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Der Einfluss einer Sparnotwendigkeit auf das Käuferverhalten

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PROFILIERUNGSSTRATEGIEN<br />

ALS REAKTION AUF SPARENDE KONSUMENTEN �<br />

<strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong> <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

<strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Käuferverhalten</strong><br />

DISSERTATION<br />

der Universität St.Gallen,<br />

Hochschule für Wirtschafts-,<br />

Rechts- und Sozialwissenschaften<br />

sowie Internationale Beziehungen (HSG)<br />

zur Erlangung der Würde eines<br />

Doktors der Wirtschaftswissenschaften<br />

vorgelegt von<br />

Maximilian Weber<br />

aus<br />

Deutschland<br />

Genehmigt <strong>auf</strong> Antrag der Herren<br />

Prof. Dr. Thomas Rudolph<br />

und<br />

Prof. Dr. Thomas Reutterer<br />

Dissertation Nr. 3995<br />

Publikation Digital, Gerlafingen 2011


PROFILIERUNGSSTRATEGIEN<br />

ALS REAKTION AUF SPARENDE KONSUMENTEN �<br />

<strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong> <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

<strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Käuferverhalten</strong><br />

DISSERTATION<br />

der Universität St.Gallen,<br />

Hochschule für Wirtschafts-,<br />

Rechts- und Sozialwissenschaften<br />

sowie Internationale Beziehungen (HSG)<br />

zur Erlangung der Würde eines<br />

Doktors der Wirtschaftswissenschaften<br />

vorgelegt von<br />

Maximilian Weber<br />

aus<br />

Deutschland<br />

Genehmigt <strong>auf</strong> Antrag der Herren<br />

Prof. Dr. Thomas Rudolph<br />

und<br />

Prof. Dr. Thomas Reutterer<br />

Dissertation Nr. 3995<br />

Publikation Digital, Gerlafingen 2011


Die Universität St. Gallen, Hochschule für Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften<br />

sowie Internationale Beziehungen (HSG), gestattet hiermit die<br />

Drucklegung der vorliegenden Dissertation, ohne damit zu den darin ausgesprochenen<br />

Anschauungen Stellung zu nehmen.<br />

St.Gallen, den 26. Oktober 2011<br />

<strong>Der</strong> Rektor:<br />

Prof. Dr. Thomas Bieger


VORWORT<br />

„Da kannst Du (noch) eine Menge lernen“, so lautete <strong>das</strong> Votum m<strong>einer</strong> Eltern als ich ihnen<br />

von meinem Dissertationsthema berichtet habe. Und tatsächlich. Mit sparenden Konsumen-<br />

ten bzw. dem Verhalten von Konsumenten in Wirtschaftskrisen hatte ich mich bis anhin we-<br />

der privat noch akademisch auseinandergesetzt. Umso grösser war mein Interesse und die<br />

Motivation, den genetischen Code dieser Konsumentengruppe zu entschlüsseln.<br />

Am Forschungszentrum für Handelsmanagement (IRM-HSG) der Universität St.Gallen hatte<br />

ich die Gelegenheit, meine Promotion durchzuführen. Neben der Forschung durfte ich mich<br />

auch in zahlreichen Beratungs- bzw. Praxisprojekten, Managementstudien und der Lehre<br />

engagieren. Diese Zeit, <strong>auf</strong> die ich sehr gerne zurückblicke, hat massgeblich zu m<strong>einer</strong> aka-<br />

demischen wie auch persönlichen Weiterentwicklung beigetragen. An dieser Stelle möchte<br />

ich mich daher bei all denjenigen bedanken, die mich während meinem Dissertationsvorha-<br />

ben unterstützt und begleitet haben.<br />

„Keine Schuld ist dringender, als die, Dank zu sagen.“<br />

Marcus Tullius Cicero<br />

Zunächst gilt mein Dank meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr. Thomas Rudolph. Thomas Ru-<br />

dolph hat mich initiativ <strong>auf</strong> die hohe Relevanz der Sparthematik <strong>auf</strong>merksam gemacht und<br />

mich stets bei einem ausgewogenen Austausch zwischen Theorie und Praxis unterstützt. Er<br />

hatte immer ein offenes Ohr für meine Herausforderungen im Dissertationsprozess und<br />

stand mir als hilfsbereiter und kompetenter Berater zur Seite. So konnte ich von seinen wert-<br />

vollen Erfahrungen profitieren und lernen. Auch als direkter Vorgesetzter habe ich die pro-<br />

duktive Zusammenarbeit mit Thomas Rudolph und seine Prinzipien „Stärken stärken“ sowie<br />

„fordern und fördern“ sehr geschätzt. Schon vor Abschluss m<strong>einer</strong> Promotion hat er mich<br />

zum Kompetenzzentrumsleiter berufen und mir so die Chance gegeben, eigene Projekte<br />

selbstständig voranzutreiben. Für dieses grosse Vertrauen bedanke ich mich ganz beson-<br />

ders.<br />

Auch meinen Kollegen am Institut bin ich zu Dank verpflichtet. An zahlreichen Forschungsta-<br />

gungen und Brown Bag Meetings hatte ich die Gelegenheit, meinen Forschungsfortschritt<br />

und neue Ideen zu präsentieren. Für <strong>das</strong> stets konstruktive Feedback und die wertvollen An-<br />

regungen bedanke ich mich bei Johannes Bauer, Felix Brunner, Tim Böttger, Dr. Oliver Em-<br />

rich, Dr. Alexandra Glas, Prof. Dr. Thorsten Henning-Thurau, Dr. Christina Heidemann, Jas-<br />

min Hödl, Dr. Niklas Meise, Liane Nagengast, Prof. Dr. Michael Paul, Thilo Pfrang, Dr. Georg


Puchner, Prof. Dr. Hanna Schramm-Klein und Prof. Dr. Tillmann Wagner. Herrn Prof. Dr.<br />

Thomas Reutterer an die Wirtschaftsuniversität Wien danke ich für die Übernahme des Kor-<br />

referats. Bei meinen Mitarbeitern Fabio Gervasi, Helen Kuhlmann, Victoria Peill und Anna-<br />

maria Wlk am Kompetenzzentrum Retail Branding bedanke ich mich für die hervorragende<br />

Zusammenarbeit und dafür, <strong>das</strong>s sie mich stets – auch über die reguläre Arbeitszeit hinaus –<br />

unterstützt sowie mir stets den Rücken freigehalten haben. Bei Dr. Margit Albers, Friederike<br />

Schlickenrieder und Claudia Wirth aus dem Sekretariat bedanke ich mich für die administrati-<br />

ve Hilfe und die herzliche „Wohlfühlatmosphäre“ am Institut, welche sie geschaffen haben.<br />

<strong>Der</strong> Migros und der Jeko AG, insbesondere Stefan Hitz und Daniela Lüthi, danke ich für die<br />

stets sehr gute Zusammenarbeit und die Möglichkeit, Implikationen aus der Forschung in der<br />

Praxis umzusetzen. Viele m<strong>einer</strong> Arbeitskollegen und Mitdoktoranden sind während m<strong>einer</strong><br />

Dissertationszeit zu Freunden geworden und ich freue mich jetzt schon <strong>auf</strong> weitere gemein-<br />

same Aktivitäten in der Zukunft, z.B. in den Schweizer oder österreichischen Bergen.<br />

Dankbar bin ich auch für die umfangreiche Unterstützung in meinem privaten Umfeld. So<br />

haben mich meine Freunde stets bei m<strong>einer</strong> Arbeit motiviert und für die nötige Abwechslung<br />

bzw. den Ausgleich an so manchen Wochenenden gesorgt. Gleichzeitig haben sie immer<br />

mit Geduld und Verständnis reagiert, wenn ich sie in den intensiveren Forschungszeiten ver-<br />

nachlässigen musste. Insbesondere möchte ich mich hierfür bei meinen langjährigen Freun-<br />

den bedanken, die mich teilweise schon aus Schulzeiten, über <strong>das</strong> Studium und die Disserta-<br />

tionszeit begleitet haben: Dr. Christine und Philipp Andrée, Andrea Baden, Andrea Baller mit<br />

Jan Reiter, Dr. Gabriele und Benita Barten, Eva Gehrke, Klaus Goffart, Klaus Hageleit, Mari-<br />

us Hamer mit Victoria Franke, Davina Luisa Klaffke, Julia Kümper, Henning Olbert, Sonja<br />

Paffendorf, Sigrid und R<strong>einer</strong> Remy, Conny Ripphahn, Konrad und Karolin Schlösser, Ale-<br />

xandra Sommerhoff, Sebastian und Viktoria Sondermann, Eva Steinbacher und Benjamin<br />

Strehl. Getreu der kölschen Trude Herr in „Niemals geht man so ganz“ freue ich mich, meine<br />

nächsten Lebensabschnitte auch gemeinsam zu erleben.<br />

Mein grösster Dank gilt jedoch m<strong>einer</strong> Familie. Ohne die bedingungslose Unterstützung mei-<br />

ner Eltern Karl und Anne sowie m<strong>einer</strong> lieben Schwestern Eva und Hanna wäre diese Arbeit<br />

nicht entstanden. Sie haben mich mein ganzes Leben lang in allen Belangen und Lebensbe-<br />

reichen motiviert, gefördert und mir den nötigen Rückhalt gegeben. Ihnen widme ich diese<br />

Arbeit.<br />

St.Gallen, im September 2011 Maximilian Weber


VI Zusammenfassung<br />

Profilierungsstrategien als Reaktion <strong>auf</strong> sparende Konsumenten im<br />

Handel<br />

<strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong> <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> <strong>Käuferverhalten</strong><br />

Von Maximilian Weber<br />

Das Sparverhalten privater Haushalte gewinnt seit einigen Jahren an Relevanz. Konsumenten<br />

sind zunehmend einem Spannungsfeld zwischen Konsum und Sparen<br />

ausgesetzt. Jedes Unternehmen hat Konsumenten, die (zumindest temporär) bei<br />

ihren Ausgaben sparen. Handelsunternehmen stehen vor der Herausforderung <strong>auf</strong><br />

dieses Sparverhalten zu reagieren. So gilt es insbesondere, die Abwanderung sparender<br />

Konsumenten zu verhindern, aber gleichzeitig die Profitabilität zu erhalten.<br />

Das Verhalten sparender Konsumenten im Einzelhandel ist bisher in der wissenschaftlichen<br />

Literatur vernachlässigt worden. Die Arbeit untersucht daher die Auswirkungen<br />

<strong>einer</strong> Spar-notwendigkeit <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Eink<strong>auf</strong>sverhalten. Hierzu wurde ein Online-Experiment<br />

durchgeführt, welches <strong>das</strong> Eink<strong>auf</strong>s- und Sparverhalten in den Branchen<br />

Lebensmittel und Bekleidung untersucht. Die Daten wurden mit Hilfe von Faktorenanalysen<br />

verdichtet und mit Varianz- und Kovarianzanalysen ausgewertet. Die<br />

Ergebnisse zeigen, <strong>das</strong>s eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> beim Konsumenten Stress auslöst.<br />

Dieser Stress führt zu anspruchsniveaubezogenen Bewältigungsstrategien. Darüber<br />

hinaus reguliert der Sparer den emotionalen Druck der <strong>Sparnotwendigkeit</strong> durch eine<br />

positive Ich-Aufwertung und kognitive Restrukturierungen. Auch im effektiven Konsumentenverhalten<br />

in der Vork<strong>auf</strong>- und K<strong>auf</strong>phase können signifikante Effekte des<br />

Sparstimulus festgestellt werden. Es konnten ferner <strong>das</strong> Involvement, <strong>das</strong> wahrgenommene<br />

Risiko, die ex ante Loyalität, der Zeitdruck, <strong>das</strong> Einkommen, Zukunftserwartungen,<br />

die Sparneigung und <strong>das</strong> Alter als relevante Modertoren des Sparverhaltens<br />

identifiziert werden.<br />

Auf Basis der Erkenntnisse wurden anschliessend Managementimplikationen abgeleitet.<br />

Hierzu wurde in Anlehnung an die Profilierungsmethodik von Rudolph (1993)<br />

ein „Stufenkonzept zur profilorientierten Integration des sparenden Konsumenten in<br />

die Unternehmensaktivitäten“ entwickelt. Im Rahmen dieses Modells identifizierte<br />

eine Clusteranalyse vier verschiedenen Sparertypen. Die graphische Darstellung eines<br />

Verk<strong>auf</strong>sstellen- und Markenwertprofils hilft dem Management bei der Beurteilung<br />

des strategischen Fits einzelner Sparertypen und dem Ableiten von Profilierungsmassnahmen.<br />

Ein Katalog von über zwanzig verschiedenen Massnahmen im<br />

Umgang mit sparenden Konsumenten, welche <strong>auf</strong> Basis der vorliegenden Daten oder<br />

Praxisbeispielen illustriert werden, rundet die Arbeit ab.


Abstract VII<br />

Differentiation strategies for economizing consumers in retailing<br />

The influence of economizing pressure on purchase behavior<br />

by Maximilian Weber<br />

Saving behavior of private households is gaining relevance. Consumers are confronted<br />

with an dilemma between consuming and saving. As a consequence, every<br />

company has customers who need or want to economize on their expenditures in<br />

retailing. Retailers are challenged to develop suitable strategies to react on that behavior.<br />

Their business objective is to prevent consumers from switching and stay profitable<br />

at the same time.<br />

Saving behavior has rarely been covered in consumer research. This study aims to<br />

analyze the effects of economizing pressure on consumers� purchase behavior. An<br />

online experiment is conducted to examine the potential effects in convenience<br />

goods (groceries) and shopping goods (apparel). Factorial analysis is used to consolidate<br />

data and variance and covariance analysis are applied to test the hypothesis.<br />

The results show that economizing pressure causes stress. As a consequence, consumers<br />

react with coping behavior. Economizing consumers adapt their needs and<br />

control negative emotions by positive self-appreciation and cognitive restructuring.<br />

The economizing pressure significantly affects behavior in prepurchase and purchase<br />

situation, too. The results indicate moderating effetcs of the involvement with the<br />

product category, the perceived risk, ex ante loyalty, time pressure, income, expected<br />

income, economizing willingness and age.<br />

Based on the results, a management tool is developed. This tool helps retail managers<br />

to integrate economizing consumers strategically into their differentiation activities.<br />

A cluster analysis subsequently identifies four different economizing consumer<br />

types. The zone model of differentiation and the developed zone model of brand differentiation<br />

ensure a strategic fit of segmented economizing types. Finally, an illustrative<br />

catalog of more than 20 options for companys to deal with economizing customers<br />

is presented.


Inhaltsverzeichnis IX<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

ABBILDUNGSVERZEICHNIS XII<br />

TABELLENVERZEICHNIS XV<br />

TEIL A: EINLEITUNG 1<br />

1. EINLEITUNG 1<br />

1.1 DER KONSUMENT ZWISCHEN KONSUM- UND SPARBEDÜRFNISSEN 1<br />

1.2 DIE AUSWIRKUNGEN DER ZUNEHMENDEN SPARBEDÜRFNISSE PRIVATER HAUSHALTE 8<br />

1.3 FAZIT UND PROBLEMSTELLUNG 16<br />

1.4 FORSCHUNGSBEDARF ZUM SPAREN 18<br />

�<br />

2. ZIELSETZUNG UND AUFBAU DER ARBEIT 22<br />

2.1 ZIELSETZUNG UND FORSCHUNGSLEITENDE FRAGESTELLUNGEN 22<br />

2.2 ABGRENZUNGEN DES ANALYSEGEGENSTANDS 25<br />

2.3 FORSCHUNGSMETHODIK 29<br />

2.4 AUFBAU DER ARBEIT 31<br />

TEIL B: KONZEPTIONALISIERUNG DER WIRKUNGSZUSAMMENHÄNGE ZWISCHEN<br />

SPARSTIMULUS UND EINKAUFSVERHALTEN 34<br />

3. STAND DER FORSCHUNG UND FORSCHUNGSBEDARF 34<br />

3.1 BEGRIFFSVERSTÄNDNIS VON SPAREN 34<br />

3.2 ÜBERBLICK ZUM FORSCHUNGSSTAND 35<br />

3.3 URSACHEN UND AUSMASS EINER SPARMOTIVATION 35<br />

3.4 EMOTIONALE UND BEHAVIORALE AUSWIRKUNGEN EINER SPARMOTIVATION 47<br />

4. KONZEPTIONELLE GRUNDLAGEN 66<br />

4.1 HERSTELLER- UND EIGENMARKEN 66<br />

4.2 DAS PROFIL EINES HANDELSUNTERNEHMENS 77<br />

5. THEORETISCHE GRUNDLAGEN ZUR PRODUKTWAHL UND -BEWERTUNG 80<br />

5.1 VERHALTENSWISSENSCHAFTLICHE ERKLÄRUNGSMODELLE 80<br />

5.2 EINFLUSSFAKTOREN BEI DER PRODUKTBEWERTUNG 82<br />

5.3 THEORETISCHE FUNDIERUNG DER WIRKUNGSZUSAMMENHÄNGE ZWISCHEN<br />

SCHLÜSSELINFORMATIONEN UND PRODUKTBEWERTUNG 89<br />

6. STRESSTHEORIE ALS THEORETISCHER BEZUGSRAHMEN 92<br />

6.1 DIE TRANSAKTIONALE STRESSTHEORIE 93<br />

6.2 ANWENDUNG DER STRESSTHEORIE IN ÄHNLICHEM FORSCHUNGSKONTEXT 96<br />

7. WIRKUNGSZUSAMMENHÄNGE ZWISCHEN SPARSTIMULUS UND EINKAUFSVERHALTEN 100<br />

7.1 DIE STRESSTHEORIE IM SPARKONTEXT 100<br />

7.2 IDENTIFIKATION DER RELEVANTEN ABHÄNGIGEN VARIABELN FÜR DIE WIRKUNG EINES<br />

SPARSTIMULUS AUF DAS EINKAUFSVERHALTEN 101<br />

7.3 ZUSAMMENFASSUNG DER WIRKUNGSZUSAMMENHÄNGE UND OPERATIONALISIERUNG DER<br />

IDENTIFIZIERTEN KONSTRUKTE 118


X Inhaltsverzeichnis<br />

7.4 DER EINFLUSS VON MASSNAHMEN IM SORTIMENTSMANAGEMENT AUF SPARENDE<br />

KONSUMENTEN 124<br />

8. DER EINFLUSS VON PERSÖNLICHEN VARIABLEN UND SITUATIVEN FAKTOREN 128<br />

8.1 DER EINFLUSS DES WAHRGENOMMENEN RISIKOS IN DER PRODUKTKATEGORIE 128<br />

8.2 DER EINFLUSS DES INVOLVEMENTS DER PRODUKTKATEGORIE 130<br />

8.3 DER EINFLUSS DER GÜTERKLASSE 132<br />

8.4 DER EINFLUSS DER VERFÜGBAREN EINKAUFSZEIT 134<br />

8.5 DER EINFLUSS DER GESCHÄFTSSTÄTTENTREUE 135<br />

8.6 DER EINFLUSS DER EINKOMMENSKLASSE 136<br />

8.7 DER EINFLUSS DES ERWARTETEN EINKOMMENS 137<br />

8.8 DER EINFLUSS DER SPARNEIGUNG (KEIN ZWANG) 137<br />

8.9 DER EINFLUSS DES ALTERS 138<br />

TEIL C: EMPIRISCHE ANALYSE DES EINFLUSSES VON SPARSTIMULUS AUF<br />

KAUFEINSTELLUNGEN UND KAUFVERHALTEN 140<br />

9. EINLEITENDE BEMERKUNGEN 140<br />

9.1 GÜTEKRITERIEN WISSENSCHAFTLICHER UNTERSUCHUNGEN 140<br />

9.2 GRUNDLAGEN EXPERIMENTELLER FORSCHUNG 143<br />

10. EXPERIMENTALAUFBAU IM RAHMEN DER ARBEIT 144<br />

10.1 EXPERIMENTELLER VERSUCHSPLAN UND EXPERIMENTALUMFELD 144<br />

10.2 UMSETZUNG DER TREATMENT-VARIABLEN 147<br />

10.3 METHODIK UND DATENERHEBUNG 155<br />

11. ERGEBNISSE DER EXPERIMENTE 164<br />

11.1 METHODIK DER DATENAUSWERTUNG 164<br />

11.2 VERDICHTUNG DER ERHOBENEN STATEMENTS DURCH FAKTORENANALYSEN 168<br />

11.3 DER EINFLUSS EINER SPARNOTWENDIGKEIT AUF STRESS 180<br />

11.4 DER EINFLUSS EINER SPARNOTWENDIGKEIT AUF EINSTELLUNGEN UND EMOTIONEN 181<br />

11.5 DER EINFLUSS EINER SPARNOTWENDIGKEIT AUF DAS EINKAUFSVERHALTEN 202<br />

11.6 DER EINFLUSS VON PERSÖNLICHEN VARIABLEN UND SITUATIVEN FAKTOREN 226<br />

11.7 DIE ANALYSE DES PRODUKTWAHLVERHALTENS UND DER EINFLUSS VON MASSNAHMEN IM<br />

SORTIMENTSMANAGEMENT 256<br />

TEIL D: MANAGEMENTIMPLIKATIONEN 275<br />

12. RELEVANZ UND FUNKTIONEN DER PROFILIERUNG IM UMGANG MIT SPARENDEN<br />

KONSUMENTEN 275<br />

12.1 DIE RELEVANZ ZUR BERÜCKSICHTIGUNG DES SPARERS BEI DER PROFILIERUNG 275<br />

12.2 FUNKTIONEN DER PROFILIERUNG 278<br />

13. DAS STUFENKONZEPT ZUR PROFILORIENTIERTEN INTEGRATION DES SPARENDEN<br />

KONSUMENTEN IN DIE UNTERNEHMENSAKTIVITÄTEN (SPISK) 279<br />

13.1 SCHRITT 1: SPARKONTEXT PRÜFEN 282<br />

13.2 SCHRITT 2: SPAROPTIONEN IDENTIFIZIEREN 286<br />

13.3 SCHRITT 3: SPARVERHALTEN TYPOLOGISIEREN 288<br />

13.4 SCHRITT 4: IST- UND BEDÜRFNISPROFILE ERMITTELN 298<br />

13.5 SCHRITT 5: STRATEGIE- UND PROFITABILITÄTSFIT BEURTEILEN 309<br />

13.6 SCHRITT 6: PROFILIERUNGSMASSNAHMEN ABLEITEN 319<br />

13.7 SCHRITT 7: PROFILIERUNGSMASSNAHMEN BEWERTEN 370


Inhaltsverzeichnis XI<br />

13.8 SCHRITT 8: PROFILIERUNGMASSNAHMEN UMSETZEN UND KONTROLLIEREN 373<br />

TEIL E: ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK 375<br />

14. ZUSAMMENFASSUNG UND ERKENNTNISBEITRAG 375<br />

14.1 ZUSAMMENFASSUNG DER ZENTRALEN ERGEBNISSE 376<br />

14.2 ERKENNTNISBEITRAG FÜR DIE FORSCHUNG 379<br />

14.3 ERKENNTNISBEITRAG FÜR DIE PRAXIS 383<br />

15. LIMITATIONEN UND WEITERER FORSCHUNGSBEDARF 385<br />

ANHANG 390<br />

LITERATURVERZEICHNIS 399


XII Abbildungsverzeichnis<br />

ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />

ABBILDUNG 1: SPARABSICHTEN DER SCHWEIZER KONSUMENTEN IN FÜNF DETAILHANDELSBRANCHEN 2011 ... 2<br />

ABBILDUNG 2: KONSUMKLIMAINDEX IN DER SCHWEIZ VON OKTOBER 1972 BIS JANUAR 2011 ......................... 5<br />

ABBILDUNG 3: WERTEMONITOR VON KONSUMENTEN ................................................................................... 6<br />

ABBILDUNG 4: PREISPROMOTIONS IN DEUTSCHLAND IM ZEITVERLAUF ......................................................... 10<br />

ABBILDUNG 5:DOWN-TRADING-SPIRALE .................................................................................................... 11<br />

ABBILDUNG 6: EIGENMARKENANTEILE IN DER FMCG BRANCHE .................................................................. 13<br />

ABBILDUNG 7: KAUF VON EIGENMARKEN IN DER KRISE UND IM AUFSCHWUNG ............................................. 14<br />

ABBILDUNG 8: SPANNUNGSFELD ZWISCHEN KONSUM UND SPAREN ............................................................. 16<br />

ABBILDUNG 9: TOP 5 SPARVERHALTENSWEISEN ........................................................................................ 17<br />

ABBILDUNG 10: AUFBAU DER ARBEIT ........................................................................................................ 33<br />

ABBILDUNG 11: SPARAUSLÖSER ............................................................................................................... 46<br />

ABBILDUNG 12: DAS SOZIOLOGISCHE VERHALTENSMODELL VERARMTER MENSCHEN ................................... 48<br />

ABBILDUNG 13: DIE EVOLUTION VON EIGENMARKEN .................................................................................. 68<br />

ABBILDUNG 14: PROFITABILITÄT VON HANDELS- UND HERSTELLERMARKEN AUS HANDELSSICHT ................... 70<br />

ABBILDUNG 15: PROFITABILITÄT VON HANDELS- UND HERSTELLERMARKEN IN KANADA ................................ 71<br />

ABBILDUNG 16: FUNKTIONEN VON HANDELSMARKEN AUS HERSTELLER, HANDELS- UND<br />

KONSUMENTENSICHT. ....................................................................................................... 74<br />

ABBILDUNG 17: HIERARCHIE DER DIMENSIONEN DES MARKENNUTZENS ...................................................... 76<br />

ABBILDUNG 18: ZONENMODELL DER PROFILIERUNG ................................................................................... 79<br />

ABBILDUNG 19: DAS NEOBEHAVIORISTISCHE STIMULUS-ORGANISMUS-RESPONSE MODELL ......................... 81<br />

ABBILDUNG 20: VEREINFACHTES S-O-R MODELL FÜR DIE AUSWIRKUNGEN EINER SPARNOTWENDIGKEIT. ..... 82<br />

ABBILDUNG 21: HALO-EFFEKT DER MARKE BEI DER PRODUKTBEURTEILUNG ............................................... 86<br />

ABBILDUNG 22: STRESSTHEORIE UND COPING NACH LAZARUS UND FOLKMAN ............................................. 94<br />

ABBILDUNG 23: DAS LIFE-STATUS-CHANGE-MODEL .................................................................................. 97<br />

ABBILDUNG 24: STRESSTHEORIE IM SPARKONTEXT – DAS RAHMENMODELL DER UNTERSUCHUNG .............. 100<br />

ABBILDUNG 25: PROZESS DER FRAGEBOGENGENERIERUNG ..................................................................... 102<br />

ABBILDUNG 26: ZUSAMMENFASSUNG DER UNTERSTELLTEN WIRKUNGSZUSAMMENHÄNGE .......................... 123<br />

ABBILDUNG 27: ZUSAMMENFASSUNG DER UNTERSTELLTEN EINFLÜSSE ..................................................... 127<br />

ABBILDUNG 28: RELIABILITÄT UND VALIDITÄT .......................................................................................... 141<br />

ABBILDUNG 29: EXPERIMENTAUFBAU DER ARBEIT ................................................................................... 147<br />

ABBILDUNG 30: EXPERIMENTELLE MANIPULATION DER SPARNOTWENDIGKEIT ........................................... 149<br />

ABBILDUNG 31: ANALYSEPRINZIPIEN ZUR PRÄFERENZMESSUNG BEI KAUFENTSCHEIDUNGEN ...................... 151<br />

ABBILDUNG 32: ATTRIBUTE UND AUSPRÄGUNGEN IM RAHMEN DES CHOICE-EXPERIMENTS ......................... 154<br />

ABBILDUNG 33: BEISPIELHAFTE AUSWAHLSITUATION IM CHOICE-EXPERIMENT .......................................... 155<br />

ABBILDUNG 34: SCHEMATISCHER ABLAUF DER BEFRAGUNG ..................................................................... 156<br />

ABBILDUNG 35: KLASSIFIKATION VON INTERAKTIONEN .............................................................................. 166<br />

ABBILDUNG 36: ERGEBNISSE DER FAKTORENANALYSE ZU DER ANSPRUCHSNIVEAUBEZOGENEN<br />

BEWÄLTIGUNG ............................................................................................................... 169<br />

ABBILDUNG 37: ERGEBNISSE DER FAKTORENANALYSE ZUR EMOTIONALEN SELBSTKONTROLLE ................... 171<br />

ABBILDUNG 38: ERGEBNISSE DER FAKTORENANALYSE ZUR KOGNITIVEN RESTRUKTURIERUNG ................... 175<br />

ABBILDUNG 39: ERGEBNISSE DER FAKTORENANALYSE ZUM VORKAUFVERHALTEN ..................................... 176<br />

ABBILDUNG 40: ERGEBNISSE DER FAKTORENANALYSE ZUM KAUFVERHALTEN ........................................... 179<br />

ABBILDUNG 41: GESCHÄFTSWAHLMOTIVE ............................................................................................... 183<br />

ABBILDUNG 42: PRODUKTWAHLMOTIVE ................................................................................................... 185<br />

ABBILDUNG 43: SHOPPING ENJOYMENT UND RISIKOAVERSION ................................................................. 188<br />

ABBILDUNG 44: EMOTIONALE SELBSTKONTROLLE ................................................................................... 191<br />

ABBILDUNG 45: NUTZEN VON SMART SHOPPING AKTIVITÄTEN ................................................................. 195<br />

ABBILDUNG 46: EINSTELLUNG ZU MARKEN UND EIGENMARKEN ................................................................ 198<br />

ABBILDUNG 47: HEURSTIKEN ................................................................................................................. 201<br />

ABBILDUNG 48: VORKAUFINFORMATION UND INTERNETSPAREN ............................................................... 203<br />

ABBILDUNG 49: VORKAUFINFORMATION UND INTERNETSPAREN ............................................................... 206<br />

ABBILDUNG 50: CONVENIENCE ORIENTATION, EINKAUFPLANUNG UND STORE SWITCHING ......................... 208<br />

ABBILDUNG 51: SPARVERHALTEN IN DER KAUFPHASE ............................................................................. 210<br />

ABBILDUNG 52: IMPULS-, ABWECHSLUNGS- UND UNSICHERHEITSKAUF ..................................................... 215<br />

ABBILDUNG 53: IRRATIONALER KAUF, PREISVERHANDLUNG UND FINANZIERUNGSKAUF ............................. 217


Abbildungsverzeichnis XIII<br />

ABBILDUNG 54: EINZELSTATEMENTANALYSE ZUM FAKTOR „IRRATIONALER KAUF“ ..................................... 220<br />

ABBILDUNG 55: ZUSAMMANFASSUNG DER HYPOTHESENTESTS. ................................................................ 225<br />

ABBILDUNG 56: EINFLUSS DES INVOLVEMENTS AUF DIE UNTERSUCHTEN ABHÄNGIGEN VARIABLEN .............. 231<br />

ABBILDUNG 57: EINFLUSS DES WAHRGENOMMENEN RISIKOS AUF DIE UNTERSUCHTEN ABHÄNGIGEN<br />

VARIABLEN ................................................................................................................... 235<br />

ABBILDUNG 58: EINFLUSS DER GESCHÄFTSSTÄTTENLOYALITÄT AUF DIE UNTERSUCHTEN ABHÄNGIGEN<br />

VARIABLEN .................................................................................................................... 237<br />

ABBILDUNG 59: EINFLUSS DES ZEITDRUCKS AUF DIE UNTERSUCHTEN ABHÄNGIGEN VARIABLEN .................. 241<br />

ABBILDUNG 60: EINFLUSS DES EINKOMMENS AUF DIE UNTERSUCHTEN ABHÄNGIGEN VARIABLEN ................. 243<br />

ABBILDUNG 61: EINFLUSS DER ERWARTETEN EINKOMMENS AUF DIE UNTERSUCHTEN ABHÄNGIGEN<br />

VARIABLEN .................................................................................................................... 246<br />

ABBILDUNG 62: EINFLUSS DER SPARNEIGUNG (KEIN ZWANG) AUF DIE UNTERSUCHTEN ABHÄNGIGEN<br />

VARIABLEN .................................................................................................................... 250<br />

ABBILDUNG 63: EINFLUSS DER ALTERS AUF DIE UNTERSUCHTEN ABHÄNGIGEN VARIABLEN ......................... 253<br />

ABBILDUNG 64: ZUSAMMENFASSUNG DER MODERIERENDEN EINFLÜSSE .................................................... 255<br />

ABBILDUNG 65: VALIDITÄT DER BEKLEIDUNGS-CHOICE-TASKS ................................................................. 259<br />

ABBILDUNG 66: VALIDITÄT DER LEBENSMITTEL-CHOICE-TASKS ................................................................ 259<br />

ABBILDUNG 67: RELATIVE WICHTIGKEITEN DER EIGENSCHAFTEN FÜR KAUFENTSCHEIDUNG VON MILCH ...... 260<br />

ABBILDUNG 68: RELATIVE WICHTIGKEITEN DER EIGENSCHAFTEN FÜR KAUFENTSCHEIDUNG VON<br />

POLOHEMDEN ................................................................................................................ 262<br />

ABBILDUNG 69: RELATIVE WICHTIGKEITEN BEI DER PRODUKTWAHL .......................................................... 264<br />

ABBILDUNG 70: PAARVERGLEICH DER TEILNUTZENWERTE DER EIGENSCHAFTSAUSPRÄGUNGEN. ................ 269<br />

ABBILDUNG 71: EINFLUSS DES WAHRGENOMMENEN PRODUKTRISIKOS AUF DIE EIGENSCHAFTEN BEI DER<br />

PRODUKTWAHL .............................................................................................................. 273<br />

ABBILDUNG 72: STUFENKONZEPT ZUR PROFILORIENTIERTEN INTEGRATION DES SPARERS IN DIE<br />

UNTERNEHMENSAKTIVITÄTEN ......................................................................................... 280<br />

ABBILDUNG 73: SCHEMATISCHER ABLAUF DER TYPOLOGISIERUNG VON SPARERTYPEN UND DEREN<br />

ANWENDUNG ................................................................................................................. 289<br />

ABBILDUNG 74: PRÄFERIERTE HAUPTHÄNDLER FÜR LEBENSMITTELEINKÄUFE DER VIER SPARERTYPEN ....... 299<br />

ABBILDUNG 75: BEDÜRFNISPROFILE DER VIER SPARERTYPEN .................................................................. 301<br />

ABBILDUNG 76: BEDÜRFNIS- UND IST-PROFILE DER VIER SPARERTYPEN ................................................... 304<br />

ABBILDUNG 77: ZONENMODELL DER MARKENPROFILIERUNG .................................................................... 306<br />

ABBILDUNG 78: MARKENWERTPROFILE DER VIER SPARERTYPEN (AUF BASIS DER BEDÜRFNISSE) ............... 307<br />

ABBILDUNG 79: HYPOTHETISCHES SOLL-PROFIL FÜR DIE VERKAUFSSTELLE UND DIE ZENTRALEN<br />

EIGENMARKEN ............................................................................................................... 310<br />

ABBILDUNG 80: BEURTEILUNG DES STRATEGIE-FIT DER VIER SPARERTYPEN ............................................. 312<br />

ABBILDUNG 81: EXEMPLARISCHE BEURTEILUNG DES PROFITABILITÄTS-FIT ............................................... 314<br />

ABBILDUNG 82: ANTEILE DER VIER SPARERTYPEN IM KUNDENSTAMM DER GROSSVERTEILER ..................... 315<br />

ABBILDUNG 83: MATRIX ZUR EINORDNUNG DES KUNDEN .......................................................................... 317<br />

ABBILDUNG 84: MATRIX ZUR EINORDNUNG DES KUNDEN .......................................................................... 318<br />

ABBILDUNG 85: WERBECLAIM „WEIL SIE ES SICH WERT SIND“ (BECAUSE YOU�RE WORTH IT“) VON L�ORÉAL . 322<br />

ABBILDUNG 86: FEED YOUR FAMILY FOR A FIVER-AKTION VON SAINSBURY�S .............................................. 326<br />

ABBILDUNG 87: ALDI INSPIRIERT ............................................................................................................. 327<br />

ABBILDUNG 88: TV-SPOT FÜR DIE ECONOMY-VERSION „NIDO ESSENTIA“ IN SCHWELLENLÄNDERN ............. 330<br />

ABBILDUNG 89: SPARORIENTIERTE ZERLEGUNG DES PRODUKTS AM BEISPIEL VON GERMANWINGS ............ 331<br />

ABBILDUNG 90: GREAT VALUE – MIT 5200 PRODUKTEN DIE GRÖSSTE KONSUMGÜTERMARKE DER USA ..... 333<br />

ABBILDUNG 91: DISCOUNT MARKE VON CARREFOUR – SEIT DEM JAHR 2010 MIT RETAIL-BRAND ALS<br />

ABSENDER ..................................................................................................................... 334<br />

ABBILDUNG 92: DIE DISCOUNT-BRANDS BEI TESCO SEIT 2009 ................................................................. 335<br />

ABBILDUNG 93: NEIGBOURHOOD DISCOUNT MARKT ................................................................................ 338<br />

ABBILDUNG 94: DIE REWE EIGENMARKE ALS MIMIKRY BEKANNTER HERSTELLERMARKEN .......................... 340<br />

ABBILDUNG 95: ONLINE-PREISDISKRIMINIERUNG BEI DER DEUTSCHEN TELEKOM ....................................... 341<br />

ABBILDUNG 96: EXKLUSIVE PREISDISKRIMINIERUNG (BRANDS4FRIENDS) UND ÖFFENTLICH ZUGÄNGLICHE<br />

PREISDISKRIMINIERUNG (ESPRIT SALE) ............................................................................ 342<br />

ABBILDUNG 97: MENGEN-BASIERTE PREISDISKRIMINIERUNG AM BEISPIEL VON GROUPON.DE ...................... 344<br />

ABBILDUNG 98: DIE GARANTIE VON LAND�S END ...................................................................................... 346<br />

ABBILDUNG 99: UMTAUSCH-GARANTIE BEI JOBVERLUST VON HYUNDAI ..................................................... 347


XIV Abbildungsverzeichnis<br />

ABBILDUNG 100: KOSTENSTOPP-TARIF VON SIMYO .................................................................................. 349<br />

ABBILDUNG 101: ARTIKELERTRAGSMATRIX .............................................................................................. 352<br />

ABBILDUNG 102: ARTIKELERTRAGSMATRIX EINES ÖSTERREICHISCHEN LEBENSMITTELEINZELHÄNDLERS ...... 353<br />

ABBILDUNG 103: 1-TO-1 MARKETING FÜR SPARENDE KONSUMENTEN BEI PEEK&CLOPPENBURG ................ 355<br />

ABBILDUNG 104: BEISPIEL FÜR DIE RÜCKSEITE EINES KASSENBONS MIT SEGMENTSPEZIFISCHEN COUPONS 356<br />

ABBILDUNG 105: PRINTANZEIGEN DER KARL LAGERFELD FOR H&M KAMPAGNE ........................................ 358<br />

ABBILDUNG 106: HEDONISTISCHE ADVERORIALS GÜNSTIGER MARKEN ...................................................... 359<br />

ABBILDUNG 107: PEEK & CLOPPENBURG MEN�S BUSINESS NIGHTS .......................................................... 361<br />

ABBILDUNG 108: TERRASUISSE .............................................................................................................. 363<br />

ABBILDUNG 109: MEDIA MARKT 0% FINANZIERUNGSANGEBOT ................................................................. 365<br />

ABBILDUNG 110: UNPROFITABLE PREISAKTIONEN BEI PRAKTIKA ............................................................... 367<br />

ABBILDUNG 111: BERECHNUNG DER PREISBEREITSCHAFT FÜR EINZELNE ATTRIBUTE IM DISCRETE-CHOICE 371<br />

ABBILDUNG 112: DIE EVALUATION VON PROFILIERUNGSMASSNAHMEN AM BEISPIEL VON<br />

MEHRWERTKOMMUNIKATION BEIM KAUF VON VOLLMILCH ............................................... 372<br />

ABBILDUNG 113: ZUSAMMENSETZUNG DES REPONDI ONLINE PANELS IN DER SCHWEIZ .............................. 393<br />

ABBILDUNG 114: SCREENSHOT ZUR LEBENSMITTELBEFRAGUNG ............................................................... 395<br />

ABBILDUNG 115: SCREENSHOT ZUR BEKLEIDUNGSBEFRAGUNG ................................................................ 396<br />

ABBILDUNG 116: BESCHREIBUNG DER FIKTIVEN HÄNDLER (LEBENSMITTEL) ............................................... 397<br />

ABBILDUNG 117: SCREE PLOT DES WARD CLUSTER ALGORITHMUS .......................................................... 398


Tabellenverzeichnis XV<br />

TABELLENVERZEICHNIS<br />

TABELLE 1:BRUTTOINLANDSPRODUKT DER SCHWEIZ NACH VERWENDUNGSARTEN IN MIO. FRANKEN ZU<br />

LAUFENDEN PREISEN ......................................................................................................................... 8<br />

TABELLE 2: SPARMOTIVATIONEN DER ÖKONOMISCHEN VERHALTENSFORSCHUNG ........................................ 41<br />

TABELLE 3: MESSUNG DES GESCHÄFTSSTÄTTENIMAGES IM SPIEGEL DER LITERATUR. .................................. 78<br />

TABELLE 4: VERBREITETE EINSTELLUNGEN ZUM PREIS .............................................................................. 85<br />

TABELLE 5: VERBREITETE EINSTELLUNGEN ZU MARKEN ............................................................................. 85<br />

TABELLE 6VERBREITETE EINSTELLUNGEN ZU GESCHÄFTEN ....................................................................... 87<br />

TABELLE 7: DER EFFEKT VON VERÄNDERTEN LEBENSUMSTÄNDEN AUF STRESS UND LIFESTYLE ................... 93<br />

TABELLE 8: ÜBERBLICK ZU DEN DURCHGEFÜHRTEN FOKUSGRUPPEN ........................................................ 103<br />

TABELLE 9: ERGEBNISSE DER FOKUSGRUPPEN ZU SPARVERHALTENSWEISEN. .......................................... 106<br />

TABELLE 10: OPERATIONALISIERUNG DER ABHÄNGIGEN VARIABLEN .......................................................... 122<br />

TABELLE 11: MERKMALE DER STICHPROBE ............................................................................................. 160<br />

TABELLE 12: BEWERTUNG DES FRAGEBOGENS IM PRETEST. .................................................................... 161<br />

TABELLE 13: ERGEBNIS DES MANIPULATIONSCHECKS. ............................................................................. 162<br />

TABELLE 14: ERGEBNISSE DES REALSIM-CHECKS. .................................................................................. 163<br />

TABELLE 15: SIGNIFIKANZNIVEAUS DER UNTERSUCHUNG ......................................................................... 168<br />

TABELLE 16: RELIABILITÄTSANALYSE DER MODERATOREN. ...................................................................... 179<br />

TABELLE 17: ERGEBNIS DES MANIPULATIONSCHECKS. ............................................................................. 180<br />

TABELLE 18: ZWEIFAKTORIELLE VARIANZANALYSE ZU DEN GESCHÄFTSWAHLMOTIVEN ............................... 184<br />

TABELLE 19: ZWEIFAKTORIELLE VARIANZANALYSE ZU DEN PRODUKTWAHLMOTIVEN .................................. 187<br />

TABELLE 20: ZWEIFAKTORIELLE VARIANZANALYSE ZU SHOPPING ENJOYMENT UND RISIKOAVERSION; ......... 190<br />

TABELLE 21: ZWEIFAKTORIELLE VARIANZANALYSE ZUR EMOTIONALEN SELBSTKONTROLLE ......................... 193<br />

TABELLE 22: UNIFAKTORIELLE VARIANZANALYSE ZUR EINSTELLUNG VON GELD ......................................... 195<br />

TABELLE 23: ZWEIFAKTORIELLE VARIANZANALYSE ZUR EMOTIONALEN SELBSTKONTROLLE ......................... 197<br />

TABELLE 24: ZWEIFAKTORIELLE VARIANZANALYSE ZUR EMOTIONALEN SELBSTKONTROLLE. ........................ 200<br />

TABELLE 25: ZWEIFAKTORIELLE VARIANZANALYSE ZU HEURISTIKEN ......................................................... 202<br />

TABELLE 26: ZWEIFAKTORIELLE VARIANZANALYSE ZUR VORKAUFINFORMATION UND ZUM<br />

INTERNETSPAREN. ............................................................................................................. 205<br />

TABELLE 27: ZWEIFAKTORIELLE VARIANZANALYSE ZUR AUSGABENHÖHE UND GEPLANTEM KAUFVERZICHT. . 207<br />

TABELLE 28: ZWEIFAKTORIELLE VARIANZANALYSE ZU STORE SWICHTING, PLANNING UND CONVENIENCE<br />

ORIENTATION .................................................................................................................... 209<br />

TABELLE 29: ZWEIFAKTORIELLE VARIANZANALYSE ZUM SPARVERHALTEN IN DER KAUFPHASE .................... 213<br />

TABELLE 30: ZWEIFAKTORIELLE VARIANZANALYSE ZU IMPULS-, ABWECHSLUNGS- UND<br />

UNSICHERHEITSKAUF ......................................................................................................... 216<br />

TABELLE 31: ZWEIFAKTORIELLE VARIANZANALYSE ZU IRRATIONALER KAUF, PREISVERHANDLUNG UND<br />

FINANZIERUNGSKAUF ......................................................................................................... 219<br />

TABELLE 32: ZWEIFAKTORIELLE VARIANZANALYSE ZU DEN EINZELSTATEMENTS DES FAKTORS IRRATIONALER<br />

KAUF ................................................................................................................................ 223<br />

TABELLE 33: ZWEIFAKTORIELLE VARIANZANALYSE ZUR WICHTIGKEIT VON EIGENSCHAFTEN BEI DER<br />

PRODUKTWAHL .................................................................................................................. 266<br />

TABELLE 34: ERGEBNISSE DER HYPOTHESENTESTS ZUR WIRKUNG DES SPARSTIMULUS AUF DIE RELATIVE<br />

WICHTIGKEIT DER EIGENSCHAFTEN BEI DER PRODUKTWAHL ................................................. 270<br />

TABELLE 35: ERGEBNISSE DER HYPOTHESENTESTS ZUM EINFLUSS VON PRODUKTEIGENSCHAFTEN AUF DIE<br />

PRODUKTWAHL .................................................................................................................. 270<br />

TABELLE 36: EINFLUSS DES INVOLVEMENTS AUF DIE EIGENSCHAFTEN BEI DER PRODUKTWAHL .................. 272<br />

TABELLE 37: BEISPIELHAFTE ÜBERPRÜFUNG DES SPARKONTEXTS ........................................................... 285<br />

TABELLE 38: MÖGLICHE SPAROPTIONEN ................................................................................................. 287<br />

TABELLE 39: BESCHREIBUNG DER SPARTYPEN IN DER LEBENSMITTELBRANCHE ......................................... 291<br />

TABELLE 40: MITTLERE DISKRIMINANZKOEFFIZIENTEN ZUR CLUSTERLÖSUNG IM LEBENSMITTELBEREICH .... 297<br />

TABELLE 41: TABELLARISCHES BEDÜRFNISPROFIL DER VIER SPARERGRUPPEN MIT ERGEBNISSEN ZU<br />

MITTELWERTUNTERSCHIEDEN ............................................................................................. 303<br />

TABELLE 42: ÜBERBLICK ÜBER DIE ABGELEITETEN MASSNAHMEN ............................................................. 321


XVI Tabellenverzeichnis<br />

TABELLE 43: T-TEST ZUM EINFLUSS DES SPARSTIMULUS AUF DIE RELEVANZ DER PRODUKTEIGENSCHAFTEN IN<br />

ZWEI BRANCHEN. ............................................................................................................... 394


Einleitung 1<br />

TEIL A: EINLEITUNG<br />

1. Einleitung<br />

1.1 <strong>Der</strong> Konsument zwischen Konsum- und Sparbedürfnissen<br />

"Wir wollen alle Tage sparen und brauchen alle Tage mehr."<br />

Was Johann Wolfgang von Goethe bereits 1808 in Faust festgestellt hat, spiegelt<br />

sich heute zunehmend im Konsumentenverhalten wider. Die Ansprüche der Konsumenten<br />

an den Konsum steigen kontinuierlich (Ullrich 2010, S. 11f.; Von dem<br />

Knesebeck et al. 2007, S. 269f.). Artikel, wie beispielsweise Handy oder Computer,<br />

die vor 20 Jahren noch als Luxus galten, bezeichnet die Mehrheit der westeuropäischen<br />

Konsumenten heute als notwendigen Lebensstandard (Andress et al. 2004, S.<br />

13). Auch haben Konsumenten heute einen deutlich grösseren Anteil ihres Einkommens<br />

für Ausgaben zur freien Verfügung, der über die Deckung der Grundbedürfnisse<br />

Ernährung und Wohnen hinausgehen. Während der Ausgabenanteil eines deutschen<br />

Haushalts für Nahrungs- und Genussmittel im Jahr 1950 noch bei 43% lag,<br />

sind es 50 Jahre später weniger als 19% (Schmidt 2000, S. 240). Bei einem Schweizer<br />

Haushalt betragen reine Lebensmittelausgaben (ohne Tabak und Alkohol) heute<br />

sogar nur 8.5% der Haushaltsausgaben (Laternser 2007, S. 2). <strong>Der</strong> Ausgabenspielraum<br />

für den privaten Haushalt und auch der aktive Wunsch zum Konsum haben<br />

sich deutlich erhöht. Deutschland, Österreich und die Schweiz werden daher auch<br />

als Wohlstandsgesellschaften bezeichnet (Diefenbacher/Zieschank 2011, S. 14). Industrie<br />

und Handel forcieren diesen Trend, indem sie ihre Sortimente stetig weiter<br />

ausdifferenzieren, Innovationen lancieren und dem Kunden somit immer neue Konsummöglichkeiten<br />

offerieren (Rudolph/Weber 2011a, S. 50; Schneider 2000, S.<br />

18f.). Die angebotenen Sortimente orientieren sich nicht mehr nur an Grundbedürfnissen,<br />

sondern an der Erfüllung von Konsumwünschen, die durch umfangreiche<br />

Marketingaktivitäten stimuliert und symbolisch <strong>auf</strong>geladen werden<br />

(Burroughs/Rindfleisch 2002, S. 348f.). Konsumenten nutzen Güter als Ausdruck<br />

ihrer sozialen Differenzierung (Wattanasuwan 2005, S. 179; Wiswede 2000, S.<br />

60). Es existiert mittlerweile eine ausgeprägte hedonistische Konsum- und Erlebnisorientierung,<br />

bei der nicht die Sättigung, sondern die Erregung im Vordergrund<br />

steht (Wendt 2010, S. 17, Zhong/Mitchell 2010, S. 152, Hirschman/Holbrook 1982, S.<br />

92). <strong>Der</strong> Eink<strong>auf</strong>, beziehungsweise der Konsum, wird „gesellschaftliche Pflicht“ und<br />

„Mittel zur Selbstverwirklichung“, ganz nach dem Motto: „Ich k<strong>auf</strong>e, also bin ich“<br />

(Kroebel-Riel et al. 2009, S. 148f.; Wagner 2005, S. 74; Bruckner 2004, S. 4).


2 Einleitung<br />

Doch wie Goethe so treffend in seinem Paradoxon ausdrückt, steht dem Bedürfnis<br />

nach steigendem Konsum der Wunsch zu sparen, beziehungsweise sich bei den<br />

Konsumausgaben einzuschränken, gegenüber. Eine aktuelle Studie des Forschungszentrums<br />

für Handelsmanagement der Universität St.Gallen bestätigt dies.<br />

Abbildung 1: Sparabsichten der Schweizer Konsumenten in fünf Detailhandelsbranchen 2011<br />

Quelle: Eigene Darstellung. Datengrundlage: Rudolph/Weber 2011a.<br />

Jeder vierte Konsument plant gemäss der Umfrage in allen fünf untersuchten Detailhandelsbranchen<br />

für <strong>das</strong> Jahr 2011, seine Ausgaben zu reduzieren (Rudolph/Weber<br />

2011a,b,c,d,e). Die Gründe für dieses Sparbedürfnis sind vielfältig.<br />

So gibt es eine zunehmende Anzahl privater Haushalte, die mit <strong>einer</strong> Reduktion ihres<br />

verfügbaren Einkommens konfrontiert werden. Massive finanzielle Einbussen<br />

entstehen beispielsweise durch Arbeitslosigkeit. In der Schweiz hat sich der Anteil<br />

der Erwerbslosen in den vergangenen 10 Jahren mehr als verdoppelt (BFS 2011a).<br />

Auch die GfK identifiziert in ihrer jährlichen Studie „Challenges of Europe“ die zunehmende<br />

Arbeitslosigkeit als grösstes politisches Problem (Gfk 2010). Es existiert<br />

folglich eine steigende Anzahl an Konsumenten, die <strong>auf</strong>grund eines Arbeitsplatzverlustes<br />

bei ihren Ausgaben sparen muss.<br />

Ferner können familiäre Veränderungen zu erheblichen finanziellen Einbussen führen.<br />

In der Schweiz hat sich beispielsweise die Scheidungsrate massiv erhöht. Während<br />

sie im Jahr 1970 noch bei 17% lag, erreicht sie heute 48%; <strong>das</strong> bedeutet, <strong>das</strong>s<br />

sich heute 48 von 100 Ehepaaren scheiden lassen werden (Bundesamt für Statistik<br />

2011d). Scheidungen und Trennungen führen in der Regel, <strong>auf</strong>grund der Notwendigkeit<br />

zur Gründung und Finanzierung eines zusätzlichen Haushalts, zu steigenden<br />

Kosten (Kamann 2006). Familienzuwachs ist ein weiterer Grund, der mit grossen<br />

finanziellen Belastungen verbunden ist. Ein Schweizer Haushalt mit zwei Personen


Einleitung 3<br />

und zwei Kindern muss 24% mehr Konsumausgaben tätigen, um <strong>das</strong> gleiche Wohlstandsniveau<br />

zu erreichen wie ein Zweipersonenhaushalt ohne Kinder. Hinzu kommen<br />

indirekte Kosten <strong>auf</strong>grund <strong>einer</strong> eingeschränkten Erwerbstätigkeit der Betreuungsperson<br />

(Gerfin et al. 2009, S. 4). Konsumgewohnheiten aus der kinderlosen Zeit<br />

müssen daher möglicherweise verändert werden.<br />

Auch der Übergang vom Berufsleben in die Rente führt in der Regel zu Einkommensrückgängen.<br />

So hat der durchschnittliche Schweizer Haushalt beim Eintritt ins<br />

Rentenalter 30% weniger verfügbares Einkommen als zu berufstätigen Zeiten (BFS<br />

2011b). 1 Rentner können folglich nicht ihr gewohntes Eink<strong>auf</strong>sverhalten beibehalten<br />

und müssen versuchen, bei ihren Ausgaben zu sparen. Insbesondere vor dem Hintergrund<br />

des demographischen Wandels gewinnt <strong>das</strong> Sparverhalten älterer Konsumenten<br />

an Relevanz. Das Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft SECO geht davon<br />

aus, <strong>das</strong>s in manchen Regionen der Schweiz schon im Jahr 2030 knapp jeder<br />

Dritte über 65 Jahre alt sein wird (SECO 2010). Die Bevölkerung hat höhere Lebenserwartungen<br />

und muss bei gleichbleibender Arbeitsdauer in der Zukunft somit deutlich<br />

länger mit der Pension, beziehungsweise dem Ersparten, fürs Alter auskommen.<br />

Das durchschnittlich verfügbare Einkommen eines Konsumenten ab 70 Jahren sinkt<br />

von Jahr zu Jahr immer stärker, weil sich die ersparten Reserven zunehmend verbrauchen<br />

(BFS 2011b). Eine kontinuierliche Anpassung des Konsums, beziehungsweise<br />

zunehmende Anstrengungen, bei den Ausgaben zu sparen, sind die Folge.<br />

Die <strong>Sparnotwendigkeit</strong> beider Konsumentengruppen (Rentner und Erwerbslose) wird<br />

ferner durch die Kürzung staatlicher Transferleistungen, wie beispielsweise Arbeitslosengeld,<br />

zusätzlich forciert. So müssen auch die künftigen Pensionäre voraussichtlich<br />

mit deutlich geringeren Renten rechnen (Handelszeitung 2011).<br />

Doch auch die Gruppe der erwerbstätigen Konsumenten hatte in den vergangenen<br />

Jahren zunehmend Anlass, bei den Konsumausgaben zu sparen. <strong>Der</strong> Grund sind<br />

steigende Beiträge zu Sozialversicherungen sowie ein massiver Anstieg der<br />

Miet-, Benzin- und Stromkosten. Die Krankenkassenprämien wurden in der<br />

Schweiz beispielsweise allein im Jahr 2010 um knapp 10%, im Vergleich zum Jahr<br />

2010 sogar insgesamt um mehr als 50% erhöht (BFS 2011c). Weitere Erhöhungen in<br />

��������������������������������������������������������<br />

1 Die OECD warnt beispielsweise vor Altersarmut in einigen Staaten. Den Berechnungen zufolge werden<br />

Personen, die im Alter von 20 Jahren zu arbeiten beginnen und für 45 Jahre berufstätig sind, in<br />

Deutschland, Japan und Großbritannien ein Rentenniveau von unter 40% des Bruttoverdiensts erreichen<br />

(2007).


4 Einleitung<br />

der Zukunft erscheinen Experten vor dem Hintergrund des rasanten medizinischtechnischen<br />

Fortschrittes und der längeren Lebenserwartung unumgänglich (NZZ<br />

2011). Auch die Pensionskassenbeiträge sind 2010 gestiegen (Handelszeitung<br />

2011). Es wird ausserdem prognostiziert, <strong>das</strong>s die Energiewende zu deutlich erhöhten<br />

Stromkosten in der Zukunft führen wird (Simmons-Suer et al. 2011). Auch wenn<br />

<strong>das</strong> Einkommen teuerungsbereinigt also leicht steigt, reduzieren die erwähnten Kostensteigerungen<br />

den für die Konsumausgaben relevanten Lohn merklich.<br />

Sinkende Einkommen und gestiegene Kosten zwingen die Konsumenten, bei ihren<br />

weiteren Konsumausgaben (zumindest in einigen Konsumkategorien) zu sparen.<br />

Doch gewinnt die Auseinandersetzung mit sparenden Konsumenten auch aus weiteren<br />

Gründen an aktueller Relevanz. Ein Sparbedürfnis muss nämlich nicht zwangsläufig<br />

mit einem realen Einkommensverlust einhergehen, wie nachfolgend skizziert<br />

wird.<br />

Anhaltspunkte zur Erklärung dieses Sparverhaltens finden sich bereits in der Haushaltstheorie<br />

der Volkswirtschaftslehre: ein Haushalt kann demnach sein frei verfügbares<br />

Einkommen entweder für den Konsum oder zum Sparen verwenden (Keynes<br />

1936). Das verfügbare Einkommen zum Konsum muss er wiederum <strong>auf</strong> verschiedene<br />

Güterklassen bzw. Branchen <strong>auf</strong>teilen. Jede Konsumentscheidung unterliegt somit<br />

Budgetrestriktionen. Wenn ein Haushalt beispielsweise mehr für Sportartikel ausgeben<br />

möchte, muss er ceteris paribus bei den Ausgaben in anderen Ausgabenkategorien<br />

sparen. Eine Spartätigkeit impliziert somit nicht zwingend eine Reduktion des<br />

Gesamtkonsums. Es kann sich auch nur um eine Umverteilung der Ausgabekategorien<br />

handeln. Insbesondere vor dem Hintergrund des stetigem Umwelt- und Bedürfniswandels<br />

(Forscht/Swoboda 2004, S. 57f.; Becker 2006) unterstreicht dies die<br />

aktuelle Relevanz der Auseinandersetzung mit sparenden Konsumenten.<br />

Ein weiterer <strong>Einfluss</strong>faktor <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Konsum- bzw. Sparbedürfnis der Konsumenten ist<br />

<strong>das</strong> Konsumklima (Katona 1975, S. 19). Die Beurteilung der künftigen wirtschaftlichen<br />

Situation hat einen starken <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Konsumverhalten und bestimmt die<br />

Entwicklung in zahlreichen Produkt- und Dienstleistungskategorien. In konjunkturell<br />

schwachen Zeiten sinkt <strong>das</strong> Vertrauen in die Wirtschaft, Jobaussichten und die Einschätzung<br />

der persönlichen finanziellen Lage werden von Konsumenten pessimistischer<br />

eingeschätzt (Nielsen 2009). Auch höhere Einkommens- und Bildungsschich-


Einleitung 5<br />

ten äussern häufiger Angst vor dem sozialen Abstieg (Grigat 2008, S. 678). Sinkende<br />

Einkommen, steigende Arbeitslosigkeit und zunehmende Insolvenzen erhöhen<br />

die empfundene Unsicherheit der Konsumenten. Diese Unsicherheit erhöht die<br />

Sparneigung. Die vergangene Weltwirtschaftskrise hat dies in den Jahren 2008 und<br />

2009 verdeutlicht (GfK 2009; McKinsey 2009).<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

-40<br />

-50<br />

-60<br />

Okt. 72<br />

Juli 73<br />

April 74<br />

Jan. 75<br />

Okt. 75<br />

Juli 76<br />

April 77<br />

Jan. 78<br />

Okt. 78<br />

Juli 79<br />

April 80<br />

Jan. 81<br />

Okt. 81<br />

Juli 82<br />

April 83<br />

Jan. 84<br />

Okt. 84<br />

Juli 85<br />

April 86<br />

Jan. 87<br />

Okt. 87<br />

Juli 88<br />

April 89<br />

Jan. 90<br />

Okt. 90<br />

Juli 91<br />

April 92<br />

Jan. 93<br />

Okt. 93<br />

Juli 94<br />

April 95<br />

Jan. 96<br />

Okt. 96<br />

Juli 97<br />

April 98<br />

Jan. 99<br />

Okt. 99<br />

Juli 00<br />

April 01<br />

Jan. 02<br />

Okt. 02<br />

Juli 03<br />

April 04<br />

Jan. 05<br />

Okt. 05<br />

Juli 06<br />

April 07<br />

Jan. 08<br />

Okt. 08<br />

Juli 09<br />

April 10<br />

Jan. 11<br />

Abbildung 2: Konsumklimaindex in der Schweiz von Oktober 1972 bis Januar 2011<br />

Quelle: Eigene Darstellung; Datengrundlage: SECO (2011).<br />

Das Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) führt seit 1972 vierteljährig<br />

eine repräsentative Konsumentenbefragung zur Konsumstimmung in der Schweiz<br />

durch. Im April 2009 erreicht der Index mit -49 den tiefsten Stand seit 17 Jahren. Einem<br />

negativen Index liegen eine subjektiv pessimistische Beurteilung der Wirtschaftsentwicklung<br />

sowie negative Erwartungen zur Entwicklung des persönlichen<br />

Haushaltsbudgets zugrunde. Mittlerweile hat sich <strong>das</strong> Konsumklima wieder deutlich<br />

erholt. Die Analyse des Konsumklimaindexes in den vergangenen 30 Jahren zeigt<br />

jedoch, <strong>das</strong>s die Wirtschafts- und Konjunkturentwicklung aus Konsumentensicht<br />

starken Schwankungen unterliegt. In fast 60% der untersuchten Zeitpunkte seit 1972<br />

lag eine negative Konsumstimmung vor. Eine Konsumkrise findet folglich nicht nur<br />

alle 10 Jahre einmal statt (SECO 2011). So titelte auch <strong>das</strong> Handelsblatt im Bericht<br />

zum Weltwirtschaftsforum in Davos 2010 „Nach der Krise ist vor der Krise“ (Handelsblatt<br />

2010).<br />

Das Sparverhalten gewinnt ferner an Relevanz, weil sich ein gesellschaftlicher<br />

Wertewandel vollzogen hat. Eine aktuelle Studie der Boston Consulting Group hebt<br />

dies in <strong>einer</strong> Konsu-mentenbefragung eindrucksvoll hervor. Während „Status“ und<br />

„Luxus“ in den vergangenen zwei Jahren für Konsumenten weltweit unwichtiger ge-


6 Einleitung<br />

worden sind, verzeichnet „Sparen“, mit Ausnahme von China, die grössten Wachstumsraten<br />

in der Relevanz aus Konsumentensicht (BCG 2011, S. 14).<br />

Less important<br />

More important<br />

“Do you see each value as more or less important to you than it was two years ago?”<br />

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Abbildung 3: Wertemonitor von Konsumenten<br />

Quelle: BCG 2011, S. 14.<br />

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Auch wissenschaftliche Untersuchungen stellen einen Wertewandel in den vergangenen<br />

Jahren – unabhängig von konjunkturellen Krisen – fest. So gewinnt allgemein<br />

in den Wohlstandsgesellschaften der Wert der demonstrativen Bescheidenheit im<br />

Gegensatz zum demonstrativen Konsum zunehmend an Bedeutung (Bauer et al.<br />

2005, S. 1; Wiswede 1990, S. 33). Gespart wird nicht mehr nur <strong>auf</strong>grund finanzieller<br />

Not, sondern Sparsamkeit hat sich auch in höheren Einkommensklassen zu einem<br />

positiven Wert entwickelt (Esser 2002, S. 40f.; Verweyen 1998, S. 19; Rudolph 1999,<br />

S.89f.). Konsumenten sparen also nicht nur zur Realisierung des funktionalen Nutzens<br />

„Geldersparnis“, sondern erlangen dadurch auch einen psychischen Nutzen<br />

(Schindler 1998, S. 372).<br />

In diesem Zusammenhang hat sich in den vergangenen Jahren ein neuer Konsumententyp<br />

entwickelt: der sogenannte Smart Shopper. Dabei handelt es sich um kritische,<br />

intelligente und gut informierte Konsumenten, die bereit sind, grosse Anstrengungen<br />

zu unternehmen, z.B. umfassende Preisvergleiche, um gute Produkte zu einem<br />

möglichst günstigen Preis zu bekommen (Diller 2008, S. 123; Bartz 2003, S.<br />

259). <strong>Der</strong> Smart Shopper empfindet beim Erwerb von qualitativ hochwertigen Produk-<br />

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Respondents who find a value more or less important (%)<br />

Sources: BCG Consumer Sentiment Survey, March 2010; BCG Consumer Sentiment Barometer, March 2010.<br />

Note: Percentages do not add up to 100 because exhibit excludes those responding “no change.” Europe is defined in this study as the Big 5 countries in<br />

the European Union: France, Germany, Italy, Spain, and the United Kingdom.


Einleitung 7<br />

ten zu günstigen Preisen positive Emotionen. Es entstehen Freude über <strong>das</strong> erstandene<br />

„Schnäppchen“ und Stolz über die erbrachte (Eink<strong>auf</strong>s-) Leistung (Mano/Elliot<br />

1997, S. 504). Das Phänomen Smart Shopping ist nicht als kurzfristiger Trend <strong>einer</strong><br />

Randgruppe zu verstehen, sondern „(...) bezeichnet <strong>das</strong> veränderte Konsumentenverhalten<br />

<strong>einer</strong> breiten Konsumentenmasse“ (Bauer et al. 2005, S. 1).<br />

Die Ausführungen zeigen, <strong>das</strong>s der Konsum einen hohen Stellenwert in der heutigen<br />

Gesellschaft besitzt. Viele Bedürfnisse werden durch den K<strong>auf</strong> von Gütern und<br />

Dienstleistungen befriedigt. Sparbedürfnisse sind jedoch gleichermassen omnipräsent:<br />

in der Krise wie in der Hochkonjunktur, bei Jungen wie Alten, bei Armen wie<br />

Reichen. Sparverhalten ist kein Randgruppenphänomen, sondern von gesamtgesellschaftlicher<br />

Relevanz. Zahlreiche wirtschaftliche, soziale und gesellschaftliche<br />

Trends verstärken die Relevanz der Thematik. Diese zwingen Handel und Industrie,<br />

sich zunehmend mit dem Sparverhalten privater Haushalte auseinanderzusetzen.


8 Einleitung<br />

1.2 Die Auswirkungen der zunehmenden Sparbedürfnisse privater Haushalte<br />

Was geschieht nun, wenn Konsumenten <strong>das</strong> Bedürfnis haben, bei ihren Konsumausgaben<br />

zu sparen? Bisher sind die Auswirkungen von Sparbedürfnissen <strong>auf</strong> <strong>das</strong><br />

konkrete Konsum- bzw. Produktwahlverhalten wenig erforscht. 2 Makroökonomische<br />

Studien weisen jedoch dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s die Entscheidung von Konsumenten, nicht zu<br />

konsumieren sondern zu sparen, gravierende Auswirkungen <strong>auf</strong> die gesamtwirtschaftliche<br />

Lage <strong>einer</strong> Volkswirtschaft hat (Knoll 2008, S. 11; vgl. Tabelle 1). Die<br />

Entwicklung zu Wohlstandsgesellschaften hat dazu geführt, <strong>das</strong>s den privaten Haushalten<br />

eine grosse Machtstellung zu Teil wird. Sie haben eine massgebliche Entscheidungsfreiheit,<br />

wie sie den Grossteil ihres Einkommens verwenden möchten und<br />

somit erheblichen wirtschaftlichen <strong>Einfluss</strong>. In der Literatur wird daher auch von „affluenten<br />

Konsumenten“ gesprochen (Antonides/van Raaij 1998, S. 62f.).<br />

Gliederung 2007 2008 2009p<br />

Konsumausgaben 353'169 367'996 373'353<br />

Private Haushalte und<br />

POoE 3 296'789 308'675 311'366<br />

Staat 56'379 59'322 61'987<br />

Bruttoinvestitionen 114'393 115'355 103'316<br />

Bruttoanlageinvestitionen 112'221 115'181 108'214<br />

Ausrüstungen 64'907 66'071 58'132<br />

Bau 47'313 49'109 50'082<br />

Vorratsveränderungen*<br />

Nettozugang an Wertsa-<br />

1'253 -809 -6'796<br />

chen 920 983 1'898<br />

Exporte 293'067 307'280 276'887<br />

Warenexporte 207'033 216'997 188'446<br />

Dienstleistungsexporte 86'034 90'283 88'441<br />

Importe 239'528 245'604 217'906<br />

Warenimporte 197'660 201'889 171'730<br />

Dienstleistungsimporte 41'868 43'715 46'176<br />

Bruttoinlandprodukt 521'101 545'028 535'650<br />

Tabelle 1: Bruttoinlandsprodukt der Schweiz nach Verwendungsarten in Mio. Franken zu l<strong>auf</strong>enden<br />

Preisen<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt 2010.<br />

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2<br />

Ein Überblick über den Stand der Forschung wird in Kapitel 1.4.1 gegeben.<br />

3<br />

POoE: POoE: Private Private Organisationen Organisationen ohne ohne Erwerbszweck


Einleitung 9<br />

Im Rahmen der Weltwirtschaftskrise 2009/2010 sind Studien erschienen, welche die<br />

konsumrelevanten Konsequenzen verdeutlichen. Gemäss <strong>einer</strong> Nielsen Umfrage im<br />

ersten Quartal 2009 plante ein Grossteil der weltweiten Haushalte als Reaktion <strong>auf</strong><br />

die Wirtschaftskrise die eigenen Konsumausgaben einzuschränken. Global war<br />

die erste Sparmassnahme weniger Geld für neue Kleidung auszugeben. In Deutschland,<br />

Österreich sowie der Schweiz war die beliebteste Sparmassnahme günstigere<br />

Lebensmittel einzuk<strong>auf</strong>en. 45% der Schweizer wollten ihre Haushaltskosten reduzieren.<br />

Neben Lebensmitteln und Kleidung versuchten sie ausserdem bei Freizeitaktivitäten,<br />

Urlaub, Telefonkosten sowie bei grösseren Anschaffungen zu sparen. Besonders<br />

kritisch ist die Tatsache, <strong>das</strong>s viele ihre Sparmassnahmen beibehalten wollen,<br />

auch wenn sich die wirtschaftliche Lage wieder verbessert (McKinsey 2009a;<br />

Nielsen 2009c).<br />

Die bisherigen Studien deuten insgesamt dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s viele Konsumenten in der<br />

Krise mit veränderten K<strong>auf</strong>gewohnheiten reagieren. Sie reduzieren ihre Ausgaben,<br />

überlegen intensiver bevor sie eine K<strong>auf</strong>entscheidung treffen, zeigen verschiedene<br />

Sparverhaltensweisen, konsumieren bewusster und legen mehr Geld für eine ungewisse<br />

Zukunft zurück (Rudolph/Weber 2010, S. 67f.; BCG 2009; Müller 2009).<br />

Insbesondere für den Handel sind die Konsequenzen dramatisch. Während Konsumenten,<br />

die mit Einkommensrückgängen konfrontiert werden, vornehmlich bei ihren<br />

Ausgaben im Handel sparen, kommt im umgekehrten Fall <strong>einer</strong> Lohnerhöhung <strong>das</strong><br />

zusätzliche Einkommen primär der Freizeitgestaltung zugute (Rudolph et al. 2008, S.<br />

21-24). In der Krisensituation der Weltwirtschaftskrise führte <strong>das</strong> Sparverhalten – sei<br />

es begründet aus einem real niedrigeren Haushaltseinkommen oder aus Angst – bei<br />

vielen Handelsunternehmen konsequenterweise zu erheblichen Umsatzverlusten<br />

(IRI 2009, S. 4f.; A.T. Kearney 2009, S. 16f.).<br />

Die grösstenteils ohnehin geringen Gewinne von wenigen Prozent des Umsatzes,<br />

können dabei schnell <strong>auf</strong> null sinken, wenn <strong>das</strong> Verk<strong>auf</strong>svolumen nur leicht sinkt.<br />

Bereits moderate Verk<strong>auf</strong>srückgänge bedeuten daher meist kritische Einbussen<br />

beim Ertrag für die Handelsunternehmen (McKinsey 2009b, S. 9f.).<br />

Doch nicht nur die Konsumenten reduzieren ihre Ausgaben. Auch die meisten Unternehmen<br />

zeigen in konjunkturell schwachen Zeiten ein Sparverhalten. Häufig äussert<br />

sich dies in Kürzungen des Marketingbudgets, da <strong>das</strong> Marketingressort ohnehin<br />

einen schlechten Stand hat, wenn es um Renditeerwägungen geht (McKinsey 2009c,


10 Einleitung<br />

S. 53). Jedes Unternehmen möchte seine Umsätze sichern und profitabel bleiben.<br />

Fraglich ist jedoch, ob es – insbesondere in Zeiten, in denen Konsumenten ihr eigenes<br />

Konsumverhalten kritisch hinterfragen – sinnvoll ist, die eigene Positionierung<br />

und Profilierung <strong>auf</strong>grund von kurzfristigen Rationalitätserwägungen zu vernachlässigen,<br />

statt sie mit Hilfe von verschiedenen Marketingmassnahmen beziehungsweise<br />

-instrumenten zu schärfen und zu stärken. Doch was sind zielgerichtete Profilierungsmassnahmen,<br />

um gleichzeitig mit der Krise und dem Sparverhalten der Konsumenten<br />

umzugehen?<br />

Abbildung 4: Preispromotions in Deutschland im Zeitverl<strong>auf</strong><br />

Quelle: Gfk 2011.<br />

Neben internen Sparmassnahmen greifen die meisten Industrie- und Handelsunternehmen<br />

in Krisenzeiten und als Antwort <strong>auf</strong> die zunehmende Präsenz von Discountern<br />

zu Preisreduktionen und Sonderangeboten (KPMG 2009, S. 12f.). In Deutschland<br />

hat sich der Anteil der Preispromotions am Umsatz in der FMCG-Branche (ohne<br />

Frische) in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Besonders häufig<br />

werden Markenprodukte im Preis gesenkt. In Deutschland lag der Aktionsanteil bei<br />

Markenprodukten im Jahr 2010 bei 24.9% (vgl. Abbildung 4).Wissenschaftliche Erkenntnisse<br />

und Erfahrungen aus der Praxis zeigen jedoch eindeutig, <strong>das</strong>s der reine<br />

Preisfokus in der Regel – es sei denn es handelt sich um <strong>das</strong> Geschäftsmodell eines<br />

Discounters – wenig zielführend ist. Die stark steigende Anzahl an Aktionen führt zu


Einleitung 11<br />

einem Preiswirrwarr, welches mit <strong>einer</strong> starken Preisverwirrung aus Sicht der Konsumenten<br />

einhergeht (Rudolph/Schweizer 2005, S. 20f.).<br />

Auch im Jahr 2011 ist mehr als jeder dritte Konsument bei vielen Detailhändlern der<br />

Meinung, <strong>das</strong>s sich die Preise im Laden sehr häufig verändern. In manchen Branchen<br />

bezeichnet gleichzeitig mehr als jeder vierte Konsument die Preise als unfair.<br />

<strong>Der</strong> Aktionismus vieler Händler erzieht Konsumenten zu Schnäppchenjägern. Es gibt<br />

fast jeden Artikel momentan bei einem der Händler in Aktion und der Konsument<br />

weiss, <strong>das</strong>s sich die Preise häufig verändern. Dies kann auch dazu führen, <strong>das</strong>s<br />

Konsumenten den K<strong>auf</strong> bestimmter Artikel (z.B. Waschmittel) bewusst <strong>auf</strong>schieben<br />

und bei Aktionen horten (Rudolph/Weber 2010, S. 70). Wenn Produkte zum halben<br />

oder sogar zum viertel Preis angeboten werden, kommt schnell eine „Geiz-ist-geil-<br />

Mentalität“ <strong>auf</strong> beziehungsweise es wird die teilweise ohnehin vorhandene Spareinstellung<br />

der Konsumenten noch verstärkt. Konsumenten fragen sich, warum sie <strong>das</strong><br />

Doppelte oder gar <strong>das</strong> Dreifache zahlen sollen. Geiz im Konsumentenverhalten führt<br />

zu Margenrückgang und in der Regel auch zu einem Ergebnisrückgang, denn<br />

"Value Chain-Anpassungen" sind den zuvor angepriesenen Preisanpassungen<br />

nachgeschaltet und kommen daher zu spät. Eigentlich müsste die Rationalisierung in<br />

der Wertschöpfungskette den Preissenkungen vorangestellt werden. Marktkonzentration<br />

ist die Folge dieser sogenannten „Down-Trading-Spirale“, welche sich mit der<br />

Ausbreitung von Preissenkungen nach oben schraubt (Rudolph/Schweizer 2005, S.<br />

20f.).<br />

Discount -<br />

ausbreitung<br />

Ergebniseinbruch<br />

Abbildung 5:Down-Trading-Spirale<br />

Quelle: Rudolph/Schweizer 2005, S. 20.<br />

zunehmendes<br />

Preisinteresse<br />

und mehr<br />

Aktionsangebote<br />

Margenrückgang<br />

Margenrückgang „Geiz ist geil“<br />

Mentalität<br />

Preiswirrwarr<br />

Preisverun -<br />

sicherung


12 Einleitung<br />

Die weitreichende Marktdurchdringung von Discountern, die permanente Werbung<br />

mit Preisnachlässen, die weltweite Überproduktion und die zunehmende Verbreitung<br />

von Direktvertrieben beziehungsweise Fabrikverkäufen fördert insgesamt <strong>das</strong><br />

(bereits vorhandene) Sparverhalten der Konsumenten (Müller/Stein 2008, S. 11-40).<br />

Darüber hinausgehend wird <strong>das</strong> Sparverhalten zusätzlich durch technologische<br />

und gesetzliche Entwicklungen begünstigt. Die Möglichkeit beim Eink<strong>auf</strong> Geld zu<br />

sparen wurde insbesondere in der jüngsten Vergangenheit durch die zunehmende<br />

Verbreitung des Internet begünstigt. Dieses neue Medium erweitert nicht nur die Informationsmöglichkeiten<br />

für Konsumenten und erhöht damit die Markt- und Preistransparenz,<br />

sondern hat sich inzwischen als Distributionskanal für Produkte etabliert<br />

(Rudolph/Emrich/Böttger 2011, S. 38; Vossen/Reinhard 2003, S. 44). Hier haben sich<br />

eigene Geschäftsmodelle entwickelt, die bewusst Konsumenten mit Sparabsichten<br />

ansprechen. FashionFriends.ch ist beispielsweise der erste Schweizer Online Shopping<br />

Club für Mode. Die Mitgliedschaft ist kostenlos und ohne Verpflichtung. <strong>Der</strong> Club<br />

bietet täglich wechselnde Verk<strong>auf</strong>saktionen bestimmter Textilmarken mit bis zu 70%<br />

Rabatt zum regulären Verk<strong>auf</strong>spreis. Auch vente-privee.com verfolgt mit dem Slogan<br />

"Exklusive Marken clever shoppen" ein ähnliches Konzept, <strong>das</strong>s speziell Smart<br />

Shopper ansprechen soll. Auch <strong>das</strong> Smartphone kann zunehmend Konsumenten mit<br />

Sparabsichten beim Eink<strong>auf</strong> unterstützen. So bietet sich beispielsweise mit dem<br />

Smartphone im Geschäft die Möglichkeit, Preisvergleiche durchzuführen. Mittlerweile<br />

wird dies sogar durch Barcode-Scanning mit Hilfe der Kamera im Handy zusätzlich<br />

vereinfacht (Grewal et al. 2011, S. S45).<br />

Die Abschaffung des Rabattgesetztes in Deutschland und die Aufhebung der Buchpreisbindung<br />

in der Schweiz sind weitere Entwicklungen, die <strong>das</strong> Sparen begünstigen,<br />

da sie dem Konsumenten verstärkt die Möglichkeit zu individuellen Preisverhandlungen<br />

und damit zum preisorientieren Erwerb von Produkten ermöglichen (Fribus/Ganita<br />

2008, S. 21f.).<br />

Eine weitere Konsequenz dieser reinen Preisfokussierung vieler Unternehmen ist die<br />

sinkende Loyalität der Konsumenten. Da ausschließlich der Preis, beziehungsweise<br />

die Sonderangebote, hervorgehoben werden, geraten andere mögliche Differenzierungsmerkmale<br />

in den Hintergrund. Viele Handelsunternehmen werden daher aus<br />

Konsumentensicht austauschbar. Dies bestätigen verschiedene empirische Studien<br />

(KPMG 2008, S. 11f.; Capgemini 2007, S. 4).


Einleitung 13<br />

Viele Konsumenten haben heutzutage ohnehin keine eindeutigen Präferenzen mehr<br />

für einen bestimmten Händler und fühlen sich ihm gegenüber weniger verbunden.<br />

Konsumenten zeigen ein ausgeprägtes Wechselk<strong>auf</strong>verhalten (Rudolph/Weber<br />

2011a, S. 74). Da viele Haushalte <strong>auf</strong>grund der <strong>auf</strong>gezeigten Trends 4 ausserdem<br />

sparen müssen oder wollen, stellt sich die Frage, ob die ohnehin schwache emotionale<br />

Verbundenheit zum Händler beziehungsweise zur Retail-Brand stark genug ist,<br />

um eine Abwanderung zu verhindern.<br />

Handelsunternehmen versuchen zunehmend mit der Einführung von Eigenmarken<br />

der Herausforderung abwandernder Kunden zu begegnen. So hat beispielsweise der<br />

britische Retailer Tesco zu Beginn der Rezession 2009 bewusst eine neue Preiseinstiegslinie<br />

lanciert, welche in direkter Konkurrenz zu den Sortimenten der Discounter<br />

steht. Die Marke hat dazu beige-tragen, die Abwanderung sparender Kunden zu verhindern<br />

und die Kundenfrequenz zu stabilisieren (McKinsey 2009b, S. 13).<br />

Eigenmarken verzeichnen in nahezu allen Ländern weltweit enorme Wachstumsraten<br />

und bilden mittlerweile eine „trillion dollar industry“. Auch in der Zukunft plant fast<br />

jeder Händler seine Eigenmarkenanteile weiter zu erhöhen (Kumar/Steenkamp 2007,<br />

S. 4f.).<br />

Abbildung 6: Eigenmarkenanteile in der FMCG Branche<br />

Quelle: Nielsen 2011, S. 3.<br />

Insbesondere in Europa haben Eigenmarken in der Fast Moving Consumer Goods<br />

Branche Marktanteile von teilweise mehr als 30%. Dies ist nicht zuletzt <strong>auf</strong> die starke<br />

��������������������������������������������������������<br />

4 Siehe Kapitel 1.1


14 Einleitung<br />

Marktdurchdringung und Expansion der Discounter Aldi und Lidl zurückzuführen, die<br />

fast ausschliesslich Eigenmarken anbieten (Nielsen 2011, S. 3). In der Schweiz erreichen<br />

Eigenmarken mit 46% den höchsten Anteil weltweit, was neben den Discountern<br />

vor allem an der Dominanz der Migros liegt, ein Retailer, der ein grosses Sortiment<br />

an Eigenmarken in verschiedenen Preis- und Qualitätsstufen führt und <strong>auf</strong> viele<br />

eigene Industriebetriebe zurückgreifen kann. Auch in anderen Branchen sind häufig<br />

diejenigen Handelsunternehmen besonders erfolgreich, welche einen grossen Anteil<br />

oder ausschliesslich Eigenmarken führen. Hierzu gehören beispielsweise Best Buy,<br />

Gap, Ikea, Home Depot, Target oder Zara (Kumar/Steenkamp 2007, S. 7).<br />

In der Schweiz werden Eigenmarken bei Konsumenten in vielen Konsum- und Gebrauchsgüterbranchen<br />

zunehmend beliebter. Insbesondere bei Lebensmitteln und<br />

Bekleidung sind Eigenmarken für viele Konsumenten qualitativ gleichwertige Alternativen<br />

zu Markenprodukten. Viele Konsumenten bevorzugen Eigenmarken hingegen<br />

<strong>auf</strong>grund der günstigen Preise (Rudolph/Weber 2011a, S. 42). Dies erklärt auch die<br />

grosse Beliebtheit von Eigenmarken bei Konsumenten, die sparen wollen (Nielsen<br />

2011, S. 4; BCG 2011, S. 18; Rudolph/Weber 2010, S. 70).<br />

Did you increase or decrease your private-label<br />

purchasing in the last 12 months?<br />

United<br />

States<br />

Europe<br />

Japan<br />

Germany<br />

United<br />

Kingdom<br />

Spain<br />

Italy<br />

France<br />

0<br />

39<br />

41<br />

53<br />

46<br />

56<br />

Abbildung 7: K<strong>auf</strong> von Eigenmarken in der Krise und im Aufschwung<br />

Quelle: BCG 2011, S. 12.<br />

40<br />

51<br />

41<br />

35<br />

36<br />

95<br />

20 40 60 80 100<br />

Increased Did not change Decreased<br />

45<br />

49<br />

61<br />

42<br />

27<br />

8<br />

6<br />

7<br />

28 87<br />

10<br />

5<br />

8<br />

8<br />

4<br />

93<br />

89<br />

94<br />

94<br />

98<br />

96<br />

Percentage of respondents<br />

= Total percentage<br />

Will you continue to buy<br />

more private labels into the recovery?<br />

Die Relevanz der Auseinandersetzung mit Eigenmarken erhöht sich auch deshalb,<br />

weil Konsumenten, die zunächst aus dem Sparmotiv heraus Eigenmarken gek<strong>auf</strong>t<br />

0<br />

31<br />

38<br />

42<br />

42<br />

41<br />

42<br />

45<br />

57<br />

20 40 100<br />

Respondents who agree<br />

or strongly agree (%)<br />

Sources: BCG Consumer Sentiment Survey, March 2010; BCG Consumer Sentiment Barometer, March 2010.<br />

Note: Percentages do not add up to 100 because respondents represent only those who actually purchased private-label products. Europe is defined in<br />

this study as the Big 5 countries in the European Union: France, Germany, Italy, Spain, and the United Kingdom.


Einleitung 15<br />

haben, dies zum Grossteil auch in konjunkturell besseren Zeiten weiterführen möchten<br />

(BCG 2011, S. 18).<br />

Die hohen Wachstumsraten und die zunehmende Beliebtheit der Eigenmarken klingen<br />

positiv für Handelsunternehmen. Obwohl die Konsumenten mehr Eigenmarken<br />

k<strong>auf</strong>en, schaffen es hingegen nur manche Händler, mit Hilfe der Eigenmarken die<br />

Kundenbindung zu erhöhen (Ailawadi/Pauwels/Steenkamp 2008, S. 19). Es besteht<br />

ausserdem die Gefahr eines „Fahrstuhleffekts“. So k<strong>auf</strong>en auch zunehmend Kunden,<br />

die nicht sparen müssen, günstige Eigenmarken. Dies kann grosse negative<br />

Effekte <strong>auf</strong> die Profitabilität eines Händlers haben, da diese Kunden vor Einführung<br />

und Vermarktung der Preiseinstiegslinie vorwiegend Mehrwertprodukte mit höheren<br />

Margen gek<strong>auf</strong>t haben (Steenkamp et al. 2005, S. 96).


16 Einleitung<br />

1.3 Fazit und Problemstellung<br />

Abbildung 8: Spannungsfeld zwischen Konsum und Sparen<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Die Ausführungen haben gezeigt, <strong>das</strong>s sich der Konsument heutzutage zunehmend<br />

in einem Spannungsfeld zwischen Konsum und Sparen befindet. Es gibt vielfältige<br />

Trends, die sich <strong>auf</strong> ein verstärktes Sparbedürfnis auswirken, aber auch Entwicklungen,<br />

die den Wunsch nach Konsum fördern. Hinzu kommen einige Akzeleratoren,<br />

welche <strong>das</strong> Spannungsfeld weiter verschärfen. Hierzu gehören die neuen Konsumund<br />

Sparmöglichkeiten, die sich durch technologische und gesetzliche Veränderungen<br />

ergeben. Ausserdem wirkt sich der Strukturwandel, in Form eines zunehmenden<br />

Verdrängungswettbewerbes etablierter Anbieter und die Discountausweitung, <strong>auf</strong> <strong>das</strong><br />

Spar- und Konsumverhalten aus.<br />

Das Interesse von Marketing-Managern an sparenden Konsumenten war in der Vergangenheit<br />

häufig gering. Dies ist dar<strong>auf</strong> zurückzuführen, <strong>das</strong>s sparende Konsumenten<br />

in der Regel nicht zu den wichtigsten Zielgruppen zählen (Winnett/Thomas 2003).<br />

Daher waren auch die Investitionen in Marktforschungen über sparende Konsumenten<br />

in den vergangenen Jahren um die Jahrtausendwende sehr gering (Curtis 2000,<br />

S. 36f.). Dies erstaunt umso mehr, wenn man berücksichtigt, <strong>das</strong>s allein im Jahr


Einleitung 17<br />

2001 in den USA 32.3 Millionen Menschen als „offiziell arm“ klassifiziert wurden (Hill<br />

2002, S. 209).<br />

Viele Unternehmen sind der Meinung, <strong>das</strong>s es sich nicht lohnt, sich mit sparenden<br />

Konsumenten auseinanderzusetzen, weil diese ohnehin unprofitabel seien (Hamilton/Catteral<br />

2005, S. 627). Dies könnte jedoch gefährlich sein, weil zunehmend mehr<br />

Gründe 5 ein Sparverhalten auslösen. Jedes Unternehmen hat folglich Kunden, die<br />

(zumindest temporär) sparen wollen oder müssen. Werden die Bedürfnisse dieser<br />

Kunden nicht berücksichtigt, besteht die Gefahr <strong>einer</strong> Abwanderung und <strong>das</strong> Unternehmen<br />

verpasst vermutlich die Chance, von <strong>einer</strong> zukünftig grösseren Spendierfreudigkeit<br />

der Kunden zu profitieren.<br />

Insbesondere in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nimmt der Kampf um den Kundenfranken<br />

zu (Grewal et al. 2009, S.1). Die beliebtesten drei Sparmassnahmen von<br />

Konsumenten sind branchenübergreifend der verstärkte K<strong>auf</strong> von Sonderangeboten,<br />

der Gang zum Discounter und der K<strong>auf</strong> von Preiseinstiegslinien beziehungsweise<br />

Eigenmarken (Rudolph/Weber 2010, S. 70). Es ist folglich zum einen die Loyalität<br />

der Konsumenten und zum anderen die Profitabilität von Handelsunternehmen<br />

gefährdet.<br />

Frage: „Angenommen Sie müssten beim nächsten Eink<strong>auf</strong> sparen, wie würden Sie<br />

vorgehen?“<br />

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Abbildung 9: Top 5 Sparverhaltensweisen<br />

Quelle: Eigene Darstellung; Datengrundlage: Rudolph/Weber (2010).<br />

n = 2004<br />

Die Reaktionen von Unternehmen in wirtschaftlich schwachen Zeiten <strong>auf</strong> steigende<br />

Sparbedürfnisse lassen einen doppelt negativen Effekt vermuten. Zum einen sparen<br />

bzw. rationalisieren Unternehmen bei ihren Marketingausgaben und gefährden damit<br />

��������������������������������������������������������<br />

5 Siehe Kapitel 1.1<br />

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18 Einleitung<br />

eine konsistente Profilierung und somit auch ihre strategische Positionierung am<br />

Markt. Auf der anderen Seite reagieren die Unternehmen <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Sparverhalten der<br />

Konsumenten in der Regel mit Preisaktionismus, wodurch häufig erneut ihre Positionierung<br />

verwässert wird, es zu Ergebniseinbrüchen und <strong>einer</strong> zunehmenden Discountausbreitung<br />

kommt. Statt dem Konsumenten eine Orientierung zu geben, verwirren<br />

Unternehmen den Konsumenten und verfallen in Preiskämpfe. 6<br />

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie sich die Unternehmensführung sparenden<br />

Konsumenten gegenüber verhalten soll, um <strong>einer</strong>seits die aus dem strukturellen<br />

Nachfragerückgang entstehenden Probleme möglichst schnell kompensieren zu<br />

können, und um andererseits den erfolgreichen Fortbestand der Unternehmung –<br />

insbesondere gegenüber den Discountern – langfristig zu garantieren. Es muss folglich<br />

gelingen, sowohl den Geschäftswechsel sparender Kunden zu verhindern, als<br />

auch die Profitabilität der konsumfreudigen Konsumenten zu erhalten. Zu diesem<br />

Zweck ist ein besseres Verständnis des Sparverhaltens der Konsumenten unbedingt<br />

erforderlich und es sind angemessene Profilierungsstrategien zu verfolgen.<br />

1.4 Forschungsbedarf zum Sparen<br />

Zentraler Gegenstand der Arbeit ist die theoretische und praktische Analyse des<br />

Verhaltens sparender Konsumenten im Handel. Aus marketingtheoretischer Sicht ist<br />

die Auseinandersetzung mit sparenden Konsumenten relevant, weil die Untersuchung<br />

von <strong>Einfluss</strong>faktoren <strong>auf</strong> <strong>das</strong> K<strong>auf</strong>verhalten ein wesentliches Erkenntnisobjekt<br />

des Marketings darstellt (Foscht/Swoboda 2005, S. 5f.). Obwohl <strong>das</strong> Konsumverhalten<br />

ein interdisziplinäres Feld ist, konzentrieren sich die meisten Untersuchungen<br />

zum Sparen jedoch <strong>auf</strong> die Volkswirtschaftslehre (z.B.Keynes 1936; Dusenberry<br />

1949; Friedman 1957) 7 und die Soziologie (z.B. Klocke 2004; Hill/Stephen 1997;<br />

Caplovitz 1967) 8 .<br />

Die reine Fokussierung <strong>auf</strong> die Untersuchungen der Volkswirtschaftslehre ist jedoch<br />

kritisch zu beurteilen, weil diese von einem rationalen Konsumenten ausgehen. Die<br />

Verhaltensannahmen stellen ein optimales Entscheidungsverhalten dar. Für die Be-<br />

��������������������������������������������������������<br />

6 siehe Kapitel 1.2<br />

7 Für detaillierte Ausführungen zu den Forschungsergebnissen der Volkswirtschaftslehre, siehe Kapitel<br />

3.3.1 und 3.4.1.<br />

8 Für detaillierte Ausführungen zu den Forschungsergebnissen der Soziologie, siehe Kapitel 3.3.3 und<br />

3.4.2.


Einleitung 19<br />

schreibung des tatsächlichem – möglicherweise irrationalem – Verhalten von Konsumenten<br />

sind sie weniger geeignet (Börsch-Supan/Reil-Held/Schunk 2006, S. 14;<br />

Plinke 2000, S. 19f.).<br />

Sowohl die VWL als auch die Soziologie konnten jedoch Sparauslöser, beziehungsweise<br />

differenzierte Sparmotivationen feststellen (z.B. Katona 1975; Canova et al.<br />

2005), welche sich auch <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Konsumverhalten übertragen lassen können. 9 Die<br />

Wirkung der einzelnen Sparmotivationen <strong>auf</strong> <strong>das</strong> konkrete Eink<strong>auf</strong>sverhalten sind<br />

jedoch unbekannt.<br />

Die Soziologie hat sich ferner, insbesondere unter Einbezug der Psychologie, intensiv<br />

mit den psychischen, körperlichen und sozialen Folgen <strong>einer</strong> finanziellen Deprivation<br />

auseinandergesetzt (z.B. Hamilton/Catterall 2005; Hill/Stamey 1990). Es konnte<br />

gezeigt werden, <strong>das</strong>s verarmte Menschen verschiedene emotionale und behavioristische<br />

Bewältigungsstrategien zum Umgang mit ihrer Armut entwickeln (z.B. Ridge<br />

2002; Milanova 1999; Roberts 1991). Dabei beschäftigen sich die Untersuchungen<br />

meist nur mit dauerhaft Deprivierten und Menschen in absoluter Armut, die täglich<br />

um die Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse kämpfen müssen (z.B. Hill 1991). Die<br />

Analyse der Sparauslöser zeigt jedoch, <strong>das</strong>s eine subjektive oder objektive <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

kein Dauerzustand ist, sondern Konsumenten häufig nur temporär (z.B. in<br />

bestimmten Lebens- oder Konjunkturphasen) sparen (z.B. Verwiebe 2010). Darüber<br />

hinaus wurden viele Sparauslöser <strong>auf</strong>gezeigt, die nicht unbedingt zu massiver Armut<br />

führen, sondern „lediglich“ eine Einschränkung in den Konsumausgaben erfordern. 10<br />

Es fehlen aber bisher wissenschaftliche Untersuchungen, welche die emotionalen<br />

und behavioristischen Bewältigungsstrategien <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> von<br />

Konsumenten in Wohlstandsgesellschaften untersuchen, die zwar mit weniger, aber<br />

immer noch genügend Geld zur Befriedigung der Grundbedürfnisse auskommen<br />

müssen. 11 Insbesondere besteht diesbezüglich ein Forschungsdefizit in den konsumrelevanten<br />

Wirkungen finanzieller Deprivation, weil dies kein zentrales Erkenntnisobjekt<br />

innerhalb der Soziologie darstellt.<br />

��������������������������������������������������������<br />

9 Kapitel 3.3 setzt sich mit den vielfältigen Ursachen und Auslösern <strong>einer</strong> Sparmotivation detailliert<br />

auseinander.<br />

10 Kapitel 3.3.4 fasst die vielfältigen Auslöser <strong>einer</strong> dauerhaften und kurzfristigen <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

zusammen.<br />

11 Die bisher identifizierten Bewältigungsstrategien von Menschen in Armut zeigt Kapitel 3.4.2 <strong>auf</strong>.


20 Einleitung<br />

Die K<strong>auf</strong>verhaltensforschung beschränkt sich bisher <strong>auf</strong> die singuläre Untersuchung<br />

einzelner Konsumententypen, welche alle bestimmte Verhaltensweisen<br />

zeigen, mit deren Hilfe ein Konsument Geld sparen kann. Hierzu gehören: der Price<br />

Consciousness Consumer (z.B. Swaminathan/Bawa 2005; Mittal 1994), der Value<br />

Conscious Consumer (z.B. Ailawadi et al. 2001; Lichtenstein/Burton 1993), der Deal<br />

Prone Consumer (z.B. Lichtenstein/Nete-meyer/Burton 1995; Baumgartner/Steenkamp<br />

2001), der Store Brand Prone Consumer (z.B. Burton et al. 1998;<br />

Richardson et al. 1996) , der Smart Shopper (Esser 2002; Mano/Elliot 1997) und der<br />

hybride Konsument. Die ökonomische Ersparnis ist jedoch nicht immer die primäre<br />

Motivation für dieses Verhalten (z.B. Bauer et al. 2005; Schindler 1998). Darüber<br />

hinaus ist es vorstellbar, <strong>das</strong>s ein sparender Konsument Verhaltensweisen der einzel<br />

nen Konsumententypen kombiniert einsetzt: z.B. gleichzeitig Verhaltensaspekte des<br />

Price Conscious, Deal Prone und Store Brand Prone Konsumenten und gegebenenfalls<br />

noch weitere Handlungsweisen, die bisher nicht in den Konstrukten abgedeckt<br />

sind. 12 In der weiteren Forschung wäre es daher sinnvoll, <strong>das</strong> Sparverhalten explizit<br />

und ganzheitlich zu untersuchen. Die Verhaltensweisen der <strong>auf</strong>gezeigten Konsumententypen<br />

(beziehungsweise deren wissenschaftliche Konstrukte) können hierfür<br />

eine sinnvolle Grundlage darstellen.<br />

Die Forschung zu Eigenmarken hat sich intensiv mit der Frage beschäftigt, wie sich<br />

Käufer von Eigenmarken charakterisieren lassen (z.B. Ailawadi/Keller 2002; Garretson<br />

et al. 2002), wann eine Eigenmarke Erfolg hat (z.B.; Erdem et al. 2004; Sethuraman/Cole<br />

1999) und ob Eigenmarken die Loyalität der Kunden erhöhen können<br />

(z.B. Ailawadi/Pauwels/Steenkamp 2008; Steenkamp/Dekimpe 1997). 13 Eigenmarken-Sortimente<br />

wurden in den vergangenen Jahren verstärkt ausgebaut (z.B. Nielsen<br />

2011; Lamey 2007) und auch Konsumenten geben in Marktforschungsstudien an, in<br />

Krisenzeiten mehr Eigenmarken zu k<strong>auf</strong>en (z.B. BCG 2011; Rudolph/Weber 2010).<br />

Es wurde jedoch bisher noch nicht untersucht, welche Einstellung sparende Konsumenten<br />

gegenüber Eigenmarken haben, ob sich diese Einstellung eventuell mit<br />

zunehmendem Spardruck ändert und unter welchen Vorrausetzungen eine Eigenmarke<br />

im Umgang mit sparenden Konsumenten Erfolg hat und die Abwanderung<br />

zu Discountanbietern verhindern kann.<br />

��������������������������������������������������������<br />

12 Die Bedeutungen und Verhaltensweisen der genannten Konsumententypen aus der K<strong>auf</strong>verhaltens-<br />

forschung werden in Kapitel 3.4.3 erläutert.<br />

13 In Kapitel 3.4.3 werden ausgewählte Erkenntnisse zur relevanten Eigenmarkenforschung vorge-<br />

stellt.


Einleitung 21<br />

Es existieren eine Reihe von Marktforschungsstudien bekannter Institute (z.B. Gfk<br />

2009; Nielsen 2009c) und Unternehmensberatungen (z.B. McKinsey 2009a; BCG<br />

2009) zum Verhalten sparender Konsumenten. Die Auswahl der Statements und die<br />

Erhebungsmethoden erscheinen jedoch sehr pragmatisch. Bis heute fehlen theoriebasierte<br />

Untersuchungen, welche auch kognitive und affektive Faktoren betrachten.<br />

Das „life status change“ Model von Andreasen (1984) bietet hierfür eine gute<br />

Grundlage. Die finanzielle Deprivation ist jedoch nur <strong>einer</strong> von vielen Aspekten, welche<br />

er und andere Autoren <strong>auf</strong> Basis des Models untersuchen. 14 Zudem werden die<br />

Auswirkungen <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Konsumverhalten nur oberflächlich betrachtet (Andreasen<br />

1984, S. 789; Mathur et al. 2008, S. 243; Mathur et al. 2003, S. 138). Insbesondere<br />

<strong>das</strong> veränderte K<strong>auf</strong>verhalten in einzelnen Güterklassen und die konkrete Produktwahl<br />

sind defizitär in der bisherigen Forschung behandelt.<br />

Insgesamt fehlt es an ganzheitlicher und umfassender Literatur, welche die Erkenntnisse<br />

der einzelnen Forschungsdisziplinen unter der Marketing-Perspektive wissenschaftlich<br />

und kritisch miteinander kombiniert.<br />

Hierbei erscheint die Entwicklung von allgemeingültigen Normstrategien – im Sinne<br />

<strong>einer</strong> rein positivistischen Forschung – wenig sinnvoll. Das Konsumentenverhalten<br />

ist zu komplex, um es in universellen wenn-dann-Kausalketten ausdrücken zu können.<br />

<strong>Der</strong> primäre Erkenntnisbeitrag weiterer Forschungsarbeiten sollte folglich in einem<br />

besseren, fundierten Verständnis des Sparverhaltens von Konsumenten im Einzelhandel<br />

liegen.<br />

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14 Eine Zusammenfassung des „life status models“ und relevanter Untersuchungen wird in Kapitel<br />

3.4.3 dargelegt.


22 Einleitung<br />

2. Zielsetzung und Aufbau der Arbeit<br />

2.1 Zielsetzung und forschungsleitende Fragestellungen<br />

Ein marktorientiertes Unternehmen kann es sich heutzutage nicht mehr leisten, die<br />

Bedürfnisse und Probleme <strong>einer</strong> wachsenden Konsumentengruppe und äusserst heterogenen<br />

Konsumentengruppe der Sparer zu vernachlässigen.<br />

Ziel dieser Arbeit ist es, <strong>das</strong> Sparverhalten der Konsumenten im Einzelhandel zu beschreiben,<br />

mit Hilfe bestehender Theorien Erklärungen für <strong>das</strong> Verhalten zu finden<br />

und Wirkungszusammenhänge <strong>auf</strong>zudecken sowie dar<strong>auf</strong> <strong>auf</strong>bauend Handlungsimplikationen<br />

für Handelsunternehmen abzuleiten.<br />

Konkret geht es darum zu untersuchen, wie Konsumenten <strong>auf</strong> emotionaler Ebene mit<br />

finanziellen Einbussen umgehen und welche konsumrelevanten Einstellungsveränderungen<br />

dies mit sich zieht. Zum anderen geht es darum, <strong>das</strong> konkrete Verhalten von<br />

sparenden Konsumenten im Detailhandel zu analysieren und herauszufinden, durch<br />

welche Faktoren dieses Verhalten beeinflusst wird. Insbesondere gilt es dabei, die<br />

Rolle von Eigenmarken im Kontext des Sparens näher zu beleuchten, weil die Umsätze<br />

mit Eigenmarken generell und besonders in Rezessionen stark anwachsen<br />

(z.B. Nielsen 2011) und die Handelsunternehmen ihre Eigenmarkenportfolio zunehmend<br />

ausbauen (Kumar/Steenkamp 2007, S. 4f.). Hinzu kommen die <strong>auf</strong>gezeigten<br />

Forschungslücken 15 in Zusammenhang mit Eigenmarken und sparenden Konsumenten.<br />

Auch Faktoren (Moderatoren), welche die Wirkung <strong>einer</strong> Sparmotivation <strong>auf</strong> <strong>das</strong><br />

Eink<strong>auf</strong>sverhalten abschwächen oder verstärken, erscheinen für Wissenschaft und<br />

Praxis relevant und sind in der vorliegenden Forschungsarbeit integriert. Möglicherweise<br />

lassen sich Muster in Einstellungen und Verhalten von Sparern erkennen, aus<br />

denen sich Profilierungshinweise ableiten lassen (Wendt 2010, S. 5).<br />

��������������������������������������������������������<br />

15 Siehe Kapitel 3.


Einleitung 23<br />

Um die dargestellte Zielsetzung zu erreichen und die <strong>auf</strong>gezeigten Forschungslücken<br />

zu adressieren, sind folgende drei Forschungsfragen zu beantworten:<br />

Forschungsfrage 1:<br />

Wie wirkt sich eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Eink<strong>auf</strong>sverhalten aus? Insbesondere<br />

<strong>auf</strong>…<br />

… die Produktbedürfnisse und die Einstellung zu Geld, Konsum und Preisen?<br />

… die Einstellung zu Handels- und Herstellermarken und Discountern?<br />

… die Eink<strong>auf</strong>sstätten- und Produktwahl?<br />

Forschungsfrage 2:<br />

Variiert der <strong>Einfluss</strong> der <strong>Sparnotwendigkeit</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Eink<strong>auf</strong>sverhalten in<br />

... Abhängigkeit der Produktgüterklasse (täglicher Bedarf, besonderes Bedarfsgut)?<br />

… Abhängigkeit des wahrgenommenen Risikos und des Produkt-Involvements?<br />

… Abhängigkeit des wahrgenommenen ex ante Loyalität, des Zeitdrucks und des<br />

Alters?<br />

… Abhängigkeit des ex ante Einkommens und des erwarteten Einkommens?<br />

… Abhängigkeit des ex ante Einkommens und der Sparneigung?<br />

Forschungsfrage 3:<br />

Welche Implikationen lassen sich aus den generierten Ergebnissen für <strong>das</strong><br />

CRM und <strong>das</strong> Sortimentsmanagement unter Berücksichtigung der Profilierung<br />

ableiten?<br />

<strong>Der</strong> wissenschaftliche Neuigkeitsgehalt liegt dabei in fünf Punkten:<br />

Es werden erstmals theoriebasiert die Bewältigungsstrategien eines Konsumenten,<br />

der mit <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> konfrontiert wird, im Handel detailliert analysiert.<br />

Hierzu gehören sowohl emotionale als behavioristische Auswirkungen der<br />

<strong>Sparnotwendigkeit</strong>. Bisherige Untersuchungen beziehen sich primär <strong>auf</strong> die soziologische<br />

Armutsforschung und betrachten konsumrelevante Aspekte nur am Rande.<br />

Auch beschränkt sich die vorliegende Untersuchung nicht <strong>auf</strong> Menschen in massiver<br />

und dauerhafter Armut. Mathur et al. 2008 fordern explizit eine solche theoriebasierte<br />

wissenschaftliche Verhaltensuntersuchung von Menschen, die mit Ereignissen, wie<br />

einem erheblichen Einkommensverlust, konfrontiert werden (Mathur et al. 2008, S.<br />

244).


24 Einleitung<br />

Sparende Konsumenten werden erstmals ganzheitlich betrachtet. Hierzu werden<br />

alle relevanten bestehenden Konstrukte (z.B. Price Consciousness, Deal Proneness,<br />

Smart Shopping etc.), welche theoretisch in Zusammenhang mit einem Sparverhalten<br />

stehen, in die Untersuchung integriert. Es findet somit eine Synthese bestehender<br />

Forschungsergebnisse statt.<br />

<strong>Der</strong> gesamte Eink<strong>auf</strong>sprozess (Informationsphase, Organisation des Eink<strong>auf</strong>s, Geschäftsstätten-<br />

und Produktwahl) wird betrachtet. Untersuchungen zum hybriden Einkäufer<br />

verweisen <strong>auf</strong> die Relevanz von Moderatoren, um die Entscheidung zwischen<br />

einem Billig- und einem Teuerk<strong>auf</strong> zu erklären (Schmalen/Lang 1998, S. 5). Es werden<br />

daher auch erstmals Moderatoren (Produktgüterklasse, wahrgenommenes Risiko,<br />

Involvement, soziodemographische Faktoren, Profilierung des Händlers) in die<br />

Untersuchung des allgemeinen Sparverhaltens integriert, welche differenzierte Aussagen<br />

und konkrete Implikationen ermöglichen.<br />

Es findet erstmals eine zielgruppenspezifische Betrachtung von Eigenmarken im<br />

Sparkontext statt. Eigenmarken und insbesondere Preiseinstiegsmarken richten sich<br />

in der Regel an Konsumenten mit Sparabsichten (Kumar/Steenkamp 2007, S. 29f.).<br />

Bisher wurden Eigenmarken jedoch nur in Zusammenhang mit der Wirkung <strong>auf</strong> den<br />

Durchschnittskunden oder Price und Value Conscious Konsumenten untersucht (z.B.<br />

Ailawadi et al. 2001; Geyskens et al. 2010). In der vorliegenden Untersuchung wird<br />

die Zielgruppe mit der Integration aller Konsumenten, welche Sparabsichten haben,<br />

breiter erfasst. Parallel findet eine Betrachtung der Konsumenten statt, die nicht sparen<br />

wollen. Insgesamt spiegeln die Probanden in der vorliegenden Untersuchung<br />

somit eine realistischere Abbildung des Kundenmixes in <strong>einer</strong> Verk<strong>auf</strong>sstelle<br />

wieder.<br />

Die methodische Herangehensweise in der Analyse des konsumrelevanten Verhaltens<br />

von Sparern ist neu. Forschungsarbeiten zu Auswirkungen <strong>einer</strong> finanziellen<br />

Deprivation basieren häufig <strong>auf</strong> einem qualitativen Design, z.B. problemzentriete Einzelinterviews<br />

(Wendt 2010). In der vorliegenden Untersuchung wird ein quantitativer<br />

Ansatz verwendet. Bei bisherigen quantitativen Analysen, welche <strong>auf</strong> dem life status<br />

change Model <strong>auf</strong>bauen (z.B. Andreasen 1984; Mathur/Moschis/Lee 2003;<br />

Mathur/Moschis/Lee 2008), wird die finanzielle Deprivation nur als <strong>einer</strong> von vielen<br />

Aspekten betrachtet. Zudem fragen die Autoren Einkommensschwierigkeiten direkt<br />

ab. Dies ist kritisch zu beurteilen, weil Fragen zu Vermögensverhältnissen in Fragebögen<br />

oft nicht wahrheitsgemäss angegeben werden (Böhler 2004, S. 119). Die sozialwissenschaftliche<br />

Forschung konnte ausserdem nachweisen, <strong>das</strong>s sich viele


Einleitung 25<br />

Menschen für ihre finanziellen Schwierigkeiten schämen und sie vor anderen Menschen<br />

verheimlichen wollen (Hill/Stephen 1997, S. 34; Bauman 2005, S. 37f.). Auch<br />

dies spricht gegen ein direktes Abfragen der Deprivation im Fragebogen. Die vorliegende<br />

Untersuchung verwendet erstmals einen Experimental<strong>auf</strong>bau, um einen fiktiven,<br />

aber dennoch realistischen Einkommensrückgang zu simulieren. 16 Solche Experimente<br />

mit manipuliertem Einkommen sind bis anhin nur in der behavioral economics<br />

Forschung bekannt (Karlsson et al. 1999).<br />

Wichtige Hinweise zum Umgang mit sparenden Konsumenten erhält ausserdem die<br />

Handelspraxis. So können Handlungsimplikationen für viele zentrale Profilierungsinstrumente,<br />

wie <strong>das</strong> Sortiments-, Marktbearbeitungs- und Preismanagement, im Umgang<br />

mit sparenden Konsumenten abgeleitet werden. Weitere Hinweise für Handelsunternehmen<br />

folgen zur Relevanz von Hersteller- und Handelsmarken sowie zum<br />

Einsatz von Aktionen und Werbung. Das Untersuchungsdesign ermöglicht ferner<br />

Marktsimulationen. So kann <strong>das</strong> erwartete Produktwahlverhalten unter Berücksichtigung<br />

vieler Faktoren (wie z.B. variierender Preise, Kommunikationshinweise, Profilierung<br />

des Händlers) errechnet werden. Durch die Integration von individuelle Produktund<br />

Aktionsmargen sind ausserdem Aussagen zur Profitabilität der Brand Management<br />

Aktivitäten möglich.<br />

2.2 Abgrenzungen des Analysegegenstands<br />

Die bisherigen Ausführungen haben gezeigt, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Sparverhalten ein interdisziplinäres<br />

Forschungsfeld darstellt. Für die vorliegende Untersuchung wird der Schwerpunkt<br />

<strong>auf</strong> die Konsumverhaltensforschung gewählt. Sozialpolitische Diskussionen<br />

und volkswirtschaftliche Konsequenzen von sparenden Konsumenten werden daher<br />

vernachlässigt. Die Forschungsergebnisse der anderen Disziplinen werden zwar in<br />

die Überlegungen und zur Ableitung von Hypothesen integriert, doch stehen <strong>das</strong><br />

Konsum- und Produktwahlverhalten im Zentrum der Untersuchung.<br />

Ausserdem konzentriert sich die Analyse <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Konsumentenverhalten im Schweizer<br />

Detailhandel 17 . <strong>Der</strong> Detailhandel wurde gewählt, weil dort eine direkte Interaktion<br />

zwischen (sparenden) Kunden und Einzelunternehmung stattfindet, wobei<br />

mehr als die vier klassischen Marketinginstrumente einzusetzen sind. Mit seinem<br />

��������������������������������������������������������<br />

16 Siehe die Beschreibungen zum Experimental<strong>auf</strong>bau in Kapitel 11.<br />

17 In der Schweiz wird der Einzelhandel als Detailhandel bezeichnet.


26 Einleitung<br />

Sortimentsmix spricht er in der Regel verschiedene Zielgruppen an (Rudolph 1999,<br />

S. 56). Als wesentliches Charakteristikum weist der Handel eine starke Orientierung<br />

am Endkonsumenten <strong>auf</strong>. Als sogenannter „Gatekeeper“ entscheidet der<br />

Handel, welche Produkte der Hersteller er in seinen Verk<strong>auf</strong>sstellen anbietet (Rudolph<br />

2009, S. 125; Mattmüller/Tunder 2004, S. 85f.). Zudem gewinnen im Sparkontext<br />

Eigenmarken des Handels (BCG 2011, S. 18; Rudolph/Weber 2010, S. 70ff.;<br />

Kumar/Steenkamp 2007, S. 29) und Sonderaktionen (Gfk 2011; KPMG 2009, S. 12f.;<br />

Rudolph/Schweizer 2005, S: 20f.) an Relevanz. <strong>Der</strong> Handel besitzt die sortimentsund<br />

preispolitische Hoheit und ist, wie die einleitenden Ausführungen gezeigt haben,<br />

gezwungen, sich mit dem Verhalten sparender Konsumenten auseinanderzusetzen,<br />

um mit angemessenen Profilierungsstrategien reagieren zu können.<br />

Sparen wird im Kontext dieser Untersuchung nicht mit (Vermögens-)sparen <strong>auf</strong> einem<br />

Konto gleichgesetzt. Unter Sparen wird der allgemeine Wunsch oder die Notwendigkeit<br />

verstanden, die eigenen Konsumausgaben zu rationalisieren. 18 Die<br />

Fragen danach welche, wie und warum bestimmte Verhaltensweisen gezeigt werden<br />

sind Gegenstand dieser Arbeit.<br />

Das Konsumentenverhalten ist in den einzelnen Detailhandelsbranchen sehr unterschiedlich<br />

ausgeprägt. Dies ist zum einen <strong>auf</strong> ein unterschiedliches Involvement und<br />

Risikoempfinden der Konsumenten mit bestimmten Gütern zurückzuführen (Voss et<br />

al. 2003, S. 310; Traylor/Joseph 1984, S. 65;), aber zum anderen begründen auch<br />

güterspezifische Charakteristika ein unterschiedliches K<strong>auf</strong>verhalten (Coulter/Price/Feick<br />

2003, S. 151). So erfordert der K<strong>auf</strong> von Gebrauchsgütern in der Regel<br />

einen anderen emotionalen, kognitiven, zeitlichen und finanziellen Aufwand, als<br />

der oftmals habitualisierte Eink<strong>auf</strong> von Gütern des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel<br />

(Fernie/Fernie/Moore 2004, S. 250; Kotler/Bliemel 2001, S. 721). Auch Eigenmarken,<br />

welche einen zentralen Analysegegenstand dieser Untersuchung darstellen,<br />

haben in den einzelnen Branchen eine sehr unterschiedliche Relevanz (Rudolph/Weber<br />

2011a, S. 42). Das Sparverhalten in nur <strong>einer</strong> Branche zu analysieren<br />

könnte daher zu falschen und vor allem zu nicht verallgemeinbaren Schlüssen führen.<br />

��������������������������������������������������������<br />

18 Siehe auch die Abgrenzung des Begriffsverständnisses von dem volkswirtschaftlichen Begriff in<br />

Kapitel 3.1.


Einleitung 27<br />

Für die vorliegende Arbeit wurde die Lebensmittel- und Bekleidungsdetailhandelsbranche<br />

gewählt. Folgende Vorteile und Gründe lassen sich hierfür anführen:<br />

<strong>Der</strong> Lebensmitteldetailhandel ist eine typische Untersuchungsbranche für sogenannte<br />

convenience goods. Dabei handelt es sich um Güter des täglichen Bedarfs, welche<br />

wenig Erklärung bedürfen, ohne grossen Beschaffungs<strong>auf</strong>wand (Informationen,<br />

Preisvergleiche etc.) und stark habitualisiert gek<strong>auf</strong>t werden (Foscht/Swoboda 2005,<br />

S. 19). Interessant ist im Sparkontext, ob der Beschaffungs<strong>auf</strong>wand für diese geringen<br />

monetären Einzelwerte erhöht und bestehende (habitualisierte) Verhaltensangewohnheiten<br />

<strong>auf</strong>gebrochen werden.<br />

<strong>Der</strong> Bekleidungsdetailhandel ist eine typische Untersuchungsbranche für sogenannte<br />

shopping goods 19 . Dabei handelt es sich um Gebrauchsgüter, die erklärungsbedürftig<br />

sind und für deren K<strong>auf</strong> die Konsumenten in der Regel einen höheren finanziellen<br />

und organisatorischen Beschaffungss<strong>auf</strong>wand (Informationen, Vergleichsprozesse)<br />

investieren (Kreller 2000, S. 200). Interessant ist in diesem Zusammenhang, ob und<br />

unter welchen Bedingungen und Vorrausetzungen <strong>auf</strong> den K<strong>auf</strong> verzichtet wird oder<br />

mit welchen Verhaltensweisen der Konsument versucht zu sparen.<br />

Darüber hinaus spielen Marken und Emotionen eine grosse Rolle in der Bekleidungsbranche.<br />

Kleidung hat in Wohlstandsgesellschaften einen symbolischen Charakter<br />

und steht für Erfolg, Geschmack, Modernität, Luxus und die Zugehörigkeit zu<br />

<strong>einer</strong> sozialen Klasse (Ahlert et al. 2009, S. 53f.). Interessant ist daher, wie ein Konsument,<br />

der sparen muss, mit dem symbolhaltige Charakter des Bekleidungsk<strong>auf</strong>es<br />

umgeht. Die Armutsforschung weist beispielsweise dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s bei sichtbaren<br />

Gegenständen versucht wird, die Armut zu verstecken (Goffmann 1998, S. 59).<br />

Mit der parallelen Untersuchung von Gütern des täglichen Bedarfs und Gebrauchsgütern<br />

sind statistische Vergleiche in den Bewältigungsstrategien möglich. Somit<br />

sind die Ergebnisse zum Sparverhalten besser verallgemeinbar beziehungsweise<br />

differenzierter darzustellen und werden dem Anspruch an eine ganzheitlichere Betrachtung<br />

des Sparverhaltens gerecht.<br />

��������������������������������������������������������<br />

19 Shopping goods sind von sogenannten specialty goods abzugrenzen. Diese werden nur sehr selten<br />

gek<strong>auf</strong>t und erfordern hohen finanziellen Aufwand, z.B. Autos (Foscht/Swoboda 2005, S. 19). Konsumenten<br />

investieren <strong>auf</strong>grund des hohen finanziellen Ressourcen<strong>auf</strong>wands, auch wenn keine <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

besteht, ohnehin viel Zeit und Mühe bei der Produktwahl. Auch ist davon auszugehen,<br />

<strong>das</strong>s der K<strong>auf</strong> von sehr teuren Gütern von Konsumenten, die sparen müssen, <strong>auf</strong>geschoben wird.<br />

Erschwerend kommt hinzu, <strong>das</strong>s specialty goods sehr selten gek<strong>auf</strong>t werden. Es ist daher schwierig<br />

für zufällig ausgewählte Probanden, sich in die K<strong>auf</strong>situation hineinzuversetzen. Es wird daher <strong>auf</strong><br />

eine Analyse des Sparverhaltens bei specialty goods verzichtet.


28 Einleitung<br />

Lebensmittel und Bekleidung unterliegen <strong>einer</strong> starken Varianz im subjektiv empfundenen<br />

Risiko und Involvement (Rudolph et al. 2008, S. 21; Coulter/Price/Feick<br />

2003, S. 151). So gibt es beispielsweise Konsumenten, denen der Modeienk<strong>auf</strong> sehr<br />

wichtig ist und die <strong>auf</strong> Grund vielfältiger Lebensmittelskandale bewusst bei der Produktauswahl<br />

im Supermarkt vorgehen, während andere den K<strong>auf</strong>entscheidungen<br />

relativ indifferent gegenüberstehen. Mit der Auswahl dieser Branchen sind somit differenziertere<br />

Aussagen möglich (durch die Integration von Involvement und Risiko<br />

als Moderatoren)<br />

Lebensmittel und Kleidung machen den grössten Teil der Konsumausgaben privater<br />

Haushalte aus (Bundesamt für Statistik 2011b). Die Auseinandersetzung mit<br />

diesen beiden Branchen hat daher eine grosse gesamtwirtschaftliche Bedeutung und<br />

Relevanz.<br />

Konsumenten geben europaweit in Marktforschungsstudien an, <strong>das</strong>s sie in wirtschaftlich<br />

schwachen Zeiten in den Bereichen Kleidung und Lebensmittel am<br />

meisten Geld sparen wollen (McKinsey 2009a; Nielsen 2009c). Es erscheint daher<br />

umso interessanter, wie die Konsumenten dieses Sparbedürfnis in den beiden Branchen<br />

befriedigen.<br />

Eigenmarken sind in beiden Branchen sehr stark vertreten (Rudolph/Weber 2011a,<br />

S.42). Eine Untersuchung im Elektronikdetailhandel wäre beispielsweise für die vorliegende<br />

Zielsetzung ein kritischer Analysegegenstand, weil Eigenmarken dort sehr<br />

wenig bekannt und vertreten sind. MediaMarktSaturn hat z.B. erst Ende 2010 eine<br />

Eigenmarkenstrategie gestartet (Spiegel 2010).<br />

Wissenschaftliche Untersuchungen zu Eigenmarken werden hauptsächlich in diesen<br />

beiden Branchen unternommen (z.B. Sprott/Shimp 2004; D�Astous/Saint-Louis 2005;<br />

Liljander et al. 2009).<br />

Konsumenten sind mit dem Eink<strong>auf</strong> von Lebensmitteln und Bekleidung vertraut.<br />

Jeder Konsument hat die K<strong>auf</strong>prozesse schon häufig durchl<strong>auf</strong>en (Validität). Zufällig<br />

ausgewählte Probanden können sich während der Befragung folglich gut in den K<strong>auf</strong><br />

hineinversetzen und realistische Antworten geben (Hardwig 2008, S.76f.).


Einleitung 29<br />

2.3 Forschungsmethodik<br />

Die vorliegende Untersuchung ist im Bereich der betriebswirtschaftlichen Forschung<br />

anzusiedeln. Sie lässt sich innerhalb der Realwissenschaften einordnen, da reale<br />

Sachverhalte den primären Analysegegenstand darstellen. In diesem Fall geht es um<br />

die Wirkung <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> reale K<strong>auf</strong>verhalten. 20<br />

Schwerpunkt dieser Arbeit bildet die Analyse des Konsumentenverhaltens, <strong>das</strong> einen<br />

Teil der Marketingwissenschaft darstellt und sich als eigenständige wissenschaftliche<br />

Disziplin entwickelt hat. Diese ist wiederum sehr stark mit anderen Wissenschaften,<br />

insbesondere der Psychologie, vernetzt (Trommsdorff 2002, S. 18f.). Auch für die<br />

vorliegende Arbeit wird <strong>auf</strong> Ergebnisse und Theorien aus der Psychologie und der<br />

Soziologie zurückgegriffen und diese <strong>auf</strong> den Marketing-Kontext übertragen. Auch<br />

sollen Hinweise für <strong>das</strong> Management, im Besonderen für <strong>das</strong> Handelsmanagement,<br />

geniert werden.<br />

Zur Beantwortung der vorliegenden Forschungsfragen wurde ein quantitativer Ansatz<br />

gewählt. Ein qualitativer Ansatz wäre an dieser Stelle kritisch zu beurteilen, weil es in<br />

der Zielsetzung um die Beantwortung von Fragen zur Stärke eines <strong>Einfluss</strong>es geht.<br />

Darüber hinaus wird ein deduktives Verfahren angewendet. Es werden zunächst <strong>auf</strong><br />

Basis von bestehenden Theorien Hypothesen abgeleitet und diese dann mit statistischen<br />

Verfahren getestet.<br />

In der vorliegenden Untersuchung werden Experimente als zentrale Analysemethode<br />

verwendet. Ein Teil der Probanden wird mit einem Stimulus in Form <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

konfrontiert, der andere Teil erhält diesen Stimulus nicht. Als abhängige<br />

Variablen werden verschiedene emotionale und behavioristischen Konstrukte des<br />

K<strong>auf</strong>verhaltens verwendet. Darüber hinaus wird ein Teil der Probanden in den Kontext<br />

des Lebensmittelk<strong>auf</strong>s und ein anderer Teil in den Kontext des Bekleidungsk<strong>auf</strong>s<br />

versetzt. Es ergeben sich folglich insgesamt 4 Versuchsgruppen. 21 Bei den gewählten<br />

Erhebungsmethoden handelt es sich um einen standardisierten Online-<br />

Fragebogen und die Simulation <strong>einer</strong> realen K<strong>auf</strong>entscheidung mit Hilfe eines<br />

Choice-Based-Conjoint-Verfahrens.<br />

��������������������������������������������������������<br />

20 Für eine vertiefende Diskussion zu Realwissenschaften und deren Abgrenzung zu Formalwissen-<br />

schaften, siehe: Chalmers (2001).<br />

21 siehe auch die Ausführungen zum Experimental<strong>auf</strong>bau in Kapitel 11.


30 Einleitung<br />

Die Daten werden in Abhängigkeit der Forschungsfragen statistisch analysiert. Dabei<br />

kommen primär Varianzanalysen in Form von ANOVAS, MANOVAS, Logit- sowie<br />

Hierarchial-Bayes Modelle zum Einsatz. Diese werden an entsprechender Stelle der<br />

Untersuchung erläutert.


Einleitung 31<br />

2.4 Aufbau der Arbeit<br />

Teil A dieser Arbeit hat die aktuelle Relevanz der Sparthematik und die Reaktionen<br />

im Handelsmanagement <strong>auf</strong> sparende Konsumenten verdeutlicht (Relevance). Auf<br />

Basis dessen wurde eine Problemstellung entwickelt und der diesbezügliche Forschungsbedarf<br />

<strong>auf</strong>gezeigt (Rigour). Daraus wurden eine Zielsetzung und konkrete<br />

Forschungsfragen abgeleitet. Abbildung 10 zeigt den Aufbau der Untersuchung.<br />

In Teil B gilt es, die Wirkungszusammenhänge zwischen Sparstimulus und Eink<strong>auf</strong>sverhalten<br />

zu konzeptionalisieren. Da <strong>das</strong> Sparverhalten ein interdisziplinäres Forschungsfeld<br />

darstellt, muss der Begriff des „Sparens“ zunächst inhaltlich abgegrenzt<br />

werden. Die Hypothesen der empirischen Untersuchung bauen <strong>auf</strong> den bestehenden<br />

Erkenntnissen zum Sparverhalten <strong>auf</strong>. Es werden die relevanten Grundlagen und<br />

Untersuchungen zu den Ursachen und dem Ausmass <strong>einer</strong> Sparmotivation sowie zu<br />

den emotionalen und behavioralen Auswirkungen vorgestellt. Daran schliesst sich ein<br />

Kapitel zu den konzeptionellen Grundlagen an. Konkret geht es hierbei um Eigenmarken<br />

und die Profilierung eines Handelsunternehmens, weil diese Teil des Analysegegenstands<br />

sind. Die Zielsetzung der Untersuchung beinhaltet eine Auseinandersetzung<br />

mit dem Produktwahlverhalten von sparenden Konsumenten. Diesbezüglich<br />

relevante theoretische Ansätze werden identifiziert. Die Stresstheorie wird als besonders<br />

geeigneter konzeptioneller Bezugsrahmen für Konsumenten, welche mit <strong>einer</strong><br />

<strong>Sparnotwendigkeit</strong> konfrontiert werden, herausgearbeitet. Es folgt eine Übertragung<br />

der Theorie <strong>auf</strong> die vorliegende Problemstellung. Auf Basis dessen werden die Hypothesen<br />

zu der Wirkung eines Sparstimulus <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Eink<strong>auf</strong>sverhalten abgeleitet und<br />

die abhängigen wissenschaftlichen Konstrukte operationalisiert. Da davon auszugehen<br />

ist, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Eink<strong>auf</strong>sverhalten nicht ausschliesslich nur vom Sparstimulus abhängt,<br />

werden relevante Moderatoren identifiziert, operationalisiert und entsprechende<br />

Hypothesen formuliert.<br />

Teil C beinhaltet die empirische Analyse. Nach einleitendenden Bemerkungen zu<br />

den Güterkriterien und den Grundlagen aus der experimentellen Forschung, wird der<br />

Aufbau des Experiments erläutert. Danach werden die Ergebnisse des Experiments<br />

vorgestellt. Hierzu gilt es in einem ersten Schritt mit Hilfe von Faktorenanalysen die<br />

erhobenen Statements zu verdichten und anschliessend die <strong>auf</strong>gestellten Hypothesen<br />

statistisch zu überprüfen. Hierbei kommen insbesondere die Varianz und ein Lo-


32 Einleitung<br />

git-Modell zum Einsatz. Die Moderatoren werden mit Hilfe von Kovarianzanalysen<br />

untersucht.<br />

In Teil D werden Handlungsimplikationen aus den gewonnenen Erkenntnissen abgeleitet.<br />

Hierzu wird ein Konzept zur profilorientierten Integration des Sparers in die Unternehmensaktivitäten<br />

entwickelt. Dieser wird <strong>auf</strong> Basis der vorliegenden Daten und<br />

Praxisbeispielen illustriert. Eine Clusteranalyse und eine Diskriminanzanalyse identifizieren<br />

vier verschiedene Sparertypen. Das Verk<strong>auf</strong>sstellenprofil und ein konzipiertes<br />

Markenwertprofil unterstützen <strong>das</strong> Management bei der Selektion von attraktiven<br />

und strategiekonformen Sparergruppen. Ein Katalog von über 20 Massnahmen im<br />

Umgang mit sparenden Konsumenten rundet den Implikationsteil ab.<br />

Teil E fasst die zentralen Ergebnisse der Untersuchung zusammen, weist <strong>auf</strong> Limitationen<br />

hin und gibt einen Ausblick <strong>auf</strong> weiteren Forschungsbedarf im Sparkontext.


Einleitung 33<br />

TEIL A: EINLEITUNG<br />

Kapitel 1<br />

Problemstellung und Forschungsbedarf<br />

Kapitel 2<br />

Zielsetzung und Aufbau der Arbeit<br />

TEIL B: KONZEPTIONALISIERUNG DER WIRKUNGSZUSAMMENHÄNGE ZWISCHEN<br />

SPARSTIMULUS UND EINKAUFSVERHALTEN<br />

Kapitel 3+4+5<br />

Konzeptionelle und theoretische Grundlagen<br />

Kapitel 6+7+8<br />

Konzeptionelles Rahmenmodell und Hypothesen<br />

TEIL C: EMPIRISCHE ANALYSE DES EINFLUSSES EINER SPARNOTWENDIGKEIT AUF DAS<br />

EINKAUFSVERHALTEN<br />

Kapitel 9+10<br />

Experimental<strong>auf</strong>bau im Rahmen der Arbeit<br />

TEIL D: MANAGEMENTIMPLIKATIONEN<br />

Kapitel 12<br />

Relevanz und Funktionen der Profilierung im<br />

Umgang mit sparenden Konsumenten<br />

TEIL E: ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK<br />

Abbildung 10: Aufbau der Arbeit<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Kapitel 11<br />

Ergebnisse der Experimente<br />

Kapitel 13<br />

Das Stufenkonzept zur profilorientierten Integra-<br />

tion des Sparers in die Unternehmensaktivitäten


34 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

TEIL B: KONZEPTIONALISIERUNG DER WIRKUNGSZUSAMMENHÄNGE ZWISCHEN<br />

SPARSTIMULUS UND EINKAUFSVERHALTEN<br />

3. Stand der Forschung und Forschungsbedarf<br />

Die nachfolgenden Abschnitte geben einen vertieften Überblick über den Stand der<br />

Forschung zu sparenden Konsumenten und zeigen dar<strong>auf</strong> <strong>auf</strong>bauend die adressierte<br />

Forschungslücke <strong>auf</strong>. Dabei wird zunächst <strong>das</strong> Begriffsverständnis von Sparen für<br />

die vorliegende Arbeit abgegrenzt, weil der Begriff in einzelnen Forschungsarbeiten<br />

unterschiedlich <strong>auf</strong>gefasst wird.<br />

3.1 Begriffsverständnis von Sparen<br />

Unter dem Sparen wird allgemein die Differenz zwischen Einkommen und Konsumausgaben<br />

verstanden beziehungsweise der „Verzicht <strong>auf</strong> die Verwendung eines Teils<br />

des verfügbaren Einkommens für den Konsum“ (Müller/Escherle/Kaplan/Neuburger<br />

2004, S. 346). Dieses Begriffsverständnis knüpft an der volkswirtschaftlichen Haushaltstheorie<br />

an und ermittelt die Ersparnis als eine Residualgrösse. Bezüglich der<br />

privaten Haushalte gibt es verschiedene Erklärungen und empirische Untersuchungen<br />

zur Ersparnishöhe und -entwicklung, sowie deren <strong>Einfluss</strong>faktoren, die sich grob<br />

in rein ökonomische und nicht rein ökonomische unterscheiden lassen (einen Überblick<br />

zu den existierenden Theorien geben Blümle 1985 oder Wärneryd 1989).<br />

In dieser Forschungsarbeit wird <strong>das</strong> volkswirtschaftlich geprägte Verständnis vom<br />

„Sparen“ erweitert und <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Verhalten der Wirtschaftssubjekte im Einzelhandel<br />

übertragen. Sparen bezieht sich in diesem Zusammenhang nicht unbedingt mit dem<br />

Aufbau <strong>einer</strong> Ersparnis (z.B. <strong>auf</strong> einem Bankkonto), sondern ist mit <strong>einer</strong> Reduktion<br />

beziehungsweise <strong>einer</strong> Rationalisierung der Konsumausgaben im Einzelhandel<br />

verbunden. Wenn beispielsweise ein Haushalt mit <strong>einer</strong> Einkommensreduktion konfrontiert<br />

wird, muss er, sofern er keine Ersparnisse hat, die er <strong>auf</strong>lösen kann, seinen<br />

Konsum in bestimmten Bereichen einschränken beziehungsweise bei seinen Ausgaben<br />

„sparen“. Warum und vor allem welche Verhaltensweisen der Konsument zum<br />

Sparen im Handel anwendet, ist Gegenstand dieser Arbeit.


