Download Teil 1 - AIDS-Hilfe Stuttgart
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AUS DER <strong>AIDS</strong>-HILFE<br />
schen DNA-Abschnitten, sogenannten<br />
Long Terminal Repeats (LTR), flankiert.<br />
Sequenzabschnitte der LTR könnten<br />
theoretisch als Rekombinase-Erkennungssequenzen<br />
dienen. Leider werden<br />
diese aber von natürlich vorkommenden<br />
Rekombinasen nicht erkannt.<br />
Mit <strong>Hilfe</strong> molekularer Evolutionsmethoden,<br />
welche auf der zufälligen<br />
Mutation und anschließender Selektion<br />
eines Genes einer natürlich vorkommenden<br />
Rekombinase beruhten, konnte<br />
nun im Labor eine „maßgeschneiderte“<br />
Rekombinase, welche Tre-Rekombinase<br />
(LTR-spezifische Rekombinase) genannt<br />
wurde, generiert werden, die speziell<br />
Sequenzen in den HIV-1 LTR erkennt<br />
und rekombiniert. Dadurch werden die<br />
integrierten viralen Gene aus der Wirtszelle<br />
wieder entfernt.<br />
RAINBOW: Was konnten Sie mittlerweile<br />
durch Ihre Forschungsarbeiten belegen<br />
und wie sehen Ihre weiteren<br />
Forschungspläne aus?<br />
Prof. Hauber: Unsere gemeinsamen<br />
Forschungsarbeiten zeigten, dass es<br />
prinzipiell möglich ist, Rekombinasen<br />
maßzuschneidern, welche Zielsequenzen<br />
in natürlich vorkommenden HI-Viren<br />
(d.h. klinischen Virusisolaten) erkennen<br />
und rekombinieren. Ferner, dass man<br />
mit entsprechenden Rekombinasen<br />
integrierte provirale HIV-1 DNA aus<br />
einer infizierten menschlichen Zellkultur<br />
wieder vollkommen entfernen kann.<br />
In unseren weiteren Forschungsarbeiten<br />
soll nun die Wirksamkeit dieser Rekombinasen<br />
verbessert und hinsichtlich<br />
eventueller unerwünschter (zelltoxischer)<br />
Nebenwirkungen genau analysiert<br />
werden. Ferner sollen die antiretro-<br />
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viralen Eigenschaften von Tre-Rekombinase<br />
im Tiermodell detailliert untersucht<br />
werden. Die erfolgreiche Durchführung<br />
dieser Experimente stellen notwendige<br />
und wichtige Voraussetzungen für dann<br />
sich hoffentlich anschließende klinische<br />
Studien dar.<br />
RAINBOW: Wie sieht es mit der weiteren<br />
Förderung Ihrer Forschungsarbeiten<br />
aus?<br />
Prof. Hauber: Das Projekt wird für drei<br />
Jahre im Rahmen der „GO-Bio“-Initiative<br />
durch das Bundesministerium für Bildung<br />
und Forschung (BMBF) großzügig gefördert.<br />
Im Rahmen dieser Förderperiode<br />
sollen die oben erwähnten präklinischen<br />
Untersuchungen durchgeführt werden.<br />
RAINBOW: Beim letzten deutsch-österreichischen<br />
<strong>AIDS</strong>-Kongress in Frankfurt<br />
im letzten Jahr gab es von Seiten der<br />
Wissenschaftler wachsende Kritik an<br />
der geringen Förderung der <strong>AIDS</strong>-<br />
Forschung durch die Bundesregierung.<br />
Die Förderung wurde demnach von<br />
zwischenzeitlich ca. 60 auf zuletzt noch<br />
15 Mio. pro Jahr zurückgefahren (Prof.<br />
Brockmeyer/Bochum). Da überrascht mich<br />
ihre positive Aussage über die<br />
Forschungsförderung schon etwas. Bildet<br />
Ihr Projekt eine Ausnahme?<br />
Prof. Hauber: Grundsätzlich hat die<br />
öffentliche Förderung der HIV-Forschung<br />
in Deutschland einen sehr geringen<br />
Stellenwert. Beispielsweise geben die<br />
U.S.A. pro Kopf ihrer Bevölkerung jährlich<br />
mehrere Euro für die HIV-Forschung<br />
aus. In Deutschland sind das nur wenige<br />
Cent. Auch im Vergleich mit anderen<br />
europäischen Ländern, wie beispielsweise<br />
England und der Schweiz, ist<br />
Deutschland mit großem Abstand das<br />
Schlusslicht bei der HIV-Forschungs-<br />
förderung. Zudem existieren im Prinzip<br />
keine privaten Stiftungen, die explizit<br />
Grundlagenforschung in diesem Bereich<br />
fördern.<br />
Wie zuvor erwähnt, wird unsere<br />
Forschung derzeit aufgrund der wissenschaftlichen<br />
Ergebnisse ausreichend<br />
gefördert.<br />
RAINBOW: Wenn alles optimal klappen<br />
würde und nach den oben genannten<br />
drei Jahren mit klinischen Studien<br />
gerechnet werden könnte und wenn<br />
auch diese optimal verlaufen würden,<br />
bis wann könnten wir mit dieser<br />
Therapie rechnen?<br />
Prof. Hauber: Dies kann man natürlich<br />
nur sehr schwer abschätzen. Wie bei<br />
jeder anderen Therapie geht man allgemein<br />
von etwa zehn Jahren an nicht-klinischer<br />
und klinischer Entwicklung aus,<br />
bevor eine neue Substanz bzw. Therapiestrategie<br />
zur Verfügung steht.<br />
In diesem Zusammenhang möchte ich<br />
aber nochmals betonen, dass es aus<br />
verschiedenen Gründen vielleicht auch<br />
niemals möglich sein wird, alle Viren<br />
(bzw. deren provirale DNA) komplett aus<br />
Patienten zu entfernen.<br />
RAINBOW: Mit welchen Kosten im<br />
Vergleich zur antiretroviralen Therapie<br />
rechnen Sie?<br />
Prof. Hauber: Das ist derzeit beim<br />
besten Willen nicht zu beantworten.<br />
RAINBOW: Wir bedanken uns herzlich<br />
bei Ihnen für das Interview und wünschen<br />
Ihnen und uns viel Erfolg bei Ihrer<br />
weiteren Forschungsarbeit!<br />
Das E-Mail-Interview führte<br />
Ralf Bogen