Interferon beta 1b (L03AB08)<br />
Neu e) Immunmodulatoren<br />
Glatirameracetat (L03AX13)<br />
Zu 4) Sexualhormone und ihre Hemmstoffe<br />
b) Antiöstrogene<br />
Exemestan (L02BG06)<br />
Zu 7) Virustatika<br />
Amprenavir (J05AE05) Adefovir (J05AF08)<br />
Fosamprenavir (J05AE07) Emtricitabin (J05AF09)<br />
Atazanavir (J05AE08) Entecavir (J05AF<strong>10</strong>)<br />
Tipranavir (J05AE09) Telbivudin (J05AF11)<br />
Darunavir (J05AE<strong>10</strong>) Tenofovir und Emtricitabin (J05AR03)<br />
Tenofovir (J05AF07) Tenofovir, Emtricitabin und Efavirenz (J05AR06)<br />
Raltegravir (J05AX08) Maraviroc (J05AX09)<br />
Zu 9) Antiepileptika<br />
Rufinamid (N03AF03) Stiripentol (N03AX17)<br />
Zu 20) Parkinsonmittel<br />
b) dopaminerge Antiparkinsonmittel<br />
Tolcapon (N04BX01)<br />
c) Kombinationen<br />
Levodopa/Carbidopa/COMT-Hemmer (N04BA03)<br />
Zu 24) weitere Wirkstoffe<br />
Pyridostigmin (N07AA02) Methadon-Rezepturen (PZN 9999086)<br />
Riluzol (N07XX02)<br />
Zu 25) Enzyme<br />
Alglucerase (A16AB01) Imiglucerase (A16AB02)<br />
Agalsidase alpha (A16AB03) Agalsidase beta (A16AB04)<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 77
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
Abatacept L04AA24 Bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises sofern eine positive<br />
Zweitmeinung vorliegt<br />
Adalimumab L04AA18 Bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises und chronisch entzündlichen<br />
Darmerkrankungen sofern eine positive Zweitmeinung vorliegt.<br />
Alfacalcidol A11CC03 Bei indikationsgerechtem Einsatz zur Behandlung der Hyperphosphatämie bei<br />
dialysepflichtigen Patienten<br />
Algeldrat V03AE Nur bei indikationsgerechtem Einsatz bei terminaler Niereninsuffizienz<br />
Alglucosidase alpha A16AB07 Bei M. Pompe abhängig von der Atemleistungsentwicklung entsprechend dem<br />
Grundsatzurteil (MDS-Gutachten)<br />
Aluminiumchloridhydroxid<br />
78 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
Bei indikationsgerechtem Einsatz zur Behandlung der Hyperphosphatämie bei<br />
dialysepflichtigen Patienten<br />
Aluminiumhydroxid Bei indikationsgerechtem Einsatz zur Behandlung der Hyperphosphatämie bei<br />
dialysepflichtigen Patienten<br />
Ambrisentan C02KX02 Nur bei indikationsgerechtem Einsatz bei PAH und nur in Monotherapie<br />
Verfahren nach § 73 d SGB V<br />
Anakinra L04AA14 Nur bei indikationsgerechtem Einsatz bei rheumatoider Arthritis<br />
Bosentan C02KX01 Nur bei indikationsgerechtem Einsatz bei PAH und nur in Monotherapie<br />
Verfahren nach § 73 d SGB V<br />
Buprenorphin N07BC01 Sollte nur in Ausnahmefällen vorkommen, das Mittel der Wahl ist Methadon<br />
als Rezepturzubereitung<br />
Buprenorphin Kombinationen<br />
N07BC51 Sollte nur in Ausnahmefällen vorkommen, das Mittel der Wahl ist Methadon<br />
als Rezepturzubereitung<br />
Calciumacetat/-diacetat Bei indikationsgerechtem Einsatz zur Behandlung der Hyperphosphatämie bei<br />
dialysepflichtigen Patienten<br />
Calciumcarbonat Bei indikationsgerechtem Einsatz zur Behandlung der Hyperphosphatämie bei<br />
dialysepflichtigen Patienten<br />
Calciumfolinat V03AF03 Nur bei indikationsgerechtem Einsatz als Adjuvans in der Chemotherapie in<br />
Standarddosierung und immer in Kombination mit MTX, 5-Fluorouracil u. ä.<br />
(200mg/m2 KOF)<br />
Carbamazepin N03AF01 Nur bei indikationsgerechtem Einsatz bei Epilepsie<br />
Darbepoetin alpha B03AX 02 Nur bei indikationsgerechtem Einsatz bei terminaler Niereninsuffizienz<br />
Dolasetron A04AA04 Bei indikationsgerechtem Einsatz in Kombination mit onkologischer Chemotherapie<br />
Erythropoietin B03AX01 Nur bei indikationsgerechtem Einsatz bei terminaler Niereninsuffizienz<br />
Etanercept<br />
Infliximab<br />
Adalimumab<br />
Efalizumab<br />
Anlage 4<br />
Wirkstoffliste zur Berücksichtigung in der Richtgrößenprüfung<br />
L04AA11<br />
L04AA12<br />
L04AA18<br />
L04AA21<br />
Zur Behandlung der mittelschweren bis schweren chronischen Plaque-Psoriasis<br />
bei erwachsenen Patienten, sofern eine positive Zweitmeinung vorliegt<br />