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 35<br />

3.2 Überblick zum Forschungsstand<br />

In der wissenschaftlichen Literatur existieren bisher relativ wenige Erkenntnisse über<br />

<strong>das</strong> Sparverhalten der Konsumenten im Einzelhandel. Dies liegt darin begründet,<br />

<strong>das</strong>s <strong>das</strong> Sparverhalten im Einzelhandel eine Schnittstelle zwischen verschiedenen<br />

wissenschaftlichen Disziplinen darstellt. Die bestehenden Untersuchungen beschränken<br />

sich dabei meist <strong>auf</strong> eine Perspektive: die volkswirtschaftliche Perspektive<br />

(z.B. Flaschel 2009; Wisman 2009; Ruza/Montero 2003), die psychologische<br />

Perspektive beziehungsweise die ökonomische Verhaltensforschung (z.B.<br />

Choi et al. 2004; Norman/Langer 2002; Madrian/Shea 2001), die Behavioral Finance<br />

Perspektive (z.B. Subrahmanyam 2008; De Bondt et a. 2008;<br />

Chan/Frankel/Kothari 2004), die Soziologie (z.B. Ridge 2002; Hill/Stamey 1990) und<br />

dem <strong>Käuferverhalten</strong>, hierbei insbesondere zum Konsumententyp des sogenannten<br />

Smart Shoppers und ihm verwandten Konstrukten (z.B. Müller/Stein 2008; Esser<br />

2002; Rudolph 1996).<br />

Im Folgenden wird <strong>auf</strong> jeden der genannten Forschungsbereiche eingegangen und<br />

die relevanten bisherigen Erkenntnisse in Zusammenhang mit sparenden Konsumenten<br />

vorgestellt.<br />

Zunächst wird <strong>auf</strong> Ursachen und <strong>das</strong> Ausmass <strong>einer</strong> Sparmotivation eingangen. Danach<br />

folgen Erkenntnisse zu den emotionalen und behavioralen Auswirkungen <strong>einer</strong><br />

Sparmotivation.<br />

3.3 Ursachen und Ausmass <strong>einer</strong> Sparmotivation<br />

Die Darstellung zu den Ursachen und dem Ausmass <strong>einer</strong> Sparmotivation sind in die<br />

Erkenntnisse aus der VWL, Behavioral Economics und die Soziologie unterteilt.<br />

3.3.1 Forschungsergebnisse der VWL<br />

Die grundlegende Spartheorie in der Volkswirtschaftslehre geht <strong>auf</strong> die Ausführungen<br />

von Keynes in s<strong>einer</strong> „General Theory“ zurück (Keynes 1936). Nach Keynes<br />

hängt die Höhe der Ersparnis <strong>auf</strong> kurze Sicht direkt vom Einkommen ab. Die Grösse,<br />

die den jeweiligen Konsumanteil der Verbraucher, am Volkseinkommen gemessen,<br />

festlegt, nannte Keynes den „Hang zum Verbrauch“. Nach Keynes führen steigende<br />

Einkommen zu steigenden Konsumausgaben und umgekehrt. Die Zu- oder Abnahme<br />

der Konsumausgaben fällt jedoch im Verhältnis zu den Einkommensänderungen im-


36 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

mer nur unterproportional aus, da von steigenden Einkommensbeträgen relativ mehr<br />

gespart und weniger konsumiert wird. Von einem gesunkenen Einkommensniveau<br />

hingegen wird anteilsmässig mehr konsumiert und weniger gespart. Neben der Einkommensveränderung<br />

zählt Keynes ausserdem den Zinssatz als <strong>Einfluss</strong>grösse für<br />

die Sparquote <strong>auf</strong>.<br />

Duesenberry integriert in s<strong>einer</strong> „relativen Einkommenstheorie“ andere Faktoren<br />

die <strong>das</strong> Sparverhalten beeinflussen (Duesenberry 1949). Er geht von der Annahme<br />

aus, <strong>das</strong>s sich die Wirtschaftssubjekte bei ihren Konsum- bzw. Sparentscheidungen<br />

nicht nur von ihrem eigenen gegenwärtigen Einkommen, sondern auch an ihrer relativen<br />

Einkommensposition im Vergleich zu anderen Konsumenten und Bezugsgruppen<br />

orientieren. Langfristig charakterisiert nach Duesenberry also die soziale Stellung<br />

die Ersparnis eines Haushalts. Demnach bleibt die Konsum- bzw. Sparquote<br />

konstant, wenn sich zwar <strong>das</strong> Einkommen eines Haushalts erhöht, aber die Einkommen<br />

aller Haushalte im gleichen Verhältnis ansteigen. Duesenberry weist in diesem<br />

Zusammenhang <strong>auf</strong> den sogenannten Sperrklinkeneffekt hin. Dieser besagt, <strong>das</strong>s<br />

eine eine Konsumanpassung bei kontinuierlicher Einkommensreduktion in Relation<br />

zum Durchschnitt sehr viel langsamer abläuft, als bei einem relativen Anstieg des<br />

Einkommens. Die Sparquote verringert sich bei Einkommensreduktion stärker und<br />

länger als sie bei Einkommenszuwächsen ansteigt.<br />

In anderen ökonomischen Ansätzen wird Sparen als Konsumverzicht betrachtet. Dieser<br />

Konsumverzicht wird nur deshalb vollzogen, um ein lebenslang konstantes Konsumniveau<br />

sicherzustellen. Hierzu gehören die „permanente Einkommenshypothese“<br />

nach Friedman (1957) und die „Lebenszyklustheorie“ nach Modigliani/Brumberg<br />

(1954). Friedman geht davon aus, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> permanente Einkommen<br />

neben dem aktuellen Einkommen auch die zukünftigen Einkommenserzielungsmöglichkeiten<br />

umfasst. Dieses Potential wird zeitlich <strong>auf</strong> Basis individueller Präferenzen<br />

und den jeweiligen Zinssätzen <strong>auf</strong>geteilt. Die Höhe der Ersparnis wird für die jeweiligen<br />

Perioden bis zum Planungshorizont festgelegt. Die Lebenszyklustheorie weist<br />

zahlreiche Parallelen zur Theorie des permanenten Einkommens <strong>auf</strong>. Sie geht ebenfalls<br />

von <strong>einer</strong> zeitlichen Aufteilung der Konsumausgaben aus. Grundannahme der<br />

Theorie ist, <strong>das</strong>s der Konsument beziehungsweise Mensch stets weit in die Zukunft<br />

vorausschaut. Er spart nicht aus Selbstzweck, sondern er spart deshalb, um in der<br />

Zukunft konsumfähig zu bleiben. Die zeitliche Aufteilung von Konsum und Sparern


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 37<br />

wird nicht nur kurzfristig, sondern über den gesamten Lebenszyklus geplant. Nach<br />

dieser Theorie addiert der Haushalt zuerst sein erwartetes Einkommen über <strong>das</strong> gesamte<br />

Leben. Danach teilt er <strong>das</strong> Einkommen <strong>auf</strong> die einzelnen Jahre <strong>auf</strong>. <strong>Der</strong><br />

Mensch berücksichtigt dabei mögliche Einkommensschwankungen. Die Theorie unterstellt<br />

einen abnehmenden Grenznutzen. Unter der Annahme des abnehmenden<br />

Grenznutzens, d.h. die Beziehung zwischen Konsum und Nutzen des Konsums ist<br />

nicht proportional. <strong>Der</strong> Mensch achtet daher insgesamt <strong>auf</strong> einen gleichmässigen<br />

Konsum über den gesamten Zeithorizont. Dies Verhalten führt dazu, <strong>das</strong>s in Zeitabschnitten<br />

mit hohen Einkünften mehr gespart wird, damit in schlechten Zeiten dieses<br />

Geld zum Konsum genutzt werden kann. Auf diese Weise kann der Mensch <strong>das</strong><br />

Konsumniveau konstant halten.<br />

Zahlreiche empirische Untersuchungen sind <strong>auf</strong> Basis der oben beschriebenen Theorien<br />

durchgeführt worden. Sie untersuchen die Sparquote in Abhängigkeit von diversen<br />

Faktoren wie Zinsen, Einkommensveränderungen, Arbeitslosigkeit, Inflationsrate<br />

und Steuern (einen Überblick über existierende Studien gibt Flaschel 2009, S.<br />

128f.; siehe auch Wisman 2009 und Ruza/Montero 2003). Die Ergebnisse lassen<br />

jedoch keine allgemeingültigen Aussagen zu. Sie weisen vielmehr dar<strong>auf</strong> hin,<br />

<strong>das</strong>s noch weitere � vornehmlich psychologische <strong>Einfluss</strong>grössen – beim Sparverhalten<br />

eine Rolle spielen.<br />

3.3.2 Forschungsergebnisse der Behavioral Economics<br />

Die klassischen Theorien zum Sparverhalten in der Volkswirtschaftslehre gehen von<br />

weit vorausschauenden Haushalten aus, die immer vollkommen rational und immer<br />

perfekt informiert in ihrem Eigeninteresse handeln. Jeder Haushalt hält sich zudem<br />

immer an die einmal gemachten Pläne. Es wird ferner vorausgesetzt, <strong>das</strong>s jeder<br />

Konsument auch die geistigen und mathematischen Fähigkeiten dazu besitzt, sich<br />

vollkommen rational verhalten zu können. In der Literatur werden diese Konsumenten<br />

häufig als „homo oeconomicus“ bezeichnet (Börsch-Supan/Reil-Held/Schunk<br />

2006, S. 14; Plinke 2000, S. 19f.). Zahlreiche empirische Studien belegen jedoch,<br />

<strong>das</strong>s Sparentscheidungen nicht immer diesem Kalkül folgen und weisen <strong>auf</strong> verhaltenspsychologische<br />

Beweggründe der Haushalte hin (z.B. Choi et al. 2004; Norman/Langer<br />

2002; Madrian/Shea 2001; Lusardi 1999).


38 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

Die Idee, Konsumenten nach ihren wirtschaftlichen Urteilen, Stimmungen und Erwartungen<br />

zu befragen und in Sparverhaltensuntersuchungen zu integrieren, kam in den<br />

fünfziger Jahren aus den USA von Katona. Er begründete damit einen neuen – <strong>auf</strong><br />

makroökonomische Zusammenhänge basierenden – Zweig in der Konsumforschung,<br />

die sogenannten „behavioral economics“ (Katona 1958.; Katona/Mueller 1953), die<br />

später im deutschen Sprachraum bekannt wurde als die „ökonomische Verhaltensforschung“.<br />

Sie stellt eine Schnittstelle zwischen Volkswirtschaftslehre und Psychologie<br />

dar (Schmölders 1969). Dieser Forschungszweig geht von <strong>einer</strong> „begrenzten<br />

Rationalität“ des Menschen aus. Das ökonomische Verhalten von Konsumenten ist<br />

daher abhängig von individuellen Fähigkeiten. Auch der subjektiven Wahrnehmung<br />

wurde damit erstmals in volkswirtschaftlichen Modellen Rechnung getragen. <strong>Der</strong><br />

Konsument hat nur begrenzte Möglichkeiten Informationen <strong>auf</strong>zunehmen und zu verarbeiten.<br />

Daher wird von begrenzter Rationalität gesprochen. Dies ist jedoch nicht mit<br />

irrationalem Verhalten gleichzusetzen. <strong>Der</strong> einzelne Konsument handelt stets der<br />

Situation und seinen Fähigkeiten entsprechend rational (Simon 1955, S. 99).<br />

Das Nachfrageverhalten – und somit auch <strong>das</strong> Sparverhalten – wird nach Katona von<br />

materiellen/objektiven und immateriellen/subjektiven Variablen bestimmt. Zu den materiellen<br />

Determinanten gehören vor allem <strong>das</strong> verfügbare Einkommen, <strong>das</strong> Vermögen<br />

und die Verschuldungsmöglichkeiten der Haushalte. Die immateriellen Determinanten<br />

lassen sich in immaterielle externe und immaterielle interne Variablen unterteilen.<br />

Zu den ersteren zählen soziale und demographische Faktoren, zu den letzteren<br />

die psychologischen Faktoren wie Motive, Einstellungen, Erwartungen und Persönlichkeitsmerkmale<br />

der Wirtschaftsteilnehmer (Frey/von Rosenstiel/Hoyos 2005, S.<br />

113f.).<br />

Die materiellen beziehungsweise. ökonomischen Variablen verkörpern die K<strong>auf</strong>fähigkeit.<br />

In den psychologischen Faktoren kommt zum Ausdruck. Die Kombination dieser<br />

beiden Faktoren ist die Basis für Katonas Wirtschaftspsychologie (Katona 1975, S.<br />

38). Die K<strong>auf</strong>bereitschaft beeinflusst sowohl <strong>das</strong> Verhältnis von Konsum zu Einkommen<br />

– die Konsumneigung – als auch die Sparneigung der Konsumenten, bedingt<br />

durch die Beziehung zwischen Konsum und Ersparnis. Eine optimistische Stimmung<br />

und Erwartungen führt zu <strong>einer</strong> positiven K<strong>auf</strong>stimmung und <strong>einer</strong> gesteigerten K<strong>auf</strong>bereitschaft,<br />

während ein pessimistisches „Einstellungs- und Erwartungsfeld“ eine<br />

negative K<strong>auf</strong>stimmung und eine gedämpfte K<strong>auf</strong>bereitschaft nach sich zieht. (Spieß<br />

2005, S. 85f.).


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 39<br />

Kantonas Ausführungen zeigen, <strong>das</strong>s persönliche Einkommenserwartungen <strong>das</strong><br />

Konsumverhalten stark beeinflussen. Er konnte empirisch nachweisen, <strong>das</strong>s erwartete<br />

Einkommensveränderungen unabhängig von der Einkommensklasse des Haushalts,<br />

Unterschiede im Sparverhalten erklären können (Katona 1960, S. 185).<br />

Konsumenten bewerten darüber hinaus Faktoren wie die Preisentwicklung, als Zeichen<br />

für Konjunktur oder Rezession (Katona 1971, 70f.; Juster/Taylor 1975). In ähnlicher<br />

Weise wirken beispielsweise auch steigende Arbeitslosenzahlen oder zunehmende<br />

Konkursmeldungen von Unternehmen, weil sich <strong>das</strong> persönliche eingeschätzte<br />

Risiko des einzelnen Individuums, selbst den Arbeitsplatz zu verlieren, vergrössert<br />

(Franz 1983, S.56).<br />

Damit die makroökonomischen Indikatoren handlungsrelevant werden, müssen sie<br />

subjektiv wahrgenommen und bewertet werden. Ob der Konsument sein Konsumund<br />

Sparverhalten verändert hängt davon ab, ob er der Meinung ist, <strong>das</strong>s sich letztere<br />

<strong>auf</strong> sein „persönliches Schicksal“ auswirken werden (Frey/von Rosenstiel/Hoyos<br />

2005, S. 125f.; Franz 1984, S. 39f.). „Meinungsführer“, Bekannte oder Freunde wirken<br />

<strong>auf</strong> die Konsumneigung ebenfalls ein, wenn zum Beispiel ein enger Freund kürzlich<br />

den Arbeitsplatz verloren hat. Erst dann wird „der Abstraktionsgrad überwunden,<br />

der zwischen der eigenen und der wirtschaftlichen Situation steht“ (Ohmayer 1997,<br />

S. 59). Für viele Konsumenten fungieren die Medien zunehmend als „Meinungsführer“.<br />

So konnte Hagen in <strong>einer</strong> transaktionalen Analyse einen entscheidenden wechselseitigen<br />

Zusammenhang zwischen der Wirtschaftsberichterstattung in den Massenmedien,<br />

dem Konjunkturklima und der Konsum- bzw. Sparneigung feststellen<br />

(Hagen 2005).<br />

In vielen Studien der ökonomischen Verhaltensforschung ist versucht worden, einzelne<br />

Sparmotive zu identifizieren. Als Grundlage dienten die Forschungserkenntnisse<br />

von Keynes (1936), die erweitert und angepasst wurden. Hierbei wurden kulturelle<br />

Unterschiede festgestellt. In Amerika kann nach <strong>einer</strong> Studie von Kotlikoff (1989)<br />

30% der Sparverhaltens durch ein Vorsichtsmotiv, insbesondere der Angst vor Armut<br />

im Alter, erklärt werden. Auch in den Niederlanden (Alessie/Lusardi/Aldershof 1997,<br />

S. 1f.), Japan (Horioka/Watanabe 1997, S. 537) und in Schweden (Lindquist 1981, S.<br />

8) ist <strong>das</strong> Vorsichtsmotiv der wichtigste Grund für Konsumenten zu sparen. In Australien<br />

sind neben der Altersvorsorge vor allem „geplante Urlaube“ und „Hausinvestitionen“<br />

die Hauptmotive zum Sparen (Harris/Loundes/Webster 2002, S. 207). In <strong>einer</strong>


40 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

cross-kulturellen Studie verglichen Webley et al. (2000) die Sparmotive von Italienern,<br />

Engländern und Israelis. Für Italiener war es, im Vergleich zu den zwei anderen,<br />

am wichtigsten sich Geld anzusparen. Für sie war <strong>das</strong> entscheidende Sparmotiv,<br />

über Geld für die Ausbildung der Kinder und für medizinische Versorgung zu verfügen.<br />

Bei den Engländern und Israelis waren teure Konsumwünsche der primäre<br />

Grund zu sparen.<br />

Einige Autoren stellen ferner eine hierarchische Struktur von Sparmotiven fest, die<br />

sie <strong>auf</strong> die Bedürfnispyramide von Maslow (1954) übertragen. Demnach entstehen<br />

an unterster Stelle die Sparmotive aus einem Sicherheitsbedürfnis heraus und entwickeln<br />

sich bis zum Sparen als Möglichkeit zur Selbstverwirklichung an oberster Stelle<br />

(Xiao/Anderson 1993; Xiao/Olson 1993; Xioa/Noring 1994). Wärneyard (1995, 1999)<br />

konnte feststellen, <strong>das</strong>s Sparmotive nicht singulär zu betrachten sind, sondern <strong>das</strong>s<br />

diese gleichzeitig <strong>auf</strong>treten können und sich gegenseitig interdependieren.<br />

Während die meisten Autoren die Kategorien der Sparmotive weitestgehend vorgeben,<br />

verfolgen Canova et al. eine offenere Herangehensweise, die <strong>auf</strong> der Laddering-<br />

Technik von Bagozzi und Edwards (1998) basiert. Jedes Ziel stellt demnach ein kognitives<br />

Schema dar, welches wiederum von untergeordneten Zielen motiviert wird.<br />

Mit Hilfe eines Fragebogens wird dieses kognitive Schema identifiziert. Die Probanden<br />

wurden gebeten, vier Gründe zu nennen, warum sie Geld sparen und diese frei<br />

in eine Box einzutragen. Dann sollten sie sich den ersten Grund ansehen und überlegen,<br />

warum dieser für sie wichtig ist und dies in die jeweils zweite Box daneben<br />

schreiben. Im Anschluss daran sollten sie überlegen, warum diese Antwort so wichtig<br />

sei und den Grund dafür in der dritten Box angeben. Das Verfahren wurde anschliessend<br />

mit allen anderen Spargründen wiederholt. Auf diese Weise konnten insgesamt<br />

fünfzehn Sparmotivationen identifiziert werden, die sich teilweise untereinander bedingen.<br />

Es existieren sowohl abstrakte (z.B. Sicherheit) als auch konkrete Sparziele<br />

(z.B. Urlaub/Hobbies). Es konnte ferner ausgezeigt werden, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Sparverhalten<br />

nicht nur vom Einkommen und demographischen Faktoren abhängt, sondern auch<br />

psychologische (und insbesondere hedonistische) Faktoren, wie der Wunsch nach<br />

einem hohen Selbstwertgefühl, Autonomie und Selbsterfüllung, eine grosse Rolle<br />

spielen und häufig den übergeordneten Spargrund darstellen (Canova et al. 2005).


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 41<br />

Sparmotivation Beschreibung<br />

Autonomie um autonom/unabhängig von anderen<br />

handeln zu können<br />

Geldverfügbarkeit um über Geld verfügen zu können (Guthaben<br />

im Sparbuch erhöhen, Geld für<br />

den Konsum haben)<br />

Spekulation um Zinsen aus Investitionen zu erlangen<br />

Eink<strong>auf</strong> um Güter einzuk<strong>auf</strong>en (neues Auto,<br />

Weihnachtsgeschenke, Kleidung)<br />

Sicherheit um ein Gefühl von Sicherheit und innerer<br />

Ruhe zu entwickeln<br />

Urlaub/Hobbies um sich selbst Urlaub oder Erholung<br />

gönnen zu können<br />

Projekte um Bedürfnisse zu befriedigen oder Projekte/Träume<br />

in der Zukunft realisieren<br />

zu können<br />

Vorsicht um eine Reserve für Unvorhergesehenes<br />

und schlechte Zeiten zu haben<br />

Gewohnheit & Wert des Geldes um Konsum zu vermeiden (aus Gewohnheit,<br />

moralischen, kulturellen oder<br />

psychologischen Gründen)<br />

Selbstwertgefühl um <strong>das</strong> Selbstkonzept zu verbessern<br />

oder sich erfüllt zu fühlen<br />

Haushalt um mit unvorhergesehenen Haushaltsausgaben<br />

umgehen zu können (z.B. für<br />

die Kinder)<br />

Selbsterfüllung / Selbstbelohnung um sich selbst zu belohnen oder zu vergnügen<br />

Ruhestand um über Geld im Ruhestand zu verfügen<br />

Vermeidung von Schulden um Schulden zu vermeiden oder geliehenes<br />

Geld zurückzubezahlen<br />

Alter/Krankheit um über Geld im Alter oder für medizinische<br />

Versorgung zu haben<br />

Tabelle 2: Sparmotivationen der ökonomischen Verhaltensforschung<br />

Quelle: Deutsche Übersetzung nach: Canova et al. (2005), S. 27f.<br />

Studien konnten darüber hinaus <strong>auf</strong>zeigen, <strong>das</strong>s die Sparintensität nicht nur vom<br />

Sparmotiv, sondern auch von Persönlichkeitseigenschaften, Selbstkontrolle, der Risikoaversion<br />

und zeitlichen Präferenzen abhängt. Die Ergebnisse lassen jedoch keine<br />

verallgemeinbaren Wirkungen zu, sondern heben vielmehr eine individuelle kontextspezifische<br />

Sparintensität hervor (Webley/Burlando/Viner 2000, S. 497; Roman/Kaplan<br />

1995, S. 8; Livingstone/Lunt 1993, S. 943; Lunt/Livingstone 1991, S.<br />

621). Ferner konnte <strong>das</strong> Sparverhalten teilweise mit dem Model des „mental accountings“<br />

erklärt werden. Demnach gehen Konsumenten nicht mit ihrem gesamten


42 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

Vermögen gleich um. Für Spar- und Konsumentscheidungen macht es einen Unterschied,<br />

ob Konsumenten <strong>das</strong> Geld als aktuelles Einkommen, aktuelles Vermögen<br />

oder zukünftiges Vermögen betrachten (Thaler/Shefrin 1988, S. 609).<br />

3.3.3 Forschungsergebnisse der Soziologie<br />

Auch die soziologische Forschung hat sich mit sparenden Konsumenten auseinandergesetzt.<br />

Hierbei stehen jedoch nicht Konsumenten, die sich „freiwillig“ bei ihren<br />

Konsumausgaben einschränken möchten im Vordergrund, sondern Konsumenten,<br />

die <strong>auf</strong>grund äusserer Umstände gezwungen sind, mit wenig Geld auszukommen.<br />

Konkret beschäftigt sich der Forschungszweig der sogenannten „Armutsforschung“<br />

innerhalb der Soziologie mit dieser Thematik. Im Zentrum stehen Vergleiche von<br />

Konsumenten in unterschiedlichen Einkommensklassen, insbesondere von Menschen,<br />

die gesellschaftlich ausgegrenzt werden, wie Obdachlose und Sozialhilfeempfänger<br />

(Kühberger 2005, S. 12). Dabei werden Armutsverläufe, Ursachen für finanzielle<br />

Deprivation 22 , Risikogruppen, psychologische Wirkungen und Massnahmen zur<br />

gesellschaftlichen und sozialen (Re-)Integration untersucht(z.B. Waters/Moore 2002;<br />

Buhr 2004).<br />

<strong>Der</strong> Armutsbegriff wird in der Literatur nicht einheitlich definiert. Es existieren verschiedene<br />

Auslegungen und Abgrenzungen 23 . Zunächst gilt es zwischen absoluter<br />

und relativer Armut zu unterscheiden. Von absoluter Armut wird gesprochen, wenn<br />

Menschen nicht über die überlebensnotwendigen Güter wie Nahrung, Kleidung und<br />

Wohnung verfügen. In vielen Ländern der Dritten Welt existiert hoch heute ein grosser<br />

Teil an Menschen in absoluter Armut. Relative Armut hingegen bezieht sich <strong>auf</strong><br />

ein soziokulturelles Existenzminimum, was von <strong>einer</strong> Bezugsgesellschaft historisch<br />

gewaschen und normativ definiert wird (Bäcker et al. 2008, S. 357). Zur relativen Armut<br />

existieren wiederum zwei Ansätze. <strong>Der</strong> Ressourcen-Ansatz beschreibt Menschen<br />

als arm, wenn sie nicht über die notwendigen finanziellen Ressourcen verfügen,<br />

um Güter zu erwerben, die einem „normalen“ Lebensstandard entsprechen beziehungsweise<br />

die mit einem Einkommen unterhalb eines definierten Existenzminimums<br />

leben, welches relativ zum nationalen Median-Einkommen errechnet wird<br />

(Verwiebe 2010, S. 161). Seit Mitte der 90er Jahre hat sich der Lebenslagenansatz<br />

etabliert (Buhr et al. 1997; Leibfried et al. 1995). <strong>Der</strong> Armutsbegriff wird hier weiter<br />

��������������������������������������������������������<br />

22<br />

von lat. deprivare = berauben.<br />

23<br />

Einen Überblick über verschiedene Definitionen und Methoden zur Armutsmessung liefert Klocke<br />

2004.


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 43<br />

gefasst und neben dem Einkommen werden auch nicht direkt materielle Faktoren wie<br />

Gesundheit, Wohnverhältnisse, Bildungschancen berücksichtigt. Ein Mensch gilt als<br />

arm, wenn er unzureichend am sozialen, kulturellen und politischen Leben der Gesellschaft<br />

partizipieren kann. Die genaue Festlegung der wertmässigen Armutsgrenzen<br />

hat auch bei diesem Ansatz politisch-normativen Charakter 24 (Boeckh et al.<br />

2006, S. 265).<br />

Die Ergebnisse der soziologischen Armutsforschung sind für diese Arbeit relevant,<br />

weil Konsumenten in Armut sehr begrenzte finanzielle Mittel haben und dementsprechend<br />

bei ihren Konsumausgaben sparen müssen. Hierzu ist es für arme Menschen<br />

notwendig, Sparstrategien zu entwickeln. Ferner gibt die soziologische Forschung<br />

Hinweise, welche Faktoren eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> auslösen und wie Konsumenten<br />

mit grossen <strong>Sparnotwendigkeit</strong>en emotional und behavioristisch umgehen.<br />

Soziologische Untersuchen zeigen <strong>auf</strong>, welche Bevölkerungsgruppen häufig von Armut<br />

betroffen beziehungsweise welche gefährdet sind. Zum einen existiert eine Altersspezifik<br />

von Armut. Junge (unter 30 Jahren) und Reifere (über 49 Jahren) haben<br />

statistisch gesehen ein besonders hohes Armutsrisiko (Grabba/Frick 2010, S. 2).<br />

Armutsgefährdet sind ausserdem Menschen mit einem geringen Bildungskapital.<br />

Hierzu gehören Menschen mit geringen beruflichen Qualifikationen und ohne (anerkannte)<br />

Ausbildungsabschlüsse (Sola/Powell 2006, S. 175). Häufig führt die geringe<br />

Bildung zu Arbeitslosigkeit oder <strong>einer</strong> Erwerbstätigkeit im wachsenden Niedriglohnsektor<br />

25 (Buhr 2004, S. 27). Einkünfte aus dem Niedriglohnsektor sind in der Regel<br />

so gering, <strong>das</strong>s sie unterhalb des Existenzminimums liegen und weitere staatliche<br />

Transferleistungen notwendig sind. Es wird daher auch von der Bevölkerungsgruppe<br />

der sogenannten „Working Poor“ 26 gesprochen. In der Schweiz leben beispielsweise<br />

18.5% der Personen, die keine nachobligatorische Ausbildung absolviert haben, in<br />

Armut, obwohl sie arbeiten. Wenn hingegen bereits ein Mitglied des Haushalts über<br />

einen Universitätsabschluss verfügt, beträgt die Working Poor-Quote nur 2.3% (Bundesamt<br />

für Statistik 2004, S. 10). Besonders häufig sind Niedriglohnbeschäftigungen<br />

��������������������������������������������������������<br />

24 In der Schweiz wird die Armutsgrenze von der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS)<br />

bestimmt. Liegt <strong>das</strong> Haushaltseinkommen nach Abzug der Sozialversicherungsbeiträge und der Steuern<br />

unter 2450 CHF bei Einpersonenhaushalten bzw. 4550 CHF bei einen Haushalt mit 2 Erwachsenen<br />

und 2 Kindern, so gilt der Haushalt als arm (Bundesamt für Statistik 2004, S. 4).<br />

25 Zum Niedriglohnsektor zählen Beschäftigungen mit Löhnen, die weniger als 2/3 des ortsüblichen<br />

Stundenlohns verdienen (Lohmann 2007, S. 109).<br />

26 In der Schweiz liegt die Working-Poor-Quote bei 7.4% (Bundesamt für Statistik 2004, S. 7).


44 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

im Gastgewerbe, Einzelhandel, sowie dem Gesundheits- und Sozialwesen zu finden<br />

(o.V. 2010). Auch Selbstständige, insbesondere kl<strong>einer</strong>e Gewerbe- und Handwerksbetriebe,<br />

sind armutsgefährdet, weil ihre Einkünfte stark von der wirtschaftlichen<br />

Lage abhängen und viele mit der gestiegenen Wettbewerbsintensität, z.B.<br />

durch Discount- und Internetanbietern, nicht umgehen können. Ferner ist ein erhöhtes<br />

Armutsrisiko bei Haushalten mit Kindern festzustellen. Insbesondere bei All<strong>einer</strong>ziehenden<br />

und kinderreichen Familien (drei Kinder und mehr) sind überproportional<br />

viele Haushalte in Armut vertreten (Berger 2005, S. 12; Bundesamt für Statistik<br />

2004, S. 8). Auch Menschen mit Migrationshintergrund sind einem hohen Armutsrisiko<br />

ausgesetzt. Dies ist vor allem <strong>auf</strong> fehlende Berufsqualifikationen und<br />

sprachliche Barrieren zurückzuführen (Bäckmann 2009, S. 255; Gächter 2009, S.<br />

185f,; Verwiebe 2010, S. 170).<br />

Seit Anfang der 80er Jahre wird eine zunehmende Heterogenität der Armutsbevölkerung<br />

festgestellt. Davor konnten armutsgefährdete Menschen relativ homogen unter<br />

den Randgruppen der Arbeitsunfähigen, Alten, Kranken und Ausbildungslosen subsummiert<br />

werden. Mittlerweile wird in der Literatur jedoch auch von der sogenannten<br />

„neuen Armut“ gesprochen (Klocke/Hurrelmann 2011, S. 11). Zur neuen Armut gehören<br />

auch „normale“ Menschen, welche grundsätzlich arbeitsfähig, gesund und jung<br />

sind sowie über eine abgeschlossene Ausbildung verfügen. Bei Armut handelt es<br />

sich um ein sozial entgrenztes Phänomen, von der auch zunehmend (zumindest<br />

temporär) die soziale Mittelschicht betroffen ist (Pfaff 1995, S. 28). Die Pluralisierung<br />

von Lebensstilen und die starke gesellschaftliche wie wirtschaftliche Dynamik in einzelnen<br />

Bereichen haben dazu beigetragen, <strong>das</strong>s Armutsrisiken häufiger und heterogener<br />

ausfallen (Buhr 2004, S. 26; Leibfried et al. 1995, S. 7).<br />

Die dynamische Armutsforschung beschäftigt sich ferner mit dem zeitlichen Charakter<br />

von Armut und analysiert Armutsverläufe. Es konnte festgestellt werden, <strong>das</strong>s<br />

Armut mittlerweile nicht zwingenderweise ein konstantes Merkmal über <strong>das</strong> gesamte<br />

Leben darstellt. Vielmehr gibt es einzelne zeitlich begrenzte Episoden, die mit einem<br />

Armutsrisiko behaftet sind (Krause/Wagner 1997, S. 82). In der Regel handelt es sich<br />

dabei um Lebensphasen, die einen temporären finanziellen Mangel auslösen. Die<br />

internationale Sozialforschung kommt diesbezügliche zu folgenden kritischen armutsrelevanten<br />

Ereignissen (Verwiebe 2010, S. 174f.; Wendt 2010, S. 38f.; Mantseris


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 45<br />

2010, S. 9-21; Böhnke/Delhey 1999, S. 10; Andreasen 1993, S. 784f.; Mayer/Blossfeld<br />

1990, S. 298f.):<br />

Veränderung in <strong>das</strong>, aus dem und im individuellen Erwerbssystem (z.B. Studium,<br />

Ausbildung, Arbeitslosigkeit, Krankheit, Übergang ins Pensionsleben)<br />

Anpassungen im Versorgungsniveau durch Veränderung im Familiensystem (z.B.<br />

Trennung, Scheidung, Kinderzuwachs)<br />

Überschuldung <strong>auf</strong>grund von Unerfahrenheit und persönlicher Überschätzung gegenüber<br />

dem Kredit- und Konsumangebot (z.B. zu viele Finanzierungskäufe, gescheiterte<br />

Immobilienfinanzierung, mangelnde ökonomische Fähigkeiten und Bereitschaft<br />

zur realistischen eigenen Budgetplanung)<br />

Hinzu kommen Polarisierungstendenzen in der Einkommensverteilung, so<strong>das</strong>s der<br />

Anteil sowohl der Menschen in Wohlstand und Reichtum als auch der Menschen in<br />

Armut wachsen (Grabka/Frick 2008, S. 101).<br />

3.3.4 Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

Insgesamt lässt sich feststellen, <strong>das</strong>s der Anteil der in Armut lebendenden Haushalte<br />

in Deutschland, Österreich und der Schweiz sehr gering ist. Es existiert jedoch für<br />

einen grossen Bevölkerungsanteil ein temporäres Armutsrisiko. Dies hebt auch hervor,<br />

<strong>das</strong>s über eine längere Zeitperiode deutlich mehr Menschen in Armut leben als<br />

in zeitpunktbezogenen Statistiken <strong>auf</strong>geführt werden. In der Konsequenz bedeutet<br />

dies, <strong>das</strong>s es für eine zunehmend grössere Gruppe Anlässe gibt, die zu <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

führen beziehungsweise Rationalisierungsmassnahmen bei den Konsumausgaben<br />

erfordern.<br />

Überträgt man Katonas Konzept zur Konsumpsychologie <strong>auf</strong> den Sparkontext im<br />

Handel und integriert die weiteren <strong>auf</strong>geführten Forschungsergebnisse aus der ökonomischen<br />

Verhaltensforschung und der Soziologie so ergibt sich folgendes vereinfachtes<br />

Schaubild (vgl. Abbildung 11).


46 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

Abbildung 11: Sparauslöser<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Das Sparen von Konsumenten im Handel wird von materiellen/objektiven und immateriellen/subjektiven<br />

Variablen bestimmt beziehungsweise ausgelöst. Zu den<br />

materiellen Determinanten gehören <strong>das</strong> verfügbare Einkommen, <strong>das</strong> Vermögen und<br />

die Verschuldungsmöglichkeiten der Haushalte. Ein Haushalt muss dann sparen,<br />

wenn sich seine Ausgaben erhöhen oder seine Einnahmen reduzieren. Die immateriellen<br />

Determinanten lassen sich in immaterielle externe und immaterielle interne<br />

Variablen unterteilen. Zu den ersteren zählen soziale und demographische Faktoren,<br />

zu den letzteren die psychologischen Faktoren wie Motive, Einstellungen und Erwartungen<br />

der Wirtschaftsteilnehmer (Frey/von Rosenstiel/Hoyos 2005, S. 113f.).<br />

Die materiellen bzw. ökonomischen Variablen verkörpern die <strong>Sparnotwendigkeit</strong>. In<br />

den psychologischen und subjektiven Faktoren kommt die Sparneigung zum Ausdruck.<br />

Beide Faktoren schliessen sich nicht gegenseitig aus, sondern können gleichzeitig<br />

<strong>auf</strong>treten (z.B. ein effektiver Jobverlust und eine pessimistische Erwartung an<br />

die zukünftige Wirtschaftsentwicklung).<br />

Ein Literaturüberblick hat gezeigt, <strong>das</strong>s die Gründe, welche eine Sparmotivation auslösen<br />

bereits gut erforscht sind. Auch lassen sich die Erkenntnisse (vgl. Abbildung


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 47<br />

11) <strong>auf</strong> Sparauslöser im Einzelhandel übertragen. Weniger erforscht ist jedoch, welche<br />

emotionalen und behavioralen Auswirkungen eine Sparmotivation im Handel hat.<br />

3.4 Emotionale und behaviorale Auswirkungen <strong>einer</strong> Sparmotivation<br />

3.4.1 Vorbemerkungen zur Volkswirtschaftslehre und der verhaltenswissenschaftlichen<br />

Finanzforschung<br />

Wichtiger als die Analyse und Identifikation von Sparauslösern sind für Handelsunternehmen<br />

die Auswirkungen <strong>einer</strong> Sparmotivation <strong>auf</strong> Eink<strong>auf</strong>seinstellungen, Produktpräferenzen<br />

und <strong>das</strong> konkrete Verhalten sparender Konsumenten. Im Vergleich<br />

zu den Erkenntnissen betreffend der Sparmotivationen, sind die emotionalen und<br />

behavioralen Auswirkungen <strong>einer</strong> solchen weniger erforscht. Die Volkswirtschaftslehre<br />

beschäftigt sich zwar mit der Budgetallokation, <strong>das</strong> effektive Produktwahlverhalten<br />

oder die zugrundeliegenden psychologischen Prozesse werden nicht betrachtet.<br />

In der verhaltenswissenschaftlichen Finanzforschung wurde <strong>das</strong> Sparverhalten<br />

in Abhängigkeit der unterschiedlichen Sparmotivationen intensiv untersucht. Die Erkenntnisse<br />

beziehen sich jedoch <strong>auf</strong> die (Produkt-)Auswahl des Finanzdienstleisters,<br />

die Risikobereitschaft in der Finanzanlage und <strong>auf</strong> die Auswahl der Assetklassen, wie<br />

Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, liquide Mittel und Immobilien (z.B. De Bondt et<br />

al. 2008; Chan/Frankel/Kothari 2004; Statman 1999; für einen Überblick über die<br />

wichtigsten empirischen Behavioral Finance Erkenntnisse siehe: Subrahmanyam<br />

2008).<br />

In Bezug <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Verhalten von Sparern im Einzelhandel existieren bisher sehr wenige<br />

Erkenntnisse. Diese stammen aus der Soziologie und der K<strong>auf</strong>verhaltensforschung.<br />

Im Folgenden wird der Stand der Forschung hierzu in den einzelnen Disziplinen<br />

vorgestellt.<br />

3.4.2 Forschungsergebnisse der Soziologie<br />

In der Soziologie werden zum einen die Auswirkungen von Armut und individuellem<br />

finanziellem Mangel <strong>auf</strong> sozial deviantes Verhalten analysiert. Hierunter wird ein von<br />

der Norm abweichendes Sozialverhalten, in Zusammenhang mit Armut häufig Diebstahl,<br />

Versicherungsbetrug, Missbrauch von Transferleistungen und Schwarzarbeit,


48 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

untersucht (Peters 2009; Lamnek 1999; Sidler 1989). Auch Methoden zur „sozial gerechten“<br />

Berechnung eines Existenzminimums und Massnahmen zur Bekämpfung<br />

von Armut gehören zum soziologischen Forschungszweig (Thimm 2010; Bierweiler<br />

2007; Bollmann 2006). Die Ergebnisse beschäftigen sich jedoch weniger mit dem<br />

Konsumverhalten und haben primär politische Relevanz. Es wird daher an dieser<br />

Stelle verzichtet, detaillierter <strong>auf</strong> die sozialpolitische Armutsdiskussion einzugehen. 27<br />

Zum anderen beschäftigt sich die Soziologie mit den psychischen und sozialen Folgen<br />

von Armut. Unter den Schlagworten „Poor Consumer“, „Impoverished Consumer“<br />

(Hill/Stephens 1997; Wendt 2010; Hamilton/Catterall 2005) existieren auch erste Untersuchungen<br />

zum Konsumverhalten von verarmten Konsumenten, die <strong>auf</strong>grund ihrer<br />

deprivierten finanziellen Mittel zum Sparen gezwungen sind. Daher soll <strong>auf</strong> diese Erkenntnisse<br />

nachfolgend eingegangen werden.<br />

Eine Pionierarbeit über Konsumenten mit geringem Einkommen ist <strong>das</strong> Buch von<br />

Caplovitz (1967) „The Poor Pay More“. Hierin untersucht er <strong>das</strong> Konsumentenverhalten<br />

von Haushalten mit geringem Einkommen in Amerika. Er fand heraus, <strong>das</strong>s arme<br />

Konsumenten häufig nicht mit ihrem begrenzten Einkommen haushalten können,<br />

unüberlegte Konsumentscheidungen treffen und häufig kriminell werden. Darüber<br />

hinaus stellte er fest, <strong>das</strong>s arme Konsumenten <strong>auf</strong>grund ihrer eingeschränkten Mobilität,<br />

geringerem mentalem Denkvermögen und Ghettoisierung häufig mehr für vergleichbare<br />

Güter bezahlen als Konsumenten in höheren Einkommensklassen. Danach<br />

wurde <strong>das</strong> Thema „Poor Consumer“ vernachlässigt und gewann erst in den<br />

1990er Jahren wieder grösseres Interesse. Hill und Stephen (1997) haben ein Rahmenmodell<br />

entwickelt, <strong>das</strong> sich eignet, um die bestehende Literatur zu verarmten<br />

Menschen einzuordnen: 1. Austauschrestriktionen, 2. Konsequenzen der Benachteiligung<br />

und 3. Bewältigungsstrategien.<br />

Abbildung 12: Das soziologische Verhaltensmodell verarmter Menschen<br />

Quelle: in Anlehung an Stephen/Hill 1997, S. 37.<br />

��������������������������������������������������������<br />

27 Einen Überblick zur aktuellen sozialpolitischen Diskussion in Zusammenhang mit Armut siehe: Ma-<br />

der (2011).


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 49<br />

Zu ersterem gehören die Austauschbeziehungen zwischen armen Konsumenten<br />

und Händlern. Das Verhältnis zwischen diesen beiden Marktteilnehmern ist nicht<br />

ausgeglichen und die Anbieter nutzen (zumindest wurde dies in Amerika nachgewiesen)<br />

die geringen Handlungsmöglichkeiten von armen Konsumenten (Hamilton/Caterall<br />

2005, S. 627). Es wird daher bei manchen Autoren auch von <strong>einer</strong> „Ghetto<br />

tax“ gesprochen (Eckholm 2006, S. 11; Fellowes 2006, S. 14):<br />

- Direkte Preisdiskriminierung:<br />

Die Preise der Supermärkte in ärmeren Wohngebieten sind höher als in bürgerlichen<br />

Gebieten. Dies ist dar<strong>auf</strong> zurückzuführen, <strong>das</strong>s viele günstige Anbieter<br />

(wie beispielsweise Wal-Mart) sich bewusst nicht in solchen Gebieten niederlassen,<br />

da sie es nicht für ausreichend profitabel halten. Bei Gütern des<br />

täglichen Bedarfs liegen die Preisdifferenzen zwischen 10-15% (Talukdar<br />

2008, S. 457; Chung/Myers 1999, S. 276; Hill/Stephens 1997, S. 33)<br />

- Indirekte Preisdiskriminierung:<br />

Fehlendes Kapital für ein Auto und Internetzugang beschränkt die Möglichkeiten<br />

von armen Konsumenten, vielfältige Produkt- und Dienstleistungsangebote<br />

ausserhalb ihrer direkten Umgebung in Anspruch nehmen zu können oder<br />

sich umfassend informieren zu können. Es bleibt häufig nur die Möglichkeit an<br />

überteuerten „corner stores“ einzuk<strong>auf</strong>en. Häufig wohnen die Armen so begrenzt,<br />

<strong>das</strong>s sie keine grossen Lagermöglichkeiten haben, um Grosspackungen<br />

zu k<strong>auf</strong>en, von Aktionen zu profitieren und diese zu horten (Hamilton/Catteral<br />

2005, S. 627; Eisenhauer 2001, S. 125).<br />

- Geringe Qualität von Gütern und Dienstleistungen<br />

Arme Konsumenten sind gezwungen, Güter, insbesondere Lebensmittel, zu<br />

geringerer Qualität zu k<strong>auf</strong>en. Bei Gebrauchsgütern müssen sie in der Regel<br />

„Second-Hand“ Produkte k<strong>auf</strong>en oder <strong>auf</strong> Wohltätigkeits-Flohmärkten viel Zeit<br />

und Mühe in die Produktsuche stecken (Milway et al. 2010, S. 4; Williams/Windebank<br />

2001, S. 16; Gregson et al. 2002, S. 597).<br />

- Fehlender Zugang zu Bank-Dienstleistungen<br />

Arme Konsumenten haben häufig keinen Zugang zu Kreditkarten und Dispokrediten.<br />

Ferner fehlt ihnen der Zugang zu Informations- und Werbematerial,<br />

weil Banken sie bewusst nicht ansprechen (Beck et al. 2009, S. 119; Hamilton/Catterall<br />

2005, S. 627; Andreasen 1993, S. 271f.).


50 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

Weitere Forschungsergebnisse zum „Poor Consumer“ lassen sich entsprechend dem<br />

Klassifizierung von Hill und Stephens (1997) unter dem Oberbegriff „Konsequenzen<br />

der Benachteiligung“ subsummieren.<br />

Eine Folge der begrenzten Verfügbarkeit von Informationen und guten Lebensmitteln<br />

sind gesundheitliche Probleme. Diese sind auch <strong>auf</strong> den häufig geringeren Bildungsstand<br />

und damit einhergehende sehr einseitige und ungesunde Ernährung zurückzuführen<br />

(Milway et al. 2010, S. 4; Hamilton/Catterall 2005, S. 627). Auch in der<br />

Schweiz kann eine ungesundere Ernährung bei Haushalten mit geringem Einkommen<br />

festgestellt werden (Rudolph/Glas 2008, S. 36).<br />

Des Weiteren können eine Reihe an sozialen und psychischen Konsequenzen bei<br />

Menschen, die mit einem starken Einkommensrückgang konfrontiert werden, festgestellt<br />

werden. <strong>Der</strong> Konsum ist heute ein Mittel zur Selbstdarstellung (Kroebel-Riel et<br />

al. 2009, S. 520f.). Geld steht als Symbol für Status und Erfolg (Rose/Orr 2007, S.<br />

743). <strong>Der</strong> Mangel an Geld kann daher zur Beeinträchtigung des Selbst- und<br />

Fremdbildes führen. Zum einen entsteht eine Angst vor dem Statusverlust und zum<br />

anderen wird <strong>das</strong> Selbstwertgefühl beeinträchtigt (Hill/Stephen 1997, S. 34). Hinzu<br />

kommen Scham- und Schuldgefühle für <strong>das</strong> nicht Vorhandensein von Geld<br />

(Bauman 2005, S. 37f.).<br />

Es wird in Konsumgesellschaften erwartet, <strong>das</strong>s Konsumenten kontinuierlich <strong>auf</strong><br />

Produktneuheiten reagieren und regelmässig Güter und Dienstleistungen konsumieren.<br />

Über Geld und Produktmarken (wie z.B. ein Mercedes) wird die Zugehörigkeit zu<br />

<strong>einer</strong> sozialen Gruppe symbolisiert (Szsmigin 2003, S. 23). Begrenzte finanzielle<br />

Möglichkeiten erschweren beziehungsweise verhindern den (sozial erwarteten) Konsum<br />

und führen somit zur sozialen Ausgrenzung. In der Literatur wird auch von<br />

Stigmatisierung gesprochen (Wendt 2010, S. 59). Ein Stigma 28 ist ein unerwünschtes<br />

Merkmal, was eine Andersartigkeit von der Norm darstellt. Eine Stigmatisierung<br />

liegt generell dann vor, wenn eine Referenzgruppe ein bestimmtes Merkmal, nachdem<br />

es wahrgenommen wurde, zum Anlass nimmt, um sich von dieser Person abzuwenden<br />

(Goffman 1998, S. 13). Die Stigmatisierung in Zusammenhang mit Armut<br />

kommt unter anderem dadurch zustande, <strong>das</strong>s kein Geld beziehungsweise keine<br />

Arbeit zu haben häufig von der Gesellschaft mit „Dummheit“ und „Faulheit“ gleichgesetzt<br />

wird (Müller 1993, S. 211). Auch die Medien fördern in Reality- beziehungsweise<br />

sogenannten Hartz IV-Formaten wie „Mitten im Leben“, „Familien im Brennpunkt“<br />

��������������������������������������������������������<br />

28 Von griechisch ���� = Stich, Brandmal


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 51<br />

oder „Raus aus den Schulden“ dieses negative Bild der Armen, besonders der Arbeitslosen<br />

(Siemens/Marohn 2011, S. 51).<br />

Auch <strong>das</strong> äussere Erscheinungsbild kann zum Stigma werden. Insbesondere Kleidung,<br />

welche den finanziellen Abstieg erkennen lässt, kann zur sozialen Ausgrenzung<br />

führen. So wird <strong>das</strong> „Statussymbol“ bei armen Menschen zum „Stigmasymbol“<br />

(Goffmann 1998, S. 59). Bei Jugendlichen ist die Angst vor sozialer Diskriminierung<br />

besonders gross, weil Kleidung und Statussymbole für sie häufig eine Identifikationsfunktion<br />

erfüllen (Ridge 2002, S. 66f.). Nur mit den richtigen Marken-T-Shirts<br />

und dem neusten Smartphone „gehört man dazu“. 29 Die wichtigsten Meinungsführer<br />

und Orientierungspunkte bei jungen Leuten sind in der Regel die Freunde in der Clique<br />

(Rudolph/Weber 2011a, S. 18). Auch bestehende soziale Beziehungen von<br />

Erwachsenen werden durch finanzielle Probleme belastet, weil sich betroffene Personen<br />

zum einen schämen und zum anderen <strong>das</strong> Geld für „Socializing“-Aktivitäten,<br />

wie gemeinsame Restaurantbesuche, Theater, Sport etc. fehlt (Hamilton/Catterall<br />

2005, S. 628).<br />

Insgesamt setzt <strong>das</strong> Abrutschen in Armut die Menschen unter emotionalen Stress,<br />

weil sie gezwungen sind, ihr gewohntes Verhalten anpassen zu müssen. Wenn der<br />

Stress nicht gelöst werden kann, werden viele verarmte Menschen depressiv, sie<br />

fühlen sich hilflos und versuchen ihre Probleme mit Alkohol und Drogen zu bekämpfen<br />

beziehungsweise zu betäuben (Hill/Stephens 1997, S. 35).<br />

Bei den psychischen Konsequenzen von Armut muss jedoch einschränkend berücksichtigt<br />

werden, wie lange die Menschen bereits in Armut leben. Viele haben nie<br />

ein grosses Einkommen besessen und sind daran gewöhnt, mit ihrem (wenigen)<br />

Geld auszukommen. Anders ist dies bei Menschen, die jahrzehntelang <strong>auf</strong> einem<br />

sehr hohen Konsumniveau gelebt haben. Für sie ist die Umstellung und somit der<br />

emotionale Stress deutlicher stärker als für chronisch beziehungsweise dauerhaft<br />

finanziell Deprivierte (Hamilton/Caterall 2005, S. 628; Böhnke 2005, S. 36).<br />

��������������������������������������������������������<br />

29 Ridge hat eine qualitative Untersuchung bei Kindern aus armen Familien durchgeführt. Nachstehende<br />

Zitate der Kinder zeigen die Relevanz von Statussymbolen und die Angst der Diskriminierung:<br />

“If you don�t have wear the right stuff you�re like different and that of the crowd, just different. It�s right<br />

to have the right clothes“, (Ridge 2002, S. 67); „It�s all about my confidence really, if I feel good in what<br />

I�m wearing I can talk to people better and stuff“, (Ridge 2002, S. 70); „You�ve got to keep going with<br />

the trend otherwise you kind of get picked on kind oft hing“, (Ridge 2002, S. 68); „If they, like, have<br />

clothes that they had for quite a while and they�ve grown out ofit, and be, like, sort of too short for them<br />

and all, then people call them tramps and smelly and all that“, (Ridge 2002, S. 68).


52 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

Bei der dritten Ebene des Modells nach Hill und Stephens (1997) geht es um die<br />

Bewältigungsstrategien verarmter Menschen, d.h. wie Konsumenten mit ihrer Armut<br />

und den psychologischen Konsequenzen (Stress, Selbstwertverlust, Schamgefühle<br />

etc.) umgehen.<br />

Die Bewältigung findet <strong>auf</strong> zwei Ebenen statt. Zum einen wird versucht, den Stress<br />

<strong>auf</strong> emotionaler Ebene zu regulieren und zum anderen werden konkrete Verhaltensweisen<br />

gezeigt, welche den armutsbezogenen Stress reduzieren sollen<br />

(Mathur/Moschis/Lee 2008, S. 234f.).<br />

Auf der emotionalen Ebene versuchen sich verarmte Menschen zunächst von ihrem<br />

sozialen Umfeld zu distanzieren. Hill und Stamey (1990) fanden beispielsweise in<br />

<strong>einer</strong> Untersuchung bei Obdachlosen heraus, <strong>das</strong>s diese versuchen ihr Selbstwertgefühl<br />

zu erhalten, indem sie sich bewusst von anderen Obdachlosen abgrenzten,<br />

die inkonsistent zu ihrem Selbstbild sind. Im Vergleich zu anderen seien sie unverschuldet<br />

oder durch „legitimere“ Umstände in finanzielle Not geraten. Ferner würden<br />

sie den Sozialstaat nicht ausnutzen.<br />

Als weitere Strategie zur emotionalen Bewältigung der begrenzten finanziellen Ressourcen<br />

identifizieren die Autoren eine Anpassung des Anspruchsniveaus. Die<br />

Obdachlosen messen Statusgütern geringere Relevanz bei und die Anforderung an<br />

eine „schöne Wohnung“ sind deutlich niedriger als bei nicht finanziell deprivierten<br />

Menschen (Hill/Stamey 1990, S. 303).<br />

In <strong>einer</strong> aktuellen qualitativen Untersuchung von Menschen, die mit starken Einkommenseinbussen<br />

konfrontiert wurden, konnte Wendt (2010) ähnliche emotionale Bewältigungsstrategien<br />

feststellen. Zum einen finden vielfältige Uminterpretationen, sogenannte<br />

kognitive Restrukturierungen, statt, welche dazu dienen, <strong>das</strong> Selbstwertgefühl<br />

der deprivierten Personen zu erhalten. Haushalte mit finanziellen Einbussen<br />

sind sich beispielsweise ihrer geringeren Konsumfähigkeit bewusst, sie versuchen<br />

den Verlust jedoch durch immaterielle „Erfolge“ zu kompensieren (glückliche<br />

Familie, überdurchschnittliche Intelligenz, charismatische Persönlichkeit, liebevolle<br />

Freunde). Auch positive soziale Vergleiche 30 tragen dazu bei, <strong>das</strong> eigene<br />

Selbstwertgefühl zu erhalten. So vergleichen sich viele verarmte Menschen mit<br />

Haushalten, denen es noch viel schlechter geht, um zu der Erkenntnis zu gelangen:<br />

„Im Vergleich zu anderen geht es mit gar nicht so schlecht“ (Wendt 2010, S. 126).<br />

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30 <strong>Der</strong> Vergleich von Individuen geht <strong>auf</strong> die „Theorie des sozialen Vergleichs“ nach Festinger (1954)<br />

zurück. Diese besagt, <strong>das</strong>s Menschen Informationen über <strong>das</strong> eigene Ich durch den Vergleich mit<br />

anderen erzielen. Wenn ein Individuum <strong>das</strong> Ziel verfolgt, <strong>das</strong> eigene Selbstwertgefühl zu schützen,<br />

vergleicht es sich mit unterlegenen Menschen (Festinger 1954).


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 53<br />

Auf der anderen Seite wird die Theorie des sozialen Vergleichs auch in Studien zum<br />

Konsumentenverhalten verwendet. Hiermit wird beispielsweise der „Wunsch zum<br />

Mithalten“ erklärt, nämlich die Tatsache, <strong>das</strong>s arme Haushalte häufig über ihre eigenen<br />

finanziellen Verhältnisse leben (Walker 1996, S. 793). Auch kann Wendt eine<br />

Anpassung des Anspruchsniveaus an Produkte und Dienstleistungen feststellen.<br />

Generell wird der Konsum als solches kritischer hinterfragt, die Notwendigkeit eines<br />

umfassenden Konsumverhaltens wird in Frage gestellt, man ist bereit die Befriedigung<br />

mancher Bedürfnisse in die Zukunft zu schieben (Wendt 2010, S. 131-138).<br />

Auch Hill (1991) konnte nachweisen, <strong>das</strong>s verarmte Menschen durch <strong>das</strong> Fantasieren<br />

von <strong>einer</strong> besseren Zukunft den Stress in der momentanen prekären Situation<br />

regulieren. Schon Caughey (1984) identifizierte Fantasie als „an escape from reality“,<br />

S. 159. Verarmte Menschen trösten sich folglich mit dem Glauben an „bessere zukünftige<br />

Zeiten“ über die momentane angespannte Situation hinweg.<br />

Des Weiteren findet die „Bewältigung“ der angespannten finanziellen Situation <strong>auf</strong><br />

der Verhaltensebene statt. Hierbei handelt es sich um Verhaltensmassnahmen, die<br />

dar<strong>auf</strong> abzielen, mit den begrenzten finanziellen Ressourcen umzugehen und/oder<br />

die bestehende Situation zu verbessern. Dabei geht es um beide Seiten der Budgetgleichung:<br />

die Einnahmen und die Ausgaben. Die Literatur zu Verhaltensmassnahmen<br />

bei begrenzten finanziellen Ressourcen ist äusserst fragmentiert und bezieht<br />

sich grössenteils <strong>auf</strong> Untersuchungen bei Arbeitslosen, Obdachlosen und stark verschuldeten<br />

Menschen. Nachfolgend wird ein Überblick über die vielfältigen Verhaltensweisen<br />

gegeben:<br />

- Generierung von Zusatzeinkommen<br />

o Neue Vollzeitstelle (Kempson et al. 1994, S. 14; Andress 1999, S. 47f)<br />

o Verk<strong>auf</strong> von weniger essentiellen Besitzgegenständen (Noll/Weik 2007,<br />

S. 4; Kempson et al. 1994, S. 14)<br />

o Betteln (Kempson et al. 1994, S. 14)<br />

o Kredit<strong>auf</strong>nahme (Fitzmaurice/Comegys 2006, S. 288; Hill/Stephens<br />

1997, S. 35; Andress 1999, S. 47f.)<br />

o Rückgriff <strong>auf</strong> Erspartes/Vermögen (Wendt 2010, S. 98f.; Andress 1999,<br />

S. 47f.)<br />

o Illegale Möglichkeiten zur Einkommenserzielung (Schwarzarbeit, Prostitution,<br />

Diebstahl etc.) (Hill/Stephens 1997, S. 35f.; Andress 1999, S.<br />

47f.)<br />

o Antrag <strong>auf</strong> staatliche Transferleistungen (Andress 1999, S. 47f)


54 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

- Rationalisierung in den Konsumausgaben<br />

o Ratenzahlung (Andress 1999, S. 47f.; Tobias/Boettner 1992, S. 12)<br />

o Aufschieben von Zahlungen (Kempson et al. 1994, S.14)<br />

o Genaue Haushaltsbudgetplanung (Wendt 2010, S. 143f.; Pennings et<br />

al. 2005)<br />

o L<strong>auf</strong>endende Ausgaben reduzieren (Andress 1999, S. 47f.; Hess 1991,<br />

S. 181):<br />

o Zurückstellen von Anschaffungen; veränderte Prioritäten setzen im<br />

Konsum (Harker/Lister 2011, S. 269; Walker 1996, S. 789; Andress<br />

1999, S. 47f.)<br />

o Verzicht <strong>auf</strong> weniger notwendige Güter und Urlaub/Freizeitaktivitäten<br />

(Hess 1991, S. 181; Brinkmann/Spitznagel 1984)<br />

o Umzug in eine günstigere Wohnung (Wendt 2010, S. 100)<br />

o Versicherungen kündigen (Hess et al. 1991, S. 182)<br />

o Eigenherstellung von Kleidung, Sammeln und Wiederverwertung von<br />

Müll, Reparaturen selber durchführen (Milanova 1999, S. 421;<br />

Hill/Stamey 1990, S. 303)<br />

o Verzicht <strong>auf</strong> Markenprodukte (Hamilton/Catterall 2006, S. 128)<br />

o Spontaneinkäufe meiden (Wendt 2010, S. 171f.; Hradil/Müller 1999, S.<br />

196)<br />

o K<strong>auf</strong> von Sonderangeboten, Fixierung <strong>auf</strong> die Befriedigung von Basisbedürfnissen<br />

(Tobias/Boettner 1992, S. 12)<br />

o Gebrauchtwarentausch innerhalb des Wohnviertels (Tobias/Boettner<br />

1992, S. 12)<br />

- Kompensationskäufe<br />

Benachteiligte Gruppen, insbesondere Schwarze, k<strong>auf</strong>en teure Produkte und<br />

Marken, um die Stigmatisierung aus der Gesellschaft zu kompensieren(Andreason<br />

1993, S. 272). Auch Roberts stellt bei Arbeitslosen den verstärkten<br />

K<strong>auf</strong> von sichtbaren Besitzgegenständen fest und interpretiert diesen<br />

Konsum als Kompensationsk<strong>auf</strong> für den Jobverlust und als Signalk<strong>auf</strong> für <strong>das</strong><br />

soziale Umfeld (Roberst 1991, S. 40)


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 55<br />

- Suche nach Unterstützung im sozialen Umfeld (Freunde, Familie, Nachbarn)<br />

und sozialen Hilfsstellen (z.B. Schuldnerberatung) (Hamilton/Catterall<br />

2005, S. 628)<br />

- Sozialer Rückzug und veränderte Zeitverwendung: mehr Zeit für Familie,<br />

mehr Fernsehen, mehr spazieren (Hamilton/Catterall 2006b, S. 131; Miller/Kaiser<br />

2001, S. 79; Neuberger 1997, S. 100)<br />

Insgesamt warnen Soziologen davor, <strong>das</strong>s Armut bei Menschen zur sozialen Isolation<br />

führt. Primär verhindern die begrenzten finanziellen Mittel die Teilnahme am gesellschaftlichen<br />

Leben (Theater, Kino, Restaurant). Viele haben zudem Angst, über<br />

ihren Einkommensverlust zu sprechen, wegen dem geringeren Einkommen verurteilt<br />

oder als minderwertig beurteilt zu werden. Ausserdem befürchten sie, nicht mithalten<br />

zu können und <strong>das</strong>s ihre eingeschränkten Konsummöglichkeiten sichtbar sind. Ferner<br />

ziehen sie sich sogar aus dem näheren Freundeskreis aktiv zurück, weil die Gesellschaft<br />

ein reziprokes Handeln erfordert, zu dem sie nicht in der Lage sind. Hierzu<br />

gehört die gesellschaftliche Erwartung, wonach <strong>das</strong> Annehmen <strong>einer</strong> Einladung auch<br />

die Aussprache eigener Einladungen erfordert. Auch wer Geschenke bekommt muss<br />

bei anderen Anlässen selber schenken. Soziologen greifen diese Argumente <strong>auf</strong> und<br />

begründen damit unter anderem die Notwendigkeit staatlicher Interventionen zur<br />

Verhinderung von Armut (Gallie/Paugam 2002, S. 46f.; Müller 1993, S. 200; Neuberger<br />

1997, S. 94).<br />

Es muss jedoch an dieser Stelle einschränkend hervorgehoben werden, <strong>das</strong>s sich<br />

die meisten existierenden Armutsuntersuchungen <strong>auf</strong> den US-amerikanischen Markt<br />

beziehen. Die Armutsgrenze ist hier noch weit unter den Werten in Deutschland und<br />

daher als „absolute Armut“ und nicht als „relative Armut“ zu verstehen. Ferner sind<br />

sozialstaatliche Massnahmen zur Armutsprävention und -unterstützung sowie zur<br />

Reintegration verarmter Bevölkerungsschichten, wie in einem Wohlfahrtsstaat in<br />

Deutschland oder der Schweiz, in den Vereinigten Staaten nur ansatzweise vorhanden.<br />

Während es bei den amerikanischen Konsumenten in Armut in erster Linie um<br />

den täglichen Kampf zur Sicherstellung der Grundbedürfnisse (Ernährung, Wohnen)<br />

geht, kann davon ausgegangen werden, <strong>das</strong>s die Basisbedürfnisse von armen Konsumenten<br />

in Deutschland und der Schweiz befriedigt werden können (Diefenbacher/Zieschank<br />

2011, S. 14; Stopp 2010, S. 54). Die Forschungsergebnisse sind da-


56 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

her nur begrenzt übertragbar. Nichtsdestotrotz machen sie deutlich, <strong>das</strong>s arme Konsumenten<br />

benachteiligt werden können, eine Verarmung auch emotionale und soziale<br />

Konsequenzen hat und vielfältige Bewältigungsstrategien zum Umgang mit einem<br />

geringen Einkommen gesucht werden.<br />

Während in der Armutsforschung ein grosses Interesse für die psychologischen<br />

Auswirkungen und Konsequenzen für <strong>das</strong> Sozialleben besteht, wird <strong>das</strong> konkrete<br />

K<strong>auf</strong>- beziehungsweise Produktwahlverhalten nur oberflächlich betrachtet.<br />

3.4.3 Forschungsergebnisse des K<strong>auf</strong>verhaltens / Marketings<br />

Die K<strong>auf</strong>verhaltensforschung hat sich bisher nicht explizit mit sparenden Konsumenten<br />

im Handel beschäftigt. Das verfügbare Einkommen wird vielmehr als eine von<br />

vielen <strong>Einfluss</strong>grössen betrachtet und nur als Moderator analysiert. Hier wird <strong>das</strong><br />

Verhalten von armen im Vergleich zu reichen Haushalten miteinander verglichen. Die<br />

Ergebnisse lassen jedoch keine eindeutigen Schlüsse zu (Wendt 2010, S. 5).<br />

Da bisher keine Erkenntnisse über <strong>das</strong> konkrete Verhalten von Sparern im Einzelhandel<br />

vorliegen, orientiert sich dieser Abschnitt an Forschungsergebnissen über<br />

Konsumenten, die bestimmte Verhaltensweisen zeigen, mit deren Hilfe ein Konsument<br />

systematisch Geld beim Konsum sparen kann und die daher vermutlich auch<br />

eine Verhaltensoption für Konsumenten darstellen, die sparen müssen oder wollen.<br />

Das Verhalten von preisbewussten Einkäufern (Price-Conscious Consumer), dem<br />

preisleistungsorientierten Einkäufern (Value Conscious Consumer) und dem sogenannten<br />

Smart Shopper ist diesbezüglich in den vergangenen Jahren zunehmend in<br />

<strong>das</strong> Interesse der K<strong>auf</strong>verhaltensforschung gerückt. Im nachfolgenden Kapitel soll<br />

ein Überblick über den Stand der Forschung zu diesem Eink<strong>auf</strong>styp gegeben werden.<br />

<strong>Der</strong> Price-Conscious Konsument beziehungsweise der Billigkäufer hat eine starke<br />

Preis- und eine geringe Markenorientierung (Meer 1995 S. 3). Er hat ein sehr<br />

ausgeprägtes Preisinteresse. Dementsprechend ist auch die Preisgünstigkeit für ihn<br />

k<strong>auf</strong>entscheidend (Diller 2008, S. 103; Kailing 2007, S. 187). „Preisgünstigkeitsurteile<br />

orientieren sich allein am Produktpreis. Qualität und Leistungsumfang des jeweiligen<br />

Produktes werden bei der Beurteilung nicht berücksichtigt“, (Simon/Fassnacht 2009,<br />

S. 168). In vielfältigen Studien wurde <strong>das</strong> Verhalten dieses Konsumententyps untersucht.<br />

So basiert der K<strong>auf</strong> von Tiefpreisprodukten <strong>auf</strong> <strong>einer</strong> umfassenden Motivation,


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 57<br />

<strong>das</strong> billigste Angebot zu bekommen. Hierzu vergleicht er intensiv in der Vork<strong>auf</strong>phase<br />

und der K<strong>auf</strong>phase die Preise verschiedener Händler und Hersteller und liest intensiv<br />

Werbebroschüren (Kopalle/Lindsey-Mullikin 2003, S. 225). <strong>Der</strong> Price Conscious<br />

Konsument unternimmt sogar noch Preisvergleiche bei sehr günstigen Produkten<br />

von wenigen Franken (Mittal 1994, S. 533). Neben Preiseinstiegslinien k<strong>auf</strong>t er<br />

ausserdem häufig Sonderangebote (Swaminathan/Bawa 2005, S. 205; Taylor/Ayala/Neslin<br />

2005, S. 293). Soziodemografisch kann er nicht genau eingeordnet<br />

werden. Er ist jedoch besonders häufig in Haushalten mit einem geringen Einkommen<br />

zu finden (Wakefield/Inman 2003, S. 199; Liechtenstein 1993, S 234f.).<br />

Von Billigkäufern zu differenzieren sind der Value Conscious Consumer und der<br />

sogenannte Smart Shopper. Beide Käufertypen werden in der Literatur uneinheitlich<br />

definiert. Als charakteristisches Merkmal wird jedoch immer ein hoher Anspruch an<br />

<strong>das</strong> Preis-Leistungsverhältnis genannt (Müller/Stein 2008, S. 5; Diller 2008, S. 123;<br />

Bauer et al. 2005, S. 3; Esser 2002, S. 16; Schögel/Tomczak 1999, S. 15). Lichtenstein<br />

und Burton haben ein Konstrukt für den value conscious consumer entwickelt,<br />

wonach er „a concern for price paid relative to quality“ (Lichtenstein/Burton 1993, S.<br />

235) besitzt. Im Gegensatz zum Billigkäufer achtet der Smart Shopper eher <strong>auf</strong> die<br />

Preiswürdigkeit eines Angebots als <strong>auf</strong> die reine Preisgünstigkeit. „Preiswürdigkeitsurteile<br />

[sind] mehrdimensional, es wird zwischen Preis und Qualität abgewogen“,<br />

(Simon/Fassnacht 2009, S. 168). Value Conscious Consumer k<strong>auf</strong>en demnach nicht<br />

zwingend Preiseinstiegsmarken, sondern vor allem teure Markenprodukte zu einem<br />

möglichst günstigen Preis (Diller 2003, S. 242; Schmalen/Lang 1998, S. 5).<br />

Value Consciousness allein ist jedoch eher ein kognitives Merkmal und sagt wenig<br />

über <strong>das</strong> konkrete Eink<strong>auf</strong>sverhalten aus (Esser 2002, S. 43). Die konstitutiven Elemente<br />

eines Smart Shoppers gehen jedoch weiter. Auch der Smart Shopper hat eine<br />

ausgeprägte Value Consciousness (Mano/Elliot, S. 505). Um <strong>das</strong> optimale Preis-<br />

/Leistungsverhältnis zu erhalten, investiert der Smart Shopper ein beachtliches Ausmass<br />

an Zeit und Mühe. Dieser Aufwand äussert sich in <strong>einer</strong> Vielzahl an Fähigkeiten<br />

und Verhaltensweisen, die Mano/Elliot in <strong>einer</strong> empirischen Untersuchung identifiziert<br />

haben und auch von Esser in <strong>einer</strong> weiteren Erhebung mit deutschen Konsumenten<br />

bestätigt wurden (Mano/Elliot 1997; Esser 2002):


58 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

Smart Shopper zeigen ein ausgeprägtes Informationsverhalten. Sie haben dementsprechend<br />

die Kenntnis von Gütern, Eink<strong>auf</strong>squellen und Preisen sowie die Fähigkeit,<br />

deren Vorteilhaftigkeit zu beurteilen. Dies ist notwendig, da eine Beurteilung des<br />

Preis-Leistungsverhältnisses nur <strong>auf</strong> der Grundlage entsprechender Informationen<br />

erfolgen kann. In der Vork<strong>auf</strong>phase sucht der Smart Shopper daher aktiv nach Informationen.<br />

Er greift dabei sowohl <strong>auf</strong> seine Erfahrung als auch <strong>auf</strong> externe Quellen,<br />

wie beispielsweise <strong>das</strong> Internet, Testzeitschriften, Angebots-Fyler oder Schnäppchenführer,<br />

zurück (Esser 2002, S. 20-24; Diller 1999, S. 49). Anschliessend beurteilt<br />

der Konsument <strong>das</strong> Preis-Leistungsverhältnis. Preis und Qualität werden zunächst<br />

getrennt voneinander bewertet. Die Synthese beider Beurteilungskomponenten erfolgt<br />

erst im abschliessenden Urteil. <strong>Der</strong> Preis verliert somit für den Smart Shopper<br />

seine Funktion als Qualitätsindikator (Simon/Fassnacht 2008, S. 169f.; Bauer et al.<br />

2005, S. 3).<br />

Ferner konnte bei Smart Shoppern ein ausgeprägtes Organisationsverhalten<br />

nachgewiesen werden. Er schiebt manche K<strong>auf</strong>entscheidungen <strong>auf</strong>, andere zieht er<br />

zeitlich nach vorn, um die starke Volatilität von Preisen auszunutzen. Dies verdeutlicht<br />

auch, <strong>das</strong>s der Smart Shopper nicht zwingend sparen muss. Er hat ausreichende<br />

finanzielle Kapazitäten, aber er greift nur bei Schnäppchen zu (Esser 2002, S.<br />

28f.; Gierl 1992, S. 15). Ausserdem sind Smart Shopper bereit, einen erhöhten organisatorischen<br />

Aufwand bei der Eink<strong>auf</strong>sstättenwahl zu betreiben. Sie haben eine hohe<br />

Preiskenntnis und wissen genau, welches Produkt bei welchem Anbieter momentan<br />

besonders günstig ist. Sie besuchen daher auch mehrere Händler, entweder um<br />

sich ausgiebig zu informieren oder um dort jeweils einzelne Aktionsartikel zu k<strong>auf</strong>en.<br />

Sie sind ausserdem bereit, geografisch weit entfernte, aber dafür günstige Eink<strong>auf</strong>sstätten,<br />

wie z.B. Factory Outlets, <strong>auf</strong>zusuchen (Feinen 2007, S. 26f.).<br />

Zur Vorbereitung des „smarten“ Eink<strong>auf</strong>s gehört ausserdem <strong>das</strong> Aufstellen eines<br />

Eink<strong>auf</strong>szettels und die akribische Planung des verfügbaren und zukünftigen Konsumbudgets.<br />

<strong>Der</strong> Smart Shopper will die Effizienz s<strong>einer</strong> Investitionen optimieren.<br />

Auch <strong>das</strong> Sammeln und die Verwendung von Coupons/Gutscheinen und die Teilnahme<br />

an Kundenbindungs- und Treueprogrammen sind bei Smart Shoppern häufig<br />

verbreitet (Esser 2002, S. 35f.; Mano/Elliot 1997, S. 504).<br />

In direktem Zusammenhang mit dem Informations- und Organisationsverhalten stehen<br />

Preisverhandlungen, die von Smart Shoppern ebenfalls häufig durchgeführt<br />

werden. Die gewonnen Informationen aus s<strong>einer</strong> umfassenden Recherche, die Ma-


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 59<br />

no/Elliot als „marketplace knowledge“ (Mano/Elliot 1997, S. 504) bezeichnen, bilden<br />

die Grundlage für Preisverhandlungen. Die gute Kenntnis über den Markt und die<br />

Angebote von Konkurrenten gibt dem Smart Shopper die notwendige Macht gegenüber<br />

dem Anbieter (Neuhaus 2001, S. 14). Für die Preisverhandlungen investiert der<br />

Smart Shopper Zeit und Mühe. Die K<strong>auf</strong>entscheidung fällt abschliessend <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Angebot,<br />

wo er glaubt, die beste Leistung zum absolut besten Preis zu erhalten. (Müller/Stein<br />

2008, S. 75f.; Esser 2002, S. 39).<br />

<strong>Der</strong> Eink<strong>auf</strong> von verschiedenen Gütern ist mit jeweils anderen Involvement und<br />

K<strong>auf</strong>gewohnheiten verbunden (Foscht/Swoboda 2007, S. 19). Auch ein Smart Shopper<br />

zeigt nicht in jeder Situation die gleichen – oben <strong>auf</strong>gezeigten – Verhaltensweisen.<br />

So differenzierte Esser zwischen convenience goods, shopping goods und specialty<br />

goods und konnte signifikante Verhaltensunterschiede feststellen (Esser 2002,<br />

S. 184f.).<br />

Fraglich ist jedoch, ob der besondere Aufwand, den Smart Shopper bei ihren Eink<strong>auf</strong>saktivitäten<br />

an den Tag legen, objektiv rational ist, da durch ihre organisatorischen<br />

Aktivitäten Opportunitätskosten in Form von beispielsweise Zeit (Preisvergleiche,<br />

Sammeln von Coupons) und Fahrtkosten (Besuch mehrerer Eink<strong>auf</strong>sstätten,<br />

langer Anfahrtsweg zu Lagerverkäufen) entstehen. Doch Smart Shopper werden<br />

nicht nur durch <strong>das</strong> ökonomische Ergebnis (der günstigste Preis) zu ihren Handlungen<br />

motiviert. Es entstehen vielmehr positive Emotionen, die sich auch aus dem<br />

ganzen Eink<strong>auf</strong>sprozess ergeben. Diese Gefühle stellen eine psychische Nutzenkomponente<br />

für ihn dar. <strong>Der</strong> Smart Shopper empfindet Freude über <strong>das</strong> erworbene<br />

„Schnäppchen“ und Stolz <strong>auf</strong> seine Eink<strong>auf</strong>sleistung (Bauer et al. 2005, S. 4).<br />

<strong>Der</strong> Stolz hat zum einen eine momentane Erfolgsgefühlskomponente. Zum anderen<br />

entsteht ein länger anhaltendes gesteigertes Selbstwertempfinden (Ulrich/Maying<br />

2003, S. 155). Stolz entsteht in der Regel dann, wenn jemand eine besondere Leistung<br />

erbracht hat. <strong>Der</strong> Smart Shopper ist stolz dar<strong>auf</strong>, <strong>das</strong>s er durch sein geschicktes<br />

Eink<strong>auf</strong>en ein qualitativ hochwertiges Produkt zu einem vergleichbar günstigen Preis<br />

erworben hat. Für diese Leistung erhält er Anerkennung vor sich selbst und vor seinem<br />

sozialen Umfeld. Smart Shopper reden daher auch gerne und stolz über ihre„Eink<strong>auf</strong>serfolge“<br />

(Schindler 1998, S. 387). Neben Stolz empfindet der Smart<br />

Shopper ein Gefühl von Freude. Freude ist ein positives Gefühl, was eng an persönliche<br />

Erfolge geknüpft ist. (Ulrich/Mayring 2003, S. 161). Wenn ein Smart Shopper


60 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

ein Schnäppchen gefunden hat, ist <strong>das</strong> für ihn ein Erfolg, der Freude bei ihm auslöst<br />

(Simon/Fassnacht 2009, S. 177f.; Diller 2008, S. 160f.).<br />

Bauer et al. setzten sich <strong>auf</strong> Basis <strong>einer</strong> experimentellen Online-Befragung verstärkt<br />

mit der Entstehung und Wirkung von Smart Shopping Gefühlen auseinander. Sie<br />

fanden heraus, <strong>das</strong>s die Intensität der Gefühle stark davon abhängt, ob die Konsumenten<br />

die Ursachen für ihren preis-leistungsorientierten Eink<strong>auf</strong> internal attribuieren,<br />

d.h. wenn sie sich selbst dafür verantwortlich fühlen. Ferner sind die Gefühle<br />

umso stärker, je höher die generelle Smart Shopping Neigung eines Konsumenten<br />

ist. Ausserdem zeigen ihre Ergebnisse, <strong>das</strong>s Smart Shopping Gefühle eine positivere<br />

Produktbeurteilung und eine erhöhte Markentreue bewirken können, da der Konsument<br />

seine erlebten Gefühle direkt mit dem Produkt assoziiert (Bauer et al. 2005, S.<br />

28f.).<br />

Die positiven Gefühle (Freude und Stolz) haben bei Smart Shoppern einen wichtigeren<br />

Stellenwert als die effektive Ersparnis. Dies erklärt auch, warum Smart Shopper<br />

in allen Einkommensklassen zu finden sind, d.h. auch in Haushalten, in denen keine<br />

objektive <strong>Sparnotwendigkeit</strong> besteht. Auch wenn sich die finanzielle Situation von<br />

Smart Shoppern ändert, verändern sie nicht ihr Eink<strong>auf</strong>sverhalten (Neuhaus 2001, S.<br />

12; Mano/Elliot 1997, S. 504).<br />

Obwohl der Smart Shopper und der Billigkäufer teilweise als sehr ähnlich beschrieben<br />

werden (Esser 2002, S. 13; Zentes/Swoboda 1999, S. 77), ist nicht unbedingt<br />

davon auszugehen, <strong>das</strong>s die beiden Konsumententypen die gleichen Verhaltensweisen<br />

beim Eink<strong>auf</strong> zeigen. Die Ausführungen machen deutlich, <strong>das</strong>s neben der Relevanz<br />

von Preis und Qualität, bei Smart Shoppern im Vergleich zu Billigkäufern auch<br />

ausreichend mentale Fähigkeiten vorhanden sind, um diesen organisatorischen Aufwand<br />

zu betreiben (er kennt beispielsweise die besten Schnäppchenseiten und die<br />

besten Tricks für Flugbuchungen im Internet) und vor allem die Vorteilhaftigkeit von<br />

Angeboten beurteilen zu können. <strong>Der</strong> reine Preisvergleich (ohne die Integration von<br />

Leistungsbestandteilen) erfordert weniger kognitive und mentale Kapazitäten als<br />

eine ganzheitliche Angebotsbeurteilung. <strong>Der</strong> Smart Shopper wird daher auch als besonders<br />

„intelligent“, „clever“ und „schlau“ beschrieben (Barz 2003, S. 259; Esser<br />

2002, S. 17).


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 61<br />

<strong>Der</strong>art detaillierte Untersuchungen zu den Verhaltensweisen wie für einen Smart<br />

Shopper, existieren für einen Konsumenten, dessen Sparmotivation von der reinen<br />

Preisgünstigkeit ausgeht, bisher jedoch nicht. Billigkäufer werden mit <strong>einer</strong> erhöhten<br />

Ausprägung der „deal proneness“ beschrieben, wozu umfangreiche Untersuchungen<br />

bereits existieren (Simon/Fassnacht 2009, S. 177f.; Henderson 1994, S. 86).<br />

Deal proneness wird definiert als eine Verhaltenstendenz des Konsumenten, Produkte<br />

aus Verk<strong>auf</strong>sförderungsaktionen zu k<strong>auf</strong>en (Lichtenstein/Netemeyer/Burton 1995,<br />

S. 314; Baumgartner/Steenkamp 2001, S. 143). Sie äussert sich unter anderem auch<br />

im K<strong>auf</strong> von Sonderangeboten, dem K<strong>auf</strong> von Sonderangeboten <strong>auf</strong> Vorrat und der<br />

Verwendung von Coupons, weshalb Coupon Proneness im Allgemeinen als eine<br />

spezifische Form der Deal Proneness eingeordnet wird (Martinez/Montaner 2006, S.<br />

157; Lichtenstein/Netemeyer/Burton 1990, S. 56; Schneider/Curim 2001, S. 205f.).<br />

Auch die Sale Proneness ist eine spezifische Form der Deal Proneness und bezieht<br />

sich <strong>auf</strong> eine generelle Neigung, Produkte deshalb zu k<strong>auf</strong>en, weil sie im Sonderangebot<br />

sind (Burton et al. 1999, S. 7). 31 Die Beschreibungen machen deutlich, <strong>das</strong>s es<br />

sich hierbei um Verhaltensweisen handelt, mit deren Hilfe man bei seinen Ausgaben<br />

sparen kann. Das besondere an „Deal Prone“ Konsumenten ist jedoch, <strong>das</strong>s Käufe<br />

teilweise nur <strong>auf</strong> Grund der Verk<strong>auf</strong>saktion und nicht primär wegen <strong>einer</strong> Notwendigkeit<br />

getätigt werden. Auch „Deal Prone“ Konsumenten sind durch positive Gefühle<br />

beim Erwerb eines „Deals“ motiviert (Lichtenstein et al. 1990, S. 56).<br />

Untersuchungen der K<strong>auf</strong>verhaltensforschung fanden ferner heraus, <strong>das</strong>s Value<br />

Consciousness, Deal Proneness und die eigene Wahrnehmung als Smart Shopper<br />

stark mit der sogenannten Store Brand Proneness korrelieren, d.h. der Verhaltenstendenz,<br />

Eigenmarken zu k<strong>auf</strong>en (Burton et al. 1998, S. 293). Ausserdem weisen<br />

Store Brand Prone Consumers eine positive Einstellung gegenüber Eigenmarken <strong>auf</strong>.<br />

Sie halten Eigenmarken für eine qualitativ gleichwertige Alternative zu Markenprodukten,<br />

sind an Eigenmarken in vielen Warengruppen interessiert und freuen sich,<br />

wenn sie Eigenmarken k<strong>auf</strong>en (Garretson et al. 2002, S. 293). Es wurden viele Untersuchungen<br />

unternommen, um Charakteristika des Eigenmarkenkäufers zu identifizieren.<br />

Die Ergebnisse sind jedoch nicht eindeutig und lassen lediglich den Schluss<br />

zu, <strong>das</strong>s Käufer von Eigenmarken tendenziell ein mittleres Einkommen haben und<br />

preissensibel sind (Ailawadi/Keller 2002, S. 336; Ailawadi et al. 2001, S. 78; Richard-<br />

��������������������������������������������������������<br />

31 Des Weiteren gehören zur Deal Proness folgende Konstrukte: Cents-off Proneness, Rebate proneness,<br />

Free gift proneness, one-free proneness, contest-proneness, display-proneness. Für eine detaillierte<br />

Diskussion hierzu siehe: Burton et al. 1998, S. 295-197.


62 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

son et al. 1996, S. 19). Welche Einstellung sparende Konsumenten zu Eigenmarken<br />

haben und ob sich diese Einstellung eventuell mit zunehmendem Spardruck ändert,<br />

ist jedoch nicht erforscht.<br />

Es zeigt sich jedoch, <strong>das</strong>s die Marktanteile von Eigenmarken in wirtschaftlich schwachen<br />

Zeiten stärker steigen als in der Hochkonjunktur. Interessanterweise gehen die<br />

Wachstumsraten der Eigenmarken ausserdem nach <strong>einer</strong> Krise nur minimal wieder<br />

zurück (Lamey 2007, S. 1). Dies lässt dar<strong>auf</strong> schliessen, <strong>das</strong>s der K<strong>auf</strong> von Eigenmarken<br />

in der Rezession mit <strong>einer</strong> (dauerhaften) Einstellungsveränderung bei manchen<br />

Konsumenten verbunden ist.<br />

Ein Forschungsstrang innerhalb der Private Label Forschung beschäftigt sich mit der<br />

Frage, wann eine Eigenmarke Erfolg hat. Generell nehmen Konsumenten bei Eigenmarken<br />

im Vergleich zu Herstellermarken ein grösseres K<strong>auf</strong>risiko wahr (Gonzales<br />

Mieres et al. 2005, S. 64 32 ).<br />

Nichtsdestotrotz können auch Hersteller- und Handelsmarken aus Konsumentensicht<br />

qualitativ gleichwertig sein (Erdem et al. 2004, S. 86; De Wulf et al. 2005, S. 223). Es<br />

konnte gezeigt werden, <strong>das</strong>s Eigenmarken höhere Marktanteile in grossen, weniger<br />

beworbenen Kategorien mit <strong>einer</strong> kleinen Anzahl von Marken erzielen. Ausserdem<br />

sind sie dann erfolgreich, wenn ein grosser Preisunterschied zwischen Herstellerund<br />

Handelsmarke existiert. Den grössten <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> den Erfolg von Eigenmarken<br />

hat jedoch die wahrgenommene Qualität (Dhar/Hoch 1998, S. 208; Hoch/Banerji<br />

1993, S. 57; Sethuraman/Cole 1999, S. 340). Wie sparende Konsumenten die Qualität<br />

von Eigenmarken wahrnehmen und ob sowie wann Eigenmarken bei sparenden<br />

Konsumenten Erfolg haben, ist jedoch nicht bekannt.<br />

Ailwadi und Harlam (2004) fanden heraus, <strong>das</strong>s Händler in Warengruppen mit hohem<br />

Eigenmarkenanteil hohe Margen bei ihren Herstellermarken haben. Hieraus schliessen<br />

die Autoren, <strong>das</strong>s sich durch eine starke Eigenmarkenpenetration die Verhandlungsmacht<br />

der Händler gegenüber den Herstellern erhöht, weil der Händler nicht<br />

(mehr) <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Markenprodukt angewiesen ist. Auch andere Studien bestätigen diesen<br />

Effekt (Mills 1995; Narasimhan/Wilcox 1998). Des Weiteren kann es profitabel<br />

für den Händler sein, wenn er eine Eigenmarke ähnlich strategisch positioniert wie<br />

die führende Herstellermarke (Sayman/Hoch/Raju 2002, S. 129) 33 . Ob und wie sich<br />

sparende Konsumenten zwischen <strong>einer</strong> Herstellermarke und <strong>einer</strong> Handelsmarke<br />

��������������������������������������������������������<br />

32 Tabelle von Gonazles Mieres et al. 2006, S. 64 in den Anhang nehmen.<br />

33 Dieser Effekt wurde jedoch nur analytisch abgeleitet. Es fand keine Studie statt, welche die Glaubwürdigkeit<br />

<strong>einer</strong> solchen Positionierung mit Konsumenten untersucht (Ailawadi/Keller 2004, S. 336).


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 63<br />

entscheiden, ist jedoch nicht bekannt. Auch welche Rolle Sonderangebote dabei<br />

spielen, ist nicht erforscht.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong> von Private Labels <strong>auf</strong> die Loyalität zum Händler ist umstritten (Ailawadi/Keller<br />

2004, S. 336). Auf der einen Seite gibt es viele Gründe, die für einen positiven<br />

Effekt sprechen. Konsumenten gewöhnen sich an eine Marke und haben die<br />

Möglichkeit, diese Marke in vielen verschiedenen Produktkategorien zu k<strong>auf</strong>en. In<br />

der Regel ist diese Marke nur bei Verk<strong>auf</strong>sstellen des Händlers erhältlich (Steenkamp/Dekimpe<br />

1997, S. 917). 34 Wenn eine Eigenmarke die Loyalität der Kunden erhöht,<br />

kann es profitabel sein, diese im Sortiment zu führen, auch wenn sie über keinen<br />

Kostenvorteil gegenüber Herstellermarken verfügt (Corstjens/Lal 2000, S. 281).<br />

In <strong>einer</strong> Konsumentenbefragung fanden Ailawadi et al. (2001) heraus, <strong>das</strong>s Konsumenten,<br />

die Eigenmarken k<strong>auf</strong>en, auch dem Händler gegenüber loyal sind. Auf der<br />

anderen Seite zeigten Ailawadi und Harlam (2004), <strong>das</strong>s Konsumenten, die sehr viele<br />

Eigenmarken k<strong>auf</strong>en, insgesamt deutlich kl<strong>einer</strong>e Warenkörbe (bezogen <strong>auf</strong> den<br />

Umsatz) k<strong>auf</strong>en als Konsumenten, die nur moderate Eigenmarken-Käufer sind. In<br />

<strong>einer</strong> jüngeren Studie wurde der „Share of wallet“ anhand von Paneldaten analysiert<br />

und fand einen positiven Zusammenhang zwischen Eigenmarken und Loyalität, wobei<br />

auch hier Konsumenten, die sehr viele Eigenmarken k<strong>auf</strong>en, generell eine Preisaffinität<br />

und eine Eigenmarkenloyalität <strong>auf</strong>weisen, jedoch nicht zwingend nur bei einem<br />

Händler (Ailawadi/Pauwels/Steenkamp 2008, S. 19). Inwiefern Eigenmarken bei<br />

sparenden Konsumenten die Loyalität erhöhen beziehungsweise verhindern kann, ist<br />

jedoch nicht erforscht.<br />

Im Zusammenhang mit dem K<strong>auf</strong> von Eigenmarken und <strong>einer</strong> Sparorientierung wird<br />

in der Literatur auch vom Typ des hybriden oder multioptionalem Konsumenten<br />

gesprochen. Unter diesem Begriff werden Konsumenten subsummiert, die situativ<br />

entweder teure Produkte (z.B. Herstellermarken) oder billige Produkte (z.B. Eigenmarken<br />

der Preiseinstiegslinie) k<strong>auf</strong>en (Esser 2002, S. 40f.; Liebmann 1996, S. 43;<br />

Diller 1995, S. 4).Die Multioptionalität kann sich bei verschiedenen Güterarten (z.B.<br />

Porschefahrer und Aldi-Kunde) oder in ihrer stärksten Form bei gleichen Gütern (z.B.<br />

ein Shirt H&M und bei Lacoste k<strong>auf</strong>en) widerspiegeln (Diller et al. 2000, S. 13). Das<br />

empfundene K<strong>auf</strong>risiko und die persönliche Relevanz der Warengruppe beziehungs-<br />

��������������������������������������������������������<br />

34 Es gibt mittlerweile jedoch auch Ausnahmen. Die Eigenmarke Review des Bekleidungshändlers<br />

Peek&Cloppenburg ist beispielsweise nicht nur in den P&C Verk<strong>auf</strong>sstellen, sondern mittlerweile auch<br />

in eigenen Stores sowie bei Ansons, Breuninger, Engelhorn oder PKZ verfügbar (Hertmanni 2010).


64 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

weise <strong>das</strong> Produktinvolvement entscheiden darüber, ob der Konsument je nach Situation<br />

<strong>das</strong> billige oder <strong>das</strong> teure Produkt k<strong>auf</strong>t (Schmalen/Lang 1998, S. 5f.). Ob Konsumenten<br />

mit <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> grundsätzlich sparsam eink<strong>auf</strong>en oder auch<br />

multioptional konsumieren, ist nicht erforscht. Es zeigt sich jedoch in qualitativen Untersuchungen,<br />

<strong>das</strong>s Konsumenten, die mit einem starken Einkommensrückgang konfrontiert<br />

werden, Prioritäten in ihren Konsumausgaben setzen (Wendt 2010, S. 61;<br />

Neuberger 1997, S. 85). Hieraus lässt sich vermuten, <strong>das</strong>s auch bei Sparern die Risikowahrnehmung<br />

und <strong>das</strong> Involvement mit <strong>einer</strong> Warengruppe darüber entscheiden<br />

könnte, ob und wie stark ein Sparverhalten angewandt wird.<br />

Die Ausführungen machen deutlich, <strong>das</strong>s sich die K<strong>auf</strong>verhaltensforschung mit verschiedenen<br />

Konsumententypen auseinandergesetzt hat, wobei jeder Typ bestimmte<br />

Verhaltensweisen <strong>auf</strong>weist, mit dessen Hilfe er Geld sparen kann. Die ökonomische<br />

Ersparnis ist jedoch nicht immer die primäre Motivation für dieses Verhalten. Es wurde<br />

bisher versäumt, sich explizit und ganzheitlich mit dem Typ des „sparenden Konsumenten“<br />

auseinanderzusetzen. Insbesondere die Veränderungen im K<strong>auf</strong>- und<br />

Produktwahlverhalten von Konsumenten, die bisher keinen Anlass zum Sparen<br />

hatten und nun plötzlich eine objektive oder subjektive <strong>Sparnotwendigkeit</strong> empfinden,<br />

ist nicht erforscht.<br />

Erste Ansatzpunkte finden sich im „life change effects“-Model nach Andreasen<br />

(1984). Andreasen entwickelt und testet ein Model, <strong>das</strong> zeigen soll, ob und wie sich<br />

Veränderungen im „life status“ <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Konsumentenverhalten auswirken. 35 Er geht<br />

davon aus, <strong>das</strong>s verschiedene Anlässe im Leben von Konsumenten existieren, die<br />

dazu führen, die persönlichen Einstellungen und <strong>das</strong> Verhalten kritisch zu reflektieren<br />

und anzupassen. Insgesamt untersucht er 23 mögliche „life status events“ (z.B. Arbeitgeberwechsel,<br />

Heirat, Erbe, Kindstot, chronische Krankheit und Umzug) und findet<br />

für viele einen Effekt <strong>auf</strong> die Veränderung im persönlichen „lifestyle“ nach dem<br />

Anlass. Für die vorliegende Untersuchung relevant ist der Anlass „took cut in wages<br />

or salary in present job“. Für diesen Anlass, welcher eine finanzielle Deprivation darstellt,<br />

konnte Andreasen Verhaltensveränderungen feststellen (Andreasen 1984, S.<br />

788). Auch in jüngeren Studien, welche <strong>auf</strong> dem Adreasen-Model <strong>auf</strong>bauen, konnten<br />

Einstellungs- und Verhaltenseffekte bei sparrelevanten Life Events („financial status<br />

a lot worse than usual“) beobachtet werden (Mathur et al. 2008, S. 245; Mathur et al.<br />

2003, S. 137). Diese sind jedoch <strong>auf</strong> einem sehr oberflächlichen Level (z.B. „verän-<br />

��������������������������������������������������������<br />

35 Eine ausführlichere Beschreibung des Models erfolgt in Kapitel 5.


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 65<br />

derter Kleidungsstil“ oder „mehr Vergnügung als früher“) und gehen nicht <strong>auf</strong> <strong>das</strong><br />

konkrete Eink<strong>auf</strong>s- und Produktwahlverhalten ein (Andreasen 1984, S. 789; Mathur<br />

et al. 2008, S. 243; Mathur et al. 2003, S. 138).


66 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

4. Konzeptionelle Grundlagen<br />

Im Folgenden werden die konzeptionellen Grundlagen dargelegt, da diese für die<br />

Beantwortung der abgeleiteten Forschungsfragen relevant sind. Dazu wird zunächst<br />

<strong>auf</strong> die Definition, die Erscheinungsformen und die Bedeutung von Eigenmarken sowie<br />

anschliessend <strong>auf</strong> die Profilierung sowie entsprechende Profilierungsinstrumente<br />

eines Handelsunternehmens eingegangen.<br />

4.1 Hersteller- und Eigenmarken<br />

4.1.1 Abgrenzung der Begriffe und Erscheinungsformen der Eigenmarken<br />

<strong>Der</strong> Begriff wird nicht einheitlich definiert. In der Mitte des 19. Jahrhundert hatte eine<br />

Marke die Funktion <strong>auf</strong> Eigentum- und Herkunft hinzuweisen. Hiermit konnten psychisch<br />

Produkte aus der anonymen Masse herausgehoben werden und hatten einen<br />

einheitlichen Namen als Wiedererkennungswert (Meffert/Burmann 2005, S. 22). Mit<br />

zunehmender Industrialisierung und der Entwicklung von neuen Betriebsformen im<br />

Handel, wurde die Markierung von Produkten für <strong>das</strong> Unternehmen wichtiger, um<br />

auch überregional Produkte vermarkten zu können. Nach klassischem Verständnis<br />

kann eine Marke anhand von konstitutiven Markmalen definiert werden. Hierzu gehören<br />

eine konstante Qualität, eine gleichbleibende Aufmachung sowie ein grosser Absatzraum.<br />

Durch diese Merkmale, die zusätzlich über Werbung unterstützt werden,<br />

erhält eine Marke Anerkennung beim Nachfrager und somit Verkehrsgeltung (Mellerowicz<br />

1963, S. 39). Dieser sogenannte merkmalsorientierte Ansatz wurde in den<br />

Folgejahren jedoch stark kritisiert, insbesondere, weil er wenig theoriegeleitet sei.<br />

Das Merkmal der Ubiquität erscheint zudem sehr unpassend, weil viele erfolgreiche<br />

Marken ganz bewusst nur einen kleinen Absatzraum definieren und aus strategischen<br />

Gründen nicht überall erhältlich sein sollen (Dichtl 1992, S. 20). Auch die geforderte<br />

Verkehrsgeltung ist kritisch zu hinterfragen, weil eine neu eingeführte Marke<br />

in der Regel beim Nachfrager zunächst unbekannt ist (Lauer 2001, S. 12). Im L<strong>auf</strong>e<br />

der Jahre entwickelten sich viele weitere Erklärungsansätze für Marken. 36 Die grössten<br />

Gemeinsamkeiten zwischen den verschiedenen internationalen Begriffsverwendungen<br />

leiten Kotler et al. (2007) in <strong>einer</strong> sehr allgemein gehaltenen Definition ab:<br />

��������������������������������������������������������<br />

36 Zu den verschiedene Ansätzen gehören der intensitätsbezogene Ansatz, der herkunftsstrukturierender<br />

Ansatz, der instrumentelle Ansatz, der erfolgsorientierte Ansatz, der wirkungsbezogene Ansatz,<br />

der identitätsbasierte Ansatz. Für eine umfangreiche Darstellung der verschiedenen Markenansätze,<br />

siehe: Meffert/Burmann (2005), S. 20f.


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 67<br />

Eine Marke ist „ein Name, Begriff, Zeichen, Symbol, eine Gestaltungsform oder eine<br />

Kombination aus diesen Bestandteilen zum Zwecke der Kennzeichnung der Produkte<br />

oder Dienstleistungen oder <strong>einer</strong> Arbeitsgruppe und zur Differenzierung gegenüber<br />

Konkurrenzangeboten“ (Kotler et al. 2007, S. 641).<br />

Terminologisch wird der Begriff der Herstellermarke als Abgrenzung zum Begriff der<br />

Eigenmarken von Detailhändlern verwendet. In der Literatur wird kontrovers diskutiert,<br />

wie sich diese beiden Markentypen voneinander differenzieren lassen (Bauer/Huber/Mäder<br />

2004, S. 24; Hilt 2008, S. 11f.). <strong>Der</strong> Ausschuss für Definitionen zu<br />

Handel und Distribution definiert Eigenmarken wie folgt: „Waren- oder Firmenzeichen,<br />

mit denen eine einzelne Handelsunternehmung, eine Verbundgruppe oder eine<br />

Franchiseorganisation Waren markiert oder markieren lässt, um die so gekennzeichneten<br />

Waren exklusiv und im allgemeinen nur in den eigenen Verk<strong>auf</strong>sstätten zu vertreiben“<br />

(Ausschuss für Definitionen zu Handel und Distribution 2006, S. 130). Die<br />

Definition macht deutlich, <strong>das</strong>s die Leistungsträgerschaft des Handelsunternehmens<br />

ein konstitutives Merkmal von Eigenmarken ist, d.h. <strong>das</strong> Handelsunternehmen ist<br />

Eigentümer der Marke ist. Hiermit ist jedoch nicht der Besitz gemeint, da <strong>das</strong> Handelsunternehmen<br />

nicht selber als Industrieunternehmen die Eigenmarken selber herstellen<br />

muss, sondern es geht um die Hoheit der Entwicklung, Disposition und<br />

Vermarktung der Eigenmarke (Peters 1998, S. 34f.). Auch Ahlert et al. kommen in<br />

ihren Ausführungen zu einem ähnlichen Begriffsverständnis, ergänzen jedoch, <strong>das</strong>s<br />

eine Marke erst durch die Wahrnehmung aus Kundensicht zu <strong>einer</strong> Marke wird (Ahlert/Kenning/Schneider<br />

2000, S. 28).<br />

<strong>Der</strong> Begriff der Eigenmarke wird nicht einheitlich verwendet. In der deutschen Literatur<br />

finden sich die Synonyme „Handelsmarke“, „Händlermarke“ und „Hausmarke“<br />

(Ahlert/Kenning/Schneider 2000, S. 3; Oehme 1992, S. 18). Auch in der englischsprachigen<br />

Literatur existieren unterschiedliche Begriffe: „private-label<br />

brand/product“, private brand/product“, „own label/brand“, „store label/brand“, „retail<br />

brand/product (Burt 2000; Sinha/Batra 1999; Steenkamp/Dekimpe 1997). In der vorliegenden<br />

Untersuchung wird der Begriff Eigenmarke verwendet, da die Begriffe<br />

Händlermarke und Handelsmarke Verwechslung zum englischen Begriff retail<br />

branding hervorrufen könnten. Retail Branding ist jedoch deutlich von Eigenmarken<br />

abzugrenzen. Hierbei geht es um die Vermarktung <strong>einer</strong> ganzen Geschäftsstätte beziehungsweise<br />

den Aufbau eines einzigartigen Geschäftsstättenprofils (Morschett<br />

2002, S. 110).


68 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

Klassischerweise wurden Eigenmarken als Preiseinstiegslinie eingeführt<br />

(Kumar/Steenkamp 2007, S. 29). <strong>Der</strong> zunehmende Wettbewerb hat dazu beigetragen,<br />

<strong>das</strong>s mittlerweile Eigenmarken ähnliche Zielgruppen wie die typischerweise<br />

hochwertigere Herstellermarke ansprechen. Somit lassen sich drei verschiedene<br />

etablierte Typen identifizieren:<br />

Abbildung 13: Die Evolution von Eigenmarken<br />

Quelle: in Anlehnung an Kumar/Steenkamp 2007, S. 31.<br />

Generics/Gattungsmarken:<br />

Hierbei handelt es sich um Eigenmarken im Preiseinstiegssegment, die teilweise bis<br />

zu 50% unter dem Preis <strong>einer</strong> Herstellermarke liegen. Sie erfüllen nur qualitative<br />

Mindestansprüche. Ihr Erscheinungsbild ist sehr einfach. In den Anfangsformen hatten<br />

sie meist eine weisse Verpackung, <strong>auf</strong> der nur die Produktart (z.B. „Beans“) <strong>auf</strong>gedruckt<br />

wurde. Daher wurden sie auch als „white labels“ oder „no names“ bezeichnet<br />

(Schenk 2004, S. 119f.; Murphy/Lacuniak 1979, S. 4f.). Beispiele in der Schweizer<br />

Detailhandelslandschaft für diesen Eigenmarkentyp sind „Migros Budget“ (Migros)<br />

und „Prix Garantie“ (Coop).


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 69<br />

Copycat-Brands/Klassische Eigenmarke:<br />

Copycat-Brands zeichnen sich dadurch aus, <strong>das</strong>s sie qualitativ besser sind als die<br />

Gattungsmarken und somit <strong>auf</strong> einem fast ähnlichen Niveau wie Herstellermarken<br />

positioniert werden, jedoch ca. 30% günstiger sind. Sie greifen damit die Herstellermarken<br />

direkt an. Hinzu kommt, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Verpackungsdesign und die Innovationen<br />

der Hersteller häufig imitiert werden (wodurch der Name „Copycat-Brands entstanden<br />

ist). Auch wenn <strong>das</strong> Design nicht von führenden Herstellermarken übernommen<br />

wird, macht die Produktgestaltung einen hochwertigeren Eindruck als die der Generics.<br />

Eigenmarken dieses Typs (auch klassische Eigenmarken genannt) tragen in der<br />

Regel den Namen des Handelsunternehmens beziehungsweise der Retail Brand. Ein<br />

Image-Transfer in beide Richtungen ist somit möglich. Häufig werden klassische Eigenmarken<br />

nicht nur für einzelne Produkte, sondern für ganze Warengruppen oder<br />

über <strong>das</strong> gesamte Sortiment eingeführt (Bruhn 2001, S. 12f.; Ailawadi et al. 2001, S.<br />

71). Beispiele dafür in der Schweiz sind die Marken „Migros Classic“ (Migros) und<br />

„Coop – Qualite&Prix“ (Coop).<br />

Premiumeigenmarken:<br />

Premiumeigenmarken sind <strong>auf</strong> einem oberen qualitativen und preislichen Niveau positioniert.<br />

Das Premium ist jedoch nicht im Vergleich zu Herstellermarken, sondern im<br />

Vergleich zur klassischen Handelsmarke zu verstehen. Die Profilierungsbemühungen<br />

konzentrieren sich dar<strong>auf</strong>, qualitativ <strong>auf</strong> einem besseren Niveau als die führende<br />

Herstellermarke wahrgenommen zu werden. Die Vermarktung und <strong>das</strong> Verpackungsdesign<br />

sind daher in der Regel sehr innovativ und edel. Nach Kumar und<br />

Steenkamp können Premiumeigenmarken ferner in zwei Typen kategorisiert werden:<br />

Premium-Lite-Eigenmarken streben eine „besser und billiger“ Strategie an. Sie werden<br />

daher qualitativ über und preislich knapp unter der Herstellermarke positioniert.<br />

Premium-Price-Eigenmarken streben eine qualitativ bessere Profilierung als Herstellermarken<br />

an und sind auch preislich teurer. Das Leistungsversprechen ist hier „the<br />

best that money can buy“ (Kumar/Steenkamp 2007, S. 43; Ahlert/Kenning/Schneider<br />

2001, S. 67). Als Schweizer Beispiel sind die Marke „Selection“ (Migros) und „Fine<br />

Food“ (Coop) zu nennen.<br />

Darüber hinaus identifizieren Kumar und Steenkamp sogenannte Value Innovators.<br />

Hierbei handelt es sich um Eigenmarken, die <strong>auf</strong> dem gleichen Qualitätsniveau wie<br />

Herstellermarken, jedoch zu einem deutlichen günstigeren („unbeatable“) Preis an-


70 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

geboten werden. Die Preise sind <strong>auf</strong> Grund von massiven Einsparungen bei den<br />

Systemkosten (niedrige Gemeinkosten, kleines Sortiment, wenig Personal, effiziente<br />

Logistik) möglich. Die niedrigen Kosten sind nur möglich, wenn sich <strong>das</strong> gesamte<br />

Geschäftsmodell <strong>auf</strong> dieses Leistungsversprechen ausrichtet (Rudolph 2010, S. 25).<br />

Beispiele hierfür sind Produkte der Harddiscounter Aldi und Lidl sowie H&M und Ikea<br />

(Kumar/Steenkamp 2007, S. 61f.).<br />

4.1.2 Ziele der Eigenmarkenpolitik<br />

Handelsunternehmen verfolgen mit der Einführung und Vermarktung von Eigenmarken<br />

eine Vielzahl von Zielen. Als eines der wichtigsten Ziele gelten <strong>das</strong> Erzielen von<br />

höheren Margen (Hoch/Banerji 1993, S. 57). Keller kommt in seinen Untersuchungen<br />

im amerikanischen Markt zu dem Ergebnis, <strong>das</strong>s Eigenmarken eine bis zu 50%<br />

höhere Marge haben. Dies ist in der Regel dar<strong>auf</strong> zurückzuführen, <strong>das</strong>s die Eigenmarken<br />

günstiger eingek<strong>auf</strong>t oder selber produziert werden (Keller 1993, S. 1). Auch<br />

Ailwadi und Harlam (2004) konnten bestätigen, <strong>das</strong>s Eigenmarken in der Regel höhere<br />

Margen als Herstellermarken haben (vgl. Abbildung).<br />

Dairy products<br />

Frozen foods<br />

Speciality foods<br />

Grocery<br />

General<br />

merchandise<br />

HBC<br />

Gesamt<br />

Verhältnis der Margen: Handelsmarke / Herstellermarke<br />

Händler 1<br />

Basis: Marge in %<br />

1,10<br />

1,18<br />

1,05<br />

1,30<br />

0,92<br />

1,73<br />

1,27<br />

Händler 2<br />

1,40<br />

1,26<br />

1,37<br />

1,29<br />

Abbildung 14: Profitabilität von Handels- und Herstellermarken aus Handelssicht<br />

Quelle: übersetzt nach: (Ailawadi/Harlam 2004, S. 159).<br />

---<br />

---<br />

---<br />

Händler 1<br />

In einem Supermarkt liegen die Margen durchschnittlich fast 30% über den Margen<br />

der Herstellermarken. Besonders hoch liegt nach den Erkenntnissen der Autoren die<br />

Marge in Warengruppen mit hohen Eigenmarkenanteilen, weil dann die Verhand-<br />

0,87<br />

0,78<br />

0,68<br />

0,90<br />

0,60<br />

1,18<br />

0,87<br />

Marge in US$<br />

Händler 2<br />

---<br />

---<br />

---<br />

1,15<br />

1,10<br />

1,29<br />

1,18


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 71<br />

lungsmacht gegenüber den Herstellermarken steigt (Narasimhan/Wilcox1998, S.<br />

573). Die Einführung von Eigenmarken kann in Verhandlungen dazu genutzt werden,<br />

die Eink<strong>auf</strong>spreise zu drücken, weil <strong>das</strong> Handelsunternehmen durch die Eigenmarke<br />

dem Kunden eine Alternative beziehungsweise ein Substitut anbieten kann und somit<br />

weniger <strong>auf</strong> die Herstellermarke angewiesen ist (Nandan/Dickinson 1994, S. 18).<br />

Nichtsdestotrotz haben Herstellermarken in der Regel einen höheren Verk<strong>auf</strong>spreis,<br />

der dazu führt, <strong>das</strong>s Eigenmarken zwar höhere prozentuale, aber geringere absolute<br />

Margen haben. Die Kundenstruktur und die K<strong>auf</strong>gewohnheiten (z.B. Kunden, die<br />

ausschliesslich Eigenmarken k<strong>auf</strong>en gegenüber Kunden, die Eigenmarken und Herstellermarken<br />

in ihren Warenkörben mischen) sollten folglich in <strong>das</strong> Urteil zur Profitabilität<br />

von Eigenmarken integriert werden (Ailawadi/Harlam 2004, S. 147).<br />

Corstjens und Lal weisen im Zusammenhang mit den höheren Margen bei Eigenmarken<br />

einschränkend dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s, unter Einbeziehung aller Kosten, eine Herstellermarke<br />

einen besseren Netto-Deckungsbeitrag erwirtschaften kann als eine Eigenmarke<br />

(Corstjens/Lal 2000, S. 283). Dies ist dar<strong>auf</strong> zurückzuführen, <strong>das</strong>s eine<br />

Eigenmarke zwar günstiger eingek<strong>auf</strong>t werden kann, jedoch dann noch viele Gemeinkosten<br />

anfallen. Viele Kosten, wie Lagerung und Transport, werden bei Herstellermarken<br />

vom Hersteller getragen. Dies ist bei Eigenmarken häufig nicht der Fall<br />

(vgl. Abbildung).<br />

Brutto-Deckungsbeitrag<br />

Brutto-Deckungsbeitrag nach Dealbacks<br />

Geschäftspersonal<br />

Verk<strong>auf</strong>sfläche/-ausrüstung<br />

Lagerkosten<br />

Transport<br />

Zahlungsverkehr<br />

Reklamationen<br />

Netto-Deckungsbeitrag<br />

Handelsmarke:<br />

% vom Umsatz<br />

28,80<br />

32,30<br />

9,80<br />

1,50<br />

4,90<br />

3,60<br />

0,02<br />

0,41<br />

10,50<br />

Abbildung 15: Profitabilität von Handels- und Herstellermarken in Kanada<br />

Quelle: übersetzt nach Corstjens/Lal (2000), S. 283.<br />

Herstellermarke:<br />

% vom Umsatz<br />

11,60<br />

24,40<br />

3,00<br />

1,50<br />

0,00<br />

0,00<br />

0,03<br />

0,12<br />

19,70


72 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

Neben Vorteilen <strong>auf</strong> der Beschaffungsseite werden mit Eigenmarken jedoch auch<br />

Ziele <strong>auf</strong> der Kundenseite verfolgt. So kann ein kundenorientierter Mix an Eigenmarken<br />

zu <strong>einer</strong> besseren Sortimentsprofilierung des Händlers beitragen. <strong>Der</strong> Image-<br />

Spillover-Effekt konnte dabei in beiden Richtungen nachgewiesen werden. Auf der<br />

einen Seite stärken gute Eigenmarken <strong>das</strong> Profil des Händlers (Richardson et al.<br />

1996, S. 19). Auf der anderen Seite kann ein gutes Geschäftsstättenimage zu <strong>einer</strong><br />

besseren Wahrnehmung der Eigenmarken führen (Ailwadi/Keller 2004, S. 337;<br />

Hardwig 2008, S. 146f.). Auf diese Weise können auch qualitativ hochwertige Herstellermarken<br />

den Absatz der Eigenmarken erhöhen, weil starke Herstellermarken zu<br />

<strong>einer</strong> besseren Sortimentsprofilierung beitragen (Simmons et al. 2000, S. 210).<br />

Einhergehend mit <strong>einer</strong> Verbesserung der Profilierung konnte ein positiver Effekt von<br />

Eigenmarken <strong>auf</strong> die Loyalität nachgewiesen werden. Sofern die Eigenmarke eine<br />

Wertschätzung beim Kunden erfährt und von diesem bevorzugt gek<strong>auf</strong>t wird, kann<br />

dies zu <strong>einer</strong> höheren Besuchshäufigkeit und zu einem höheren Umsatz führen (Collins-Dodd/Lindley<br />

2003, S. 345). Wenn eine Eigenmarke die Loyalität der Kunden<br />

erhöht, kann es sogar profitabel sein, diese im Sortiment zu führen, auch wenn sie<br />

über keinen Kostenvorteil gegenüber den Herstellermarken verfügt (Corstjens/Lal<br />

2000, S. 281).<br />

Auch aus Kundensicht gibt es eine Reihe an Vorteilen durch Eigenmarken von Detailhandelsunternehmen.<br />

So können Eigenmarken dazu beitragen, die Orientierung<br />

in den Verk<strong>auf</strong>sstätten zu verbessern. Dies ist dar<strong>auf</strong> zurückzuführen, <strong>das</strong>s gleiche<br />

Eigenmarken in ähnlichem oder gleichem Produktdesign über mehrere Warengruppen<br />

hinweg angeboten werden. Hinzu kommt, <strong>das</strong>s Eigenmarken häufig in Blöcken<br />

präsentiert werden. Ein Konsument kann die Eigenmarken von weitem erkennen und<br />

die Produkte besser einschätzen (Glatzel et al. 2005, S. 36f). Ein Migros-Kunde, der<br />

beispielsweise „Migros Budget“ aus dem Molkereibereich kennt, kann sein Wissen<br />

<strong>auf</strong> andere Bereiche übertragen. Auch in der Warengruppe Tiefkühlkost ist Migros<br />

Budget vertreten. <strong>Der</strong> Kunde erkennt von weitem die grüne Aufschrift und weiss, ohne<br />

sich näher mit dem einzelnen Produkt auseinanderzusetzen, <strong>das</strong>s es sich hierbei<br />

vermutlich um ein sehr günstiges Produkt in <strong>einer</strong> akzeptablen Qualität handelt.<br />

Ferner bieten Eigenmarken dem Kunden den Vorteil, <strong>das</strong>s er manche Herstellermarken<br />

durch andere (in der Regel) günstigere Produkt ersetzen kann. Ausserdem erhält<br />

der Kunde durch günstige Eigenmarken in der Preiseinstiegslinie eine Alternative zu


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 73<br />

den Produkten der Discounter, eine sogenannte Aldinative (Rudolph/Weber 2011a,<br />

S. 23). 37<br />

Nicht nur Detailhandelsunternehmen können durch die Eigenmarken profitieren, auch<br />

für Hersteller ergeben sich eine Reihe an Vorteilen. Für Hersteller bietet sich beispielsweise<br />

die Chance, die vorhandenen Produktionsanlagen zu nutzen und neben<br />

den Markenprodukten auch für <strong>das</strong> Handelsunternehmen Produkte zu produzieren.<br />

<strong>Der</strong> Süsswarenhersteller Katjes produziert beispielsweise die Fruchtbonbons Sweetland<br />

für den Harddiscounter Aldi und Langnese (Unilever) produziert <strong>das</strong> Happy-<br />

MixEis für Lidl (wer-zu-wem 2011). Auf diese Weise können Überkapazitäten abgebaut<br />

werden, <strong>das</strong> Absatzpotenzial erweitert sowie Fixkosten und Risiken reduziert<br />

werden (vgl. Abbildung 16).<br />

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37 Für eine detaillierte Beschreibung der Funktionen von Eigenmarken für Hersteller, Händler und<br />

Konsumenten, siehe: Bruhn 2001, S. 27ff.


74 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

Herstellersicht Handelssicht Konsumentensicht<br />

- Abbau von Überkapazitäten<br />

- Möglicher Vertrieb über Discounter<br />

- Mögliche Mehrproduktstrategie<br />

- Risikoreduzierung<br />

- Erweiterung des Absatzpotenzials<br />

- Fixkostendegression<br />

- Realisierung von Erfahrungskurveneffekten<br />

- Verbesserung der Verhandlungsposition<br />

im Rahmen<br />

der Hersteller-Handel-<br />

Beziehung<br />

- Dokumentation der preislichen<br />

Leistungsfähigkeit<br />

- Dokumentation eines eigenständigen<br />

Sortimentsprofils<br />

- Profilierung gegenüber<br />

Wettbewerbern<br />

- Kundenbindung<br />

- Bildung eines Gegenpols zu<br />

anderen eigenen oder fremden<br />

Betriebstypen<br />

- Spannensicherung und Ertragssteigerungen<br />

- Solidarisierung im Handelsverbund<br />

- Verhandlungsmacht gegenüber<br />

Herstellern<br />

- Unabhängigkeit von Herstellern<br />

- Möglichkeit der Entwicklung<br />

eigener innovativer Produkte<br />

- Schutz eigener Warenzeichen<br />

- Erwerb von Produkten mit<br />

einem guten Preis-<br />

Leistungsverhältnis<br />

- Ergänzung der vorhandenen<br />

Auswahlmöglichkeiten und<br />

dadurch Steigerung des Eink<strong>auf</strong>serlebnisses<br />

- Vereinfachung der Geschäftsstättentreue<br />

- Möglichkeiten der Substitution<br />

von Markenartikeln<br />

- Möglichkeit günstiger Probierkäufe<br />

- Bessere Orientierung durch<br />

einheitliches Produktdesign<br />

und Positionierung<br />

Abbildung 16: Funktionen von Handelsmarken aus Hersteller, Handels- und Konsumentensicht.<br />

Quelle: in Anlehnung an Bruhn 2001, S. 27.<br />

4.1.3 Markenimage<br />

Das Markenimage stellt die Wahrnehmung <strong>einer</strong> Marke aus Konsumentensicht dar.<br />

Es ist ein multidimensionales Einstellungskonstrukt, welches „... <strong>das</strong> in der Psyche<br />

relevanter externer Zielgruppen fest verankerte, verdichtete, wertende Vorstellungsbild<br />

von <strong>einer</strong> Marke wiedergibt“ (Burmann/Meffert 2005, S. 53).<br />

Das Markenimage beinhaltet drei Bestandteile: Die Markenattribute stellen die vom<br />

Kunden wahrgenommenen tangiblen und intangiblen Eigenschaften der Marke dar<br />

(Keller 1993, S. 4). Bei der Markenpersönlichkeit handelt es sich um menschliche<br />

Persönlichkeitsmerkmale aus der Humanpsychologie, mit welchen der Kunde die<br />

Marke beschreiben würde (Azouly/Kapferer 2003, S. 151; Aaker 1997, S. 347). Beide<br />

Bestandteile werden verdichtet und bilden zusammen <strong>das</strong> dritte Element den Markennutzen.<br />

Dieser hat einen funktionalen und einen symbolischen Bestandteil. <strong>Der</strong><br />

funktionale Nutzen bezieht sich <strong>auf</strong> sachlich-rationale Merkmale und der symbolische<br />

Nutzen <strong>auf</strong> eher emotionale (den Grundnutzen übersteigende) Eigenschaften. Die


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 75<br />

Nutzendimensionen lassen sich den einzelnen Bedürfnishierarchien nach Maslow<br />

(1943) zuordnen (vgl. Abbildung): 38<br />

- der funktionale-utilitaristische Markennutzen beinhaltet physikalisch-<br />

-<br />

technische Eigenschaften und entspricht dem Grundnutzen der Marke (Vershofen<br />

1940, S. 71). Bei Maslow werden hiermit Grund- und Sicherheitsbedürfnisse<br />

angesprochen. Bei Konsumgütern ist hier in erster Linie die Qualität angesprochen.<br />

der ökonomische Nutzen betrifft die finanziell-ökonomischen Eigenschaften<br />

beziehungsweise Konsequenzen <strong>einer</strong> Marke. Dieser Nutzen ergibt sich aus<br />

dem wahrgenommenen Preis-/Leistungsverhältnisses. In der Maslow�schen<br />

Bedürfnispyramide spricht diese Nutzendimension <strong>das</strong> Sicherheitsbedürfnis<br />

an.<br />

- der soziale Nutzen <strong>einer</strong> Marke geht <strong>auf</strong> die sozialen Anerkennungsbedürfnisse<br />

ein. So drückt ein Konsument mit s<strong>einer</strong> Markenwahl die Zugehörigkeit<br />

zu <strong>einer</strong> sozialen Gruppe aus oder demonstriert Dritten spezielle Werte und<br />

Einstellungen. Dies bezieht sich insbesondere <strong>auf</strong> Güter, die für Dritte sichtbar<br />

sind, z.B. ein Auto (Lasslop 2005, S. 478f.).<br />

- der sinnlich-ästhetische Nutzen geht <strong>auf</strong> die Bedürfnisse nach Selbstverwirklichung<br />

ein. Zum einen geht es um die subjektiv empfundene Ästhetik eines<br />

Produkts (Schönheit, Mode, Haptik). Die Spirituosenmarke Absolut verfolgt<br />

beispielsweise eine Profilierungsstrategie, die <strong>auf</strong> den sinnlichästhetischen<br />

Markennutzen abzielt. Das Flaschendesign ist sehr minimalistisch<br />

und doch einzigartig. Künstler wie Andy Warhol unterstützen mit eigenen<br />

Abbildungen den Marken<strong>auf</strong>tritt (Schmitt/Simonson 2005, S. 308f.). <strong>Der</strong><br />

Mensch strebt nach Produkten beziehungsweise. Marken, mit denen er sich<br />

identifizieren kann und die sein Selbstbild ausdrücken beziehungsweise in <strong>einer</strong><br />

konsistenten Beziehung zueinander stehen (Meffert/Burmann/Kirchgeorg<br />

(2008), S. 637).<br />

<strong>Der</strong> hedonistisch-intrinsische Nutzen fokussiert <strong>auf</strong> emotionale Prozesse<br />

und integriert damit Gefühle in <strong>das</strong> Konstrukt des Markenimages. Auch der<br />

hedonisch-intrinsische Nutzen geht <strong>auf</strong> die Bedürfnisse nach Selbstverwirklichung<br />

ein. Insbesondere spricht es den persönlichen Wunsch an, sich etwas<br />

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38 Für eine ausführliche Herleitung und Beschreibung der Dimensionen des Markennutzens, siehe:<br />

Burmann/Stolle (2007); Sweeney/Soutar (2001).


76 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

Besonderes zu gönnen oder sich zu belohnen. <strong>Der</strong> Nutzen entsteht durch <strong>das</strong><br />

mit der Verwendung der Marke beziehungsweise des Produkts verbundene<br />

Erlebnis und dem resultierenden Genuss (Weinberg/Diehl 2005, S. 265). 39<br />

Abbildung 17: Hierarchie der Dimensionen des Markennutzens<br />

Quelle: in Anlehnung Burmann/Stolle (2007), S. 78.<br />

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39 Vgl. auch Burmann/Schallen (2008) für eine vertiefende Diskussion der theoretischen Herleitung der<br />

Markennutzendimensionen.


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 77<br />

4.2 Das Profil eines Handelsunternehmens<br />

Das Profil eines Händlers gibt darüber Auskunft, wie und in welchen Wettbewerbsdimensionen<br />

es dem Handelsunternehmen gelingt, aus Konsumentensicht einen Wettbewerbsvorteil<br />

zu generieren. Wettbewerbsvorteile führen in der Regel zu Marktanteilsgewinnen<br />

(Rudolph 2009, S. 53f.). In der internationalen Literatur wird auch häufig<br />

von dem sogenannten Geschäftsstättenimage gesprochen. Dieses Image bildet<br />

sich durch Erfahrungen mit dem Händler und mündet in <strong>einer</strong> Einstellung zu dem<br />

Geschäft. Das Image wird durch jeden Kontakt mit dem Unternehmen weiter konkretisiert<br />

und angepasst. Den grössten <strong>Einfluss</strong> hat jedoch der erste Eindruck. <strong>Der</strong> Kunde<br />

bildet sich ohne grossen kognitiven Aufwand einen Eindruck von vielen Aspekten<br />

innerhalb des Ladens, z.B. von dem Preis-/Leistungsverhältnis und der Qualität des<br />

Sortiments. Diese Einstellung beeinflusst den zukünftigen Umgang mit dem Händler.<br />

Hervorzuheben ist die Subjektivität des Images. Es spiegelt nicht objektive Tatsachen,<br />

sondern die subjektive Wahrnehmung wider (Spiegel 1961, S. 29). Das verdichtete<br />

Geschäftsimage kann anziehend oder ablehnend wirken und somit die<br />

K<strong>auf</strong>bereitschaft determinieren (Berry 1969, S. 5; Rudoplph 1993, S. 198f.; Lindquist<br />

1974, S. 35f.).<br />

Es existiert eine Vielzahl an Studien zum Geschäftsstättenimage. Die Operationalisierung<br />

beziehungsweise die einzelnen Variablen zur Imagemessung sind sehr unterschiedlich<br />

und es hat sich bisher kein Konstrukt vollständig durchgesetzt. Tabelle<br />

3 gibt einen Überblick über die weitverbreitetsten Studien und deren eingesetzten<br />

Variablen.


78 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

Tabelle 3: Messung des Geschäftsstättenimages im Spiegel der Literatur.<br />

Quelle: Ergänzte Darstellung basierend <strong>auf</strong>: Hardwig 2008, S. 28.<br />

Für diese Arbeit wird <strong>das</strong> Modell nach Rudolph (1993) herangezogen, <strong>das</strong> verschiedene<br />

Stellhebel zur Differenzierung aus Handels- und Konsumentensicht integriert<br />

und somit einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt. Insgesamt identifiziert Rudolph acht<br />

Profilierungsinstrumente: Personal, Preis-/Leistungsverhältnis, Service, Standort,<br />

Technologie, Ladenlayout, Werbung und Sortiment. Diesen acht Imagedimensionen<br />

können konkrete Leistungen des Händlers zugeordnet werden, was die Verständlichkeit<br />

für Manager und Konsumenten erhöht. Darüber hinaus wurde <strong>das</strong> Modell in vielfältigen<br />

Studien mit europäischen und insbesondere Schweizer Konsumenten eingesetzt<br />

und validiert (z.B. Rudolph 1993; Rudolph 2008; Rudolph 2010; Rudolph/Weber<br />

2011). 40<br />

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40 Zur vertiefenden Darstellung und Erläuterung des Zonenmodells nach Rudolph, siehe: Rudolph<br />

(2009), S. 102ff.


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 79<br />

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Abbildung 18: Zonenmodell der Profilierung<br />

Quelle: Rudolph 1993, S. 274.<br />

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80 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

5. Theoretische Grundlagen zur Produktwahl und -bewertung<br />

Die Zielsetzung der Arbeit fordert die Auseinandersetzung mit dem Verhalten von<br />

sparenden Konsumenten. In diesem Kapitel wird <strong>auf</strong> die verhaltenswissenschaftlichen<br />

Grundlagen eingegangen. Hierzu gehören insbesondere <strong>das</strong> neobehavioristische<br />

S-O-R-Modell, sowie die nötigen theoretischen Bezugspunkte zur Produktwahl<br />

von Konsumenten.<br />

5.1 Verhaltenswissenschaftliche Erklärungsmodelle<br />

<strong>Der</strong> Mensch in s<strong>einer</strong> Rolle als Konsument ist <strong>das</strong> zentrale Erkenntnisobjekt der<br />

Konsumentenverhaltensforschung (Trommsdorff 2002, S. 17). Im L<strong>auf</strong>e des vergangenen<br />

Jahrhunderts entstand eine Vielzahl von Modellen, welche den Anspruch erheben,<br />

<strong>das</strong> Konsumentenverhalten zu beschreiben und Handlungsabsichten zu analysieren.<br />

Hierbei wird zwischen Totalmodellen und Partialmodellen unterschieden.<br />

Die Totalmodelle versuchen, <strong>das</strong> K<strong>auf</strong>verhalten möglichst umfassend zu beschreiben.<br />

Zu diesem Zweck werden viele (optimalerweise alle) <strong>Einfluss</strong>faktoren in <strong>das</strong><br />

Modell integriert. Zu den am weitesten verbreiteten Totalmodellen zählen die Ansätze<br />

von Howard/Sheth (1969) und Blackwell/Miniard/Engel (2001). Totalmodelle werden<br />

jedoch kritisiert, weil sie bisher nicht universell empirisch bewiesen wurden, eindeutige<br />

Messvorschriften fehlen und <strong>das</strong> Konstrukt Gefühl vernachlässigt wird. Darüber<br />

hinaus bilden sie nur extensive K<strong>auf</strong>entscheidungen ab, d.h. High-Involvement-<br />

Situation. Es gibt jedoch eine Reihe von Impulsivgütern, die mit einem geringen Aufwand<br />

und weniger bewusst gek<strong>auf</strong>t werden. Einzelne Phasen der Totalmodelle werden<br />

somit übersprungen oder werden in anderer Reihenfolge durchl<strong>auf</strong>en Sie haben<br />

eher einen didaktischen Wert (Trommsdorff 2002, S. 28f.). Im L<strong>auf</strong>e der Zeit wurden<br />

Partialmodelle bevorzugt, die nur einen Teil des Konsumentenverhaltens beschreiben<br />

und mit denen die Analyse des Verhaltens in einem situationsspezifischen Kontext<br />

möglich ist. Sie sind besser operationalisierbar und haben einen höheren Erklärungsgehalt.<br />

Sie werden bei der vorliegenden Untersuchung verwendet (Kroebel-<br />

Riel/Weinberg 2003, S. 376).<br />

Im Hinblick <strong>auf</strong> den Erklärungsansatz kann zwischen Strukturmodellen und stochastischenModellen<br />

unterschieden werden. Stochastische Modelle versuchen Beziehungen<br />

zwischen Input- und Outputgrössen herzustellen. Sie basieren <strong>auf</strong> dem Behaviorismus.<br />

In sogenannten S-R-Modellen wird davon ausgegangen, <strong>das</strong>s ein Organismus,<br />

der mit einem bestimmten Reiz (Stimulus, S) konfrontiert wird, auch eine


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 81<br />

bestimmte Reaktion (Response, R) zeigen wird. Es werden ausschliesslich Stimuli<br />

und beobachtbare Reaktionen analysiert. Vorgänge innerhalb des Organismusses<br />

werden vernachlässigt. <strong>Der</strong> Konsument wird häufig als „Black Box“ beschrieben. Behavioristische<br />

Modelle können nicht beschreiben, warum zwei Konsumenten unterschiedliche<br />

Reaktionen zeigen, obwohl sie mit demselben Stimulus konfrontiert worden<br />

sind (Foscht/Swoboda 2005, S. 28f.). In der Zielsetzung der vorliegenden Arbeit<br />

wird der Anspruch erhoben, den Organismus von sparenden Konsumenten, insbesondere<br />

ihrer Emotionen und Einstellungen, zu untersuchen.<br />

Abbildung 19: Das neobehavioristische Stimulus-Organismus-Response Modell<br />

Quelle: Kroebel-Riel/Weinberg 2003, S. 325.<br />

Neobehavioristische Modelle integrieren in sogenannten S-O-R-Modellen <strong>das</strong> „innere<br />

Verhalten“ von Konsumenten. Da diese intervenierenden Variablen nicht direkt beobachtbar<br />

sind, werden sie in Form von theoretischen Konstrukten berücksichtigt<br />

(vgl. Abbildung 19). Diese theoretischen Konstrukte werden über verschiedene Items<br />

operationalisiert und beispielsweise in einem Fragebogen gemessen. Ferner können<br />

in S-O-R-Modellen prädisponierende Grössen, wie <strong>das</strong> Involvement mit dem Produkt,<br />

in die Untersuchung als moderierende Grösse integriert werden (Kroebel-<br />

Riel/Weinberg 2003, S. 325f.). Ein neobehavioristisches Modell eignet sich für die<br />

vorliegende Fragestellung. Abbildung 20 zeigt eine vereinfachte Anwendung <strong>auf</strong> den<br />

Untersuchungsgegenstand. Eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> trifft als Stimulus (S) <strong>auf</strong> den<br />

Organismus eines Konsumenten. Hierdurch wird der Organismus aktiviert, Emotionen<br />

und Einstellungen verändern sich (O). Diese Veränderungen werden wiederum<br />

von prädisponierenden Grössen, wie dem Involvement, dem wahrgenommenen Risiko<br />

und soziodemographischen Faktoren moderiert. Als Reaktion wird ein verändertes


82 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

Eink<strong>auf</strong>sverhalten, in Form eines individuellen Sparverhaltens gezeigt (R). Die beteiligten<br />

theoretischen Konstrukte gilt es im Folgenden theoriebasiert herzuleiten.<br />

Abbildung 20: Vereinfachtes S-O-R Modell für die Auswirkungen <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong>.<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

5.2 <strong>Einfluss</strong>faktoren bei der Produktbewertung<br />

5.2.1 Produktwahl und -bewertung<br />

Konsumenten müssen viele konsumrelevanten Auswahlentscheidungen treffen. Angefangen<br />

von der Geschäftsstättenwahl bis hin zur Auswahl einzelner Produkte und<br />

Marken. Ein zentrales Erkenntnisziel der Konsumverhaltensforschung ist es, <strong>das</strong><br />

Verständnis dieser Auswahlentscheidungen zu schärfen (Taylor 1974, S. 54). In der<br />

vorliegenden Untersuchung geht es darum, <strong>das</strong> K<strong>auf</strong>verhalten und insbesondere die<br />

Produktwahl von sparenden Konsumenten besser zu verstehen.<br />

Generell verläuft die Produktwahl zweistufig. Zuerst bewertet der Konsument anhand<br />

von bestimmten Eigenschaften und Informationen <strong>das</strong> Produkt sowie die Produktalternativen.<br />

In einem zweiten Schritt entscheidet er sich für ein Produkt (Solomon<br />

et al. 2001, S. 248). Die Produktbewertung ist stets subjektiv. <strong>Der</strong> Konsument<br />

kann nicht alle vorhandenen Informationen <strong>auf</strong>nehmen und verarbeiten. Reize werden<br />

sehr selektiv <strong>auf</strong>genommen (Behrens 1991, S. 14f.). Die Komplexität der Umwelt<br />

wird in eine subjektive Umwelt transformiert. Die Reize können sich entweder direkt<br />

<strong>auf</strong> die physische Erscheinung des Produkts beziehen, wie z.B. Farbe, Geschmack,<br />

Haptik. Diese werden intrinsische Stimuli genannt. Darüber hinaus gibt es Eigenschaften,<br />

die sich zwar <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Produkt beziehen, die aber keinen direkten Bestandteil<br />

des Produktes bilden, wie z.B. der Preis oder die Marke. Diese werden als


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 83<br />

extrinsische Stimuli bezeichnet (Trommsdorff 2002, S. 302f.). Welche Stimuli einen<br />

grösseren <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> die Produktbewertung haben ist umstritten (Richardson/Diller/Jain<br />

1994, S. 28). Auch die Anzahl an verschiedenen Stimuli, die Konsumenten<br />

als Beurteilungsgrundlage heranziehen, kann nicht eindeutig beantwortet<br />

werden. Einen grossen <strong>Einfluss</strong> hierbei haben <strong>das</strong> persönliche Involvement mit dem<br />

Produkt und die Höhe des Risikos, die mit dem K<strong>auf</strong> verbunden sind. Bei einem Autok<strong>auf</strong><br />

haben Männer in der Regel ein hohes Involvement. Ein Fehlk<strong>auf</strong> ist insbesondere<br />

im Hinblick <strong>auf</strong> die finanziellen Konsequenzen fatal. Daher ist der Konsument<br />

bereit, viele Informationen heranzuziehen und viel Zeit zu investieren, um eine gute<br />

Produktbewertung vornehmen zu können (Zaichkowsky (1994), S. 59; Jacoby 1977,<br />

S. 569). Es muss jedoch stets berücksichtigt werden, welche Stimuli zum Zeitpunkt<br />

der K<strong>auf</strong>entscheidung vorhanden sind und ob der Aufwand und die Kosten <strong>einer</strong> zusätzlichen<br />

Informationsbeschaffung im Verhältnis zu den zusätzlich generierten Informationen<br />

über <strong>das</strong> Produkt liegt (Zeithaml 1988, S. 9). Hinzu kommt, <strong>das</strong>s ein<br />

Konsument nicht immer die fachliche Kompetenz hat, um ein Produkt ganzheitlich<br />

beurteilen zu können (Simon 1992, S. 605).<br />

<strong>Der</strong> Konsument wendet häufig sogenannte Heuristiken bei seinen K<strong>auf</strong>entscheidungen<br />

an. Bei Heuristiken handelt es sich um mentale „Eselsbrücken“, die eine<br />

schnelle Produktbewertung ermöglichen (Solomon et al. 2001, S. 267f.). Heuristiken<br />

helfen dem Konsumenten bei wenig vorliegenden Informationen eine Beurteilung<br />

vorzunehmen (Bleicker 1983, S. 27). Sie können jedoch dazu führen, <strong>das</strong>s er relevante<br />

Informationen ausblendet und so eine (objektiv) falsche Entscheidung trifft<br />

(Maheswaran et al. 1992, S. 317).<br />

Eine typische Heuristik ist die Preis-Qualitäts-Annahme. Diese basiert <strong>auf</strong> der Überzeugung,<br />

<strong>das</strong>s teure Produkte eine bessere Qualität haben als billige Produkte (Lichtenstein<br />

et al. (1993), S. 234). Als Erklärung für Heuristiken werden verschiedene<br />

Effekte angeführt, die nachfolgend kurz dargestellt werden.<br />

Die Attributdominanz geht <strong>auf</strong> die zunehmende Informationsüberlastung von Konsumenten<br />

ein. Demnach zieht der Konsument zur Beurteilung des Produktes nur ein<br />

dominantes Merkmal heran. Auf Basis der Bewertung dieses singulären Attributs bildet<br />

er sich ein Gesamturteil über <strong>das</strong> ganze Produkt. In der Regel zieht er den Preis<br />

oder die Marke als Schlüsselinformation heran (Cordell 1997, S. 244). Handelt es


84 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

sich um einen hohen Preis oder eine gute Marke wird auch <strong>das</strong> Produkt als gut beurteilt.<br />

Die Irradiation (von lat. Bestrahlung) bezeichnet den Ausstrahlungseffekt von <strong>einer</strong><br />

Eigenschaft <strong>auf</strong> eine andere Eigenschaft. Eine veränderte Eigenschaft beeinflusst<br />

somit die Wahrnehmung <strong>einer</strong> anderen unveränderten Eigenschaft. Es konnte beispielsweise<br />

in <strong>einer</strong> Studie gezeigt werden, <strong>das</strong>s Konsumenten von der farblichen<br />

Gestaltung eines Kühlschranks <strong>auf</strong> die vermutete Kühlleistung schliessen. So wurden<br />

aus Konsumentensicht hellblaue oder weisse Kühlschränke besser beurteilt als<br />

orange oder rote (Spiegel 1970, S. 26). Ein anderes Beispiel beschreibt die Schlussfolgerung<br />

von dem Geruch eines Putzmittels <strong>auf</strong> dessen Reinigungskraft (Hardwig<br />

2008, S. 42f.).<br />

<strong>Der</strong> Halo-Effekt besagt, <strong>das</strong>s der Konsument ein einmal gebildetes Urteile zu einem<br />

Produkt <strong>auf</strong> die Wahrnehmung von einzelnen Produktattributen überträgt. Wenn einem<br />

Konsumenten beispielsweise <strong>das</strong> Image der Automarke BMW gefällt, dann beeinflusst<br />

dieses Image die Wahrnehmung von Fahreigenschaften und Design. <strong>Der</strong><br />

Halo-Effekt basiert <strong>auf</strong> dem Streben nach kognitiver Konsistenz 41 (Foscht/Swoboda<br />

2005, S. 95).<br />

Interessant ist bei der vorliegenden Problemstellung somit die Frage, ob auch sparende<br />

Konsumenten Heuristiken bei K<strong>auf</strong>entscheidungen heranziehen. Im Folgenden<br />

wird <strong>auf</strong> die wichtigsten Schlüsselinformationen bei Produktbewertungen eingegangen.<br />

5.2.2 <strong>Der</strong> Preis, die Marke und die Profilierung des Handelsunternehmens als Schlüsselinformation<br />

In <strong>einer</strong> Analyse von 36 verschiedenen Studien, welche die <strong>Einfluss</strong>faktoren <strong>auf</strong> die<br />

subjektiven Produktbewertungen untersuchen, konnten drei zentrale Schlüsselinformationen<br />

identifiziert werden: der Preis, die Marke und die Profilierung des Handelsunternehmens<br />

(Rao/Monroe 1989). Andere Autoren kommen zu ähnlichen Ergebnissen,<br />

sie weisen jedoch teilweise noch <strong>auf</strong> die Relevanz von Mehrwertinformationen<br />

hin, wie beispielsweise bei Lebensmitteln <strong>das</strong> Herkunftsland (Bao et al. 2010;<br />

Steenkamp 1989).<br />

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41 Die Theorie der kognitiven Dissonanz wird unter 5.3.2 erläutert.


