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Geschichte des Dorfes Protzan - in Protzan/Schlesien!

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1390<br />

Das Breslauer Domkapitel hatte<br />

tatsächlich nach 1352 von <strong>Protzan</strong> Besitz<br />

ergriffen. Das bekräftigt e<strong>in</strong>e Urkunde<br />

vom 20. November 1390. In dieser<br />

bekennt das Domkapitel, daß es aus Not<br />

e<strong>in</strong>en Z<strong>in</strong>s von 5 Mark von dem Kapitelsdorf<br />

<strong>Protzan</strong> im Frankenste<strong>in</strong>er District dem<br />

Breslauer Kanonikus Nicolaus von Gleiwitz<br />

für <strong>des</strong>sen Lebenszeit verkauft habe; wenn er<br />

stirbt, sollen 3 Mark Z<strong>in</strong>sen unter die bei<br />

se<strong>in</strong>em Anniversarium (Jahrgedächtnis)<br />

anwesenden Kanoniker, 2 Mark aber von dem<br />

Vicedechanten und Schulrector an arme<br />

Schüler der Domschule verteilt werden.<br />

Bischof <strong>in</strong> Breslau war jetzt Wenzel<br />

Herzog von Liegnietz (1382 – 1417).<br />

König Wenzel, der Sohn von Kaiser Karl<br />

IV., war von anderer Art als se<strong>in</strong> Vater.<br />

Im Jahr 1393 ließ er aus Jähzorn Johann<br />

von Nepomuk <strong>in</strong> der Moldau ertränken.<br />

Der Grund soll die Wahrung <strong>des</strong><br />

Beichtgeheimnisses gewesen se<strong>in</strong>, denn<br />

Johann war der Beichtvater der König<strong>in</strong>,<br />

und der König wollte von ihm wissen,<br />

was die König<strong>in</strong> gebeichtet hatte. Sicher<br />

wird der Pfarrer von Proczano se<strong>in</strong>en<br />

Pfarrk<strong>in</strong>dern, von denen kaum e<strong>in</strong>es<br />

lesen konnte, davon berichtet und über<br />

die Bedeutung <strong>des</strong> Beichtgeheimnisses<br />

gepredigt haben.<br />

Der hl. Johannes von Nepomuk wurde<br />

später auch <strong>in</strong> <strong>Protzan</strong> sehr verehrt.<br />

Zum Ende <strong>des</strong> 14. Jahrhunderts wurde <strong>in</strong><br />

Frankenste<strong>in</strong> die St. Anna Kirche<br />

selbständige Pfarrkirche. An ihrem<br />

Pfarrhaus gab es bereits e<strong>in</strong>e Pfarrschule.<br />

Was sich weiter <strong>in</strong> den nächsten zwei<br />

Jahrhunderten <strong>in</strong> <strong>Protzan</strong> abspielte, ist<br />

nicht bekannt, es läst sich nur anhand der<br />

<strong>Geschichte</strong> der Stadt Frankenste<strong>in</strong><br />

erahnen.<br />

Das 15. Jahrhundert<br />

Auch die Söhne Kaiser Karls, König<br />

Wenzel (1378-1419), und nach ihm se<strong>in</strong><br />

jüngerer, 1368 geborener Halbbruder<br />

Kaiser Sigismund (1410-1437) zogen auf<br />

der „Königsstraße“ zwischen Prag und<br />

Breslau über den Pass von Wartha.<br />

Wenzel schlichtete <strong>in</strong> Breslau den<br />

„Pfaffenkrieg“, bei dem es um e<strong>in</strong> Fass<br />

Schweidnitzer Bier g<strong>in</strong>g! Sigismund<br />

belehnt 1415 Friedrich von Hohenzollern<br />

mit dem Kurfürstentum Brandenburg.<br />

König Wenzel und der spätere Kaiser<br />

Sigismund zogen dann mit ihrem Tross<br />

und dem prächtigen Gefolge an <strong>Protzan</strong><br />

vorbei, nachdem sie vielleicht auf den<br />

mehrere Tage dauernden Reisen <strong>in</strong> der<br />

Burg zu Frankenste<strong>in</strong> gerastet hatten.<br />

Frankenste<strong>in</strong> war e<strong>in</strong>e blühende Stadt<br />

geworden.<br />

Die Frankenste<strong>in</strong>er bauten, nachdem die<br />

alte hölzerne Pfarrkirche abgebrannt war,<br />

<strong>in</strong> den Jahren 1413-1415 aus Ste<strong>in</strong> die<br />

neue Kirche St. Anna. Nur e<strong>in</strong>ige Meter<br />

entfernt befand sich der Rest e<strong>in</strong>es alten<br />

Wehrturmes von der ältesten<br />

Stadtbefestigung. In ihm gab es unten e<strong>in</strong><br />

Gewölbe, <strong>in</strong> das man nur von oben<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> gelangte. Das mächtige<br />

Mauerwerk bot sich an, e<strong>in</strong>en neuen<br />

Glockenturm darauf zu bauen. Er wurde<br />

später als „schiefer Turm“ berühmt.<br />

Die Zeit der Hussiten<br />

Im Jahr 1415 stellten die Frankenste<strong>in</strong>er<br />

ihre Pfarrkirche St Anna fertig. In dieser<br />

Zeit war König Wenzels Bruder<br />

Sigismund römischer König. Er ließ am<br />

6. 7. 1415 auf dem Konzil <strong>in</strong> Konstanz am<br />

Bodensee den Prager Professor und<br />

Geistlichen Johann Huß verbrennen. In<br />

Prag kam es danach zu schlimmen<br />

Ausschreitungen se<strong>in</strong>er Anhänger gegen<br />

alles deutsche.<br />

Huß war e<strong>in</strong> Anhänger <strong>des</strong> englischen<br />

Reformators Wiklef und forderte e<strong>in</strong>e<br />

Reformation der Kirche, besonders <strong>des</strong><br />

Abendmahls. Auch <strong>in</strong> <strong>Protzan</strong> wird der<br />

damalige, namentlich nicht mehr<br />

bekannte Pfarrer, über den „Ketzer“ Huß<br />

gepredigt haben.<br />

Doch Huß war nicht nur Theologe. Er<br />

stand an der Spitze e<strong>in</strong>er tschechischen<br />

Partei, die die Deutschen an der<br />

Universität Prag entmachten wollte. Er<br />

schürte den Deutschenhass. Die Prager<br />

Universität ordnete, ähnlich wie die<br />

Pariser Sorbonne, ihre Studenten nach<br />

vier Herkunftsbereichen: Die Böhmen (zu<br />

denen die Tschechen, Böhmendeutschen<br />

und Ungarn zählten), die Baiern<br />

(<strong>in</strong>klusive Österreicher und Rhe<strong>in</strong>länder),<br />

die Sachsen und die Schlesier (<strong>in</strong>klusive<br />

Polen und Polendeutschen). Jede Nation<br />

hatte im Kolleg e<strong>in</strong>e Stimme. Damit<br />

überwog <strong>in</strong> Professoren- und<br />

Schülerschaft das deutsche Element.<br />

König Wenzel von Böhmen gab den<br />

Forderungen Huß nach, den Böhmen<br />

drei der vier Stimmen zuzubilligen.<br />

Darum verließen 1409 mehrere tausend<br />

Studenten Prag, hauptsächlich Schlesier,<br />

mit den deutschen Professoren, darunter<br />

Johannes Otto von Münsterberg (geb. um<br />

1360 <strong>in</strong> Münsterberg) und Johann<br />

Hoffmann von Schweidnitz. Sie<br />

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