Etanercept L04AA11 Bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises sofern eine positive Zweitmeinung<br />
vorliegt<br />
Gabapentin N03AX12 Nur bei indikationsgerechtem Einsatz bei Epilepsie<br />
Galsulfase A16AB08 Bei indikationsgerechtem Einsatz zur langfristigen Enzymersatztherapie bei<br />
Patienten bei Mukopolysaccharidose VI (Maroteaux-Lamy-Syndrom) gemäß<br />
Fachinformation<br />
Granisetron A04AA02 Bei indikationsgerechtem Einsatz in Kombination mit onkologischer Chemotherapie
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
Idursulfase A16AB09 Bei indikationsgerechtem Einsatz zur Langzeitbehandlung von Patienten mit<br />
Hunter-Syndrom (Mukopolysaccharidose II, MPS II) gemäß Fachinformation<br />
Iloprost Nur bei indikationsgerechtem Einsatz bei PAH und nur in Monotherapie<br />
Zur Inhalation: Verfahren nach § 73 d SGB V<br />
Infliximab L04AA12 Bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises und chronisch entzündlichen<br />
Darmerkrankungen, sofern eine positive Zweitmeinung vorliegt.<br />
Insuline A<strong>10</strong>AB01<br />
A<strong>10</strong>AC01<br />
A<strong>10</strong>AD01<br />
A<strong>10</strong>AE01<br />
Auf Kostenüberschreitung im Vergleich zur jeweiligen Fachgruppe eingehen,<br />
nur Kosten, die über dem Fachgruppendurchschnitt liegen, werden berücksichtigt<br />
1<br />
Lanthan(III)carbonat V03AE03 Nur als Mittel der letzten Wahl bei terminaler Niereninsuffizienz<br />
Leflunomid L04AA13 Nur bei indikationsgerechtem Einsatz bei rheumatoider Arthritis<br />
Lenalidomid L04AX04 Nur bei indikationsgerechtem Einsatz gemäß Fachinformation<br />
Levacetylmethadon N07BC03 Sollte nur in Ausnahmefällen vorkommen, das Mittel der Wahl ist Methadon<br />
als Rezepturzubereitung<br />
Mecasermin H01AC03 Nur bei indikationsgerechtem Einsatz zur Langzeitbehandlung von Wachstumsstörungen<br />
bei Kindern und Jugendlichen mit schwerem primärem<br />
Mangel an Insulinlike Growth Factor-1 (primärer IGF-1-Mangel) gemäß Fachinformation<br />
Methadon (als Fertigarzneimittel)<br />
N07BC02 Sollte nur in Ausnahmefällen vorkommen, das Mittel der Wahl ist Methadon<br />
als Rezepturzubereitung<br />
Natalizumab L04AA23 Nur bei indikationsgerechtem Einsatz gemäß Fachinformation<br />
Ondansetron A04AA01 Bei indikationsgerechtem Einsatz in Kombination mit onkologischer Chemotherapie<br />
Palivizumab J06BB16 Nur bei indikationsgerechtem Einsatz gemäß Anlage IV der AMRL<br />
Palonosetron A04AA05 Bei indikationsgerechtem Einsatz in Kombination mit onkologischer Chemotherapie<br />
Parenterale Ernährungslösungen<br />
Voraussetzung für eine Berücksichtigung als Praxisbesonderheit: Es handelt<br />
sich um Fertigarzneimittel, die ent-sprechend der Leitlinie „Parenterale Ernährung“<br />
der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) eingesetzt<br />
werden.<br />
Polystyrolsulfonat V03AE01 Nur bei indikationsgerechtem Einsatz bei terminaler Niereninsuffizienz<br />
Sevelamer V03AE02 Nur als Mittel der letzten Wahl bei terminaler Niereninsuffizienz<br />
Sildenafil Nur bei indikationsgerechtem Einsatz bei PAH und nur in Monotherapie<br />
Verfahren nach § 73 d SGB V<br />
Sitaxentan C02KX03 Nur bei indikationsgerechtem Einsatz bei PAH und nur in Monotherapie<br />
Verfahren nach § 73 d SGB V<br />
Somatropin H01AC01 Zur Wachstumshormon-Behandlung bei Kindern mit Nachweis einer strengen<br />
Indikationsstellung<br />
Teststreifen Auf der Grundlage der „Orientierungshilfe für die Praxis“, NORDLICHT<br />
09/2005, S. 26 ff<br />
Tobramycin J01GB01 Nur bei indikationsgerechtem Einsatz als Antibiotikum bei Mucoviscidose<br />
Treprostinil B01AC21 Nur bei indikationsgerechtem Einsatz bei PAH und nur in Monotherapie<br />
Verfahren nach § 73 d SGB V<br />
Tropisetron A04AA03 Bei indikationsgerechtem Einsatz in Kombination mit onkologischer Chemotherapie<br />
Verteporfin S01LA01 Nur bei indikationsgerechtem Einsatz, keine Kombination mit intravitrealer<br />
Injektion<br />
Zoledronsäure M05BA08 Bei indikationsgerechtem Einsatz in der onkologischen Chemotherapie<br />
1 Die Krankenkassen/-verbände werden der Prüfungsstelle über das Biometrische Zentrum des MDK Nord<br />