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 85<br />

„Ein hoher Preis bedeutet auch eine hohe Qualität.“<br />

„Ausverk<strong>auf</strong> findet statt, um die Ladenhüter loszuwerden.“<br />

„Aggressive Werbung bedeutet, <strong>das</strong>s die Produkte schlecht sind.“<br />

Tabelle 4: Verbreitete Einstellungen zum Preis<br />

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Solomon et al. 2001, S. 269.<br />

<strong>Der</strong> Preis wird von vielen Konsumenten als Qualitätsindikator herangezogen. Das<br />

bedeutet, <strong>das</strong>s höhere Preise mit <strong>einer</strong> höheren Qualität verbunden werden (Diller<br />

2008, S. 168). Dies ist begründet durch die Erwartung, <strong>das</strong>s man für einen höheren<br />

Preis auch eine bessere Leistung möchte. Dahinter steckt die Annahme, <strong>das</strong>s die<br />

Preise in Relation zu den Kosten für <strong>das</strong> produzierende Unternehmen stehen. Ein<br />

hoher Preis bedeutet also für viele Konsumenten, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> herstellende Unternehmen<br />

viel Geld in die Entwicklung und Produktion (z.B. Verwendung von teuren Materialien)<br />

investiert hat (Rao 2005, S. 401). Steenkamp spricht davon, <strong>das</strong>s ein hoher<br />

Preis für teure Inputvariablen steht und somit der Output auch gut sein muss (Steenkamp<br />

1988, S. 491).<br />

Die wahrgenommene Beziehung zwischen Qualität und Preis wurde bei verschiedenen<br />

Güterklassen untersucht und konnte sowohl bei Lebensmitteln als auch bei Gebrauchsgütern<br />

bestätigt werden (Ofir 2004, S. 612; Peterson/Wilson 1985, S. 247).<br />

Generell wurde eine schwächer wahrgenommene Beziehung bei Fast Moving Consumer<br />

Goods im Vergleich zu Gebrauchsgütern festgestellt (Riesz 1979, S. ). Auch<br />

bei der Bewertung von Eigenmarken wurde der Preis als wichtige Schlüsselinformation<br />

bei der Produktbewertung identifiziert (Woodside/Ozcan 2009, S. 100; Collins-<br />

Dodd/Lindley 2003, S. 345). Verhaltenswissenschaftlich kann die Rolle des Preises<br />

als Qualitätsindikator mit der Theorie der kognitiven Dissonanz erklärt werden. 42<br />

„Eine Herstellermarke ist qualitativ besser als eine Handelsmarke.“<br />

„Die besten Marken sind die, welche am meisten gek<strong>auf</strong>t werden.“<br />

„Im Zweifelsfall ist eine einheimische/bekannte Marke besser.“<br />

Tabelle 5: Verbreitete Einstellungen zu Marken<br />

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Solomon et al. 2001, S. 269.<br />

Auch die Marke wird von Konsumenten als zentrale Schlüsselinformation zur Produktbewertung<br />

herangezogen (Dick et al. 1996, S. 25). Meistens wurden in diesem<br />

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42 Siehe Kapitel 5.3.2


86 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

Zusammenhang Experimente zur Qualitätsbeurteilung von Produkten durchgeführt<br />

(Grewal et al. 1998, S. 331; Dawar/Parker 1994, S. 8; Makens 1965, S. 262). Das<br />

bekannteste Experiment stammt aus der Getränkeindustrie. Eine Probandengruppe<br />

sollte nach <strong>einer</strong> Blindverkostung von zwei Cola-Getränken angeben, welches Getränk<br />

sie präferieren. Die zweite Probandengruppe erhielt die zwei Cola-Getränke mit<br />

Bekanntgabe der Marken CocaCola und Pepsi. Während im Blindtest die Präferenz<br />

bei etwa 50% lag, wurde mit Bekanntgabe der Marken der Geschmack von Pepsi<br />

deutlich schlechter und der von Coca-Cola deutlich besser beurteilt. Die Wirkung der<br />

Marke bei der Produktbewertung wird sehr deutlich (vgl. Abbildung). Ferner zeigen<br />

Untersuchungen, <strong>das</strong>s Konsumenten weniger zusätzliche Informationen zur Produktbeurteilung<br />

heranziehen, sofern der Markenname ersichtlich und bekannt ist (Kroebel-Riel/Weinberg<br />

2003, S. 286).<br />

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Abbildung 21: Halo-Effekt der Marke bei der Produktbeurteilung<br />

Quelle: DeChernatony/McDonalds 2003, S. 14.<br />

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Auch zu Hersteller- und Eigenmarken wurden ähnliche Untersuchungen durchgeführt.<br />

Es zeigt sich, <strong>das</strong>s Konsumenten Herstellermarken im Allgemeinen besser beurteilen<br />

und auch grössere Zahlungsbereitschaften für diese haben. Dies kann unter<br />

anderem dar<strong>auf</strong> zurückgeführt werden, <strong>das</strong>s Konsumenten einem Handelsunternehmen<br />

unterstellen, nur eine Kompetenz im klassischen Handel (Distribution, Logistik,<br />

Ladenlayout) zu haben, während ein Herstellerunternehmen <strong>auf</strong> die Produktion von<br />

Gütern spezialisiert ist und somit eine höhere Produktkompetenz haben muss (De<br />

Wulf et al. 2005, S. 223; Sethuraman/Cole 1999, S. 340).<br />

Shimp und Sprott (2004) führten ein Eigenmarkenexperiment mit Apfelsaft und einem<br />

Haushaltsreiniger durch. Probanden sollten jeweils zwischen einem Hersteller- und<br />

einem Eigenmarkenprodukt wählen. Insgesamt wurden Herstellermarkenprodukte<br />

eindeutig qualitativ besser bewertet. Im zweiten Experiment wurde den Probanden<br />

die Möglichkeit gegeben, <strong>das</strong> Produkt zu testen. Die Probanden beurteilten die Quali-


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 87<br />

tät der Eigenmarke eindeutig besser (Shimp/Sportt 2004, S. 305). Das vorgestellte<br />

Experiment macht die Bedeutung der Marke als Schlüsselinformation bei der Produktbeurteilung<br />

sehr deutlich.<br />

Für die vorliegende Zielsetzung ist relevant, ob sparende Konsumenten bei der Produktwahl<br />

der Marke die gleiche Relevanz beimessen wie nicht sparende Konsumenten<br />

und ob sich die Wirkung von Hersteller- und Eigenmarke verändert.<br />

„In lokalen Fachgeschäften erhält man qualitativ hochwertige Produkte.“<br />

„Beim Discounter haben die Produkte eine minderwertige Qualität.“<br />

„Grössere Geschäfte bieten günstigere Preise.“<br />

Tabelle 6Verbreitete Einstellungen zu Geschäften<br />

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Solomon et al. 2001, S. 269.<br />

Die Profilierung des Handelsunternehmens bzw. <strong>das</strong> Geschäftsstättenimage wurden<br />

als dritte zentrale Schlüsselinformation zur Produktbeurteilung identifiziert (Rao/Monroe<br />

1989). Konsumenten bilden sich 43 ein Urteil über den Händler, bei dem sie<br />

eink<strong>auf</strong>en. Dieses Image als kann als Preis- und/oder Qualitätsanker für die Beurteilung<br />

der dort erhältlich Produkte agieren (Richardson et al. 1996, S. 28). Konsumenten<br />

verbinden beispielsweise mit dem Elektronikdetailhändler MediaMarkt sehr günstige<br />

Preise. Dies ist insbesondere <strong>auf</strong> die aggressive Preiswerbung und den Claim<br />

„Ich bin doch nicht blöd“ zurückzuführen. Viele Konsumenten beurteilen daher die<br />

Produkte bei MediaMarkt als sehr günstig und führen keine weiteren Preisvergleiche<br />

durch, obwohl MediaMarkt objektiv nicht überall die günstigsten Preise hat (Hardwig<br />

2008, S. 49). D�Astous und Chnaoui (2002) fanden heraus, <strong>das</strong>s Schuhe bei einem<br />

Sportfachhändler qualitativ besser beurteilt wurden, als wenn die gleichen Schuhe in<br />

einem K<strong>auf</strong>haus gek<strong>auf</strong>t wurden. Die hohe Kompetenz des Fachgeschäfts wurde<br />

vom Konsument als Anker für die Evaluation der Schuhe verwendet.<br />

Während bei Herstellermarken der Image-Spill-Over-Effekt des Geschäftsstättenimage<br />

sehr gering ist, sind bei Eigenmarken grosse Effekte festzustellen (Ailawadi<br />

et al. 2004, S. 337; Semeijn et al. 2004, S. 247; Dodds/Monroe/Grewal 1991, S. 307).<br />

Insbesondere, wenn die Eigenmarke bzw. <strong>das</strong> Produkt nicht bekannt ist, ziehen Konsumenten<br />

<strong>das</strong> Geschäftstättenimage als „Informationsquelle“ heran. Ein gutes Image<br />

��������������������������������������������������������<br />

43 vgl. Kapitel 4.2.


88 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

kann daher <strong>das</strong> wahrgenommene K<strong>auf</strong>risiko reduzieren (Liljander et al. 2009, S. 281;<br />

Gonzales Mieres et al. 2006, S. 61).<br />

Die Ausführungen haben gezeigt, <strong>das</strong>s der Preis, die Marke und die Profilierung des<br />

Händlers Schlüsselinformation zur Produktbeurteilung herangezogen werden. Für die<br />

vorliegende Untersuchung ist es interessant, ob und welche Relevanz diese Schlüsselinformationen<br />

bei sparenden im Vergleich zu nicht sparenden Konsumenten haben.<br />

Zu diesem Zweck wird nachfolgend <strong>auf</strong> die zugrundeliegenden relevanten Theorien<br />

eingegangen.


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 89<br />

5.3 Theoretische Fundierung der Wirkungszusammenhänge zwischen<br />

Schlüsselinformationen und Produktbewertung<br />

Im vorherigen Kapitel wurde <strong>auf</strong> Schlüsselinformationen zur Produktbeurteilung eingegangen<br />

und es wurden die Effekte der Irradiation, der Attributdominanz und der<br />

Halo-Effekt beschrieben. Nun wird die Wirkung dieser Effekte anhand der relevanten<br />

Theorien vorgestellt. Hierzu gehören die Adaptionsniveautheorie, die Theorie der<br />

kognitiven Dissonanz, die Schematheorie und die Kongruenztheorie.<br />

5.3.1 Adaptionsniveautheorie<br />

Im Zusammenhang zu Produktbewertungen und Auswahlprozessen steht die Adaptionsniveautheorie<br />

nach Helson (1964). Die Grundaussage der Theorie ist, <strong>das</strong>s die<br />

Wahrnehmung eines Stimulus von dem Kontext abhängig ist, in welchem der Stimulus<br />

eingebunden ist. Vergangene Erfahrungen und die situativen Rahmenbedingungen<br />

werden komprimiert und bilden ein sogenanntes Adaptionsniveau. Dieses Adaptionsniveau<br />

dient dann als Referenzpunkt und damit als Beurteilungsgrundlage für<br />

Stimuli. Das Vergleichsniveau ist damit stets subjektiv und kann sich von Situation zu<br />

Situation ändern. Es findet also stets eine Relativierung der Wahrnehmung zu einem<br />

Urteilsanker statt (Diller 2008, S. 122). Die Reaktionen <strong>auf</strong> den Stimulus sind umso<br />

stärker, je grösser der Stimulus vom Adaptionsniveau abweicht. Werden Erwartungen<br />

übertroffen stellt sich eine Zufriedenheit ein, andernfalls eine Unzufriedenheit.<br />

Nur geringfügige Abweichungen werden als neutral beurteilt (Helson 1964, S. 59ff.).<br />

Insbesondere in der Preisforschung wird die Adaptionsniveautheorie zur Erläuterung<br />

und Wirkung von Referenzpreisen eingesetzt (Rudolph/Bauer/St<strong>einer</strong> 2010, S. 290f.).<br />

Für die vorliegende Arbeit ist die Theorie zur Beschreibung von zwei Wirkungsmechanismen<br />

relevant. Zum einen kann sie zur Erklärung für den Zusammenhang zwischen<br />

der Profilierung eines Handelsunternehmens und der Produktwahl herangezogen<br />

werden. Jeder Konsument verbindet mit Geschäftstätten, die er kennt, ein bestimmtes<br />

Image. An dieses Image sind Erwartungen geknüpft. Wenn der Konsument<br />

nun ein Produkt dieses Händlers beurteilt, fällt die Beurteilung in Relation zu den Erwartungen<br />

an den Händler. Die Profilierung eines Händlers wird als Fokalstimuli 44 für<br />

��������������������������������������������������������<br />

44 Fokalstimuli sind solche Reize, die im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen (vgl. Helson 1964, S.<br />

60f.).


90 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

die Produktbeurteilung herangezogen. Auf Basis der Profilierung wird ein Adaptionsniveau<br />

gebildet (Hardwig 2010, S. 59).<br />

Auch zur Erklärung der Wirkung <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> kann die Theorie herangezogen<br />

werden. So zeigte eine Untersuchung, <strong>das</strong>s Menschen die objektiv gleiche<br />

Temperatur unterschiedlich einschätzen, je nachdem ob sie an kalte oder warme<br />

Temperaturen gewöhnt sind. Die vertraute Temperatur steht als Adaptionsniveau<br />

(Frank 1989, S. 80). Übertragen <strong>auf</strong> den Sparkontext bedeutet dies, <strong>das</strong>s ein Einkommensrückgang<br />

als Verlust wahrgenommen wird, da <strong>das</strong> bisherige Einkommen<br />

als Bezugspunkt gilt. Die Konsequenzen <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> werden darüber<br />

hinaus vom bisherigen Konsumniveau abhängen. Eine Reduktion des Einkommens<br />

um monatlich 500 CHF wird daher bei Haushalten mit ohnehin geringem Einkommen<br />

als grösserer „Verlust“ wahrgenommen als ein 500 CHF Einkommensrückgang bei<br />

Top-Verdienern.<br />

5.3.2 Theorie der kognitiven Dissonanz<br />

Die Theorie der kognitiven Dissonanz geht <strong>auf</strong> den Sozialpsychologen Festinger<br />

(1957) zurück. Die Grundaussage ist, <strong>das</strong>s Menschen ein konsistentes kognitives<br />

System anstreben. Eine kognitive Dissonanz tritt dann <strong>auf</strong>, wenn mehrere Kognitionen<br />

(z.B. Wahrnehmungen, Einstellungen, Wünsche, Erwartungen oder Absichten)<br />

nicht zueinander passen und somit dissonant sind. Diese Dissonanz wird als unangenehmer<br />

Gefühlszustand beschrieben, den Menschen vermeiden möchten. <strong>Der</strong><br />

Mensch versucht aktiv, eine kognitive Konsonanz herzustellen. Hierzu interpretiert er<br />

manche Wahrnehmungen um, verstärkt positive Effekte und blendet negative Stimuli<br />

aus oder zieht weitere Informationen heran, welche ihn in seinen Handlungen bestätigen<br />

(Foscht/Swoboda 2005, S. 63). Die Theorie der kognitiven Dissonanz wird häufig<br />

zur Erklärung in der Nachk<strong>auf</strong>phase herangezogen. Wenn sich Menschen für ein<br />

Produkt und somit gegen ein anderes Produkt entschieden haben, suchen sie nach<br />

dem K<strong>auf</strong> eine Bestätigung für ihren K<strong>auf</strong> und vermeiden die Konfrontation mit Informationen,<br />

die dar<strong>auf</strong> hindeuten können, <strong>das</strong>s sie einen Fehlk<strong>auf</strong> getätigt haben<br />

(Trommsdorff 2001, S. 133).<br />

Für die vorliegende Untersuchung kann die Theorie, insbesondere für die Veränderung<br />

von konsumrelevanten Einstellungen bei Sparern, herangezogen werden. 45<br />

��������������������������������������������������������<br />

45 siehe die Hypothesengenerierung in Kapitel 7.2


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 91<br />

5.3.3 Kongruenztheorie<br />

Auch die Kongruenztheorie gehört wie die Theorie der kognitiven Dissonanz zu den<br />

Konsistenztheorien. Ähnlich wie Dissonanzen möchte der Mensch auch Inkonsistenzen<br />

vermeiden, weil sie psychologisch als unangenehm wahrgenommen werden. Die<br />

Grundannahme der Theorie ist, <strong>das</strong>s zwei gleichzeitig <strong>auf</strong>einandertreffende Stimuli,<br />

die sehr verschieden sind, aneinander angepasst werden (Osgood/Tannenbaum<br />

1967, S. 301). Überträgt man diese Theorie <strong>auf</strong> Produktwahlentscheidungen, dann<br />

folgt daraus, <strong>das</strong>s ein Produkt, welches eigentlich als qualitativ schlecht eingeschätzt<br />

wird, besser beurteilt wird, wenn gleichzeitig andere positive Stimuli <strong>auf</strong>treten. <strong>Der</strong><br />

Hinweis <strong>auf</strong> einen Mehrwert kann demnach dazu führen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> gesamte Produkt<br />

besser beurteilt wird. Die Kongruenztheorie gibt Hinweise dar<strong>auf</strong>, <strong>das</strong>s eine gute Profilierung<br />

zu <strong>einer</strong> besseren Produktbeurteilung führen kann. Die Theorie kann auch<br />

für den beschriebenen Halo-Effekt 46 herangezogen werden. Im Kontext von sparenden<br />

Konsumenten deutet die Kongruenztheorie <strong>auf</strong> Einstellungsveränderungen hin,<br />

da sich die Relevanz von einzelnen Attributen bei der Produktwahl verändert. (Jacoby/Mazursky<br />

1984, S. 106).<br />

��������������������������������������������������������<br />

46 vgl. Kapitel 5.2.


92 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

6. Stresstheorie als theoretischer Bezugsrahmen<br />

Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es herauszufinden, wie Menschen mit <strong>einer</strong><br />

<strong>Sparnotwendigkeit</strong> umgehen. Insbesondere geht es dabei um die konsumrelevanten<br />

emotionalen und behavioristischen Auswirkungen. Die bisherigen Ausführungen<br />

konnten bereits einige theoretische Anknüpfungspunkte identifizieren, doch es fehlt<br />

noch an einem ganzheitlichen Gesamtmodell, in welchem sich die Effekte einordnen<br />

lassen. Im Überblick zu dem bisherigen Stand der Forschung konnte herausgearbeitet<br />

werden, <strong>das</strong>s finanzielle Einbussen mit grossen emotionalen Belastungen verbunden<br />

sind (vgl. Kapitel 3.3). Nach den Erkenntnissen aus der Psychologie können<br />

bestimme Ereignisse im Leben, welche grosse Veränderungen mit sich ziehen,<br />

Stress verursachen. Nach <strong>einer</strong> Studie von Holmes und Rahe (1967) rufen auch Einbussen<br />

im Einkommen Stress hervor. 47<br />

Auch andere Autoren identifizieren Einkommenseinbussen als stressauslösendes<br />

Ereignis 48 . Lee et al. haben beispielsweise die Wirkung von dreizehn einschneidenden<br />

Lebensereignissen, wie z.B. Umzug, Tod eines Familienmitglieds oder chronische<br />

Krankheiten <strong>auf</strong> Stress und einen veränderten Lebensstil untersucht. Menschen<br />

mit <strong>einer</strong> erlebten finanziellen Deprivation („finanical status a lot worse than usual“)<br />

haben in der Studie den grössten Stress empfunden (vgl. Abbildung). Die Frage, wie<br />

Menschen mit dem Stress durch die Einkommenseinbusse umgehen (sogenanntes<br />

„coping“) ist weitgehend unbeantwortet 49 , die Psychologie gibt jedoch in ihren Stresstheorien<br />

ein umfassendes Rahmenmodell vor, was sich <strong>auf</strong> die vorliegende Fragestellung<br />

übertragen lässt.<br />

��������������������������������������������������������<br />

47 Thoits beschreibt Stress sehr ähnlich: „Stress can broaldy defined as any environmental, social, or<br />

internal demands which require the indiviudal to readjust his/her usual behavior patterns“ (Thoits 1995,<br />

S. 54).<br />

48 vgl. Kapitel 6.2.<br />

49 vgl. Kapitel 3.4.


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 93<br />

Anticipation Global stress Lifestyle<br />

Not<br />

Not<br />

Not<br />

Events (independent variables) Experienced experienced Experienced experienced Experienced experienced<br />

(1) Moved to a different place (N=30) 2.03 1.75 5.20 a<br />

4.50 3.43 b<br />

1.89<br />

(2) Death of parent or close family member<br />

(N=61)<br />

1.67 1.77 4.62 4.52 2.15 1.93<br />

(3) Major conflict with family member<br />

(N=168)<br />

2.36 c<br />

1.62 5.32 c<br />

4.34 2.80 c<br />

1.74<br />

(4) Significant success at work or personal<br />

life (N=154)<br />

1.86 1.74 4.46 4.54 2.59 c<br />

1.80<br />

(5) Changed jobs, same or different<br />

type (N=69)<br />

2.10 1.73 5.10 b<br />

4.48 2.93 c<br />

1.86<br />

(6) Major improvement in financial<br />

status (N=46)<br />

1.80 1.76 4.83 4.51 2.70 a<br />

1.90<br />

(7) Financial status a lot worse than usual<br />

(N=103)<br />

2.56 c<br />

1.66 5.39 c<br />

4.41 2.60 c<br />

1.86<br />

(8) Family member’s health a lot worse<br />

(N=114)<br />

2.65 c<br />

1.63 5.25 c<br />

4.42 2.42 b<br />

1.87<br />

(9) More responsibility for aged relative<br />

(N=88)<br />

3.08 c<br />

1.61 4.85 a<br />

4.49 2.59 c<br />

1.87<br />

(10) Gained a lot of weight (N=41) 2.05 1.75 5.20 b<br />

4.49 3.10 c<br />

1.89<br />

(11) Chronic illness or condition diagnosed<br />

(N=35)<br />

2.20 1.74 5.29 c<br />

4.50 1.94 1.94<br />

(12) Serious injury, illness or major surgery<br />

(N=60)<br />

1.90 1.75 5.07 c<br />

4.49 1.87 1.95<br />

(13) Death or loss of a pet (dog or cat) (N=46) 2.24 1.74 4.63 4.52 2.89 c<br />

1.89<br />

Note: Table entries are mean values for respective groups.<br />

a p


94 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

wertung als Belastung entscheidend. Diese subjektive Bewertung hängt von persönlichen<br />

Veranlagungen, Erfahrungen und Einstellungen ab. Demnach können Menschen<br />

objektiv gleiche Belastungen subjektiv unterschiedlich empfinden. Auch ein<br />

einzelnes Individuum kann eine Stressbelastung in verschiedenen Lebenssituationen<br />

und -phasen unterschiedlich bewerten. (Lazarus/Folkman 1984, S. 18).<br />

Jeder Mensch ist täglich mit Situationen konfrontiert, die Stress auslösen könnten.<br />

<strong>Der</strong> subjektive Bewertungsprozess der Situation (sogenannter „Cognitive Appraisal“)<br />

erfolgt in zwei Schritten. Im Primary Appraisal wird <strong>das</strong> Ereignis eingeschätzt. Eine<br />

Situation kann potenziell gefährlich, irrelevant oder positiv für <strong>das</strong> persönliche Wohlempfinden<br />

sein. Diese Einschätzung ist wie bereits erwähnt rein subjektiv. Relevant<br />

wird die Situation, wenn die Ziele des Individuums betroffen sind und die Situation<br />

eine Verhaltensveränderung erfordert (Lazarus/Folkman 1987, S. 145f.). Sollte eine<br />

Situation als potenziell gefährlich eingestuft werden, erfolgt eine zweite Bewertung<br />

(Secondary Appraisal). Nun wird überprüft, welche Bewältigungsstrategien zur Verfügung<br />

stehen und welche Ressourcen für eine Veränderung der stressenden Person-Umwelt-Beziehung<br />

notwendig sind. Auch diese Bewertung ist wieder subjektiv.<br />

Je mehr Ressourcen <strong>das</strong> Individuum <strong>auf</strong>wenden muss beziehungsweise Veränderungen<br />

notwendig sind, desto grösser ist der aus der Situation folgende Stress (Lazarus/Folkman<br />

1984, S. 19).<br />

Abbildung 22: Stresstheorie und Coping nach Lazarus und Folkman<br />

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Folkman et al. 1986, S. 995.


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 95<br />

In Abhängigkeit des subjektiv aus der Situation entstandenen Stresses, führt <strong>das</strong> Individuum<br />

verschiedene Bewältigungsstrategien durch, um mit der stressenden Situation<br />

umzugehen. Diese Bewältigungsstrategien werden auch als Coping 51 bezeichnet.<br />

Die Bewältigung erfüllt zwei Funktionen: „to change the actual terms of the troubled<br />

person-environment relationship (...) and to regulate emotional distress“ (Lazarus/Folkman<br />

1987, S. 147). Demzufolge sind zwei Dimensionen der Stressbewältigung<br />

zu unterschieden.<br />

Bei der emotionsorientierten Bewältigung geht es darum, <strong>das</strong> negative emotionale<br />

Leid zu regulieren, ohne sich dabei aber mit der Quelle der negativen Emotionen<br />

auseinanderzusetzen. Dies geschieht dadurch, indem man eigene Ziele und Ansprüche<br />

<strong>auf</strong> die Situation anpasst. Eine weitere Möglichkeit besteht in der emotionalen<br />

Selbstkontrolle. Hierunter versteht man die Reizselektion (stressende Reize werden<br />

vermieden) oder indem man sich emotional von alten Verhaltensgewohnheiten distanziert.<br />

Ferner gehört die positive Aufwertung der eigenen Personen zu den Strategien<br />

der Selbstkontrolle. Auf die Weise des „sich selbst Mut zusprechen“ fühlt man<br />

sich der stressenden Situation eher gewachsen. Auch die kognitive Restrukturierung<br />

ist Teil des emotionsorientierten Coping. Damit ist eine positive Neu- bzw. häufig eine<br />

Umbewertung verbunden. Daneben ist auch die emotionale Verdrängung eine Möglichkeit,<br />

<strong>das</strong> emotionale Leid zu reduzieren. In der Regel kann diese Bewältigungsstrategie<br />

jedoch nicht lange eingehalten werden, weil weitere konsekutive Situationen<br />

folgen, welche <strong>das</strong> Individuum sprichwörtlich „<strong>auf</strong> den Boden der Tatsachen zurückholen“<br />

(Folkman et al. 1986, S. 996f.).<br />

Bei der handlungs- oder problemorientierten Bewältigung geht es darum, aktive<br />

Massnahmen zu ergreifen, um die gestörte Person-Umwelt-Beziehung zu verändern.<br />

Mit dieser Art von Bewältigung bewegt sich <strong>das</strong> Individuum <strong>auf</strong> der Ebene des<br />

(Stress)Reizes und versucht sich der neuen Situation anzupassen beziehungsweise<br />

<strong>das</strong> Problem zu verringern. Es werden direkte, <strong>auf</strong> die Lösung des Problems gerichtete<br />

Aktivitäten ergriffen: eine verstärkte Informationssuche, direkte Handlungen oder<br />

auch <strong>das</strong> Unterlassen von bestimmten Handlungen (Lazarus/Folkman 1987, S. 147).<br />

Ein Beispiel soll im Folgenden die Stresstheorie und <strong>das</strong> Coping verdeutlichen. Angenommen<br />

ein Student steht kurz vor <strong>einer</strong> Prüfung und stellt fest, <strong>das</strong>s sein momentaner<br />

Wissensstand nicht ausreicht, um eine gute Note zu erzielen (Primary Ap-<br />

��������������������������������������������������������<br />

51 „Coping strategies are cognitive and behaviroal attempts to manage stressful situational demands“,<br />

Mathur et al. 2008, S. 235.


96 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

praisal). <strong>Der</strong> Student möchte gerne nach seinem Studium als Berater bei McKinsey<br />

arbeiten. Hierfür sind gute Noten notwendig. Die Situation ist also potenziell gefährlich,<br />

weil seine persönlichen Ziele in Gefahr sind. Er sieht sich den verbleibenden<br />

Lernstoff an, aber realisiert, <strong>das</strong>s er seinen Lernplan erheblich verändern muss, um<br />

alles noch rechtzeitig zu schaffen (Secondary Appraisal). Es entsteht folglich Stress.<br />

Mit diesem Stress kann er nun <strong>auf</strong> zweifache Weise umgehen. Auf der emotionalen<br />

Seite könnte er seine persönlichen Ziele an eine gute Note herunterschrauben (Anspruchsadaption).<br />

Oder aber er blendet bestimmte (noch zu lernende) Sachverhalte<br />

aus (Distanzierung) und redet sich selber sein, sein Wissensstand sei doch gar nicht<br />

so schlecht (positive Umbewertung). Auf der problemorientierten Seite greift er <strong>das</strong><br />

Problem, noch viel lernen zu müssen, direkt an und versucht es zu lösen. Er informiert<br />

sich über die Prüfungsinhalte der vergangenen Jahre, er verzichtet <strong>auf</strong> den<br />

abendlichen Kneipenbesuch (Unterlassen von Handlungen) und intensiviert seine<br />

täglichen Lernaktivitäten (direkte Handlung).<br />

Im Folgenden sollen Studien zur Anwendung der Stresstheorie in einem ähnlichen<br />

Forschungskontext vorgestellt werden, welche die wissenschaftliche Bedeutung der<br />

Stresstheorie hervorheben.<br />

6.2 Anwendung der Stresstheorie in ähnlichem Forschungskontext<br />

Es existiert eine Vielzahl von psychologischen Studien, welche sich mit dem<br />

Stressphänomen auseinandersetzen. Hierbei geht es zum einen um mögliche<br />

Stressauslöser und sehr häufig um (körperliche) Folgen von Stress, d.h. beispielsweise<br />

einen Adrenalinanstieg und Testosteronabfall sowie Depressionen oder einen<br />

Burn-Out (Meany et al. 1993; Lovibond/Lovibond 1995; Norris 1993; Casserta/Lund<br />

1992; Chiriboga 1989). Doch auch in der Konsumverhaltensforschung wird <strong>das</strong><br />

Stress-Konstrukt eingesetzt (Burroughs/Rindfleisch 2002).<br />

Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wird Stress im Kontext von <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

untersucht und als Erklärung für den emotionalen und behavioralen<br />

Umgang herangezogen. Erste Ansatzpunkte aus einem ähnlichen Forschungskontext<br />

lassen sich in der Untersuchung von Adreasen (1984) finden. Andreasen untersuchte<br />

die Auswirkungen von einschneidenden Erlebnissen im Leben von Menschen.<br />

Diese Erlebnisse fordern von den Menschen grosse Anpassungsfähigkeiten. Er bezieht<br />

sich dabei direkt <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Konstrukt Stress. Auch er versteht es als Ausmass, in


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 97<br />

dem Menschen gewohnte Verhaltensweisen <strong>auf</strong> einen neuen Kontext anpassen<br />

müssen. Insgesamt untersucht er die Wirkung von 23 verschiedenen Lebensereignissen,<br />

die entweder direkt erlebt oder erwartet wurden. Diese Ereignisse können<br />

positiv sein (Schul- oder Universitätsabschluss, neue Liebesbeziehung, Heirat, Gehaltserhöhung<br />

oder Geburt eines Kindes) oder auch negativ sein (z.B. Tod eines<br />

Familienmitglieds, Scheidung oder Gehaltskürzung). In jedem Fall bedeuten sie jedoch<br />

eine einschneidende Veränderung und somit Stress (Andreasen 1984, S. 788).<br />

Abbildung 23: Das Life-Status-Change-Model<br />

Quelle: in Anlehnung an Andreasen (1984), S. 785.<br />

In s<strong>einer</strong> Studie erwies sich auch die Gehaltskürzung als stressrelevantes Ereignis.<br />

Darüber hinaus setzt er sich mit dem coping-behavior auseinander. Diese Analyse<br />

findet jedoch nur <strong>auf</strong> einem oberflächlichen Niveau statt, weil die untersuchten Verhaltensveränderungen<br />

für alle Lebensereignisse relevant sein müssen. Die Veränderungen<br />

im persönlichen „Lifestyle“ misst er daher nur anhand von 12 verschiedenen<br />

Items (z.B. neue Frisur, anderer Kleidungsstil oder häufigere Restaurantbesuche).<br />

Auch andere Untersuchungen greifen dieses Life-Status-Model <strong>auf</strong> und können den<br />

<strong>Einfluss</strong> von Einkommensrückgängen <strong>auf</strong> Stress nachweisen. In der Studie von Lee<br />

(2001) wurde in Zusammenhang mit dem erlebten Ereignis „financial status got a lot<br />

worse than usual“ sogar der höchste Stresswert gemessen (Lee et al. 2001, S. 33).<br />

Die Veränderungen im Konsumverhalten werden hier zwar etwas ausführlicher, jedoch<br />

sehr allgemein abgefragt (z.B. längerer Urlaub, Veränderungen in der Wohnungseinrichtung<br />

oder Spende an Wohltätigkeitsvereine). Mathur et al. (2004) gehen<br />

etwas weiter und stellen einen Zusammenhang zwischen Lebensereignissen und der<br />

Veränderung von Markenpräferenzen fest. Auch hier wurde eine Stressrelevanz von<br />

dem Ereignis „financial status got a lot worse than ususal“ festgestellt. Die Richtung


98 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

der Markenpräferenzänderung wurde jedoch nicht untersucht. Probanden wurden nur<br />

gebeten, bei 17 Warengruppen anzugeben, ob sich ihre Markenpräferenzen in den<br />

vergangenen 6-12 Monaten verändert haben. Die aktuellste Studie stammt von<br />

Mathur et al. (2008). Die Autoren sind ähnlich vorgegangen wie Mathur et al. (2004),<br />

haben jedoch Langzeitdaten in die Untersuchungen integriert. Ausserdem geben sie<br />

Hinweise zu weiterem Forschungsbedarf. Dabei weisen sie explizit dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s<br />

die Stresstheorie viele Erklärungshinweise beinhaltet und bei weiteren Untersuchungen<br />

zum Konsumentenverhalten integriert werden sollte. 52 Sie empfehlen, <strong>das</strong>s<br />

man in zukünftigen Untersuchungen nicht 20 verschiedene Lebensereignisse testen<br />

soll, sondern es sei nötig „to understand the specific consumer behaviors used by<br />

persons who experience specific stressful events“ (Mathur et al. 2008, S. 244).<br />

Dieser Ansatz „... would require the sampling of a large number of individuals who<br />

experience specific stressful live events“ (Mathur et al. 2008, S. 244). Insbesondere<br />

<strong>das</strong> coping bejavior beziehungsweise die Bewältigungsstrategien im konsumrelevanten<br />

Kontext haben grosse Bedeutung für die weitere Forschung.<br />

<strong>Der</strong> Ansatz in der vorliegenden Arbeit, die <strong>Sparnotwendigkeit</strong> in Zusammenhang mit<br />

der Stresstheorie zu untersuchen, greift diese Aufforderung von Mathur et al. 2008<br />

somit direkt <strong>auf</strong>.<br />

Auch Wendt (2010) verwendet die Stresstheorie, um <strong>das</strong> Konsumverhalten von Menschen<br />

in Armut zu analysieren. Sie verfolgt einen qualitativen Ansatz und führt insgesamt<br />

12 problemzentrierte Interviews mit Personen durch, die einen erheblichen<br />

Einkommensverlust erlebt haben und jetzt in Arbeitslosigkeit oder Armut leben. Auch<br />

ihr Analyseraster orientiert sich an der Stresstheorie. Ihre Ergebnisse sind zwar konkreter,<br />

doch <strong>auf</strong> einem eher abstrakten Niveau ohne <strong>auf</strong> einzelne Konsumbereiche<br />

näher einzugehen (z.B. Schamgefühle für die soziale Armut, Veränderungen des sozialen<br />

Umfelds, Reduzierung von Fixkosten). Quantitative Wirkungszusammenhänge<br />

und Generalisierungen kann sie – <strong>auf</strong> Grund ihres gewählten methodischen Ansatzes<br />

– nicht nachweisen. Auch sie weist jedoch <strong>auf</strong> die Relevanz von weiteren quantitativen<br />

Studien und <strong>einer</strong> konkreteren Analyse von Konsumpräferenzen verarmter<br />

Menschen unter Rückgriff <strong>auf</strong> die Stresstheorie hin (Wendt 2010, S. 223).<br />

��������������������������������������������������������<br />

52 „The findings of the present research have implications for theory development, too. They suggest<br />

that the stress perspective might be a viable approach tot he study of consumer behavior. Consumers<br />

may attempt to deal with adverse psychological conditions during stressful times by changing, initiating,<br />

or intensifying consumption-related behaviors. In this context, the development and change of<br />

vertain apsects of consumer behavior may be viewed as a meachanisms used to handle stress. Such<br />

behaviors, in turn, appear to bring out changes in consumption preferences.


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 99<br />

Es wurde deutlich, <strong>das</strong>s die Stresstheorie nicht nur in der (Sozial) Psychologie, sondern<br />

auch in hochrangigen wirtschaftswissenschaftlichen Untersuchungen zum Konsumverhalten<br />

eingesetzt und für zukünftige Untersuchungen empfohlen wird. Dies<br />

unterstreicht neben der inhaltlichen auch die wissenschaftliche Eignung der Stresstheorie<br />

für den vorliegenden Untersuchungsgegenstand. Im folgenden Kapitel wird<br />

daher die Theorie <strong>auf</strong> den Sparkontext übertragen.


100 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

7. Wirkungszusammenhänge zwischen Sparstimulus und Eink<strong>auf</strong>sverhalten<br />

7.1 Die Stresstheorie im Sparkontext<br />

Wie bereits aus den Ausführungen in Kapitel 3 deutlich wurde, kann eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

erhebliche Konsequenzen haben. Auf der materiellen Seite bedeutet<br />

dies den Zwang zum Sparen und somit ein verändertes Konsumverhalten. Auf der<br />

sozialen Seite steht die Angst vor sozialer Ausgrenzung und Stigmatisierung. Und<br />

auch <strong>auf</strong> der psychologischen Ebene sind mit <strong>einer</strong> Einkommensreduktion Schamgefühle<br />

und ein verringertes Selbstwertgefühl verbunden. 53 Insgesamt entsteht<br />

Stress, weil die Person ihr gewohntes Verhalten <strong>auf</strong>grund eines äusseren <strong>Einfluss</strong>es<br />

(<strong>Sparnotwendigkeit</strong>) verändern muss. In Abhängigkeit davon, wie stark die Person<br />

<strong>das</strong> eigene Konsumverhalten verändern muss, ist der damit verbundene Stress mehr<br />

oder weniger stark. An dieser Stelle wird der Bezug zur Adaptionsniveautheorie 54<br />

deutlich. Diese besagt, <strong>das</strong>s Menschen einen äusseren Reiz (die <strong>Sparnotwendigkeit</strong>)<br />

immer in Bezug zu <strong>einer</strong> subjektiven Referenzgrösse setzen. Diese Referenzgrösse<br />

basiert <strong>auf</strong> Einstellungen und bisherigen Erfahrungen. Wenn der Konsument folglich<br />

vor der Konfrontation mit der <strong>Sparnotwendigkeit</strong> einen sehr hohen Konsumstandard<br />

hatte, ist die Umstellung <strong>auf</strong> den durch die <strong>Sparnotwendigkeit</strong> induzierten realisierbaren<br />

Konsumstandard sehr gross und es entsteht folglich mehr Stress.<br />

Abbildung 24: Stresstheorie im Sparkontext – <strong>das</strong> Rahmenmodell der Untersuchung<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

��������������������������������������������������������<br />

53 Kapitel 3.4 diskutiert diese Effekte ausführlich.<br />

54 Siehe Kapitel 5.3.1.


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 101<br />

Mit dem Stress, bedingt durch die <strong>Sparnotwendigkeit</strong>, geht ein Individuum gemäss<br />

Lazarus (1974) <strong>auf</strong> zweifache Weise um. Zum einen erfolgt eine emotionsorientierte<br />

Bewältigung, d.h. emotionale Spannungen durch <strong>das</strong> geringere Einkommen werden<br />

reguliert, indem Einstellungen verändert und Bedürfnisse angepasst werden.<br />

Indikatoren, die negative Spannungen verursachen können, werden ausgeblendet<br />

oder uminterpretiert (kognitive Restrukturierung). Dies zeigt wiederum eine Parallele<br />

zur Theorie der kognitiven Dissonanz 55 . Durch <strong>das</strong> geringere Konsumniveau sind<br />

Produkte, die vorher als gut empfunden wurden, nicht mehr erschwinglich. Dies verursacht<br />

Dissonanzen und ein ungutes Gefühl beziehungsweise Stress. Es ist daher<br />

davon auszugehen, <strong>das</strong>s er bestimmte Reize bewusst ausblendet und nur solche<br />

Reize <strong>auf</strong>greift, die ihn in seinem K<strong>auf</strong> der günstigeren Alternative bestätigen. 56<br />

Darüber hinaus kann der Stress mit Hilfe von handlungsorientieren Reaktionen<br />

bewältigt werden. Hier ergreift die Person aktive Massnahmen, um mit der <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

umzugehen, d.h. mit einem geringeren Einkommen auszukommen. Dies<br />

kann <strong>auf</strong> der einen Seite eine stärkere Informationssuche sein, um Preis-<br />

/Leistungstransparenz herzustellen oder Fehlkäufe zu vermeiden. Auch der K<strong>auf</strong> von<br />

anderen (evtl. billigeren) Produkten (direkte Handlung) oder aber auch der Verzicht<br />

<strong>auf</strong> bestimmte Produkte (Unterlassen von Handlung) kann dazu führen, <strong>das</strong>s der<br />

Konsument sich dem neuen Konsumstandard anpasst und somit der Stress bewältigt<br />

wird.<br />

Im Folgenden werden die konkreten möglichen emotionalen und behavioralen Reaktionen<br />

<strong>auf</strong> die <strong>Sparnotwendigkeit</strong> identifiziert, operationalisiert und Hypothesen abgeleitet.<br />

7.2 Identifikation der relevanten abhängigen Variabeln für die Wirkung<br />

eines Sparstimulus <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Eink<strong>auf</strong>sverhalten<br />

Im nächsten Schritt sollen für die <strong>auf</strong> Basis der Stresstheorie identifizierten Coping-<br />

Strategien im Umgang mit <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong>, konkrete abhängige Variablen<br />

gefunden werden. Das Ziel ist es, Hypothesen zu generieren und diese in <strong>einer</strong><br />

quantitativen Erhebung zu verifizieren. Hierzu wird eine zweiseitige Herangehens-<br />

��������������������������������������������������������<br />

55 siehe Kapitel 5.3.2.<br />

56 Siehe die Hypothesengenerierung unter 8.1.


102 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

weise verfolgt. Zum einen wird ein qualitativer Ansatz vorgelagert. Auf Basis von Fokusgruppen<br />

soll ermittelt werden, wie Konsumenten mit <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

umgehen und insbesondere, welche Sparverhaltensweisen sie verfolgen. Zum anderen<br />

dient auch eine Literaturrecherche dazu, emotionale Auswirkungen und Verhaltensweisen<br />

zu identifizieren, die im Zusammenhang mit <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> relevant<br />

sein könnten. In <strong>einer</strong> Synthese können die qualitativ ermittelten Verhaltensweisen<br />

konkreten wissenschaftlichen Konstrukten zugeordnet werden.<br />

Es folgt, erneut unter Rückgriff <strong>auf</strong> die Stresstheorie, die Generierung von Hypothesen.<br />

Die Konstrukte werden mit Hilfe etablierter Skalen und Statements aus hochrangigen<br />

wissenschaftlichen Untersuchungen 57 operationalisiert und in einen Fragebogen<br />

überführt. Dieser findet im Rahmen eines Experiments (vgl. Kapitel 10-11)<br />

Anwendung. Darüber hinaus wird ein Produktwahlexperiment mit Konsumenten<br />

durchgeführt, um die <strong>Einfluss</strong>möglichkeiten des Handelsmanagements bei sparenden<br />

Konsumenten zu untersuchen.<br />

Abbildung 25: Prozess der Fragebogengenerierung<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

��������������������������������������������������������<br />

57 Hochrangige wissenschaftlichen Quellen sind <strong>auf</strong> Basis der aktuellen VHB Liste definiert. In der<br />

vorliegenden Untersuchung werden zur Operationalisierung in erster Linie Journals mit dem Rating „A“<br />

verwendet.


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 103<br />

7.2.1 Fokusgruppen<br />

Im Vorfeld der empirischen Erhebung fanden Fokusgruppen mit Konsumenten statt.<br />

Ziel der Fokusgruppen war es, Verhaltensweisen von Sparern zu identifizieren, die<br />

im dar<strong>auf</strong> folgenden Schritt wissenschaftlichen Konstrukten zugeordnet und operationalisiert<br />

werden.<br />

Fokusgruppen werden häufig vor quantitativen Erhebungen durchgeführt, um ein<br />

Phänomen besser beschreiben zu können, den Umgang im täglichen Leben verstehen<br />

zu können und konkrete Verhaltensweisen von Konsumenten im Umgang mit<br />

dem Phänomen kennenzulernen (Blackborn/Stokes 2000, S. 46; Calder 1977, S.<br />

355). Auch die Art und Weise, wie Konsumenten bestimmte Verhaltensweisen beschreiben,<br />

gibt Hinweise für deren Operationalisierungen, weil wissenschaftliche<br />

Konstrukte häufig noch semantisch überprüft werden müssen. So können beispielsweise<br />

bestimmte Items eines Konstrukts umformuliert oder ausgeschlossen werden<br />

(Louviere/Gaeth 1987, S. 30f.; Akaah/Korgaokar 1983, S. 188). Insgesamt wurden<br />

sechs Fokusgruppen mit Konsumenten aus unterschiedlichen Altersklassen und <strong>einer</strong><br />

gleichen Verteilung von männlichen und weiblichen Konsumenten durchgeführt.<br />

Die Fokusgruppen fanden in unterschiedlichen Gebieten der Schweiz statt, um dem<br />

heterogenen K<strong>auf</strong>verhalten Schweizer Konsumenten Rechnung zu tragen. Tabelle 8<br />

gibt einen Überblick über die Fokusgruppen.<br />

Datum Ort Anzahl Teilnehmer<br />

05.01.2011 Zürich 11<br />

06.01.2011 St. Gallen 9<br />

19.01.2011 Basel 9<br />

26.01.2011 Basel 10<br />

01.02.2011 St. Gallen 10<br />

02.02.2011 Zürich 9<br />

Tabelle 8: Überblick zu den durchgeführten Fokusgruppen<br />

In der wissenschaftlichen Literatur wird <strong>das</strong> Durchführen von sechs Fokusgruppen<br />

als sehr gut bewertet, weil dann davon auszugehen ist, <strong>das</strong>s die Informationsfülle<br />

einen Sättigungspunkt erreicht hat und weitere Gruppen nur geringfügig oder keine<br />

neuen Informationen liefern würden (Morgan 1996, S. 144).<br />

Die Teilnehmer wurden in den Fussgängerzonen der jeweiligen Städte zufällig rekrutiert.<br />

Ein Quotenplan, welcher der Altersverteilung der Bevölkerung in der Schweiz


104 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

entsprach, wurde zusätzlich eingesetzt, um ein möglichst umfassendes Bild über<br />

Sparverhaltensweisen zu erlangen. Es ist beispielsweise davon auszugehen, <strong>das</strong>s<br />

junge Menschen die neuen Technologien, wie <strong>das</strong> Smartphone oder <strong>das</strong> Internet,<br />

auch dazu verwenden, von Sparangeboten Gebrauch zu machen oder sich über<br />

Produkte und Preise zu informieren. Reifere Menschen werden vermutlich <strong>auf</strong> weniger<br />

„technologie-involvierte“ Sparverhaltensweisen zurückgreifen. Ausserdem wurde<br />

mit <strong>einer</strong> heterogenen Zusammensetzung der Fokusgruppen gewährleistet, <strong>das</strong>s aktive<br />

Diskussionen durch unterschiedliche Meinungen zustandekommen. Wenn alle<br />

Teilnehmer die gleiche Meinungen vertreten, entstehen solche Diskussionen deutlich<br />

seltener (Fern 2001, S. 17f.). Es existieren keine genauen wissenschaftlichen Vorgaben<br />

zur Anzahl von Personen in <strong>einer</strong> Fokusgruppe. Falls die Teilnehmer jedoch<br />

nicht hoch involviert sind und dementsprechend viel diskutieren wollen, ist eine Grösse<br />

von sechs bis zehn Personen optimal (Morgan 1996, S. 146). In einem Fall (Fokusgruppe<br />

vom 05.01.11 in Zürich) nahmen elf Personen an der Fokusgruppe teil.<br />

<strong>Der</strong> Moderator hat jedoch dar<strong>auf</strong> geachtet, <strong>das</strong>s alle Teilnehmer zu gleichen Teilen<br />

an der Diskussion beteiligt wurden und sich einbringen konnten.<br />

<strong>Der</strong> Abl<strong>auf</strong> der Fokusgruppen orientierte sich an einem semi-strukturierten Leitfaden<br />

58 . Dies wird in der Literatur vorgeschlagen, weil es <strong>auf</strong> der einen Seite genug<br />

Raum für Diskussionen zulässt und zum anderen eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse<br />

aller Fokusgruppen sicherstellt (Morgan 1996, S. 143). Die Fragen wurden sehr<br />

offen formuliert, um suggestive Antworten zu vermeiden und um <strong>das</strong> Entstehen <strong>einer</strong><br />

explorativen gemeinsamen Diskussion zu unterstützen (Calder 1997, S. 356). Zu Beginn<br />

der Fokusgruppe war es <strong>das</strong> Ziel, die Situation <strong>auf</strong>zulockern. Es wurde zunächst<br />

nach dem zuletzt gek<strong>auf</strong>ten Produkt gefragt und jeder Teilnehmer sollte kurz erläutern,<br />

wie er bei dem K<strong>auf</strong> vorgegangen ist. Auf diese Weise sollten die Teilnehmer<br />

<strong>auf</strong> <strong>das</strong> Thema Eink<strong>auf</strong>en und insbesondere den Eink<strong>auf</strong>sprozess sensibilisiert werden<br />

und <strong>das</strong> eigene K<strong>auf</strong>verhalten reflektieren, da die einzelnen K<strong>auf</strong>phasen im folgenden<br />

aus der Sparperspektive betrachtet werden sollten (Fern 2001, S. 152). Es<br />

folgten zwei Aufgaben mit angeschlossener Gruppendiskussionen. Zunächst sollten<br />

sich die Teilnehmer in die Situation hineinversetzen, sparen zu müssen. Soziologische<br />

Studien berichten, <strong>das</strong>s Menschen häufig Schamgefühle haben über <strong>Sparnotwendigkeit</strong>en<br />

beziehungsweise Sparverhalten zu sprechen (Bauman 2005, S. 37f.).<br />

Daher wurden die Teilnehmer nicht gefragt, ob sie tatsächlich sparen müssen, son-<br />

��������������������������������������������������������<br />

58 Siehe Anhang.


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 105<br />

dern sie sollten sich in die hypothetische Situation hineinversetzen. Auf diese Weise<br />

konnten sich die Teilnehmer frei äussern und mussten keine Angst haben, sich als<br />

„Rosinenpicker“ oder „verarmte Menschen“ zu offenbaren. In Anlehnung an den<br />

K<strong>auf</strong>prozess nach Rudolph (2009, S. 92) wurde dann die Vork<strong>auf</strong>phase und in der<br />

dar<strong>auf</strong> folgenden Frage die K<strong>auf</strong>phase von sparenden Konsumenten diskutiert. Zunächst<br />

sollten sich die Probanden schriftlich überlegen, ob sie sich in der Vork<strong>auf</strong>phase<br />

anders informieren würden oder ob sie ihren Eink<strong>auf</strong> anders planen würden,<br />

wenn sie sparen müssten. <strong>Der</strong> Moderator hat die Teilnehmer dann gebeten, ihre Gedanken<br />

laut mit der Gruppe zu teilen. Es wurde ferner dar<strong>auf</strong> hingewiesen, <strong>das</strong>s es<br />

keine richtigen und falschen Antworten gibt (Perrey 1998, S. 56). <strong>Der</strong> Moderator hat<br />

die Verhaltensweisen <strong>auf</strong> einem Flipchart gesammelt. Auf diese Weise hatte jeder<br />

Proband <strong>das</strong> Gefühl, etwas beitragen zu können und es wurden Wiederholungen<br />

vermieden (Morgan 1998, S. 68). Entsprechend der Metaplan-Technik wurden die<br />

Probanden <strong>auf</strong>gefordert, die Relevanz der Verhaltensweisen zu gewichten. Jeder<br />

Teilnehmer hatte drei Punkte und durfte durch Handzeichen signalisieren, welche<br />

Verhaltensweisen <strong>auf</strong> dem Flipchart besonders grosse Relevanz haben. Ein analoges<br />

Vorgehen wurde mit Verhaltensweisen in der K<strong>auf</strong>phase durchgeführt. Die Teilnehmer<br />

sollten überlegen, ob sie sich beim Eink<strong>auf</strong>en im Geschäft anders verhalten<br />

würden, wenn sie sparen müssten, als sonst. Auch diese Verhaltensweisen wurden<br />

wieder am Flipchart gesammelt und anschliessend bewertet.<br />

Insgesamt dauerten die Fokusgruppen jeweils circa 60 Minuten, was eine adäquate<br />

Länge darstellt, um die Teilnehmer nicht zu überlasten. Die Ergebnisse wurden anschliessend<br />

strukturiert und verdichtet. Es zeigte sich darüber hinaus, <strong>das</strong>s offenbar<br />

güterspezifische Unterschiede beim Sparverhalten vorherrschen. Bei einem teuren<br />

Produkt würde man anders sparen, z.B. mehr Preise vergleichen, als bei Lebensmitteln.<br />

Dies konnten auch Rudolph und Weber (2010) in <strong>einer</strong> Marktforschungsstudie<br />

zeigen (Rudolph/Weber 2010, S. 70f.).<br />

In der nachfolgenden Tabelle 9 werden die Hauptergebnisse zu den Sparverhaltensweisen<br />

in den einzelnen K<strong>auf</strong>phasen zusammengefasst. Neben der Kategorisierung<br />

nach Vork<strong>auf</strong>- und K<strong>auf</strong>phase, die bereits in den Fokusgruppen angewendet wurden,<br />

konnte die Vork<strong>auf</strong>phase darüber hinaus in vier inhaltliche Untergruppen <strong>auf</strong>geteilt<br />

werden: Informieren, Verzicht, Planung und Geschäftswahl. In der K<strong>auf</strong>phase lässt<br />

sich <strong>das</strong> Sparverhalten differenzieren nach: K<strong>auf</strong>en und Informationssuche, wobei<br />

sich dies <strong>auf</strong> den K<strong>auf</strong> und die Informationssuche innerhalb des Geschäfts bezieht.


106 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

Vork<strong>auf</strong>phase K<strong>auf</strong>phase<br />

Informieren Organisieren Informationssuche K<strong>auf</strong>en<br />

Manuelle Preisvergleiche<br />

Produktinformation mit<br />

Hilfe von Prospekten und<br />

Testzeitschriften<br />

Such nach niedrigen Preise<br />

Suche nach Sonderangeboten<br />

Produktinformation (Internet)<br />

Verzicht<br />

Weniger k<strong>auf</strong>en (je<br />

nachdem wie viel man<br />

noch zur Verfügung<br />

hat)<br />

Nur <strong>das</strong> Notwendigste<br />

k<strong>auf</strong>en<br />

Preisvergleiche (Internet) Alte Produkte länger<br />

verwenden<br />

Flyer im Geschäft<br />

(Eingang)<br />

Suche nach Sonderangeboten<br />

im Geschäft<br />

Sonderangebotsk<strong>auf</strong><br />

Vorsorglich (auch<br />

nicht benötigte) Sonderangebote<br />

k<strong>auf</strong>en<br />

Preisvergleiche Eigenmarken<br />

Seltener eink<strong>auf</strong>en Produktinformationen<br />

studieren<br />

K<strong>auf</strong><strong>auf</strong>schub Coupons<br />

Planung<br />

Eink<strong>auf</strong>szettel schreiben<br />

Geschäftswahl<br />

Mehrere Geschäfte<br />

<strong>auf</strong>suchen (weil Produkte<br />

unterschiedlich<br />

teuer)<br />

Weniger Markenprodukte<br />

Preisorientiertes<br />

eink<strong>auf</strong>en, z.B. Produkte<br />

aus dem Tiefpreissortiment<br />

(M-<br />

Budget, Prix Garantie)<br />

Preis-<br />

/leistungsorientiertes<br />

Eink<strong>auf</strong>en<br />

Keine Spontankäufe<br />

Angebote mit Mengenrabatt<br />

Vorratsk<strong>auf</strong><br />

Discounter Orientierung am<br />

Eink<strong>auf</strong>szettel<br />

Wahl eines Internethändlers<br />

Tabelle 9: Ergebnisse der Fokusgruppen zu Sparverhaltensweisen<br />

7.2.2 Sparstimulus als Auslöser von Stress und dessen Operationalisierung<br />

Viele Studien deuten <strong>auf</strong> einen Zusammenhang zwischen <strong>Sparnotwendigkeit</strong>en und<br />

Stress hin, sowohl in qualitativen Studien (Wendt 2010, S. 116f.) als auch in quantitativen<br />

Studien (Mathur et al. 2006, S. 137; Lee et al. 2001, S. 33; Andreasen 1984, S.<br />

788). Die Autoren beziehen sich zwar nicht explizit <strong>auf</strong> eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong>, aber


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 107<br />

<strong>auf</strong> ähnliche und damit verbundene Umstände. Zum Beispiel sagen Mathur et al.<br />

2006, <strong>das</strong>s „unemployment (...) creates chronic stress due to economic hardship and<br />

family arguments over the use of reduced income“ (Mathur et al. 2004, S. 237). Generell<br />

ist jedoch zu vermuten, <strong>das</strong>s eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> Veränderungen im gewohnten<br />

K<strong>auf</strong>verhalten erfordert. Die <strong>Sparnotwendigkeit</strong> bringt <strong>das</strong> gewohnte und<br />

<strong>das</strong> realisierbare Konsumniveau in ein Ungleichgewicht. Anpassungen im K<strong>auf</strong>- und<br />

Produktwahlverhalten sind erforderlich. Neben den materiellen Konsequenzen entstehen<br />

weitere soziale Belastungen, z.B. aus Angst vor Stigmatisierung und psychologische<br />

Belastungen, z.B. eine Verringerung des Selbstwertgefühls. Es ist daher<br />

davon auszugehen, <strong>das</strong>s eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> Stress verursacht.<br />

HStress: Eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> erhöht den wahrgenommenen Stress.<br />

7.2.3 Relevante emotionale und kognitive Reaktionen („mentales coping“)<br />

Die emotionalen Bewältigungsstrategien regulieren die negativen Emotionen, die mit<br />

dem Stress beziehungsweise der <strong>Sparnotwendigkeit</strong> verbunden sind. Nach der<br />

Stresstheorie lassen sie sich in eine anspruchsniveaubezogene Bewältigung, eine<br />

kognitive Restrukturierung und eine emotionale Selbstkontrolle unterglie-<br />

dern. 59<br />

Das Anspruchsniveau wird definiert als „ein vom Individuum als verbindlich erlebter<br />

Standard der Zielerreichung“ (Kroebel-Riel et al. 2009, S. 434). Ansprüche sind primär<br />

von vergangenen Konsumerfahrungen abhängig. Wenn sich ein Konsument an<br />

einen gewissen Standard gewöhnt hat, ist <strong>das</strong> Wohlbefinden von der Abweichung<br />

von diesem Standard abhängig (Gilboa/Schmeidler 2001, S. 270). Nach der Stresstheorie<br />

können Ansprüche durch einen äusseren Reiz, der Stress verursacht, angepasst<br />

werden (Folkman et al. 1986, S. 996). Duesenberry weist jedoch in seinen Einkommenshypothesen<br />

60 dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s bei steigenden Einkommen eine schnellere<br />

Anpassung des Konsumstandards erfolgt als bei sinkenden Einkommen. Dies wird<br />

auch als Sperrlinken-Effekt bezeichnet. Konsumenten reagieren mit Anspruchsanpassungen<br />

nach unten sehr träge (Woll 2000, S. 435). Darüber hinaus vergleicht der<br />

Mensch sich hinsichtlich Einkommen und Status mit anderen Menschen beziehungsweise<br />

der sozialen Bezugsgruppen, welcher er sich angehörig fühlt (Hayakawa/Venieris<br />

1977, S. 599). Diese sozialen Gruppen können <strong>das</strong> Anspruchsniveau<br />

��������������������������������������������������������<br />

59 Vgl. die Erläuterungen zur Stresstheorie in Kapitel 6<br />

60 vgl. Kapitel 3.3


108 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

beeinflussen. Eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> und ein damit geringeres Konsumniveau (z.B.<br />

sichtbar billigere Kleidung) gefährden die soziale Zugehörigkeit (Wiswede 2007, S.<br />

356). Auch Duesenberry greift den sozialen Vergleich <strong>auf</strong>. <strong>Der</strong> Konsumstandard eines<br />

Haushalts hängt demnach von der relativen Position seines Einkommens zur<br />

Gesamtbevölkerung ab. Jeder Haushalt ordnet sich <strong>einer</strong> bestimmten Einkommensschicht<br />

zu. Je geringer sein Einkommen im Vergleich zum durchschnittlichen Einkommen<br />

der zugehörigen Einkommensschicht ist, desto höher sind die angestrebten<br />

Konsumstandards (Woll 2000, S. 435). Auch in den Fokusgruppen wurde zwar als<br />

Sparmassnahme stets <strong>auf</strong>geführt, stärker <strong>auf</strong> die Preise zu achten, aber <strong>auf</strong> Qualität<br />

wollte niemand verzichten. Es ist daher zu vermuten, <strong>das</strong>s Konsumenten, welche mit<br />

<strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> konfrontiert werden, ihre Bedürfnisse an günstige Preise<br />

erhöhen, jedoch nicht von ihren anderen Ansprüchen, z.B. an ein qualitativ hochwertiges<br />

Sortiment, abweichen wollen. 61<br />

Überträgt man <strong>das</strong> Anspruchsniveau <strong>auf</strong> <strong>das</strong> K<strong>auf</strong>verhalten, so lässt sich dieses in<br />

Ansprüche an die Eink<strong>auf</strong>sstätte und in konkrete produktbezogene Bedürfnisse untergliedern<br />

(Foscht/Swoboda 2005, S. 161f.). Für die Ansprüche an eine Geschäftsstätte<br />

lassen sich die drei Geschäftswahlmotive nach Rudolph (2000) heranziehen:<br />

günstige Preise, innovatives und qualitativ hochwertiges Sortiment und hervorragende<br />

Beratung beziehungsweise. Serviceleistungen (Rudolph 2000, S. 28).<br />

Überträgt man die ausgeführten theoretischen Zusammenhänge <strong>auf</strong> die Geschäftswahlmotive,<br />

so ergeben sich folgende Hypothesen:<br />

HAns1: Eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> führt zu <strong>einer</strong> Veränderung der Geschäftswahlmotive<br />

(a. höhere Relevanz von günstigen Preisen (+), b.<br />

keine Veränderung der Relevanz eines hochwertigen und innovativen<br />

Sortiments (=), c. keine Veränderungen der Relevanz von hervorragenden<br />

Serviceleistungen/Beratung (=)).<br />

Die produktbezogenen Bedürfnisse können in Anlehnung an Sweeney und Soutar<br />

(2001) und der Risikoforschung 62 in eine ökonomische, qualitative, soziale und hedo-<br />

nistische Dimension untergliedert werden (Sweeney/Soutar 2001, S. 212). Auch hier<br />

��������������������������������������������������������<br />

61 Diese These trifft jedoch vermutlich nur <strong>auf</strong> Konsumenten zu, die erstmals mit <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

konfrontiert wurden. Wenn die Konsumenten schon länger sparen, haben sich wahrscheinlich<br />

auch die qualitativen Bedürfnissen nach unten angepasst. Dies wird im Rahmen der Moderatoren<br />

(Kapitel 8) diskutiert.<br />

62 siehe Kapitel 9.1


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 109<br />

wird der gleiche Wirkungszusammenhang unterstellt. Die Ansprüche an die Preise<br />

steigen daher, während die restlichen Bedürfnisse unverändert bleiben.<br />

HAns2: Eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> führt zu <strong>einer</strong> Veränderung der Produktwahlmotive<br />

(höhere ökonomische Produktansprüche (+), keine Veränderung<br />

der qualitativen Produktansprüche (=), keine Veränderungen der<br />

sozialen Produktansprüche (=) und keine Veränderung der hedonistischen<br />

Produktansprüche (=)).<br />

Auch eine emotionale Selbstkontrolle gehört nach der Stresstheorie zu den Bewältigungsstrategien.<br />

Hierunter werden im Besonderen die „Distanzierung“ und die „positive<br />

Ich-Aufwertung“ subsummiert. Übertragen <strong>auf</strong> den Sparkontext bedeutet dies<br />

zunächst eine Distanzierung von K<strong>auf</strong>verlockungen. Während dies <strong>auf</strong> der behavioralen<br />

Seite durch eine Reduktion der Einkäufe zu erreichen 63 ist, kann es <strong>auf</strong> emotionaler<br />

Seite durch eine steigende Risikoaversion und eine Veränderung des hedonistischen<br />

Werts von Einkäufen erzielt werden, d.h. indem man selber eine Antipartie<br />

gegen <strong>das</strong> Eink<strong>auf</strong>en entwickelt (Dawson et al. 1990, S. 408). Diese Lustlosigkeit ist<br />

häufig bei finanziell deprivierten zu beobachten (Neuberger 1997, S. 100). Daher<br />

kann vermutet werden:<br />

HEmS1: Eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> reduziert <strong>das</strong> Shopping Enjoyment (-) und<br />

erhöht die Risikoaversion (+).<br />

Die positive „Ich-Aufwertung“ ist eine weitere Strategie im Umgang mit Stress. Konsumenten,<br />

die plötzlich mit <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> konfrontiert werden, fühlen sich<br />

im ersten Moment häufig machtlos (Wagner 1991, S. 25). Sie haben einen gewissen<br />

Konsumstandard und möchten diesen (zunächst) nicht <strong>auf</strong>geben (Woll 2000, S. 435).<br />

Daher müssen sie versuchen, den alten Konsumstandard mit begrenzteren finanziellen<br />

Mitteln erreichen. Es ist zu vermuten, <strong>das</strong>s sich der sparende Konsument einredet,<br />

<strong>das</strong>s er ein aktive Rolle im K<strong>auf</strong>vorgang spielt und, sofern er sich anstrengt,<br />

grossen <strong>Einfluss</strong>, z.B. <strong>auf</strong> die Preise, ausüben kann. In der Literatur wird dies als<br />

„Control of shopping process“ beschrieben und definiert als „belief that the shopper<br />

has the ability and opportunity to significantly affect the shopping process, particualry<br />

in terms of the value received for the money spent“, (Chandran/Morwitz 2005, S.<br />

��������������������������������������������������������<br />

63 siehe Kapitel 7.2.4.


110 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

251). Darüber hinaus ist im Sinne <strong>einer</strong> stressrelevanten „Ich-Aufwertung“ davon<br />

auszugehen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> wahrgenommene Selbstvertrauen in die eigenen Schnäppchenjägerfähigkeiten<br />

steigt. Ein weiterer Hinweis <strong>auf</strong> diesen Wirkungszusammenhang<br />

zeigt die Studie von Bearden et al. (2001). Die Autoren konnten <strong>das</strong> Phänomen<br />

der „Confidence in Bargaining Tactics“ vor allem bei Konsumenten in niedrigen Einkommensschichten<br />

finden. Um darüber hinaus die negativen Gefühle, die mit dem<br />

ständigen Preis- und Schnäppchenzwang (<strong>auf</strong> Grund der <strong>Sparnotwendigkeit</strong>) verbunden<br />

sind, zu kompensieren, ist zu vermuten, <strong>das</strong>s sparende Konsumenten Freude<br />

an der Schnäppchensuche und somit einen hedonistischen Eink<strong>auf</strong>swert für „Value“-orientiertes<br />

Eink<strong>auf</strong>en entwickeln (Arnold 2003, S. 77). Es lässt sich daher Folgendes<br />

vermuten:<br />

HEmS2: Eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> erhöht die wahrgenommene a. Kontrolle des<br />

Eink<strong>auf</strong>sprozesses (+) , b. <strong>das</strong> Selbstvertrauen in die eigenen<br />

Schnäppchenjägerfähigkeiten<br />

Schnäppchenmotivation (+).<br />

(+) und c. die hedonistische<br />

<strong>Der</strong> umfangreiche Literaturüberblick 64 und die Fokusgruppen haben gezeigt, <strong>das</strong>s<br />

sparende Konsumenten ihr Eink<strong>auf</strong>sverhalten verändern. Es ist zu vermuten, <strong>das</strong>s<br />

diese veränderten Verhaltensweisen auch mit veränderten Einstellungen verbunden<br />

sind, da sonst Inkonsistenzen zwischen dem Denken und dem Handeln bestehen<br />

(Trommsdorff 2001, S. 128). Darüber hinaus weist auch die Stresstheorie <strong>auf</strong> explizite<br />

Einstellungsveränderungen (kognitive Restrukturierungen) hin, die dabei helfen<br />

sollen, die neue Situation (<strong>Sparnotwendigkeit</strong>) emotional zu verarbeiten.<br />

In den heutigen Wohlstandsgesellschaften spielt Geld eine wichtige Rolle. 65 Während<br />

Geld früher zur Befriedigung von Grundbedürfnissen (Nahrung, Wohnen) gebraucht<br />

wurde, stehen heute auch hedonistische Motive zur Selbstverwirklichung und der<br />

Wunsch nach sozialer Anerkennung im Vordergrund (Krobe-Riel et al. 2009, S. 148).<br />

Rose und Orr (2007) differenzieren zwischen vier Dimensionen von Geld: Status,<br />

Erfolg, Sorge und Sicherheit (Rose/Orr 2007, S. 743).<br />

��������������������������������������������������������<br />

64 Vgl. Kapitel 3<br />

65 vgl. Kapitel 1.


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 111<br />

Viel Geld zu besitzen kann dazu dienen, <strong>das</strong>s Prestige- und Statusstreben von Menschen<br />

zu befriedigen. Geld ruft Respekt und Bewunderung, aber auch Neid in der<br />

heutigen Gesellschaft hervor (van Kempen 2004, S. 207). Geld ermöglicht den K<strong>auf</strong><br />

den Statussymbolen, welche die überlegene soziale Position deutlich machen. Dieser<br />

Konsum drückt wiederum Status und Macht aus (Stihler 2000, S. 171). Die Einstellung<br />

zu Geld als Statusindikator steht jedoch im Konflikt zu Konsumenten mit<br />

<strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong>, weil die finanzielle Deprivation die Möglichkeiten zum K<strong>auf</strong><br />

von Statussymbolen reduziert. Es ist daher zu vermuten, <strong>das</strong>s Konsumenten, die<br />

sparen müssen, Geld eine geringere Statusfunktion beimessen. Auch Wendt (2010)<br />

konnte in Fokusgruppen mit Deprivierten bestätigen, <strong>das</strong>s nicht-materielle Lebensziele<br />

in den Vordergrund rücken (Wendt 2010, S. 121). Darüber hinaus wird Geld in weiten<br />

Teilen der Gesellschaft als Indikator für Erfolg betrachtet (Stihler 2000, S. 171).<br />

Auch diese Einstellung steht im Konflikt zu Konsumenten mit <strong>einer</strong> finanziellen Einbusse,<br />

weil die Aufrechterhaltung der Einstellung ein persönliches Eingeständnis von<br />

Misserfolg nach sich ziehen würde. 66 Darüber hinaus erfüllt Geld auch eine Sicherheitsfunktion<br />

und Sparen hilft, finanzielle Engpässe zu überwinden. Auch Sorgen<br />

sind eng mit Geld verknüpft. Nicht genügend Geld zu haben würde bedeuten, nicht in<br />

der Lage zu sein, seine l<strong>auf</strong>enden Verpflichtungen decken zu können und es entsteht<br />

die Angst vor dem Abrutschen in die Armut (Rose/Orr 2007, S. 743). Auch die<br />

Stresstheorie weist <strong>auf</strong> emotionale Umbewertungen hin, die dazu führen, emotionales<br />

Leid zu regulieren. In Bezug <strong>auf</strong> die Einstellung zu Geld ergeben sich daher die<br />

folgenden Hypothesen:<br />

HKog1: Eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> verändert die Einstellung zu Geld (a. Status<br />

(-), b. Erfolg (-), c. Sorge (+) und Sicherheit (+)).<br />

In wirtschaftlich schwachen Zeiten werden besonders viele Eigenmarken gek<strong>auf</strong>t<br />

(vgl. Kapitel 1.2). Auch sparende Konsumenten geben in Marktforschungsstudien an,<br />

mehr Eigenmarken zu k<strong>auf</strong>en und häufiger zum Discounter zu gehen (vgl. Kapitel<br />

1.2). Die Theorie der kognitiven Dissonanz deutet dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s Sparer Rechtfertigungen<br />

für dieses Verhalten suchen, da sonst Dissonanzen entstehen, wenn Produk-<br />

��������������������������������������������������������<br />

66 Unklar ist jedoch, ob die Anpassung der Einstellung sehr schnell erfolgt oder erst nachdem der<br />

Konsument eine Zeit lang unter der „Sparbedingungen“ gelebt hat. Wie der Literaturüberblick in Kapitel<br />

3 ferner gezeigt hat, existieren Konsumententypen wie der Smart Shopper oder generell sparsame<br />

Menschen, welche die Einschränkung ihres KOnsums sogar als Erfolg bewerten. Dies wird im Rahmen<br />

der Moderatoren (Kapitel 8) diskutiert.


112 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

te gek<strong>auf</strong>t werden, die der eigenen Einstellung widersprechen. <strong>Der</strong> K<strong>auf</strong> von günstigen<br />

Produkten (z.B. Preiseinstiegsmarken) oder beim Discounter könnte daher von<br />

einem „Zwangk<strong>auf</strong>“ gerade zu einem „Überzeugungsk<strong>auf</strong>“ uminterpretiert werden,<br />

nach dem Motto: „Ich bin doch nicht blöd und gebe mehr Geld aus“. <strong>Der</strong> Sparer fühlt<br />

sich als intelligenter Smart Shopper und wertet den K<strong>auf</strong> der Eigenmarke <strong>auf</strong>. Die<br />

Spartätigkeit stellt neben dem ökonomischen Nutzen auch einen positiven Wert für<br />

ihn dar. Man ist stolz, wenn man „geschickt“ eingek<strong>auf</strong>t hat und ein Schnäppchen<br />

machen konnte. <strong>Der</strong> Smart Shopper ist daher davon überzeugt, <strong>das</strong>s seine Bemühungen<br />

ein gutes Preis-Leistungsverhältnis wirklich effektiv (und keine Zeitverschwendung)<br />

sind (Mano/Elliot 1997, S. 504). Im gleichen Zug führt eine Abwertung<br />

von Herstellermarken zu <strong>einer</strong> weiteren Bestätigung für den K<strong>auf</strong> der Eigenmarke<br />

oder beim Discounter. Durch diese Einstellungsveränderungen werden kognitive Dissonanzen<br />

vermieden, da andernfalls ein Konflikt zwischen eigenem Denken und<br />

Handeln entstünde. Auch die Stresstheorie weist <strong>auf</strong> Uminterpretationen zum Umgang<br />

mit Stress <strong>auf</strong> der emotionalen Ebene hin (Lazarus/Folkman 1987, S. 147). Es<br />

lassen sich daher folgende Hypothesen ableiten:<br />

HKog2: Eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> wirkt sich positiv <strong>auf</strong> die Einstellung zu a. Eigenmarken<br />

(+), b. zu Discountern (+) und c. wahrgenommenen<br />

Nutzen von Smart Shopping Aktivitäten aus (+) und negativ <strong>auf</strong> die<br />

Einstellung zu Marken (-) aus.<br />

Darüber hinaus wird der Preis und eine Marke von vielen Konsumenten auch als<br />

Qualitäts- und Sozialstatusindikator herangezogen (Diller 2008, S. 168; Garretson et<br />

al. 2002, S. 91). Die Dissonanztheorie deutet jedoch dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s der Preis seine<br />

Funktion als Qualitätsindikator bei Sparern verlieren könnte. Hohe Preise stehen im<br />

Kontrast zu geringen finanziellen Möglichkeiten. <strong>Der</strong> Sparer möchte jedoch kein offensichtlich<br />

schlechtes Produkt k<strong>auf</strong>en und blendet daher den Preis als Qualitätsindikator<br />

aus (Vermeidung <strong>einer</strong> kognitiven Dissonanz). Ferner können auch kognitive<br />

Dissonanzen entstehen, wenn der Sparer Marken eine soziale Signalfunktion zuordnet<br />

(Lichtenstein 1993, S. 244). Wenn er also der Meinung ist, <strong>das</strong>s der K<strong>auf</strong> von<br />

Marken etwas über die eigene Person sagt, wird er diese Einstellung vermutlich ändern,<br />

da sich Menschen mit <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> häufig für ihr geringes Einkommen<br />

schämen und sie durch die kognitive Restrukturierung die Dissonanz zwischen


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 113<br />

Selbst- und Fremdbild reduzieren können (Hill/Stephen 1997, S. 34; Bauman 2005,<br />

S. 37f). Es lässt sich daher schlussfolgern:<br />

HKog6: Eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> reduziert die Funktion des Preises als Qualitätsindikator<br />

(-) und Funktion der Marke als Qualitätsindikator (-)<br />

sowie die soziale Signalfunktion der Marke (-).<br />

7.2.4 Relevante Verhaltensreaktionen („problem-oriented coping“)<br />

Bei den handlungsorientierten Bewältigungsstrategien geht es um aktive Massnahmen,<br />

die ergriffen werden, um <strong>das</strong> stressende Problem zu lösen. Es wird zwischen<br />

Informationsbeschaffung, direkten Handlungen und dem Unterlassen von Handlungen<br />

differenziert (Lazarus/Folkman 1987, S. 147). Um diese Verhaltensweisen <strong>auf</strong><br />

den Sparkontext zu übertragen, wurden Fokusgruppen mit Konsumenten 67 und eine<br />

umfangreiche Literaturrecherche durchgeführt. Bisher existiert kein Konstrukt „Sparverhalten“,<br />

weshalb es <strong>das</strong> Ziel der vorliegenden Untersuchung ist, Verhaltensweisen<br />

zu identifizieren, welche Konsumenten mit <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> von Konsumenten<br />

ohne eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> unterscheiden. Ansatzpunkte liefern hier etablierte<br />

wissenschaftliche Konstrukte, die Verhaltensweisen beinhalten, mit deren Hilfe ein<br />

Konsument Geld sparen kann.<br />

Die Informationsbeschaffung von Sparern kann in die Vork<strong>auf</strong>- und die K<strong>auf</strong>phase<br />

untergliedert werden. In der Vork<strong>auf</strong>phase werden Informationen vor Betreten des<br />

Geschäfts gesammelt (z.B. durch <strong>das</strong> Lesen von Testzeitschriften) und Preise zwischen<br />

verschiedenen Geschäften verglichen. Auch Liechtenstein et al. 1993 identifizieren<br />

Massnahmen in der Vork<strong>auf</strong>phase bei besonders preissensiblen Konsumenten.<br />

Ailawadi et al. 2001 kommen zu ähnlichen Ergebnissen für <strong>das</strong> Konstrukt „out of<br />

store promotion usage“ (Ailawadi et al. 2001, S. 87). Smart Shopper zeigen ebenfalls<br />

ein intensives Informationsverhalten in der Vork<strong>auf</strong>- und K<strong>auf</strong>phase (Esser 2002, S.<br />

250). Es lässt sich daher postulieren:<br />

HPrI1: Eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> intensiviert den Informations<strong>auf</strong>wand in der<br />

Vork<strong>auf</strong>phase (+).<br />

��������������������������������������������������������<br />

67 Vgl. Kapitel 7.2.1


114 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

Des Weiteren konnten <strong>auf</strong> Basis der Fokusgruppen und der Literaturrecherche als<br />

Sparverhaltensweisen in der Vork<strong>auf</strong>phase Veränderungen des Eink<strong>auf</strong>szeitpunkts<br />

identifiziert werden. Hierzu gehört die Massnahme generell momentan weniger einzuk<strong>auf</strong>en,<br />

bestimmte Käufe <strong>auf</strong>zuschieben oder vorhandene Produkte länger zu nutzen,<br />

um Substitutionskäufe zu vermeiden (Esser 2002, S. 159f.; Mano/Elliot 1997, S.<br />

504; Rudolph/Weber 2010, S. 70). Diese Verhaltensweisen sind dem „Unterlassen<br />

von Handlung“ der Stresstheorie zuzuordnen (Lazarus/Folkman 1987, S. 147).<br />

HPrE1: Eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> führt zu einem stärkeren K<strong>auf</strong>verzicht (+) und<br />

zu geringeren Ausgaben (-).<br />

Darüber hinaus konnte gezeigt werden, <strong>das</strong>s der Eink<strong>auf</strong>styp des Smart Shoppers<br />

viel Zeit und Aufwand in die Organisation seine Einkäufe investiert (Esser 2002, S.<br />

133f.; Mano/Elliot 1997, S. 504). Hierzu gehört vor allem eine genaue Eink<strong>auf</strong>splanung<br />

und auch die Bereitschaft, weniger bequem einzuk<strong>auf</strong>en, d.h. zum Beispiel<br />

mehrere Geschäftsstätten <strong>auf</strong>zusuchen oder einen weiteren Anfahrtsweg zum Geschäft<br />

in K<strong>auf</strong> zu nehmen. Dies ist auch mit <strong>einer</strong> geringeren Geschäftsstättenloyalität<br />

und häufigeren preisgetriebenen Store Switching verbunden (Sirdeshmukh et al.<br />

2002, S. 15). Auch Ailawadi et al. stellen bei dem preis-/leistungsorientierten Einkäufer<br />

eine genaue Planung der Einkäufe fest (Ailawadi et al. 2001, S. 80). <strong>Der</strong> Eink<strong>auf</strong><br />

beim Discounter ist darüber hinaus eine Verhaltensweise, welche bei preisorientierten<br />

Konsumenten beobachtet wurde (Lichtenstein et al. 1993, S. 234). Die Fokusgruppen<br />

deuten <strong>auf</strong> ähnliche Verhaltensweisen bei Sparern hin. Daher lässt sich<br />

vermuten:<br />

HPrE2: Eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> erhöht den Planungs<strong>auf</strong>wand des Eink<strong>auf</strong>s<br />

(+), b. reduziert die Convenience Orientation (-), c. führt zu einem<br />

stärkeren preisorientierten Store Switching (+).<br />

Auch in der K<strong>auf</strong>phase gibt es viele Verhaltensmöglichkeiten, welche dem Konsumenten<br />

mit <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> helfen, den Stress zu reduzieren bzw. zu sparen.<br />

<strong>Der</strong> Price-Conscious-Consumer betreibt einen intensiven Informations<strong>auf</strong>wand<br />

innerhalb der Geschäftsstellen, z.B. Preisvergleiche am Regal (Ailawadi et al. 2001,<br />

S. 87). Ansatzpunkte finden sich auch in den Untersuchungen zum Value-Conscious-


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 115<br />

Consumer. Dieser zeichnet sich durch den K<strong>auf</strong> Produkten zu niedrigen Preisen mit<br />

Basisqualitätsansprüchen aus (Lichtenstein et al. 1990, S. 54). Auch der K<strong>auf</strong> von<br />

Eigenmarken wird häufig in Zusammenhang mit der Value-Consciousness und Konsumenten<br />

mit geringem Einkommen beobachtet (Burton et al. 1998, S. 293). <strong>Der</strong> Price-Concious-Consumer<br />

hingegen achtet ausschliesslich <strong>auf</strong> günstige Preise (Donthu/Gilliland<br />

1996, S. 69). Darüber hinaus wird sowohl im Zusammenhang mit beiden<br />

Konsumententypen eine starke Ausprägung von Deal Proneness festgestellt. Hierunter<br />

wird die Verhaltenstendenz verstanden, Produkte in Aktion (z.B. Sonderangebot,<br />

Coupon, Mengenrabatte) zu k<strong>auf</strong>en (Biwa et al. 1997, S. 517; Lichtenstein 1995, S.<br />

314). Die Verhaltensweisen werden jedoch nicht primär durch die ökonomische Ersparnis<br />

ausgelöst, sondern häufig stehen dahinter positive Gefühle, die mit dem Erwerb<br />

eines „Schnäppchens“ verbunden sind. 68 Nichtsdestotrotz helfen alle genannten<br />

Verhaltensweisen dem Konsumenten, <strong>das</strong> Ausgabeniveau zu senken und wurden<br />

auch von den Fokusgruppenteilnehmern als Sparmassnahmen genannt. Auch in<br />

Bezug <strong>auf</strong> die Stresstheorie können diese Verhaltensweisen als problem-orientiertescoping<br />

verstanden werden, weil sie direkt <strong>auf</strong> eine Reduktion des Problems (reduziertes<br />

Einkommen) hinarbeiten (Lazarus/Folkman 1987, S. 147). Es wird daraus<br />

geschlossen:<br />

HPrE3: Eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> erhöht a. den Informations<strong>auf</strong>wand in der<br />

Verk<strong>auf</strong>sstelle (+), b. <strong>das</strong> preisorientierte Eink<strong>auf</strong>en (+), c. <strong>das</strong> aktionsorientierte<br />

Eink<strong>auf</strong>en (+) und d. den K<strong>auf</strong> von Eigenmarken (+).<br />

Im Geschäft (K<strong>auf</strong>phase) gibt es neben den direkten Handlungen, wie z.B. den K<strong>auf</strong><br />

von Sonderangeboten, gemäss Lazarus und Folkman (1987) auch die Möglichkeit,<br />

durch Unterlassen von Handlungen, Stress zu reduzieren. Übertragen <strong>auf</strong> den Sparkontext<br />

bedeutet dies beispielsweise Spontankäufe zu vermeiden. Die Teilnehmer<br />

der Fokusgruppen weisen z.B. dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s man im Geschäft nur die Produkte<br />

k<strong>auf</strong>en solle, die man sich vorgenommen hat. Auch Ailawadi et al. stellen starke Zusammenhänge<br />

zwischen dem Price-Conscious-Consumer und dem impulsiven Eink<strong>auf</strong>en,<br />

dem Abwechslungsstreben und dem K<strong>auf</strong> von innovativen Produkten fest<br />

(Ailawadi et al. 2001, S. 82). In den Fokusgruppen wurde zudem davon gesprochen,<br />

nur wirklich notwendige Produkte zu k<strong>auf</strong>en und es zu vermeiden, aus Unsicherheit<br />

��������������������������������������������������������<br />

68 Alle <strong>auf</strong>geführten Konsumententypen werden in Kapitel 3.4 ausführlicher beschrieben.


116 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

Produkte zu k<strong>auf</strong>en,und <strong>das</strong> hinterher zu bereuen. Hierzu gehört der K<strong>auf</strong> von Lebensmitteln,<br />

die zu Hause faulen oder Kleidung, die nie oder nur sehr selten getragen<br />

wird. Als stresstheoretische problem-orientierte Massnahme der Handlungsunterlassung<br />

lässt sich daher vermuten:<br />

HPrE4: Eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> reduziert <strong>das</strong> a. impulsive Eink<strong>auf</strong>en (-), b.<br />

Abwechslungskäufe (-) und c. reduziert die Unsicherheitskäufe (-).<br />

Darüber hinaus wurden in den Fokusgruppen Verhaltensweisen beschrieben, die <strong>auf</strong><br />

den ersten Blick irrational erscheinen, denen jedoch offenbar ein rationales Verhaltensmuster<br />

zu Grunde liegt. So wurde die Verhaltenstendenz geäussert, <strong>das</strong>s man<br />

bei sehr guten Sonderangeboten „zuschlagen“ solle, auch wenn man <strong>das</strong> Produkt<br />

momentan noch nicht benötigt. Insbesondere die Discounter haben wöchentliche<br />

Aktionen von Haushaltsartikeln, wie beispielsweise <strong>einer</strong> Saftpresse, zu sehr guten<br />

Preisen. Bei guten Preisen müsse man als Sparer <strong>das</strong> Produkt k<strong>auf</strong>en, weil man so<br />

(quasi schon einmal vorsorglich) in der Zukunft spare. Baumgartner und Steenkamp<br />

beobachten im Rahmen der Sale Proneness auch die Verhaltensweise, Produkte zu<br />

k<strong>auf</strong>en, nur weil sie im Sonderangebot sind. Jedoch werden hier keine ökonomischen<br />

Gründe („Ich spare, weil ich sonst in der Zukunft mehr Geld bezahlen müsste, wenn<br />

ich <strong>das</strong> Produkt wirklich einmal brauche“), sondern rein hedonistische Gründe („Ich<br />

freue mich so sehr, wenn ich ein Sonderangebot k<strong>auf</strong>e“) genannt (Baumgartner/Steenkamp<br />

2001, S. 143).<br />

Interessanterweise wurde in den Fokusgruppen auch teilweise beschrieben, <strong>das</strong>s<br />

eine ausschliessliche Sparorientierung „schlechte Laune“ bereite. Auch als Sparer<br />

dürfe man sich daher als Ausgleich hin und wieder ein kl<strong>einer</strong>es Produkt „gönnen“.<br />

Wendt (2010) stellte in ihren Interviews mit verarmtem Menschen fest, <strong>das</strong>s diese<br />

sich hin und wieder, insbesondere nach sehr sparintensiven Zeiten, Produkte k<strong>auf</strong>en,<br />

um die emotionale Befindlichkeit zu verbessern (Wendt 2010, S. 177f.). In der Konsumverhaltensforschung<br />

gibt es Anhaltspunkte, die dieses Verhalten erklären können.<br />

So neigen Menschen dazu, in negativen Gemütszuständen ihre Selbstkontrolle<br />

<strong>auf</strong>zugeben. Beispielsweise greift eine übergewichtige Person, die sich vorgenommen<br />

hat, abzunehmen, trotzdem zur Schokolade, wenn es ihr schlecht geht. Tice et<br />

al. beschreiben dieses Phänomen mit „if you feel bad, do it“ (Tice et al. 2001, S. 53).<br />

Auch der K<strong>auf</strong> von hedonistischen Produkten, mit denen man sich belohnen möchte,<br />

kann dazu dienen, negative Stimmungen zu kompensieren. Woodruffe konnte z.B.


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 117<br />

feststellen, <strong>das</strong>s Frauen Kleidung eink<strong>auf</strong>en, wenn sie sich schlecht fühlen<br />

(Woodruffe 1997, S. 325f.). Es lässt sich daher vermuten:<br />

HPrE5: Eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> erhöht den K<strong>auf</strong> von a. unnötigen (nicht unmittelbar<br />

benötigten) Sonderangeboten (+) und b. von kl<strong>einer</strong>en gönndir-was-Produkten<br />

(+).<br />


118 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

7.3 Zusammenfassung der Wirkungszusammenhänge und Operationalisierung<br />

der identifizierten Konstrukte<br />

Im nächsten Schritt gilt es, die relevanten Konstrukte zu operationaliseren. Hierbei<br />

soll <strong>auf</strong> etablierte Konstrukte aus hochrangigen, wissenschaftlichen Untersuchungen<br />

zurückgegriffen werden. Für den Grossteil der betrachteten Einstellungen und Verhaltensweisen<br />

existieren bereits Konstrukte in der Literatur. Diese wurden teilweise<br />

<strong>auf</strong> die vorliegende Untersuchung übertragen und sollen nachfolgend erläutert werden.<br />

Das Konstrukt Stress ist sehr komplex. Lazarus und Folkman weisen dar<strong>auf</strong> hin,<br />

<strong>das</strong>s die Stresswahrnehmung stets subjektiv verläuft und vom situativen Kontext abhängt<br />

(Lazarus/Folkman 1984, S. 292f.). 69 So kann eine Scheidung für den einen<br />

stressend, für den anderen angenehm sein (Elder et al. 1996, S. 249). Ferner kann<br />

der Stress in Zusammenhang mit einem Todesfall ein anderer sein als in Zusammenhang<br />

mit <strong>einer</strong> finanziellen Einkommenseinbusse. Diesen Besonderheiten müssen<br />

auch in der Operationalisierung von Stress Rechnung getragen werden. In den<br />

Studien zu einschneidenden Lebensereignissen wurde Stress stets <strong>auf</strong> einem aggregierten<br />

Niveau gemessen. Die Autoren führen dies selbst als Kritik an, aber rechtfertigen<br />

es mit dem pragmatischen Grund, <strong>das</strong>s die Operationalisierung <strong>auf</strong> alle untersuchten<br />

Lebensereignisse übertragbar sein musste (z.B. Lee et al. 2001, S. 30). Eine<br />

etablierte Skala zu Stress ist die DASS (Depression Anxiety Stress Scale). Sie<br />

stammt aus der Lehre der Psychologie, wo sie auch in nicht-klinischen Studien eingesetzt<br />

wird (Lovibond/Lovibond 1995). Diese Skala wurde auch in leicht adaptierter<br />

Form <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Konsumentenverhalten von Burroughs und Rindfleisch (2002) übertragen.<br />

Die Autoren konnten mit einem cronbach�s alpha von 0.86 eine sehr gute Reliabilität<br />

der Skala nachweisen. In der vorliegenden Untersuchung wird diese Skala <strong>auf</strong><br />

den vorliegenden Sparkontext übertragen.<br />

<strong>Der</strong> Grossteil der weiteren Konstrukte lässt sich problemlos aus den Originalquellen<br />

übernehmen. Sie wurden jedoch vom Englischen ins Deutsche übersetzt. Um sicherzustellen,<br />

<strong>das</strong>s die Bedeutung erhalten bleibt, wurden die Übersetzungen in einem<br />

Konsortium aus anderen Konsumverhaltensforschern diskutiert. Darüber hinaus fand<br />

ein Pretest statt, welcher <strong>das</strong> Verständnis der Statements <strong>auf</strong> Konsumentenseite<br />

überprüfte. 70 Für die Konstrukte zur „Nutzungsoptimierung“, „unnötiger Sonderangebotsk<strong>auf</strong>“<br />

und „gönn-dir-was-K<strong>auf</strong>“ existieren nach besten Wissen des Autors keine<br />

��������������������������������������������������������<br />

69 vgl. auch Kapitel 6.1 zur Erläuterung von Stress.<br />

70 Siehe Kapitel 11.3.2


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 119<br />

etablierten Konstrukte. Sie wurden daher <strong>auf</strong> Basis der Fokusgruppengespräche<br />

formuliert, im Forscherkreis besprochen und ebenfalls im Pretest <strong>auf</strong> die Verständlichkeit<br />

überprüft. Die nachfolgende Tabelle zeigt alle verwendeten Konstrukte im<br />

Überblick. In der Regel wurden alle Konstrukte mit mehr als einem Statement gemessen.<br />

Das Statement in der Tabelle soll lediglich beispielhaft den Inhalt verdeutlichen.


120 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

Konstrukt Beispielstatement Quelle<br />

Stress<br />

Geschäftswahlmotive<br />

Produktwahlmotive<br />

Shopping Enjoyment<br />

Risiko Aversion<br />

Kontrolle<br />

zesses<br />

des Eink<strong>auf</strong>spro-<br />

Selbstvertrauen in die eigenenSchnäppchenjägerfähigkeiten<br />

Hedonistische Schnäppchenmotivation<br />

Einstellung zu Geld<br />

Einstellung zu Eigenmarken<br />

Einstellung gegenüber Discountern<br />

Einstellung zu Smart Shopping<br />

Aktivitäten<br />

Nutzen von Marken<br />

Wenn ich an meine momentane finanzielle<br />

Situation denke, werde ich zum Teil<br />

nervös.<br />

<strong>Der</strong> günstige Preis ist mir sehr wichtig<br />

bei der Auswahl des Geschäfts.<br />

Meine qualitativen Ansprüche und Erwartungen<br />

an Produkte sind sehr hoch.<br />

Eink<strong>auf</strong>en macht mir sehr viel Spass.<br />

Ich versuche generell, Risiken bei K<strong>auf</strong>entscheidungen<br />

zu vermeiden.<br />

Es gibt viele Möglichkeiten,die ich als<br />

Konsument tun kann, um <strong>das</strong> beste<br />

Preis-Leistungs-Verhältnis zu bekommen<br />

Ich durchschaue Werbung, die Konsumenten<br />

zum K<strong>auf</strong> überreden will.<br />

Es macht mir Spass nach Sonderangeboten<br />

zu suchen, wenn ich eink<strong>auf</strong>en<br />

gehe.<br />

Geld ist für mich ein Symbol für Erfolg.<br />

Bei den meisten Produkten sind die Eigenmarken<br />

von Detailhändlern die beste<br />

Wahl.<br />

Discounter haben gute Produkte<br />

Wenn man beim Eink<strong>auf</strong>en stark <strong>auf</strong> den<br />

Preis achtet, zeigt man, <strong>das</strong>s man clever<br />

ist.<br />

.... hat eine gute Qualität.<br />

Soziale Signalfunktion Marke Die Marken, welche man k<strong>auf</strong>t, sagen<br />

viel über die Person aus .<br />

Marke als Qualitätsindikator<br />

Preis als Qualitätsindikator<br />

Markennamen helfen mir, die Qualität<br />

eines Produkts einzuschätzen.<br />

Im Allgemeinen glaube ich: Je höher der<br />

Preis eines Produkts, desto höher die<br />

Qualität.<br />

Burroughs/Rindfleisch<br />

(2002)<br />

Rudolph 1998<br />

Richins, 2004; Aliwadi,<br />

Neslin, Gedenk 2001;<br />

Mittal<br />

1983<br />

1994; Paulhus,<br />

Dawson/Ridgway 1990;<br />

Marmorstein et al. 1992<br />

Lichenstein et al. 1993<br />

Chandran/Morwitz 2005;<br />

Paulhus, 1983<br />

Brown/Krishna 2004<br />

Arnold/Reynolds 2003<br />

Rose/Orr 2007<br />

Burton et al. 1998<br />

Pope et al. 2004; Javalgi<br />

et al. 1994<br />

Garretson et al. 2002;<br />

Chandon et al. 2000;<br />

Sweeney/Soutar 2001<br />

Lichtenstein et al. 1993<br />

Lichtenstein et al. 1993<br />

Lichtenstein et al. 1993


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 121<br />

Informations<strong>auf</strong>wand Vork<strong>auf</strong>phase<br />

Informations<strong>auf</strong>wand K<strong>auf</strong>phase<br />

K<strong>auf</strong>häufigkeit<br />

Nutzungsoptimierung<br />

Ausgaben<br />

K<strong>auf</strong><strong>auf</strong>schub<br />

Planungs<strong>auf</strong>wand<br />

Convenience Orientation<br />

Store Switching<br />

Discounterwahl<br />

Preis/leistungsorientiertes<br />

Eink<strong>auf</strong>en<br />

Preisorientiertes Eink<strong>auf</strong>en<br />

Aktionsorientiertes Eink<strong>auf</strong>en<br />

Eigenmarkenk<strong>auf</strong><br />

Impulsives Eink<strong>auf</strong>en<br />

Bevor ich eink<strong>auf</strong>en gehe, informiere ich<br />

mich so umfassend wie möglich über<br />

Qualität und Preise der gewünschten<br />

Produkte (z.B. anhand von Anzeigen,<br />

Prospekten, Katalogen, Testheften, mit<br />

anderen Konsumenten etc.)<br />

Ich lese den Angebots-Flyer, wenn ich im<br />

Geschäft eink<strong>auf</strong>e.<br />

Ich k<strong>auf</strong>e sehr häufig Bekleidung ein.<br />

Ich versuche meine Produkte möglichst<br />

lange zu nutzen, um neue Käufe zu vermeiden.<br />

Wieviel CHF geben alle Personen in<br />

Ihrem Haushalt pro Monat insgesamt für<br />

XY aus?<br />

Wenn ich eine Preissenkung erwarte<br />

(z.B. Ankündigung eines Sonderangebots,<br />

bevorstehender Schlussverk<strong>auf</strong><br />

etc.), dann schiebe ich meinen Eink<strong>auf</strong><br />

<strong>auf</strong>.<br />

Ich überlege vor dem Eink<strong>auf</strong>en genau,<br />

welche Produkte ich eink<strong>auf</strong>en will.<br />

Ich tätige den Grossteil m<strong>einer</strong> Einkäufe<br />

in bequem erreichbaren Geschäften.<br />

Für einzelne Produkte suche ich gezielt<br />

bestimmte Geschäfte <strong>auf</strong>, weil sie dort<br />

am billigsten sind<br />

Ich k<strong>auf</strong>e bevorzugt bei Anbietern mit<br />

starker Betonung niedriger Preise ein<br />

(z.B. Discounter, Fabrikverk<strong>auf</strong> etc.).<br />

Ich k<strong>auf</strong>e gezielt Produkte zu niedrigen<br />

Preisen, solange die Qualität bestimmten<br />

Basisansprüchen genügt.<br />

Ich versuche stets, <strong>das</strong> günstigste Produkt<br />

zu k<strong>auf</strong>en.<br />

Ich habe Lieblingsmarken, aber ich k<strong>auf</strong>e<br />

stets die Marke, welche im Sonderangebot<br />

ist.<br />

Ich k<strong>auf</strong>e Eigenmarken von Detailhändlern.<br />

Ich k<strong>auf</strong>e XY gerne spontan.<br />

Lichtenstein et al. 1990<br />

Ailawadi et al. 2001<br />

Fokusgruppe; Statement<br />

selbst generiert<br />

Fokusgruppe; Statement<br />

selbst generiert<br />

Fokusgruppe; Statement<br />

selbst generiert<br />

Mano/Elliot 1997<br />

Ailawadi et al. 2001<br />

Korgaonkar 1984<br />

Lichtenstein et al. 1993<br />

Lichtenstein et al. 1993<br />

Lichtenstein et al. 1990<br />

Donthu/Gilliland 1996;<br />

Ailawadi et al. 2001<br />

Burton et al. 1999; Biwa<br />

et al. 1997<br />

Ailawadi et al. 2001<br />

Rook/Fisher 1995


122 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

Abwechslungsstreben<br />

Innovativeness<br />

Nur Notwendigkeitskäufe<br />

Unnötiger Sonderangebotsk<strong>auf</strong><br />

Ich finde es langweilig, immer die gleichen<br />

Marken zu k<strong>auf</strong>en.<br />

Ich bin in meinem Bekanntenkreis häufig<br />

<strong>einer</strong> der Ersten, der ein neues Produkt<br />

testet.<br />

Es kommt oft vor, <strong>das</strong>s ich Produkte<br />

k<strong>auf</strong>e, die hinterher verderben bzw. gar<br />

nicht gebraucht werden (reverse coded).<br />

Wenn ich ein attraktives Sonderangebot<br />

sehe, k<strong>auf</strong>e ich es, auch wenn ich <strong>das</strong><br />

Produkt momentan (noch) nicht unbedingt<br />

benötige.<br />

Wenn man beim Eink<strong>auf</strong>en viel sparen<br />

Gönn-dir-was-K<strong>auf</strong><br />

konnte, darf man sich danach noch eine<br />

Kleinigkeit zusätzlich k<strong>auf</strong>en bzw. gönnen.<br />

Tabelle 10: Operationalisierung der abhängigen Variablen<br />

Ailawadi et al. 2001<br />

Steenkamp/Gielens<br />

2003<br />

Fokusgruppe; Statement<br />

selbst generiert<br />

Fokusgruppe; Statement<br />

selbst generiert<br />

Fokusgruppe; Statement<br />

selbst generiert


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 123<br />

Die nachfolgende Abbildung fasst die unterstellen Wirkungszusammenhänge des<br />

Sparstimulus zusammen.<br />

Bewältitigung<br />

b<br />

Anspruchsbezogene Bewältigung<br />

Emotionale<br />

Selbstkontrolle<br />

Kognitive Restrukturierung<br />

Geschäftswahlmotive <br />

Produktansprüche<br />

Abhängige Variable<br />

Das innovative<br />

und/oder qualitativ<br />

hochwertige Pro-<br />

d kt b t<br />

<strong>Der</strong> günstige Preis +<br />

Die hervorragende<br />

Beratung bzw.<br />

Serviceleistung<br />

Unterstelle<br />

Wirkung<br />

Sparstimulus<br />

0<br />

0<br />

Bewältigungs<br />

ebene<br />

Problemorientierte Handlung<br />

Vork<strong>auf</strong>phase<br />

Abhängige Variable<br />

Vork<strong>auf</strong>information +<br />

Internetsparen +<br />

Ausgabenhöhe -<br />

Qualitative 0 Verzicht +<br />

Soziale 0 Planning +<br />

Ökonomische + Convenience Orientation -<br />

Hedonistische 0 Store Switching +<br />

Risikoaversion +<br />

Shopping Enjoyment -<br />

Selbstvertrauen<br />

Schnäppchenjagen<br />

Kontrolle Eink<strong>auf</strong>sprozess<br />

Hedonic Shopping Value<br />

Orientation<br />

Einstellung<br />

zu Geld<br />

+<br />

+<br />

+<br />

K<strong>auf</strong>phase<br />

POS Information +<br />

Preisorientierter K<strong>auf</strong> +<br />

Aktionsk<strong>auf</strong> +<br />

Eigenmarkenk<strong>auf</strong> +<br />

Abwechslungsk<strong>auf</strong> -<br />

Status - Impulsk<strong>auf</strong> -<br />

Erfolg - Unsicherheitsk<strong>auf</strong> -<br />

Sorge + Preisverhandlung +<br />

Sicherheit + Finanzierungsk<strong>auf</strong> +<br />

Einstellung Eigenmarke + Irrationaler Spark<strong>auf</strong> +<br />

Einstellung Discounter +<br />

Nutzen Smart Shopping + Legende: + Positive Wirkung<br />

Einstellung Marken - - Negative Wirkung<br />

Qualitätsindikator Preis - 0 Keine Wirkung<br />

Qualitätsindikator Marke -<br />

Sozialstatusindikator<br />

Marke<br />

-<br />

Abbildung 26: Zusammenfassung der unterstellten Wirkungszusammenhänge<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Unterstelle<br />

Wirkung<br />

Sparstimulus


124 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

7.4 <strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong> von Massnahmen im Sortimentsmanagement <strong>auf</strong> sparende<br />

Konsumenten<br />

Zielsetzung der vorliegenden Arbeit ist es nicht nur, <strong>das</strong> Verhalten von sparenden<br />

Konsumenten zu beschreiben, sondern auch Handlungsimplikationen für <strong>das</strong> Handelsmanagement<br />

abzuleiten. Insbesondere <strong>das</strong> Sortiments- und Preismanagement<br />

steht vor grossen Herausforderungen (vgl. Kapitel 1.2). Es sollen daher im Rahmen<br />

dieser Untersuchung, <strong>Einfluss</strong>möglichkeiten des Handelsmanagement bei der Produktwahl<br />

von sparenden Konsumenten untersucht werden (vgl. Kapitel 1.3).<br />

Bei der Produktwahl sind der Preis, die Marke, die Profilierung des Händlers und<br />

Mehrwertattribute die wichtigsten Eigenschaften (Bao et al. 2010;<br />

Dodds/Monroe/Grewal 1991; Steenkamp 1989). 71 Alle vier Eigenschaften bieten<br />

auch Ansatzpunkte für <strong>das</strong> Handelsmanagement. Die Profilierung des Händlers kann<br />

mit Hilfe der acht Profilierungsinstrumente und entsprechender Massnahmen geschärft<br />

werden (Rudolph 1993, S. 274). Die Marken kann der Händler durch eine<br />

strategische Auswahl von Marken und einen kundenorientierten Mix zwischen Hersteller-<br />

und Eigenmarken gewährleisten (Mantrala et al. 2009, S. 71; Corstjens/Lal<br />

(2000), S. 284). Bei Eigenmarken hat der Händler darüber hinaus die Wahl zwischen<br />

<strong>einer</strong> Preiseinstiegsmarke, <strong>einer</strong> Eigenmarke im mittleren und <strong>einer</strong> im hohen Seg-<br />

ment (vgl. Kapitel 4.1). Auch bei der Kommunikation von Mehrwert (z.B. Meise 2010,<br />

S. 155f.) und bei der Preisgestaltung (Levy et al. 2004, S. 165) hat der Händler einen<br />

grossen Spielraum und Freiheiten.<br />

Interessant ist in diesem Zusammenhang, wie sich <strong>das</strong> Handelsmanagement im<br />

Umgang mit sparenden Konsumenten verhalten soll. Hierzu sollen die einzelnen<br />

Stellhebel des Handelsmanagements untersucht werden und die Relevanz der ein-<br />

zelnen Eigenschaften für Sparer und auch nicht sparenden Konsumenten untersucht<br />

werden. Die gemeinsame Betrachtung von Sparern und nicht-Sparern ist deshalb<br />

sinnvoll, weil <strong>auf</strong> diese Weise auch Marktsimulationen möglich sind. So können Mas-<br />

snahmen von Handelsmanagern in Unternehmen mit verschieden grossen Anteilen<br />

von sparenden Konsumenten getestet werden. Darüber hinaus ist die gemeinsame<br />

Betrachtung beider Kundengruppen auch deshalb sinnvoll, weil der Kundenmix eines<br />

Händlers vermutlich nie zu 100% aus Sparern oder zu 100% aus nicht sparenden<br />

Kunden besteht.<br />

��������������������������������������������������������<br />

71 Die Wirkung wird im Rahmen von Kapitel 5.2 beschreiben.


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 125<br />

In den Ausführungen zum Anspruchsniveau (vgl. Kapitel 7.2.3) wurde bereits deut-<br />

lich, <strong>das</strong>s sich die ökonomischen Ansprüche an Produkte erhöhen. Die Stresstheorie<br />

lässt dar<strong>auf</strong> schliessen, <strong>das</strong>s der Preis bei der Produktwahl für sparende Konsumen-<br />

ten wichtiger wird, weil <strong>das</strong> Individuum hierdurch direkt versucht, <strong>das</strong> stressende<br />

Problem (<strong>Sparnotwendigkeit</strong>) zu lösen. Das Produkt wird ferner noch attraktiver,<br />

wenn der Preis mit einem Sonderangebot verbunden ist (Baumgartner/Steenkamp<br />

2001, S. 147).<br />

HPEx1: Eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> erhöht die Relevanz a. des Preises (+) und b. der<br />

Sparhinweise (+) bei der Produktwahl.<br />

Die Nachfrage nach einem Produkt ist direkt an den Preis gekoppelt. So wird mit<br />

Ausnahme von sogenannten Veblen-Gütern 72 von <strong>einer</strong> klassischen Preis-Absatz-<br />

Funktion ausgegangen. Diese sagt aus, <strong>das</strong>s mit steigenden Preisen die Nachfrage<br />

sinkt (Foscht/Swoboda 2005, S. 173). Im umgekehrten Fall bedeutet dies:<br />

HPEx2: Ein niedriger Preis erhöht die K<strong>auf</strong>präferenzen bei a. Sparern (+) und b.<br />

nicht-Sparern (+).<br />

HPEx3: Sparhinweise (Sonderangebote) erhöhen die K<strong>auf</strong>präferenzen bei a. Sparern<br />

(+) und b. nicht-Sparern (+).<br />

Wie die Ausführungen in Kapitel 5 gezeigt haben, können die Profilierung eines<br />

Händlers, die Marke und Mehrwerthinweise Auswirkungen <strong>auf</strong> die Produktbeurteilung<br />

haben. Dies führt in der Regel dazu, <strong>das</strong>s Konsumenten Produkte mit <strong>einer</strong> guten<br />

Marke, bei einem profilierten Händler und mit Mehrwerthinweisen präferieren<br />

(Richardson et al. 1996, S. 19). Mit diesen Produktattributen ist jedoch normaler-<br />

weise ein höherer Preis verbunden. Dieser hohe Preis steht im Widerspruch zu den<br />

finanziellen Möglichkeiten eines Sparers. Es würden kognitive Dissonanzen entste-<br />

hen, wenn sich der Sparer in gleichem Ausmass weiterhin <strong>auf</strong> diese Qualitätsmerk-<br />

male verlassen würde. Es lässt sich daher vermuten:<br />

��������������������������������������������������������<br />

72 Bei Veblen Gètern erhöht sich die Nachfrage nach einem Produkt mit steigendem Preis. Dies ist<br />

häufig bei Luxusprodukten mit demonstrativer Funktion der Fall (Veblen 2000).


126 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

HPEx4: Eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> reduziert den <strong>Einfluss</strong> der a. Profilierung eines<br />

Händlers (-), b. der Marke (-) und c. der Mehrkommunikation (-).<br />

Wie bereits <strong>auf</strong> Basis der Anspruchsniveautheorie postuliert wurde, erhöht der Sparer<br />

zwar seine Ansprüche an Preise, jedoch möchte er ungern von seinem gewohn-<br />

ten qualitativen Anspruchsniveau abweichen. Er zieht also weiterhin Informationen<br />

heran, um die Produktqualität zu beurteilen. Eine gute Herstellermarke wird automa-<br />

tisch mit einem gehobenen Preisniveau verbunden (Sethuraman/Cole 1999, S. 347).<br />

Sofern eine Herstellermarke jedoch zu einem günstigen Preis angeboten wird, präfe-<br />

riert auch der Sparer diese Marke.<br />

Eine Geschäftsstätte hat ein Sortiment mit verschiedenen Preisstufen. In der Regel<br />

existiert zwar ein Preiskorridor, doch innerhalb dessen gibt es eine Preiseinstiegsstu-<br />

fe bis zu <strong>einer</strong> Premiumstufe. Alle Produkte befinden sich „unter einem Dach“, d.h.<br />

der Sparer kann auch bei einem guten Händler günstige Produkte erhalten (z.B. M-<br />

Budget bei der Migros). Insbesondere in einem starken Wettbewerbsumfeld sind die<br />

Preise bei den einzelnen Händlern sehr ähnlich. Die Profilierung eines Händlers kann<br />

somit auch bei Sparern <strong>das</strong> „Zünglein an der Waage“ sein, welches die Eink<strong>auf</strong>swahl<br />

beeinflusst. Es wurde ferner gezeigt, <strong>das</strong>s Mehrwerthinweise die Präferenzen von<br />

Konsumenten für Produkte erhöhen können (z.B. Meise 201). Sofern die Preisdiffe-<br />

renzen zwischen Produkten nicht zu gross sind, werden Mehrwerthinweise auch bei<br />

einem Sparer die Präferenzen erhöhen. <strong>Der</strong> Effekt des Ausblendens der Qualitätsin-<br />

formation (siehe oben) tritt erst dann <strong>auf</strong>, wenn zu starke kognitive Dissonanzen <strong>auf</strong>-<br />

treten, d.h. wenn die Mehrwertorientierung dazu führen würde, <strong>das</strong>s er sich für ein<br />

Produkt entscheiden müsste, welches sehr weit über seinen finanziellen Möglichkei-<br />

ten liegt. Es lässt sich daher postulieren:<br />

HPEx5: Die K<strong>auf</strong>präferenzen von Sparern werden durch a. eine gute Profilierung des<br />

Händlers (+), b. Mehrwerthinweise (+) und c. attraktive Marken (+) erhöht.<br />

Wenn folglich die fünf genannten Kriterien (Profilierung, Marke, Mehrwert, Sparhin-<br />

weis, Preis) insgesamt 100% der K<strong>auf</strong>entscheidung ausmachen, bedeuten die postu-<br />

lierten Hypothesen, <strong>das</strong>s der Preis an relativer Wichtigkeit gewinnt während die an-<br />

dere Attribute an relativer Wichtigkeit verlieren. Dennoch beeinflussen alle Attribute<br />

weiterhin die Produktwahlentscheidungen (Hebelwirkung):


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 127<br />

Wirkung Spar- <strong>Einfluss</strong> für die Produktwahl<br />

Eigenschaft<br />

stimulus<br />

(Hebelwirkung)<br />

Relative Wichtigkeit Sparer Nicht-Sparer<br />

Profilierung - + +<br />

Marken - + +<br />

Mehrwert - + +<br />

Preishinweis + + +<br />

Preis + - -<br />

Abbildung 27: Zusammenfassung der unterstellten Einflüsse<br />

Quelle: Eigene Darstellung.


128 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

8. <strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong> von persönlichen Variablen und situativen Faktoren<br />

Eine der wichtigsten Annahmen in der Stresstheorie nach Lazarus ist die Subjektivi-<br />

tät. <strong>Der</strong> gleiche Stressor kann von verschiedenen Menschen oder in <strong>einer</strong> anderen<br />

Situation ganz anders beurteilt werden (Lazarus/Folkman 1984, S. 18). <strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong><br />

<strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> hängt daher vermutlich auch von vielen Faktoren ab. In der<br />

wissenschaftlichen Forschung spricht man davon, <strong>das</strong>s der <strong>Einfluss</strong> <strong>einer</strong> Variablen<br />

<strong>auf</strong> eine andere Variable von <strong>einer</strong> Dritten moderiert wird. Im Folgenden werden die<br />

möglichen Moderatoren, welche die Wirkung <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Ein-<br />

k<strong>auf</strong>sverhalten beeinflussen, diskutiert.<br />

8.1 <strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong> des wahrgenommenen Risikos in der Produktkategorie<br />

Jede K<strong>auf</strong>entscheidung ist aus Konsumentensicht mit einem Risiko verknüpft. Dies<br />

ist dar<strong>auf</strong> zurückzuführen, <strong>das</strong>s der Konsument die Konsequenzen s<strong>einer</strong> K<strong>auf</strong>entscheidung<br />

nicht vollständig antizipieren kann (Bauer 1976, S. 208). Wie Stress ist<br />

auch <strong>das</strong> Risiko stets subjektiv. So kann ein Patient mit <strong>einer</strong> Operation im Krankenhaus<br />

ein grosses Risiko verbinden. Die behandelnden Ärzte hingegen sehen nur ein<br />

relativ kleines Risiko in der Operation (Stone/Gronhaug 1993, S. 39).<br />

Das Risiko besteht aus verschiedenen Komponenten (Jacoby/Kaplan 1972). Es existiert<br />

aus Konsumentensicht die Gefahr, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Produkt nicht wie erwartet funktioniert<br />

oder gar nicht einsatzfähig ist (Leistungsrisiko). Dem Konsumenten entstehen in<br />

diesem Fall Opportunitätskosten, um <strong>das</strong> Produkt zu reparieren, umzutauschen oder<br />

<strong>auf</strong> seine Bedürfnisse anzupassen (Gurhan-Canli/Batra 2004, S. 197). Des Weiteren<br />

besteht die Gefahr, <strong>das</strong>s der K<strong>auf</strong> die Meinung Dritter negativ beeinflusst beziehungsweise<br />

durch den K<strong>auf</strong> die soziale Anerkennung in Gefahr ist, z.B. eine Marke<br />

vor Freunden und Bekannten peinlich wäre (soziales Risiko). Dies ist häufig bei<br />

äusserlich sichtbaren Produkten wie Kleidung der Fall (Mazursky/Jacoby 1986, S.<br />

146). In der Anwendung geht von Produkten zusätzlich ein physisches Risiko aus.<br />

Dies ist zum Beispiel bei Medikamenten der Fall, bei denen der Verwender Angst vor<br />

möglichen Nebenwirkungen hat. Ferner besteht die Gefahr, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Produkt nicht<br />

zum eigenen Selbstbild passt und psychologisch belastend ist (Foscht/Swoboda<br />

2005, S. 84). Darüber hinaus ist mit jedem K<strong>auf</strong> ein finanzielles Risiko verbunden.<br />

Dieses bezieht sich <strong>auf</strong> die finanziellen Ressourcen, die verloren sind, wenn sich <strong>das</strong>


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 129<br />

Produkt als Fehlk<strong>auf</strong> herausstellt. Umso teurer <strong>das</strong> Produkt ist, desto grösser ist <strong>das</strong><br />

finanzielle Risiko (DelVecchio 2005, S. 184). 73<br />

Generell versucht der Mensch stets, Risiken zu minimieren (Trommsdorff 2004, S.<br />

132).<br />

Wenn man die finanzielle Seite ausklammert, entscheiden sich Konsumenten in der<br />

Regel für Herstellermarken, teure Produkte und profilierte Händler (Gonzales Mieres<br />

et al. 2006, S. 61; Narasimhan/Wilcox 1998, S. 577; Dodds/Monroe/Grewal 1991, S.<br />

307). Dagegen können beispielsweise mit dem K<strong>auf</strong> von Eigenmarken Risiken verbunden<br />

sein. So könnten die oftmals niedrigeren Preise <strong>auf</strong> eine schlechtere Qualität<br />

hindeuten (funktionales Risiko), die soziale Anerkennung ist in Gefahr, wenn jemand<br />

die billige Eigenmarke im Eink<strong>auf</strong>swagen sieht oder Gäste die Marke zu Hause im<br />

Kühlschrank entdecken (soziales Risiko). Darüber hinaus sind viele Konsumenten<br />

der Meinung, <strong>das</strong>s Eigenmarken nicht zu ihrem Selbstbild passen (physisches Risiko),<br />

weil sie sich eigentlich für etwas „besseres“ halten (Dunn et al. 1986, S.<br />

204).Wenn ein Konsument Risiken wahrnimmt, greift er zu risikoreduzierenden Massnahmen.<br />

In der Regel führt dies zum K<strong>auf</strong> von dem Produkt, mit dem weniger Risiken<br />

verbunden sind. Die Schlüsselreize (Preis, Marke, Geschäftsstättenimage und<br />

Mehrwerthinweise) erhalten bei Konsumenten mit Risikoängsten einen grösseren<br />

Stellenwert, weil von ihnen <strong>auf</strong> die Produkteigenschaften abstrahiert wird. Daher<br />

k<strong>auf</strong>t der Konsument bei einem hohen wahrgenommen Risiko eher ein teures Produkt,<br />

eine gute Marke oder bei einem profilierten Händler (Dowling/Staelin 1994, S.<br />

119; Dodds/Monroe/Grewal 1991, S. 307).<br />

Das finanzielle Risiko hat gerade bei sparenden Konsumenten eine grosse Relevanz.<br />

Ein Fehlk<strong>auf</strong> wäre für sparende Konsumenten gefährlich, weil <strong>das</strong> eingesetzte Geld<br />

dann verloren wäre und <strong>das</strong> Geld für einen Neuerwerb fehlt. Auch der sparende<br />

Konsument strebt danach, <strong>das</strong> Risiko zu minimieren und somit die Wahrscheinlichkeit<br />

eines Fehlk<strong>auf</strong>s zu reduzieren. Er wird zu risikoreduzierenden Massnahmen greifen.<br />

Es lässt sich daher folgern, <strong>das</strong>s ein Sparer, welcher ein hohes Risiko wahrnimmt,<br />

die „positive Ich-Aufwertung“ weiter verstärkt. Auf diese Weise kann er den<br />

Stress, welcher durch <strong>das</strong> hohe Risiko noch verstärkt wird, reduzieren. Die kognitiven<br />

Restrukturierungen wird der Sparer, welcher ein hohes Risiko wahrnimmt, vermutlich<br />

weniger stark vollziehen. Das Risiko, einen Fehlk<strong>auf</strong> zu tätigen ist hoch, so <strong>das</strong>s er<br />

sich lieber weiterhin <strong>auf</strong> Qualitätsindikatoren wie Marke und Preis verlässt. Nichts-<br />

destotrotz wird er sich vermutlich stärker informieren, um <strong>das</strong> Fehlk<strong>auf</strong>risiko zu mini-<br />

��������������������������������������������������������<br />

73 Für ausführliche Beschreibungen der Risikodimensionen, siehe: Jacoby/Kaplan 1972.


130 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

mieren und bei Aktionen im Geschäft zuzuschlagen. Durch den K<strong>auf</strong> von Aktionen<br />

erhält er in der Regel eine gute Marke (geringes qualitatives Risiko) zu einem günstigen<br />

Preis (geringes finanzielles Risiko). Es lässt sich daher postulieren:<br />

HMo1: Ein hohes wahrgenommenes Risiko beeinflusst die Wirkung des Spar-<br />

stimulus <strong>auf</strong> emotionale und behaviorale Bewältigungsstrategien.<br />

HMo1a: Ein hohes wahrgenommenes Risiko stärkt die Wirkung des Sparstimu-<br />

lus <strong>auf</strong> die „positive Ich-Aufwertung“.<br />

HPEx1: Ein hohes wahrgenommenes Risiko schwächt die Wirkung des Spar-<br />

stimulus <strong>auf</strong> die kognitiven Restrukturierung.<br />

HMo1b: Ein hohes wahrgenommenes Risiko schwächt die Wirkung des Spar-<br />

stimulus <strong>auf</strong> die Relevanz der Attribute der Produktwahlentschei-<br />

dung.<br />

HMo1c: Ein hohes wahrgenommenes Risiko verstärkt die Wirkung des Spar-<br />

stimulus <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Verhalten in der Vork<strong>auf</strong>- und K<strong>auf</strong>phase.<br />

8.2 <strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong> des Involvements der Produktkategorie<br />

<strong>Der</strong> Begriff des Involvement stammt aus sozialpsychologischen Untersuchungen<br />

(Sherif/Hovland 1961) und bezeichnet die „Ich-Beteiligung, <strong>das</strong> innere Engagement,<br />

mit dem sich ein Individuum einem Sachverhalt oder <strong>einer</strong> Aufgabe widmet“<br />

(Foscht/Swoboda 2005, S. 122). Im Marketingkontext steht es für die persönliche<br />

Wichtigkeit und <strong>das</strong> persönliche Interesse an einem Produkt oder <strong>einer</strong> Dienstleistung<br />

(Hardwig 2008, S. 53). In der K<strong>auf</strong>verhaltensforschung konnte nachgewiesen<br />

werden, <strong>das</strong>s Konsumenten mit einem hohen Involvement eher dazu geneigt sind,<br />

<strong>das</strong> teurere Produkt zu k<strong>auf</strong>en als <strong>das</strong> billigere Produkt. Die Produktkategorie hat für<br />

sie eine grosse Relevanz, weshalb sie <strong>auf</strong> mehr Wert und <strong>auf</strong> Qualität achten<br />

(Schmalen/Lang 1998, S. 5f.). Darüber hinaus führt ein hohes Involvement zu <strong>einer</strong><br />

stärkeren Auseinandersetzung mit einem Produkt. So werden häufiger zusätzliche<br />

Informationsquellen herangezogen, bevor eine Produktentscheidung getroffen wird<br />

(Deimel 1989, S. 155). Hoch involvierte Konsumenten achten insgesamt sehr stark<br />

<strong>auf</strong> die Qualität und den Service von Produkten (Mazursky/Schul 1992, S. 83). Ein<br />

Sparverhalten stünde im Gegensatz zu der grossen Wichtigkeit des Produkts. <strong>Der</strong><br />

Sparer kann beispielweise vermutlich nur ungern <strong>auf</strong> Produkte verzichten, während<br />

eine Person, die auch sparen muss, jedoch ein geringes Involvement hat, leichter


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 131<br />

bereit ist, <strong>auf</strong> dieses Produkt zu verzichten. Es ist daher zu vermuten, <strong>das</strong>s ein Involvements<br />

den Effekt der <strong>Sparnotwendigkeit</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Eink<strong>auf</strong>sverhalten beeinflusst. Die<br />

Ansprüche werden <strong>auf</strong> Grund der <strong>Sparnotwendigkeit</strong> bei hoch involvierten Menschen<br />

vermutlich angepasst, d.h. der Preis verliert trotz <strong>Sparnotwendigkeit</strong> mit zunehmendem<br />

Involvement an Relevanz. Die kognitive Restrukturierung findet bei Ihnen vermutlich<br />

nicht so stark statt, weil sie mit der Warengruppe sehr vertraut sind und beispielsweise<br />

wissen, welche Marken gut und schlecht sind. Es wurde im Rahmen des<br />

Sparstimulus die Hypothese postuliert, <strong>das</strong>s Sparer sich „positiv <strong>auf</strong>werten“ und beispielsweise<br />

ein hohes Vertrauen in die eigenen Schnäppchenjägerfähigkeiten entwickeln.<br />

Hoch involvierte Personen haben eine hohe Produktkenntnis. Es ist daher zu<br />

vermuten, <strong>das</strong>s die positive Ich-Aufwertung bei Sparern noch verstärkt wird, weil sie<br />

sich ohnehin bereits für Experten der Warengruppe halten.<br />

Unter der Bewältigungsebene „Unterlassen von Handlungen“ wurden die Sparmassnahmen<br />

des Verzichts subsummiert. Auf Grund der hohen Relevanz der Warengruppe<br />

bei hoch Involvierten ist davon auszugehen, <strong>das</strong>s der Verzicht eher reduziert wird,<br />

d.h. trotz <strong>Sparnotwendigkeit</strong> nicht <strong>auf</strong> den Konsum verzichtet wird. Darüber hinaus<br />

informiert sich der Sparer stärker in der Vork<strong>auf</strong>- und K<strong>auf</strong>phase. Dieser Effekt des<br />

Sparstimulus wird vermutlich bei involvierten Personen verstärkt, jedoch basiert die<br />

Informationseinholung <strong>auf</strong> <strong>einer</strong> anderen Motivation. <strong>Der</strong> Sparer informiert sich primär<br />

über verschiedene Preise, während der Involvierte sich aus Interesse mit dem<br />

Produkt auseinandersetzt. Wenn Involvement und <strong>Sparnotwendigkeit</strong> also zusammentreffen,<br />

ist davon auszugehen, <strong>das</strong>s der Informations<strong>auf</strong>wand noch weiter verstärkt<br />

wird. Insgesamt lässt sich daher vermuten:<br />

HMo2: Ein hohes Involvement beeinflusst die Wirkung des Sparstimulus <strong>auf</strong><br />

emotionale und behaviorale Bewältigungsstrategien.<br />

HMo2a: Ein hohes Involvement schwächt die Wirkung des Sparstimulus <strong>auf</strong><br />

anspruchsniveaubezogene Anpassungen.<br />

HMo2b: Ein hohes Involvement stärkt die Wirkung des Sparstimulus <strong>auf</strong> die<br />

„emotionale Selbstkontrolle“.<br />

HMo2c: Ein hohes Involvement schwächt die Wirkung des Sparstimulus <strong>auf</strong> die<br />

kognitiven Restrukturierungen.<br />

HMo2d: Ein hohes Involvement schwächt die Wirkung des Sparstimulus <strong>auf</strong> die<br />

Relevanz der Attribute der Produktwahlentscheidung.


132 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

HMo2e: Ein hohes Involvement schwächt die Wirkung des Sparstimulus <strong>auf</strong><br />

<strong>das</strong> „Unterlassen von Handlungen“.<br />

HMo2f: Ein hohes Involvement verstärkt die Wirkung des Sparstimulus <strong>auf</strong> den<br />

Informations<strong>auf</strong>wand.<br />

8.3 <strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong> der Güterklasse<br />

Das Eink<strong>auf</strong>sverhalten von Konsumenten ist in einzelnen Branchen sehr unterschiedlich.<br />

(Rudolph/Weber 2011a). Dies kann <strong>auf</strong> eine unterschiedliche persönliche<br />

Relevanz der Güter (Involvement) oder <strong>einer</strong> unterschiedlichen Risikowahrnehmung<br />

zurückzuführen sein (Voss et al. 2003, S. 310; Traylor/Joseph 1984, S. 65). Es können<br />

aber auch güterspezifische Charakteristika dem unterschiedlichen K<strong>auf</strong>verhalten<br />

zu Grunde liegen (Coulter/Price/Feick 2003, S. 151). Güter des täglichen Bedarfs,<br />

wie Lebensmittel, werden häufig habitualisiert eingek<strong>auf</strong>t. <strong>Der</strong> K<strong>auf</strong> von Gebrauchsgütern<br />

erfordert häufig einen anderen emotionalen, kognitiven, zeitlichen und finanziellen<br />

Aufwand (Fernie/Fernie/Moore 2004, S. 250; Kotler/Bliemel 2001, S. 721). Es<br />

zeigt sich ferner in qualitativen Untersuchungen, <strong>das</strong>s Konsumenten, die mit einem<br />

starken Einkommensrückgang konfrontiert werden, Prioritäten in ihren Konsumausgaben<br />

setzen (Wendt 2010, S. 61; Neuberger 1997, S. 85). Auch Esser differenzierte<br />

zwischen convenience goods, shopping goods und specialty goods und konnte signifikante<br />

Verhaltensunterschiede feststellen (Esser 2002, S. 184f.). Es erscheint daher<br />

sinnvoll, <strong>das</strong> Sparverhalten in mehreren Branchen zu analysieren. Auf diese Weise<br />

können die Ergebnisse besser generalisiert werden. In der vorliegenden Studie wird<br />

<strong>das</strong> Eink<strong>auf</strong>sverhalten bei Lebensmitteln als Beispiel für convenience goods und bei<br />

Bekleidung als Beispiel für shopping goods untersucht. 74 Die Wirkung <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

in den einzelnen Branchen ist nicht eindeutig. Auf den ersten Blick könnte<br />

angenommen werden, <strong>das</strong>s sich bei Gebrauchsgütern eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> stärker<br />

<strong>auf</strong> <strong>das</strong> Eink<strong>auf</strong>sverhalten auswirkt, da sich dort grössere Ersparnisse erzielen<br />

lassen. Auch der zusätzliche Aufwand (z.B. Preisvergleiche) scheint sich eher bei<br />

Gebrauchsgütern zu rentieren. Hat der Konsument früher ein Hemd für 99 CHF gek<strong>auf</strong>t<br />

und k<strong>auf</strong>t jetzt eine günstigere Eigenmarke für 60 CHF oder verzichtet ganz <strong>auf</strong><br />

ein neues Hemd, dann kann er eine grössere absolute Ersparnis erzielen, als wenn<br />

er bei der Milch die Herstellermarke für 1.69 CHF durch die Preiseinstiegsmarke der<br />

Milch für 0.99 CHF ersetzt. Bei Lebensmitteln kann ausserdem nur bis zu einem ge-<br />

��������������������������������������������������������<br />

74 Zur Begründung der Auswahl dieser zwei Güterarten, siehe Kapitel 1.3.


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 133<br />

wissen Grad <strong>auf</strong> den K<strong>auf</strong> (z.B. von teurem Fleisch) verzichtet werden, weil diese im<br />

wahrsten Wortsinne „überlebensnotwendig“ sind. <strong>Der</strong> rein funktionelle Bedarf an Bekleidung<br />

ist jedoch heutzutage weitestgehend gesättigt, so<strong>das</strong>s <strong>auf</strong> den Konsum verzichtet<br />

werden könnte, ohne <strong>das</strong>s die Grundbedürfnisse eines Menschen gefährdet<br />

sind (Zhong/Mitchell 2010, S. 152). Von daher liegt der Schluss nahe, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />

Sparverhalten bei Bekleidung stärker ausgeprägt ist als bei Lebensmitteln.<br />

Auf der anderen Seite machen Lebensmittel bei den durchschnittlichen Ausgaben<br />

eines Schweizer Haushalts 656 CHF aus, während für Bekleidung nur 228 CHF pro<br />

Monat ausgegeben werden (Bundesamt für Statistik 2011b). Somit hätte es den gleichen<br />

Effekt, wenn man <strong>auf</strong> Bekleidung ganz verzichtet oder 35% bei den Lebensmittelkosten<br />

einspart. Solche Einsparungen bei Lebensmitteln sind, sofern der Haushalt<br />

nicht bereits vorher hauptsächlich Eigenmarken oder beim Discounter gek<strong>auf</strong>t hat,<br />

möglich (Rudolph/Weber 2011, S. 34). Darüber hinaus spielt der Geltungskonsum in<br />

den heutigen Gesellschaften eine wichtige Rolle. Bekleidung gehört zu den Statussymbolen,<br />

die zur Identifikation mit gewünschten Bezugsgruppen und zur Abgrenzung<br />

von anderen sozialen Gruppen dienen (Stihler 2000, S. 171). Wie in den Ausführungen<br />

aus der Soziologie deutlich wurde, haben viele finanziell deprivierte Menschen<br />

Angst, ausgegrenzt zu werden. Sie vermeiden daher Tätigkeiten, welche die<br />

<strong>Sparnotwendigkeit</strong> signalisieren (vgl. Kapitel 3). Roberts (1991) findet beispielweise<br />

in <strong>einer</strong> Untersuchung mit Menschen, die kürzlich ihren Arbeitsplatz verloren haben,<br />

heraus, <strong>das</strong>s diese zwar bei Gütern des täglichen Bedarfs sparen, ansonsten aber in<br />

sozial sichtbare Gebrauchsgüter investieren (Roberts 1991, S. 41). Dieser Effekt wird<br />

von Wicklund und Gollwitzer (1982) als symbolic self-completion beschrieben. Wenn<br />

jemand durch ein äusseres Ereignis sein Selbstbild gefährdet sieht, greift er zu symbolischen<br />

Massnahmen, die sein gewünschtes Selbstbild vor sich und vor anderen<br />

unterstützen. Hierzu dienen in erster Linie Konsumgüter mit sozialen Signalfunktionen<br />

(Roberts 1991, S. 42). Auch dies spricht folglich dafür, <strong>das</strong>s die Sparmassnahmen<br />

bei Gütern des täglichen Bedarfs stärker sind als bei Gebrauchsgütern. Darüber<br />

hinaus erfüllt der Eink<strong>auf</strong> von Bekleidung neben funktionalen vor allem hedonistische<br />

Funktionen (Sweeney/Soutar 2001, S. 212). Die Einsparungen bei Lebensmitteln<br />

können dazu dienen, sich mit dem K<strong>auf</strong> von Bekleidung zu „belohnen“.<br />

Auch die Stresstheorie legt eine stärkere Auswirkung der <strong>Sparnotwendigkeit</strong> bei Lebensmitteln<br />

nahe. Auf der einen Seite entsteht durch den grossen monatlichen Ausgabeblock<br />

für Lebensmittel und den reduzierten vorhandenen finanziellen Möglichkeiten<br />

Stress. Lebensmittel werden deutlich häufiger als Bekleidung eingek<strong>auf</strong>t. <strong>Der</strong>


134 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

Konsument steht somit wöchentlich vor Gewissenskonflikten und somit Stress, wenn<br />

er nicht stärkere Einsparungen vornimmt und dementsprechend seine Einstellungen<br />

anpasst.<br />

Die Erläuterungen machen deutlich, <strong>das</strong>s die Wirkung der Güterklasse in engem Zusammenhang<br />

zum wahrgenommenen Risiko und Involvement stehen. Auch in den<br />

Fokusgruppen wurde von den Konsumenten dar<strong>auf</strong> hingewiesen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Sparverhalten<br />

sehr von der Güterklasse abhängt. Beim K<strong>auf</strong> von Lebensmitteln verhält sich<br />

ein Sparer vermutlich viel unterschiedlicher als bei Bekleidungskäufen. Es erscheint<br />

daher sinnvoll, bei allen Analysen stets zwischen diesen zwei Güterklassen zu<br />

differenzieren. Somit werden in beiden Branchen die bereits postulierten Hypothesen<br />

(vgl. Kapitel 7.3) getestet.<br />

8.4 <strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong> der verfügbaren Eink<strong>auf</strong>szeit<br />

Konsumenten haben unterschiedliche Zeitverwendungsmuster. Teilweise sind alle<br />

Haushaltsmitglieder berufstätig oder es müssen Haushaltsmitglieder (z.B. Kinder,<br />

Kranke, Alte) betreut werden. Dies hat zur Folge, <strong>das</strong>s relativ wenig Zeit für den Eink<strong>auf</strong><br />

bleibt. Die meisten <strong>auf</strong>geführten Sparverhaltensweisen sind jedoch mit einem<br />

grossen zeitlichen Aufwand verbunden, z.B. <strong>das</strong> Vergleichen von Preisen, sowohl im<br />

Laden als auch ausserhalb des Geschäfts. Günstige Anbieter wie Lebensmitteldiscounter<br />

oder <strong>das</strong> Outlet für Bekleidung sind in der Regel nicht in den Stadtzentren<br />

angesiedelt, sondern die Konsumenten haben lange Anfahrtswege. Es ist daher zu<br />

vermuten, <strong>das</strong>s Konsumenten, die generell wenig Zeit zum Eink<strong>auf</strong>en haben, sich<br />

auch wenn sie sparen müssen weniger stark informieren, Geschäfte wechseln, um<br />

von Aktionen zu profitieren und insgesamt eine stärkere convenience Orientierung<br />

haben als Sparer mit viel Zeit.<br />

Ferner ist davon auszugehen, <strong>das</strong>s diesen Konsumenten die Zeit fehlt, Produkte intensiv<br />

zu studieren und sie daher häufiger Produkte aus Unsicherheit k<strong>auf</strong>en, was sie<br />

später bereuen. Es lässt sich daher postulieren:<br />

HMo4: Ein hoher Zeitdruck schwächt die Wirkung des Sparstimulus <strong>auf</strong> die a.<br />

Vork<strong>auf</strong>information, b. die POS-Information, c. die convenience orientation und<br />

d. Unsicherheitskäufe.


