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und Leseprobe (PDF) - Vandenhoeck & Ruprecht

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Ingeborg Volger / Martin Merbach, Die Beziehung verbessern<br />

20 Gr<strong>und</strong>bausteine der Kommunikation<br />

Herrn A abläuft. Im Gegenteil entsteht der Eindruck, dass er<br />

seine Gefühlsantworten bremst <strong>und</strong> abblockt. Ein weiterer<br />

Aspekt beinhaltet die Fähigkeit, die erlebten Affekte introspektiv<br />

zu differenzieren. So könnte Frau A merken, dass sie<br />

nicht nur sehr wütend, sondern auch zutiefst enttäuscht ist,<br />

weil sie sich nicht gesehen fühlt. Herr A könnte wahrnehmen,<br />

dass der heftige Ärger seiner Frau ihm vielleicht einen Schrecken<br />

eingejagt hat <strong>und</strong> er Schuldgefühle angesichts seines<br />

Vergessens entwickelt.<br />

Soll der erlebte Affekt nun zum Verständnis der Beziehung<br />

genutzt werden, so müssen sich beide Partner mit der Frage<br />

beschäftigen, welche Situation gerade entstanden ist, welche<br />

Rolle der Partner <strong>und</strong> welche Rolle sie selbst dabei spielen.<br />

Dies ist ein besonders anspruchsvoller Aspekt der Affektverarbeitung,<br />

neigen wir doch dazu, den eigenen Beitrag am<br />

Zustandekommen der Situation zugunsten des Gegenübers<br />

zu relativieren. Da das selbstreflexive Verständnis einer Beziehungskonstellation<br />

aufgr<strong>und</strong> der Subjektivität des eigenen<br />

Standpunktes immer äußerst störanfällig ist, kommt es leicht<br />

zu der Überzeugung, der andere sei die Ursache für das eigene<br />

Empfinden, man selbst lediglich ein Reagierender. Können<br />

beide Partner hingegen die entstandene Konstellation quasi<br />

aus einer dritten Perspektive heraus verstehen, ergibt sich daraus<br />

ein neues Beziehungsverständnis.<br />

Frau A könnte die Situation nun so verstehen, dass sie zwar<br />

berechtigten Ärger auf ihren Mann empf<strong>und</strong>en habe, dass sie<br />

im Ausdruck ihres Ärgers aber doch sehr konfrontativ <strong>und</strong><br />

vielleicht auch verletzend war. Es könnten aber auch pathogene<br />

Überzeugungen aktualisiert werden, indem Frau A, die<br />

möglicherweise nicht nur mit ihrem Mann, sondern auch<br />

mit anderen Bezugspersonen wiederholt die Erfahrung gemacht<br />

hat, nicht ausreichend Beachtung zu finden, in dieser<br />

Situation eine Bestätigung ihrer Überzeugung findet, nicht<br />

liebenswert zu sein. Hier würde eine pathogene Überzeugung<br />

ein bestimmtes Situationsverständnis nahe legen <strong>und</strong> zu entsprechenden<br />

Handlungsimpulsen beitragen. Herr A könnte<br />

die Heftigkeit der Reaktion seiner Frau als ihn ängstigend<br />

© 2010 <strong>Vandenhoeck</strong> & <strong>Ruprecht</strong> GmbH & Co. KG, Göttingen<br />

ISBN Print: 978-3-525-67003-3

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