Gemeindebrief Ausgabe 03-6 - Baptisten in Rostock
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Aus den Arbeitsgruppen<br />
„Rückenw<strong>in</strong>d“ aktiv gegen Abtreibung<br />
Katja Baumgarten<br />
ist<br />
Hebamme,<br />
Dokumentarfilmer<strong>in</strong><br />
und<br />
alle<strong>in</strong>erziehende<br />
Mutter<br />
dreier K<strong>in</strong>der.<br />
Als sie<br />
ihr viertes Katja Baumgarten<br />
K<strong>in</strong>d erwartet,<br />
verlässt sie der Vater des K<strong>in</strong>des.<br />
In der Mitte der Schwangerschaft erfährt<br />
sie die Diagnose: Multiples Fehlbildungssyndrom,<br />
auch Trisomie 18<br />
genannt. Ihr K<strong>in</strong>d wird nicht lebensfähig<br />
se<strong>in</strong>. Sie soll nun über Dauer des<br />
Lebens und Bed<strong>in</strong>gungen des Todes<br />
ihres K<strong>in</strong>des entscheiden. E<strong>in</strong>em Blitzgedanken<br />
folgend, hält sie die Zeit bis<br />
zur Entb<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> Bild und Ton mit<br />
Hilfe ihrer Freund<strong>in</strong> Gisela Tuchtenhagen<br />
fest, so entsteht Me<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>d.<br />
Wörtlich bezeichnet sie es als „Bedürfnis,<br />
die Not dieser Entscheidung<br />
nicht für mich zu behalten, sondern<br />
irgendwann <strong>in</strong> die Öffentlichkeit zurückzugeben,<br />
was gewöhnlich im Privaten<br />
vollzogen wird.“ Sie kann sich<br />
nicht zum Abbruch der Schwangerschaft<br />
durchr<strong>in</strong>gen. Ihr Sohn Mart<strong>in</strong><br />
Tim kommt im Kreise der Familie zur<br />
Welt, stirbt wenig später <strong>in</strong> ihrem Arm.<br />
Vier Jahre später wird dieser bisher<br />
e<strong>in</strong>malige Film <strong>in</strong> über 20 Städten<br />
Deutschlands aber auch im Ausland<br />
mehrmals vorgeführt.<br />
Am 10.11. kam der Film im Beise<strong>in</strong><br />
der Betroffenen auch <strong>in</strong> <strong>Rostock</strong> zur<br />
Vorführung. Gesprächspartner der<br />
anschließenden Podiumsdiskussion<br />
waren Prof. Koepcke (Kl<strong>in</strong>ikum Südstadt),<br />
Ulrike Müller (Dachverband<br />
Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung), Kar<strong>in</strong><br />
Reiss (Arbeitskreis Frauengesundheit),<br />
sowie e<strong>in</strong>e Hebamme, e<strong>in</strong>e Verhaltenstherapeut<strong>in</strong><br />
und Jens Placke, der unseren<br />
Vere<strong>in</strong> „Rückenw<strong>in</strong>d“ vertrat. Dass<br />
der K<strong>in</strong>osaal beide Male fast ausverkauft<br />
war, hat die Filmproduzent<strong>in</strong><br />
doch überrascht. Viele Zuschauer sprachen<br />
ihren Dank und ihre Bewunderung<br />
aus. Dennoch brach der Film alte<br />
Wunden auf, als Frauen von der gefühllosen<br />
Behandlung ihrer selbst und<br />
ihrer Neugeborenen berichten. E<strong>in</strong><br />
K<strong>in</strong>d geschützt zur Welt zu br<strong>in</strong>gen<br />
und <strong>in</strong> der Obhut der Familie würdevoll<br />
sterben zu lassen, wurde im Gespräch<br />
leider nur als Alternative zu<br />
„herkömmlichen“ Methoden genannt,<br />
da es den Frauen meist an e<strong>in</strong>em Netz<br />
fehle, das sie trägt, so formulierte es<br />
Kar<strong>in</strong> Reiss. Aus Angst vor unvorhersehbaren<br />
Folgen wird die Schwangerschaft<br />
beendet, weil niemand der Mutter<br />
Mut gemacht hat. Dies wollte an<br />
diesem Abend jedoch niemand zugegeben.<br />
Die Frankfurter Allgeme<strong>in</strong>e<br />
Zeitung schreibt zum Film: „E<strong>in</strong>e breite<br />
gesellschaftliche Diskussion über die<br />
Praxis der Spätabtreibung ist unumgänglich.<br />
Me<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>d könnte ihr<br />
Auslöser se<strong>in</strong>.“ SIGRID GRUNDMANN<br />
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