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 135<br />

8.5 <strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong> der Geschäftsstättentreue<br />

Unter der Geschäftsstättentreue wird die emotionale Verbundenheit <strong>einer</strong> Person mit<br />

einem Händler verstanden. Sie kann <strong>auf</strong> freiwilliger Basis bestehen und somit <strong>auf</strong><br />

Zufriedenheit basieren oder unfreiwillige Loyalität <strong>auf</strong> Grund eines Mangels an Alternativen<br />

oder vertraglichen Verpflichtungen (z.B. einem langl<strong>auf</strong>enden Natelvertrag).<br />

In der vorliegenden Untersuchung soll der <strong>Einfluss</strong> der freiwilligen Loyalität untersucht<br />

werden. Diese basiert <strong>auf</strong> <strong>einer</strong> positiven Einstellung des Kunden gegenüber<br />

dem Anbieter und seinen Produkten (Homburg/Sieben 2000, S. 6). Die Loyalität umfasst<br />

zwei Dimensionen: <strong>das</strong> bisherige Verhalten und die Verhaltensabsichten des<br />

Kunden. Das bisherige Verhalten wird durch <strong>das</strong> bisherige K<strong>auf</strong>- und Weiterempfehlungsverhalten<br />

bestimmt, während sich die Verhaltensabsichten in die Faktoren der<br />

Wiederk<strong>auf</strong>-, Zusatzk<strong>auf</strong>- und Weiterempfehlungsabsicht untergliedern lassen (Homburg<br />

et al. 2003, S. 558f.; Diller 1996, S. 82).<br />

Nach der Risikotheorie wird loyales Verhalten als Massnahme zur Reduktion des<br />

K<strong>auf</strong>risikos verstanden. Jeder K<strong>auf</strong> bei einem anderen Anbieter ist mit Unsicherheit<br />

verbunden. Diese Unsicherheit betrifft beispielsweise <strong>das</strong> Sortiment, welches man<br />

nicht kennt und von dem man nicht weiss, ob die gewünschten Produkte vorhanden<br />

sind, Serviceleistungen, die ungewiss sind oder ein unbekanntes Ladenlayout, wo<br />

man sich nicht zurechtfindet. Durch die Treue wird von guten Erfahrungen in die Zukunft<br />

abstrahiert (Weinberg 1977, S. 112).<br />

Konsumenten, welche sich einem Händler emotional verbunden fühlten schon bevor<br />

die <strong>Sparnotwendigkeit</strong> eintraf, werden sich vermutlich auch zu „Sparzeiten“ diesem<br />

Anbieter gegenüber loyal verhalten. Diese Loyalität drückt sich darin aus, <strong>das</strong>s der<br />

loyale sparende Kunde vermutlich weniger häufig den Anbieter wechselt und seine<br />

Ausgaben weniger reduziert (dafür in anderen Bereichen spart). Da er jedoch trotzdem<br />

sparen muss ist zu vermuten, <strong>das</strong>s der treue Konsument, statt den Anbieter zu<br />

wechseln, häufiger zu Eigenmarken und Aktionen des präferierten Händlers zurückgreift.<br />

Die theoretische Erklärung dieses Verhaltens liegt auch in der Risikotheorie.<br />

Konsumenten, die eine hohe Loyalität gegenüber einem Anbieter <strong>auf</strong>weisen, empfinden<br />

vermutlich ein hohes Risiko bei einem Geschäftswechsel. Es ist anzunehmen,<br />

<strong>das</strong>s dieses Risikoempfinden auch dann erhalten bleibt, wenn der loyale Kunde sparen<br />

muss. Insgesamt lässt sich daher postulieren:


136 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

HMo5a: Eine hohe ex ante Geschäftsstättentreue (vor dem Sparstimulus) schwächt<br />

die Wirkung des Sparstimulus <strong>auf</strong> die a. Store Swichting, b. covenience orientation,<br />

c. Ausgabenhöhe<br />

HMo5b: Einr hohe ex ante Geschäftsstättentreue (vor dem Sparstimulus) stärkt die<br />

Wirkung des Sparstimulus <strong>auf</strong> den a. Aktionsk<strong>auf</strong> und b. Eigenmarkenk<strong>auf</strong><br />

8.6 <strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong> der Einkommensklasse<br />

Konsumentenstudien zeigen grosse Unterschiede des K<strong>auf</strong>verhaltens in Abhängigkeit<br />

der Einkommensklasse (z.B. Rudolph/Weber 2011a, S. 48). Es ist daher zu vermuten,<br />

<strong>das</strong>s auch <strong>das</strong> Sparverhalten von der bisherigen Einkommensklasse beziehungsweise<br />

dem bisherigen Konsumniveau abhängt.<br />

Die Adaptionsniveautheorie sagt aus, <strong>das</strong>s sich Menschen <strong>auf</strong> Dauer an bestimmte<br />

Stimuli anpassen, ihr Referenzniveau also adaptieren (Trommsdorff 2001, S. 134f.).<br />

Eine Studie untersuchte beispielsweise <strong>das</strong> Glücksgefühl von Menschen, welche viel<br />

Geld im Lotto gewonnen haben. Sie fanden heraus, <strong>das</strong>s die Menschen kurz nach<br />

der Mitteilung des Gewinns sehr glücklich waren. Nach einiger Zeit reduzierte sich<br />

jedoch <strong>das</strong> Glücksempfinden und es konnten keine signifikanten Unterschiede mehr<br />

zu Menschen ohne Lottogewinn gemessen werden. Dies kann mit Hilfe der Adaptionsniveautheorie<br />

erklärt werden. Zunächst bedeutete der Gewinn eine grosse Abweichung<br />

vom bisherigen Adaptionsniveau. Mit der Zeit hatte man sich jedoch an <strong>das</strong><br />

höhere Einkommensniveau gewöhnt und <strong>das</strong> Referenzniveau adaptiert (Hartman et<br />

al. 1991, S. 141).<br />

Die Theorie gibt somit dar<strong>auf</strong> Hinweise, <strong>das</strong>s sich Menschen an ihr Einkommensniveau<br />

gewöhnen und Anpassungen nur sehr langsam verl<strong>auf</strong>en. Ein Haushalt mit<br />

sehr hohem Einkommen wird, weil er es nicht gewöhnt ist zu sparen, sein K<strong>auf</strong>verhalten<br />

zunächst weniger verändern als Haushalte, die bereits ohne den Sparstimulus<br />

Schwierigkeiten haben, überhaupt ihren Haushalt ernähren zu können.<br />

HMo6: Ein hohes Einkommen schwächt die Wirkung des Sparstimulus <strong>auf</strong> die a.<br />

anspruchsniveaubezogene Bewältigung, b. emotionale Selbstkontrolle, c. kog-<br />

nitive Restrukturierung, c. Vork<strong>auf</strong>verhalten und d. K<strong>auf</strong>verhalten


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 137<br />

8.7 <strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong> des erwarteten Einkommens<br />

Konsumenten haben unterschiedliche Vorstellung über ihr Einkommen in der Zukunft.<br />

Studierende haben in der Regel ein geringes Einkommen, aber hohe Erwartungen<br />

an ihr Einkommensniveau in der Zukunft. Eine 50-Jähriger, welche soeben<br />

seinen Job als ungelernter Bauarbeiter verloren hat, hat vermutlich andere Erwartungen<br />

an <strong>das</strong> zukünftige Einkommen. Nach der Stresstheorie wird ein Ereignis danach<br />

beurteilt, wie gross die Umstellung des gewohnten Verhaltens in der Zukunft sein<br />

muss, um mit dem Stressor umzugehen. Je mehr Veränderung notwendig ist, desto<br />

grösser ist der Stress. Es ist zu vermuten, <strong>das</strong>s bei einem Konsumenten, dem eine<br />

Einkommensverbesserung bevorsteht, der Stress sich verändern zu müssen, geringer<br />

ausfällt. Es ist ebenso zu vermuten, <strong>das</strong>s die Bewältigungsstrategien durch die<br />

zu erwartende Einkommensveränderung beeinflusst werden. Geht der Konsument<br />

von einem hohen Einkommen in naher Zukunft aus, reduzieren sich die Bewältigungsstrategien.<br />

Wenn er hingegen der Meinung ist, <strong>das</strong>s sich sein Einkommensstand<br />

in naher Zukunft verschlechtern wird, dann werden die Bewältigungsstrategien<br />

vermutlich noch stärker ausfallen.<br />

Es lässt sich daher postulieren:<br />

HMo7: Ein hohes erwartetes Einkommen schwächt die Wirkung des Sparstimulus<br />

<strong>auf</strong> die a. anspruchsniveaubezogene Bewältigung, b. emotionale Selbstkon-<br />

trolle, c. kognitive Restrukturierung, c. Vork<strong>auf</strong>verhalten und d. K<strong>auf</strong>verhalten<br />

8.8 <strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong> der Sparneigung (kein Zwang)<br />

In Kapitel 3.3 wurden verschiedene Auslöser <strong>einer</strong> Sparmotivation <strong>auf</strong> Basis <strong>einer</strong><br />

umfangreichen Literaturrecherche identifiziert. So ist <strong>das</strong> Sparen zum einen von materiellen/objektiven<br />

und zum anderen von immateriellen/subjektiven Faktoren bestimmt.<br />

Diese zwei Gruppen können grob so differenziert werden, <strong>das</strong>s <strong>auf</strong> der einen<br />

Seite als Sparauslöser echte <strong>Sparnotwendigkeit</strong>en, wie ein verringertes Einkommen,<br />

existieren. Auf der anderen Seite gibt es eine subjektive Sparneigung, d.h. den<br />

Wunsch zu sparen, obwohl man durch die eigenen finanziellen Möglichkeiten eigentlich<br />

nicht sparen muss. Diese Sparneigung kann auch angeboren beziehungsweise<br />

durch die Erziehung geprägt werden. Menschen aus <strong>einer</strong> Region in Baden-<br />

Württemberg und Bayern werden als Schwaben bezeichnet. Diesen Schwaben wird<br />

nachgesagt, von Natur aus sehr sparsam im Hinblick <strong>auf</strong> ihre eigenen Konsumaus-


138 Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge<br />

gaben zu sein. 75 Darüber hinaus hat sich demonstrative Sparsamkeit im Gegensatz<br />

zum demonstrativen Konsum teilweise als ein gesellschaftlicher Wert etabliert (Bauer<br />

et al. 2005, S. 1; Rudolph 1996, S. 29; Wiswede 1990, S. 33). In diesem Zusammenhang<br />

hat sich auch der bereits diskutierte Konsumententyp des Smart Shoppers entwickelt<br />

(vgl. Kapitel 3). Dieser hat nicht zwingend eine finanzielle Not, sondern empfindet<br />

positive Gefühle beim Sparen. Er freut sich und ist stolz <strong>auf</strong> seine erstandenen<br />

Schnäppchen (Schindler 1998, S. 372). Er ist bereit, sehr viel Aufwand und Mühe in<br />

die Suche nach einem sehr guten Preis-/Leistungsverhältnis zu stecken (Barz 2003,<br />

S. 259, Esser 2002, S. 3).<br />

Es ist daher zu vermuten, <strong>das</strong>s die postulierten Verhaltensweisen eines Konsumenten<br />

mit <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> auch von einem Konsumenten mit <strong>einer</strong> Sparneigung<br />

(d.h. ohne Sparzwang) gezeigt werden. Wenn eine Sparneigung <strong>auf</strong> eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

trifft, wird der Effekt des Sparstimulus vermutlich noch verstärkt. Es<br />

wird daher angenommen:<br />

HMo8: Eine subjektive Sparneigung (keine <strong>Sparnotwendigkeit</strong>) stärkt die Wirkung<br />

des Sparstimulus <strong>auf</strong> die a. anspruchsniveaubezogene Bewältigung, b. emo-<br />

tionale Selbstkontrolle, c. kognitive Restrukturierung, d. Vork<strong>auf</strong>verhalten und<br />

e. K<strong>auf</strong>verhalten<br />

8.9 <strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong> des Alters<br />

Insbesondere vor dem Hintergrund des demographischen Wandels erscheint es<br />

wichtig zu untersuchen, wie reifere Konsumenten mit <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> umgehen.<br />

So prognostiziert <strong>das</strong> Bundesamt für Statistik SECO, <strong>das</strong>s in machen Regionen<br />

der Schweiz bereits im Jahr 2030 knapp jeder Dritte über 65 Jahre alt sein wird (SE-<br />

CO 2010). <strong>Der</strong> Übergang vom Berufsleben in die Rente ist häufig mit einem Einkommensverlust<br />

verbunden. Darüber hinaus ist es unsicher, ob die Renten in der<br />

Zukunft noch <strong>auf</strong> dem gleichen Niveau gezahlt werden können, wie dies in der Vergangenheit<br />

der Fall war (vgl. Kapitel 3).<br />

Konsumentenstudien zeigen, <strong>das</strong>s reife Konsumenten bei der Geschäftswahl viel<br />

Wert <strong>auf</strong> Service und eine hervorragende Beratung legen (Rudolph/Weber 2011a,<br />

��������������������������������������������������������<br />

75 Dass dies mehr als nur ein Vorurteil ist wurde in <strong>einer</strong> aktuellen Studie der Internetplattform<br />

preis.de.??? Diese haben analysiert, in welchen Städten ihre Internetplattform am häufigsten für<br />

Preisvergleiche genutzt wird. Platz 1 und 2 belegen Städte im Schwabenland (o.V. 2011).


Konzeptionalisierung der Wirkungszusammenhänge 139<br />

S.27). Es ist anzunehmen, <strong>das</strong>s auch sparende Konsumenten mit zunehmendem<br />

Alter höhere Servicebedürfnisse haben. Das Eink<strong>auf</strong>sverhalten habitualisiert sich mit<br />

zunehmendem Alter. Es werden seltener Marken und Händler gewechselt, sowie<br />

seltener neue Produkte ausprobiert (Thompson/Thompson 2009, S. 1284). Vermutlich<br />

werden auch sparende reifere Konsumenten weiterhin weniger Store Switching<br />

betreiben und stärker convenience orientiert sein als jüngere Sparer. <strong>Der</strong> Sparstimulus<br />

wirkt sich hingegen verstärkend <strong>auf</strong> Verhaltensweisen aus, die reifere Konsumenten<br />

ohnehin mit zunehmendem Alter zeigen. Auch <strong>das</strong> Informationsverhalten nimmt<br />

mit steigendem Alter in machen Kanälen zu (Rudolph/Weber 2011a, S. 18).<br />

Insgesamt lässt sich daher postulieren:<br />

HMo10a Mit steigendem Alter wird die Wirkung des Sparstimulus <strong>auf</strong> a. Store<br />

Swichting, b. covenience orientation geschwächt.<br />

HMo10b Mit steigendem Alter wird die Wirkung des Sparstimulus <strong>auf</strong> a. Abwechs-<br />

lungskäufe, b. Impulskäufe, c. die Vork<strong>auf</strong>information und d. die POS Informa-<br />

tion gestärkt.


140 Empirische Analyse<br />

TEIL C: EMPIRISCHE ANALYSE DES EINFLUSSES VON SPARSTIMULI AUF<br />

KAUFEINSTELLUNGEN UND KAUFVERHALTEN<br />

9. Einleitende Bemerkungen<br />

9.1 Gütekriterien wissenschaftlicher Untersuchungen<br />

In wissenschaftlichen Untersuchungen werden häufig Daten erhoben, welche den<br />

Zusammenhang zwischen zwei Variablen analysieren. Bei solchen Erhebungen können<br />

Ungenauigkeiten <strong>auf</strong>treten. Diese können wiederum unterschiedliche Ursachen<br />

haben. Churchill (1979) hat hierzu die folgende Gleichung <strong>auf</strong>gestellt:<br />

Mit: XO: observed value<br />

XT: true value<br />

�S: systematic error<br />

�R: random error<br />

XO = XT + �S + �R<br />

Die Stimmung von Probanden während der Erhebung kann die erhobenen Daten<br />

beeinflussen. Eine gute Stimmung führt eventuell zu optimistischeren Angaben im<br />

Fragebogen, eine schlechte Stimmung zu pessimistischeren Angaben. Ein random<br />

error hat jedoch keinen systematischen <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> die gesamte Stichprobe, sondern<br />

führt nur dazu, <strong>das</strong>s manche Einzelwerte zufällig nach oben und andere zufällig nach<br />

unten verändert werden. Bei <strong>einer</strong> grossen Stichprobe würden sich gleich viele Fehler<br />

in beide Richtungen ergeben, die sich in der Summe <strong>auf</strong>heben. <strong>Der</strong> Mittelwert<br />

bleibt also identisch, die Varianz nimmt jedoch zu. Deshalb wird ein random error<br />

auch häufig als „noise“ bezeichnet (Trochim 2006a). Umso geringer ein random error<br />

ausfällt, umso exakter erfolgt eine Reproduktion der Ergebnisse unter gleichen Bedingungen.<br />

Die Reliabilität stellt eine wichtige Vorrausetzung bei der Generierung<br />

eines Erkenntnisbeitrags für Wissenschaft und Praxis dar (Bühner 2004, S. 24).<br />

Systematische Fehler treten dann <strong>auf</strong>, wenn die Ergebnisse der gesamten Stichprobe<br />

durch einen systematischen Fehler verzerrt sind. Beispielweise kann lauter Strassenlärm<br />

neben einem Klassenzimmer die Klausurergebnisse der Schüler beeinflussen.<br />

In der K<strong>auf</strong>verhaltensforschung treten häufig systematische Fehler durch ungenaue<br />

oder suggestive Formulierungen der Items in einem Fragebogen <strong>auf</strong>. Die Items


Empirische Analyse 141<br />

messen dann nicht mehr, was sie messen sollen. Im Gegensatz zu einem random<br />

error beeinflussen systematische Fehler die Ergebnisse in eine Richtung, d.h. sie<br />

beeinflussen die Mittelwerte der Stichprobe. Sie werden auch häufig als bias bezeichnet.<br />

Umso mehr systematische Fehler <strong>auf</strong>treten, desto geringer ist die Validität<br />

der Untersuchung (Bortz/Doring 2006, S. 200).<br />

Abbildung 28: Reliabilität und Validität<br />

Quelle: in Anlehnung an Trochim (2006b).<br />

Abbildung stellt Reliabilität und Validität mit Hilfe <strong>einer</strong> Metapher dar. Man stellt sich<br />

vor, <strong>das</strong>s die Mitte der Zielscheibe <strong>das</strong> Konzept darstellt, was gemessen werden soll.<br />

Mit jeder Person, die einen Fragebogen ausfüllt, wird ein Schuss <strong>auf</strong> die Zielscheibe<br />

abgegeben. Wenn man <strong>das</strong> Konzept für eine Person misst, trifft man die Mitte. Auf<br />

der ersten Zielscheibe (ganz links) wird die Scheibe relativ konsistent getroffen, aber<br />

es wird nicht die Mitte getroffen. Die Punkte haben eine geringe Streuung, aber es<br />

wird systematisch <strong>das</strong> Falsche gemessen. Die Messung ist also insgesamt reliabel<br />

(konsistent), aber nicht valide (falscher Wert). Im zweiten Bild existiert eine sehr breite<br />

Streuung. Die Mitte der Zielscheibe wird selten getroffen, aber im Mittelwert erhält<br />

man <strong>das</strong> richtige Ergebnis (nicht jedoch für einzelne Personen). Es gibt also eine valide<br />

Messung in der Gesamtstichprobe, jedoch ist diese inkonsistent (geringe Reliabilität).<br />

Das dritte Bild zeigt eine grosse Varianz und zusätzlich wird systematisch ein<br />

falscher Bereich getroffen. Auch im Mittelwert kommt man zu einem falschen Ergebnis.<br />

Die Messung weist eine geringe Validität und eine geringe Reliabilität <strong>auf</strong>. Im<br />

vierten Bild wird konsistent die Mitte getroffen. Es existiert eine geringe Varianz und<br />

die Ergebnisse sind <strong>auf</strong> Einzelebene und innerhalb der gesamten Stichprobe sehr<br />

nah an der wirklichen Mitte der Zielschiebe, d.h. insgesamt eine Messung mit hoher<br />

Reliabilität und Validität (Trochim 2006b).


142 Empirische Analyse<br />

Zur Beurteilung des Designs empirischer Studien wird ferner zwischen interner und<br />

externer Validität differenziert. Interne Validität liegt dann vor, wenn alternative Erklärungen<br />

über den identifizierten Wirkungszusammenhang ausgeschlossen werden<br />

können. Veränderungen der abhängigen Variablen können dann eindeutig <strong>auf</strong> die<br />

unabhängige Variable beziehungsweise einen Stimulus innerhalb des Experiments<br />

zurückgeführt werden. In Experimenten ist die Kausalrichtung durch die Manipulation<br />

eindeutig. Um Konfundierungen zu vermeiden, müssen alle möglichen Störvariablen<br />

kontrolliert werden. Hierfür sind in der Regel Laborbedingungen notwendig (Hardwig<br />

2008, S. 83). Um auszuschliessen, <strong>das</strong>s die Effekte <strong>auf</strong> Eigenschaften der Probanden<br />

zurückzuführen sind, müssen diese zufällig den experimentellen Szenarien zugeordnet<br />

werden.<br />

Externe Validität liegt dann vor, wenn sich die Ergebnisse der Untersuchung auch<br />

<strong>auf</strong> andere nicht untersuchte Personen und Situationen sowie andere Zeiten übertragen<br />

lassen. Hierfür ist besonders wichtig, <strong>das</strong>s die Stichprobe möglichst repräsentativ<br />

alle Personen umfasst, für welche später Verallgem<strong>einer</strong>ungen formuliert werden<br />

sollen. Während eine interne Validität vor allem unter Laborbedingungen gewährleitest<br />

werden kann, gehen diese Laborbedingungen stets zu Lasten der externen Validität<br />

(Sarris/Reiss 2005, S. 52f.).<br />

Die Objektivität ist ein weiteres Gütekriterium wissenschaftlicher Untersuchungen.<br />

Die Ergebnisse sollten objektiv, d.h. unabhängig vom Messenden sein. <strong>Der</strong> Befrager<br />

darf also die Probanden nicht beeinflussen. Darüber hinaus muss die Auswertung<br />

der Ergebnisse objektiv verl<strong>auf</strong>en. Hierfür sind etablierte statistische Methoden notwendig<br />

und die Auswertungsschritte müssen objektiv nachvollziehbar und genau dokumentiert<br />

werden (Böhler 2004, S. 76).<br />

Die Güterkriterien bauen <strong>auf</strong>einander <strong>auf</strong>. Die Objektivität stellt eine Voraussetzung<br />

für die Reliabilität dar, die Reliabilitätstudynet.unisg.ch<br />

ist eine Voraussetzung für die Validität der gesamten Stichprobe (Bortz/Doring 2006,<br />

S. 200). Die Kriterien werden im Rahmen dieser Untersuchung an den jeweiligen<br />

Stellen diskutiert. Es folgen einige Grundlagen zur experimentellen Forschung und<br />

die Beschreibung des Versuchsplans. Hierbei wird vor allem <strong>auf</strong> die Aspekte zur Sicherstellung<br />

der genannten Gütekriterien eingegangen.


Empirische Analyse 143<br />

9.2 Grundlagen experimenteller Forschung<br />

Unter einem Experiment (von lat. Experimentum = Versuch, Beweis, Prüfung) versteht<br />

man einen systematischen Beobachtungsvorgang. Hierbei werden eine oder<br />

mehrere unabhängige Variablen manipuliert und mögliche Störvariablen werden kontrolliert.<br />

Die Varianz in den erhobenen abhängigen Variablen kann dann eindeutig <strong>auf</strong><br />

die manipulierten Variablen zurückgeführt werden, d.h. es können Kausalzusammenhänge<br />

identifiziert werden (Stier 1999, S. 211).<br />

Es wird zwischen echten Experimenten und Quasi-Experimenten differenziert.<br />

<strong>Der</strong> Unterschied besteht in der Randomisierungsmöglichkeit der Probanden. In Quasi-Experimenten<br />

ist die Zuteilung zu einzelnen Experimentalgruppen nicht möglich<br />

ist, weil diese beispielsweise schon bestehen. In Zeitreihenanalysen werden solche<br />

Quasi-Experimente verwendet. Bei echten Experimenten ist die zufällige Zuteilung<br />

hingegen möglich. Auf diese Weise können personenbezogene Variablen kontrolliert<br />

werden. Es ist beispielweise in einem Experiment, in welchem die Intelligenz eine<br />

Rolle spielt, unwahrscheinlich, <strong>das</strong>s es in der einen Gruppe nur dumme und in der<br />

anderen Gruppe nur intelligente Probanden gibt. Die zufällige Auswahl der Probanden<br />

und eine grosse Stichprobe sorgen dafür, <strong>das</strong>s in beiden Gruppen die Intelligenz<br />

der Personen gleichverteilt ist. Kausalzusammenhänge können daher in echten Experimenten<br />

eindeutiger hergestellt werden. Die interne Validität ist daher sehr hoch<br />

(Shadish et al. 2002, S. 13).<br />

Darüber hinaus ist zwischen Feld- und Laborexperimenten zu differenzieren. Laborexperimente<br />

finden in <strong>einer</strong> künstlichen Umgebung statt, welche vom Wissenschaftler<br />

gestaltet werden kann. Auf diese Weise kann er bestimmte Störvariablen<br />

kontrollieren und somit die interne Validität erhöhen (Trommsdorff 2005, S. 31).<br />

Feldexperimente finden dagegen im „freien Feld“, d.h. in der realen Umgebung<br />

statt. Die Versuchsbedingungen sind in Feldexperimenten realistischer, z.B. eine<br />

echte K<strong>auf</strong>situation von Probanden im Supermarkt. Eine hohe externe Validität ist<br />

somit gewährleistet. Jedoch leidet darunter die interne Validität, weil Störfaktoren<br />

nicht so gut ausgeschlossen werden können (Sarris/Reiss 2005, S. 40).<br />

Des Weiteren ist bei der experimentellen Stichprobe zwischen zufällig rekrutierten<br />

und sogenannten convenience samples zu unterscheiden. Bei convenience samples<br />

arbeiten Wissenschaftler häufig mit Studenten als Probanden. Dies ist in der Regel<br />

kostengünstiger und darüber hinaus können Forscher an <strong>einer</strong> Universität relativ


144 Empirische Analyse<br />

einfach <strong>auf</strong> Studierende zugreifen (Maguire et al. 2003, S. 752). In der wissenschaftlichen<br />

Literatur wird die Verwendung von Studierenden Samples kritisch diskutiert.<br />

Eine wichtige Voraussetzung wissenschaftlicher Experimente ist jedoch eine repräsentative<br />

Abbildung der Grundgesamtheit. Somit sollte in Abhängigkeit des untersuchen<br />

Themenfeldes die Auswahl eines Samples eruiert werden. Manche Themen<br />

können sicherlich von Studierenden gleich gut beurteilt werden wie von zufällig ausgewählten<br />

Passanten, jedoch erscheinen Studenten z.B. bei einem Experiment, welches<br />

Massnahmen zur Reduktion von Consumer Confusion im Alter untersucht, wenig<br />

geeignet (Liefeld 2003, S. 10; Greenberg 1987, S. 157).<br />

10. Experimental<strong>auf</strong>bau im Rahmen der Arbeit<br />

In diesem Kapitel wird der Experimental<strong>auf</strong>bau für die vorliegende Untersuchung beschrieben.<br />

Hierzu wird <strong>auf</strong> den experimentellen Versuchsplan, die Umsetzung der<br />

Treatmentvariablen sowie die Methodik der Datenerhebung eingegangen.<br />

10.1 Experimenteller Versuchsplan und Experimentalumfeld<br />

Ziel der Untersuchung ist es, den <strong>Einfluss</strong> <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Konsumverhalten<br />

zu analysieren. Daher würde sich ein unifaktorielles Experimentaldesign<br />

anbieten. Wie aus den bisherigen Ausführungen und den Fokusgruppen jedoch deutlich<br />

wurde, existieren im Sparverhalten deutliche Branchenunterschiede. Bortz und<br />

Döring empfehlen in diesem Fall ein randomized block design. Dies bedeutet, <strong>das</strong>s<br />

neben der unabhängigen Variablen, die im primären Interesse der Untersuchung<br />

steht, eine weitere unabhängige Variable integriert wird, von der angenommen wird,<br />

<strong>das</strong>s sie die abhängige Variable oder die Wirkung der unabhängigen <strong>auf</strong> die abhängige<br />

Variable beeinflusst. Es können also Haupt- und Interaktionseffekte berechnet<br />

werden. Auf diese Weise kann darüber hinaus die Fehlervarianz reduziert werden<br />

und die Ergebnisse lassen sich besser verallgem<strong>einer</strong>n (Bortz/Döring 2006, S. 289f.).<br />

Für diese Untersuchung wird neben dem Treatment der <strong>Sparnotwendigkeit</strong>, die Güterklasse<br />

bzw. Produktgattung als weiterer Faktor integriert. Es wurden Lebensmittel<br />

als Beispiel für Güter des täglichen Bedarfs (convenience good) und Bekleidung als<br />

Beispiel für den besonderen Bedarf (shopping good) gewählt (Die Gründe für diese<br />

Wahl werden in Kapitel 2.2 diskutiert). Es ergibt sich daher ein 2x2 faktorielles Design.<br />

Die Faktoren werden wie folgt codiert:


Empirische Analyse 145<br />

� <strong>Sparnotwendigkeit</strong> (X1): 0: keine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> (keine Manipulation)<br />

� Güterklasse (X2): 0: Lebensmittel<br />

1: <strong>Sparnotwendigkeit</strong> (Manipulation)<br />

1: Bekleidung<br />

Insgesamt ergeben sich daher vier Kombinationen:<br />

�� �� � �<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

.<br />

� �<br />

Die vier möglichen Kombinationen werden im Rahmen <strong>einer</strong> Online-Befragung erhoben.<br />

Es handelt sich um ein Laborexperiment, <strong>das</strong> gewählt wurde, damit sich mögliche<br />

Störvariablen gut isolieren lassen. Es werden keine Elemente am Point of Sales<br />

manipuliert, sondern eine persönliche Eigenschaft: die <strong>Sparnotwendigkeit</strong>. Bei sehr<br />

persönlichen Themen, wie dem Einkommen, ist die Gewährleistung der Anonymität<br />

besonders wichtig (Devinney et al. 2006, S. 36). Online-Befragungen werden von<br />

den Probanden zu Hause, in gewohnter Umgebung und ohne Zeitdruck, an ihrem<br />

Computer ausgefüllt. Somit kann <strong>das</strong> sozial erwünschte Antwortverhalten reduziert<br />

werden. Würde der Befrager neben dem Probanden sitzen oder den Fragebogen in<br />

Empfang nehmen, könnte der Proband unwahrheitsgemäss antworten. Vor allem,<br />

weil es vielen Konsumenten unangenehm ist zuzugeben, <strong>das</strong>s sie sparen (Bauman<br />

2005, S. 37f.). Tourangenau und Smith haben zum Beispiel die Ergebnisse verschiedener<br />

Befragungsmethoden <strong>einer</strong> Studie zum Sexualverhalten miteinander verglichen<br />

und herausgefunden, <strong>das</strong>s Online-Befragungen die Bereitschaft auch bei heiklen<br />

Themen ohne „response bias“ zu antworten, deutlich erhöhen (Tourangenau/Smith<br />

1996, S. 275). Darüber hinaus bieten Online-Befragungen den Vorteil,<br />

kostengünstig zu sein, hohe Antwortraten und eine breite geographische Reichweite<br />

zu haben (Gustafsson et al. 2007, S. 14).<br />

Eine Herausforderung bei Online-Befragungen ist die Sicherstellung der externen<br />

Validität. Häufig kann nicht genau nachgewiesen werden, wer an <strong>einer</strong> Befragung<br />

teilgenommen hat. Zudem ist es fragwürdig, ob die Ergebnisse aus Online-


146 Empirische Analyse<br />

Befragungen verallgemeinbar sind, weil die Gefahr <strong>einer</strong> fehlenden Repräsentativität<br />

der Probanden besteht (Aronson 2008, S. 42f.). Aus diesem Grund wurde ein externer<br />

Dienstleiter zur Rekrutierung von Probanden hinzugezogen. Die Wahl fiel <strong>auf</strong><br />

respondi 76 , weil hier ein Maximum an externer Validität gewährleistet wurde. Respondi<br />

führt ein Online-Panel mit 20 000 Schweizern und Schweizerinnen, welches<br />

die Schweizer Bevölkerung in den Merkmalen Geschlecht, Alter, Kanton, Haushaltsgrösse,<br />

Kinder, Haushaltsnettoeinkommen, Familienstand, Ausbildung und Beruf repräsentativ<br />

abbilden kann. Die Profildaten werden kontinuierlich aktualisiert. Die Probandenauswahl<br />

erfolgt themenbezogen und nicht nach einem finanziellen Incentive.<br />

Jeder Proband kann maximal an zwei Befragungen pro Monat teilnehmen. Auf diese<br />

Weise wird vermieden, <strong>das</strong>s sich „professionelle Ausfüller“ im Panel befinden, die<br />

sich täglich „durch mehrere Befragungen klicken“ und daher nicht mehr wie normale<br />

Konsumenten antworten. Darüber hinaus wird überwacht, wieviel Zeit welcher Proband<br />

für die Befragung eingesetzt hat. Testfragen zur Überprüfung der inhaltlichen<br />

Konsistenz der genannten Angaben werden integriert. Probanden, welche die Befragungen<br />

zu schnell ausfüllen (z.B. 5 Minuten während die durchschnittliche Ausfülldauer<br />

20 Minuten beträgt) werden aus den Stichproben und dem Panel gelöscht. Mit<br />

Hilfe dieser Massnahmen wird versucht, die externe Validität in Bezug <strong>auf</strong> die Stichprobe<br />

zu maximieren.<br />

Neben <strong>einer</strong> klassischen Befragung <strong>auf</strong> Basis eines Fragebogens mit verschiedenen<br />

wissenschaftlichen Konstrukten, kommt ein Choice-Based-Experiment zum Einsatz<br />

(siehe Kapitel 10.2.2). Jeder Proband bekommt unterschiedliche Auswahlsituationen<br />

präsentiert, in denen er jeweils ein Produkt auswählt, welches er k<strong>auf</strong>en würde. Nach<br />

der ersten Produktentscheidung erhält der Proband eine weitere Auswahlsituation mit<br />

Produkten, welche andere Eigenschaften haben. <strong>Der</strong> Algorithmus führt dazu, <strong>das</strong>s<br />

die Wahrscheinlichkeit für einen Probanden die exakt gleichen Produktkombinationen<br />

zu erhalten, sehr gering ist. Bei Choice-Based-Experimenten wird daher eine computergestütze<br />

Befragung empfohlen (Balderjahn et al. 2009, S. 135). Darüber hinaus<br />

konnte bei Online-Conjoint-Experimenten eine bessere Konsistenz und Validität der<br />

Daten als bei klassischen „Paper und Pencial“ Befragungen festgestellt werden<br />

(Sethuraman et al. 2005, S. 608). Aus den genannten Gründen wurde eine Online-<br />

Befragung für die vorliegende Untersuchung gewählt.<br />

��������������������������������������������������������<br />

76 im Anhang ist <strong>das</strong> Panelbook von respondi zu finden. Es gibt Auskunft über die Zusammensetzung<br />

und Qualitätsstandards des Panels.


Empirische Analyse 147<br />

Abbildung zeigt den Experimental<strong>auf</strong>bau der Arbeit. Es handelt sich um ein Laborexperiment,<br />

welches in einem 2x2 faktoriellen Design durchgeführt wird.<br />

Güterklasse<br />

<strong>Sparnotwendigkeit</strong> Bekleidung (1) Lebensmittel (0)<br />

Ja (1) Szenario 1 (1 1) Szenario 2 (1 0)<br />

Nein (0) Szenario 3 (0 1) Szenario 4 (0 0)<br />

Abbildung 29: Experiment<strong>auf</strong>bau der Arbeit<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

10.2 Umsetzung der Treatment-Variablen<br />

In diesem Kapitel wird dar<strong>auf</strong> eingegangen, wie die unabhängigen Variablen in der<br />

vorliegenden Untersuchung umgesetzt wurden. Dabei geht es zunächst um die<br />

<strong>Sparnotwendigkeit</strong> (Kapitel 10.2.1) und anschliessend um die Attribute und Eigenschaften<br />

des Choice-Based-Conjoint Experiments (Kapitel 10.2.2), mit dessen Hilfe<br />

<strong>das</strong> Präferenzsystem von sparenden Konsumenten untersucht wird.<br />

10.2.1 <strong>Sparnotwendigkeit</strong> als Stimulus<br />

Zur Untersuchung der Wirkung <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> gibt es grundsätzlich zwei<br />

Möglichkeiten. Zum einen können die Probanden direkt befragt werden, ob sie sparen<br />

müssen oder nicht. Die Gruppenbildung erfolgt dann <strong>auf</strong> Basis ihrer Antwort zur<br />

<strong>Sparnotwendigkeit</strong>. Diese Vorgehensweise wurde häufig in der Armutsforschung<br />

verwendet (z.B. Wendt 2010; Hamilton/Catterall 2005; Ridge 2002). Diese Studien<br />

verfolgen einen qualitativen Ansatz und der Befrager kann in tiefenpsychologischen<br />

Interviews <strong>auf</strong> die individuelle Situation des Probanden eingehen. Bei quantitativen<br />

Befragungen ist hingegen bekannt, <strong>das</strong>s Angaben zu Einkommensverhältnissen in<br />

der Regel nicht wahrheitsgemäss angegeben werden (Böhler 2004, S. 119). Darüber<br />

hinaus zeigen die Erkenntnisse der sozialwissenschaftlichen Forschung, <strong>das</strong>s sich<br />

Menschen für finanzielle Schwierigkeiten schämen und diese auch vor anderen verheimlichen<br />

wollen (Hill/Stephen 1997, S. 34; Bauman 2005, S. 37f.). Eine direkte Abfrage<br />

der <strong>Sparnotwendigkeit</strong> erscheint daher wenig zielführend. In <strong>einer</strong> hypothetischen<br />

Situation <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> hingegen muss der Proband sich nicht für


148 Empirische Analyse<br />

seine Angaben „schämen“ und es werden realistischere Ergebnisse erwartet. Auch<br />

diese Vorgehensweise trägt zur Validität der Ergebnisse bei. Solche Experimente mit<br />

manipuliertem Einkommen sind bisher nur aus der behavioral economics Forschung<br />

bekannt (z.B. Karlsson et al. 1999). Hier werden primär Untersuchungen unter dem<br />

Schlagwort „liquidity constraints“ durchgeführt, in welchen Probanden mit reduzierten<br />

Einkommensverhältnissen konfrontiert werden und sich dann zwischen Investitionen<br />

und verschiedenen Anlageformen (z.B. Aktien, Bonds) entscheiden müssen (Winett/Lewis<br />

1995). Auch aus dem Bereich des mental accountings werden Manipulationen<br />

des Einkommens verwendet (z.B. Henderson/Peterson 1992; Thaler 1990). Die<br />

Einkommensveränderungen werden dabei sehr direkt und verständlich beschrieben.<br />

So beschreiben beispielsweise Karlsson et al. ihr Szenario: „Imagine that you have<br />

received a temporary income decrease of 3000 Swedish Krona after taxes“ (Karlsson<br />

et al. 1999, S. 461). Für die vorliegende Untersuchung wurde die <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

zunächst auch mit der Reduktion des Einkommens um einen absoluten Betrag manipuliert.<br />

Es stellte sich in Expertengesprächen mit anderen Forschern und einem Pretest<br />

heraus, <strong>das</strong>s die Reduktion des Einkommens um einen bestimmten Betrag nur<br />

von machen Konsumenten als <strong>Sparnotwendigkeit</strong> angesehen wurde. So empfinden<br />

manche Konsumenten eine Reduktion des Konsumbudgets um 500 CHF pro Monat<br />

als sehr viel, andere tangiert eine solche Veränderung kaum. Das Expertenteam hat<br />

daher eine relative Reduktion um 50% vorgeschlagen, weil dies für alle Menschen<br />

leicht vorstellbar (und errechenbar) ist und in den meisten Fällen eine Veränderung<br />

des Konsumverhaltens erfordert. In einem weiteren Pretest des gesamten Fragebogens<br />

und auch in der Hauptbefragung erwies sich diese Manipulation als effektiv und<br />

realistisch. Ein Manipulations- und ein Realitätscheck, welche in die Befragung integriert<br />

wurden, belegen dies (siehe Kapitel 10.3.3).


Empirische Analyse 149<br />

Abbildung 30 zeigt <strong>das</strong> Framing der Manipulation in der vorliegenden Untersuchung:<br />

Bitte stellen Sie sich während der gesamten Befragung, d.h. bei allen weiteren Fragen,<br />

Folgendes vor:<br />

Ihr Haushalt hat <strong>auf</strong> Grund <strong>einer</strong> Jobveränderung seit 2 Monaten 50% weniger Einkommen<br />

für Konsumausgaben zur Verfügung. Auch für die kommenden Monate<br />

ist leider keine finanzielle Verbesserung für Ihren Haushalt zu erwarten.<br />

Beispiel: Wenn Ihr Haushalt normalerweise ein verfügbares Einkommen von 6000<br />

CHF pro Monat hat, dann sollten Sie sich nun vorstellen, <strong>das</strong>s Sie nur noch 3000<br />

CHF zur Verfügung haben.<br />

Bitte versuchen Sie sich jetzt in diese Situation hineinzuversetzen und beantworten<br />

Sie alle Fragen in diesem Fragebogen so, als ob Sie tatsächlich 50% weniger Einkommen<br />

hätten.<br />

Abbildung 30: Experimentelle Manipulation der <strong>Sparnotwendigkeit</strong>.<br />

Quelle: Eigene Darstellung.


150 Empirische Analyse<br />

10.2.2 Das Choice-Based Conjoint Experiment<br />

Ein weiteres Forschungsziel der vorliegenden Arbeit ist es, <strong>das</strong> konkrete Produktwahlverhalten<br />

zu analysieren. Es soll herausgefunden haben, wie sich eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

<strong>auf</strong> die Relevanz von einzelnen Produktwahlkriterien auswirkt und wie <strong>das</strong><br />

Handelsmanagement die Produktwahl beeinflussen kann.<br />

Die Methoden, um den <strong>Einfluss</strong> einzelner Produkteigenschaften für die Produktwahl<br />

zu analysieren, lassen sich generell in direkte und indirekte Herangehensweisen unterteilen.<br />

Direkte Ansätze, wie die contingent-valuation, fragen die Zahlungsbereitschaft<br />

direkt ab oder konzentrieren sich nur <strong>auf</strong> einen Aspekt. Meistens wird nur der<br />

Preis in verschiedenen Höhen variiert, die Eigenschaft wird bewertet und die Produktpräferenz<br />

direkt abgefragt (Völckner 2006, S. 33f.). Es wird daher auch von <strong>einer</strong><br />

kompositionellen Analyse gesprochen, da zunächst einzelne Eigenschaften bewertet<br />

werden und dann ein Gesamturteil abgefragt wird (Netzer/Srinivasan 2011, S. 140).<br />

Diese Methoden werden jedoch kritisiert, weil sie sehr hohe Erwartungen an die Probanden<br />

stellen. Diese müssen ihre eigenen Zahlungsbereitschaften einschätzen<br />

können. Darüber hinaus führt diese Konzentration <strong>auf</strong> einen singulären Aspekt wie<br />

den Preis dazu, <strong>das</strong>s die Relevanz überschätzt wird (Wricke/Herrmann 2002, S. 574;<br />

List/Gallet 2001, S. 241). Indirekte Ansätze verfolgen einen dekompositionellen Ansatz.<br />

Hierbei wird von einem Gesamturteil über ein Objekt <strong>auf</strong> die einzelnen Eigenschaften<br />

geschlossen (Meissner et al. 2011, S. 424f.). Die etablierteste Methode der<br />

dekompositionellen Ansätze ist die sogenannte Discrete-Choice-Analyse. Hier werden<br />

Konsumenten mit realen K<strong>auf</strong>situationen konfrontiert. <strong>Der</strong> Proband erhält verschiedene<br />

Produkte zur Auswahl und darf sich für ein Produkt entscheiden, <strong>das</strong> ihm<br />

am meisten zusagt. Danach erhält er eine andere Produktauswahl und muss sich<br />

erneut für ein Produkt entscheiden. Auf Basis eines Multinominalen Logit-Modells<br />

(siehe Kapitel 11.7) kann eine Nutzenfunktion bestimmt werden, mit deren Hilfe die<br />

Relevanz der einzelnen Eigenschaften errechnet werden kann (Helm et al. 2008, S.<br />

243). 77<br />

��������������������������������������������������������<br />

77 Für eine detaillierte Beschreibung der Discrete-Choice Methode, siehe: Train 2003.


Empirische Analyse 151<br />

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���������������������<br />

��������������<br />

���������������������<br />

��������������������������������<br />

Einstellungsmodelle<br />

I. II. III. IV.<br />

IV.<br />

���������� ���������� �����������������<br />

III.<br />

���������� ���������� �����������������<br />

Conjoint-Analyse<br />

Abbildung 31: Analyseprinzipien zur Präferenzmessung bei K<strong>auf</strong>entscheidungen<br />

Quelle: Huber (2011), S. 22.<br />

<strong>Der</strong> Vorteil des Discrete-Choice-Ansatzes im Gegensatz zu klassischen Conjoint-<br />

Modellen liegt in der realistischeren Darstellung der K<strong>auf</strong>entscheidung. In der Realität<br />

bewertet der Konsument (mit Ausnahme von extensiven K<strong>auf</strong>entscheidungen wie<br />

Autos) nicht jede einzelne Eigenschaft eines Produkts und erstellt auch keine Präferenzlisten<br />

für einzelne Attribute. In Discrete-Choice-Modellen muss er, wie in der realen<br />

K<strong>auf</strong>umgebung, nur die Entscheidung zwischen K<strong>auf</strong> oder Nicht-K<strong>auf</strong> treffen<br />

(Louviere et al. 2008, S. 360). Empirische Untersuchungen zeigen, <strong>das</strong>s Discrete-<br />

Choice-Modelle <strong>das</strong> tatsächliche K<strong>auf</strong>verhalten (revealed preferences) sehr gut abbilden<br />

(Adamowicz et al. 1997, S. 65). Die externe Validität von Discrete-Choice-<br />

Modellen ist sehr hoch (Louviere/Islam 2008, S. 912). In wissenschaftlichen Untersuchen<br />

ist die Methode des Discrete-Choice gegenüber anderen Conjoing-Modellen zu<br />

präferieren, weil sie theoretisch fundiert ist. Sie basiert <strong>auf</strong> der Random Utility Theory<br />

nach Thurstone (1927), wonach „Nutzen“ als latentes Konstrukt im Kopf eines jeden<br />

Individuums verankert ist, aber nicht direkt beobachtet werden kann (Louviere et al.<br />

2008, S. 362).<br />

Ein wichtiger Aspekt bei der Gestaltung eines Discrete-Choice-Experiments ist die<br />

Auswahl von Eigenschaften und deren Eigenschaftsausprägungen. Auf Basis<br />

dessen werden die Produktauswahlsituationen (sogenannte Profile) erstellt<br />

II.<br />

Discret Choice-Analyse<br />

����������������������������������<br />

I.


152 Empirische Analyse<br />

(Haajer/Wedel 2007, S. 202f.). Die gewählten Eigenschaften müssen aus Nachfragersicht<br />

relevant sein. Ferner müssen die Eigenschaften durch den Anbieter beeinflussbar<br />

sein, sie müssen voneinander unabhängig sein und die einzelnen Eigenschafsausprägungen<br />

müssen sich gegenseitig kompensieren können (Huber 2011,<br />

S. 32). Es ist wichtig, <strong>das</strong>s die Eigenschaftsausprägungen ein symmetrisches Design<br />

bilden. Dies bedeutet, <strong>das</strong>s alle Eigenschaften eine (annähernd) identische Zahl an<br />

Ausprägungen haben. Wenn dies missachtet wird, kann es zu einem Number-oflevel-Effekt<br />

kommen. Dieser Effekt beschreibt die Tatsache, <strong>das</strong>s Eigenschaften mit<br />

<strong>einer</strong> zunehmenden Anzahl an Ausprägungen zu <strong>einer</strong> stärkeren relativen Wichtigkeit<br />

führen. Dies wird damit erklärt, <strong>das</strong>s dem Probanden die häufigeren Wechsel der<br />

Ausprägungen während der Befragung <strong>auf</strong>fallen und der Proband daher stärker <strong>auf</strong><br />

diese achtet (Green/Srinivasan 1990, S. 7).<br />

Im vorliegenden Fall kann zur Auswahl der Eigenschaften <strong>auf</strong> bestehende Erkenntnisse<br />

zur Produktwahl zurückgegriffen werden. Es stehen in der vorliegenden Untersuchung<br />

nicht einzelne Ausprägungen, sondern primär die Unterschiede zwischen<br />

Sparern und nicht-Sparern im Vordergrund. Nichtsdestotrotz wurden diese in den<br />

<strong>auf</strong>geführten Fokusgruppen validiert und ihre Erscheinungsformen <strong>auf</strong> den Schweizer<br />

Markt angepasst.<br />

Die Produktkategorien für <strong>das</strong> Choice-Experiment wurden entsprechend zu den gewählten<br />

Güterklassen Lebensmittel und Bekleidung gewählt. In den Szenarios Lebensmittel<br />

(vgl. Abbildung 29)wurden die Probanden vor Auswahlsituationen mit<br />

Vollmilch und in den Szenarios Bekleidung sollten sie sich zwischen verschiedenen<br />

Polohemden unterscheiden. Die zwei Kategorien wurden gewählt, weil jeder Proband<br />

mit diesen Kategorien beim Eink<strong>auf</strong> bereits einmal in Berührung gekommen ist,<br />

die Produkte für beide Geschlechter, verschiedene Alters- und Einkommensklassen<br />

relevant sind und in früheren Studien zu Hersteller- und Handelsmarken diese Kategorien<br />

bereits häufig eingesetzt wurden (Sprott/Shimp 2004; D�Astous/Saint-Louis<br />

2005; Liljander et al. 2009; Hardwig 2008, S.76f; De Wulf et al. 2005, S. 225).<br />

Bei der Produktwahl sind der Preis, die Marke, die Profilierung des Händlers und<br />

Mehrwertattribute die wichtigsten Eigenschaften. Diese Eigenschaften sind für den<br />

Nachfrager relevant und können auch von ihm beeinflusst werden (Bao et al. 2010;<br />

Dodds/Monroe/Grewal 1991; Steenkamp 1989). 78 Um persönliche Produkterfahrun-<br />

��������������������������������������������������������<br />

78 Die Wirkung wird im Rahmen von Kapitel 5.2 beschreiben.


Empirische Analyse 153<br />

gen und negative beziehungsweise positive Assoziationen mit Händlern oder Marken<br />

als <strong>Einfluss</strong>faktoren auszuschliessen, wurde in Anlehnung an Henning-Thurau/Paul<br />

(2007) eine fiktive Beschreibung von drei Händlern gewählt (Henning-Thurau/Paul<br />

2007, S. 164). Ein Händler, der sich durch sein Sortiment und sein Ladenlayout deutlich<br />

von anderen Händlern unterscheidet (starke Profilierung), ein Händler der eher<br />

durchschnittlich ist und sich in keinem Profilierungsinstrument von anderen Händlern<br />

abhebt (geringe Profilierung) und ein Discounter, der sich über Preise profiliert und<br />

ansonsten nur Basisanforderungen erfüllt. 79 Die Eigenschaft Markentyp wurde ebenfalls<br />

mit drei Ausprägungen in Anlehnung an vorherige Studien zu fiktiven Herstellerund<br />

Handelsmarken operationalisiert. So erhält der Proband die Information „Bekannte<br />

Herstellermarke“, „Eigenmarke des Detailhändlers“ oder „unbekannte Marke“<br />

(Geyskens et al. 2010, S. 792; Dodds et al. 1991, S. 311). <strong>Der</strong> Wert eines Produktes<br />

lässt sich <strong>auf</strong> Basis von Sweeney/Soutar (1999) in verschiedene Dimensionen unterteilen.<br />

Ein qualitativer Mehrwert wurde mit dem Produktzusatz „Hervorragende Qualität“<br />

umgesetzt, ein psychosozialer Mehrwert mit „Stars und Prominente k<strong>auf</strong>en dieses<br />

Produkt“ und der ökonomische Mehrwert wurde in zwei Ausprägungen mit „Sonderangebot“<br />

und „Preiskracher“ operationalisiert (Richardon et al. 1994, S. 30f.; Rao/Monroe<br />

1989; Steenkamp 1989). <strong>Der</strong> Preis wurde in vier Höhen umgesetzt. Ein<br />

hoher Preis, ein mittlerer Preis, ein niedriger Preis und ein Discount-Preis. Die exakten<br />

Preishöhen wurden <strong>auf</strong> Basis <strong>einer</strong> Marktbeobachtung bei acht Schweizer Detailhändlern<br />

bestimmt. Hierzu wurden die Preise verschiedener Marken und Eigenmarken<br />

bei Schweizer Detailhändlern miteinander verglichen. Die vier gewählten Preisstufen<br />

spiegeln somit die Preisspannen und <strong>das</strong> Schweizer Preisniveau sehr gut<br />

wieder (Milch: 1.95 CHF (hoher Preis), 1.55 CHF (mittlerer Preis), 1.25 CHF (geringer<br />

Preis) und 0.95 (Discount-Preis); Polo-Hemden: 139 CHF (hoher Preis), 89 CHF<br />

(mittlerer Preis), 49 CHF (geringer Preis), 29 CHF (Discount-Preis)). Auch wurde<br />

überprüft, ob jede mögliche Kombination im Choice-Experiment auch in der Realität<br />

tatsächlich vorkommen kann. Dies konnte bestätigt werden und es mussten keine<br />

Kombinationen ausgeschlossen werden. 80 Diese Vorgehensweise der Marktbeobachtung<br />

und Anpassung <strong>auf</strong> lokale Gegebenheiten wird bei der Gestaltung eines<br />

��������������������������������������������������������<br />

79 Die Beschreibungen der fiktiven Händler sind im Anhang.<br />

80 Sogar die Kombination <strong>einer</strong> guten Bekleidungsmarke im Discount-Geschäft wurde in der Realität<br />

gefunden. So berichtete der Tagesspiegel: „An den Wühltischen des Discounters Plus drängelten sich<br />

in der vergangenen Woche die Kunden. Bei der Verk<strong>auf</strong>saktion gab es aber keine No- Name-<br />

Computer und keine chinesischen Motorsägen, sondern feinste Markenware: Polo-Hemden, Pullover<br />

und Jacken der Edelmarke Ralph Lauren. Mehr als 50 Prozent billiger als im Fachgeschäft sollen die<br />

Teile gewesen sein.“, Tagesspiegel 2003.


154 Empirische Analyse<br />

Choice-Designs und deren Eigenschaften empfohlen (Weiber/Mühlhaus 2009, S. 49;<br />

Peyer/Balderjahn 2007, S. 274; Melles 2001, S. 39). 81 Es wurde bewusst vermieden,<br />

den Preis mit mehr als vier Ausprägungen zu operationalisieren, um den Number-of-<br />

Level Effekts zu verhindern. Trotzdem ist der Preis die einzige Eigenschaft mit vier<br />

Ausprägungen (siehe Abbildung 32). In der Analyse zur Designeffizienz erhalten jedoch<br />

alle Eigenschaften einen Efficiency-Wert von mindestens 0.9903, was über dem<br />

geforderten Mindestmass von 0.9 liegt. Das experimentelle Design kann als balanced<br />

und orthogonal bezeichnet werden. Es handelt sich um ein gutes symmetrisches<br />

3x3x3x3x4 Design (Huber 2011, S. 147f.; Orme 2002, S. 4).<br />

Abbildung 32 fasst <strong>das</strong> experimentelle Design des Choice-Experiments zusammen<br />

und Abbildung 33 zeigt eine beispielhafte Auswahlsituation.<br />

Attribute<br />

Profilierung des<br />

Händlers<br />

Hohe Profilierung<br />

Ausprägungen der Attribute<br />

Geringe Profilierung<br />

Discount Profilierung<br />

Markentyp Herstellermarke Eigenmarke unbekannte Marke<br />

Mehrwerthinweis<br />

Sparhinweis<br />

Qualitativer<br />

Mehrwert<br />

Sonderangebot<br />

(un<strong>auf</strong>fällig)<br />

Psychosozialer<br />

Mehrwert<br />

Preiskracher<br />

(<strong>auf</strong>fällig)<br />

Ohne Mehrwerthinweis<br />

Ohne Sparhinweis<br />

Preis Hoher Preis Mittlerer Preis Geringer Preis Discount Preis<br />

Abbildung 32: Attribute und Ausprägungen im Rahmen des Choice-Experiments<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

��������������������������������������������������������<br />

81 Vgl. Anhang mit der Übersicht der Preise und Marken bei den verschiedenen Händlern.


Empirische Analyse 155<br />

Welches Polo-Hemd würden Sie k<strong>auf</strong>en?<br />

Abbildung 33: Beispielhafte Auswahlsituation im Choice-Experiment<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

10.3 Methodik und Datenerhebung<br />

Nachdem im vorherigen Kapitel <strong>das</strong> experimentelle Design beschreiben wurde, geht<br />

dieses Kapitel <strong>auf</strong> die Datenerhebung ein. Hierzu wird der Prozess der Befragung,<br />

die erhobene Stichprobe, der Pretest und die Ergebnisse des verwendeten Manipulations-<br />

und Realism-Checks vorgestellt.<br />

10.3.1 Datenerhebung und Stichprobe<br />

<strong>Der</strong> Fragebogen und <strong>das</strong> Choice-Experiment wurden mit Hilfe der Softwarte<br />

Sawtooth SSI Web 7.0 programmiert und <strong>auf</strong> einen eigenen Server geladen.<br />

Sawtooth ist die Standard-Software für Conjoint-Analysen und wird von vielen Forscher<br />

empfohlen (Huber 2011, S. 133; Gensler 2003, S. 53; Haaijer et al. 2000, S.<br />

376). Abbildung 34 zeigt den schematischen Abl<strong>auf</strong> der Befragung.


156 Empirische Analyse<br />

Abbildung 34: Schematischer Abl<strong>auf</strong> der Befragung<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Zunächst haben knapp 4000 Panel-Mitglieder der Partneragentur respondi eine<br />

elektronische Einladung mit einem Link zu der Befragung erhalten. Per Zufallsgenerator<br />

wurden sie <strong>auf</strong> die Gruppen Bekleidung und Lebensmittel zugeteilt. Auf dem<br />

Startbildschirm wurden dann die soziodemographischen Kriterien abgefragt. Ein<br />

Quotenplan garantierte eine repräsentative Abbildung der Schweizer Bevölkerung<br />

in den Merkmalen Alter, Geschlecht und Einkommen. Wenn eine Quote bereits<br />

gefüllt war, wurde der potenzielle Proband nicht mehr zu der Befragung zugelassen.<br />

Nach Abfrage der Moderatoren wurden die Probanden dann per Zufallsgenerator<br />

entweder der Gruppe mit einem Sparstimulus oder der Gruppe ohne Sparstimulus<br />

zugewiesen. Die Feldzeit der Befragung betrug zwei Wochen, so<strong>das</strong>s jeder Panel-<br />

Teilnehmer die Chance hatte, an der Befragung (z.B. auch am Wochenende) teilzunehmen<br />

und nicht <strong>auf</strong> Grund von zeitlichen Restriktionen verhindert wurde.


Empirische Analyse 157<br />

Mit Hilfe dieser Massnahmen wurden die Repräsentativität (Gierl 1995, S. 31) und<br />

die Generalisierbarkeit (Blair/Zinkhan 2006, S. 4) sichergestellt. Alle vier Gruppen<br />

zeigen sehr ähnliche soziodemographische Merkmale (vgl. Tabelle 11). Weder der<br />

Teilnehmer noch der Befrager konnten die Zuteilung der Probanden zu <strong>einer</strong> Gruppe<br />

beeinflussen. Sie unterlag dem Zufall. Diese Randomisierung ist eine wichtige Voraussetzung<br />

für experimentelle Untersuchungen. Sie sorgt dafür, <strong>das</strong>s sämtliche personenbezogenen<br />

Störvariablen (bekannte wie auch unbekannte) neutralisiert werden.<br />

Die gemessenen Effekte können sicher <strong>auf</strong> die zwei abhängigen Faktoren<br />

(Branche und Sparstimulus) zurückgeführt werden (Field 2009, S. 423; Bortz/Döring<br />

2006, S. 524).<br />

Nachdem die Probanden entweder <strong>das</strong> Treatment „Sparstimulus“ oder <strong>das</strong> Treatment<br />

„kein Sparstimulus“ erhalten hatten, folgte eine Beschreibung der drei fiktiven<br />

Händler (vgl. Kapitel 10). Danach wurden den Probanden zehn Auswahlsituationen<br />

mit jeweils drei verschiedenen Produkten gezeigt. Die Probanden hatte die Möglichkeit<br />

eines der drei Produkte zu wählen oder anzugeben, <strong>das</strong>s sie keines der drei<br />

Produkte bevorzugen würden. Es folgte schliesslich ein Fragebogenteil zum allgemeinen<br />

Eink<strong>auf</strong>sverhalten (vgl. Abbildung 34).<br />

Die Anzahl der Auswahlsituationen kann einen grossen <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> die Datenqualität<br />

haben. Auf der einen Seite erhält der Befrager mit jeder weiteren Auswahlsituation<br />

mehr Informationen über die Nutzenstruktur des einzelnen Probanden. Auf der<br />

anderen Seite führen zu viele Auswahlsituationen zu Ermüdungserscheinungen bei<br />

den Probanden. Diese konzentrieren sich dann oftmals nur noch <strong>auf</strong> ein Attribut.<br />

Somit sinkt die Datenqualität (Lusk/Schröder 2004, S. 469; Swait/Adamowicz 2001,<br />

S. 135). Es werden dennoch teilweise über 30 Auswahlsituationen verwendet (Baier/Säuberlich<br />

1997, S. 751; Johnson/Orme 1996, S. 22). In der Literatur wird jedoch<br />

empfohlen, 10 Auswahlsituationen mit jeweils drei Produkten zu verwenden (Rolfe/Bennet<br />

2009, S. 114). Bei mehr als 20 Auswahlentscheidungen muss mit Müdigkeitserscheinungen<br />

bei Probanden gerechnet werden (Gensler 2003, S. 56). Auch<br />

die Integration <strong>einer</strong> „Nicht-K<strong>auf</strong>-Option“ wird in der Literatur empfohlen. <strong>Der</strong> Proband<br />

ist dadurch nicht gezwungen ein Produkt auszuwählen. Dies erhöht den realistischen<br />

Charakter des Experiments. Vergleichsstudien zeigen, <strong>das</strong>s die Ergebnisse<br />

von Choice-Experimenten mit <strong>einer</strong> „Nicht-K<strong>auf</strong>-Option“ <strong>das</strong> tatsächliche K<strong>auf</strong>verhalten<br />

besser wiederspiegeln (Louviere/Woordworth 1983, S. 350f.).


158 Empirische Analyse<br />

Die Validität von Choice-Experimenten wird <strong>auf</strong> Basis von sogenannten Holdouttask<br />

berechnet. Hierbei handelt es sich um Auswahlsituationen, die nicht mit in die<br />

Berechnung der des Multinominalen Logit-Modells zur Bestimmung der Nutzenfunktion<br />

einfliessen (Green/Srinivasan 1990, S. 13). Aus Basis der Nutzenfunktion wird<br />

die Produktwahlentscheidung für die holdout-task „vorhergesagt“. Dieser vorhergesagte<br />

Wert wird mit der tatsächlichen Produktwahlentscheidung verglichen (actual vs.<br />

predicted choice). Auf diese Weise kann die Güte des Modells bestimmt werden<br />

(Karniouchina et al. 2009, S. 342; Johnson 1997, S. 1). Für die genaue Anzahl von<br />

Holdout-tasks gibt es keine genauen Vorgaben. Es sollte in jedem Choice-Based-<br />

Conjoint-Experiment jedoch mindestens ein Holdout-task vorkommen (Orme et al.<br />

1997, S. 2). Für die vorliegende Untersuchung wurden 10 Auswahlentscheidungen,<br />

inklusive zwei Holdout-Tasks (an der vierten und achten Stelle), zur Berechnung der<br />

Validität verwendet.<br />

Die Anzahl der Auswahlsituationen, die Anzahl der Eigenschaftsausprägungen und<br />

die Anzahl der Produkte pro Auswahlsituation beeinflussen die benötigte Stichprobengrösse.<br />

Orme (2010) empfiehlt folgende Formel zur Berechnung der Stichprobengrösse:<br />

���<br />

�<br />

� ���<br />

mit<br />

n = Anzahl der Probanden<br />

t = Anzahl der Auswahlsituationen<br />

a = Anzahl der Alternativen pro Auswahlsituation<br />

(ohne die „Nicht-K<strong>auf</strong>-Option“)<br />

c = grösstes Produkt aus der Anzahl der Eigenschaftsausprägungen<br />

von zwei Eigenschaften<br />

Orme (2007) ergänzt weiter: „If the purpose of your research is to compare groups of<br />

respondents and detect significant differences, you should use a large enough sample<br />

size to accommodate a minimum of about 200 per group. Therefore, if you are<br />

conducting a segmentation study and plan to divide respondents into as many as four<br />

groups it would be wise to include, at a minimum, 4 � 200 = 800 respondents“ (Orme<br />

2007, S. 65). Für die vorliegende Studie sollen vier Gruppen (vgl. Abbildung 29) ver-


Empirische Analyse 159<br />

wendet werden und es sollen signifikante Unterschiede ermittelt werden. Es sollten<br />

mindestens 800 Probanden verwendet werden. In der Hauptbefragung wurde jedoch<br />

eine etwas grössere Stichprobe angestrebt, um die Möglichkeit zu haben, einzelne<br />

Ausreisser aus den Analysen auszuschliessen.<br />

Die Rückl<strong>auf</strong>quote lag bei 38%. Insgesamt wurden 31 Probanden aus der Stichprobe<br />

entfernt, weil ihre Ausfülldauer unter fünf Minuten bzw. über drei Stunden lag. Bei<br />

diesen Probanden ist davon auszugehen, <strong>das</strong>s die Befragung nicht gewissenhaft<br />

ausgefüllt wurde. Die Rückl<strong>auf</strong>quote lag bei 28%. Darüber hinaus wurden 87 Fragebögen<br />

nicht vollständig ausgefüllt. 406 Personen konnten nicht mehr an der Befragung<br />

teilnehmen, weil die Quotengruppe ihrer Soziodemographika bereits gefüllt war.<br />

Insgesamt wurde eine Anzahl n von 989 Probanden und somit in jedem der vier Szenarien<br />

fast 250 gültige Fragebögen erzielt. Jeder Proband nahm nur an einem der<br />

Szenarien teil. Dies wurde über die Vergabe von Passwörtern sichergestellt. Es handelt<br />

sich folglich um ein between-subject-design (Field 2009, S. 422). Tabelle 11<br />

zeigt die soziodemographischen Kriterien der Probanden in den vier Szenarien der<br />

Hauptbefragung.


160 Empirische Analyse<br />

Geschlecht<br />

Alter<br />

mit Sparstimulus<br />

Lebensmittel Bekleidung<br />

ohne Sparstimulus<br />

mit Sparstimulus<br />

männlich 50.60% 50.00% 50.00% 50.00%<br />

weiblich 49.40% 50.00% 50.00% 50.00%<br />

18 bis 29 Jahre 21.81% 21.54% 21.60% 21.20%<br />

30 bis 39 Jahre 21.81% 21.54% 21.20% 21.20%<br />

40 bis 49 Jahre 22.63% 24.80% 24.00% 24.00%<br />

50 bis 59 Jahre 18.52% 19.11% 18.40% 18.80%<br />

60 Jahre und reifer 15.23% 13.01% 14.80% 14.80%<br />

Haushaltsgrösse<br />

Haushaltsnettoeinkommen<br />

2.4 2.4 2.4 2.4<br />

CHF 0 bis CHF 2'499 4.53% 4.88% 3.60% 4.00%<br />

CHF 2'500 bis CHF 3'999 10.70% 11.79% 12.80% 13.60%<br />

CHF 4'000 bis CHF 5'499 15.23% 17.89% 16.40% 18.80%<br />

CHF 5'500 bis CHF 6'999 20.16% 19.51% 17.20% 19.20%<br />

CHF 7'000 bis CHF 8'499 14.81% 14.67% 15.20% 13.60%<br />

CHF 8'500 bis CHF 9'999 12.76% 10.94% 14.40% 12.40%<br />

CHF 10'000 bis CHF<br />

11'499 5.35% 6.91% 6.00% 6.40%<br />

CHF 11'499 bis CHF<br />

12'999 4.12% 4.47% 4.00% 3.60%<br />

CHF 13'000 und mehr 12.35% 8.94% 10.40% 8.40%<br />

Stichprobengrösse<br />

Tabelle 11: Merkmale der Stichprobe<br />

243 246 250 250<br />

ohne Sparstimulus


Empirische Analyse 161<br />

10.3.2 Pretest des Erhebungsinstruments<br />

Vor der Hauptbefragung wurde ein Pretest des Fragebogens und des Choice-<br />

Experiments durchgeführt. Hiermit sollte <strong>auf</strong> der Probandenseite überprüft werden,<br />

ob alle Formulierungen verständlich sind und ob der Fragebogen in vertretbarer<br />

Dauer auszufüllen ist. Auf der anderen Seite sollten die Güte der einzelnen Konstrukte<br />

und die Manipulation (siehe auch Abbildung 30) überprüft werden (Reynolds/Diamantopoulus<br />

1998, S. 480f.).<br />

Die verwendeten Items im Fragebogen stammen fast ausschliesslich aus der amerikanischen<br />

Journalliteratur (vgl. Kapitel 7.3). Sie wurden übersetzt und <strong>auf</strong> die Besonderheiten<br />

des Schweizer Marktes angepasst (ein Händler wird beispielsweise als<br />

Detailhändler bezeichnet). Danach wurde die Verständlichkeit und Relevanz aller<br />

Fragebogenbestandteile mit einem Expertenteam, bestehend aus anderen Konsumentenforschern,<br />

diskutiert (Blair/Presser 1992 S. 4). Nachdem Anregungen eingearbeitet<br />

worden waren, wurde der Fragebogen in <strong>einer</strong> Online-Befragung bei Studierenden<br />

und Universitätsmitarbeitern getestet. Insgesamt nahmen 128 Personen an<br />

dem Pretest teil. Im Anschluss an die Befragung wurden die Probanden gebeten, den<br />

Fragebogen zu bewerten. Tabelle 12 zeigt die Ergebnisse. Insgesamt wurde der<br />

Fragebogen sehr gut bewertet und in der Hauptbefragung eingesetzt.<br />

Gut bis akzeptabel Nicht akzeptabel<br />

Die Umfrage war für mich interessant auszufüllen. 96% 4%<br />

Die Umfrage ist von der Länge her akzeptabel. 91% 9%<br />

Die Umfrage ist in <strong>einer</strong> angemessenen Dauer auszufül-<br />

len.<br />

92% 8%<br />

Die Formulierungen sind einfach zu verstehen. 99% 1%<br />

Tabelle 12: Bewertung des Fragebogens im Pretest (n=128).<br />

10.3.3 Manipulations- und Realism-Check<br />

In Experimenten wird dazu geraten, einen Manipulationscheck einzubauen. Hierbei<br />

handelt es sich um einen Test, der unabhängig von den untersuchten abhängigen<br />

Variablen zeigt, ob die Manipulation vom Probanden verstanden wurde und ob er<br />

den Manipulationsstimulus während der Befragung berücksichtigt hat (Mitchell/Jolley<br />

2010, S. 168). In der vorliegenden Untersuchung wurde ein Teil der Probanden mit<br />

der Situation konfrontiert, <strong>das</strong>s sie seit zwei Monaten <strong>auf</strong> Grund <strong>einer</strong> Jobveränderung<br />

50% weniger Einkommen zur Verfügung haben. Um zu überprüfen, ob diese


162 Empirische Analyse<br />

Manipulation funktioniert hat, wurden die Probanden zu Beginn der Befragung (vor<br />

dem Sparstimulus) und am Ende der Befragung zu Veränderungen in ihrer persönlichen<br />

Einkommenssituation befragt. Ein Mittelwertvergleich mit Hilfe eines t-tests bei<br />

gepaarten Stichproben zeigt, <strong>das</strong>s sich die Einschätzungen zur finanziellen Lage des<br />

Haushalts am Anfang und am Ende der Befragung signifikant voneinander unterscheiden,<br />

t(492)=10.808, p


Empirische Analyse 163<br />

Statement Zustimmung in<br />

Ich konnte mich gut in die Situation<br />

(mit 50% weniger Einkommen)<br />

hineinversetzen.<br />

Ich glaube, <strong>das</strong>s ich mich mit<br />

50% weniger Einkommen wirklich<br />

so verhalten würde, wie ich<br />

es in diesem Fragebogen angegeben<br />

habe.<br />

Die Situation, <strong>das</strong>s man <strong>auf</strong>grund<br />

bestimmter Gründe plötzlich<br />

50% weniger Einkommen<br />

hat, finde ich realistisch.<br />

%<br />

(Antworten 5-7)<br />

Ablehnung in %<br />

(Antworten 1-3)<br />

Enthaltung in %<br />

(Antwort 4)<br />

89% 4% 7% 493<br />

83% 6% 11% 493<br />

77% 11% 12% 493<br />

Skala: 1 = stimme überhaupt nicht zu; 7 = stimme voll und ganz zu.<br />

Tabelle 14: Ergebnisse des Realsim-Checks.<br />

n


164 Empirische Analyse<br />

11. Ergebnisse der Experimente<br />

Nachdem im vorherigen Kapitel die Datenerhebung und die Stichprobe beschrieben<br />

wurde, folgt in diesem Teil die Auswertung der Befragung, d.h. die Überprüfung der<br />

postulierten Hypothesen und deren Interpretation. Zunächst wird die Methodik der<br />

Datenauswertung beschrieben, dann werden die erhobenen Statements mit Hilfe<br />

<strong>einer</strong> Faktorenanalyse verdichtet und schliesslich mit <strong>einer</strong> Varianzanalyse, <strong>einer</strong><br />

Kovarianzanalyse, einem Multinominalen-Logit-Modell, <strong>einer</strong> Hierarchischen-Bayes-<br />

Schätzung und <strong>einer</strong> Clusteranalyse ausgewertet.<br />

11.1 Methodik der Datenauswertung<br />

Die Ausführungen in Kapitel 10 haben gezeigt, <strong>das</strong>s es sich bei der vorliegenden<br />

Untersuchung um ein 2x2 faktorielles between-subjects Design handelt. Es liegen<br />

zwei unabhängige Variablen vor: die <strong>Sparnotwendigkeit</strong> und die Branche. Beide sind<br />

binär kodiert beziehungsweise sind <strong>auf</strong> einem nominalen Skalenniveau. Sie liegen in<br />

jeweils zwei Ausprägungen vor (<strong>Sparnotwendigkeit</strong> und keine <strong>Sparnotwendigkeit</strong>;<br />

Lebensmittel und Bekleidung). Die abhängigen Varibalen sind metrisch skaliert (z.B.<br />

Einstellung zu Handelsmarken). Für die Analyse bietet sich daher die statistische<br />

Methode der Varianzanalyse (ANOVA) an. Übertragen <strong>auf</strong> die vorliegende Untersuchung<br />

kommt die zweifaktorielle Varianzanalyse zum Einsatz (Kuckartz 2010, S. 167;<br />

Backhaus et al. 2008, S. 171).<br />

Die Varianzanalyse gehört zu der Gruppe der Generalized Linear Models, sogenannte<br />

GLMs, (Fromm 2010, S. 15). <strong>Der</strong> Vorteil <strong>einer</strong> mehrfakoriellen Varianzanalyse im<br />

Vergleich zu <strong>einer</strong> einfaktoriellen Analyse, liegt in der Möglichkeit neben den Haupteffekten<br />

der unabhängigen <strong>auf</strong> die abhängige Variable auch Effekte zu prüfen, die<br />

sich aus <strong>einer</strong> Kombination der unabhängigen Variablen ergeben. Dies wird als Interaktionseffekt<br />

bezeichnet (Bortz/Döring 2006, S. 290). Die unabhängigen Variablen<br />

werden als Faktoren bezeichnet (Bortz/Schuster 2010, S. 238). Bezogen <strong>auf</strong> den<br />

Kontext der Arbeit bedeutet dies, <strong>das</strong>s sowohl der Effekt der <strong>Sparnotwendigkeit</strong> <strong>auf</strong><br />

<strong>das</strong> Eink<strong>auf</strong>sverhalten berechnet werden kann, als auch der Effekt der Branche <strong>auf</strong><br />

<strong>das</strong> Eink<strong>auf</strong>sverhalten. Dies ist deshalb relevant, weil davon auszugehen ist, <strong>das</strong>s<br />

sich <strong>das</strong> Eink<strong>auf</strong>sverhalten auch ohne Vorliegen <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> in den<br />

Branchen unterscheidet. Durch die Integration der Branche kann dieser <strong>Einfluss</strong> kontrolliert<br />

werden. Darüber hinaus gibt der Interaktionseffekt darüber Aufschluss, ob die<br />

Wirkung des Sparstimulus von der Branche abhängig ist.


Empirische Analyse 165<br />

Die zweifaktorielle Varianzanalyse kann mathematisch wie folgt dargestellt werden<br />

(Herrmann/Seilheimer 2000, S.277):<br />

Mit: Yghk: Beobachteter Wert<br />

Yghk = � + �g + �h + (��)gh + �ghk<br />

�: Mittelwert der Grundgesamtheit<br />

�g Haupteffekte des Faktors x1 (<strong>Sparnotwendigkeit</strong>)<br />

�h: Haupteffekte des Faktors x2 (Branche)<br />

(��)gh: Interaktionseffekt der Faktoren x1 (<strong>Sparnotwendigkeit</strong>) und x2<br />

(Branche)<br />

�ghk: Residualgrösse<br />

Auf Basis dieses Modells werden vier Hypothesen getestet: ein globaler Effekt, zwei<br />

Haupteffekte und ein Interaktionseffekt. Hierbei wird stets die Nullhypothese geprüft,<br />

<strong>das</strong>s kein Effekt vorliegt. Es wird also angenommen, <strong>das</strong>s es keine signifikanten Unterscheide<br />

in den Mittelwerten der effektspezifischen Szenarien gibt. Wenn die Nullhypothese<br />

abgelehnt werden muss, liegt ein <strong>Einfluss</strong> des Faktors beziehungsweise<br />

der Faktoren vor (Fahrmeir et al. 2007, S. 531).<br />

Zum Test des globalen Effekts wird die Nullhypothese getestet, bei der sich die Mittelwerte<br />

in allen vier Szenarien (vgl. Tabelle 29) nicht voneinander unterscheiden.<br />

Wenn diese abgelehnt wird, bedeutet es folglich, <strong>das</strong>s sich mindestens ein Szenario<br />

von dem anderen unterscheidet. Es können dementsprechend bei vorhandenem globalen<br />

Effekt noch weitere Haupt- und Interaktionseffekte vorliegen (Fromm 2010, S.<br />

19). <strong>Der</strong> Haupteffekt der <strong>Sparnotwendigkeit</strong> testet, ob sich die Mittelwerte der beiden<br />

Szenarien ohne <strong>Sparnotwendigkeit</strong> und der beiden Szenarien mit <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

signifikant voneinander unterscheiden. <strong>Der</strong> Haupteffekt der Branche testet<br />

wiederum, ob sich die Mittelwerte der beiden Szenarien <strong>einer</strong> Branche von dem der<br />

anderen unterscheiden. <strong>Der</strong> Interaktionseffekt zwischen <strong>Sparnotwendigkeit</strong> und


166 Empirische Analyse<br />

Branche überprüft schliesslich, ob sich die Mittelwertunterschiede zwischen dem<br />

Szenario mit Sparstimulus und dem Szenario ohne Sparstimulus in Abhängigkeit der<br />

Branche signifikant voneinander unterscheiden (Backhaus et al. 2008, S. 172). Falls<br />

ein Interaktionseffekt vorliegt, wird die Interpretation der Haupteffekte erschwert. Diese<br />

hängt von der Klassifikation der vorliegenden Interaktion ab. Hierbei sind drei verschiedene<br />

Formen zu unterscheiden (vgl. Abbildung 35.).<br />

A.V.<br />

A.V.<br />

A.V.<br />

a ordinal<br />

c disordinal<br />

Abbildung 35: Klassifikation von Interaktionen<br />

Quelle: Bortz/Döring 2006, S. 301.<br />

a 1<br />

b hybrid<br />

a 1<br />

a 1<br />

a 2<br />

a 2<br />

a 2<br />

b 1<br />

b 2<br />

b 1<br />

b 2<br />

b 1<br />

b 2<br />

Die erste Zeile in der Abbildung zeigt eine ordinale Interaktion (a). In beiden Diagrammen<br />

haben die Steigungen der beiden Linien <strong>das</strong> gleiche Vorzeichen. Die<br />

Haupteffekte sind somit eindeutig interpretierbar. In der zweiten Zeile der Abbildung<br />

wird eine hybride Interaktion dargestellt (b). Obwohl die Trends im rechten Diagramm<br />

in die gleiche Richtung verl<strong>auf</strong>en, schneiden sie sich. Im linken Diagramm<br />

verl<strong>auf</strong>en sie entgegengesetzt. Die Rangfolge der beiden Mittelwerte des Haupteffekts<br />

B trifft für beide Stufen des Faktors A zu. Nur der Haupteffekt B ist somit eindeutig<br />

interpretierbar. Die disordinale Interaktion zeigt die dritte Zeile in der obigen<br />

Abbildung (c). Die Linien in beiden Graphen l<strong>auf</strong>en in gegenläufigen Richtungen.<br />

A.V.<br />

A.V.<br />

A.V.<br />

b 1<br />

b 1<br />

b 1<br />

b 2<br />

b 2<br />

b 2<br />

a 2<br />

a 1<br />

a 1<br />

a 2<br />

a 1<br />

a 2


Empirische Analyse 167<br />

Dies hat zur Folge, <strong>das</strong>s beide Haupteffekte inhaltlich nicht interpretierbar sind<br />

(Bortz/Schuster 2010, S. 245).<br />

Um eine Varianzanalyse durchführen zu können, müssen verschiedene Vorrausetzungen<br />

erfüllt sein. Die unabhängigen Variablen müssen nominal oder ordinal skaliert<br />

sein. Dies ist im vorliegenden Fall gegeben (Sparstimulus; kein Sparstimulus;<br />

Lebensmittel; Bekleidung). Die abhängigen Variablen müssen intervallskaliert sein.<br />

Dies ergibt sich aus dem Grundprinzip der Varianzanalyse, wonach für die Quadratsummen<br />

jeweils der Gruppenmittelwert notwendig ist (Kuckartz 2010, S. 180). Darüber<br />

hinaus müssen die abhängigen Variablen normalverteilt sein. Dies kann mit<br />

Hilfe des Kalmogorov-Smirnov-Tests überprüft werden. Dieser Test zeigt schon bei<br />

geringen Abweichungen von <strong>einer</strong> perfekten Normalverteilung an, <strong>das</strong>s die Variable<br />

nicht normalverteilt ist, vor allem wenn die Daten nur <strong>auf</strong> <strong>einer</strong> positiven Skala vorliegen<br />

(Brosius 2008, S: 356).<br />

Des Weiteren müssen die Residualvarianzen in der Stichprobe in allen (hier vier) Zellen<br />

gleich sein. Mit anderen Worten bedeutet dies, <strong>das</strong>s sich die Varianzen in den<br />

einzelnen Faktorenstufen nicht signifikant voneinander unterscheiden dürfen. Dies ist<br />

deshalb wichtig, da bei der Berechnung der Fehlervarianz die Abweichungen der<br />

einzelnen Werte vom Mittelwert der Gruppe eingehen. Zur Überprüfung der Varianzhomogenität<br />

dient der Levene-Test (Kuckartz 2010, S. 180). <strong>Der</strong> F-Test der Varianzanalyse<br />

ist jedoch relativ robust in Bezug <strong>auf</strong> Abweichungen dieser Voraussetzungen.<br />

Dies bedeutet, <strong>das</strong>s auch bei k<strong>einer</strong> perfekten Normalverteilung oder <strong>einer</strong><br />

Varianzheterogenität der F-Test gute Ergebnisse liefert. Sofern die Stichprobe ausreichend<br />

gross ist und die einzelnen Zellen die gleiche Stichprobengrösse haben,<br />

sind die Ergebnisse mit der Varianzanalyse interpretierbar (Field 2009, S. 359f.). Eine<br />

weitere Voraussetzung für die Varianzanalyse ist die Unabhängigkeit der<br />

Messwerte in den einzelnen Szenarien. Über die randomisierte Zuteilung der Probanden<br />

<strong>auf</strong> die einzelnen Gruppen ist auch diese Voraussetzung im vorliegenden<br />

Experiment erfüllt (Rasch et al. 2010, S. 92).<br />

Die Datenanalyse wird mit dem Statistikprogramm PASW Statistics 18.0 (ehemals<br />

SPSS) durchgeführt. In der nachfolgenden Abbildung werden die verwendeten Symbole<br />

und deren Bedeutung dargestellt. Ergebnisse gelten bei <strong>einer</strong> Irrtumswahrscheinlichkeit<br />

von p�0.05 als signifikant. Bedingt signifikant sind Ergebnisse mit p�<br />

0,10 (Bortz/Schuster 2010, S. 61).


168 Empirische Analyse<br />

Symbol Bedeutung Irrtumswahrscheinlichkeit<br />

*** Höchst signifikant P � 0,001<br />

** Hoch signifikant P � 0,01<br />

* signifikant P � 0,05<br />

B.S. Bedingt signifikant P� 0,10<br />

N.S. Nicht signifikant P > 0,10<br />

Tabelle 15: Signifikanzniveaus der Untersuchung<br />

Quelle: Eigene Darstellung<br />

11.2 Verdichtung der erhobenen Statements durch Faktorenanalysen<br />

Die abhängigen Variablen der vorliegenden Untersuchung wurden mit Hilfe verschiedener<br />

Items erhoben (vgl. Kapitel 7). Bevor die Hypothesen geprüft werden können<br />

und die abhängigen Variablen in die Varianzanalyse einfliessen können, muss überprüft<br />

werden, ob sich die einzelnen Statements <strong>auf</strong> die gewählten Faktoren verdichten<br />

lassen. Im ersten Schritt wird eine explorative Faktorenanalyse durchgeführt.<br />

Die Faktorenanalyse überprüft, inwiefern einzelne Items im Fragebogen etwas Gemeinsames<br />

messen. Sie bildet <strong>auf</strong> Grund von Korrelationen der einzelnen Items untereinander<br />

bestimmte Gruppen. Diese Gruppen können als latente Variable (sogenannte<br />

Faktoren) zusammengefasst werden und in weitere statistische Analysen einfliessen.<br />

Es muss dar<strong>auf</strong> geachtet werden, <strong>das</strong>s der gebildete Faktor einen möglichst<br />

grossen Teil der Varianz der Einzelitems erklärt. Es handelt sich somit um ein Daten<br />

reduzierendes Verfahren (Bortz/Weber 2005, S. 512f.). Im Folgenden werden die<br />

Ergebnisse der Faktorenanalysen bezogen <strong>auf</strong> die anspruchsniveaubezogene Bewältigung,<br />

die kognitive Restrukturierung, der emotionalen Selbstkontrolle, des Vork<strong>auf</strong>verhaltens<br />

und des K<strong>auf</strong>verhaltens erläutert. Im Anschluss an jede Faktorenanalyse<br />

wird eine Reliabilitätsanalyse durchgeführt. Diese überprüft die Validität der<br />

ermittelten Faktoren, d.h. inwiefern die einzelnen Items eines Faktors tatsächlich <strong>das</strong><br />

Gleiche messen. Als Gütemass hierfür wird Cronbachs Alpha verwendet (Bühner<br />

2004, S. 207).


Empirische Analyse 169<br />

11.2.1 Faktorenanalyse zur anspruchsniveaubezogenen Bewältigung<br />

Für die anspruchsniveaubezogene Bewältigung wurden insgesamt elf Items erhoben.<br />

Eine explorative Faktorenanalyse klassifiziert hieraus vier trennscharfe Faktoren (vgl.<br />

Abbildung 36). Diese lassen sich als qualitative Ansprüche, soziale Ansprüche, ökonomische<br />

Ansprüche und hedonistische Ansprüche interpretieren. Die Inhaltsvalidität<br />

ist somit vorhanden. 82<br />

Faktor Statement<br />

Es ist mir sehr wichtig, bei<br />

Faktor 1 Faktor 2 Faktor 3 Faktor 4<br />

m<strong>einer</strong> Bekleidung eine sehr<br />

gute Qualität zu bekommen.<br />

Ich bemühe mich sehr, Be-<br />

,916 ,037 -,075 ,096<br />

kleidung mit der besten<br />

Qualität auszuwählen.<br />

Meine qualitativen Ansprüche<br />

,931 ,061 -,020 ,088<br />

und Erwartungen an Bekleidung<br />

sind sehr hoch.<br />

Es bedeutet mir sehr viel,<br />

was Personen in meinem<br />

,911 ,087 -,052 ,056<br />

näheren Umfeld (z.B. Familie,<br />

Freunde, Bekannte, Kollegen,<br />

Nachbarn) über mich denken.<br />

Ich finde, wenn man etwas<br />

,072 ,860 ,084 ,073<br />

erreicht hat, sollen andere<br />

ruhig sehen, was man geleistet<br />

hat.<br />

Ich lege sehr viel Wert da-<br />

,065 ,875 ,043 ,030<br />

r<strong>auf</strong>, was mein soziales<br />

Umfeld über meine Bekleidung<br />

denkt.<br />

Es ist mir sehr wichtig, Be-<br />

,042 ,862 ,062 ,201<br />

kleidung zu niedrigen Preisen<br />

zu k<strong>auf</strong>en.<br />

-,100 ,158 ,850 -,088<br />

Qualitative An-<br />

Ökonomische<br />

Soziale Ansprüche<br />

sprüche<br />

Ansprüche<br />

Mein Haushaltseinkommen<br />

ist knapp . -,007 -,020 ,914 ,086<br />

Mein Haushalt hat Schwierig-<br />

keiten mit dem Geld bis zum<br />

Ende des Monats auszukommen.<br />

Ich lege grossen Wert dar<strong>auf</strong>,<br />

-,019 ,029 ,875 ,071<br />

<strong>das</strong>s ich an m<strong>einer</strong> Bekleidung<br />

Freude und Spass<br />

habe.<br />

Es ist mir wichtig, <strong>das</strong>s meine<br />

,105 ,149 ,034 ,916<br />

Bekleidung zu m<strong>einer</strong> Persönlichkeit<br />

passt.<br />

,100 ,110 ,016 ,924<br />

Extraktionsmethode: Hauptkomponentenanalyse<br />

Rotationsmethode: Varimax<br />

n = 989.<br />

Abbildung 36 Ergebnisse der Faktorenanalyse zu der anspruchsniveaubezogenen Bewältigung<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Hedonist-<br />

sicheAn- sprüche<br />

Die Faktorladungen sind alle sehr hoch und liegen über einem Wert von 0.8<br />

(Bortz/Weber 2005, S. 551f.). <strong>Der</strong> Abstand zum grössten nächsten Faktor ist immer<br />

grösser als 0.1 (Thurstone 1942, S. 335). Das Kayser-Mayer-Olkin-Mass, welches<br />

��������������������������������������������������������<br />

82 In den Abbildungen werden jeweils die Statements aus der Bekleidungsszenario verwendet. Die<br />

Statements wurden entsprechend <strong>auf</strong> den Lebensmittelbereich angepasst (vgl. Anhang).


170 Empirische Analyse<br />

angibt, ob die gewählten Items für eine Faktorenanalyse geeignet sind, liegt mit 0.7<br />

<strong>auf</strong> einem akzeptablen Niveau (Brosius 2008, S. 780). <strong>Der</strong> erklärte Varianzanteil beträgt<br />

79.29%. Im Anschluss an die Faktorenanalyse wurde eine Reliabilitätsanalyse<br />

durchgeführt. Cronbachs alpha für den Faktor „Qualitative Ansprüche“ liegt bei 0.914,<br />

für den Faktor „ökonomische Ansprüche“ bei 0.761, für den Faktor „hedonistische<br />

Bedürfnisse“ bei 0.862 und für den Faktor soziale Ansprüche bei 0.849. Cronbachs<br />

Alpha ist somit bei allen identifizierten Faktoren über dem Mindestwert von 0.6 (Malhotra<br />

2002, S. 293). Insgesamt zeigt sich somit eine hohe Reliabilität und inhaltliche<br />

Validität.<br />

11.2.2 Faktorenanalyse zur emotionalen Selbstkontrolle<br />

Die emotionalen Bewältigungsmöglichkeiten von Sparern wurden insgesamt mit<br />

achtzehn Statements abgefragt. Die Faktorenanalyse identifizierte sechs trennscharfe<br />

Faktoren (vgl. Abbildung 37).


Empirische Analyse 171<br />

Faktor Statement<br />

Risikoaversion<br />

Stress<br />

Selbstvertrauen in eigene<br />

Schnäppchenjäger Fähig-keiten<br />

Kontrolle des Eink<strong>auf</strong>sprozesses<br />

Hedonic<br />

Shopping ValueOrientation<br />

Shopping<br />

Enjoyment<br />

Ich versuche generell, Risiken bei<br />

K<strong>auf</strong>entscheidungen zu vermeiden.<br />

Ich gehe generell nicht gerne Risiken<br />

bei K<strong>auf</strong>entscheidungen ein.<br />

Wenn ich an meine finanzielle Situation<br />

denke, habe ich manchmal<br />

Schwierigkeiten zu entspannen.<br />

Wenn ich an meine finanzielle Situation<br />

denke, werde ich zum Teil<br />

nervös.<br />

Wenn ich an meine finanzielle Situation<br />

denke, werde ich zum Teil<br />

unruhig.<br />

Wenn ich an meine finanzielle Situation<br />

denke, reagiere ich zum Teil<br />

heftig <strong>auf</strong> Themen rund ums Geld.<br />

Wenn ich an meine finanzielle Situation<br />

denke, fühle ich mich dazu<br />

veranlasst, mein gewohntes Eink<strong>auf</strong>sverhalten<br />

in Zukunft zu verändern.<br />

Ich weiss, wenn ein Angebot "zu gut<br />

ist, um wahr zu sein".<br />

Ich durchschaue die Verhandlungstricks<br />

des Verk<strong>auf</strong>spersonals ohne<br />

Probleme.<br />

Ich durchschaue Werbung, die<br />

Konsumenten zum K<strong>auf</strong> überreden<br />

will.<br />

Ich weiss, wenn in Werbung gelogen<br />

wird.<br />

Es gibt eine Menge, die ich als<br />

Konsument tun kann, um <strong>das</strong> beste<br />

Preis-Leistungs-Verhältnis zu bekommen.<br />

Wenn ich mich beim Eink<strong>auf</strong>en<br />

anstrenge, habe ich einen beachtlichen<br />

<strong>Einfluss</strong>, <strong>das</strong> Beste für mein<br />

Geld zu bekommen.<br />

Letzlich bin ich dafür verantwortlich,<br />

die beste Leistung für mein Geld zu<br />

bekommen.<br />

Es macht mir Spass, nach Sonderangeboten<br />

zu suchen, wenn ich<br />

eink<strong>auf</strong>en gehe.<br />

Ich liebe es, <strong>auf</strong> Schnäppchensuche<br />

zu gehen.<br />

Bekleidung eink<strong>auf</strong>en macht mir<br />

sehr viel Spass.<br />

Ich bummel gerne durch Bekleidungsgeschäfte,<br />

auch wenn ich gar<br />

nichts k<strong>auf</strong>en möchte.<br />

Faktor<br />

1<br />

Faktor<br />

2<br />

Faktor<br />

3<br />

Faktor<br />

4<br />

Faktor<br />

,172 ,025 ,082 ,085 ,903 ,002<br />

5<br />

Faktor<br />

,125 -,016 ,034 ,016 ,921 -,009<br />

,927 ,023 ,017 ,026 ,078 -,001<br />

,952 ,055 ,021 ,046 ,073 ,004<br />

,955 ,045 ,013 ,048 ,062 ,004<br />

,845 ,003 ,030 ,084 ,060 ,008<br />

,778 ,051 ,071 ,026 ,114 ,024<br />

,079 ,780 ,181 ,083 -,038 -,001<br />

,021 ,834 ,132 ,029 ,042 ,016<br />

,024 ,813 ,169 ,013 ,022 ,045<br />

,025 ,824 ,106 ,026 -,013 ,038<br />

,027 ,198 ,836 ,067 ,040 ,060<br />

,068 ,245 ,810 ,183 ,065 -,021<br />

,032 ,144 ,841 ,020 ,027 ,010<br />

,081 ,078 ,132 ,932 ,052 ,180<br />

,098 ,055 ,108 ,941 ,055 ,153<br />

,010 ,058 ,052 ,177 -,023 ,890<br />

,016 ,024 -,007 ,123 ,015 ,907<br />

Extraktionsmethode: Hauptkomponentenanalyse<br />

Rotationsmethode: Varimax; n = 989.<br />

Abbildung 37: Ergebnisse der Faktorenanalyse zur emotionalen Selbstkontrolle<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

6


172 Empirische Analyse<br />

Die Faktoren lassen sich als „Risikoaversion“, „Stress“, „Selbstvertrauen in die eigenen<br />

Schnäppchenjägerfähigkeiten“, „Kontrolle des Eink<strong>auf</strong>sprozesses“, „Hedonic<br />

Shopping Value Orientation“ und „Shopping Enjoyment“ beschreiben. Es liegt somit<br />

eine Inhaltsvalidität vor. Die Faktorladungen liegen bis <strong>auf</strong> eine Ausnahme (Fakorladung<br />

von 0.778) alle über 0.8 und somit weit über dem geforderten Mindestmass von<br />

0.4 (Hatzinger/Nagel 2009, S. 303). Die Differenz zur nächstniedrigeren Faktorladung<br />

ist immer deutlich über 0.1 (Thurstone 1942, S. 335). Das Kayser-Mayer-Olkin-Mass<br />

liegt für die achtzehn Items <strong>auf</strong> einem guten Niveau von 0.797 (Brosius 2008, S.<br />

780). <strong>Der</strong> erklärte Varianzanteil der sechs Faktoren ist 79.54%. Die Reliabilitätsanalyse<br />

bestätigt die Güte der gebildeten Faktoren. Cronbachs alpha ist für „Risikoaversion“<br />

0.838, für „Stress“ 0.939, für „Selbstvertrauen in die eigenen Schnäppchenjägerfähigkeiten“<br />

0.847, für „Shopping Enjoyment“ 0.797, für „Kontrolle des Eink<strong>auf</strong>sprozesses“<br />

0.822 und für „Hedonic Shopping Value Orientation“ 0.932. Die geforderten<br />

Mindestwerte von 0.6 werden bei allen Faktoren weit übertroffen (Malhotra 2002,<br />

S. 293). Die sechs identifizierten Faktoren weisen eine hohe Reliabilität und inhaltliche<br />

Validität <strong>auf</strong>.<br />

11.2.3 Faktorenanalyse zur kognitiven Restrukturierung<br />

Die kognitive Restrukturierung wurde mit insgesamt 36 Einzelitems gemessen. Trotz<br />

der hohen Anzahl konnten im Rahmen der Faktorenanalyse dreizehn trennscharfe<br />

Faktoren identifiziert werden (vgl. Abbildung 38).<br />

Die gebildeten Faktoren lassen sich problemlos interpretieren. Inhaltvalidität ist daher<br />

auch hier stets gegeben. Alle Faktorladungen liegen über 0.6 und somit deutlich über<br />

den geforderten 0.4 (Hatzinger/Nagel 2009, S. 303). <strong>Der</strong> Abstand zur zweithöchsten<br />

Faktorladung ist stets deutlich über 0.1 (Thurstone 1942, S. 335). Das KMO-Mass<br />

liegt bei einem guten Wert von 0.845 (Brosius 2008, S. 780). Mit den dreizehn Faktoren<br />

werden 76.57% der Varianz erklärt, die somit deutlich über den Mindestanforderungen<br />

liegt (Malhotra/Birks 2007, S. 654). Auch die Reliabilitätsanalyse fällt für alle<br />

zehn Faktoren sehr gut aus. Cronbachs alpha liegt für die Einstellung zu Geld in der<br />

Dimension Sicherheit bei 0.824, in der Dimension Sorge bei 0.929, in der Dimension<br />

Erfolg bei 0.826, in der Dimension Status bei 0.831. Für den Faktor „Qualitätsindikator<br />

Preis“ wurde ein cronbachs alpha von 0.782 berechnet, für die Einstellung zu<br />

Marken 0.926, für die „Signalfunktion Marke“ bei 0.808, für „Qualitätsindikator Marke“<br />

bei 0.828, für die Einstellung zu Discountern bei 0.850 und für die Einstellung zu Eigenmarken<br />

bei 0.854. Die Nutzendimensionen „psychosozial“ und „ökonomisch“ von


Empirische Analyse 173<br />

Smart Shopping werden in der Reliabilitätsanalyse einem cronbachs alpha von 0.822<br />

und 0.796 bestätigt. Bei allen Faktoren wird somit <strong>das</strong> Mindestniveau von 0.6 deutlich<br />

überschritten (Malhotra 2002, S. 293). Die zehn gebildeten Faktoren weisen eine hohe<br />

inhaltliche Validität und eine hohe Reliabilität <strong>auf</strong>.


174 Empirische Analyse<br />

Fakt Fakt Fakt Fakt Fakt Fakt Fakt Fakt Fakt Fakt Fakt Fakt Fakt<br />

Faktor Statement<br />

Ich muss zugeben, <strong>das</strong>s ich Dinge k<strong>auf</strong>e,<br />

or 1 or 2 or 3 or 4 or 5 or 6 or 7 or 8 or 9 or<br />

10<br />

or<br />

11<br />

or<br />

12<br />

or<br />

13<br />

weil ich weiss, <strong>das</strong>s sie andere beeindrucken<br />

werden.<br />

Ich k<strong>auf</strong>e manchmal Dinge, die ich zwar<br />

,216<br />

-<br />

,010<br />

-<br />

,007<br />

,069 ,045<br />

-<br />

,038<br />

,033<br />

-<br />

,011<br />

,871 ,175 ,095 ,015 ,144<br />

nicht brauche, mit welchen ich aber andere<br />

beeindrucken kann.<br />

,152 ,020 ,019 ,066<br />

-<br />

,001<br />

,053 ,028<br />

-<br />

,064<br />

,894 ,112 ,080 ,066 ,113<br />

Geld ist für mich ein Symbol für Erfolg. ,193 ,032 ,017 ,092<br />

-<br />

,010<br />

,092 ,108 ,094 ,191 ,856 ,052 ,003 ,120<br />

Ein hohes Einkommen ist für mich ein Zeichen,<br />

<strong>das</strong>s ich etwas erreicht habe.<br />

,160 ,045 ,042 ,118 ,019 ,017 ,063 ,230 ,118 ,846 ,016<br />

-<br />

,043<br />

,184<br />

Ich mache mir Sorgen, nicht genügend Geld<br />

zu haben.<br />

,014 ,060 ,046 ,068 ,051 ,945 ,003 ,143 ,012 ,049 ,005<br />

-<br />

,009<br />

,028<br />

Ich mache mir Sorgen über meine finanzielle<br />

Lage.<br />

-<br />

,034<br />

,082 ,042 ,076 ,075 ,939<br />

-<br />

,034<br />

,139 ,007 ,050 ,007<br />

-<br />

,041<br />

,062<br />

Geld zu sparen und zu haben, gibt mir ein<br />

Gefühl der Sicherheit.<br />

,029 ,067 ,021 ,018 ,105 ,194 ,007 ,852<br />

-<br />

,059<br />

,204<br />

-<br />

,010<br />

,011 ,071<br />

Einstellung zu Geld<br />

Status<br />

Erfolg<br />

Sorge<br />

Sicherheit<br />

Qualitätsindikator<br />

Preis<br />

Einstellung<br />

Marken<br />

Soziale<br />

Signalfunktion<br />

Marke<br />

Qualitätsindikator<br />

Einstellung Discounter<br />

Einstellung Eigenmarken<br />

Es ist sehr wichtig für mich, Geld für die<br />

Zukunft und für Unvorhergesehenes zu<br />

sparen.<br />

Im Allgemeinen glaube ich: Je höher der<br />

Preis von Bekleidung, desto höher die Qualität.<br />

M<strong>einer</strong> Meinung nach muss man immer ein<br />

bisschen mehr für wirklich gute Bekleidung<br />

bezahlen.<br />

Marken haben für mich eine grosse Bedeutung.<br />

Man könnte sagen, <strong>das</strong>s mich Marken sehr<br />

interessieren.<br />

Ich habe Freude daran, Marken zu k<strong>auf</strong>en.<br />

-<br />

,011<br />

,307<br />

,279<br />

,875<br />

,892<br />

,874<br />

,106 ,047 ,088 ,023 ,102 ,016 ,901<br />

-<br />

,070<br />

-<br />

,082<br />

-<br />

,071<br />

-<br />

,049<br />

-<br />

,020<br />

-<br />

,049<br />

-<br />

,041<br />

-<br />

,140<br />

-<br />

,003<br />

-<br />

,001<br />

-<br />

,007<br />

,089<br />

-<br />

,007<br />

,054<br />

,069<br />

-<br />

,039<br />

,045<br />

-<br />

,026<br />

-<br />

,020<br />

,113 ,011<br />

Die Marken, welche man k<strong>auf</strong>t, sagen viel<br />

über die Person aus.<br />

,308<br />

Die Marken, welche ich k<strong>auf</strong>e, sagen etwas<br />

über meine Person aus.<br />

,433<br />

-<br />

,006<br />

,010 ,127<br />

Markennamen helfen mir, die Qualität eines<br />

Produkts einzuschätzen.<br />

Wenn ich ein Markenprodukt k<strong>auf</strong>e, weiss<br />

ich, <strong>das</strong>s ich ein gutes Produkt habe.<br />

,331 ,025<br />

-<br />

,017<br />

Discounter haben gute Produkte.<br />

-<br />

,052<br />

Discounter haben ein gutes Management.<br />

-<br />

,018<br />

Discounter engagieren sich für die Gesellschaft.<br />

,035 ,106 ,796 ,200<br />

Discounter gehen <strong>auf</strong> Konsumentenbedürf- -<br />

nisse ein.<br />

,046<br />

Discounter sind gute Arbeitgeber.<br />

Ich bevorzuge Eigenmarken von Detailhänd-<br />

,055 ,098 ,797 ,059<br />

lern, weil sie ein<br />

Leistungsverhältnis haben.<br />

gutes Preis-<br />

-<br />

,084<br />

Eigenmarken von Detailhändlern sind für<br />

mich qualitativ genauso gut wie Markenprodukte.<br />

Ich freue mich, wenn es für die Produkte, die<br />

-<br />

,158<br />

,695 ,159<br />

-<br />

,171<br />

ich k<strong>auf</strong>en möchte, auch Eigenmarken des<br />

Händlers gibt.<br />

-<br />

,005<br />

Bei den meisten Produkten sind die Eigen- -<br />

marken von Detailhändlern die beste Wahl.<br />

Wenn ich eine Eigenmarke von einem De-<br />

,003<br />

tailhändler k<strong>auf</strong>e habe ich immer <strong>das</strong> Gefühl,<br />

ein Schnäppchen gemacht zu haben.<br />

,025 ,619 ,158 ,331<br />

Wenn ich Eigenmarken von Detailhändlern<br />

k<strong>auf</strong>e, fühle ich mich gut.<br />

,110 ,765 ,098 ,241<br />

�<br />

� �<br />

,042 ,079 ,027<br />

-<br />

,007<br />

,001 ,083<br />

,254 ,051 ,007 ,071 ,006<br />

,202 ,721 ,023 ,134<br />

,051 ,770 ,072 ,127<br />

-<br />

,061<br />

-<br />

,002<br />

-<br />

,028<br />

-<br />

,014<br />

,807<br />

,790<br />

,157<br />

,028 ,059<br />

-<br />

,004<br />

-<br />

,015<br />

,014<br />

,037 ,154<br />

-<br />

,028<br />

-<br />

,022<br />

-<br />

,048<br />

-<br />

,003<br />

,057<br />

,111 ,788 ,017 ,124 ,074<br />

-<br />

,050<br />

-<br />

,002<br />

-<br />

,008<br />

-<br />

,041<br />

-<br />

,068<br />

-<br />

,031<br />

-<br />

,022<br />

,095 ,001<br />

-<br />

,012<br />

,051<br />

,075 ,044 ,099 ,014 ,043<br />

-<br />

,029<br />

,138 ,129 ,099 ,057<br />

,103 ,098 ,080 ,068 ,358<br />

,117 ,125 ,130 ,042 ,424<br />

,107 ,118 ,171 ,069 ,449<br />

,131 ,012 ,096 ,014 ,843 ,007 ,246<br />

-<br />

,033<br />

,122 ,068 ,747 ,006 ,222<br />

,373 ,165 ,080 ,033 ,280<br />

,419 ,118 ,060 ,019 ,073<br />

-<br />

,187<br />

,008<br />

-<br />

,003<br />

-<br />

,019<br />

,106<br />

-<br />

,033<br />

-<br />

,023<br />

,040<br />

-<br />

,001<br />

-<br />

,028<br />

,011<br />

-<br />

,006<br />

,014 ,003 ,007 ,043<br />

,047<br />

-<br />

,012<br />

,103 ,121<br />

-<br />

,093<br />

-<br />

,061<br />

-<br />

,052<br />

-<br />

,058<br />

-<br />

,090<br />

-<br />

,009<br />

,637<br />

,674<br />

,096<br />

,024<br />

,006 ,036<br />

,039 ,055 ,013 ,063<br />

-<br />

,035<br />

-<br />

,057<br />

,809 ,082 ,011 ,096 ,068 ,026 ,051 ,019 ,093 ,031<br />

,795 ,042 ,091 ,088<br />

,219 ,003<br />

-<br />

,021<br />

,751 ,124 ,085 ,049 ,030<br />

-<br />

,071<br />

-<br />

,004<br />

-<br />

,150<br />

-<br />

,074<br />

-<br />

,051<br />

,015<br />

,033<br />

,056<br />

-<br />

,070<br />

-<br />

,038<br />

-<br />

,010<br />

,129 ,197 ,038 ,109<br />

,017<br />

-<br />

,026<br />

,026<br />

,062<br />

-<br />

,083<br />

-<br />

,059<br />

,027 ,039 ,030<br />

-<br />

,015<br />

-<br />

,003<br />

-<br />

,012<br />

-<br />

,044<br />

-<br />

,031<br />

,022 ,031<br />

-<br />

,071<br />

-<br />

,059<br />

-<br />

,044<br />

,091<br />

,085<br />

,071<br />

,054 ,048<br />

,076 ,057<br />

,007 ,051


Empirische Analyse 175<br />

�<br />

Nutzen von Smart Shopping<br />

Ökono-<br />

Ke<br />

in<br />

Psychoso-<br />

...kann man richtig Geld sparen. ,011 ,162 ,112 ,246 ,701 ,071<br />

,156 ,017<br />

...kann man ein besseres Produkt zu einem<br />

,009<br />

gleichen Preis bekommen.<br />

,087 ,103 ,181 ,789 ,009 ,019 ,037 ,042<br />

-<br />

,021<br />

-<br />

,037<br />

... kann man sich etwas k<strong>auf</strong>en, was man<br />

sich<br />

-<br />

,017<br />

,098 ,034 ,294 ,659 ,089 ,019<br />

-<br />

,041<br />

-<br />

,027<br />

t i ht l i t kö t<br />

...hat man unterm Strich nichts gewonnen.<br />

,074<br />

-<br />

,036<br />

-<br />

,036<br />

-<br />

,081<br />

-<br />

,067<br />

-<br />

,048<br />

,069 ,010 ,069<br />

-<br />

,040<br />

-<br />

,005<br />

... kann man Freude& Bekannte beeindrucken<br />

,162 ,033 ,156 ,662<br />

-<br />

,041<br />

,041 ,025<br />

-<br />

,104<br />

... zeigt man, <strong>das</strong>s man clever ist. ,076 ,203 ,101 ,670 ,364 ,036 ,027 ,038 ,036 ,080 ,054<br />

... hat man Grund, stolz <strong>auf</strong> sich zu sein. ,053 ,145 ,101 ,775 ,239 ,064 ,020 ,095 ,002 ,065<br />

-<br />

,037<br />

-<br />

,055<br />

-<br />

,034<br />

-<br />

,249<br />

-<br />

,061<br />

,028<br />

,025<br />

,090 ,120 ,261 ,057<br />

,908 ,054<br />

,205 ,035 ,224 ,290 ,068<br />

-<br />

,131<br />

,033<br />

,084 ,136 ,097 ,789 ,303 ,049 ,043 ,092 ,000 ,099 ,041<br />

... fühlt man sich erfolgreich.<br />

Extraktionsmethode: Hauptkomponentenanalyse; Rotationsmethode: Varimax; N = 989.<br />

Abbildung 38:Ergebnisse der Faktorenanalyse zur kognitiven Restrukturierung<br />

�<br />

11.2.4 Faktorenanalyse zum Vork<strong>auf</strong>verhalten<br />

Die Faktorenanalyse zu dem Eink<strong>auf</strong>sverhalten in der Vork<strong>auf</strong>phase identifizierte <strong>auf</strong><br />

Basis der zwanzig Items sechs trennscharfe Faktoren. Alle Faktoren lassen sich inhaltlich<br />

problemlos interpretieren (vgl. Abbildung). Alle Faktorladungen liegen deutlich<br />

über dem Mindestmass von 0.4 (Hatzinger/Nagel 2009, S. 303). Die sechs Faktoren<br />

lassen sich unter den Begriffen „Vork<strong>auf</strong>information“, Store Switching“, „Planning“,<br />

„Internetsparen“, „Convenience Orientation“ und „Verzicht“ subsummieren. <strong>Der</strong> erklärte<br />

Varianzanteil liegt bei 68.46% und kann damit als akzeptabel beurteilt werden<br />

(Malhotra/Birks 2007, S. 654). Das Kaiser-Meyer-Olkin Mass hat einen Wert von<br />

0.871 und zeigt somit, <strong>das</strong>s die Items gut für eine Faktorenanalyse geeignet sind<br />

(Brosius 2008, S. 780). Die Reliabilitätsanalyse bestätigt die Güte der gebildeten<br />

Faktoren. <strong>Der</strong> Faktor „Vork<strong>auf</strong>information“ erreicht ein cronbachs alpha von 0.803, für<br />

„Store Switching“ bei 0.810, für „Planning“ bei 0.789, für „Internetsparen“ bei 0.785,<br />

für „Convenience Orientation“ bei 0.719 und für „Verzicht“ bei 0.695 (Malhotra 2002,<br />

S. 293). Es gilt zu beachten, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Statement „Ich k<strong>auf</strong>e sehr häufig Bekleidung<br />

ein“ für die Reliabilitätsanalyse recodiert wurde. Die Faktorenanalyse zeigt dies durch<br />

eine negative Faktorladung an und auch inhaltlich ist dies plausibel (Field 2009, S.<br />

676). So steht der häufige Eink<strong>auf</strong> im direkten Gegensatz zu „Verzicht“. Ein niedriger<br />

angegebener Wert bei dem Statement „Ich k<strong>auf</strong>e sehr häufig Bekleidung“ heisst folglich,<br />

<strong>das</strong>s er sehr selten Bekleidung eink<strong>auf</strong>t und passt somit inhaltlich sehr gut zu<br />

dem Faktor „Verzicht“. Insgesamt weisen alle sechs Faktoren eine hohe Reliabilität<br />

und Validität <strong>auf</strong>.<br />

-<br />

,021<br />

-<br />

,127<br />

-<br />

,060<br />

,069<br />

,044


176 Empirische Analyse<br />

Fakt Statement FakFakFakFakFakFak- or<br />

Bevor ich eink<strong>auf</strong>en gehe, informiere ich mich so umfassend wie<br />

tor 1 tor 2 tor 3 tor 4 tor 5 tor 6<br />

möglich über Qualität und Preise der gewünschten Produkte (z.B.<br />

anhand von Anzeigen, Prospekten, Katalogen, Testheften, mit anderen<br />

Konsumenten etc.)<br />

Wenn ich eine Preissenkung erwarte (z.B. Ankündigung eines Son-<br />

,656 ,174 ,308 ,398 -,175 -,047<br />

derangebots, bevorstehender Schlussverk<strong>auf</strong> etc.), dann schiebe ich<br />

meinen Eink<strong>auf</strong> solange <strong>auf</strong> .<br />

,652 ,188 ,172 ,112 -,035 ,335<br />

Ich suche nach Sonderangeboten bevor ich eink<strong>auf</strong>en gehe. ,627 ,314 ,256 ,359 -,066 ,000<br />

Ich vergleiche auch bei günstigeren Produkten die Preise (z.B. zwischen<br />

verschiedenen Marken, Geschäften usw.).<br />

,582 ,377 ,177 ,099 -,154 ,029<br />

Für einzelne Bekleidungsartikel suche ich gezielt bestimmte Geschäfte<br />

<strong>auf</strong>, weil sie dort am billigsten sind<br />

,162 ,787 ,122 ,125 -,148 ,108<br />

Ich k<strong>auf</strong>e bevorzugt bei Anbietern mit starker Betonung niedriger<br />

Preise ein (z.B. Discounter, Fabrikverk<strong>auf</strong> etc.).<br />

,210 ,747 ,042 ,238 ,006 ,175<br />

Ich k<strong>auf</strong>e dort Bekleidung ein, wo ich von <strong>einer</strong> Aktion profitieren<br />

kann.<br />

,472 ,671 ,170 ,121 -,048 ,116<br />

Ich wechsle häufig den Detailhändler, bei dem ich eink<strong>auf</strong>e. ,084 ,568 ,314 -,007 ,018 ,359<br />

Ich schreibe mir einen Eink<strong>auf</strong>szettel bevor ich eink<strong>auf</strong>en gehe. ,029 ,121 ,835 ,018 ,016 -,130<br />

Ich überlege vor dem Eink<strong>auf</strong>en genau, welche Bekleidung ich eink<strong>auf</strong>en<br />

will.<br />

,163 ,108 ,817 ,086 ,126 ,043<br />

Ich plane meine Bekleidungseinkäufe sehr genau. ,235 ,080 ,773 ,192 -,026 ,048<br />

Ich nutze in der Regel Preissuchmaschinen im Internet . ,224 ,051 ,089 ,845 -,058 ,048<br />

Bevor ich eink<strong>auf</strong>en gehe, informiere ich mich im Internet über Preise<br />

und Produkte.<br />

,389 ,045 ,135 ,784 -,065 ,065<br />

Ich k<strong>auf</strong>e gezielt Bekleidung bei preisgünstigen Internethändlern. -,133 ,245 ,043 ,736 -,008 ,210<br />

Ich versuche alle meine Bekleidungseinkäufe in einem Geschäft zu<br />

erledigen, um Zeit zu sparen.<br />

-,123 -,031 ,124 ,047 ,854 -,059<br />

Ich k<strong>auf</strong>e den Grossteil m<strong>einer</strong> Bekleidung in bequem erreichbaren<br />

Geschäften.<br />

,117 ,087 ,012 -,153 ,764 -,074<br />

Es ist mir zu mühsam, mehrere Geschäfte <strong>auf</strong>zusuchen, um <strong>das</strong><br />

preisgünstigste Angebot zu finden.<br />

-,175 -,187 -,033 -,001 ,757 ,013<br />

Ich k<strong>auf</strong>e sehr häufig Bekleidung ein. (r) ,112 ,037 ,190 -,026 ,074 -,734<br />

Ich versuche meine Produkte möglichst lange zu nutzen, um neue<br />

Käufe zu vermeiden.<br />

,130 ,207 ,090 ,141 -,024 ,728<br />

Bei teuren Produkten (z.B. Anzug) schiebe ich den K<strong>auf</strong> häufig <strong>auf</strong>. ,394 ,221 -,016 ,150 -,059 ,583<br />

Extraktionsmethode: Hauptkomponentenanalyse<br />

Rotationsmethode: Varimax; N = 989.<br />

Abbildung 39: Ergebnisse der Faktorenanalyse zum Vork<strong>auf</strong>verhalten<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Vork<strong>auf</strong>information<br />

Store Switching <br />

Planning <br />

Internetsparen <br />

ConvenienceOrientation <br />

Verzicht<br />

11.2.5 Faktorenanalyse zum K<strong>auf</strong>verhalten<br />

Das K<strong>auf</strong>verhalten wurde insgesamt mit dreissig Statements erhoben. Hieraus konnten<br />

neun Faktoren identifiziert werden (vgl. Abbildung). Die Faktoren lassen sich (bis<br />

<strong>auf</strong> eine Ausnahme) alle gut inhaltlich interpretieren. <strong>Der</strong> Faktor „Aussergewöhnliche<br />

Massnahmen“ beschreibt die Verhaltenstendenz um Preise zu verhandeln und Ratenzahlungen<br />

einzugehen. Inhaltlich sind diese Faktoren schwer unter einem Nenner<br />

zu subsummieren. Die hohen Faktorladungen könnten auch dadurch erklärt werden,<br />

<strong>das</strong>s dies zwei Massnahmen sind, die generell sehr geringe Werte <strong>auf</strong>weisen, weil<br />

sie bei den Schweizern wenig beliebt sind. Nichtsdestotrotz werden sie zunächst als<br />

ein Faktor zusammengefügt.<br />

Die Faktorladungen sind alle grösser als 0.4 (Hatzinger/Nagel 2009, S. 303). Die<br />

neun Faktoren erklären 67.25% der Varianz, was ebenfalls ein akzeptables Mass


Empirische Analyse 177<br />

darstellt (Malhotra/Birks 2007, S. 654). Das Kaiser-Meyder-Olkin Mass bestätigt mit<br />

einem Wert von 0.882 die sehr gute Eignung der vorliegenden Items für die Faktorenanalyse.<br />

Die Reliabilitätsanalyse fällt (bis <strong>auf</strong> eine Ausnahme) gut aus. Cronbachs<br />

alpha für den „Aktionsk<strong>auf</strong>“ liegt bei 0.836, für „POS Information“ bei 0.759, für<br />

„Preisorientierter K<strong>auf</strong>“ bei 0.795, für „Abwechslungsk<strong>auf</strong>“ bei 0.779, für „Impulsk<strong>auf</strong>“<br />

bei 0.777 83 , für „Unsicherheitsk<strong>auf</strong>“ bei 0.626, für „Eigenmarkenk<strong>auf</strong>“ bei 0.690 und<br />

für „irrationaler K<strong>auf</strong>“ bei 0.570. Wie bereits die inhaltliche Interpretation des Faktors<br />

„Aussergewöhnliche Massnahmen“ gezeigt hat, scheinen diese Items nicht <strong>das</strong> gleiche<br />

zu messen. Die Reliabilitätsanalyse bestätigt dies. Cronbachs alpha für „Aussergewöhnliche<br />

Massnahmen“ liegt bei 0.351. <strong>Der</strong> Faktor wird daher nicht gebildet und<br />

die Items fliessen einzeln in die Varianzanalysen ein.<br />

��������������������������������������������������������<br />

83 Auch im Faktor „Impulsk<strong>auf</strong>“ ist ein Item mit <strong>einer</strong> negativen Faktorladung. Dieses lautet „Ich k<strong>auf</strong>e<br />

in der Regel nur <strong>das</strong> , was ich <strong>auf</strong> meinem Eink<strong>auf</strong>szettel habe oder was ich mir vorgenommen habe“.<br />

Probanden, welche dieser Aussage zustimmen, k<strong>auf</strong>en also weniger spontan ein. Inhaltlich passt <strong>das</strong><br />

Item somit sehr gut zu dem Faktor „Impulsk<strong>auf</strong>“. Es muss jedoch, wie bereits an der Faktorladung zu<br />

erkennen, recodiert werden (Field 2009, S. 676).


178 Empirische Analyse<br />

Faktor Statement<br />

Aktionsk<strong>auf</strong><br />

POS Information<br />

Preisorientierter K<strong>auf</strong><br />

Abwechslungsk<strong>auf</strong><br />

Impulsk<strong>auf</strong> <br />

Unsicherheits-<br />

Eigenmarkenk<strong>auf</strong><br />

Irrationaler K<strong>auf</strong><br />

Faktor<br />

1<br />

Bei Sonderangeboten k<strong>auf</strong>e ich in der Regel ein Teil in<br />

Reserve .<br />

Ich k<strong>auf</strong>e grössere Mengen, wenn ich hierdurch pro<br />

Stück weniger bezahlen muss (z.B. Mengenrabatt "3<br />

,818 ,085 -,009 ,045 -,107 -,033 ,046 ,166 ,039<br />

für 2"). ,743 ,102 ,104 -,065 -,059 -,092 ,077 ,155 ,012<br />

Ich k<strong>auf</strong>e gezielt Sonderangebote .<br />

Ich habe zwar Lieblingsmarken, aber ich versuche<br />

trotzdem meistens die Marke zu k<strong>auf</strong>en, die im Son-<br />

,622 ,337 ,427 ,010 -,007 ,076 ,161 -,104 ,088<br />

derangebot ist.<br />

Ich suche nach besonderen Aktionen und Sonderan-<br />

,549 ,130 ,348 ,116 -,047 ,215 ,249 -,062 ,070<br />

geboten im Bekleidungsgeschäft. ,506 ,491 ,322 ,009 -,014 ,075 ,251 -,130 ,134<br />

Ich verwende Coupons/Gutscheine/Treuerabatte ,<br />

wenn ich Bekleidung eink<strong>auf</strong>en gehe.<br />

Ich lese den Angebots-Flyer, wenn ich im Beklei-<br />

,470 ,280 ,167 ,064 -,167 ,115 ,163 ,118 -,095<br />

dungsgeschäft eink<strong>auf</strong>e.<br />

Während des Eink<strong>auf</strong>s im Bekleidungsgeschäft achte<br />

ich sowohl <strong>auf</strong> Preisinformationen als auch <strong>auf</strong> Produktinformationen<br />

(z.B. Preiseetiketten, Preisschilder,<br />

,421 ,656 ,057 ,031 -,074 ,110 ,219 -,232 ,206<br />

Plakate, Hinweise <strong>auf</strong> der Verpackung/am Regal)<br />

Während des Eink<strong>auf</strong>s im Bekleidungsgeschäft ver-<br />

,155 ,831 ,061 ,004 -,084 -,002 ,072 -,009 -,020<br />

gleiche ich gezielt die Preise verschiedener Produkte.<br />

Ich achte beim K<strong>auf</strong> von Bekleidung sehr stark <strong>auf</strong> <strong>das</strong><br />

Preis-Leistungsverhältnis , d.h. sowohl <strong>auf</strong> den Preis<br />

,266 ,764 ,213 ,046 -,135 ,084 ,107 ,031 ,076<br />

als auch <strong>auf</strong> die Qualität.<br />

Ich k<strong>auf</strong>e gezielt Bekleidung zu niedrigen Preisen,<br />

solange die Qualität bestimmten Basisansprüchen<br />

,132 ,350 ,650 ,082 -,066 -,081 ,128 ,094 -,127<br />

genügt.<br />

Ich achte beim Bekleidungsk<strong>auf</strong> eines Produktes sehr<br />

,344 ,242 ,728 -,019 -,041 ,041 ,129 ,040 ,001<br />

stark <strong>auf</strong> den Preis .<br />

Ich versuche, Bekleidung aus dem Tiefpreissortiment<br />

,300 ,352 ,716 -,012 -,093 ,113 ,052 ,047 -,019<br />

(z.B. Preiseinstiegslinie) zu k<strong>auf</strong>en. ,443 ,146 ,686 ,021 -,043 ,061 ,123 -,059 ,101<br />

Ich k<strong>auf</strong>e selten Designermarken.<br />

Ich k<strong>auf</strong>e gern unterschiedliche Bekleidungsmarken,<br />

-,182 ,018 ,653 -,127 -,099 ,103 ,093 ,045 ,111<br />

um etwas Abwechslung zu haben.<br />

Ich finde es langweilig, immer die gleichen Beklei-<br />

-,024 ,030 ,033 ,872 ,100 ,024 ,034 ,061 ,022<br />

dungsmarken zu k<strong>auf</strong>en.<br />

Ich probiere gerne neue und unterschiedliche Beklei-<br />

-,135 ,012 ,120 ,804 ,034 ,059 -,086 ,162 -,002<br />

dung.<br />

Ich bin in meinem Bekanntenkreis häufig <strong>einer</strong> der<br />

,110 ,165 -,129 ,693 ,261 -,093 ,108 -,064 -,002<br />

ersten, der neue Modetrends testet. ,243 -,101 -,241 ,634 ,120 -,025 ,088 ,143 ,108<br />

Ich k<strong>auf</strong>e Bekleidung gerne spontan. -,152 ,055 ,026 ,236 ,811 ,013 -,086 ,050 ,013<br />

Ich k<strong>auf</strong>e häufiger Bekleidung ohne nachzudenken .<br />

Ich k<strong>auf</strong>e in der Regel nur <strong>das</strong> , was ich <strong>auf</strong> meinem<br />

Eink<strong>auf</strong>szettel habe oder was ich mir vorgenommen<br />

,029 -,239 -,119 ,184 ,778 ,108 ,020 ,150 ,087<br />

habe . ,138 ,129 ,142 -,046 -,757 -,015 ,060 -,103 ,163<br />

anstrengend.<br />

Es kann durchaus sein, <strong>das</strong>s ich den Eink<strong>auf</strong> von<br />

,043 ,010 ,081 -,056 -,095 ,810 ,052 ,001 ,152<br />

Bekleidung später bereue.<br />

Ich k<strong>auf</strong>e Eigenmarken von Bekleidungsdetailhändlern.<br />

,035 ,062 ,137 ,022 ,184 ,796 -,044 ,142 ,000<br />

Ich suche nach Eigenmarken von Detailhändlern,<br />

,201 ,162 ,166 ,047 -,024 -,037 ,806 ,088 -,171<br />

wenn ich eink<strong>auf</strong>e.<br />

Wenn man beim Eink<strong>auf</strong>en von Bekleidung viel sparen<br />

konnte , darf man sich danach noch eine Kleinigkeit<br />

,213 ,183 ,172 ,050 -,104 ,059 ,770 -,007 ,227<br />

zusätzlich k<strong>auf</strong>en bzw. gönnen.<br />

Wenn ich ein attraktives Sonderangebot sehe, k<strong>auf</strong>e<br />

ich es, auch wenn ich <strong>das</strong> Bekleidungsstück momen-<br />

,059 ,033 ,056 ,134 ,086 -,008 ,115 ,691 ,325<br />

tan (noch) nicht unbedingt benötige.<br />

Es kommt oft vor, <strong>das</strong>s ich Bekleidung k<strong>auf</strong>e, die<br />

,415 ,101 -,041 ,184 ,142 ,120 -,099 ,569 ,078<br />

hinterher gar nicht oder nur selten trage . ,005 -,131 ,027 ,094 ,285 ,423 ,051 ,552 ,004<br />

k<strong>auf</strong> K<strong>auf</strong>entscheidung bei Bekleidung sind kompliziert und<br />

�<br />

� �<br />

Faktor<br />

2<br />

Faktor<br />

3<br />

Faktor<br />

4<br />

Faktor<br />

5<br />

Faktor<br />

6<br />

Faktor<br />

7<br />

Faktor<br />

8<br />

Faktor<br />

9


Empirische Analyse 179<br />

Aussergewöhnliche<br />

Massnah-<br />

Mengenrabatt, kleine Fehler, niedrigerer Konkurrenzpreis<br />

- wann immer solche oder ähnliche Argumente<br />

für einen Preisnachlass sprechen, versuche ich um<br />

den Preis zu verhandeln . ,015 ,233 ,149 -,004 -,044 ,016 -,079 ,235 ,716<br />

Ich finanziere den K<strong>auf</strong> mancher Bekleidung (z.B.<br />

Ratenzahlung). ,128 -,294 ,011 ,100 -,031 ,191 ,107 ,088 ,673<br />

Extraktionsmethode: Hauptkomponentenanalyse<br />

Rotationsmethode: Varimax; N = 989.<br />

Abbildung 40: Ergebnisse der Faktorenanalyse zum K<strong>auf</strong>verhalten<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

�<br />

11.2.6 Faktorenanalyse zu den Moderatoren<br />

Neben den abhängigen Variablen wurden sieben Moderatoren in die Befragung integriert.<br />

Auch für diese wurden Faktoren- und Reliabilitätsanalysen durchgeführt. Insgesamt<br />

können mit den sechs Moderatoren 81.37% der Varianz in neunzehn Items<br />

erklärt werden. Das Kaiser-Meyer-Olkin Mass hat einen guten Wert von 0.800 (Brosius<br />

2008, S. 780). Alle Faktorladungen sind über 0.8 und damit sehr hoch (Hatzinger/Nagel<br />

2009, S. 303). Da die Moderatoren jedoch nicht im inhaltlichen Zentrum<br />

der vorliegenden Fragestellung liegen, wird nachfolgend nur eine Tabelle mit dem<br />

Namen des Moderators, der Anzahl der Items, mit welchen der Moderator gemessen<br />

wurde und cronbachs alpha angegeben.<br />

Moderator Anzahl Items Cronbachs alpha<br />

Involvement (Branche) 3 0.848<br />

Wahrgenommenes K<strong>auf</strong>risiko (Branche) 2 84 0.876<br />

Involvement (Produkt) 2 85 0.941<br />

Zeitdruck 3 0.816<br />

Geschäftsloyalität 3 0.884<br />

Zukunftserwartungen Einkommen<br />

Tabelle 16: Reliabilitätsanalyse der Moderatoren.<br />

1 -<br />

Die gebildeten Faktoren zur anspruchsniveaubezogenen Bewältigung, zur emotionalen<br />

Selbstkontrolle, zur kognitiven Restrukturierung, zum Vork<strong>auf</strong>verhalten, zum<br />

K<strong>auf</strong>verhalten und die Moderatoren fliessen in die weiteren Varianzanalysen ein.<br />

Hierzu wird die Summe über alle Einzelitems, die als ein Faktor identifiziert worden<br />

��������������������������������������������������������<br />

84 In der Faktorenanalyse haben drei Items (alle drei mit Faktorladungen über 0.8) <strong>auf</strong> den „Wahrgenommenes<br />

Risiko“ geladen. Die Reliabilitätsanalyse zeigt für diese Items ein cronbachs alpha von<br />

0.828 an. Jedoch konnte bei <strong>einer</strong> zwei Itemlösung ein cronbachs alpha von 0.876 erreicht werden.<br />

<strong>Der</strong> Faktor „wahrgenommene Risiko“ wurde daher nur aus zwei Items gebildet (Quelle).<br />

85 Auch dieser Faktor wurde aus zwei statt drei Items gebildet, weil sich hierdurch in der Reliabilitäts-<br />

analyse Cronbachs alpha von 0.909 <strong>auf</strong> 0.941 erhöhen lies.


180 Empirische Analyse<br />

konnten, gebildet (Churchill 1979, S. 69). Damit die Ergebnisse besser interpretiert<br />

werden können, wurde anschliessend die Summe durch die Anzahl der eingeflossenen<br />

Items geteilt. Dies hat keine Auswirkungen <strong>auf</strong> die Ergebnisse der Varianzanalysen.<br />

Auf diese Weise bleibt jedoch die ursprüngliche Skala (1=stimme überhaupt<br />

nicht zu; 7=stimme voll und ganz zu) erhalten und der Leser muss nicht einzeln umrechnen,<br />

um den Wert zu interpretieren. Somit bedeutet eine hohe Ausprägung eines<br />

Faktors eine hohe Einstellung/Ansprüche beziehungsweise eine starke Ausprägung<br />

des Verhaltensmerkmals, während geringe Werte eines Faktors als eine niedrige<br />

Einstellung/Ansprüche beziehungsweise eine geringe Ausprägung des Verhaltensmerkmals<br />

interpretiert werden können.<br />

11.3 <strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong> <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> <strong>auf</strong> Stress<br />

Im ersten Schritt der Analyse soll die Hypothese geprüft werden, ob sich eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

tatsächlich <strong>auf</strong> den wahrgenommenen Stress auswirkt. Stress äussert<br />

sich durch Nervosität, Unruhe und durch den Druck, <strong>das</strong> gewohnte Verhalten in Zukunft<br />

zu ändern (Thoits 1995, S. 54). In diesem Fall ist es nicht notwendig eine A-<br />

NOVA durchzuführen, weil der Stress unabhängig von der Branche gemessen wurde.<br />

Es ist daher ausreichend einen t-test zwischen beiden Gruppen mit Sparstimulus<br />

und beiden Gruppen ohne Sparstimulus durchzuführen. Stress wurde <strong>auf</strong> <strong>einer</strong> Skala<br />

von 1 bis 7 gemessen. Eine hohe Ausprägung bedeutet ein hohes wahrgenommenes<br />

Stressniveau, während eine geringe Ausprägung als ein niedriges wahrgenommenes<br />

Stressniveau interpretiert werden kann. Die grosse Differenz der beiden Mittelwerte<br />

deutet bereits dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s ein Unterschied besteht.<br />

Frage Mittelwert<br />

(keine Sparmanipulation)<br />

Stress<br />

Tabelle 17: Ergebnis des Manipulationschecks.<br />

Mittelwert<br />

(mit Sparmanipulation)<br />

T df sign.<br />

2.99 4.15 -11.8186 987 0.000***<br />

<strong>Der</strong> Test bestätigt den Unterschied eindeutig, t(987)=10.808, p


Empirische Analyse 181<br />

<strong>Der</strong> identifizierte Unterschied im wahrgenommenen Stress kann daher eindeutig <strong>auf</strong><br />

die Wirkung der <strong>Sparnotwendigkeit</strong> zurückgeführt werden. <strong>Der</strong> erhöhte Stress ist die<br />

Grundlage für die weiteren Analysen, da die abgeleiteten Hypothesen alle <strong>auf</strong> der<br />

Stresstheorie <strong>auf</strong>bauen: <strong>Der</strong> Konsument ist bestrebt diesen erhöhten Stress (welcher<br />

durch die <strong>Sparnotwendigkeit</strong> verursacht wurde) zu reduzieren. Zur Reduktion von<br />

Stress stehen ihm verschiedene Möglichkeiten der „Stressbewältigung“ zur Verfügung.<br />

Nachfolgend wird zunächst <strong>auf</strong> die emotionalen und dann <strong>auf</strong> die behavioralen Bewältigungsstrategien<br />

eingegangen.<br />

11.4 <strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong> <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> <strong>auf</strong> Einstellungen und Emotionen<br />

Die emotionalen Bewältigungsstrategien können wiederum in anspruchsniveaubezogene<br />

Bewältigung, die kognitive Restrukturierung und die emotionale Selbstkontrolle<br />

unterteilt werden. In der genannten Reihenfolge werden die Analysen durchgeführt.<br />

11.4.1 Anspruchsniveaubezogene Bewältigung<br />

Bei der anspruchsniveaubezogenen Bewältigung geht es um die möglichen Anpassungen<br />

der Bedürfnisse an Händler und Produkte. Da hierbei mehr als eine abhängige<br />

Variable betrachten wird, kommt <strong>das</strong> statistische Verfahren der MANOVA (multivariate<br />

analysis of variance) zum Einsatz. Alternativ könnte man auch mehrere A-<br />

NOVAS durchführen, jedoch kann der alpha Fehlers (Nullhypothese ablehnen, obwohl<br />

sie eigentlich wahr ist) mit Hilfe von MANOVAS reduziert werden, wenn die untersuchten<br />

abhängigen Variablen in einem inhaltlichen Zusammenhang stehen<br />

(Bortz/Weber 2010, S. 289).<br />

Die Voraussetzungen der MANOVA (und auch ANOVA) hinsichtlich der Skalierung<br />

der Variablen im Experiment wurden bereits bei der Erläuterung des experimentellen<br />

Designs vorgestellt (vgl. Kapitel 10). Die unabhängigen Variablen (Sparstimulus und<br />

Branche) sind nominal skaliert, die abhängigen Variablen sind intervallskaliert <strong>auf</strong><br />

<strong>einer</strong> Skala zwischen 1 und 7 (die Skala wurde, wie in den Ausführungen zur Faktorenanalyse<br />

beschrieben, auch nach der Bildung der Faktoren beibehalten). Die<br />

Messwerte in allen vier Szenarien sind unabhängig voneinander. Dies wurde durch<br />

die randomisierte Zuteilung gewährleistet (Rasch et al. 2010, S. 92). Die abhängigen<br />

Variablen müssen normalverteilt sein. <strong>Der</strong> Kalmogorov-Smirnov-Test überprüft die<br />

Voraussetzung. Es zeigt sich jedoch, <strong>das</strong>s die perfekte Normalverteilung nicht bei


182 Empirische Analyse<br />

allen Variablen gegeben ist. Dies ist besonders dar<strong>auf</strong> zurückzuführen, <strong>das</strong>s eine<br />

rein positive Skala vorlag (Brosius 2008, S. 356). Darüber hinaus besagt jedoch der<br />

zentrale Grenzwertsatz (Central Limit Theorem), <strong>das</strong>s bei Stichprobengrössen von n<br />

� 30 pro Zelle beziehungsweise. Szenario davon ausgegangen werden kann, <strong>das</strong>s<br />

die Mittelwerte der Stichprobe normalverteilt sind. Im vorliegenden Fall sind die<br />

Stichprobengrössen jeder Zelle n � 246 und somit kann eine Normalverteilung unterstellt<br />

werden (Bortz 2005, S. 112).<br />

Eine weitere Voraussetzung der MANOVA ist die Varianzhomogenität oder auch Heteroske<strong>das</strong>tizität.<br />

Diese ist nicht bei allen abhängigen Variablen gegeben. <strong>Der</strong> F-Test<br />

ist jedoch sehr robust und führt bei Ablehnung der Varianzhomogenität zu verlässlichen<br />

Ergebnissen. Die Ergebnisse sind insbesondere dann interpretierbar, wenn die<br />

Zellen ausreichend gross sind und in jeder Zelle eine annähernd gleiche Anzahl an<br />

Probanden vorliegt. Dies ist im vorliegenden Fall gegeben (nLebensmittel mit Sparstimu-<br />

lus=243; nLebensmittel ohne Sparstimulus=246; nBekleidung mit Sparstimulus=250; nBekleidung ohne Sparstimu-<br />

lus=250). Die Daten des vorliegenden Experiments lassen sich folglich mit dem statistischen<br />

Verfahren der MANOVA (und auch der ANOVA) analysieren (Field 2009, S.<br />

359f.). Es wird bei den folgenden MANOVAS dar<strong>auf</strong> verzichtet, <strong>auf</strong> die Bestätigung<br />

dieser Vorausetzung erneut einzugehen.<br />

Zunächst wird eine MANOVA für die Geschäftswahlmotive durchgeführt. Diese unterliegen<br />

nach Rudolph (2000) drei verschiedenen Dimensionen: <strong>das</strong> innovative<br />

und/oder qualitativ hochwertige Produktangebot, der günstige Preis, die hervorragende<br />

Beratung.


