27.11.2015 Views

Mitarbeiter

21izDF7

21izDF7

SHOW MORE
SHOW LESS

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

PSCA Heft 5 (Apr 2015) – ISSN 2306-5907<br />

rischen Berater in solchen Situationen die<br />

fachlichen Fundamente fehlen, ist er gezwungen,<br />

die Meinung von Interessengruppen unkritisch<br />

zu übernehmen. Das kann in politischer<br />

Phrasendrescherei und in Textbausteinen<br />

enden, die sich längst verselbstständigt<br />

haben. Allzu leicht gehen politische Statements<br />

dann über die Köpfe von Bürgern und<br />

Interessengruppen hinweg.<br />

Die Aufgaben eines parlamentarischen Beraters<br />

Das Tagesgeschäft des parlamentarischen<br />

Beraters ist zunächst, die Debattenverläufe<br />

seines fachlichen Zuständigkeitsbereichs zu<br />

verfolgen. Das heißt insbesondere, die Verlautbarungen<br />

der Landesregierung, der politischen<br />

Mitbewerber und der Interessenverbände<br />

zur Kenntnis zu nehmen. Ergänzend<br />

sind Zahlen, Daten und Fakten zu den aktuell<br />

im politischen Fokus stehenden Themen zu<br />

recherchieren und zu bewerten. Durch kleine<br />

oder große parlamentarische Anfragen an die<br />

Landesregierung können darüber hinaus auch<br />

schwer zugängliche Fachinformationen gewonnen<br />

werden.<br />

Fraktionsintern sind in der Regel monatlich<br />

tagende Facharbeitskreise vorzubereiten. Hier<br />

werden fachpolitische Entscheidungsvorlagen,<br />

wie zum Beispiel Anträge und Gesetzentwürfe,<br />

besprochen. Die Fraktionssitzung ist das<br />

höchste Entscheidungsgremium einer Fraktion.<br />

Die von einem Abgeordneten in Zusammenarbeit<br />

mit dem zuständigen parlamentarischen<br />

Beratern entworfenen Gesetzentwürfe<br />

und Anträge müssen auch in diesem Gremium<br />

beraten, überarbeitet und abgestimmt werden.<br />

Erst danach können sie auf die Tagesordnung<br />

der parlamentarischen Fachausschussund<br />

Plenarsitzungen gesetzt werden. Diese<br />

Abstimmungsprozedur ist notwendig, damit<br />

die Fraktion mehrheitlich hinter der politischen<br />

Initiative steht.<br />

Zur Unterstützung der Öffentlichkeitsarbeit<br />

der Fraktion entwirft der parlamentarische<br />

Berater allgemeinverständliche Texte für Pressemitteilungen<br />

und für die sozialen Medien. Er<br />

organisiert Vor-Ort-Veranstaltungen angefangen<br />

von der Ansprache geeigneter Referenten<br />

bis zur Buchung von Räumlichkeiten. Weiterhin<br />

gehört das Vorbereiten oder das Verfassen<br />

von politischen Reden zu seinen Kernaufgaben.<br />

Darüber hinaus hält er sich durch Lektüre von<br />

Fachbüchern, Fachzeitschriften und Gutachten<br />

sowie durch den Besuch von Tagungen auf<br />

dem Laufenden.<br />

Die Qualitäten eines parlamentarischen Beraters<br />

Ein parlamentarischer Berater sollte wissenschaftlich<br />

arbeiten können. Besonders wichtig<br />

ist, Meinung und Fakten auseinanderzuhalten.<br />

Allzu oft kommen politische Meinungspapiere<br />

im Tarnmantel einer wissenschaftlichen Studie<br />

daher. Auch hier hilft die einschlägige Sachkenntnis<br />

dem Berater zu erkennen, welche<br />

Argumente weggelassen oder in einen sinnverändernden<br />

Kontext gesetzt wurden.<br />

Ein parlamentarischer Berater sollte sich unwissenschaftlich<br />

ausdrücken können. Politische<br />

Statements sollen von jedermann verstanden<br />

werden. Die Medien wollen von den<br />

Abgeordneten Statements von 15 bis 30 Sekunden<br />

Länge. Hier bleibt kein Raum für Fachausführungen.<br />

Vielleicht haben der parlamentarische<br />

Berater und der Abgeordnete die<br />

Problematik gemeinsam so tief durchdrungen,<br />

dass ein Sprachbild gefunden wurde, das die<br />

Kritik bzw. das Anliegen auf den Punkt bringt.<br />

Ein parlamentarischer Berater sollte politisch<br />

argumentieren, aber kein Gesinnungspolitiker<br />

sein. Zwischen dem parlamentarischen Berater<br />

und dem Abgeordneten besteht eine Arbeitsteilung.<br />

Ersterer bereitet die Meinungsbildung<br />

vor, indem er Fakten recherchiert die<br />

für und gegen die parteipolitische Programmatik<br />

sprechen. Er rät zu einer politischen<br />

Positionierung, zeigt aber auch alternative<br />

Haltungen auf. Letzterer bildet sich seine Meinung<br />

und entscheidet kraft seines Mandates<br />

über die politische Stoßrichtung. Ersterer<br />

denkt in Details und Feinheiten, damit letzterer<br />

in der politischen Debatte die großen Linien<br />

aufzeigen kann. Ersterer hat ein weites<br />

Gesichtsfeld und müht sich um anhaltende<br />

Objektivität. Letzterer legt sich auf eine politische<br />

Haltung fest und kämpft dann wie ein<br />

Löwe. Mit dieser Aufteilung sollte der parlamentarische<br />

Berater als im Regelfall politisch<br />

bewegter Mensch leben können oder besser<br />

selbst für ein Mandat kandidieren.<br />

11

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!