den Fachgruppendurchschnitt sobald als möglich zur Verfügung stellen<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 79
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
Arztgruppe Mitglieder Familienvers. Rentner<br />
Hausärzte 50,27 32,75 132,13<br />
Anästhesisten 18,89 7,24 41,69<br />
Augenärzte 9,04 3,44 16,44<br />
Chirurgen 9,73 5,43 13,20<br />
Frauenärzte 11,50 15,96 24,95<br />
HNO-Ärzte 15,57 14,07 6,95<br />
Hautärzte 28,62 23,04 22,18<br />
Kinderärzte 51,70 29,71 37,27<br />
Neurologie/Nervenheilkunde 72,24 68,66 94,55<br />
Psychiatrie und Psychotherapie/Nervenheilkunde 75,73 69,20 123,15<br />
Internisten (Fachärzte) 65,85 47,15 111,25<br />
Internisten (Pneumologie) 78,08 72,54 <strong>10</strong>8,16<br />
Internisten (Kardiologie) <strong>10</strong>,55 28,61 11,13<br />
Internisten (Hämato-/Onkologie) 818,45 725,87 914,75<br />
Internisten (Gastroenterologie) 45,96 37,82 27,90<br />
Internisten (Endokrinologie) 38,29 15,52 32,82<br />
Internisten (Rheumatologie) 229,34 258,12 268,68<br />
Internisten (Nephrologie) 357,37 366,94 559,69<br />
Orthopäden 11,95 4,33 21,77<br />
Urologen 24,24 25,56 51,11<br />
Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen 5,18 3,91 5,03<br />
Kinder-/Jugendpsychiater 38,24 22,76 25,98<br />
Ärztliche Psychotherapeuten 5,33 4,96 8,88<br />
Strahlentherapeuten 13,78 5,19 9,86<br />
Notfallabrechnungen/ Anlaufpraxen <strong>10</strong>,33 <strong>10</strong>,21 7,70<br />
Nr Bezeichnung Max. Stellenzahl<br />
80 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
Anlage 5<br />
Richtgrößen Arznei- und Verbandmittel ab 01.07.<strong>2009</strong> (in Euro)<br />
Anlage 6<br />
Datensatz Information Vertragsärzte<br />
Grundlage sind die vereinheitlichen Satzformate zur Wirtschaftlichkeitsprüfung GZS-VSW der ITSG<br />
Feldtyp<br />
Muss/<br />
Kann<br />
Beschreibung<br />
1 LANR 9 AN M Exakt 9 Stellen (Wenn Betriebsstättennummern nicht<br />
vorliegen, werden hier neun Leerzeichen übertragen.<br />
Wenn Betriebsstättennummern vorliegen, werden Arztnummern<br />
übermittelt, soweit diese nach BMV-Ä § 44 (6)<br />
übertragen wurden. Falls keine Arztnummern vorliegen,<br />
wird das Feld mit neun Ziffern Null übermittelt.<br />
2 Betriebsstättennummer 9 AN M maximal 9 Stellen (Wenn Betriebsstättennummern nicht<br />
vorliegen, wird hier die siebenstellige Arztabrechnungsnummer<br />
mit zwei vorangestellten Leerzeichen übertragen.)<br />
3 Verordnungsquartal 5 AN M JJJJQ mit Q = [1, 2, 3, 4, J]<br />
4 IK der Krankenkasse 9 AN M Exakt 9 Stellen, es sind nur Ziffern erlaubt
5 Versichertenstatus oder<br />
Altersgruppe<br />
6 Anzahl<br />
Einzelverordnungen<br />
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
1 N M Wenn Dateiname Stelle 15 = 0-2<br />
0 = unbekannt<br />
1 = Mitglied<br />
3 = Familienangehöriger<br />
5 = Rentner<br />
Wenn Dateiname Stelle 15 = A-C<br />
0 = unbekannt<br />
1 = 0 – 15 Jahre<br />
2 = 16 – 49 Jahre<br />
3 = 50 – 64 Jahre<br />
4= ab 65 Jahre<br />
..15 N M Anzahl der in die Summe eingegangenen Einzelverordnungen<br />
(abgegebenen Mittel).<br />
Quellenhinweis: Anzahl EFP-Segmente<br />
Keine führenden Nullen<br />
7 Gesamtbrutto ..15 N M Bruttosumme der abgegebenen Mittel<br />
Quellenhinweis: ∑ EFP-Segment, Betrag<br />
Angabe in Cent, kein Trennzeichen, keine führenden<br />
Nullen<br />
8 Gesamtbrutto bereinigt<br />
um die Beträge der<br />
Wirkstoffe der Anlage 2<br />
..15 N M Bruttosumme der abgegebenen Mittel bereinigt um die<br />
Beträge der Wirkstoffe der Anlage 2, Betrag<br />
Angabe in Cent, kein Trennzeichen, keine führenden<br />
Nullen<br />
9 Gesamtzuzahlung ..15 N M Summe der Zuzahlungen ohne Abschläge, ‘<br />
Quellenhinweis:<br />
∑PosZuzahlung* oder BES-Segment.Zuzahlung*<br />
Angabe in Cent, kein Trennzeichen, keine führenden<br />
Nullen<br />
Anlage 7<br />
Datensatz Wirtschaftlichkeitsprüfung<br />
Grundlage sind die vereinheitlichen Satzformate zur Wirtschaftlichkeitsprüfung GZS-VSW der ITSG<br />
Nr Bezeichnung Max. Stellenzahl<br />
Feld-<br />
Typ<br />
Muss/<br />
Kann<br />
Beschreibung<br />