Empirische Analyse 183<br />

Abbildung 41: Geschäftswahlmotive (n=989)<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Bei der Analyse der deskriptiven Statistiken fällt <strong>auf</strong>, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> qualitativ hochwertige<br />

und innovative Sortiment in beiden Branchen ohne Sparstimulus <strong>das</strong> wichtigste Motiv<br />

bei der Geschäftswahl darstellt. Dies konnte auch von Rudolph und Weber (2011)<br />

gezeigt werden (Rudolph/Weber 2011a, S. 25). In der Lebensmittelbranche spielt <strong>das</strong><br />

hochwertige Sortiment eine deutlich grössere Rolle als bei der Bekleidung.<br />

Interessant ist die Wirkung des Sparstimulus. Die drei Grafiken (vgl. Abbildung 41)<br />

lassen bereits vermuten, <strong>das</strong>s der Sparstimulus Veränderungen der<br />

Geschäftswahlmotive nach sich zieht. Die Varianzanalyse bestätigt diesen Eindruck.<br />

Es bestehen Haupteffekte des Sparstimulus <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Geschäftswahlmotiv der<br />

„günstigen Preise“ F (1, 977) = 31.010, p < 0.001 und <strong>auf</strong> die „hervorragende<br />

Beratung beziehungsweise Serviceleistung“ F (1, 977) = 11.028, p < 0.001. Entgegen<br />

dem Eindruck <strong>auf</strong> der Grafik gibt es jedoch keinen Haupteffekt des Sparstimulus <strong>auf</strong><br />

<strong>das</strong> „innovative und qualitativ hochwertige Sortiment“ F (1, 977) = 1.561, p = 0.212.<br />

Es existieren auch keine Interaktionseffekte des Sparstimulus und der Branche <strong>auf</strong><br />

eine der drei Geschäftswahlmotive. Die postulierte Hypothese kann somit teilweise<br />

bestätigt werden. <strong>Der</strong> Sparstimulus führt zu <strong>einer</strong> Erhöhung des Motivs nach


184 Empirische Analyse<br />

günstigen Preisen, bei Serviceleistungen beziehungsweise bei der Beratung ist der<br />

sparende Konsument jedoch bereit, Abstriche zu machen. Seine Bedürfnisse nach<br />

Qualität verändert der Konsument <strong>auf</strong> Grund der <strong>Sparnotwendigkeit</strong> jedoch nicht.<br />

Dies kann <strong>auf</strong> Basis der Anspruchsniveautheorie erklärt werden, wonach ein<br />

Konsument immer sein bisheriges Konumniveau als Referenzpunkt nimmt. <strong>Der</strong> von<br />

Duesenberry festgestellte Sperrlinken-Effekt trifft offenbar auch im Detailhandel zu,<br />

wonach Konsumenten mit Anspruchsanpassungen nach unten sehr träge reagieren<br />

(Woll 2000, S. 435). <strong>Der</strong> sparende Konsument möchte folglich weiterhin ein qualitativ<br />

hochwertiges Sortiment, nur geringere Preise. Interessant ist, ob es bei den Produktwahlbedürfnissen<br />

zu ähnlichen Veränderungen kommt.<br />

kein Sparstimulus<br />

Lebensmittel Bekleidung<br />

Sparstimulus<br />

kein Sparstimulus<br />

Sparstimulus<br />

Mittelwerte Das innovative und/oder qualitativ<br />

hochwertige Produktangebot<br />

5.29 5.23 4.80 4.63<br />

<strong>Der</strong> günstige Preis 4.74 5.19 4.60 5.21<br />

Die hervorragende Beratung bzw.<br />

Serviceleistung<br />

4.13 3.79 4.22 3.83<br />

Abhängige Variable df F p-Wert<br />

Korrigiertes<br />

Modell<br />

Das innovative und/oder qualitativ<br />

hochwertige Produktangebot<br />

3 12.621 0.000 ***<br />

<strong>Der</strong> günstige Preis 3 10.754 0.000 ***<br />

Die hervorragende Beratung bzw.<br />

Serviceleistung<br />

3 3.792 0.010 **<br />

Konstanter<br />

Term<br />

Das innovative und/oder qualitativ<br />

hochwertige Produktangebot<br />

1 12100.424 0.000 ***<br />

<strong>Der</strong> günstige Preis 1 10641.097 0.000 ***<br />

Die hervorragende Beratung bzw.<br />

Serviceleistung<br />

1 5186.448 0.000 ***<br />

Sparstimulus Das innovative und/oder qualitativ<br />

hochwertige Produktangebot<br />

1 1.561 0.212 N.S.<br />

<strong>Der</strong> günstige Preis 1 31.010 0.000 ***<br />

Die hervorragende Beratung bzw.<br />

Serviceleistung<br />

1 11.028 0.001 ***<br />

Branche Das innovative und/oder qualitativ<br />

hochwertige Produktangebot<br />

1 35.898 0.000 ***<br />

<strong>Der</strong> günstige Preis 1 0.401 0.527 N.S.<br />

Die hervorragende Beratung bzw.<br />

Serviceleistung<br />

1 0.312 0.577 N.S.<br />

Interaktion Das innovative und/oder qualitativ<br />

hochwertige Produktangebot<br />

1 0.364 0.546 N.S.<br />

<strong>Der</strong> günstige Preis 1 0.758 0.384 N.S.<br />

Die hervorragende Beratung bzw.<br />

Serviceleistung<br />

1 0.032 0.857 N.S.<br />

Tabelle 18: Zweifaktorielle Varianzanalyse zu den Geschäftswahlmotiven; Gesamtstichprobe n = 989


Empirische Analyse 185<br />

Abbildung 42: Produktwahlmotive (n=989)<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Die vier Abbildungen zeigen die vier zentralen Produktbedürfnisse (Sweeney/Soutar<br />

2001, S. 212). Wenn man zunächst die Bedürfnisse ohne Sparstimulus betrachtet,<br />

fällt auch hier <strong>auf</strong>, <strong>das</strong>s die qualitativen Produktansprüche in beiden Branchen sehr<br />

hoch sind. Während jedoch in der Lebensmittelbranche die Qualität der Produkte die<br />

wichtigste Rolle spielt, sind es bei Bekleidung die hedonistischen Bedürfnisse. Konsumenten<br />

betrachten den K<strong>auf</strong> von Bekleidung als Teil ihrer Selbstverwirklichung.<br />

Die Kleidung muss zu ihrer Persönlichkeit und damit zu ihrem ganz persönlichen Stil<br />

passen. Darüber hinaus ist bei Bekleidung der Spass und die Freude am K<strong>auf</strong> offenbar<br />

grösser. Die Haupteffekte der Branche <strong>auf</strong> qualitative Produktansprüche F (1,<br />

973) = 78.810, p < 0.001 und <strong>auf</strong> hedonistische Produktbedürfnisse F (1, 973) =<br />

19.635, p < 0.001 bestätigen dies. Auch ist es den Konsumenten wichtiger, was <strong>das</strong><br />

soziale Umfeld über die Bekleidung denkt als über die Lebensmittel, F (1, 973) =<br />

220.240, p < 0.001. Dies ist vermutlich dar<strong>auf</strong> zurückzuführen, <strong>das</strong>s die Lebensmittel<br />

„nur“ während des Eink<strong>auf</strong>es von anderen Leuten gesehen werden und zu Hause nur<br />

die Familie oder enge Freunde den eigenen Kühlschrank kennen, während Beklei-


186 Empirische Analyse<br />

dung stets sehr sichtbar für <strong>das</strong> soziale Umfeld ist. Die drei Grafiken lassen bereits<br />

vermuten, <strong>das</strong>s der Sparstimulus bei den Produktwahlmotiven eine ähnliche Wirkung<br />

hat wie bei den Geschäftswahlmotiven. Auch die Varianzanalyse bestätigt diesen<br />

Eindruck. Es existiert ein signifkanter Haupteffekt des Sparstimulus <strong>auf</strong> die<br />

ökonomischen Bedürfnisse, F (1, 973 ) = 148.270, p < 0.001, während jedoch <strong>das</strong><br />

Niveau der qualitativen Produktansprüche erhalten bleibt, F (1, 973) = 1.787, p =<br />

0.182. Auch bleibt die Relevanz der Meinung des sozialen Umfelds bei sparenden<br />

Konsumenten erhalten, F (1, 973) = 0.160, p = 0.689 und die hedonistischen<br />

Produktbedürfnissen bleiben unverändert, F (1, 973) = 1.390, p = 0.239.<br />

Interaktionseffekte treten keine <strong>auf</strong>, d.h. alle Haupteffekte sind eindeutig<br />

interpretierbar. Somit kann die postulierte Hypothese vollständig bestätigt werden.<br />

Sparende Konsumenten haben folglich ein höheres Bedürfnis nach niedrigeren<br />

Preisen, sie möchten jedoch keine Abstriche bei der Qualität machen. Auch der<br />

hedonitische Konsum, der in der heutigen Gesellschaft eine zunehmend wichtigere<br />

Rolle spielt (Zhong/Mitchell 2010, S. 152; Bruckner 2004, S. 4) bleibt bei den Sparern<br />

erhalten. Die unveränderten sozialen Produktansprüche könnten so interpretiert<br />

werden, <strong>das</strong>s der sparende Konsument vermeiden möchte, <strong>das</strong>s sein soziales<br />

Umfeld die <strong>Sparnotwendigkeit</strong> „entdeckt“. Er möchte somit die bereits in qualitativen<br />

Studien festgestellte „soziale Stigmatisierung“ verhindern. Insbesondere Bekleidung<br />

kann bei Konsumenten mit eingeschränkten finanziellen Mitteln vom Statussymbol<br />

zum „Stigmasymbol“ werden. Dies möchte der Konsument offenbar verhindern<br />

(Wendt 2010, S. 59; Goffmann 1998, S. 59). Sichtbar „billiger Konsum“ von<br />

Lebensmitteln und Bekleidung gefährdet die soziale Zugehörigkeit (Wiswede 2007,<br />

S. 356).<br />

Für <strong>das</strong> Handelsmanagement geben diese Erkenntnisse bereits Hinweise dar<strong>auf</strong>,<br />

<strong>das</strong>s ein sparender Konsument zwar gestiegene Bedürfnisse an den Preis hat, in<br />

den Kommunikations- und Präsentationsmassnahmen am POS sollte jedoch der<br />

Preis nicht <strong>das</strong> (scheinbar) einzige Unterscheidungsmerkmal sein. Mehrwert spielt<br />

weiterhin auch für Sparer eine Rolle.<br />

Einschränkend muss jedoch gesagt werden, <strong>das</strong>s bereits Duesenberry (1949)<br />

festgestellt hat, <strong>das</strong>s Niveauanpassungen nach unten zwar sehr langsam verl<strong>auf</strong>en,<br />

aber sich <strong>auf</strong> längere Zeit doch (gezwungenermassen) ergeben. Übertragen <strong>auf</strong> den<br />

Sparkontext bedeutet dies, <strong>das</strong>s Konsumenten, die mit <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong>


Empirische Analyse 187<br />

konfrontiert werden, zunächst ihre hohen Bedürfnisse erhalten, falls die<br />

<strong>Sparnotwendigkeit</strong> jedoch lange anhält, ist zu vermuten, <strong>das</strong>s die qualitativen<br />

Geschäfts- und Produktansprüche angepasst beziehungsweise sinken werden.<br />

Lebensmittel Bekleidung<br />

kein Sparstimulus<br />

Sparstimulus<br />

kein Sparstimulus<br />

Sparstimulus<br />

Mittelwerte Qualitative Produktansprüche 5.72 5.62 5.01 4.90<br />

Soziale Produktansprüche 2.88 2.94 3.32 3.33<br />

Ökonomische Ansprüche 3.55 4.77 3.61 4.74<br />

Hedonistische Ansprüche 4.14 4.18 5.69 5.43<br />

Korrigiertes<br />

Modell<br />

Konstanter<br />

Term<br />

Abhängige Variable df F p-Wert<br />

Qualitative Produktansprüche 3 26.891 0.000 ***<br />

Soziale Produktansprüche 3 6.623 0.000 ***<br />

Ökonomische Ansprüche 3 49.477 0.000 ***<br />

Hedonistische Ansprüche 3 74.722 0.000 ***<br />

Qualitative Produktansprüche 1 17647.205 0.000 ***<br />

Soziale Produktansprüche 1 4427.917 0.000 ***<br />

Ökonomische Ansprüche 1 7508.319 0.000 ***<br />

Hedonistische Ansprüche 1 10540.508 0.000 ***<br />

Sparstimulus Qualitative Produktansprüche 1 1.787 0.182 N.S.<br />

Soziale Produktansprüche 1 0.160 0.689 N.S.<br />

Ökonomische Ansprüche 1 148.270 0.000 ***<br />

Hedonistische Ansprüche 1 1.390 0.239 N.S.<br />

Branche Qualitative Produktansprüche 1 78.810 0.000 ***<br />

Soziale Produktansprüche 1 19.635 0.000 ***<br />

Ökonomische Ansprüche 1 0.024 0.877 N.S.<br />

Hedonistische Ansprüche 1 220.240 0.000 ***<br />

Interaktion Qualitative Produktansprüche 1 0.002 0.962 N.S.<br />

Soziale Produktansprüche 1 0.059 0.808 N.S.<br />

Ökonomische Ansprüche 1 0.239 0.625 N.S.<br />

Hedonistische Ansprüche 1 2.454 0.118 N.S.<br />

Tabelle 19: Zweifaktorielle Varianzanalyse zu den Produktwahlmotiven; Gesamtstichprobe n = 989.<br />

11.4.2 Emotionale Selbstkontrolle<br />

Nach der Stresstheorie gehört auch die emotionale Selbstkontrolle zu den Bewältigungsstrategien.<br />

Hierunter wird eine positive Ich-Aufwertung und die Distanzierung<br />

verstanden (Folkman et al. 1986, S. 996f.). Übertragen <strong>auf</strong> den Sparkontext wurde<br />

daher postuliert (siehe Kapitel 7.2), <strong>das</strong>s Sparer einen Teil des hedonistischen Werts<br />

am Eink<strong>auf</strong>en verlieren, d.h. weniger Lust zum Eink<strong>auf</strong>en haben (Dawson et al. 1990,<br />

S. 408). In der Stadt werden sie ständig mit neuen Konsummöglichkeiten, Trends<br />

und Innovationen konfrontiert. Indem der Konsument selber seine Lust am Eink<strong>auf</strong>en<br />

reduziert, entgeht er den Konsumversuchungen. Dies kann als Strategie zur „Selbstkontrolle“<br />

interpretiert werden. Auf diese Weise geht er der stressenden Situation aus<br />

dem Weg, in Geschäften attraktive Produkte zu sehen, die er sich nicht leisten kann.


188 Empirische Analyse<br />

Dies würde sonst zu Gewissenskonflikten führen und ein K<strong>auf</strong> (trotz <strong>Sparnotwendigkeit</strong>)<br />

zu weiterem Stress, weil dies die angespannte finanzielle Situation weiter verschlimmern<br />

würde. Darüber hinaus wurde postuliert, <strong>das</strong>s die Risikoaversion bei sparenden<br />

Konsumenten steigt. Auch dies kann im Sinne der Stresstheorie als eine<br />

emotionale Selbstkontrolle verstanden werden. <strong>Der</strong> Konsument wird kritischer und<br />

tätigt nur Käufe, wenn er sehr von dem Produkt überzeugt ist. Betrachtet man die<br />

zwei Grafiken in Abbildung 43, so entsteht der Eindruck als könnten beide Thesen<br />

bestätigt werden. Beide Graphen des Shopping-Enjoyments haben eine negative<br />

Steigung während die Graphen der Risikoaversion beide eine positive Steigung <strong>auf</strong>weisen.<br />

Abbildung 43: Shopping Enjoyment und Risikoaversion (n=989)<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Die Varianzanalyse kann jedoch die Hypothesen nur teilweise bestätigen. Zunächst<br />

wird deutlich, <strong>das</strong>s ein Haupteffekt der Branche <strong>auf</strong> Shopping Enjoyment F (1, 981) =<br />

4.723, p = 0.03 besteht. <strong>Der</strong> K<strong>auf</strong> von Bekleidung hat offenbar einen grössen hedonischen<br />

Eink<strong>auf</strong>swert als der K<strong>auf</strong> von Lebensmitteln. Dies ist dar<strong>auf</strong> zurückzuführen,<br />

<strong>das</strong>s viele Konsumenten den K<strong>auf</strong> von Lebensmitteln eher als (lästiges) Muss betrachten,<br />

während der Eink<strong>auf</strong> von Bekleidung auch in der Freizeit gerne unternommen<br />

wird und Spass machen kann. Wie die Grafik zeigt, reduziert der Sparstimulus<br />

den Mittelwert des Shopping Enjoyments in beiden Branchen. Diese Reduktion ist<br />

jedoch nicht signifikant. Es besteht weder ein Haupteffekt des Sparstimulus F (1,<br />

981) = 1.909, p = 0.167 noch ein Interaktionseffekt zwischen Branche und Sparstimulus<br />

F (1.981) = 0.145, p = 0.703. Die Mittelwertunterschiede deuten jedoch dar<strong>auf</strong><br />

hin, <strong>das</strong>s der nicht signifikante Effekt <strong>auf</strong> eine hohe Standardabweichung zurückzuführen<br />

ist (Bortz/Weber 2010, S. 149). In der Tat sind die Standardabweichungen des


Empirische Analyse 189<br />

Shopping Enjoyments bei Probanden ohne Sparstimulus (StandardabweichungBekleidung<br />

ohne Stimulus = 1.95; StandardabweichungLebensmittel ohne Stimulus = 1.70) und auch bei<br />

Probanden mit Sparstimulus (StandardabweichungBekleidung mit Stimulus = 1.81; StandardabweichungLebensmittel<br />

mit Stimulus = 1.68) sehr hoch. Dies bedeutet, <strong>das</strong>s generell<br />

grosse Unterschiede bei Menschen in der Lust am Eink<strong>auf</strong>en (insbesondere bei Bekleidung)<br />

existieren. Während die einen es lieben durch die Stadt und die Geschäfte<br />

zu bummeln, empfinden die anderen den Eink<strong>auf</strong> eher als Last. Auch bei den Sparern<br />

deuten die grossen Standardabweichungen dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s bei manchen Konsumenten,<br />

die sparen müssen, tatsächlich die Lust am Eink<strong>auf</strong>en vergeht, während<br />

bei anderen die Lust erhalten bleibt. <strong>Der</strong> insgesamt nicht signifikante Effekt könnte<br />

<strong>auf</strong> preisorientierte Anbieter wie Zara oder H&M zurückzuführen sein. Diese machen<br />

dem Konsumenten deutlich, <strong>das</strong>s er auch ohne viel Geld nicht <strong>auf</strong> Modetrends verzichten<br />

muss. Die Lust am Eink<strong>auf</strong>en bleibt daher bei vielen Konsumenten trotz<br />

<strong>Sparnotwendigkeit</strong> erhalten.<br />

Die Hypothese zur gestiegenen Risikoaversion kann hingegen vollständig bestätigt<br />

werden. Es existiert ein signifikanter Haupteffekt des Sparstimulus <strong>auf</strong> die Risikoaversion<br />

F (1, 981) = 30.391, p < 0.001. Sparende Konsumenten werden tatsächlich<br />

kritischer bei K<strong>auf</strong>entscheidungen.<br />

Für <strong>das</strong> Handelsmanagement sind dies insgesamt positive Signale. Zum einen verlieren<br />

viele Konsumenten, trotz <strong>Sparnotwendigkeit</strong> nicht die Lust am Eink<strong>auf</strong>en, d.h. sie<br />

bummeln weiterhin durch die Innenstädte und Geschäfte. Es besteht daher weiterhin<br />

die Möglichkeit, sie mit Hilfe von Profilierungsinstrumenten anzusprechen und <strong>auf</strong><br />

Produkte, Aktionen und Services hinzuweisen. Gleichzeitig wird der Konsument bei<br />

K<strong>auf</strong>entscheidungen jedoch zurückhaltender. Für <strong>das</strong> Handelsmanagement gilt es<br />

folglich, Risiken und somit K<strong>auf</strong>barrieren zu reduzieren. Hierzu kann insbesondere<br />

<strong>das</strong> Personal beitragen, indem es bestimmte Risiken direkt anspricht und dem Konsument<br />

deutlich macht, warum er mit der K<strong>auf</strong>entscheidung kein Risiko eingeht.<br />

Auch mit Services, wie <strong>einer</strong> Umtauschgarantie, kann <strong>auf</strong> die gestiegene Risikoaversion<br />

sparender Konsumenten eingegangen werden.


190 Empirische Analyse<br />

Lebensmittel Bekleidung<br />

kein Sparstimulus<br />

Sparstimulus<br />

kein Sparstimulus<br />

Sparstimulus<br />

Mittelwerte Risikoaversion 4.51 5.01 4.55 5.11<br />

Shopping Enjoyment 3.74 3.54 3.95 3.83<br />

Abhängige Variable df F p-Wert<br />

Korrigiertes<br />

Modell<br />

Risikoaversion 3 10.365 0 ***<br />

Shopping Enjoyment 3 2.247 0.081 B.S.<br />

Konstanter<br />

Term<br />

Risikoaversion 1 10175.756 0 ***<br />

Shopping Enjoyment 1 4372.763 0 ***<br />

Sparstimulus Risikoaversion 1 30.391 0 ***<br />

Shopping Enjoyment 1 1.909 0.167 N.S.<br />

Branche Risikoaversion 1 0.54 0.463 N.S.<br />

Shopping Enjoyment 1 4.723 0.03 *<br />

Interaktion Risikoaversion 1 0.1 0.752 N.S.<br />

Shopping Enjoyment 1 0.145 0.703 N.S.<br />

Tabelle 20: Zweifaktorielle Varianzanalyse zu Shopping Enjoyment und Risikoaversion;<br />

Gesamtstichprobe n = 989.<br />

Die positive „Ich-Aufwertung“ ist eine weitere Bewältigungsstrategie von Stress. <strong>Der</strong><br />

Konsument hat <strong>auf</strong> Basis von vergangenen Konsumerfahrungen ein Anspruchsniveau<br />

<strong>auf</strong>gebaut, welches er so schnell nicht <strong>auf</strong>geben möchte, jedoch besitzt er nicht<br />

mehr die finanziellen Möglichkeiten. Um diese Machtlosigkeit zu kompensieren wurde<br />

die Hypothese <strong>auf</strong>gestellt, <strong>das</strong>s sparende Konsumenten, die eigenen Möglichkeiten<br />

<strong>auf</strong> <strong>das</strong> Preis-/Leistungsverhältnis einzuwirken und die eigenen Schnäppchenjägerfähigkeiten<br />

<strong>auf</strong>werten.


Empirische Analyse 191<br />

Abbildung 44: Emotionale Selbstkontrolle (n=989)<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Bei der Betrachtung der Abbildung 44 fällt bereits die positive Steigung der ersten<br />

beiden Graphen <strong>auf</strong>. Die Varianzanalyse bestätigt diesen Eindruck. Es existiert ein<br />

signifikanter Haupteffekt des Sparstimulus <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Selbstvertrauen in die eigenen<br />

Schnäppchenjägerfähigkeiten F (1, 975) = 9.652, p = 0.002 und auch <strong>auf</strong> die Kontrolle<br />

des Eink<strong>auf</strong>sprozesses F (1, 975) = 14.525, p < 0.001. Auch existieren für beide<br />

abhängigen Variablen Haupteffekte der Branche. Die Interaktionseffekte <strong>auf</strong> <strong>das</strong><br />

Selbstvertrauen in die eigenen Schnäppchenjägerfähigkeiten F (1, 975) = 3.106, p =<br />

0.078 und <strong>auf</strong> die Kontrolle des Eink<strong>auf</strong>sprozesses F(1, 975)= 6.69, p =0.01) zeigen<br />

jedoch, <strong>das</strong>s der Effekt des Sparstimulus von der Branche abhängt. Ein t-test bestätigt<br />

dies. Während sich bei Lebensmitteln keine signifikanten Veränderungen des<br />

Selbstvertrauens in die eigenen Schnäppchenjägerfähigkeiten t(487)=-0.968, p =<br />

0.33 und der Kontrolle des Eink<strong>auf</strong>sprozesses t(487)=-0.866, p = 0.387 durch den<br />

Sparstimulus ergeben, hat der Sparstimulus in der Bekleidungsbranche <strong>auf</strong> die erste<br />

Variable t(498)=-3.386, p = 0.01 und zweite Variable t(498)=-4.523, p � 0.001 einen


192 Empirische Analyse<br />

signifikanten Effekt. 86 Dies kann dar<strong>auf</strong> zurückgeführt werden, <strong>das</strong>s die Preisspannen<br />

in der Bekleidungsbranche sehr hoch sind. So zeigen beispielsweise Rudolph<br />

und Weber (2011), <strong>das</strong>s Konsumenten Preisdifferenzen im Bekleidungsbereich von<br />

bis zu 240% wahrnehmen. Die günstigste Winterjacke kostet aus Konsumentensicht<br />

bei H&M durchschnittlich 96CHF, während man beim lokalen Fachhändler 326 CHF<br />

bezahlen muss (Rudolph/Weber 2011c, S. 36). Im Lebensmittelbereich sind die<br />

wahrgenommenen Preisspannen zwischen den einzelnen Anbietern wesentlich geringer<br />

(Rudolph/Weber 2011a, S. 34). <strong>Der</strong> sparende Konsument hat also <strong>das</strong> Gefühl,<br />

<strong>das</strong>s er beim K<strong>auf</strong> von Bekleidung viel sparen kann, wenn er sich anstrengt (Kontrolle<br />

des Eink<strong>auf</strong>sprozesses). Darüber hinaus scheint der Konsument durch den Stress<br />

aus der <strong>Sparnotwendigkeit</strong> eine Motivation und ein Selbstvertrauen zu entwickeln,<br />

von Schnäppchen profitieren zu können. Insbesondere über <strong>das</strong> Internet gibt es mittlerweile<br />

viele Möglichkeiten, auch für technisch weniger versierte Konsumenten, sich<br />

über Bekleidung zu informieren oder bei einem günstigen Internethändler einzuk<strong>auf</strong>en.<br />

<strong>Der</strong> Konsument verhält sich daher nach dem Motto: „Ich schaff <strong>das</strong> schon (mit<br />

weniger Einkommen trotzdem gute Bekleidung zu erhalten)“.<br />

Darüber hinaus wurde im Rahmen der positiven „Ich-Aufwertung“ postuliert, <strong>das</strong>s der<br />

sparende Konsument Freude an der Schnäppchensuche entwickelt. Auf diese Weise<br />

kann er mögliche negative Gefühle durch den ständigen Preis- und Schnäppchenzwang<br />

kompensieren. Auch hier zeigt sich ein signifikanter Haupteffekt des Sparstimulus<br />

<strong>auf</strong> diese hedonistische Schnäppchenmotivation F (1, 975) = 9.695, p = 0.002.<br />

Gleichzeitig existiert jedoch auch wieder ein Interaktionseffekt F (1, 975) = 8.362, p =<br />

0.004. <strong>Der</strong> t-test bestätigt, <strong>das</strong>s sich erneut kein signifikanter Effekt des Sparstimulus<br />

im Lebensmittelbereich t(487)=-0.161, p = 0.872 feststellen lässt, jedoch der Effekt<br />

im Bekleidungsbereich t(498)=-4.147, p � 0.001 signifikant ist. Dies bedeutet, <strong>das</strong>s<br />

der Sparer offensichtlich gerne bei Bekleidung <strong>auf</strong> Schnäppchensuche geht, während<br />

dies im Lebensmittelbereich nicht der Fall ist. Dies könnte damit erklärt werden, <strong>das</strong>s<br />

sich im Bekleidungsbereich durch geschicktes Eink<strong>auf</strong>en, z.B. im Schlussverk<strong>auf</strong>,<br />

„Spareffekte“ realisieren lassen, über die man sich richtig freut, während die<br />

Schnäppchensuche nach <strong>einer</strong> 10 Rappen günstigeren Butter weniger Freude bereitet.<br />

Für <strong>das</strong> Handelsmanagement deutet dies dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s im Gebrauchsgüterbereich<br />

Aktionen bei Sparern eventuell einen K<strong>auf</strong>impuls auslösen, weil der hedonistische<br />

Wert durch <strong>das</strong> gefundene Schnäppchen K<strong>auf</strong>entscheidungen positiv beein-<br />

��������������������������������������������������������<br />

86 Die Ergebnisse der t-tests wurden aus Übersichtlichkeitsgründen in den Anhang verlagert.


Empirische Analyse 193<br />

flussen wird (Esser 2002, S. 148), d.h. der Sparer freut sich so sehr darüber, <strong>das</strong>s er<br />

ein Schnäppchen gefunden hat, <strong>das</strong>s er <strong>das</strong> Produkt k<strong>auf</strong>t.<br />

Insgesamt kann die postulierte Hypothese zur positiven Ich-Aufwertung daher im Bekleidungsbereich<br />

bestätigt werden, im Lebensmittelbereich muss sie jedoch verworfen<br />

werden.<br />

Lebensmittel Bekleidung<br />

kein Sparstimulus<br />

Sparstimulus<br />

kein Sparstimulus<br />

Sparstimulus<br />

Mittelwerte Selbstvertrauen Schnaeppchenjagen 5.03 5.13 5.08 5.44<br />

Kontrolle Eink<strong>auf</strong>sprozess 5.52 5.61 5.48 5.94<br />

Hedonic Shopping Value Orientation 4.45 4.47 4.14 4.85<br />

Abhängige Variable df F p-Wert<br />

Korrigiertes<br />

Modell<br />

Selbstvertrauen Schnaeppchenjagen 3 6.342 0 ***<br />

Kontrolle Eink<strong>auf</strong>sprozess 3 8.512 0 ***<br />

Hedonic Shopping Value Orientation 3 6.12 0 ***<br />

Konstanter<br />

Term<br />

Selbstvertrauen Schnaeppchenjagen 1 19668.21 0 ***<br />

Kontrolle Eink<strong>auf</strong>sprozess 1 24974.551 0 ***<br />

Hedonic Shopping Value Orientation 1 5805.34 0 ***<br />

Sparstimulus Selbstvertrauen Schnaeppchenjagen 1 9.652 0.002 **<br />

Kontrolle Eink<strong>auf</strong>sprozess 1 14.525 0 ***<br />

Hedonic Shopping Value Orientation 1 9.695 0.002 **<br />

Branche Selbstvertrauen Schnaeppchenjagen 1 6.124 0.014 *<br />

Kontrolle Eink<strong>auf</strong>sprozess 1 4.083 0.044 *<br />

Hedonic Shopping Value Orientation 1 0.098 0.754 N.S.<br />

Interaktion Selbstvertrauen Schnaeppchenjagen 1 3.106 0.078 B.S.<br />

Kontrolle Eink<strong>auf</strong>sprozess 1 6.69 0.01 **<br />

Hedonic Shopping Value Orientation 1 8.362 0.004 **<br />

Tabelle 21: Zweifaktorielle Varianzanalyse zur emotionalen Selbstkontrolle<br />

Gesamtstichprobe n = 989.<br />

11.4.3 Kognitive Restrukturierung<br />

Neben der anspruchsbezogenen Bewältigung und der emotionalen Selbstkontrolle<br />

wurden ferner Hypothesen zur kognitiven Restrukturierung abgeleitet. Hierbei geht es<br />

um Einstellungsveränderungen sparender Konsumenten.<br />

Geld spielt in den Wohlstandsgesellschaften eine wichtige Rolle. Es wird nicht nur<br />

zur Befriedigung von Grundbedürfnissen gebraucht, sondern gilt auch als Symbol für<br />

Status und Erfolg. Doch was passiert mit diesen Einstellungen, wenn Menschen sparen<br />

müssen?<br />

Die Einstellung zu Geld ist unabhängig von <strong>einer</strong> Branche. In den Items zur Abfrage<br />

des Geld-Konstrukts wurde keine Branche erwähnt (vgl. Kapitel 11.2). Eine unifaktorielle<br />

Varianzanalyse in Form <strong>einer</strong> ANOVA mit dem Sparstimulus als einzigem Faktor<br />

ist daher ausreichend (Bortz/Weber 2010, S. 237). Bei Betrachtung der deskriptiven<br />

Ergebnisse fällt <strong>auf</strong>, <strong>das</strong>s es für alle Konsumenten, unabhängig von <strong>einer</strong> Spar-


194 Empirische Analyse<br />

notwendigkeit, <strong>das</strong> wichtigste ist, Geld zu haben, um ein Gefühl von Sicherheit er<br />

erlangen. Dieses Sicherheitsbedürfnis steigt signifikant weiter an, wenn Konsumenten<br />

mit <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> konfrontiert werden, F(1, 988) = 11.443, p = 0.001.<br />

Es hat vermutlich auch Konsequenzen <strong>auf</strong> die Konsumentscheidungen, weil mit jeder<br />

Investition die angestrebte finanzielle Sicherheit gefährdet wird. Sparende Konsumenten<br />

überdenken daher K<strong>auf</strong>entscheidungen sehr intensiv und wollen sich ganz<br />

sicher sein, den richtigen K<strong>auf</strong> zu tätigen. Es könnte für <strong>das</strong> Handelsmanagement<br />

sehr wichtig sein, den sparenden Konsumenten Bestätigung für ihren K<strong>auf</strong> zu geben.<br />

Die Risikoaversion hat ebenfalls <strong>auf</strong> diesen Aspekt hingedeutet (vgl. Kapitel 11.4.2).<br />

Damit einher geht, <strong>das</strong>s Sparer sich signifikant mehr Sorgen um Geld machen, F (1,<br />

988) = 136.923, p < 0.001. Ferner wurde <strong>auf</strong> Basis der Stresstheorie angenommen,<br />

<strong>das</strong>s die Einstellung zu Geld als Statussymbol abnimmt. Während der Konsument<br />

manchmal Dinge k<strong>auf</strong>t, um andere zu beeindrucken, nimmt dies bei sparenden Konsumenten<br />

ab. Durch diese veränderte Einstellung kann der Sparer den emotionalen<br />

Stress reduzieren. Falls er nämlich weiterhin die Einstellung beibehält, <strong>das</strong>s Geld<br />

helfe, andere Leute zu beeindrucken, würde dies im Konflikt zu seinen finanziellen<br />

Möglichkeiten stehen. Daher passt er die Einstellung an F (1. 988) = 2.2135, p =<br />

0.144. 87 Auch Wendt (2010) stellt in ihren Fokusgruppen fest, <strong>das</strong>s finanziell Deprivierte<br />

statt eines <strong>auf</strong>fallenden Konsums andere, nicht-materielle Lebensziele stärker<br />

in den Vordergrund rücken (Wendt 2010, S. 121). Gleiches gilt für die Einstellung,<br />

<strong>das</strong>s Geld ein Erfolgsindikator ist. Auch hier würde eine Aufrechterhaltung dieser<br />

Einstellung <strong>das</strong> persönliche Eingeständnis von Misserfolg nach sich ziehen. Diesen<br />

Konflikt vermeidet der Sparer, indem er dem Geld einen Teil s<strong>einer</strong> Funktion als Erfolgsindikator<br />

aberkennt, F (1, 989) = 4.193, p � 0.05. Die postulierte Hypothese kann<br />

daher bestätigt werden.<br />

��������������������������������������������������������<br />

87 Einschränkend muss jedoch erwähnt werden, <strong>das</strong>s die Statusdimension von Geld in beiden Grup-<br />

pen einen sehr niedrigen Mittelwert hat.


Empirische Analyse 195<br />

Kein Sparstimulus Sparstimulus<br />

Mittelwert Std.-Abweichung Mittelwert Std.-Abweichung<br />

Erfolg 3.52 1.66 3.31 1.67<br />

Status 1.89 1.20 1.59 1.20<br />

Sorge 3.73 1.77 5.03 1.74<br />

Sicherheit 5.14 1.51 5.45 1.35<br />

Abhängige Variable df F p-Wert<br />

Erfolg 1 4.193 0.041 *<br />

Status 1 18.753 0.000 ***<br />

Sorge 1 136.923 0.000 ***<br />

Sicherheit 1 11.443 0.001 ***<br />

Tabelle 22: Unifaktorielle Varianzanalyse zur Einstellung von Geld<br />

Gesamtstichprobe n = 989.<br />

Im Rahmen der emotionalen Selbstkontrolle wurde bereits die Hypothese überprüft,<br />

ob der sparende Konsument Spass und Freude an der Schnäppchensuche gewinnt.<br />

Diese konnte nur bei Bekleidung bestätigt werden. Interessant ist, ob der Sparer der<br />

Meinung ist, <strong>das</strong>s Smart Shopping tatsächlich effektiv ist, d.h. ob Smart Shopping<br />

Aktivitäten, wie <strong>das</strong> Vergleichen von Preisen, überhaupt sinnvoll sind oder ob der<br />

Aufwand nicht in Relation zu dem Eingesparten steht. Darüber hinaus entwickeln<br />

Smart Shopper stolze Gefühle für ihre Schnäppchen (Mano/Elliot 1997, S. 504). Dies<br />

wurde nun bei Konsumenten mit <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> getestet.<br />

Abbildung 45: Nutzen von Smart Shopping Aktivitäten (n=989)<br />

Quelle: Eigene Darstellung.


196 Empirische Analyse<br />

Die Analyse der deskriptiven Daten macht bereits deutlich, <strong>das</strong>s sparende Konsumenten<br />

offensichtlich tatsächlich die Einstellung entwickeln, <strong>das</strong>s sie mit Hilfe von<br />

Smart Shopping Aktivitäten Geld sparen können. <strong>Der</strong> signifikante Haupteffekt der<br />

Varianzanalyse F (1, 977) = 13.969, p < 0.001 bestätigt dies. Gleichzeitig sehen sparende<br />

Konsumenten die Zeit und den Aufwand, welche man in die Schnäppchensuche<br />

investieren muss, weniger als Ressourcenverschwendung als nicht sparende<br />

Konsumenten, F (1, 977) = 3.796, p = 0.052. Es muss jedoch berücksichtigt werden,<br />

<strong>das</strong>s sich trotzdem beide Mittelwerte (sowohl der Sparer als auch der Nicht-Sparer)<br />

<strong>auf</strong> einem sehr geringen Niveau befinden, d.h. auch unter den Sparenden Konsumenten<br />

sind weiterhin einige der Meinung, <strong>das</strong>s man durch die intensive Schnäppchensuche<br />

unterm Strich nicht viel gewonnen hat.<br />

Interessant ist <strong>das</strong> hohe Niveau des ökonomischen Nutzens in beiden Branchen und<br />

der nicht vorhandene Haupteffekt der Branche F(1, 977) = 8.637, p = 0.003. Beides<br />

deutet dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s der Aktionismus der Händler in der vergangenen Zeit dazu<br />

beigetragen hat, <strong>das</strong>s der Konsument der Meinung, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> viel sparen kann. Darüber<br />

hinaus entwickeln sparende Konsumenten positive Gefühle F(1, 977) = 8.619, p<br />

= 0.003, wenn sie ein Schnäppchen gemacht haben. <strong>Der</strong> Sparer ist stolz <strong>auf</strong> sich und<br />

fühlt sich erfolgreich. Das Handelsmanagement kann diese positiven Gefühle ausnutzen,<br />

indem man dem Kunden immer mal wieder kl<strong>einer</strong>e Schnäppchen anbietet.<br />

<strong>Der</strong> Sparer fühlt sich damit bestätigt in s<strong>einer</strong> Händlerwahl. Darüber hinaus zeigen<br />

Bauer et al., <strong>das</strong>s Smart Shopper die positiven Gefühle aus der Schnäppchenjagd<br />

mit dem Händler attribuieren und sich somit positiv <strong>auf</strong> die Loyalität auswirken können<br />

(Bauer et al. 2005).


Empirische Analyse 197<br />

Lebensmittel Bekleidung<br />

kein Sparstimulus Sparstimulus kein Sparstimulus Sparstimulus<br />

Mittelwerte Nutzen SmartShopping kein 3.13 2.89 3.39 3.23<br />

Nutzen SmartShopping oekonomisch 4.64 5.04 4.71 4.90<br />

Nutzen SmartShopping psychosoziale 3.61 3.98 3.95 4.10<br />

Abhängige Variable df F p-Wert<br />

Korrigiertes<br />

Modell<br />

Nutzen SmartShopping kein 3 4.168 0.006 **<br />

Nutzen SmartShopping oekonomisch 3 5.255 0.001 ***<br />

Nutzen SmartShopping psychosoziale 3 5.725 0.001 ***<br />

Konstanter<br />

Term<br />

Nutzen SmartShopping kein 1 3765.825 0.000 ***<br />

Nutzen SmartShopping oekonomisch 1 14805.46 0.000 ***<br />

Nutzen SmartShopping psychosoziale 1 7982.141 0.000 ***<br />

Sparstimulus Nutzen SmartShopping kein 1 3.796 0.052 B.S.<br />

Nutzen SmartShopping oekonomisch 1 13.963 0.000 ***<br />

Nutzen SmartShopping psychosoziale 1 8.619 0.003 **<br />

Branche Nutzen SmartShopping kein 1 8.637 0.003 **<br />

Nutzen SmartShopping oekonomisch 1 0.22 0.639 N.S.<br />

Nutzen SmartShopping psychosoziale 1 6.99 0.008 **<br />

Interaktion Nutzen SmartShopping kein 1 0.126 0.723 N.S.<br />

Nutzen SmartShopping oekonomisch 1 1.705 0.192 N.S.<br />

Nutzen SmartShopping psychosoziale 1 1.577 0.209 N.S.<br />

Tabelle 23: Zweifaktorielle Varianzanalyse zur emotionalen Selbstkontrolle<br />

Gesamtstichprobe n = 989.<br />

<strong>Der</strong> Umsatz mit Eigenmarken erhöht sich in wirtschaftlich schwachen Zeiten. Die<br />

Preiseinstiegsmarke des Händlers kann für sparende Konsumenten eine Alternative<br />

zum teureren Markenprodukt darstellen. Auch der Eink<strong>auf</strong> beim Discounter kann eine<br />

Sparstrategie darstellen. Auf Basis der Theorie der kognitiven Dissonanz wurde postuliert,<br />

<strong>das</strong>s sparende Konsumenten ihre Einstellung zu Eigenmarken, Marken und<br />

Discountern verändern.


198 Empirische Analyse<br />

Abbildung 46: Einstellung zu Marken und Eigenmarken (n=989)<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Die deskriptive Analyse zeigt bereits, <strong>das</strong>s es offensichtlich zu kognitiven Restrukturierungen<br />

bei Konsumenten durch den Sparstimulus kommt. Die Varianzanalyse bestätigt<br />

dies. Es existieren zwei Haupteffekte des Sparstimulus <strong>auf</strong> die Einstellung zu<br />

Marken F (1, 977) = 6.683, p = 0.010 und <strong>auf</strong> die Einstellung zu Eigenmarken F (1,<br />

977) = 50.086, p < 0.001. Dies bedeutet, <strong>das</strong>s sich der Sparer offensichtlich selber<br />

den K<strong>auf</strong> von Eigenmarke „schön redet“. Die Einstellung zu Eigenmarken verbessert<br />

sich, während er wenig affin für Marken im allgemeinen ist. Die Einstellungsveränderung<br />

kann so interpretiert werden, <strong>das</strong>s aus dem „Zwangk<strong>auf</strong>“ der günstigeren Eigenmarke<br />

ein „Überzeugungsk<strong>auf</strong>“ wird. Auf diese Weise kann der sparende Konsument<br />

seine qualitativen Ansprüche beibehalten. Wendt (2010) findet bei ihren qualitativen<br />

Interviews mit finanziell deprivierten Konsumenten ähnliche Aussagen, die<br />

dar<strong>auf</strong> hindeuten, <strong>das</strong>s Deprivierte den qualitativen Wert von Eigenmarken <strong>auf</strong>werten.<br />

Konsumenten, welche die (eigentlich gleichwertigen) teureren Markenprodukte<br />

k<strong>auf</strong>en, werden sogar für dumm erklärt (Wendt 2010, S. 201).<br />

<strong>Der</strong> gleiche Effekt der kognitiven Restrukturierung wurde auch in Bezug <strong>auf</strong> die Einstellung<br />

zu Discountern postuliert. Auch hier ist es vorstellbar, <strong>das</strong>s sparende Kon-


Empirische Analyse 199<br />

sumenten aus Überzeugung beim Discounter eink<strong>auf</strong>en, nach dem Motto: „Ich bin<br />

doch nicht blöd und bezahle bei der Migros für gleichwertige Produkte <strong>das</strong> Doppelte“.<br />

Diese Hypothese kann jedoch nicht bestätigt werden. Es existiert kein signifikanter<br />

Haupteffekt des Sparstimulus <strong>auf</strong> die Einstellung zu Discountern F (1, 977) = 0.1522,<br />

p = 0.694. Insgesamt sind die Mittelwerte zu Discountern <strong>auf</strong> einem sehr geringen<br />

Niveau. Dies ist vermutlich <strong>auf</strong> die spezielle Situation der Discounter in der Schweiz<br />

zurückzuführen. Aldi und Lidl sind erst seit wenigen Jahren mit dem Image eines<br />

„aggressiven deutschen Unternehmens“ in den Schweizer Markt eingetreten. Die<br />

Medien verstärken <strong>das</strong> negative Image von Discountern und portraitieren die Arbeitsbedingungen<br />

der Mitarbeiter und die Produktqualität (o.V. 2009). Darüber hinaus<br />

k<strong>auf</strong>en Schweizer Konsumenten lieber bei Anbietern mit Schweizer Wurzeln (Rudolph/Weber<br />

2011a, S. 38). Die Discounter konnten zwar ihre Marktanteile in den<br />

vergangenen Jahren deutlich erhöhen, doch nur 4% der Schweizer tätigen ihre Einkäufe<br />

hauptsächlich bei Aldi oder Lidl (Rudolph/Weber 2011, S. 30). Die Discounter<br />

werden bisher nur von speziellen Konsumentengruppen <strong>auf</strong>gesucht. Auch sparende<br />

Konsumenten möchten offenbar lieber bei „Nicht-Discountern“ eink<strong>auf</strong>en. Selbst<br />

Konsumenten, die sparen müssen, verändern ihre Einstellung zu den Discountern<br />

nicht. Falls diese dann doch dort eink<strong>auf</strong>en, ist dies vermutlich wirklich durch den<br />

reinen Zwang motiviert, weil sie sich andere Anbieter nicht mehr leisten können.<br />

Insgesamt ist <strong>das</strong> Ergebnis für etablierte Schweizer Anbieter positiv. Konsumenten<br />

fühlen sich wenig mit Discountern emotional verbunden und k<strong>auf</strong>en dort nur „im Notfall“.<br />

Nichtsdestotrotz zeigt die Entwicklung aus anderen Ländern, <strong>das</strong>s sich die Akzeptanz<br />

der Discounter im L<strong>auf</strong>e der Jahre in der Regel deutlich verbessert (Rudolph/Schweizer<br />

2005, S. 86ff.).


200 Empirische Analyse<br />

Lebensmittel Bekleidung<br />

kein Sparstimulus Sparstimulus kein Sparstimulus Sparstimulus<br />

Mittelwerte Einstellung Discounter 3.82 3.79 3.70 3.68<br />

Einstellung Eigenmarke 4.35 4.89 3.81 4.62<br />

Einstellung Marken 4.50 4.39 4.54 4.13<br />

Abhängige Variable df F p-Wert<br />

Korrigiertes<br />

Modell<br />

Einstellung Discounter 3 0.771 0.510 N.S.<br />

Einstellung Eigenmarke 3 23.389 0.000 ***<br />

Einstellung Marken 3 3.407 0.017 *<br />

Konstanter<br />

Term<br />

Einstellung Discounter 1 9427.031 0.000 ***<br />

Einstellung Eigenmarke 1 8617.996 0.000 ***<br />

Einstellung Marken 1 7811.1 0.000 ***<br />

Branche Einstellung Discounter 1 2.149 0.143 N.S.<br />

Einstellung Eigenmarke 1 17.886 0.000 ***<br />

Einstellung Marken 1 1.252 0.264 N.S.<br />

Sparstimulus Einstellung Discounter 1 0.155 0.694 N.S.<br />

Einstellung Eigenmarke 1 50.086 0.000 ***<br />

Einstellung Marken 1 6.683 0.010 **<br />

Interaktion Einstellung Discounter 1 0.007 0.934 N.S.<br />

Einstellung Eigenmarke 1 2.106 0.147 N.S.<br />

Einstellung Marken 1 2.193 0.139 N.S.<br />

Tabelle 24: Zweifaktorielle Varianzanalyse zur emotionalen Selbstkontrolle; Gesamtstichprobe n =<br />

989.<br />

Eng verbunden mit der Einstellung zu Marken und Eigenmarken ist die Verwendung<br />

von Heuristiken. Eine gute Marke wird häufig als Qualitätsindikator herangezogen.<br />

Auch schliessen viele Konsumenten von den verwendeten Marken <strong>auf</strong> den Typ<br />

Mensch (Statusindikator).<br />

<strong>Der</strong> Preis eines Produkts wird häufig als Qualitätsindikator herangezogen (vgl. Kapitel<br />

5.2). Es wurde in Zusammenhang mit der kognitiven Restrukturierung postuliert,<br />

<strong>das</strong>s diese Heuristiken von Sparern weniger herangezogen werden.


Empirische Analyse 201<br />

Abbildung 47: Heurstiken (n=989)<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Die drei Graphiken zeigen, <strong>das</strong>s die Marke und der Preis ihre Funktionen als Indikatoren<br />

verlieren. Die Varianzanalyse bestätigt dies. Die Haupteffekte des Sparstimulus<br />

<strong>auf</strong> den „Qualitätsindikator Preis“ F (1, 977) = 16.040, p < 0.001 und den „Sozialstatusindikator<br />

Marke“ F (1, 977) = 16.117, p < 0.001 sind hoch signifikant und auch der<br />

Haupteffekt des Sparstimulus <strong>auf</strong> den „Qualitätsindikator Marke“ F (1, 977) = 1.156, p<br />

< 0.095 ist zumindest bedingt signifikant. Dies kann mit der Dissonanztheorie erklärt<br />

werden. <strong>Der</strong> sparende Konsument ist <strong>auf</strong> Grund s<strong>einer</strong> finanziellen Situation gezwungen,<br />

sich bei seinen Konsumausgaben einzuschränken. Würde er weiterhin den<br />

Preis und die Marken als Qualitätsindikatoren heranziehen, würde er sich für Produkte<br />

entscheiden, die er sich nicht leisten kann. Es entsteht eine Dissonanz zwischen<br />

Einstellung und finanziellen Möglichkeiten. Diese Dissonanz reduziert der Sparer,<br />

indem er Preisen und Marken einen Teil der Indikatorfunktion abspricht, nach dem<br />

Motto: „Günstiges muss nicht schlecht sein“. Gleiches gilt für die Sozialstatusindikatorfunktion.<br />

Wenn der Sparer die Einstellung <strong>auf</strong>rechterhalten würde, <strong>das</strong>s die Art<br />

von Marken, welche man k<strong>auf</strong>t, etwas über die eigene Person aussagt, würden Kon-


202 Empirische Analyse<br />

flikte zwischen dem Fremd- und Selbstbild entstehen. Es konnte auch im Rahmen<br />

der anspruchsniveaubezogenen Anpassung gezeigt werden, <strong>das</strong>s es dem Sparer<br />

unverändert wichtig ist, was sein soziales Umfeld über ihn und seinen Konsum denkt.<br />

Für <strong>das</strong> Handelsmanagement deutet dies dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s es bei Sparern umso<br />

wichtiger ist, Transparenz in der Produktqualität herzustellen. Ein guter Markenname<br />

oder ein hoher Preis reichen nicht mehr aus. <strong>Der</strong> Sparer ist kritischer und wenn er an<br />

dem Wert eines Produkts zweifelt, greift er eher zu günstigeren Alternative.<br />

Es muss jedoch berücksichtigt werden, <strong>das</strong>s Wirkungen als Qualitätsindikator weiterhin<br />

vorhanden sind. Ihre Wirkung ist lediglich durch den Sparstimulus abgeschwächt<br />

(vgl. Mittelwerte in Tabelle 25).<br />

Lebensmittel Bekleidung<br />

kein Sparstimulus Sparstimulus kein Sparstimulus Sparstimulus<br />

Mittelwerte Qualitätsindikator Preis 4.49 4.18 4.61 4.17<br />

Sozialstatusindikator Marke 3.72 3.46 4.09 3.55<br />

Qualitätsindikator Marke 4.40 4.34 4.47 4.20<br />

Abhängige Variable df F p-Wert<br />

Korrigiertes<br />

Modell<br />

Qualitätsindikator Preis 3 5.609 0.001 ***<br />

Sozialstatusindikator Marke 3 7.787 0.000 ***<br />

Qualitätsindikator Marke 3 1.373 0.250 N.S.<br />

Konstanter<br />

Term<br />

Qualitätsindikator Preis 1 8560.151 0.000 ***<br />

Sozialstatusindikator Marke 1 5589.22 0.000 ***<br />

Qualitätsindikator Marke 1 7948.506 0.000 ***<br />

Branche Qualitätsindikator Preis 1 0.301 0.583 N.S.<br />

Sozialstatusindikator Marke 1 5.218 0.023 *<br />

Qualitätsindikator Marke 1 0.131 0.717 N.S.<br />

Sparstimulus Qualitätsindikator Preis 1 16.040 0.000 ***<br />

Sozialstatusindikator Marke 1 16.117 0.000 ***<br />

Qualitätsindikator Marke 1 2.789 0.095 B.S.<br />

Interaktion Qualitätsindikator Preis 1 0.437 0.509 N.S.<br />

Sozialstatusindikator Marke 1 1.934 0.165 N.S.<br />

Qualitätsindikator Marke 1 1.156 0.282 N.S.<br />

Tabelle 25: Zweifaktorielle Varianzanalyse zu Heuristiken; Gesamtstichprobe n = 989.<br />

11.5 <strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong> <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Eink<strong>auf</strong>sverhalten<br />

In den vorherigen Kapiteln wurde der <strong>Einfluss</strong> <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> <strong>auf</strong> der kognitiven<br />

und emotionalen Ebene untersucht. In diesem Kapitel folgt die Auseinandersetzung<br />

<strong>auf</strong> der behavioralen Seite. In der Stresstheorie wird in diesem Zusammenhang<br />

von problem-orientierten Coping gesprochen. Dabei handelt es sich um aktive Massnahmen,<br />

die <strong>das</strong> Problem (<strong>Sparnotwendigkeit</strong>) direkt angehen.


Empirische Analyse 203<br />

11.5.1 Verhalten in der Vork<strong>auf</strong>phase<br />

<strong>Der</strong> sparrelevante K<strong>auf</strong>prozess lässt sich in die Vork<strong>auf</strong>phase und in die K<strong>auf</strong>phase<br />

gliedern. In jeder Phase gibt es Möglichkeiten für Konsumenten, mit deren Hilfe sie<br />

sparen können. Betrachtet man zunächst die Vork<strong>auf</strong>phase so wurde postuliert, <strong>das</strong>s<br />

Sparer sich intensiver informieren und auch <strong>das</strong> Internet zum Sparen heranziehen.<br />

Hierzu gehört beispielsweise die umfassende Preis- und Qualitätsinformation <strong>auf</strong> Basis<br />

von Anzeigen, Prospekten, Katalogen und Testheften. Auch der aktive Preisvergleich<br />

zwischen verschiedenen Geschäften gehört dazu.<br />

Abbildung 48: Vork<strong>auf</strong>information und Internetsparen (n=989)<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Die zwei Grafiken zeigen die Ausprägung der Vork<strong>auf</strong>information und des Internetsparens<br />

bei Konsumenten mit Sparstimulus und ohne Sparstimulus. Alle Graphen<br />

haben eine positive Steigung und verl<strong>auf</strong>en fast parallel. Dies lässt dar<strong>auf</strong> schliessen,<br />

<strong>das</strong>s sich ein Sparstimulus in beiden Branchen zu <strong>einer</strong> verstärkten Ausprägung der<br />

beiden Verhaltensweisen auswirkt. Die Varianzanalyse bestätigt dies. Beide Modelle<br />

sind hoch signifikant. Es existieren zwei hoch signifikante Haupteffekte des Sparstimulus<br />

<strong>auf</strong> die Vork<strong>auf</strong>information F (1, 981) = 39.923, p < 0.001 und <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Internetsparen<br />

F (1, 981) = 14.677, p < 0.001. Ferner wirkt sich die Branche signifikant<br />

<strong>auf</strong> die Vork<strong>auf</strong>information F (1, 981) = 4.520, p = 0.034 und <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Internetsparen F<br />

(1, 981) = 23.971, p < 0.001 aus. Die Intensitäten sind jedoch gegenläufig. Überraschenderweise<br />

spielt die Vork<strong>auf</strong>information bei Lebensmitteln eine leicht grössere<br />

Rolle als bei Bekleidung. Dies kann dar<strong>auf</strong> zurückgeführt werden, <strong>das</strong>s viele Lebensmittelskandale<br />

die Konsumenten kritischer gemacht haben. In Testheften wie<br />

„Ökotest“ oder „Stiftung Warentest“ werden regelmässig Lebensmittel verschiedener<br />

Marken getestet. Häufig werden solche Testurteile für Produktentscheidungen her-


204 Empirische Analyse<br />

angezogen. Finanziell Deprivierte begründen beispielsweise den K<strong>auf</strong> von günstigen<br />

Produkten bei Aldi häufig damit, <strong>das</strong>s diese Produkte in verschiedenen Tests mit<br />

„sehr gut“ abgeschnitten hätten (Wendt 2010, S. 201). Neben der Produktinformation<br />

steht häufig die Preisinformation im Vordergrund. In den Schweizer Tageszeitungen<br />

sind fast täglich die Aktionen der Lebensmittelhändler zu finden. Die Bekleidungsbranche<br />

ist hingegen weniger präsent in der Tagespresse. Im Internet ergibt sich jedoch<br />

ein anderes Bild für Sparer. Hier dominiert die Bekleidungsbranche. Es gibt viele<br />

Möglichkeiten für Preisvergleiche oder Möglichkeiten, direkt bei einem Internethändler<br />

Bekleidung zu bestellen. Fast alle Hersteller und zunehmend auch die Händler<br />

sind mittlerweile mit eigenen Shops online. Darüber hinaus gibt es Anbieter wie<br />

zalando.com, welche als reine Internethändler agieren. Auch über ebay oder private<br />

Clubs wie „brandsforfriends.com“ lassen sich Einsparungen bei Bekleidung generieren.<br />

Bei Lebensmitteln ist dies schwieriger. <strong>Der</strong> Schweizer Marktführer leshop.ch gewinnt<br />

zwar zunehmend an Marktanteilen, jedoch richtet sich dieser bewusst nicht an<br />

sparende Konsumenten. Die Preise sind darüber hinaus <strong>auf</strong> dem Niveau des stationären<br />

Handels (plus Lieferkosten). Doch auch <strong>das</strong> Internet bietet Möglichkeiten, sich<br />

über Lebensmittel zu informieren. <strong>Der</strong> Lebensmittelhändler Migros hat beispielsweise<br />

eine Internetplattform (migipedia) lanciert, <strong>auf</strong> der jedes Produkt der Migros inklusive<br />

aller Inhaltsstoffe vorgestellt wird und die Konsumenten die Produkte bewerten können.<br />

Auch die Discounter Aldi und Lidl nutzen mittlerweile <strong>das</strong> Internet, um <strong>auf</strong> ihren<br />

Webseiten die wöchentlichen Aktionen im Food- wie im Non-Food-Bereich vorzustellen.<br />

Für <strong>das</strong> Handelsmanagement deuten diese Ergebnisse dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s es wichtiger<br />

wird in den Printmedien wie im Internet präsent zu sein, um Sparer zu erreichen.<br />

Auch Testzeitschriften bieten eine Möglichkeit, <strong>auf</strong> objektive Weise Qualität zu vermitteln.<br />

Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund relevant, <strong>das</strong>s der Preis und die<br />

Marken ihre Indikatorfunktion bei Sparern einbüssen.


Empirische Analyse 205<br />

Lebensmittel Bekleidung<br />

kein Sparstimulus Sparstimulus kein Sparstimulus Sparstimulus<br />

Mittelwerte Vork<strong>auf</strong>information 3.84 4.45 3.66 4.24<br />

Internetsparen 2.28 2.56 2.66 3.13<br />

Abhängige Variable df F p-Wert<br />

Korrigiertes<br />

Modell<br />

Vork<strong>auf</strong>information 3 14.787 0.000 ***<br />

Internetsparen 3 13.259 0.000 ***<br />

Konstanter<br />

Term<br />

Vork<strong>auf</strong>information 1 7397.285 0.000 ***<br />

Internetsparen 1 2978.822 0.000 ***<br />

Branche Vork<strong>auf</strong>information 1 4.52 0.034 *<br />

Internetsparen 1 23.917 0.000 ***<br />

Sparstimulus Vork<strong>auf</strong>information 1 39.923 0.000 ***<br />

Internetsparen 1 14.677 0.000 ***<br />

Interaktion Vork<strong>auf</strong>information 1 0.015 0.902 N.S.<br />

Internetsparen 1 1.01 0.315 N.S.<br />

Tabelle 26: Zweifaktorielle Varianzanalyse zur Vork<strong>auf</strong>information und zum Internetsparen;<br />

Gesamtstichprobe n = 989.<br />

Nach der Information folgt die konkrete Eink<strong>auf</strong>splanung. Generell wurde postuliert,<br />

<strong>das</strong>s sich der Sparer vornimmt, seine Ausgaben für Lebensmittel beziehungsweise<br />

Bekleidung zu reduzieren und generell seltener eink<strong>auf</strong>t beziehungsweise den K<strong>auf</strong><br />

teurer Produkte <strong>auf</strong>schiebt.<br />

Die Ergebnisse zeigen, <strong>das</strong>s der Sparstimulus zu <strong>einer</strong> deutlichen Reduktion der<br />

Ausgaben für Bekleidung und Lebensmittel führt. <strong>Der</strong> durchschnittliche Haushalt 88<br />

ohne Sparstimulus gibt pro Monat 878 CHF für Lebensmittel und 294 CHF für Bekleidung<br />

aus. Das Bundesamt für Statistik kam bei der aktuellsten Haushaltsbudgeterhebung<br />

im Jahr 2008 <strong>auf</strong> ähnliche Beträge von 758 CHF für Lebensmittel, inklusive<br />

Alkohol, und 228 CHF für Bekleidung (Bundesamt für Statistik 2011b) 89 . <strong>Der</strong> durchschnittliche<br />

Haushalt mit Sparstimulus gibt pro Monat durchschnittlich 714 CHF für<br />

Lebensmittel und 207 CHF für Bekleidung aus. Hierbei handelt es sich folglich um<br />

Einsparungen von ca. 20% bei Lebensmitteln und 30% bei Ausgaben für Bekleidung.<br />

Die Varianzanalyse zeigt, <strong>das</strong>s der Effekt des Sparstimulus <strong>auf</strong> die Haushaltsausgaben<br />

F (1, 981) = 22.886, p < 0.001 hoch signifikant ist. Auch der Brancheneffekt F<br />

(1, 981) = 430.462, p < 0.001 weist eine sehr hohe Signifikanz <strong>auf</strong>.<br />

Obwohl Lebensmittel zu den Grundbedürfnissen von Menschen gehören, <strong>auf</strong> die weniger<br />

leicht verzichtet werden kann wie <strong>auf</strong> Gebrauchsgüter, ist der Konsument der<br />

Meinung, <strong>das</strong>s es ein Sparpotenzial von 20% gibt. Die Reduktion von „nur“ 30% im<br />

Bekleidungsbereich deutet dar<strong>auf</strong> hin, welchen Stellenwert <strong>das</strong> äussere Erschei-<br />

��������������������������������������������������������<br />

88 Die durchschnittliche Haushaltsgrösse in der Stichprobe lag bei 2.4 Personen (vgl. Kapitel 11.3.1).<br />

89 Die durchschnittliche Haushaltsgrösse in der Haushaltserhebung des Bundesamts für Statistik lag<br />

bei 2.2 Personen (Bundesamt für Statistik 2011b).


206 Empirische Analyse<br />

nungsbild in der Gesellschaft hat. Andere Studien weisen in diesem Zusammenhang<br />

dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s finanziell Deprivierte ihre finanziellen Probleme verstecken möchten.<br />

Da Kleidung zum „Stigmasymbol“ werden kann, weil sie Armut sichtbar machen<br />

kann, wird hier vermutlich versucht, weiterhin „mithalten“ zu können (Roberts 1991,<br />

S. 40f.).<br />

Interessant ist, wie Konsumenten diese Einsparungen realisieren möchten. Grundsätzlich<br />

gibt es zwei Möglichkeiten: Verzicht oder Veränderungen in der Geschäftsund<br />

Produktwahl.<br />

Abbildung 49: Vork<strong>auf</strong>information und Internetsparen (n=989)<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Die Varianzanalyse stellt einen positiven Haupteffekt des Sparstimulus <strong>auf</strong> den K<strong>auf</strong>verzicht<br />

F (1, 981) = 73.518, p < 0.001 fest. Ausserdem liegt auch hier ein Haupteffekt<br />

der Branche <strong>auf</strong> den K<strong>auf</strong>verzicht F (1, 981) = 300.804, p < 0.001 vor. Interaktionseffekte<br />

liegen keine vor, d.h. der Effekt des Sparstimulus ist unabhängig von der<br />

Branche. Die Ausprägung des K<strong>auf</strong>verzichts ist bei Bekleidung deutlich höher als bei<br />

Lebensmitteln. Interessant ist dies deshalb, weil der Konsument versucht, 164 CHF<br />

bei Lebensmitteln zu sparen und „nur“ 90 CHF bei Bekleidung. Da der Konsument<br />

jedoch weniger mit der Sparstrategie „K<strong>auf</strong>verzicht“ bei Lebensmitteln agieren möchte<br />

beziehungsweise kann, bedeutet dies, <strong>das</strong>s er zu anderen Sparstrategien greifen<br />

muss, um die Ersparnis zu realisieren. Interessant ist ausserdem, ob der Sparer immer<br />

rein rational vorgeht oder doch mehr k<strong>auf</strong>t als er sich eigentlich vorgenommen<br />

hat.<br />

In Bezug <strong>auf</strong> die Vork<strong>auf</strong>information und <strong>das</strong> Internetsparen kann die postulierte Hypothese<br />

somit bestätigt werden.


Empirische Analyse 207<br />

Lebensmittel Bekleidung<br />

kein Sparstimulus Sparstimulus kein Sparstimulus Sparstimulus<br />

Mittelwerte Ausgaben (in CHF) 878.25 714.09 294.16 206.62<br />

Verzicht 3.26 3.88 4.56 5.28<br />

Abhängige Variable df F p-Wert<br />

Korrigiertes<br />

Modell<br />

Ausgaben 3 152.040 0.000 ***<br />

Verzicht 3 125.241 0.000 ***<br />

Konstanter<br />

Term<br />

Ausgaben 1 1582.779 0.000 ***<br />

Verzicht 1 11867.362 0.000 ***<br />

Branche Ausgaben 1 430.462 0.000 ***<br />

Verzicht 1 300.804 0.000 ***<br />

Sparstimulus Ausgaben 1 22.886 0.000 ***<br />

Verzicht 1 73.518 0.000 ***<br />

Interaktion Ausgaben 1 2.121 0.146 N.S.<br />

Verzicht 1 0.419 0.517 N.S.<br />

Tabelle 27: Zweifaktorielle Varianzanalyse zur Ausgabenhöhe und geplantem K<strong>auf</strong>verzicht;<br />

Gesamtstichprobe n = 989.<br />

In der Vork<strong>auf</strong>phase geht es ferner darum, welche Geschäfte ausgewählt werden<br />

und wie der Konsument den Eink<strong>auf</strong> plant. Die Geschäftswahlmotive wurden bereits<br />

in der anspruchsniveaubezogenen Bewältigung untersucht. Hier zeigte sich, <strong>das</strong>s<br />

Qualität weiterhin eine wichtige Rolle spielt, aber die Ansprüche an günstige Preise<br />

gleichzeitig steigen. An dieser Stelle der Analyse geht es um die effektive Wahl, d.h.<br />

ob der Sparer dort eink<strong>auf</strong>t, wo es bequem für ihn ist oder ob er mehrere Geschäfte<br />

<strong>auf</strong>sucht, um von Preisreduktionen profitieren zu können und dementsprechend den<br />

Händler häufig wechselt. Es wurde postuliert, <strong>das</strong>s der Sparer seine Einkäufe genauer<br />

plant, weniger convienced orientiert eink<strong>auf</strong>t und Store Switching betreibt. Unter<br />

Store Switching wird verstanden, <strong>das</strong>s der Konsument für einzelne Produkte gezielt<br />

bestimmte Geschäfte <strong>auf</strong>sucht, eine geringe Loyalität zu Händlern hat und die<br />

Geschäftswahl davon abhängig, wo er von <strong>einer</strong> Aktion profitieren kann.


208 Empirische Analyse<br />

Abbildung 50: Convenience Orientation, Eink<strong>auf</strong>planung und Store Switching (n=989)<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Die drei Graphen zeigen, <strong>das</strong>s es scheinbar Effekte des Sparstimulus <strong>auf</strong> die abhängigen<br />

Variablen gibt. Die Varianzanalyse bestätigt dies. <strong>Der</strong> Sparstimulus wirkt sich<br />

<strong>auf</strong> Store Switching F (1, 977) = 121.171, p < 0.001, Planning F (1, 977) = 14.031, p<br />

< 0.001 und auch Convenience Orientation F (1, 977) = 14.103, p < 0.001 aus. Sparende<br />

Konsumenten versuchen also nicht mehr, alle Einkäufe in einem Geschäft zu<br />

erledigen. Sie nehmen offensichtlich den Aufwand, mehrere Eink<strong>auf</strong>sstätten anzufahren,<br />

in K<strong>auf</strong>. Ob dieses Verhalten unter Berücksichtigung aller Opportunitätskosten<br />

(z.B. Benzin, Parken, Zeit) tatsächlich rational ist, kann an dieser Stelle nicht beantwortet<br />

werden. <strong>Der</strong> Konsument hat offenbar den Eindruck, durch viele Geschäftswechsel,<br />

viel Geld sparen zu können. Dieses Ergebnis ist kongruent zu der gebildeten<br />

Einstellung, <strong>das</strong>s man durch Smart Shopping Aktivitäten einen grossen ökonomischen<br />

Nutzen erzielen könne (vgl. Kapitel 11.4.3). Dies könnte teilweise durch den<br />

Handel selbstverschuldet sein. So wird sowohl in der instore- als auch in der out-ofstore-Kommunikation<br />

der Händler fast ausschliesslich der Preis („Preisknüller“,<br />

„Preiskracher“, „Bei uns purzeln die Preise“) in den Vordergrund gestellt. <strong>Der</strong> Händler<br />

wird für den Konsumenten somit austauschbar. Die ohnehin schon angeschlagene


Empirische Analyse 209<br />

Loyalität (Rudolph/Weber 2011a, S. 74) wird bei Sparern <strong>auf</strong> eine harte Probe gestellt.<br />

Die Ergebnisse zeigen, <strong>das</strong>s es einen eindeutig signifikanten Effekt zu stärkeren<br />

Store Switching bei gleichzeitig reduzierter Convenience Orientierung gibt. Viele<br />

Händler erziehen Konsumenten zu diesem „Rosinen picken“, weil sie ausschliesslich<br />

über den Preis argumentieren. Die vorangegangenen Ergebnisse zeigen jedoch,<br />

<strong>das</strong>s der Sparer weiterhin Interesse an Qualität hat.<br />

Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse, <strong>das</strong>s Sparer ihre Einkäufe intensiver planen.<br />

Hierzu gehört beispielsweise, sich bereits zu Hause zu überlegen, was man k<strong>auf</strong>en<br />

möchte und sich einen Eink<strong>auf</strong>szettel zu schreiben. Hier gibt es jedoch grosse Branchenunterschiede<br />

F (1, 977) = 218.455, p < 0.001. <strong>Der</strong> Lebensmitteleink<strong>auf</strong> wird<br />

grundsätzlich intensiver geplant, ob mit oder ohne <strong>Sparnotwendigkeit</strong>. Interessant ist<br />

jedoch, ob sich beide Gruppen auch gleich gut im Geschäft an ihre „Vorsätze“ halten.<br />

Bekleidung wird deutlich spontaner gek<strong>auf</strong>t, jedoch überlegt selbst der Sparer hier<br />

intensiver.<br />

Die postulierte Hypothese kann somit bestätigt werden. Für <strong>das</strong> Handelsmanagement<br />

weisen die Ergebnisse <strong>auf</strong> Gefahren hin. Es muss gelingen, <strong>das</strong> Store Switching<br />

zu reduzieren und „<strong>auf</strong> die Eink<strong>auf</strong>sliste“ der Sparer zu gelangen.<br />

Lebensmittel Bekleidung<br />

kein Sparstimulus Sparstimulus kein Sparstimulus Sparstimulus<br />

Mittelwerte Store Switching 3.77 4.79 3.76 4.77<br />

Planning 4.56 4.91 3.09 3.47<br />

Convenience Orientation 5.07 4.62 4.38 4.13<br />

Abhängige Variable df F p-Wert<br />

Korrigiertes<br />

Modell<br />

Store Switching 3 40.401 0.000 ***<br />

Planning 3 77.402 0.000 ***<br />

Convenience Orientation 3 18.742 0.000 ***<br />

Konstanter<br />

Term<br />

Store Switching 1 8558.602 0.000 ***<br />

Planning 1 6694.089 0.000 ***<br />

Convenience Orientation 1 9682.349 0.000 ***<br />

Branche Store Switching 1 0.046 0.831 N.S.<br />

Planning 1 218.455 0.000 ***<br />

Convenience Orientation 1 40.902 0.000 ***<br />

Sparstimulus Store Switching 1 121.171 0.000 ***<br />

Planning 1 14.031 0.000 ***<br />

Convenience Orientation 1 14.103 0.000 ***<br />

Interaktion Store Switching 1 0.011 0.918 N.S.<br />

Planning 1 0.026 0.872 N.S.<br />

Convenience Orientation 1 1.120 0.290 N.S.<br />

Tabelle 28: Zweifaktorielle Varianzanalyse zu Store Swichting, Planning und Convenience Orientation<br />

Gesamtstichprobe n = 989.


210 Empirische Analyse<br />

11.5.2 Verhalten in der K<strong>auf</strong>phase<br />

In der K<strong>auf</strong>phase befindet sich der Konsument in den Verk<strong>auf</strong>sstellen. Auch hier gibt<br />

es viele Ansatzpunkte, zu sparen. Es wurde als problemorientierte Bewältigungsstrategie<br />

postuliert, <strong>das</strong>s der Sparstimulus den Informations<strong>auf</strong>wand in den Verk<strong>auf</strong>sstellen<br />

erhöht, zu einem stärkeren K<strong>auf</strong> von Eigenmarken führt, sowie <strong>das</strong> preis- und<br />

aktionsorientierte Eink<strong>auf</strong>en fördert. Die Abbildung zeigt vier Diagramme. Alle acht<br />

Graphen haben eine positive Steigung, was dar<strong>auf</strong> schliessen lässt, <strong>das</strong>s der Sparstimulus<br />

tatsächlich die genannten Verhaltensweisen fördert.<br />

Abbildung 51: Sparverhalten in der K<strong>auf</strong>phase (n=989)<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Die zweifaktorielle Varianzanalyse weist einen Haupteffekt des Sparstimulus F (1,<br />

973) = 31.029, p < 0.001 und der Branche F (1, 973) = 28.571, p < 0.001 <strong>auf</strong> die<br />

POS Information aus. Sparende Konsumenten lesen folglich häufiger den Angebots-Flyer<br />

in den Verk<strong>auf</strong>sstellen, vergleichen innerhalb der Verk<strong>auf</strong>sstelle Preise<br />

und achten während des Eink<strong>auf</strong>s stärker <strong>auf</strong> Produkt- und Preisinformation (z.B.<br />

Plakate, Verpackungshinweise). Dieses Verhalten zeigt einmal mehr, <strong>das</strong>s der Sparer<br />

sich intensiver mit K<strong>auf</strong>entscheidungen auseinandersetzt. Er möchte ganz sicher


Empirische Analyse 211<br />

sein, <strong>das</strong> richtige Produkt zu k<strong>auf</strong>en. Für <strong>das</strong> Handelsmanagement entstehen einige<br />

Potenziale durch diesen „wachsamen“ Eink<strong>auf</strong> im Geschäft. So fallen dem Sparer<br />

Hinweisschilder vermutlich viel stärker <strong>auf</strong> oder er sucht sogar aktiv nach zusätzlichen<br />

Informationen. Dieses Informationsbedürfnis gilt es zu befriedigen. Dabei ist zu<br />

betonen, <strong>das</strong>s die Information nicht ausschliesslich preisorientiert sein muss. <strong>Der</strong><br />

Sparer hat generell ein stärkeres (nicht nur Preis-)Informationsbedürfnis. Dies ist<br />

vermutlich <strong>auf</strong> die bereits identifizierte stärkere Risikoaversion (vgl. Kapitel 11.4) zurückzuführen.<br />

<strong>Der</strong> Sparer möchte wirklich überzeugt sein von einem Produkt, bevor<br />

er es k<strong>auf</strong>t. Ferner bieten sich durch den Angebots-Flyer am Eingang oder durch<br />

Hinweisschilder, weitere K<strong>auf</strong>impulse zu setzten und somit eventuell noch nachträglich<br />

<strong>auf</strong> die wichtige „Eink<strong>auf</strong>sliste“ (vgl. Kapitel 11.4) zu gelangen. Das Informationsverhalten<br />

innerhalb der Verk<strong>auf</strong>sstellen ist bei Lebensmitteln signifikant stärker ausgeprägt<br />

als bei Bekleidung.<br />

<strong>Der</strong> Sparstimulus zeigt ausserdem einen hoch signifikanten Haupteffekt <strong>auf</strong> den K<strong>auf</strong><br />

von Eigenmarken F (1, 973) = 24.181, p < 0.001 und den aktionsorientierten Eink<strong>auf</strong><br />

F (1, 973) = 83.845, p < 0.001. <strong>Der</strong> K<strong>auf</strong> von Eigenmarken ist kongruent zur<br />

Einstellungsveränderung der Sparer gegenüber Eigenmarken und Marken (vgl. Kapitel<br />

11.4.3). Hier liegen für <strong>das</strong> Handelsmanagement grosse Potenziale. So kann mit<br />

Hilfe <strong>einer</strong> Eigenmarke die Loyalität erhöht und eine mögliche Abwanderung verhindert<br />

werden (Collins-Dodd/Lindley 2003, S. 345). Auch liegen in der Regel höhere<br />

Margen <strong>auf</strong> Eigenmarken (Hoch/Banerji 1993, S. 57). 90 <strong>Der</strong> Händler ist bei s<strong>einer</strong><br />

Eigenmarkenpolitik sehr frei und kann zielgruppenspezifische Marken einführen: eine<br />

Gattungsmarke für preissensible, eine Copycat-Marke für qualitätsorientierte Kunden,<br />

die jedoch nicht bereit sind, Herstellermarkenpreise zu bezahlen und Premiumeigenmarken<br />

für die mehrwertorientierten Kunden, bei denen der Preis nicht im Vordergrund<br />

von Produktwahlentscheidungen steht (Kumar/Steenkamp 2007, S. 31).<br />

Für <strong>das</strong> Handelsmanagement kann <strong>das</strong> aktionsorientierte Eink<strong>auf</strong>sverhalten jedoch<br />

gefährlich sein. So k<strong>auf</strong>t der Sparer bei Sonderangeboten grössere Mengen<br />

und hortet Produkte teilweise zu Hause. Insbesondere in Kombination mit dem identifizierten<br />

Store Switching kann dieses Verhalten negative Auswirkungen <strong>auf</strong> den Ertrag<br />

des Handelsunternehmens haben. Häufig basieren die Aktionen <strong>auf</strong> <strong>einer</strong><br />

Mischkalkulation. Es wird gehofft, <strong>das</strong>s der Konsument <strong>auf</strong> Grund des Aktionsproduktes<br />

die Geschäftsstätte wählt und dann in dieser Verk<strong>auf</strong>sstelle auch seine sonstigen<br />

Einkäufe erledigt. So k<strong>auf</strong>t er insgesamt einen grösseren Warenkorb, so<strong>das</strong>s sich die<br />

��������������������������������������������������������<br />

90 In Kapitel 4.1.2 werden die Ziele und Vorteile der Eigenmarkenpolitik ausführlich diskutiert.


212 Empirische Analyse<br />

„Ertragseinbussen“ bei dem Aktionsartikel durch die weiteren gek<strong>auf</strong>ten Artikel refinanziert.<br />

Das aktionsorientierte Eink<strong>auf</strong>en in Kombination mit Store Switching führt<br />

jedoch dazu, <strong>das</strong>s der Sparer nur jeweils die Aktionsartikel in der Verk<strong>auf</strong>sstelle k<strong>auf</strong>t<br />

und die weiteren Einkäufe wiederum bei einem anderen Händler. Zudem ist es fraglich,<br />

ob die Preisaktionen tatsächlich den Mehrumsatz bringen, weil da häufig der<br />

Neukundenanteil kl<strong>einer</strong> ausfällt als der Anteil der eigentlich profitablen Kunden, die<br />

nun den gewünschten Artikel in Aktion statt zum regulären Preis k<strong>auf</strong>en (Rudolph/Weber<br />

2011e, S. 53). <strong>Der</strong> Mittelwert des Aktionsk<strong>auf</strong>s bei Nicht-Sparern zeigt<br />

mit einem Wert von 4.40 sowie <strong>einer</strong> Standardabweichung von 1.40 bei Lebensmitteln<br />

und einem Mittelwert von 3.52 sowie <strong>einer</strong> Standardabweichung von 1.32 bei<br />

Bekleidung, <strong>das</strong>s unter den Nicht-Sparern einige Gruppen existieren, die ohne<br />

„<strong>Sparnotwendigkeit</strong>“ bei Aktionen zugreifen. Dies kann teilweise <strong>auf</strong> den Aktionismus<br />

der Händler zurückgeführt werden, die immer wieder <strong>auf</strong> Aktionen hinweisen und so<br />

Konsumenten zu aktionsorientierten Konsumenten erziehen. Viele Artikel wären vielleicht<br />

auch ohne die Aktion gek<strong>auf</strong>t worden.<br />

Ausserdem gehört zu dem aktionsorientierten Eink<strong>auf</strong>en, <strong>das</strong>s Coupons, Treuerabatte<br />

und Gutscheine ausgenutzt werden. Während <strong>auf</strong> der einen Seite hierdurch ähnliche<br />

Probleme wie durch die klassischen Sonderangebote entstehen, eröffnet dies<br />

<strong>auf</strong> der anderen Seite auch Potenziale. Mit Hilfe eines zielgruppenorientierten CRM-<br />

Systems können Sparer identifiziert werden und dann einzeln Coupons oder Gutscheine<br />

erhalten, ohne <strong>das</strong>s die Aktion flächenweit für alle Kunden eingesetzt wird.<br />

Das aktionsorientierte Eink<strong>auf</strong>en ist überraschenderweise sowohl bei Sparern als<br />

auch bei Nicht-Sparern im Lebensmittelbereich signifikant stärker ausgeprägt als bei<br />

Bekleidung. Auch dies deutet <strong>auf</strong> den starken Aktionismus der Lebensmittelbranche<br />

hin. Im Bekleidungsbereich sind die Preise bei den grossen Anbietern wie H&M und<br />

Zara stabiler, jedoch ganzjährig <strong>auf</strong> einem niedrigen Niveau. So ist <strong>das</strong> preisorientierte<br />

Eink<strong>auf</strong>en, im Vergleich zum aktionsorientierten Eink<strong>auf</strong>en, im Bekleidungsbereich<br />

signifikant stärker ausgeprägt F (1, 973) = 5.478, p = 0.019 als im Lebensmittelbereich.<br />

<strong>Der</strong> preisorientierte Eink<strong>auf</strong> beschreibt primär den K<strong>auf</strong> von Tiefpreisprodukten.<br />

Die Qualität muss nur noch Basisansprüchen genügen. Dies mag <strong>auf</strong> den ersten<br />

Blick ein Widerspruch zu den Produktbedürfnissen darstellen. Hier wurde festgestellt,<br />

<strong>das</strong>s der Sparer seine Ansprüche an Preise erhöht, jedoch von seinen Qualitätsansprüchen<br />

nicht abweichen möchte (vgl. Kapitel 11.4.1). <strong>Der</strong> K<strong>auf</strong> von Billigprodukten<br />

scheint dem zu widersprechen. Es konnte jedoch innerhalb der kognitiven Restruktu-


Empirische Analyse 213<br />

rierung gezeigt werden, <strong>das</strong>s ein Sparer den Wert beziehungsweise die Qualität von<br />

Tiefpreisprodukten <strong>auf</strong>wertet, indem er Preise und Marken nicht mehr als Qualitätsindikatoren<br />

heranzieht. Auf diese Weise kann er Tiefpreisprodukte k<strong>auf</strong>en, ohne <strong>das</strong>s<br />

kognitive Dissonanzen entstehen („Überzeugungs- statt Zwangsk<strong>auf</strong>“). Die Ergebnisse<br />

deuten jedoch dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s der Sparer ein besseres Produkt k<strong>auf</strong>t, sofern man<br />

ihm glaubhaft vermitteln kann, <strong>das</strong>s es sich um ein höherwertiges Produkt handelt<br />

und er dieses Produkt tatsächlich benötigt. Eine gute Marke als Qualitätsanker allein<br />

reicht jedoch dafür nicht mehr aus.<br />

Lebensmittel Bekleidung<br />

kein Sparstimulus Sparstimulus kein Sparstimulus Sparstimulus<br />

Mittelwerte POS Information 4.65 5.01 4.03 4.67<br />

Preisorientierter K<strong>auf</strong> 4.32 4.88 4.43 5.13<br />

Aktionsk<strong>auf</strong> 4.40 5.16 3.52 4.28<br />

Eigenmarkenk<strong>auf</strong> 4.69 5.12 4.10 4.55<br />

Abhängige Variable df F p-Wert<br />

Korrigiertes<br />

dellMo-<br />

POS Information 3 20.739 0.000<br />

***<br />

Preisorientierter K<strong>auf</strong> 3 23.957 0.000 ***<br />

Aktionsk<strong>auf</strong> 3 65.566 0.000 ***<br />

Eigenmarkenk<strong>auf</strong> 3 22.06 0.000 ***<br />

Konstanter Term POS Information 1 10490.814 0.000 ***<br />

Preisorientierter K<strong>auf</strong> 1 14423.574 0.000 ***<br />

Aktionsk<strong>auf</strong> 1 10988.911 0.000 ***<br />

Eigenmarkenk<strong>auf</strong> 1 10622.506 0.000 ***<br />

Branche POS Information 1 28.571 0.000 ***<br />

Preisorientierter K<strong>auf</strong> 1 5.478 0.019 *<br />

Aktionsk<strong>auf</strong> 1 113.446 0.000 ***<br />

Eigenmarkenk<strong>auf</strong> 1 42.154 0.000 ***<br />

Sparstimulus POS Information 1 31.029 0.000 ***<br />

Preisorientierter K<strong>auf</strong> 1 65.184 0.000 ***<br />

Aktionsk<strong>auf</strong> 1 83.845 0.000 ***<br />

Eigenmarkenk<strong>auf</strong> 1 24.181 0.000 ***<br />

Interaktion POS Information 1 2.545 0.111 N.S.<br />

Preisorientierter K<strong>auf</strong> 1 0.925 0.336 N.S.<br />

Aktionsk<strong>auf</strong> 1 0.001 0.978 N.S.<br />

Eigenmarkenk<strong>auf</strong> 1 0.017 0.896 N.S.<br />

Tabelle 29: Zweifaktorielle Varianzanalyse zum Sparverhalten in der K<strong>auf</strong>phase<br />

Gesamtstichprobe n = 989.<br />

In der Vork<strong>auf</strong>phase wurde festgestellt, <strong>das</strong>s sparende Konsumenten ihre Einkäufe<br />

genauer planen. Dies hat zur Folge, <strong>das</strong>s sparende Konsumenten hauptsächlich<br />

Zielkäufe tätigen. Interessant ist, ob sich Sparer in den Verk<strong>auf</strong>sstellen auch tatsächlich<br />

an ihre Pläne halten. Im Rahmen der stresstheoretischen Bewältigungsstrategie<br />

„Unterlassen von Handlungen“ wurde postuliert, <strong>das</strong>s der Sparstimulus zu <strong>einer</strong> Reduktion<br />

des impulsiven Eink<strong>auf</strong>sverhaltens und zu <strong>einer</strong> Reduktion von Abwechslungskäufen<br />

führt. Unter Abwechslungsk<strong>auf</strong> wird die Verhaltenstendenz verstanden,<br />

gerne unterschiedliche Produkte zu k<strong>auf</strong>en, um etwas Abwechslung zu haben und


214 Empirische Analyse<br />

gerne neue und innovative Produkte (oder Trendartikel bei Bekleidung) zu k<strong>auf</strong>en<br />

(Steenkamp/Gielens 2003, S. 368).<br />

Die Graphen deuten dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s der Sparstimulus sich <strong>auf</strong> alle drei betrachteten<br />

Variablen auswirkt und <strong>das</strong>s keine Interaktionseffekte bestehen. In der Varianzanalyse<br />

wird ein hochsignifikanter Effekt des Sparstimulus <strong>auf</strong> den Impulsk<strong>auf</strong> F (1, 973) =<br />

27.055, p < 0.001 und ein bedingt signifikanter Effekt <strong>auf</strong> den Abwechslungsk<strong>auf</strong> F<br />

(1, 973) = 3.700, p = 0.055 festgestellt. Sparende Konsumenten versuchen offensichtlich<br />

nur die Dinge zu k<strong>auf</strong>en, die sie sich vorgenommen haben und Abwechslungskäufe<br />

zu vermeiden. Es liegen jedoch branchenspezifische Unterschiede vor.<br />

So hat die Branche <strong>auf</strong> den Impulsk<strong>auf</strong> F (1, 973) = 40.736, p < 0.001 und <strong>das</strong> Abwechslungsstreben<br />

F (1, 973) = 14.325, p < 0.001 einen hochsignifikanten Effekt.<br />

Impulskäufe sind bei Sparern und Nicht-Sparern in der Bekleidungsbranche stärker<br />

vorhanden. Dies deutet dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s neue Bekleidung heutzutage nicht immer<br />

wirklich benötigt wird und der Eink<strong>auf</strong> nicht konkret zu Hause geplant wird<br />

(Rook/Fisher 1995, S. 305). Man entscheidet sich eher spontan während des Eink<strong>auf</strong>sbummels.<br />

Auch bei Sparern ist dieses impulsive K<strong>auf</strong>en bei Bekleidung (Mittelwert<br />

3.81) noch deutlich stärker vorhanden als bei Lebensmitteln (Mittelwert 3.41).<br />

Die Inspiration des Kunden am Point-of-Sale spielt also auch bei Sparern im Bekleidungsbereich<br />

noch eine Rolle. Das Abwechslungsstreben ist hingegen bei Sparern<br />

wie auch Nicht-Sparern im Lebensmittelbereich stärker ausgeprägt als bei Bekleidung.<br />

Insgesamt scheinen jedoch die Zielkäufe bei Sparern in beiden Branchen etwas<br />

zu dominieren.<br />

Für <strong>das</strong> Handelsmanagement hebt dies erneut die Relevanz hervor, bereits in der<br />

Vork<strong>auf</strong>phase K<strong>auf</strong>impulse zu setzen und somit bei der „Eink<strong>auf</strong>splanung“ berücksichtigt<br />

zu werden.


Empirische Analyse 215<br />

Abbildung 52: Impuls-, Abwechslungs- und Unsicherheitsk<strong>auf</strong> (n=989)<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Bis zu dieser Stelle konnte die Hypothese zum „Unterlassen von Handlungen“ bestätigt<br />

werden. Bei Unsicherheitskäufen ergibt sich jedoch eine interessante Wendung.<br />

Es kann zwar ein hochsignifikanter Effekt des Sparstimulus <strong>auf</strong> den Unsicherheitsk<strong>auf</strong><br />

F (1, 973) = 30.341, p < 0.001 festgestellt werden, jedoch läuft dieser entgegengesetzt<br />

der postulierten Richtung. Es wurde angenommen, <strong>das</strong>s der Sparer weniger<br />

Produkte aus Unsicherheit k<strong>auf</strong>t, die er nachher bereut, d.h. <strong>das</strong>s er sich so intensiv<br />

mit jedem Produkt auseinandersetzt, <strong>das</strong>s er ganz sicher ist, den K<strong>auf</strong> später nicht<br />

zu bereuen. Es zeigt sich jedoch, <strong>das</strong>s Sparer in beiden untersuchten Branchen signifikant<br />

mehr Unsicherheitskäufe tätigen als Nicht-Sparer. Auch hier existiert ein<br />

Brancheneffekt F (1, 973) = 30.341, p < 0.001. Bei Bekleidung werden mehr Käufe<br />

getätigt, die hinterher bereut werden als bei Lebensmitteln.<br />

Insgesamt sind dies positive Signale für <strong>das</strong> Handelsmanagement, bedeutet es doch,<br />

<strong>das</strong>s sich Sparer zwar vornehmen, Einkäufe genau zu planen und sich intensiv mit<br />

Produkten auseinanderzusetzen, um Fehlkäufe zu vermeiden, doch manchmal klappt<br />

es trotzdem nicht. Es gibt offensichtlich Momente, wo Sparer die „Selbstkontrolle“


216 Empirische Analyse<br />

verlieren und etwas k<strong>auf</strong>en. Natürlich darf es nicht <strong>das</strong> Ziel für <strong>das</strong> Handelsmanagement<br />

sein, Käufe zu stimulieren, die hinterher bereut werden. Trotzdem zeigen die<br />

Ergebnisse, <strong>das</strong>s es manche Händler offenbar schaffen, den „Sparwillen“ zu durchbrechen.<br />

Auch der Konsument ist sich dessen bewusst und weiss, <strong>das</strong>s er trotz<br />

<strong>Sparnotwendigkeit</strong>, manchmal Dinge k<strong>auf</strong>t, die er hinterher bereut.<br />

Lebensmittel Bekleidung<br />

kein Sparstimulus Sparstimulus kein Sparstimulus Sparstimulus<br />

Mittelwerte Abwechslungsk<strong>auf</strong> 4.02 3.97 3.58 3.29<br />

Impulsk<strong>auf</strong> 3.95 3.41 4.31 3.81<br />

Unsicherheitsk<strong>auf</strong> 2.84 3.08 3.32 3.61<br />

Abhängige Variable df F p-Wert<br />

Korrigiertes<br />

Modell<br />

Abwechslungsk<strong>auf</strong> 3 15.450 0.000 ***<br />

Impulsk<strong>auf</strong> 3 13.756 0.000 ***<br />

Unsicherheitsk<strong>auf</strong> 3 12.943 0.000 ***<br />

Konstanter<br />

Term<br />

Abwechslungsk<strong>auf</strong> 1 7093.531 0.000 ***<br />

Impulsk<strong>auf</strong> 1 6085.622 0.000 ***<br />

Unsicherheitsk<strong>auf</strong> 1 4872.317 0.000 ***<br />

Branche Abwechslungsk<strong>auf</strong> 1 40.736 0.000 ***<br />

Impulsk<strong>auf</strong> 1 14.325 0.000 ***<br />

Unsicherheitsk<strong>auf</strong> 1 30.341 0.000 ***<br />

Sparstimulus Abwechslungsk<strong>auf</strong> 1 3.700 0.055 B.S.<br />

Impulsk<strong>auf</strong> 1 27.055 0.000 ***<br />

Unsicherheitsk<strong>auf</strong> 1 8.309 0.004 **<br />

Interaktion Abwechslungsk<strong>auf</strong> 1 1.834 0.176 N.S.<br />

Impulsk<strong>auf</strong> 1 0.025 0.874 N.S.<br />

Unsicherheitsk<strong>auf</strong> 1 0.071 0.789 N.S.<br />

Tabelle 30: Zweifaktorielle Varianzanalyse zu Impuls-, Abwechslungs- und Unsicherheitsk<strong>auf</strong><br />

Gesamtstichprobe n = 989.<br />

Finanzierungsangebote werden in der vergangenen Zeit immer häufiger von Händlern<br />

angeboten (vgl. o.V. 2011c). Es erscheint in diesem Zusammenhang interessant,<br />

ob sparende Konsumenten eher dazu geneigt sind, ihre Einkäufe zu finanzieren.<br />

Auch die Preisverhandlung konnte in anderen Studien (z.B. Esser 2002, S. 141)<br />

als Sparverhaltensweise identifiziert werden. Bei der Betrachtung der deskriptiven<br />

Statistik fällt <strong>auf</strong>, <strong>das</strong>s beide Verhaltensweisen eine sehr geringe Rolle zu spielen<br />

scheinen. <strong>Der</strong> höchste Mittelwert liegt bei 3.18. Es scheint, als ob sparende Konsumenten<br />

deutlich häufiger um den Preis verhandeln. Hierzu bieten sich in beiden<br />

Branchen Gelegenheiten, z.B. Druckstellen am Obst, Mengenrabatt bei T-Shirts oder<br />

ein niedriger Konkurrenzpreis bei einem Anzug. Die Varianzanalyse bestätigt diesen<br />

Eindruck. <strong>Der</strong> Sparstimulus wirkt sich signifikant <strong>auf</strong> die Preisverhandlung F (1, 973),<br />

p = 0.009 aus. Auch besteht hier ein Effekt der Branche F (1, 973) = 25.969, p <<br />

0.001. Es wird offenbar deutlich häufiger bei Bekleidung um den Preis verhandelt als<br />

bei Lebensmitteln. Nichtsdestotrotz sind die Mittelwerte alle <strong>auf</strong> einem sehr niedrigen


Empirische Analyse 217<br />

Niveau, so<strong>das</strong>s diese „Sparstrategie“ offenbar nur sehr selten oder nur von einzelnen,<br />

sehr speziellen Konsumenten verwendet wird.<br />

Die Graphen zum Finanzierungsk<strong>auf</strong> erwecken den Eindruck, als ob sich der Sparstimulus<br />

bei Lebensmitteln positiv und bei Bekleidung negativ auswirken würde. Dies<br />

erscheint jedoch zweifelhaft. In der Varianzanalyse ist jedoch schon <strong>das</strong> Gesamtmodell<br />

F (3, 986) = 0.575, p = 0.631 nicht signifikant, d.h. Finanzierungkäufe sind bei<br />

Konsumenten mit und ohne Sparstimulus gleich beliebt. Die Graphen sind somit nicht<br />

interpretierbar. Da die Mittelwerte deutlich unter 2 liegen, deuten sie dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s<br />

Finanzierungskäufe eher unbeliebt sind. Dies kann an den untersuchten Branchen<br />

liegen. Im Elektronikbereich sind seit einigen Jahren die sogenannten „Nullfinanzierungsangebote“<br />

sehr verbreitet (o.V. 2011). Über ihre Wirksamkeit existieren jedoch<br />

bisher keine Forschungsergebnisse.<br />

Abbildung 53: Irrationaler K<strong>auf</strong>, Preisverhandlung und Finanzierungsk<strong>auf</strong> (n=989)<br />

Quelle: Eigene Darstellung.


218 Empirische Analyse<br />

Ausserdem wurde postuliert, <strong>das</strong>s sparende Konsumenten teilweise zu irrationalen<br />

Käufen neigen. Hierzu gehört beispielsweise der K<strong>auf</strong> von unnötigen Sonderangeboten<br />

oder der K<strong>auf</strong> von belohnenden Ergänzungsartikeln, nachdem man viel gespart<br />

hat. Im Rahmen der Faktorenanalyse wurde deshalb ein Faktor „Irrationaler K<strong>auf</strong>“<br />

gebildet. Die Varianzanalyse bestätigt, <strong>das</strong>s ein Effekt des Sparstimulus <strong>auf</strong> „irrationale<br />

Käufe“ F (1, 973) = 26.626, p < 0.001 besteht. Hier gibt es ferner keinen Unterschied<br />

in der Branche F (1, 973) = 0.525, p = 0.469. <strong>Der</strong> Faktor „Irrationaler K<strong>auf</strong>“<br />

hatte jedoch nur ein sehr geringes Reliabilitätsmass. Cronbachs alpha lag nur bei<br />

0.570. Die Verhaltensweise, welche unter dem Begriff „Irrationaler K<strong>auf</strong>“ subsummiert<br />

wurde, ist darüber nicht direkt greifbar. Es erscheint daher sinnvoll, eine weitere<br />

Varianzanalyse durchzuführen in der die drei Einzelstatements des Faktors „Irrationaler<br />

K<strong>auf</strong>“ einfliessen.


Empirische Analyse 219<br />

Lebensmittel Bekleidung<br />

kein Sparstimulus Sparstimulus kein Sparstimulus Sparstimulus<br />

Mittelwerte Irrationaler K<strong>auf</strong> 3.08 3.56 3.19 3.57<br />

Preisverhandlung 2.30 2.63 2.91 3.18<br />

Finanzierungsk<strong>auf</strong> 1.46 1.50 1.59 1.55<br />

Abhängige Variable df F p-Wert<br />

Korrigiertes<br />

Modell<br />

Irrationaler K<strong>auf</strong> 3 9.165 0.000 ***<br />

Preisverhandlung 3 11.012 0.000 ***<br />

Finanzierungsk<strong>auf</strong> 3 0.575 0.631 N.S.<br />

Konstanter<br />

Term<br />

Irrationaler K<strong>auf</strong> 1 6631.052 0.000 ***<br />

Preisverhandlung 1 2390.091 0.000 ***<br />

Finanzierungsk<strong>auf</strong> 1 1586.967 0.000 ***<br />

Branche Irrationaler K<strong>auf</strong> 1 0.525 0.469 N.S.<br />

Preisverhandlung 1 25.969 0.000 ***<br />

Finanzierungsk<strong>auf</strong> 1 1.424 0.233 N.S.<br />

Sparstimulus Irrationaler K<strong>auf</strong> 1 26.626 0.000 ***<br />

Preisverhandlung 1 6.909 0.009 **<br />

Finanzierungsk<strong>auf</strong> 1 0.005 0.944 N.S.<br />

Interaktion Irrationaler K<strong>auf</strong> 1 0.386 0.535 N.S.<br />

Preisverhandlung 1 0.083 0.774 N.S.<br />

Finanzierungsk<strong>auf</strong> 1 0.292 0.589 N.S.<br />

Tabelle 31: Zweifaktorielle Varianzanalyse zu Irrationaler K<strong>auf</strong>, Preisverhandlung und Finanzierungsk<strong>auf</strong><br />

Gesamtstichprobe n = 989.<br />

Bei der Betrachtung der deskriptiven Daten entsteht der Eindruck, <strong>das</strong>s sich der<br />

Sparstimulus <strong>auf</strong> alle drei Einzelstatements auswirkt. In der Varianzanalyse stellt sich<br />

jedoch heraus, <strong>das</strong>s<strong>das</strong> dritte Statement „Es kommt oft vor, <strong>das</strong>s ich Bekleidung k<strong>auf</strong>e,<br />

die ich hinterher nicht oder nur selten trage“ durch den Sparstimulus F (1, 973) =<br />

0.333, p = 0.564 nicht signifikant verändert wird. Die Grafik lässt vermuten, <strong>das</strong>s ein<br />

Interaktionseffekt besteht, doch auch dieser ist nicht signifikant. Es existiert nur ein<br />

Effekt der Branche F (1, 973) = 8.153, p = 0.004. Dies bedeutet, <strong>das</strong>s Konsumenten<br />

häufiger unnötige Käufe im Bekleidungsbereich tätigen als bei Lebensmitteln. Dies<br />

kann man sich so vorstellen, <strong>das</strong>s Bekleidung gek<strong>auf</strong>t wird, die nachher nicht angezogen<br />

wird. Die Verhaltensweise ist unabhängig vom Sparstimulus, was auch bedeutet,<br />

<strong>das</strong>s es bei Sparern passieren kann, <strong>das</strong>s sie am Point-of-Sale so sehr von einem<br />

Produkt überzeugt werden, <strong>das</strong>s sie es k<strong>auf</strong>en. Auch diese Erkenntnis (des<br />

nicht vorhandenen signifikanten Effekts) zeigt, <strong>das</strong>s der Sparer nicht immer rational<br />

handelt. Man könnte erwarten, <strong>das</strong>s der Sparer seltener Kleidung k<strong>auf</strong>t als der nicht<br />

sparende Konsument. Dies deutet <strong>auf</strong> eine fehlende Selbstkontrolle des Sparers hin.<br />

Es muss jedoch berücksichtigt werden, <strong>das</strong>s die betrachteten Mittelwerte alle <strong>auf</strong> einem<br />

sehr niedrigen Niveau liegen. Interpretiert man ausschließlich die Mittelwerte,


220 Empirische Analyse<br />

würde man zu dem Schluss kommen, <strong>das</strong>s weder der Sparer noch der Nicht-Sparer<br />

Kleidung k<strong>auf</strong>t, die hinterher nur selten getragen wird.<br />

Abbildung 54: Einzelstatementanalyse zum Faktor „Irrationaler K<strong>auf</strong>“ (n=989)<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

<strong>Der</strong> signifikante Haupteffekt des Sparstimulus „Irrationaler K<strong>auf</strong>“ muss daher durch<br />

die anderen beiden Einzelitems entstanden sein. Die Varianzanalyse der Einzelitems<br />

bestätigt dies. <strong>Der</strong> Sparstimulus wirkt sich signifikant aus <strong>auf</strong> „Wenn man beim Eink<strong>auf</strong>en<br />

viel sparen konnte, darf man sich danach noch eine Kleinigkeit zusätzlich<br />

k<strong>auf</strong>en beziehungsweise gönnen“ F (1, 973) = 10.341, p = 0.001 und „Wenn ich ein<br />

attraktives Sonderangebot sehe, k<strong>auf</strong>e ich es, auch wenn ich <strong>das</strong> Produkt momentan<br />

(noch) nicht unbedingt benötige“ F (1, 973) = 54.164, p < 0.001. Beide Verhaltensweisen<br />

wirken <strong>auf</strong> den ersten Blick wie irrationale Verhaltensweisen, weil der Konsument<br />

mehr Geld ausgibt als eigentlich notwendig wäre. In <strong>einer</strong> Situation mit <strong>einer</strong><br />

<strong>Sparnotwendigkeit</strong> scheint dieses Verhalten für die Entwicklung der Haushaltskasse<br />

kontraproduktiv. Es lohnt sich daher, die zwei Verhaltensweisen konkreter zu analysieren.


Empirische Analyse 221<br />

Die Verhaltenstendenz, Produkte aus dem Sonderangebot zu k<strong>auf</strong>en, konnten<br />

Baumgartner und Steenkamp (2001) beobachten. Es gehört zur sogenannten Sale<br />

Proneness. Diese Konsumenten haben keine <strong>Sparnotwendigkeit</strong>, aber freuen sich<br />

grundsätzlich, wenn sie ein Sonderangebot „ergattern“. Im vorliegenden Fall unterscheiden<br />

sich jedoch die zwei untersuchten Gruppen ausschliesslich durch den<br />

Sparstimulus. Im Vergleich zu Baugartner und Steenkamp (2001) liegen also keine<br />

hedonistischen Motive, sondern rein ökonomische Gründe zu Grunde. Die <strong>auf</strong> den<br />

ersten Blick irrational erscheinende Verhaltensweise, Produkte zu k<strong>auf</strong>en, die man<br />

momentan nicht benötigt, wird vom Sparer sehr wahrscheinlich als rational interpretiert.<br />

Die <strong>Sparnotwendigkeit</strong> erzeugt einen solchen Stress, <strong>das</strong>s er sehr affin für<br />

sämtliche Sparmöglichkeiten wird. Wenn der Sparer also ein Sonderangebot sieht,<br />

betrachtet er dies als „vorausschauendes Zukunftssparen“. Er braucht den Artikel<br />

momentan noch nicht, aber wenn er ihn jetzt k<strong>auf</strong>t, spart er damit quasi vorsorglich<br />

für die Zukunft. Die Discounter Aldi und Lidl haben beispielsweise wöchentlich Non-<br />

Food Artikel im besonderen, zeitlich limitierten Sonderangebot. Während des Eink<strong>auf</strong>s<br />

sieht der Sparer beispielsweise dort ein „Schraubenzieher-Set“, was er momentan<br />

nicht benötigt. Er k<strong>auf</strong>t es trotzdem, weil es so „unglaublich günstig“ ist und<br />

er in der Zukunft sicher einmal wieder einen Schraubenzieher braucht und dann keinen<br />

teuren aus dem Baumarkt k<strong>auf</strong>en muss. Er rationalisiert den unnötigen Aktionsk<strong>auf</strong><br />

somit durch ein zukünftiges Bedarfsmotiv. Für <strong>das</strong> Handelsmanagement liegen<br />

folglich grosse Umsatzpotenziale in diesem „vorausschauenden Zukunftssparen“ des<br />

Konsumenten.<br />

Die Verhaltensweise aus dem zweiten Statement „Wenn man beim Eink<strong>auf</strong>en viel<br />

sparen konnte, darf man sich danach noch eine Kleinigkeit zusätzlich k<strong>auf</strong>en beziehungsweise<br />

gönnen“ erscheint zunächst irrational. In der Literatur lassen sich hierfür<br />

zwei Erklärungsansätze finden. Wicklund und Gollwitzer (1982) sprechen von einem<br />

Effekt der sogenannten „symbolic self-completion“. Wenn <strong>das</strong> Selbstbild eines Menschen<br />

gefährdet ist, greift er zu Massnahmen, um <strong>das</strong> Selbstbild für sich und für andere<br />

zu erhalten. Durch die <strong>Sparnotwendigkeit</strong> müssen Konsumenten zu Verhaltensweisen<br />

greifen, die nicht zu ihrem Selbstbild passen („Ich hab mir doch früher so<br />

viel gegönnt“). Grosse Konsumausgaben sind <strong>auf</strong> Grund der eingeschränkten finanziellen<br />

Mittel nicht möglich, aber ein kl<strong>einer</strong> Artikel kann dazu beitragen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />

Selbstbild etwas erhalten bleibt. Roberts (1991) untersucht <strong>das</strong> Konsumverhalten von<br />

Arbeitslosen und findet heraus, <strong>das</strong>s diese kurz nachdem sie ihren Job verloren ha-


222 Empirische Analyse<br />

ben, in sichtbaren Konsum investieren, z.B. einen neuen Mercedes. Die Arbeitslosen<br />

begründen den K<strong>auf</strong> immer mit rationalen Beweggründen, doch Roberts interpretiert<br />

dies als symbolisches Verhalten, um <strong>das</strong> eigene Selbstwertgefühl zu erhalten und<br />

vor anderen den Sparzwang zu verstecken (Roberts 1991, S. 41).<br />

Eine weitere Begründung für dieses Verhalten könnte darin liegen, <strong>das</strong>s die grossen<br />

(notwendigen) Veränderungen im Eink<strong>auf</strong>sverhalten eine Belastung darstellen und<br />

sich negativ <strong>auf</strong> die Stimmung auswirken. Die <strong>Sparnotwendigkeit</strong> erfordert eine grosse<br />

Disziplin, den vielen täglichen Konsumversuchungen nicht nachzugeben. Die<br />

Konsumverhaltensforschung weist dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s Konsumenten ihre Selbstkontrolle<br />

in negativen Gemütszuständen häufig <strong>auf</strong>geben. Tice et al. beschreiben dies als<br />

<strong>das</strong> „if you feel bad, do it“ Phänomen (Tice et al. 2001, S. 53). Woodruff zeigte beispielsweise,<br />

<strong>das</strong>s Frauen eink<strong>auf</strong>en gehen, wenn sie sich schlecht fühlen (Woodruffe<br />

1997, S. 325). <strong>Der</strong> K<strong>auf</strong> eines kleinen Produkts kann wie eine Art Belohnung für die<br />

vielen Strapazen durch den Sparzwang interpretiert werden („Jetzt habe ich die ganze<br />

Zeit <strong>auf</strong> den Preis geachtet und konnte so viel sparen, <strong>das</strong>s ich mir als Belohnung<br />

auch eine Kleinigkeit verdient habe“).<br />

Für <strong>das</strong> Handelsmanagement liegen auch hier einige Umsatzpotenziale. Kleine<br />

„Gönn-Dir-Was“-Artikel könnten in der Nähe der Kassenzone platziert werden und so<br />

kann sich der Konsument, der während seines Besuches in der Verk<strong>auf</strong>sstelle viele<br />

Sonderangebote in seinem Warenkorb hat, sich mit einem Zusatzartikel belohnen.<br />

Auch <strong>das</strong> Personal könnte beispielsweise nachdem ein Kunde einen reduzierten Anzug<br />

gek<strong>auf</strong>t hat, ihn noch <strong>auf</strong> ein Einstecktuch oder einen Gürtel hinweisen.


Empirische Analyse 223<br />

Mittelwerte Wenn man beim Eink<strong>auf</strong>en viel sparen<br />

konnte . darf man sich danach noch eine<br />

Kleinigkeit zusätzlich k<strong>auf</strong>en bzw.<br />

gönnen.<br />

Korrigiertes<br />

Modell<br />

Konstanter<br />

Term<br />

Wenn ich ein attraktives Sonderangebot<br />

sehe. k<strong>auf</strong>e ich es. auch wenn ich <strong>das</strong><br />

Produkt momentan (noch) nicht unbedingt<br />

benötige.<br />

Es kommt oft vor. <strong>das</strong>s ich Bekleidung<br />

k<strong>auf</strong>e. die hinterher gar nicht oder nur<br />

selten trage.<br />

Lebensmittel Bekleidung<br />

kein Sparstimulus Sparstimulus kein Sparstimulus Sparstimulus<br />

3.09 3.51 3.51 3.80<br />

3.39 4.40 3.06 3.76<br />

2.76 2.76 3.00 3.13<br />

Abhängige Variable df F p-Wert<br />

Wenn man beim Eink<strong>auf</strong>en viel sparen<br />

konnte . darf man sich danach noch eine<br />

Kleinigkeit zusätzlich k<strong>auf</strong>en bzw.<br />

gönnen.<br />

Wenn ich ein attraktives Sonderangebot<br />

sehe. k<strong>auf</strong>e ich es. auch wenn ich <strong>das</strong><br />

Produkt momentan (noch) nicht unbedingt<br />

benötige.<br />

Es kommt oft vor. <strong>das</strong>s ich Bekleidung<br />

k<strong>auf</strong>e. die hinterher gar nicht oder nur<br />

selten trage.<br />

Wenn man beim Eink<strong>auf</strong>en viel sparen<br />

konnte . darf man sich danach noch eine<br />

Kleinigkeit zusätzlich k<strong>auf</strong>en bzw.<br />

gönnen.<br />

Branche<br />

Wenn ich ein attraktives Sonderangebot<br />

sehe. k<strong>auf</strong>e ich es. auch wenn ich <strong>das</strong><br />

Produkt momentan (noch) nicht unbedingt<br />

benötige.<br />

Es kommt oft vor. <strong>das</strong>s ich Bekleidung<br />

k<strong>auf</strong>e. die hinterher gar nicht oder nur<br />

selten trage.<br />

Wenn man beim Eink<strong>auf</strong>en viel sparen<br />

konnte . darf man sich danach noch eine<br />

Kleinigkeit<br />

gönnen.<br />

zusätzlich k<strong>auf</strong>en bzw.<br />

Sparstimulus<br />

Wenn ich ein attraktives Sonderangebot<br />

sehe. k<strong>auf</strong>e ich es. auch wenn ich <strong>das</strong><br />

Produkt momentan (noch) nicht unbedingt<br />

benötige.<br />

Es kommt oft vor. <strong>das</strong>s ich Bekleidung<br />

k<strong>auf</strong>e. die hinterher gar nicht oder nur<br />

selten trage.<br />

Wenn man beim Eink<strong>auf</strong>en viel sparen<br />

konnte . darf man sich danach noch eine<br />

Kleinigkeit<br />

gönnen.<br />

zusätzlich k<strong>auf</strong>en bzw.<br />

Interaktion<br />

Wenn ich ein attraktives Sonderangebot<br />

sehe. k<strong>auf</strong>e ich es. auch wenn ich <strong>das</strong><br />

Produkt momentan (noch) nicht unbedingt<br />

benötige.<br />

Es kommt oft vor. <strong>das</strong>s ich Bekleidung<br />

k<strong>auf</strong>e. die hinterher gar nicht oder nur<br />

selten trage.<br />

Wenn man beim Eink<strong>auf</strong>en viel sparen<br />

konnte . darf man sich danach noch eine<br />

Kleinigkeit<br />

gönnen.<br />

zusätzlich k<strong>auf</strong>en bzw.<br />

Wenn ich ein attraktives Sonderangebot<br />

sehe. k<strong>auf</strong>e ich es. auch wenn ich <strong>das</strong><br />

Produkt momentan (noch) nicht unbedingt<br />

benötige.<br />

Es kommt oft vor. <strong>das</strong>s ich Bekleidung<br />

k<strong>auf</strong>e. die hinterher gar nicht oder nur<br />

selten trage.<br />

3 7.031 0.000 ***<br />

3 24.333 0.000 ***<br />

3 2.953 0.032 *<br />

1 3979.636 0.000 ***<br />

1 3946.681 0.000 ***<br />

1 2893.159 0.000 ***<br />

1 10.393 0.001 ***<br />

1 17.474 0.000 ***<br />

1 8.153 0.004 **<br />

1 10.341 0.001 ***<br />

1 54.164 0.000 ***<br />

1 0.333 0.564 N.S.<br />

1 0.324 0.569 N.S.<br />

1 1.797 0.180 N.S.<br />

1 0.365 0.546 N.S.<br />

Tabelle 32: Zweifaktorielle Varianzanalyse zu den Einzelstatements des Faktors Irrationaler K<strong>auf</strong><br />

Gesamtstichprobe n = 989.


224 Empirische Analyse<br />

Die Analysen der emotionalen und behavioralen Bewältigungsstrategien haben gezeigt,<br />

<strong>das</strong>s eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> einen weitreichenden <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> Einstellungen,<br />

Ansprüche und Verhaltensweisen hat. Hierin liegen einige Gefahren, aber auch<br />

Chancen für <strong>das</strong> Handelsmanagement im Umgang mit sparenden Konsumenten.<br />

Abbildung 55 fasst die Ergebnisse der Hypothesentests zusammen.


Empirische Analyse 225<br />

Bewälti<br />

tigungs<br />

gungsebene<br />

Anspruchsbezogene<br />

Bewältigung<br />

Emotionale<br />

Selbstkontrolle<br />

Kognitive Restrukturierung<br />

Problemorientierte Handlung<br />

Abhängige<br />

Variable<br />

Unabhängige<br />

Variable<br />

Untersteller<br />

<strong>Einfluss</strong><br />

Ermittelter<br />

<strong>Einfluss</strong><br />

Hypothese<br />

Stress Sparstimulus + + bestätigt<br />

Geschäftswahlmotive <br />

Produktansprüche<br />

Das innovative und/oder<br />

qualitativ hochwertige<br />

Produktangebot<br />

Sparstimulus 0 0 bestätigt<br />

<strong>Der</strong> günstige Preis Sparstimulus + + bestätigt<br />

Die hervorragende Beratung<br />

bzw. Serviceleistung<br />

Sparstimulus 0 - nicht bestätigt<br />

Qualitative Sparstimulus 0 0 bestätigt<br />

Soziale Sparstimulus 0 0 bestätigt<br />

Ökonomische Sparstimulus + + bestätigt<br />

Hedonistische Sparstimulus 0 - nicht bestätigt<br />

Risikoaversion Sparstimulus + + bestätigt<br />

Shopping Enjoyment Sparstimulus - 0 nicht bestätigt<br />

Selbstvertrauen Schnäppchenjagen<br />

Kontrolle Eink<strong>auf</strong>sprozess<br />

Sparstimulus<br />

Sparstimulus<br />

+<br />

+<br />

(+)<br />

(+)<br />

teilweise bestätigt<br />

(Bekleidung +, Lebensmittel 0)<br />

teilweise bestätigt<br />

(Bekleidung +, Lebensmittel 0)<br />

Hedonic Shopping Value Orientation<br />

Sparstimulus + (+)<br />

teilweise bestätigt<br />

(Bekleidung +, Lebensmittel 0)<br />

Status Sparstimulus - - bestätigt<br />

Einstellung<br />

zu Geld<br />

Erfolg Sparstimulus - - bestätigt<br />

Sorge Sparstimulus + + bestätigt<br />

Sicherheit Sparstimulus + + bestätigt<br />

Einstellung Eigenmarke Sparstimulus + + bestätigt<br />

Einstellung Discounter Sparstimulus + 0 nicht bestätigt<br />

Nutzen Smart Shopping Sparstimulus + + bestätigt<br />

Einstellung Marken Sparstimulus - - bestätigt<br />

Qualitätsindikator Preis Sparstimulus - - bestätigt<br />

Qualitätsindikator Marke Sparstimulus - - bestätigt<br />

Sozialstatusindikator Marke Sparstimulus - - bestätigt<br />

Vork<strong>auf</strong>phase<br />

K<strong>auf</strong>phase<br />

Vork<strong>auf</strong>information Sparstimulus + + bestätigt<br />

Internetsparen Sparstimulus + + bestätigt<br />

Ausgabenhöhe Sparstimulus - - bestätigt<br />

Verzicht Sparstimulus + + bestätigt<br />

Planning Sparstimulus + + bestätigt<br />

Convenience Orientation Sparstimulus - - bestätigt<br />

Store Switching Sparstimulus + + bestätigt<br />

POS Information Sparstimulus + + bestätigt<br />

Preisorientierter K<strong>auf</strong> Sparstimulus + + bestätigt<br />

Aktionsk<strong>auf</strong> Sparstimulus + + bestätigt<br />

Eigenmarkenk<strong>auf</strong> Sparstimulus + + bestätigt<br />

Abwechslungsk<strong>auf</strong> Sparstimulus - - bestätigt<br />

Impulsk<strong>auf</strong> Sparstimulus - - bestätigt<br />

Unsicherheitsk<strong>auf</strong> Sparstimulus - + nicht bestätigt<br />

Preisverhandlung Sparstimulus + + bestätigt<br />

Finanzierungsk<strong>auf</strong> Sparstimulus + 0 nicht bestätigt<br />

Irrationaler Spark<strong>auf</strong> Sparstimulus + + bestätigt<br />

Abbildung 55: Zusammanfassung der Hypothesentests.


226 Empirische Analyse<br />

11.6 <strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong> von persönlichen Variablen und situativen Faktoren<br />

Im Folgenden soll nun analysiert werden, ob die identifizierten Effekte des Sparstimulus<br />

durch andere Faktoren beeinflusst werden, d.h. welche Faktoren <strong>das</strong> Sparverhalten<br />

verstärken und welche möglicherweise die Wirkung eines Sparstimulus abschwächen.<br />

Hierzu wurden verschiedene Moderatorvariablen erhoben. Diese wurden vor dem<br />

Sparstimulus im Fragebogen abgefragt, um eine Wirkung des Sparstimulus auszuschliessen.<br />

Die Variablen wurden wie die abhängigen Variablen <strong>auf</strong> <strong>einer</strong> 7er Skala<br />

abgefragt und zu Faktoren zusammengefasst (vgl. Kapitel 11.2.6). Zur Untersuchung<br />

des <strong>Einfluss</strong>es werden die zusätzlichen Variablen als Kovariate in die Analyse einfliessen.<br />

Die Varianzanalyse hat den Vorteil, <strong>das</strong>s neben kategorialen Variablen<br />

(Sparstimulus; kein Sparstimulus) auch weitere intervallskalierte Variablen in <strong>das</strong> Allgemeine<br />

Lineare Modell (GLM) einfliessen können. Dieses Verfahren wird als Kovarianzanalyse<br />

(ANCOVA = Analysis of Covariance) bezeichnet. Statistisch handelt es<br />

sich hierbei um eine Kombination aus ANOVA und linearer Regression. Es kann<br />

zum einen untersucht werden, ob die Kovariate einen signifikanten <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> die<br />

abhängige Variable hat. Zum anderen kann auch die Richtung und Stärke des <strong>Einfluss</strong>es<br />

errechnet werden. Hierzu wird ein Regressionsparameter geschätzt, der angibt,<br />

wie sich die abhängige Variable verändert, wenn die Kovariate steigt oder fällt<br />

(Brosius 2008, S. 615). Für die Durchführung der Kovarianzanalyse gelten die gleichen<br />

Voraussetzungen wie für die Varianzanalyse. Darüber hinaus müssen die Regressionslinien<br />

der verschiedenen Gruppen homogen verl<strong>auf</strong>en. Ähnlich wie die Varianzanalyse<br />

reagiert die Kovarianzanalyse jedoch sehr robust bei Verletzung dieser<br />

Voraussetzungen, sofern gleich grosse Stichproben in den Gruppen vorliegen. Im<br />

vorliegenden Experiment sind die Stichproben in allen Zellen gleich gross. Zudem<br />

wurden sie randomisiert <strong>auf</strong> die Gruppen zugeteilt. Die Kovarianzanalyse kann daher<br />

durchgeführt werden (Bortz/Schuster 2010, S. 311).<br />

In den nachfolgenden Tabellen werden aus Platzgründen nur die signifikanten Effekt<br />

der Kovariaten <strong>auf</strong> die abhängige Variable und die jeweiligen Paramterschätzungen<br />

<strong>auf</strong>geführt. Zudem wird zu Vergleichszwecken der <strong>Einfluss</strong> des Sparstimulus aus den<br />

vorherigen Analysen ohne Kovariate angegeben. Dies ermöglicht dem Leser, <strong>auf</strong><br />

einen Blick zu erkennen, ob die Kovariate den Effekt des Sparstimulus verstärkt oder<br />

abschwächt.


Empirische Analyse 227<br />

11.6.1 <strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong> des Involvements <strong>auf</strong> die untersuchten abhängigen Variablen<br />

Das Involvement in der vorliegenden Untersuchung gibt die persönliche „Ich-<br />

Beteiligung“ der Personen mit dem Eink<strong>auf</strong> in der Güterklasse wieder. Es gibt Aufschluss<br />

darüber, welche persönliche Relevanz Produkte für eine Person haben. Es<br />

wurde postuliert, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Involvement die Wirkung des Sparstimulus <strong>auf</strong> Bewältigungsstrategien<br />

beeinflusst.<br />

Die nachfolgende Abbildung zeigt die Ergebnisse der statistischen Analyseverfahren.<br />

Da die Tabelle mehrere Ergebnisse verschiedener Analysen zusammenfasst, soll<br />

zunächst die Interpretation der Daten in der Tabelle an einem Beispiel verdeutlicht<br />

werden. Betrachtet man <strong>das</strong> Geschäftswahlmotiv „die hervorragende Beratung beziehungsweise<br />

Serviceleistung“, so zeigen die ersten drei Spalten <strong>das</strong> Ergebnis<br />

der Kovarianzanalyse, ob die Kovariate (hier <strong>das</strong> Involvement) dieses Geschäftswahlmotiv<br />

signifikant beeinflusst. In diesem Fall beeinflusst <strong>das</strong> Involvement <strong>das</strong> Geschäftswahlmotiv<br />

signifikant (p < 0.001). In den nächsten Spalten ist <strong>das</strong> Ergebnis<br />

der Paramterschätzung <strong>auf</strong>geführt. Es wird der Regressionskoeffizient genannt und<br />

angegeben, ob dieser berechnete Koeffizient signifikant ist. Im Beispiel des Geschäftswahlmotivs<br />

„Service“ wurde ein Regressionskoeffizient von 0.278 geschätzt<br />

und dieser als signifikant (p < 0.001) identifiziert. <strong>Der</strong> berechnete Regressionskoeffizient<br />

bezieht sich stets <strong>auf</strong> die Konsumenten mit Sparstimulus, d.h. ein Konsument<br />

mit Sparstimulus hat mit steigendem Involvement ein gesteigertes Service-<br />

Geschäftswahlmotiv. Das Involvement wurde <strong>auf</strong> <strong>einer</strong> 7-er Skala gemessen. Wenn<br />

<strong>das</strong> angegebene Involvement des Konsumenten mit Sparstimulus um 1 <strong>auf</strong> der 7-er<br />

Skala steigt, dann steigt <strong>das</strong> Service-Geschäftswahlmotiv um 0.278. Die letzten drei<br />

Spalten in der Tabelle geben eine Zusammenfassung der Ergebnisse an. Insgesamt<br />

wirkt sich ein steigendes Involvement positiv (+0.278) <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Service-<br />

Geschäftswahlmotiv aus. <strong>Der</strong> Sparstimulus hatte jedoch einen negativen Effekt <strong>auf</strong><br />

<strong>das</strong> Service-Geschäftswahlmotiv. Ein hohes Involvement schwächt also insgesamt<br />

den negativen Effekt des Sparstimulus <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Geschäftswahlmotiv ab.<br />

Nachfolgend noch ein zweites Beispiel aus den Berechnungen zum <strong>Einfluss</strong> des Involvements.<br />

Das Involvement beeinflusst die POS Information (p < 0.001). Es wurde<br />

ein positiver signifikanter Regressionskoeffizient von 0.182 berechnet, d.h. mit<br />

steigendem Involvement steigt die POS Information. <strong>Der</strong> Sparstimulus wirkt sich<br />

auch positiv <strong>auf</strong> die POS Information aus. Insgesamt verstärkt somit ein hohes


228 Empirische Analyse<br />

Involvement die Wirkung des Sparstimulus <strong>auf</strong> die POS Information. Diese Darstellungsform<br />

wird auch in den folgenden Kapiteln übernommen.<br />

Die Ergebnisse zeigen, <strong>das</strong>s ein hohes Involvement die anspruchsniveaubezogenen<br />

Anpassungen durch den Sparstimulus abschwächt. Das innovative und qualitativ<br />

hochwertige Sortiment wird mit zunehmendem Involvement auch bei Sparern wichtiger.<br />

Auf den Preis hingegen hat <strong>das</strong> Involvement keinen <strong>Einfluss</strong>. Es konnte in den<br />

vorherigen Analysen eine negative Wirkung des Sparstimulus <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Geschäftswahlmotiv<br />

„hervorragende Beratung beziehungsweise Servicleistung“ festgestellt<br />

werden. Ein hohes Involvement schwächt diesen negativen Effekt. Auch <strong>auf</strong> der Produktwahlebene<br />

steigen die qualitativen, sozialen und hedonistischen Ansprüche. <strong>Der</strong><br />

negative Effekt des Sparstimulus <strong>auf</strong> die hedonistischen Produktbedürfnisse wird<br />

damit abgeschwächt.<br />

Innerhalb der emotionalen Selbstkontrolle zeigt sich, <strong>das</strong>s die Risikoaversion<br />

durch <strong>das</strong> Involvement bei Sparern nicht beeinflusst wird. Dagegen haben Konsumenten<br />

mit einem hohen Involvement mehr Spass am Eink<strong>auf</strong>en, mehr Spass am<br />

Schnäppenjagen und sind eher der Meinung, <strong>das</strong>s sie den Eink<strong>auf</strong>sprozess unter<br />

Kontrolle haben und selber die Fähigkeiten haben, ein Schnäppchen zu identifizieren.<br />

Es werden folglich die identifizierten Wirkungen des Sparstimulus durch ein hohes<br />

Involvement verstärkt. Während es bei Sparen jedoch als eine „positive Ich-<br />

Aufwertung“ zu interpretieren ist, ist dies bei hoch involvierten Personen vermutlich<br />

eher <strong>auf</strong> ihr Interesse an der Warengruppe zurückzuführen. Sie beschäftigen sich<br />

intensiv mit den Produkten und sind daher auch der Meinung, <strong>das</strong>s die ein solcher<br />

„Experte“ sind, <strong>das</strong>s sie ein gutes Schnäppchen von einem schlechten Schnäppchen<br />

unterscheiden können. <strong>Der</strong> postulierte <strong>Einfluss</strong> des Involvements kann somit bestätigt<br />

werden.<br />

Die kognitiven Restrukturierungen, welche der Sparstimulus auslöst, werden<br />

durch ein hohes Involvement abgeschwächt, d.h. ein Konsument, der sich sehr für<br />

eine Warengruppe interessiert, kennt vermutlich die guten Marken und weiss daher<br />

möglicherweise, <strong>auf</strong> welche Markenreputation als Qualitätsindikator er sich verlassen<br />

kann. Auch sagt s<strong>einer</strong> Meinung nach der K<strong>auf</strong> <strong>einer</strong> Marke sehr viel über die Person<br />

aus. Auch bei der kognitiven Restrukturierung kann die Hypothese des Involvement-<br />

<strong>Einfluss</strong>es bestätigt werden.<br />

Beim effektiven Verhalten des Sparers lassen sich wiederum Veränderungen durch<br />

<strong>das</strong> Involvement erkennen. Wie bereits angenommen, informiert sich ein hoch invol-


Empirische Analyse 229<br />

vierter Konsument sehr intensiv. Damit einher geht eine intensive Planung der Einkäufe.<br />

Die Wirkung des Sparstimulus wird damit verstärkt, wobei der Sparer sich primär<br />

über Preise informiert, wohingegen dem involvierten Konsument auch andere<br />

Produktattribute wichtig sind. Er versucht <strong>das</strong> Preis-/Leistungsverhältnis zu optimieren.<br />

<strong>Der</strong> involvierte Konsument hat so viel Interesse an den Produkten, <strong>das</strong>s er deutlich<br />

mehr für Einkäufe ausgibt und weniger bereit ist, <strong>auf</strong> den Konsum zu verzichten. An<br />

dieser Stelle wird somit die Wirkung des Sparstimulus abgeschwächt. Trotz der Notwendigkeit<br />

zu sparen, möchte sich der Konsument bei Produkten, die für ihn eine<br />

hohe Relevanz haben, nicht einschränken. Er kompensiert vermutlich den zusätzlichen<br />

finanziellen Aufwand durch Einsparungen in Produktkategorien, die ihm weniger<br />

wichtiger sind. Hat beispielsweise der Konsument ein grosses Interesse an Unterhaltungselektronik,<br />

im speziellen Apple-Produkte, so wird er auch bei einem Einkommensrückgang<br />

von 50% nur geringfügig <strong>auf</strong> seine Apple-Produkte verzichten<br />

und nicht <strong>auf</strong> Medion-Produkte ausweichen, sondern vielmehr versuchen in anderen<br />

Bereichen, z.B. bei Bekleidung und Möbeln, zu sparen.<br />

Ferner zeigt der involvierte Konsument ein Variety Seeking, d.h. er k<strong>auf</strong>t gerne neue<br />

und unterschiedliche Produkte. Auch in diesem Punkt schwächt ein hohes Involvement<br />

die Wirkung des Sparstimulus folglich ab. Trotz des hohen Involvements<br />

scheint der Sparer nicht bereit zu sein, seine Einkäufe zu finanzieren. An dieser Stelle<br />

muss jedoch berücksichtigt werden, <strong>das</strong>s der Finanzierungsk<strong>auf</strong> insgesamt sehr<br />

unbeliebt bei den Schweizer Konsumenten zu sein scheint (vgl. Kapitel 11.5.2).<br />

Nichtsdestotrotz muss auch der hoch involvierte Konsument mit den geringeren finanziellen<br />

Mitteln auskommen. Da er jedoch sich nicht in seinem Konsum einschränken<br />

möchte, ist es nicht verwunderlich, <strong>das</strong>s er stärker zu Eigenmarken und Aktionen<br />

greift. Somit kann er <strong>das</strong> Konsumniveau bei Gütern, die hohe Relevanz haben, einigermassen<br />

erhalten.<br />

Insgesamt erscheint der hoch involvierte Kunde auch als Sparer ein attraktives Kundensegment<br />

zu sein. Er hat trotz <strong>Sparnotwendigkeit</strong> hohe Ansprüche an Händler und<br />

Produkteigenschaften. Er ist nicht rein preisfokussiert, sondern der Mehrwert spielt<br />

für ihn eine wichtige Rolle. Marken haben daher weiterhin eine hohe Relevanz für<br />

ihn. Er geht gerne und oft eink<strong>auf</strong>en und informiert sich vor dem Eink<strong>auf</strong>en sehr intensiv.<br />

Er kann somit durch Marketingaktivitäten sehr gut erreicht werden. Wichtig


230 Empirische Analyse<br />

erscheint hier, eine konsistente Abstimmung der Kommunikation an allen Markenkontaktpunkten.<br />

<strong>Der</strong> hoch involvierte Kunde hat eine hohe Zahlungsbereitschaft. Nichtsdestotrotz<br />

greift er auch bei Aktionen zu. Diese sollten daher in Produktkategorien mit einem<br />

hohen Involvement nicht zu intensiv betrieben werden.<br />

Das Interesse der Konsumenten an bestimmten Warengruppen aktiv zu fördern<br />

scheint daher eine gute Massnahme zu sein, um die Profitabilität im Umgang mit<br />

Sparern zu fördern.


Empirische Analyse 231<br />

Bewältitigung<br />

Anspruchsbezogene<br />

Bewältigung<br />

Emotionale<br />

Selbstkontrolle<br />

Kognitive Restrukturierung<br />

Problemorientierte Handlung<br />

Abhängige<br />

Variable<br />

Geschäftswahlmotive <br />

Produktansprüche<br />

Das innovative und/oder<br />

qualitativ hochwertige<br />

Produktangebot<br />

df F p-Wert<br />

Regressionskoef.<br />

T p-Wert<br />

WirkungInvolvement<br />

1 136.608 .000 .373 8.317 .000 *** + 0<br />

<strong>Der</strong> günstige Preis N.S. +<br />

Die hervorragende Beratung<br />

bzw. Serviceleistung<br />

WirkungSparstimulus<br />

<strong>Einfluss</strong><br />

<strong>auf</strong><br />

Sparstimuluseffekt<br />

1 72.941 .000 .278 5.026 .000 *** + - schwächt<br />

Qualitative 1 266.284 .000 .414 10.832 .000 *** + 0<br />

Soziale 1 35.437 .000 .218 4.525 .000 *** + 0<br />

Ökonomische N.S. +<br />

Hedonistische 1 133.231 .000 .435 8.534 .000 *** + - schwächt<br />

Risikoaversion N.S. +<br />

Shopping Enjoyment 1 389.673 .000 .638 12.746 .000 *** + 0<br />

Selbstvertrauen Schnäppchenjagen<br />

1 21.336 .000 .098 2.586 .010 ** + + verstärkt<br />

Kontrolle Eink<strong>auf</strong>sprozess 1 56.629 .000 .183 5.055 .000 *** + + verstärkt<br />

Hedonic Shopping Value Orientation<br />

1 48.458 .000 .180 3.026 .003 ** + + verstärkt<br />

Einstellung Eigenmarke N.S. +<br />

Einstellung Discounter N.S. 0<br />

Einstellung Marken 1 55.227 .000 .278 5.531 .000 *** + - schwächt<br />

Qualitätsindikator Preis N.S. -<br />

Qualitätsindikator Marke 1 18.533 .000 .189 3.768 .000 *** + - schwächt<br />

Sozialstatusindikator Marke 1 14.886 .000 .231 4.528 .000 *** + - schwächt<br />

Vork<strong>auf</strong>phase<br />

K<strong>auf</strong>phase<br />

Vork<strong>auf</strong>information 1 29.545 .000 .110 2.291 .022 * + + verstärkt<br />

Internetsparen N.S. +<br />

Ausgabenhöhe 1 13.318 .000 39.202 2.413 .016 * + - schwächt<br />

Verzicht 1 36.616 .000 -.170 -3.743 .000 *** - + schwächt<br />

Planning 1 36.772 .000 .270 4.898 .000 *** + + verstärkt<br />

Convenience Orientation N.S. -<br />

Store Switching N.S. +<br />

POS Information 1 42.888 .000 .182 3.942 .000 *** + + verstärkt<br />

Preisorientierter K<strong>auf</strong> N.S. +<br />

Aktionsk<strong>auf</strong> 1 10.071 .002 .082 1.809 .071 B.S. + + verstärkt<br />

Eigenmarkenk<strong>auf</strong> 1 6.368 .012 .089 1.884 .060 B.S. + + verstärkt<br />

Abwechslungsk<strong>auf</strong> 1 134.782 .000 .294 6.738 .000 *** + - schwächt<br />

Impulsk<strong>auf</strong> N.S. -<br />

Unsicherheitsk<strong>auf</strong> N.S. +<br />

Preisverhandlung N.S. +<br />

Finanzierungsk<strong>auf</strong> 9.492 .002 -.118 -2.996 .003 ** - + schwächt<br />

Irrationaler Spark<strong>auf</strong> N.S. +<br />

Abbildung 56: <strong>Einfluss</strong> des Involvements <strong>auf</strong> die untersuchten abhängigen Variablen (n=989)


232 Empirische Analyse<br />

11.6.2 <strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong> des wahrgenommenen Risikos <strong>auf</strong> die abhängigen Variablen<br />

Mit jeder K<strong>auf</strong>entscheidung ist ein Risiko verknüpft. In Kapitel 8.1 wurden die verschiedenen<br />

Risikodimensionen diskutiert und Hypothesen zum <strong>Einfluss</strong> des wahrgenommenen<br />

Risikos <strong>auf</strong> die Wirkung des Sparstimulus abgeleitet.<br />

Die Kovarianzanalyse zeigt, <strong>das</strong>s durch ein wahrgenommenes Risiko die Ansprüche<br />

von Sparern an Produkte und Händler steigen. So sind <strong>das</strong> innovative und qualitativ<br />

hochwertige Produktangebot bei der Geschäftswahl und auch die qualitativen Ansprüche<br />

von sparenden Konsumenten deutlich höher, wenn <strong>das</strong> Risiko wahrgenommen<br />

wird. Dies deutet dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s der Sparer versucht, <strong>das</strong> Risiko eines Fehlk<strong>auf</strong>s<br />

zu vermeiden, indem er besonders <strong>auf</strong> eine gute Qualität achtet. Dies beginnt<br />

bereits bei der Auswahl des Händlers, da angenommen wird, <strong>das</strong>s bei einem guten<br />

Händler auch <strong>das</strong> Sortiment so gut ausgewählt ist, <strong>das</strong>s man (fast) keinen schlechten<br />

K<strong>auf</strong> tätigen kann. Gleichzeitig steigen die Ansprüche an günstige Preise bei der Geschäftswahl.<br />

Dies ist wiederum <strong>auf</strong> <strong>das</strong> finanzielle Risiko von Käufen zurückzuführen.<br />

Wenn sich bei einem Sparer ein teures Produkt als Fehlk<strong>auf</strong> herausstellt, ist dies wesentlich<br />

schlimmer, als wenn es sich um ein günstiges Produkt handelt. Ein günstiges<br />

Produkt kann er vermutlich ersetzen, aber bei einem teuren Produkt sind viel<br />

mehr (der ohnehin nur eingeschränkt vorhandenen) finanziellen Ressourcen verloren.<br />

Wie angenommen, werden die Wirkungen des Sparstimulus <strong>auf</strong> die emotionale<br />

Selbstkontrolle bei einem hohen wahrgenommenen Risiko verstärkt. Es steigt die<br />

Auffassung, <strong>das</strong>s man den Eink<strong>auf</strong>sprozess unter Kontrolle habe und selber in der<br />

Lage sei, Schnäppchen zu identifizieren. Vermutlich beschränkt sich diese Schnäppchensuche<br />

jedoch <strong>auf</strong> Markenware zu reduzierten Preisen. Die Analyse zeigt, <strong>das</strong>s<br />

die kognitive Restrukturierung durch <strong>das</strong> wahrgenommene Risiko wesentlich geschwächt<br />

wird, d.h. ein Sparer mit einem hohen wahrgenommen K<strong>auf</strong>risiko vertraut<br />

weiterhin <strong>auf</strong> eine gute Marke und den Preis als Qualitätsindikatoren. Dies ist konform<br />

mit den Ergebnissen von Dowling und Steaelin (1994) und Doods et al. (1991),<br />

die herausfanden, <strong>das</strong>s Menschen, die ein hohes Risiko wahrnehmen, sich eher <strong>auf</strong><br />

die Schlüsselreize Marke, Geschäftsstättenimage und Preis verlassen. Sie abstrahieren<br />

weiterhin von diesen Schlüsselreizen <strong>auf</strong> die Qualität. In der vorliegenden Untersuchung<br />

wurde folglich erstmals bestätigt, <strong>das</strong>s dies interessanterweise auch bei<br />

sparenden Konsumenten mit einem hohen wahrgenommen Risiko zutrifft.<br />

Das hohe wahrgenommene Risiko führt ferner dazu, <strong>das</strong>s der Informations- und Planungs<strong>auf</strong>wand<br />

in der Vor- wie auch in der K<strong>auf</strong>phase wesentlich verstärkt wird. Auf<br />

diese Weise möchte der sparende Konsument vermutlich <strong>das</strong> Risiko eines Fehlk<strong>auf</strong>s


Empirische Analyse 233<br />

minimieren. <strong>Der</strong> Effekt des Sparstimulus wird an dieser Stelle folglich durch ein hohes<br />

wahrgenommenes Risiko verstärkt. Impulskäufe tätigt der sparende Konsument<br />

deutlich weniger, wenn er ein hohes Risiko wahrnimmt. Vermutlich ist die Angst ein<br />

Produkt zu k<strong>auf</strong>en, deren genaue Eigenschaften man nicht ausreichend studiert hat,<br />

bei Impulskäufen besonders hoch. Bei Aktionen greift der sparende Konsument jedoch<br />

umso stärker zu, wenn er ein hohes Risiko wahrnimmt. Durch den Aktionsk<strong>auf</strong><br />

erhält er die Symbiose aus in der Regel einem guten Produkt in Form <strong>einer</strong> guten<br />

Marke (geringes qualitatives Risiko) zu einem günstigen Preis (geringes finanzielles<br />

Risiko). Eigenmarken werden hingegen nicht häufiger gek<strong>auf</strong>t.<br />

Wie zu vermuten ist, k<strong>auf</strong>t ein sparender Konsument weniger Produkte, bei denen er<br />

sich unsicher ist, tätigt weniger irrationale Sparkäufe und von einem Finanzierungsk<strong>auf</strong><br />

gehen für ihn zu viele Risiken aus. Die Wirkung des Sparstimulus wird folglich<br />

bei diesen Aspekten durch ein hohes wahrgenommenes Risiko abgeschwächt.<br />

Insgesamt deuten sich in einem hohen wahrgenommenen Produktrisiko Chancen,<br />

aber auch Risiken für <strong>das</strong> Handelsmanagement an. Auf der einen Seite führt ein hohes<br />

Risiko auch bei Sparer zu gesteigerten qualitativen Ansprüchen. Darüber hinaus<br />

werden häufiger Marken und Preise als Schlüsselinformationen herangezogen. Auf<br />

der anderen Seite führt <strong>das</strong> hohe Risiko zu einem verstärkten K<strong>auf</strong> von Aktionen<br />

(hohe Qualität, niedriger Preis) und es werden Käufe vermieden, wenn sich der Konsument<br />

unsicher ist.<br />

Diese Ergebnisse deuten dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s es sinnvoll sein kann, die Risikowahrnehmung<br />

in bestimmten Warengruppen zu erhöhen. Es geht nicht darum „Angst zu machen“,<br />

doch sollte man die Risiken, z.B. beim K<strong>auf</strong> von bestimmten Lebensmitteln,<br />

transparent machen. Wenn <strong>das</strong> Risiko transparent ist, z.B. der K<strong>auf</strong> von Eiern aus<br />

Legebatterien, wird auch der sparende Konsument vermutlich zu qualitativ hochwertigen<br />

Artikeln greifen. Diese aktive Risikotransparenz sollte jedoch nicht übertrieben<br />

werden, da generell die Risikoaversion bei Sparern steigt, d.h. bei einem zu hohen<br />

wahrgenommenen Risiko besteht die Gefahr, <strong>das</strong>s der Kunde gar nichts k<strong>auf</strong>t. Mit<br />

Hilfe des Personals kann beispielsweise die Brücke zwischen beiden Aspekten geschlagen<br />

werden. Es kann <strong>auf</strong> der einen Seite bewusst machen, <strong>das</strong>s man beim<br />

K<strong>auf</strong> eines speziellen Produkts viel falsch machen kann (Risikobewusstsein fördern),<br />

aber gleichzeitig durch die gute Beratung und <strong>das</strong> hochwertige Sortiment <strong>das</strong> Vertrauen<br />

schaffen, <strong>das</strong>s man bei diesem Händler ganz sicher den richtigen K<strong>auf</strong> tätigt.<br />

Generell kann mit Preisaktionen in Warengruppen, die mit einem hohen Risiko verbunden<br />

werden, der Umsatz mit sparenden Kunden vermutlich sehr erhöht werden.


234 Empirische Analyse<br />

Diese Aktionen sind jedoch vorsichtig einzusetzen, weil der Sparer, der ein hohes<br />

Risiko wahrnimmt, auch ohne die Aktion vermutlich zum hochwertigeren Artikel greift,<br />

sofern es sich um ein notwendiges Produkt handelt.


