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HELMUT LEHNER: PROBLEME HOMOGENER BZW. HETEROGENER GRUPPIERUNG<br />
3.2 Der Einfluss der Gruppenbezugsnorm in der<br />
Leistungsbewertung<br />
Das Selbstwertgefühl und <strong>die</strong> Einstellungen der Schüler zur Schule und<br />
zu den Unterrichtsgegenständen dürften stark von der Art der<br />
schulischen Leistungsbewertung abhängig sein. In der Schule erfolgt <strong>die</strong><br />
Bewertung der Leistungen bei gleichen Aufgaben im Vergleich zur<br />
Klassen- oder Jahrgangsnorm. Bei solchem Leistungswettbewerb – der ja<br />
im Prinzip unabhängig von der Art der Leistungsgruppierung ist –<br />
ten<strong>die</strong>ren Individuen dazu, <strong>die</strong> Ursachen für Erfolge und Misserfolge in<br />
größerer oder geringerer Begabung zu sehen. Erfolg führt zu<br />
Selbstwerterhöhung, Erfolglosigkeit stärkt Unterlegenheitsgefühle und<br />
führt zu Unzufriedenheit (vgl. AMES 1981, 1984; SCHUCH 1982).<br />
Darüber hinaus scheint Wettbewerb eher <strong>die</strong> Ich-Orientierung der<br />
Schüler zu begünstigen. Lernen wird als Mittel betrachtet, um sich als<br />
„klug“ darzustellen oder um zu vermeiden, dass man für „dumm“<br />
gehalten werden könnte. Die Aufmerksamkeit ist mehr <strong>auf</strong> das eigene<br />
Selbst im sozialen Vergleich als <strong>auf</strong> den Lerngegenstand gerichtet (vgl.<br />
NICHOLLS 1983).<br />
Der schlechte Schüler erlebt vor allem Misserfolg. Er wird von anderen<br />
abgewertet und wertet sich auch selber ab. Er verliert <strong>die</strong> Lust am Lernen<br />
und an der Mitarbeit (vgl. ausführlich und differenziert dazu HÖHN<br />
1980). Wenn der schulische Leistungsvergleich zu einer subjektiv<br />
starken sozialen Abwertung leistungsschwächerer Schüler führt und<br />
wenn <strong>die</strong>se Schüler in einem Elternhaus leben, das ihnen keinen<br />
Ausgleich und keine Hilfe bietet, sondern <strong>die</strong> Abwertung eher noch<br />
verstärkt, können <strong>die</strong> leistungsschwächeren Schüler dadurch in eine<br />
Randgruppenposition gedrängt werden (vgl. MILLER 1956; RICK<br />
1961).<br />
Änderungen der Werte und Ziele, denen <strong>die</strong> Schule <strong>die</strong>nen soll, sowie<br />
didaktische Maßnahmen können – zumindest im Versuch – eine gute<br />
Selbstwerteinschätzung aller Schüler erreichen (LAZAROWITZ/ KAR-<br />
SENTY 1990). Das gilt auch für Versuche der vollen Integration von<br />
schulleistungsschwachen Sonderschülern in Regelschulklassen (vgl.<br />
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