1 LANR 9 AN M Exakt nach TA-3 vom 08.11.2007 Segment ZUP 25<br />
2 Betriebsstättennummer 9 AN M Exakt nach TA-3 vom 08.11.2007 Segment ZUP02<br />
3 Verordnungsquartal 5 AN M JJJJQ mit Q = [1, 2, 3, 4, J]<br />
4 IK der Krankenkasse 9 AN M Exakt 9 Stellen, es sind nur Ziffern erlaubt<br />
5 Versichertenstatus oder 1 N M Wenn Dateiname Stelle 15 = 0-2<br />
Altersgruppe<br />
0 = unbekannt<br />
1 = Mitglied<br />
3 = Familienangehöriger<br />
5 = Rentner<br />
Wenn Dateiname Stelle 15 = A-C<br />
0 = unbekannt<br />
1 = 0 – 15 Jahre<br />
2 = 16 – 49 Jahre<br />
3 = 50 – 64 Jahre<br />
4 = ab 65 Jahre<br />
9 = Altersgruppe in DZS aus Geburtsdatum berechnen<br />
6 Belegnummer ..18 AN K Belegung nach TA1, TA3 und TA4 zum Datenausgleich<br />
nach § 300 SGB V<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 81
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
7 Rezeptdatum 8 N M JJJJMMTT, Datum der Ausstellung<br />
Quellenhinweis: ZUP-Segment.Datum (Ausstellung)<br />
8 Versichertennummer ..50 AN M pseudonymisiert (siehe Landesvereinbarung)<br />
9 Geburtsdatum 8 N M pseudonymisiert (siehe Landesvereinbarung)<br />
<strong>10</strong> Gesamtbrutto ..15 N M In Cent, kein Trennzeichnen, keine führenden Nullen<br />
Quellenhinweis: ∑ EFP-Segment.Betrag<br />
11 Gesamtzuzahlung ..15 N M In Cent, keine Trennzeichen, keine führenden Nullen<br />
Quellenhinweis ∑PosZuzahlung* oder BES-Segment.Zuzahlung*<br />
12 Gesamtnetto ..15 N M In Cent, kein Trennzeichen, keine führenden Nullen, Negativ durch<br />
führendes „-“ zulässig<br />
Quellenhinweis: ∑ EFP-Segment.Betrag (Brutto) - ∑ NPB-<br />
Segment.Betrag (Rabatt) - Gesamtzuzahlung<br />
13 PZN-Schlüsse 1 7 N M Quellenhinweis: EFP-Segment.Kennzeichen<br />
14 Faktor ..4 N M Quellenhinweis: EFP-Segment.Anzahl Einheiten<br />
15 Positionsbrutto 1 ..15 N M In Cent, kein Trennzeichen, keine führenden Nullen<br />
Quellenhinweis: EFP-Segment.Betrag<br />
16 Positionsnetto 1 ..15 N M In Cent, kein Trennzeichen, keine führenden Nullen, Negativ durch führendes<br />
„-“ zulässig<br />
Quellenhinweis: ∑ EFP-Segment.Betrag -<br />
∑ NPB-Segment - Pos.Zuzahlung*<br />
17 Herstellerrabatt 1<br />
...<br />
..15 N K Herstellerrabatt nach § 130 a Abs. 8 SGB VIn Cent, keine Trennzeichen,<br />
keine führenden Nullen, nur positive Werte zulässig Quellenhinweis: Kassen-Herstellerrabatt<br />
pro PZN *Faktor 1<br />
53 PZN-Schlüssel 9 ..7 N M<br />
54 Faktor 9 ..4 N M<br />
55 Positionsbrutto 9 ..15 N M<br />
56 Positionsnetto 9 ..15 N M<br />
57 Herstellerrabatt 9 ..15 N K Herstellerrabatt nach § 130 a Abs. 8 SGB V<br />
In Cent, keine Trennzeichen, keine führenden Nullen, nur positive Werte<br />
zulässig<br />
Quellenhinweis: Kassen-Herstellerrabatt pro PZN *Faktor 1<br />
46<br />
47<br />
48<br />
Der Wert für Gesamtabschläge des Rezepts ergibt sich aus Gesamtabschläge = Gesamtbrutto - Gesamtnetto -<br />
Gesamtzuzahlung<br />
82 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong>
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
Folgende Ärzte/Psychotherapeuten<br />
wurden zur Vertragspraxis zugelassen.<br />
Diese Beschlüsse sind noch<br />
nicht rechtskräftig, sodass hiergegen<br />
noch Widerspruch eingelegt<br />
bzw. Klage erhoben wurden kann:<br />
Kreis Pinneberg<br />
Frau Claudia Zellmer ab 01.<strong>10</strong>.<strong>2009</strong> für 25335 Elmshorn,<br />
Zur Friedrich-Engels-Straße 2 a, im Rahmen einer Sonderbedarfsfeststellung<br />
gemäß § 24 a der Bedarfsplanungs-Richtlinie<br />
als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin.<br />
Die Zulassung wurde an den Ort der Niederlassung,<br />
also Elmshorn, gebunden.<br />
Folgende Ärzte wurden rechtskräftig<br />
zur Vertragspraxis zugelassen:<br />
Stadt Kiel<br />
Frau Dr. med. Renata Asmussen-Kaiser, ausschließlich<br />
psychotherapeutisch tätige Fachärztin für Innere Medizin<br />
in 24<strong>10</strong>3 Kiel, Küterstraße 2, hat ihre Vertragspraxis<br />
nach 24<strong>10</strong>3 Kiel, Dreiecksplatz 2, verlegt.<br />
Stadt Lübeck<br />
Frau Dr. med. Henrike Nentwig, Fachärztin für Allgemeinmedizin<br />
in 23556 Lübeck, Schönböckener Straße<br />