Empirische Analyse 235<br />

Bewältitigung<br />

Anspruchsbezogene<br />

Bewältigung<br />

Emotionale<br />

Selbstkontrolle<br />

Kognitive Restrukturierung<br />

Problemorientierte Handlung<br />

Abhängige<br />

Variable<br />

Geschäftswahlmotive <br />

Produktansprüche<br />

Das innovative und/oder<br />

qualitativ hochwertige<br />

Produktangebot<br />

df F p-Wert<br />

Regressionskoef.<br />

T p-Wert<br />

Wirkung<br />

Risiko<br />

1 82.653 .000 .280 5.521 .000 *** + 0<br />

WirkungSparstimulus<br />

<strong>Einfluss</strong><br />

<strong>auf</strong><br />

Sparstimuluseffekt<br />

<strong>Der</strong> günstige Preis 1 11.561 .001 .146 2.686 .007 ** + + verstärkt<br />

Die hervorragende Beratung<br />

bzw. Serviceleistung<br />

N.S. -<br />

Qualitative 1 129.245 .000 .288 6.465 .000 *** + 0<br />

Soziale N.S. 0<br />

Ökonomische N.S. +<br />

Hedonistische 1 42.372 .000 .219 3.739 .000 *** + - schwächt<br />

Risikoaversion N.S. +<br />

Shopping Enjoyment 1 110.612 .000 .419 6.780 .000 *** + 0<br />

Selbstvertrauen Schnäppchenjagen<br />

1 86.881 .000 .237 5.837 .000 *** + + verstärkt<br />

Kontrolle Eink<strong>auf</strong>sprozess 1 136.555 .000 .295 7.679 .000 *** + + verstärkt<br />

Hedonic Shopping Value Orientation<br />

1 29.877 .000 .231 3.471 .001 *** + + verstärkt<br />

Einstellung Eigenmarke N.S. +<br />

Einstellung Discounter N.S. 0<br />

Einstellung Marken 1 11.201 .001 .115 2.028 .043 * + - schwächt<br />

Qualitätsindikator Preis N.S. -<br />

Qualitätsindikator Marke 1 10.669 .001 .158 2.838 .005 ** + - schwächt<br />

Sozialstatusindikator Marke N.S. -<br />

Vork<strong>auf</strong>phase<br />

K<strong>auf</strong>phase<br />

Vork<strong>auf</strong>information 1 27.084 .000 .201 3.778 .000 *** + + verstärkt<br />

Internetsparen N.S. +<br />

Ausgabenhöhe N.S. -<br />

Verzicht N.S. +<br />

Planning 1 46.743 .000 .342 5.660 .000 *** + + verstärkt<br />

Convenience Orientation N.S. + -<br />

Store Switching 1 9.668 .002 .184 3.514 .000 *** + + verstärkt<br />

POS Information 1 37.891 .000 .224 4.379 .000 *** + + verstärkt<br />

Preisorientierter K<strong>auf</strong> N.S. +<br />

Aktionsk<strong>auf</strong> 1 11.125 .001 .134 2.698 .007 ** + + verstärkt<br />

Eigenmarkenk<strong>auf</strong> N.S. +<br />

Abwechslungsk<strong>auf</strong> N.S. -<br />

Impulsk<strong>auf</strong> 1 2.639 .105 -.138 -2.427 .015 * - - verstärkt<br />

Unsicherheitsk<strong>auf</strong> 1 98.231 .000 -.357 -7.007 .000 *** - + schwächt<br />

Preisverhandlung N.S. +<br />

Finanzierungsk<strong>auf</strong> 1 11.597 .001 -.153 -3.530 .000 *** - + schwächt<br />

Irrationaler Spark<strong>auf</strong> 1 5.284 .022 -.143 -3.048 .002 ** - + schwächt<br />

Abbildung 57: <strong>Einfluss</strong> des wahrgenommenen Risikos <strong>auf</strong> die untersuchten abhängigen Variablen<br />

(n=989)


236 Empirische Analyse<br />

11.6.3 <strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong> der Geschäftsstättenloyalität<br />

Bevor die Probanden in der Befragung den Sparstimulus erhielten, wurde die Geschäftsstättenloyalität<br />

abgefragt. Es ging darum, ob sie einen präferierten Händler<br />

haben mit dem sie zufrieden sind und den sie regelmässig <strong>auf</strong>suchen (Sirdeshmukh<br />

et al. 2002, S. 15). In der Hypothesengenerierung (vgl. Kapitel 8) wurde postuliert,<br />

<strong>das</strong>s die ex ante Geschäftsstättentreue die Wirkung des Sparstimulus beeinflusst.<br />

Die Ergebnisse der Kovarianzanalyse zeigen, <strong>das</strong>s die ex ante Geschäftsstättentreue<br />

die Geschäfts- und Produktwahlmotive beeinflusst. Wenn ein Konsument vor<br />

dem Sparstimulus angegeben hat loyal zu sein, dann hat er auch als Sparer ein höheres<br />

Bedürfnis nach einem innovativen und qualitativ hochwertigen Sortiment und<br />

<strong>einer</strong> hervorragenden Beratung beziehungsweise Serviceleistung bei der Geschäftswahl<br />

als Sparer, die bereits vor dem Sparstimulus nicht loyal waren. Auch die qualitativen<br />

und sozialen Produktansprüche sind höher.<br />

<strong>Der</strong> loyale Sparer zeichnet sich darüber hinaus dadurch aus, <strong>das</strong>s er weniger Spass<br />

an der Schnäppchensuche hat. Für ihn ist es wichtiger, günstiger aber dafür bequem<br />

bei seinem präferierten Händler einzuk<strong>auf</strong>en. Auch die Convenience Orientierung ist<br />

bei den loyalen Sparern deutlich höher (�=0.234). Die Wirkung des Sparstimulus wird<br />

in Bezug <strong>auf</strong> diese Aspekte somit deutlich abgeschwächt. Zu Discountern hat der<br />

loyale Sparer eine schlechtere Einstellung. Die kognitive Restrukturierung findet bei<br />

ihm in deutlich abgeschwächter Form statt. Für ihn sind Marken weiterhin wichtig und<br />

er betrachtet den Preis und die Marke eher als Schlüsselinformation zur Beurteilung<br />

der Qualität als Sparer, die nicht loyal sind. Ferner k<strong>auf</strong>t der loyale Sparer etwas weniger<br />

preisorientiert ein. Auch reduziert er die Ausgaben nicht so stark und verzichtet<br />

weniger häufig <strong>auf</strong> den Eink<strong>auf</strong>. Nichtsdestotrotz ist auch der loyale Kunde mit <strong>einer</strong><br />

<strong>Sparnotwendigkeit</strong> konfrontiert, d.h. er muss versuchen sich einzuschränken. Hierzu<br />

greift der loyale Sparer zu <strong>einer</strong> sehr intensiven Eink<strong>auf</strong>splanung (�=0.244), k<strong>auf</strong>t<br />

mehr Aktionen (dafür aber beim präferierten Händler) und verzichtet <strong>auf</strong> Abwechslungskäufe.<br />

<strong>Der</strong> loyale Konsument scheint daher sein habitualisiertes Eink<strong>auf</strong>sverhalten<br />

beizubehalten und <strong>auf</strong> Neu- und Trendprodukte zunächst zu verzichten. In diesen<br />

Aspekten zeigt sich somit eine Verstärkung der Wirkung des Sparstimulus.<br />

Insgesamt lassen sich jedoch bei dem ex ante loyalen Konsument auch weiterhin<br />

loyale Verhaltensweisen feststellen, wenn der Konsument sparen muss. Er k<strong>auf</strong>t in<br />

der Menge viel, wechselt wenig den Anbieter und greift zu Eigenmarken. Das generelle<br />

Marketingziel Loyalität gewinnt vor diesem Hintergrund einen zusätzlichen Relevanzaspekt:<br />

Es erscheint sinnvoll Loyalität <strong>auf</strong>zubauen, weil dann der Konsument<br />

auch in finanziell schwierigen Zeiten dem Anbieter treu bleibt.


Empirische Analyse 237<br />

Bewältitigung<br />

Anspruchsbezogene<br />

Bewältigung<br />

Emotionale<br />

Selbstkontrolle<br />

Kognitive Restrukturierung<br />

Problemorientierte Handlung<br />

Abhängige<br />

Variable<br />

Geschäftswahlmotive <br />

Produktansprüche<br />

Das innovative und/oder<br />

qualitativ hochwertige<br />

Produktangebot<br />

df F p-Wert<br />

Regressionskoef.<br />

T p-Wert<br />

WirkungLoyalität<br />

1 20.951 .000 0.123 3.043 0.002 ** + 0<br />

<strong>Der</strong> günstige Preis N.S. +<br />

Die hervorragende Beratung<br />

bzw. Serviceleistung<br />

WirkungSparstimulus<br />

<strong>Einfluss</strong><br />

<strong>auf</strong><br />

Sparstimuluseffekt<br />

1 23.751 .000 0.133 2.752 0.006 ** + - schwächt<br />

Qualitative 1 33.349 .000 0.116 3.227 0.001 ** + 0<br />

Soziale 1 5.789 .016 0.077 1.844 0.065 B.S. + 0<br />

Ökonomische N.S. +<br />

Hedonistische N.S. -<br />

Risikoaversion N.S. +<br />

Shopping Enjoyment N.S. 0<br />

Selbstvertrauen Schnäppchenjagen<br />

N.S. +<br />

Kontrolle Eink<strong>auf</strong>sprozess N.S. +<br />

Hedonic Shopping Value Orientation<br />

1 7.307 .007 -0.164 -3.166 0.002 ** - + schwächt<br />

Einstellung Eigenmarke N.S. +<br />

Einstellung Discounter 1 8.235 .004 -0.079 -2.313 0.021 * - 0<br />

Einstellung Marken 1 17.753 .000 0.087 2.004 0.045 * + - schwächt<br />

Qualitätsindikator Preis 1 39.348 .000 0.147 3.612 0.000 *** + - schwächt<br />

Qualitätsindikator Marke 1 49.867 .000 0.117 2.788 0.005 ** + - schwächt<br />

Sozialstatusindikator Marke N.S. -<br />

Vork<strong>auf</strong>phase<br />

K<strong>auf</strong>phase<br />

Vork<strong>auf</strong>information N.S. +<br />

Internetsparen N.S. +<br />

Ausgabenhöhe 1 22.078 .000 42.525 3.085 0.002 ** + - schwächt<br />

Verzicht 1 31.117 .000 -0.151 -3.910 0.000 *** - + schwächt<br />

Planning 1 33.961 .000 0.244 5.190 0.000 *** + + verstärkt<br />

Convenience Orientation 1 113.327 .000 0.234 5.936 0.000 *** + - schwächt<br />

Store Switching 1 4.303 .038 -0.223 -3.211 0.000 *** - + schwächt<br />

POS Information N.S. +<br />

Preisorientierter K<strong>auf</strong> 1 5.319 .021 -0.059 -1.696 0.090 B.S. - + schwächt<br />

Aktionsk<strong>auf</strong> 1 4.885 .027 0.071 1.842 0.066 B.S. + + verstärkt<br />

Eigenmarkenk<strong>auf</strong> 1 9.713 .002 0.115 2.871 0.004 ** + + verstärkt<br />

Abwechslungsk<strong>auf</strong> 1 7.189 .007 -0.107 -2.703 0.007 ** - - verstärkt<br />

Impulsk<strong>auf</strong> N.S. -<br />

Unsicherheitsk<strong>auf</strong> N.S. +<br />

Preisverhandlung N.S. +<br />

Finanzierungsk<strong>auf</strong> N.S. +<br />

Irrationaler Spark<strong>auf</strong> N.S. +<br />

Abbildung 58: <strong>Einfluss</strong> der Geschäftsstättenloyalität <strong>auf</strong> die untersuchten abhängigen Variablen<br />

(n=989)


238 Empirische Analyse<br />

11.6.4 <strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong> des Zeitdrucks<br />

Konsumenten haben unterschiedlich viel Zeit für Einkäufe. Dies hängt insbesondere<br />

mit Arbeitszeiten, der Familiensituation und sonstigen Hobbies beziehungsweise<br />

Freizeitaktivitäten zusammen. Viele Sparmassnahmen wie eine umfassende Information<br />

über Produkte und Händler sind mit einem erheblichen zeitlichen Aufwand verbunden.<br />

Smart Shopper werden per Definition als solche Konsumenten verstanden,<br />

die „viel Zeit und Mühe“ investieren, um eine qualitativ hohe Leistung zu einem günstigen<br />

Preis zu bekommen (Bauer et al. 2005, S. 3; Mano/Elliot 1997, S. 504). Auch<br />

viele der identifizierten Sparverhaltensweisen, welche einen Konsumenten mit <strong>einer</strong><br />

<strong>Sparnotwendigkeit</strong> auszeichnen (vgl. Kapitel 11.5), erfordern zeitliche Ressourcen.<br />

Doch wie verhält sich ein Konsument, der sparen muss, aber wenig Zeit hat. In Anlehnung<br />

an Ailawadi et al. (2001) wurde daher der individuelle Zeitdruck der Probanden<br />

im Experiment erhoben. Es wurde postuliert, <strong>das</strong>s sich die Wirkung des Sparstimulus<br />

bei hohem Zeitdruck verändert.<br />

Die Ergebnisse der Kovarianzanalyse zeigen, <strong>das</strong>s der Sparer mit Zeitdruck häufiger<br />

<strong>das</strong> Internet zum Sparen verwendet. In diesem Punkt wird die Wirkung des Sparstimulus<br />

somit verstärkt. Im Internet existieren mittlerweile für jede Branche spezialisierte<br />

Anbieter (z.B. preisschnapper.ch, geizkragen.de), welche den bequemen Eink<strong>auf</strong><br />

von zu Hause ermöglichen (Rudolph/Emrich/Böttger 2011, S. 27). Auch im Lebensmittelbereich<br />

gibt es mit leshop.ch und coop@athome Eink<strong>auf</strong>smöglichkeiten. Diese<br />

Konzepte richten sich speziell an Berufstätige mit wenig zeitlichen Ressourcen zum<br />

klassischen Eink<strong>auf</strong> in <strong>einer</strong> stationären Verk<strong>auf</strong>sstelle. Preisorientierte Konsumenten<br />

im Lebensmittelbereich können jedoch vermutlich weiterhin im stationären Handel<br />

stärker von Schnäppchen profitieren.<br />

Die Analysen zeigen ferner, <strong>das</strong>s sparende Konsumenten mit Zeitdruck eine höhere<br />

Convenience Orientierung haben und deutlich weniger Store Switching betreiben.<br />

Beides erscheint als eine logische Konsequenz aus der geringen Zeit zum Eink<strong>auf</strong>.<br />

Es fehlt schlicht die Zeit, die Butter bei Händler A, die Cornflakes bei Händler B und<br />

die Käse bei Händler C zu k<strong>auf</strong>en. Ausserdem hat sich Sparer vermutlich an einen<br />

Händler gewöhnt, er weiss, in welchem Regal er welche Produkte erhält und ein<br />

neuer Händler wäre stets mit <strong>einer</strong> Umgewöhnung und somit einem Zeit<strong>auf</strong>wand<br />

verbunden. Da trotzdem gespart werden muss, greift der sparende Konsument mit<br />

Zeitdruck stärker zu Aktionen und Eigenmarken. An dieser Stelle wird die Wirkung<br />

des Sparstimulus also sogar noch weiter verstärkt. Den stärksten <strong>Einfluss</strong> (Regressionskoeffizient<br />

von 0.21) hat der Zeitdruck <strong>auf</strong> Unsicherheitskäufe. So werden offenbar<br />

häufiger Produkte gek<strong>auf</strong>t, mit denen man sich <strong>auf</strong> Grund fehlender Zeit zu wenig


Empirische Analyse 239<br />

auseinandergesetzt hat und hinterher den K<strong>auf</strong> bereut. Auch irrationaler Käufe tätigt<br />

der unter Zeitdruck stehende Sparer häufiger. Wie bereits in Kapitel 11.5.2 diskutiert,<br />

haben irrationale Käufe häufig einen belohnenden Charakter und stehen als kl<strong>einer</strong><br />

Ausgleich zum sonstigen Stress. <strong>Der</strong> Sparer mit wenig Zeit belohnt sich offenbar<br />

noch lieber. Dies kann z.B. ein zusätzliches Glace am Abend oder ein reduziertes<br />

Accessoire wie ein Schal nach dem Bekleidungseink<strong>auf</strong> sein. Auch der K<strong>auf</strong> von<br />

(noch) nicht notwendigen Gütern gehört zum irrationalen K<strong>auf</strong>. Dies lässt sich vermutlich<br />

dahingehend erklären, <strong>das</strong>s der Sparer unter Zeitdruck attraktive Sonderangebote<br />

k<strong>auf</strong>t, auch wenn er <strong>das</strong> Produkt momentan nicht benötigt, weil er die Gelegenheiten<br />

ausnutzen möchte, <strong>das</strong>s er jetzt ausnahmsweise einmal Zeit hat und im<br />

Geschäft ist und ihm eventuell beim nächsten Mal (wenn er <strong>das</strong> Produkt dann<br />

braucht) wieder die Zeit für den Eink<strong>auf</strong> fehlen würde.<br />

Etwas überraschend ist <strong>das</strong> Ergebnis, <strong>das</strong>s der sparende Konsument unter Zeitdruck<br />

seine Einstellung zu Discountern verbessert. Dies könnte dar<strong>auf</strong> zurückzuführen<br />

sein, <strong>das</strong>s Discounter ein sehr kleines und übersichtliches Sortiment haben. Die Filialen<br />

sind darüber hinaus in der Regel gut mit dem Auto erreichbar und bieten ausreichend<br />

Parkmöglichkeiten. Die Filialen sind ca. 1000qm gross und die Mitarbeiter arbeiten<br />

an den Kassen sehr effizient, so<strong>das</strong>s man seinen Eink<strong>auf</strong> sehr schnell erledigen<br />

kann. Es muss jedoch einschränkend hinzugefügt werden, <strong>das</strong>s der Regressionskoeffizient<br />

der Einstellung zu Discountern bei sparenden Konsumenten sehr klein<br />

ist (�=0.063). Mit jeder Erhöhung des angegebenen Zeitdrucks <strong>auf</strong> der 7er-Skala erhöht<br />

sich folglich die Einstellung zu Discountern um 0.063. Selbst ein sehr hoher<br />

Zeitdruck wirkt sich daher nur geringfügig <strong>auf</strong> die Einstellung zu Discountern aus.<br />

Insgesamt erscheint der sparende Konsument unter Zeitdruck für den Handel attraktiver<br />

zu sein als der Sparer mit viel Zeit. Er zeichnet sich durch eine insgesamt höhere<br />

Loyalität aus und tätigt mehr (irrationale) Einkäufe. Ferner tätigt er mehr Käufe aus<br />

Unsicherheit und k<strong>auf</strong>t mehr Eigenmarken. Auch die Einstellung zu Eigenmarken ist<br />

deutlich besser als bei Sparern ohne Zeitdruck. Eigenmarken werden häufig über<br />

verschiedene Warengruppen eingesetzt (z.B. Migros Classic Produkte gibt es vom<br />

Allzweckreiniger bis zu Molkereiprodukten). Wenn der Konsument sich einmal an<br />

eine Marke gewöhnt hat, schliesst er von der Erfahrung mit der Marke in einem Bereich<br />

<strong>auf</strong> einen anderen Warenbereich. Wenn einem Konsument also die Zeit fehlt,<br />

sich über verschiedene Marken und Hersteller ausführlich zu informieren und er mit<br />

<strong>einer</strong> Eigenmarke zufrieden ist, k<strong>auf</strong>t er Produkte dieser Eigenmarke auch in anderen


240 Empirische Analyse<br />

Bereichen. <strong>Der</strong> K<strong>auf</strong> von Eigenmarken ist <strong>auf</strong> Grund von vielen Aspekten, insbesondere<br />

wegen häufig höherer Margen und dem Loyalitätseffekt, vorteilhaft für den<br />

Händler (vgl. Kapitel 4.1.2). Es liegen folglich einige Potenziale für den Handel mit<br />

Sparern unter Zeitdruck.


Empirische Analyse 241<br />

Bewältitigung<br />

Anspruchsbezogene<br />

Bewältigung<br />

Emotionale<br />

Selbstkontrolle<br />

Kognitive Restrukturierung<br />

Problemorientierte Handlung<br />

Abhängige<br />

Variable<br />

Geschäftswahlmotive <br />

Produktansprüche<br />

Das innovative und/oder<br />

qualitativ hochwertige<br />

Produktangebot<br />

df F p-Wert<br />

Regressionskoef.<br />

T p-Wert<br />

WirkungZeitdruck<br />

N.S. 0<br />

<strong>Der</strong> günstige Preis N.S. +<br />

Die hervorragende Beratung<br />

bzw. Serviceleistung<br />

N.S. -<br />

Qualitative N.S. 0<br />

Soziale N.S. 0<br />

Ökonomische N.S. +<br />

Hedonistische N.S. -<br />

WirkungSparstimulus<br />

<strong>Einfluss</strong><br />

<strong>auf</strong><br />

Sparstimuluseffekt<br />

Risikoaversion 1 8.926 .003 0.085 1.886 0.060 B.S. + + verstärkt<br />

Shopping Enjoyment N.S. 0<br />

Selbstvertrauen Schnäppchenjagen<br />

N.S. +<br />

Kontrolle Eink<strong>auf</strong>sprozess N.S. +<br />

Hedonic Shopping Value Orientation<br />

N.S. +<br />

Einstellung Eigenmarke 1 5.622 .018 0.122 2.671 0.008 ** + + verstärkt<br />

Einstellung Discounter 1 .226 .634 0.063 1.697 0.090 B.S. + 0<br />

Einstellung Marken N.S. -<br />

Qualitätsindikator Preis N.S. -<br />

Qualitätsindikator Marke N.S. -<br />

Sozialstatusindikator Marke N.S. -<br />

Vork<strong>auf</strong>phase<br />

K<strong>auf</strong>phase<br />

Vork<strong>auf</strong>information N.S. +<br />

Internetsparen 1 14.320 .000 0.197 4.206 0.000 *** + + verstärkt<br />

Ausgabenhöhe N.S. -<br />

Verzicht N.S. +<br />

Planning N.S. +<br />

Convenience Orientation 1 27.289 .000 0.082 1.845 0.065 B.S. + - schwächt<br />

Store Switching 1 11.269 .001 0.106 2.400 0.017 * + + verstärkt<br />

POS Information N.S. +<br />

Preisorientierter K<strong>auf</strong> N.S. +<br />

Aktionsk<strong>auf</strong> 1 4.329 .038 0.089 2.142 0.032 * + + verstärkt<br />

Eigenmarkenk<strong>auf</strong> 1 3.629 .057 -0.180 -4.153 0.000 *** - + schwächt<br />

Abwechslungsk<strong>auf</strong> N.S. -<br />

Impulsk<strong>auf</strong> N.S. -<br />

Unsicherheitsk<strong>auf</strong> 1 30.410 .000 0.210 4.773 0.000 *** + + verstärkt<br />

Preisverhandlung N.S. +<br />

Finanzierungsk<strong>auf</strong> N.S. +<br />

Irrationaler Spark<strong>auf</strong> 1 8.127 .004 0.108 2.765 0.006 ** + + verstärkt<br />

Abbildung 59: <strong>Einfluss</strong> des Zeitdrucks <strong>auf</strong> die untersuchten abhängigen Variablen (n=989)


242 Empirische Analyse<br />

11.6.5 <strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong> des Einkommens<br />

Das Einkommens- beziehungsweise <strong>das</strong> Konsumniveau prägt <strong>das</strong> K<strong>auf</strong>verhalten<br />

(Rudolph/Weber 2011, S. 48). Es wurde daher vermutet, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Einkommen die<br />

Wirkung des Sparstimulus beeinflusst. Das Einkommen wurde zu Beginn der Befragung,<br />

d.h. vor der Manipulation, direkt in Form des Haushaltsnettoeinkommens beziehungsweise<br />

dem verfügbaren Einkommen abgefragt.<br />

Die Kovarianzanalyse identifiziert <strong>auf</strong> jeder Bewältigungsebene Variable, welche den<br />

Effekt des Sparstimulus abschwächen. Im Rahmen der Geschäftswahlmotive wurde<br />

gezeigt, <strong>das</strong>s der Sparstimulus die Relevanz von günstigen Preisen erhöht. Mit zunehmendem<br />

Einkommen wird jedoch diese negative Wirkung reduziert. Dies bedeutet<br />

jedoch nicht, <strong>das</strong>s bei hohen Einkommen <strong>das</strong> Geschäftswahlmotiv „günstige Preise“<br />

nicht an Bedeutung gewinnt. Die Bedeutung des Preises steigt jedoch bei hohen<br />

Einkommen weniger stark an. Auch bei den Produktwahlmotiven wird <strong>das</strong> ökonomische<br />

Bedürfnis durch ein hohes Einkommen leicht abgeschwächt. Gleichzeitig steigen<br />

bei Sparern aus hohen Einkommensklassen die qualitativen Produktbedürfnisse<br />

im Vergleich zu Sparen aus niedrigen Einkommensklassen.<br />

Die Risikoaversion ist bei Sparern aus hohen Einkommensklassen auch geringer.<br />

Trotz der <strong>Sparnotwendigkeit</strong> fühlt man sich offenbar weniger dazu veranlasst, Risiken<br />

zu meiden. Während sparende Konsumenten aus unteren Einkommensklassen<br />

Glücksgefühle und Spass an der Schnäppchensuche entwickeln, ist dies bei hohen<br />

Einkommensklassen weniger der Fall. Dagegen sind reiche Sparer eher der Meinung,<br />

<strong>das</strong>s sie in der Lage sind, gute Schnäppchen von schlechten Schnäppchen<br />

unterscheiden zu können.<br />

Auch ändert sich die Einstellung zu Marken weniger, d.h. Marken haben bei Sparern<br />

aus hohen Einkommensklassen immer noch eine hohe Bedeutung. Marken und Preise<br />

verlieren hingegen auch bei „reichen“ Sparern ihre Funktion als Qualitätsindikatoren.<br />

In der Vork<strong>auf</strong>phase planen sparende Haushalte aus hohen Einkommensklassen<br />

ihre Einkäufe weniger intensiv. Auch die Ausgabenhöhe wird von reichen Sparern<br />

deutlich weniger stark reduziert und es wird mit zunehmendem Einkommen weniger<br />

preisorientiert eingek<strong>auf</strong>t. Während der Sparstimulus generell dazu führt, <strong>das</strong>s Konsumenten<br />

Produkte k<strong>auf</strong>en, die sie hinterher bereuen, ist auch dies bei Sparern aus<br />

hohen Einkommensklassen weniger der Fall.<br />

Es zeigt sich insgesamt, <strong>das</strong>s mit zunehmendem Einkommen nahezu alle Wirkungen<br />

des Sparstimulus abgeschwächt werden. Haushalte aus hohen Einkommensklassen,<br />

die temporär sparen müssen, stellen auch weiterhin ein attraktives Kundensegment


Empirische Analyse 243<br />

dar und sollten daher weiter z.B. im Rahmen von CRM-Massnahmen bearbeitet<br />

werden.<br />

Bewältitigung<br />

Anspruchsbezogene<br />

Bewältigung<br />

Emotionale<br />

Selbstkontrolle<br />

Kognitive Restrukturierung<br />

Problemorientierte Handlung<br />

Abhängige<br />

Variable<br />

Geschäftswahlmotive <br />

Produktansprüche<br />

Das innovative und/oder<br />

qualitativ hochwertige<br />

Produktangebot<br />

df F p-Wert<br />

Regressionskoef.<br />

T p-Wert<br />

Wirkung<br />

Einkom<br />

kommen<br />

N.S. 0<br />

WirkungSparstimulus<br />

<strong>Einfluss</strong><br />

<strong>auf</strong><br />

Sparstimuluseffekt<br />

<strong>Der</strong> günstige Preis 1 19.657 .000 -0.076 -2.558 0.011 * - + schwächt<br />

Die hervorragende Beratung<br />

bzw. Serviceleistung<br />

N.S. -<br />

Qualitative 1 8.371 .004 0.053 2.021 0.044 * + 0<br />

Soziale N.S. 0<br />

Ökonomische 1 158.280 .000 -0.179 -6.378 0.000 *** - + schwächt<br />

Hedonistische N.S. -<br />

Risikoaversion 1 6.901 .009 -0.056 -1.861 0.063 B.S. - + schwächt<br />

Shopping Enjoyment N.S. 0<br />

Selbstvertrauen Schnäppchenjagen<br />

1 4.911 .027 0.056 2.417 0.016 * + + verstärkt<br />

Kontrolle Eink<strong>auf</strong>sprozess N.S. +<br />

Hedonic Shopping Value Orientation<br />

1 4.941 .026 -0.069 -1.848 0.065 B.S. - + schwächt<br />

Einstellung Eigenmarke N.S. +<br />

Einstellung Discounter N.S. 0<br />

Einstellung Marken 1 9.305 .002 0.055 1.769 0.077 B.S. + - schwächt<br />

Qualitätsindikator Preis N.S. -<br />

Qualitätsindikator Marke N.S. -<br />

Sozialstatusindikator Marke N.S. -<br />

Vork<strong>auf</strong>phase<br />

K<strong>auf</strong>phase<br />

Vork<strong>auf</strong>information N.S. +<br />

Internetsparen N.S. +<br />

Ausgabenhöhe 1 105.152 .000 58.618 6.197 0.000 *** + - schwächt<br />

Verzicht 1 27.982 .000 -0.054 -1.954 0.051 B.S. - + schwächt<br />

Planning N.S. +<br />

Convenience Orientation N.S. -<br />

Store Switching 1 26.252 .000 -0.080 -2.792 0.005 ** - + schwächt<br />

POS Information N.S. +<br />

Preisorientierter K<strong>auf</strong> 1 21.269 .000 -0.050 -2.051 0.041 * - + schwächt<br />

Aktionsk<strong>auf</strong> N.S. +<br />

Eigenmarkenk<strong>auf</strong> N.S. +<br />

Abwechslungsk<strong>auf</strong> N.S. -<br />

Impulsk<strong>auf</strong> N.S. -<br />

Unsicherheitsk<strong>auf</strong> 1 15.046 .000 -0.089 -3.038 0.002 ** - + schwächt<br />

Preisverhandlung N.S. +<br />

Finanzierungsk<strong>auf</strong> N.S. +<br />

Irrationaler Spark<strong>auf</strong> N.S. +<br />

Abbildung 60: <strong>Einfluss</strong> des Einkommens <strong>auf</strong> die untersuchten abhängigen Variablen (n=989)


244 Empirische Analyse<br />

11.6.6 <strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong> des erwarteten Einkommens<br />

Konsumenten haben in Abhängigkeit von ihrer momentanen Lebenssituation andere<br />

Erwartungen zu ihrer Einkommensentwicklung in der Zukunft (Rudolph/Weber<br />

2011a, S. 10). Es wurde vermutet, <strong>das</strong>s diese Erwartungen auch die Wirkung des<br />

Sparstimulus beeinflussen.<br />

Die Kovarianzanalyse identifiziert <strong>auf</strong> vielen Bewältigungsebenen teilweise sehr stark<br />

relativierende Wirkungen des Sparstimulus durch <strong>das</strong> erwartete Einkommen.<br />

Die Relevanz der „günstigen Preise“ sinkt mit steigenden Einkommenserwartungen.<br />

Dies bedeutet nicht, <strong>das</strong>s der Preis unwichtig wird. Im Vergleich zu anderen Sparern<br />

ist er jedoch weniger wichtig. Auch bei der Produktwahl rückt die ökonomische Perspektive<br />

bei den Sparern mit optimistischen Zukunftserwartungen in den Hintergrund.<br />

Dagegen scheint es wichtig zu sein, was <strong>das</strong> soziale Umfeld vom eigenen Konsum<br />

hält und auch die hedonistische Perspektive der Produkte gewinnt an Relevanz. Es<br />

zeigt sich somit, <strong>das</strong>s die Wirkungen des Sparstimulus durch positive Erwartungen<br />

an die persönliche Einkommensentwicklung deutlich abgeschwächt werden. Man hat<br />

hingegen ein grösseres Selbstvertrauen in die eigenen Schnäppchenjägerfähigkeiten<br />

als andere Sparer.<br />

Preise werden eher als Qualitätsindikatoren betrachtet als dies bei anderen Sparern<br />

der Fall ist. Interessanterweise verzichten die Sparer mit optimistischen Zukunftserwartungen<br />

genauso viel wie andere Sparer. In diesem Punkt konnte kein signifikanter<br />

Effekt festgestellt werden. <strong>Der</strong> optimistische Sparer scheint vorsichtig zu sein. Darüber<br />

hinaus rechnet er zwar mit <strong>einer</strong> finanziellen Verbesserung, aber momentan ist<br />

er leider (noch) finanziell eingeschränkt. In seinem Sparverhalten ist er jedoch weniger<br />

massiv als andere Sparer. So informiert er sich weniger in der Vork<strong>auf</strong>phase und<br />

deutlich weniger am Point-of-Sale. Hier scheint er kein Interesse an ausgiebigen<br />

Preisvergleichen zu haben oder er zweifelt an der Effektivität solcher Massnahmen.<br />

<strong>Der</strong> Sparer, der an eine positive Entwicklung seines Einkommens glaubt, ist seinem<br />

präferierten Anbieter gegenüber deutlich loyaler. Store Switching, um von Aktionen<br />

und niedrigen Preisen profitieren zu können, betreibt er viel weniger (�=-0.159). Zudem<br />

ist er wesentlich weniger preisorientiert ((�=-0.124) und k<strong>auf</strong>t deutlich weniger<br />

Sonderangebote ((�=-0.184). Er spart hingegen, indem er sich selber offenbar besser<br />

unter Kontrolle hat und weniger Käufe aus Unsicherheit tätigt.<br />

Insgesamt zeigt sich, <strong>das</strong>s die negativen Effekte eines Sparstimulus durch eine optimistische<br />

Zukunftserwartung an <strong>das</strong> eigene Einkommen deutlich abgeschwächt werden.<br />

Für Handelsunternehmen stellen diese Sparer somit ein attraktives Kundensegment<br />

dar. Sie schränken sich zwar in ihren Ausgaben ein und tätigen weniger


Empirische Analyse 245<br />

Käufe aus Unsicherheit, aber sie haben ein hohes Qualitätsbewusstsein und weniger<br />

Ansprüche an niedrige Preise. Auch für die Profitabilität sind diese optimistischen<br />

Sparer eine interessantere Kundengruppe, da sie weniger Store Switching betreiben<br />

und auch weniger aktionsorientiert eink<strong>auf</strong>en.<br />

Die Ergebnisse geben auch wichtige volkswirtschaftliche Hinweise, zeigen sie doch<br />

<strong>auf</strong>, welchen <strong>Einfluss</strong> die individuelle Stimmung für <strong>das</strong> Eink<strong>auf</strong>sverhalten hat. Die<br />

Regressionskoeffizienten zeigen nicht nur den Wert an, wie sich <strong>das</strong> Sparverhalten<br />

mit optimistischeren Zukunftserwartungen reduziert, sondern gleichzeitig auch, <strong>das</strong>s<br />

eine pessimistischere Einschätzung der künftigen Einkommensentwicklung zu <strong>einer</strong><br />

Verschärfung der genannten Verhaltensweisen führt. Somit führt eine pessimistische<br />

Zukunftseinschätzung zu <strong>einer</strong> sehr starken Preisorientierung, Konsumenten k<strong>auf</strong>en<br />

viel stärker Aktionsangebote und wechseln, um von diesen Aktionen profitieren zu<br />

können, ständig den Anbieter. Somit gehen die <strong>auf</strong>gezeigten Mischkalkulationen<br />

nicht mehr <strong>auf</strong> und es ist mit Profitabilitätseinbussen aller Anbieter zu rechnen. Somit<br />

haben optimistische und pessimistische Zukunftserwartungen volkswirtschaftliche<br />

Relevanz. Es ist in diesem Zusammenhang daher dringend vor negativer Stimmungsmache<br />

zu warnen. Insbesondere die Medien neigen in Krisenzeiten dazu, von<br />

Firmeninsolvenzen, Arbeitslosigkeit und Inflation zu berichten und skizzieren schlimme<br />

Zukunftsszenarien. Falls sich private Haushalte von dieser negativen Berichterstattung<br />

„anstecken“ lassen und dementsprechend von <strong>einer</strong> pessimistischeren persönlichen<br />

Einkommensentwicklung ausgehen, hat dies dramatische Konsequenzen<br />

für die Volkswirtschaft, wie die vorliegenden Ergebnisse zeigen.


246 Empirische Analyse<br />

Bewältitigung<br />

Anspruchsbezogene<br />

Bewältigung<br />

Emotionale Selbstkontrolle<br />

Kognitive Restrukturierung<br />

Problemorientierte Handlung<br />

Abhängige<br />

Variable<br />

Geschäftswahlmotive <br />

Produktansprüche<br />

Das innovative und/oder<br />

qualitativ hochwertige<br />

Produktangebot<br />

df F p-Wert<br />

Regressionskoef.<br />

T p-Wert<br />

Wirkung<br />

erw.<br />

Einkom<br />

kom<br />

N.S. 0<br />

WirkungSparstimulus<br />

<strong>Einfluss</strong><br />

<strong>auf</strong><br />

Sparstimuluseffekt<br />

<strong>Der</strong> günstige Preis 1 5.304 .021 -0.159 -2.998 0.003 ** - + schwächt<br />

Die hervorragende Beratung<br />

bzw. Serviceleistung<br />

N.S. -<br />

Qualitative N.S. 0<br />

Soziale 1 4.402 .036 0.096 1.815 0.070 B.S. + 0<br />

Ökonomische 1 27.217 .000 -0.217 -4.098 0.000 *** - + schwächt<br />

Hedonistische 1 1.777 .183 0.138 2.372 0.018 * + - schwächt<br />

Risikoaversion 1 9.214 .002 -0.176 -3.341 0.001 *** - + schwächt<br />

Shopping Enjoyment N.S. 0<br />

Selbstvertrauen Schnäppchenjagen<br />

1 1.119 .290 0.080 1.933 0.054 B.S. + + verstärkt<br />

Kontrolle Eink<strong>auf</strong>sprozess N.S. +<br />

Hedonic Shopping Value Orientation<br />

N.S. +<br />

Einstellung Eigenmarke N.S. +<br />

Einstellung Discounter N.S. 0<br />

Einstellung Marken N.S. -<br />

Qualitätsindikator Preis 1 1.290 .256 0.109 2.084 0.037 * + - schwächt<br />

Qualitätsindikator Marke N.S. -<br />

Sozialstatusindikator Marke N.S. -<br />

Vork<strong>auf</strong>phase<br />

K<strong>auf</strong>phase<br />

Vork<strong>auf</strong>information 1 5.051 .025 -0.099 -1.882 0.060 B.S. - + schwächt<br />

Internetsparen N.S. +<br />

Ausgabenhöhe N.S. -<br />

Verzicht N.S. +<br />

Planning N.S. +<br />

Convenience Orientation N.S. -<br />

Store Switching 1 7.829 .005 -0.159 -3.101 0.002 ** - + schwächt<br />

POS Information 1 5.101 .024 -0.143 -2.821 0.005 ** - + schwächt<br />

Preisorientierter K<strong>auf</strong> 1 2.604 .107 -0.124 -2.841 0.005 ** - + schwächt<br />

Aktionsk<strong>auf</strong> 1 5.913 .015 -0.184 -3.799 0.000 *** - + schwächt<br />

Eigenmarkenk<strong>auf</strong> N.S. +<br />

Abwechslungsk<strong>auf</strong> N.S. -<br />

Impulsk<strong>auf</strong> N.S. -<br />

Unsicherheitsk<strong>auf</strong> 1 11.964 .001 -0.157 -3.025 0.003 ** - + schwächt<br />

Preisverhandlung N.S. - +<br />

Finanzierungsk<strong>auf</strong> N.S. + +<br />

Irrationaler Spark<strong>auf</strong> N.S. + +<br />

Abbildung 61: <strong>Einfluss</strong> der erwarteten Einkommens <strong>auf</strong> die untersuchten abhängigen Variablen<br />

(n=989)


Empirische Analyse 247<br />

11.6.7 <strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong> der Sparneigung (kein Zwang)<br />

Bisher beschränkten sich die Analysen <strong>auf</strong> Konsumenten, die <strong>auf</strong> Grund begrenzter<br />

finanzieller Mittel dazu veranlasst wurden, zu sparen. Es lag somit eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

vor. Daneben gibt es jedoch auch immer Konsumenten, die zwar nicht sparen<br />

müssen, aber dennoch gerne sparen. Hierzu gehören beispielsweise die Smart<br />

Shopper oder die anerzogene Sparsamkeit (vgl. Kapitel 3). Da die Zuteilung <strong>auf</strong> die<br />

verschiedenen Experimentalgruppen randomisiert wurde, ist davon auszugehen,<br />

<strong>das</strong>s in jeder Gruppe eine gleiche Anzahl an Konsumenten mit <strong>einer</strong> Sparneigung ist.<br />

Die Sparneigung konnte deshalb in den bisherigen Analysen vernachlässigt werden.<br />

Es erscheint jedoch interessant zu untersuchen, wie sich die Wirkung des Sparstimulus<br />

verändert, wenn die Konsumenten über eine Sparneigung verfügen. Alle Probanden<br />

wurden daher vor dem Sparstimulus <strong>auf</strong> <strong>einer</strong> 7er Skala befragt, wie sehr sie<br />

beim Eink<strong>auf</strong>en sparen müssen und in <strong>einer</strong> zweiten Frage, wie sehr sie versuchen<br />

beim Eink<strong>auf</strong>en zu sparen. Die Probanden, welche angegeben haben, nicht sparen<br />

zu müssen, aber dennoch versuchen zu sparen, haben eine Sparneigung. Auch diese<br />

ist somit metrisch gemessen und liegt in verschiedenen Ausprägungen vor. Eine<br />

geringe Sparneigung bedeutet, <strong>das</strong>s man nicht sparen muss, aber dennoch etwas<br />

versucht, zu sparen. Auf dem anderen Extrem liegen Probanden die angeben, nicht<br />

sparen zu müssen, aber sehr stark versuchen würden zu sparen. Diese metrische<br />

Variable <strong>auf</strong> <strong>einer</strong> 7er-Skala (1=kein Sparzwang, keine Sparanstrengung; 7=kein<br />

Sparzwang, grosse Sparanstrengungen) fliesst jetzt als Kovariate in die Analyse ein.<br />

In der Hypothesengenerierung wurde postuliert, <strong>das</strong>s diese subjektive Sparneigung<br />

die Wirkung des Sparstimulus verstärkt.<br />

Die Kovarianzanalyse bestätigt dies. Bei allen untersuchten signifikanten Einflüssen<br />

der Sparneigung verstärkt diese den Effekt des Sparstimulus.<br />

Mit zunehmender Sparneigung sinken die Ansprüche an <strong>das</strong> innovative und qualitativ<br />

hochwertige Sortiment und die hervorragende Beratung und Serviceleistung bei der<br />

Geschäftswahl. Die Ansprüche an günstige Preise steigen hingegen massiv<br />

(�=0.296) an. Auch bei den Produktansprüchen geraten qualitative Aspekte leicht in<br />

den Hintergrund, während ökonomische Aspekte sehr stark ansteigen (�=0.334). Mit<br />

anderen Worten steigen mit <strong>einer</strong> Erhöhung der Sparneigung um 1 <strong>auf</strong> der 7er-Skala<br />

die Ansprüche an günstige Preise um 0.334. <strong>Der</strong> Effekt des Sparstimulus wird somit<br />

enorm verstärkt.<br />

Trifft ferner eine Sparneigung <strong>auf</strong> eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> steigt die Risikoaversion<br />

stark an. Man ist in einem solchen Fall scheinbar übervorsichtig, möchte jedes Risiko


248 Empirische Analyse<br />

vermeiden und einen Produktk<strong>auf</strong> nur dann tätigen, wenn man ganz sicher ist, <strong>das</strong>s<br />

es <strong>das</strong> richtige Produkt ist und dieses auch notwendig ist.<br />

Wie man bereits vermuten kann, haben Konsumenten mit <strong>einer</strong> hohen Sparneigung<br />

eine sehr ausgeprägte Hedonic Shopping Value Orientation (�=0.370), d.h. diese<br />

Konsumenten lieben es, <strong>auf</strong> Schnäppchensuche zu gehen. Diese Konsumenten erlangen<br />

eine innere Befriedigung, Stolz- und Glücksgefühle, wenn sie ein Schnäppchen<br />

entdecken. Schon allein die Suche nach Schnäppchen bereitet ihnen Freude.<br />

Sie haben eine positivere Einstellung gegenüber Discountern und Eigenmarken.<br />

Schlüsselinformation wie Preise und Marken zur Qualitätsbeurteilung ziehen sie noch<br />

weniger heran als „normale“ Sparer. Sie fühlen sich offensichtlich so erhaben, <strong>das</strong>s<br />

sie <strong>auf</strong> Grund ihrer umfassenden Marktkenntnis alleine beurteilen können, ob ein<br />

Produkt gut ist oder nicht. Marken und Preise sind für sie keine Qualitätsindikatoren.<br />

Sie finden vermutlich auch Begründungen, warum Produkte beim Discounter vollkommen<br />

gleichwertig zu Premium-Produkten bei etablierten Produktführern sind.<br />

In der Vork<strong>auf</strong>phase informieren sie sich massiv (�=0.246) und ziehen auch häufig<br />

<strong>das</strong> Internet zur Schnäppchensuche heran. <strong>Der</strong> negative Effekt des Sparstimulus <strong>auf</strong><br />

die Ausgabenhöhe und den häufigeren Verzicht wird ebenfalls durch die persönliche<br />

Sparneigung massiv verstärkt. Für einzelne Artikel suchen sie gezielt bestimmte Geschäfte<br />

<strong>auf</strong>, weil sie dort momentan am billigsten sind. Falls sie bei einem Händler<br />

von <strong>einer</strong> Aktion profitieren können, wechseln sie für diesen Artikel. Das Store Switching<br />

wird von diesem Konsumenten sehr stark (�=0.283) betrieben. Auch im Geschäft<br />

informieren sie sich ausgiebig und vergleichen Preise. Sie k<strong>auf</strong>en sehr preisorientiert<br />

und bevorzugt in der Preiseinstiegskategorie ein (�=0.290). Sie k<strong>auf</strong>en zwar<br />

auch mehr Eigenmarken (�=0.095), jedoch deutlich greifen sie deutlich häufiger zu<br />

Aktionen (�=0.211). Abwechslungskäufe oder Impulskäufe tätigen sie noch weniger<br />

als der „normale Sparer“. Stattdessen verhandeln sie lieber um den Preis. Während<br />

sich die Sparneigung bei Konsumenten ohne prädispositiver Sparneigung zumindest<br />

positiv <strong>auf</strong> irrationale Käufe, d.h. z.B. belohnende Käufe von Kleinigkeiten, auswirkt,<br />

ist diesbezüglich kein verstärkender Effekt durch eine Sparneigung festzustellen.<br />

Insgesamt führen alle signifikanten <strong>Einfluss</strong>faktoren der Sparneigung zu <strong>einer</strong> Verstärkung<br />

der negativen Effekte eines Sparstimulus. Konsumenten, die eine Sparneigung<br />

haben, können daher als „Supergau“ für ein Handelsunternehmen bezeichnet<br />

werden: Sie sind extrem preisfokussiert, lieben die Schnäppchensuche, sind vollkomme<br />

illoyal, tätigen keine Inspirationskäufe und verhandeln um den Preis. Während<br />

andere Sparer zumindest verstärkt Eigenmarken k<strong>auf</strong>en, welche für <strong>das</strong> Han-


Empirische Analyse 249<br />

delsunternehmen in der Regel eine gute Marge haben, greifen Konsumenten mit <strong>einer</strong><br />

Sparneigung eher zu Aktionen. Dieser Aktionsk<strong>auf</strong> führt jedoch in Kombination<br />

mit dem Store Switching zu einem Profitabilitätsverlust, weil die Mischkalkulation<br />

nicht <strong>auf</strong>geht. <strong>Der</strong> Konsument mit Sparneigung k<strong>auf</strong>t nicht den Rest seines Warenkorbs<br />

in diesem Geschäft, sondern fährt in den nächsten Laden, um dort die Aktionen<br />

auszunutzen.<br />

Konsumenten mit <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> und <strong>einer</strong> Sparneigung stellen somit kein<br />

attraktives Kundensegment dar. Im Gegenteil, sie sorgen durch ihr „Rosinenpicken“<br />

für Ergebniseinbrüche.<br />

Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse wird deutlich, wie gefährlich die „Geiz ist<br />

geil“-Mentalität für Handelsunternehmen (die nicht <strong>das</strong> Geschäftsmodell des Discounters<br />

verfolgen) werden kann. Handelsunternehmen graben sich offenbar mit einem<br />

starken Preisaktionismus ihr eigenes Grab, wenn sie Konsumenten zur„Sparneigung“<br />

erziehen.


250 Empirische Analyse<br />

Bewältitigung<br />

Anspruchsbezogene<br />

Bewältigung<br />

Emotionale<br />

Selbstkontrolle<br />

Kognitive Restrukturierung<br />

Problemorientierte Handlung<br />

Abhängige<br />

Variable<br />

Geschäftswahlmotive <br />

Produktansprüche<br />

Das innovative und/oder<br />

qualitativ hochwertige<br />

Produktangebot<br />

df F p-Wert<br />

Regressionskoef.<br />

T p-Wert<br />

Wirkung<br />

Sparne<br />

igung<br />

1 15.975 .000 -0.138 -3.147 0.002 ** - 0<br />

WirkungSparstimulus<br />

<strong>Einfluss</strong><br />

<strong>auf</strong><br />

Sparstimuluseffekt<br />

<strong>Der</strong> günstige Preis 1 190.080 .000 0.296 7.094 0.000 *** + + verstärkt<br />

Die hervorragende Beratung<br />

bzw. Serviceleistung<br />

1 15.173 .000 -0.159 -3.014 0.003 ** - - verstärkt<br />

Qualitative 1 19.216 .000 -0.115 -2.922 0.004 ** - 0<br />

Soziale N.S. 0<br />

Ökonomische 1 171.437 .000 0.334 7.865 0.000 *** + + verstärkt<br />

Hedonistische N.S. - -<br />

Risikoaversion 1 32.435 .000 0.178 3.964 0.000 *** + + verstärkt<br />

Shopping Enjoyment N.S. 0<br />

Selbstvertrauen Schnäppchenjagen<br />

N.S. +<br />

Kontrolle Eink<strong>auf</strong>sprozess N.S. +<br />

Hedonic Shopping Value Orientation<br />

1 104.090 .000 0.370 6.873 0.000 *** + + verstärkt<br />

Einstellung Eigenmarke 1 21.774 .000 0.091 1.997 0.046 * + + verstärkt<br />

Einstellung Discounter 1 29.984 .000 0.088 2.425 0.015 * + 0<br />

Einstellung Marken 1 60.006 .000 -0.296 -6.383 0.000 *** - - verstärkt<br />

Qualitätsindikator Preis 1 35.725 .000 -0.194 -4.362 0.000 *** - - verstärkt<br />

Qualitätsindikator Marke 1 31.107 .000 -0.192 -4.163 0.000 *** - - verstärkt<br />

Sozialstatusindikator Marke 1 27.088 .000 -0.171 -3.640 0.000 *** - - verstärkt<br />

Vork<strong>auf</strong>phase<br />

K<strong>auf</strong>phase<br />

Vork<strong>auf</strong>information 1 119.234 .000 0.246 5.775 0.000 *** + + verstärkt<br />

Internetsparen 1 33.365 .000 0.103 2.213 0.027 * + + verstärkt<br />

Ausgabenhöhe 1 12.672 .000 -30.630 -2.037 0.042 * - - verstärkt<br />

Verzicht 1 89.906 .000 0.220 5.396 0.000 *** + + verstärkt<br />

Planning N.S. +<br />

Convenience Orientation N.S. -<br />

Store Switching 1 235.898 .000 0.283 7.194 0.000 *** + + verstärkt<br />

POS Information 1 100.547 .000 0.191 4.624 0.000 *** + + verstärkt<br />

Preisorientierter K<strong>auf</strong> 1 260.691 .000 0.290 8.745 0.000 *** + + verstärkt<br />

Aktionsk<strong>auf</strong> 1 146.089 .000 0.211 5.437 0.000 *** + + verstärkt<br />

Eigenmarkenk<strong>auf</strong> N.S. +<br />

Abwechslungsk<strong>auf</strong> 1 15.744 .000 -0.136 -3.178 0.002 ** - - verstärkt<br />

Impulsk<strong>auf</strong> 1 33.859 .000 -0.117 -2.497 0.013 * - - verstärkt<br />

Unsicherheitsk<strong>auf</strong> N.S. +<br />

Preisverhandlung 1 26.557 .000 0.153 2.832 0.005 ** + + verstärkt<br />

Finanzierungsk<strong>auf</strong> N.S. +<br />

Irrationaler Spark<strong>auf</strong> N.S. +<br />

Abbildung 62: <strong>Einfluss</strong> der Sparneigung (kein Zwang) <strong>auf</strong> die untersuchten abhängigen Variablen<br />

(n=989)


Empirische Analyse 251<br />

11.6.8 <strong>Der</strong> <strong>Einfluss</strong> des Alters<br />

Mit zunehmenden Alter verändert sich <strong>das</strong> K<strong>auf</strong>verhalten (Thompson/Thompson<br />

2009, S. 1284). Es wurde daher postuliert, <strong>das</strong>s auch die Wirkung eines Sparstimulus<br />

durch <strong>das</strong> Alter beeinflusst wird.<br />

Die Kovarianzanalyse zeigt, <strong>das</strong>s mit zunehmendem Alter auch bei sparenden Konsumenten<br />

die Bedürfnisse an ein innovatives und qualitativ hochwertiges Sortiment<br />

sowie die hervorragende Beratung beziehungsweise Serviceleistung bei der Geschäftswahl<br />

steigen. Auch die qualitativen und hedonistischen Bedürfnisse an die<br />

Produkte steigen. Hingegen ist es reiferen Sparern weniger wichtig, was <strong>das</strong> soziale<br />

Umfeld von ihrem Konsum denkt. Diese Ergebnisse decken sich mit der Erkenntnis,<br />

<strong>das</strong>s die Meinung von Freunden bei der Produktinformation generell mit zunehmendem<br />

Alter an Bedeutung verliert (Rudolph/Weber 2011a, S. 18).<br />

Darüber hinaus sind sparende Konsumenten mit zunehmendem Alter der Meinung,<br />

<strong>das</strong>s sie einen <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> Preise und Leistung haben (Kontrolle des Eink<strong>auf</strong>prozesses).<br />

Die Schlüsselinformationen Preis und Marke spielen für reifere Sparer eine weniger<br />

wichtige Rolle. Somit wird der Effekt des Sparstimulus <strong>auf</strong> die kognitive Restrukturierung<br />

mit zunehmenden Alter verstärkt. Dies ist vermutlich dar<strong>auf</strong> zurückzuführen,<br />

<strong>das</strong>s reife Menschen <strong>auf</strong> einen grossen Erfahrungsschatz beim Eink<strong>auf</strong>en zurückgreifen<br />

können. Sie kennen die Produkte, welche sie k<strong>auf</strong>en, seit vielen Jahren<br />

und brauchen keine Marken oder Preise, um die Qualität eines Produkts einzuschätzen.<br />

Das Internet wird mit zunehmendem Alter weniger zum Sparen eingesetzt. Stattdessen<br />

informieren sich reife Sparer stärker in der Vork<strong>auf</strong>phase und auch am POS. Die<br />

Hypothese, <strong>das</strong>s sparende Konsumenten mit zunehmendem Alter stärker convenienced<br />

orientiert sind und sie seltener <strong>das</strong> Geschäft wechseln, kann hingegen nicht<br />

bestätigt werden. Jedoch kann auch <strong>das</strong> Gegenteil nicht nachgewiesen werden, da<br />

die identifizierten Wirkungen nicht signifikant sind. Dies könnte dar<strong>auf</strong> zurückzuführen<br />

sein, <strong>das</strong>s es auch unter reiferen Sparern grosse Unterschiede gibt, d.h. <strong>auf</strong> der<br />

einen Seite reife Sparer, die ihrem Anbieter gegenüber loyal sind, aber sich dafür in<br />

der Menge einschränken und andere reife Sparer, die gerne <strong>das</strong> Geschäft wechseln.<br />

Diese haben vermutlich Zeit (im Pensionsalter) und die Musse, den gesamten Tag<br />

damit „totzuschlagen“ verschiedene Geschäfte <strong>auf</strong>zusuchen, Preise zu vergleichen<br />

und in jedem Geschäft ein Produkt zu k<strong>auf</strong>en. Insbesondere reife Menschen gehen<br />

häufig eink<strong>auf</strong>en, damit sie generell eine Beschäftigung haben und Leute treffen<br />

(Wagner 2005, S. 166ff.).


252 Empirische Analyse<br />

Mit zunehmendem Alter wird <strong>das</strong> Eink<strong>auf</strong>sverhalten habitualisiert. Dies spiegelt sich<br />

auch bei den Sparern wieder. So neigen Sparer mit zunehmendem Alter zu geringen<br />

Abwechslungskäufen. Die Wirkung des Sparstimulus wird somit mit dem Alter verstärkt.<br />

Eigenmarken werden hingegen trotz <strong>Sparnotwendigkeit</strong> weniger gern gek<strong>auf</strong>t<br />

und auch der Finanzierungsk<strong>auf</strong> scheint keine Option für reife Sparer zu sein. Auch<br />

lassen sich diese Sparer offensichtlich weniger leicht zu irrationalen Käufen verleiten.<br />

Sparer engagieren sich hingegen mit zunehmendem Alter bei Verhandlungen um<br />

den Preis.<br />

Insgesamt fällt es schwer, ein abschliessendes Urteil über den reifen Sparer zu fällen.<br />

Für <strong>das</strong> Handelsmanagement bieten die Qualitäts- und Servicebedürfnisse sicherlich<br />

Potenziale. Doch <strong>auf</strong> der anderen Seite sind reife Sparer wenig affin für<br />

Neuprodukte, Zusatzkäufe und Eigenmarken. Sie informieren sich hingegen sehr intensiv<br />

zu Hause und in den Verk<strong>auf</strong>sstellen und versuchen über den Preis zu verhandeln.<br />

Auch eine höhere Loyalität kann unter den reifen Sparern nicht bestätigt<br />

werden.


Empirische Analyse 253<br />

Bewältitigung<br />

Anspruchsbezogene<br />

Bewältigung<br />

Emotionale<br />

Selbstkontrolle<br />

Kognitive Restrukturierung<br />

Problemorientierte Handlung<br />

Abhängige<br />

Variable<br />

Geschäftswahlmotive <br />

Produktansprüche<br />

Das innovative und/oder<br />

qualitativ hochwertige<br />

Produktangebot<br />

df F p-Wert<br />

Regressionskoef.<br />

T p-Wert<br />

Wirkung<br />

Alter<br />

1 12.458 .000 0.008 1.747 0.081 B.S. + 0<br />

<strong>Der</strong> günstige Preis N.S. +<br />

Die hervorragende Beratung<br />

bzw. Serviceleistung<br />

WirkungSparstimulus<br />

<strong>Einfluss</strong><br />

<strong>auf</strong><br />

Sparstimuluseffekt<br />

1 97.976 .000 0.043 8.070 0.000 *** + - schwächt<br />

Qualitative 1 43.869 .000 0.016 3.824 0.000 *** + 0<br />

Soziale 1 26.685 .000 -0.018 -3.765 0.000 *** - 0<br />

Ökonomische N.S. +<br />

Hedonistische 1 13.552 .000 0.012 2.311 0.021 * + - schwächt<br />

Risikoaversion N.S. +<br />

Shopping Enjoyment N.S. 0<br />

Selbstvertrauen Schnäppchenjagen<br />

N.S. +<br />

Kontrolle Eink<strong>auf</strong>sprozess 1 40.079 .000 0.020 5.633 0.000 *** + + verstärkt<br />

Hedonic Shopping Value Orientation<br />

N.S. +<br />

Einstellung Eigenmarke 1 7.743 .005 -0.009 -1.875 0.061 B.S. - + schwächt<br />

Einstellung Discounter N.S. 0<br />

Einstellung Marken N.S. -<br />

Qualitätsindikator Preis 1 11.555 .001 -0.011 -2.288 0.022 * - - verstärkt<br />

Qualitätsindikator Marke 1 5.402 .020 -0.013 -2.541 0.011 * - - verstärkt<br />

Sozialstatusindikator Marke 1 9.504 .002 -0.012 -2.359 0.019 * - - verstärkt<br />

Vork<strong>auf</strong>phase<br />

K<strong>auf</strong>phase<br />

Vork<strong>auf</strong>information 1 3.272 .071 0.011 2.317 0.021 * + + verstärkt<br />

Internetsparen 1 8.759 .003 -0.013 -2.689 0.007 ** - + schwächt<br />

Ausgabenhöhe N.S. -<br />

Verzicht N.S. +<br />

Planning N.S. +<br />

Convenience Orientation N.S. -<br />

Store Switching N.S. +<br />

POS Information 1 4.115 .043 0.011 2.342 0.019 * + + verstärkt<br />

Preisorientierter K<strong>auf</strong> N.S. +<br />

Aktionsk<strong>auf</strong> N.S. +<br />

Eigenmarkenk<strong>auf</strong> 1 8.096 .005 -0.011 -2.367 0.018 * - + schwächt<br />

Abwechslungsk<strong>auf</strong> 1 8.430 .004 -0.011 -2.508 0.012 * - - verstärkt<br />

Impulsk<strong>auf</strong> N.S. -<br />

Unsicherheitsk<strong>auf</strong> N.S. +<br />

Preisverhandlung 1 2.000 .158 0.011 1.906 0.057 B.S. + + verstärkt<br />

Finanzierungsk<strong>auf</strong> 1 12.115 .001 -0.014 -3.672 0.000 *** - + schwächt<br />

Irrationaler Spark<strong>auf</strong> 1 21.901 .000 -0.012 -3.001 0.003 ** - + schwächt<br />

Abbildung 63: <strong>Einfluss</strong> der Alters <strong>auf</strong> die untersuchten abhängigen Variablen (n=989)


254 Empirische Analyse<br />

11.6.9 Zusammenfassung der moderierenden Einflüsse<br />

Die nachfolgende Abbildung fasst die Ergebnisse aller moderierenden Effekte zusammen<br />

und gibt an, welche Hypothesen nicht bestätigt werden konnten.<br />

An einem Beispiel soll die Lesbarkeit der Tabelle verdeutlicht werden. In der dritten<br />

Zeile der Tabelle findet man <strong>das</strong> Geschäftswahlmotiv „günstige Preise“. Das „+“ Zeichen<br />

in der Spalte „<strong>Einfluss</strong> wahrgenommenes Risiko“ bedeutet, <strong>das</strong>s sparende<br />

Konsumenten mit zunehmendem wahrgenommenen Risiko signifikant stärker <strong>auf</strong><br />

den Preis bei der Geschäftswahl achten. In der letzten Spalte der Tabelle wird die<br />

allgemeine Wirkung <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> angegeben. Das „+“ Zeichen zeigt an,<br />

<strong>das</strong>s hier ein signifikanter positiver Effekt des Sparstimulus vorliegt.<br />

<strong>Der</strong> Effekt des Sparstimulus führt also zu <strong>einer</strong> Erhöhung der Relevanz von „günstigen<br />

Preisen“. <strong>Der</strong> moderierende Effekt des wahrgenommenen Risikos geht in die<br />

gleiche Richtung (beide „+“), d.h. insgesamt wird der Effekt des Sparstimulus <strong>auf</strong> die<br />

„günstigen Preise“ mit zunehmendem wahrgenommenen Risiko verstärkt. Beide führen<br />

zu <strong>einer</strong> stärkeren Relevanz der „günstigen Preise“.<br />

Die Loyalität und der Zeitdruck wirken sich bei sparenden Konsumenten hingegen<br />

nicht zusätzlich aus, d.h. es macht bei sparenden Konsumenten für <strong>das</strong> Geschäftswahlmotiv<br />

„günstige Preise“ keinen Unterschied ob sie Zeitdruck haben oder nicht.<br />

Insgesamt wirkt sich bei Konsumenten mit Zeitdruck also nur der Haupteffekt des<br />

Sparstimulus <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Geschäftswahlmotiv „günstige Preise“ aus.<br />

In der dar<strong>auf</strong> folgenden Spalte findet man die Wirkung eines zunehmenden ex ante<br />

Einkommens von sparenden Konsumenten <strong>auf</strong> die Relevanz von günstigen Preisen.<br />

Hier ist der Effekt negativ („-“), d.h. mit zunehmendem Einkommen vor der <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

reduziert sich die Relevanz von „günstigen Preisen“ bei der Geschäftswahl.<br />

<strong>Der</strong> Haupteffekt des Sparstimulus (letzte Spalte) ist hingegen positiv („+“), d.h.<br />

die Effekte des zunehmenden Einkommens und des Sparstimulus verl<strong>auf</strong>en in eine<br />

entgegengesetzte Richtung. <strong>Der</strong> Effekt des Sparstimulus <strong>auf</strong> „günstige Preise“ wird<br />

folglich mit zunehmendem Einkommen abgeschwächt.<br />

Zusammenfassend erkennt man folglich einen verstärkten <strong>Einfluss</strong> immer daran,<br />

<strong>das</strong>s beide Effekte in die gleiche Richtung zeigen (entweder „+ +“ oder „ - -„), während<br />

entgegengesetzte Richtungen (entweder „+ -“ oder „- +“) <strong>auf</strong> einen abschwächenden<br />

Effekt hindeuten.<br />

Die vorletzte Spalte gibt an, in welcher Branche die abhängige Variable höher ausgeprägt<br />

ist. Dies ist immer im Vergleich Lebensmittel gegen Bekleidung. Eine „+“<br />

steht demnach für eine höhere Ausprägung der Eigenschaft im Lebensmittelbereich,<br />

während ein „-„ für eine höhere Ausprägung im Bekleidungsbereich steht.


Empirische Analyse 255<br />

Bewältitigung<br />

Anspruchsbezogene<br />

Bewältigung<br />

Emotionale<br />

Selbstkontrolle<br />

Kognitive Restrukturierung<br />

Problemorientierte Handlung<br />

Abhängige<br />

Variable<br />

Geschäftswahlmotive <br />

Produktansprüche<br />

Das innovative und/oder<br />

qualitativ hochwertige<br />

Produktangebot<br />

WirkungInvolvement <br />

Wirkung<br />

Risiko<br />

WirkungLoyalität <br />

WirkungZeitdruck <br />

Wirkung<br />

Einkom<br />

kommen <br />

Wirkung<br />

erw.<br />

Einkom<br />

kommen<br />

Wirkung<br />

Sparne<br />

igung<br />

Wirkung<br />

Alter<br />

Lebens<br />

bensmittel<br />

vs.<br />

Bekleidung<br />

+ + + - + - 0<br />

<strong>Der</strong> günstige Preis + - - + +<br />

Die hervorragende Beratung<br />

bzw. Serviceleistung<br />

+ + - + -<br />

Qualitative + + + + - + + 0<br />

Soziale + + + - - 0<br />

Ökonomische - - + +<br />

Hedonistische + + + - + - -<br />

Risikoaversion + - - + +<br />

Shopping Enjoyment + + - 0<br />

Selbstvertrauen Schnäppchenjagen<br />

+ + + + +<br />

Kontrolle Eink<strong>auf</strong>sprozess + + + +<br />

Hedonic Shopping Value Orientation<br />

+ + - - + +<br />

Einstellung Eigenmarke + + - + +<br />

Einstellung Discounter + + - + + 0<br />

Einstellung Marken + + + + - -<br />

Qualitätsindikator Preis + + - - -<br />

Qualitätsindikator Marke + + + - - -<br />

Sozialstatusindikator Marke + - - - -<br />

Vork<strong>auf</strong>phase<br />

K<strong>auf</strong>phase<br />

Vork<strong>auf</strong>information + + - + + + +<br />

Internetsparen + + - - +<br />

Ausgabenhöhe + + + - + -<br />

Verzicht - - - + - +<br />

Planning + + + + +<br />

Convenience Orientation + + + + -<br />

Store Switching + - + - - + +<br />

POS Information + + - + + + +<br />

Preisorientierter K<strong>auf</strong> - - - + - +<br />

Aktionsk<strong>auf</strong> + + + + - + + +<br />

Eigenmarkenk<strong>auf</strong> + + - - + +<br />

Abwechslungsk<strong>auf</strong> + - - - + -<br />

Impulsk<strong>auf</strong> - - - -<br />

Unsicherheitsk<strong>auf</strong> - + - - - +<br />

Preisverhandlung - + + - +<br />

Finanzierungsk<strong>auf</strong> - - + - 0<br />

Irrationaler Spark<strong>auf</strong> + - + +<br />

Hypothese konnte nicht bestätigt werden<br />

Abbildung 64: Zusammenfassung der moderierenden Einflüsse (n=989)<br />

WirkungSparstimulus


256 Empirische Analyse<br />

11.7 Die Analyse des Produktwahlverhaltens und der <strong>Einfluss</strong> von Massnahmen<br />

im Sortimentsmanagement<br />

Das Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es nicht, <strong>das</strong> Verhalten und die Einstellungen<br />

sparenden Konsumenten zu beschreiben, sondern auch Handlungsimplikationen<br />

für <strong>das</strong> Handelsmanagement abzuleiten. Viele Implikation liessen sich bereits<br />

<strong>auf</strong> den bisherigen Ergebnissen generieren.<br />

Es sollen jedoch abschliessend noch die Wirkungen von Massnahmen des Sortimentsmanagements<br />

untersucht werden. Hierzu ist es notwendig, <strong>das</strong> Produktwahlverhalten<br />

der Konsumenten besser zu verstehen. Es wurde daher ein Discrete-<br />

Choice Experiment in die Befragung integriert (vgl. Kapitel 10.2.2).<br />

Im Folgenden wird zunächst die Methodik zur Berechnung der Nutzenwerte und relativen<br />

Wichtigkeiten von einzelnen Eigenschaften im Choice-Experiment erklärt. Es<br />

folgt eine Untersuchung zur Validität der Daten bevor dann die Daten analyiert und<br />

interpretiert werden.<br />

11.7.1 Die Methode zur Berechnung von Nutzenwerten im Choice-Experiment<br />

Discrete-Choice Modelle basieren <strong>auf</strong> der mikroökonomischen Zufallsnutzentheorie<br />

(Random Utility Theory – RUT). Die Theorie geht davon aus, <strong>das</strong>s jedes Individuum<br />

sich so entscheidet, <strong>das</strong>s es seinen persönlichen Nutzen maximiert. Das Konstrukt<br />

„Nutzen“ liegt latent in jedem Individuum und kann nicht direkt beobachtet werden.<br />

Es wird <strong>auf</strong>geteilt in eine erklärbaren (systematisch) und eine (nicht erklärbare) zufällige<br />

Komponente. Die systematische Komponente besteht aus Attributen, welche die<br />

Unterschiede einzelnen Wahlalternativen beschreiben. Zudem beinhaltet sie Kovariate,<br />

welche die Unterschiede der Urteile von individuellen Personen erklären. Die zufällige<br />

Komponente besteht aus allen nicht identifizierbaren Faktoren, die darüber<br />

hinaus die Wahlentscheidung beeinflussen (Huber 2011, S. 73). Daniel McFadden<br />

hat für die Entwicklung von Discrete-Choice im Jahr 2000 den Nobelpreis erhalten<br />

(McFadden 2002, S. 307).<br />

Zur Ermittlung der Nutzenfunktion von Konsumenten treffen diese in einem Choice-<br />

Set wiederholt fiktive K<strong>auf</strong>entscheidungen aus <strong>einer</strong> vorgegebenen Menge an Produktprofilen.<br />

Die Präferenzstruktur lässt sich anhand der getroffenen einzelnen<br />

Wahlentscheidungen ermitteln. Es wird <strong>auf</strong> Basis eines multinominalen LOGIT-<br />

Modells die Nutzenfunktion für alle Probanden geschätzt (Huber 2011, S. 92):


Empirische Analyse 257<br />

mit<br />

P h,i Auswahlwahrscheinlichkeit für <strong>das</strong> i-te Produkt für den h-ten Konsumenten<br />

� h, i, m Nutzenparameter der m-ten Ausprägung der j-ten Eigenschaft für den<br />

h-ten Konsumenten<br />

x i, k, m Wert der m-ten Ausprägung der j-ten Eigenschaft beim i-ten Produkt<br />

C a Indexmenge der Stimuli am a-ten Choice Set<br />

In dem Maximium-Likelihood Schätzverfahren werden für � optimale Schätzwerte in<br />

<strong>einer</strong> binär logistischen Regression gesucht. Optimal sind die Schätzwerte dann,<br />

wenn eine Regressionsgleichung gebildet werden kann, welche für bestimmte X-<br />

Werte Prognosewerte abgeben kann. Diese Prognosewerte sollten die tatsächlich<br />

beobachten Y-Werte aus der erhobenen Stichprobe mit höchstmöglicher Wahrscheinlichkeit<br />

abbilden. Dieses Gleichungssystem lässt sich nicht einfach <strong>auf</strong>lösen,<br />

sondern es sind in Regel iterative Schätzungen notwendig (Louviere et al. 2000, S.<br />

189f.).<br />

Bei der Ermittlung der Nutzenfunktion wird jedoch angenommen, <strong>das</strong>s sich die Präferenzen<br />

aller Probanden durch eine gemeinsame Nutzenfunktion abbilden lassen. Bis<br />

zu diesem Schritt sind daher nur Analysen <strong>auf</strong> einem aggregierten Niveau möglich<br />

(Jedidi/Jagpal 2009, S. 45). In der vorliegenden Untersuchung ist es jedoch <strong>das</strong> Ziel,<br />

Gruppen der Sparer und Nicht-Sparer zu bilden und auch moderierende Effekte zu<br />

analysieren. Aus diesem Grund sind individuelle Nutzenwerte erforderlich. Diese<br />

können über eine hierarchisches Bayes-Schätzung ermittelt werden (Karniouchina et<br />

al. 2009, S. 346). Diese berücksichtigt die Heterogenität in den Präferenzen der Probanden.<br />

Das Modell geht von der ermittelten Nutzenfunktion für alle Probanden aus<br />

und berechnet jeweils die individuellen Abweichungen von dieser Funktion. Wenn bei<br />

einem Proband zu wenig Information zur Bestimmung einzelner Nutzenwerte vorliegen,<br />

greift <strong>das</strong> Modell <strong>auf</strong> die Präferenzstruktur der Gesamtstichprobe zurück (Teichert<br />

2001, S. 801). Hierarchische Bayes-Schätzungen sind in den vergangenen<br />

Jahren zunehmend in der Marketingforschung eingesetzt worden (Baum-


258 Empirische Analyse<br />

gartner/St<strong>einer</strong> 2009; Moore 2004). Studien zeigen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Modell sehr robust ist<br />

und <strong>das</strong> tatsächliche Produktwahlverhalten sehr gut simuliert (Huber 2011, S. 119;<br />

Backhaus et al. 2007, S. 359).<br />

Nachdem für alle Probanden und für jede Eigenschaftsausprägung jeder Eigenschaft<br />

die Teilnutzenwerte ermittelt worden sind, können die relativen Wichtigkeiten der einzelnen<br />

Eigenschaften für die Produktwahl berechnet werden (Wilkie/Pessemier 1973,<br />

S. 433):<br />

��� ������ � ��� ������ ���� ����<br />

���� � � � ��� ���� ������ � ��� ������ �<br />

�<br />

���� ��� �<br />

w h j Wichtigkeit des j-ten Attribut für den h-ten Probanden<br />

� h, j, m Teilnutzenwert für die m-te Eigenschaftsausprägung des j-ten Attribut<br />

M j Index der Ausprägung des j-ten Attribut<br />

Die Formel macht deutlich, <strong>das</strong>s die relative Wichtigkeit von der Spannweite der Teilnutzenwerte<br />

einzelner Ausprägungen <strong>einer</strong> Eigenschaft abhängigen. Umso grösser<br />

die Spannweite, desto grösser ist die Relevanz dieser Eigenschaft für die Produktwahl.<br />

Die Wichtigkeiten einzelner Eigenschaften können dann in andere statistische<br />

Methoden wie der Varianzanalyse weiterverwendet werden (Howell 2009, S. 4f.).<br />

11.7.2 Validität des Conjoint-Daten<br />

Die Validität der berechneten Nutzenwerte in einem Choice-Experimente wird mit<br />

Hilfe von Hold-out tasks gemessen (vgl. Kapitel 10). Insgesamt hat jeder Proband<br />

zehn Choice-Sets erhalten. Acht hiervon gingen in die Analyse zur Berechnung des<br />

Logit-Modells und der Hierarchichen Bayes-Schätzung ein. Zwei Choice-Sets wurden<br />

bei jedem von der Analyse ausgeschlossen (daher der Name „hold out“). Nichtsdestotrotz<br />

liegen die beobachteten Werte aus dem Experiment für diese zwei Choice-<br />

Tasks vor. Die Validität lässt sich nun berechnen, indem man die Präferenzstruktur<br />

<strong>auf</strong> Basis der ermittelten Nutzenfunktion mit den tatsächlich beobachteten Produktwahlentscheidungen<br />

vergleicht (Karniouchina et al. 2009, S. 342). Die nachfolgende<br />

Abbildung zeigt die Ergebnisse dieser Validitätsanalyse. Es wird deutlich, <strong>das</strong>s die<br />

erwarteten, d.h. <strong>auf</strong> Basis der Nutzenfunktion berechneten, und die tatsächlich beo-


Empirische Analyse 259<br />

bachteten Präferenzen in einem sehr guten Varianzbereich von +/- 5% liegen. Auch<br />

die Hit Ratios sind mit durchschnittlich 78% (Bekleidung) und 76% (Lebensmittel)<br />

zufriedenstellend (Meise 2010, S. 98f.; Orme 1997, S. 6; Cattin/Wittink 1982, S. 44).<br />

Kein Sparstimulus<br />

beobach-<br />

tet<br />

Produkt A Produkt B Produkt C<br />

erwartet beobach-<br />

tet<br />

erwartet beobach-<br />

tet<br />

erwartet<br />

Hold out task 1 48% 48% 12% 10% 40% 42% 81%<br />

Hold out task 2 34% 30% 51% 53% 15% 17% 75%<br />

Sparstimulus<br />

Hold out task 1 50% 49% 24% 29% 26% 22% 82%<br />

Hold out task 2 41% 44% 21% 25% 38% 31% 72%<br />

Durchschnittliche Hit-Rate 78%<br />

Abbildung 65: Validität der Bekleidungs-Choice-Tasks<br />

Kein Sparstimulus<br />

beobach-<br />

tet<br />

Produkt A Produkt B Produkt C<br />

erwartet beobach-<br />

tet<br />

erwartet beobach-<br />

tet<br />

erwartet<br />

Hold out task 1 30% 35% 56% 52% 14% 13% 81%<br />

Hold out task 2 49% 48% 12% 10% 39% 42% 78%<br />

Sparstimulus<br />

Hold out task 1 45% 45% 21% 23% 34% 32% 74%<br />

Hold out task 2 30% 27% 44% 46% 26% 27% 72%<br />

Durchschnittliche Hit-Rate 76%<br />

Abbildung 66: Validität der Lebensmittel-Choice-Tasks<br />

Hit<br />

ratio<br />

Hit<br />

ratio


260 Empirische Analyse<br />

11.7.3 Analyse der Relevanz von Produkteigenschaften<br />

Im Rahmen des Choice-Experiments haben die Probanden zehn Produktwahlentscheidungen<br />

getroffen. Durch wechselnde Kombination der Eigenschaftsausprägung<br />

der Profilierung des Händlers, der Marke, der Sparhinweise, der Mehrwertkommunikation<br />

und der Preise konnte die Präferenzstruktur der Probanden ermittelt werden.<br />

Die nachfolgende Tabelle zeigt die Ergebnisse der Hierarchischen Bayes Schätzung<br />

der relativen Wichtigkeiten für Milch und Polohemden aus der Sicht von Sparern und<br />

Nicht-Sparern.<br />

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Kein Sparstimulus<br />

Profilierung<br />

des Händlers<br />

Mittelwert<br />

Varianz Perzentile<br />

25 50 75<br />

22.75% 0.90% 15.67% 21.43% 27.70%<br />

Marke 20.70% 1.00% 12.91% 20.36% 25.27%<br />

MehrwertkommunikationSparhinweise<br />

19.45% 1.20% 10.82% 17.65% 26.21%<br />

4.45% 0.20% 1.41% 3.72% 7.00%<br />

Preis 32.65% 3.90% 15.53% 30.22% 46.77%<br />

Sparstimulus<br />

Profilierung<br />

des Händlers<br />

Mitteltelwert <br />

Varianz<br />

Perzentile<br />

25 50 75<br />

N=250<br />

16.70% 0.60% 11.26% 14.70% 20.75%<br />

Marke 13.85% 0.80% 6.62% 12.07% 19.76%<br />

MehrwertkommunikationSparhinweise<br />

16.73% 0.80% 10.54% 14.10% 20.66%<br />

5.87% 0.10% 3.35% 5.29% 7.61%<br />

Preis 46.86% 3.50% 35.12% 48.30% 64.33%<br />

Abbildung 67: Relative Wichtigkeiten der Eigenschaften für K<strong>auf</strong>entscheidung von Milch<br />

Betrachten man zunächst die K<strong>auf</strong>entscheidung von Milch, dann wird deutlich, <strong>das</strong>s<br />

bei Konsumenten mit und auch bei Konsumenten ohne Sparstimulus <strong>das</strong> wichtigste<br />

Kriterium der Preis ist. Dies mag <strong>auf</strong> den ersten Blick etwas überraschend sein, aber<br />

es hier wichtig zu berücksichtigen, <strong>das</strong>s es sich nicht um <strong>das</strong> Ergebnis <strong>einer</strong> Abfrage<br />

<strong>auf</strong> <strong>einer</strong> Skala handelt („z.B. „Wie wichtig ist Ihnen der Preis“), sondern die relativen<br />

Wichtigkeiten wurden <strong>auf</strong> Basis der Produktwahlentscheidungen getroffen. Da es<br />

stets <strong>das</strong> gleiche Produkt („Milch“) ist, was sich nur durch die genannten fünf Eigen-<br />

N=250


Empirische Analyse 261<br />

schaften unterscheidet, ist die Wichtigkeit des Preises sogar sehr niedrig. Huber<br />

(2011) untersuchte beispielsweise ebenfalls in einem Choice-Based Experiment Produktwahlentscheidungen<br />

im Getränkesektor und kam zu dem Ergebnis, <strong>das</strong>s der<br />

Preis durchschnittlich 45% der K<strong>auf</strong>entscheidung ausmacht (2011). Seine Studie<br />

wurde jedoch in Deutschland durchgeführt, wo der Lebensmittelmarkt von den Discountern<br />

dominiert wird. In der Schweiz sind die Konsumenten hingegen etwas anspruchsvoller<br />

(Rudolph/Weber 2011a, S. 36). Zumal es sich bei Milch auch um ein<br />

sensibles Produkt handelt, wo auch <strong>das</strong> wahrgenommene K<strong>auf</strong>risiko eine Rolle<br />

spielt. Sparhinweise haben mit ca. 5% bei Sparern und Nicht-Sparern keine grosse<br />

Bedeutung. Hierbei handelt es sich um Hinweise mit der Aufschrift „Sonderangebot“<br />

oder „Preiskracher“. Die Kommunikation von Mehrwert macht ca. 20% der K<strong>auf</strong>entscheidung<br />

aus. Auch dies ist ein interessantes Ergebnis. Vor allem vor dem Hintergrund,<br />

<strong>das</strong>s viele Detailhändler dieses Thema vernachlässigen (Meise 2010, S. 1f.).<br />

Bei der Bedeutung der Marke und der Profilierung des Händlers gibt es zwischen<br />

Sparern und Nicht-Sparern grössere Unterscheide. Bei Probanden ohne Sparstimulus<br />

machen sie ca. 20% (Marke) und 23% (Profilierung) aus, bei Konsumenten mit<br />

Sparstimulus nur noch ca. 14% (Marke) und 17% (Profilierung). Dies macht deutlich,<br />

<strong>das</strong>s die Händlerwahl eine sehr wichtige Rolle spielt. Interessant ist die Betrachtung<br />

der Perzentile in der abgebildeten Tabelle. Sie zeigt <strong>auf</strong>, <strong>das</strong>s es sowohl beim Sparer<br />

als auch beim Nicht-Sparer sehr grosse Differenzen in der Wichtigkeit der einzelnen<br />

Eigenschaften gibt. Bei 25% der Probanden ohne Sparstimulus macht der Preis nur<br />

16% und weniger der K<strong>auf</strong>entscheidung aus (zum Vergleich: Mittelwert über alle<br />

Nicht-Sparer: 37%). Die Profilierung macht bei 25% der Konsumenten über 28% und<br />

mehr der K<strong>auf</strong>entscheidung aus. Auch bei den Sparern lassen sich grosse Unterschiede<br />

in den Wichtigkeiten bei der Betrachtung der Perzentile erkennen. So achten<br />

25% der Konsumenten trotz <strong>Sparnotwendigkeit</strong> nur zu 35% und weniger <strong>auf</strong> den<br />

Preis. Auch die Profilierung spielt bei 25% der Sparer eine Rolle von 21% und mehr<br />

bei der K<strong>auf</strong>entscheidung.<br />

Insgesamt spricht dies für eine sehr starke Heterogenität des Konsumenten. Es gibt<br />

nicht „den Nicht-Sparer“ und auch nicht „den Sparer“. Auch bei der Analyse der Bewältigungsstrategien<br />

wurde im Rahmen der Moderatorenanaylse diese Vielschichtigkeit<br />

deutlich (vgl. Kapitel 11.6). Für <strong>das</strong> Management deutet dies dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s<br />

man die eigene Kundenstruktur tiefgehend analysieren und zielgruppenspezifisch <strong>auf</strong><br />

die einzelnen Segmente eingehen sollte. Eine reine Zweiteilung in Sparer und Nicht-


262 Empirische Analyse<br />

Sparer, nach dem Motto die guten und die schlechten Kunden, erscheint wenig sinnvoll.<br />

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Kein Sparstimulus<br />

Profilierung<br />

des Händlers<br />

Mitteltelwert <br />

Varianz<br />

Perzentile<br />

25 50 75<br />

15.24% 0.40% 10.78% 14.63% 18.22%<br />

Marke 17.73% 0.90% 10.35% 15.26% 21.90%<br />

MehrwertkommunikationSparhinweise<br />

15.06% 0.30% 10.95% 14.27% 17.46%<br />

3.34% 0.10% 1.34% 2.60% 4.52%<br />

Preis 48.63% 2.80% 39.99% 48.74% 62.65%<br />

Sparstimulus<br />

Profilierung<br />

des Händlers<br />

Mitteltelwert <br />

Varianz<br />

Perzentile<br />

25 50 75<br />

N=250<br />

11.55% 0.20% 8.35% 10.58% 14.22%<br />

Marke 11.65% 0.30% 7.42% 10.70% 13.82%<br />

MehrwertkommunikationSparhinweise<br />

15.14% 0.60% 9.80% 13.36% 17.71%<br />

5.71% 0.10% 3.36% 5.28% 7.03%<br />

Preis 56.94% 2.00% 48.31% 59.17% 66.75%<br />

Abbildung 68: Relative Wichtigkeiten der Eigenschaften für K<strong>auf</strong>entscheidung von Polohemden<br />

Die deskriptive Auswertung der Ergebnisse der hierarchischen Bayes Schätzung zu<br />

relativen Wichtigkeit der fünf Eigenschaften beim K<strong>auf</strong> von Polohemden zeigen eine<br />

ähnliche Rangfolge <strong>auf</strong>. <strong>Der</strong> Preis spielt jedoch eine deutlich wichtigere Rolle (49%<br />

bei Probanden ohne Sparstimulus und 57% bei Probanden mit Sparstimulus). Es<br />

folgen die Marke, die Profilierung, die Mehrwertkommunikation und schliesslich die<br />

Sparhinweise. Ob sich jedoch signifikante Unterschiede zwischen Sparern und Nicht-<br />

Sparern ergeben, kann im Rahmen der deskriptiven Betrachtung noch nicht beurteilt<br />

werden. Vor allem deshalb, weil es auch bei dem K<strong>auf</strong> von Polohemden grosse Unterscheide<br />

bei den Probanden gibt. So hat beispielsweise der Preis bei 25% der Sparer<br />

die gleiche Relevanz bei der Produktwahl wie für den durchschnittlichen Nicht-<br />

Sparer. Auch beim K<strong>auf</strong> von Polohemden existiert folglich eine grosse Heterogenität<br />

N=250


Empirische Analyse 263<br />

in den Konsumententypen, welche eine Kundensegmentierung und ein zielgruppenspezifisches<br />

Vorgehen erfordert.<br />

Im nächsten Schritt soll nun geprüft werden, ob der Sparstimulus einen <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong><br />

die relativen Wichtigkeiten der Kriterien bei der Produktwahl ausübt, d.h. ob die Unterschiede<br />

in den ausgeführten Daten (vgl. Abbildung 69) auch signifikant sind. Hierzu<br />

wird erneut <strong>das</strong> statistche Verfahren der Varianzanalyse gewählt. <strong>Der</strong> Vorteil bei<br />

dieser Methode ist, <strong>das</strong>s alle vier Gruppen (Produktwahl Milch ohne/mit Sparstimulus,<br />

Produktwahl Polohemden mit/ohne Sparstimulus) gleichzeitig in die Analyse einfliessen<br />

können.


264 Empirische Analyse<br />

Abbildung 69: Relative Wichtigkeiten bei der Produktwahl (n=989)<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Die fünf Diagramme deuten dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s der Sparstimulus einen Haupteffekt <strong>auf</strong><br />

die betrachteten Eigenschaften hat. <strong>Der</strong> Preis gewinnt jeweils an Bedeutung, während<br />

die anderen vier Eigenschaften an Bedeutung verlieren. Einzig die Relevanz der<br />

Mehrwertkommunikation beim K<strong>auf</strong> von Polohemden scheint sich durch den Sparstimulus<br />

nicht zu verändern. Ferner liegen offensichtlich keine hybriden oder disordinalen<br />

Interaktionen vor, welche die Interpretation möglicher Haupteffekte erschweren<br />

könnten.<br />

Die Varianzanalyse bestätigt diesen Eindruck. Es liegen signifikante Haupteffekte<br />

des Sparstimulus <strong>auf</strong> die Wichtigkeit des Preises F (1, 973) = 103.337, p < 0.001, der<br />

Mehrwertkommunikation F (1, 973) = 6.036, p = 0.014, der Marke F (1, 973) =<br />

134.976, p < 0.001, der Sparhinweise F (1, 973) = 82.413, p < 0.001 und der Profilierung<br />

F (1, 973) = 109.862, p < 0.001 vor. Darüber hinaus haben die einzelnen Eigenschaften<br />

eine signifikant unterschiedliche Bedeutung in den zwei untersuchten Branchen<br />

beziehungsweise Produktkategorien. Dies belegen die fünf Haupteffekte der<br />

Branche <strong>auf</strong> die Wichtigkeit des Preises F (1, 973) = 138.562, p < 0.001, der Mehrwertkommunikation<br />

F (1, 973) = 30.731, p < 0.001, der Marke F (1, 973) = 21.637, p<br />

< 0.001, der Sparhinweise F (1, 973) = 9.126, p = 0.003 und der Profilierung F (1,<br />

973) = 185.534, p < 0.001. Darüber hinaus existieren vier Interaktionseffekte zwischen<br />

dem Sparstimulus und der Branche <strong>auf</strong> die Profilierung F (1, 973) = 6.447, p =<br />

0.011, <strong>auf</strong> die Sparhinweise F (1, 973) = 82.413, p = 0.023, die Mehrwertkommunikation<br />

F (1, 973) = 6.804, p = 0.009 und den Preis F (1, 973) = 7.093, p = 0.008. Die<br />

fehlenden Kreuzungen in den Graphen (vgl. Abbildung 69) haben jedoch schon deutlich<br />

gemacht, <strong>das</strong>s offensichtlich keine hybriden oder disordinalen Interaktionen vor-


Empirische Analyse 265<br />

liegen. Es wurde dennoch t-test durchgeführt, um die Wirkung des Sparstimulus in<br />

den einzelnen Branchen separiert voneinander zu untersuchen. Dieser bestätigte in<br />

allen Fällen die Haupteffekte der Varianzanalyse mit Ausnahme der Mehrwertkommunikation<br />

beim K<strong>auf</strong> von Polohemden. Wie sich bereits durch die Grafik vermuten<br />

liess, liegt hier kein signifikanter Unterschied zwischen den Probanden mit und ohne<br />

Sparstimulus vor t(498)=-0.134, p = 0.893.<br />

Insgesamt werden die Ergebnisse der kognitiven Restrukturierung validiert und weiter<br />

präzisiert. In der Analyse der Bewältigungsstrategien (vgl. Kapitel 11.4) zeigte<br />

sich, <strong>das</strong>s Marken und Preise ihre Qualitätsindikatorfunktion verlieren. Auf Grund des<br />

Ausblendens dieser Kriterien als Qualitätsindikatoren können sparende Konsumenten<br />

nun bei der Produktwahl stärker <strong>auf</strong> Preise achten, ohne <strong>das</strong>s dies zu kognitiven<br />

Dissonanzen führt. Nichtsdestotrotz zeigen die Ergebnisse auch, <strong>das</strong>s bei dem Sparer<br />

in beiden Branchen ca. 40% der K<strong>auf</strong>entscheidungen durch Kriterien bestimmt<br />

werden, die nicht den Preis betreffen. Besonders vor dem Hintergrund, <strong>das</strong>s sich die<br />

Preise, insbesondere im Lebensmittelbereich, bei einzelnen Detailhändlern nicht so<br />

sehr voneinander unterscheiden, wird deutlich, welche Hebelwirkung und somit Potenziale<br />

im kundenorientierten Handelsmanagement liegen.<br />

Ein besonders grosser <strong>Einfluss</strong>bereich scheint in der Kommunikation von Mehrwert<br />

zu liegen. Wie gezeigt wurde, blenden sparende Konsumenten die Marke als Qualitätsindikator<br />

aus. Sie ziehen jedoch weiterhin Informationen heran, um die Produkte<br />

zu beurteilen. Von <strong>einer</strong> guten Marke allein geht für Sparer nur ein geringerer Nutzen<br />

aus. <strong>Der</strong> Sparer möchte ganz genau wissen, warum er für ein Produkt mehr bezahlen<br />

soll. Er wird somit wesentlich kritischer als der Konsument, welcher nicht sparen<br />

muss. Wenn man dem Sparer jedoch gute Argumente für den Mehrwert liefert, ist<br />

auch er bereit, mehr zu bezahlen. Auch die Profilierung spielt für Sparer beim K<strong>auf</strong><br />

von Milch mit ca. 17% und bei Polohemden mit ca. 12% noch eine wichtige Rolle. Die<br />

Investitionen in die eigene Profilierung können sich offenbar lohnen. Im nächsten<br />

Schritt der Analyse soll diese Hebelwirkung genauer analysiert werden.


266 Empirische Analyse<br />

Milch Polohemden<br />

kein Sparstimulus Sparstimulus kein Sparstimulus Sparstimulus<br />

Mittelwerte Wichtigkeit Profilierung 0.23 0.17 0.15 0.12<br />

Wichtigkeit Sparhinweise 0.04 0.06 0.03 0.06<br />

Wichtigkeit Marke 0.21 0.14 0.18 0.12<br />

Wichtigkeit Mehrwertkommunikation<br />

0.19 0.17 0.15 0.15<br />

Wichtigkeit Preis 0.33 0.47 0.49 0.57<br />

Abhängige Variable df F p-Wert<br />

Korrigiertes<br />

dellMo-<br />

Wichtigkeit Profilierung 3 100.785 0.000<br />

***<br />

Wichtigkeit Sparhinweise 3 32.368 0.000 ***<br />

Wichtigkeit Marke 3 52.429 0.000 ***<br />

Wichtigkeit Mehrwertkommunikation<br />

3 14.534 0.000<br />

***<br />

Wichtigkeit Preis 3 83.111 0.000 ***<br />

Konstanter Term Wichtigkeit Profilierung 1 5078.438 0.000 ***<br />

Wichtigkeit Sparhinweise 1 2138.897 0.000 ***<br />

Wichtigkeit Marke 1 3300.273 0.000 ***<br />

Wichtigkeit Mehrwertkommunikation<br />

1 3798.464 0.000<br />

***<br />

Wichtigkeit Preis 1 6981.573 0.000 ***<br />

Sparstimulus Wichtigkeit Profilierung 1 109.862 0.000 ***<br />

Wichtigkeit Sparhinweise 1 82.413 0.000 ***<br />

Wichtigkeit Marke 1 134.976 0.000 ***<br />

Wichtigkeit Mehrwertkommunikation<br />

1 6.036 0.014<br />

*<br />

Wichtigkeit Preis 1 103.337 0.000 ***<br />

Branche Wichtigkeit Profilierung 1 185.534 0.000 ***<br />

Wichtigkeit Sparhinweise 1 9.126 0.003 **<br />

Wichtigkeit Marke 1 21.637 0.000 ***<br />

Wichtigkeit Mehrwertkommunikation<br />

1 30.731 0.000<br />

***<br />

Wichtigkeit Preis 1 138.562 0.000 ***<br />

Sparstimulus<br />

Branche<br />

*<br />

Wichtigkeit Profilierung 1 6.447 0.011 *<br />

Wichtigkeit Sparhinweise 1 5.217 0.023 *<br />

Wichtigkeit Marke 1 0.483 0.487 N.S.<br />

Wichtigkeit Mehrwertkommunikation<br />

1 6.804 0.009<br />

**<br />

Wichtigkeit Preis 1 7.093 0.008 **<br />

Tabelle 33: Zweifaktorielle Varianzanalyse zur Wichtigkeit von Eigenschaften bei der Produktwahl<br />

Gesamtstichprobe n = 989.


Empirische Analyse 267<br />

11.7.4 Analyse der Eigenschaftsausprägungen von Profilierung, Marke, Mehrwert und<br />

Preis<br />

Die Varianzanalyse hat gezeigt, <strong>das</strong>s durch den Sparstimulus die Wichtigkeit des<br />

Preises bei der Produktwahlentscheidung steigt, während die anderen Eigenschaften<br />

an Bedeutung verlieren. 91 Die deskrtiptiven Daten deuten jedoch bereits dar<strong>auf</strong> hin,<br />

<strong>das</strong>s die Profilierung des Händlers, die Marke und der Mehrwert zwar unwichtiger<br />

werden, aber immer noch auch bei Sparern die Produktentscheidung beeinflussen.<br />

Im nächsten Schritt soll daher noch statistisch bewiesen werden, <strong>das</strong>s die genannten<br />

Eigenschaften eine Hebelwirkung bei der Produktentscheidung haben. Hierzu werden<br />

die Teilnutzenwerte der einzelnen Eigenschaftsausprägungen miteinander verglichen.<br />

Auf Basis des hierarchischen Bayes-Modells wurden für jeden Probanden<br />

und jede Eigenschaftsausprägung Teilnutzenwerte berechnet, d.h. man weiss für<br />

jeden Probanden, welchen Nutzen ihm die Eigenschaftsausprägungen stiften. Es gilt<br />

also nun, diesen Nutzen der Eigenschaftsausprägungen <strong>einer</strong> Eigenschaft miteinander<br />

zu vergleichen.<br />

So kann man beispielsweise den Nutzen, welche eine Herstellermarke stiftet, mit<br />

dem Nutzen <strong>einer</strong> Eigenmarke vergleichen. Oder man vergleicht den Nutzen <strong>einer</strong><br />

„hohen Profilierung des Händlers“ mit dem Nutzen <strong>einer</strong> „niedrigen Profilierung des<br />

Händlers“. Wenn sich die Differenz dieser beiden Teilnutzen von null unterscheidet<br />

(z.B. Nutzenhohe Profilierung – Nutzengeringe Profilierung � 0), dann weiss man, <strong>das</strong>s von dieser<br />

Eigenschaftsausprägung eine Hebelwirkung ausgeht. Wenn die Differenz sich<br />

nicht von null unterscheidet, dann ist der Proband indifferent zwischen diesen beiden<br />

Eigenschaftsausprägungen. Statistisch kann dies mit einem t-test bei gepaarten<br />

Stichproben überprüft werden (Bortz/Weber 2005, S. 143f.). Die Ergebnisse sind in<br />

der nachfolgenden Tabelle zusammengefasst. Da alle Nutzenwerte positiv vorliegen,<br />

bedeutet eine positive Differenz, <strong>das</strong>s die erste Eigenschaftsausprägung einen höheren<br />

Nutzen und somit eine positive Hebelwirkung bei der Produktwahl hat. Wenn die<br />

Differenz negativ ist, bedeutet dies, <strong>das</strong>s die erste Eigenschaftsausprägung einen<br />

geringeren Nutzen als die zweite stiftet.<br />

Die Differenz des Nutzens <strong>einer</strong> hohen Profilierung und <strong>einer</strong> geringen Profilierung ist<br />

in allen vier Szenarien positiv, d.h. eine hohe Profilierung des Detailhändlers stiftet<br />

stets signifikant mehr Nutzen als eine geringe Profilierung des Detailhändlers. <strong>Der</strong><br />

K<strong>auf</strong> eines Polohemds bei einem Händler mit <strong>einer</strong> hohen Profilierung stiftet dem<br />

Konsumenten (ohne Sparstimulus) beispielsweise 0.93 Nutzenwerte mehr als ein<br />

��������������������������������������������������������<br />

91 Mit Ausnahme der Mehrwertkommunikation bei Polohemden.


268 Empirische Analyse<br />

Eink<strong>auf</strong> bei einem Händler mit geringer Profilierung. Auch bei Konsumenten mit<br />

Sparstimulus stiftet der Eink<strong>auf</strong> bei einem profilierten Händler 0.81 Nutzenwerte mehr<br />

als ein Eink<strong>auf</strong> bei einem Händler mit <strong>einer</strong> geringen Profilierung. 92 Die Profilierung<br />

hat also bei Sparern und Nicht-Sparern einen <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> die Produktwahl. Es liegen<br />

folglich grosse Potenziale in <strong>einer</strong> guten Profilierung. Die Ergebnisse zeigen, <strong>das</strong>s<br />

auch um Sparer anzusprechen, die Profilierung eine wichtige Rolle spielt.<br />

Die Differenzen der Nutzenwerte zwischen <strong>einer</strong> Herstellermarke und <strong>einer</strong> Eigenmarke<br />

sind ebenfalls stets positiv und in allen vier Szenarien signifikant, d.h. die Bedeutung<br />

von Marken verliert bei Sparern zwar insgesamt an Bedeutung, aber eine<br />

Herstellermarke stiftet auch dem Sparer noch einen etwas grösseren Nutzen als eine<br />

Eigenmarke. Die Differenz wird jedoch deutlich geringer. Für <strong>das</strong> Handelsmanagement<br />

liegen hierin grosse Potenziale, da sich aus der Einführung und dem Management<br />

von Eigenmarken grosse Potenziale ergeben (vgl. Kapitel 4.1.2).<br />

<strong>Der</strong> Unterschied zwischen <strong>einer</strong> qualitativen Mehrwertkommunikation und Produkten<br />

ohne Mehrwertkommunikation ist auch positiv und in allen vier Fällen signifikant, d.h.<br />

auch durch die Kommunikation von Mehrwert können K<strong>auf</strong>präferenzen bei Sparern<br />

erhöht werden. In der Praxis wird jedoch diesem Aspekt bisher wenig Aufmerksamkeit<br />

geschenkt und es steht bisher primär der Preis im Vordergrund (Meise 2010, S.<br />

4). Die Ergebnisse zeigen jedoch, <strong>das</strong>s eine grosse Hebelwirkung bei Sparern wie<br />

Nicht-Sparern durch die Kommunikation von Mehrwert möglich wäre. <strong>Der</strong> Konsument<br />

wird zwar durch die <strong>Sparnotwendigkeit</strong> kritischer und evaluiert Produkte intensiver.<br />

Wenn jedoch ein relevanter Mehrwert kommuniziert wird und dieser steht für ihn in<br />

einem akzeptablen Verhältnis zu dem höheren Preis, greift auch der Sparer zum teureren<br />

Produkt.<br />

Die Differenzen des Nutzens eines Sonderangebotshinweises im Vergleich zu keinem<br />

Hinweis <strong>auf</strong> ein Sonderangebot sind ebenfalls in den vier Gruppen positiv und<br />

signifikant. Durch den Hinweis <strong>auf</strong> ein Sonderangebot können somit die Produktpräferenzen<br />

bei allen Konsumenten erhöht werden. Die Differenz zwischen einem hohen<br />

Preis und einem niedrigen Preis ist hingegen in beiden Branchen sowie bei Sparern<br />

und Nicht-Sparern negativ. Dies zeigt, <strong>das</strong>s sich die Nachfrage nach Milch und Polohemden<br />

für die Mehrheit der Befragten an <strong>einer</strong> klassischen Preis-Absatz-Funktion<br />

��������������������������������������������������������<br />

92 Wichtig zu beachten ist, <strong>das</strong>s die Teilnutzenwerte nur innerhalb <strong>einer</strong> Eigenschaft verglichen werden<br />

dürfen, d.h. der Profilierungsnutzen darf nicht mit dem Markennutzen verglichen werden. Für einen<br />

Vergleich von Profilierung und Marke müssen die relativen Wichtigkeiten herangezogen werden,<br />

welche iwederum <strong>auf</strong> der Spannweite der Nutzen basieren (Huber 2011, S. 93). Dies wird im Kapitel<br />

X durchgeführt.


Empirische Analyse 269<br />

orientiert, d.h. bei steigendem Preis sinkt die Nachfrage (Foscht/Swoboda 2005, S.<br />

173). Übertragen <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Choice-Experiment bedeutet dies, <strong>das</strong>s ein geringerer<br />

Preis einen höheren Nutzen stiftet als ein hoher Preis. Deshalb sind die Differenzen<br />

der Nutzenwerte zwischen einem hohen Preis und einem niedrigen Preis stets negativ.<br />

Branche / Produkt Sparstimulus Paarvergleich Differenz T df p-Wert<br />

Bekleidung –<br />

Polohemden<br />

Lebensmittel –<br />

Milch<br />

kein Sparstimulus<br />

hohe Profilierung - geringe Profilierung 0.9325139 12.567 249 0.000 ***<br />

Herstellermarke - Eigenmarke 1.6473241 15.408 249 0.000 ***<br />

Qualitativer Mehrwert - ohne Mehrwerthinweis 1.8076347 25.053 249 0.000 ***<br />

Sonderangebotshinweis - ohne Sparhinweis 0.12926 2.849 249 0.005 **<br />

hoher Preis - niedriger Preis<br />

-<br />

11.5046125<br />

-36.49 249 0.000 ***<br />

Sparstimulus hohe Profilierung - geringe Profilierung 0.8154628 14.248 249 0.000 ***<br />

kein Sparstimulus<br />

Herstellermarke - Eigenmarke 1.1082637 11.199 249 0.000 ***<br />

Qualitativer Mehrwert - ohne Mehrwerthinweis 2.2801443 23.259 249 0.000 ***<br />

Sonderangebotshinweis - ohne Sparhinweis 0.26703 4.519 249 0.000 ***<br />

hoher Preis - niedriger Preis<br />

-<br />

11.7209297<br />

-57.352 249 0.000 ***<br />

hohe Profilierung - geringe Profilierung 0.6822657 7.658 242 0.000 ***<br />

Herstellermarke - Eigenmarke 0.9199622 10.377 245 0.000 ***<br />

Qualitativer Mehrwert - ohne Mehrwerthinweis 1.6212904 19.021 245 0.000 ***<br />

Sonderangebotshinweis - ohne Sparhinweis -0.09862 -1.703 245 0.09 B.S.<br />

hoher Preis - niedriger Preis -6.2862195 -24.699 245 0.000 ***<br />

Sparstimulus hohe Profilierung - geringe Profilierung 0.2949778 2.359 245 0.019 *<br />

Herstellermarke - Eigenmarke 0.6270559 7.613 242 0.000 ***<br />

Qualitativer Mehrwert - ohne Mehrwerthinweis 1.5196332 18.974 242 0.000 ***<br />

Sonderangebotshinweis - ohne Sparhinweis 0.29729 5.420 242 0.000 ***<br />

hoher Preis - niedriger Preis<br />

-<br />

10.4743436<br />

Abbildung 70: Paarvergleich der Teilnutzenwerte der Eigenschaftsausprägungen.<br />

-36.514 242 0.000 ***<br />

Insgesamt können somit die postulierten Hypothesen bestätigt werden. <strong>Der</strong> Sparstimulus<br />

führt dazu, <strong>das</strong>s die Profilierung des Händlers, der Marke und die Mehrwertkommunikation<br />

für die Produktwahl unwichtiger werden und der Preis sowie Sparhinweise<br />

an Relevanz gewinnen.<br />

Gleichzeitig beeinflussen jedoch weiterhin alle Eigenschaften die Produktwahl, d.h.<br />

auch der Sparer wird nicht vollkommen indifferent zwischen einzelnen Produkteigenschaften.


270 Empirische Analyse<br />

Eigenschaft<br />

Profilierung des Händ-<br />

lers<br />

Wirkung des Sparstimulus <strong>auf</strong> die relative Wichtigkeit<br />

unterstellter <strong>Einfluss</strong> ermittelter <strong>Einfluss</strong> Hypothese<br />

- 1 - bestätigt<br />

Marken - - bestätigt<br />

Mehrwert - (-)<br />

teilweise bestätigt<br />

(Milch -, Bekleidung 0)<br />

Sparhinweis + + bestätigt<br />

Preis + - bestätigt<br />

1 Lesebeispiel für die unterstelle Hypothese: <strong>Der</strong> Sparstimulus führt zu <strong>einer</strong> Reduktion (-) der Rele-<br />

vanz der Profilierung eines Händlers<br />

Tabelle 34: Ergebnisse der Hypothesentests zur Wirkung des Sparstimulus <strong>auf</strong> die relative Wichtigkeit<br />

der Eigenschaften bei der Produktwahl<br />

�<br />

�<br />

Eigenschaft<br />

Profilierung des<br />

Händlers<br />

<strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> die Produktwahl (Hebelwirkung)<br />

unterstellter<br />

<strong>Einfluss</strong><br />

Sparer Nicht-Sparer<br />

ermittelter<br />

<strong>Einfluss</strong><br />

Hypothese<br />

unterstellter<br />

<strong>Einfluss</strong><br />

ermittelter<br />

<strong>Einfluss</strong><br />

Hypothese<br />

+ 1 + bestätigt + + bestätigt<br />

Marken + + bestätigt + + bestätigt<br />

Mehrwert + + bestätigt + + bestätigt<br />

Sparhinweis + + bestätigt + + bestätigt<br />

Preis - - bestätigt - - bestätigt<br />

1<br />

Lesebeispiel für die unterstelle Hypothese: Die Profilierung eines Händlers hat einen positiven <strong>Einfluss</strong><br />

(+) <strong>auf</strong> die Produktwahl<br />

Tabelle 35: Ergebnisse der Hypothesentests zum <strong>Einfluss</strong> von Produkteigenschaften <strong>auf</strong> die Produktwahl


Empirische Analyse 271<br />

11.7.5 Die moderierende Wirkung des Produktinvolvements und des wahrgenommenen<br />

Produktrisikos mit der Produktkategorie <strong>auf</strong> die Produktwahlentscheidungen<br />

Das Involvement und <strong>das</strong> wahrgenommene Risiko beeinflussen <strong>das</strong> K<strong>auf</strong>verhalten<br />

massgeblich. Auch in den vorherigen Analysen zu den Bewältigungsstrategien von<br />

Sparern wurde herausgefunden, <strong>das</strong>s diese Faktoren die Wirkung eines Sparstimulus<br />

beeinflussen.<br />

Um zu überprüfen, ob diese Variablen auch die Relevanz einzelner Produkteigenschaften<br />

beeinflussen wurde erneut eine Kovarianzanalysen durchgeführt. 93 Das<br />

Produktinvolvement und <strong>das</strong> wahrgenommene Produktrisiko sind somit als Kovariate<br />

in die Varianzanalyse eingeflossen. Es kann somit errechnet werden, ob die Kovariaten<br />

einen <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> die Relevanz der Produktwahleigeschaften haben und auch<br />

die Richtung dieses Zusammenhangs ermittelt werden.<br />

Die Kovarianzanalyse zeigt, <strong>das</strong>s die Wirkungen des Sparstimulus durch <strong>das</strong> Produktinvolvement<br />

abgeschwächt werden. Das Produktinvolvement beeinflusst signifikant<br />

die Relevanz der Profilierung eines Händlers. Wenn ein Konsument ein hohes Interesse<br />

an einem Produkt hat, ist für ihn die Profilierung eines Händlers wichtiger. Dies<br />

deutet dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s mit der hohen Profilierung eine hohe Kompetenz verbunden<br />

wird. <strong>Der</strong> Konsument abstrahiert von der guten Profilierung <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Produkt. Generell<br />

wurde eine sinkende Relevanz der Profilierung bei sparenden Konsumenten festgestellt.<br />

Mit steigendem Involvement steigt hingegen auch bei Sparern wieder die Profilierungsrelevanz.<br />

<strong>Der</strong> Effekt der Sparstimulus wird somit abgeschwächt. Das Involvement<br />

beeinflusst ferner die Relevanz von Marken. Auch hier konnte ein signifikanter<br />

und positiver Regressionskoeffizient ermittelt werden, d.h. mit steigendem Involvement<br />

steigt auch die Relevanz von Marken bei der Produktwahl. Ein Konsument,<br />

der sich generell für Polohemden interessiert und dem die Entscheidung wichtig ist,<br />

welches Polohemd er trägt, legt auch grössten Wert <strong>auf</strong> die Marke des Polohemds.<br />

Dieses Verhalten erscheint plausibel, jedoch wurde hiermit erstmals gezeigt, <strong>das</strong>s<br />

auch bei Konsumenten, die sparen müssen, die Marke eine Hebelwirkung für die<br />

Produktentscheidung hat. Die Wirkung des Sparstimulus <strong>auf</strong> die Relevanz der Marke<br />

wird folglich auch hier durch ein steigendes Involvement abgeschwächt.<br />

Mehrwerthinweise gewinnen ebenfalls bei sparenden Konsumenten mit steigendem<br />

Produktinvolvement an Relevanz. Ein Konsument mit einem hohen Produktinvolvement<br />

hat ein grosses Produktinteresse und dementsprechend auch ein Produktinformationsbedürfnis.<br />

Die Kommunikation von Mehrwert spricht dieses Informations-<br />

��������������������������������������������������������<br />

93 Vgl. hierzu <strong>das</strong> Vorgehen der Moderatorenanalyse bei den Bewältigungsstrategien


272 Empirische Analyse<br />

bedürfnis direkt an. Umso höher <strong>das</strong> Involvement, desto mehr <strong>Einfluss</strong> hat die Mehrwertkommunikation<br />

auch bei Sparern. Die Wirkung des Sparstimulus wird somit auch<br />

in diesem Punkt durch <strong>das</strong> Involvement abgeschwächt. Die Relevanz von Sparhinweisen<br />

wird hingegen durch <strong>das</strong> Involvement nicht tangiert. Generell führt der Sparstimulus<br />

zu <strong>einer</strong> zunehmenden Bedeutung von Sonderangeboten. Diese Bedeutung<br />

wird jedoch weder verstärkt noch geschwächt durch <strong>das</strong> Produktinvolvement. Anders<br />

sieht dies bei der Preissensibilität aus. Diese steigt, wenn ein Konsument sparen<br />

muss. Die Preissensibilität wird jedoch mit zunehmenden Involvement reduziert, d.h.<br />

ein Konsument, der Interesse an einem Produkt hat, ist auch dann bereit mehr für<br />

dieses Produkt zu bezahlen, wenn er sparen muss. Dieses Phänomen sieht man<br />

häufig in der Realität. Smartphones erfreuen sich beispielsweise in der jüngsten Vergangenheit<br />

zunehmender Beliebtheit. Das Produktinvolvement ist folglich sehr hoch.<br />

Dies führt offenbar dazu, <strong>das</strong>s selbst Konsumenten, die sich ansonsten sehr finanziell<br />

einschränken müssen, stets <strong>das</strong> neuste Smartphone k<strong>auf</strong>en.<br />

Abhängige<br />

Variable<br />

df F p-Wert<br />

Regressionskoef.<br />

T p-Wert<br />

Wirkung<br />

Involvement <br />

WirkungSparstimulus<br />

<strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong><br />

Sparstimuluseffekt<br />

Profilierung des Händlers 1 23.888 0.000 0.007 3.740 0.000 *** + - schwächt<br />

Marken 1 39.672 0.000 0.008 3.772 0.000 *** + - schwächt<br />

Mehrwertkommunikation 1 15.617 0.000 0.007 3.715 0.000 *** + - schwächt<br />

Sparhinweis N.S. +<br />

Preis 1 51.047 0.000 -0.023 -5.542 0.000 *** - + schwächt<br />

Tabelle 36: <strong>Einfluss</strong> des Involvements <strong>auf</strong> die Eigenschaften bei der Produktwahl (n=989)<br />

Für <strong>das</strong> Handelsmanagement deuten diese Ergebnisse <strong>auf</strong> grosse Potenziale hin.<br />

Wenn die Kundenstruktur aus vielen hoch involvierten Kunden besteht, gewinnt auch<br />

bei sparenden Kunden die Profilierung, die Marke und die Mehrwertkommunikation<br />

an Bedeutung. Dieses Ergebnis unterstreicht die Notwendigkeit die eigene Profilierung<br />

zu schärfen. Dazu gehört auch finanzielle Mittel in die Profilierung zu investieren.<br />

Insbesondere im Umgang mit sparenden Konsumenten wird dies bisher jedoch<br />

häufig vernachlässigt und es wird die eigene Profilierung durch Preisaktionen verwässert.<br />

Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse erscheint dieser Aktionismus jedoch<br />

kontraproduktiv. Positiv für <strong>das</strong> Handelsmanagement ist auch, <strong>das</strong>s sparende hoch<br />

involvierter Konsumenten nicht nur höhere Ansprüche an die Profilierung, die Marken<br />

und den Mehrwert haben, sondern auch gleichzeitig höhere Zahlungsbereitschaften<br />

haben. Bei dem Konsumententyp des Smart Shoppers wird hingegen häufig festge-


Empirische Analyse 273<br />

stellt, <strong>das</strong>s dieser hohe Ansprüche stellt, aber nicht mehr bezahlen möchte (Bauer et<br />

al. 2005, S. 4).<br />

Insgesamt stellen hoch involvierte Sparer somit ein attraktives Kundensegment dar.<br />

In <strong>einer</strong> weiteren Kovarianzanalyse wurde der <strong>Einfluss</strong> des wahrgenommenen Produktrisikos<br />

<strong>auf</strong> die Wirkung des Sparstimulus bei der Produktwahlentscheidung untersucht.<br />

Abhängige<br />

Variable<br />

df F p-Wert<br />

Regressionskoef.<br />

T p-Wert<br />

Wirkung<br />

Risiko<br />

WirkungSparstimulus<br />

<strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong><br />

Sparstimuluseffekt<br />

Profilierung des Händlers 1 15.478 0 0.005 2.686 0.007 ** + - schwächt<br />

Marken N.S. -<br />

Mehrwertkommunikation 1 9.561 0.002 0.004 2.175 0.030 * + - schwächt<br />

Preishinweis N.S. +<br />

Preis 1 21.649 0 -0.012 -2.897 0.004 ** - + schwächt<br />

Abbildung 71: <strong>Einfluss</strong> des wahrgenommenen Produktrisikos <strong>auf</strong> die Eigenschaften bei der Produktwahl<br />

(n=989)<br />

Es zeigt sich generell eine ähnliche Wirkung wie die moderierende Wirkung des<br />

wahrgenommenen Risikos. Das Produktrisiko hat einen signifikanten <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong> die<br />

Relevanz der Profilierung. <strong>Der</strong> Regressionskoeffizient ist positiv, d.h. mit steigendem<br />

Risiko steigt auch bei Sparern die Bedeutung der Profilierung. Das Profil eines Händlers<br />

kann offenbar als Vertrauensakzelerator fungieren. Wenn der (sparende) Konsument<br />

bei einem profilierten Händler eink<strong>auf</strong>t, sieht er eine geringere Gefahr, einen<br />

Fehlk<strong>auf</strong> zu tätigen. Dies kann durch eine sehr gute Sortimentsprofilierung, aber auch<br />

insbesondere durch ein gutes Personal erreicht werden. Ähnlich wie der Schweizer<br />

Franken in Krisen- bzw. risikoreichen Zeiten als „save haven“ für internationale Geldanleger<br />

gilt, gibt offenbar auch ein profilierter Händler dem Sparer ein Sicherheitsgefühl.<br />

Wenn er sich bei der Produktwahl unsicher ist, wird eher ein profilierter Händler<br />

als ein profilloser Händler <strong>auf</strong>gesucht. Dieser profilierte Händler vermittelt ihm ein<br />

klares Leistungsversprechen, welches sein wahrgenommenes Risiko reduziert.<br />

Eine Marke hat dieses „save haven“ Vertrauen bei Sparern offenbar nicht. Es konnte<br />

kein signifikanter <strong>Einfluss</strong> im Rahmen der Kovarianzanalyse identifiziert werden. Die<br />

Relevanz der Mehrwertkommunikation steigt hingegen mit zunehmendem wahrgenommenen<br />

Produktrisiko. <strong>Der</strong> Sparer hat generell eine höhere Risikoaversion als der


274 Empirische Analyse<br />

Nicht-Sparer (vgl. Kapitel 11.4). Wenn er zudem noch ein hohes Risiko bei dem Produktk<strong>auf</strong><br />

wahrnimmt, z.B. weil <strong>das</strong> Produkt sehr teuer ist oder weil er bei Lebensmitteln<br />

Angst vor den gesundheitlichen Folgen hat, steigt die Bedeutung von Mehrwert.<br />

In diesem Zusammenhang erscheint es wichtig noch einmal hervorzuheben, <strong>das</strong>s<br />

eine Erhöhung der relativen Wichtigkeit im Rahmen der Conjointanalyse immer mit<br />

höheren Zahlungsbereitschaften einher geht (Huber 2011, S. 94). In diesem Fall bedeutet<br />

dies, <strong>das</strong>s ein sparender Konsument, der ein Produktrisiko wahrnimmt, nicht<br />

nur ein höheres Bedürfnis nach Mehrwert hat, sondern auch bereit ist, für diesen<br />

Mehrwert (trotz <strong>Sparnotwendigkeit</strong>) etwas mehr zu bezahlen. Ein zunehmendes<br />

wahrgenommenes Risiko schwächt also auch hier die Wirkung des Sparstimulus ab.<br />

Die Relevanz des Preises sinkt hingegen mit steigendem wahrgenommenen Risiko.<br />

Wie bereits erläutert, steigen also insgesamt die Ansprüche an die Profilierung des<br />

Händlers und den Mehrwert, der Konsument ist jedoch im gleichen Zug bereit, für<br />

diese „Mehrleistung“ auch mehr zu bezahlen.<br />

Für <strong>das</strong> Handelsmanagement erscheinen diese Ergebnisse positiv. Wenn es gelingt<br />

ein Risikobewusstsein für Produkte zu schaffen, dann können auch mit Sparern höherer<br />

Umsätze erzielt werden. Das Gegenteil ist jedoch heutzutage der Fall. <strong>Der</strong><br />

Konsument hat durch die Werbemassnahmen der Unternehmen <strong>das</strong> Gefühl, <strong>das</strong>s er<br />

kaum ein falsches Produkt k<strong>auf</strong>en kann. <strong>Der</strong> einzige Unterschied scheint in den jeweiligen<br />

Preisen zu liegen. In der Transparenz der möglichen „Gefahren“ eines Fehlk<strong>auf</strong>s<br />

und dem parallelen Aufzeigen der Massnahmen, wie <strong>das</strong> jeweilige Handelsunternehmen<br />

diese Gefahren reduziert, scheinen grosse Potenziale zu liegen.


Managementimplikationen 275<br />

TEIL D: MANAGEMENTIMPLIKATIONEN<br />

Nachdem die emotionalen und behavioralen Bewältigungsstrategien von sparenden<br />

Konsumenten im Handel intensiv analysiert worden sind, geht es im abschliessenden<br />

Teil der Arbeit darum, wie die gewonnen Erkenntnisse im Handelsmanagement umgesetzt<br />

werden können. Hierfür wird ein Stufenkonzept zur profilorientierten Integration<br />

von sparenden Konsumenten in die Unternehmensaktivitäten vorgeschlagen.<br />

12. Relevanz und Funktionen der Profilierung im Umgang mit sparenden<br />

Konsumenten<br />

12.1 Die Relevanz zur Berücksichtigung des Sparers bei der Profilierung<br />

Das Interesse von Handelsmanagern an sparenden Konsumenten war in der Vergangenheit<br />

sehr gering. Sofern ein Unternehmen nicht <strong>das</strong> Geschäftsmodell eines<br />

Discounters 94 verfolgt, gehört ein Sparer in der Regel nicht zu den relevanten Zielgruppen.<br />

Im Gegenteil, die meisten Marketing-Konzepte konzentrieren sich <strong>auf</strong> den<br />

zahlungskräftigen und spendierfreudigen Konsumenten (Winnett/Thomas 2003). <strong>Der</strong><br />

sparende Konsument fand in den Strategien der Unternehmen fast keine Berücksichtigung<br />

(Curtis 2000, S. 36f.). Dies ist häufig dar<strong>auf</strong> zurückzuführen, <strong>das</strong>s viele Manager<br />

der Meinung sind, sparende Konsumenten würden unprofitabel sein (Hamilton/Catteral<br />

2005, S. 627). Es stellt sich also zu Recht die Frage, warum ein Handelsunternehmen<br />

sich überhaupt mit sparenden Konsumenten auseinandersetzen<br />

sollte. Dies wird im Folgenden <strong>auf</strong> Basis der gewonnenen Erkenntnisse begründet.<br />

Die Literaturanalyse hat gezeigt, <strong>das</strong>s ein Sparverhalten keinesfalls eine Randerscheinung<br />

<strong>einer</strong> kleinen Gruppe ist, die man vernachlässigen könnte. Ohne an dieser<br />

Stelle die Ergebnisse zu wiederholen 95 sei dar<strong>auf</strong> hingewiesen, <strong>das</strong>s es heutzutage<br />

zunehmend mehr Gründe und Auslöser gibt, welche ein Sparverhalten auslösen.<br />

Dies können <strong>auf</strong> der einen Seite materiell objektive Gründe sein, welche einen Konsumenten<br />

zu <strong>einer</strong> Reduktion der Konsumausgaben zwingen, z.B. steigende Ausgaben<br />

durch andere Lebens- und Familienphasen oder Veränderungen von Einnahmen<br />

durch einen beruflichen Wechsel. Auf der anderen Seite gibt es immateriell subjektive<br />

Gründe, welche eine Sparneigung auslösen. Diese wird durch persönliche<br />

��������������������������������������������������������<br />

94 Siehe zu den erfolgsversprechenden Geschäftsmodellen im Handel ausführlich: Rudolph (2000).<br />

95 Ursachen und Ausmass von Sparmotivationen werden ausführlich in Kapitel 3 diskutiert.


276 Managementimplikationen<br />

Zukunftserwartungen, bestimmte grosse Konsumwünsche, der Angst oder dem<br />

Wunsch zur Vorsorge bestimmt. Auch individuelle Einstellungen oder anerzogene<br />

Sparsamkeit spielen hierbei eine Rolle. Darüber hinaus gibt es einen zunehmenden<br />

gesellschaftlichen Trend zur Sparsamkeit. Auch Medien und Unternehmen forcieren<br />

den „Geiz ist geil“- und Smart Shopping Trend. Zusammenfassend lässt sich also<br />

festhalten, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Sparverhalten omnipräsent ist.<br />

In der Konsequenz bedeutet dies, <strong>das</strong>s jedes Unternehmen im Zeitverl<strong>auf</strong> Kunden<br />

hat, die sparen müssen oder wollen. Die Analysen haben ferner gezeigt, <strong>das</strong>s eine<br />

<strong>Sparnotwendigkeit</strong> häufig kein Dauerzustand ist, sondern in der Regel nur temporär<br />

<strong>auf</strong>tritt. Die fehlende Berücksichtigung von Sparern bedeutet somit die Vernachlässigung<br />

<strong>einer</strong> grossen (potenziellen) Kundschaft. Die Ergebnisse haben vor allem gezeigt,<br />

<strong>das</strong>s untern den Sparern durchaus umsatzstarke und profitable Konsumenten<br />

existieren. Darüber hinaus besteht die Gefahr, <strong>das</strong>s ein Desinteresse an den Bedürfnissen<br />

des Sparers zu <strong>einer</strong> Abwanderung der Kunden führt. Das Unternehmen verpasst<br />

somit vermutlich die Chance, von <strong>einer</strong> grösseren Spendierfreudigkeit in der<br />

Zukunft zu profitieren.<br />

Gleichzeitig hat die Untersuchung gezeigt, <strong>das</strong>s es Konsumenten gibt, die eine generelle<br />

Smart Shopping Neigung besitzen, welche dazu führt, <strong>das</strong>s sie jede Sonderaktion<br />

von Unternehmen für sich ausnutzen und intensives Store Switching betreiben.<br />

Die Intention der Unternehmen bei ihren Sonderaktionen geht daher bei diesen Kunden<br />

nicht <strong>auf</strong>. Insbesondere im Zuge des zunehmenden One-to-one-Marketing wäre<br />

es optimal, wenn ein Unternehmen anhand weniger Kriterien feststellen könnte, um<br />

was für eine Art von Sparer es sich handelt, und ob es sich lohnt, diesen weiter zu<br />

bearbeiten (ein sogenanntes Diskriminanzproblem 96 ).<br />

Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, <strong>das</strong>s sowohl der Sparwunsch als auch die<br />

<strong>Sparnotwendigkeit</strong> zu <strong>einer</strong> Veränderung der Geschäftswahlmotive, Markenpräferenzen<br />

und Eink<strong>auf</strong>sgewohnheiten führen. Es wurde auch deutlich, <strong>das</strong>s nicht von „dem<br />

Sparer“ gesprochen werden kann. Auch sparende Konsumenten verhalten sich in<br />

Abhängigkeit von Faktoren wie der Risikowahrnehmung, Involvement, dem Alter aber<br />

auch dem situativen Kontext wie der Branche durchaus unterschiedlich, wie in der<br />

Moderatorenanalyse bewiesen wurde. Doch selbst innerhalb <strong>einer</strong> Branche ist davon<br />

��������������������������������������������������������<br />

96 Beim Diskriminanzproblem handelt es sich um die Suche nach <strong>einer</strong> Vorschrift, um Kundensegmente<br />

möglichst genau zuordnen zu können (vgl. ausführlich: Reutterer 2003, S. 54f.).


Managementimplikationen 277<br />

auszugehen, <strong>das</strong>s unterschiedliche Spartypen existieren. <strong>Der</strong> sparende Herren Globus<br />

Kunde verhält sich vermutlich anders als der sparende H&M Kunde. Es erscheint<br />

daher sinnvoll, sich <strong>auf</strong> individueller Unternehmensebene mit dem Sparphänomen<br />

auseinanderzusetzen.<br />

Schon der Begründer der Profilierungslogik, Thomas Rudolph, postulierte als Grundvoraussetzung<br />

für erfolgreiche Handelsunternehmen, „sich kontinuierlich mit den Bedürfnissen<br />

des Konsumenten neu auseinanderzusetzen“. Im Spannungsfeld zwischen<br />

Umwelt und Unternehmen gilt es, visionär Chancen und Gefahren zu erkennen<br />

und kundenorientiert <strong>auf</strong> die notwendigen Veränderungen einzugehen (Rudolph<br />

1993, S. 340). „Ein dynamisches Management sucht nach neuen Strategien und<br />

stellt im L<strong>auf</strong>e der Unternehmensentwicklung die strukturellen und kulturellen Rahmenbedingungen<br />

neu ein“ (Bleicher 1991, S. 20). Bleicher weist hiermit <strong>auf</strong> den Zeitbezug<br />

hin. Auch Unternehmen, die momentan keine Herausforderung mit „sparenden<br />

Konsumenten“ sehen, sollten sich zumindest teilweise mit dem Konsumententyp<br />

auseinandersetzen. Eine Wirtschaftskrise wie im Jahr 2008, kann beispielsweise<br />

über Nacht dazu führen, <strong>das</strong>s eine generelle Sparneigung bei Konsumenten jeglicher<br />

Gesellschaftsschichten entsteht. Dem Krisenmanagement beugt eine präsituative<br />

Profilierung vor (Rudolph 1993, S. 346).<br />

Die Auseinandersetzung mit der Profilierung im Sparkontext ist deshalb relevant, weil<br />

die vorliegenden Ergebnisse zeigen, <strong>das</strong>s auch sparende Konsumenten ein gutes<br />

Profil mit höheren Zahlungsbereitschaften belohnen. Eine gute Profilierung trägt ausserdem<br />

zum Aufbau und Erhalt von Kundenloyalität bei (Rudolph 1997, S. 13f.). Ein<br />

weiteres Ergebnis dieser Untersuchung ist, <strong>das</strong>s treue Kunden beim Auftreten <strong>einer</strong><br />

<strong>Sparnotwendigkeit</strong> zwar ihre Ausgaben einschränken, aber dem Unternehmen weiterhin<br />

loyal bleiben. Wenn es mit den Profilierungsbemühungen folglich gelingt, eine<br />

emotionale Verbundenheit zum Unternehmen <strong>auf</strong>zubauen, kann man <strong>das</strong> Abwanderungs-<br />

und Store Switching-Risiko im Falle eines kundenseitigen Sparbedürfnisses<br />

reduzieren. Die Entwicklung von tragfähigen Profilierungskonzepten verlangt ein zielgruppenspezifisches<br />

Vorgehen. Hierzu müssen Profilierungsmassnahmen segmentspezifisch<br />

ausgerichtet werden, um erfolgreich zu sein. Konzepte, welche undifferenziert<br />

eine breite Masse ansprechen und nicht <strong>auf</strong> einzelne Kundensegmente angepasst<br />

werden, entfalten häufig nicht die anvisierte Wirkung (Rudolph 1997, S. 47f.;<br />

Rudolph 1993, S. 341).


278 Managementimplikationen<br />

Die genannten Gründe führen insgesamt zu dem Schluss, <strong>das</strong>s es sinnvoll erscheint,<br />

den sparenden Konsumenten in die Profilierungsaktivitäten zu integrieren.<br />

12.2 Funktionen der Profilierung<br />

Thomas Rudolph entwickelte ein Stufenkonzept zur Identifizierung, Entwicklung und<br />

Ausschöpfung von Profilierungspotenzialen. Es wird als Basis für die Überlegungen<br />

zum Umgang mit sparenden Konsumenten in diesem Kapitel herangezogen.<br />

Rudolphs Stufenkonzept der Profilierung übernimmt sechs Aufgaben (Rudolph 1993,<br />

S. 341f.):<br />

- es schafft <strong>das</strong> Bewusstsein für die Notwendigkeit <strong>einer</strong> kundenorientierten<br />

Profilierung (Sinnfunktion)<br />

- vermittelt die Ziele im Profilierungsprozess (Zielfunktion)<br />

- fokussiert die Überlegungen stärker <strong>auf</strong> den Kundennutzen (Fokussierungsfunktion)<br />

- ordnet die Methoden- und Instrumentenvielfalt (Ordnungsfunktion)<br />

- präjudiziert <strong>das</strong> Verständnis für die Notwendigkeit eines andauernden Profilierungsprozesses,<br />

der eine ständige Evolution auslöst (Schrittmacherfunktion)<br />

- bewirkt eine bessere Abstimmung zwischen zentralen und dezentralen Unternehmungsentscheiden<br />

(Harmonisierungsfunktion)“<br />

Vor dem Hintergrund des vorliegenden Kontexts erscheint die Erweiterung der Aufgaben<br />

um zwei Funktionen sinnvoll.<br />

Das erweiterte Profilierungskonzept fordert Unternehmen dazu <strong>auf</strong>, die eigenen (Profilierungs-)<br />

Leistungen kritisch zu reflektieren (Reflektionsfunktion). Hierzu gehört<br />

die genaue Überprüfung, ob alle relevanten Kundensegmente ausreichend berücksichtigt<br />

worden sind und welche Zielgruppe mit welchen Massnahmen angesprochen<br />

werden soll. Im Sparkontext geht es im speziellen darum, die Relevanz der Sparthematik<br />

für <strong>das</strong> eigene Unternehmen zu prüfen. Dann sollte analysiert werden, inwiefern<br />

die Bedürfnissen von Sparern in die Unternehmensaktivitäten integriert sind und<br />

ob dies den momentanen und prognostizierten Anforderungen <strong>einer</strong> dynamischen<br />

und sich wandelnden Umwelt gerecht wird.<br />

Ausserdem wird mit dem Profilierungskonzept eine Selektion von attraktiven Kundensegmenten<br />

angestrebt (Selektionsfunktion). In <strong>einer</strong> dynamischen Umwelt ist<br />

es nach <strong>einer</strong> Reflektion erforderlich zu überprüfen, ob sich alle Kundensegmente als<br />

tragfähig für <strong>das</strong> Unternehmen erweisen. Hierbei gilt es, einen Strategie- und Profita-


Managementimplikationen 279<br />

bilitäts-Fit zu gewährleisten. So dürfen die Bedürfnisse der einzelnen Kundensegmente<br />

leicht voneinander abweichen und segmentspezifische Anpassungen der Profilierungsmassnahmen<br />

sind möglich. Jedoch sollten sich die Massnahmen für alle<br />

Kundensegmente unter einem gemeinsamen strategischen Soll-Profil subsummieren<br />

lassen (Strategie-Fit). Darüber hinaus sollte bei allen Kundensegmenten stets die<br />

Kosten- bzw. Profitabilitätsseite berücksichtigt werden (Profitabilitäts-Fit). Übertragen<br />

<strong>auf</strong> den Sparkontext bedeutet dies eine genaue Überprüfung, ob sich der Sparer (und<br />

eventuelle Untergruppen, sogenannte Sparertypen) und seine Bedürfnisse mit der<br />

strategischen Ausrichtung des Unternehmens vereinbaren lassen. <strong>Der</strong> Premium-<br />

Modehändler Grieder <strong>auf</strong> der Züricher Bahnhofstrasse kann beispielsweise nicht zur<br />

Schnäppchen Boutique werden, nur weil plötzlich einige Kundensegmente zu Smart<br />

Shoppern im Internet (z.B. www.fashionfriends.ch) mutieren. Auch gilt es, die Profitabilität<br />

der einzelnen Segmente zu überprüfen. Konsumenten, die sich beispielsweise<br />

als Rosinenpicker nur die beste Aktionen auswählen und intensives Store Swichting<br />

betreiben, sollten nicht aktiv bearbeitet werden. Eine Integration aller Kundensegmente<br />

um jeden Preis ist wenig zielführend. Die Profilierung soll eine Orientierung<br />

dafür geben, wer die Zielgruppen sind, aber auch dafür, wer nicht zum Kundensegment<br />

gehört. Sinnlose Profilierungsbemühungen ohne langfristige Erfolgsaussichten<br />

sind mit Hilfe der Selektionsfunktion zu vermeiden.<br />

13. Das Stufenkonzept zur profilorientierten Integration des sparenden<br />

Konsumenten in die Unternehmensaktivitäten (SPISK)<br />

Das Stufenkonzept zur profilorientierten Integration des sparenden Konsumenten in<br />

die Unternehmensaktivitäten besteht aus acht Schritten. Es orientiert sich insgesamt<br />

aus den <strong>auf</strong>gezeigten Gründen an dem Profilierungskonzept nach Rudolph (1993).<br />

Eine Integration in <strong>das</strong> bestehende Konzept wird auch deshalb angestrebt, um die<br />

Notwendigkeit <strong>einer</strong> kontinuierlichen Auseinandersetzung des Unternehmens mit<br />

sparenden Konsumenten deutlich zu machen. Sparverhalten ist kein kurzweiliger<br />

Trend, sondern von dauerhafter Relevanz. <strong>Der</strong> Sparer sollte daher nicht als eine<br />

„Projekt<strong>auf</strong>gabe“ abgearbeitet werden, sondern in jeder Zeitperiode im Profilierungsprozess<br />

kritisch hinterfragt und fortl<strong>auf</strong>end berücksichtigt werden.<br />

Kein Unternehmen besteht zu 100% aus Sparern oder zu 100% aus Nicht-Sparern.<br />

Es bedarf daher <strong>einer</strong> Abstimmung der Profilierungsaktivitäten für Sparer und Nicht-<br />

Sparer. Häufig steht bei Massnahmen für den Sparer ausschliesslich der Preis im


280 Managementimplikationen<br />

Vordergrund, die strategische Grundorientierung wird vernachlässigt und es besteht<br />

somit die Gefahr der Profilverwässerung. Eine gemeinschaftliche Betrachtung im<br />

Profilierungsprozess erscheint erfolgsversprechender.<br />

Das entwickelte Stufenkonzept zur profilorientierten Integration des sparenden Konsumenten<br />

in die Unternehmensaktivitäten (SPISK) gliedert sich in acht Schritte. Die<br />

ersten vier Schritte stellen Analyse<strong>auf</strong>gaben dar. Diese bilden die notwendige Voraussetzung<br />

für die Managemententscheidungen in den Schritten fünf bis acht. Die<br />

nachfolgende Abbildung verdeutlicht den Prozess. Die kreisförmige Anordnung soll<br />

die kontinuierliche Aufgabe der Profilierungsoptimierung und -feinjustierung unterstreichen.<br />

Abbildung 72: Stufenkonzept zur profilorientierten Integration des Sparers in die Unternehmensaktivitäten<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Das Stufenkonzept wird nun kurz skizziert. In den Folgekapiteln wird <strong>auf</strong> die einzelnen<br />

Phasen detailliert eingegangen.<br />

Im ersten Schritt gilt es zu überprüfen, welche Relevanz die Sparthematik für <strong>das</strong><br />

eigene Unternehmen hat. Hierbei geht es um eine Reflektion der eigenen Positionie-


Managementimplikationen 281<br />

rung, den <strong>Einfluss</strong> aktueller Umwelteinflüsse und die möglichen Fähigkeiten zur Bewältigung<br />

<strong>einer</strong> Herausforderung im Umgang mit sparenden Konsumenten <strong>auf</strong> Basis<br />

der bestehenden internen Ressourcen. Im nächsten Schritt gilt es, die Sparmöglichkeiten<br />

für Konsumenten in Bezug <strong>auf</strong> die eigenen Unternehmensleistungen zu identifizieren,<br />

d.h. welche Möglichkeiten zu sparen bietet <strong>das</strong> Unternehmen. Hierzu gehören<br />

z.B. Aktionen, <strong>das</strong> Vorhandensein <strong>einer</strong> Preiseinstiegsmarke oder die Substitutionsmöglichkeiten<br />

mancher Produkte durch andere. Nachdem alle Sparmöglichkeiten<br />

für Kunden <strong>auf</strong>bereitet wurden, muss herausgefunden werden, wie stark welcher<br />

Kunde welche Sparmöglichkeiten nutzt. Hierzu ist eine umfassende Marktanalyse<br />

notwendig, welche auch mit der (regulären) Kundenbefragung kombiniert werden<br />

kann. Ohne eine umfassende Marktanalyse besteht die Gefahr, <strong>das</strong>s falsche Profilierungsmassnahmen<br />

abgeleitet werden. Die Kundensegmente sind anschliessend <strong>auf</strong><br />

Basis ihres Sparverhaltens zu typologisieren. Hiermit wird der Zweck verfolgt, bestimmte<br />

Sparertypen durch Direktmassnahmen ansprechen zu können und andere<br />

Sparsegmente von den Profilierungsbemühungen auszuklammern. Um dies gewährleisten<br />

zu können, muss die Wahrnehmung der Konsumenten in Bezug <strong>auf</strong> die eigenen<br />

Verk<strong>auf</strong>sstellen erhoben und die Kenntnisse zu den Bedürfnissen der einzelnen<br />

Segmente geschärft werden (Ist- und Bedürfnisprofile ermitteln). Mit dieser Ist-<br />

Aufnahme ist der rein analytische Teil des Stufenkonzepts abgeschlossen.<br />

In den nächsten Schritten folgen die Managemententscheidungen. Zunächst ist ein<br />

übergreifendes Soll-Profil zu entwickeln. Es erfolgt eine Selektion der attraktiven<br />

Kundensegmente. Zur Beurteilung werden die segmentspezifische Profitabilität und<br />

der strategische Fit der Kundensegmente herangezogen. Auf Basis dessen muss<br />

entschieden werden, welche Sparergruppen gehalten, entwickelt oder <strong>auf</strong>gegeben<br />

werden müssen. Die Sparer, welche „<strong>auf</strong>gegeben“ werden (z.B. penetrante Smart<br />

Shopper), finden in den weiteren Profilierungsbemühungen keine weitere Berücksichtigung.<br />

Für alle attraktiven Segmente werden Profilierungsmassnahmen abgeleitet.<br />

Auf Grund der Erkenntnisse aus der vorliegenden Untersuchung wurde ein generischer<br />

Katalog von über zwanzig beispielhaften Profilierungsmassnahmen für Sparer<br />

<strong>auf</strong>gestellt, welche selbstverständlich <strong>auf</strong> <strong>das</strong> jeweilige Unternehmen angepasst<br />

werden müssen. Die anvisierten Massnahmen gilt es im nächsten Schritt im Hinblick<br />

<strong>auf</strong> ihre Kosten-/Nutzenverhältnis zu bewerten. Hierfür eignet sich beispielsweise<br />

eine Marktsimulationen wie sie <strong>auf</strong> Basis der Daten aus dem vorliegenden Discrete-<br />

Choice-Experiment möglich sind. Abschliessend müssen die Profilierungsmassnah-


282 Managementimplikationen<br />

men umgesetzt und kontrolliert werden. Die Erfahrungen und der messbare Erfolg<br />

der einzelnen Massnahmen fliesst in der Folgeperiode in <strong>das</strong> Stufenkonzept ein.<br />

Nachfolgend werden die einzelnen Phasen detailliert vorgestellt und mit Beispielen<br />

aus der Praxis oder empirischen Daten der vorliegenden Untersuchung illustriert.<br />

13.1 Schritt 1: Sparkontext prüfen<br />

Das Projektteam, welches sich auch mit der generellen Profilierung des Unternehmens<br />

beschäftigt, sollte mit <strong>einer</strong> umfassenden Analyse beginnen. Hierzu muss geklärt<br />

werden, welche Relevanz die Sparthematik für <strong>das</strong> eigene Unternehmen hat. So<br />

ist die Relevanz eng an die eigenen Leistungen beziehungsweise an die. Sortimente<br />

geknüpft. Im Lebensmittelbereich des Schweizer Grossverteilers Migros besteht sicherlich<br />

eine grössere Relevanz sich mit der Sparverhalten auseinanderzusetzen als<br />

für Louis Vuitton.<br />

Die Analyse des Sparkontexts gliedert sich in drei Bereiche. Es sollten die Umwelt,<br />

die eigene Positionierung und die internen Ressourcen zur Bewältigung der Herausforderung<br />

im Umgang mit sparenden Konsumenten untersucht werden. Es gibt viele<br />

Umwelteinflüsse, welche <strong>das</strong> Sparbedürfnis von Konsumenten beeinflussen. Aus<br />

Raumgründen wird an dieser Stelle verzichtet, diese erneut zu diskutieren. 97 Falls<br />

dem Unternehmen keine eigenen Daten zur Verfügung stehen, kann es <strong>auf</strong> externe<br />

Studien zur Konsumklimastimmung zurückgreifen. Die GfK oder <strong>das</strong> Staatssekretariat<br />

für Wirtschaft SECO veröffentlichen quartalsweise den Konsumklimaindex. Hier<br />

werden Konsumenten zur Einschätzung der Wirtschafts- und Preisentwicklung, der<br />

Sicherheit von Arbeitsplätzen, der Erwartungen der persönlichen Einkommensverhältnisse<br />

und nach Eignung des aktuellen Zeitpunkts für Anschaffungen befragt. 98<br />

Darüber hinaus gilt es die Relevanz aktueller gesellschaftlicher und technologischer<br />

Entwicklungen, welche <strong>das</strong> Sparverhalten begünstigen, zu untersuchen. In den vergangenen<br />

Jahren hat sich insbesondere durch die neuen technischen Möglichkeiten<br />

eine Vielzahl an Sparmöglichkeiten über <strong>das</strong> Internet und <strong>das</strong> Smartphone ergeben.<br />

Insbesondere in Japan sind QR-Codes für Preiscoupons oder locationbasierte Services<br />

zum Aufspüren des preisgünstigsten Anbieters in direkter Umgebung sehr verbreitet<br />

(Grewal et al. 2011, S. S45f.). Konsumentenstudien von Universitäten geben<br />

häufig einen guten Überblick über Trends, wie z.B. die branchenspezifische Ausprä-<br />

��������������������������������������������������������<br />

97 Vgl. Kapitel 3.<br />

98 <strong>Der</strong> Fragebogen des Bundesamts für Statistik SECO zum Konsumklimaindex ist im Angang zu fin-<br />

den.


