einfluss der scholastik auf die theologische entwicklung des ...
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Epoche von <strong>der</strong> „Weltstadt“ Bagdadangezogen.In Byzanz dagegen war nach denkirchlichen Auseinan<strong>der</strong>setzungengegen <strong>die</strong> Häresien <strong>des</strong> Arius undspäter <strong>der</strong> Nestorianer, jeweils im 3.und 4. Jahrhun<strong>der</strong>t, das Experimentmit <strong>der</strong> Philosophie gescheitert und<strong>die</strong> staatliche Kirche von Byzanzhatte keinen Bedarf sich weiterhinmit <strong>der</strong> Philosophie auseinan<strong>der</strong>zusetzen.Darum sahen viele Philosophenund Wissenschaftler jener Zeitihre Chance im arabischen Raum,wo <strong>die</strong> kulturelle Entwicklung invollem Gange war.Die Wissenschaftler und Übersetzerwaren zuerst keine an<strong>der</strong>en als <strong>die</strong>Christen im Vor<strong>der</strong>en Orient und inByzanz, Orthodoxe wie auch Nestorianer,<strong>die</strong> ihre Religion und Kulturüberwiegend in <strong>der</strong> griechischenSprache ausübten. Vor allem <strong>die</strong>Christen aus Antiochien und O<strong>des</strong>sa,<strong>der</strong> heutigen Süd-Türkei, fandenihren Weg nach Bagdad, um griechischePhilosophie zu lehren und<strong>die</strong> entsprechende Literatur in <strong>die</strong>arabische Sprache zu übersetzen.Sie waren es, <strong>die</strong> den Grundsteinfür <strong>die</strong> großen Wissenschaftler <strong>des</strong>neunten, zehnten und elften Jahrhun<strong>der</strong>tslegten.Diese Epoche sah viele Wissenschaftlerin <strong>der</strong> islamischen Welt<strong>auf</strong>kommen, <strong>die</strong> wissenschaftlicheGrundlagenarbeit geleistet haben,und <strong>die</strong> bis in unsere Zeit nachwirken.Zu ihnen gehören u. a.:a) Al-Farabi (870-950), Begrün<strong>der</strong><strong>des</strong> Aristotelismus <strong>der</strong> Neu-Zeit 4 ,b) Avicenna (980-1037), <strong>der</strong> großeDialektiker und MedizinerDiese wichtige Zeitepoche, in <strong>der</strong><strong>die</strong> Universal-Wissenschaften (d.h.<strong>die</strong> Beziehung komplexer Fragenzueinan<strong>der</strong>: Gott, Mensch, Schöpfung,Medizin, Rechtsfragen, Astronomieusw.) entstanden sind,führte dazu, dass <strong>die</strong> Universitätengegründet wurden. Bemerkenswertist dabei, dass <strong>die</strong> ersten Universitätenbereits im 9. und 10. Jhd. in<strong>der</strong> islamischen Welt entstandensind und nicht, wie oft fälschlicherWeise dargestellt wird, im christlichenEuropa. Hierzu gehören:a) Die große Bibliothek von Bagdad(Ende 8. Jhd.)b) Die Universität in Qairawan, demheutigen Tunesien (9. Jd.), undc) in Kairo, <strong>die</strong> Al-Azhar Universität(10. Jhd.).Erst zwei Jahrhun<strong>der</strong>te später wurdendann <strong>die</strong> Universitäten in Bologna,Paris und Oxford zwischendem 11. und 13. Jhd. gegründet.DAS PLÖTZLICHE ENDE DER SCHOLAS-TIK IN DER ISLAMISCHEN EPOCHEDoch im Zeitalter <strong>des</strong> islamischenAufbruchs wurden schon bald <strong>die</strong>Weichen gestellt, dass <strong>die</strong> wissenschaftlicheRevolution im Islam zueinem abrupten Stillstand kam,<strong>der</strong> in <strong>der</strong> finsteren Orthodoxie<strong>der</strong> Scharia endete. Denn während<strong>die</strong> Wissenschaften in Bagdad undan<strong>der</strong>swo in <strong>der</strong> islamischen Welt<strong>auf</strong>blühten, entstand unter denal-Ash‘aria <strong>der</strong> Rückzug aus <strong>der</strong>Scholastik mit ihrer spekulativenFragestellung gegenüber Gott, seinerExistenz und seiner Schöpfung.Somit wurde bei <strong>die</strong>sen neuen Religionsverfechternjede Disziplin <strong>der</strong>84 Band/Vol. IV (2009) - STUTTGARTER THEOLOGISCHE THEMEN