35, hat ihre Vertragspraxis nach 23556 Lübeck,<br />
Richard-Strauß-Ring 41, verlegt.<br />
Herr Dr. med. Thies Nentwig, Facharzt für Allgemeinmedizin<br />
in 23556 Lübeck, Schönböckener Straße 35, hat<br />
seine Vertragspraxis nach 23556 Lübeck, Richard-<br />
Strauß-Ring 41, verlegt.<br />
Kreis Ostholstein<br />
Herr Dr. med. Gerdt Hübner, Facharzt für Facharzt für<br />
Innere Medizin und Facharzt für Innere Medizin/Schwerpunkt<br />
Hämatologie und Internistische Onkologie, hat die<br />
Genehmigung zur Führung einer Zweigpraxis in 23701<br />
Eutin, Hospitalstraße 22, zur Durchführung von Leistungen<br />
des Schwerpunktes Hämatologie und Internistische<br />
Onkologie erhalten.<br />
Kreis Plön<br />
Herr Dr. med. Rüdiger Penthin und Frau Dr. med. Sabine<br />
Leuschner, Fachärzte für Kinder- und Jugendmedizin<br />
in Schönberg, haben ihre Zweigpraxis in 24232 Schönkirchen,<br />
Söhren 50 a, nach 24232 Schönkirchen, Dorfstraße<br />
1, verlegt.<br />
Kreis <strong>Schleswig</strong>-Flensburg<br />
Herr Dr. med. Martin Schlegel, Facharzt für Innere Medizin<br />
in Flensburg, hat die Genehmigung zur Führung<br />
einer Zweigpraxis in 24848 Kropp, Tetenhusener Chaussee<br />
12, erhalten.<br />
Frau Priv.-Doz. Dr. med. Ursula Gast als Fachärztin für<br />
Psychotherapeutische Medizin für 24875 Dammholm,<br />
Heidelücker Weg 9, als Nachfolgerin für Frau Dr. med.<br />
Mechthild Hauck.<br />
Frau Margarete Malzer-Gertz, Fachärztin für Psychotherapeutische<br />
Medizin in 24937 Flensburg, Große Straße<br />
18, verlegt mit Wirkung ab 01.<strong>10</strong>.<strong>2009</strong> ihre Vertrags -<br />
praxis nach 24975 Maasbüll, Krimweg 3.<br />
Kreis Segeberg<br />
Herr Dr. med. Lucas Backheuer, Facharzt für Orthopädie<br />
und Unfallchirurgie in Kiel, hat die Genehmigung zur<br />
Führung einer Zweigpraxis in 23795 Bad Segeberg,<br />
Am Landratspark 8 a, erhalten.<br />
Folgende Ärzte/Psychotherapeuten<br />
wurden zur Teilnahme an der vertragsärztlichen<br />
Überweisungspraxis<br />
ermächtigt. Diese Beschlüsse sind<br />
noch nicht rechtskräftig, sodass hiergegen<br />
noch Widerspruch eingelegt<br />
bzw. Klage erhoben wurden kann:<br />
Stadt Kiel<br />
Die bis zum 30.09.<strong>2009</strong> befristet gewesene Ermächtigung<br />
von Herrn Prof. Dr. med. Hartmut A. G. Bosinski, Leiter<br />
der Sektion Sexualmedizin des Universitätsklinikums<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein in Kiel, zur Teilnahme an der vertragsärztlichen<br />
Versorgung zur Durchführung diverser<br />
Leistungen wurde bis zum 30.09.2011 verlängert.<br />
Die bis zum 30.09.<strong>2009</strong> befristet gewesene Ermächtigung<br />
von Herr Dr. phil. Dipl.-Psych. Jorge Ponseti, wissenschaftlicher<br />
Angestellter der Sektion Sexualmedizin des<br />
Universitätsklinikums <strong>Schleswig</strong>-Holstein in Kiel, zur<br />
Teilnahme an der vertragspsychotherapeutischen Versorgung<br />
zur Durchführung diverser Leistungen wurde bis<br />
zum 30.09.2011 verlängert.<br />
Kreis Nordfriesland<br />
Die bis zum 30.09.<strong>2009</strong> befristet gewesene Ermächtigung<br />
von Herrn Dipl.-Psych. Stephan Stolz, Psychologischer<br />
Psychotherapeut in Hattstedt, zur Teilnahme an der ver-<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 83
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
tragspsychotherapeutischen Versorgung zur Durchführung<br />
diverser Leistungen wurde bis zum 30.09.2011<br />
verlängert.<br />
Folgende Ärzte wurden rechtskräftig<br />
zur Teilnahme an der vertragsärztlichen<br />
Überweisungspraxis ermächtigt:<br />
Kreis Nordfriesland<br />
Herr Dr. med. Kai von Hielmcrone, Ltd. Arzt der Inneren<br />
Abteilung des Klinikums Nordfriesland gGmbH, Klinik<br />
Niebüll, ist wie folgt zur Teilnahme an der vertragsärztlichen<br />
Überweisungspraxis ermächtigt:<br />
1) Durchführung der nachstehend aufgeführten Leistungen:<br />
a) Bronchoskopien mit flexiblem Gerät auf Überweisung<br />
durch Vertragsärzte,<br />
b)ultraschallgezielte Feinnadelpunktionen auf Überweisung<br />
durch Vertragsärzte,<br />