Managementimplikationen 283<br />

gung von Smart Shopping oder der Geiz-ist-Geil-Mentalität (z.B. Rudolph/Weber<br />

2011a). Zur Analyse der Umwelt gehört ausserdem die genaue Beobachtung der<br />

Konkurrenzaktivitäten im Umgang mit sparenden Konsumenten. Was bieten diese<br />

den Kunden an, um die Abwanderung sparender Kunden zu verhindern oder die<br />

Konsumfreudigkeit zu erhöhen? Für Elektronikdetailhändler könnte es beispielsweise<br />

interessant sein, sich mit der Akzeptanz der Nullfinanzierungsangebote von Media-<br />

Markt auseinanderzusetzen.<br />

Nachdem man sich einen Überblick über die generelle Konsumstimmung und die<br />

Konkurrenz verschafft hat, gilt es die eigene Positionierung im Hinblick <strong>auf</strong> die Relevanz<br />

der Sparthematik zu überprüfen. Hierzu gehört die Reflektion der eigenen Leistungen<br />

und Sortimente. Welche Bedürfnisse befriedigt mein Sortiment? Kann ein<br />

sparender Konsument <strong>auf</strong> dieses Sortiment verzichten? Welche alternativen Möglichkeiten<br />

der Bedürfnisbefriedigung hat der sparende Konsument? Hierbei spielt eine<br />

entscheidende Rolle, welche Relevanz <strong>das</strong> eigene Sortiment für die Kunden hat.<br />

Bei einem hohen Involvement ist die Sparherausforderung kl<strong>einer</strong> als bei einem geringen<br />

Involvement der Kunden mit den Unternehmensleistungen. Hinweise bieten<br />

interne Studien, Kundengesprächskreise oder Workshops mit Verk<strong>auf</strong>smitarbeitern,<br />

die in direktem Kontakt zum Kunden stehen und daher die Entscheidungsprozesse<br />

von Kunden für oder gegen den K<strong>auf</strong> häufig gut verstehen. Auch Panel-Daten können<br />

<strong>auf</strong>zeigen, welchen Anteil des Haushaltsbudgets Konsumenten für eine relevante<br />

Warengruppe investieren und wie sich diese Budgetverwendung in den vergangenen<br />

Monaten und Jahren entwickelt hat. Dann gilt es zu überprüfen, wie erfolgreich<br />

<strong>das</strong> eigene Unternehmen dabei ist, die Abwanderung sparender Kunden zu verhindern.<br />

Hinweise liefern hier z.B. warengruppenspezifische Erfolgskennzahlen aus den<br />

Daten eines Loyalitätsprogramms. Optimalerweise werden Präferenzen für Warengruppen<br />

und Anbieter aus <strong>einer</strong> standardisierten (mindestens jährlichen) Filial- und<br />

Passantenbefragung erhoben. So erhält man dezidiert Hinweise, warum Konsumenten<br />

andere Anbieter bevorzugen und in welchem Ausmass Konsumenten mit Sparbedürfnis<br />

bisher abgewandert sind. Darüber hinaus sollte auch die strategische Verankerung<br />

der Massnahmen für sparende Konsumenten mit konkreten Zielen reflektiert<br />

werden. Passen die Massnahmen tatsächlich zum eigenen Geschäftsmodell und<br />

dem anvisierten Soll-Profil? <strong>Der</strong> Ansatz der Balanced Scorecard pro Kundensegment<br />

kann diesbezüglich Hinweise bieten.<br />

Ein entscheidender Erfolgsfaktor bei Profilierungsmassnahmen im Handel sind die<br />

internen Ressourcen, welche bei <strong>einer</strong> Prüfung der Rahmenbedingungen nicht ver-


284 Managementimplikationen<br />

nachlässigt werden dürfen. Hat <strong>das</strong> Unternehmen die Fähigkeit <strong>auf</strong> Nachfrageschwankungen<br />

und zunehmende Preissensibilität zu reagieren? Hierzu gehört beispielsweise<br />

die Flexibilität in der Sortimentierung oder der Personalbereitschaft. Auch<br />

die Organisationsstruktur spielt eine grosse Rolle. Eine zentrale hiercharische Organisationsstruktur<br />

hilft dabei, Massnahmen, wie z.B. Preisveränderungen, schnell in<br />

allen Verk<strong>auf</strong>sstellen umzusetzen, während bei dezentralen Organisationen häufig<br />

ein grösserer Abstimmungsbedarf besteht. Dafür kann individuell besser <strong>auf</strong> Konsumgewohnheiten<br />

reagiert werden (Rudolph 1993, S. 374). Auch <strong>das</strong> Know-How des<br />

Personals in Bezug <strong>auf</strong> die Bedürfnisse und <strong>das</strong> Verhalten von sparenden Konsumenten<br />

ist bei der Entwicklung und Umsetzung von Massnahmen sehr wichtig. Wissen<br />

die Verk<strong>auf</strong>smitarbeiter wie sie verhindern können, <strong>das</strong>s ein Kunde nach einem<br />

intensiven Beratungsgespräch <strong>das</strong> Geschäft verlässt und die Ware bei einem preisgünstigen<br />

Internethändler bestellt?<br />

Nicht zuletzt sollten auch die finanziellen Investitionsmöglichkeiten für Massnahmen<br />

im Umgang mit sparenden Konsumenten geprüft werden. Wichtig ist darüber hinaus<br />

die Fähigkeit, die Liquidität bei Nachfrageschwankungen erhalten zu können. Eine<br />

Sensitivitätsanalyse für verschiedene Szenarios „Was wäre, wenn X% m<strong>einer</strong> Kunden<br />

bei ihren Ausgaben in meinem Unternehmen Y% sparen möchten“. Ohne die<br />

Gewährleistung der Liquidität besteht eine Konkursgefahr bei <strong>einer</strong> „Sparwelle“.<br />

<strong>Der</strong> nachfolgende Management-Fragebogen zeigt beispielhaft den ersten Schritt im<br />

Stufenmodell: die Sparkontextprüfung.


Managementimplikationen 285<br />

Unternehmen:<br />

Wie beurteilen Sie....<br />

I. Umwelt<br />

1. ... die Stärke des Sparbedürfnisses<br />

m<strong>einer</strong> aktuellen<br />

und potentiellen Kunden?<br />

2. ... die Relevanz aktueller<br />

gesellschaftlicher und technologischer<br />

Entwicklungen,<br />

welche <strong>das</strong> Sparverhalten<br />

begünstigen?<br />

3. ... die Aktivitäten der<br />

Hauptkonkurrenten für sparenden<br />

Konsumenten?<br />

II. Bisherige Positionierung<br />

4. ... Relevanz m<strong>einer</strong> Leistungen/Sortimente<br />

für sparende<br />

Konsumenten?<br />

5. ... den Zielerfüllungsgrad<br />

Ihrer Unternehmung bei der<br />

Verhinderung der Abwanderung<br />

sparender Konsumenten?<br />

6. ... strategische Verankerung<br />

der Massnahmen für<br />

sparende Konsumenten mit<br />

konkreten Zielen?<br />

III. Interne Ressourcen<br />

7. ... die Fähigkeiten Ihrer<br />

Unternehmung <strong>auf</strong> Nachfrageschwankungen<br />

und zunehmende<br />

Preissensibilität<br />

von Kunden zu reagieren?<br />

8.. . <strong>das</strong> Know-How Ihres<br />

Personals in Bezug <strong>auf</strong> die<br />

Bedürfnisse und <strong>das</strong> Verhalten<br />

sparender Kunden im<br />

Vergleich zu Ihrem Hauptkonkurrenten?<br />

9. ... finanziellen Investitionsmöglichkeiten<br />

für Massnahmen<br />

im Umgang mit dem<br />

Sparbedürfnis Ihrer Kunden?<br />

10. ... die Fähigkeit die Liquidität<br />

auch bei Nachfrageschwankungen<br />

zu erhalten?<br />

Sehr Sehr<br />

niedrig hoch<br />

1 2 3 4 5<br />

Beispiele<br />

Tabelle 37: Beispielhafte Überprüfung des Sparkontexts<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Konsumklimaindex, Gfk,<br />

SECO; Haushaltsbudgetverwendung<br />

aus Panel-Daten<br />

Locationsbasierte Smartphone<br />

Applikationen mit Sparangeboten;<br />

Smart Shopping-,<br />

Geiz-ist-geil-Trend<br />

Sparangebote, Loyalitäts-<br />

Programme, Nullfinanzierungsangebote<br />

Substitute für meine Sortimente,<br />

alternative Möglichkeiten<br />

der Bedürfnisbefriedigung<br />

für meine Kunden,<br />

Involvement der Kunden mit<br />

meinen Produkten<br />

Warengruppenspezifische<br />

Erfolgskennzahlen, Kunden-<br />

Trackig, Wechselmotivstudie,<br />

Balanced Scorecard Aktionen<br />

pro Kundensegment<br />

Flexibilität in der Sortimentierung,<br />

Personalbereitschaft,<br />

Schnelligkeit Aktionen national<br />

konsistent durchzusetzen<br />

Personalschulungen zum<br />

Verk<strong>auf</strong>sgespräch, Kommunikation<br />

der relvanten Leistungen<br />

am POS<br />

verfügbares Eigen- und<br />

Fremdkapital für Preisaktionen<br />

Sensitivtätsanalyse des<br />

Cash-Flows<br />

Handlungsbedarf für mein<br />

Unternehmen<br />

Die Analyse des Sparkontexts hilft, die Relevanz der Sparherausforderung für die<br />

eigenen Unternehmen zu überprüfen und Schwerpunkte im Profilierungsprozess für<br />

sparende Konsumenten <strong>auf</strong>zuzeigen. Die Ergebnisse stellen eine grobe Auslegeordnung<br />

dar, welche es gilt, mit der nachfolgenden Marktanalyse und Spartypologisierung<br />

abzugleichen und zu konkretisieren.


286 Managementimplikationen<br />

13.2 Schritt 2: Sparoptionen identifizieren<br />

Im zweiten Schritt gilt es, alle Sparmöglichkeiten der bestehenden und potentiellen<br />

Kunden im relevanten Markt zu identifizieren, d.h. welche Möglichkeiten zu sparen<br />

bietet <strong>das</strong> Unternehmen dem Kunden. Unter Sparmöglichkeiten wird all <strong>das</strong> verstanden,<br />

was dem Konsumenten bei seinem Wunsch zu sparen unterstützt. Dazu gehören<br />

Aktionen, alternative Produkte zur Bedürfnisbefriedigung, Preiseinstiegsmarken,<br />

Coupons oder Vorteile aus Loyalitätsprogrammen. Durch interne Workshops können<br />

bestehende Sparmöglichkeiten gut identifiziert werden. Darüber hinaus bieten sich<br />

Kundengesprächskreise an. Auf Basis aller Ergebnisse kann eine Liste mit allen<br />

Sparmöglichkeiten erstellt werden. Dann wird angegeben, wie momentan <strong>das</strong> Unternehmen<br />

(„Unsere Kompetenz“) und die Konkurrenz („Konkurrenz-Kompetenz“) <strong>auf</strong><br />

welche Sparverhaltensweise reagiert. Darüber hinaus wird eingeschätzt, welche<br />

Sparverhaltensweise ein Risiko darstellt und welches Risiko sich eventuell in eine<br />

Chance umwandeln lässt. Beispiel: Sparende Kunden planen ihre Einkäufe intensiver<br />

zu Hause. Wenn <strong>das</strong> Geschäft in der Vork<strong>auf</strong>phase bei den Sparern nicht präsent ist,<br />

verpasst es eventuell die Chance <strong>auf</strong> den Eink<strong>auf</strong>szettel zu gelangen. Das Risiko,<br />

welches mit der intensiveren Information für <strong>das</strong> Unternehmen verbunden ist, ist daher<br />

eher hoch einzuschätzen. Durch Direktmarketing-Kampagnen und dem Versand<br />

von Katalogen und Inspirationsheften an die Privatadressen aus der Kundenkartei<br />

kann man eventuell schon in der Vork<strong>auf</strong>phase Berücksichtigung bei den Konsumenten<br />

finden. Daher ist dieses Sparverhalten gleichzeitig mit einem Risiko und <strong>einer</strong><br />

Chance verbunden. Die Beurteilungen sind daher relevant, weil es im nächsten<br />

Schritt gilt, die eigenen Kunden nach der Ausprägung ihres Sparverhaltens zu segmentieren.<br />

Für die vorliegende Untersuchung wurden zur Identifikation der verschiedenen<br />

Sparmöglichkeiten eine umfangreiche Literaturrecherche und Fokusgruppen mit<br />

Konsumenten durchgeführt. Die Untersuchung wurde nicht für ein bestimmtes Unternehmen<br />

durchgeführt. Die erarbeiteten Sparmöglichkeiten sind <strong>auf</strong> einem allgemeinen<br />

Niveau. In der Praxis gilt es diese für <strong>das</strong> Unternehmen anzupassen. Um die<br />

Sparmöglichkeiten besser zu strukturieren, bietet es sich an sie nach dem K<strong>auf</strong>prozess<br />

zu gliedern. Hier wurde zwischen der Vork<strong>auf</strong>- und der K<strong>auf</strong>phase differenziert.<br />

Die nachfolgende Tabelle stellt <strong>das</strong> exemplarische Ergebnis eines kleinen Modehändlers<br />

zum Schritt 2 im Stufenkonzept dar.


Managementimplikationen 287<br />

Sparmöglichkeit Unsere Kompetenz<br />

Vork<strong>auf</strong>phase<br />

K<strong>auf</strong>phase<br />

Stärkere Vork<strong>auf</strong>information<br />

Nutzung von Sparmöglichkeiten<br />

im Internet<br />

Reduktion der Ausgabenhöhe<br />

Auf Produkte verzichten<br />

Einkäufe intensiver planen<br />

Geringe Convenience<br />

akzeptieren<br />

Geschäfte bei Aktionen<br />

wechseln (Store Switching)<br />

Stärkere Information am<br />

POS<br />

Preisorientierter K<strong>auf</strong><br />

Mehr Aktionskäufe<br />

Eigenmarkenkäufe<br />

Weniger Abwechslungskäufe<br />

Impulskäufe vermeiden<br />

Keine Unsicherheitskäufe<br />

Über den Preis verhandeln<br />

Finanzierungsk<strong>auf</strong> (z.B.<br />

Ratenzahlung)<br />

Tabelle 38: Mögliche Sparoptionen<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Anzeigen im Tagesanzeiger<br />

Kein Onlineshop, keine<br />

Homepage<br />

Kollektionen werden frühzeitig<br />

eingek<strong>auf</strong>t, Retouren nur unter<br />

grossen Verlusten möglich<br />

Unsere Produkte sind nicht<br />

lebensnotwendig, sondern<br />

mehr Luxuskonsum<br />

Kunde kennt unser Sortiment<br />

nicht zu Hause<br />

Wir zahle hohe Mieten und<br />

sind in 1a Citylage vertreten<br />

Wir sind <strong>auf</strong> Stammkundschaft<br />

angewiesen<br />

Unser Personal nimmt sich für<br />

jeden Kunden viel Zeit<br />

Wir haben ein Sortiment in<br />

verschiedenen und kompetitiven<br />

Preislagen<br />

Wir haben regelmässige<br />

Aktion, mit Mischkalkulation<br />

Wir bieten keine Eigenmarken<br />

an<br />

Wir haben ein grosses<br />

klassisches Sortiment<br />

Unser Geschäftsmodell richtet<br />

sich primär an Erlebniskäufer<br />

Unser Personal ist geschult,<br />

um Unsicherheiten auszuräumen<br />

Wir lassen manchmal Verhandlungen<br />

zu oder bieten<br />

gratis Serviceleistungen an<br />

Ausser der Kreditkarte bieten<br />

wir keine Finanzierungsmöglichkeiten<br />

Konkurrenz-<br />

Kompetenz<br />

Risiko Chance<br />

Sehr<br />

gering<br />

Sehr<br />

hoch<br />

Sehr<br />

gering<br />

Sehr<br />

hoch<br />

Viel Geld für viel<br />

Werbung 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />

Onlineshops und<br />

Webseiten 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />

Haben teilweise<br />

Ware <strong>auf</strong> Kommission.<br />

Können Nachfrageschwankungen<br />

ausgleichen<br />

1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />

Gilt auch für Konkurrenz<br />

1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />

Andere haben<br />

Kataloge mit Preisen 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />

Es hat ein paar<br />

Outlets Stores in<br />

der Nähe<br />

1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />

1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />

Viele Aktionshinweise<br />

in der Filiale 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />

Die grossen Anbieter<br />

haben Eigenmarken<br />

im Preiseinstieg<br />

Andere haben<br />

monatlich wechselnden<br />

Sortimente im<br />

schnellebigen<br />

Trendgeschäft<br />

1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />

1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />

1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />

1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />

1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />

1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />

Hauptsächlich<br />

Festpreise 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5<br />

unbekannt 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5


288 Managementimplikationen<br />

13.3 Schritt 3: Sparverhalten typologisieren<br />

Die Segmentierung von Kundensegmenten gehört zu den wichtigsten Aufgaben des<br />

Marketings und ist im Profilierungsgedanken fest verankert (Rudolph 1993, S. 351).<br />

Kotler prägte diesbezüglich den Segmentation-, Targeting- und Positioning- (STP)<br />

Ansatz. Hierbei geht es darum, eine heterogene Konsumentenpopulation in homogene<br />

Gruppen zu unterteilen, welche dann mit spezifischen Positionierungs- und Profilierungsstrategien<br />

angesprochen werden können (Kotler 1982, S. 212f.). Die Segmentierungsmodelle<br />

gehen <strong>auf</strong> mikroökonomische Ansätze zurück. Man fand heraus,<br />

<strong>das</strong>s ein homogenes Angebot an Gütern <strong>auf</strong> einem Markt mit heterogenen Nachfragern<br />

durch Preisdiskriminierung zu <strong>einer</strong> Abschöpfung individueller Preisbereitschaften<br />

und somit zu <strong>einer</strong> Erhöhung des Unternehmensgewinns beitragen kann. Auch<br />

<strong>das</strong> Marketing strebt eine weitestgehende Reaktionshomogenität von Kundensegmenten<br />

an, weil diese sich dann effizienter und effektiver bearbeiten lassen (Reutterer<br />

2003, S. 52f.).<br />

In Schritt 3 des Stufenkonzepts zur Integration des Sparers geht es darum, die Konsumenten<br />

hinsichtlich ihres Sparverhaltens in homogene Gruppen zu unterteilen. Auf<br />

Basis dessen kann im nächsten Managementschritt entschieden werden, welche<br />

Sparergruppen gehalten, entwickelt oder <strong>auf</strong>gegeben werden. Für die relevanten<br />

Gruppen gilt es, Profilierungsmassnahmen abzuleiten. Dafür sollte eine Sparstudie<br />

mit Konsumenten durchgeführt werden. Die Basis hierfür sind die in Schritt 2 identifizierten<br />

Sparmöglichkeiten für Konsumenten. Diese gilt es in einen Fragebogen zu<br />

überführen. Je nach Möglichkeiten des Management-Informations-Systems können<br />

die Antworten im Fragebogen mit echten K<strong>auf</strong>daten verknüpft werden, z.B. Anteile<br />

Umsatzanteil mit Sonderangeboten pro Eink<strong>auf</strong> des jeweiligen Haushalts. Die Antworten<br />

aus dem Fragebogen zu den verschiedenen Sparoptionen werden im nächsten<br />

Schritt im Rahmen <strong>einer</strong> Faktorenanalyse verdichtet, z.B. K<strong>auf</strong> von Preiskracher-<br />

Angeboten, K<strong>auf</strong> aus wöchentlichen Angeboten und K<strong>auf</strong> mit Coupons werden <strong>auf</strong><br />

den Faktor Aktionsk<strong>auf</strong> verdichtet. Danach wird eine Clusteranalyse durchgeführt,<br />

um homogene Sparergruppen zu identifizieren. Es folgt schliesslich eine Diskriminanzanalyse.<br />

Hiermit ist es zum einen möglich, die Trennschärfe der gebildeten Sparergruppen<br />

zu überprüfen und zum anderen die Faktoren zu identifizieren, mit deren<br />

Hilfe die Zuordnung zu <strong>einer</strong> der Gruppen gewährleistet werden kann, d.h. man kann<br />

3-6 Fragen identifizieren, die ausreichen, um den Spartypus des Konsumenten zu<br />

bestimmen. Diese 3-6 Fragen können dann in die regelmässige Filial- und Passantenbefragung<br />

einfliessen. Gleichzeitig ist es mit Hilfe der Diskriminanzananalyse


Managementimplikationen 289<br />

möglich, die Konsumenten <strong>auf</strong> Basis von ihrem K<strong>auf</strong>verhalten aus den Daten des<br />

Loyalitätsprogramms <strong>einer</strong> Sparergruppe zuzuordnen. Dies ist für One-to-One-<br />

Marketing Massnahemn notwendig. Damit könnte man beispielsweise „hoffnungslos<br />

unprofitable Sparer“ von Coupon-Mailingaktionen ausschliessen oder anderen Sparergruppen<br />

ganz gezielt bestimmte Sparmöglichkeiten offerieren.<br />

Die nachfolgende Abbildung zeigt die Bestandteile <strong>einer</strong> solchen Sparstudie.<br />

Abbildung 73: Schematischer Abl<strong>auf</strong> der Typologisierung von Sparertypen und deren Anwendung<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

In der vorliegenden Untersuchung wurden die Befragungsdaten nicht mit echten<br />

K<strong>auf</strong>daten verbunden. Nichtsdestotrotz kann die Spartypologisierung vorgenommen<br />

werden.<br />

Dies soll nachfolgend exemplarisch am Beispiel der Lebensmitteldaten erläutert werden.<br />

Die erhobenen Daten wurden, wie in Abbilung 73 angegeben, in einem umfangreichen<br />

Fragebogen erhoben und die Sparverhaltensweisen anschliessend zu Faktoren<br />

verdichtet (vgl. Kapitel 11.2).


290 Managementimplikationen<br />

Als nächstes wird eine Clusteranalyse durchgeführt. Hierbei wird dem Vorgehen von<br />

Homburg und Krohmer (2003) gefolgt, welche die Clusteranalyse in drei Schritte<br />

(Single Linkage, Ward, k-means) unterteilen. (Homburg/Krohmer 2003, S. 324). Zunächst<br />

wird ein hierarchischer Algorithmus zur Clusteranalyse, dem sogenannten<br />

Single-Linkage, verwendet, um mögliche Ausreisser zu identifizieren. Dies ist ein<br />

sehr wichtiger Schritt, da andernfalls kleine zusätzliche Cluster gebildet werden, deren<br />

Interpretation schwierig oder sogar unmöglich ist (Homburg/Krohmer 2003, S.<br />

321). Beim Single-Linkage Verfahren werden die Objekte vereinigt, welche die kleinste<br />

Distanz <strong>auf</strong>weisen. Dann wird <strong>das</strong> nächste Paar gesucht, welches entweder zu<br />

dem bestehenden hinzugefügt wird oder ein neues Cluster bildet (Hair et al. 1998, S.<br />

494). Nachdem die Ausreisser durch dieses Verfahren entdeckt worden sind, wird<br />

Wards�s Methode zur Analyse verwendet. Sie hilft, die optimale Anzahl an Clustern<br />

und die ersten Clusterzentren zu berechnen. Hierbei handelt es sich um ein hierarchisches<br />

Verfahren, bei dem die Objekte zusammengefasst werden, welche die Varianz<br />

in <strong>einer</strong> Gruppe so wenig wie möglich erhöhen. Für die Bestimmung der Clusteranzahl<br />

gibt es kein mathematisch eindeutiges Verfahren. Es wird hier dem Ansatz<br />

von Rudolph (1993) gefolgt, welcher <strong>das</strong> „elobow-Kriterium“ heranzieht (Rudolph<br />

1993, S. 400). Abschliessend wird <strong>das</strong> k-means Verfahren angewendet, um die bestehende<br />

Clusterlösung aus der Ward Methode zu optimieren. Die berechneten Ward<br />

Clusterzentren werden aus der Datendatei extrahiert und innerhalb des k-means Verfahrens<br />

als Inputvariablen eingefügt. Es ordnet die Gruppen solange untereinander<br />

um, bis möglichst trennscharfe Gruppen gefunden wurden. Es wird empfohlen, stets<br />

<strong>das</strong> k-means Verfahren zur Optimierung bestehender Cluster anzuwenden (Wagner<br />

2005, S. 250f.; Büschken/von Thaden 2000, S. 363f.).<br />

Mit den vorliegenden Daten wurde zunächst <strong>das</strong> Single-Linkage Verfahren angewendet.<br />

Fünfzehn Ausreisser wurden identifiziert und aus den weiteren Analysen<br />

ausgeschlossen. Die nachfolgende Cluster-Analyse mit Ward�s Algorithmus lieferte<br />

unter Rückgriff <strong>auf</strong> <strong>das</strong> elobow-Kriterium (vgl. Abbildung im Anhang) vier Cluster. Im<br />

Anschluss wurden die Clusterzentren <strong>auf</strong> Basis der vier-Cluster-Lösung berechnet.<br />

Sie wurden extrahiert und als Input für die k-means Analyse verwendet. Anschliessend<br />

wurden die persönlichen Variablen <strong>auf</strong> ihre Fähigkeit getestet, Unterschiede zu<br />

erklären. Die nachfolgende Abbildung beschreibt die vier Cluster.


Managementimplikationen 291<br />

Abhängige<br />

Spareinstellung <br />

Geschäftswahlmotive <br />

Produktansprüche<br />

Vork<strong>auf</strong>phase<br />

K<strong>auf</strong>phase<br />

Demographika<br />

Variable<br />

Bescheidenen<br />

28.1% 99<br />

(N=133)<br />

Moderaten<br />

Muss-Sparer<br />

25.3%<br />

(N=120)<br />

Treuen<br />

Qualitätssucher<br />

21.9%<br />

(N=104)<br />

Penetranten<br />

Smart Shopper<br />

24.7%<br />

(N=117)<br />

Sparneigung** + + -- +++<br />

<strong>Sparnotwendigkeit</strong>** 0 + -- +<br />

Hedonic Shopping Value Orientation**<br />

Das innovative und/oder qualitativ<br />

hochwertige Produktangebot**<br />

- + -- +++<br />

+ +++ +++ ++<br />

<strong>Der</strong> günstige Preis** + ++ - +++<br />

Die hervorragende<br />

bzw. Serviceleistung**<br />

Beratung<br />

-- + + -<br />

Qualitative** ++ +++ +++ +++<br />

Soziale** -- - 0 -<br />

Ökonomische** + + -- ++<br />

Hedonistische** - + + +<br />

Vork<strong>auf</strong>information** 0 + -- ++<br />

Internetsparen** -- -- --- -<br />

Verzicht** - 0 -- +<br />

Store Switching** - + -- +++<br />

Planning** + ++ + +++<br />

Convenience Orientation** ++ + ++ +<br />

POS Information** + ++ - +++<br />

Preisorientierter K<strong>auf</strong>** 0 + - ++<br />

Aktionsk<strong>auf</strong>** + ++ -- +++<br />

Eigenmarkenk<strong>auf</strong>** + ++ - +++<br />

Abwechslungsk<strong>auf</strong>** - + + -<br />

Impulsk<strong>auf</strong>** + + ++ --<br />

Unsicherheitsk<strong>auf</strong>** 0 0 -- --<br />

Irrationaler Spark<strong>auf</strong>** - - -- --<br />

Preisverhandlung** -- -- --- -<br />

Finanzierungsk<strong>auf</strong>** --- --- --- ---<br />

Geschlecht Leicht mehr Männer 50:50 50:50 Leicht mehr Frauen<br />

Haushalt* Tendenziell mit Kindern Tendenziell mit Kindern<br />

Tendenziell Singles und<br />

Paare Tendenziell mit Kindern<br />

Alter**<br />

Tendenziell unter 40<br />

Jahren<br />

Tendenziell über 40<br />

Jahren<br />

Legende: „+++“ = sehr stark; „++“ = stark; „+“ = moderat stark; „0“ = neutral: „-“ = moderat schwach; „- -“= schwach; „- - -“ = sehr<br />

schwach<br />

* steht für p


292 Managementimplikationen<br />

Die vier Sparertypen lassen sich als die „Bescheidenen“, die „Moderaten Muss-<br />

Sparer“, die „Treuen Qualitätssucher“ und die „Penetranten Smart-Shopper“ beschreiben.<br />

Eine ANOVA zeigt, <strong>das</strong>s signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen<br />

in Bezug <strong>auf</strong> alle <strong>auf</strong>geführten Merkmale mit Ausnahme des Geschlechts existieren.<br />

In Bezug <strong>auf</strong> die soziodemographischen Merkmale, die als beschreibende Variablen<br />

ergänzt wurden, muss einschränkend hinzugefügt werden, <strong>das</strong>s jeder Spartyp auch<br />

Konsumenten aus anderen Kategorien der Soziodemographika enthält. Die Beschreibungen<br />

in Bezug <strong>auf</strong> Geschlecht, Haushaltsgrösse und Alter sollten daher nicht<br />

überinterpretiert werden. Die vier Sparertypen werden nun kurz beschreiben.<br />

Die „Bescheidenen“ zeichnen sich dadurch aus, <strong>das</strong>s sie zwar nicht zwingend sparen<br />

müssen, jedoch etwas versuchen bei ihren Lebensmittelausgaben zu sparen. Bei<br />

der Auswahl des Geschäfts ist ihnen Qualität wichtig, jedoch etwa in gleichem Umfang<br />

achten sie auch <strong>auf</strong> günstige Preise. Service und Beratung sind ihnen weniger<br />

wichtig. Dies führt zu dem Schluss, <strong>das</strong>s sie realistische Anforderungen an einen<br />

Händler haben. Sie möchten günstige Preise, Ihnen ist jedoch klar, <strong>das</strong>s sie dafür<br />

keine Premium-Qualität erwarten können. Dies schlägt sich auch bei den Produktwahlmotiven<br />

nieder. Vor dem K<strong>auf</strong> informieren sie sich nicht besonders über Aktionen<br />

im Lebensmittelbereich. Sie scheinen <strong>das</strong> einzuk<strong>auf</strong>en, was sie brauchen. Sie<br />

planen ihren Eink<strong>auf</strong> zuhause, jedoch nicht in einem übertriebenen Masse. An dieser<br />

Stelle muss hinzugefügt werden, <strong>das</strong>s sich im Lebensmittelbereich sehr viele Konsumenten<br />

einen Eink<strong>auf</strong>szettel schreiben. Dies hat jedoch nicht unbedingt den<br />

Grund, nur <strong>das</strong> Nötigste zu k<strong>auf</strong>en und zu sparen, sondern häufig steht dahinter <strong>das</strong><br />

Motiv, nichts zu vergessen (Rudolph/Weber 2011a, S. 63). Im Internet informieren sie<br />

sich über Lebensmittel nicht. Ihnen ist Convenience bei ihrem Eink<strong>auf</strong> sehr wichtig.<br />

Dies spiegelt sich auch in ihrer Geschäftsstättenloyalität wieder. Sie besuchen in der<br />

Regel <strong>das</strong> gleiche Geschäft. Auch wenn andere Lebensmittelgeschäfte eine attraktive<br />

Preisaktion haben, wechseln sie ihr präferiertes Geschäft eher nicht. Im Geschäft<br />

schauen sie sich schon etwas nach Aktionen um. Jedoch nicht in übertriebenem<br />

Masse. Sie k<strong>auf</strong>en selten bis gar nicht Tiefpreisprodukte, aber greifen schon hin und<br />

wieder bei Aktionen zu. Auch Eigenmarken stehen sie positiv gegenüber und k<strong>auf</strong>en<br />

sie hin und wieder. Neue Produkte probieren sie eher nicht aus. Wenn es der Händler<br />

schafft sie zu inspirieren, k<strong>auf</strong>en sie aber manchmal etwas mehr als sie es sich<br />

eigentlich vorgenommen haben. Bei attraktiven Aktionen kann es im Vergleich zu<br />

den anderen Gruppen schon einmal vorkommen, <strong>das</strong>s sie etwas k<strong>auf</strong>en, was sie


Managementimplikationen 293<br />

momentan nicht benötigen. Auch gönnen sie sich eher ab und zu mal eine Kleinigkeit<br />

als andere. Preisverhandlungen oder Finanzierungkäufe kommen für sie nicht in Frage.<br />

Die „Bescheidenen“ bestehen tendenziell etwas mehr aus Männern, sind eher<br />

leicht jünger (unter 40 Jahren) und leben häufiger in einem Haushalt mit Kindern als<br />

andere Gruppen.<br />

Die „Moderaten Muss-Sparer“ haben im Vergleich zu den „Bescheidenen“ eine<br />

leichte Notwendigkeit, zu sparen. Ihnen macht (vermutlich deshalb 100 ) die Schnäppchensuche<br />

etwas Spass. Bei der Geschäftswahl spielt ein qualitativ hochwertiges<br />

und innovatives Sortiment eine sehr grosse Rolle. Auch Beratung beziehungsweise<br />

Serviceleistungen sind ihnen wichtig. Jedoch haben sie auch sehr hohe Ansprüche<br />

an günstige Preise. Dies schlägt sich auch in ihren Produktwahlmotiven nieder, jedoch<br />

ist ihnen die Qualität wichtiger als der Preis.<br />

Verzichten möchten die „Moderaten Muss-Sparer“ ungerne. Dafür versuchen sie, <strong>auf</strong><br />

andere Art und Weise etwas bei ihren Ausgaben zu sparen. Sie informieren sich beispielsweise<br />

vor dem Eink<strong>auf</strong> über aktuelle Sonderangebote. Dies hat zur Folge, <strong>das</strong>s<br />

sie manchmal wegen Aktionen andere Geschäfte <strong>auf</strong>suchen. Dies kommt jedoch<br />

nicht häufig vor. Sie planen ihren Eink<strong>auf</strong> intensiver als die „Bescheidenen“ und notieren<br />

sich <strong>auf</strong> einem Eink<strong>auf</strong>szettel, welche Lebensmittel notwendig sind. Auch im<br />

Geschäft halten sie etwas stärker Ausschau nach Aktionen. Sie k<strong>auf</strong>en auch<br />

manchmal Produkte aus dem Tiefpreissegment. Vermutlich jedoch nur in Kategorien,<br />

wo sie ein geringes Risiko wahrnehmen, da sie insgesamt sehr qualitätsorientiert<br />

sind. Bei Aktionen und Eigenmarken im Geschäft greifen sie häufig zu. Auch sie lassen<br />

sich manchmal von dem Händler inspirieren und k<strong>auf</strong>en etwas mehr als sie es<br />

sich vorgenommen haben. Sie probieren hin und wieder neue Produkte oder suchen<br />

etwas Abwechslung in ihrer Produktwahl. Im Vergleich zu den anderen Gruppen<br />

kann es bei Ihnen eher der Fall sein, <strong>das</strong>s sie sich bei <strong>einer</strong> attraktiven Aktion zum<br />

K<strong>auf</strong> hinreissen lassen, obwohl sie den Artikel momentan nicht benötigen. Die „Moderaten<br />

Muss-Sparer“ leben tendenziell etwas häufiger in Haushalten mit Kindern.<br />

Sie kommen aber praktisch in allen soziodemographischen Kategorien vor.<br />

Die „Treuen Qualitätssucher“ haben weder eine Sparneigung, noch eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong>.<br />

Sie haben auch kein hedonistisches Bedürfnis, <strong>auf</strong> Schnäppchensuche<br />

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100 Es konnte gezeigt werden, <strong>das</strong>s sich eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> positiv <strong>auf</strong> die Lust an der Schnäppchensuche<br />

auswirkt. Dies ist ein Teil der emotionalen Selbstkontrolle. Vgl. Kapitel X.


294 Managementimplikationen<br />

zu gehen. Im Gegenteil, Schnäppchen zu suchen macht ihnen überhaupt keinen<br />

Spass.<br />

Ein innovatives und qualitativ hochwertiges Sortiment ist ihnen sehr wichtig bei der<br />

Auswahl ihres Lebensmittelgeschäfts. Auch <strong>auf</strong> den Service beziehungsweise. die<br />

Beratung legen sie wert. <strong>Der</strong> Preis steht tendenziell eher im Hintergrund, ist jedoch<br />

nicht gänzlich unwichtig. Das zentrale Geschäfts- und Produktwahlmotiv ist jedoch<br />

die Qualität. Vor dem K<strong>auf</strong> informieren sie sich nicht über Sonderangebote. Auch im<br />

Internet versuchen sie nicht Sparmöglichkeiten zu entdecken. Dies scheint ihnen zu<br />

lästig zu sein. Convenience spielt für sie eine grosse Rolle. Sie besuchen gerne den<br />

Lebensmitteldetailhändler in ihrer Umgebung. Diesem sind sie sehr treu. Es kommt<br />

praktisch nicht vor, <strong>das</strong>s sie wegen <strong>einer</strong> Aktion bei einem anderen Händler eink<strong>auf</strong>en.<br />

Auch die treuen Qualitätssucher schreiben sich einen Eink<strong>auf</strong>szettel, jedoch ist<br />

dies vermutlich nicht <strong>auf</strong> ein Sparmotiv zurückzuführen. Im Laden informieren sie<br />

sich nicht nach Sonderangeboten. Sie k<strong>auf</strong>en eher keine Lebensmittel aus Preisaktionen<br />

oder aus dem Tiefpreissegment. Auch Eigenmarken k<strong>auf</strong>en sie eher selten. Sie<br />

probieren ab und zu neue und unterschiedliche Produkte aus, um etwas Abwechslung<br />

zu haben. Sie lassen sich sehr stark am POS inspirieren und k<strong>auf</strong>en viele Produkte<br />

impulsiv. Preisverhandlungen oder Finanzierungkäufe kommen für sie nicht in<br />

Frage. Tendenziell findet man die „Treuen Qualitätssucher“ eher in kleinen Haushalten<br />

ohne Kinder. Zudem sind sie häufiger in Altersgruppen über 40 Jahren zu finden.<br />

Die „Penetranten Smart Shopper“ zeichnen sich dadurch aus, <strong>das</strong>s sie zwar etwas<br />

sparen müssen, jedoch vor allem sparen wollen. Sie empfinden starke hedonistische<br />

Gefühle bei der Schnäppchensuche, d.h. sie lieben es, nach Schnäppchen suchen.<br />

Dies spiegelt sich in ihrem gesamten Eink<strong>auf</strong>sverhalten wieder.<br />

Bei der Auswahl ihres Lebensmittelgeschäfts ist ihnen <strong>das</strong> innovative und qualitativ<br />

hochwertige Sortiment sehr wichtig, Beratung beziehungsweise. Serviceleistungen<br />

sind ihnen weniger wichtig. Das zentrale Geschäftswahlmotiv sind günstige Preise.<br />

Bei der Produktwahl steht sehr stark der Wunsch im Vordergrund, Produkte der Spitzenqualität<br />

zu erhalten. Sie wollen jedoch wenig dafür ausgeben. Sie informieren sich<br />

vor dem Eink<strong>auf</strong> intensiv, lesen verschiedene Aktionsbroschüren und schneiden<br />

Coupons aus, die sie zu ihrem Eink<strong>auf</strong> mitnehmen. Sie informieren sich zwar wenig,<br />

jedoch deutlich mehr als die anderen Gruppen über Sonderangebote im Internet.<br />

Manche Detailhändler in der Schweiz befriedigen mittlerweile dieses Bedürfnis und<br />

stellen ihre wöchentlichen Aktionen ins Netz. Falls sie eine Preisaktion in der Zukunft


Managementimplikationen 295<br />

erwarten, schieben sie bis dahin auch manchmal den K<strong>auf</strong> <strong>auf</strong>. Sie planen den Eink<strong>auf</strong><br />

intensiv. Wie bereits angemerkt, schreib sich zwar fast jeder Haushalt einen<br />

Eink<strong>auf</strong>szettel vor dem Lebensmitteleink<strong>auf</strong>, aber bei den „penetranten Smart Shoppern“<br />

ist die Planung deutlich intensiver als bei allen anderen Gruppen. Sie überlegen<br />

sich genau, welches Produkt sie wann bei welchem Händler k<strong>auf</strong>en können, um<br />

bestmöglich von jeder Aktion in der Umgebung zu profitieren. Sie sind daher höchst<br />

illoyal jedem Händler gegenüber. Auch im Geschäft informieren sie sich intensiv, um<br />

weitere Preisvorteile zu entdecken. Am liebsten k<strong>auf</strong>en sie Markenartikel, die stark im<br />

Preis reduziert worden sind. Andernfalls greifen sie zu Produkten aus dem Tiefpreissegment<br />

und Eigenmarken. Die Massnahmen der Händler zur Inspiration der Kunden<br />

am POS zeigt bei ihnen keine Wirkung. Sie k<strong>auf</strong>en stur nur die Produkte, die sie geplant<br />

haben beziehungsweise für die sie einen Coupon besitzen. Im Vergleich zu allen<br />

anderen Gruppen neigen die „penetranten Smart Shopper“ am stärksten dazu,<br />

um den Preis zu verhandeln. Dies ist insbesondere für die Lebensmittelbranche eher<br />

ungewöhnlich und zeigt daher umso mehr, <strong>das</strong>s dieser Sparertyp jede Möglichkeit<br />

ausnutzt, um ein gutes Produkt zu einem günstigeren Preis zu erhalten.<br />

Im Anschluss an die Clusteranalyse wurde eine Diskriminanzanalyse durchgeführt.<br />

Diese analysiert die Gruppenunterschiede intensiver. Es handelt sich zum einen um<br />

ein statistisches Verfahren mit dessen Hilfe die Gruppenzugehörigkeit erklärt beziehungsweise<br />

vorhergesagt werden kann. Daher dient sie dazu, die generelle Heterogenität<br />

zwischen den errechneten Cluster-Lösungen zu bewerten (Decker/Temme<br />

2000, S. 297). Darüber kann mit der Diskriminanzanalyse berechnet werden, welches<br />

Segmentierungskriterium den stärksten Erklärungsgehalt für die Clusterzugehörigkeit<br />

hat (Homburg/Krohmer 2003, S. 327). Es wurde insgesamt ein gutes Hit-Ratio<br />

von 95.8% erzielt. Die standardisierten Diskriminanzkoeffizienten erleichtern die Interpretation<br />

der Relevanz der einzelnen unabhängigen Variablen. Ein höherer standardisierter<br />

Koeffizient deutet <strong>auf</strong> eine stärkere Diskriminanzkraft der jeweiligen Variablen<br />

hin (Hombrug/Krohmer 2003, S. 296f.). Backhaus et al. empfehlen jedoch den<br />

mittleren Diskriminianzkoeffizienten zu verwenden. Dieser gehört nicht zu den Standardergebnissen,<br />

sondern muss separat berechnet werden. Er stellt die Summe aus<br />

dem gewichteten standardisierten Diskrimanzkoeffizienten jeder Diskrimanzfunktion<br />

mit dem Eigenwert der jeweiligen Diskriminanzfunktion dar (Backhaus et al. 2003, S.<br />

206).


296 Managementimplikationen<br />

Die nachfolgende Tabelle zeigt die mittleren standardisierten Diskriminanzkoeffizienten<br />

der jeweiligen unabhängigen Variablen und sortiert nach der Grösse des Koeffzienten.<br />

Ein Ziel der Diskriminanzanalyse war es herauszufinden, mit welchen Variablen<br />

man am besten die Zugehörigkeit zu <strong>einer</strong> der vier Sparertypen berechnen<br />

kann. Dies hat zwei Beweggründe. Die Spartyp-Analyse soll in die reguläre Kundenbefragung,<br />

welche in jeder Filiale durchgeführt wird, eingesetzt werden. Hierfür ist es<br />

optimal, mit möglichst wenig verschiedenen Fragen, die Zugehörigkeit zu einem<br />

Spartyp voraussagen zu können. Dies ist deshalb wichtig, weil in der Filialbefragung<br />

schon viele Faktoren wie die Profilierung der Filiale abgefragt werden und dem Probanden<br />

ein zu langer Fragebogen nicht zumutbar ist. Zudem steigen die Befragungskosten,<br />

wenn sich die Länge des Fragebogens erhöht. Daher wurde in der Tabelle in<br />

der dritten Spalte angegeben, welche Variable normalerweise in den regulären Kundenbefragungen<br />

enthalten ist.


Managementimplikationen 297<br />

Variable<br />

Mittlerer Diskriminanzkoeffizient<br />

Ökonomische Ansprüche 1.45<br />

Store Switching 1.28<br />

POS Information 1.20<br />

Hedonic Shopping Value Orientation 1.09<br />

Vork<strong>auf</strong>information 0.83<br />

Aktionsk<strong>auf</strong> 0.78<br />

Verzicht 0.74<br />

Irrationaler K<strong>auf</strong> 0.64<br />

Eigenmarkenk<strong>auf</strong> 0.63<br />

Impulsk<strong>auf</strong> 0.59<br />

Finanzierungsk<strong>auf</strong> 0.57<br />

Geschäftswahlmotive<br />

Preis<br />

- <strong>Der</strong> günstige<br />

0.54<br />

Preisorientierter K<strong>auf</strong> 0.50<br />

Soziale Produktansprüche<br />

Geschäftswahlmotive - Das innovative<br />

0.50<br />

und/oder qualitativ hochwertige Pro-<br />

0.49<br />

duktangebot<br />

Geschäftswahlmotive - Die hervorragende<br />

Beratung bzw. Serviceleistung<br />

0.48<br />

Convenience Orientation 0.45<br />

Hedonistische Ansprüche 0.39<br />

Preisverhandlung 0.35<br />

Planning 0.33<br />

Abwechslungsk<strong>auf</strong> 0.22<br />

Internetsparen 0.15<br />

Qualitative Produktansprüche 0.10<br />

Bisher Abfrage in regulärenKundenbefragungen<br />

101<br />

Unsicherheitsk<strong>auf</strong> 0.09<br />

Tabelle 40: Mittlere Diskriminanzkoeffizienten zur Clusterlösung im Lebensmittelbereich<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Eine weitere Diskriminanzanalyse mit den stärksten fünf Koeffizienten und den Standard-Fragen<br />

<strong>einer</strong> Kundenbefragung zeigt, <strong>das</strong>s immer noch 84.6% der Probanden<br />

dem richtigen Cluster zugeordnet werden, d.h. wenn man nur die fünf Variablen Store<br />

Switching, POS Information, Hedonic Shopping Value Orientation, Vork<strong>auf</strong>information<br />

und Aktionsk<strong>auf</strong> in die reguläre Filialbefragung integrieren würde, könnte man<br />

immer noch die vier Sparertypen relativ gut zuordnen.<br />

Optimalerweise wird eine solche Diskriminanzanalyse mit echten K<strong>auf</strong>daten aus dem<br />

Loyalitätsprogramm durchgeführt. Auf diese Weise kann <strong>auf</strong> Basis der K<strong>auf</strong>historie<br />

automatisch bestimmt werden, um was für einen Sparer es sich handelt. In der vor-<br />

��������������������������������������������������������<br />

101 Hierbei handelt es sich um Schätzungen.


298 Managementimplikationen<br />

liegenden Arbeit wurden jedoch die Daten nicht mit einem Loyalitätsprogramm verknüpft.<br />

13.4 Schritt 4: Ist- und Bedürfnisprofile ermitteln<br />

Im nächsten Schritt wird eine Verk<strong>auf</strong>sstellenanalyse durchgeführt. Ziel ist es, alle<br />

relevanten <strong>Einfluss</strong>faktoren der Verk<strong>auf</strong>sstelle zu untersuchen. Hierzu gehören die<br />

konkreten Eink<strong>auf</strong>sbedürfnisse im Einzugsgebietet der Verk<strong>auf</strong>sstelle, Faktoren, welche<br />

<strong>das</strong> Eink<strong>auf</strong>sverhalten in Zukunft beeinflussen und die Beurteilung aller relevanten<br />

Leistungen des Geschäfts. Die acht Profilierungsinstrumente (Personal, Sortiment,<br />

Marktbearbeitung, Ladenlayout, Service, Technologie, Preis-<br />

/Leistungsverhältnis und Standort) geben beispielsweise einen kompakten und ganzheitlichen<br />

Überblick über die Filialleistungen (Rudolph 1993, S. 351f.). Eine solche<br />

Verk<strong>auf</strong>sstellenanalyse sollte kontinuierlich (zumindest einmal in jeder Planungsperiode)<br />

unabhängig von einem Sparkontext durchgeführt werden. Ohne eine solche<br />

Aufnahme der Ist-Position aus Kundensicht, fehlt ein festes Fundament für ein nachhaltiges<br />

Profilierungskonzept. Darüber hinaus ist es notwendig, eine solche Analyse<br />

möglichst an allen Verk<strong>auf</strong>sstandorten durchzuführen, um den lokalen Marktgegebenheiten,<br />

Wettbewerbern und Kundenbedürfnissen Rechnung zu tragen (ebenda S.<br />

336f.) Es eigenen sich am besten eine Mischung aus quantitativen und qualitativen<br />

Methoden.<br />

An dieser Stelle wird aus Raumgründen nicht <strong>auf</strong> die Erhebungsmethoden und –<br />

möglichkeiten im Rahmen <strong>einer</strong> regulären Verk<strong>auf</strong>sstellenanalyse eingegangen. <strong>Der</strong><br />

interessierte Leser sei <strong>auf</strong> die Ausführungen von Rudolph (1997, S. 347-396) verwiesen.<br />

<strong>Der</strong> Schwerpunkt der nachfolgenden Ausführungen beschränkt sich <strong>auf</strong> die Erweiterungen<br />

des Stufenkonzepts zur Profilierung, um den sparenden Konsumenten<br />

in die Profilierungsbemühungen zu integrieren.<br />

Die fünf relevanten Statements (Store Switching, POS Information, Hedonic Shopping<br />

Value Orientation, Vork<strong>auf</strong>information und Aktionsk<strong>auf</strong>) sollten zusammen mit<br />

der regulären Abfrage der Geschäftswahlmotive und den Fragen zur Filialbeurteilung<br />

in die Verk<strong>auf</strong>sstellenbefragung integriert werden. Auf diese Weise sind zielgruppenspezifische<br />

Auswertungen der Ist-Profile der Filiale möglich, d.h. die Bedürfnisse und<br />

Filialbeurteilungen der vier Sparertypen können gegenübergestellt werden.


Managementimplikationen 299<br />

In der vorliegenden Studie wurden keine Kunden eines bestimmten Händlers befragt.<br />

Die Ergebnisse haben eher den Charakter <strong>einer</strong> Passantenbefragung. Auch diese<br />

bietet Hinweise, insbesondere weil auch Nicht-Kunden befragt werden.<br />

Nachfolgend wurde der Datensatz der vorliegenden Studie <strong>auf</strong> Basis der vier Sparertypen<br />

den relevanten Auswertungen unterzogen, die in Schritt vier des Stufenkonzepts<br />

zur Integration des Sparers in die Unternehmensaktivitäten durchgeführt werden<br />

sollten. Zunächst werden die präferierten Haupthändler für Lebensmitteleinkäufe<br />

der vier Sparergruppen untersucht. Hierzu wurden die Probanden gefragt, wo sie<br />

hauptsächlich ihre Lebensmittel eink<strong>auf</strong>en. Die Probanden konnten nur ein Geschäft<br />

angeben.<br />

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Die Bescheidenen<br />

(N=133)<br />

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Die treuen Qualitätskäufer<br />

(N=104)<br />

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Die moderaten Muss-Sparer<br />

(N=120)<br />

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Die penetranten Smart Shopper<br />

(N=117)<br />

Abbildung 74: Präferierte Haupthändler für Lebensmitteleinkäufe der vier Sparertypen<br />

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300 Managementimplikationen<br />

Die Ergebnisse zeigen, <strong>das</strong>s Migros und Coop bei allen vier Sparertypen sehr beliebt<br />

sind. 47% der „Bescheidenen“ k<strong>auf</strong>en hauptsächlich bei der Migros ein. Ein ähnlich<br />

grosser Anteil (41%) tätigt seinen primären Lebensmitteleink<strong>auf</strong> bei Coop. Die anderen<br />

Händler spielen eine untergeordnete Rolle, wobei Aldi bei den „Bescheidenen“<br />

immerhin 4% dieses Segments <strong>auf</strong> sich vereinigen kann.<br />

Bei den „moderaten Muss-Sparern“ ist die Migros deutlich beliebter (49%). Dieser<br />

grössere Anteil geht hauptsächlich zu Lasten von Coop, welche nur noch 32% der<br />

Muss-Sparer anziehen. Die Discounter spielen eine etwas geringere Rolle als bei<br />

den Bescheidenen. Dies bestätigt somit die Ergebnisse aus der Segmentbeschreibung.<br />

Auch hier zeigte sich ein grosses Interesse der „Moderaten Muss-Sparer“ an<br />

einem qualitativ hochwertigen und innovativen Sortiment bei der Geschäftswahl.<br />

Anders sieht es bei den „treuen Qualitätskäufern“ aus. Hier erhält Coop mit 46% den<br />

grössten Marktanteil. Auch Nachbarschaftsläden sind bei den „treuen Qualitätskäufern“<br />

mit 6% deutlich beliebter als bei allen anderen Sparergruppen. Die Migros ist<br />

„nur“ bei 39% der Qualitätskäufer der präferierte Haupthändler für Lebensmittel. Dies<br />

könnte dar<strong>auf</strong> zurückzuführen sein, <strong>das</strong>s dieses Segment ein grosses Interesse an<br />

Marken und weniger an Eigenmarken hat (vgl. Beschreibung der vier Segmente in<br />

Tabelle 39). Die Migros führt im Vergleich zu Coop deutlich weniger Herstellermarken<br />

im Sortiment.<br />

Bei den „penetranten Smart Shoppern“ ist hingegen die Migros wieder der beliebteste<br />

Händler (49%). Zu Coop gehen nur 20% dieser Sparergruppe. Auch Aldi (13%),<br />

Lidl (5%), Denner (4%) und <strong>das</strong> grenznahe Ausland (7%) sind deutlich beliebter bei<br />

dieser Sparergruppe. Diese Läden scheinen <strong>auf</strong> der einen Seite sehr günstige Preise<br />

zu haben und gleichzeitig viele Aktionen, welche die „penetranten Smart Shopper“ für<br />

sich ausnutzen. Hier muss jedoch hinzugefügt werden, <strong>das</strong>s sich die penetranten<br />

Smart Shopper durch ein sehr starkes Store Switching auszeichnen, d.h. sie wechseln<br />

den Händler, falls es momentan eine attraktive Aktion bei einem anderen Händler<br />

gibt.<br />

Als nächstes gilt es herauszufinden, wie die einzelnen Konsumentengruppen <strong>das</strong><br />

Unternehmen beurteilen und welche Bedürfnisse sie haben. Als graphische Darstellung<br />

für die zentralen Imagedimensionen eignet sich hierfür <strong>das</strong> Zonenmodell der<br />

Profilierung.


Managementimplikationen 301<br />

Die Bescheidenen<br />

(N=133)<br />

Die treuen Qualitätskäufer<br />

(N=104)<br />

Abbildung 75:Bedürfnisprofile der vier Sparertypen<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Die moderaten Muss-Sparer<br />

(N=120)<br />

Die penetranten Smart Shopper<br />

(N=117)<br />

Im Zonenmodell der Profilierung können die Bedürfnisse und die Bewertungen <strong>einer</strong><br />

Verk<strong>auf</strong>sstelle graphisch dargestellt werden. Hierzu werden die Mittelwerte der Profilierungsinstrumente<br />

im Zonenmodell abgetragen. Bei der Betrachtung der vier Zonenmodelle<br />

springt schnell ins Auge, <strong>das</strong>s sich die vier Sparertypen bei ihren Bedürfnissen<br />

an einen Detailhändler stark unterscheiden. Das Preis-<br />

/Leistungsverhältnis spielt bei allen eine wichtige Rolle, jedoch sind die Bedürfnisse<br />

der moderaten Muss-Sparer und der penetranten Smart-Shopper diesbezüglich am


302 Managementimplikationen<br />

höchsten. Die Bescheidenen legen neben dem Preis besonderen Wert <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Sortiment<br />

und den Standort. Sie möchten gerne bequem eink<strong>auf</strong>en gehen.<br />

Auf die Frische des Lebensmittelsortiments legen sie besonderen Wert. Die moderaten<br />

Muss-Sparer sind etwas anspruchsvoller. Sie haben höhere Erwartungen an <strong>das</strong><br />

Preis-/Leistungsverhältnis, aber gleichzeitig auch höhere Ansprüche an <strong>das</strong> Sortiment,<br />

den Service, <strong>das</strong> Personal und die Standorte. Den „Treuen Qualitätssuchern“<br />

ist der Preis deutlich unwichtiger. Sie haben hohe Anforderungen an <strong>das</strong> Sortiment,<br />

<strong>das</strong> Personal und den Standort. Auch <strong>das</strong> Ladenlayout ist für sie wichtiger. Dies<br />

passt zu der Erkenntnis, <strong>das</strong>s die treuen Qualitätssucher sich auch gerne am POS<br />

inspirieren lassen. Die „Penetranten Smart Shopper“ hingegen fallen dadurch <strong>auf</strong>,<br />

<strong>das</strong>s sie die höchsten Anforderungen an <strong>das</strong> Preis-/Leistungsverhältnis haben, jedoch<br />

auch erwarten, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Sortiment, der Standort und der Service sehr gut sind.<br />

Die Werbung spielt bei ihnen im Vergleich zu allen anderen Sparergruppen die wichtigste<br />

Rolle. Aus der Werbung ziehen die „penetranten Smart Shopper“ offensichtlich<br />

die Information für Aktionen. Daher hat die Werbung eine grössere Bedeutung für<br />

sie.<br />

Eine Varianzanalyse (vgl. Tabelle 41) zeigt, <strong>das</strong>s zwischen den Sparertypen bei den<br />

Bedürfnissen Unterschiede existieren. Mit Ausnahme der Erwartungen an die Erreichbarkeit<br />

von Verk<strong>auf</strong>sstellen unterscheiden sich alle Bedürfnisse der Sparertypen<br />

signifikant.


Managementimplikationen 303<br />

Bescheidenen<br />

(N=133)<br />

Moderaten<br />

Muss-<br />

Sparer<br />

(N=120)<br />

Treuen Qualitätssucher<br />

(N=104)<br />

Penetranten<br />

Smart<br />

Shopper<br />

(N=117)<br />

p-Wert 1<br />

Preis/Leistungs-Verhältnis der Produkte** 5.82 6.23 5.54 6.44 0.000<br />

Dienstleistungsangebot (z.B. Garantie, Umtausch etc.)** 4.48 4.91 5.33 4.76 0.000<br />

Personal** 4.05 5.19 5.52 4.68 0.000<br />

Grosse Auswahl** 5.05 5.34 5.73 5.47 0.000<br />

Attraktives Sortiment** 5.23 5.63 6.00 5.46 0.000<br />

Frische** 5.92 6.49 6.58 6.40 0.000<br />

Verfügbarkeit der Produkte** 5.49 5.83 5.95 6.09 0.000<br />

Werbung für Waren und Dienstleistungen** 2.65 3.09 2.6 3.39 0.000<br />

Präsentation der Produkte** 4.20 4.49 5.14 4.19 0.000<br />

Bequemlichkeit und Eink<strong>auf</strong>satmosphäre im Laden** 4.61 5.13 5.37 4.68 0.000<br />

Erreichbarkeit (mit dem Auto, öffentlichen Verkehrsmitteln, zu<br />

Fuss)<br />

5.70 5.99 5.91 5.76 0.182<br />

Kundenkarte (z.B. individuelle Angebote über Kundenkarten)**<br />

* steht für p


304 Managementimplikationen<br />

Filialstandort:<br />

_____________________________<br />

Die Bescheidenen<br />

Die Moderaten Muss-Sparer<br />

Die treuen Qualitätskäufer<br />

Die penetranten Smart Shopper<br />

Bedürfnisprofil<br />

=> zeigt die Bedürfnisse der vier<br />

Sparertypen am Standort X<br />

Ist-Profil 1<br />

=> zeigt die Beurteilung der<br />

Verk<strong>auf</strong>sstelle aus Sicht der vier<br />

Sparertypen am Standort X<br />

1 Im vorliegenden Datensatz liegen keine filialspezifischen Bewertungen der Sparertypen vor. Diese müssen vom jeweiligen<br />

Unternehmen erhoben werden. Symbolisch wurde hierfür ein Fragzeichen eingefügt.<br />

Abbildung 76: Bedürfnis- und Ist-Profile der vier Sparertypen<br />

Quelle: Eigene Darstellung.


Managementimplikationen 305<br />

In der Studie wurde gezeigt, <strong>das</strong>s sich durch eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> die Einstellungen<br />

der Konsumenten zu Marken verändern. In der Untersuchung wurde <strong>auf</strong> die vier<br />

Markennutzen-Dimensionen zurückgegriffen, welche sich aus der Bedürfnispyramide<br />

von Maslow ableiten lassen (vgl. die Beschreibungen zum Markennutzen in Kapitel<br />

4.1.3). Hierbei wurde zwischen dem qualitativen, sozialen, ökonomischen und hedonistischen<br />

Markennutzen differenziert.<br />

<strong>Der</strong> qualitative Nutzen bezieht sich <strong>auf</strong> die Produktqualität, der ökonomische <strong>auf</strong> <strong>das</strong><br />

Preis-/Leistungsverhältnis. Diese zwei Nutzen lassen sich somit als rationale Dimension<br />

zusammenfassen. Dagegen bezieht sich der soziale Wert <strong>auf</strong> die emotionale<br />

Wirkung des Produkts beziehungsweise der Marke <strong>auf</strong> andere Menschen. Es geht<br />

also darum, ob man mit dieser Marke <strong>das</strong> soziale Selbstkonzept verbessern kann<br />

bveziehungsweise andere Leute durch den Konsum beeindrucken kann. <strong>Der</strong> hedonistische<br />

Wert bezieht sich <strong>auf</strong> die Gefühle, die mit dem Produkt verbunden sind.<br />

Insbesondere sind der emotionale Genuss und die Freude am Konsum dieses Produkts<br />

zu nennen. Es spielt eine grosse Rolle, ob <strong>das</strong> Produkt zum eigenen Selbstkonzept<br />

passt. Den sozialen und hedonistischen Wert könnte man als emotionale<br />

Dimension zusammenfassen. Auch Sweeney und Soutar (2001) verwenden diese<br />

vier Nutzenkategorien.<br />

Im Rahmen der vorliegenden Studie konnte gezeigt werden, <strong>das</strong>s die rationale Nutzendimension<br />

bei Sparern an Relevanz gewinnt. Sparer haben gesteigerte ökonomische<br />

Bedürfnisse. Bei den qualitativen Bedürfnissen sind manche Sparer („die Bescheidenen“)<br />

bereit, Abstriche zu machen. <strong>Der</strong> „Moderate Muss-Sparer“ hingegen<br />

hat weiterhin hohe Bedürfnisse an die Qualität. Soziale und hedonistische Bedürfnisse<br />

sind weniger relevant. Die Untersuchung hat insbesondere gezeigt, <strong>das</strong>s der hedonistische<br />

Nutzen durch die <strong>Sparnotwendigkeit</strong> weniger wichtig wird. Insgesamt<br />

wird bei Sparern die rationale Nutzendimension wichtiger, während die emotionale<br />

Nutzendimension in den Hintergrund rückt.<br />

Für Handelsunternehmen wäre es im Zuge des Profilierungsprozesses gut, wenn sie<br />

die Wahrnehmung ihrer zentralen Marken bei den verschiedenen Zielgruppen untersuchen<br />

könnten. Auf diese Weise können sie nicht nur für die gesamte Filiale (Filialprofilierung),<br />

sondern auch für die eigenen Marken (Markenprofilierung) zielgruppenspezifische<br />

Profilierungsmassnahmen ableiten.<br />

Eine Stärke des Zonenmodells ist die kurze, prägnante und übersichtliche Darstellung<br />

der Imagedimensionen. Anschauliche Modelle, die komplexe Sachverhalte auch<br />

für „Statistikanfänger“ leicht interpretierbar darstellen, zeigen in der Praxis eine hohe


306 Managementimplikationen<br />

Akzeptanz und Verwendung (Einhorn 2005). Für den Anwender im Handelsmanagement<br />

sollte eine ähnlich übersichtliche Darstellung für <strong>das</strong> Markenprofil verwendet<br />

werden. In Anlehnung an die drei Zonen des Profilierungsmodells (Sicherheitszone,<br />

Profilierungszone und Früherkennungszone) wurde diese Unterteilung auch für<br />

<strong>das</strong> Markenprofil übernommen.<br />

Abbildung 77: Zonenmodell der Markenprofilierung<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Die Abbildung zeigt die vier Wertkategorien des Markenwertprofils. In der Vertikalen<br />

ist die rationale Dimension (ökonomischer Wert und qualitativer Wert), in der horizontalen<br />

die emotionale Dimension (sozialer Wert und hedonistischer Wert) eingetragen.<br />

Neben dem Verk<strong>auf</strong>sstellenimage gilt es folglich im Rahmen der Marktanalyse auch<br />

<strong>das</strong> Markenprofil und die Markenwertbedürfnisse zu erheben. Die nachfolgende Abbildung<br />

zeigt die prägnante Darstellung der Markenwertbedürfnisse für die vier Sparertypen.


Managementimplikationen 307<br />

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Die Bescheidenen<br />

(N=133)<br />

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Die treuen Qualitätskäufer<br />

(N=104)<br />

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Abbildung 78: Markenwertprofile der vier Sparertypen (<strong>auf</strong> Basis der Bedürfnisse)<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Die moderaten Muss-Sparer<br />

(N=120)<br />

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Die penetranten Smart Shopper<br />

(N=117)<br />

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Die Abbildungen der Markenwertprofile zeigen grosse Unterschiede zwischen den<br />

vier Sparertypen. Die blaue Fläche der Bescheidenen ist recht klein, was dar<strong>auf</strong> hindeutet,<br />

<strong>das</strong>s in allen vier Wertkategorien sehr geringe Ansprüche an die Produkte<br />

vorherrschen. Insgesamt sind die Ausprägungen <strong>auf</strong> der Horizontalen sehr gering<br />

und <strong>auf</strong> der Vertikalen etwas höher. Dies zeigt, <strong>das</strong>s bei der Produktwahl eher ratio-


308 Managementimplikationen<br />

nale Gründe dominierend sind. Bei den moderaten Muss-Sparern fällt eine stärkere<br />

Ausprägung in der Vertikalen <strong>auf</strong>. Sie haben höhere Bedürfnisse an günstige Preise<br />

und auch an die Qualität. <strong>Der</strong> treue Qualitätskäufer hat deutlich geringere ökonomische<br />

Ansprüche, aber sehr hohe qualitative Ansprüche. Darüber hinaus ist die Horizontale<br />

breiter ausgeprägt, d.h. emotionale Werte spielen bei der Produktwahl eine<br />

grössere Rolle. <strong>Der</strong> penetrante Smart-Shopper hat <strong>auf</strong> der Vertikalen in beide Richtungen<br />

hohe Werte, d.h. er hat sehr hohe Qualitäts- und Preisansprüche. Diese Ergebnisse<br />

konnten auch bei der deskriptiven Analyse gezeigt werden. Die gewählte<br />

graphische Darstellung vermittelt die Ergebnisse anschaulicher. Zudem kann <strong>das</strong><br />

Markenwertprofil auch wie <strong>das</strong> Profilierungsmodell als Managementtool genutzt werden,<br />

um Massnahmen in <strong>das</strong> Modell einzutragen, mit welchen man die jeweilige Dimension<br />

profilieren möchte.<br />

Bei der Anwendung des Modells in der Praxis sollten nicht nur die Bedürfnisse, sondern<br />

auch die Beurteilung der zentralen Marken durch den Kunden untersucht werden.<br />

In der vorliegenden Studie wurden keine konkreten Marken für ein Unternehmen<br />

abgefragt. Das Vorgehen verläuft analog zur Erhebung des Ist-Profils der Verk<strong>auf</strong>sstelle.


Managementimplikationen 309<br />

13.5 Schritt 5: Strategie- und Profitabilitätsfit beurteilen<br />

„Wer nicht weiß, wo er hin will,<br />

darf sich nicht wundern,<br />

wenn er woanders ankommt.“<br />

Mark Twain<br />

Im nächsten Schritt gilt es, ein Soll-Profil für die Verk<strong>auf</strong>sstelle und die zentralen<br />

Marken <strong>auf</strong>zustellen. Danach sollte analysiert werden, wie häufig welcher Sparertyp<br />

in der Umgebung der jeweiligen Verk<strong>auf</strong>sstelle vertreten ist.<br />

Dann wird ein Strategie- und Profitabilitätsfit für die vier Sparergruppen durchgeführt.<br />

Auf Basis dessen muss entschieden werden, welche Konsumenten sich aus strategischer<br />

Sicht mit dem Soll-Profil vereinbaren lassen und welche Konsumenten nicht<br />

aktiv bearbeitet werden. Auch die Rendite-Seite sollte dabei berücksichtigt werden.<br />

Es wird nun <strong>auf</strong> die genannten Aspekte einzeln eingegangen.<br />

„Unter einem Ziel wird ein angestrebter, künftiger Zustand der Realität verstanden,<br />

den ein Unternehmen anhand der Ergebnisse der in der Situationsanalyse ermittelten<br />

internen und externen Rahmenbedingungen definiert“ (Nieschlag/Dichtl/Hörschgen<br />

1988, S. 829). Das Management definiert ein Soll-Profil. Hierbei wird für jedes der<br />

acht Profilierungsinstrumente festgelegt, ob man sich mit diesem Instrument von der<br />

Konkurrenz abheben möchte (Profilierungszone) oder nur die Basisanforderungen<br />

(Sicherheitszone) der Kunden erfüllten möchte. <strong>Der</strong> Prozess zur Bestimmung eines<br />

Soll-Profils soll aus Raumgründen an dieser Stelle nicht vertieft werden. <strong>Der</strong> interessierte<br />

Leser sei <strong>auf</strong> die Ausführungen von Rudolph (1993, S. 365ff.) verwiesen. Die<br />

Beschreibungen konzentrieren sich hier eher <strong>auf</strong> die Integration der Sparer in diesen<br />

Profilierungsprozess. Um den Prozess genauer zu verdeutlichen wird im Folgenden<br />

<strong>auf</strong> ein Beispielunternehmen aus dem Datensatz zurückgegriffen und ein hypothetisches<br />

Soll-Profil festgelegt.


310 Managementimplikationen<br />

Soll-Profil der Verk<strong>auf</strong>sstelle Soll-Profil der zentralen Eigenmarken<br />

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Abbildung 79: Hypothetisches Soll-Profil für die Verk<strong>auf</strong>sstelle und die zentralen Eigenmarken<br />

Quelle: Eigene Darstellung.


Managementimplikationen 311<br />

In der Abbildung wird ein strategisches Soll-Profil für die Verk<strong>auf</strong>sstelle und Soll-<br />

Profile für die zentralen Eigenmarken definiert. An dem Verk<strong>auf</strong>sstellenprofil wird<br />

deutlich, <strong>das</strong>s sich dieser Händler besonders mit seinem Sortiment von der Konkurrenz<br />

abheben möchte. Bei diesem Instrument wird fast die gesamte Profilierungszone<br />

ausgefüllt. Auch <strong>das</strong> Ladenlayout, der Standort und <strong>das</strong> Personal spielen für dieses<br />

hypothetische Beispielunternehmen aus strategischer Sicht eine wichtige Rolle.<br />

In den Bereichen Technologie, Marktbearbeitung, Preis und Service möchte <strong>das</strong> Unternehmen<br />

hingegen nur die Basisanforderungen erfüllen.<br />

Die Soll-Profile der Eigenmarken müssen <strong>auf</strong> <strong>das</strong> jeweilige Unternehmen angepasst<br />

werden. Es können an dieser Stelle nur generische Positionierungen von Eigenmarken<br />

vorgestellt werden. Diese orientieren sich an den Ausführungen von Kumar und<br />

Steenkamp (2007). Die drei strategischen Positionierungsoptionen von Eigenmarken<br />

wurden im Grundlagenkapitel (vgl. Kapitel 4.1.1) beschrieben. An der Markenwertprofil-Darstellung<br />

wird die strategische Ausrichtung der Einzelmarken sehr deutlich.<br />

Die Preiseinstiegsmarke profiliert sich fast ausschliesslich über den ökonomischen<br />

Wert, d.h. den Preis. Qualitativ werden nur Basisbedürfnisse befriedigt. Auch emotionale<br />

Aspekte spielen nur eine sehr geringe Rolle. Die klassische Eigenmarke rückt<br />

den Preis etwas in den Hintergrund, dafür steigt auch <strong>das</strong> angestrebte qualitative<br />

Niveau. Die Premium-Eigenmarke profiliert sich fast ausschliesslich über die hohe<br />

Qualität. Hier werden Spitzenleistungen angestrebt. Daneben spielt auch die emotionale<br />

Dimension eine wichtigere Rolle. So handelt es sich um ein Premium-Produkt,<br />

was somit auch eine gewisse Prestige-Funktion gegenüber anderen ausübt. Ausserdem<br />

ist auch der angestrebte hedonistische Wert stark ausgeprägt, d.h. der K<strong>auf</strong> beziehungsweise<br />

der Konsum der Marke soll auch ein emotionaler Genuss sein.<br />

Für <strong>das</strong> Soll-Profil der Verk<strong>auf</strong>sstelle und <strong>das</strong> Soll-Profil der Eigenmarken gilt es als<br />

nächstes eine Strategie-Fit-Analyse mit den vier Sparertypen durchzuführen. Dabei<br />

steht die Frage im Zentrum: Welche Sparertypen lassen sich mit meinen angestrebten<br />

Soll-Profilen vereinbaren und welche Sparer sollten nicht mehr aktiv bearbeitet<br />

werden. Oder mit anderen Worten: welchen Sparer lohnt es sich zu halten, welcher<br />

sollte <strong>auf</strong>gegeben werden und welche Kunden sollten entwickelt werden.


312 Managementimplikationen<br />

Abbildung 80: Beurteilung des Strategie-Fit der vier Sparertypen<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Die Abbildung zeigt schematisch eine solche Strategie-Fit-Analyse. Im Zentrum stehen<br />

die entwickelten strategischen Soll-Profile der Verk<strong>auf</strong>sstelle und der Eigenmarken.<br />

Diese Soll-Profile müssen mit den Bedürfnis-Profilen der vier Sparertypen verglichen<br />

werden.<br />

Bei den Verk<strong>auf</strong>sstellenprofilen fällt <strong>auf</strong>, <strong>das</strong>s die angestrebte Soll-Profilierung über<br />

<strong>das</strong> Sortiment und den Standort sich prinzipiell mit allen vier Sparertypen vereinbaren<br />

lässt. Alle Sparer zeigen hohe Bedürfnisse in Bezug <strong>auf</strong> diese beiden Instrumente.<br />

Unterschiede gibt es hingegen bei den Anforderungen an die Preise. Vor allem die<br />

„penetranten Smart Shopper“, aber auch die „Moderaten Muss-Sparer“ haben hier<br />

deutlich höhere Bedürfnisse als im Soll-Profil der Verk<strong>auf</strong>sstelle vorgesehen ist. Den<br />

grössten strategischen Fit zum Verk<strong>auf</strong>sstellenprofil im <strong>auf</strong>gezeigten Fall haben die<br />

„treuen Qualitätskäufer“ mit dem Soll-Profil des hypothetischen Unternehmens.


Managementimplikationen 313<br />

Nun gilt es, den strategischen Fit zwischen den Eigenmarken und den vier Sparertypen<br />

zu untersuchen. Beispiele für die drei Eigenmarkenpositionierungen sind bei der<br />

Migros beispielsweise: M-Budget (Preiseinstiegslinie), Migros Classic (klassische<br />

Eigenmarke) und Selection (Premium-Eigenmarke).<br />

Ein grosser Vorteil der Darstellungsart des Markenwerts ist die einfache Überprüfung<br />

des Markenfits. Hierzu kann wie bei Bauklötzen überlegt werden, welche Profile sehr<br />

ähnlich sind und welche nicht zueinander passen. Die grüne Fläche der Marken-<br />

Bedürfnisse von den „treuen Qualitätssucher“ passt sehr gut zu der roten Fläche der<br />

Premium-Eigenmarke. Dies gibt einen ersten Hinweis dar<strong>auf</strong>, <strong>das</strong>s die Premium-<br />

Eigenmarke besonders für die treuen Qualitätssucher vermarktet werden sollte. Die<br />

rote Fläche der klassischen Eigenmarke passt recht gut zu der grünen Fläche der<br />

Markenbedürfnisse der „Bescheidenen“. Diese klassische Marke könnte für die „Bescheidenen“<br />

also als echter Kompromiss zwischen guter Qualität und gutem Preis<br />

vermarktet werden. Auch die „moderaten Muss-Sparer“ könnten sich von der Positionierung<br />

der klassischen Eigenmarke angesprochen fühlen. Die Zuordnung der<br />

Preiseinstiegseigenmarke fällt schwerer. Die Anforderungen an den Preis passen am<br />

besten zu den Bedürfnissen der „penetranten Smart Shopper“, jedoch haben diese<br />

gleichzeitig sehr hohe qualitative Bedürfnisse. Es ist zu vermuten, <strong>das</strong>s Smart Shopper<br />

statt der Preiseinstiegsmarke lieber eine Premium-Marke im Sonderangebot k<strong>auf</strong>en.<br />

Insgesamt zeigt sich, <strong>das</strong>s die „treuen Qualitätskäufer“ den besten strategischen Fit<br />

und die „penetranten Smart-Shopper“ den geringsten strategischen Fit mit dem hypothetischen<br />

Unternehmen haben.<br />

Neben dem Strategischen-Fit sollte jedoch auch der Profitabilitäts-Fit beurteilt werden.<br />

Hierzu kann <strong>auf</strong> die individuelle Beurteilung der einzelnen Sparverhaltensverhaltensweisen<br />

aus Schritt 2 des Stufenkonzepts zurückgegriffen werden. Dort hat <strong>das</strong> Management<br />

die Sparverhaltensweisen in Bezug <strong>auf</strong> Chancen und Risiken eingeschätzt.<br />

Dies gilt es nun <strong>auf</strong> die Profitabilität der vier identifizieren Sparertypen zu<br />

übertragen.


314 Managementimplikationen<br />

Zu beurteilende Sparverhaltensweise<br />

Vork<strong>auf</strong>phase<br />

K<strong>auf</strong>phase<br />

Bescheidenen<br />

Moderaten<br />

Muss-Sparer<br />

Treuen<br />

Qualitätssucher<br />

Penetranten<br />

Smart Shopper<br />

Vork<strong>auf</strong>information 0 + -- ++<br />

Internetsparen -- -- --- -<br />

Verzicht - 0 -- +<br />

Store Switching - + -- +++<br />

Planning + ++ + +++<br />

Convenience Orientation ++ + ++ +<br />

POS Information + ++ - +++<br />

Preisorientierter K<strong>auf</strong> 0 + - ++<br />

Aktionsk<strong>auf</strong> + ++ -- +++<br />

Eigenmarkenk<strong>auf</strong> + ++ - +++<br />

Abwechslungsk<strong>auf</strong> - + + -<br />

Impulsk<strong>auf</strong> + + ++ --<br />

Unsicherheitsk<strong>auf</strong> 0 0 -- --<br />

Irrationaler Spark<strong>auf</strong> - - -- --<br />

Preisverhandlung -- -- --- -<br />

Finanzierungsk<strong>auf</strong> --- --- --- ---<br />

Legende: Die +, - und 0-Zeichen geben an, wie stark der Sparertyp diese Verhaltensweise zeigt; „+++“ = sehr stark; „++“ =<br />

stark; „+“ = moderat stark; „0“ = neutral: „-“ = moderat schwach; „- -“= schwach; „- - -“ = sehr schwach<br />

Die Farben geben den Profitabilitäts-Fit an.<br />

Abbildung 81:Exemplarische Beurteilung des Profitabilitäts-Fit<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Positiver Profitabilitäts-<br />

Fit<br />

Negativer-Profitabilitäts-<br />

In der Abbildung wurde eine mögliche Bewertung der einzelnen Verhaltensweisen für<br />

die vier Sparertypen vorgenommen. Grün signalisiert einen positiven Profitabilitäts-<br />

Fit. Rot steht für einen negativen Profitabilitäts-Fit. Diese Bewertung muss individuell<br />

vom Unternehmen vorgenommen werden. Ein Geschäft, welches sich beispielsweise<br />

hauptsächlich <strong>auf</strong> Produkte im Preiseinstiegssegment fokussiert und dementsprechend<br />

auch seine Geschäftsprozesse dar<strong>auf</strong> abgestimmt hat, beurteilt einen „preisorientierten<br />

Eink<strong>auf</strong>“ vermutlich anders als ein Premium-Geschäft. Darüber hinaus<br />

hängt die Beurteilung stets von den bisherigen Aktivitäten in diesem Bereich ab.<br />

Wenn ein Unternehmen beispielsweise in der Vork<strong>auf</strong>phase wenig Präsenz zeigt,<br />

wird es die zunehmende Vork<strong>auf</strong>information als negativ beurteilen. Ein Unternehmen,<br />

welches viel Werbung macht und in allen Informationskanälen <strong>auf</strong>fällt, beurteilt<br />

eine zunehmende Information in der Vork<strong>auf</strong>phase anders. Es wird bewusst von ei-<br />

Fit


Managementimplikationen 315<br />

nem „Fit“ gesprochen und nicht von <strong>einer</strong> absoluten Grösse. Die Farbkennzeichnungen<br />

in der Abbildung sind exemplarisch.<br />

Es wird deutlich, <strong>das</strong>s der „treue Qualitätssucher“ sehr profitabel zu sein scheint,<br />

während der penetrante Smart Shopper unprofitabel ist. Dies ist insbesondere <strong>auf</strong><br />

seinen preisorientierten Eink<strong>auf</strong>, seine vielen Aktionskäufe und seine geringe Affinität<br />

zu Impulskäufen zurückzuführen. Hinzu kommt sein intensives Store Switching,<br />

wodurch sich viele Mischkalkulationen, die hinter <strong>einer</strong> Preisaktion stecken, nicht<br />

mehr auszahlen. In der Praxis erscheint es auch sinnvoll, Gewichtungsfaktoren für<br />

die einzelnen Sparverhaltensweisen einzuführen. So könnte man z. B. dem „Store<br />

Switching“ einen höheren Faktor als der POS-Information zuweisen, weil sich Store<br />

Switching in der Regel negativer <strong>auf</strong> die Profitabilität auswirkt als die Informationssuche<br />

nach Angeboten im Geschäft.<br />

Um die Auswirkungen der verschiedenen Sparverhaltensweisen besser beurteilen zu<br />

können und ein Gefühl für die eigene Kundschaft zu bekommen, ist es neben den<br />

generellen Strategie- und Profitabilitätsanalysen relevant, welcher Sparertyp im eigenen<br />

Unternehmen wie stark vertreten ist. Dies ist <strong>auf</strong> Basis der Verk<strong>auf</strong>sstellenbefragung<br />

durch die Sparsegmentierungsfragen möglich. Auf Basis des vorliegenden Datensatzes<br />

ergeben sich beispielsweise folgende Verteilungen für die Grossverteiler<br />

Migros und Coop.<br />

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(N=111)<br />

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Coop<br />

(N=89)<br />

Abbildung 82: Anteile der vier Sparertypen im Kundenstamm der Grossverteiler<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

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316 Managementimplikationen<br />

Für die Abbildungen der Anteile der vier Sparertypen wurde bewusst nur der Teil der<br />

Probanden verwendet, welche keine Sparmanipulation bekommen haben. Die Probanden<br />

haben somit unbeeinflusst ihre Verhaltensweisen und ihren präferierten<br />

Händler angegeben. Es ist aber davon auszugehen, <strong>das</strong>s die <strong>auf</strong>gezeigten Anteile<br />

bei Migros und Coop die Realität gut wiederspiegeln. Bei der Migros dominieren die<br />

„moderaten Muss-Sparer“ (33%). Daneben hat die Migros grosse Kundenanteile der<br />

„Bescheidenen“ (23%) und der „treuen Qualitätssucher“ (26%). Die Migros scheint<br />

somit ein breites Spektrum an verschiedenen Kundensegmenten befriedigen zu können.<br />

Auffällig ist, <strong>das</strong>s jeder fünfte Kunde bei der Migros ein penetranter Smart<br />

Shopper zu sein scheint. Viele Kunden nutzen offensichtlich die zahlreichen Preisaktionen<br />

der Migros aus und sind gleichzeitig sehr illoyal beziehungseise betreiben intensives<br />

Store Switching, d.h. 18% der Migros-Kunden k<strong>auf</strong>en zwar hauptsächlich<br />

dort ein, wechseln jedoch zu einem anderen Händler, sobald dieser ein attraktives<br />

Angebot hat.<br />

Bei Coop ist die Gruppe der „penetranten Smart Shopper“ deutlich weniger vertreten.<br />

Nur 4% der Kundschaft bei Coop entspricht diesem Konsumententyp. Coop scheint<br />

offensichtlich die Smart Shopper weniger anzuziehen oder bearbeitet diese Sparergruppe<br />

bewusst nicht mit Marketingaktivitäten. <strong>Der</strong> vorherrschende Sparertyp bei<br />

Coop sind die treuen Qualitätssucher, d.h. jedoch nicht, <strong>das</strong>s bei Coop die Kunden<br />

kein Sparinteresse haben. Auch bei Coop gehören 25% der Konsumenten zum Typ<br />

des „Moderaten Muss-Sparers“, d.h. dem Konsument mit hohen Ansprüchen, der<br />

sich von Zeit zu Zeit etwas einschränken muss. Auch die „Bescheidenen“ sind mit<br />

33% bei Coop häufig vertreten.<br />

Auf Basis der Analyse zum Strategie- und Profitabilitäts-Fit kann als nächstes die<br />

Managemententscheidung getroffen werden, welche Sparergruppe entwickelt, gehalten<br />

oder <strong>auf</strong>gegeben werden sollte. Die nachfolgende 2x2 Matrix dient als Orientierungshilfe.<br />

Ein Kunde, dessen Bedürfnisse sich gut mit dem Soll-Profil des Unternehmens<br />

vereinbaren lassen und der gleichzeitig profitabel zu sein scheint, sollte<br />

entwickelt werden. Hier ist <strong>das</strong> Ziel, mit dem Kunden zu wachsen. Ein Kunde, der<br />

zwar nicht so gut zum eigenen Profil passt, jedoch sehr profitabel ist, sollte gehalten<br />

werden und die Zahlungsbereitschaft sollte sukzessive abgeschöpft werden. Das<br />

Unternehmen sollte <strong>das</strong> eigene Profil nicht verwässern und zu sehr <strong>auf</strong> Kunden eingehen,<br />

die nicht zur strategischen Grundorientierung passen. Falls sich Kunden zwar<br />

sehr gut mit dem Soll-Profil vereinbaren lassen, aber eher unprofitabel sind, sollte


Managementimplikationen 317<br />

versucht werden, diese zu halten. Hierbei handelt es sich vermutlich um einen klassischen<br />

Sparer, der sich einschränken muss. Die Ausführungen in Kapitel 3 haben gezeigt,<br />

<strong>das</strong>s <strong>das</strong> Sparverhalten häufig nur temporärer Natur ist. Es lohnt sich daher<br />

den Kunden zu halten. Auf diese Weise kann <strong>das</strong> Unternehmen eine emotionale Beziehung<br />

zu dem Kunden <strong>auf</strong>bauen und zu einem späteren Zeitpunkt von höheren<br />

Zahlungsbereitschaften profitieren. Ein Kunde, dessen Bedürfnisse sich nicht mit<br />

dem Soll-Profil vereinbaren lassen und der sich unprofitabel für <strong>das</strong> Unternehmen<br />

verhält, sollte <strong>auf</strong>gegeben werden.<br />

Profitabilitäts-Fit<br />

Abbildung 83:Matrix zur Einordnung des Kunden<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Strategie-Fit<br />

niedrig hoch<br />

niedrig Kunden <strong>auf</strong>geben Kunden halten<br />

hoch Kunden halten Kunden entwickeln<br />

Trägt man die vier Sparertypen in diese Strategie-Profitabilitäts-Matrix ein, so ergibt<br />

sich <strong>auf</strong> Basis der bisherigen Erkenntnisse folgendes Bild (vgl. Abbildung 84). Das<br />

Soll-Profil des vorliegenden hypothetischen Unternehmens lässt sich gut mit den Bedürfnissen<br />

der „treuen Qualitätssucher“ vereinbaren. Diese Gruppe zeichnet sich<br />

durch eine hohe Profitabilität aus, weil sie Mehrwertprodukte k<strong>auf</strong>en, wenig aktionsgetrieben<br />

sind, sehr loyal sind und sich am POS zu neuen Produkten inspirieren lassen.<br />

Dieses Kundensegment sollte daher <strong>auf</strong> jeden Fall entwickelt werden. Die Bedürfnisse<br />

der „Bescheidenen“ lassen sich bedingt mit dem gewählten Soll-Profil vereinbaren.<br />

Die Profitabilität ist mittelmässig. Sie k<strong>auf</strong>en keine Mehrwertprodukte, k<strong>auf</strong>en<br />

im Laden Aktionen, aber sind dem Händler treu. Mischkalkulationen können bei<br />

dieser Sparergruppe <strong>auf</strong>gehen, weil sie affin für Impulskäufe sind. Diese Sparergruppe<br />

sollte gehalten werden. Sie entwickeln sich eventuell zu späterer Zeit zu treuen<br />

Qualitätssuchern. Es wurde festgestellt, <strong>das</strong>s die Bescheidenen häufig noch jung<br />

sind. Wenn in jungen Jahren bereits eine emotionale Beziehung zum Händler <strong>auf</strong>gebaut<br />

wird, kann <strong>das</strong> Unternehmen eventuell später von höheren Zahlungsbereitschaften<br />

profitieren. Die „Moderaten Muss-Sparer“ haben hohe qualitative Anforderungen


318 Managementimplikationen<br />

an <strong>das</strong> Sortiment. Strategisch passen sie teilweise zum strategischen Soll-Profil des<br />

Unternehmens. Sie zeichnen sich jedoch durch häufigen Aktionsk<strong>auf</strong> und teilweise<br />

Store Switching aus. Diese Konsumenten müssen sich finanziell einschränken. Es<br />

könnte sich bei dieser Gruppe auch lohnen, diese Sparergruppe zu halten, die emotionale<br />

Beziehung zum Händler auszubauen und im Geschäft seine Preis- und Qualitätsbedürfnisse<br />

durch attraktive klassische Eigenmarken zu befriedigen. Auch bei<br />

diesem Konsumententyp könnte die <strong>Sparnotwendigkeit</strong> nur temporärer Natur sein,<br />

was dafür spricht, den Kunden zu halten.<br />

Die penetranten Smart Shopper hingegen haben hohe Anforderungen an die Qualität,<br />

jedoch noch höhere Ansprüche an den Preis. Sie lassen sich nicht gut mit dem<br />

strategischen Soll-Profil vereinbaren. Sie nutzen jede Möglichkeit zu sparen aus,<br />

greifen besonders gerne bei reduzierten Markenartikeln zu und wechseln sehr häufig<br />

den Händler. Dieser Konsumententyp empfindet hedonistische Gefühle bei der<br />

Schnäppchensuche. Er hat kein Interesse daran, eine emotionale Beziehung zu einem<br />

Händler <strong>auf</strong>zubauen, sondern agiert rein schnäppchengetrieben. Dieser Konsumententyp<br />

sollte nicht aktiv bearbeitet werden.<br />

Profitabilitäts-Fit<br />

niedrig<br />

hoch<br />

Abbildung 84:Matrix zur Einordnung des Kunden<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Strategie-Fit<br />

niedrig hoch<br />

Penetrante Smart Shopper<br />

Bescheidenen<br />

Moderaten Muss-Sparer<br />

Treuen Qualitätssucher<br />

Es sei an dieser Stelle noch einmal dar<strong>auf</strong> hingewiesen, <strong>das</strong>s in Abhängigkeit des<br />

verfolgten Geschäftsmodells, die Entscheidung, welche Sparergruppen gehalten,<br />

entwickelt oder <strong>auf</strong>geben werden, anders ausfallen könnten.


Managementimplikationen 319<br />

13.6 Schritt 6: Profilierungsmassnahmen ableiten<br />

Im nächsten Schritt des Stufenkonzepts geht es darum, die vagen Positionierungsziele<br />

durch konkrete Massnahmen zu fundieren. Das Geschäftsmodell beziehungsweise<br />

<strong>das</strong> definierte Soll-Profil dient dafür als Grundlage. Für jedes Instrument im<br />

Zonenmodell müssen Massnahmen definiert werden, mit dessen Hilfe die angestrebte<br />

Profilierung erreicht oder die Bestehende gehalten werden soll.<br />

Die Ergebnisse der Marktbeobachtung sollten bei der Massnahmenplanung berücksichtigt<br />

werden. Im Folgenden wird ein Katalog von über zwanzig verschiedenen Profilierungsmassnahmen<br />

im Umgang mit sparenden Konsumenten vorgestellt. Alle vorgeschlagenen<br />

Massnahmen basieren <strong>auf</strong> den empirischen Ergebnissen der vorliegenden<br />

Studie. Die Massnahmen können nicht 1:1 <strong>auf</strong> andere Unternehmen übertragen<br />

werden. So gibt es von Branche zu Branche Unterschiede, die eigenen Kompetenzen<br />

und Ressourcen und vor allem <strong>das</strong> Geschäftsmodell spielen bei der Auswahl<br />

der Massnahmen im Umgang mit sparenden Konsumenten eine grosse Rolle. Während<br />

ein Discounter vor allem bei den Massnahmen ansetzen sollte, welche seine<br />

Profilierung im Bereich Preis stützen, gilt es bei einem Content und Channel Retailer,<br />

Massnahmen für Sparer mit den Instrumenten voranzutreiben, die ohnehin für die<br />

Profilierung genutzt werden. Auch sollte es nicht <strong>das</strong> Ziel sein, zwanzig Massnahmen<br />

gleichzeitig umzusetzten. Die vorgeschlagenen Massnahmen sollen lediglich Handelsmanagern<br />

als Unterstützung bei der Ideengenerierung helfen.<br />

Bei Massnahmen zur Marktbearbeitung können generell drei Archetypen unterschieden<br />

werden. Lange Zeit wurde fast ausschliesslich ein anonymes Massen-Marketing<br />

angewendet. Hierbei handelt es sich um ein Marketing-Programm, welches sich an<br />

den gesamten Massenmarkt richtet. Eine etwas differenziertere Marktbearbeitung<br />

<strong>das</strong> zielgruppenspezifische Marketing. Dieses basiert <strong>auf</strong> <strong>einer</strong> Adaption des Marketing<br />

für einzelne Kundensegmente. Die individuellste Form des Marketing ist <strong>das</strong> One-to-One-Marketing.<br />

Hierbei wird jeder Kunde, häufig durch elektronische Medien,<br />

individuell bearbeitet (Reutterer 2003, S. 56). Bei den vorgeschlagenen Massnahmen<br />

handelt es sich primär um ein zielgruppenspezifisches Marketing. Wie in den bisherigen<br />

Schritten <strong>auf</strong>gezeigt wurde, ist eines der Ziel, manche Sparergruppen, wie z.B.<br />

die penetranten Smart Shopper, nicht mehr aktiv zu bearbeiten. Dies ist über One-to-<br />

One-Marketing möglich.


320 Managementimplikationen<br />

Die Massnahmen zum Umgang mit sparenden Konsumenten im Unternehmen lassen<br />

sich grob in drei Kategorien unterteilen. Auf der einen Seite kann versucht werden,<br />

die Sparintensivität der Konsumenten zu reduzieren. Die Ergebnisse der Moderatorenanalyse<br />

liefern hierfür wichtige Hinweise. Daneben gibt es Massnahmen, welche<br />

<strong>auf</strong> den identifizierten Verhaltensweisen von Sparern <strong>auf</strong>bauen. Ausserdem sollte<br />

auch berücksichtigt werden, <strong>das</strong>s ein Unternehmen nicht zu 100% aus Sparern<br />

besteht. Auch für die Nicht-Sparer gilt es daher, Massnahmen zu definieren. Es wird<br />

nun jede Massnahme kurz beschrieben und die involvierten Profilierungsinstrumente<br />

angegeben.


Managementimplikationen 321<br />

A. Sparverhalten nutzen<br />

1. Gönn-Dir-Was-Angebote<br />

2. Temporäre Angebote ausserhalb<br />

des Kernsortiments<br />

3. Inspiration in der Vork<strong>auf</strong>phase<br />

4. Wettbewerbsfähigkeit bei<br />

Eckartikeln sicherstellen<br />

5. Economy Variante bestehender<br />

Marken und Dienstleistungen<br />

anbieten<br />

6. Preiseinstiegssegment überarbeiten<br />

7. Geschäftsmodell Evolution<br />

8. Die neue Mitte der Eigenmarken<br />

etablieren<br />

9. Channel-orientiere Preisdifferenzierung<br />

10. Risikoaversion berücksichtigen<br />

und Vertrauen schaffen<br />

11. Günstige Standorte ausserhalb<br />

der Stadtzentren wählen<br />

12. One-to-One und segmentspezifisches<br />

Marketing<br />

B. Sparintensität der<br />

Konsumenten reduzieren<br />

1. Involvement erhöhen<br />

2. Risikotransparenz fördern<br />

3. Treue fördern<br />

4. Positive Zukunftserwartungen<br />

<strong>auf</strong>bauen und nutzen<br />

5. Preisvertrauen schaffen<br />

13. Synthesen aus hedonistischem<br />

Konsum und Sparen<br />

entwickeln<br />

Tabelle 42: Überblick über die abgeleiteten Massnahmen<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

C. Berücksichtigung der<br />

Nicht-Sparer<br />

1. Geplante Profilierungsmassnahmen<br />

für <strong>das</strong> angestrebte<br />

Soll-Profil weiter vorantreiben<br />

2. Qualität und Mehrwertkommunikation<br />

nicht vernachlässigen<br />

3. Weiterhin in Innovationen<br />

investieren


322 Managementimplikationen<br />

A. Sparverhalten nutzen<br />

1. Gönn-Dir-Was-Angebote<br />

Profilierungsinstrument: Sortiment, Marktbearbeitung<br />

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen, <strong>das</strong>s sparende Konsumenten eher<br />

dazu geneigt sind, sich kl<strong>einer</strong>e Zusatzprodukte „zu gönnen“ als Konsumenten, die<br />

nicht sparen müssen. Dies kann damit erklärt werden, <strong>das</strong>s Konsumenten in negativen<br />

Gemütszuständen (wie z.B. durch eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong>) die Selbstkontrolle<br />

<strong>auf</strong>geben und nach <strong>einer</strong> hedonistischen Bedürfnisbefriedigung streben (Tice et al.<br />

2001, S. 53). Für <strong>das</strong> Handelsmanagement gibt dies Hinweise für <strong>das</strong> Sortiment, <strong>das</strong><br />

Personal und die Marktbearbeitung. So könnten bewusst kl<strong>einer</strong>e Gönn-Dir-Was-<br />

Produkte in <strong>das</strong> Sortiment <strong>auf</strong>genommen werden. Diese dürfen in puncto Preis natürlich<br />

nicht zu hoch angesetzt werden, weil der Konsumenten schliesslich weiterhin<br />

sparen will. In der Kommunikationspolitik sollten die hedonistischen Botschaften wie<br />

„Kl<strong>einer</strong> Luxus im Alltag“, „Gönn Dir etwas Besonderes“ und Rechtfertigungen für den<br />

„sündhaften“ Konsum vermittelt werden. Das Kosmetikunternehmen L�Oréal führt<br />

neben exklusiven Marken wie Biotherm, Vichy oder Lancôme unter dem Namen<br />

„L�Oréal Paris“ auch eine Massenmarktlinie, welche im Supermarktkanal vertrieben<br />

wird. Bei den Produkten dieser Marke handelt es sich um Make-up, Hauptpflege,<br />

Haarpflege, Haarstyling für Männer und Frauen. Die Produkte kosten in der Regel<br />

alle um die 5 Euro und richten sich gezielt auch an Konsumenten, die sparen müssen,<br />

jedoch ein Bedürfnis nach hedonistischem Konsum haben. Die Marke wirbt seit<br />

vielen Jahren mit dem Slogan „Weil Sie es sich wert sind“ und trifft damit ganz gezielt<br />

<strong>das</strong> in dieser Studie beobachtete Phänomen der „Gönn-Dir-Was-Produkte“ bei sparenden<br />

Menschen: „Auch als Sparer darf man sich mal etwas Besonderes gönnen.<br />

Das bin ich mir schliesslich wert!“<br />

Abbildung 85: Werbeclaim „Weil Sie es sich wert sind“ (Because you�re worth it“) von L�Oréal<br />

Quelle: Loreal.com


Managementimplikationen 323<br />

2. Temporäre Angebote ausserhalb des Kernsortiments<br />

Profilierungsinstrument: Sortiment<br />

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen, <strong>das</strong>s sparende Konsumenten eher<br />

dazu neigen, „unnötige“ Sonderangebote zu k<strong>auf</strong>en als Konsumenten ohne <strong>Sparnotwendigkeit</strong>.<br />

Dies wurde damit erklärt, <strong>das</strong>s bei diesen Konsumenten die Notwendigkeit<br />

des Sparens so omnipräsent ist, <strong>das</strong>s sie beim heutigen Eink<strong>auf</strong> auch schon an<br />

ihren möglichen Bedarf in der Zukunft denken. <strong>Der</strong> K<strong>auf</strong> wird dann quasi als „vorweggenommenes<br />

Sparen in der Zukunft“ interpretiert. Auf diese Weise ist die K<strong>auf</strong>entscheidung<br />

aus Sicht des Sparers rational. Diese Verhaltenstendenz wird von Anbietern<br />

in Aktionen bei Zusatzprodukten genutzt, welche nicht zum Stammsortiment<br />

gehören. Die Discounter Aldi und Lidl werben beispielsweise wöchentlich mit einem<br />

wechselnden Sortiment aus Non-Food Artikeln zu sehr günstigen Preisen. Diese Artikel<br />

gehören nicht zum regulären Sortiment und werden auch nur temporär angeboten.<br />

Gerade die temporäre Verfügbarkeit setzt bei Sparern den K<strong>auf</strong>impuls, da sie in<br />

der Zukunft (wenn sie einen tatsächlichen Bedarf) nach dem Produkt hätten, <strong>das</strong> Angebot<br />

nicht mehr verfügbar ist. Auch Tchibo bietet wöchentlich eine „wechselnde<br />

Welt“ an Bedarfsartikeln an, die in keinem Zusammenhang zum eigentlichen Kernsortiment<br />

Kaffee stehen. Bei den Marken handelt es sich häufig um Eigenmarken<br />

oder speziell für die Aktion entwickelte „Spezialversionen“ bekannter Markenhersteller.<br />

Nach der Aktionszeit werden diese Artikel wieder aus dem Sortiment genommen.<br />

Die Produkte sind daher nur kurzfristig zu einem bestimmten Preis verfügbar. Nach<br />

der Aktionswoche werden die Preise nur selten angepasst. Preisflimmern entsteht<br />

folglich nicht. Auf diese Weise werden mögliche negative Rückkopplungseffekte <strong>auf</strong><br />

<strong>das</strong> Profil durch eine inkonsistente oder unfaire Preissetzung verhindert.


324 Managementimplikationen<br />

Abbildung: Beispiele für attraktive Zusatzprodukte<br />

Quelle: o.V. (2011b).<br />

3. Inspiration in der Vork<strong>auf</strong>phase<br />

Profilierungsinstrument: Marktbearbeitung<br />

Die Analyse der Bewältigungsstrategien beim Auftreten <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> hat<br />

gezeigt, <strong>das</strong>s der Sparer seine Aktivitäten in der Vork<strong>auf</strong>phase deutlich erhöht. Hierzu<br />

gehören ein intensiveres Studium von Anzeigen, dem Internet und sonstigem Informationsmaterial.<br />

Neben einem verstärkten Informationsverhalten konnte auch gezeigt<br />

werden, <strong>das</strong>s deutlich mehr Aufwand in die Planung gesteckt wird: viele Konsumenten<br />

versuchen beziehungsweise müssen <strong>auf</strong> Grund ihrer <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

ihre Haushaltsausgaben genau budgetieren. Insbesondere beim K<strong>auf</strong> von Lebensmitteln<br />

werden daher zu Hause Eink<strong>auf</strong>szettel geschrieben, um nur <strong>das</strong> zu k<strong>auf</strong>en,<br />

was wirklich zu Hause benötigt wird und einen besseren Überblick über die Kosten<br />

zu bewahren. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen ferner, <strong>das</strong>s sich der<br />

Sparer im Geschäft sehr stark an s<strong>einer</strong> Eink<strong>auf</strong>sliste orientiert und dadurch weniger<br />

affin für Inspirationen am Point-of-Sale ist. Hieraus lässt sich die Strategie ableiten,<br />

„<strong>auf</strong> die Eink<strong>auf</strong>sliste der Sparer zu kommen“. Hierzu ist es notwendig in der Vork<strong>auf</strong>phase<br />

Präsenz zu zeigen.<br />

<strong>Der</strong> britischer Lebensmittelhändler Sainsbury�s hat beispielsweise eine Kampagne<br />

mit dem Namen „Feed your family for a fiver“ gestartet. Hierbei handelt es sich um<br />

verschiedene Rezeptvorschläge für eine 4-köpfige Familie. Die Menüs haben den<br />

Anspruch sehr nahrhaft, ausgewogen und doch günstig zu sein. So kosten die Zutaten<br />

für <strong>das</strong> gesamte Gericht (4 Personen) nicht mehr als 5 Britische Pfund. Die Kam-


Managementimplikationen 325<br />

pagne setzt kombiniert somit drei Bedürfnisse: <strong>das</strong> Sparbedürfnis, den Anspruch gesund<br />

zu essen und s<strong>einer</strong> Familie etwas Gutes zu geben und gibt eine Kochanleitung.<br />

Gerade der letzt genannte Aspekt ist nicht zu unterschätzen, weil Studien gezeigt<br />

haben, <strong>das</strong>s die Englänger nicht sonderlich gut kochen können, es jedoch sehr<br />

gerne können würden. Die „Feed your family“-Aktion wurde ganzheitlich an den verschiedenen<br />

Markenkontaktpunkten umgesetzt. Die mediale Aufmerksamkeit wurde<br />

mit TV-Spots erzielt. <strong>Der</strong> Starkoch Jamie Oliver besucht in 45-Sekunden Spots jeweils<br />

eine Familie, geht mit ihnen bei Sainsbury's eink<strong>auf</strong>en und zeigt in den heimischen<br />

Küchen die einfache Zubereitung. Die Rezeptideen wurden ausserdem <strong>auf</strong> die<br />

Webseite des Einzelhändlers geladen. Die einzelnen Zutaten für die Menüs bestehen<br />

hauptsächlich aus Eigenmarken von Sainsbury's. Dies sicherte eine höhere Profitabilität<br />

(als Herstellermarken, insbesondere reduzierte Markenware) und trug <strong>auf</strong> der<br />

anderen Seite zu <strong>einer</strong> Einzigartigkeit bei. Die Rezeptideen wurden darüber hinaus<br />

per Post an die Kundenkarteninhaber gesendet. Die Karten haben ein handliches<br />

Format. Neben der Zubereitungsanleitung enthält jede Karte eine vorgefertigte Eink<strong>auf</strong>sliste<br />

mit Angaben zu den Preisen. Auf diese Weise erhält der Sparer stets eine<br />

Kostenkontrolle. Auch in den Verk<strong>auf</strong>sstellen lagen die A5 Rezeptkarten aus, um<br />

bisher nicht erreichte Konsumenten <strong>auf</strong> die Kampagne <strong>auf</strong>merksam zu machen oder<br />

den Konsumenten die TV-Spots in Erinnerung zu rufen. Darüber hinaus wurde durch<br />

viele Deckenhänger und Plakate die Sichtbarkeit der Aktion in den Verk<strong>auf</strong>sstellen<br />

sichergestellt.


326 Managementimplikationen<br />

TV-Spots mit Starkoch Jamie Oliver<br />

Webseite mit 5 Pfund Rezeptideen<br />

Wiederkennung im Store fördern<br />

Abbildung 86:Feed your family for a fiver-Aktion von Sainsbury�s<br />

Quelle: Sainsbury's (2011)<br />

Rezept-Flyer per Post und instore<br />

Auch Aldi Süd hat im Sommer 2011 eine Kampagne lanciert, welche versucht, den<br />

sparenden Konsumenten bereits in der Vork<strong>auf</strong>phase zu inspirieren. Unter den Namen<br />

„Aldi inspiriert“ wurden kleine hochwertige Broschüren mit Rezeptideen in den<br />

Verk<strong>auf</strong>sstellen ausgelegt. Darüber hinaus wurden die Rezepte auch <strong>auf</strong> der Webseite<br />

des Händlers veröffentlicht. Sie sind ähnlich <strong>auf</strong>gebaut wie von Sainsbury's, haben<br />

jedoch eine etwas hochwertige Anmutung. Auch hier werden die Eigenmarken von<br />

Aldi <strong>auf</strong> <strong>einer</strong> zugehörigen Eink<strong>auf</strong>sliste <strong>auf</strong>geführt. Darüber hinaus wird der Preis pro<br />

Person angegeben (vgl. Abbildung).


Managementimplikationen 327<br />

Abbildung 87:Aldi inspiriert<br />

Quelle: www.aldi-sued.de<br />

Mit den Kampagnen wird direkt <strong>auf</strong> die zunehmende Vork<strong>auf</strong>information, der stärkeren<br />

Eink<strong>auf</strong>splanung und der geringen Affinität für Impulskäufe am POS Rechnung<br />

getragen und frühzeitig versucht, seine eigenen Produkte <strong>auf</strong> den Eink<strong>auf</strong>szettel des<br />

Sparers zu platzieren.<br />

Grundsätzlich bieten sich insbesondere für Detailhändler mit <strong>einer</strong> Kundenkarte und<br />

Adresse der Kunden zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten.


328 Managementimplikationen<br />

4. Wettbewerbsfähigkeit bei Eckartikeln sicherstellen<br />

Profilierungsinstrument: Preis<br />

Trotz vielfacher weiterer Erkenntnisse ist eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> eng an den Preis<br />

geknüpft. Es konnte gezeigt werden, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Geschäftswahlmotiv der „günstigen<br />

Preise“ eines Händlers signifikant durch den Sparstimulus steigt. Auch wenn generell<br />

ein Preisaktionismus vermieden werden sollte, so gilt es trotzdem die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Preise in manchen Warengruppen sicherzustellen, um bei den sparenden<br />

Konsumenten noch als Händler relevant zu bleiben. Bei vielen Artikeln ist die<br />

Preiskenntnis der Konsumenten sehr schlecht (Rudolph/Weber 2011a, S. 34). Was<br />

kostet beispielsweise eine Fertiglasagne Bolognese oder ein Glas Konfitüre? Die<br />

Preise in diesen Kategorien, welche nicht im Aufmerksamkeitszentrum der Konsumenten<br />

stehen, stark zu senken, hat vermutlich nur einen geringen Effekt beim Kunden<br />

und drückt vor allem die Profitabilität (Diller 2008, S. 134). Daneben existieren<br />

jedoch sogenannte Eckartikel. Hierbei handelt es sich um Produkte, die häufig gek<strong>auf</strong>t<br />

werden und leicht vergleichbar sind. Hierzu gehören im Lebensmittelbereich<br />

beispielsweise 1l Milch, 250g Butter oder 500g Kaffee. Die Preiskenntnis der Konsumenten<br />

bei diesen Produkten ist deutlich höher. Viele Konsumenten schliessen<br />

zudem vom Preisniveau dieser Eckartikel <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Preisniveau des gesamten Geschäfts<br />

(Kahnemann/Tversky 2000, S. 24).<br />

Um also ein gutes Preisimage <strong>auf</strong>zubauen ist es nicht nötig, alle Artikel radikalen<br />

Preisreduzierungen auszusetzen. Bei den Eckartikeln sollte jedoch eine Preiswettbewerbsfähigkeit<br />

erreicht werden. Auch insbesondere deshalb, weil diese Eckartikel<br />

häufig in den Medien bei Preisvergleichen herangezogen werden. So findet auch der<br />

Kunde mit <strong>Sparnotwendigkeit</strong> rationale Gründe, warum er beispielsweise ruhig weiter<br />

bei Migros eink<strong>auf</strong>en kann und sich ein Eink<strong>auf</strong> beim Discounter gar nicht lohnen<br />

würde. Wichtig ist es, diese Eckartikel branchen- und eventuell warengruppenspezifisch<br />

genau zu identifizieren sind. Hierzu bietet sich eine Mischung aus qualitativen<br />

Kundengesprächskreisen und <strong>einer</strong> quantitativen Erhebung an.


Managementimplikationen 329<br />

5. Economy Variante bestehender Marken und Dienstleistungen anbieten<br />

Profilierungsinstrument: Sortiment, Service<br />

Die Ergebnisse des Discrete-Choice-Modells haben gezeigt, <strong>das</strong>s der Preis an Relevanz<br />

gewinnt, während die Teilnutzenwerte beziehungsweise die Zahlungsbereitschaften<br />

für andere Produktattribute bei Sparern unwichtiger werden. Sofern ein Unternehmen<br />

nicht mit Preisaktionen <strong>auf</strong> dieses gestiegene Preisbedürfnis reagieren<br />

möchte, bietet sich die Einführung von besonderen Produktvarianten für sparende<br />

Konsumenten an. Diese Economy-Variante beinhaltet nur den Basisnutzen eines<br />

Produkts. Alle Produktbestandteile, welche nur eine geringe Zahlungsbereitschaft bei<br />

sparenden Konsumenten haben, gehören nicht dazu beziehungsweise werden optional<br />

angeboten.<br />

Das Unternehmen Apple plant beispielsweise neben dem neuen iPhone 5 im Herbst<br />

2011 auch eine Eco-Variante anzubieten, welche <strong>auf</strong> dem alten Modell des iPhone 4<br />

<strong>auf</strong>baut und eine geringere Speicher-, Kamera- und Prozessorleistung hat. Die Variante<br />

wurde speziell für Schwellenländer und Konsumenten aus unteren Einkommensschichten<br />

entwickelt, welche bisher zu Feature-Phones oder zu billigen Smartphones<br />

griffen. Es wird momentan spekuliert, <strong>das</strong>s dieses Eco-iPhone ca. 200 Dollar<br />

kosten wird und somit weit unter den 800 Dollar für ein „reguläres“ iPhone liegen<br />

wird. Apple kann mit dieser Strategie sparende Kunden erreichen, ohne aber durch<br />

Preisaktionismus <strong>das</strong> Profil des regulären iPhones zu verwässern. Die Zahlungsbereitschaften<br />

der Sparer werden abgeschöpft, während der reguläre Nicht-Sparer tendenziell<br />

sehr affin für die neuen Features des regulären iPhones ist. Ein Fahrstuhleffekt<br />

der bestehenden iPhone-Kunden wird auch deshalb reduziert, weil die Eco-<br />

Variante <strong>auf</strong> dem Vorgängermodell basiert.<br />

Auch Nestlé hat für die Wachstumsmärkte in Asien, Afrika und Südamerika eine<br />

Economy-Variante s<strong>einer</strong> starken Marken entwickelt. Diese werden als "Popularly<br />

Positioned Products" (PPP) Marken beworben. Es handelt sich dabei um günstige<br />

Versionen der beliebtesten Marken von Nestlé, welche in anderen Grössen und einem<br />

reduzierten Verpackungsdesign angeboten werden. Darüber hinaus sind die<br />

Produkte <strong>auf</strong> die lokalen Bedürfnissen angepasst und um wichtige Nährstoffe ergänzt<br />

worden. Das Nahrungsergänzungsmittel Nido wird in der Eco-Version „Nido Essen-


330 Managementimplikationen<br />

tia“ und dem Claim „Right for your child�s nutrition, right for your pocket“ angeboten.<br />

Es handelt sich um ein Milchgetränk, welches mit Eisen und Vitamin C angereichert<br />

wird und gegen Mangelernährung eingesetzt wird. Ein anderes Beispiel sind die<br />

Bouillonwürfel von Maggi (Nestlé), welche in der Elfenbeinkünste <strong>auf</strong> Basis der<br />

Cassava-Frucht unter Zugabe von Jod hergestellt werden. Die „Popularly Positioned<br />

Products" sind bisher ein grosser Erfolg. Allein in Zentral- und Westafrika wurden<br />

beispielsweise im ersten Jahr der Einführung der Brühwürfel 19 Milliarden verk<strong>auf</strong>t.<br />

Das Konzernergebnis in den Schwellenländern hat sich deutlich verbessert (LZ<br />

2010). Für <strong>das</strong> kommende Jahr plant Nestlé weitere 100 Millionen Dollar in die Produktion<br />

in Indonesien. Im sü<strong>das</strong>iatischen Raum hat der Konzern seine Investionen<br />

<strong>auf</strong> Grund des grossen Erfolgs der PPPs <strong>auf</strong> 300 Millionen Dollar erhöht (LZ 2011).<br />

Abbildung 88:TV-Spot für die Economy-Version „Nido Essentia“ in Schwellenländern<br />

Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=OItVjGgrtlg<br />

Eine weitere Möglichkeit, eine Economy-Variante von bestehenden Markenprodukten<br />

und Dienstleistungen anzubieten ist (sofern möglich) die Zerlegung des Produkts. In<br />

der Autoindustrie ist es seit vielen Jahren üblich, eine Basisversion vorzugeben und<br />

im Sinne <strong>einer</strong> „Mass-Customization“ dem Konsumenten die Möglichkeit zu geben,<br />

weitere Ausstattungsmerkmale (z.B. Motorisierung, Navigationssystem, Entertainment-System,<br />

Lederausstattung, Sicherheits-Features etc.) frei auszuwählen. Auch<br />

speziell für sparende Konsumenten bieten sich solche Produktzerlegungen an, da die<br />

Untersuchung gezeigt hat, <strong>das</strong>s die Zahlungsbereitschaften für manche Produktbestandteile<br />

sinken. So könnte die Verfügbarkeit von nur <strong>einer</strong> „Komplettversion“ dazu<br />

führen, <strong>das</strong>s sparende Konsumenten sich für einen Verzicht entscheiden. Die<br />

Budget-Airlines gehen seit einigen Jahren <strong>auf</strong> die unterschiedlichen Zahlungsbereit-


Managementimplikationen 331<br />

schaften und <strong>das</strong> Sparbedürfnis mancher Kundensegmente ein. So gibt es in der<br />

Regel einen Basis-Tarif, der nur die Kernleistung (Flug) anbietet. Alle weiteren Leistungen,<br />

welche bei Nicht-Budget-Airlines im Flugpreis inbegriffen sind, werden hier<br />

optional angeboten, z.B. Gepäck, Sitzplatzauswahl, Verpflegung an Bord. Die nachfolgende<br />

Abbildung zeigt beispielsweise <strong>auf</strong> übersichtliche Art und Weise die Tarifstruktur<br />

von Germanwings.<br />

Abbildung 89: Sparorientierte Zerlegung des Produkts am Beispiel von Germanwings<br />

Quelle: http://www.germanwings.com/de/Service/Tarifuebersicht.htm<br />

Auch für einen Einzelhändler bestehen Möglichkeiten, eine Economy-Version anzubieten,<br />

ohne die Produkte im Sortiment zu wechseln. So könnte beispielsweise der<br />

Service vom Produkt entkoppelt und optional angeboten werden. Bei einem Sportartikelhändler<br />

ist beispielsweise beim K<strong>auf</strong> von Skiern die Einstellung und Anpassung<br />

der Bindung im Verk<strong>auf</strong>spreis in der Regel inbegriffen. Speziell für sparende Versionen<br />

könnte er eine „Do it yourself-Variante“ anbieten, d.h. dies beinhaltet nur den Ski<br />

ohne Anpassung und ohne Service. Um herauszufinden, welcher Produkt- beziehungseise<br />

Servicebestandteil welche Zahlungsbereitschaft hat, beziehungsweise wie


332 Managementimplikationen<br />

einzelne Sparergruppen <strong>auf</strong> Econocmy-Versionen reagieren, bietet sich die Methode<br />

des Discrete-Choice an, welche auch im Rahmen dieser Untersuchung Anwendung<br />

fand.<br />

Es muss jedoch berücksichtigt werden, <strong>das</strong>s durch die Zerlegung des Produkts in<br />

einzelne Bestandteile, die individuellen Zahlungsbereitschaften zwar besser abgeschöpft<br />

werden können, jedoch erhöht sich <strong>auf</strong> der anderen Seite auch die Preistransparenz.<br />

Darüber hinaus müssen Entscheidungen über solche Massnahmen<br />

stets unter Berücksichtigung des Geschäftsmodells getroffen werden. Wer sich als<br />

Problemlöser und Full-Service-Partner positioniert und dann für jeden Service eine<br />

zusätzliche Gebühr erhebt, könnte Verwirrung hervorrufen und eine bestehende Service-Profilierung<br />

verwässern.<br />

6. Preiseinstiegssegment überarbeiten<br />

Profilierungsinstrument: Sortiment<br />

Sparende Konsumenten haben steigende Ansprüche an Preise. Darüber hinaus vergleichen<br />

sparende Konsumenten Preise häufiger. Aktionen und Preissenkungen reduzieren<br />

die Gewinnmargen von Produkten. Eine mögliche Strategie im Preiskampf<br />

mit den Discountern ist die Einführung von Preiseinstiegsmarken. Im Vergleich zu<br />

den <strong>auf</strong>gezeigten Economy-Versionen handelt es sich hierbei nicht um eine „abgespeckte<br />

Version“ <strong>einer</strong> bestehenden Marke, sondern um die Einführung neuer<br />

Budget-Dachmarke. In vielen Supermarktketten ist dies bereits fest verankert (vgl.<br />

Kapitel 4.1). Diese Preiseinstiegsmarken werden häufig auch als Generics bezeichnet.<br />

Die Verpackung ist in der Regel einfach gestaltet (zum Teil wird nur der Produktname<br />

<strong>auf</strong> weissem Hintergrund abgebildet, weshalb Generic auch als die „Weissen“<br />

bezeichnet werden), qualitativ werden Basisansprüche befriedigt und preislich sind<br />

sie <strong>auf</strong> dem Niveau (und teilweise sogar darunter) der Discounter. Die Marken werden<br />

in der Regel warengruppenübergreifend eingeführt (von Seife bis zum Joghurt).<br />

Die Preiseinstiegsmarken sind seit vielen Jahren fest im Sortiment der grossen Handelsketten<br />

etabliert, z.B. „Ja!“ bei Rewe oder die Marke „Tip“ bei Real. Die Preiseinstiegsmarke<br />

Great Value von Wal Mart ist mit 5200 Artikeln sogar die grösste Konsumgütermarke<br />

der USA.<br />

Mit diesen Marken soll ein direktes Gegengewicht zu den Discountern <strong>auf</strong>gebaut und<br />

eine Abwanderung sparender Kunden verhindert werden. Sie werden daher auch


Managementimplikationen 333<br />

„Aldinativ“-Produkte genannt. Während der Wirtschaftskrise haben die Handelsanbieter<br />

daher die Preise ihrer Preiseinstiegsmarken aktiv ins Zentrum der Kommunikation<br />

gestellt. Darüber hinaus hat Rewe verkündet, <strong>das</strong>s sie täglich die Preise ihrer ja!-<br />

Produkte mit den Preisen von Aldi und Lidl durch ein unabhängiges Institut prüfen<br />

lassen und bei Abweichungen der Preise sofort reagieren. Wal Mart hat während der<br />

Wirtschaftskrise die Aufmerksamkeit der Konsumenten <strong>auf</strong> die Preiseinstiegsmarke<br />

geschärft, indem sie die Rezepturen von 750 Great Value Produkten überarbeitet und<br />

80 neue Produkte eingeführt haben (LZ 2009).<br />

Viele Händler haben es bisher vermieden, die Retail-Brand <strong>auf</strong> den Preiseinstiegsmarken<br />

zu platzieren. Während die Migros mit „M-Budget“ indirekt <strong>auf</strong> die Herkunft<br />

der Produkte hinweist, ist die Herkunft bei „Prix Garantie“ von Coop oder „ja!“ von<br />

Rewe nicht am Produkt ersichtlich. Tesco war hier mit „Tesco Value“ <strong>einer</strong> der Vorreiter,<br />

im Jahr 2009 führte Carrefour schliesslich mit „Carrefour Discount“ auch eine<br />

Preiseinstiegsmarke ein, welche den Namen des Händlers im Namen intergiert hat<br />

(LZ 2009). Auf diese Weise kann von einem Image-Spillover der Retail-Brand <strong>auf</strong> die<br />

Preiseinstiegsmarke profitiert werden. Es besteht jedoch auch die Gefahr, <strong>das</strong>s bei<br />

schlechten Erfahrungen mit der Marke ein negativer Imageeffekt für die Retail Brand<br />

beziehungsweise <strong>das</strong> Geschäftsstättenimage entsteht (Geyskens et al. 2010, S.<br />

791).<br />

Abbildung 90: Great Value – mit 5200 Produkten die grösste Konsumgütermarke der USA<br />

Quelle: www.walmart.com


334 Managementimplikationen<br />

Abbildung 91: Discount Marke von Carrefour – seit dem Jahr 2010 mit Retail-Brand als Absender<br />

Quelle: www.carrefour.com<br />

Die neuste Entwicklung in Sachen Preiseinstiegsmarken kommt von Tesco. Während<br />

Tesco Value teilweise preisliche (und aus Konsumentensicht häufig auch qualitativ)<br />

knapp unter den Marken der Discounter positioniert ist, wurde im Jahr 2009 eine<br />

Reihe neuer Fantasie-Marken eingeführt. Ähnlich wie die Eigenmarken von Aldi (z.B.<br />

Rio d�oro, Milfina oder Tandil) positioniert Tesco Marken wie „Trattoria Verdi“, „Daisy“<br />

oder „All about Shine“ <strong>auf</strong> gleichem qualitativen wie preislichen Niveau der Discounter<br />

und kommunizierte „Tesco – Grossbritanniens grösster Discounter“. Auch in den<br />

Verk<strong>auf</strong>sstellen von Tesco wird <strong>auf</strong> den Produktschildern jeweils der Preis bei Aldi<br />

zum Vergleich angegeben (vgl. Abbildung).<br />

Diese neuen Preiseinstiegsmarken <strong>auf</strong> Discount-Niveau sind jedoch umstritten, da<br />

hierdurch die Preiswürdigkeit von Aldi deutlich hervorgehoben wird und die Produkte<br />

der Discounter dadurch salonfähig gemacht werden (LZ 2009). Darüber hinaus könnte<br />

die Vielzahl an Marken bei dem Konsumenten zu Verwirrung führen, da die Tesco<br />

Eigenmarken in drei Qualitätsstufen (Tesco Value, Tesco, Tesco Finest) weiterhin<br />

bestehen bleiben. Die Abgrenzung zwischen Tesco Value und den neuen Discount-<br />

Brands sowie zwischen Tesco und den neuen Discount-Brands könnte Konsumenten<br />

schwer fallen. Darüber hinaus besteht die Gefahr eines Fahrstuhleffekts, d.h. Kunden<br />

der Eigenmarke Tesco wechseln <strong>auf</strong> die preisgünstigere, aber unprofitablere neue<br />

Discount-Marke. Tesco versucht dem entgegenzuwirken, indem die mittlere Eigenmarke<br />

„Tesco“ preislich etwas nach oben gehoben wird. Durch die neuen Discount-<br />

Brands erlangt Tesco die Preishoheit im mittleren Segment. Darüber hinaus kann ein


Managementimplikationen 335<br />

Erfolg der Discount-Brands dazu führen, <strong>das</strong>s langfristig <strong>das</strong> Sortiment der sehr unprofitablen<br />

Marke „Tesco Value“ bis <strong>auf</strong> wenige Eckartikel reduziert wird, um in den<br />

Medien bei Preisvergleichen weiterhin gut abzuschneiden (LZ 2009).<br />

Die Fantasie-Namen der verschiedenen Discount-Brands von Tesco<br />

Aldi-Vergleichspreise am Regal Tesco als „Britain�s biggest discounter“<br />

Abbildung 92:Die Discount-Brands bei Tesco seit 2009<br />

Quelle: www.tesco.com<br />

Auch für selbstständige Detaillisten könnten sich Potenziale durch eine solche<br />

Preiseinstiegsmarke ergeben. Die Eink<strong>auf</strong>sgruppe Markant hat beispielsweise 2011<br />

mit „Jeden Tag!“ seinen Mitgliedern eine Preiseinstiegsmarke angeboten. Diese werden<br />

momentan von den Händlern eingeführt. Über den Erfolg kann zum jetzigen<br />

Zeitpunkt noch keine Aussage getroffen werden.<br />

7. Geschäftsmodell Evolution<br />

Die Ergebnisse der Studie zeigen, <strong>das</strong>s die Ansprüche an Preise bei <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

steigen, <strong>das</strong>s viele Sparer jedoch nicht bereit sind, bei anderen Aspekten


336 Managementimplikationen<br />

wie der Qualität Einbussen zu akzeptieren. Auch die Convenience-Orientierung sinkt<br />

zwar, doch ist sie immer noch <strong>auf</strong> einem sehr hohen Niveau. Die Einstellung zu Discountern<br />

verändert sich jedoch, wie die Ergebnisse zeigen, nicht. Auch wenn die<br />

Discounter in der Schweiz in den vergangenen Jahren einige Marktanteile gewonnen<br />

haben, stehen die Schweizer Konsumenten den Discountern grössenteils kritisch<br />

gegenüber. Eine zu starke Orientierung der etablierten Anbieter <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Segment der<br />

sparenden Kunden kann <strong>das</strong> bestehende Profil verwässern. Als weitere Möglichkeit,<br />

mit dem Sparinteresse von Konsumenten umzugehen, könnte daher in <strong>einer</strong> Evolution<br />

von Geschäftsmodellen liegen, d.h. statt <strong>das</strong> bestehende Geschäftsmodell <strong>einer</strong><br />

zu starken profilgefährdenden Veränderung zu unterziehen, könnte ein neuer Betriebstyp<br />

entwickelt werden. Hierbei kann man sich an den Learnings zur Kosteneffizienz<br />

der Discounter orientieren, jedoch neben dem Preis auch noch 1-2 Profilierungsschwerpunkte<br />

setzen und damit <strong>auf</strong> die weiterhin hohen Bedürfnisse der sparenden<br />

Konsumenten eingehen.<br />

Ein Beispiel im Schweizer Markt ist Denner. Nach dem Markteintritt von Aldi und Lidl<br />

haben diese ihr Profil geschärft. Die Sortimente sind etwas grösser als die der klassischen<br />

Harddiscounter. Ausserdem führen sie viele bekannte Herstellermarken. Neben<br />

den Marken bieten sie auch eine Auswahl an Frischeprodukten wie Gemüse,<br />

Obst und Fleisch an. Dabei stellen sie die „Swissness“ in den Vordergrund. Ein weiterer<br />

Schwerpunkt im Sortiment liegt <strong>auf</strong> Alkohol- und Tabakwaren. Hiermit haben sie<br />

eine attraktive Nische gefunden, da der Grossverteiler Migros diese Sortimente aus<br />

ethischen Gründen nicht anbietet.<br />

In Belgien hat die Delhaize Gruppe mit „Red“ einen weiteren Discount-Abkömmling<br />

etabliert. Dieser setzt <strong>auf</strong> niedrige Preise, jedoch in grösseren Verk<strong>auf</strong>sstellen. Mit<br />

langen Öffnungszeiten heben sie sich darüber hinaus von der Konkurrenz ab. Self-<br />

Scanning-Kassen stellen eine Kosteneffizienz auch zu weniger stark frequentierten<br />

Zeiten sicher. Auf Grund ihrer Anlehnung an <strong>das</strong> Discount-Prinzip werden diese Geschäftsmodelle<br />

auch als Soft-Discounter bezeichnet.<br />

Auch der Britische Supermarktriese Tesco hat <strong>das</strong> Geschäftsmodell des Discounters<br />

in den USA weiterentwickelt. In Anlehnung an die Evolution des Internets haben viele<br />

Journalisten <strong>das</strong> neue Konzept „Fresh&Easy“ auch als Aldi 2.0 bezeichnet (LZ 2008).<br />

Tesco hat zunächst zwei Jahre lang intensive Marktforschungen in Kalifornien<br />

durchgeführt. Ein Lagerhaus wurde als Filmstudio getarnt und <strong>das</strong> neue Konzept<br />

entwickelt. Ähnlich wie in den vorliegenden Erkenntnissen kam man zu dem Ergebnis,<br />

<strong>das</strong>s niedrige Preise bei dem Konsumenten nicht ausreichen. Convenience und


Managementimplikationen 337<br />

vor allem die Erreichbarkeit spielen für den sparenden US-Kunden eine grosse Rolle.<br />

Mit „Fresh&Easy“ bietet Tesco dem Kunden ein Nachbarschaftsgeschäft mit Verk<strong>auf</strong>sflächen<br />

von ca. 1'000qm. Insbesondere für den amerikanischen Markt, wo Supercenter<br />

von Grössen um die 10'000qm üblich sind, sind diese Flächen somit deutlich<br />

kl<strong>einer</strong> und übersichtlicher. Frischware und Fertigprodukte prägen <strong>das</strong> ca. 3500<br />

Artikel grosse Sortiment. Hierbei setzt man vor allem <strong>auf</strong> Eigenmarken und eine<br />

Dauerniedrigpreisstrategie (EDLP). Darüber hinaus geht man auch <strong>auf</strong> die zunehmende<br />

Gesundheitsorientierung der Amerikaner ein und bietet ausschliesslich Produkte<br />

ohne Konservierungsstoffe, Farbstoffe und Geschmacksverstärker an. Um<br />

dem fast-food gewöhnten Kunden zu zeigen, <strong>das</strong>s auch solche Produkte gut schmecken<br />

können, beinhaltet jede Verk<strong>auf</strong>sstelle eine sogenannte „kitchen“. Hier können<br />

die Kunden die Produkte kostenlos probieren. Trotz dieser Sortimentsprofilierung<br />

sind die Preise nur durchschnittlich 3.5% über dem Walt-Mart-Niveau. Um dies zu<br />

erreichen, wurden zahlreiche Kostensenkungsmassnahmen der Discounter übernommen.<br />

Das Ladenlayout ist eher spartanisch mit einfachen Betonböden, die Decken<br />

sind nicht abgehangen, die Regale vermitteln eine Lagerhausatmosphäre. Die<br />

Produkte werden <strong>auf</strong> der Palette im Shelf-Ready-Packaging präsentiert. Um die Personalkosten<br />

zu senken, werden die Mitarbeiter grössenteils nur als Teilzeitkräfte eingestellt.<br />

Teso greift bei den Lieferanten <strong>auf</strong> bestehende Partner zurück. Die Anzahl<br />

der Lieferanten ist gering. Insgesamt gibt es 29, d.h. pro Warenbereich einen. Die<br />

Lieferkette ist so gut optimiert, <strong>das</strong>s Filialbestellungen bis 2 Uhr nachts schon am<br />

Abend des gleichen Tags dem Kunden zur Verfügung stehen (LZ 2008). Mittlerweile<br />

hat „Fresh&Easy“ 177 Verk<strong>auf</strong>sstellen. Das Konzept richtet sich vor allem an sparende<br />

Kunde, die jedoch trotzdem Ansprüche an Convenience haben. Hierzu wurde<br />

<strong>das</strong> Geschäftsmodell des Harddiscounters erfolgreich weiterentwickelt.


338 Managementimplikationen<br />

Aussenansicht<br />

Das Leistungsversprechen<br />

Abbildung 93: Neigbourhood Discount Markt<br />

http://www.freshandeasy.com/WhoWeAre.aspx<br />

8. Die neue Mitte der Eigenmarken etablieren<br />

Profilierungsinstrument: Sortiment<br />

Video erklärt <strong>das</strong> Geschäftsmodell<br />

Für sparende Konsumenten, bei denen die Gefahr der Abwanderung zum Discounter<br />

besteht, wurde bereits <strong>auf</strong> die Möglichkeit der Preiseinstiegsmarke und der Geschäftsmodell-Evolution<br />

eingegangen. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen jedoch,<br />

<strong>das</strong>s sich nicht jeder Sparer die gleichen Bedürfnisse hat. In der Clusteranalyse<br />

konnten vier Konsumentensegmente in Zusammenhang mit dem Sparverhalten identifiziert<br />

werden. Nicht alle möchten jedoch <strong>auf</strong> die Preiseinstiegsmarke wechseln oder<br />

auch ein Wechsel zum Discounter kommt nicht in Frage. Sie hätten gern weiterhin<br />

die eine hohe Qualität wie bei Herstellermarken, möchten jedoch etwas günstiger


Managementimplikationen 339<br />

eink<strong>auf</strong>en. Für diese sparenden Konsumenten liegen Potenziale in der klassischen<br />

Eigenmarke oder sogenannte „Copy Cats“ wie Kumar und Steenkamp (2007) diese<br />

bezeichnen. Die Darstellung des Markenwertprofils hat bereits graphisch verdeutlicht,<br />

<strong>das</strong>s sich eine solche Eigenmarke gut mit dem Soll-Profil der „Bescheidenen“ oder<br />

der „Moderaten Muss-Sparer“ vereinbaren liesse. Diese Eigenmarken werden in Bezug<br />

<strong>auf</strong> ihre Produkteigenschaften sehr ähnlich wie Herstellermarken positioniert,<br />

sind jedoch preislich etwas günstiger.<br />

Die Migros bildet beispielsweise mit ihrer Eigenmarke „Migros Classic“ eine direkte<br />

Konkurrenz zu den Herstellermarken. Auch die Kölner Handelskette Rewe hat 2007<br />

mit der „Rewe Qualitätsmarke“ eine neue Eigenmarke eingeführt, welche in jeder<br />

Produktkategorie direkt gegen die führende Herstellermarke positioniert ist. Diese<br />

Positionierung wird nicht nur mit eigenen TV-Spots unterstützt, sondern auch optisch<br />

handelt es sich bei der Kölner Eigenmarke im wahrsten Sinne des Wortes um ein<br />

„copy cat“. So werden sogar die Verpackungsform und die gewählten Farben der<br />

Herstellermarken kopiert, so<strong>das</strong>s in den Medien auch von den „Kölner Mimikrys“ die<br />

Rede war (LZ 2007). Auf Handzetteln werden darüber hinaus die Eigenmarke und<br />

die Herstellermarke direkt nebeneinander abgebildet und in puncto Preis und Qualität<br />

miteinander verglichen.<br />

Die Produkte sehen sich zum verwechseln ähnlich, so<strong>das</strong>s der Kunde auch versehentlich<br />

zur Eigenmarke greifen könnte, obwohl er die Herstellermarke wollte. Die<br />

Produkte sind zudem im Regal direkt nebeneinander positioniert. Bei der Konfitüre,<br />

welche sich an dem Marktführer Schwartau orientiert, wurde sogar die charakteristische<br />

Form des Glases und die Grammatur exakt <strong>auf</strong> 340g angepasst. Es wird somit<br />

der Eindruck erweckt, als handle es sich um <strong>das</strong> gleiche Produkt. <strong>Der</strong> einzige Unterschied<br />

scheint für den Konsumenten im Preis zu liegen, da die Rewe Konfitüre beispielsweise<br />

50 Cent günstiger ist als <strong>das</strong> „Original“ von Schwartau.<br />

Mit Eigenmarken in der mittleren Preiskategorie können somit dem „leicht“ sparenden<br />

Kunden Alternativen zur Herstellermarke gegeben werden. Die Auswirkungen solcher<br />

Massnahmen <strong>auf</strong> die Hersteller-Handels-Beziehung werden jedoch kritisch diskutiert,<br />

vor allem weil viele Händler <strong>auf</strong> die Innovationskraft der Hersteller angewiesen<br />

sind (LZ 2007).


