Pharmaceutical Tribune 05/2018

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2 AKTUELL | POLITIK | WIRTSCHAFT Pharmaceutical Tribune | Nr. 5 | 21. März 2018 KURZ GEMELDET PMU: Ehrennadel für Apotheker Mag. Thomas Veitschegger, Vizepräsident des Österreichischen Apothekerverbandes, und Priv.- Doz. Mag. DDr. Philipp Saiko, Vorstand im Apothekerverband, wurden am 1. März mit der Ehrennadel der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg ausgezeichnet. Veitschegger ist bereits seit 2012 für die Kooperation mit der PMU verantwortlich, ihm ist es zu verdanken, dass das Projekt nicht nur vom Apothekerverband, sondern auch von der Industrie unterstützt und realisiert werden konnte. Saiko war maßgeblich daran beteiligt, ein innovatives Curriculum zu entwickeln, das die Anforderungen an Pharmazeuten in der Offizin und in der Industrie gleichermaßen berücksichtigt. Veitschegger und Saiko freuen sich über die Auszeichnung. Elektronischer Impfpass kommt Alle in Österreich verabreichten Impfungen sollen ab 2019 in der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) erfasst werden. Ein entsprechender Antrag der NEOS wurde im Gesundheitsausschuss des Nationalrates von den Regierungsparteien angenommen. Das Ministerium kann dann anonymisiert die Zahlen auslesen. Bis Redaktionsschluss hatte das Gesetz noch nicht das Plenum des Nationalrates passiert. Gesundheitsministerin Mag. Beate Hartinger-Klein kündigte dennoch an, die Frage der Finanzierung bei der nächsten Bundeszielsteuerungskommision im April mit Bund, Ländern und Sozialversicherungen zu besprechen. APA Wie sicher sind OTC-Arzneien APOTHEKERVERBAND ■ Die IHS-Studie zur Marktliberalisierung durchforstete auch die rezeptfreien Arzneimitteln. Ein Apothekenvorbehalt dürfte in vielen Fällen die Sicherheit MAG. ANITA GROSS Sicherheitsprofil des Arzneimittels Sicher, wenn normal angewendet, aber potenzielle schwerwiegende Nebenwirkungen, wenn in Kombination mit bestimmten RxA konsumiert Kann von den meisten Personen sicher angewendet werden, aber potenzielle schwerwiegende Nebenwirkungen bei älteren Personen oder Personen mit schweren Begleiterkrankungen Kann von den meisten Personen sicher angewendet werden, aber potenzielle schwerwiegende Nebenwirkungen bei Kindern In seltenen Fällen (
Pharmaceutical Tribune | Nr. 5 | 21. März 2018 AKTUELL | POLITIK | WIRTSCHAFT 3 im Supermarkt? empirische Evidenz zur Sicherheit von erhöhen – sofern die Beratung stimmt. nahmen bzw. Missbrauch von NVA, das sie u.a. auf den freien AM-Zugang zurückführen. Mehr als die Hälfte der Befragten sprach sich daher für eine Neueinstufung bestimmter NVA als verschreibungspflichtig aus. Heikle NVA-Gruppen Zu den bedeutendsten NVA-Gruppen gehören Analgetika, speziell NSAR. Hierzu zitieren die IHS-Autoren u.a. eine Studie aus den Niederlanden (Koffemann et al., 2014), wonach in einer Stichprobe von Hochrisikopatienten (Personen mit KI und/oder über 70 Jahre) 13 Prozent in den letzten vier Wochen rezeptfreie NSAR konsumiert hatten. Bei rezeptfreien Husten- und Erkältungsmitteln, die speziell in den USA relativ leicht zugänglich sind, zeigten empirische Untersuchungen, dass 3,7 Prozent von zwölf- bis 17-jährigen Jugendlichen bereits NV-Husten- bzw. Erkältungsmittel konsumiert haben, um sich zu berauschen (vgl. Ford, 2009). Weitere Daten aus den USA zeugen, v.a. bei Personen mit Essstörungen, von Laxanzienmissbrauch. Die Prävalenz liegt laut diverser Studien in dieser Patientengruppe zwischen zehn und 60 Prozent. Spitalsaufnahmen durch NVA Eine deutsche Studie (Schmiedl et al., 2014) zeigte, dass 3,9 Prozent der AM-bedingten Spitalsaufnahmen in Zusammenhang mit Selbstmedikation standen. Das entspricht etwa 0,1 Prozent aller Spitalsaufnahmen, wovon rund die Hälfte (0,058 Prozent) auf NVA zurückzuführen war (die andere Hälfte auf Selbstmedikation mit früher verordneten RxA). Legt man die Zahlen auf Österreich um, so ergeben sich rund 5,6 Millionen