c) Beckenkammbiopsien auf Überweisung durch Vertragsärzte,<br />
2) Durchführung folgender Leistungen auf Überweisung<br />
durch gastroentero-endoskopierende Ärzte:<br />
a) Oesophaguskopien mit operativem Eingriff,<br />
b) ERCP,<br />
c) Coloskopien zwecks Polypenentfernung oder Schlingenbiopsien,<br />
d) Makropartikelbiopsien des Magens,<br />
e) Oesophagusbougierungen,<br />
f) Oesophagusvarizensklerosierungen.<br />
3) Durchführung der in den EBM-Ziffer 32030, 32031,<br />
32122 und 32128 enthaltenen Leistungen auf Überweisung<br />
des ermächtigten Dr. Klima, Chefarzt der chirurgischen<br />
Abteilung der Klinik Niebüll.<br />
4) Behandlung von Patienten mit chronischer Hepatitis<br />
C und B aus der Region. In diesem Zusammenhang<br />
sind die Gebührenziffern 02<strong>10</strong>1, 13220, 13250 und<br />
33042 EBM abrechnungsfähig auf Überweisung<br />
durch Vertragsärzte.<br />
Die Ermächtigung beinhaltet auch die Durchführung<br />
von Leistungen nach der Gebührenziffer 13421 EBM.<br />
Die Ermächtigung ist bis zum 31.03.20<strong>10</strong> befristet.<br />
84 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
Öffentliche Ausschreibung eines Vertragsarztsitzes<br />
gemäß § <strong>10</strong>3 Abs. 4<br />
SGB V<br />
Die Kassenärztliche Vereinigung <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
schreibt auf Antrag von Ärzten/Psychotherapeuten dessen/deren<br />
Vertragsarztsitz zur Übernahme durch einen<br />
Nachfolger aus, da es sich um ein für weitere Zulassungen<br />
gesperrtes Gebiet handelt:<br />
Kreis Dithmarschen<br />
18438/<strong>2009</strong><br />
Praxis eines Psychologischen Psychotherapeuten/<br />
einer Psychologischen Psychotherapeutin<br />
- halbe Zulassung -<br />
Bewerbungsfrist: 30.11.<strong>2009</strong><br />
Kreisregion Stadt Flensburg/<br />
Kreis <strong>Schleswig</strong>-Flensburg<br />
17834/<strong>2009</strong><br />
Praxis eines Psychologischen Psychotherapeuten/<br />
einer Psychologischen Psychotherapeutin<br />
- halbe Zulassung -<br />
Bewerbungsfrist: 30.11.<strong>2009</strong><br />
17784/<strong>2009</strong><br />
Praxis eines Hausarztes/einer Hausärztin<br />
Bewerbungsfrist: 30.11.<strong>2009</strong><br />
17785/<strong>2009</strong><br />
Praxis eines Hausarztes/einer Hausärztin<br />
Bewerbungsfrist: 30.11.<strong>2009</strong><br />
Kreis Herzogtum Lauenburg<br />
17826/<strong>2009</strong><br />
Praxis eines Facharztes/einer Fachärztin für<br />
Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
Bewerbungsfrist: 31.<strong>10</strong>.<strong>2009</strong><br />
Stadt Kiel<br />
16923/<strong>2009</strong><br />
Praxis eines Facharztes/einer Fachärztin für Urologie<br />
Bewerbungsfrist: 31.<strong>10</strong>.<strong>2009</strong><br />
17455/<strong>2009</strong><br />
Praxis eines Hausarztes/einer Hausärztin<br />
Bewerbungsfrist: 31.<strong>10</strong>.<strong>2009</strong><br />
17656/<strong>2009</strong><br />
Praxis eines Facharztes/einer Fachärztin für<br />
Hals-Nasen-Ohrenheilkunde<br />
Bewerbungsfrist: 31.<strong>10</strong>.<strong>2009</strong>
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG<br />
17831/<strong>2009</strong><br />
Praxis eines Facharztes/einer Fachärztin für Urologie<br />
Bewerbungsfrist: 31.<strong>10</strong>.<strong>2009</strong><br />
Stadt Lübeck<br />
16549/<strong>2009</strong><br />
Praxis eines Facharztes/einer Fachärztin für Radiologie<br />
Bewerbungsfrist: 31.<strong>10</strong>.<strong>2009</strong><br />
18064/<strong>2009</strong><br />
Praxis eines Psychologischen Psychotherapeuten/<br />
einer Psychologischen Psychotherapeutin<br />
- halbe Zulassung -<br />
Bewerbungsfrist: 30.11.<strong>2009</strong><br />
18284/<strong>2009</strong><br />
Praxis eines Facharztes/einer Fachärztin für<br />
Innere Medizin<br />
Bewerbungsfrist: 31.<strong>10</strong>.<strong>2009</strong><br />
Kreisregion Stadt Neumünster/<br />
Kreis Rendsburg-Eckernförde<br />
17407/<strong>2009</strong><br />
Praxis eines Facharztes/einer Fachärztin für Urologie<br />
Bewerbungsfrist: 31.<strong>10</strong>.<strong>2009</strong><br />
17424/<strong>2009</strong><br />