340 Managementimplikationen<br />

Abbildung 94: Die Rewe Eigenmarke als Mimikry bekannter Herstellermarken<br />

9. Channel-orientiere Preisdifferenzierung<br />

Profilierungsinstrument: Preis, Marktbearbeitung<br />

Wenn Konsumenten mit unterschiedlichen Zahlungsbereitschaften in einem Markt<br />

zusammentreffen, können mit Hilfe von Preisdiskriminierungen Gewinnsteigerungen<br />

von bis zu 34% erzielt werden (Khan/Jain 2005, S. 516). Die Ergebnisse der vorliegenden<br />

Studie zeigen, <strong>das</strong>s sparende Konsumenten bereit sind, Aufwand und Zeit zu<br />

investieren, um Produkte zu günstigen Preise zu erhalten. Die Nutzung des Internets<br />

wird durch den Sparstimulus signifikant verstärkt. Selbst bei Konsumenten ohne<br />

<strong>Sparnotwendigkeit</strong> wurde von Kacen et al. herausgefunden, <strong>das</strong>s die Zahlungsbereitschaften<br />

von Gebrauchsgütern im Internet zwischen 8 und 22% für die gleichen<br />

Produkte niedriger sind als im stationären Handel. Dies zeigt, <strong>das</strong>s viele Kunden einen<br />

Mehrwert in <strong>einer</strong> stationären Verk<strong>auf</strong>sstelle sehen, z.B. die Möglichkeit, Kleidung<br />

anzuprobieren, die direkte Verfügbarkeit der Ware oder die Möglichkeit, zur<br />

haptischen und visuellen Inspektion des Einzelprodukts (Kacen et al. 2003). Gleichzeitig<br />

bedeutet dies jedoch auch, <strong>das</strong>s generell die Möglichkeit zur Preisdiskriminierung<br />

im Internet gegeben ist. Die Händler könnten die verstärkte Online-Affinität der<br />

sparenden Konsumenten dafür nutzen, einen Teil ihrer Produkte oder Services im<br />

Internet günstiger anzubieten. Im Vergleich zu Aktionen im stationären Handel könnte<br />

man die Preisdifferenzen so wählen, <strong>das</strong>s sie sich an den echten Kosteneinsparungen<br />

des Händlers orientieren und somit zu Lasten der Gewinnmarge gehen.<br />

Wenn ein Konsument im Internet eink<strong>auf</strong>t fallen beispielsweise keine Gemeinkosten


Managementimplikationen 341<br />

für die Verk<strong>auf</strong>sstelle, <strong>das</strong> Personal und den Transport zu den einzelnen Verk<strong>auf</strong>sstellen<br />

an.<br />

Während die Preisdiskriminierung im Handel wenig verbreitet ist, nutzen andere<br />

Branchen diese Möglichkeit intensiver. Viele Telekommunikationsanbieter bieten beispielsweise<br />

einen Rabatt beim Vertragsabschluss im Internet an (vgl. Abbildung 95).<br />

Bei Fluggesellschaften oder der Deutschen Bahn wird eine Service-Gebühr für den<br />

stationären Verk<strong>auf</strong> verlangt.<br />

Abbildung 95: Online-Preisdiskriminierung bei der Deutschen Telekom<br />

Quelle: www.t-mobile.de<br />

<strong>Der</strong> Handel nutzt die Preisdiskriminierung mit Ausnahme des Gebrauchs von Lieferkosten<br />

im Internet bisher kaum. Allenfalls zum Verk<strong>auf</strong> von Restposten werden im<br />

Internet bisher die Preise diskriminiert. Dies geschieht entweder über eigene Online-<br />

Plattformen oder die Restposten werden über Drittanbieter online günstiger angeboten.<br />

So werden den Mitgliedern (kostenlose Anmeldung; ursprünglich nur-Einladung<br />

eines bestehenden Mitglieds) von brands4friends.de jeden Tag <strong>auf</strong> der Webseite<br />

neue Aktionen reduzierter Markenware angeboten, deren Preise bis zu 70% unter<br />

dem Preis im stationären Handel liegen. Hierbei sind Marken wie Diesel, Calvin<br />

Klein, Timberland oder Versace vertreten. Esprit hingegen betreibt einen eigenen<br />

Online-Shop, wo die Restposten günstiger angeboten werden. Neuste Erkenntnisse<br />

der K<strong>auf</strong>verhaltensforschung zeigen, <strong>das</strong>s exklusive Online-Angebote wie


342 Managementimplikationen<br />

brands4friends, wo eine Mitgliedschaft erforderlich ist, von Konsumenten eine grössere<br />

Wertschätzung erfahren als wenn jeder <strong>auf</strong> die Online-Rabatte zugreifen kann<br />

(Barone/Roy 2010, S. 121).<br />

Abbildung 96: Exklusive Preisdiskriminierung (Brands4friends) und öffentlich zugängliche Preisdiskriminierung<br />

(esprit sale)<br />

Quelle: www.brands4friends.de; www.esprit.de<br />

Viele Handelsmanager (vor allem von kl<strong>einer</strong>en Unternehmen) erkennen zwar die<br />

Potenziale für die Profitabilität, diskriminieren die Preise in den verschiedenen Kanälen<br />

bisher jedoch sehr selten (Wolk/Ebling 2010, S. 142f.). Dies liegt an dem Anliegen<br />

vieler Manager eine starke Marke <strong>auf</strong>zubauen und gleichzeitig der Sorge, <strong>das</strong>s<br />

unterschiedliche Preise zu Konsumentenverwirrung, Ärger, Irritationen und <strong>einer</strong><br />

wahrgenommenen Unfairness der Preise führen könnten (Neslin et al. 2006, S. 95).<br />

Da Studien aus dem stationären Handel zeigen, <strong>das</strong>s eine wahrgenommene Unfairness<br />

vom Preis zu geringen K<strong>auf</strong>absichten führt (Campbell 1999, S. 187), setzten<br />

Manager lieber <strong>auf</strong> eine Preisintegrität der Kanäle (Ancarani/Shankar 2004, S. 176).<br />

<strong>Der</strong> Deutschen Bahn wurde beispielsweise vorgeworfen, <strong>das</strong>s sie Senioren und Behinderte<br />

durch ihre neue Service-Gebühr von 2.50 Euro diskriminieren würde, weil<br />

diese nur geringfügigen Zugang beziehungsweise wenig Erfahrung im Online-Kanal<br />

hätten und daher nicht von der „Ersparnis“ profitieren könnten. Nachdem sich sogar<br />

einige Politiker, inklusive der Bundeskanzlerin Angela Merkel, eingeschaltet haben,<br />

wurde die Service-Gebühr bei Senioren und Behinderten gestrichen (Die Welt 2008).


Managementimplikationen 343<br />

Eine weitere Möglichkeit über <strong>das</strong> Internet die eigenen Produkte an Konsumenten mit<br />

einem Sparbedürfnis zu verk<strong>auf</strong>en sind sogenannte volumen-basierte Preisdiskriminierungen<br />

im Internet. Hierbei gibt es verschiedene Anbieter im Internet (wie z.B.<br />

groupon.com, www.mydeal.de; www.wergehthin.de), welche Konsumenten grosse<br />

Rabatte bei Produkten und Services anbieten, sofern eine bestimmte Anzahl an Konsumenten<br />

bereit ist, <strong>das</strong> Produkt oder den Service zu k<strong>auf</strong>en. Besonders in Metropolen<br />

sind die Online-Angebote stark vertreten. Konsumenten können sich in der Regel<br />

kostenlos registrieren und sehen dann tägliche Angebote von Restaurants, Freizeitund<br />

Shoppinganbietern. Das Prinzip für Händler ist sehr simpel: der Händler wendet<br />

sich an den Betreiber der Webseite. <strong>Der</strong> Händler bietet dem Betreiber die Preisreduktionen<br />

für seine Produkte oder Services an, sofern es der Webseiten-Betreiber<br />

schafft, ihm eine gewisse Anzahl an Kunden zu vermitteln. Die Webseite übernimmt<br />

den Zahlungsverkehr mit dem Kunden. <strong>Der</strong> Kunde sorgt in der Regel über seine sozialen<br />

Netzwerke für eine weitere Verbreitung der „deals“. Neben Webseiten gibt es<br />

ähnliche Anbieter mittlerweile auch als locations-based-Services <strong>auf</strong> dem Smartphone<br />

(z.B. samy4me). Hier wird der Smartphone-Nutzer ein günstiges Angebot in seinen<br />

unmittelbaren Umgebung vorgeschlagen.<br />

Diese Webseiten sind aus Handelssicht vor allem für lokale und kleine Anbieter interessant,<br />

um neue Kunden zu akquirieren. So konnte die Therme in Erding beispielsweise<br />

1500 neue Kunden über groupon.de akquirieren, da sie dort einen 70% Preisnachlass<br />

<strong>auf</strong> den Eintritt angeboten hatte. Die Wirkungen solcher Programme <strong>auf</strong><br />

Konsumenten und Profitabilität sind jedoch bisher wenig erforscht. So ist es fraglich,<br />

ob durch solche Aktionen tatsächlich neue Kunden akquiriert werden oder primär<br />

Kunden, die auch ohne die Aktion gekommen wären. Darüber hinaus beklagen manche<br />

Händler und Restaurantbetreiber, <strong>das</strong>s so erreichte Kunden deutlich weniger<br />

Zusatzprodukte k<strong>auf</strong>en und nach ihrem ersten Besuch häufig nicht wiederkommen<br />

würden (Grewal et al. 2011, S. S47.). Auch die vorliegenden Erkenntnisse deuten<br />

dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s viele solche Servives vor allem von der Gruppe der „penetranten<br />

Smart Shopper“ genutzt werden. Auch diese zeichnen sich durch eine hohe Aktionsaffinität,<br />

geringe Zahlungsbereitschaften und geringe Loyalität aus.


344 Managementimplikationen<br />

Abbildung 97: Mengen-basierte Preisdiskriminierung am Beispiel von groupon.de<br />

Quelle: www.groupon.de<br />

Bisher besteht ein grosses Forschungsdefizit, um ein abschliessendes Urteil zur<br />

Preisdiskriminierung für Konsumenten mit Sparbedürfnis im Online-Kanal abzugeben.<br />

Sofern die Preisdifferenzen jedoch von den Konsumenten als verständlich,<br />

glaubwürdig und als fair beurteilt werden, scheint es sich um eine gute profitabilitätsorientierte<br />

Massnahme im Umgang mit sparenden Konsumenten zu handeln<br />

(Wolk/Ebling 2010, S. 149f.). Ob sie sich hingegen eignet, um Kunden langfristig zu<br />

binden, ist fraglich.<br />

10. Risikoaversion berücksichtigen und Vertrauen schaffen<br />

Profilierungsinstrument: Marktbearbeitung, Personal, Services<br />

Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, <strong>das</strong>s die <strong>Sparnotwendigkeit</strong> zu <strong>einer</strong> verstärkten<br />

Risikoaversion führt. Konsumenten haben <strong>auf</strong> Grund ihrer geringen finanziellen<br />

Möglichkeiten, Angst einen Fehlk<strong>auf</strong> zu tätigen. Dies ist <strong>auf</strong> zwei Gründe zurückzuführen.<br />

<strong>Der</strong> Sparer hat Angst ein Produkt zu k<strong>auf</strong>en, bei welchem sich später herausstellt,<br />

<strong>das</strong>s er es gar nicht zwingend benötigt. Ferner hat er Angst, ein Produkt zu<br />

k<strong>auf</strong>en, was nicht die funktionalen oder qualitativen Voraussetzungen für sein Einsatzgebiet<br />

erfüllt. Dieses Risiko wird weiter verstärkt, weil dem Konsumenten im Falle


Managementimplikationen 345<br />

eines Fehlk<strong>auf</strong>s <strong>das</strong> Geld fehlt, um <strong>das</strong> „falsche Produkt“ zu ersetzen. Ein Fehlk<strong>auf</strong><br />

hätte daher dramatische Folgen. Generell ist der Mensch bestrebt Risiken zu minimieren.<br />

Es wurde gezeigt, <strong>das</strong>s diese Vermeidung von Risiken bei Sparern noch weiter<br />

zunimmt. Für den Handel gilt es folglich, diese Risikoaversion zu berücksichtigen<br />

und Vertrauen zu schaffen. <strong>Der</strong> Handel muss folglich den Sparer überzeugen, <strong>das</strong>s<br />

er mit dem K<strong>auf</strong> kein Risiko eingeht.<br />

Eine Möglichkeit hierzu sind Services. Hierzu gehört beispielsweise eine umfangreiche<br />

Garantie. <strong>Der</strong> Kleidungsanbieter Land�s End offeriert seinen Kunden beispielsweise<br />

eine lebenslange Garantie, d.h. Kunden können ohne Angaben von Gründen<br />

ein Produkt zu jedem Zeitpunkt an Land�s End zurückgeben und erhalten den vollen<br />

K<strong>auf</strong>preis zurück. Diese Garantie schafft Vertrauen in die Produkte. Gerade der Sparer<br />

kann so vermutlich eher zu einem K<strong>auf</strong> animiert werden, weil er k<strong>einer</strong>lei Risiko<br />

eingeht und seine gestiegene Risikoaversion so nicht zum tragen kommt. Auch für<br />

Land�s End ist diese Garantie offenbar ein profitables Geschäft, da die Kosten der<br />

Reklamationen kl<strong>einer</strong> ausfallen als der positive Umsatzeffekt durch die Garantie<br />

(Rudolph 2008).


346 Managementimplikationen<br />

Abbildung 98:Die Garantie von Land�s End<br />

Quelle: www.landsend.com<br />

<strong>Der</strong> Autohersteller Hyundai ist während der Wirtschaftskrise 2007 <strong>auf</strong> die gestiegene<br />

Risikoaversion der Konsumenten eingegangen und hat seinen potenziellen Käufern<br />

angeboten, <strong>das</strong>s sie <strong>das</strong> Auto zurückgeben können, sofern sie im kommenden Jahr<br />

ihre Arbeitsstelle verlieren sollten. Die genauen Rahmenbedingungen dieses Umtauschs<br />

und der erbrachte Erfolg der Aktion sind jedoch unklar. Trotzdem gibt dies<br />

Anregungen für die Entwicklung eigener Ideen im Umgang mit sparenden Konsumenten.


Managementimplikationen 347<br />

Abbildung 99: Umtausch-Garantie bei Jobverlust von Hyundai<br />

Quelle: ww.hyundai.com<br />

Darüber hinaus werden insbesondere im Elektronikdetailhandel Preisgarantien angeboten.<br />

So bietet melectronics beispielsweise einen Tiefpreisschwur für bestimmte<br />

Artikel an. In den durchgeführten Fokusgruppen konnte eine solche Garantie jedoch<br />

keine besondere Begeisterung auslösen, da aus Konsumentensicht mittlerweile jeder<br />

Anbieter so eine Garantie anbieten würde und es exakt die gleichen Produkte bei<br />

einem anderen Händler häufig ohnehin nicht gebe.<br />

Doch nicht nur mit Umtauschgarantien kann man als Händler <strong>auf</strong> die Risikoaversion<br />

der Sparer eingehen. Auch ein Reparatur-Service kann zum K<strong>auf</strong> überzeugen, da<br />

hiermit die Angst vor einem gezwungenen frühzeitigen Substitutsk<strong>auf</strong> genommen<br />

wird. In der Regel ist ein Neuk<strong>auf</strong> teurer als die Reparatur, so<strong>das</strong>s ein umfangreicher<br />

Reparatur-Service auch dazu führen kann, <strong>das</strong>s selbst der Sparer beim teureren Anbieter<br />

k<strong>auf</strong>t, weil ihm damit indirekt eine längere Lebensdauer des Produkts suggeriert<br />

und garantiert wird.<br />

Neben der Angst vor einem Fehlk<strong>auf</strong> hat der Sparer auch Angst davor Zahlungsverpflichtungen<br />

einzugehen, die er nicht halten kann. So zeigen die Ergebnisse, <strong>das</strong>s<br />

der Sparer bestrebt ist, eine bessere Kontrolle s<strong>einer</strong> eigenen Finanzen zu haben. So<br />

vermeidet er Ausgaben, welche während der Nutzung zu weiteren grossen Kosten<br />

führen können. Dies lässt sich z.B. <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Eingehen von langfristigen Verträgen<br />

übertragen. Eine 24-Monats Mitgliedschaft in einem Fitness-Studio wird der Sparer<br />

vermutlich nicht eingehen. Wenn jedoch die fixen Kosten in variable Kosten umge-


348 Managementimplikationen<br />

wandelt werden können, erhält der Sparer eine bessere Kostenkontrolle. So könnte<br />

<strong>das</strong> Fitness-Studio ihm beispielsweise auch die Möglichkeit der Einzelzahlung (d.h.<br />

ein Eintritt bei Nutzung) einräumen.<br />

Viele Anwendungsmöglichkeiten bieten sich darüber hinaus im Mobilfunk. Das Angebot<br />

von Flatrates sorgt für eine bessere Kostenkontrolle, d.h. man bezahlt einen fixen<br />

Betrag pro Monat und kann dann „unbeschwert“ den ganzen Monat so viel telefonieren<br />

wie man möchte. Auch in der Schweiz gibt es mittlerweile bei sunrise, orange<br />

und Swisscom derartige Angebote. Nichtsdestotrotz führen diese Flatrates zu hohen<br />

Fixkosten pro Monat, welche der Sparer bestrebt ist zu reduzieren. Vor allem bei <strong>einer</strong><br />

gestiegenen Risikoaverison plant der Sparer auch den Fall ein, <strong>das</strong>s sich seine<br />

finanzielle Situation weiter verschärfen könnte. In einem solchen Fall wäre er vermutlich<br />

nicht in der Lage, die hohen Fixkosten z.B. für die Flatrate weiter zu bezahlen.<br />

Ein interessantes Angebot, welches direkt <strong>auf</strong> diese Bedürfnisse eingeht, ist die sogenannte<br />

„Pille fürs Handy“ des Mobilfunkanbieters simyo aus Deutschland. Unter<br />

dem Claim „Endlich sorgenfrei! Monat für Monat.“ Bietet simyo einen Tarif ohne Vertragsbindung.<br />

<strong>Der</strong> Nutzer kann Geld <strong>auf</strong> sein simyo-Kunde hochladen (PrePaid). Abgerechnet<br />

werden SMS, Internetnutzung und Telefonie zu sehr attraktiven Preisen<br />

pro Minute. Die Revolution liegt darin, <strong>das</strong>s der monatliche Betrag niemals 39 Euro<br />

übersteigt, d.h. nachdem in einem Monat Kosten von 39 Euro angefallen sind, kann<br />

der Nutzer ab diesem Moment kostenlos bis zum Monatsende weiter telefonieren. Es<br />

handelt sich um eine Art Kostenairbag.<br />

<strong>Der</strong> sparende Konsument hat somit keine monatlichen Fixkosten und trotzdem die<br />

Garantie, nie mehr als 39 Euro im Monat zu bezahlen. Sollte sich in einem bestimmten<br />

Monat seine finanzielle Situation verschärfen, kann er <strong>das</strong> Handy auch gar nicht<br />

nutzen und es entstehen dementsprechend auch k<strong>einer</strong>lei Kosten.


Managementimplikationen 349<br />

Abbildung 100: Kostenstopp-Tarif von simyo<br />

Quelle: www.simyo.de<br />

Auch im Personal liegen Chancen im Umgang mit sparenden Konsumenten. Das<br />

Personal kann beispielsweise <strong>auf</strong> die Ängste der Sparer eingehen, indem es konkret<br />

nach der geplanten Verwendung des Produkts fragt und dem Konsument alle relevanten<br />

Produktbestanteile erklärt. Darüber hinaus sollte <strong>das</strong> Personal die Services,<br />

welche sich direkt <strong>auf</strong> die Risikoaversion richten wie beispielsweise die Umtauschgarantie,<br />

in <strong>das</strong> Beratungsgespräch integrieren.


350 Managementimplikationen<br />

Ziel muss es sein, den Sparer zu überzeugen, <strong>das</strong>s er genau <strong>das</strong> richtige Produkt<br />

k<strong>auf</strong>t und bei diesem Anbieter k<strong>einer</strong>lei Risiken eingeht beziehungsweise die Risiken<br />

am besten kontrollieren kann.<br />

11. Günstige Standorte ausserhalb der Stadtzentren wählen<br />

Profilierungsinstrument: Standort<br />

Die Ergebnisse zeigen, <strong>das</strong>s sparende Konsumenten bereit sind, zusätzlich Zeit und<br />

Aufwand in den Eink<strong>auf</strong> zu investieren, um hierdurch ein gutes Produkt zu einem<br />

günstigeren Preis zu bekommen. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, <strong>das</strong>s die<br />

Convenience Orientierung bei sparenden Konsumenten signifikant abnimmt, d.h. Bequemlichkeit<br />

ist weniger wichtig und damit wird auch der Standort des Händlers unwichtiger.<br />

Sparer sind bereit, weitere Anfahrtswege in K<strong>auf</strong> zu nehmen. Für den<br />

Händler bedeutet dies, <strong>das</strong>s er auch Standorte ausserhalb der teuren 1a Citylagen<br />

wählen kann. Die gesparten Kosten könnte er dann an den Konsumenten weitergeben.<br />

Da ein Unternehmen jedoch nicht zu 100% aus Sparern und somit zu grossen<br />

Teilen aus Konsumenten besteht, welche hohe Convenience-Anforderungen haben,<br />

und auch die Standorte in der Regel wenig flexibel sind, ist diese Massnahme<br />

schwierig für bestehende Unternehmen umzusetzen. Es eignet sich jedoch für Neugründungen<br />

von Unternehmen, die sich aus den genannten strategischen Gründen<br />

direkt ausserhalb der Stadtzentren an günstigen Lagen niederlassen und sich dementsprechend<br />

gegenüber Sparern positionieren.<br />

Outlet-Stores verfolgen häufig diese Strategie. Diese werden ferner dazu genutzt,<br />

Restposten aus den einzelnen Verk<strong>auf</strong>sstellen zu verk<strong>auf</strong>en. Die Fox Town Kette<br />

bietet beispielsweise in Mendrisio mit 130 Shops als eine der grössten Niederlassung<br />

der Schweiz, Rabatte zwischen 25% und 50% <strong>auf</strong> bekannte Marken von Adi<strong>das</strong> bis<br />

Yves Saint Laurent. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen ferner, <strong>das</strong>s manche Sparer<br />

ein hedonistisches Gefühl bei der Schnäppchensuche entwickeln. Ein Outlet-Store<br />

stellt daher eine Art Paradies für hedonistisch motivierte Sparer dar. Es ist daher zu<br />

vermuten, <strong>das</strong>s der Sparer im „Rausch der Schnäppchensuche“ mehr k<strong>auf</strong>t als er<br />

eigentlich benötigt. Auch in den Ergebnissen dieser Studie konnte bereits <strong>das</strong> Phänomen<br />

beobachtet werden, <strong>das</strong>s Sparer bei attraktiven Angeboten mehr k<strong>auf</strong>en als<br />

nicht sparende Konsumenten. Factory Outlet Stores nutzen den hedonistischen<br />

Sparrausch gezielt aus, indem sie Referenzpreise von angeblichen „Regulären Ver-


Managementimplikationen 351<br />

k<strong>auf</strong>spreisen“ angeben, welche nicht der Realität entsprechen. Die Sparer bekommen<br />

daher <strong>das</strong> Gefühl vermittelt, <strong>das</strong>s die Ersparnisse beim K<strong>auf</strong> sehr gross sind,<br />

was zum K<strong>auf</strong> animiert (Clodfelter/Fowler 2003, S. 135).<br />

12. One-to-One und segmentspezifisches Marketing<br />

Profilierungsinstrument: Marktbearbeitung, Technologie<br />

Viele der beschriebenen Massnahmen werden zwar speziell für die Bedürfnisse von<br />

sparenden Konsumenten umgesetzt, jedoch werden diese bis anhin nicht direkt angesprochen.<br />

Dies ist dar<strong>auf</strong> zurückzuführen, <strong>das</strong>s im stationären Handel im Vergleich<br />

zum Online-Handel die Verk<strong>auf</strong>sstellen grundsätzliche für alle Kunden objektiv gleich<br />

aussehen und auch die Verk<strong>auf</strong>sstellenmitarbeiter prinzipiell Schwierigkeiten haben,<br />

allein vom Aussehen <strong>auf</strong> den Konsumententyp zu schliessen. Durch die Kenntnis<br />

von individuellen Nutzenfunktionen mit Hilfe von leistungsfähigen Ansätzen wie der<br />

Bayes-Analyse, kann <strong>das</strong> Management mit deutlich besseren Informationen ausgestattet<br />

werden. Diese ermöglichen <strong>das</strong> Eingehen <strong>auf</strong> individuelle Bedürfnisse (Reutterer<br />

2003, S. 56). Vor allem die kostengünstige Verarbeitung von Informationen (z.B.<br />

K<strong>auf</strong>historie <strong>auf</strong> Basis von Scannerdaten und Kundenkarten) und Kommunikationsmöglichkeiten<br />

durch die neuen technologischen Möglichkeiten (z.B. E-Mail und<br />

Smartphone), unterstützen diese Möglichkeiten der kundenindividuellen Ansprache<br />

und Vermarktung von Aktionen (Grewal et al. 2011, S. S44). <strong>Der</strong> führende Online<br />

Händler der Schweiz für Lebensmittel leshop.ch setzt beispielsweise eine individualisierte<br />

Marktbearbeitung ein. Wer nicht zu den zentralen Kundensegmenten gehört,<br />

erhält nur sehr eingeschränkt Gutscheine oder Coupons per E-Mail. Feinberg et al.<br />

haben gezeigt, <strong>das</strong>s die individuelle Bearbeitung von abwanderungsgefährdeten<br />

Kunden sehr effektiv sein kann (Feinberg et al. 2002, S. 277).<br />

Auf Basis der beschriebenen Diskriminanzanalyse (siehe Schritt 3 im Stufenkonzept)<br />

kann ein Konsument durch sein K<strong>auf</strong>verhalten <strong>einer</strong> der Sparergruppen automatisiert<br />

zugeordnet werden, d.h. der Algorithmus erkennt (sofern er die Kundenkarte regelmässig<br />

nutzt) anhand der gespeicherten K<strong>auf</strong>historie (z.B. Aktionsanteil pro Eink<strong>auf</strong>,<br />

Eigenmarkenanteil pro Eink<strong>auf</strong>, relative Ausgaben pro Haushaltsmitglied), um welchen<br />

Sparertyp es sich handelt. In Schritt 5 des Stufenkonzepts wurde die Managemententscheidung<br />

gefällt, welche Sparergruppen gehalten, entwickelt und <strong>auf</strong>gege-


352 Managementimplikationen<br />

ben werden. Es können daher im nächsten Schritt gezielt die gewählten Sparertypen<br />

bearbeitet werden. Im vorliegenden Fall wurde die hypothetische Entscheidung getroffen,<br />

die penetranten Smart Shopper nicht aktiv zu bearbeiten, weil diese sämtliche<br />

Aktionen ausnutzen und sehr illoyal agieren. Kunden, welche <strong>auf</strong>grund der K<strong>auf</strong>historie<br />

zu diesem Segment gehören, werden also von den segmentspezifischen<br />

Massnahmen ausgeschlossen. Die „Bescheidenen“ und die „moderaten Muss-<br />

Sparer“ können dann mit individuellen Aktionen, z.B. Coupons per E-Mail oder Post<br />

versorgt werden, um gezielt die Abwanderung zu einem anderen Händler zu verhindern.<br />

Bei der Auswahl der Aktionsprodukte ist ferner dar<strong>auf</strong> zu achten, <strong>das</strong>s es sich hierbei<br />

um Produkte handelt, die in einem Verbund zu anderen Produkten stehen, d.h. Konsumenten,<br />

welche <strong>das</strong> Aktionsprodukt k<strong>auf</strong>en, k<strong>auf</strong>en in der Regel noch weitere Produkte.<br />

Auch die Profitabilität ist bei Aktionen zu berücksichtigen. Eine anschauliche<br />

Einordnung solcher Produkte haben Wiesel und Reutterer (2010) entwickelt:<br />

Verbundertrag je<br />

Einheit in % vom<br />

Brutto-VK<br />

20<br />

Abbildung 101:Artikelertragsmatrix<br />

Quelle: Wiesel/Reutterer 2010, S. 217.<br />

Deckungsbeitrag je Einheit in % vom Brutto-VK<br />

20<br />

Lockvögel Top-Artikel<br />

Bleifüsse Egoisten<br />

In der Artikelertragsmatrix in Abbildung 101 wird der Verbundertrag eines Artikels in<br />

Relation zum Deckungsbeitrag gesetzt. <strong>Der</strong> Verbundertrag eines Produkts wird aus<br />

der Summe der über die jeweiligen relativen Umsatzanteile zugeordneten Deckungsbeiträge<br />

derjenigen Warenkörbe errechnet, welche den Artikel in <strong>einer</strong> bestimmten<br />

Anzahl und zu einem bestimmten Preis enthalten. Die Diagonale spiegelt die Artikel<br />

wieder, bei denen der Deckungsbeitrag exakt dem Verbundertrag entspricht und somit<br />

eine neutrale Marke repräsentieren. Durch die Festlegung eines Zielwerts ergeben<br />

sich vier Felder. Im vorliegenden Beispiel wurde ein Zielwert von 20% definiert


Managementimplikationen 353<br />

(siehe Abbildung 101). Mit dieser Methodik ist es möglich, die Attraktivität von Produkten<br />

zu beurteilen. Abbildung 102 zeigt die Einordnung von 12.283 Artikeln aus<br />

dem Sortiment eines österreichischen Lebensmitteleinzelhändlers in <strong>einer</strong> relevanten<br />

Zeitperiode (Wiesel/Reutterer 2010, S. 215ff.).<br />

Abbildung 102: Artikelertragsmatrix eines österreichischen Lebensmitteleinzelhändlers<br />

Quelle: Wiesel/Reutterer 2010, S. 218.<br />

Hiermit ist es möglich, den Erfolg einzelner Marken im Kontext des gesamten Sortiments<br />

(d.h. auch komplementäre und substitutive Güter) zu beurteilen. 102 Während<br />

Weisel und Reutterer diese Methodik vor allem zur Attraktivitätsbeurteilung von Marken<br />

und als Argumentation in Lieferantenverhandlungen entwickeln, kann sie im vorliegenden<br />

Kontext auch für die Auswahl von Marken für Promotions bei sparenden<br />

Konsumenten herangezogen werden. So können Produkte ausgewählt werden, welche<br />

eine hohe Verbundwirkung haben und gleichzeitig durch den hohen Deckungsbeitrag<br />

auch dann noch profitabel sind, wenn der Preis durch die Aktion reduziert<br />

wird.<br />

Grewal et al. 2004 weisen dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s es bei segmentspezifischen Promotions<br />

wichtig ist, nicht nur Massnahmen einzusetzen, um Abwanderungen von Gelegen-<br />

��������������������������������������������������������<br />

102 Weisel und Reutterer 2010 weisen in ihrer kritischen Stellungnahme dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s die gewählte<br />

Operationalisierung des Verbundseffekts <strong>auf</strong> Basis der alleinigen Zuordnung von Warenkorbdeckungsbeiträgen<br />

nach Umsatzanteilen. Auf diese Weise werden Artikel mit einem niedrigen Verk<strong>auf</strong>spreis<br />

und gleichzeitig hohem Deckunsbeitrag benachteiligt. Zur Lösung schlagen sie einen explorativen<br />

oder explanativen Ansatz der Warenkorbanalyse von Reutterer und Botzug 2007 oder Brijs et al.<br />

2000 vor. Zur Illustration der Methodik wurde jedoch hier der vereinfachte Ansatz gewählt.


354 Managementimplikationen<br />

heitskunden zu verhindern und stattdessen besser zu binden, sondern gleichzeitig<br />

auch die sehr treuen Kunden für ihre Treue zu belohnen (Grewal et al. 2004, S. 87).<br />

Bei der Bearbeitung der Sparertypen der „Bescheidenen“ und der „,moderaten Muss-<br />

Sparer“ gilt es jedoch, auch die „treuen Qualitätssucher“ nicht zu vernachlässigen.<br />

Auf Grund der genauen Identifizierung bietet es sich an, diese jedoch nicht mit den<br />

gleichen Preispromotions wie die zwei erstgenannten Sparertypen zu bearbeiten,<br />

sondern beispielsweise einen Coupon für ein leicht reduziertes Premium-Produkt<br />

oder auch ein nicht-monetäres Incentive zu versenden, um den Fahrstuhleffekt dieser<br />

profitablen Kundengruppe zu verhindern. Nagengast (2012) hat beispielsweise<br />

herausgefunden, <strong>das</strong>s nicht-monetäre Anreize zur Förderung der Loyalität besser<br />

geeignet sind als Monetäre.<br />

Das Modeunternehmen Peek&Cloppenburg setzt beispielsweise segmentspezifische<br />

Massnahmen ein. Auf Basis der Daten des Kundenloyalitätsprogramms werden gezielt<br />

Kunden angeschrieben. Bei den Coupons handelt es sich um einen umsatzbasierten<br />

Rabatt, welcher nur <strong>auf</strong> bereits reduzierte Ware anwendbar ist. Auf diese<br />

Weise versucht Peek&Cloppenburg die Abwanderung dieser sparenden Kunden zu<br />

verhindern, die Bindung zum Unternehmen zu verstärken und gleichzeitig die Ware<br />

der ausl<strong>auf</strong>enden Saison abzusetzen. Die guten und sehr profitablen Kunden werden<br />

hingegen mit Einladung zu Modenschauen, Filmpremieren und VIP-Events für ihre<br />

Treue belohnt.


Managementimplikationen 355<br />

Abbildung 103:1-to-1 Marketing für sparende Konsumenten bei Peek&Cloppenburg


356 Managementimplikationen<br />

Auch für den Fall, <strong>das</strong>s ein Händler keine k<strong>auf</strong>historischen Daten der Konsumenten<br />

zur Verfügung hat, gibt es Möglichkeiten zur segmentspezifischen Bearbeitung von<br />

sparenden Konsumenten. Unternehmen wie Catalani bieten beispielsweise segmentspezifische<br />

Coupons <strong>auf</strong> Basis von Einzelkassenbons an (Grewal et al. 2011, S.<br />

S45.). Während des Kassierprozesses werden die einzelnen Produkte über den<br />

Scanner gezogen. <strong>Der</strong> Algorithmus von Catalani ist mit dem Kassensystem verbunden<br />

und analysiert live <strong>das</strong> K<strong>auf</strong>verhalten. Wenn man dem System <strong>auf</strong> Basis der<br />

vorgelagerten Diskriminanzanalyse mitteilt, <strong>auf</strong> Basis welcher Produkte Sparer identifiziert<br />

werden können, druckt <strong>das</strong> System segmentspezifische Coupons <strong>auf</strong> die<br />

Rückseite des Kassenbons.<br />

Abbildung 104: Beispiel für die Rückseite eines Kassenbons mit segmentspezifischen Coupons<br />

Quelle: http://activerain.com/image_store/uploads/7/2/0/2/4/ar130491308142027.jpg<br />

13. Synthesen aus hedonistischem Konsum und Sparen entwickeln<br />

Profilierungsinstrument: Sortiment, Marktbearbeitung<br />

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen, <strong>das</strong>s sparende Konsumenten höhere<br />

Ansprüche an den Preis haben, aber <strong>auf</strong> Qualität ungerne verzichten wollen. Darüber<br />

hinaus spielen auch hedonistische Bedürfnisse beim K<strong>auf</strong> weiterhin eine Rolle, d.h.


Managementimplikationen 357<br />

es findet nicht nur ein Notwendigkeitskonsum statt, sondern auch ein Konsum zur<br />

Selbstverwirklichung. Ferner konnte gezeigt werden, <strong>das</strong>s der Sparer nicht die Lust<br />

am Eink<strong>auf</strong>en verliert. Diese ist generell bei Bekleidung im Vergleich zum K<strong>auf</strong> von<br />

Lebensmitteln sehr hoch ausgeprägt. Ausserdem konnte ein verstärkter K<strong>auf</strong> von<br />

kleinen Belohnungen beobachtet werden. Dies wurde mit der Theorie der „symbolic<br />

self-completion“ begründet. Diese besagt, <strong>das</strong>s Individuen, welche ihr Selbst- und<br />

Fremdbild gefährdet sehen, zu symbolischen Handlungen greifen, um <strong>das</strong> Selbstund<br />

Fremdbild wiederherzustellen. Auch Roberts (1991) konnte zeigen, <strong>das</strong>s finanziell<br />

deprivierte Menschen zum K<strong>auf</strong> von äusserlich sichtbaren demonstrativen Konsum<br />

greifen.<br />

Fügt man all diese Ergebnisse zusammen, lässt sich daraus ableiten, <strong>das</strong>s sich der<br />

Sparer eine Synthese aus hedonistischem Konsum und Sparen wünscht, d.h. mit<br />

anderen Worten trotz <strong>Sparnotwendigkeit</strong> sehnt sich der Konsument nach einem<br />

Hauch von Luxus und persönlicher Selbstverwirklichung. Das Handelsmanagement<br />

kann durch die Berücksichtigung dieser Sehnsüchte, K<strong>auf</strong>impulse setzen und Zahlungsbereitschaften<br />

der Sparer abschöpfen.<br />

Das Modeunternehmen Zara orientiert sich beispielsweise in den Sortimenten stets<br />

an hoch aktueller Designer-Ware. Die Produkte sind modisch und günstig, aber sie<br />

sehen nicht minderwertig aus. Dies ist insbesondere für Sparer wichtig, weil gezeigt<br />

werden konnte, <strong>das</strong>s sie versuchen, ihre eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten<br />

vor anderen zu verstecken. <strong>Der</strong> Modediscounter H&M kooperiert regelmässig mit<br />

bekannten Designern und bietet limitierte Kreationen der Designer zu sehr günstigen<br />

Preisen an. Im Jahr 2004 starte H&M eine solche erste Kampagne mit Karl Lagerfeld.<br />

Es folgten Zusammenarbeiten mit Stella McCartney, Madonna, Vikor&Rolf, Kylie<br />

Minogue, Rei Kawakubo und Roberto Cavalli.<br />

Diese Spezialkollektionen fanden jeweils sehr grossen Anklang bei den Kunden. Das<br />

H&M Lagerfeld Sortiment war innerhalb von zwei Tagen restlos ausverk<strong>auf</strong>t. Die<br />

Preise liegen stets <strong>auf</strong> gewohnt günstigem H&M Niveau. Ein Lagerfeld T-Shirt kostete<br />

beispielsweise 14.95 Euro. Auch in TV- und Printspots wurden die Kollektionen<br />

aktiv beworben (Kröger 2004). Hiermit hat H&M <strong>das</strong> hedonistische Bedürfnis der<br />

sparenden Konsumenten angesprochen. So können auch Sparer Kleidung von einem<br />

Designer tragen und damit ihr Selbstwertgefühl <strong>auf</strong>bessern und <strong>das</strong> Fremd- sowie<br />

Selbstbild schärfen. <strong>Der</strong> Sparer fühlt sich beim K<strong>auf</strong> und bei der Verwendung der


358 Managementimplikationen<br />

Ware gut. Nicht nur, weil er ein „Schnäppchen“ gemacht hat, sondern weil er sich<br />

selbst etwas Besonderes gönnen konnte ohne viel Geld ausgeben zu müssen.<br />

Abbildung 105: Printanzeigen der Karl Lagerfeld for H&M Kampagne<br />

Quelle: http://4.bp.blogspot.com/-HfBinvglsCM/TZTl6QS_1TI/lagerfeld_hm2.jpg<br />

Die Modehändler Breuninger und Peek&Cloppenburg verfolgen mit sogenannten Advertorials<br />

eine ähnliche Strategie. Hierbei handelt es sich um Werbung (Advertisement),<br />

welche den Anschein eines redaktionellen Beitrags (Editorial) erwecken soll.<br />

In Modezeitschriften gibt es in der Regel Rubriken, in denen ein Foto von prominenten<br />

Persönlichkeiten abgebildet ist und gezeigt wird, wie man diesen „Look“ nachk<strong>auf</strong>en<br />

kann (inkl. Preisangaben). Zwischen Edelmarken wie Prada, Gucci und Tom Ford<br />

mischen die Modehändler gerne einige ihrer Eigenmarken, wie z.B. Darling Harbour<br />

(Breuninger) oder Review (Peek&Cloppenburg). Die Beschreibungen der Eigenmarken<br />

klingen wie Luxuslabels.<br />

Durch diese Advertorials wird dem Sparer suggeriert, <strong>das</strong>s auch er an der Luxuswelt<br />

der Prominenten partizipieren kann. Die so beworbenen Eigenmarken vermitteln einen<br />

Hauch von Luxus für <strong>das</strong> kleine Portemonnaie. Auch mit dieser Massnahme wird<br />

folglich eine Synthese aus hedonistischem Konsum und Sparen entwickelt.


Managementimplikationen 359<br />

Abbildung 106: Hedonistische Adverorials günstiger Marken<br />

Quelle: http://www.stefaniessecret.de/img/presse/InTouch/InTouch-2.jpg<br />

Neben den <strong>auf</strong>geführten elf Massnahmen gibt es auch die Möglichkeit durch Preisaktionen<br />

<strong>auf</strong> die sparenden Konsumenten einzugehen. <strong>Der</strong> Fokus dieser Arbeit ist jedoch<br />

keine Pricing-Studie und soll daher an dieser Stelle nicht vertieft werden. Ausserdem<br />

wurde mehrfach <strong>auf</strong>gezeigt, <strong>das</strong>s sich Preisaktionismus in der Regel negativ<br />

<strong>auf</strong> die Profitabilität auswirkt, die Geiz-ist-Geil-Mentalität forciert und <strong>das</strong> eigene Profil<br />

(bei Geschäftsmodellen die keine Discount-Strategie verfolgen) verwässert. <strong>Der</strong> interessierte<br />

Leser sei daher <strong>auf</strong> Rudolph et al. 2009 verwiesen. Hier wird ein State-ofthe<br />

Art Überblick zu den verschiedenen Preisaktionen und jeweilige Forschungserkenntnisse<br />

gegeben.


360 Managementimplikationen<br />

B. Sparintensivität der Konsumenten reduzieren<br />

1. Involvement erhöhen<br />

Profilierungsinstrument: Marktbearbeitung<br />

In der heutigen Gesellschaft gibt es eine zunehmende Pluralisierung von Lebensstilen.<br />

Die Bedürfnisse der Konsumenten werden individueller und vielseitiger, <strong>das</strong><br />

Budget bleibt in der Regel gleich gross. So konkurriert <strong>das</strong> Modegeschäft A heute<br />

nicht mehr nur mit dem Modegeschäft B, sondern gleichzeitig noch mit den Ausgaben<br />

für den Ausgang, Mobilität und Reisen. Hier ist ein Umdenken der Handelsmanager<br />

notwendig. Die Konkurrenz ist nicht nur in der gleichen Branche zu suchen,<br />

sondern in allen relevanten Ausgabekategorien der Konsumenten. Ein Händler kann<br />

der Beste s<strong>einer</strong> Branche sein, aber wenn dem Konsumenten die Produkte dieser<br />

Branche weniger wichtig sind, werden die Ausgaben der Konsumenten im Falle <strong>einer</strong><br />

<strong>Sparnotwendigkeit</strong> dort gekürzt.<br />

Die Ergebnisse der Moderatorenanalyse zeigen, <strong>das</strong>s mit zunehmendem Involvement<br />

die Wirkung des Sparstimulus <strong>auf</strong> <strong>das</strong> K<strong>auf</strong>verhalten reduziert wird. Die Ansprüche<br />

an Qualität und Service steigen, die Ausgabenhöhe steigt und selbst der<br />

sparende Konsument verzichtet weniger. Hinzu kommt, <strong>das</strong>s mit steigendem Involvement<br />

auch den Sparern <strong>das</strong> Eink<strong>auf</strong>en mehr Spass macht. Es liegen folglich grosse<br />

Potentiale darin, <strong>das</strong> Involvement der Konsumenten mit der eigenen Branche beziehungsweise<br />

<strong>einer</strong> Warengruppe zu fördern. Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten.<br />

Einen grossen <strong>Einfluss</strong> haben die Medien. So konnte man beispielsweise<br />

durch die intensivere Diskussion über die Lebensmittelqualität <strong>auf</strong> Grund der zahlreichen<br />

Skandale (BSE, Schweinepest, Hühnegrippe und Gammelfleisch) ein gestiegenes<br />

Involvement bei den Konsumenten beobachten (Rudolph/Weber 2011a, S. 36).<br />

Auch Prominente und Meinungsführer spielen eine grosse Rolle. <strong>Der</strong> grosse Erfolg<br />

von Boris Becker und Steffi Graf in den 80er hat dazu geführt, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Involvement<br />

am Tennissport deutlich zugenommen hat. Unternehmen können solche Trends nur<br />

begrenzt selber beeinflussen. Sie können jedoch entstehende Trends <strong>auf</strong>greifen und<br />

medial fördern. Auch Events sind eine gute Möglichkeit, <strong>das</strong> Interesse von Konsumenten<br />

am Unternehmen oder <strong>einer</strong> Warengruppe zu steigern.


Managementimplikationen 361<br />

<strong>Der</strong> Modehändler Peek & Cloppenburg veranstaltet beispielsweise regelmässig die<br />

P&C Men�s Business Nights. Diese Veranstaltung richtet sich gezielt an Männer um<br />

bei diesen <strong>das</strong> Interesse an Mode zu erhöhen. Hierzu wird der Eink<strong>auf</strong> mit <strong>einer</strong> Party<br />

kombiniert. Es werden alkoholische Getränke ausgeschenkt, Fingerfood gereicht,<br />

Prominente eingeladen und Live-Musik gespielt. <strong>Der</strong> Abend steht ganz im Zeichen<br />

der Männerwelt. Es werden kubanische Zigarren gereicht, es gibt rauchigen Whisky,<br />

eine Ausstellung der neusten Smartphones und es werden Probefahren mit den<br />

neusten Modellen von BMW angeboten. Auf den verschiedenen Etagen der Verk<strong>auf</strong>shäuser<br />

finden neben dem Verk<strong>auf</strong> auch Seminare für Männer zum Thema Styling<br />

(z.B. perfekte Outfits fürs Date, <strong>das</strong> Büro, den Sport) statt. Im Internet wird <strong>das</strong><br />

Event zusätzlich im Voraus über Homepage, Social Media und youtube beworben<br />

und hinterher Berichte und Videos präsentiert, um auch die Männer zu erreichen,<br />

welche nicht teilgenommen haben.<br />

Abbildung 107: Peek & Cloppenburg Men�s Business Nights<br />

Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=HytVpy0GgWE<br />

Das Event richtet sich zwar nicht direkt an Sparer. Es soll jedoch beispielhaft <strong>auf</strong>zeigen,<br />

mit welchen Mitteln <strong>das</strong> Involvement von Konsumenten an Produkten erhöht<br />

werden kann. In der Regel haben Männer wenig Interesse an Mode. Bei <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

sparen die Männer vermutlich daher bei Mode. Mit Events wie einem<br />

solchen wird <strong>das</strong> Involvement gesteigert und die „Mode“ fällt bei den Männern eventuell<br />

nicht unter den Rotstift.


362 Managementimplikationen<br />

2. Risikotransparenz fördern<br />

Profilierungsinstrumente: Personal, Marktbearbeitung, Ladenlayout<br />

Die Moderatorenanalyse der vorliegenden Studie zeigte, <strong>das</strong>s mit zunehmendem<br />

wahrgenommenen Risiko die Wirkung der <strong>Sparnotwendigkeit</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Eink<strong>auf</strong>sverhalten<br />

teilweise abgeschwächt wird. Falls sparende Konsumenten ein Risiko beim K<strong>auf</strong><br />

eines Produkts wahrnehmen, erhöhen sich die Ansprüche an eine hohe Qualität.<br />

Darüber hinaus gewinnen Marken an zunehmender Bedeutung. Auch werden Marken<br />

mit zunehmendem wahrgenommenen Risiko als Qualitätsindikatoren herangezogen.<br />

Das wahrgenommene Risiko für den Konsumenten zu erhöhen könnte jedoch negative<br />

Konsequenzen haben, da der Sparer eine grundsätzliche Risikoaversion hat.<br />

Falls <strong>das</strong> Risiko zu gross ist, verzichtet er dann vermutlich gänzlich <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Produkt.<br />

Nichtsdestotrotz scheint es in manchen Kategorien hilfreich zu sein, die Risikotransparenz<br />

zu fördern. Auf diese Weise kann man den Wert des eigenen Produkts und<br />

damit auch den eventuell höheren Preis rechtfertigen. Das Personal könnte beispielsweise<br />

im Verk<strong>auf</strong>sgespräch <strong>auf</strong>zeigen, <strong>das</strong>s man beim K<strong>auf</strong> des Produkts viel<br />

falsch machen kann, aber gleichzeitig durch die hervorragende Beratung <strong>das</strong> Vertrauen<br />

schaffen kann, <strong>das</strong>s man bei diesem Händler keinen Fehlk<strong>auf</strong> tätigen wird.<br />

Auch Marken gewinnen an Relevanz. Die Migros setzt beispielsweise mit ihrer Marke<br />

„terrasuisse“ <strong>auf</strong> Qualität aus der Heimat. Dies kann als direkte Reaktion <strong>auf</strong> Lebensmittelskandale<br />

und die damit verbundene zunehmende Skepsis von Konsumenten<br />

bei der Herkunft von Lebensmitteln verstanden werden. Nach dem Motto „Was<br />

der Bauer nicht kennt, frisst er nicht“ wird mit der Marke terrasuisse ein Vertrauen in<br />

die Qualität aus dem eigenen Land assoziiert. Das Risiko beim K<strong>auf</strong> von ausländischen<br />

Produkten wird damit teilweise gefördert. Auf jeden Fall wird dem Konsumenten<br />

deutlich gemacht, <strong>das</strong>s er beim K<strong>auf</strong> von „terrasuisse“ diese „gefährlichen“ Risiken<br />

nicht eingeht. Hierfür hat terrasuisse sogar eine interaktive Plattform im Internet<br />

<strong>auf</strong>gebaut, wo der Nutzer sich durch einen 3-D Bauernhof klicken kann und <strong>auf</strong> jeder<br />

Ebene gezeigt bekommt, was terrasuisse macht, um die Natürlichkeit zu fördern und<br />

Risiken durch Schadstoffe und künstliche Düngemittel zu vermeiden. Zum Beispiel:<br />

„Die Kartoffelacker sind weitgehend frei von chemischen Unkraut- und Ungezieferbekämpfungsmitteln.<br />

Unkraut wird mit dem Hackgerät bekämpft und Blattläuse werden<br />

ganz natürlich von Marienkäfern und anderen Nützlingen gefressen“. Es wird somit


Managementimplikationen 363<br />

deutlich, <strong>das</strong>s hier indirekt ein K<strong>auf</strong>risiko bei anderen Produkten <strong>auf</strong>gebaut wird, welches<br />

man durch den K<strong>auf</strong> von terrasuisse vermeiden kann.<br />

Abbildung 108:Terrasuisse<br />

Quelle: www.terrasuisse.ch<br />

Auch diese Massnahme richtet sich nicht direkt an Sparer. Sie kann jedoch helfen,<br />

<strong>das</strong> Ausmass <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> bei den Konsumenten zu reduzieren. <strong>Der</strong><br />

Konsument greift dann <strong>auf</strong> Grund des höheren wahrgenommenen Risikos zu der<br />

Marke, welche <strong>das</strong> Risiko minimiert. Die <strong>Sparnotwendigkeit</strong> wird dann <strong>auf</strong> andere<br />

Warengruppen verschoben, bei denen ein geringeres Risiko wahrgenommen wird.<br />

3. Treue fördern<br />

Profilierungsinstrumente: Technologie (Kundenkarte), Marktbearbeitung<br />

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, <strong>das</strong>s sparende Konsumenten weniger häufig<br />

den Händler wechseln, wenn sie vor der Konfrontation mit <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

einen Händler hatten, mit dem sie sich emotional verbunden fühlten. Daher gewinnt<br />

der Aufbau von Loyalität weiter an Relevanz. Es lohnt sich also nicht nur Loyalität


364 Managementimplikationen<br />

<strong>auf</strong>zubauen, damit der Kunde mehr und regelmässig bei dem Händler eink<strong>auf</strong>t und<br />

ihn weiterempfiehlt, sondern auch als „präventive“ Massnahme für eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

lohnen sich die Investitionen in die Förderung von Loyalität. Viele Loyalitätsprogramme<br />

verfolgen mit Kundenkarten dieses Ziel. In der Regel sind die Anreize,<br />

treu zu sein, jedoch rein materieller Natur, d.h. mit jedem getätigten Umsatz erhöhen<br />

sich mögliche Prämien oder die Teilnehmer des Programms erhalten Rabattgutscheine.<br />

Neue Erkenntnisse der K<strong>auf</strong>verhaltensforschung zeigen jedoch, <strong>das</strong>s Loyalität<br />

im Handel vor allem durch nicht materielle Anreize besser gefördert werden<br />

kann. Ein Blumenstrauss oder ein Kochkurs konnten bessere Loyalitätsabsichten<br />

erzielen als Geldgutscheine (Nagengast 2011).<br />

4. Positive Zukunftserwartungen <strong>auf</strong>bauen und nutzen<br />

Profilierungsinstrumente: Preis, Marktbearbeitung<br />

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Sparverhalten eng an die Erwartungen<br />

der Konsumenten zur Entwicklung ihres eigenen Einkommens geknüpft ist. Falls<br />

die Konsumenten von <strong>einer</strong> positiven Entwicklung ihres eigenen Einkommens ausgehen,<br />

fällt die Intensität trotz des Sparverhaltens und trotz <strong>Sparnotwendigkeit</strong> deutlich<br />

geringer aus. Das Gegenteil ist jedoch der Fall, wenn Konsumenten eine pessimistische<br />

Einstellung zu ihrem zukünftigen Einkommen haben. In diesem Fall führt<br />

jede kleine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> zu <strong>einer</strong> deutlichen Verschärfung sämtlicher Sparverhaltensweisen.<br />

Die Entwicklung der Konsumstimmung sollte also von Unternehmen<br />

stets beobachtet werden. Insbesondere die Medien haben einen grossen <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong><br />

die Zukunftseinschätzungen der Konsumenten (Hagen 2005, S. 18f.). Häufig werden<br />

hier negative Schreckensszenarien skizziert, was sich <strong>auf</strong> Basis der vorliegenden<br />

Ergebnisse als dramatisch für die Volkswirtschaften entwickelt. Auch Unternehmen<br />

sollten eine negative Stimmungsmache vermeiden und stets eine optimistische Einstellung<br />

behalten.<br />

Darüber hinaus können Unternehmen den Effekt des geringeren Sparverhaltens bei<br />

optimistischen Zukunftsaussichten auch für sich nutzen. Die vielen Finanzierungsangebote<br />

gehen beispielsweise dar<strong>auf</strong> ein. Hier wird dem Konsumenten suggeriert,<br />

<strong>das</strong>s er <strong>auf</strong>grund seines regelmässigen Einkommens auch dann konsumieren kann,<br />

obwohl er es sich eigentlich momentan finanziell nicht leisten kann. Insbesondere<br />

junge Menschen könnten für solche Angebote empfänglich sein, weil diese laut der


Managementimplikationen 365<br />

vorliegenden Daten ihre zukünftige Lage optimistisch einschätzen. Auch wenn sie<br />

momentan, z.B. <strong>auf</strong> Grund ihrer Ausbildung, sparen müssen, rechnen sie „mit dem<br />

grossen Geld“ in späteren Jahren. Seit 2009 nutzt Media Markt z.B. die Affinität junger<br />

Konsumenten zu technischen Produkten und geht dabei mit ihren 0% Finanzierungsangeboten<br />

<strong>auf</strong> diese Gruppe ein: „Jetzt kann sich jeder alles leisten“. 103<br />

Abbildung 109:Media Markt 0% Finanzierungsangebot<br />

Quelle: Media Markt (2011)<br />

��������������������������������������������������������<br />

103 Zu berücksichtigen gilt, <strong>das</strong>s Finanzierungsangebote in den untersuchten Branche die unbeliebeste<br />

Sparmassnahme waren. Bei Lebensmitteln und Bekleidung existieren jedoch auch momentan kein<br />

Anbieter mit Finanzierungsangeboten (ausser Kreditkarten).


366 Managementimplikationen<br />

5. Preisvertrauen schaffen<br />

Profilierungsinstrumente: Preis<br />

Die Ergebnisse der Moderatorenanalyse haben gezeigt, <strong>das</strong>s eine Sparneigung den<br />

Effekt des Sparstimulus deutlich verstärkt. Auch in den vier identifizierten Sparertypen<br />

gehört die Gruppe der „penetranten Smart Shopper“ zu den Konsumenten, die<br />

zwar nicht zwingend sparen müssen, jedoch trotzdem gerne sparen. Sie entwickeln<br />

sogar hedonistische Gefühle bei der Schnäppchensuche. Für viele Anbieter gehört<br />

diese Konsumentengruppe daher eher zu den unattraktiven Segmenten, weil sie systematisch<br />

alle Aktionen für sich ausnutzt und sehr illoyal ist. Diese „Geiz-ist-Geil-<br />

„Mentaliät ist jedoch auch teilweise anbieterinduziert (Rudolph/Schweizer 2005, S.<br />

20). So sorgen die vielen Preisaktionen für eine Preisverunsicherung der Konsumenten.<br />

Konsumenten haben Schwierigkeiten, Preise einzuschätzen (Rudolph/Weber<br />

2011a, S. 34). Hinzu kommt, <strong>das</strong>s schnell ein Gefühl des „über den Tisch gezogen“<br />

<strong>auf</strong>kommt, wenn man ein Produkt k<strong>auf</strong>t und es wenige Tage später unbegründet<br />

50% günstiger sieht. <strong>Der</strong> Aktionismus suggeriert dem Kunden: „Nur dumme Menschen<br />

k<strong>auf</strong>en Preise zum regulären Preis“. <strong>Der</strong> Elektronikanbieter Saturn wirbt seit<br />

mehreren Jahren aktiv mit dem Claim „Geiz ist geil!“. Mit häufigen Preiswechseln und<br />

Aktionismus erzieht man viele Kunden gerade zu Schnäppchenjägern. Dies ist, wie<br />

die Ergebnisse zeigen, sehr gefährlich für Unternehmen. Stattdessen sollte es gelten,<br />

Preisvertrauen zu schaffen. Hierbei muss es sich nicht um die von vielen Anbietern<br />

versprochene Niedrigpreisgarantie handeln. <strong>Der</strong> Kunde sollte jedoch <strong>das</strong> Gefühl haben,<br />

<strong>das</strong>s er sich <strong>auf</strong> die Preissetzung eines Anbieter verlassen kann. Darüber hinaus<br />

verwässert der Preisfokus die Positionierung. Die Baumarktkette Praktiker hat<br />

jahrelang mit dem Slogan „20% <strong>auf</strong> alles“ geworben. Während dieser Aktionszeiten<br />

verzeichnete Praktiker hohe Frequenz- und Umsatzzahlen. Diese Aktionen waren<br />

jedoch höchst unprofitabel und haben ausschliesslich die Schnäppchenjäger angezogen,<br />

die ohne die Preisaktionen nicht mehr bei Praktiker eink<strong>auf</strong>en. Mittlerweile<br />

musste Praktiker die 20% Aktionen einstellen und versuchte sich mit Eigenmarken,<br />

übersichtlicheren Sortimenten und mehr Service zu profilieren. Doch dies zog die<br />

mittlerweile rabattverwöhnten Konsumenten nicht mehr an. <strong>Der</strong> Umsatz im ersten<br />

halben Jahr von 2011 lag knapp 15% unter dem Vorjahresumsatz, während alle anderen<br />

Baumarktanbieter ein Wachstum verzeichnen konnten. Die anderen mehrwertorientierten<br />

Kunden konnten in der Zwischenzeit erfolgreich von nicht preisorien-


Managementimplikationen 367<br />

tierten Profilen wie OBI oder toom Baumarkt gebunden werden (o.V. 2011). Das Beispiel<br />

Praktiker zeigt, <strong>das</strong>s reine Preisaktionen die Sparneigung fördern und nur unprofitable<br />

Schnäppchenjäger anziehen. Durch Massnahmen wie diese vernachlässigt<br />

man andere profitable Kundensegmente und schadet dem eigenen Profil<strong>auf</strong>bau.<br />

Stattdessen sollte Preisvertrauen geschaffen werden, um den „Trend“ zum Schnäppchenjagen<br />

nicht noch zu verstärken und dem Kunden (Preis-)Orientierung zu geben.<br />

Abbildung 110:Unprofitable Preisaktionen bei Praktika<br />

Quelle: o.V. (2011).


368 Managementimplikationen<br />

C. Berücksichtigung der Nicht-Sparer<br />

Bei den hier vorgestellten Implikationen aus den Ergebnissen dieser Studie wurde<br />

bewusst dar<strong>auf</strong> geachtet, <strong>das</strong>s die Massnahmen als Reaktion <strong>auf</strong> sparende Konsumenten<br />

nicht isoliert betrachtet werden, sondern in den Gesamtprozess der Profilierung<br />

integriert werden. Somit ist unmittelbar klar, <strong>das</strong>s auch die nicht sparenden<br />

Kunden weiterhin berücksichtigt werden. Es soll daher an dieser Stelle davor gewarnt<br />

werden, alle Unternehmensaktivitäten beim Auftreten der Herausforderung „sparende<br />

Konsumenten“, z.B. in <strong>einer</strong> Wirtschaftskrise, nur noch <strong>auf</strong> diese Sparer auszurichten.<br />

Damit wird ein wichtiges und vor allem profitableres Kundensegment vernachlässigt.<br />

Nachfolgend soll daher kurz <strong>auf</strong> Massnahmen im Zusammenhang mit den<br />

Nicht-Sparern eingegangen werden. Da der Schwerpunkt dieser Arbeit jedoch <strong>auf</strong><br />

dem Sparer liegt, werden die Aspekte nur kurz <strong>auf</strong>gezeigt.<br />

1. Geplante Profilierungsmassnahmen für <strong>das</strong> angestrebte Soll-Profil weiter<br />

vorantreiben<br />

Bei allen vorliegenden Analysen wurde stets die Gruppe der Probanden mit Sparstimulus<br />

und die Gruppe der Probanden ohne Sparstimulus miteinander verglichen. Die<br />

Nicht-Sparer waren folglich stets die Referenzgruppe. Wenn beispielsweise festgestellt<br />

wurde, <strong>das</strong>s die Relevanz des Preises durch die <strong>Sparnotwendigkeit</strong> steigt, so<br />

bedeutet dies im Umkehrschluss, <strong>das</strong>s die Relevanz des Preises bei Nicht-Sparern<br />

signifikant geringer ist als bei Sparern. Nachdem in Schritt fünf <strong>auf</strong> Verk<strong>auf</strong>sstellenebene<br />

erhoben wurde, in welchem Anteil welcher Sparer und Nicht-Sparer in der jeweiligen<br />

Kundschaft vertreten ist, sollte dem Anteil der Nicht-Sparer auch in den Profilierungsmassnahmen<br />

Rechnung getragen werden. Insbesondere soll <strong>das</strong> angestrebte<br />

Soll-Profil nicht aus den Augen verloren werden. <strong>Der</strong> Produktführer sollte daher<br />

beispielsweise nicht seine Massnahmen zur Erzielung der Produktführerschaft<br />

<strong>auf</strong>geben und <strong>auf</strong> Grund <strong>einer</strong> aktuellen Sparrelevanz die Kostenführerstrategie verfolgen.<br />

Das Unternehmen sollte trotz Sparern sprichwörtlich „bei seinen Leisten“ bleiben.<br />

Die stetige Profilerhaltung beziehungsweise Profilverbesserung ist auch deshalb<br />

wichtig, weil gezeigt werden konnte, <strong>das</strong>s eine hohe Profilierung bei Nicht-Sparern<br />

wie auch Sparern zu höheren Zahlungsbereitschaften führen kann.


Managementimplikationen 369<br />

2. Qualität und Mehrwertkommunikation nicht vernachlässigen<br />

Die Ergebnisse der Studie haben gezeigt, <strong>das</strong>s die Relevanz der Mehrwertkommunikation<br />

durch die <strong>Sparnotwendigkeit</strong> abnimmt. Nichtsdestotrotz wurde im Discrete-<br />

Choice-Modell auch herausgefunden, <strong>das</strong>s sowohl bei Sparern als auch bei Nicht-<br />

Sparern eine steigende Qualität und Mehrwertkommunikation zu erhöhten Zahlungsbereitschaften<br />

führen. Es sollte daher weiterhin <strong>auf</strong> die Qualitätssicherung im Sortiment<br />

und auch die Vermarktung der Premium-Artikel Wert gelegt werden. Dies ist<br />

insbesondere deshalb relevant, weil Profitabilität von Mehrwertprodukten in der Regel<br />

höher ist als die der Preiseinstiegsmarken, welche von vielen Sparern gek<strong>auf</strong>t<br />

werden.<br />

3. Weiterhin in Innovationen investieren<br />

O�Malley et al. fanden in <strong>einer</strong> Meta-Studie heraus, <strong>das</strong>s Firmen in ökonomisch<br />

schwierigen Zeiten ihre Investitionen in Innovationen reduzieren. Die Autoren finden<br />

Hinweise, <strong>das</strong>s dies <strong>auf</strong> eine kurzfristige Orientierung und fehlende Marktorientierung<br />

des Top-Managements zurückzuführen ist (O�Malley 2011, S. 285).<br />

Ein ganzheitlicher Profilierungsansatz bedeutet jedoch nicht nur die Umsetzung von<br />

Massnahmen zur Differenzierung von der Konkurrenz, sondern auch die kontinuierliche<br />

Suche nach Wettbewerbsvorteilen. Hierfür sind Investitionen zur Identifikation<br />

und Kreation von Innovationen notwendig. Die Profilierung gibt auch Orientierung, in<br />

welche Bereiche des Unternehmens investiert werden soll. Trotz allem Kostendruck<br />

durch eine mögliche Herausforderung mit sparenden Konsumenten, sollten diese<br />

Investitionen nicht vernachlässigt werden.


370 Managementimplikationen<br />

13.7 Schritt 7: Profilierungsmassnahmen bewerten<br />

Nachdem verschiedene Massnahmen zur Integration der Sparer in die Unternehmensaktivitäten<br />

entwickelt worden sind, gilt es im nächsten Schritt diese Massnahmen<br />

zu bewerten und anschliessend eine Auswahl zu treffen, welche dieser Massnahmen<br />

umgesetzt werden sollen. Dabei gilt es Folgendes zu prüfen:<br />

a. Wie gut sind die gewählten Massnahmen geeignet, um die Abwanderung der<br />

relevanten Sparergruppen zu verhindern?<br />

b. Wie gut wird <strong>auf</strong> die bestehenden profitablen Kunden eingegangen?<br />

c. Wie gut stützen die gewählten Massnahmen <strong>das</strong> übergeordnete Profilierungsziel<br />

(Soll-Profil)?<br />

d. Wie gut ist <strong>das</strong> Kosten-Nutzen-Verhältnis der gewählten Massnahmen?<br />

Insbesondere der letzte Punkt ist dabei wichtig, da bei der Suche nach innovativen<br />

Profilierungsmassnahmen keine Kosten-Nutzenbewertung integriert ist (Rudolph<br />

1997, S. 58). Um die vier genannten Fragen beantworten zu können, bieten sich erneut<br />

verschiedene Methodiken an. Kotler und Rudolph schlagen zur Auswahl von<br />

Profilierungsmassnahmen Kundengesprächskreise vor (Rudolph 1993, S. 369; Kotler/Bliemel<br />

1992, S. 460ff.). Hierbei wird versucht die tatsächliche Kundenstruktur<br />

(inklusive Spontankäufer) möglichst gut abzubilden. Eine zufällige Auswahl führt dazu,<br />

<strong>das</strong>s auch sparende Konsumenten (sofern am Standort dieser Verk<strong>auf</strong>sstelle<br />

sparende Konsumenten eink<strong>auf</strong>en) unter den Teilnehmern sind. Gegenstand des<br />

Gesprächs ist zunächst eine Moment<strong>auf</strong>nahme der bisherigen Leistungen der Verk<strong>auf</strong>sstelle<br />

und danach kann <strong>auf</strong> die Wünsche vertiefend eingegangen werden. Die<br />

geplanten Massnahmen können dann dem Kunden präsentiert werden und er soll<br />

subjektiv bewerten, welchen Nutzen welche Profilierungsmassnahme für ihn hat, z.B.<br />

die Preiseinstiegsmarke.<br />

Quantitative Daten zum Nutzen der einzelnen Massnahmen können jedoch <strong>auf</strong> Basis<br />

solcher Gespräche nur schwierig ermittelt werden. <strong>Der</strong>artige Kundengesprächskreise<br />

bieten sich daher als erste Vorsondierungsmöglichkeit von Massnahmen an. Neue<br />

technische und methodische Möglichkeiten machen es mittlerweile möglich, Nutzen<br />

und Zahlungsbereitschaften einfach zu quantifizieren. In der vorliegenden Studie<br />

wurde hierfür der Ansatz des Discrete-Choice gewählt. Dieser erscheint auch zur<br />

Bewertung von Profilierungsmassnahmen sinnvoll zu sein, da er eine K<strong>auf</strong>situation<br />

relativ realistisch simulieren kann und an den Probanden keine grossen Anforderun-


Managementimplikationen 371<br />

gen gestellt werden. <strong>Der</strong> Proband muss sich ausschliesslich für ein Produkt entscheiden.<br />

Auf diese Weise kann der Nutzen für einzelne Profilierungsmassnahmen<br />

berechnet werden (Green/Krieger 1991, S. 20f.). Die nachfolgende Abbildung verdeutlicht<br />

die Transformation der Nutzenwerte in Zahlungsbereitschaften:<br />

Mit Hilfe eines Discrete-Choice-Modells sollten die Probanden zwischen verschiedenen<br />

Steaks in der Mensa wählen. Es wurden ein Nutzenwert von 0.6 für ein Steak mit<br />

Ketchup und ein Nutzenwert von 0.4 für ein Steak ohne Ketchup berechnet. <strong>Der</strong><br />

Ketchup hat somit einen Nutzenwert von 0.2 (linker Graph). Um diesen Wert in eine<br />

Zahlungsbereitschaft umzuwandeln gilt es herauszufinden, welchem Wert in Euro ein<br />

einzelner Nutzenwert entspricht. Dies kann berechnet werden, indem die Nutzenwerte<br />

von verschiedenen Preisen in Relation gesetzt werden. In diesem Beispielfall entspricht<br />

der Ketchup aus Konsumentensicht einem Wert von ca. 0.11 Euro. Es muss<br />

jedoch berücksichtigt werden, <strong>das</strong>s hier eine lineare Preisfunktion unterstellt wird<br />

(Huber 2011, S. 93ff.).<br />

Utility<br />

Steak mit/ohne<br />

Ketchup<br />

0,6<br />

MIT OHNE<br />

1,80� ���� 0.11 2,20�<br />

Abbildung 111:Berechnung der Preisbereitschaft für einzelne Attribute im Discrete-Choice<br />

Quelle: Huber (2011), S. 94.<br />

0,4<br />

0,2<br />

Utility<br />

Preis<br />

Ansätze wie Bayes-Modelle machen es darüber hinaus möglich, Nutzenwerte <strong>auf</strong><br />

individueller Probandenebene zu quantifizieren. Auf diese Weise kann somit auch<br />

der Nutzen für einzelne Kundensegmente beziehungsweise Sparertypen berechnet<br />

werden. In der vorliegenden Studie wurde unter anderem auch ein Discrete-Choice-<br />

0,8<br />

0,<br />

40�<br />

0,<br />

7<br />

�0, 2<br />

� x<br />

0,1


372 Managementimplikationen<br />

Modell verwendet. Diese Daten sollen nun genutzt werden, um die Anwendung bei<br />

der Bewertung von Profilierungsmassnahmen zu illustrieren.<br />

Zu bewertende Profilierungsmassnahme: Mehrwertkommunikation beim K<strong>auf</strong> von 1l Vollmilch<br />

Sparertyp:<br />

Anteil des Sparertyps<br />

im Unternehmen<br />

104<br />

Kosten für <strong>das</strong><br />

Unternehmen<br />

Wert für den<br />

Kunden<br />

Kosten-<br />

Nutzen-<br />

Verhältnis<br />

Die Bescheidenen 23% X 0.34 CHF 0.34 / X<br />

Die moderaten<br />

Sparer<br />

Muss-<br />

32% Y 0.47 CHF 0.47 / Y<br />

Die treuen Qualitätssucher<br />

26% Z 0.68 CHF 0.68 / Z<br />

Die penetranten Smart<br />

Shopper<br />

14% A 0.23 CHF 0.23 / A<br />

Abbildung 112:Die Evaluation von Profilierungsmassnahmen am Beispiel von Mehrwertkommunikation<br />

beim K<strong>auf</strong> von Vollmilch<br />

Quelle: in Anlehnung an Kotler/Bliemel 1992, S. 461; Rudolph 1993, S. 370.<br />

Auf Basis der Daten aus der vorliegenden Studie wurden die Zahlungsbereitschaften<br />

der Mehrwertkommunikation beim K<strong>auf</strong> von 1l Vollmilch berechnet. Es wird deutlich,<br />

<strong>das</strong>s die penetranten Smart Shopper nur bereit sind, einen Betrag von 0.23 CHF für<br />

Mehrwert zu bezahlen, während die treuen Qualitätssucher eine fast dreifache Zahlungsbereitschaft<br />

von 0.68 CHF haben. Im hypothetischen Fall wurde entschieden,<br />

<strong>das</strong>s man die penetranten Smart Shopper nicht aktiv bearbeiten möchte. Das Unternehmen<br />

muss nun entscheiden, wie gross die Investitionen in den Mehrwert ausfallen<br />

können, da der Händler nicht nur einen Mehrwert kommunizieren sollte, sondern<br />

<strong>das</strong> Produkt sollte tatsächlich einen Mehrwert haben. Für die verbleibenden drei<br />

Konsumentengruppe könnten im Extremfall drei verschiedene Mehrwertmilchprodukte<br />

angeboten werden, deren Kosten X, Y, Z und A jeweils unter dem jeweiligen Wert<br />

für die Kundengruppe liegen sollte, um für <strong>das</strong> Unternehmen profitabel zu sein.<br />

Marktsimulationsmodelle wie der SSI Market Simulator von Sawtooth Software machen<br />

es ferner möglich, fiktive eigene Produkte und Konkurrenzprodukte zusammenzustellen<br />

und die voraussichtlichen Marktanteile zu bestimmen. Darüber hinaus gibt<br />

es die Möglichkeit, in ausgewählten Filialen einzelne Profilierungsmassnahmen zu<br />

testen. Bei 1-to-1 Marketing kann die Massnahme auch mit <strong>einer</strong> kleinen Auswahl an<br />

echten Kunden getestet werden, um deren Effektivität zu beurteilen (Grewal et al.<br />

2011, S. S.44).<br />

��������������������������������������������������������<br />

104 Hier wurden beispielhaft die berechneten Anteile der Sparertypen bei der Migros verwendet.


Managementimplikationen 373<br />

13.8 Schritt 8: Profilierungmassnahmen umsetzen und kontrollieren<br />

Nachdem erfolgsversprechende Massnahmen ausgewählt wurden, gilt es diese umzusetzen.<br />

Hierfür sind zunächst Anpassungen der organisatorischen Infrastruktur<br />

notwendig. Bei der Umsetzung der Massnahmen müssen die Profilierungsziele den<br />

Kunden und den Mitarbeitern prägnant und klar vermittelt werden. Rudolph spricht in<br />

diesem Zusammenhang auch von der Transferfunktion eines ikonischen Leitbilds<br />

(Rudolph 1993, S. 379). Dies erleichtert und fördert die effektive Umsetzung. <strong>Der</strong><br />

Umsetzungsprozess sollte kontinuierlich überwacht werden. Hierfür eignet sich der<br />

Einsatz von Checklisten. Auch der Erfolg der Massnahmen sollte kontinuierlich überwacht<br />

werden. Hierfür bieten sich erneut qualitative Kundengesprächskreise, informelle<br />

Kundenfeedbacks der Verk<strong>auf</strong>sstellenmitarbeiter und eine weitere quantitative<br />

Filialbefragung. Die Massnahmen sollten zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits implementiert<br />

und somit für den Kunden sichtbar sein. Ausserdem ist eine gewisse Gewöhnungsdauer<br />

für den Kunden zu berücksichtigen. Die neuen technischen Möglichkeiten<br />

machen es ausserdem möglich, den Erfolg der Massnahmen bei den einzelnen<br />

Sparergruppen, sofern diese am Loyalitätsprogramm teilnehmen oder personalisierte<br />

Coupons einlösen, zu überwachen. Die Drogeriekette CVS segmentiert ihre<br />

Kunden und verwendet zielgruppenspezifische E-Mails mit Aktionsangeboten. <strong>Der</strong><br />

Erfolg bei den einzelnen Kundensegmenten wird kontinuierlich mit Kontrollgruppen,<br />

welche keine E-Mails erhalten haben, überwacht (Grewal et al. 2011, S. S44). In Zusammenhang<br />

mit den Massnahmen für sparende Konsumenten gilt es auch zu überprüfen,<br />

ob sich <strong>das</strong> Sparbedürfnis beziehungsweise <strong>das</strong> Sparverhalten der Kunden<br />

im L<strong>auf</strong>e der Zeit ändert. Dies ist vor allem deshalb wichtig, weil die Ergebnisse der<br />

Studie zeigen, <strong>das</strong>s Sparen häufig kein dauerhafter Zustand, sondern in der Regel<br />

nur temporärer Natur ist. Auch hierfür bieten sich automatisierte Prozesse im Loyalitätsprogramm<br />

an, welche den Kunden dynamisch den verschiedenen Sparergruppen<br />

zuordnet.<br />

Mit Schritt 8 ist <strong>das</strong> Stufenkonzept zur profilorientierten Integration des Sparers in die<br />

Unternehmensaktivitäten abgeschlossen. Die kreisförmige Anordnung der einzelnen<br />

Schritte soll jedoch symbolisieren, <strong>das</strong>s dem sparenden Konsumenten auch in der<br />

nächsten Planungsperiode Rechnung getragen werden muss. Es handelt sich nicht<br />

um ein Projekt „Massnahmen für Sparer“, sondern um eine kontinuierliche Aufgabe<br />

für <strong>das</strong> Unternehmen. In jedem Profilierungsprozess sollte zunächst evaluiert werden,<br />

welche Relevanz die Sparthematik für <strong>das</strong> eigene Unternehmen hat (Schritt 1).


374 Managementimplikationen<br />

Falls eine Relevanz besteht, sollte der Sparer in den Profilierungsbemühungen integriert,<br />

aber dennoch die langfristigen strategischen Profilierungsziele nicht vernachlässigt<br />

beziehungsweise verwässert werden. Das vorgeschlagene Konzept dient<br />

hierfür als Orientierungshilfe.


Zusammenfassung und Ausblick 375<br />

TEIL E: ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK<br />

In der vorliegenden Arbeit konnte zunächst gezeigt werden, <strong>das</strong>s sich Konsumenten<br />

heutzutage in einem zunehmenden Spannungsfeld zwischen Sparen und Konsum<br />

befinden. Das Sparverhalten von Konsumenten wurde als omnipräsente Herausforderung<br />

für Handelsunternehmen identifiziert. Auf Basis der bisherigen (nur bruchstückhaften)<br />

Erkenntnisse wurden konkrete Forschungsfragen für die vorliegende<br />

Untersuchung abgeleitet. Diese wurden unter Rückgriff <strong>auf</strong> die Stresstheorie in einem<br />

konzeptionellen Rahmenmodell integriert und es wurde ein experimentelles Design<br />

zur Beantwortung der Forschungsfragen entwickelt. Die statistisch erhobenen Daten<br />

wurden dann in <strong>einer</strong> Faktorenanalyse verdichtet und mit Hilfe von Varianz- und<br />

Kovarianzanalysen untersucht und interpretiert. Aus den gewonnenen Erkenntnissen<br />

wurden abschliessend Implikationen für <strong>das</strong> Handelsmanagement abgeleitet. Dieser<br />

Teil der Arbeit fasst die Ergebnisse zusammen, geht <strong>auf</strong> Limitationen ein und gibt<br />

einen Ausblick zu weiterem Forschungsbedarf im Zusammenhang mit sparenden<br />

Konsumenten.<br />

14. Zusammenfassung und Erkenntnisbeitrag<br />

<strong>Der</strong> Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit lag in der Analyse der Auswirkungen <strong>einer</strong><br />

<strong>Sparnotwendigkeit</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Eink<strong>auf</strong>sverhalten. Hierbei standen, der Forderung der<br />

realitätsorientierten Marketingforschung folgend, sowohl wissenschaftliche Erkenntnisse<br />

als auch Implikationen für <strong>das</strong> Handelsmanagement im Zentrum der Untersuchung.<br />

Nachfolgend wird kurz <strong>auf</strong> die Ergebnisse zu den einzelnen Forschungsfragen<br />

eingegangen. Danach wird der Erkenntnisbeitrag für die Forschung und anschliessend<br />

der Erkenntnisbeitrag für die Praxis erläutert.


376 Zusammenfassung und Ausblick<br />

14.1 Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse<br />

Forschungsfrage 1:<br />

Wie stark wirkt sich eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Eink<strong>auf</strong>sverhalten aus?<br />

Eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> löst Stress aus. Die Sorge um <strong>das</strong> eigene Geld steigt. Geld<br />

zu haben vermittelt Sparern ein Gefühl von Sicherheit, während Konsum und Geld<br />

die Funktion als Status- und Erfolgsindikator verlieren. Die <strong>Sparnotwendigkeit</strong> induziert<br />

anspruchsniveaubezogene Bewältigungsstrategien. <strong>Der</strong> günstige Preis wird bei<br />

den Geschäftswahlmotiven relevanter, während die Ansprüche an ein innovatives<br />

und qualitativ hochwertiges Produktangebot und auch die Ansprüche an die Serviceleistungen<br />

beziehungsweise die hervorragende Beratung unverändert hoch bleiben.<br />

Auch bei den Produktwahlmotiven gewinnt die ökonomische Dimension, während<br />

die qualitative und soziale Dimension <strong>auf</strong> konstantem Niveau bleiben. <strong>Der</strong> Wunsch,<br />

sich durch den Konsum selbst zu verwirklichen, sinkt jedoch leicht. Die <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

wird von Konsumenten emotional reguliert, indem die Risikoaversion zunimmt,<br />

<strong>das</strong> Selbstvertrauen in die eigenen Schnäppchenjägerfähigkeiten und die<br />

wahrgenommene Kontrolle des Eink<strong>auf</strong>sprozesses nehmen zu. <strong>Der</strong> Konsument<br />

entwickelt als Selbstschutzmassnahme leichte hedonische Gefühle bei der<br />

Schnäppchensuche. Die Lust am Eink<strong>auf</strong>en wird durch die <strong>Sparnotwendigkeit</strong> nicht<br />

gehemmt. Die <strong>Sparnotwendigkeit</strong> führt zu kognitiven Restrukturierungen. Die Einstellung<br />

zu Eigenmarken erhöht sich, während die Einstellung zu Herstellermarken reduziert<br />

wird. <strong>Der</strong> Preis und die Marken verlieren durch die <strong>Sparnotwendigkeit</strong> ihre<br />

Funktion als Qualitäts- und Sozialstatusindikatoren. Die Einstellungen zu Discountern<br />

bleiben hingegen unverändert.<br />

Die <strong>Sparnotwendigkeit</strong> bewirkt ein verändertes Verhalten in der Vork<strong>auf</strong>phase. Konsumenten<br />

informieren sich intensiver über Produkte, Preise und Aktionen. Auch <strong>das</strong><br />

Internet wird stärker als Informations- und K<strong>auf</strong>kanal zum Sparen herangezogen.<br />

Sparende Konsumenten planen ihren Eink<strong>auf</strong> intensiver, sie reduzieren ihre geplanten<br />

Ausgaben und verzichten häufiger <strong>auf</strong> Neuanschaffungen. Die Convenience Orientierung<br />

nimmt ab, <strong>das</strong> aktionsgetriebene Store Switching nimmt zu. In der K<strong>auf</strong>phase<br />

informiert sich der sparende Konsument am Point of Sale stärker über Produkte<br />

und Preise. <strong>Der</strong> K<strong>auf</strong> von Tiefpreisprodukten, Eigenmarken und Aktionen<br />

nimmt zu. <strong>Der</strong> Sparer versucht sich in der Regel an seine Eink<strong>auf</strong>splanungen zu halten<br />

und k<strong>auf</strong>t weniger impulsiv ein. Auch sein Abwechslungsstreben nach neuen<br />

und unterschiedlichen Produkten nimmt ab. Er lässt sich hingegen dennoch inspirieren<br />

und k<strong>auf</strong>t häufiger Produkte aus Unsicherheit ein, deren K<strong>auf</strong> er hinterher bereut.<br />

<strong>Der</strong> Sparer verhandelt häufiger über Preise, Finanzierungkäufe werden hingegen<br />

nicht attraktiver. Falls der Sparer ein ansprechendes Sonderangebot entdeckt,<br />

k<strong>auf</strong>t er es häufiger als nicht sparende Konsumenten, auch dann wenn er es momentan<br />

nicht benötigt. Den K<strong>auf</strong> rechtfertigt er mit einem vorweggenommenen Sparen<br />

für einen möglichen Bedarfsfall in der Zukunft. Wenn der sparende Konsument<br />

bei seinem Eink<strong>auf</strong> viel sparen konnte, ist er häufiger dazu geneigt, einen belohnenden<br />

Zusatzk<strong>auf</strong> zu tätigen als nicht sparende Konsumenten.


Zusammenfassung und Ausblick 377<br />

Forschungsfrage 2:<br />

Variiert der <strong>Einfluss</strong> der <strong>Sparnotwendigkeit</strong> <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Eink<strong>auf</strong>sverhalten in<br />

Abhängigkeit anderer <strong>Einfluss</strong>faktoren?<br />

Eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> wirkt sich grundsätzlich <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Eink<strong>auf</strong>sverhalten von Lebensmitteln<br />

und Bekleidung ähnlich aus. Nur beim K<strong>auf</strong> von Bekleidung führt die<br />

<strong>Sparnotwendigkeit</strong> zu einem gestiegenen Selbstvertrauen in die eigenen Schnäppchenjägerfähigkeiten,<br />

<strong>einer</strong> erhöhten wahrgenommenen Kontrolle des Eink<strong>auf</strong>sprozesses<br />

und zur Entwicklung von hedonistischen Gefühlen bei der Schnäppchensuche.<br />

Beim K<strong>auf</strong> von Lebensmitteln konnten diesbezüglich keine signifikanten Effekte<br />

festgestellt werden. Alle weiteren betrachteten abhängigen Variablen werden in gleicher<br />

Richtung durch die <strong>Sparnotwendigkeit</strong> beeinflusst.<br />

Beim K<strong>auf</strong> von Lebensmitteln sind die qualitativen Produktansprüche und die Einstellung<br />

zu Eigenmarken höher als beim K<strong>auf</strong> von Bekleidung. Auch informiert sich<br />

der sparende Konsument vor dem Eink<strong>auf</strong> von Lebensmitteln intensiver, plant genauer<br />

und hat eine höhere Convenience Orientierung. Im Lebensmittelgeschäft informiert<br />

sich der Konsument intensiver, k<strong>auf</strong>t häufiger Aktionen und Eigenmarken<br />

ein. Ausserdem lässt sich der Lebensmittelkunde häufiger zu unnötigen Sonderangeboten<br />

und belohnenden Zusatzkäufen hinreissen. Beim K<strong>auf</strong> von Bekleidung spielen<br />

hingegen soziale und hedonistische Produktwahlmotive eine grössere Rolle. <strong>Der</strong><br />

Konsument hat mehr Spass am Eink<strong>auf</strong>. <strong>Der</strong> K<strong>auf</strong> <strong>einer</strong> Bekleidungsmarke sagt aus<br />

der Sicht von sparenden und nicht sparenden Konsumenten eher etwas über die<br />

Persönlichkeit aus als dies bei Lebensmittelmarken der Fall ist. Das Internet wird<br />

zum Sparen beim Bekleidungseink<strong>auf</strong> häufiger herangezogen. Konsumenten sind<br />

eher bereit <strong>auf</strong> Bekleidung als <strong>auf</strong> Lebensmittel zu verzichten. Darüber hinaus wird<br />

beim K<strong>auf</strong> von Bekleidung häufiger zu Tiefpreisprodukten gegriffen. Bekleidungskonsumenten<br />

lassen sich häufiger zu Impulskäufen hinreissen und k<strong>auf</strong>en mehr<br />

Produkte aus Unsicherheit, deren K<strong>auf</strong> sie hinterher bereuen als dies bei Lebensmitteln<br />

der Fall ist. Auch die Preisverhandlung spielt beim K<strong>auf</strong> von Bekleidung eine<br />

grössere Rolle.<br />

Mit zunehmenden Involvement steigen die Ansprüche an Händler und Produkte.<br />

Marken und Preise werden häufiger als Qualitäts- und Sozialstatusindikatoren herangezogen.<br />

Die Wirkung der <strong>Sparnotwendigkeit</strong> wird folglich bei zunehmendem Risiko<br />

abgeschwächt. <strong>Der</strong> hochinvolvierte geht weiterhin gerne und häufig eink<strong>auf</strong>en.<br />

Er hat hohe Zahlungsbereitschaften, doch greift er auch häufig bei Aktionen zu. Mit<br />

zunehmendem Risiko steigen ebenfalls die Ansprüche an Produkte und Händler.<br />

Marken und Preise werden häufiger als Schlüsselinformationen herangezogen. Es<br />

werden ferner Käufe aus Unsicherheit vermieden und stärker Aktionen eingek<strong>auf</strong>t.<br />

Mit zunehmender ex ante Geschäftstättenloyalität wird die Wirkung des Sparstimulus<br />

reduziert. <strong>Der</strong> ex ante loyale Konsument k<strong>auf</strong>t auch bei Auftreten <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

weiterhin viel, wechselt weniger häufig den Händler und k<strong>auf</strong>t mehr Eigenmarken.<br />

Ein sparender Konsument unter Zeitdruck zeichnet sich durch eine<br />

stärkere Convenience-Orientierung aus. Er k<strong>auf</strong>t häufiger Produkte aus Unsicherheit<br />

und mehr Eigenmarken. <strong>Der</strong> Sparer unter Zeitdruck ist ferner loyaler als der Sparer<br />

ohne Zeitdruck. Mit zunehmendem ex ante und erwartetem Einkommen werden nahezu<br />

alle Wirkungen des Sparstimulus abgeschwächt. Im Alter steigen auch bei spa-


378 Zusammenfassung und Ausblick<br />

renden Konsumenten die Qualitäts- und Servicebedürfnisse. Darüber hinaus sind<br />

reife Sparer jedoch weniger affin für Innovationen, Zusatzkäufe und Eigenmarken.<br />

Auch nimmt <strong>das</strong> Informationsverhalten mit steigendem Alter zu. Eine höhere Loyalität<br />

kann bei reifen Sparern nicht festgestellt werden. Falls die Konsument neben der<br />

<strong>Sparnotwendigkeit</strong> auch eine persönliche Sparneigung haben, werden alle Effekte<br />

der <strong>Sparnotwendigkeit</strong> verstärkt. Sie sind sehr preisfokussiert, sehr illoyal, sind wenig<br />

affin für Inspirationskäufe, greifen fast ausschliesslich nur bei Aktionen zu, verhandeln<br />

um den Preis und lieben die Schnäppchensuche. Eine Sparneigung führt<br />

insgesamt zu einem deutlich stärkeren Sparverhalten als eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong>.<br />

Forschungsfrage 3:<br />

Welche Implikationen lassen sich aus den generierten Ergebnissen für <strong>das</strong><br />

CRM und <strong>das</strong> Sortimentsmanagement unter Berücksichtigung der Profilierung<br />

ableiten?<br />

Die Zahlungsbereitschaften für eine hohe Profilierung des Händlers, <strong>einer</strong> guten<br />

Marke und der Mehrwertkommunikation werden durch den Sparstimulus gesenkt.<br />

Nichtsdestotrotz haben alle genannten Hebel weiterhin einen positiven <strong>Einfluss</strong> <strong>auf</strong><br />

die Produktwahl. Sparhinweise und der Preis gewinnen durch die <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

an Relevanz. Mit einem zunehmend wahrgenommenen Produktrisiko steigen auch<br />

bei Sparern die Zahlungsbereitschaften für eine gute Profilierung und Mehrwertkommunikation,<br />

während der Preis bei der Produktwahl unwichtiger wird. Bei zunehmendem<br />

Involvement mit der Produktkategorie können ebenfalls höhere Zahlungsbereitschaften<br />

für die Profilierung des Händlers, der Marke und Mehrwertkommunikation<br />

festgestellt werden. <strong>Der</strong> Preis verliert mit zunehmendem Produktrisiko an<br />

Relevanz bei der Produktwahl.<br />

Sparende Konsumenten verhalten sich nicht uniform. <strong>Der</strong> Heterogenität im Sparverhalten<br />

kann mit segmentspezifischen Ansätzen begegnet werden. Es konnten vier<br />

verschiedene Sparertypen identifiziert werden, deren Ausprägung unternehmensindividuell<br />

zu bestimmen ist und entsprechende Massnahmen abzuleiten sind. Konsumenten<br />

können über diskriminierende Variablen eindeutig den Sparertypen zugeordnet<br />

werden. Um <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Sparverhalten zu reagieren beziehungsweise dieses zu<br />

nutzen, bieten sich verschiedene Möglichkeiten an, deren Art und Umfang der Implementierung<br />

im Kontext des jeweiligen Geschäftsmodells und der angestrebten<br />

Soll-Profilierung zu betrachten sind. Es sollte die Wettbewerbsfähigkeit bei Eckartikeln<br />

sichergestellt werden und es sollte versucht werden, die Kunden bereits in der<br />

Vork<strong>auf</strong>phase zu inspirieren, um bei der Eink<strong>auf</strong>splanung Berücksichtigung zu finden.<br />

Es liegen Potenziale in der Einführung von „Gönn-Dir-Was-Produkten“ mit belohnendem<br />

Charakter und temporären Angeboten ausserhalb des Kernsortiments.<br />

Auf die gestiegene Relevanz des Preises kann mit Hilfe von Economy Varianten bestehender<br />

Marken und Dienstleistungen, Preiseinstiegsmarken und Copy Cats etablierter<br />

Marken reagiert werden. Es kann ferner ein neues Geschäftsmodell entwickelt<br />

werden, indem Elemente des Discount-Modells mit anderen Profilierungsinstrumenten,<br />

wie z.B. Convenience oder Produktqualität, kombiniert werden. Auch eine<br />

Channel-orientierte Preisdiskriminierung bietet sich als Reaktion <strong>auf</strong> <strong>das</strong> zunehmende<br />

Internetverhalten der Sparer an. <strong>Der</strong> gestiegenen Risikoaversion von Sparern


Zusammenfassung und Ausblick 379<br />

sollte Rechnung getragen werden und es sollte versucht werden, Vertrauen zum<br />

Händler und dessen Leistungen <strong>auf</strong>zubauen. Neue günstige Standorte ausserhalb<br />

der Stadtzentren können eine Option für die geringere Convenience-Orientierung<br />

und die gestiegene Bereitschaft sein, Zeit und Aufwand für den Eink<strong>auf</strong> zu investieren.<br />

Insbesondere im Bekleidungsbereich bestehen weiterhin Bedürfnisse nach<br />

Qualität und Selbstverwirklichung. Die Entwicklung von Synthesen aus hedonistischen<br />

Konsum und Sparen kann <strong>auf</strong> dieses Bedürfnis eingehen und trägt zur Förderung<br />

des Selbst- und Fremdbilds von Sparern bei. <strong>Der</strong> Heterogenität im Sparverhalten<br />

sollte mit 1-to-1 und segmentspezifischem Marketing <strong>auf</strong> der Basis von K<strong>auf</strong>-<br />

und Loyalitätsdaten begegnet werden.<br />

Darüber hinaus konnten Massnahmen identifiziert werden, welche die Sparintensität<br />

der Konsumenten reduzieren. Hierfür erscheint es hilfreich, <strong>das</strong> Involvement der<br />

Konsumenten zu erhöhen und die Risikotransparenz zu fördern. Es bestehen ausserdem<br />

Potenziale in der Förderung von Loyalität, da dann im Falle <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

<strong>das</strong> Sparverhalten abgeschwächt wird. Ferner sollten positive Zukunftserwartungen<br />

<strong>auf</strong>gebaut und genutzt werden. Es ist ausserdem wichtig, ein<br />

Preisvertrauen zu schaffen und den Geiz-ist-Geil-Trend nicht aktiv zu fördern. Bei<br />

den Massnahmen zur Reaktion <strong>auf</strong> sparende Konsumenten sollten die Kunden, welche<br />

nicht sparen, nicht vernachlässigt werden. Die geplanten Profilierungsmassnahmen<br />

gilt es weiter voranzutreiben, um <strong>das</strong> angestrebte Soll-Profil zu erreichen.<br />

Die Qualität und die Mehrwertkommunikation können die Zahlungsbereitschaften bei<br />

sparenden und nicht sparenden Konsumenten erhöhen und sollten daher auch weiterverfolgt<br />

werden. Eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Profilierung<br />

sind Innovationen. Es sollte daher stets in die Entwicklung von profilgebenden Innovationen<br />

investiert werden.<br />

14.2 Erkenntnisbeitrag für die Forschung<br />

Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, <strong>das</strong> Sparverhalten der Konsumenten im<br />

Einzelhandel zu beschreiben und unter Rückgriff <strong>auf</strong> Theorien Wirkungszusammenhänge<br />

<strong>auf</strong>zudecken. Obwohl <strong>das</strong> Konsumentenverhalten ein interdisziplinäres Feld<br />

darstellt, wurde <strong>das</strong> Sparverhalten bisher schwerpunktmässig in der Volkswirtschaftslehre<br />

und der Soziologie betrachtet. Hier konnten zwar vielfältige Motivationen<br />

identifiziert werden, welche ein Individuum zum Sparen motivieren, <strong>das</strong> konkrete<br />

Konsumverhalten wurde aber nicht analysiert. Erste Ansätze existieren zwar in der<br />

Armutsforschung, jedoch stellen hier Konsumenten in absoluter Armut und dauerhafter<br />

finanzieller Deprivation (Obdachlose, Arbeitslose, Behinderte, Kranke) den Analysegegenstand<br />

dar. Es konnte jedoch gezeigt werden, <strong>das</strong>s eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

häufig nur ein temporärer Zustand ist. Bis anhin fehlte es an Untersuchungen, welche<br />

die emotionalen und behavioralen Bewältigungsstrategien <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

von Konsumenten untersuchen. Diese bisherige Nichtbeachtung in der Soziologie


380 Zusammenfassung und Ausblick<br />

kann dar<strong>auf</strong> zurückzuführen sein, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Konsumverhalten nicht zum zentralen<br />

Erkenntnisobjekt der Soziologie gehört.<br />

In der K<strong>auf</strong>verhaltensforschung existieren hingegen Untersuchungen, die sich mit<br />

Konsumenten auseinandersetzen, welche ein Verhalten zeigen, mit dessen Hilfe<br />

man beim Eink<strong>auf</strong>en sparen kann. Diese Konsumententypen, wie der Smart Shopper<br />

und der Price Conscious Consumer, werden jedoch nur singulär als Einstellungskonstrukte<br />

betrachtet und nicht in Zusammenhang mit <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong>. In Zusammenhang<br />

mit „life status change“-Modellen wird die <strong>Sparnotwendigkeit</strong> zwar berücksichtigt,<br />

jedoch nur als ein Faktor von vielen integriert und die Konsequenzen für<br />

<strong>das</strong> Konsumverhalten sind nur oberflächlich analysiert.<br />

Hier setzt die folgende Arbeit an und liefert wichtige und neue Erkenntnisbeiträge für<br />

die bisherige Forschung. Es werden erstmals in <strong>einer</strong> quantitativen Erhebung theoriebasiert<br />

die Bewältigungsstrategien von Konsumenten analysiert, welche mit <strong>einer</strong><br />

<strong>Sparnotwendigkeit</strong> konfrontiert werden. Es konnte gezeigt werden, <strong>das</strong>s sich die<br />

transaktionale Stresstheorie gut <strong>auf</strong> diesen Sachverhalt übertragen lässt. Nahezu alle<br />

Hypothesen, welche <strong>auf</strong> Basis der Stresstheorie abgeleitet wurden, konnten bestätigt<br />

werden. Hiermit wird explizit <strong>auf</strong> die Forderung von Mathur et al. (2008) eingegangen,<br />

die Stresstheorie in einem singulären Kontext von einem Life-status-change-<br />

Event zu betrachten. Es sei nötig „to understand the specific consumer behaviors<br />

used by persons who experience specific stressful events“ (Mathur et al. 2008, S.<br />

244). Dieser Ansatz „... would require the sampling of a large number of individuals<br />

who experience specific stressful live events“ (Mathur et al. 2008, S. 244). Das Coping<br />

Behavior sei in diesem Zusammenhang von grosser wissenschaftlicher Bedeutung.<br />

In der vorliegenden Untersuchung konnte gezeigt werden, <strong>das</strong>s die <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

Stress auslöst und Konsumenten emotionale Bewältigungsstrategien<br />

entwickeln. Hierzu gehören die anspruchsniveaubezogene Bewältigung, die emotionale<br />

Selbstkontrolle, die kognitive Restrukturtierung und die problemorientierte Handlung.<br />

Es wurde ferner in der Untersuchung deutlich, <strong>das</strong>s die bisherigen K<strong>auf</strong>verhaltenskonstrukte<br />

nicht geeignet sind, um <strong>das</strong> Sparverhalten ganzheitlich zu beschreiben.<br />

So wurden erstmals alle relevanten Konstrukte (z.B. Smart Shopper, Value Concious<br />

Consumer, Price Conscious Consumer etc.), welche Sparverhaltensweisen beinhalten,<br />

gemeinsam in eine Untersuchung integriert. Diese wurden darüber hinaus um<br />

weitere Statements aus Fokusgruppen ergänzt. Die Ergebnisse zeigen, <strong>das</strong>s sich der<br />

Sparer durch eine Kombination der Konstrukte und Statements beschreiben lässt,


Zusammenfassung und Ausblick 381<br />

jedoch sehr heterogen ist. Auf Basis der vorliegenden Erkenntnis könnte somit ein<br />

eigenes Konstrukt für Sparer entwickelt werden.<br />

Das von Tice et al. (2001) beobachtete Phänomen, der Aufgabe von Selbstkontrolle<br />

in negativen Gemütszuständen konnte erstmals im Zusammenhang mit Sparern<br />

nachgewiesen werden. So zeigte sich in der vorliegenden Untersuchung, <strong>das</strong>s die<br />

<strong>Sparnotwendigkeit</strong> zu <strong>einer</strong> stärkeren Affinität zum K<strong>auf</strong> von Produkten mit belohnendem<br />

Charakter führt.<br />

Baumgartner und Steenkamp beobachten ferner, <strong>das</strong>s „sale prone“ Konsumenten<br />

Sonderangebote k<strong>auf</strong>en, obwohl sie diese gar nicht benötigen. Sie konnten jedoch<br />

nur hedonistische Gründe („Ich k<strong>auf</strong>e <strong>das</strong> Sonderangebot, weil ich es liebe Schnäppchen<br />

zu k<strong>auf</strong>en“) für dieses Verhalten identifizieren (Baumgartner/Steenkamp 2001,<br />

S. 143). In der vorliegenden Untersuchung konnte gezeigt werden, <strong>das</strong>s auch eine<br />

ökonomische Notwendigkeit dazu führen kann Sonderangebote zu k<strong>auf</strong>en, die eigentlich<br />

gar nicht benötigt werden. Dies für einen Sparer eher irrationale Verhalten<br />

wurde in der Arbeit dar<strong>auf</strong> zurückgeführt, <strong>das</strong>s der Sparer den K<strong>auf</strong> als vorweggenommene<br />

Ersparnis für den Fall eines möglichen zukünftigen Bedarfs interpretiert<br />

und damit den K<strong>auf</strong> legitimiert.<br />

In Bezug <strong>auf</strong> die Eigenmarkenforschung liefert die vorliegende Untersuchung zusätzliche<br />

Erkenntnisse. Eigenmarken, insbesondere im Preiseinstiegsbereich, richten<br />

sich primär an Konsumenten mit Sparabsichten (Kumar/Steenkamp 2007, S. 29f.).<br />

Sie wurden jedoch bis anhin ausschliesslich im Kontext des Durchschnittskunden<br />

oder des Price- und Value-Conscious Konsumenten untersucht (z.B. Ailwadi et al.<br />

2001). In der vorliegenden Untersuchung wurde erstmals gezeigt, <strong>das</strong>s Eigenmarken<br />

dazu beitragen können, die Abwanderung von Konsumenten mit Sparabsichten zu<br />

verhindern. So werden Eigenmarken von machen Sparergruppen genutzt, um günstiger<br />

eink<strong>auf</strong>en zu können, aber gleichzeitig nicht den gewohnten und präferierten<br />

Händler wechseln zu müssen. Die gemeinsame Betrachtung von Konsumenten mit<br />

Sparabsichten und Konsumenten ohne Sparabsichten bildet insgesamt den Kundenmix<br />

realistischer ab und ermöglicht differenziertere Aussagen zur Wirkung von<br />

Eigenmarken und Aktionen. Es wurden ferner erstmals Moderatoren in die Analyse<br />

des Sparverhaltens integriert, welche zu <strong>einer</strong> besseren Generalisierbarkeit der Ergebnisse<br />

beitragen.<br />

Auch der Forderung aus der sozialwissenschaftlichen Forschung zur Identifikation<br />

von verschiedenen Typen, welche <strong>auf</strong> homogene Weise der <strong>Sparnotwendigkeit</strong> be-


382 Zusammenfassung und Ausblick<br />

gegnen, wurde in dieser Arbeit durch die Cluster- und Diskriminanzanalyse der vier<br />

Sparertypen gerecht (Wendt 2010, S. 5).<br />

Die gewählte methodische Herangehensweise stellt einen weiteren wichtigen Beitrag<br />

für die Forschung dar. So wurde im Vergleich zu den Studien über finanziell Deprivierte<br />

(z.B. Wendt 2010) erstmals ein quantitativer Ansatz verwendet, der es ermöglicht<br />

die Wirkungszusammenhänge zwischen <strong>Sparnotwendigkeit</strong> und Eink<strong>auf</strong>sverhalten<br />

zu quantifizieren. In bisherigen Analysen im Zusammenhang mit „life status<br />

change“-Modellen wurden die Einkommensschwierigkeiten direkt abgefragt. Dies ist<br />

kritisch zu beurteilen, da Konsumenten Fragen in Bezug <strong>auf</strong> <strong>das</strong> Einkommen nicht<br />

immer wahrheitsgemäss beantworten (Böhler 2004, S. 119). Darüber hinaus zeigt die<br />

sozialwissenschaftliche Forschung, <strong>das</strong>s sich Menschen für ihre <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

schämen und diese vor anderen verheimlichen wollen (Hill/Stephen 1997, S. 34;<br />

Bauman 2005, S. 37f.). Mit dem gewählten Experimentaldesign werden diese<br />

Schwachstellen vermieden. Es konnte gezeigt werden, <strong>das</strong>s negative Einkommensmanipulationen<br />

aus der behavioral economics Forschung auch im Marketingkontext<br />

bei der Untersuchung des Sparverhaltens eingesetzt werden können.<br />

Die grosse Stichprobe von knapp 1000 Probanden und die Untersuchung in zwei<br />

verschiedenen Branchen (250 pro Zelle) tragen darüber hinaus zu <strong>einer</strong> besseren<br />

Generealisierbarkeit der Ergebnisse bei.


Zusammenfassung und Ausblick 383<br />

14.3 Erkenntnisbeitrag für die Praxis<br />

Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung zeigen, <strong>das</strong>s es sich ein marktorientiertes<br />

Unternehmen heutzutage nicht mehr leisten kann, die Bedürfnisse <strong>einer</strong><br />

wachsenden Konsumentengruppe zu vernachlässigen. Unternehmen stehen vor der<br />

Herausforderung, den Geschäftswechsel sparender Konsumenten zu verhindern,<br />

jedoch gleichzeitig die Profitabilität zu erhalten. Daher ist ein besseres Verständnis<br />

des Sparers in Bezug <strong>auf</strong> seine Einstellungen, Ansprüche und Verhaltensweisen<br />

notwendig. Diese Arbeit trägt dazu bei, dieses Defizit der Praktiker zu reduzieren.<br />

Es wurde deutlich, <strong>das</strong>s eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> oder ein Sparwunsch zu <strong>einer</strong> Veränderung<br />

der Geschäftswahlmotive, Markenpräferenzen und Eink<strong>auf</strong>sgewohnheiten<br />

führt. Es konnte auch gezeigt werden, <strong>das</strong>s es wenig Sinn macht, von dem „Durchschnittssparer“<br />

zu sprechen, sondern <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Sparverhalten äussert heterogen ist.<br />

Das wahrgenommene Risiko, <strong>das</strong> Involvement oder der situative Kontext, wie die<br />

jeweilige Branche, beeinflussen <strong>das</strong> Sparverhalten, wie durch die Moderatorenanalyse<br />

deutlich wurde. <strong>Der</strong> Umgang mit Sparern erfordert daher eine zielgruppenspezifische<br />

Vorgehensweise. Im Rahmen dieser Arbeit wurde ein Stufenkonzept zur profilorientierten<br />

Integration des Sparers in die Unternehmensaktivitäten entwickelt.<br />

Aus Raumgründen wird nicht erneut <strong>auf</strong> die Relevanz und die Funktion detailliert eingegangen.<br />

Das Stufenkonzept trägt dazu bei, die eigenen Leistungen im Hinblick <strong>auf</strong><br />

die Integration der Bedürfnisse von sparenden Konsumenten zu reflektieren und hilft<br />

dabei, profitable Sparertypen zu selektieren. Das Modell dient als Orientierungshilfe<br />

für Praktiker. Es wird geprüft, welche Relevanz die Sparthematik für <strong>das</strong> eigene Unternehmen<br />

hat, wie <strong>das</strong> Unternehmen bisher <strong>auf</strong> die Bedürfnisse von Sparern eingeht<br />

und schlägt eine Systematik vor, um <strong>das</strong> Sparverhalten der eigenen Kunden zu<br />

segmentieren. Auf diese Weise kann bestimmt werden, welche Sparergruppen gehalten,<br />

entwickelt oder auch <strong>auf</strong>gegeben werden. Hierzu werden eine Profitabilitätsund<br />

Strategie-Fit-Analyse durchgeführt. Das Zonenmodell der Profilierung und <strong>das</strong><br />

entwickelte Markenwertprofil helfen dem Manager dabei graphisch, die Bedürfnisse,<br />

Beurteilungen und den Fit-Grad zu analysieren. Sie tragen ferner dazu bei, <strong>das</strong>s<br />

Massnahmen abgeleitet werden, die sich mit dem Geschäftsmodell und dem angestrebten<br />

strategischen Soll-Profil vereinbaren lassen. Es wurde <strong>auf</strong> Basis der empirischen<br />

Studie ein Katalog von über zwanzig Massnahmen im Umgang mit sparenden<br />

Konsumenten abgeleitet. Aus Raumgründen wird nicht erneut <strong>auf</strong> diese Massnahmen<br />

eingegangen. Mit der Anwendung des Discrete-Choice Ansatzes wurde dem


384 Zusammenfassung und Ausblick<br />

Praktiker ferner verdeutlicht, wie er die Wirkung der Profilierungsmassnahmen <strong>auf</strong><br />

die verschiedenen Sparertypen vor der Implementierung beurteilen kann.<br />

Die Aussage Goethes „Wir wollen alle Tage sparen und alle Tage mehr“ hat sich im<br />

Kontext dieser Arbeit bewahrheitet. Das zunehmend grösser werdende Spannungsfeld<br />

zwischen Konsum und Sparen haben viele Manager bisher vernachlässigt, weil<br />

sie die Auseinandersetzung mit sparenden Konsumenten für unprofitabel halten<br />

(Hamilton/Catteral 2005, S. 627). Vermutlich aus Unkenntnis reagieren viele Handelsunternehmen<br />

mit Preisreduktion und Aktionismus. Dies verstärkt jedoch die Geizist-Geil-Mentalität.<br />

Konsumenten mit <strong>einer</strong> Sparneigung zeigen im Vergleich zu Konsumenten<br />

mit <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong>, ein wesentlich intensiveres Sparverhalten als<br />

Konsumenten mit <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong>.<br />

Viele Unternehmen scheuen die direkte Auseinandersetzung mit sparenden Konsumenten<br />

und klagen über <strong>das</strong> zunehmende Sparverhalten. Die vorliegende Untersuchung<br />

hat jedoch zukunftsweisende Ideen für alternative praxisbezogene Reaktionsmöglichkeiten<br />

von Unternehmen <strong>auf</strong> Sparer geliefert, welche <strong>einer</strong> langfristig profitablen<br />

Perspektive unterliegen.<br />

<strong>Der</strong> Pessimist klagt über den Wind,<br />

der Optimist hofft, <strong>das</strong>s er dreht,<br />

der Realist richtet <strong>das</strong> Segel aus.<br />

Sir William Ward (1837 - 1924)


Zusammenfassung und Ausblick 385<br />

15. Limitationen und weiterer Forschungsbedarf<br />

Insgesamt besitzt die vorliegende Arbeit Pioniercharakter, da der Analyse des Sparverhaltens<br />

im Handel und der profilorientierten Integration des Sparers in die Unternehmensaktivitäten<br />

bisher wenig Beachtung geschenkt wurde. Die Ergebnisse stecken<br />

den Rahmen <strong>einer</strong> ganzheitlich-systematischen Sichtweise entlang des gesamten<br />

Eink<strong>auf</strong>sprozesses und der Profilierungsthematik im Umgang mit sparenden<br />

Konsumenten. Es bleiben daher zwangsläufig Fragen offen, die in zukünftigen Untersuchungen<br />

beantwortet werden können. Auch unterliegt die Arbeit einigen Limitationen,<br />

deren Behandlung weiterführenden Forschungsarbeiten vorbehalten ist.<br />

Transfer <strong>auf</strong> andere Branchen und Warengruppen<br />

Das Sparverhalten wurde in der vorliegenden Untersuchung im Lebensmittelhandel<br />

und bei Bekleidung untersucht. Die Lebensmittelbranche wurde als Beispiel für Güter<br />

des täglichen Bedarfs (convenience goods) und Bekleidung als Beispiel für Gebrauchsgüter<br />

(shopping goods) verwendet. Es ist jedoch vorstellbar, <strong>das</strong>s in anderen<br />

Gebrauchsgüterbranchen <strong>das</strong> Sparverhalten anders ausfällt. In der Elekronikbranche<br />

sind die Güter zum Beispiel deutlich homogener. Ein Sparer kann daher <strong>auf</strong> einfache<br />

Art und Weise Produkte bei verschiedenen Händlern miteinander vergleichen. Das<br />

Internet spielt im Elektronikbereich eine grössere Rolle (Rudolph/Weber 2011ca, S.<br />

67). Vermutlich wird dies auch von Sparern intensiver genutzt. Media Markt bietet<br />

seit einiger Zeit 0% Finanzierungen an. In den untersuchten Branchen stellt der Finanzierungsk<strong>auf</strong><br />

keine Verhaltensoption für Sparer dar. Interessant wäre die Untersuchung,<br />

wie diese 0% Finanzierungangebote von sparenden Konsumenten wahrgenommenen,<br />

bewertet und genutzt werden. Neben Shopping und convenience<br />

goods gibt es eine weitere Güterklasse, die sogenannten specialty goods. Hierbei<br />

handelt es sich um Güter mit hohem materiellen Wert die selten gek<strong>auf</strong>t werden, wie<br />

z.B. Möbel. Eine Erweiterung um diese Güterklasse würde <strong>das</strong> ganzheitliche Verständnis<br />

des Sparverhaltens fördern. Esser kann beispielsweise in ihrer Untersuchung<br />

zum Smart Shopping signifikante Unterschiede für specialty goods im Vergleich<br />

zu den anderen Güterklassen feststellen (Esser 2002, S. 105).<br />

Die Ergebnisse dieser Arbeit können daher nicht vollständig generalisiert werden.<br />

Zeitreihenanalyse mit sparenden Konsumenten<br />

In der vorliegenden Untersuchung wurden Konsumenten mit einem Sparstimulus<br />

konfrontiert. Die identifizierten Effekte sind als direkte Reaktion <strong>auf</strong> diesen Sparstimu-


386 Zusammenfassung und Ausblick<br />

lus zu deuten. Es kann jedoch sein, <strong>das</strong>s die beobachteten Sparverhaltensweisen<br />

nur zeitweise angewendet werden. Die Adaptionslevel-Theorie weist beispielsweise<br />

dar<strong>auf</strong> hin, <strong>das</strong>s sich Konsumenten <strong>auf</strong> Dauer an bestimmte Stimuli gewöhnen. Es<br />

könnte sein, <strong>das</strong>s in einem ersten Schritt die <strong>Sparnotwendigkeit</strong> individuell über- oder<br />

unterschätzt wird. Nachdem der Konsument eine Weile mit der <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

gelebt hat, kann er vermutlich besser einschätzen, was er sich leisten kann. Die kognitiven<br />

Restrukturierungen können sich auch im L<strong>auf</strong>e der Zeit verändern. Sparende<br />

Konsumenten neigen dazu, Eigenmarken zu k<strong>auf</strong>en und auch die Einstellung gegenüber<br />

Eigenmarken zu verändern. Was passiert nun, wenn die Konsumenten negative<br />

Erfahrungen mit Eigenmarken machen. Die Theorie der kognitiven Dissonanz lässt<br />

vermuten, <strong>das</strong>s der Sparer negative Erfahrungen „herunterspielt“, um weiterhin keine<br />

Dissonanz zwischen Denken und Handeln hervorzurufen. Es ist jedoch auch unter<br />

Rückgriff <strong>auf</strong> die Assimilationstheorie denkbar, <strong>das</strong>s sich der Konsument bei schlechten<br />

Erfahrungen mit der Eigenmarke von diesem Kauverhalten distanziert und nach<br />

anderen Sparoptionen sucht. Gleiches gilt für die Einstellung und den K<strong>auf</strong> beim Discounter.<br />

In der vorliegenden Studie wurde gezeigt, <strong>das</strong>s sich die Einstellung zum<br />

Discounter trotz <strong>Sparnotwendigkeit</strong> nicht verbessert. Es könnte jedoch sein, <strong>das</strong>s<br />

sich der Konsument nur im ersten Moment gegen den Discounter sträubt, jedoch<br />

später aus finanziellen Gründen keine andere Wahl hat und doch beim Discounter<br />

eink<strong>auf</strong>t. Interessant wäre zu untersuchen, wie sich die Wahrnehmung und Bewertung<br />

der Discounter verändert. Die Schweizer standen beispielsweise beim Markteintritt<br />

von Aldi und Lidl den Harddiscountern sehr kritisch gegenüber. Mittlerweile k<strong>auf</strong>en<br />

jedoch beispielsweise 18% der Migros-Kunden auch gelegentlich bei Aldi (Rudolph/Weber<br />

2011a, S. 34).<br />

Nachhaltigkeit des Sparverhaltens bei Einkommmenszuwächsen<br />

Im ersten Teil der Arbeit wurde <strong>auf</strong>gezeigt, <strong>das</strong>s eine <strong>Sparnotwendigkeit</strong> häufig temporärer<br />

Natur ist. In den Analysen wurde jedoch nicht berücksichtigt, was passiert,<br />

wenn der sparende Konsument nun nicht mehr sparen muss, z.B. weil der Arbeitslose<br />

nun eine neue Arbeitsstelle gefunden hat. Interessant wäre zu untersuchen, ob er<br />

sich an sein Sparverhalten so sehr gewöhnt hat, <strong>das</strong>s er dieses Verhalten weiterführt<br />

oder ob er seine Einstellungen erneut ändert. In <strong>einer</strong> solchen Untersuchung sollte<br />

auch berücksichtigt werden, welche Erfahrungen der Konsument mit einzelnen Produkten<br />

und Anbietern während s<strong>einer</strong> Sparzeit gemacht hat. Eventuell war er durch<br />

die <strong>Sparnotwendigkeit</strong> gezwungen beispielsweise M-Buget-Produkte zu k<strong>auf</strong>en, was


Zusammenfassung und Ausblick 387<br />

er sonst nicht gemacht hätte. Während s<strong>einer</strong> Zeit als Sparer hat er dann festgestellt,<br />

<strong>das</strong>s die Qualität von M-Budget aus s<strong>einer</strong> Sicht sehr gut ist. Was passiert nun, wenn<br />

er wieder mehr Geld zur Verfügung hat?<br />

Sparverhalten in Abhängigkeit der Sparmotivation<br />

Im ersten Teil der Arbeit wurde eine umfangreiche Literaturanalyse durchgeführt.<br />

Dabei konnte eine Vielzahl von Gründen identifiziert werden, welche eine Sparmotivation<br />

auslösen. In der vorliegenden Arbeit wurde <strong>das</strong> Sparverhalten speziell für eine<br />

<strong>Sparnotwendigkeit</strong> und eine Sparneigung analysiert. Hierbei konnten signifikante Unterschiede<br />

festgestellt werden. Es ist jedoch fraglich, ob diese Erkenntnisse für alle<br />

Sparmotivationen repräsentativ sind. In zukünftigen Untersuchungen könnte stärker<br />

<strong>auf</strong> mögliche Unterschiede des Sparverhaltens in Abhängigkeit der Sparmotivation<br />

beziehungsweise des Sparauslösers eingegangen werden. Es ist beispielsweise zu<br />

vermuten, <strong>das</strong>s sich ein Konsument, der für ein Auto spart, anders verhält als jemand,<br />

der seinen Job verloren hat. Die in dieser Arbeit in Kapitel 3 identifizierten<br />

Sparmotivationen könnten eine erste Auslegeordnung für weitere Untersuchungen<br />

sein.<br />

Unterschiedliches Ausmass der <strong>Sparnotwendigkeit</strong>en<br />

<strong>Der</strong> Sparstimulus wurde in dieser Arbeit experimentell über eine Einkommensreduktion<br />

von 50% gebildet. Nach der Stresstheorie ist der Stress umso grösser, je mehr<br />

Veränderungen notwendig sind. Es ist daher anzunehmen, <strong>das</strong>s sich Konsumenten<br />

bei <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong> von 20% oder 80% anders verhalten. Interessant wäre<br />

zu untersuchen, ob sich durch die Stärke des Sparstimulus die identifizierten Effekte<br />

nur verstärken oder ob zusätzliche Effekte identifiziert werden können.<br />

Validierung der Ergebnisse durch andere Erhebungsmethoden<br />

Die Ergebnisse dieser Untersuchung basieren <strong>auf</strong> einem Online-Experiment und<br />

stated preferences, d.h. Konsumenten haben nur im Fragebogen am Bildschirm angegeben,<br />

wie sie sich verhalten würden. Es handelte sich somit um ein Laborexperiment.<br />

Zur Validierung der Ergebnisse könnte man <strong>das</strong> gleiche experimentelle Design<br />

<strong>auf</strong> eine Verk<strong>auf</strong>sstelle übertragen und <strong>das</strong> tatsächliche K<strong>auf</strong>verhalten erheben. Neben<br />

<strong>einer</strong> Bon-Analyse könnte man neue Methoden einführen und beispielsweise<br />

<strong>das</strong> Eye-Tracking des Sparers bei seinem Gang durch die Filiale beobachten. In der<br />

vorliegenden Untersuchung wurde beispielsweise eine verstärkte POS Information


388 Zusammenfassung und Ausblick<br />

bei Sparern festgestellt. Durch eine echte Beobachtung in der Verk<strong>auf</strong>sstelle könnte<br />

man diese eher oberflächlichen Aussagen präzisieren und genau analysieren, welche<br />

Informationen sich der Sparer ansieht, wie er durch die Filiale geht, wie viel Zeit<br />

er zur Evaluation der Produkte verwendet etc.<br />

Validierung der Ergebnisse durch „echte Sparer“<br />

Die <strong>Sparnotwendigkeit</strong> wurde in dieser Untersuchung „nur“ durch eine experimentelle<br />

Manipulation induziert. Es ist daher fraglich, ob sich Konsumenten mit <strong>einer</strong> <strong>Sparnotwendigkeit</strong><br />

tatsächlich so verhalten, wie in der Befragung angegeben. Optimalerweise<br />

würde man in zukünftigen Untersuchungen <strong>das</strong> echte K<strong>auf</strong>verhalten von sparenden<br />

Konsumenten analysieren. Die direkte Abfrage der <strong>Sparnotwendigkeit</strong> eignet<br />

sich hierfür, insbesondere aus Diskretionsgründen und zur Vermeidung von sozial<br />

erwünschten Antworten, eher weniger. Manche Panel-Anbieter haben jedoch umfangreiche<br />

Informationen über ihre Mitglieder. Diese sind beispielsweise teilweise<br />

verpflichtet, Nachweise für ihre Einkommenshöhe zu erbringen. Das echte K<strong>auf</strong>verhalten<br />

könnte dann speziell bei Konsumenten untersucht werden, welche mit <strong>einer</strong><br />

tatsächlichen Einkommensreduktion konfrontiert wurden. Auf diese Weise könnten<br />

die vorliegenden Daten validiert werden.<br />

Experimentelle Validierung der vorgeschlagenen Profilierungsmassnahmen<br />

Im Rahmen des Stufenkonzepts zur profilorientierten Integration des Sparers in die<br />

Unternehmensaktivitäten wurde ein Katalog über zwanzig Massnahmen zur Reaktion<br />

von Unternehmen <strong>auf</strong> sparende Konsumenten vorgestellt. Diese Massnahmen basieren<br />

<strong>auf</strong> den Erkenntnissen der vorliegenden Untersuchung. Es ist jedoch unklar, ob<br />

die Massnahmen tatsächlich Erfolg zeigen. Zur Validierung der Massnahmen könnten<br />

jeweils einzelne Feldexperimente durchgeführt werden, z.B. die Reaktion von<br />

Sparern und Nicht-Sparern <strong>auf</strong> Gönn-Dir-Was-Produkte in der Verk<strong>auf</strong>sstelle. Oder<br />

eine Untersuchung zur Überprüfung der identifizierten Verhaltenstendenz von Sparern,<br />

attraktive Sonderangebote auch dann zu k<strong>auf</strong>en, obwohl man sie (momentan<br />

noch) nicht benötigt.<br />

Transfer <strong>auf</strong> andere Länder<br />

Internationale Marktforschungsstudien zeigen, <strong>das</strong>s einzelne Sparverhaltensweisen,<br />

wie z.B. der K<strong>auf</strong> von Eigenmarken in einzelnen Ländern, sehr unterschiedlich ausgeprägt<br />

ist (Nielsen 2011, S. 3). So ist die Akzeptanz und Verbreitung von Discoun-


Zusammenfassung und Ausblick 389<br />

tern in Deutschland beispielsweise deutlich stärker als in der Schweiz. Es ist fraglich,<br />

ob die identifizierten Sparverhaltensweisen auch bei Konsumenten aus anderen<br />

Ländern genauso ausfallen würden. Für die weitere Forschung wäre ein Ländervergleich<br />

des Sparverhaltens interessant. Hierbei könnten auch mögliche <strong>Einfluss</strong>faktoren<br />

<strong>auf</strong> <strong>das</strong> Sparverhalten, z.B. Marktanteile der Discounter, Wirtschaftsentwicklung,<br />

Arbeitslosenquote etc. in die Untersuchung integriert werden.<br />

Transfer <strong>auf</strong> ein konkretes Unternehmen und betriebswirtschaftliche Erfolgskennzahlen<br />

Das Stufenkonzept zur profilorientierten Integration des Sparers in die Unternehmensaktivitäten<br />

wurde mit Hilfe der erhobenen Daten illustriert. Es richtet sich jedoch<br />

eigentlich an unternehmensindividuelle Analysen. Die Daten haben bereits gezeigt,<br />

<strong>das</strong>s die einzelnen Sparertypen bei Migros und Coop zu deutlich unterschiedlichen<br />

Anteilen vorliegen. Insbesondere die Diskriminanzanalyse in Kombination von Fragebogen<br />

und K<strong>auf</strong>historie konnte jedoch nicht durchgeführt werden. Auch betriebswirtschaftliche<br />

Erfolgskennzahlen wurden bisher nicht verwendet. Die Beurteilung,<br />

welche Sparverhaltensweise für <strong>das</strong> Unternehmen profitabel beziehungsweise weniger<br />

profitabel ist, wurde rein qualitativ entschieden. Die Margen für Eigenmarken und<br />

die Profitabilität von einzelnen Aktionen sind jedoch von Detailhändler zu Detailhändler<br />

sehr verschieden (Ailawadi/Harlam 2004, S. 159). Diesem Umstand könnte durch<br />

die Integration eines oder mehrerer Projektpartner in zukünftigen Untersuchungen<br />

Rechnung getragen werden.


390 Anhang<br />

ANHANG<br />

Fokusgruppen-Leitfaden<br />

Begrüssung und Einführung<br />

(generelle Informationen über Forschungsprojekt)<br />

Ice Breaker Frage:<br />

Aufgabe und<br />

Diskussion 1<br />

Aufgabe und<br />

Diskussion 2<br />

Welches Produkt haben Sie zu-<br />

letzt gek<strong>auf</strong>t? Wie sind Sie bei<br />

diesem Eink<strong>auf</strong> vorgegangen?<br />

Aufgabe:<br />

Angenommen Sie<br />

wollen beim Ein-<br />

k<strong>auf</strong>en sparen,<br />

informieren Sie<br />

sich dann vor dem<br />

K<strong>auf</strong> oder planen<br />

sie ihre Einkäufe<br />

anders als sonst?<br />

Aufgabe:<br />

Angenommen Sie<br />

wollen beim Ein-<br />

k<strong>auf</strong>en sparen,<br />

gehen Sie beim<br />

Eink<strong>auf</strong>en im Ge-<br />

schäft anders als<br />

sonst?<br />

Vertiefung:<br />

Könnten Sie noch etwas<br />

konkreter beschreiben? Ha-<br />

ben Sie sich vorher infor-<br />

miert, falls ja wie? Nach<br />

welchen Kriterien haben Sie<br />

<strong>das</strong> Geschäft ausgewählt?<br />

Warum haben Sie sich <strong>das</strong><br />

Produkt entschieden?<br />

Vorgehen:<br />

- Notiz <strong>auf</strong> einem Zet-<br />

tel<br />

- Sammeln der Ver-<br />

haltensweisen <strong>auf</strong><br />

dem Flipchart<br />

- Ranking der Verhal-<br />

Vorgehen:<br />

tensweisen durch<br />

Punktevergabe<br />

- Notiz <strong>auf</strong> einem Zet-<br />

tel<br />

- Sammeln der Ver-<br />

haltensweisen <strong>auf</strong><br />

dem Flipchart<br />

- Ranking der Verhal-<br />

tensweisen durch<br />

Punktevergabe<br />

5 Minuten<br />

20 Minuten<br />

15 Minuten<br />

20 Minuten<br />

Verabschiedung und Übergabe der Incentives 2 Minuten


Anhang 391<br />

�<br />

Fragebogen zur Konsumentenstimmung des Staatssekretariats für Wirtschaft SE-<br />

CO:<br />

1.1 Vergangene Wirtschaftsentwicklung<br />

F: Wie hat sich Ihrer Ansicht nach die allgemeine Wirtschaftslage in unserem Land in den<br />

letzten 12 Monaten entwickelt? Hat sie sich...<br />

A: Wesentlich verbessert (++); etwas verbessert (+); in etwa gleich geblieben; etwas verschlechtert<br />

(-); wesentlich verschlechtert (--); weiss nicht; keine Antwort<br />

1.2 Erwartete Wirtschaftsentwicklung<br />

F: Wie wird sich Ihrer Ansicht nach die allgemeine Wirtschaftslage in den kommenden 12<br />

Monaten entwickeln? Wird sie sich...<br />

A: Wesentlich verbessern (++); etwas verbessern (+); in etwa gleich bleiben; etwas verschlechtern<br />

(-); wesentlich verschlechtern (--); weiss nicht; keine Antwort<br />

2.1 Vergangene Preisentwicklung<br />

F: Wie haben sich Ihrer Ansicht nach die Preise in den letzten 12 Monaten entwickelt? Sind<br />

sie...<br />

A: Stark gestiegen (++); mässig gestiegen (+); nahezu unverändert geblieben; eher zurückgegangen<br />

(-); deutlich zurückgegangen (--); weiss nicht; keine Antwort<br />

2.2 Erwartete Preisentwicklung<br />

F: Wie werden sich Ihrer Ansicht nach die Preise in den kommenden 12 Monaten entwickeln?<br />

Werden sie ...<br />

A: Stark steigen (++); mässig steigen (+); nahezu unverändert bleiben; eher zurückgehen (-);<br />

deutlich zurückgehen (--); weiss nicht; keine Antwort<br />

3.1 Sicherheit der Arbeitsplätze<br />

F: Wie hat sich Ihrer Ansicht nach die Sicherheit der Arbeitsstellen entwickelt? Ist sie...<br />

A: Deutlich unsicherer (--); etwas unsicherer (-); etwa wie bisher; etwas sicherer (+); deutlich<br />

sicherer (++); weiss nicht; keine Antwort<br />

3.2 Erwartete Arbeitslosenzahl<br />

F: Wie wird sich Ihrer Ansicht nach die Zahl der Arbeitslosen in der Schweiz in den kommenden<br />

12 Monaten entwickeln? Die Zahl wird...<br />

A: Stark steigen (++); leicht steigen (+); in etwa gleich gleiben; leicht zurückgehen (-); stark<br />

zurückgehen (--); weiss nicht; keine Antwort.<br />

4.1 Vergangene finanzielle Lage<br />

F: Wie hat sich Ihrer Ansicht nach die finanzielle Lage Ihres Haushalts in den letzten 12 Monaten<br />

entwickelt? Hat sie sich ...<br />

A: Wesentlich verbessert (++); etwas verbessert (+); in etwa gleich geblieben; etwas verschlechtert<br />

(-); wesentlich verschlechtert (--); weiss nicht; keine Antwort<br />

4.2 Erwartete finanzielle Lage<br />

F: Wie wird sich Ihrer Ansicht nach die finanzielle Lage Ihres Haushalts in den kommenden<br />

12 Monaten entwickeln? Wird sie sich ...<br />

A: Wesentlich verbessern (++); etwas verbessern (+); in etwa gleich bleiben; etwas verschlechtern<br />

(-); wesentlich verschlechtern (--); weiss nicht; keine Antwort


392 Anhang<br />

5.1 Aktuelle Situation: Sparen/Schulden<br />

F: In der heutigen Wirtschaftslage gibt es Haushalte, die können Geld <strong>auf</strong> die Seite legen,<br />

während andere mit ihrem Verdienst gerade zurecht kommen, aber viele auch Schulden machen<br />

müssen. Wie ist <strong>das</strong> bei Ihnen?<br />

A: Sind daran, Schulden zu machen (--); greifen ein bisschen die Reserve an (-); kommen<br />

mit dem Einkommen gerade aus; können etwas Geld <strong>auf</strong> die Seite legen (+); können ziemlich<br />

Geld <strong>auf</strong> die Seite legen (++); weiss nicht; keine Antwort<br />

5.2 Zeitpunkt für grössere Anschaffungen<br />

F: Glauben Sie, <strong>das</strong>s es jetzt eine gute Zeit ist, grössere Anschaffungen (grössere Haushaltgeräte,<br />

Möbel, Auto, usw.) zu tätigen?<br />

A: Ja, der Augenblick ist eher günstig (+); halb, halb: der Augenblick ist weder günstig noch<br />

ungünstig; nein, der Augenblick ist eher ungünstig, es ist besser, den K<strong>auf</strong> <strong>auf</strong>zuschieben (-);<br />

weiss nicht; keine Antwort<br />

5.3 Erwartete Situation: Sparen/Schulden<br />

Wie wahrscheinlich ist es, <strong>das</strong>s Sie in den kommenden 12 Monaten Geld sparen werden?<br />

Sehr wahrscheinlich (++); Recht wahrscheinlich (+); Unwahrscheinlich (-); Sehr unwahr-<br />

scheinlich (--); weiss nicht; keine Antwort.


Anhang 393<br />

�<br />

Abbildung 113: Zusammensetzung des repondi Online Panels in der Schweiz<br />

Quelle: Respondi.com


394 Anhang<br />

Branche F<br />

Bekleidung <br />

Lebensmittel<br />

Test bei unabhängigen Stichproben<br />

Levene-Test der Varianzgleichheit<br />

T-Test für die Mittelwertgleichheit<br />

Signifikanz<br />

T df Sig. (2-seitig)<br />

Mittlere<br />

Differenz<br />

Wichtigkeit Profilierung<br />

Varianzen sind gleich 9.98 0.002 7.141 498 0 0.03691 0.00517<br />

Varianzen sind nicht<br />

gleich 7.141 468.242 0 0.03691 0.00517<br />

Wichtigkeit Sparhinweise<br />

Varianzen sind gleich 1.608 0.205 -8.986 498 0 -0.02379 0.00265<br />

Varianzen sind nicht<br />

gleich -8.986 492.228 0 -0.02379 0.00265<br />

Wichtigkeit Marke Varianzen sind gleich 42.294 0.000 8.541 498 0 0.06078 0.00712<br />

Varianzen sind nicht<br />

gleich 8.541 406.825 0 0.06078 0.00712<br />

Wichtigkeit Mehrwert Varianzen sind gleich 9.939 0.002 -0.134 498 0.893 -0.00082 0.00607<br />

Varianzen sind nicht<br />

gleich -0.134 464.626 0.893 -0.00082 0.00607<br />

Wichtigkeit Preis Varianzen sind gleich<br />

Varianzen sind nicht<br />

5.444 0.020 -6.025 498 0 -0.08309 0.01379<br />

gleich -6.025 483.718 0 -0.08309 0.01379<br />

Wichtigkeit Profilierung<br />

Varianzen sind gleich<br />

Varianzen sind nicht<br />

9.43 0.002 7.786 487 0 0.06052 0.00777<br />

gleich 7.796 468.149 0 0.06052 0.00776<br />

Wichtigkeit Sparhinweise<br />

Varianzen sind gleich<br />

Varianzen sind nicht<br />

6.675 0.010 -4.369 487 0 -0.01422 0.00326<br />

gleich -4.374 472.62 0 -0.01422 0.00325<br />

Wichtigkeit Marke Varianzen sind gleich 0.233 0.630 7.981 487 0 0.06851 0.00858<br />

Varianzen sind nicht<br />

gleich 7.985 484.818 0 0.06851 0.00858<br />

Wichtigkeit Mehrwert Varianzen sind gleich 14.266 0.000 3.049 487 0.002 0.02728 0.00895<br />

Varianzen sind nicht<br />

gleich 3.053 470.332 0.002 0.02728 0.00894<br />

Standardfehler der<br />

Differenz<br />

Wichtigkeit Preis Varianzen sind gleich 1.683 0.195 -8.164 487 0 -0.14208 0.0174<br />

Varianzen sind nicht<br />

gleich -8.166 486.283 0 -0.14208 0.0174<br />

Tabelle 43: T-Test zum <strong>Einfluss</strong> des Sparstimulus <strong>auf</strong> die Relevanz der Produkteigenschaften in zwei<br />

Branchen.


Anhang 395<br />

�<br />

Fragebögen<br />

Die Befragung wurde online durchgeführt. Aus Raumgründen (41 Screenshots) wird<br />

dar<strong>auf</strong> verzichtet, ihn an dieser Stelle vollständig abzubilden.<br />

Die Quellen der Konstrukte sind in Kapitel 7.3 detailliert <strong>auf</strong>geführt. Jedes Einzelstatement<br />

wird darüber hinaus in Kapitel 11.2 offengelegt. Ferner sind die Fragebögen<br />

unter den folgenden Links dauerhaft einzusehen.<br />

http://www.eink<strong>auf</strong>sverhalten.ch/lehg1/index.html<br />

Kennwort: 22A5MX<br />

Abbildung 114: Screenshot zur Lebensmittelbefragung


396 Anhang<br />

http://www.eink<strong>auf</strong>sverhalten.ch/modeg1/index.html<br />

Kennwort: 227QRP<br />

Abbildung 115:Screenshot zur Bekleidungsbefragung


Anhang 397<br />

�<br />

Beschreibung der fiktiven Händler im Experiment<br />

Abbildung 116: Beschreibung der fiktiven Händler (Lebensmittel)


398 Anhang<br />

��������������������������<br />

����������<br />

����������<br />

����������<br />

����������<br />

���������<br />

�����<br />

�� �� �� �� �� �� �� �� �� ��� ��� ��� ��� ��� ��� ��� ��� ��� ��� ���<br />

Abbildung 117: Scree Plot des Ward Cluster Algorithmus<br />

Quelle. Eigene Darstellung<br />

���������������


Literaturverzeichnis 399<br />

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Lebensl<strong>auf</strong> 439<br />

Curriculum Vitae Maximilian Weber<br />

geboren am 30. September 1982 in Olpe, Deutschland<br />

Ausbildung<br />

2007 – 2011 Universität St.Gallen, St.Gallen, Schweiz<br />

Doktorandenstudium<br />

2003 – 2007 EBS Universität – European Business School, Oestrich-Winkel,<br />

Deutschland<br />

Studium der Betriebswirtschaftslehre<br />

Schwerpunkte: Marktorientierte Unternehmensführung,<br />

Finanzen und Banken<br />

Abschluss: Diplom-K<strong>auf</strong>mann<br />

Master of Science in Business Administration<br />

2006 Singapore Management University (SMU), Singapur<br />

Auslandssemester<br />

2005 San Diego State University (SDSU), San Diego, Kalifornien, USA<br />

Auslandssemester<br />

1994 – 2002 St. Franziskus Gymnasium, Olpe, Deutschland<br />

Abitur<br />

Berufserfahrung<br />

seit 2010 Forschungszentrum für Handelsmanagement (IRM-HSG),<br />

Universität St.Gallen, St.Gallen, Schweiz<br />

Leiter Kompetenzzentrum Retail Branding<br />

2007 – 2010 Forschungszentrum für Handelsmanagement (IRM-HSG),<br />

Universität St.Gallen, St.Gallen, Schweiz<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

2006 Procter & Gamble Service GmbH, Köln, Deutschland<br />

Praktikum im Brand Management<br />

2005 Mercedes Benz, San Diego, Kalifornien, USA<br />

Trainee im Business Development<br />

2005 Deutsche Bank AG, Frankfurt am Main, Deutschland<br />

Praktikum im Private Wealth Management<br />

2005 Batten & Company (BBDO Consulting), München, Deutschland<br />

Praktikum in der Strategie und Markenberatung<br />

2004 FPD Savills, Frankfurt am Main, Deutschland<br />

Praktikum in der Immobilieninvestition (Retail)<br />

2004 Krombacher Brauerei, Krombach, Deutschland<br />

Praktikum im Marketing-Controlling<br />

1994 – 2004 Klaus Hageleit GmbH, Olpe, Deutschland<br />

Mitarbeiter im Marketing- und IT-Management (Retail)

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