Wirtschaftsregion Kassel-Marburg-Nordhessen
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Reemt Bernert<br />
IM SINNE VON KLIMASCHUTZ UND NACHHALTIGKEIT –<br />
DEZENTRALE ENERGIETECHNOLOGIEN<br />
38<br />
Atomkraft raus, Wind und Sonne rein – das ist der Kern -<br />
gedanke der deutschen Energiewende. Gründe für diesen<br />
Weg gibt es viele: Erneuerbare Energien sind sauber, sie<br />
vermeiden Treibhausgase und Schadstoffe und vermindern<br />
dadurch den Treibhausgaseffekt und Gesundheits -<br />
belastungen. Angesichts steigender Preise für Öl, Gas und<br />
Kohle wachsen darüber hinaus auch die ökonomischen<br />
Vorteile der immer effizienter werdenden Erneuerbare-<br />
Energie-Anlagen.<br />
Mit Blick auf die kommenden Generationen sollte es An -<br />
sporn genug sein, mithilfe der Erneuerbaren die Klima -<br />
erwärmung zu stoppen: Doch laut Internationaler Ener gie -<br />
agentur haben erst 40 Staaten konkrete Ziele zur Abgasminderung<br />
eingereicht. Die Klimaschutzziele reichten<br />
nicht aus, die zu erwartende globale Erwärmung auf unter<br />
zwei Grad zu begrenzen, so die Experten. Nur, wenn be -<br />
reits 2020 beim Ausstoß von Treibhausgasen der Höhe -<br />
punkt erreicht würde, könnten Wind, Sonne und Wasser -<br />
kraft schon in 15 Jahren weltweit Kohle und Öl als wich -<br />
tigste Energiequellen bei der Stromerzeugung ablösen.<br />
Deutschland übernahm mit seinem Energiekonzept 2050<br />
von Beginn an eine Vorreiterrolle. Die Parole lautete:<br />
Deutschland in eine der energieeffizientesten, innovativs -<br />
ten und umweltfreundlichsten Volkswirtschaften der Welt<br />
zu wandeln – ohne den Innovations- und Technologie -<br />
standort Deutschland langfristig zu schwächen sowie wett -<br />
bewerbsfähige Energiepreise bei hohem Wohlstands -<br />
niveau zu gewährleisten. Energiewende als Export schlag er.<br />
Das konkrete Ziel, den Anteil erneuerbarer Energie bis<br />
2020 bundesweit auf 18 Prozent zu steigern, zeigt sich in<br />
der Bestandsaufnahme als äußerst ehrgeizig.<br />
<strong>Nordhessen</strong> heftete sich früh an die Fersen der Idee von<br />
Nachhaltigkeit und Klimaschutz, denn die Infrastruktur war<br />
gegeben: Zum einen gab es in der Region Unternehmen,<br />
die über großes Know-how in der Fotovoltaik, Solarthermie<br />
und Kraft-Wärme-Kopplung verfügten. Zum anderen<br />
arbeiteten hier universitätsnahe Institute, die sich bereits<br />
in den 1990er-Jahren mit anwendungsnaher Forschung<br />
zur Elektro- und Systemtechnik im Bereich erneuerbarer<br />
Energieträger beschäftigten.<br />
Flankiert werden diese Forderungen von Untersuchungen,<br />
die das in <strong>Kassel</strong> ansässige Fraunhofer-Institut für Wind -<br />
energie und Energiesystemtechnik (IWES) mit mehreren<br />
nordhessischen Stadtwerken vorgenommen hat. Im Fokus<br />
stand die Frage, wie die Stromversorgungssysteme in<br />
<strong>Nordhessen</strong> hin zu dezentralen Erzeugungstechnologien<br />
verändert werden können und welche Chancen durch<br />
eine solche Dezentralisierung bestehen.<br />
Das Ergebnis ist auch hier eindeutig: Die Umstellung auf<br />
eine weitestgehend dezentrale und erneuerbare Strom -<br />
erzeugung in der Region rund um <strong>Kassel</strong> ist nicht nur<br />
möglich. Die Region kann deutlich Kohlendioxidemissionen<br />
einsparen. Und auch ökonomische Gründe sprechen<br />
dafür: Statt Mittel aus der Region abfließen zu lassen, kann<br />
ein Großteil der sonst anfallenden Importkosten durch<br />
den Zubau von erneuerbaren Energien vor Ort gehalten<br />
werden.<br />
Jobtechnisch ist die Energiewende ein Glücksfall: Die<br />
Region postulierte das Ziel, bis zum Jahr 2025 rund 33 000<br />
Arbeitsplätze und eine entsprechende Infrastruktur im<br />
Bereich der erneuerbaren Energien und Energieeffizienz<br />
zu schaffen. 14 000 Arbeitsplätze sind inzwischen entstanden,<br />
schon heute ist die Region ein wichtiger Standort<br />
für Anwendung, für Forschung und Entwicklung sowie<br />
Produktion und Dienstleistung im Bereich dezentraler<br />
Energieversorgungssysteme und Energieeffizienz. Zu<br />
dieser Einschätzung kommt eine Studie des Kompetenz -<br />
netzwerks Dezentrale Energietechnologien (deENet e. V.),<br />
dem 120 Unternehmen angehören.<br />
Auch in der dezentralen Energieversorgung geht es vorwärts:<br />
Mehr als ein Drittel des Stroms, der in <strong>Nordhessen</strong><br />
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