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Zivildienst in Russland - ein Randphänomen?

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E<strong>in</strong>e Frau gegen das Militär<br />

Im Gespräch Elena Popova<br />

Kaum e<strong>in</strong>e andere Persönlichkeit ist mit den Anfängen und Anstrengungen des <strong>Zivildienst</strong>es<br />

so vertraut wie Elena Popova. Nach fünf Jahren Pressearbeit für die Soldatenmütter St. Petersburg<br />

engagiert sie sich heute als unabhängige und militärkritische Aktivist<strong>in</strong> für die Rechte<br />

von Wehrpflichtigen, die sich bewusst gegen den Militärdienst und für e<strong>in</strong>en alternativen <strong>Zivildienst</strong><br />

entscheiden. Sie ist e<strong>in</strong>e Expert<strong>in</strong>, die über die Lage der <strong>Zivildienst</strong>leistenden nicht<br />

aus Statistiken oder Büchern weiß, sondern unmittelbar an ihren Problemen Anteil nimmt und<br />

vielfältige Unterstützung bietet. Auf ihrem Weg zum <strong>Zivildienst</strong> steht Sie den jungen Männer mit<br />

Rat und Tat zur Seite, organisiert Sem<strong>in</strong>are, hilft bei Anträgen und begleitet sie zu den gefürchteten<br />

Term<strong>in</strong>en bei der staatlichen E<strong>in</strong>berufungskommission. Im Rahmen ihrer eigenständigen<br />

Öffentlichkeitsarbeit pflegt sie mehrere Gruppen <strong>in</strong> den sozialen Medien und veröffentlicht<br />

dort regelmäßig Sendungen, <strong>in</strong> denen sie mit zugeschalteten Gästen rund um das Thema Wehrdienstverweigerung<br />

und <strong>Zivildienst</strong> spricht. Bei all ihren Bemühungen folgt sie stets der Devise,<br />

dass niemand gegen se<strong>in</strong>en Willen, <strong>in</strong> die Armee e<strong>in</strong>gezogen werden kann. Ihre Erfahrung, ihr<br />

praktisches Wissen sowie ihr direkter Kontakt mit den <strong>Zivildienst</strong>leistenden machten sie zu e<strong>in</strong>er<br />

<strong>in</strong>teressanten und überaus sympathischen Interviewpartner<strong>in</strong>, die <strong>in</strong> unserem Gespräch<br />

über die erlebten Schwierigkeiten berichtet.<br />

Frau Popova, warum haben Sie sich dafür<br />

entschieden, ihre Arbeit unabhängig von<br />

der Organisation der Soldatenmütter fortzusetzten?<br />

Zum e<strong>in</strong>en wollte ich mich ausschließlich auf<br />

die Problematik der bewussten Wehrdienstverweigerung<br />

bzw. des <strong>Zivildienst</strong>es fokussieren.<br />

Da die Soldatenmütter <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />

e<strong>in</strong>e Menschenrechtsorganisation ist, die mit<br />

vielen verschiedenen Rechtsverletzungen,<br />

unter anderem auch von Wehrpflichtigen, die<br />

bereits <strong>in</strong> der Armee dienen, betraut wird, war<br />

me<strong>in</strong> persönliches Anliegen, die jungen Leute<br />

bei ihrer bewussten Wehrdienstverweigerung<br />

zu unterstützen, <strong>in</strong> gewisser Weise e<strong>in</strong>geschränkt.<br />

Zum anderen wollte ich, entsprechend<br />

diesem Anliegen, nicht nur Anlaufstelle<br />

für die Wehrpflichtigen se<strong>in</strong>, sondern aktiv<br />

und im Vorfeld für die Ideale der Wehrdienstverweigerer<br />

e<strong>in</strong>treten und e<strong>in</strong>e Bewegung<br />

<strong>in</strong> Gang br<strong>in</strong>gen, die letztendlich und damit<br />

grundsätzlich gegen die E<strong>in</strong>berufung gerichtet<br />

ist. Deshalb haben me<strong>in</strong>e politischen und<br />

militärkritischen Aktionen auf der Straße und<br />

<strong>in</strong> den sozialen Medien oft offizielle Beschwerden<br />

seitens der Wehrkommissariate nach sich<br />

gezogen, die der ganzen Organisation geschadet<br />

haben.<br />

Was genau hat Sie auf diese spezielle Thematik<br />

gebracht? Warum engagieren Sie sich<br />

heute so leidenschaftlich für diese jungen<br />

Männer?<br />

Im Pr<strong>in</strong>zip habe ich schon immer mit den<br />

Ideen des Pazifismus sympathisiert. Zu Sowjetzeiten<br />

galten Pazifisten jedoch als naive<br />

Idealisten und wurden absolut nicht ernst genommen,<br />

weshalb ich das damals selbst als<br />

etwas nicht Reales ver<strong>in</strong>nerlicht habe. Als ich<br />

aber Bekanntschaft mit den Soldatenmüttern<br />

<strong>in</strong> St. Petersburg gemacht und an ihrem Sem<strong>in</strong>ar<br />

über Menschenrechte teilgenommen<br />

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