Frankfurt / Ginnheim Pfarrbrief - Sancta familia
Frankfurt / Ginnheim Pfarrbrief - Sancta familia
Frankfurt / Ginnheim Pfarrbrief - Sancta familia
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
4<br />
II. Vatikanisches Konzil<br />
Ein halbes Jahrhundert alt, aber nicht veraltet<br />
Ob man den durch Papst Johannes<br />
XXIII. geprägten Begriff<br />
des „aggiornamento“ verwendet<br />
oder es mit dem<br />
Leitwort des Katholikentages<br />
2012 „Einen neuen<br />
Aufbruch wagen“ beschreibt,<br />
die Botschaft bleibt gleich. Die<br />
Kirche muss sich den sich wandelnden<br />
Anforderungen der Zeit stellen, um im<br />
Leben der Menschen bedeutsam und<br />
wirksam zu bleiben. Die Kirche hat so<br />
die bleibende Aufgabe, in die Welt hineinzuwirken.<br />
Das Zweite Vatikanische<br />
Konzil, das am 11. Oktober 1962 durch<br />
Papst Johannes XXIII. eröffnet wurde,<br />
hat dafür Wegweisendes geleistet.<br />
Beim Zweiten Vatikanischen Konzil debattierten<br />
rund 2.800 Konzilsväter – der<br />
Papst mit Bischöfen aus der ganzen Welt<br />
– zwischen 1962 und 1965 im Petersdom<br />
zu Rom vorrangig über folgende Fragestellungen:<br />
Wie kann die katholische Kirche ihre Botschaft<br />
unter den Rahmenbedingungen der<br />
modernen Welt und des weltanschaulichen<br />
Pluralismus angemessen verkünden? Wie<br />
kann eine Reform der Liturgie und wie<br />
eine solche der Priesterausbildung aussehen?<br />
Wie ist es um die Einheit der Christen,<br />
die Ökumene, bestellt und auf welche<br />
Weise lässt sich eine Aussöhnung von Kirche<br />
und Judentum herbeiführen?<br />
Diese wichtigen Fragen wurden in einem<br />
Zeitraum von vier jeweils mehrmonatigen<br />
Sitzungsperioden diskutiert und brachten<br />
als Ergebnis 16 Dokumente hervor: vier<br />
Konstitutionen, neun Dekrete und drei<br />
Erklärungen. Die vier im Rahmen des<br />
Zweiten Vatikanischen Konzils verfassten<br />
Konstitutionen bildeten die Schlüsseldokumente,<br />
deren Inhalte weitreichende Veränderungen<br />
mit sich brachten.<br />
So formulierte die Konstitution „Lumen<br />
gentium“ ein neues Kirchenverständnis,<br />
demzufolge die Kirche das pilgernde Volk<br />
Gottes ist, in dem jeder Einzelne Mitverantwortung<br />
trägt. Aus der Konstitution<br />
über die Liturgie erwuchs die 1970 umgesetzte<br />
Reform des Gottesdienstes und<br />
der Sakramente sowie die Einführung der<br />
Volkssprache gegenüber dem Lateinischen<br />
als alleiniger Liturgie-Sprache.<br />
In der Pastoralkonstitution über die Kirche<br />
in der Welt von heute „Gaudium et spes“<br />
äußerte sich das Konzil zu den Problemen<br />
der Moderne. Hier setzt auch die Aufforderung<br />
von Papst Johannes XXIII. an, der<br />
zum „aggiornamento“ und damit zu einer<br />
notwendigen Öffnung der katholischen<br />
Kirche angesichts der Zeichen der Zeit<br />
aufgerufen hatte.<br />
Die Dogmatische Konstitution über die<br />
göttliche Offenbarung „Dei verbum“ erkannte<br />
die Ergebnisse und die Legitimität<br />
der wissenschaftlichen Erforschung der<br />
Heiligen Schrift an.<br />
In den weiteren Dokumenten – den Dekreten<br />
und Erklärungen – werden u. a. die<br />
Religionsfreiheit und der verstärkte Dialog<br />
mit Andersgläubigen betont, Themen,<br />
die heute aktueller denn je sind. Darauf<br />
bezieht sich auch das von Papst Benedikt<br />
XVI. ausgerufene „Jahr des Glaubens“,<br />
das am 11. Oktober 2012 – dem 50. Jahrestag<br />
der Konzilseröffnung – begonnen hat.