Euro jährlich an Kosten durch NVA-verursachte Spitalsaufnahmen, weisen die Autoren darauf hin, dass selbst bei bestehender Regulierung des NVA-Vertriebs Kosten entstünden. Auch mit dem Wissen zu NVA hapert es. Eine Studie zum Informationsstand von italienischen Konsumenten (Calamusa et al., 2012) zeigte etwa Folgendes: 30 Prozent verwechselten Gegenanzeigen und Nebenwirkungen und zwei von fünf (42 Prozent) NVA mit Generika. Bereit, für Qualität zu zahlen Da die empirische Evidenz auf mangelnde AM-Kompetenz hindeutet, untersuchten die Autoren auch, welche Rolle Apotheken in diesem Kontext spielen können. Laut mehreren Studien messen Konsumenten den Apotheken deswegen einen gewissen Wert bei, weil sie bessere Qualität und mehr Auswahl erwarten. Im Mittel gebe es für apothekerliche Beratungsleistungen eine Zahlungsbereitschaft von etwa sechs USD (4,8 Euro) pro Konsultation (Suh, 2000). Für eine detaillierte Beratung inklusive Rücksprache mit Ärzten zur Optimierung der AM-Therapie wären die Befragten bereit, 13 USD (10,5 Euro) bzw. 28 USD (22,6 Euro) für eine einmalige Konsultation samt einjährigem Monitoring zu zahlen (Larson, 2000). In den Niederlanden mit vergleichsweise niederschwelligem NVA-Zugang sprechen sich erstaunlich viele Befragte für eine Apothekenpflicht aus, je mehr sie mit konkreten Risiken von Schmerzmitteln konfrontiert werden (Brabers et al., 2013). Je nach Abstufung des Sicherheitsprofils liegt der Anteil bei bis zu 70 Prozent (siehe Tabelle). Selbst bei sehr geringem Risiko präferieren neun Prozent eine Verschreibungspflicht, 40 Prozent eine Apothekenpflicht, 45 Prozent den Vertrieb in Drogerien, aber nur fünf Prozent in Supermärkten und Tankstellen. Apotheker intervenieren Apotheker wenden unterschiedliche Strategien an, um Fehleinnahmen und Missbrauch von NVA zu vermeiden: Verweis auf Arztbesuch, Entfernen von heiklen Produkten aus der Sichtwahl, Verkaufsverweigerung, direktes Ansprechen der Problematik oder Behauptung, das Produkt nicht lagernd zu haben. Eine schottische Studie (MacFadyen et al., 2001) zeigte, dass 27 Prozent der befragten Apotheker „immer“ und 45 Prozent „oft“ intervenieren, wenn sie Fehleinnahme bzw. Missbrauch vermuten. Nur ein Prozent interveniert nie. Jedoch, so die Autoren, könnten diese Strategien Fehleinnahmen und Missbrauch nicht immer vorbeugen. Dies gelte v.a. dann, wenn die Beratung suboptimal durchgeführt wird. Dazu zitierten sie eine schottische Studie (Watson et al., 2008) zur Beratungsqualität von zum NVA-Verkauf ausgebildeten Apothekenassistenten. Zwar zeigten sich 83 Prozent bzw. 15 Prozent der Kunden zufrieden bzw. sehr zufrieden mit der Qualität der Beratung. Eine Ex-post-Analyse ergab jedoch große Mängel: Nur in 36 Prozent der Konsultationen wurde nach sonstigen eingenommenen AM gefragt, in 37 Prozent nach bestehenden Symptomen. Auf Basis der verfügbaren empirischen Evidenz könne man daher nicht beantworten, wie sehr die Beratung in Apotheken zur Vermeidung von UAW durch NVA beitragen kann. Das hänge „maßgeblich“ von der Qualität der Beratungsleistungen ab. Nichtsdestotrotz, schlussfolgern die Autoren, verdeutliche die Studienlage, dass Konsumenten den Apotheken im Kontext von AM-Sicherheit eine hohe Bedeutung beimessen. ■ *Czypionka et al. „Gesundheitsökonomische Analyse des Apothekensystems – Mit Fokus auf den Vertrieb von nichtverschreibungspflichtigen Arzneimitteln“, publ. Jänner 2018 IHR STARKER PARTNER IN DER HYPERTONIE Datum der Erstellung: 02/2018, AT1709706336 MITGEZÄHLT 400.000 Todesfälle durch resistente Bakterien könnte es bis 2050 jährlich in Europa geben. Experten warnen daher vor der falschen Ver schreibung und/oder falschen Einnahme von Antibiotika. 528.529 Personen hatten bis Redaktionsschluss das Volksbegehren DON’T SMOKE, eine Initiative der Wiener Ärztekammer und der Österreichischen Krebshilfe, unterzeichnet. Fachkurzinformationen auf Seite 22
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