Praxis eines Hausarztes/einer Hausärztin<br />
Bewerbungsfrist: 30.11.<strong>2009</strong><br />
17549/<strong>2009</strong><br />
Praxis eines Hausarztes/einer Hausärztin<br />
Bewerbungsfrist: 30.11.<strong>2009</strong><br />
15850/<strong>2009</strong><br />
Praxis eines Hausarztes/einer Hausärztin<br />
Bewerbungsfrist: 30.11.<strong>2009</strong><br />
Kreis Ostholstein<br />
17398/<strong>2009</strong><br />
Praxis eines Hausarztes/einer Hausärztin<br />
Bewerbungsfrist: 30.11.<strong>2009</strong><br />
17408/<strong>2009</strong><br />
Praxis eines Facharztes/einer Fachärztin für Chirurgie<br />
Bewerbungsfrist: 30.11.<strong>2009</strong><br />
17406/<strong>2009</strong><br />
Praxis eines Hausarztes/einer Hausärztin<br />
Bewerbungsfrist: 31.<strong>10</strong>.<strong>2009</strong><br />
Kreis Pinneberg<br />
17271/<strong>2009</strong><br />
Praxis eines Facharztes/einer Fachärztin für<br />
Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
Bewerbungsfrist: 30.11.<strong>2009</strong><br />
17486/<strong>2009</strong><br />
Praxis eines Facharztes/einer Fachärztin für Radiologie<br />
Bewerbungsfrist: 31.<strong>10</strong>.<strong>2009</strong><br />
17537/<strong>2009</strong><br />
Praxis eines Hausarztes/einer Hausärztin<br />
Bewerbungsfrist: 31.<strong>10</strong>.<strong>2009</strong><br />
17538/<strong>2009</strong><br />
Praxis eines Facharztes/einer Fachärztin für Radiologie<br />
Bewerbungsfrist: 31.<strong>10</strong>.<strong>2009</strong><br />
17812/<strong>2009</strong><br />
Praxis eines Facharztes/einer Fachärztin für<br />
Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
Bewerbungsfrist: 30.11.<strong>2009</strong><br />
Kreis Plön<br />
17165/<strong>2009</strong><br />
Praxis eines Facharztes/einer Fachärztin für<br />
Psychotherapeutische Medizin<br />
Bewerbungsfrist: 30.11.<strong>2009</strong><br />
Kreis Segeberg<br />
17381/<strong>2009</strong><br />
Praxis eines Hausarztes/einer Hausärztin<br />
Bewerbungsfrist: 30.11.<strong>2009</strong><br />
18067/<strong>2009</strong><br />
Praxis eines Hausarztes/einer Hausärztin<br />
Bewerbungsfrist: 30.11.<strong>2009</strong><br />
18144/<strong>2009</strong><br />
Praxis eines Hausarztes/einer Hausärztin<br />
Bewerbungsfrist: 31.<strong>10</strong>.<strong>2009</strong><br />
Kreis Stormarn<br />
18195/<strong>2009</strong><br />
Praxis eines Facharztes/einer Fachärztin für<br />
Innere Medizin<br />
Bewerbungsfrist: 31.<strong>10</strong>.<strong>2009</strong><br />
Der/Die abgabewillige Arzt/Ärztin möchte zunächst noch<br />
anonym bleiben. Interessenten können Näheres bei<br />
der Kassenärztlichen Vereinigung <strong>Schleswig</strong>-Holstein<br />
erfahren (Tel. 04551/883303, 883346, 883259, 883291,<br />
883378, 883327).<br />
Bewerbungen um diese Vertragspraxen sind innerhalb<br />
der jeweils angegebenen Bewerbungsfrist an die Kassenärztliche<br />
Vereinigung <strong>Schleswig</strong>-Holstein, Bismarckallee<br />
1-3, 23795 Bad Segeberg, zu richten. Der Bewerbung<br />
sind die für die Zulassung zur Vertragspraxis<br />
erforderlichen Unterlagen beizufügen:<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>10</strong> I Oktober <strong>2009</strong> 85
MITTEILUNGEN DER KASSENÄRZTLICHEN VEREINIGUNG/BÜCHER<br />
- Auszug aus dem Arztregister,<br />
- ein unterschriebener Lebenslauf.<br />
Außerdem sollte bereits vorab durch den Bewerber ein<br />
polizeiliches Führungszeugnis der Belegart „O“, ein sogenanntes<br />
Behördenführungszeugnis, bei der zuständigen<br />
Meldebehörde beantragt werden, das der KV<br />
<strong>Schleswig</strong>-Holstein dann unmittelbar vom Bundeszentralregister<br />
übersandt wird.<br />
Die Bewerbungsfrist ist gewahrt, wenn aus der Bewerbung<br />
eindeutig hervorgeht, auf welche Ausschreibung<br />
sich die Bewerbung bezieht, für welchen Niederlassungsort<br />
(Straße, Hausnummer, PLZ, Ort) die Zulassung<br />
beantragt wird und ein Arztregisterauszug beigefügt<br />
wurde. Sollte innerhalb der Bewerbungsfrist keine<br />
Bewerbung eingehen, so akzeptiert der Zulassungsausschuss<br />
Bewerbungen, die bis zu dem Tag eingehen,<br />
an dem die Ladung zu der Sitzung des Zulassungsausschusses<br />
verschickt wird, in der über die ausgeschriebene<br />
Praxis verhandelt wird.<br />
Kompetenznetze <strong>10</strong> Jahre<br />
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)<br />
hat im Juli den Bericht „<strong>10</strong> Jahre Kompetenznetze in der<br />
Medizin“ herausgegeben. Auf 67 Seiten wird ein zusammenfassender<br />
Überblick gegeben über Entwicklung und<br />
Stand der nunmehr 21 Kompetenznetze. Das BMBF hatte<br />
die Gründung 1999 angestoßen, um die Qualität der Forschung<br />
in Verbindung mit den jeweiligen Spezialisten in<br />
der ambulanten und stationären Medizin zu erhöhen. Besonders<br />
gute Resonanz habe die Verbreitung von Informationen<br />
über die jeweiligen Internet-Plattformen gehabt,<br />
schreibt Forschungsministerin Schavan.<br />
Erfolgreich trotz Prokrastination<br />
Auch mancher Arzt mit übervoller To-do-Liste dürften<br />
zu denen gehören, die mit gängigen Tipps für eine bessere<br />
Zeitplanung, ja möglichst für ein „optimales Zeitmanagement“<br />
nicht so viel anfangen können. Immer<br />
schneller im Hamsterrad mit beruflichen, berufspolitischen<br />
und privaten Verpflichtungen (Cave: Burnoutgefahr)<br />
oder aber Aufgaben mit schlechtem Gewissen vor<br />
sich herschieben (Prokrastination) - oder? Einen ganz anderen,<br />
originellen Ansatz nicht nur für Ärzte stellte die Berliner<br />
Autorin Kathrin Passig kürzlich in Hamburg vor - aus<br />
Ihrem Buch zusammen mit Sascha Lobo: Dinge geregelt<br />
kriegen - ohne eine Funken Selbstdisziplin (Rowohlt,<br />
Berlin <strong>2009</strong>, 284 Seiten). Vieles liest sich tröstlich: Prokrastinieren<br />
ist nicht abnorm, sondern normal. Man kann<br />
86 <strong>Schleswig</strong>-<strong>Holsteinisches</strong> <strong>Ärzteblatt</strong><br />
Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die Ärzte, die<br />
für diesen Planungsbereich und diese Fachrichtung<br />
eine Eintragung in die Warteliste beantragt haben, nicht<br />
automatisch als Bewerber für diese Praxis gelten. Es ist<br />
in jedem Fall eine schriftliche Bewerbung für diesen<br />
Vertragsarztsitz erforderlich, die Eintragung in die Warteliste<br />
befreit hiervon nicht.<br />
Um die Übernahme von ausgeschriebenen Vertragsarztsitzen<br />
von Hausärzten (Fachärzte für Allgemeinmedizin,<br />
prakt. Ärzte und hausärztlich tätige Internisten) können<br />
sich sowohl Fachärzte für Allgemeinmedizin als<br />
auch hausärztlich tätige Internisten bewerben.<br />
Um die Übernahme von ausgeschriebenen Vertragspsychotherapeutenpraxen<br />
können sich Psychologische<br />
Psychotherapeuten, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten,<br />
Ärzte für Psychotherapeutische Medizin<br />
sowie Ärzte, die beabsichtigen, ausschließlich psychotherapeutisch<br />
tätig zu werden, bewerben.<br />
Beispiele: www.kompetennetz-depression.de (Leipzig),<br />
www.kompetenznetz-ced.de (Kiel), www.kompetenznetz-adipositas.de<br />
(München).<br />
Außerdem gibt es als Querschnittseinrichtungen den<br />
TMF e.V. als Ansprechpartner für medizinische Verbundforschung<br />
sowie das KKS, das Netzwerk der Koordinierungszentren<br />
für Klinische Studien.<br />
Bestellungen (gratis) Tel. 01805/26230-2 oder per Fax<br />
01805/26230-3. (hk)<br />
auch professionell prokrastinieren. Verschieben kann<br />
Vorteile bringen, wie das Warten auf den richtigen Zeitpunkt.<br />
Manches lohnt überhaupt nicht, erledigt zu werden.<br />
Was nicht geschafft wurde, geht nicht nur auf Konto<br />
eines “inneren Schweinehundes“, sondern oft auf<br />
Konto „äußerer Schweinehunde“. Zitat (passt auch zur<br />
Drangsalierung von Ärzten durch Gesundheitspolitiker):<br />
„Ein großer Teil der Überforderung durch die Welt entsteht<br />
durch eine Angewohnheit von Problemen, die sie<br />
mit Menschen gemein haben:<br />
Sie machen sich fast immer wichtiger, als sie sind. Probleme<br />
korrekt wahrzunehmen und einzuordnen, ist mit<br />
zunehmender Komplexität des Alltags schwieriger geworden.“<br />
(hk)